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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Parkhaus” und “Autodiebe!”  aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Parkhaus" vom 27.06.2006

Normalisierte Grüße.

Inzwischen hat uns der Alltag wieder voll im Griff und die
Nachwirkungen der Donaureise sind vorbei. Trotzdem denke ich noch
oft an die Donaureise zurück, besonders an Wien. Wien hat mir
wirklich sehr gut gefallen. Falls ich mal von Stuttgart weg ziehen
sollte und an der Mosel keinen Unterschlupf fände, wäre Wien die
nächste Wahl. Nein, wir sind ja jetzt versorgt, mit der neuen Wohnung
und so weiter, aber manchmal macht man sich schon mal solche
Gedanken. Wien finde ich wirklich super, eine ideale Mischung aus
Gelassenheit, angenehmem Lebensgefühl aber auch etwas Edlem.
Man könnte sagen, eine Großstadt mit viel Gemütlichkeit. Zwei
Begriffe, die sich eigentlich einander ausschließen, hat Wien geschafft
miteinander zu verbinden, als sei es das Selbstverständlichste auf der
Welt. Richtig erklären kann ich das auch nicht, aber ich denke, sofern
Gott es zulässt, um es mal mit einer solche altmodischen
Umschreibung zu sagen, werden wir ganz bestimmt Wien noch öfter
besuchen.
Was nervt einen in diesen Wochen mehr, als die Fußball-WM?
Richtig, nichts! Ich kann ja noch verstehen, dass sich die
Fernsehkanäle in der Berichterstattung abwechseln und das ist ja auch
durchaus in Ordnung so. Was mir dann aber überhaupt nicht in den
Kopf gehen will ist, dass trotzdem die anderen Kanäle, die so gesehen
an diesem Tag keine Berichterstattung haben, laufend die WM
erwähnen und dann doch in jeder Nachrichtensendung 10 Minuten
über die WM berichten und dann auch noch zusätzliche
Fußballsendungen bringen. Das wird alles so künstlich aufgebauscht,
selbst in den Warenhäusern treffen Sie überall auf Fußball. Dann
ziehen oft johlende Fußballfans, meist Jugendliche, betrunken durch
die Straßen und machen Krawall. Zum Glück hier in der Wohngegend
nicht so sehr, wie an vielen anderen Stellen, aber ganz verschont
bleibt man auch hier nicht davon. Man kann es wirklich nicht mehr
hören und ich bin froh, wenn dieser WM-Zirkus vorbei ist. Auch
fahren unzählige Leute ständig mit Fahnen am Auto durch die
Gegend. Es erweckt den Eindruck, als wäre ein Großteil der
Menschen schlagartig bekloppt geworden, so als habe man der halben
Nation etwas ins Trinkwasser gemischt.

Sie werden es sicherlich als geizig oder altmodisch ansehen, aber ich
versorge alte leere Kugelschreiber wieder mit neuen Minen und mache
sie so wieder gebrauchstüchtig, anstatt sie wegzuwerfen. Das ist sicher
heute nicht mehr üblich, weil die meisten Leute die Kugelschreiber
gleich in den Müll schmeißen, wenn ihre Mine leer ist. Aber ich hatte
schon vor längerer Zeit hier in Stuttgart einen Schreibwarenladen
entdeckt, der solche normalen Ersatzminen sehr preiswert im 5-er-
Pack bietet und dafür kriegen Sie keinen neuen Kugelschreiber.
Gewiss wird man viele Kugelschreiber als Werbeteil irgendwo
kostenlos abgestaubt haben, aber Werbegeschenke dieser Art haben in
den letzten 5 Jahren erheblich nachgelassen. Bekam man früher noch
vielleicht zu den verschiedensten Gelegenheiten, wie Ausstellungen,
Messen, Geschäfts-Eröffnungen, Parteiwerbung oder von
Versicherungsvertretern so häufig Kugelschreiber mit Werbeaufdruck
geschenkt, dass man da im Jahr sicherlich auf 3 neue Kugelschreiber
kam, so ist diese Werbegeste in den letzten Jahren eingeschlafen.
Daher lohnt es sich auch heute wieder mehr, die alten Kugelschreiber
mit frischen Minen zu versehen. Ich zahle bei dem speziellen
Schreibwarenladen für einen 5er - Pack der einfachen
Kunststoffminen in blau oder schwarz nur 99 Cent, die aus Messing
sind 50 Cent teurer. Mir reichen die billigen Kunststoffminen, denn
von außen sieht man es dem Kugelschreiber ohnehin nicht an, ob jetzt
eine solche oder eine Messingmine drin ist. Schreiben tun beide gleich
gut und so kostet mich ein wieder für Jahre betriebsfähiger
Kugelschreiber etwa 20 Cent. Ein neu gekaufter kostet von dieser
Sorte zwischen 60 Cent und 1,50 Euro. Dieser Laden führt auch
Minen in etlichen Sonderfarben, wie rot, grün, violett, gelb, orange
und sogar in braun, diese Sonderminen sind aber erheblich teurer.

In der Schule in der Ludwigstraße gab es neulich kostenlose Vorträge
über Computer und Internet. Da wir gerade Zeit hatten, haben wir uns
gesagt, da gehen wir mal hin. Nun waren die Vortragsthemen doch
sehr auf das Internet ausgerichtet, wie wir feststellen mussten und
besonders für all jene interessant, die selbst eigene Seiten im Internet
betreiben. Trotzdem war es auch für uns sehr informativ. So gibt es im
Internet ja Firmen, auf deren Werbe-Seiten können Inhaber von
eigenen Internet-Seiten ihre Seiten umlenken oder sogar ihre eigenen
Seiten zum Verkauf anbieten. Selbst wenn man wenig surft, gerät man
immer wieder mal auf eine solche Seite, die zu solchen
Seitenverkaufs-Diensten verschoben ist. Dann erhalten die pro
Anklicken dieser Werbeverlinkungen, die über ihre Seiten gekommen
sind einen geringen Betrag, vielleicht 1 Cent. Viele Leute glauben,
dass sie damit gut nebenbei verdienen könnten. Der Vortragende,
selbst ein Internetspezialist, sagte aber, dass dies meist ein großer
Trugschluss sei. Die Inhaber der Weiterleitungs-Werbeseiten, die
verdienen in jedem Fall daran, weil die für jeden Klick, den einer ihrer
tausender Kunden auf die weiterführenden Werbeangebote macht
dann gleich 10 Cent bekommen oder sogar einen festen Monatsbetrag
und die konzentrieren diese Klicks ja gewissermaßen von
zigtausenden Kunden, die da mitmachen. Der kleine Betreiber, der
aber nur eine Seite dorthin umgelenkt hat, verdient in aller Regel
kaum etwas daran, selbst dann nicht, wenn er eine Seite mit einem
sehr guten Namen hat, die sehr oft besucht wird. Das ist eigentlich
auch logisch und kommt daher, weil wenn jetzt wirklich noch viele
Besucher seiner Seite sehen, dass sie dort zu etwas ganz anderem hin
weitergeleitet werden, als sie unter diesem Begriff erwartet hatten,
was nur Werbung für alles mögliche an anderen Seiten ist, dann
kommen diese Seitenbesucher ab dann nie wieder auf seine Seite, weil
sie damit ja dort nicht wirklich das gefunden haben, weswegen sie
dort hin gekommen waren. Somit kommen selbst mit viel Glück nur
anfänglich vielleicht etliche solcher Klicks zustande, aber je mehr
Leute entdecken, dass sie dort nur auf andersartigen Werbeangeboten
oder Verlinkungen zu ganz anderen Seiten landen, um so weniger
davon kommen später wieder. Der Vortragende verglich es mit einem
Heißluftballon aus dem zusehends die Luft entweicht, wenn nicht
mehr nachgeheizt wird. So sackt das dann auch zusammen, weil
eigentlich alle Besucher dort nicht das finden, was sie erwartet hatten,
also kommen sie später nicht wieder. Und eine Internetseite lebt auf
Dauer von den Leuten, die wieder kommen. Es wird wohl kaum einer
absichtlich wieder kommen, nur um auf diesen Seitenhandelsforen zu
landen, es sei denn, er will die Domain kaufen, was aber wohl die
Ausnahme ist. Man kann das auch schön an einem simplen Beispiel
erklären, wobei das Beispiel nur erfunden ist, ich weiß jetzt nicht, ob
die genannte Domain wirklich bei solch einer Seitenhandelsagentur
landet. Aber stellen Sie sich vor, Sie würden die Domain
www.metzger.de besuchten. Da kämen Sie ja mit einer bestimmten
Erwartungshaltung hin, nämlich, dass Sie dort etwas über Fleisch und
Wurst erfahren oder solches dort bestellen können. Ist diese Seite jetzt
aber bei einem solchen Verlinkungsfritzen geparkt, wie die das
bezeichnen, dann erfahren Sie nichts über Wurst, sondern
irgendwelche Links zu anderen Seiten, die Sie gar nicht besuchen
wollten. Wenn Sie Glück haben, hat man zwar themenähnliche Seiten
dort verlinkt, dass ist aber eher sehr selten. Na das passiert Ihnen
gewiss nicht noch mal, weil Sie dann diese Seite doch nie wieder
besuchen werden. Genau dadurch schrumpft die Zahl der sogenannten
Klicks bei solchen Geschichten aber laut dem Dozenten dieses
Vortrags aber schon nach kurzer Zeit ins Bodenlose und die Leute, die
hofften so mit ihren geparkten Domains Kohle zu machen, kriegen
dann vielleicht mit viel Glück Beträge gutgeschrieben, die sich im
zweistelligen Centbereich bewegen, wenn's gut läuft oder nahezu gar
nichts, wenn's normal läuft. Über Domainnamen, die vorher schon
relativ wenig angeklickt wurden, braucht man erst gar nicht zu reden,
die werden nach einer solchen Parkung noch seltener angeklickt.
Überhaupt scheint sich der Dozent gerne mit den Geschäften im
Internet zu befassen. Er brachte, unter Hinweis auf etliche
Vorsichtsmaßregeln, durchaus der Möglichkeit Sympathie entgegen,
bei Ebay Dinge, die man nicht mehr benötigt, zum Verkauf
anzubieten. Er wunderte sich dabei selbst darüber, welches Zeug sich
so dort oft noch gewinnbringend verkaufen lässt, von dem sonst fast
jeder geglaubt hätte, dass die Mülltonne die einzige Lösung dafür ist.
So brachte er als sehr anschauliches Beispiel seinen Bruder ins Spiel,
der habe im letzten Jahr einige 40 Jahre alte Klopapierrollen-Halter
und einen uralten Toiletten-Spülkasten aus Gusseisen, der sicher
schon mehr als 60 Jahre auf dem Buckel hatte, für zusammen
immerhin 50 Euro per Ebay verkaufen können. Diese kostenlosen
Computerkurse gibt es dort noch bis Ende August, jede Woche einen.
Es ist kein Kurs im üblichen Sinn, sondern halt mehr eine Art
Fachsimpelei unter sachkundiger Führung und ich finde das sehr gut.
Vielleicht gehen wir nächste Woche wieder hin.

