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Lappenkeuler - Brief / Email „An der schönen blauen Donau" vom 11.06.2006

Zurückgekehrte Grüße.

Mit der Donau-Busreise möchte ich gleich beginnen. Am Montag, den
29. Mai ging es überpünktlich hier in Stuttgart los. Zuerst hatte man
mal gesagt, der Bus würde um 8 Uhr starten, aber einige Tage vorher
wurden das 2 mal korrigiert, zuerst auf 7, dann auf 6 Uhr vorverlegt.
Abfahrtspunkt war nicht, wie sonst meist der Busbahnhof neben dem
Planetarium, in der Nähe des Hauptbahnhofs, sondern ein Parkplatz an
der Gabelung von Rotenwald- und Geisseichstraße. Das konnte uns
nur recht sein, da diese Stelle am Stadtrand von hier sehr gut
erreichbar und höchstens 1-2 km entfernt ist. Von dort aus war der
Bus binnen Minuten auf der Autobahn. Als wir um 5.40 Uhr eintrafen,
stand der Bus schon dort. Wir stiegen ein, der Bus war schon ziemlich
voll, es folgte noch ein älteres Ehepaar und als die noch nicht ganz auf
ihren Sitzen saßen, machte der Fahrer die Türen zu und fuhr um punkt
5.47 Uhr ab. Vorher sagte er noch über Lautsprecher, dass wir bereits
komplett wären, es also keinen Grund gebe, länger zu warten. Wir
erwarteten nun alle, dass es zuerst in Richtung Österreich gehe, denn
mit Donau verbindet man vor allem Österreich, man denkt gar nicht
daran, wie viele Länder die durchfließt und wo sie entspringt. Anstatt
dessen fuhr der Bus aber in südwestliche Richtung über die A 81 nach
Donaueschingen, wo die Donau entspringt. Dort war aber nur ein
kurzer Aufenthalt, vielleicht 20 Minuten. Es ging weiter zu einer
wirklich bemerkenswerten Stelle, ich glaube das weiß kaum einer.
Nach kurzer Fahrt wurde neben dem Städtchen Immendingen gehalten
und Sie werden mich jetzt für völlig verrückt erklären, aber es ist so,
die Donau versickert dort bis hin zu einem nahezu völlig trockenen
Flussbett, um dann teils an anderer Stelle ein paar Kilometer weiter
wieder zu tage zu treten. Ein Teil des echten, hier versickerten
Donauwassers soll dann weit weg, in fast 15 km Entfernung in einem
sogenannten Bodenseetopf wieder austreten und dann aber über den
Bodensee in den Rhein fließen. Alles sehr komisch. Ein weiterer Teil
kommt hinter Immendingen wieder im echten Donaubett zum
Vorschein. Aber die Menschen wollten das nicht so gänzlich
hinnehmen und so hat man bereits vor vielen Jahren einen
unterirdischen Kanal gebaut, der einen Teil des echten Donau-Wassers
schon vor dieser Versickerungsstelle abfängt und auf Umwegen dann
wieder im späteren Donauflussbett hinter Immendingen raus kommt
und dieses dann wieder mit echtem Donauwasser befüllt, damit nicht
der fehlende Anteil des versickerten Wassers zu groß wird und weite
Teile der Donau trocken fallen. Von dort aus fuhren wir noch
vielleicht 20 km weiter bis Fridingen, dort widerfährt der Donau noch
einmal ähnliches, denn dort versickert auch Wasser, welches später
mehr oder weniger in weiter Entfernung wieder im Rhein raus kommt.
Also nun kennt doch jeder die Donau und das ist doch von hier so weit
nicht weg, aber dieses Kuriosum mit der Versickerung, das wusste ich
nicht, das habe ich zum ersten mal gehört und hätte mir das jemand
erzählt, hätte ich das nicht geglaubt. Dann ging es von dort über teils
sehr schöne Bundes- und Landstraßen vorwiegend immer in
Sichtweite der Donau weiter bis Sigmaringen, von dort nach einem
erneuten kurzen Aufenthalt bis Ulm. Dort wurde der Zusammenfluss
von Donau und Iller bestaunt, was dann ab dort nur noch als Donau
weiterfließt. Ulm ist eine etwas eigenartige Stadt, finde ich. Wenn
man irgendwo in der Stadt steht, sozusagen als Fußgänger, wirkt es
immer so, als wäre man in einem winzigen Städtchen, oder eher einem
etwas groß geratenen Dorf. Schaut man jedoch in die Ferne, sofern 
eine erhöhte Position das zulässt, wirkt es wie eine Großstadt. Das
mag vielleicht an der alten und teils in Grüppchen verstreuten
Bausubstanz liegen. Aber auch die neueren Bauten dort sind oft in
halbrunde Grüppchen zusammengefasst, fast wie eigenständige
Dörfer, zwischen denen dann wieder ein kleine Lücke zum Luftholen
folgt. Dort gab es 1,5 Stunden Zeit für private Rundgänge und ein
Mittagessen. Als wir wieder im Bus waren, sagte der Busfahrer, dass
jetzt der wesentliche Fahrteil beginne, da man nicht weiter der Donau
entlang fahre, sonst würde man 5 Wochen für die Reise benötigen.
