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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Freiräume” und “Neue Heimat”  aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Freiräume" vom 15.04.2006

Zahlreiche Grüße!

Sie sehen hieran, meine Internetsache funktioniert nach dem Umzug
jetzt wieder und es ist die erste Email überhaupt, die ich seit dem
Umzug absende.

Umzug gleich Chaos, das ist klar und was schief gehen kann, das geht
auch schief. Immerhin im Gegensatz zum damaligen Umzug hat jetzt
der Nachsendeantrag bei der Post auf Anhieb geklappt, oder fast auf
Anhieb muss man sagen. Die ersten 4 Tage im neuen Domizil kam
überhaupt keine Post, da grübelt man schon, ob das so korrekt ist, weil
es gibt heute selten mehr als 2 Tage an denen man nicht mit
irgendwelchem Werbemüll zugepflastert wird, der sogar persönlich an
einen adressiert ist. Nicht dass ich auf diesen Werbemüll schiele, der
kann mir gerne gestohlen bleiben, aber es fällt einem halt doch auf,
wenn so lange gar nichts kommt. Dann am 5 Tag in der neuen Bleibe
wollte ich schon zur Postfiliale fahren, um einmal nachzuhaken, aber
dann hielt der Briefträger und brachte gleich einen Stapel Post nur für
uns. Irgendwie war das bei denen aufgelaufen und dadurch haben die
selbst gemerkt, dass sie mal nachsehen müssen. Der Briefträger selbst
konnte das aber auch nicht genau sagen, er meinte nur, es sei eine
Anfrage von dieser komischen Nachsendezentrale in München
gekommen und dann habe es aber von selbst geklappt. Nun gut.
Etwas für mich unverständliche Probleme gab es jedoch beim Internet,
die Gründe dafür sind mir auch heute noch nicht so richtig klar, nur
dass es jetzt funktioniert, wie ich meine, sogar merkbar besser und
schneller als früher. Anfangs konnte man hier den Computer, also
dieses Modemkabel einstecken und immer hieß es mit einer
Fehlermeldung, dass der Computer keine Verbindung zu einem
Rechner aufnehmen könne. Das war sowohl mit meinem Gebraucht-
PC als wie auch mit dem Toshiba-Notebook so, welches inzwischen
fast nur noch von Kayla benutzt wird.
Im Großen und Ganzen bewährte sich wieder meine alte Methode,
dass wenig Eigentum auch wenig Arbeit beim Umzug macht und
wenn man ehrlich ist, war der Löwenanteil des puren Umzugs nach 3
Tagen schon erledigt. Also soweit es das Befördern aller Teile in die
neue Wohnung betrifft. Unterbringungsprobleme vom Platz her gibt
es in der neuen Wohnung natürlich überhaupt nicht, da sie im
Vergleich zu allem vorher Dagewesenen riesig ist und die paar
Sachen, die wir haben darin wirklich verschwinden. Leute, die zu
Besuch kamen meinten schon, ob wir die meisten Sachen noch im
Mobilheim zurückgelassen hätten. Aber wenn das Mobilheim mit 5
Möbelstücken schon einigermaßen gut ausgestattet wirkte, so hat man
hier mit 5 Möbelstücken noch nicht einmal in jedem Raum ein
einziges Möbelstück stehen. Das wirkt schon etwas asketisch. Sie
ahnen nicht, wie oft wir unsere Einrichtungskonzepte hier schon über
den Haufen geworfen haben und die getroffenen Anordnungen der
Möbel wieder drastisch änderten. Nur ein Beispiel dazu. War zuerst
eine Idee, wenigstens ein Möbelstückchen in jedem Zimmer
unterzubringen, so hat sich bis zum heutigen Tag die Ansicht dazu
über mehrere Zwischenstationen soweit geändert, dass wir zuerst mal
wenigstens 2 Räume mit dem, was wir haben, komplett einrichten und
dafür dann lieber einige Räume noch total leer stehen haben. Zur
Nutzung der Räume trägt das einfach mehr bei, als wie wenn man
alles so verstreut hat und dadurch im Prinzip kaum einen Raum richtig
nutzen kann. Wer setzt sich schon auf einen einzelnen Stuhl in einem
ansonsten leeren Zimmer? Das macht keinen Sinn.

Aber damit sind wir schon bei der Inneneinrichtung, was ein Vorgriff
wäre. Bei dem eigentlichen Umzug, der zwar eigentlich mit knapp 3
Tagen zügig voran ging, lief trotzdem einiges schief. Wie schon
damals angedeutet, bekam ich für den Transport der größeren Teile
den Ford-Transit-Kastenwagen von meinem Umzugsbekannten
geliehen, dem ich ab und zu helfe. Da der selbst gerade nicht viel zu
tun hatte, hat er an einem Tag auch noch mitgeholfen. Genau dann
passierte es aber. Wir hatten den Transit einigermaßen voll geladen,
aber keineswegs überladen, im Laderaum war die gute alte Miele-
Waschmaschine, Bettteile und ähnliches Zeug. Richtig schwer war
davon nur die Miele. Es war auch alles festgezurrt. Der Bekannte fuhr
seinen Transit dann selbst, was mir durchaus recht war, denn ich fahre
wegen mangelnder Übung mit den Abmessungen nicht gerade gerne
damit. Dann an der Kreuzung Zeppelinstraße - Kantstraße querte an
einer abgeschalteten Ampel ein Fiat die Zeppelinstraße, obwohl der
hätte warten müssen, weil bei abgeschalteter Ampel die
Zeppelinstraße Vorfahrt hat. Mein Bekannter musste wie verrückt in
die Bremsen treten, um einen Zusammenstoß zu verhindern. Der
blöde Fiatfahrer fuhr natürlich weiter. Unterdessen verschob sich
dadurch die Ladung jedoch stark, so dass zuerst leichtere Teile im
oberen Bereich gegen die gute Miele flogen. Durch diesen Schubs im
oberen Bereich wirkte wohl das berühmte Hebelgesetz und die Miele
geriet in Schräglage. Dadurch wieder wurde der Spanngurt, mit dem
sie festgezurrt war, gelängt und die Miele stürzte dann ganz um. Das
gab im ganzen Wagen einen Ruck, als hätte soeben eine Bombe in den
Laderaum eingeschlagen. Gleich fuhren wir an den Straßenrand, um
die Sache zu begutachten. Die umgestürzte Miele hatte zunächst
einige lange Spanplatten von meinem Bettkasten unter sich zermalmt,
da bröselten nur noch so die Späne und einige der Bretter waren
mehrmals zerteilt und schräg gebrochen. Eines der getroffenen Bretter
war dann durch diesen Aufschlag der Miele wohl regelrecht fort
katapultiert worden und in den einzigen Spiegel eingeschlagen, den
wir hatten, wobei die Betonung auf hatten liegt. Der ist davon
natürlich zerbrochen und das gründlich, in hunderte Scherben. Es kam
noch schlimmer. In der Eckwand des Transits war eine leichte Delle
von innen nach außen, die Miele selbst hatte oben rechts eine Delle,
wo sie beim Umfallen auf die Holzbretter aufgeschlagen war und
diese unter sich zermalmte und auf der linken Seite eine leichtere
Delle, wo zuvor eine Tischplatte beim Bremsen gegen geschossen
war, die die Miele dann zu dem Fall anregte. Warum das Zurrband
sich dadurch löste ist mir ein Rätsel, normalerweise hätte das halten
müssen. Wir entschlossen uns aber, die Sachen so liegen zu lassen und
den Rest des Weges, der ab dieser Stelle knapp 1 km ausmachte, nun
zügig und unauffällig fortzusetzen, bevor man vielleicht noch der
Polizei wegen schlechter Ladungssicherung auffällt. Trotz der Dellen
funktioniert die Miele aber noch sehr gut. Nur der Spiegel und mein
Bett waren so nicht mehr zu gebrauchen, letzteres weil das Malheur
ausgerechnet die Seitenbretter erwischt hatte, die den Unterrahmen
bilden, auf denen das Bett steht. Da ich nicht die geringste Lust hatte,
mir ein neues Bett zu kaufen, bin ich in den Baumarkt geeilt, habe mir
dort einige solcher Montage-Eisenplatten gekauft, solche mit den zig
Bohrlöchern drin, und habe die Bruchstellen der Spanplatten damit
wieder dürftig zusammengeschraubt. Das sieht jetzt zwar recht
gewöhnungsbedürftig aus, so ein Bett mit Eisenflicken drauf, aber es
hält und man kann es benutzen, das ist die Hauptsache. Mein
Bekannter, der nun eine leichte Delle im Transit hat, die wie eine
Kopfbeule aussieht, weil sie von innen nach außen geht, sah das aber
nicht ganz so schlimm. Mit 40 Euro habe ich ihm die kleine Beule
abgegolten, wer es nicht weiß, sieht die gar nicht. Der verursachende
Fiatfahrer war auch nicht mehr zu greifen und deswegen die Polizei zu
holen, wäre wahrscheinlich nicht unbedingt sinnvoll gewesen, denn
dann hätten die vielleicht meinem Bekannten eine Verwarnung wegen
unzureichender Ladungssicherung ausgestellt. Der besagte einzige
vernünftige Spiegel in unserem Haushalt ist, wie angedeutet, nun
Geschichte und seine Reste habe ich mit meinem VW-Golf wieder
zurück mit ins Mobilheim genommen. Daran können sich die
künftigen Verwerter der Mobilheime erfreuen.