Also so etwas ist mir noch nie passiert. Sie kennen meine Art und
Weise, neue Kleidung zu kaufen, ich erwähnte es mal beiläufig. Ich
habe nur eine relativ begrenzte Anzahl von Kleidungsstücken, die
dadurch aber immer regelmäßig getragen werden. Wie üblich folgt
aufs Tragen die Wäsche u.s.w., aber das möchte ich Ihnen nun gar
nicht erneut erzählen. Dadurch ist an der Kleidung ein permanenter
Verschleiß da, was dazu führt, dass ich pro Jahr vielleicht 2 bis 3 neue
Hosen, 5 Hemden und 7 neue Unterwäschestücke kaufen muss. Daran
führt dann auch kein Weg vorbei, weil die eben durch das häufige
Tragen und Waschen wirklich verschlissen sind. So war es mal wieder
so weit, eine neue Hose musste her. Solche Sachen kaufe ich auch
gerne schon mal alleine, also ohne Kayla. Das habe ich vor Kaylas
Zeit ja auch getan, zudem hatte Kayla am letzten Dienstag keine Zeit.
So bin ich früh morgens in die Stadt gefahren, habe mir so einiges
angesehen, was mir aber ausnahmslos alles zu teuer war. Dieses mal
sollte es seit langem noch einmal ein braune Hose sein. Schon seit
Jahren hatte ich keine braune Hose mehr. Keine hellbraune, so mittel-
bis dezent dunkelbraun, mehr im Schnitt einer Jeanshose, nicht von
der Sorte Sonntagsanzug. Dann habe ich da noch einen billigen
Textilladen am Stadtrand, wenn alle anderen mir zu teuer sind und ich
keine Lust dazu habe noch weiter lange anderswo zu suchen, dann
fahre ich dorthin. Der hat immer billige Textilien da, nur man muss
sich stets vom aktuellen Angebot überraschen lassen. Man kann in
diesem Laden nicht vorher sagen, ich fahre dorthin und kaufe mir
diesen oder jenen bestimmten Hosentyp, weil dessen Angebot ständig
wechselt. Es sind Sonderposten, manchmal auch mit geringfügigen
Fehlern, wie winzige Farbfehler hier und da im Stoff, die kein
normaler Mensch sieht, solange man ihn nicht gezielt mit der Nase
darauf stößt oder dass mal eine Naht an einer Stelle etwas unsauber
vernäht ist, oder ein Knopf schon abgeht. Also ich dorthin. Der Laden
befindet sich ebenerdig in einer früheren Lagerhalle, ist ziemlich
weitläufig und manchmal ist es wie ausgestorben dort, besonders,
wenn man früh morgens kommt. Einzelne Herrenhosen befinden sich
ganz weit hinten in einer großen Ecke, komplette Anzüge, also Anzug,
spricht Rock oder Weste mit Hose, solche Sachen befinden sich im
Gegensatz dazu ganz vorne. Die Anordnung des Eigentümers verstehe
ich nicht, jeder andere Textilladen hat die einzelnen Herrenhosen
meist direkt neben den Kleiderständern mit den kompletten Anzügen,
der hier nicht. Ist ja auch egal. Ich also zu den Einzelhosen und schon
nach kurzer Suche wurde ich fündig. Sehr schöne dunkelbraune Hosen
aus einem feststabilen Jeansstoff, der auch noch angenehm kühl zu
tragen ist, was jetzt beim Sommerwetter ja ein dicker Pluspunkt ist.
Auch die Größe stimmte und der Preis war mit 19 Euro pro Hose
völlig in Ordnung. Der Laden hat auch Anprobekabinen und um ganz
sicher zu gehen, habe ich in einer solchen die neue Hose erst einmal
probegetragen. Das war alles in Ordnung und ich zog meine alte Hose
wieder an. Als ich mich dann in der Anprobekabine auf den
plüschigen Hocker setzte, um mir die Schuhe wieder anzuziehen, bin
ich auf dem Hocker eingeschlafen. Es war so heimelig ruhig dort und
ich war auch schon den ganzen Tag etwas schläfrig und bevor ich
überhaupt etwas merkte bin ich dort in der Anprobekabine eingenickt.
Irgendwann wurde ich von 3 Verkäufern des Ladens geweckt, die den
Vorhang aufgezogen hatten und meinen eingeschlafenen Zustand
bemerkt hatten. Inzwischen war es sage und schreibe 15.10 Uhr und
ich muss dort gute 5 Stunden geschlafen haben, ohne dass es
jemandem aufgefallen ist, mir selbst am allerwenigsten. Ich erklärte
den Verkäufern die etwas unglaublich klingende Sache, was die eher
erheiterte, kaufte dann die braune Hose und fuhr nach Hause. Einer
der Verkäufer meinte noch, man solle vielleicht als
Verbesserungsvorschlag in jede Anprobekabine einen Wecker
installieren. Kayla hatte sich schon gewundert, wo ich so lange bleibe
und sie war ebenfalls belustigt, als ich ihr die Sache erzählte.

Wenn man erst einmal eine Phase hat, in der eigenartige
Missgeschicke passieren, dann läuft das so weiter und man kann
zumindest in dieser Woche noch mit einigen Dingen rechnen. So war
das dann auch. Am Donnerstag waren wir noch in einen solchen
Discount-Supermarkt für Unterhaltungselektronik gefahren, Sie
wissen, wir suchen seit längerem nach einem etwas größeren
Fernseher für das Wohnzimmer in der neuen Wohnung. Nur darf das
Teil ja nicht viel kosten und genau da hapert es dann doch sehr. Dieser
Fachmarkt hat ein eigenes Parkhaus und das nutzen wir immer gerne,
sogar manchmal wenn wir in ganz andere Läden in der Innenstadt
gehen, weil man dort einerseits immer freie Parkplätze findet, aber
auch weil man trockenen Fußes von dort fast überall hinkommt und
weil andererseits die Parkgebühren oft gleich 0 sind. Es werden dann
keine Parkgebühren berechnet, wenn man in diesem zugehörigen
Fachmarkt etwas gekauft hat, ansonsten 2,50 Euro pro Stunde. So
gehen wir meist am Schluss des Einkaufs- oder Stadtbummels noch
schnell in diesen Fachmarkt und kaufen irgend eine Kleinigkeit und
wenn es nur ein paar kleine Batterien oder so was sind, Hauptsache
dieser Parkschein, den man an einem Automaten bei der
Einfahrtsschranke ziehen muss, wird von einer Kasse auf 0 gestellt.
Nun waren wir aber diesmal ja wegen dem Fernseher dort. Die
Fernseher dort sind inzwischen fast alles LCD- oder Plasmageräte
wovon die billigsten bei 459 Euro anfingen, also ganz klar preislich
schon nichts für uns. Diese wären für unser Wohnzimmer aber noch
zu klein gewesen und die Geräte, die eine akzeptable Größe hatten,
begannen preislich bei 890 Euro. Das war uns viel zu teuer und der
Verkäufer empfahl deshalb dann doch einen herkömmlichen
Bildröhren - Farbfernseher zu kaufen, der sei eigentlich im
Sonderangebot in einer für uns brauchbaren Bildgröße von 71 cm
derzeit für nur 229 Euro zu haben. Das hätte uns preislich zugesagt,
aber das Gerät war ausverkauft. Der Verkäufer meinte, wegen der
Fußball - WM wären die gleich in der vorletzten Woche, als das
Angebot startete, alle wie verrückt verkauft worden, bis keine mehr da
waren. Er sagte, dass ich einen vorbestellen könne, dann würde ich
den, sobald die wieder lieferbar wären, noch zu diesem Preis erhalten.
Das könne aber 5 Wochen dauern. So etwas mache ich generell nicht.
Entweder kann ich das, was ich kaufe gleich mitnehmen, oder wir
lassen es. Dann wollte er uns einen kleineren Bildröhren - Fernseher
andrehen, der zwar mit 56 cm Bildgröße auch schon deutlich größer
war, als unsere derzeitigen beiden Kofferfernseher und der auch ein
brillantes Bild hatte, aber 56 cm sind für dieses große Zimmer
wirklich noch zu klein. Selbst mit 71 cm liegt man am unteren Rand
des Sinnvollen. Aber der Preis diktiert hier das, was wir in Erwägung
ziehen und selbst alle herkömmlichen Bildröhren - Geräte, die größer
als 71 cm im Bild aufweisen sind gleich erheblich teurer. Sogar einer
mit 74 cm, der ja dann nur minimal größer ist, kostete gleich 590 Euro
und das im Sonderangebot. Unsere Schmerzgrenze für eine derartige
Anschaffung  haben wir uns auf 250 Euro gesetzt und wir werden
keinesfalls mehr dafür ausgeben. Kayla entdeckte dann im Laden für
unseren Staubsauger noch solche Staubbeutel und kaufte davon ein
Paket, wodurch dann auch unser Parkschein auf 0 gesetzt wurde. So
fuhren wir wieder aus dem Parkhaus, jedenfalls bis zur
Ausfahrtsschranke. Wir fütterten den dortigen Schranken-Automaten
mit dem Parkschein, wonach normalerweise die Schranke hoch geht
und man dann rausfahren kann. Doch dieses mal nicht so. Die
Schranke blieb unten und der Automat zeigte auf einem Display an,
dass wir nachzahlen müssten. Mehrere neue Versuche brachten keine
Änderung. Doch Nachzahlen geht nicht dort an der Schranke, dazu
müsste man dann mit dieser Karte wieder zurück aufs Parkdeck, dort
die Karte in einen anderen, größeren Automaten einschieben, der so
groß ist, wie ein Getränkeautomat. Der würde im Normalfall dann
anzeigen, wie viel man noch zuzahlen muss, dann könnte man dort
den fälligen Betrag einwerfen und man bekäme die Karte zurück und
könnte damit dann die Schranke öffnen. Aber wenn man schon in
einer Autoschlange steht, in der sich zig Autos in der Ausfahrt hinter
einem reihen, dann kann man ja nicht mehr zurück fahren, weil diese
Fahrbahnen ja einspurig sind, vorwärts fahren kann man ohnehin
nicht, weil die Schranke ja unten bleibt und einfach den Wagen stehen
lassen und zu fuß mit dieser Karte zurück zu diesem anderen
Automaten gehen u.s.w., dann würden die anderen wartenden
Autorfahrer sicher ganz schön herum hupen und ausrasten. Außerdem
wäre es Unrecht gewesen, weil wir ja im Laden etwas gekauft hatten
und somit ein Anrecht auf kostenloses Parken hatten. So blieb mir nur,
an diesem Schranken-Automaten eine Ruftaste zu drücken. Nach einer
Minute meldete sich dann per Lautsprecher ein schläfrig klingender
Mann, der wissen wollte, was denn los sei. Ich erläuterte ihm die
Lage. Er meinte dann, dass ich da wohl nicht die Parkgebühr bezahlt
hätte oder zumindest nicht genug. Dann erläuterte ich ihm erneut, dass
ich ja etwas gekauft hatte und somit ein Anrecht auf kostenloses
Parken hatte und dass ich ja in der Situation auch nicht zurücksetzen
könne, da schon viele andere Autos hinter mir standen, die auch auf
eine Ausfahrt warteten. Der verstand trotz mehrfacher Erläuterungen
die Situation aber scheinbar nicht richtig. Erst nach weiteren Minuten
der Diskussion über Lautsprecher schaltete der Mann, der wohl
irgendwo in einem Büro hockte, eine Kamera in dieser Ausfahrt ein,
so dass er von seinem Sessel aus die dortige Situation beobachten
konnte und somit wenigstens einen Teil des Problems verstand. Dann
meckerte er aber, er könne mich ja nicht einfach kostenlos fahren
lassen. So erklärte ich ihm erneut, dass ich ja etwas gekauft hatte.
Einige hinter mir begannen inzwischen schon zu hupen. Irgendwann
verlor er dann aber die Geduld und hatte scheinbar auch keine Lust,
sich aus seinem Büro extra zur Ausfahrt zu bemühen und drückte
dann wohl ferngesteuert die Schranke auf, so dass wir nach vielleicht
insgesamt 10 Minuten Verzögerung das Parkhaus verlassen konnten.
Einige andere Autofahrer hinter uns, die den Grund für diese Sache ja
gar nicht kannten, zeigten uns dann schon einen Vogel, als ob wir
daran die Schuld tragen würden. Denen hätte ich dann eigentlich
gegönnt, dass sich die Sache noch ein paar Stunden hingezogen hätte,
aber das hätte ich uns selbst natürlich nicht gewünscht.