Eigentlich war laut Reisemanuskript geplant, auch noch Regensburg
und Passau ganz kurz zu besuchen, das wurde aber zugunsten einer
höheren Verweildauer in Österreich ersatzlos gestrichen. Das war ein
Zugeständnis daran, dass man eine solche umfangreiche Reise in einer
knappen Woche über die Bühne bringen will. Nicht ganz
uneigennützig wies der Busfahrer darauf hin, dass es im August noch
mal eine einwöchige Donau-Rundreise speziell nur entlang der
deutschen Donau bis Passau geben würde. Wer will, der kann dann
dabei diese nun abgezwackten Routenteile genauer in Augenschein
nehmen. Wir fuhren unterdessen schnell über Autobahnen und andere
Bundesstraßen, bis wir schließlich schon in Österreich eintrafen. Dort
ging es zuerst nach Aschach bei Linz, wo ein interessantes Donau-
Kraftwerk besichtigt wurde. Die Besichtigung verlief allerdings in
einem hektischen Eiltempo, weil der Mann, der die Führung machte
schon die nächste Besuchergruppe im Nacken sitzen hatte. Das war
schade. Von dort ging es dann nach Linz an der Donau, wo wir 2
Stunden Aufenthalt und Zeit für ein verspätetes Kaffeetrinken hatten.
In Linz wurde natürlich dabei Linzer Torte probiert. Mein Fall war das
aber nicht, während Kayla durchaus Geschmack daran fand. Linz ist
als solches eine durchaus sehenswerte Stadt, was man aber nicht
überall auf Anhieb sieht. Auffallend gleichartig sind die Bausünden in
Linz mit denen in Stuttgart zu vergleichen, nur alles 2 bis 3 Nummern
kleiner. Man findet dort oft solche relativ trist wirkenden
bräunlichgrauen Nutz- und Mietshäuser fest angebaut an historische
Bauten. Allerdings gibt es dort mehrere Viertel, die von diesem Effekt
auch noch ganz verschont sind, während man in Stuttgart überall auf
so was trifft. Besonders der sogenannte Hauptplatz, der nach meiner
Meinung eigentlich Hauptstraße heißen müsste, weil er wie eine
großzügige breite Straße wirkt, auf der auch eine schon leicht
nostalgische Straßenbahn verkehrt, die von denen liebevoll Silbertram
oder die Silberne genannt wird, weist viele schöne historische Bauten
auf, die ein schmuckes und großzügiges Bild ergeben ohne dabei
pompös zu wirken. Auffallend für einen Fremdling wie mich ist aber
auch, dass man komischerweise von einer Stadt in Österreich immer
nur eine Art Bilderbuchpanorama mit historischen Häusern, verzierten
Plätzen und Straßen, vielleicht noch die eine oder andere Behörde und
vor allem viel schöne Landschaft in idyllischen Parks erwartet. Das
alles gibt es dort in Linz zwar auch, aber es gibt dort auch
Großindustrie, da glaubt man sich ins Ruhrgebiet versetzt. Riesige
Stahlwerke Vöest und Chemiewerke und so was. Um sich dort aber
genauer umzusehen, war unsere Zeit leider zu knapp. Man muss es
ehrlich sagen, bei solch einer Rundfahrt müsste die schon anstatt einer
Woche mindestens drei Wochen dauern, damit man wenigstens in den
schöneren Orten die Möglichkeit hat, sich die etwas näher anzusehen.
Aber bei einer langdauernden Reise wären wir ja gar nicht
mitgefahren. Im Prinzip kann man vielleicht sagen, dass eine solche
Rundreise einen auf den Geschmack bringen kann und man sich die
interessantesten Orte notiert, um sie später einmal in einer separaten
Reise in Ruhe zu besuchen. Linz stünde ganz sicher auf dieser Liste
recht weit oben. Mit dem Wetter hatten wir ziemlich Glück, weil bei
der Abfahrt in Deutschland und auch noch in Donaueschingen war es
grau, kalt und wechselhaft, dass heißt, es regnete sogar manchmal
ziemlich heftig und blieb konstant grau. In Linz war es hingegen
sonnig, zwar mit sichtbaren Wolken im Umfeld und nur 15 Grad, aber
sonnig. Trotzdem mussten wir nach knapp 2 Stunden Linz wieder
verlassen, weil der Busfahrer dann schon das erste Hotel zur
Übernachtung ansteuern wollte, welches aus Kostengründen, um den
geringen Reisepreis gewährleisten zu können, irgendwo weit draußen
in einem kleinen Dorf mit dem Namen Holzleithen im Machland war.
Dort musste man ja erst noch hinfahren. Aber eine sehr interessante
Gegend, weil die Donau dort verharft ist, so nannten die das. Man
könnte sagen, neben dem üblichen normalen Donauflussbett gibt es
dort zahllose alte Nebenarme, Einmündungen von Bächen und
Zuflüssen, Rinnsale und was weiß ich nicht alles für Wassergräben.