Unverhofft kommt oft. Am Tag nach dem alle Teile in der neuen
Wohnung waren, fühlte ich mich total müde. Man kann sagen, das ich
im Gehen einschlief. Kayla und ich führten das auf die ungewohnte
Tätigkeit mit dem Umzug zurück, obwohl die Müdigkeit wirklich
eigenartig heftig zuschlug. Also habe ich für den nächsten Tag den
Wecker absichtlich abgestellt, um mich mal richtig auszuschlafen.
Gegen 13 Uhr wurde ich dann wach, war aber immer noch so
saumüde. Zudem hatte ich etwas Mühe zu atmen und bei jedem Luft
ein- oder ausatmen bruzzelte und zwitscherte es hörbar in meinem
Körper. Kayla war besorgt und meinte, ich solle einen Arzt
konsultieren. Kayla hatte mir schon Fieber gemessen, aber die
Temperatur war mit 36,8 Grad wohl normal. Da ich fand, dass man
jetzt alles außer einer Krankheit brauchen könnte, hielt ich von dem
Arztbesuch nicht viel und wollte es zumindest noch mal bis zum
nächsten Tag schieben. Noch am gleichen Tag, vielleicht gegen 18
Uhr, bin ich dann mitten im Gehen im Zimmer zusammengesackt und
aus meiner Sicht eingeschlafen. Für Kayla sah das natürlich recht
bedrohlich aus und sie rief den Notarzt an. Als ich wieder wach
wurde, stand ein Notarzt und 2 Sanitäter neben mir bei uns im
Zimmer. Der Notarzt hatte mir schon einen dünnen Schlauch an den
Arm angeschlossen und meinte, dass ich in jedem Fall zur genaueren
Kontrolle mit ins Krankenhaus müsse. Ja bravo, dachte ich. Noch
während der Notarzt auf mich einredete wurde ich wieder so müde,
dass ich gar nicht mehr viel von seinen Äußerungen mitbekommen
habe. So halb im Dämmerzustand habe ich dann noch mitbekommen,
dass man mich zuerst ins Katharinen - Hospital fahren wollte, das liegt
auch von hier am nächsten. Es ist quasi schon mitten in der Stadt. Per
Funk meldete man denen aber, dass dort wegen mehrer Notfälle die
Notaufnahme zu diesem Zeitpunkt keinen mehr aufnehmen könne.
Irgendwie bin ich dann wieder eingenickt. Wach wurde ich dann, als
man mich am Eingang vom Bürger-Hospital mit dem Rollbett
reinschob. Das ist vom Katharinen -Hospital nicht übermäßig weit
weg und liegt auch fast mitten in der Stadt. Wie es sich für ein
anständiges Krankenhaus gehört, nah bei einem Friedhof, nämlich
beim großen Prag-Friedhof. Dort kam ich dann zu einem
Aufnahmearzt, der mich inspizierte. Der prüfte alles mögliche und
stellte dann einen hellblauen Zettel aus, der an mein Rollbett geheftet
wurde. Eine süße junge Krankenschwester schob mich dann über
endlos lange Gänge in einen Raum mit einem riesigen CT -
Computertomografen. Dort bekam ich einen Becher mit leicht
radioaktivem Kontrastmittel zu trinken und nach 10 Minuten wurde
ich automatisch auf einer rollenden Liege durch das Gerät gezogen,
welches wie ein dicker Metalltunnel aussah, wo in der Mitte hinter
einer Verkleidung etwas sausend rotierte. Blut wurde mehrfach
abgenommen und Kayla stand inzwischen besorgt im Flur, konnte
dann aber zu mir. Ich war aber immer noch hundemüde und bin
sicherlich zwischen alledem noch 10 mal eingeschlafen. Einige
weitere Untersuchungen folgten. Überhaupt bekam ich alles nur wie in
einer fremden unrealen Welt mit. Manchmal wurde ich wach, dann
wieder dämmerte ich so halb zwischen Schlaf und Wachsein, um dann
wieder schlagartig für einige Minuten in einen Tiefschlaf zu fallen.
Dann kam aus dem Bedienraum des CT eine vielleicht 50jährige
extrem schlanke und sehr große Ärztin. Die wirkte so zerbrechlich.
Ich meine, Kayla ist schon sehr schlank, aber klein dabei, jedoch diese
Frau Doktor war vielleicht 1,90 groß oder kam mir jedenfalls so vor,
und war dabei noch deutlich dünner als Kayla. Wenn es den Begriff
extremst schlank gibt, dann trifft er auf diese Frau zu. Man hatte
Angst ihr die Hand zu geben, vor lauter Furcht etwas abzubrechen.
Ständig summte sie ein bestimmtes Lied, welches ich auch schon
öfters mal gehört habe, aber mir ist bis heute nicht eingefallen, wie das
heißt. Mit beiden Fingern öffnete sie weit meine Augen, die ständig
Mühe hatten, dank meiner Müdigkeit offen zu bleiben. Ohohoh,
meinte sie dann nur. Das klang nicht gerade erfreut. Kayla fragte dann
schon übereilig, was mir denn fehle. Die Frau Dr. meinte dann, dass
der Befund nach einer bestimmten Vireninfektion aussehe, aber ganz
sicher sei sie noch nicht, da ihr Fachgebiet nur die Radiologie und
dieses Zeug mit dem CT sei. Sie holte dann noch einen arabischen
Doktor hinzu, oder so was ähnliches. Der wertete dann die
zusammengetragenen Prüfungen aus und meinte auch, es handle sich
um eine Virusinfektion, die allerdings harmlos sei, sofern man gleich
genügend vom richtigen Medikamentencocktail aus Antibiotika und
sonst noch was spritze. Inzwischen war es schon 22 Uhr durch und er
empfahl, dass ich in jedem Fall diese Nacht im Krankenhaus bleibe
und Kayla ruhig nach Hause fahren sollte. Na ja, ich hatte nun
wirklich keine Lust dort zu bleiben, aber in diesem Moment blieb mir
kaum eine andere Wahl. Eine Assistentin mit, es klingt komisch, ist
aber so, dreieckigem Gesicht, bereitete diverse Ampullen vor, die der
Doktor dann auf eine gigantische Spritze aufzog. Vor normalen
Spritzen habe ich keinerlei Angst, solches bin ich noch von meiner
schweren Krankheit vor etwa 5 Jahren gewohnt, aber diese hier, das
war ja etwas für einen Elefanten. Der Doktor lächelte nur und meinte,
ich solle gar nicht an die Spritze denken und ihm einfach nur meine
entblößte Rückwand zuwenden. Gesagt, getan und über einen
Zeitraum von sicherlich mehr als 10 Minuten pumpte er langsam den
Inhalt der schon eher als Kartusche zu bezeichnenden Spritze in
meinen Hintern. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wurde mir überall
heiß, so als liefe kochendes Wasser durch meine Adern. Das sagte ich
dem Doktor Raze dann. Er meinte, das sei völlig normal und es würde
nach spätestens weiteren 10 Minuten wieder aufhören. Irgendwann
wurde mir schwarz vor Augen und ich drohte umzufallen. In dem
Moment hörte der Doktor mit der Verabreichung der Spritze auf und
meinte, das reiche jetzt. Per Rollbett wurde ich dann zu später Stunde,
es war sicher schon nach 23 Uhr, noch in einem Krankenzimmer
hinzu gestellt. Dort lagen bereits 2 andere Männer, wovon sich einer
ziemlich durch diese Aktion gestört fühlte und deswegen lange
lautstark meckerte. Ich konnte ja nichts dafür, da brauchte er sich nicht
bei mir beschweren. Der andere Mann blieb ruhig, ich glaube dem
ging es auch nicht so gut. Kaum dass mein Bett dort stand, war ich
auch schon wieder eingeschlafen. Ab und zu wurde ich in der Nacht
kurz wach und hatte ein Gefühl, als ob meine ganze Hautoberfläche
gespannt wie ein Trommelfell und heiß wäre. Das war wohl eine
Nebenwirkung von dem Medikamentencocktail in der Spritze. Also
ich sage Ihnen, am nächsten Morgen wurde ich gegen 7 Uhr wach und
war wieder so fit, als wäre nie etwas gewesen. Damit hätte ich nicht
gerechnet. Ein anderer Doktor machte eine Visite und meinte zu mir,
dass ich zur Beobachtung noch 3 Tage dort bleiben müsse. Das gefiel
mir gar nicht und ich lehnte das ab. Er versuchte mich zu überzeugen,
dass dies besser wäre, ich ließ mich aber nicht überzeugen. Ich wartete
bis 11 Uhr, dann war der Doktor vom Vortag wieder im Dienst und
ich besprach mit ihm die Sache. Er fand zwar auch, dass ich
wenigstens noch einen Tag dort bleiben solle, was ich aber nicht
wollte, weil ich mich wieder sehr gut fühlte. Ich musste dann noch
einen Wisch unterschreiben, dass ich über Risiken der verfrühten
Heimreise aufgeklärt wurde und selbst die Verantwortung übernehme
und dann bin ich gegangen. Kayla war erstaunt, als ich gegen 14 Uhr
wieder zu Hause eintraf. Sie war gerade schon dabei, einen erneuten
Besuch bei mir im Krankenhaus zu starten. Man hatte mir noch ein
umfangreiches Rezept ausgestellt, dessen Medikamente ich mir dann
noch in der Apotheke besorgen musste. Man blickt ja heute gar nicht
mehr durch, welche Medikamente zu welchem Teil von der
Krankenkasse bezahlt werden. Dank der Vielzahl an Medikamenten
musste ich rund 25 Euro in der Apotheke lassen. Hätte ich die
Medikamente aber voll bezahlen müssen, wäre mir vor Schreck sicher
gleich wieder die Augen zugefallen. Da ist ein Medikament bei, davon
kosten lächerliche 10 Kapseln 156 Euro!  Es ist schon erstaunlich,
welche komischen Viren es gibt. Der Doktor, der für so was wohl ein
Spezialist ist, meinte,  dass diese Virensorte eigentlich hier recht
selten aufträte und er stellte auch zahlreiche Fragen, um
möglicherweise einzugrenzen, wo ich mir diesen Virus eingefangen
habe. Er sagte, dass diese Sorte von Viren sich eigentlich vorwiegend
an bestimmten Pflanzenarten befinden können, aber auch in
verdorbenem Essen. So eindeutig ließ es sich nicht mehr klären. Es
war aber eine Virenart, die eigentlich eher harmlos ist und sich nicht
wie Vogelgrippe & Co ausbreiten kann. Er meinte allerdings, dass es
unbehandelt nicht so ganz ohne sei, wenn man nichts dagegen
unternimmt, kann dadurch in Einzelfällen der Herzmuskel und die
Lunge angegriffen und geschädigt werden und es sind dann sogar
schon Leute daran gestorben. Da wir aber in Deutschland doch noch
in einem eher relativ gut versorgten Land leben, fallen diese
Symptome meist früh genug auf, da sie, mit der Müdigkeit wirklich so
extrem daher kommen, dass man sie eigentlich nicht übersehen kann.
Doch die Sache scheint ausgestanden.