Ich habe auch bereits völlig unerwartet einen neuen Nebenjob
gefunden. Es ist nicht vergleichbar mit der Sache im Innenausbau. Ein
kleines 2-Mann-Unternehmen, welches nichts anderes macht, als
Verkaufs-Regale in Geschäften aufzubauen. Dort arbeitet der Chef
selbst noch richtig mit. Alle Arbeiten erledigt der und ein
Hilfsarbeiter, der aus Spanien stammt, selbst. Nur manchmal reicht
das nicht und dann soll ich mit Stunden aushelfen.
Es ist ja erstaunlich, was heute alles ausgegliedert wird. Supermärkte
und Kaufhäuser, in denen der Betrieb vorwiegend tätig ist, vergeben
den Auf- und Abbau der Regale an solche kleinen Spezialfirmen, von
denen ich zuvor noch nie gehört hatte und wo ich gar nicht wusste,
dass es sie überhaupt gibt. Die Kaufhausbetreiber haben errechnet,
dass es sie so billiger kommt, als würden die eigenen Beschäftigten
bei Bedarf diese Regale auf- und abbauen. Umgerechnet aufs Jahr
würden die dadurch 1,5 % Personal einsparen, da solche Arbeiten in
großen Supermärkten und Kaufhäusern relativ oft anfallen. Ist klar,
denn die großen Läden bauen ihre Regale oft um, damit man den
Kunden ständig mit neuer Ausstattung und neuer Optik locken kann.
Es gilt als nachgewiesen, dass die Kunden häufiger in den Laden
kommen, wenn sie auf ständig wechselnde Gestaltung stoßen, alleine
aus Neugierde. Für die Kunden wirkt das teils, als würde es dort nun
plötzlich etwas ganz Neues geben, obwohl die Waren die selben sind,
wie vorher, nur die Regale sehen anders aus oder sind anders
angeordnet.
Allerdings auf mich bezogen steckt hinter diesem Job weitaus weniger
kalkulierbare Regelmäßigkeit. Der Chef hat das schon so angelegt,
dass er in aller Regel mit seiner eigenen Arbeitskraft und der des
Spaniers auskommt. Nur bei ganz eiligen oder größeren Aufträgen soll
ich dann stundenweise hinzustoßen. Bislang war ich 2 mal dort,
einmal etwas zum anlernen und einmal zum richtig helfen. Als wir
dann etwa 2 Stunden gearbeitet hatten, meinte der Chef das wäre gut
so, ich wäre sozusagen als Springer jetzt dort angestellt. Es kann
vorkommen, dass ich dann einen Monat lang gar nicht dort hin
brauche, es kann aber auch passieren, dass ich in Ausnahmefällen 3
mal die Woche dort hin muss, wobei letzteres aber unwahrscheinlicher
ist, als das erste. Der Chef meinte, dass im Durchschnitt rund 4
Arbeitsstunden pro Monat auf mich zukommen werden, wesentlich
mehr sicher nicht. Es ist klar, dass man damit keine Reichtümer
verdient, er zahlt mir 12 Euro pro Stunde und bei Einsatzorten, die
außerhalb von Stuttgart liegen, übernimmt er noch die Fahrtkosten
oder ich kann zu ihm ins Büro kommen und dann mit denen fahren.
Letzteres wäre aber ungünstig, da er das meist so macht, wenn der
Auftrag größer ist, dann beginnt er mit 3 Leuten, also sich selbst, dem
Spanier und mir und wenn die Arbeitsfortschritte so gut sind, dass er
mitten in der Arbeit irgendwann erkennt, den Rest kriegt er
termingerecht auch mit nur 2 Personen fertig, dann kann ich schon
nach Hause gehen, während er und sein Spanier vielleicht noch 2
Stunden bis zur endgültigen Fertigstellung weiter arbeiten. So müsste
ich dann unverrichteter Dinge dort auf die warten, um wieder selbst
nach Hause zu kommen. Daher nehme ich lieber das Fahrgeld in
Anspruch. Das sind also im Monat gerade mal 48, sagen wir mal 50
Euro, die ich im Durchschnitt dort hinzuverdienen werde. Aber 50
Euro sind auch Geld und gemessen an der Arbeit kann man das ruhig
mal machen. Wenn es mir nicht mehr passt, kann ich ja jederzeit
aufhören. Es gibt keine Verträge oder so was.
Für solch einen Betrieb braucht man ja nicht viel. Es ist nur ein
geradezu minimalistischer Materialeinsatz notwendig. Sein Betrieb
besteht aus einem kleinen, vielleicht 10 m² großen Büro in seinem
Wohnhaus in Zuffenhausen, in der Nähe vom Porsche-Werk, einem
einzigen Firmenwagen, das ist so ein Citroen- Berlingo- Diesel-
Kastenwagen, also praktisch ein etwas höherer Kombi- PKW, einem
Werkzeugkasten und einem Satz aus 2 Akku- Handbohrmaschinen,
das ist schon alles. Die Regale befinden sich ja schon in den
Geschäften oder falls neue bestellt werden, werden die sofort im
Geschäft angeliefert, darum braucht er sich nicht kümmern. Auch sein
Werkzeugkasten ist eher schmächtig bestückt, da hat sicher mancher
Heimwerker deutlich mehr zu bieten. Aber es reicht, um einen eigenen
Betrieb aufzumachen. Das Wichtigste für solch einen Betrieb sind die
Verbindungen zu den Geschäften, damit man diese Aufträge zum
Regalaufbau von denen überhaupt bekommt. Der Chef sagte, dass es
noch vor 4 Jahren im ganz Umfeld von Stuttgart keinen einzigen
Betrieb dieser Art gegeben habe, mittlerweile wären es bereits 6. Das
ist nach seiner Ansicht schon zu viel. Er sagte, mehr als 3 bis 4
Betriebe dieser Art könne der Raum Stuttgart nicht vertragen und so
beginne jetzt schon dort ein heftiger Konkurrenzkampf in einem
Bereich, wo er vor kurzem noch alleine auf weiter Flur stand. Er geht
davon aus, dass spätestens in 2 Jahren auch nur noch 3 oder 4 Betriebe
davon übrig sind und er hofft natürlich, dass er darunter ist. Für mich
als Handlanger oder vornehm ausgedrückt Handwerker, ist der
Aufbau der meisten Regalsysteme recht einfach, wenn man das erst
einmal kennt. Es gibt da meist nur 3 verschiedene Grundsysteme, je
nach Hersteller und Typ. Oft werden die Halter der Ablagefächer oder
der Ablageböden nur als dicke Nirosta-Drahtklammern ausgeführt, die
man mit einer bestimmten Doppelbewegung ein- oder aushaken kann.
Danach kann man dann den kompletten Regalboden entfernen oder
auf eine andere Position umsetzen. Die Regalrückwände und die
Fußsysteme sind dann mit etwas stabileren Kreuzeisen verbunden, die
man sich wie eine flache Klammer aus Eisen mit 4 Greifern vorstellen
kann. Die kriegt man manchmal schlecht ab, besonders wenn ein
Regal lange Zeit in dieser Form unverändert gestanden hatte und dabei
schwer belastet wurde. Dann muss man von unten mit einem kleinen
Hammer dagegen schlagen, damit sich diese Greifer wieder aus dem
Metall der Rückwand lösen. Ein anderer Hersteller setzt hingegen
mehr auf Schraubsysteme, die mit erstaunlich wenigen dicken
Blechschrauben ganze Regalwände zusammenhalten. Da braucht man
dann diese Akkubohrmaschine mit solch einem Einsatz, um sie in
Windeseile zu zerlegen oder neu zu befestigen, das geht eigentlich
noch schneller, wenn man eine gut geladene und kräftige
Akkubohrmaschine hat. Beim dritten System ist dann fast alles aus
Nirosta-Drahtklammern, sogar die Regalböden selbst sind aus korb-
oder gitterartigen Verflechtungen und Verschweißungen davon. Die
werden einfach nur in Löcher in der Rückwand eingehakt und halten
dann durch ihr Eigengewicht. Solche Regalsysteme werden nur dann
kritisch, wenn sich auf den Regalböden keine Ware mehr befindet und
die Böden damit zu leicht werden, um sich selbst zu halten. Wenn
dann aus Versehen ein Kunde mit der Hand unter solch einen leeren
Regalboden schlägt, kann es schon mal passieren, dass der dann
komplett runterfällt. Daher verwendet man diese Sorte heute nicht
mehr so gerne, aber man findet sie noch in vielen Läden, besonders in
den Lebensmittelabteilungen von größeren Kaufhäusern. Der Auf-
und Abbau ist also alles keine Kunst, das hätte auch sicher keiner
erwartet, aber ich staune selbst, wie simpel das meist aufgebaut ist und
dass da nicht öfters Regale im Kaufhaus zusammenbrechen.
Der andere Helfer, dieser Spanier, der fest angestellt ist, hat in
Kaufhäusern eine panische Angst vor Rolltreppen. Der soll letztes
Jahr wohl mit einem dünnen Regalblech da irgendwie hängen
geblieben sein, was dazu führte, dass mehrere Leute auf dieser
Rolltreppe stürzten. Nun ja, mit solcher Last in der Hand sollte man
wirklich keine Rolltreppen benutzen, das verbieten die
Kaufhausbetreiber auch ausdrücklich, aber eigentlich auch der
gesunde Menschenverstand. Seit diesem Vorfall meidet er Rolltreppen
generell, auch ohne Last. Ich will ja nichts sagen, sonst heißt es gleich
wieder, man sei ausländerfeindlich, aber ich habe den Eindruck, dass
dieser Spanier ohnehin geistig irgendwie zurück geblieben ist. Das hat
überhaupt nichts damit zu tun, dass er Spanier ist, das würde ich über
den genauso sagen, wenn er Deutscher oder sonst was wäre, und ich
habe auch sowieso überhaupt nichts gegen Spanier, aber dieser
spezielle „Kollege" scheint mir doch geistig auf Sparflamme zu
kochen. Die wenigen handwerklichen Alltagsgriffe, die man beim
Regalbau braucht, die hat er gut drauf, gar keine Frage, aber für den
fängt es schon an kompliziert zu werden, wenn bei den geschraubten
Regalen mal andere Schrauben als üblich verwendet wurden. Ehe der
begriffen hat, dass er dann ein anderes Schraub-Bit in seine Akku-
Bohrmaschine stopfen muss, habe ich schon ein halbes Regal zerlegt
und das als Anfänger. Dann begreift der nie zeitig, wenn der Akku
anfängt leer zu werden. Der glaubt dann immer, auch noch die letzten
Umdrehungen ausnutzen zu müssen, die der fast leere Akku der
Bohrmaschine noch entlockt. Ich gehe da zeitig hin und hole den
Ersatz-Akku und stecke den anderen schon ins Ladegerät. Oder wenn
der zurück zum Auto gehen soll, um eine Kiste Torx-
Gewindeschrauben mit TX-20 - Antrieb zu holen, das ist diese
Innenkantung der Schraubenköpfe, die von TX 10 bis TX 40 gestuft
ist, also die Dicke des Antriebs-Innenkanten-Bits, die etwas
Ähnlichkeit mit einer Inbusschraube haben, nur mit dem Unterschied,
dass es hierbei nur 5 Ecken gibt. Da können Sie drauf wetten, dass der
Knallkopf entweder mit normalen Blechschrauben mit
Kreuzschlitzkopf oder mit Maschinenschrauben zurück kommt. Ganz
schlimm wird es aber, wenn der sich morgens im betreffenden Laden
sein Frühstück kauft. Auswahl hat man dort ja meist genug, aber wenn
es dann ans Bezahlen geht, gibt's nicht selten eine Diskussion
zwischen ihm und der Kassiererin, wie neulich. Er hatte dort für 11,20
Euro Lebensmittel gekauft, aber nur einen 10-Euro-Schein der
Kassiererin gegeben, als die dann die fehlenden 1,20 Euro
nachforderte brauchte er dazu mehrere Stationen, bevor der Betrag
korrekt war. Zuerst diskutierte er, er habe ja sogar 10 Euro gegeben,
was ja mehr als 1,20 Euro sei, diese Logik verstehe wer will, dann
mühte er sich schrittweise mit Kleingeld die fehlenden 1,20 Euro zu
komplettieren, wobei er längere Zeit beim Stand von 0,70 Euro der
festen Überzeugung war, nun wären die 1,20 Euro erreicht. Der
spricht zwar relativ gut deutsch, weil er schon 20 Jahre hier lebt,
schreiben und lesen kann er allerdings kaum. Gut, ich kann gar kein
Spanisch und das alleine sagt sicherlich nichts aus, aber wenn man mit
dem redet, bemerkt man sofort, dass er nicht einer der Hellsten ist. An
einem Tag hatte Kayla mich mit dem Wagen abgeholt und seit dem
versucht der Spanier mir immer Kayla als Partnerin auszureden. Die
Begründung dafür finde ich geradezu belustigend. Er sagt, die habe ja
so gut wie keinen Busen, sei viel zu klein und vor allem viel zu dünn
und Frauen die so wenig Busen hätten, würden einem Mann nur
Unglück bringen. Dann wollte er mir schon eine Frau aus seiner
Verwandtschaft andrehen, die natürlich nach seiner Meinung besser
ausgestattet war. Aber ich kann über solche eigenartige Kritik nur
lachen, weil ich da immer nur entgegnen kann, dass Kayla so wie sie
ist, goldrichtig ist und ich würde sie gar nicht anders wollen. Jeder
Millimeter Busen mehr, wäre bei ihr zuviel; nein Spaß beiseite, ich
würde sagen, es kommt immer auf den eigenen Geschmack und aufs
Gesamtbild an und in Kaylas Gesamtbild passt das so alles optimal,
wie es ist. Jede Veränderung wäre aus meiner persönlichen Sicht eine
Verschlechterung. Natürlich gehe ich nicht Regale aufbauen, um mir
von einem Spanier die passende Frau vermitteln zu lassen. Diese
Ausführungen verstand der Spanier dann aber überhaupt nicht, der
war nicht von der Idee abzubringen, dass ich Kayla nur notgedrungen
als Lebensgefährtin dulden würde, weil ich bislang nicht besseres
gefunden hätte oder weil ich einer von den Leuten wäre, die zu
bequem wären, sich aktiv auf die Suche nach der richtigen Frau zu
begeben. Manche Leute machen aus ihrem eigenen Geschmack und
ihren eigenen Ansichten gleich eine Ideologie, die für jeden und die
ganze Welt gelten muss.