Auch gibt's dann dazwischen noch in die Breite gegangene langsam
oder fast gar nicht mehr fließende Gewässer, die beinahe wie
eigenständige, längliche Seen wirken. Je nach dem von wo man das
betrachtet, z.B. aus erhöhtem Blickwinkel, wirkt das ein wenig wie
eine liegende Harfe, zumindest mit viel Phantasie und wenn man
zuvor wenigstens einige Viertel Wein probiert hat. So kamen die
Österreicher wohl zu ihrer „verharften Donau". Das Hotel in
Holzleithen war klein aber fein, es gab allerdings ein Problem,
nämlich dass nicht alle Businsassen dort mehr Platz fanden, aufgrund
eines Buchungsfehlers. Es konnten nur 17 Leute in Holzleithen
untergebracht werden, der freundliche Hotelier hatte aber selbst schon
Ersatz für die restlichen etwa 20 Leute beschafft, was allerdings dem
Busfahrer nicht viel Spaß bereitete, denn er musste die dann noch in
ein Dorf 20 km nordöstlich mit dem eigenwilligen Namen
Allerheiligen fahren, wo der Hotelier auf die Schnelle noch genügend
freie Plätze in einer Privatpension auftreiben konnte. Wir hatten aber
Glück und konnten direkt mit den 15 anderen Leuten in Holzleithen
bleiben. Inzwischen war es auch schon 20 Uhr durch und der
Busfahrer musste notgedrungen die anderen noch in dieses Dorf mit
seinem eigenen Novemberfeiertag Allerheiligen fahren. Weit nach 22
Uhr kam der wieder zurück. Er hat dann die Pläne für den nächsten
Tag etwas über den Haufen geworfen. Weil er den Weg nach
Allerheiligen nicht 2 mal machen wollte, beschloss er, dass wir alle,
die in Holzleithen untergekommen waren, am nächsten Morgen
anderthalbe Stunde eher aufstehen und losfahren, mit ihm gemeinsam
nach Allerheiligen, die anderen abholen, damit er von dort in einem
Bogen gar nicht mehr bis Holzleithen zurück muss, sondern von
Allerheiligen aus gleich ein Stück durchs Hinterland, also ohne
direkten Donau-Kontakt, fahren konnte. So wurde das dann am
nächsten Morgen auch gemacht, allerdings mit dem Unterschied, dass
wir sogar 2 Stunden früher geweckt wurden. Entsprechend früher
wurde auch losgefahren. Irgendwie zieht sich das früher losfahren
durch die ganze Fahrt wie ein roter Faden. Die ganze Umgebung war
sehr schön und das Hotel in Holzleithen angenehm gemütlich, da
hätten wir es eigentlich nicht eilig gehabt, dort weg zu kommen. Aber
Plan ist Plan. So ging es bereits um 5.45 Uhr in Richtung
Allerheiligen, was ziemlich entlegen über eine kleine Straße erreicht
wurde. Gleich 2 Dörfer hinter Holzleithen ging es ziemlich steil
bergauf, um nach Allerheiligen zu gelangen und der moderne Bus
wirkte auf dieser Straße reichlich überdimensioniert. Kurz hinter
einem größeren Dorf Perg kam ein LKW entgegen, diese Begegnung
war aber nur dadurch möglich, dass einer, in diesem Fall dieser LKW,
weil der etwas kleiner als unser Bus war, gemächlich einen halben
Kilometer zurücksetzte, um dort in einer seitlichen Ausweichbucht
einzuschwenken. Ein kurzes Hupen als Danksagung und weiter ging
es. Wenn PKW entgegen kamen, so ging dies so gerade, aber schon
bei Kleintransportern wie einem VW-Bus, die ja auch schon etwas
breiter als ein normaler PKW sind, mussten beide schon sehr
vorsichtig schleichen, um sich nicht gegenseitig die Außenspiegel zu
zerdeppern. Allerheiligen selbst war dann bald erreicht, ein
eigenartiges Dorf. Dort möchte ich nicht länger als nötig verweilen,
ich könnte aber gar nicht mal genau sagen, was mir dort nicht behagte,
denn die landschaftliche Lage war eigentlich schön. Der Rest unserer
Bustruppe, der ja sogar den größeren Anteil ausmachte, wurde dort in
rekordverdächtiger Zeit wieder eingeladen, manche noch mit dem
Frühstücks-Brötchen in der Hand und schon ging es weiter. Der
Busfahrer wählte aber nicht den Weg zurück bis Perg, wo wir zuvor
schon durchgekommen waren, ab dort hätte man die Auswahl unter 5
abzweigenden Straßen gehabt, wovon 3 zurück zur Donau führten.
Der Busfahrer fuhr jedoch weiter hinter Allerheiligen ins Land hinein,
wo weitere Anstiege folgten und die Straße nicht gerade breiter
wurde. Nach zahlreichen Kilometern ohne jede Bebauung, mit Blick
auf diverse Mittelgebirgsbergrücken, folgte tatsächlich oben mitten in
der Einöde eine Kreuzung. Die Straße die dort querte war allerdings
noch kleiner, als diese hier und der Busfahrer fluchte ziemlich, weil
nach seinem Straßenplan dort eine Kreuzung mit einer breiteren
Bundesstraße folgen sollte, die dann über einige Umwege bis nach
einem Ort Grein an der Donau führen sollte. Diese Kreuzungsstraße
hier war aber so klein, da durfte man mit dem Bus gar nicht drauf
fahren. Sie war für Fahrzeuge über 2,1 Tonnen gesperrt. Also fuhr er
weiter auf der Straße, auf der wir schon waren. Dann kam
ausgerechnet noch ein Linienbus entgegen, wo dann die Frage nach
dem Ausweichen schon schwieriger wurde. Der Linienbusfahrer
kannte sich naturgemäß besser aus und setzte seinen Bus kurzerhand
in einen breiteren Waldweg zurück. So ging es dann weiter und bald
folgte ein Dorf Zell und erst darin die ersehnte Kreuzung mit der
Bundesstraße. Ab hier fuhren wir relativ lange aber dafür auf gut
ausgebauten Straßen durch eine sehr schöne und kaum besiedelte
Landschaft, wo nur sehr gelegentlich kleinste Dörfchen oder besser
gesagt Ansiedlungen folgten. Nach vielleicht weiteren 90 Minuten
Fahrzeit trafen wir dann tatsächlich in Grein an der Donau ein und
waren endlich dort, wo wir eigentlich hin sollten. Ich hatte schon
etliche Kilometer vorher vermutet, dass wir auf dem sicheren Weg
zurück ins Donautal wären, weil es nur noch konstant bergab ging.