Nachdem nun alles hier in der neuen Wohnung war, haben Kayla und
ich sich erst mal genau überlegt, welche Zimmer jeder von uns als
eigener Bereich in Beschlag nimmt und welche Zimmer wir als
Gemeinschaftszimmer nutzen. Das hatten wir ja so vereinbart. Dabei
sind die wirklichen Nutzungsmöglichkeiten natürlich fließend, es ist
jetzt nicht so, dass wir mit diesen eigenen Bereiche Grenzen oder
Schranken aufbauen. In diesen Bereichen ist ausschließlich derjenige,
dem sie zugesprochen sind, für die Gestaltung verantwortlich.
Natürlich kann man sich so, wenn man mal alleine sein will, leicht
mal für ein paar Stunden ungestört in seinen eigenen Bereich zurück
ziehen. Das hat nur Vorteile. Auch wenn man sich gerne hat, muss
man deshalb nicht zwangsläufig immer in jeder Minute aufeinander
hocken, das schadet einer Beziehung mehr, als es ihr nützt. Daher war
es für uns besonders wichtig, eine Wohnung zu bekommen, die eine
gewisse Mindestanzahl an Räumen und Wohnfläche hat, weil ja zuvor
jeder so gesehen über seine eigene Wohnung verfügte. Dass es nun so
viele Zimmer und so viel Wohnfläche wurde, das hätten wir selbst
ehrlich gesagt nicht erwartet. Wir sind uns nun so einig geworden,
dass die besonders schrägen Zimmer, von denen es 4 gibt, sozusagen
durch 2 geteilt werden. Davon hat dann also Kayla 2 und ich 2 für den
jeweils eigenen Bereich bekommen. Kayla wollte lieber die beiden
Zimmer haben, die mehr zur Gebäudemitte liegen, während ich die
beiden habe, die mehr zur südwestlichen Außenseite gerichtet liegen.
Das riesige L-förmige Wohnzimmer und die ebenfalls riesige Küche
nutzen wir natürlich gemeinsam, ebenso 2 weitere Räume und die
Bad- und WC-Räume. Am Tag unseres Einzugs lief das Wasser nicht,
weil man es aus Sicherheitsgründen im Keller abgestellt hatte. Es war
dann für uns aber nicht einfach, die zugehörigen Absperrschieber im
Keller zu finden. Wir verfügen selbstverständlich auch über
Kellerschlüssel, die Zugang zu den allgemeinen Kellerräumen und
den zur Wohnung gehörenden beiden Kellerräumen gewähren. Ich
glaube, wir haben mindestens 1 Stunde nach den Absperrhähnen für
unsere Wohnung gesucht. Die haben raffinierter Weise die in den
Kellergängen, die alle sehr hell und freundlich gestaltet sind, in solche
breiten Wandkästen eingebaut, die richtig versenkt in die Keller-
Zwischenwände eingelassen sind. Dann sind da abschließbare Türen
dran und wenn man das nicht kennt, kommt man so schnell nicht auf
die Idee, dass sich hinter diesen Türen die Haupt-Wasserhähne und
die Wasseruhren in einer Art Wandschrank befinden. Überhaupt einen
solchen lichtdurchfluteten hellen Keller habe ich zuvor noch nie
gesehen, das ist auch vom Architektonischen her schon ein kleines
Kunstwerk, das hinzukriegen. Da findet man es fast schon schade,
dass im Keller nicht auch noch Wohnräume sind, weil sich diese
behaglich freundliche Atmosphäre dort dafür sehr gut eignen würde.

Wie wir nun feststellten, stehen die meisten der anderen Wohnungen
hier im Haus sogar leer und das, obwohl alles so schön hochwertig
und neu ist. Es mag mit dem schon geschilderten eigenwilligen
Zuschnitt der Zimmer zusammenhängen. Nahezu jede Wohnung hat
solche schrägen Zimmer dabei, wo die schräge Fehlfläche des einen
Zimmers immer einer schrägen Mehrfläche des Nachbarzimmers
zugute kommt. Das ist dann doch nicht jedermanns oder jederfraus
Geschmack, zumindest dann nicht, wenn er die hohe normale Miete
dafür jeden Monat aufbringen muss. Wie ich erfuhr, hat alle
Wohnungen im 2 Stock ein Konzertpianist gemietet, der aber im
ganzen Jahr höchstens 50 Tage hier ist, weil er beruflich die ganze
Welt umreist. Eine dieser Wohnungen hat er nachträglich noch mit
Schallschutz versehen lassen und darin seine Übungsflügel oder
Klaviere stehen, damit er hier auch lautstark üben kann, ohne dass bei
den Nachbarn der Putz runterfällt. Das war wohl ideal, weil die
Wohnungen nach hinten ja diesen wintergartenähnlichen Anbau
haben, dessen Verglasungsplatten man relativ leicht von innen
abschrauben kann. Damit erhält man ein riesiges Loch in der Wand,
wo man problemlos sperrige Teile wie solch einen Flügel drüber
transportieren kann, sofern man über geeignetes Werkzeug verfügt.
Eine Frau, die eine der kleineren Wohnungen im Dachgeschoss
bewohnt, sagte mir, dass man die Flügel mit einer Art Außenaufzug
über diese abmontierten Verglasungen ins Haus gehievt habe. Diesen
Konzertpianisten habe ich selbst aber noch nie zu Gesicht bekommen.
Der sei im Moment in Kanada hieß es. Überhaupt herrscht hier nachts
eine Totenstille, in dem Maße sind wir das nicht gewöhnt. Es klingt
für Sie vielleicht eigenartig, aber die ersten 3 Nächte konnte ich nicht
richtig einschlafen, weil es hier zu ruhig war. Wissen Sie, wenn man
einen gewissen Mindestlärm gewohnt ist, der dauernd präsent ist, und
der dann plötzlich nicht mehr da ist, wenn sie jedes Knicksen am
Fenster hören, wenn sie sogar hören, wie das Warmwasser durch die
Heizung läuft, wenn sich diese durch ein Thermostat einschaltet, wenn
sie das Ticken des Sekundenzeigers einer Quarzuhr hören, das ist
schon komisch. Ich kam mir in der ersten Nacht vor, wie in einem
Gespensterschloss, obwohl hier gebäudemäßig nun gar nichts an ein
solches erinnert. Ja es ist so ruhig nachts, da können sie, wenn sie im
Bett liegen, jedes Auto zählen, was nachts noch auf der relativ weit
entfernten Ringstraße Am Kräherwald fährt und das, obwohl
dazwischen noch mehrere andere lange Grundstücke und Häuser
sowie teils sogar einige mit vielen Bäumen bewachsene Gelände
liegen. Früher habe ich immer gedacht, wenn es nachts irgendwo so
ruhig ist, dann müsste man direkt einschlafen und morgens vor 9 Uhr
nicht mehr wach werden, aber wie gesagt, die ersten paar Tage war es
mit dem Einschlafen schwierig, eben weil es zu ruhig war.