Vor ein paar Tagen war ich bei meinem Hausarzt, weil ich schon seit
einigen Wochen zeitweise seltsame, unerklärliche Schmerzen rechts
unterhalb des Bauches, etwa in Hüfthöhe nur dann vorne, habe. Es ist
nicht so, dass die Schmerzen stark sind, es ist mehr ein Gefühl, als ob
innen jemand an den Adern zieht oder so ähnlich und die Intensität
wechselt auch häufig. An manchen Tagen ist es schon recht lästig, an
anderen merkt man es fast gar nicht. Bei solchen Zipperlein habe ich
die Erfahrung gemacht, dass die oft von selbst wieder verschwinden
und deshalb hatte ich einige Wochen gewartet, bevor ich nun zum
Arzt ging. Wissen Sie, wenn man ab 50 aufwärts nicht mindestens
irgendwo leichte Zipperlein oder Schmerzen hat, dann ist man tot.
Trotzdem wurde mir das nun etwas lästig, weil es auch nach Wochen
nicht verschwinden wollte, also führte zunächst der Weg zum
Hausarzt. Im Wartezimmer war es dermaßen brechend voll, dass ich
meinen Entschluss zum Arzt zu gehen schon fast bereute und ich habe
dort sicher 3 Stunden warten müssen, bevor ich an der Reihe war. In
dieser Zeit schnappt man natürlich einiges von anderen Leuten auf,
bevorzugt Krankengeschichten. So saß neben mir ein Mann,
schätzungsweise etwa 5 Jahre älter als ich, der wohl unter kräftigem
Heuschnupfen litt, weshalb er täglich Tabletten einnehmen musste.
Nun beschwerte sich dieser wütend darüber, dass der Arzt ihm aus
Sparzwängen seit diesem Jahr andere Tabletten gegen den
Heuschnupfen verschrieben hat, die angeblich den gleichen Wirkstoff
hätten. Er beklagte, dass der Heuschnupfen damit zwar wirklich
genauso gut bekämpft würde, wie mit den offensichtlich teureren
Tabletten, die er zuvor einnahm, aber diese billigen Tabletten hätten
die für ihn unhaltbare Nebenwirkung, dass sie seine Lust auf Sex
drastisch minimieren würden. Die alten Tabletten hätten keine
negativen Auswirkungen auf sein Sexleben gehabt und er hätte, wie
sonst auch üblich, mindestens zweimal täglich mehrere Stunden Sex
getrieben. Jedoch seit dem er die neuen Tabletten einnähme, hätte er
größte Mühe, wenigstens noch einmal pro Tag einen Hauch von
Sexgelüsten zu spüren, an manchen Tagen laufe sogar gar nichts oder
er müsse sogar mehrere Tage aussetzen, um dadurch wieder genügend
Lust anzustauen. Er wollte aber unbedingt den alten Zustand wieder
haben. Der prahlte mit seinen angeblichen früheren Sexgewohnheiten
lautstark im Wartezimmer umher, so dass schon einige andere Leute
das belächelten oder die Köpfe schüttelten. Ich habe allerdings
irgendwann nicht mehr zugehört, denn solche Leute blähen sich
immer weiter auf, solange sie Zuhörer finden. Leider gab es im
Wartezimmer auch keine vernünftigen Zeitschriften, mit deren
Lektüre man gut die langweilige Wartezeit hätte überbrücken können.
Irgendwann war es dann aber so weit und ich kam dran. Der Doktor
prüfte verschiedene Dinge, entnahm Blut, dann wurde der zeitweise
schmerzende Bereich zuerst mit Ultraschall geröntgt und danach noch
richtig geröntgt. Genaue Erkenntnisse hat das alles aber noch nicht
ergeben, so dass ich demnächst wohl noch zu einem oder sogar
mehreren Fachärzten muss. Der Doktor meinte, dass möglicherweise
eine Sache im Bereich Prostata, Nieren oder Blase der Auslöser sein
könne, weshalb er mich zunächst zu einem Urologen schicken will.
Das hätte er eigentlich auch gleich schon getan, aber sein Stamm-
Urologe, wohin er die Leute meist überweist, hat derzeit für einige
Wochen geschlossen. Bei Leiden, die sich problemlos vertagen lassen,
schiebt er diese Untersuchung dann etwas. Bei dringlicheren Fällen
wird natürlich zu einem anderen Fachkollegen verwiesen oder auch in
eine Klinik. Na ich hoffe, dass sich da keine üblen Ergebnisse
anbahnen. Kayla hatte natürlich gleich einen eigenen Heilvorschlag,
als ich ihr diese Vermutungen vom Doktor mitteilte. Sie meinte,
solche Leiden gingen bei extrem häufigem, am besten tagelangem
Sex wieder weg. Ein Vorschlag, der sicherlich dem anderen Mann im
Wartezimmer auf Anhieb gefallen hätte. Ich meine, es ist nicht so,
dass mir dieser Vorschlag nicht auch gut gefällt, aber ich befürchte,
dass eine Linderung dadurch nicht zu „erkämpfen" ist, allerdings es
wäre sicher den einen oder anderen Versuch wert. Es ist immer ein
unbehagliches Gefühl, mit solch einer Ungewissheit bezüglich einer
möglichen Krankheit in den Tag zu gehen, die Schmerzen selbst treten
dabei fast schon in den Hintergrund, die Ungewissheit selbst nervt
einen mehr. Trotzdem sollte man sich mit solchen Gedanken nicht
selbst blockieren und vielleicht ist es ja auch harmloser, als man
glaubt. Oftmals ist der Umgang mit einer Krankheit auch nur eine
Frage danach, wie man sich selbst ablenkt. Ich blicke da ja noch auf
gewisse Erfahrungen aus der Zeit meiner schweren Erkrankung vor
ungefähr 5 oder 6 Jahren zurück. Damals hätte keiner mehr auch nur
einen Pfifferling auf mein Leben gegeben. Neben den normalen
Ärzten wurden wir damals auch von Psychologen betreut. Einer davon
sagte immer, je wichtiger wir eine Krankheit nehmen und je mehr
Beachtung wir ihr schenken, um so eher wird die Krankheit uns
besiegen und uns dahin raffen. Anders ausgedrückt, je weniger
Beachtung man einer Krankheit schenkt, um so eher wird man sie
besiegen und gesunden. Ob dieses Rezept so einfach umzusetzen ist,
das wage ich jedoch zu bezweifeln. Eine Krankheit, die man nicht
spürt, die kann man sicherlich leicht ignorieren und ihr keine
Beachtung schenken, wenn man jedoch ständig da oder dort
Schmerzen oder gar Behinderungen verspürt, dann wird das schon
nicht mehr so einfach mit dem Ignorieren. Ein Mitpatient damals, der
eine Weile bei mir mit im Zimmer lag und der später auch gestorben
ist, hatte da wieder seine eigene Philosophie, mit der Sache
umzugehen und ich glaube, das hat ihm tatsächlich viel geholfen. Der
sagte immer: „Was wollen wir denn noch? Die besten Zeiten in
unserem Leben haben wir hinter uns, die haben wir gehabt. Egal was
auch kommt, ab jetzt wird alles nur noch schlechter. Und ob es sich
wirklich lohnt, um das Schlechterwerden noch mitzubekommen weiter
zu leben, bezweifle ich." Das heißt nicht, dass ich diesen seinen
Lebensgrundsatz der letzten Monate die er noch hatte voll teile, aber
es ist sicher schon etwas Wahres dran. Man kann ja hinsehen wo man
will, ob Politik, Kosten, Arbeitswelt, Lebensumstände, eigentlich wird
um einen herum alles schlechter. Eigentlich, denn ich habe ja nun mal
gerade das große Glück Kayla kennen gelernt zu haben und das hat
alles von Grund auf verändert, das kann ich ruhig sagen. Faktoren wie
Politik, Kosten, Arbeitswelt und dergleichen treten da völlig in den
Hintergrund und sind mir schnuppe, Kayla und ich wir haben uns, das
zählt, alles drumherum ist nur Beiwerk, was nicht mehr so wichtig ist.
Ich weiß, das klingt komisch und wirkt vielleicht sogar etwas
egoistisch, aber es zeigt, dass die Richtung trotz aller Nebenumstände
nicht unbedingt immer weiter ins Negative gehen muss, wenn man
zum Ausgleich eine Person wie Kayla hat. Jetzt gerate ich aber ins
Philosophieren und da muss ich mich bremsen, sonst schreibe ich
Ihnen hierzu gleich noch weitere 10 Seiten voll und Sie haben für die
nächsten 3 Tage Lesestoff genug. So wollen wir es dann doch nicht
ausarten lassen.