Grein war zwar ein sichtlich hübscher Ort, aber ein Halt war dort nicht
eingeplant. Einige Burgruinen neben der abfallenden Straße kündeten
von einer wilden Vergangenheit. Nächster Zielpunkt war Ybbs, ein
irgendwie futuristisch klingender Ortsname. Wie wir erfuhren, stammt
dieser Ortsname von einem kleinen Fluss Ybbs, der dort in die Donau
mündet. Eigentlich sollten wir nach Plan in Ybbs 30 Minuten halten,
da jedoch die Zeitverluste durch die Kurverei über Allerheiligen dem
Busfahrer missfielen, wurde dieser Halt gestrichen, dafür fuhr er
gemächlich durch den Ort, damit man wenigstens aus dem Bus etwas
davon sehen konnte. Während die Donau hinter Ybbs einen
komischen Bogen macht, verläuft die Straße abseits der Donau weiter
neben einer Eisenbahnstrecke, um dann nach wenigen Kilometern sich
wieder mit der Donau zu vereinen. Nach kurzer Fahrt wurde Pöchlarn
erreicht. Der Ort wurde schon kilometerweit vorher immer durch
große Tafeln angekündigt, als wäre dies etwas ganz besonderes,
allerdings das einzige, was mir von dort in bleibender Erinnerung
bleibt, ist eine große alte Fabrik am Ortseingang und beidseits der
Donau Unmengen von Gleisanlagen, die teils wie in einem
Dornröschenschlaf wirkten, auf denen stellenweise auch viele alte
Züge und Lokomotiven herumstanden und wohl von der
Vergangenheit träumten. Ob die dort vergessen worden sind, nachdem
man sie nicht mehr brauchte, es wirkte jedenfalls so. Auch dort gab es
keinen Halt. Mit Eile und permanent überhöhter Geschwindigkeit ging
es noch weiter bis Melk, was dann schon nach wenigen Minuten
erreicht wurde. Stellenweise hingen solche Radar - km/h- Anzeigen
mit leuchtenden Zahlen und auf den Streckenstücken wo man hätte 80
fahren dürfen, leuchtete bei uns immer 105 km/h oder mehr.
Landschaftlich war dort alles wunderschön und dort gibt es eine
imposante schlossartige Klosteranlage. Dort wurde dann endlich eine
Pause von 45 Minuten eingelegt. Aber es gab so viel zu sehen, dass 45
Minuten gar nichts sind. Wenigstens 2 Stunden, besser 3 Stunden,
wären nötig gewesen. Das ist dort übrigens diese Gegend, die auch
unter dem Namen Wachau bekannt ist. Ich glaube dieser Name ist
bekannter, als die Orte selbst, wenn man vielleicht einmal von Melk
absieht. Spätestens hier war der Moment gekommen, an dem wir es
bereuten, vor der Reise keine neue Digitalkamera gekauft zu haben.
Der Busfahrer scherzte noch, dass die oft verbreitete Information, dass
dort die Melkmaschine erfunden worden wäre, falsch sei. Dessen
sichtlich gute Laune sollte jedoch bald vorüber sein. Wir sind also im
Eiltempo durch Melk gelaufen, zur Besichtigung des Benediktiner-
Klosters wurde auf Hinweisschildern geladen, aber man hätte dazu
hier wenigstens 3-4 Stunden Aufenthalt haben müssen, da eine
Führung fast 2 Stunden dauerte und man kennt das ja, wenn die 2
Stunden sagen, kann es schnell auch mal eine halbe Stunde mehr
werden. Also wurde nur alles von außen optisch abgegrast und schnell
zurück zum Busparkplatz. Eigentlich hatten wir jetzt Hunger und
wollten was essen, aber die Zeit war dafür zu knapp. Andere Leute
hatten aus gleichem Grund auf jede Besichtigung verzichtet und
anstatt dessen am nächstgelegenen Imbiss eine Tüte Bratkartoffeln mit
Speck und Flugei, so wurde das bezeichnet, gekauft. Das roch
appetitlich und verstärkte bei uns nur noch das Hungergefühl. Schon
sollte die Reise weiter gehen, aber ein Herr Reuter fehlte. So wartete
der Busfahrer, als der Reuter nach 10 Minuten immer noch nicht da
war, beschloss der Busfahrer ohne den los zu fahren. Doch dazu kam
es nicht, da der Motor vom Bus nicht anspringen wollte. Auch nach 20
Versuchen ging der nicht an, im Gegenteil, die Anlassversuche
klangen immer kläglicher. Entzürnt ging der Busfahrer nach hinten,
wo der Motor sitzt und bastelte etwas. Dann ein neuer Versuch, aber
er sprang immer noch nicht an. Dann holte er aus einem seitlichen
Staufach eine große schwere Batterie und tauschte die hinten mit einer
anderen. Daraufhin funktionierten im Bus über unseren Plätzen die
Lämpchen zwar nicht mehr, aber der Bus sprang sofort wieder an.
Ziemlich ölverschmiert und fluchend kam der Busfahrer nun zurück
an seinen Arbeitsplatz und exakt in dem Moment kam auch der
vermisste Herr Reuter gemütlich angewatschelt wie eine Ente. Der
war sternhagelvoll und hatte sich in einem Lokal randvoll abgefüllt
und darüber Zeit und Raum vergessen. Der Busfahrer maulte, dass er
bloß nicht den Bus voll kotzen soll und wies ihn darauf hin, dass in
der Rückwand der Sitze, ähnlich wie im Flugzeug, Kotztüten wären.
Die Weiterreise startete, jedoch kurz hinter Melk hielt der Busfahrer
noch mal in einem kleinen Dorf, weil's dort einen Rastplatz mit
Waschraum gab, dort wusch er sich zuerst mal den Öldreck von
Händen und Armen, dann ging es wirklich weiter. Der betrunkene
Herr Reuter war hinten auf seinem Sitz schon eingeschlafen und
bekam von allem nichts mehr mit. Das nächste Ziel mit Halt war das
Städtchen Krems. Also wissen Sie, wenn man sich vor allem die
Kirchen dort wegdenken würde und den Baustil der Häuser nicht so
genau betrachtet, dann könnte man glauben, man wäre an der Mosel.