Im Inneren unserer neuen Wohnung schaut es zurzeit wirklich etwas
eigenwillig aus. Wir sind wirklich froh darum, dass man in der großen
Küche die Einbauküchenteile und die dazugehörigen Geräte
weitgehend drin gelassen hat. Wäre das nicht so, dann wäre auch
dieser wichtige Raum ziemlich leer und je größer ein Raum ist, um so
eher fällt Leere auf. Was natürlich in jede Küche hinein muss, ist ein
vernünftiger Küchentisch und wenigstens 2, oder hier in dem Fall der
großen Küche wenigstens 4 Stühle drum herum. Es klingt banal, aber
wir haben dann zuerst den Universaltisch dort hingestellt, der zuvor in
meinem Mobilheim stand. Der war dort Wohnzimmer- und
Küchentisch zugleich. Während der im Mobilheim fast schon
überdimensioniert schien, verschwindet der hier in der Küche. Wir
hatten den zuerst in der Mitte des Raumes aufgestellt und er wirkte
dort, wie ein vergessener Krümel. Rund um den Tisch war dann zu
allen Seiten soviel freier Platz, dass man mit einem Auto hätte
dazwischen her fahren können. Das wirkt blöde. Weniger auffällig
wird dieses Missverhältnis, wenn man den Tisch asymmetrisch in den
Raum stellt, etwa dadurch dass man ihn an der Hauswand neben dem
Fenster platziert. Dann wirkt es gleich so, als solle das so sein und
man wolle absichtlich die Raummitte frei halten. Trotzdem war der
Tisch definitiv zu klein. Dann probierten wir einen von beiden Kaylas
Tischen aus. Der eine war noch kleiner, der andere zum Glück etwas
größer. So steht der nun dort, wirkt aber auch noch etwas verloren. 3
Stühle wurden dann noch an den freien Seiten gruppiert. Aber bei
unserem bisherigen Möbelkonzept muss man sich immer darüber im
Klaren sein, wenn wir damit einen Raum einigermaßen hinnehmbar
ausstatten, dann bleibt für die anderen nicht mehr viel übrig und umso
leerer wirken die dann. Im sehr großen L-förmigen Wohnzimmer sieht
es ähnlich dürftig aus, allerdings erweist es sich hier schon als
vorteilhaft, dass dort die rückwärtige Wand des längeren L-Schenkels
schon eine der beschriebenen Schrägen aufweist, wenngleich sie dort
noch nicht so ausgeprägt ist, wie in den 4 im Vereck dahinter
liegenden kleineren Zimmern. Durch diese Schräge entsteht ein
gewisser optischer Täuschungseffekt, was dazu führt, dass das
Zimmer gefüllter aussieht, wenn man die Schränke mit ihrer Rückseite
an diese Schrägwand stellt. Nun will ich Ihnen hier nicht die ganze
Bestückung unserer Wohnung darlegen, das würde zu langweilig, Fakt
ist nur, dass wir insgesamt nach dem Umzug noch anderthalb Wochen
lang die Möbel immer wieder anders aufgestellt haben, in andere
Zimmer positioniert, anders angeordnet u.s.w., bis wir nun ein Schema
gefunden haben, wo wir sagen, so kann man es halbwegs lassen und
die wichtigsten Zimmer auch halbwegs sinnvoll nutzen. Das führte
dann aber auch zu dem Ergebnis, dass wir insgesamt noch 2 Zimmer
völlig leer stehen haben und 2 weitere stehen so gut wie leer, wenn
man mal von maximal 3 Möbelstücken oder sonstigen Dingen absieht,
die dort dann eher planlos und wie einsam und verlassen herumstehen.
Kayla meinte schon, durch den Konzertpianisten angeregt, das sei die
richtige Wohnung, um sich auch noch ein Instrument anzuschaffen
und es in einem der freien Räume unterzubringen, wo man dann
ungehindert üben könnte. Allerdings beherrsche ich kein Instrument,
jedenfalls nicht wirklich, ich habe mich ganz früher mal an einem
Akkordeon versucht, aber nach vielleicht 100 Lehr- und
Übungsstunden habe ich es aufgegeben. Nicht weil es mir keinen
Spaß gemacht hätte, sondern vor allem aus Kostengründen, da jede
Übungsstunde unter Anleitung eines Musiklehrers ja richtig Geld
kostet. Dann wollte der Musiklehrer noch ständig, dass man neue
Noten zum Üben kaufen sollte, was ja auch verständlich ist, aber die
waren damals schon schweineteuer. Man mag es nicht glauben, aber
ein teures Hobby. Das Akkordeon hatte ich selbst für damals 650
Mark gebraucht gekauft und dann später selbst für 920 Mark, also mit
Gewinn, wieder verkauft. Aber es ist schon sehr lange her. Genau
könnte ich es Ihnen nicht mehr sagen, aber es wird schätzungsweise
zwischen 1966 und 1970 herum gewesen sein. Doch zurück zur
Wohnung. So leer einige Zimmer derzeit auch aussehen, werden wir
nicht auf die Idee kommen, dafür nun neue Möbel zu kaufen. Erstens
nicht, weil wir dafür kein Geld haben, beziehungsweise nur für so was
unsere Spargroschen nicht antasten wollen und zweitens nicht, weil es
mein altes Konzept zerstören würde. Andererseits wäre es auch
Unsinn, nur zur Wahrung meines Konzeptes des gezielt geringen
Eigentums oder des gezielt geringen Hausstandes die halbe Wohnung
leer stehen zu lassen. So kamen wir auf die schöne Idee, uns ein wenig
inspirieren zu lassen, von Dingen die billig zu haben sind. Kayla hat in
Erfahrung gebracht, dass es am Stadtrand eine Firma geben soll, die
alte Möbel und andere Sachen vom Sperrmüll wieder etwas herrichtet
und dann zu Spottpreisen zwischen 2,50 und 40 Euro je nach Größe
und Qualität wieder verkauft. Diese Firma, die von ABM-Kräften der
Stadt und der Arbeitsagentur sowie einem Behindertenverband
betrieben wird, soll dort in den Hallen einer ehemaligen Textilfabrik
ihre Möbel und Ausstattungsgegenstände ausgestellt haben und
anbieten. Dahin werden wir mal fahren und uns inspirieren lassen.
Wenn man Stücke findet, die einem gefallen und die in der Wohnung
auch einen Sinn machen würden, dann könnte man ja dort etwas für
kleines Geld erstehen. Ein vernünftiger Schreibtisch oder so was
würde uns vor allem noch fehlen, aber auch ein normales Fernsehgerät
wäre in der großen Wohnung vielleicht nicht schlecht. Jeder von uns
besitzt derzeit so ein kleines Gerät, das war im Mobilheim auch ok,
aber hier in der großen Wohnung ist es nicht ideal. Egal, wo und wie
man sitzt, man sitzt immer zu weit weg vom Fernseher, ich meine, für
das kleine Bild. Man wird sehen, aber ich denke, an dem eher etwas
spartanisch wirkenden Einrichtungszustand unserer neuen Wohnung
wird sich so schnell auch nichts wesentliches ändern.

Es gibt Leute, die fressen sich vor Neid und Missgunst fast selber auf.
Ich weiß nicht wie, aber der blöde Schultheiß, dieser eigenartige Ex-
Bundeswehr-Offizier, hat doch tatsächlich unser neues Domizil
ausgemacht. Vorgestern komme ich aus dem Haus und da steht der
Idiot mit seinem Geländewagen hier in der Einfahrt. Er sprach mich
gleich barsch an und meckerte, das sei also Freiburg und dass er noch
gar nicht wusste, dass Freiburg nur 2 km entfernt läge. Ich hatte dem
erzählt, dass wir angeblich nach Freiburg ziehen würden. Ich sagte
dann nur kurz zu ihm, dass wir es uns halt anders überlegt hätten und
nun her gezogen wären. Da man der Wohngegend und vor allem auch
dem Haus gleich ansieht, dass es in jedem Fall deutlich teurer alles ist,
als im Bereich des Campingplatzes, war der Schultheiß natürlich nicht
schlecht erstaunt. Er wollte dann wissen, wie wir uns so was leisten
könnten. Da ich aber nicht die geringste Lust hatte, diesem Idioten
hier Rede und Antwort zu stehen und zudem haben wir ja eine
Abmachung mit der Entwicklungsgesellschaft, kein Wort über die
genauen Umstände und kein Wort darüber, dass wir die Wohnung von
der Entwicklungsgesellschaft bekommen haben, sagte ich dem
Schultheiß nur, dass ich keine Zeit hätte und dringendst weg müsste.
Er blieb dann aber stur stehen und fragte weiter. So ließ ich ihn an der
Einfahrt einfach stehen und ging in die Tiefgarage zu unserem Wagen.
Zum Glück hat das Haus ja 2 Ausfahrten, eine rechts und eine links
neben dem Haus, die beide bis hinter das Haus führen, von wo aus
man dann von einem sauberen Platz vor einer großen Wiese in die
Tiefgarageneinfahrt fahren kann. Er stand in der rechten Ausfahrt so
brauste ich aus der linken davon, bevor er überhaupt richtig
mitbekommen hatte, dass ich schon weg war. Kayla war an diesem
ganzen Tag zuhause und hatte später beobachtet, dass sich der blöde
Schultheiß mehrmals ums Haus trieb und neugierig außen alles
inspizierte. Das ist mir schon klar, dass der das nicht auf sich beruhen
lassen kann. Dass ausgerechnet wir in solch einer guten Wohngegend
und einem solch wahrhaftigen Villenbau landen, jedenfalls im
Vergleich zur früheren Wohnweise, dass wird dem manche schlaflose
Nacht bereiten.

So, das war nun ein erster Bericht aus der neuen Wohnung. Es ist alles
noch etwas neu und ungewohnt, aber mittlerweile können wir hier gut
schlafen, das Wohnen hat eine völlig andere Qualität, ja fast schon
könnte man sagen einen Hauch von Erlebnis bekommen. Das Wohnen
erlebt man hier als eine spürbar angenehme Sache, auf die man sich
täglich neu freut. Ein komisches Gefühl, welches man gar nicht richtig
beschreiben kann. Es gibt noch viel zu berichten, aber dazu beim
nächsten mal.

Wir wünschen Ihnen sogleich auch ein frohes Osterfest. Obwohl wir
nun solche Dinge eigentlich nicht sonderlich praktizieren, aber gestern
haben Kayla und ich 40 Ostereier gekocht und gefärbt, mehr weil's
etwas lustiges hat. Nachher sahen wir aus wie die bunten Papageien.
Ich glaube es war bald mehr Farbe an Kayla, als an den Eiern und
Kayla hatte dann noch einige verrückte Einfälle, deren genaue
Schilderung ich mir hier lieber mal erspare.

In diesem Sinne, frohe Ostern und bis demnächst, Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


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Lappenkeuler - Brief / Email „Neue Heimat" vom 04.05.2006

Neufrische, weitere Grüße!