Deshalb ende ich für heute hiermit und wünsche Ihnen, natürlich auch
im Namen von Kayla, alles Gute, Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Autodiebe!" vom 07.07.2006

Neue Grüße.

Ordnung halten und aufräumen ist sicherlich eine Angelegenheit, über
die die Standpunkte weit auseinander gehen. Es gibt Menschen, die
benötigen von ihrer inneren Einstellung her stets ein extremes Maß an
exakter Ordnung, sonst fühlen die sich nicht wohl. Dann gibt es
welche, denen genau das restloses Unbehagen abverlangt, die wirklich
nur im totalen Chaos existieren können. Ich selbst würde auf mich
bezogen meinen inneren Standpunkt irgendwo dazwischen angeben.
Die absolut akkurate Ordnung, wo wirklich nie etwas im
Wohnzimmer auf dem Tisch liegen darf und selbst noch die Messer,
Löffel und Gabel in den Schubladen rechtwinklig ausgerichtet sind,
übt auf mich ein bedrückendes und unwirkliches, ja geradezu
unangenehmes Gefühl aus. Ein bisschen Unordnung muss sein, sage
ich immer. Die Natur sieht auch keine akkurate Ordnung vor. Ich
bringe immer als Beispiel naturbelassene Landschaft und Wiesen.
Dort findet man keine akkurat beschnittenen Rasenkanten, da wachsen
hier Büschel von Kräutern oder jenen Gräsern, dort wachsen in
undefinierbarer Form und Größe Büschel von Blumen oder anderen
Gräsern und Gebüsch, aber dort findet man mit Sicherheit eines nicht:
akkurate Ordnung. Somit leite ich daraus ab, dass die akkurate
Ordnung auch kein wirkliches Bedürfnis des Menschen sein kann,
sondern dass genau dieser Ordnungssinn eigentlich die krankhafte
Angewohnheit ist und nicht umgekehrt, wie die extrem
Ordnungsliebenden es immer behaupten. Jeder, der zuviel Ordnung
hält ist somit krank und nicht derjenige, der eher ein bisschen
schludert. Andererseits ist es bei mir schon so, vielleicht auch ein
geringes Maß an Krankhaftigkeit, dass ich es nicht abhaben kann,
wenn in der Wohnung ein bestimmtes Maß an sogenannter
Unordnung überschritten wird. Wenn also sich beispielsweise die
Zeitschriften oder zig Sachen seit einer Woche auf dem
Wohnzimmertisch türmen, ohne dass man sie wirklich aktuell noch
liest oder benötigt, dann platzt mir der Kragen und ich räume alles
blitzeblank weg. Aber bei unserem kleinen Hausstand, ist das alles
kein Problem und schnell erledigt. Eigentlich eine minimale Sache,
die keiner Erwähnung bedarf. Da bedaure ich dann wieder die Leute,
die wirklich viele Dinge besitzen, die dadurch dazu verdammt sind,
vielleicht 20 % ihrer Lebenszeit notgedrungen mit Aufräumarbeiten
zu verbringen, nur um einem wirklich unüberschaubaren Chaos zu
entrinnen. Kayla stammt ja aus einer, sagen wir mal, minimalistischen
Welt, dass heißt sie ist von Kindheit an daran gewöhnt, dass man nicht
viel besitzt und dort galt schon derjenige als extrem reich, wer für sich
in der Wohnung ein eigenes Zimmer beanspruchen konnte. Das klingt
verrückt, aber sie sagte mal, dass jemand, der ein ganzes Zimmer für
sich beanspruchen konnte, dort vergleichbar hoch angesehen war, wie
hier jemand der eine eigene Luxusvilla und ein paar dicke Autos noch
dazu hat. Wer schon ein eigenes Moped hatte, galt als reich. Also alles
ist relativ und es kommt immer darauf an, in welche Lebensumstände
man hineingeboren oder hineingeworfen wird. So sagte Kayla, dass es
sich natürlich unter derartigen Minimalumständen fast schon
automatisch ergibt, dass Ordnung herrscht, denn Dinge die man nicht
hat, kann man nicht wild in der Wohnung oder im Zimmer verstreuen.
Also herrschte dort fast immer Ordnung, obwohl es keiner wirklich
darauf anlegte. Hier in anderen Lebensumständen sieht sie es eher
ähnlich wie ich. Also ein gewisses Mindestmaß Ordnung ja, aber
keine akribische Aufräummanie die stets für ein übercleanes und
präzise ausgerichtetes Wohnumfeld sorgt. Zu aufgeräumt wirkt
einfach ungemütlich.

In der letzten Woche gab es eine kostenlose Teilnahmemöglichkeit an
einer Besichtigungsrundwanderung unter dem Titel „Stuttgarts
Unterwelt". Nun woran wird man dabei schon denken, natürlich nicht
daran, dass man vielleicht halbseidene Gestalten besucht, sondern
unter anderem einen Rundgang durch die Hauptkanalisation und der
gleichen macht. Obwohl da keine schönen Gerüche zu erwarten
waren, haben wir uns dafür angemeldet und sind mitgegangen.
Zunächst ging es auch in die Kanalisation, aber durch das heiße
Wetter der letzten Wochen hatte sich dort soviel Faulgas
angesammelt, dass wir maximal 10 Minuten dort besichtigen konnten.
Es war zwar interessant, aber die Luft war noch schlechter, als ich
erwartet hätte und ich kann mir nicht vorstellen, wie Leute dort unten
tagtäglich arbeiten. Der Leiter des Rundgangs ging mit uns dann zum
Killesberg, unweit des dortigen alten Freibades und wir dachten
schon, ob der uns jetzt eine Erfrischung in Form von einer Runde
Schwimmen spendieren will, doch weit gefehlt. In einer unauffälligen
Erhebung, einer Art Erdbuckel, befindet sich eine alte, leicht
angerostete dicke Stahltür. Man denkt, vielleicht ein Stand, in dem die
städtischen Arbeiter ihre Gartenwerkzeuge gelagert haben, um die
Anlagen im dortigen Bereich zu pflegen, doch auch damit wäre man
gehörig auf dem Holzweg. Der Leiter, der übrigens Klinger hieß,
zückte einen ausufernden mehrere Kilo schweren Schlüsselbund,
schloss diese Tür auf. Hinter dieser Tür erschloss sich zunächst ein
unscheinbarer, garagengroßer betonierter Raum, in dem wirklich
verschiedene Garten-Geräte lagerten und an der Wand hing ein etwas
nostalgischer Sicherungskasten. Der Klinger schraubte dort einige alte
Sicherungen rein und es wurde Licht. Am Ende des Raumes folgte
eine Tür in einen weiteren Raum, dort verteilte der Klinger mehrere
grelle Akku-Handlampen und normale Taschenlampen an uns. Dann
sagte er: "Die sind nur für den Fall, dass bei unserer weiteren
Erkundung der Strom ausfallen sollte, damit wir dann noch zurück
finden und falls wir noch weitere Wege erkunden, die ohne elektrische
Versorgung sind." Das wirkte schon etwas unheimlich, einige Damen
meinten schon, dass sie lieber draußen bleiben würden. Hinter diesem
Raum folgte nun wieder eine sehr schwere alte Eisentüre, als er die
öffnete roch es schon modderig und schallte komisch. Hinter dieser
Tür folgte eine Gitterrost-Treppe die soweit nach unten in die Tiefe
führte, dass man von oben ihr Ende gar nicht ausmachen konnte.
Dazwischen immer Gitterrost-Absatzpodeste, auf denen man sich kurz
die Beine erholen konnte. Als wir auf diese Weise nach Angaben des
Herrn Klinger 35 m nach unten hinter uns gelassen hatten, folgte ein
Abzweig in eine Art betonierte Röhre, wie ein Kellergang. Diese
besagte Treppe folgte aber noch weiter nach unten, aber ein Ende
davon war auch dort noch nicht zu erkennen, allerdings führte das
dann auch weiter ins Dunkel, denn die elektrischen Lampen endeten
kurz hinter dieser Stelle. Der Klinger meinte, da folgen noch weitere
Stockwerke unter der Erde, aber die untersten davon könne man
derzeit ohnehin nicht erreichen, da sie unter Wasser stünden. Wir
beschritten währenddessen diesen Abzweig, dort schloss er eine
weitere Stahltür auf und dahinter zeigte sich ein wahres Labyrinth von
endlosen Gängen, die noch aus Adolfs Zeiten stammten.
Verwaltungsbunker, Gau-Hauptquartier Südwest 2 oder so ähnlich
nannte sich das früher. Zahlreiche Räume, teils in einer Größe, da
hätte man problemlos 10 große Lastwagen mit Anhänger drin parken
können, sofern man sie nach unten gebracht hätte, dann eine
Deckenhöhe von schätzungsweise 4 Metern, wahre Hallen unter der
Erde, im Killesberg verborgen. Daneben unzählige kleinere Räume,
wie Büros halt, alles mit altertümlichen Beschriftungen aus jener Zeit,
mit dieser komischen Stechschrift, die zwar auch für uns problemlos
lesbar ist, die aber diesen altmilitärischen Charakter hat. Teils standen
dort noch uralte Anlagen aus dieser Zeit, Tische, Stühle, technische
Geräte, schrankgroße Funkapparate, Telefone, ein Lazarettraum mit
angerosteten Bettgestellen, ein Wasserpumpenraum, der sogar noch
funktionierte, denn ab und zu sprang dort eine Pumpe mit brausendem
Geräusch an wonach aus der Tiefe ein grunderbebendes Sauggeräusch
folgte. Der Klinger sagte, wenn diese Pumpen ausgebaut würden,
dann würde das alles innerhalb von 2 Monaten voll Wasser laufen.
Einerseits war es bedrückend, diese Atmosphäre dort, andererseits war
es faszinierend, wie und was die Leute dort mit den damaligen Mitteln
geschaffen haben. Das ist auf seine Weise ein wahres Meisterwerk,
wenn auch immer mit einer gehörigen Portion eines bedrückenden
Gefühls. Der Klinger meinte noch: „Nur Wahnsinnige und Besessene
sind zu solchen Leistungen fähig." Selbst halbwegs gemütliche
Wohnzimmer für die damals oberen Herrschaften fand man dort, mit
Bad sogar. Viele Apparaturen waren im Laufe der Zeit durch
Eindringlinge gestohlen worden, erst in den letzten Jahren hat man
diese Anlage besser gesichert. Anhand von einem Plan erläuterte der
Klinger, dass alleine 7 Ausgänge über teils verworrene lange Gänge
zu dieser Anlage führen würden. Wir kannten jetzt gerade mal einen
davon. Da viele Pläne früher vernichtet worden wären, kenne man
selbst das wahre und komplette Ausmaß dieser Anlage bis heute noch
nicht. Er sagte, dass es an der Eingangstreppe, über die wir gekommen
waren in dem Schacht nochmals rund 20 m weiter nach unten in die
Tiefe gehe. Der untere Teil davon stehe aber schon seit Jahren unter
Wasser, weil die dortige Pumpe wegen Altersschwäche durchgebrannt
sei, weil sich aus Kostengründen keiner zeitig darum gekümmert
hatte. Dazwischen gibt es noch ein Etage, die auch noch komplett
begehbar ist, allerdings wo kein funktionsfähiges elektrisches Licht
ist, weshalb man sich das trotz unserer Akku-Lampen, die wir zur
Vorsicht mitführten lieber spare. Diese Zwischenetage führe aber in
der Länge noch etwa 45 m weiter in ihren Gängen, als diese Etage, in
der wir uns befanden und dort gebe es dann wieder mehrere Zugänge
zu anderen Schächten die nach oben führen und an unscheinbaren
Türen, Klappen und teils sogar einfachen Kanaldeckeln im Bereich
des Killesbergs wieder raus kommen. Wir gingen unterdessen weiter
in den Berg hinein, da folgte noch ein Maschinenraum mit riesigen
Luftpumpen, schwere Elektromotoren die an turbinenartige Geräte
angebaut waren, die wiederum mit Rohren versehen waren, die so
dick waren, dass man hätte dadurch kriechen können. Diese saugten
Luft an und konnten die hier unten so extrem verdichten, dass in dem
ganzen System ein Überdruck herrschte. Dadurch hätte im Fall von
Bombenangriffen mit chemischen oder biologischen Kampfstoffen
das den Insassen hier unten nichts gemacht, weil der Überdruck
zuverlässig verhindern würde, dass diese Gase von außen eindringen
können. Des weiteren fanden sich dort unten Räume mit riesigen
Stromgeneratoren und Dieseltanks, aber auch konservierte
Lebensmittelvorräte, die so ausgelegt waren, dass die damals nach
ihren Berechnungen dort Vorräte für bis zu 3 Jahre gehabt hätten.
Also das zu besichtigen war hochinteressant, aber auch irgendwie
bedrückend und schauderlich zugleich.