Die Lage und das Drumherum fast völlig identisch. Nur die Kirchen
prägen doch recht dominant das Ortsbild und sehen völlig anders aus,
als Kirchen an der Mosel oder als Kirchen in Deutschland überhaupt.
Bei den normalen Wohnhäusern gibt es besonders im Fensterbereich
einen bestimmten Stil, den man besonders an der Donau oder
besonders in Österreich oft wieder findet, da sehen die Häuser an der
Mosel oder auch im Raum Stuttgart irgendwie anders aus. Ich könnte
Ihnen auf Anhieb aber nicht einmal genau beschreiben, was da anders
ist, aber es hängt mit der Auf- oder Einbauart der Fenster zusammen
oder wie die überhaupt im Verhältnis zum Haus eingesetzt sind. Wie
dem auch sei, der Busfahrer erläuterte über die Lautsprecheranlage,
dass in Krems ein 3stündiger Aufenthalt nebst vorbestelltem
Mittagessen in einem hervorragenden Gasthof anstehe. Für uns ein
Aha-Effekt, hingegen weniger reizvoll für die Leute, die sich schon
vorher in Melk den Bauch mit Bratkartoffeln vollgeschlagen hatten.
Da der Busfahrer wieder ziemlich auf die Tube drückte, waren wir
sogar deutlich zu früh dort, was den Aufenthalt auf fast 4 Stunden
verlängerte. Zuerst ging es mit der ganzen Truppe in den Gasthof. Ein
richtig altes Gasthaus, welches jedem Freilichtmuseum den Rang
ablaufen würde. Innen roch es gut, nach leckeren Speisen, die sich
schon in Vorbereitung befanden. Wir entschieden uns beide für ein
Nudelgericht, mit speziellen Nudeln, die ich so noch nie irgendwo
gesehen habe. Leider habe ich mir den Namen dieser speziellen
Nudeln nicht merken können. Nudeln sind zwar eigentlich eine Sache
der Italiener, aber es hieß, hier diese Sorte sei eine Spezialität der
Kremser Gegend. Sehr lecker waren die, was auch an der gut
gewürzten Soße lag. An Fleisch gab's wahlweise ein kleines Lamm-
Kotelett oder gebackenen Lachs dazu. Kayla entschied sich hier für
Lamm, während ich den Lachs bevorzugte. An Gemüse bestand
ebenfalls eine 2er-Wahl zwischen Rahmspinat oder Erbsen. So
entschied ich mich für Spinat und Kayla für Erbsen. Nach halbem
Verzehr tauschten wir unbemerkt schnell die Teller, so kam jeder von
uns in jeden Genuss. Beides war sehr lecker, auch das Lamm-Kotelett,
obwohl ich mit Lamm vor ein paar Jahren mal schlechte Erfahrungen
machte und seither keines mehr gegessen hatte. Mit gesättigten
Bäuchen lehnten wir uns zurück und wollten schon zu einem Stadt-
und Verdauungsspaziergang aufbrechen, als man uns dann noch einen
speziellen Creme-Pudding brachte, der von der Konsistenz her mehr
an Soft - Eis als an Pudding erinnerte. Der schmeckte wirklich absolut
hervorragend, aber danach waren wir so steif vollgefressen, dass jeder
Schritt richtig Mühe machte. Eigentlich ungute Bedingungen für eine
Busfahrt. Trotz dieser Widrigkeiten beschlossen wir, gleich nach
Beendigung des Mittagessens, bis zur Abfahrt so viel wie möglich zu
Fuß durch die Stadt zu laufen. Ich kann Ihnen sagen, die erste halbe
Stunde war wirklich eine Quälerei und ich hatte den Eindruck, meinen
Bauch auf der Straße schleifend vor mir her zu schieben. Kayla
steckte diese Übung etwas lockerer weg. Nach einer halben Stunde
harten Gehens ließ das unangenehme Schweregefühl jedoch deutlich
nach. Dafür gab es nun den Nachteil, dass wir mehr ziellos in der
Stadt herumgelaufen waren und nicht mehr wussten, wo wir sind oder
in welcher Relation der Busparkplatz nun verblieben ist. Das kommt
davon, wenn man sich nicht die Straßenzüge, die Abzweigungen und
Gebäude merkt. Neben einer Kirche stand ein Schaukasten, der zwar
eigentlich den Gläubigen einen Überblick über alle Kirchen in Krems
verschaffen sollte, die waren darin nämlich besonders hervorgehoben,
aber dieser Plan kam uns gerade recht. Dort wo wir uns die Wampe so
vollgeschlagen hatten, war nämlich auch schräg gegenüber ein Platz
mit einer großen Kirche und etwa 400 m vor dem Gasthof war der
Busparkplatz in einer Nebenstraße zum Donauufer hin. So konnten
wir auf dem Plan mittels Wahrscheinlichkeitsprüfung ermitteln,
welche Kirche das gewesen sein musste und wo wir nun waren und
wie wir wieder zurück kamen. Trotzdem haben wir uns auf dem
Rückweg verlaufen, weil den Plan konnten wir ja nicht mitnehmen.
Ungefähr auf der halben Strecke wurden wir unschlüssig, ob wir denn
von geradeaus oder doch mehr von seicht rechts gekommen waren.
Wir entschieden uns für geradeaus, weil das vom Gefühl her mehr in
Richtung Donau führen musste, was dann auch prompt falsch war.