Das Frühlingswetter hakt noch ein wenig und kommt nur ruckhaft
gelegentlich zum Durchbruch. Vor einigen Tagen gab es hier extreme
Regenschauern bei sehr kühlem Wetter, nachdem Tage zuvor schon
einmal sommerliche Temperaturen herrschten. Der Sommer ist wieder
da und ich fand den Wechsel erstaunlich kurz und übergangslos. Das
trieb uns dennoch nicht in die Langeweile, da in der neuen Wohnung
trotz des guten Zustandes noch Arbeit genug ist. Wissen Sie, wir
haben uns das alles noch einmal genau angesehen und überlegt. Die
Tapeten, Raufaser und Anstriche von unseren Vorgängern sind noch
dermaßen gut im Zustand, dass es als Schande zu bezeichnen wäre,
wenn man die nun entfernen oder übertapezieren würde. Natürlich ist
eine Tapete immer auch eine Geschmacksfrage. Da kommt uns
entgegen, dass man nahezu ausschließlich Tapeten mit feingliedrigen
Texturmustern auf offensichtlich hochwertigem Trägerpapier oder gar
Textilträgerpapier verwendet hat. Das bedeutet, es gibt keine Tapeten
mit Abbildungen drauf, etwa wie Blumenmuster oder geschwungene
Ornamente und dergleichen. All so was sucht man zum Glück
vergebens. Die Texturmuster sind alle ähnlich wie feine Stoff-
Webmuster und dann hat man auch vorwiegend dies in
Farbzusammenstellungen gewählt, die einfach gefällig sind. Nichts
aufreibendes, aufrührendes, nervöses oder poppiges. Sanfte,
freundliche Farbübergänge aus Farben, die einfach zu allem passen
und die darüber hinaus nicht schnell verschmutzen. Man erkennt, dass
die damaligen Bewohner oder deren Anstreicher sich sicher viele
Gedanken darüber gemacht hatten, bevor sie zur Tat schritten. Laut
Auskunft von Herrn Collmer ist das höchstens 3 Jahre her, dass hier
alles neu tapeziert und gestrichen wurde, und bei dem hervorragenden
Zustand glaube ich das auch. Nur in einem der kleinen
Schrägwandzimmer, da hat man sich einen totalen Ausreißer geleistet.
Dort hat man die Kunst geschafft, extrem grelle Pastelltöne
hinzubekommen und davon dann noch an jeder Wand in einer anderen
Farbe. Pastellfarben sind ja normalerweise nicht wirklich grell, hell ja,
aber nicht farbintensiv grell, hier sieht man, dass es auch anders geht.
Der betroffene Raum, der so gesehen zu „Kaylas Reich" gehört, weist
an der Wand mit der Eingangstüre einen pastellgelben Farbton auf.
Die schräge, längere Seitenwand ist in einem derart grellen
Pastellblau, dass es einem die Augen in den Kopf hineinzudrücken
droht. Ich weiß nicht, wie die das geschafft haben, die Farbe so
intensiv hinzubekommen. Die lange gerade Wand gegenüber ist dafür
in einem pastellgrün, während die Fensterwand, die naturgemäß den
flächenmäßig kleinsten Anteil an Wandfläche hat,
in pastellrosé gehalten ist. Wäre es in meinem Bereich, würde ich es
trotzdem so lassen, weil die Ausführungsqualität auch hierbei sehr gut
und völlig unverschlissen ist, aber Kayla will sich den Ausblick in
diese grelle Welt nicht zumuten. So haben wir beschlossen, diesen
Raum als einzigen zu überarbeiten. Zunächst wollten wir dort eine
neutrale Tapete anbringen, das haben wir dann aber zugunsten einer
Überlackierung mit einer leicht zitronengelb getönten Innenwandfarbe
fallen gelassen. An den Böden und Decken hier braucht man allesamt
überhaupt nichts zu machen.

Die spartanische Möbelgeschichte, von der ich Ihnen bereits erzählte,
hat sich zwar nicht wesentlich entspannt, aber man staunt Bauklötze,
wenn man in den Gebrauchtmöbel-Laden geht, den ich neulich
erwähnte. Eine riesengroße, flache Halle, randvoll mit Möbeln,
Elektrogeräten aller Art, Teppichen, Lampen, Bildern und selbst
einige Gebraucht-Computer gibt es dort. Ich kannte den Laden zuvor
nicht. Wie schon neulich erwähnt, sind einige
Arbeitsbeschaffungskräfte oder Hartz-4-Leute mit der Aufarbeitung
und dem Verkauf der Teile neben ein paar Fachkräften beschäftigt.
Einige Fachhändler hatten schon zum Sturm geblasen, weil die
argumentieren, dass man ihnen die Werkstätten schließen würde,
wenn sie einfach ungelernte Kräfte für solche Facharbeiten einstellen
würden, aber dort lässt man Leute, die beruflich gar keine
Qualifikation haben solche Sachen aufarbeiten und verkauft die dann
noch zu solch niedrigen Preisen. Die Betreiber sehen das naturgemäß
völlig anders und sagen, dass ja ständig eine echte Fachkraft die
Arbeiten kontrollieren und anleiten würde. Dann kontern die echten
Fachbetriebe natürlich, dass könnten sie ja dann auch so machen, dass
sie nur noch einen Meister zur Kontrolle und Anleitung beschäftigen
und alle ausführenden Kräfte wären dann nur noch Hilfsbastler, aber
ihnen als Fachbetrieb würde man das nicht gestatten, die müssten
immer auch gelernte Fachkräfte für diese Arbeiten nehmen. Egal, wie
sich dieser Streit auch weiter entwickeln wird, ich finde es schon sehr
imposant, wenn man dort die schier unbeschreibliche Fülle an Sachen
sieht. Wenn man dort durchschlendert, was übrigens viel Zeit braucht,
sofern man sich die meisten Sachen wenigstens halbwegs ansehen
will, dann sieht man wirklich nur Preise zwischen 1 und maximal 40
Euro. Mir ist kein einziger Artikel aufgefallen, der mehr als 40 Euro
kostete. Für 40 Euro gibt's dann z.B. schon eine gebrauchte
Waschmaschine, die sogar funktioniert oder einen Kühlschrank, einen
großen Elektroherd mit 4 Platten und Backofen oder einen großen
Wohnzimmerschrank, der wie neu aussieht. Gut, bei den dort
stehenden, gebrauchten Waschmaschinen für 40 Euro wird man
vergebens nach einer Miele suchen, auch selbst AEG, Bosch oder
vergleichbare namhafte Marken sucht man vergebens. Das waren
solche Versandhausmarken oder halt Marken, die man teils zwar
schon mal irgendwann gehört hat, wie Indesit, Privileg, Hanseatic,
Gorenje oder Küppers, die aber eben nicht gerade für die bekannte
Topklasse gehalten werden. Aber was soll es? Wenn ich jetzt eine
Waschmaschine kaputt hätte und dort für 40 Euro eine
funktionsfähige Gebrauchtmaschine erhalte, dann ist mir zu diesem
Preis der Firmenname egal, Hauptsache das Ding wäscht. Natürlich
hat das nicht die Qualität meiner alten Miele, davon habe ich Ihnen ja
schon mal vor längerem die Vorzüge genannt, aber für 40 Euro?! Wir
haben uns dort für 25 Euro einen sehr schönen Schreibtisch gekauft,
der viele raffinierte Schubladen und beidseitige Rollos besitzt. Ein
richtig schönes altes Teil, in einer Verarbeitungsqualität, die man
heute vergebens sucht oder falls man sie doch noch findet, sehr teuer
bezahlen müsste. Alles ist noch aus richtigem Holz, keine Spanplatten
oder ähnliches, alle Beschläge aus Eisen und alle Schubfächer sind
richtig groß, da geht was rein. Wenn Sie sich heute moderne
Schreibtische ansehen, in die Schubfächer geht kaum noch etwas rein,
weil diese meist gar nicht mehr in voller Tiefenlänge bis zum hinteren
Ende des Schreibtisches durchgehen, sondern höchstens noch ein
Drittel der Tiefe nutzen und dann schon enden. Zuerst dachte ich, das
Teil ginge bei umgeklappten Rückbänken, und die sind bei uns
eigentlich immer umgeklappt, noch in den Kofferraum unseres VW-
Golf-Variant, aber leider ging es doch nicht, die Füße waren zu hoch.
Abmontieren ging auch nicht, weil bei der guten alten Qualität die
Holzfüße oben und seitlich noch überall mit dem restlichen Holz
richtig verzapft und verleimt sind. Eisenwinkel sind nur als
zusätzliche Unterstützung noch montiert. Heute halten die
Eisenwinkel alles oder oft sogar nur primitive Klammern. Da hätte ich
extra noch von meinem Bekannten den Ford-Transit leihen müssen.
Zum Glück sah ein Beschäftigter dieses Warenhauses der besonderen
Art, wie wir uns an der Laderampe von denen vergebens abmühten,
das Teil ins Auto zu bekommen. Er kam dann zu uns, und fragte, wo
das denn hin soll. Ich nannte unsere Adresse und da bot er an, dass er
das am Abend mit dem Kleinbus des Betriebes auf einem Weg zu
einem anderen Kunden bei uns vorbei bringen würde. Wir müssten
dazu nur 5 Euro in die Betriebskasse spenden und das Teil bei uns vor
der Haustür sofort selbst ausladen und ins Haus transportieren. Wir
wären ja schön blöde gewesen, hätten wir das nicht angenommen. So
klappte der Transport vorzüglich. Kayla hat sich für einen ihrer
Räume dort noch ein ähnlich altes Radiogerät gekauft, wie ich es seit
langem benutze. Sie fand auch, das hat irgendwie etwas gemütliches
und die Dinger funktionieren wenigstens vernünftig und haben, wie
ich finde, einen angenehmeren Klang, als heute diese ganzen
Plastikradios. Ich habe ja eines von Nordmende, sie hat sich dort für
nur 35 Euro eines von Saba gekauft. Die Saba-Geräte wurden früher ja
hier in der weiteren Nähe hergestellt, in Villingen-Schwenningen,
einer Stadt, die heute leider teils von den Grünen ziemlich verseucht
ist. Damals war das aber noch nur Villingen, da waren die Orte noch
nicht zusammengefügt. Das Problem unserer kleinen Fernseher ließ
sich dort aber noch nicht zufrieden stellend lösen. Ich hatte schon die
Idee vorgebracht, ob man unsere beiden kleinen Fernseher dort nicht
gegen einen größeren tauschen könnte, aber erstens hatten die an solch
einem Tauschgeschäft kein Interesse, weil die alle ihre Teile umsonst
bekommen und zweitens war von deren Seite auch kein größeres
Fernsehgerät dabei, welches da tauglich war. Die meisten Geräte, die
dort standen, hatten ebenfalls nur kleine Bildschirme. Die 3, die etwas
größer waren, wären für unsere jetzige Wohnung immer noch zu klein
gewesen und deren Gehäuse wirkten ziemlich vermatscht. Ich
vermute, dass die lange in Küchen oder ähnlich verdunsteten Räumen
gestanden hatten, das erkennt man. Wenn die äußerlich schon
mitgenommen aussehen, dann befürchtet man, dass es im Inneren
ähnlich übel zugeht und das Gerät dann nachher mehr kaputt als sonst
was ist. Alle Sachen in diesem Laden sind auch von jeder Garantie
und vom Umtausch ausgeschlossen. Dafür kann man solche Geräte
aber dort ausprobieren, das empfiehlt man sogar. Das ist klar, sonst
könnten die das nicht zu solchen Preisen machen. Für den ja dann
doch langsam herannahenden Sommer haben wir uns noch einen solch
großen Schwenkventilator für nur 10 Euro und eine Deckenlampe für
nur 3 Euro mitgebracht. Wie gesagt, das Konzept dahinter gefällt uns
natürlich besonders, weil man hier für insgesamt 200 Euro eine
komplette Wohnungseinrichtung zusammenkaufen könnte, bei der es
an nichts wesentlichem fehlt.