Am Donnerstag hatten wir hier eine technische Panne in der
Tiefgarage, von der ich Ihnen schon mal schrieb, wo wir den Wagen
stehen haben, diese Garage unter der Rasenwiese hinter dem Haus.
Das Einfahrtstor wollte sich nicht mehr öffnen. Es klackte nur ein paar
mal, lief aber nicht nach oben. Das ist ja ähnlich, wie eine
überdimensionierte Rolllade, nur dann ganz aus Metall. Nun habe ich
eine Telefonnummer, wo ich anrufen soll, falls solche technischen
Pannen auftreten, damit die Verwaltungsgesellschaft eine Firma zum
reparieren schicken kann. Das dauert natürlich. Nun hatte ich keine
Eile, aber dann kam ein Herr Beiz, der einige Häuser weiter wohnt,
der aber hier bei uns in der Tiefgarage einen freien Platz angemietet
hat, um seinen teuren Mercedes geschützt abzustellen. Der schimpfte
lauthals, als er nicht gleich raus konnte. Er habe einen wichtigen
Geschäftstermin. Dann moserte er mich an, ich solle endlich was tun,
damit sofort das Tor aufgehe. Ich erläuterte ihm die Sachlage, dass da
wohl ein technischer Defekt vorliegt und die Verwaltungsgesellschaft
bereits informiert sei. Trotzdem beschimpfte er mich, ich solle sofort
dafür sorgen, dass dort das Tor aufgehe. Was habe ich denn damit zu
tun? Ich habe das Tor nicht kaputt gemacht und reparieren kann ich es
auch nicht und dafür verantwortlich bin ich ebenso wenig. Der
Blödmann rastete aber richtig aus und brüllte mich an, dass er von mir
Schadenersatz verlange, wenn sein Geschäftstermin dadurch platze.
Darauf fragte ich ihn, ob er noch ganz richtig im Oberstübchen ist. Da
blieb ihm fast die Luft weg, wie ich es wagen konnte, ihn so
anzureden. Es entstand ein kleiner Streit, in dessen Verlauf er mir
androhte, mich gleichsam mit mehreren Klagen zu überziehen, wegen
dem Geschäftstermin, entgangenem Gewinn, Beleidigung und gar
Nötigung, weil ich ihn nicht aus der Tiefgarage lasse. Es war
zwecklos, ihm weitere Erklärungsversuche angedeihen zu lassen, der
wollte das einfach nicht kapieren. Da wir ohnehin nichts an der
Sachlage ändern konnten, gingen wir zurück in die Wohnung, um dort
auf die Handwerker zu warten. Mir fiel dann ein, dass ich zwar
irgendwo auf einer Karte, die in der Tiefgarage an der Wand hängt,
mal gelesen hatte, dass man dieses Tor auch ohne Strom zur Not von
Hand irgendwie hochkurbeln oder mit einem Seilzug hochziehen
kann, aber jetzt sollte der blöde Beiz schmoren und warten. Der hätte
diese Karte als Nutzer der Tiefgarage ja auch lesen können und dann
selbst mittels dieses Notseils oder der Notkurbel das Ding aufziehen
können. Ich bin ja nicht für dem sein Fortkommen verantwortlich.
Nach ungefähr anderthalb Stunden kam dann ein VW-Bus mit den
Fachleuten vorgefahren. Der eine Handwerker von denen, ein junger,
sehr großer und sehr dicker Mann, der quasi keinen Hals hatte, weil
Kopf und Körper eine durchgehende fette fleischige Masse bildeten,
sagte gleich lauthals, dass wir deswegen doch nicht mit der Ausfahrt
zu warten brauchten, sondern dass wir dieses Notseil hätten ziehen
können, wozu man aber zuvor an einem anderen Seil erst von Normal-
auf Notbetrieb umschalten muss. Der Beiz stand auch noch
schimpfend da und beschimpfte mich nun, dass ich ihm das nicht
gesagt hätte. Dann drängte er die beiden Handwerker zur Eile.
Während der Dicke unten am Boden eine Beschreibung der
Tormechanik durchlas, kletterte der andere mit einer Leiter an den
Motor und bastelte dort etwas. Drunten schrie der Beiz, es möge
weiter gehen und die Handwerker sollten sich sputen. Der auf der
Leiter schrie dann plötzlich: „Ah, ich hab den Fehler, da ist ein
Dingsda übergesprungen!" Ich habe den Namen von dem Teil nicht
behalten, was da übergesprungen wäre. Dann fügte er noch hinzu:
„Mit schnell ist hier schon mal gar nichts, das dauert mindestens 2
Stunden." Der Beiz war nahe an einer Explosion und tobte in der
Tiefgarage herum, dann beschimpfte er die Entwicklungsgesellschaft,
dann wieder mich, dann die Handwerker als unfähige
Gelegenheitsbastler. Die Handwerker taten so, als würden sie sein
Gezeter gar nicht registrieren. Schließlich meinte der Dicke, dass er
zum jetzigen Zeitpunkt ja noch mal die Leiter wegstellen könnte und
per Seilzug für den Beiz und alle anderen, die noch raus oder rein
wollen das Tor öffnet. Dann war es aber auch nicht gut und der Beiz
fauchte ihn an, dass er dass ja schon gleich bei seinem Eintreffen hätte
machen können und nicht erst wie ein Dummkopf weitere kostbare
Zeit verstreichen lässt. Dann schalteten die beiden Handwerker aber
auch auf stur und der Dicke sagte, ja das ist Pech, jetzt hat sich oben
im Getriebe etwas so verhakt, nun kann man das Tor auch von Hand
nicht mehr öffnen, bis dass der Schaden ganz repariert ist. Also ich
sage Ihnen, in diesem Moment fühlte ich mich an die alte HB -
Zigarettenwerbung von früher erinnert, wo ein Zeichentrickmännchen
nach einigen Missgeschicken vor Wut wie eine Rakete hoch ging,
notfalls auch durch die Decke. Der Beiz bekam einen regelrechten
Schreianfall, einen glühend roten Kopf und ging brüllend durch die
Fußgängertür aus der Tiefgarage, wobei er uns noch nachschrie, dass
er nun auf unsere Kosten einen Leihwagen nehmen würde.