Wie dem auch sei, nach einigen Wirrungen, die uns aber zusätzliche
schöne Ansichten von Krems bescherten, waren wir immerhin noch
20 Minuten vor der Busabfahrt wieder im Bus. Nur ist es natürlich so,
dass man diese schönen Ansichten nicht so bewusst wahrnimmt, wenn
man angespannt herumirrt, die laufen einem erst nachher wie in einem
Film vor dem inneren Auge wieder ab. Auf den Herrn Reuter brauchte
keiner zu warten, denn der lag noch im Bus auf seinem Sitz und
schlief. Der hatte von Krems überhaupt nichts mitbekommen und war
auch nicht ausgestiegen. An diesem zweiten Tag war es nunmehr etwa
16 Uhr und das nächste größere Etappenziel hieß Wien. Wien ist
zweifellos die Donaustadt schlechthin. Sagt man Donau, denkt jeder
gleich automatisch an Wien und umgekehrt. Wien stand aber erst für
den dritten Tag auf dem Programm und die Nächtigung, wie die
Österreicher unsere Übernachtung im Hotel nannten, war wieder für
ein preiswertes Hotel in einem kleinen Ort zwischen Krems und Wien
vorbestellt. So hieß die nächste Tagesetappe für diesen zweiten Tag
erst einmal Neuaigen. Überrascht waren wir vor allem von dem Hotel
dort, weil es sich gleich im Bahnhofsgebäude befand. Weitere
Gästezimmer davon waren in einem großen Haus in der
Nachbarschaft. Ständig ratterten Güterzüge und vereinzelt
Personenzüge vorbei. Die Fenster waren gut gedämmt und da es an
diesem Tag ziemlich kalt war, bestand auch kein Bedürfnis, die
sonderlich lange zu öffnen, wodurch sich die Lärmbelästigung in
Grenzen hielt. Ich könnte mir vorstellen, dass es bei
Sommertemperaturen Probleme gibt, weil man bei geöffneten
Fenstern glaubt, dass der Güterzug jeden Moment quer durchs
Zimmer gerauscht kommt. Vermutlich trug dieser Makel auch dazu
bei, dass der Busunternehmer diese Zimmer äußerst günstig für unsere
Reise buchen konnte. Der Ort selbst liegt in Wurfweite zur Donau und
auch dort könnte man wieder sagen, die Donau sei verharft. Das
scheint in Österreich ein Markenzeichen der Donau zu sein. Im
Gegensatz zu Rhein und Mosel hatte ich den Eindruck, dass die
Fließgeschwindigkeit des Wassers in der Donau wesentlich geringer
ist, als bei den beiden. Vielleicht war es aber auch nur zu diesem
Zeitpunkt so. Die Verharfung, um bei diesem Wort mal zu bleiben,
führte zuweilen dazu, dass man als Ortsunkundiger nicht wusste, ob
man sich wirklich schon am richtigen Flussbett der Donau oder einem
dieser Altarme, Nebenflüsse, Stumpfgräben oder sonstigen
Wasserrinnen befindet, da viele dieser Verästelungen beachtliche
Ausmaße haben. Am ehesten erkennt man es meist dann noch daran,
dass keine Schiffe drauf verkehren und dass die Fließgeschwindigkeit
des Wassers noch langsamer ist oder das Wasser sogar nahezu still
steht. Aber immer funktionieren diese Anhaltspunkte auch nicht. So
wanderten wir in der Nähe von Neuaigen noch eine längere Zeit an
der Donau und den umgebenden Verharfungs-Gewässern, sicher bis
nach 20 Uhr. Dann wurde es uns zu kühl und auch meldete sich jetzt
der Hunger auf ein Abendessen. Zurück im Bahnhofshotel erfuhren
wir, dass man dort auch preiswert essen konnte. In einem früheren
Wartesaal war ein schmuckes Restaurant eingerichtet worden. Ich
fand das nicht schlecht. Dort ging alles ruckzuck und wem die
Portionen zu klein erschienen, der konnte einfach 2 gleichartige
Tellerchen nehmen, die dann natürlich auch doppelt berechnet
wurden. Diese Preise waren selbstverständlich nicht mehr im
Reisepreis enthalten. Das Essen dort war aber wirklich schmackhaft,
frisch und billig. Kayla wurde dort fast schon süchtig nach deren
Krautsalat, weil der ihr so gut schmeckte. Trotzdem hielten wir uns
mit dem Essen etwas zurück, um nicht noch mit überfüllten Bäuchen
in die Nacht zu starten. Vielleicht gegen 23.30 Uhr gingen wir
schlafen und erst jetzt stellten wir fest, dass in unserem Zimmer die
Heizung defekt war. Das heißt, sie heizte dauernd und selbst wenn
man den Regelknopf auf 0 stellte, ballerte sie mit voller Leistung
weiter. Da wir ohnehin nur die eine Nacht dort blieben, lohnte eine
Reklamation nicht und wir stellten das Fenster in Klappstellung, um
so mittels etwas sehr kühler Nacht-Luft von außen erträgliche
Verhältnisse zu schaffen. Schon länger schwebte ich im Reich der
Träume, da stand ich auf einmal senkrecht im Bett, Kayla erging es
ähnlich. Unten an dem vordersten Bahngleis direkt am Haus hielt mit
einem enormen Quietschen der Bremsen Zug. Ich sage Ihnen, die
Bremsen dieses Zuges quietschten so extrem, da fielen einem die
Eingeweide aus dem Körper, einfach grässlich. Dadurch dass das
angeklappte Fenster ausgerechnet zur Bahnsteigseite hin war, kam der
Schall sozusagen auf direktem Weg zu uns, und das mitten in der
Nacht. So genervt gelang es mir nicht mehr, in dieser Nacht erneut
einzuschlafen. Kayla schlief unterdessen wie ein Murmeltier.