Neben den inneren Fragen des Umzugs oder der Gestaltung möchte
ich aber durchaus auch einmal einige generelle Betrachtungen zu
Wohnungswechseln und ähnlichen Veränderungen anstellen. Viele
Leute klagen immer sehr über Umzüge, Wohnungswechsel und
ähnliche Dinge, wenn diese bevor stehen. Ich finde, jede Veränderung
hat immer auch etwas Positives, oder sagen wir, fast immer. Es ist
nichts langweiliger, als ein Leben lang jahrein - jahraus im gleichen
festgefahrenen Trott dahinzudämmern. Wenn man einmal von der
mechanischen Arbeit und den praktischen und lästigen Aufwendungen
eines Umzuges absieht, bin ich sogar meistens gerne umgezogen. Ich
glaube, im Unterbewusstsein liegt auch darin der Grund dafür, dass
ich mit Absicht meinen Besitzstand an Möbeln und dergleichen gering
halte, um praktisch immer schnell aus dem Handgelenk heraus
umziehen zu können. Ich sage es einmal so, betrachte ich nur meine
Person, also Kayla abgekoppelt, dann wäre es für mich zur Not mit
etwas Beeilung möglich, innerhalb nur eines Tages komplett
umzuziehen. Vor längerem hatte ich Ihnen schon einmal einige
Ausführungen zu meinem Konzept der wenigen und dann auch noch
kleinen Möbel vorgebracht, was ja aus dieser Grundeinstellung
entstanden ist. Oft muss man sich von den positiven Seiten eines
Umzuges erst überraschen lassen, wenn man an dem neuen Ort
angekommen ist. Ich bin in meinem Leben recht häufig umgezogen,
am längsten hatte ich noch in der Wohnung vor meinem Umzug auf
den Campingplatz gewohnt. Bei nahezu allen Umzügen habe ich die
Erfahrung gemacht, dass Umziehen das Leben bereichert, wenn man
einmal von der Plackerei, also der Arbeit die das macht absieht.
Wissen Sie, es mag lächerlich klingen, aber ich hätte nichts dagegen,
wenn es eine Verordnung gäbe, die dazu zwingt, dass man jedes Jahr
woanders wohnen müsste. Das ist natürlich vom Prinzip her schon
Unfug, das weiß ich auch, nur ich finde, dass die Veränderungen einen
bereichern. Selbst wenn man nur innerhalb einer Stadt von der einen
Strasse in die andere umzieht, so bringt das oft derart starke
Veränderungen mit sich, dass ein Umzug in ein ganz anderes
Bundesland nicht hätte größer ausfallen können. Mit Kayla dazu, die
annähernd mein erwähntes Konzept des eher geringen Besitzstandes
übernommen hat, wenn auch nicht gar so ausgeprägt, ist also ein
Umzug von uns beidem zusammen genommen in 3 Tagen locker
möglich. Nun hat ja Kayla Veränderungen hinter sich, die weitaus
bewegender und gravierender sind, als gerade mal ein im Vergleich
geradezu lächerlicher Umzug innerhalb Stuttgarts. Aus ihrer alten
Heimat und ihrem alten Leben hat sie ja nahezu gar nichts
mitgenommen, außer sozusagen sich selbst, ihrem Pass und einem
kleinen Koffer mit ein paar Klamotten. Wie soll ich sagen? Ein
Umzug kann einen Menschen auch schon während er von A nach B
fährt verändern. Ich würde sagen, Kayla denkt europäischer als ich
und mit den Gepflogenheiten ihrer alten Heimat Thailand hat sie rein
gar nichts mehr am Hut. Das geht schon so weit, dass sie beim
Fernseher sogar das Programm umschaltet, wenn dort Berichte aus
Thailand kommen und dabei einen stöhnenden Laut ablässt, so im
Sinne von: „Ach das schon wieder...., das will ich gar nicht sehen!"

Zum Betrieb des Internets habe ich da eine seltsame Geschichte
mitbekommen, die mich jedoch deshalb nicht betrifft, weil ich einfach
nur mit einer heute von den meisten sicher schon als altmodisch
belächelten Methode über ein einfaches Telefonmodem den Zugang
herstelle. So hat man als hoffungslos rückständiger Mensch auch
manchmal seine Vorteile. Wie ich von der Dame, die in einer der
Dachgeschosswohnungen lebt, erfahren habe, ist hier also folgende
seltsame Geschichte mit dem Internetzugang. Sie kennen es sicher
auch, überall wird man heute mit Werbung für Internetzugang per
DSL zubetoniert. Die besagte Dame hat auch seit langem einen
Internetzugang, allerdings nicht wie wir über das einfache Modem,
sondern über diese ISDN-Sache, die mir zu teuer ist. Nun ist das
sicher schon viel moderner und besser, als das, was wir haben, aber
diese Frau war dann von der DSL-Werbung weich geworden und hat
dann so einen Anmeldebogen dafür ausgefüllt. Nach über 2 Monaten
bekam sie dann zunächst einen Bescheid, dass ihr DSL-Anschluß bald
eingerichtet würde und man schickte ihr irgendwelche Teile zu, die sie
dazu benötigt. Das waren wohl Stecker und solche Verteildosen oder
so was ähnliches, wie sie sagte. Danach hörte sie wieder längere Zeit
nichts. Sie hakte nach. Dann bekam sie einen anderen Bescheid, dass
man ihr kein DSL einrichten könne. Das fand sie dann natürlich sehr
eigenartig. Zuerst gibt's eine Zusage, dann schickt man ihr schon die
benötigten Teile zu und dann folgt eine Absage, dass alles nicht
machbar wäre. Dann hat sie weiter nachgehakt und man gab ihr die
Auskunft, dass hier das Haus oder die ganze Straße dafür zu modern
ausgerüstet sei. Da hier sogar bis ins Haus schon hochmoderne
Glasfaserkabel liegen, könne man DSL nicht machen. DSL gehe über
Glasfaser nicht und so müsse sie sich weiter mit ISDN als dem
maximal machbaren begnügen. Wäre das Haus jetzt über die gute alte
Drahtleitung angeschlossen, dann hätte sie laut Auskunft der Telekom
problemlos DSL haben können, mit dem modernen Glasfaserzeug
aber nicht. Das ist doch ein schlechter Scherz, da wird einem gerade
das Moderne zum Verhängnis, dass man das wirklich Zeitgemäße
dadurch nicht nutzen kann. Mich persönlich betrifft es zum Glück
nicht, mir wäre auch DSL zu teuer, obwohl manche Anbieter da ja
verlockende Angebote machen, jetzt schon mit einer angeblich echten
Flatrate für nur 4,99 Euro im Monat. Ein Bekannter erzählte mir
neulich, dass er sich den Internetzugang über einen Schweizer
Provider sogar zum Nulltarif verschafft. Da darf man dann aber nur zu
bestimmten Stunden ins Internet, ich weiß nicht genau, wann das war,
vielleicht nach Mitternacht bis morgens um 8 und dann noch mal
zwischen 13 und 15 Uhr oder so ähnlich. Bei mir ist das alles nicht so
wirklich wichtig, weil ich pro Monat höchstens noch 1 Stunde im
Internet surfe. In der Woche schaue ich meist 2 mal nach Emails und
sende dann selbst welche ab, falls es überhaupt was zum senden gibt,
aber das läuft ja binnen weniger Minuten über die Bühne, dafür lohnt
kein DSL und ebenso kein ISDN. In der genannten 1 Stunde ist dann
auch noch das enthalten, was Kayla surft, die eigentlich mehr surft, als
ich. So wird sie vielleicht 40 Minuten von dieser Stunde belegen. Ich
weiß nicht, ob ich es schon mal erwähnte, aber Kayla arbeitet für ihren
Gelegenheits-Dolmetscherjob ja nun vorwiegend hier zuhause. Einmal
pro Woche muss sie noch für vielleicht 2 Stunden in das Büro und
dann vielleicht noch 2 mal pro Woche dort vorbei fahren, um
Datenträger auszutauschen. Das sind solche USB - Stecker, worauf
die alle Dokumente, die bearbeitet werden müssen, speichern. Die
anfängliche Idee, das über Email abzuwickeln, wurde vom
Sicherheitschef der Firma verboten, weil der Angst hatte, dass diese
wichtigen Sachen dann in die falschen Hände gelangen könnten.