Soweit noch die eher guten Dinge der letzten Woche. Ein
rabenschwarzer Tag sollte mit dem letzten Freitag folgen. Zunächst
sah es gar nicht danach aus. Das Wetter war sehr schön und so
entschlossen wir uns spontan morgens in der Frühe eine Spazierfahrt
mit dem Auto zu machen. Im Sinne einer Tagestour, war das
angedacht. Da wir jetzt nicht unbedingt sehr viele Kilometer weit
reisen wollten, entschieden wir uns dafür, einmal das Städtchen
Schwäbisch Gmünd zu besuchen und zu erkunden. Das liegt von hier
nur ungefähr 60 km weit weg, aber eigentlich kennen wir den Ort
trotzdem so gut wie gar nicht. Sicher, ich war schon mal da, aber nur
kurz und es ist schon relativ lange her. So beschlossen wir über die A
29 auf kürzestem Wege dorthin zu fahren, uns die Stadt ein wenig
anzusehen, auch die Umgebung und dann von dort wieder die
Heimreise über möglichst kleine Nebenstraßen anzutreten. Es verlief
aber alles ganz anders. Auf der Autobahn kurz vor Schorndorf, das
liegt ungefähr auf halber Strecke, hatte sich ein zäher Stau gebildet
und die Fahrerei machte keine Freude mehr, zumal es sehr heiß war.
So entschlossen wir uns, ab der nächsten Ausfahrt die A 29 zu
verlassen und jetzt schon über Landstraßen weiter nach Schwäbisch
Gmünd zu fahren. So wurde das dann auch gemacht. Es folgte gleich
nach dieser Überlegung die Abfahrt Schorndorf-Rohrbronn, wir also
dort runter. Nun war es so, dass wir, um weiter nach Schwäbisch
Gmünd zu gelangen, noch mitten durch Schorndorf fahren mussten,
was auch kein Problem ist. Dort war aber, wie zig Plakate an allen
Straßenecken verkündeten, gerade eine Ausstellung zur Zeitgeschichte
mit kostenfreiem Eintritt und so disponierten wir schnell um, und
sagten uns, da nehmen wir die kostenlose Ausstellung noch zusätzlich
mit, schauen uns diese zuerst an und fahren dann weiter nach
Schwäbisch Gmünd. Die Ausstellung fand dort in der Nähe des
Bahnhofs statt, so dass wir den Wagen auf einem dem Bahnhof
zugehörigen Parkplatz parken konnten, wo wir noch eine freie Lücke
fanden. Alles kein Problem soweit, wir also geparkt und in die
Ausstellung gegangen, die allerdings bei weitem nicht das hielt, was
sie vollmundig auf den Werbeplakaten versprach. Es war mehr eine
Art von Ausstellung, wie sie von Hobbyisten oder Schulen zu einem
Thema zusammengestellt wird. Wissen Sie, so eine Art verkrüppelter
Lehrauftrag im Unterton und eine staubig trockene Zusammentragung
von einigen Fakten und Gegenständen, die man mit etwas mehr Pep
zu einer interessanten Ausstellung hätte aufwerten können, was man
aber verpasst hatte. So waren wir etwas gelangweilt und schnell durch
und nach schätzungsweise 40 Minuten wieder zurück auf dem
Parkplatz, um unsere Reise fortzusetzen. Ich war mir sicher den
Wagen in der zweiten Reihe weit hinten am Ende des Parkplatzes
abgestellt zu haben, Kayla auch. Aber dort stand er nicht. Man
bekommt dann ja erst einmal Selbstzweifel und glaubt, sich wegen
fehlender Ortskenntnisse geirrt zu haben und den Wagen doch in einer
anderen Reihe abgestellt zu haben. So beschlossen wir, gemütlich und
ohne Hektik den ganzen Parkplatz Reihe für Reihe abzuwandern, bis
wir unseren Wagen wiedergefunden hatten. Nun, nach 2 solcher
Abwanderungen ohne Erfolg, verlagerten sich die Selbstzweifel
darauf, dass es hier möglicherweise mehrere Parkplätze am Bahnhof
gibt, und wir den Wagen auf einem anderen, ähnlich aussehenden
Parkplatz abgestellt hätten. Es gab zwar noch einen anderen Parkplatz
dort in der Nähe, der sah aber so etwas von anders aus, dass er gleich
wieder raus fiel. Nach dem wir eine zeitlang ratlos umhergeirrt waren
und dann nochmals den erstgenannten Parkplatz abgingen, blieb nur
der eine Schluss übrig, dass man unseren Wagen gestohlen hat. Das
entpuppte sich dann leider auch als bittere Wahrheit. Weg! Der schöne
VW - Golf - Variant TDI, das beste Auto, was ich je hatte, weg,
einfach weg! Solche Momente kann man nicht beschreiben. Es geht
einem alles mögliche durch den Kopf und zugleich fühlt man sich wie
hilflos in die Ecke geworfen. Man hängt da irgendwo in der Fremde
fest, dazu noch bei einer schwülen Affenhitze und verliert erst einmal
jede Orientierung. Kayla ging das ganze nüchterner an, bewies sich
mehr als Meisterin der Lage und meinte, wir sollen keine weitere Zeit
mit sinnlosen Erklärungsversuchen oder Suchaktionen verlieren,
sondern gleich die Polizei rufen, denn der Wagen war ja eindeutig
weg. Es war auch nicht zu vermuten, dass er aus irgendwelchen
Gründen abgeschleppt worden wäre, da der Parkplatz kostenlos war
und auch nicht für bestimmte Leute oder Eisenbahnkunden reserviert
war. Am Bahnhof befanden sich einige Telefonzellen, von wo aus ich
dann die Polizei anrufen wollte. Die erste Zelle war nur für Inhaber
einer Telefonkarte, die zweite wäre für Münzen gewesen, war aber
defekt und in der dritten fehlte gleich das ganze Telefon. So blieb nur
der Weg in die Bahnhofsgaststube, weil ich sah, dass dort gerade die
Tür offen stand. Die hatten allerdings um diese Uhrzeit noch
geschlossen, dort war lediglich eine Putzfrau am Fegen. Ich erläuterte
ihr, dass ich die Polizei anrufen möchte, weil mein Wagen gestohlen
worden sei. Die Frau war Ausländerin und verstand mich nicht oder
tat wenigstens so und zog hinter sich die Tür zu. Na bravo!
Im Bahnhof gab es aber noch einen Bahnschalter, wo eine junge Frau
hinter dem Fenster saß und so habe ich der alles erläutert und die hat
dann von ihrem Diensttelefon die Polizei angerufen. Da die
Polizeiwache wohl nicht weit von hier entfernt lag, waren die auch
sehr schnell da und die wiederum zitierten dann noch per Telefon
einen Polizisten der sogenannten Bundespolizei hinzu, weil der
Parkplatz ein Gelände der Bundesbahn ist und darauf wären die mit
zuständig. Es dauerte aber etwas länger, bis dass dieser Zusatzpolizist
eintraf, weil der erst noch extra von Schwäbisch Gmünd anreisen
musste. Den eigentlichen Diebstahl nahmen aber die normalen
Polizisten auf, während der Bundespolizist sich alles nur notierte und
dann noch mit einem Kollegen oder Vorgesetzten telefonierte, der das
alles wohl in einer Statistik aufnahm. Dann mussten wir noch mit zur
Polizeiwache und da wurde das selbe noch einmal alles einem anderen
Polizisten in Zivil vorgekaut, der notierte es, las es uns noch mal vor,
dann hat er es in einer korrigierten Fassung in den Computer getippt,
ausdrucken lassen und wir mussten es dann unterschreiben. Zuvor hat
der aber noch mal jeweils uns einzeln, also Kayla einzeln und mich
einzeln, in ein Nebenbüro gebeten und sich den genauen Hergang
nochmals haarklein erzählen lassen. Dann hat er auch immer wieder
nachgefragt und Details von sich aus falsch wiedergegeben, also
anders, als ich sie ihm vielleicht 10 Minuten zuvor erzählt hatte. Im
Prinzip wartete er nur darauf, dass ich dann dazwischen redete und
seine falsch wiedergegebene Fassung berichtigte. Man kam sich
zeitweise so vor, als ob man selbst noch der Beschuldigte wäre und
die glauben würden, dass man den Wagen selbst hätte verschwinden
lassen. Aber wahrscheinlich müssen die das so machen, um wirklich
Zeitgenossen auf den Zahn zu fühlen, die das offensichtlich so
machen und ihre eigene Karre stehlen lassen. Auf diese Weise
verbrachten wir mit Erläuterungen, Darlegungen u.s.w. sicherlich
noch über 2 Stunden auf dem Polizeirevier. Dann erhielten wir eine
Bestätigung und ein weiteren Wisch, diese beiden Sachen mussten wir
dann später der Versicherung vorlegen. Doch zunächst hingen wir nun
unseres Autos beraubt in Schorndorf fest. Man kann das nicht wirklich
beschreiben, was das für ein blödes Gefühl ist. Nun gesellt sich noch
ein anderer, fast schon lächerlicher Zufall hinzu, wenn es nicht so
traurig wäre. Im Auto lag auch noch die neue Digitalkamera, die wir
in Bratislava auf unserer Donaurundreise so billig erstanden hatten.
Eine sogenannte Analogie des Schicksals. Allerdings war es uns bis
zu diesem Tag noch immer nicht gelungen, die Bilder von dieser
Kamera auf den PC zu übertragen, nun sind diese Bilder damit auch
ein für allemal weg. Da wir ohnehin am Bahnhof standen, lag es nahe,
mit dem Zug zurück nach Stuttgart zu fahren. Da hat man durchaus
sehr gute Verbindungen von Schorndorf nach Stuttgart, das muss man
zugeben, auch wenn man kein Fan des öffentlichen Nahverkehrs ist.
So waren wir relativ schnell wieder zu Hause, aber es ist komisch, ich
begreife heute noch immer nicht so richtig, dass unser Auto weg ist.
Es ist zum heulen, anders kann man es nicht sagen. Dann am Tag
danach sind wir mit den Unterlagen der Polizei zu unserem
Versicherungsbüro gegangen. Der Sachbearbeiter verwies uns dann
sogar an den Filialleiter des Büros. Nun kommt der nächste Schreck.
Die Versicherung macht es sich natürlich bequem und einfach.
Zunächst heißt es, dass mit einer schnellen Entschädigung keinesfalls
zu rechnen ist, da alles erst noch genau recherchiert und geprüft
werden muss. Aber wir haben das doch nicht verschuldet, weshalb
will man uns jetzt leiden lassen? Ohne dieses Geld können und wollen
wir uns kein Ersatzauto kaufen, denn was von dem Verkauf der
Briefmarken-Alben noch übrig ist, will ich nicht antasten, sondern erst
einmal vorsichtiger Weise für schlechtere Zeiten zurück behalten. Der
Versicherungshund meinte, dass eine derartige genaue Überprüfung
der Sachlage üblich sei und im günstigsten Fall 5 Wochen, im
Normalfall 3 Monate und im ungünstigsten Fall weit über ein Jahr
daure und vorher gebe es keinen Cent. Zum Glück hatten wir
überhaupt diese Teilkasko noch dazu, weil die nicht viel teurer war,
als die pure Haftpflicht, das machte nur etwa 40 Euro Jahresbetrag
mehr aus. Ursprünglich wollte ich die gar nicht haben, sondern nur die
pure Haftpflicht, da bekäme man jetzt fürs geklaute Auto gar nichts.
Aber wegen der nur 40 Euro Unterschied hatten wir die doch noch mit
abgeschlossen. Der Versicherungsmann meinte dann auch noch, dass
die Versicherung nun ihrerseits alle Hebel in Bewegung setze, um den
Wagen vielleicht sogar wieder aufzufinden. Die hätten dafür angeblich
viel bessere und weitergehende Möglichkeiten, als die Polizei und
immerhin würden von 100 Autos, die im Großraum Stuttgart
gestohlen würden, auf diese Weise etwa 10 bis 15 Autos durch die
Bemühungen der Versicherer innerhalb von etwa 3 Wochen wieder
aufgefunden. Oftmals wären es nur Jugendliche, die den Wagen für
eine Spritztour so „illegal" ausleihen und wenn dann irgendwo der
Tank leer ist oder der Kick daran entschwunden ist, lassen sie den
Wagen vielleicht etliche 100 km weiter wieder stehen. Er meinte auch,
das unser Wagen da durchaus ein prädestiniertes Modell sei, weil der
einerseits schon relativ gut motorisiert und auch schon relativ modern
sei, aber andererseits so gerade schon so alt war, dass er noch keinerlei
Wegfahrsperre oder ähnliches modernes Sicherheitszeug hat, wodurch
er für dieses Pack natürlich leichter zu knacken ist. Also alles braucht
Zeit, viel Zeit sogar. Damit aber nicht genug, der Versicherungsmann
bereitete uns dann noch auf den weiteren Schock vor, dass man bei
den Fahrzeugdaten da sicherlich nicht mehr als 4.000 Euro von der
Versicherung erwarten könne. Das ist doch wohl ein schlechter
Scherz. Wenn ich einen vergleichbaren Wagen vom gleichen Modell
in vergleichbarem Zustand und Laufleistung als Gebrauchtwagen
kaufen will, dann muss ich locker das Doppelte, also 8.000 Euro
hinlegen, aber die Ärsche wollen nur 4.000 Euro raus rücken und das
auch nur nach langwierigem Procedere. Da wäre es uns natürlich
wirklich lieber, wenn die unseren Wagen unbeschadet wieder finden
und wir den zurück bekämen. So sind wir also jetzt unseres fahrbaren
Untersatzes beraubt. Um nicht jetzt alles zu Fuß oder per Fahrrad
erledigen zu müssen, werde ich versuchen eines der alten Mofas, die
ich bei einer Umzugshilfe mal geschenkt bekam, mittels eines solchen
Versicherungs-Mofa-Kennzeichens anzumelden. Ich habe den
Versicherungsheini danach mal gefragt und der sagte, dass dies
grundsätzlich möglich sei, sofern ich gewisse Unterlagen von dem
alten Mofa noch beibringen kann. Aber Sie wissen es, ein Mofa ist
nicht mit einem Auto zu vergleichen. Einerseits kann man sagen, jetzt
beim Sommerwetter ist das mit dem Mofa noch eher als Ersatz
machbar, aber wenn es erst wieder Herbst wird, dann kann man das
doch vergessen. Zudem ist jetzt das Wetter schön und wir wollten
einige Touren mit dem Wagen machen, das ist jetzt auch alles dahin.
Ich finde, dass müsste von den Versicherungen irgendwie anders
gelöst werden, wenn mir unverschuldet das Auto gestohlen wird,
wieso soll ich dann noch zusätzlich darunter leiden, dass die
Versicherung sich eine beliebig angesetzte Zeit zur Begleichung des
Versicherungsfalls lässt und dass die dann noch einfach Abstriche von
ungefähr der Hälfte des Fahrzeugwertes macht? Das ist nach meiner
Auffassung nicht hinnehmbar und bestätigt eigentlich wieder meinen
alten Standpunkt, so wenig Versicherungen abzuschließen, wie nur
irgendwie möglich. Nur in diesem Fall ist es natürlich schon so, dass
ich ganz ohne diesen Teilkaskoteil für Diebstahl und Feuer jetzt gar
nichts bekäme. Besser die Hälfte, als nichts könnte man sagen, aber
was bleibt ist der bittere Beigeschmack, dass man so doch gleich
dreifach geschädigt wird. Zuerst ist das Auto weg, dann hat man den
Ärger mit der ganzen Lauferei zur Polizei und Versicherung und als
ob das alles noch nicht genug wäre, kommt dann die Versicherung
auch nur noch für einen solch geringen Teil auf, dass man dafür
zumindest kein annähernd gleichwertiges Auto bekommt und dazu
auch noch zu einem nicht greifbaren späteren Zeitpunkt. Was soll das?
Es sollte keiner mehr seine Versicherungsgebühren bezahlen und man
müsste diese Praktiken in der Öffentlichkeit bekannt machen. Was
macht denn einer, der wirklich täglich unbedingt sein Auto braucht?
Soll der dann auch, wie jetzt wir zu Fuß gehen?
Um es kurz zu machen, diese Situation missfiel mir so, dass ich bei
einem Anwalt für Verkehrsrecht nachgefragt habe, ob die
Versicherung das einfach nach Gutdünken so in die Länge ziehen und
verschleppen kann, wie sie will. Und dann noch dazu, dass sie einfach
sagen kann, nach ihrer eigenen Wertetabelle wäre der Wagen nach
dem Alter und Kilometerstand angeblich nur noch 4.000 Euro wert
gewesen. Ich bin gewiss kein Autoexperte, aber wenn ich bei
Gebrauchtwagenhändlern selbst für Wagen dieses Typs und Alters in
der Regel selbst für 10.000 Euro kaum etwas finde, da wären doch
sicher die eigentlich in den üblichen Werttabellen angesetzten 8.000
Euro das Mindestmaß dessen, was man kriegen müsste. Bei diesem
Betrag würde ich ja auch noch nichts sagen, auch wenn ich bei einer
Ersatzbeschaffung dann vielleicht noch bis zu 2.000 Euro aus eigener
Tasche drauflegen müsste. Aber man kann von mir doch wohl nicht
verlangen, dass ich trotz Versicherung dann zur gleichwertigen
Ersatzbeschaffung rund 6.000 Euro aus eigener Tasche drauflegen
muss, das ist doch ein Unding. Der Anwalt, der übrigens nicht sehr
weit von uns weg wohnt, hat sich das alles soweit schon mal
durchgelesen und ist auch der Meinung, dass die Versicherung da
eindeutig mehr raus rücken muss. Mit der erforderlichen Zeitspanne,
die die zur Bearbeitung benötigen, da kann man denen allerdings
keine Vorgaben machen, so lange es keinen zumutbaren Rahmen
überschreitet. Er sagte, aus Erfahrung gelte da als zumutbarer Rahmen
durchaus eine Zeit bis zu maximal 3 Monaten, das wäre dann aber die
obere Grenze. Es sei denn, es gibt nachvollziehbare Beweggründe, die
für gewisse Zweifel an der Sachlage des Diebstahls sprechen, also
wenn wir beispielsweise selbst irgendwie den Diebstahl des eigenen
Autos verstrickt sein könnten. Es gibt heute laut diesem Anwalt relativ
oft den Fall, dass Leute, die sich ohnehin ein anderes Auto kaufen
wollen oder denen ihr Auto finanziell über den Kopf wächst, mit
Dieben regelrecht Geschäfte machen, indem sie diesen quasi ihr Auto
für vielleicht 2.000 Euro  übergeben, obwohl es 10.000 wert ist und
selbst dann die Versicherungssumme kassieren, damit haben dann
beide etwas davon. Aber wir wären da sicherlich die allerletzten, die
sich so dieses Wagens entledigt hätten, denn dazu waren wir einerseits
viel zu froh, endlich einen vernünftigen fahrbaren Untersatz zu haben
und andererseits waren wir dafür auch viel zufrieden mit dem Wagen,
um überhaupt an solche Ideen auch nur einen Gedanken zu
verschwenden. Wie dem auch sei, der Anwalt hat dann gleich am Tag
danach ein Schriftstück aufgesetzt und das der Versicherung
zugeschickt, damit die gleich sehen, dass sie sich mit uns nicht alles
erlauben können. Leider kostet diese Tätigkeit vom Anwalt natürlich
auch wieder Geld. Wenn die Versicherung nun einlenkt und für eine
normale Bearbeitung sorgt, dann erhält der Anwalt ungefähr 280 Euro
für sein Tätigwerden. Ziehen die weiter am langen Faden und halten
uns hin, so dass der Anwalt noch öfter tätig werden muss, dann wird
es natürlich teurer. Aber ich sehe es so, wenn der Anwalt jetzt
vielleicht 280 Euro erhält und die Sache geht klar und die zahlen dann
vielleicht auch einen angemessenen Preis, und selbst wenn es anstatt
4.000 Euro wenigstens 6.000 Euro werden, dann hat sich der Einsatz
des Anwalts und seine Kosten schon mehr als gerechnet, denn wenn
ich dort selbst  Einspruch erhebe, ohne Anwalt, darüber husten die
mal und ignorieren es. Sie sehen, unverschuldet wird einem wieder
viel aufgelastet, womit man sich herumschlagen muss und wo man
dann auch noch zahlreiche Nachteile hat, obwohl andere
Schwachköpfe das verschuldet haben. Im Moment habe ich solch eine
Wut auf die Diebe, ich glaube, wenn ich die zwischen die Finger
bekäme, ich würde denen die Nase abschlagen.