Der nachfolgende, dritte Reisetag war komplett und ausschließlich für
Wien vorgesehen. Gemessen an allem anderen klingt das viel, aber
wer Wien einmal kurz erlebt hat weiß, dass es nichts ist. Ich hätte nie
geglaubt, dass Wien so riesig groß ist. Wenn man Wien hört, denkt
man an den Prater, an die spanische Hofreitschule, den Opernball, die
Donau und das war's dann aber auch, aber Wien bietet ja unendlich
viel mehr. Mit dem Bus ging es schon um 6 Uhr von Neuaigen nach
Wien. Mir war's recht, denn schlafen konnte ich eh nicht mehr. Der
Stadtrand von Wien war schnell erreicht und ich wunderte mich, dass
Neuaigen schon so nah an Wien lag. Vom Veranstalter wurde man vor
die Wahl gestellt, ob man an einer Stadtführung teilnahm oder die
ganze Zeit selbst verplante. Da ein zeitlich sehr ausschweifender
Punkt der Stadtführung die spanische Hofreitschule war, mit über 2
Stunden Zeitanteil, verzichteten wir auf die Teilnahme an dieser
Führung, weil Pferde uns beide eher nicht interessieren. Ich denke, da
gibt es in Wien interessantere Dinge zu begutachten, als stolzierende
Pferde. Der Bus fuhr nun gleich ziemlich ins Zentrum von Wien.
Schon auf der Busfahrt in die Stadt erkannte ich, dass Wien eine sehr
beeindruckende Stadt ist, die sich zugleich eine angenehme
Gemütlichkeit bewahrt hat. Wir fuhren von Stockerau her nach Wien
ein, gleich vorbei an der hochmodernen Uno-City und dann erwähnte
der Busfahrer mehrmals besonders, dass wir auf der sogenannten
Reichsbrücke die Donau überqueren und damit dann in den
eigentlichen Stadtbereich von Wien einfallen. Also da werde einer
schlau draus. Wenn man von der Uno-City kommt und auf diese
Reichsbrücke fährt, folgt zuerst ein breiter Fluss, den man für die
Donau hält, ist es aber nicht, das ist die sogenannte Neue Donau.
Dann kommt ein kurzer Streifen Land und danach folgt ein noch
breiteres Flussbett, erst das ist die echte Donau. Danach folgen viele
Häuser und Fabrikbauten sowie an einer Seite umfangreiche
Eisenbahnanlagen vom sogenannten Nordbahnhof. Nach einiger Zeit
gelangten wir auf einen überdimensionierten Kreisverkehr, der sich
Praterstern nennt. Der ist so groß, dass sich in dessen Mitte ein
gleichnamiger Platz, der Anfang vom Nordbahnhof und  ein großer
Abweg zur gleichnamigen U-Bahn-Station befindet. An einer
Ausfahrt dieses Pratersterns, man mag es ahnen, folgt der Blick auf
eine langgezogene Wiesenlandschaft, hinter der sich das weltberühmte
Riesenrad und der sogenannte Volksprater befindet. Etwas weiter
versetzt folgt dann ein schier endloses Messegelände. Ich wusste bis
dato gar nicht, dass Wien auch eine Messestadt ist, worauf die Wiener
aber sehr stolz sind. Wir fuhren unterdessen nach einem kurzen
Abstecher an vorgenannten Sehenswürdigkeiten vorbei, wobei aber
nicht angehalten wurde, nur zum gucken, wieder zurück auf diesen
Praterstern-Kreisverkehr und weiter in Richtung Stadtkern. Dann
folgte schon wieder ein Fluss. Noch eine Donau? Tatsächlich, das war
der sogenannte Donaukanal, der seines Zeichens noch mal einen
schmaleren Querabzweig hat. Das heißt, dieser Querabzweig war
eigentlich kein Abzweig, sondern ein Zufluss in den Donaukanal, ein
eigenständiger kleinerer Fluss mit dem Namen Wien. Also wohl
Namensgeber für Wien. Unser Busfahrer zweigte dann irgendwo in
eine querlaufende Seitenstraße ab, hinter der ein kleiner Platz folgte,
der sich Judenplatz nannte. Dort mussten wir alle aussteigen und es
teilte sich auf, wer die Stadtführung mitmachen wollte, konnte in
einen kleineren Bus umsteigen und die anderen ab hier unter
Eigenregie Wien auf die Hörner nehmen, was wir dann machten.
Kaum stand der Bus, kam ein Polizist mit einer Pfeife und verpasste
unserem Busfahrer eine Verwarnung, weil er dort wo er gehalten hatte
nicht halten durfte, der hätte noch ein Stück weiter fahren müssen. Ich
glaube gleich 100 Euro wollte der haben. Unweit von dort, schon in
Sichtweite, war der berühmte Stephansdom. Zuvor hieß es noch, dass
sich alle gegen 16 Uhr wieder an diesem Judenplatz treffen, um dann
gemeinsam mit dem Bus in das Hotel für die nächste Nacht zu fahren.