Vor den monatlichen Nebenkosten für die neue Wohnung hatten wir
ja noch etwas Angst, weil keine konkreten Zahlen vorlagen. Der Herr
Collmer hatte zwar immer gesagt, dass die dank der guten
Wärmedämmung und einer effizienten Heizanlage trotz der großen
Wohnfläche eher im Bereich einer Kleinwohnung lägen. Nun, sagen
kann man viel, aber jetzt kam gleich die Sache schriftlich. Angenehm
ist die Überraschung, denn die Summe aller monatlichen Nebenkosten
ist sogar noch um 27 Euro geringer, als auf dem Campingplatz. Man
mag es kaum glauben mögen, aber es ist so. Wie ich nun erst erfahre,
hat das gleich mehrere Gründe. Im Heizungskeller befindet sich zwar
eine hochmoderne Gasheizung, aber die ist nur eine Art
Zusatzheizung, die nennen das Differenzheizung. Dort befindet sich
auch eine sogenannte Wärmepumpenanlage. Davon gehen isolierte
Rohre aus dem Haus raus in einen tiefen Schacht neben dem Haus.
Von diesem tiefen Schacht aus gehen die Rohre dann weiter in eine
160 m tiefe Erdbohrung. Diese Rohrleitung in die Tiefen der Erde ist
im Prinzip mit einem U-förmigen Rohr zu vergleichen, welches in die
Erdbohrung versenkt wurde. An dem einen Ende wird von hier oben
langsam kaltes Wasser mit einer Umwälzpumpe da hinein gepumpt,
das kommt dann nach einer gewissen Durchlaufzeit an der anderen
Seite durch die Erdwärme erwärmt wieder heraus. Nun darf man sich
nicht vorstellen, es käme dort heiß heraus, nein, es wird vielleicht mit
10 Grad reingepumpt und kommt dann mit etwa 30 bis 40 Grad
wieder raus. Diese leichte Erwärmung wird dann aber mit der
Wärmepumpe künstlich soweit hochgepumpt und verdichtet, dass
daraus 70 Grad werden, die zum alleinigen Betrieb der Heizung
genügen. Nur im scharfen Winter, bei Außentemperaturen unter etwa -
2 Grad, reicht das nicht mehr aus und diese Differenzheizlange im
Keller springt nur dann zusätzlich an. Das führt insgesamt dazu, dass
im Normalfall, also bei normalen Außentemperaturen, nur diese
Wärmepumpe alleine wirkt und die verbraucht dann nur den Strom
der Umwälzpumpe und dieses Verdichters. Beides macht in der
Summe aber weniger als 15 % der Energiekosten aus, die anfallen
würden, wenn man nur mit Gas heizen würde. Zu diesen Kosten
kommen dann noch, aufs Jahr umgerechnet, die Gaskosten für die
Winter-Zusatzheizung mit der normalen Heizanlage und anteilmäßig
die etwas höheren Wartungskosten. In den Wohnungen merkt man
davon rein gar nichts. Beide Heizungssysteme sind miteinander in
einem Kreislauf verbunden und so hat man in den Wohnungen nur in
jedem Zimmer die normalen Warmwasser-Heizkörper plus die neulich
erwähnte Fußbodenheizung, die beide immer die Wärme liefern. Ob
diese gerade nur von Erdwärme kommt, von einem Gemisch aus
Erdwärmepumpe und Gas oder nur von Gas, das bemerkt man hier
überhaupt nicht, Hauptsache es ist warm. So kann man alles in allem
sagen, dass die Heizkosten dadurch und durch die enorm gute
Wärmedämmung bei etwa 20 bis 25 % einer normal beheizten
Wohnung gleicher Größe liegen. Wir sind da wirklich angenehm
überrascht. Was die Stromkosten betrifft, die konnte man von uns ja in
der kurzen Zeit noch nicht ermitteln, so wurde da eine allgemeine
Schätzung vorgenommen, die sich auf Erfahrungswerte für einen 2-
Personen-Haushalt in dieser Größe stützen. Ich vermute, dass wir da
eher unter dem Durchschnitt liegen werden und so am Jahresende
noch Geld zurück bekommen, denn einige Räume sind ja praktisch
noch ungenutzt. Zudem nutzen wir keine extrem hohen
Stromverbraucher, wie etwa Heizöfchen und dergleichen. Der größte
Verbraucher dürfte bei uns da noch die gute alte und grenzenlos
zuverlässige Miele - Waschmaschine sein. In den Lampen haben wir
vorwiegend Energiesparbirnen oder gleich richtige
Leuchtstofflampen, weil die aufgrund ihrer länglichen Bauform
einfach eine bessere und gleichmäßigere Ausleuchtung bei geringerem
Stromverbrauch liefern.

Eine lustige Anekdote am Rande, die mir nun schon zweimal und
Kayla einmal passiert ist. Wir sind sozusagen ein Leben lang daran
gewöhnt, dass unser Auto draußen auf dem Parkstreifen oder ähnlich
in der Nähe des Hauses steht. Nun haben wir hier aber sogar 2 eigene
Parkbuchten in der Tiefgarage unter der Wiese hinter dem Haus, wo
wir den Wagen natürlich auch dann meistens hinstellen. Irgendwie hat
sich diese Gewohnheit aber noch nicht so richtig in unsere Köpfe
eingebrannt. So ist es uns halt schon passiert, dass wir aus der
Wohnung vorne auf den Parkstreifen gelaufen sind, um ins Auto zu
steigen, welches dann natürlich gar nicht dort war, sondern in besagter
Tiefgarage. So mussten wir dann wieder von dort zurück, hinters Haus
in die Tiefgarage laufen. Das ist doppelt lästig, denn hier im
Hauskeller befindet sich ein langer Kellergang, an dessen Ende ein
weitere langer Gang abzweigt, der unter dem gepflasterten Hinterhof
hergeht und in der Tiefgarage rauskommt. Das heißt, man kann, was
bei schlechtem Wetter besonders angenehm ist, trockenen Fußes von
der Wohnung in die Tiefgarage gehen. Ein weiterer Vorteil, ein
eiskaltes Auto im Winter gehört der Vergangenheit an. Die Tiefgarage
ist zwar unbeheizt, aber dort gerät, laut Auskunft der Dame aus dem
Dachgeschoss, die Temperatur selbst im kalten Winter nie unter + 6
Grad, meist bleibt es sogar bei 10 Grad. Das führt weiterhin dazu, dass
man auch im scharfen Winter eigentlich nie Startprobleme hat.

Also man muss schon sagen, das Wohnen hier ist eine absolut runde
Sache. Da sind viele gute Ideen eingeflossen, was man oft so nebenbei
im Alltag erst bemerkt. Die Erbauer oder man muss ja eher sagen, die
Umbauer, die haben sich wirklich viele Gedanken gemacht und das
mit viel Detailliebe umgesetzt. Was ich auch schön finde ist, die
Gegensprechanlage von der Haustüre ist nicht nur einfach eine
Gegensprechanlage von Haustüre zur Wohnung, nein, man kann auch
in der Tiefgarage an eine Art Terminal gehen und von dort aus
Kontakt über diese gleiche Gegensprechanlage mit der eigenen
Wohnung aufnehmen. Oder man kann sie auch so programmieren,
dass wenn jemand unseren Klingelknopf an der Haustüre drückt,
dessen Meldung dann in der Tiefgarage auch ankommt. Falls man sich
längere Zeit dort aufhalten möchte, ist das sehr sinnvoll.
Umso verwunderlicher ist es, dass in dem Haus die meisten
Wohnungen leer stehen. Andererseits ist klar, müssten wir die normal
übliche Miete hier zahlen, dann ginge uns schnell die Puste aus.

Nun etwas ganz anderes. Sie kennen vielleicht diese Mini-Mopeds,
die es teils sogar in Baumärkten seit einiger Zeit zu kaufen gibt. Die
sehen aus wie ein Spielzeug, sind vielleicht ein Drittel so groß, wie ein
richtiges Moped, haben einen richtigen Benzinmotor und man kann
sich in Hockstellung richtig draufsetzen. Die laufen sogar zwischen 60
und 100 km/h. Die Dinger sind aber im öffentlichen Straßenverkehr
verboten, man darf damit nur auf Privatgelände fahren. Da sie aber
recht billig sind, Neupreis meist zwischen 200 und 450 Euro, kaufen
viele Jugendliche solch ein Ding und rasen dann ohne jeden
Versicherungsschutz trotzdem damit auf der Straße. Da sie so niedrig
gebaut sind, ist vernünftiges Kurvenfahren damit bei den genannten
höheren Geschwindigkeiten eigentlich nicht mehr richtig möglich, da
man dann mit den angewinkelten Beinen auf der Straße aufsetzt und
die Bremsen sollen sehr schlecht sein, wie man so hört. Dadurch
passieren viele Unfälle damit. Nun hatte sich aber in einer bestimmten
Straße hier in Stuttgart ein Anwohner sehr über diese Leute geärgert,
weil sie ständig mit lautem Lärm bei ihm vor der Tür entlang rasten.
Nachdem auch mehrfache Polizeikontrollen in dieser Straße so gut
wie keinen Erfolg brachten, hat der die dann jedes Mal fotografiert.
Dann haben die den zum Dank irgendwann abgepasst und
verdroschen. Die waren dabei wohl zu fünf oder sechs Leuten über
den hergefallen. Als der dann wieder einigermaßen gesund war, hat er
sich ein Luftgewehr besorgt und einige von denen beim Vorbeirasen
damit beschossen. Das hat gewirkt, einer von denen ist ordentlich auf
die Schnauze geflogen und musste anschließend mehrere Wochen ins
Krankenhaus und ein anderer wurde auch ziemlich verletzt. Er selbst
geht dafür aber nun wahrscheinlich in den Knast, weil mit
Schusswaffen auf Leute zielen, das wird ja noch weitaus schlimmer
eingestuft. Ich finde, hier herrscht ein Rechtsunverhältnis, um es mal
so auszudrücken. Alles hat seine Grenzen, und wenn die den schon
zerschlagen haben und dann trotzdem weitermachen, so hat diese
Abreibung genau auf diese Flegel gepasst. Überhaupt ist das
Rechtssystem zum Teil eine Eigenartigkeit. Zerschlagen lassen darf
man sich, aber wehren nicht. Bestehlen lassen auch, nur wenn dann
einer selbst Gegenmaßnahmen ergreift, weil die Behörden bei solchen
Straftaten heute nicht mehr viel tun, ist man nachher noch selbst der
Böse.