Eine weitere, sehr seltsame Begebenheit gab es am Sonntag. Man mag
es nicht glauben. Gegen 7 Uhr in der Frühe klingelte es wie verrückt
an unserer Wohnungstüre, ein wahres Sturmläuten. Kayla lag noch im
Bett, ich hatte mich gerade fertig rasiert. So ging ich an die Tür und
dort stand ein kleiner schmaler Mann, vielleicht höchstens 1,65 m
groß, leicht unrasiert und eigenartig gekleidet, mit einer Art grauem
Filzanzug. Solche Anzüge oder eher ganz billige Regenmäntel in
dieser Art habe ich zuletzt vielleicht so um 1959 herum in meiner
frühen Jugend gesehen. Ich fragte den, was das Geklingel soll und wer
er sei. Mit einer schrillen Stimme erwiderte er giftig, dass er den
Herrn Gabler nun sprechen möchte und das sofort. Ich erklärte ihm
dann, dass es hier im ganzen Haus keinen Bewohner dieses Namens
gebe. Er wurde dann frech und sagte zu mir, dass ich ihn nicht für
dumm verkaufen soll, denn er wäre selbst schon vor 5 Jahren in dieser
Wohnung bei dem Dreckschwein von Gabler in der Wohnung
gewesen. Ich sagte ihm, dass wir selbst erst wenige Monate hier
wohnen und nicht wissen, wer früher hier wohnte, nur dass die
Wohnung davor wohl auch schon eine längere Zeit leer stand. Dann
wurde er erneut pampig und sagte, dass er mir schon mal gesagt habe,
dass ich ihn nicht für dumm verkaufen soll und mir diese Märchen
sparen soll. Da wurde es mir dann zu dumm und ich habe ihm die Tür
vor der Nase zugeschmissen. Inzwischen war auch Kayla
aufgestanden und hatte den letzten Rest aus dem Hintergrund
mitbekommen. Der Giftzwerg klingelte nun erneut Sturm. Da bin ich
erneut an die Türe und habe ihm gesagt, dass ich die Polizei holen
würde, wenn er nicht sofort verschwinde. Dann meinte er nur, ich soll
das ruhig machen, dann käme endlich aufs Tapet, was der Gabler für
ein notgeiles Mistschwein wäre, das soll ich dem Gabler ausrichten.
Ich sagte ihm dann noch mal, dass es hier keinen Gabler gibt und er
versuchte dann doch tatsächlich neben mir die Tür aufzudrücken und
in die Wohnung zu gelangen. Das war mir dann zuviel und ich habe
ihm daraufhin ein blaues Auge geschlagen. Erst dann ließ er ab und
zog sich jammernd zurück. Was soll man dazu sagen? Ich habe diesen
Idioten danach auch nicht wieder gesehen. Erst einige Tage später traf
ich hier auf die Frau, die oben im Dachgeschoss die rechte kleinere
Wohnung bewohnt und habe ihr den Vorfall geschildert. Die wohnt
schon lange in dem Haus und sagte, dass hier wirklich mal ein Herr
Gabler gewohnt habe, das sei aber nach ihrer Meinung noch
wesentlich länger her, als 5 Jahre. Das war noch, lange bevor der
ganze aufwändige Umbau mit den schrägen Räumen gemacht wurde,
auch die Tiefgarage unter dem Rasengarten hätte es zu dieser Zeit
noch gar nicht gegeben. Sie meinte, das dann vielleicht eine der
unzähligen Weibergeschichten von diesem besagten Gabler dahinter
stecke. Der habe damals fast jeden Tag hier andere Mädels
angeschleppt und da hätte es damals öfters Theater gegeben. Sie
meinte, der habe nach ihrer Erkenntnis nie etwas gearbeitet, sondern
sich immer nur den ganzen Tag mit Mädels vergnügt und das quasi
rund um die Uhr. Der soll wohl finanziell unabhängig gewesen sein
und nur von seinem Vermögen gelebt haben. Aber, wie schon gesagt,
nach Meinung dieser Mitbewohnerin sei es sogar mindestens schon 7
Jahre her, wo der hier ausgezogen ist. Sie meinte, sich sogar noch
erinnern zu können, dass der damals nach Mannheim oder wenigstens
dort in die Gegend umgezogen sei. Dieser Giftzwerg, dem ich nun
notgedrungen ein blaues Auge verpasst hatte, wollte mir das absolut
nicht glauben, dass hier heute kein Gabler mehr wohnt und der Idiot
sollte sich lieber erst einmal erkundigen, bevor er hier die Leute auf
diese Weise belästigt.

Für heute reicht das zunächst wieder und ich hoffe, dass ich Ihnen bei
meiner nächsten Email schon aus meiner Sicht gute Neuigkeiten über
den Fortgang der Versicherungsangelegenheit mit meinem
gestohlenen Wagen schreiben kann. Wer hätte damit gerechnet? Ich
selbst am allerwenigsten. Da vermutet man, dass Autodiebe es nur auf
teure Luxuskarossen abgesehen haben und dann so was.

Mit vielen guten Grüßen, Ihr

Egbert Lappenkeuler