Dem Umzugsbekannten von mir, der die Kleintransporte und Umzüge
macht, ich hatte Ihnen schon öfters davon erzählt, helfe ich derzeit bei
zwei Umzügen unentgeltlich, weil er bei unserem Umzug geholfen
hatte. Das erwies sich schon wieder als Vorteil für uns, denn wir
machten zunächst einen Umzug für eine Familie, die von der
Stuttgarter Altstadt nach Lahr, am Rande der Ortenau umzog. Dieser
Auftrag war eigentlich schon eine Nummer zu groß für das
Transportunternehmen meines Bekannten, weil das gut 150 km von
hier entfernt liegt und er ja nur einen Ford - Transit - Kastenwagen als
Fahrzeug hat. Beim Umzug eines kompletten Haushalts kriegt man ja
da nicht alles rein und bei solcher Distanz kommt man aus dem Hin-
und Herfahren dann nicht mehr heraus. Man liegt tagelang von
morgens bis abends auf der Straße. Aber er hatte den Auftrag
angenommen und dann zusätzlich sich neben mir noch 2 andere
Hilfskräfte geholt und einen kleinen LKW angemietet. So fuhren wir
über 3 Tage lang insgesamt 5 mal hin und her.
Aber man wundert sich darüber, was heute alles weggeworfen wird.
Diese Familie besaß u.a. 2 sehr schöne Fahrräder, die noch nicht sehr
alt waren und sie waren sehr stabil verarbeitet, aber trotzdem sehr
leicht, weil aus Aluminium. Der Mann sagte aber, wir sollten die
Räder nicht noch großartig mit einladen, sondern wegwerfen, nur
damit die uns nicht sinnlos Platz im Transit rauben. Seine Frau, eine
etwas schrullige, übermäßig geschminkte Dame, unterstützte ihn
kräftig bei seinem Wegwerf-Vorhaben. Durch ein Beinleiden könne
sie ohnehin kaum noch Radfahren, also weg damit. Die haben wir
natürlich nicht weggeworfen. Das heißt, mein Bekannter wollte sie
nicht haben, weil er sich per Zufall erst vor 2 Monaten ein neues
Fahrrad gekauft hatte. So habe ich sie mitgenommen, eines für Kayla
und eines für mich, das ging ja genau auf. Und das sind wirklich
hervorragende Räder, solche habe ich in meinem ganzen Leben noch
nie gehabt. Ich hätte nie geglaubt, dass es vom Fahrkomfort und von
der Anstrengung her so große Unterschiede geben kann. Man merkt
mit diesen Rädern die Anstrengung des Radfahrens kaum noch,
einfach herrlich! Dabei haben die keineswegs 30 Gänge oder solch
einen Mumpitz, die verfügen über eine sehr gut abgestufte 7-Gang-
Radnaben-Schaltung. Dadurch hat das Rad auch noch eine normale
Rücktrittbremse aber auch zusätzlich zwei Handbremsen für vorne
und hinten. Man hat auch nicht diese ekligen offenen Zahnräder mit
der Umschaltung, bei denen gerne mal beim Umschalten die Kette
abspringt. Damit hat man hier nichts zu tun, eine normale Kette von
Tretzahnrad auf Nabenzahnrad, fertig. Und trotzdem fährt man sehr
entspannt und wenn man will auch recht flott damit. Nun bin ich nicht
der Fahrradspezialist, aber ich schätze, im Neuzustand haben die pro
Stück sicher deutlich über 1.000 Euro gekostet. Wissen Sie, ich finde
diese anderen Fahrradgangschaltungen mit den vielen Zahnrädern, auf
denen die Kette hin und her geschoben wird sind eine primitive Sache
wie aus grauer Vorzeit, ohne Komfort und wenig
bedienungsfreundlich. Ich verstehe nicht, wieso man gerade darum
immer so viel Wind macht, als wäre das etwas tolles. Ich vermute es
liegt zum Teil daran, weil viele unbedarfte oder auch kritikunfähige
Leute geneigt sind, einem Superlativ nachzuhängen und Quantität
nicht von Qualität unterscheiden können. Da geben die an, ja mein
Rad hat 18, 21, 28 oder gar 30 Gänge, aber was bedeutet das? Gar
nichts! Über ein Drittel der vielen Gänge kann man in der Regel gar
nicht richtig nutzen, weil sie unsinnige Kombinationen ergeben, die
nur für schwerfälliges Treten bei uneffizientem Fortkommen sorgen.
Von den verbleibenden Gängen fällt dann noch mal ein weiteres
Drittel weg, weil sie für solch spezielle Situationen geschaffen sind,
die es auf normalen Straßen fast gar nicht gibt, entweder dass sie nur
für extreme Steigungen geeignet sind oder umgekehrt, dass sie nur für
leichte Gefällstrecken geeignet sind, bei denen man trotzdem zu
Geschwindigkeitserhöhung noch mittreten möchte. Alles Situationen,
die im Alltag eigentlich nie vorkommen. Extrahiert man aus den 21
oder 30 Gängen dann die heraus, die man wirklich gebrauchen kann,
dann bleiben meist noch nicht einmal 5 übrig.
So weit zu den geschenkten guten Fahrrädern, die eigentlich zum
Wegwerfen gedacht waren. Nun bietet sich ein Umzug natürlich auch
als willkommene Ausmistaktion an, um sich endlich der Sachen zu
entledigen, die man nicht mehr braucht, anstatt sie noch unnötig mit in
die neue Wohnung zu transportieren. Dann hatten die Herrschaften bei
ihrer alten Wohnung hier in Stuttgart auch noch eine Garage gemietet.
So sollten wir dort auch Teile abholen und für den Transport nach
Lahr einladen. Der Mann öffnete die Garagentür und neben seinem
Wagen, einem etwas älteren, aber sehr gut erhaltenen, weil wenig
benutzten BMW größerer Bauart, stand dort auch ein altes, aber gut
erhaltenes Mofa. Da es an diesem Tag sehr warm war, stank die ganze
Garage fürchterlich nach dem Zweitakt-Benzin aus dem Mofa-Tank.
Darüber regte sich der Mann dann ziemlich auf. Das Mofa war nicht
über eine solche Versicherung angemeldet. Die haben ja sonst nur ein
kleines Versicherungsschild in bunter Farbe als Nummernschild. Der
Mann erzählte, dass er dies schon seit über 10 Jahren nicht mehr
benutzt habe und es auch genauso lange abgemeldet sei. Da er den
Gestank leid wäre, sollten wir auch das auf den Müll werfen oder
einem Schrotthändler übergeben und wir könnten uns für den
Schrottertrag dann Zigaretten, eine Vesper oder Bier kaufen. Er
meinte, dass er sich so was nicht mit in sein neues Domizil schleppe,
nur um sich dann dort ebenfalls wieder über den ständigen
Benzingestank zu ärgern. Sie ahnen es, auch das habe ich dann
mitgenommen, da mein Bekannter es selbst ebenfalls nicht haben
wollte. Das Ding ist nicht neu, das sieht man, aber es ist komplett und
es fährt sogar noch. Natürlich bin ich nicht auf öffentlicher Straße
damit gedüst, aber ich habe es bei uns hinter dem Haus entlang der
großen Wiese schon ein paar mal ausprobiert und es fährt sehr gut.
Jetzt kommt schon die Überlegung auf, ob wir das Ding nicht sogar
bei der Versicherung anmelden und dann könnte Kayla damit fahren,
wenn ich das Auto nutze oder ich, wenn sie den Wagen nutzt,
jedenfalls bei gutem Wetter. Dazu muss ich mich erst einmal
erkundigen, was die Versicherung derzeit dafür aktuell kostet. Aber
ich schätze, der Betrag wird kaum über 100 Euro pro Jahr
hinausgehen. Mal sehen. Kayla hatte auch schon mal vor, sich ein
eigenes kleines Auto zu kaufen. Derzeit wäre das finanziell kein
Problem, da sie doch recht regelmäßige Einkünfte aus dieser
Dolmetschertätigkeit hat. Kayla hat sich dabei allerdings regelrecht in
ein Auto verliebt, was es eigentlich so gar nicht mehr gibt, nämlich
solch einen englischen Mini. Ich meine, den gibt es zwar wieder neu,
ich glaube über BMW oder so, aber der ist ja so veredelt, dass er viel
zu teuer wäre. Sie meint den richtigen Mini, so wie man ihn noch von
vor einigen Jahren her kannte. Sie hat da auch schon einmal Ausschau
gehalten, derzeit stehen hier bei 4 Gebrauchtwagenhändlern davon
welche zum Verkauf herum. Aber wenn die Dinger halbwegs gut in
Schuss sind, sind sie doch auch recht teuer und die preiswerten lassen
auch für uns Laien schon erkennen, dass mit ihnen nicht mehr
besonders viel los ist. Da wäre die Mofa-Lösung sicherlich viel
preiswerter, wenn auch nicht wirklich vergleichbar, da sie nur bei
halbwegs brauchbarem Wetter infrage kommt.

Da wird doch immer aus der Baubranche geklagt, der ginge es derzeit
so schlecht, wie noch nie, jedoch wenn ich besehe wie viele Aufträge
der Baubetrieb derzeit an Land zieht, bei dem ich seit etwa dreiviertel
Jahr regelmäßig beim Innenausbau helfe, dann kann ich das nicht
glauben. Die Zahl seiner Aufträge steigt kontinuierlich und würde ich
derzeit nicht meinem Umzugs-Bekannten helfen, so könnte ich aktuell
auch bei diesem Bauunternehmer wieder reichlich helfen. Der zahlt
auch wirklich recht gut und pünktlich. Es gibt da ja welche, die locken
erst die Leute mit vollmundigen Lohnversprechungen zur Arbeit und
wenn die was gearbeitet haben, können sie lange auf ihr Geld warten
oder kriegen manchmal sogar gar nichts. Dann heißt es, der
Auftraggeber habe nicht gezahlt und so könne der Baubetrieb seine
Leute auch nicht bezahlen. Der Anstieg an Aufträgen wird von
manchen Leuten auch damit begründet, dass ab nächstem Jahr die
Mehrwertssteuer deutlich ansteigt und viele Privatinvestoren deshalb
große Aufträge noch in diesem Jahr durchziehen. Bei den dortigen
Auftragssummen macht das ja oft schon einige Tausender Unterschied
aus. Abgesehen von der Hilfe bei dem Umzugsbekannten werde ich
mich aber nun auch mehr etwas zurück halten, weil wir in der neuen
Wohnung noch so viel zu tun haben. Natürlich läuft mein Fußmedizin
- Apotheken-Ausfahrerjob Donnerstag morgens noch unverändert
weiter. Für heute ende ich hiermit jedoch, mehr demnächst.

Soweit damit, viel schönes Sonnenwetter wünschend, Ihr

Egbert Lappenkeuler