Ab dort könne man dann wieder weitere Ausflüge auf eigene Kappe
unternehmen. Das ist natürlich auf diese Weise wie ein Wurf ins kalte
Wasser. Natürlich hätten wir diese Stadtführung im kleinen Bus
mitmachen können, dann wäre man sozusagen am Händchen geführt
worden, aber wie schon oben gesagt, hatten wir keine Lust dazu,
alleine über 2 Stunden von der kostbaren Zeit für die Begutachtung
von Pferden in der spanischen Hofreitschule zu verbraten. Wir waren
allerdings keineswegs die Einzigen, die nicht an dieser Rundführung
teilnahmen. Etwa 10 andere Leute aus dem Bus machten es ähnlich
wie wir. Wo wir gerade mal in der Nähe waren, gingen wir also
zuerst zum Stephansplatz und zum gleichnamigen Dom. Eine wirklich
imposante und schöne Kirche. Wissen Sie, manche Kirchen sind nur
imposant, weil ihre Größe oder ihr Prunk auf einen wirkt, aber ich
finde dieser Stephansdom ist auch noch wirklich schön dabei. Eine
kurze Überlegung lautete, den Dom auch von innen zu betrachten,
aber dort wurde gerade eine heilige Messe gefeiert, die wir durch
unser Herumgelaufe nicht stören wollten. Was man heute für ein
Relikt aus vergangenen Zeiten halten möchte und wo man glaubt, dass
würde es nur noch in den alten Filmen über Wien geben, gibt es aber
auch tatsächlich noch heute dort, die Fiaker. Diese Pferde-Kutschen-
Taxis. Allerdings ist heute deren Aufgabe weniger die schlichte
Beförderung von A nach B, sondern mehr auch im Sinne einer
Stadtrundfahrt, aber vorwiegend im inneren Stadtkernbereich.
Trotzdem würden die auch normale Taxifahrten noch annehmen,
wenn ein bestimmter Bereich damit nicht überschritten wird, so ist es
nicht. In einer Seitenstraße standen mehrere dieser Fiaker. Vor dem
ersten stand ein nostalgisch gekleideter Herr mit gezwirbeltem
Schnauzbart und plärrte lauthals, man möge mit ihm zum Fiaker-
Museum fahren. Wäre sicherlich nicht uninteressant gewesen, zumal
der Eintritt in dieses Museum in seinem Fahrpreis bereits enthalten
war, aber eigentlich ist auch das nicht das, weshalb unsereins nach
Wien kommt. So beschlossen wir, mehr oder weniger wahllos erst
einmal einige der schönen alten Gassen und Straßen zu Fuß zu
erkunden. Auch am berühmten Hotel Sacher kamen wir vorbei,
welches sich unweit des Judenplatzes in einer Philharmonikerstraße
befindet. Es war jedoch nicht daran zu denken, die ebenso berühmte
wie auch teure Sacher-Torte auszuprobieren, da das Hotel weiträumig
wegen eines Staatsbesuchs, der dort wohl verweilte, abgesperrt war.
Das alles war auch sehr schön, aber man gelangt bei einer Stadt dieser
Größe dann doch schnell an seine Grenzen. Es gibt so viele Straßen,
Plätze und Gassen, die man dann auch noch sehen will, aber man hat
schon dicke Füße vor lauter Lauferei und möchte eigentlich nur noch
eines: sich irgendwo gemütlich hinsetzen. So haben wir uns dann
irgendwo mit kaputten, lahmen Füssen in ein Straßencafe gepflanzt,
welches in einer schönen Gasse im Sonnenschein, aber bei leicht
kühlen Temperaturen lag. Bei Kaffee und einem leichten Kuchen
entspannten sich die Glieder wieder etwas. Schön fand ich, dass man
beim Kaffee auch noch ohne Aufpreis ein Glas Mineralwasser dazu
bekam. Einen Braunen, sagte die Bediendame immer zu dem Kaffee,
da musste Kayla immer kichern. Bei unserem willkürlichen
Stadtrundgang drängte sich mir die Frage auf, ob es im Raum Wien
besonders viele Verbrecher gibt, weil wir alleine bei diesem doch
recht begrenzten Rundgang, der sicherlich kaum 10 % Wiens
abdeckte, auf 3 Gefängnisse stießen. Da gab es ein sogenanntes
Polizeigefängnis, dann vielleicht 500 m von da weg eines mit dem
Namen Landesgefängnis und schätzungsweise 3 km weiter südlich
eines mit dem schlichten Namen Strafanstalt. Nun mögen das
komische Erkenntnisse eines Stadtbesuchs sein, als
Sehenswürdigkeiten gehen diese Einrichtungen sicherlich nicht in die
Geschichte Wiens ein. Als wir so gestärkt vielleicht eine halbe Stunde
ausgeruht hatten, fiel uns ein, dass wir doch unbedingt den Prater noch
besuchen wollten. Der war neben dem riesigen Kreisverkehr
Praterstern, das wussten wir ja schon, aber wie weit war das von dort,
wo wir nun waren? Keine Ahnung. Hier die Gasse, wo das Cafe war,
nannte sich Zollergasse, da hatte ich extra nachgesehen. Da fragte ich
einfach die Bediendame, wie man von dort am einfachsten zum Prater
käme. Die sagte, wir sollten einfach diese Zollergasse bis zu ihrem
Ende weiter gehen, wo sie auf die Mariahilfer Straße stoße. Ich
dachte, die hätte sich versprochen und das würde Mariahilfstrasse
heißen, aber sie heißt wirklich Mariahilfer Straße. Dort gab's eine U-
Bahnstation von wo aus eine Linie gleich zum Stepahnsdom und
weiter auch zum Prater fahre, das heißt aussteigen musste man dann
wieder am Praterstern. So haben wir das dann gemacht und wir kamen
inmitten dieses Kreisverkehrs aus der U-Bahnstation, über der man
dann auch gleich in den Bahnhof Wien-Nord der normalen Eisenbahn
gehen kann. Inzwischen war es schon fast 14 Uhr und um 16 Uhr
sollten wir wieder an diesem Judenplatz am Bus sein und Mittagessen
hatten wir auch noch keines. Na ja, im Prater wird's schon genug zu
essen geben, lautete unser Entschluss. Erst bei genauer Betrachtung
vor Ort fällt einem ja auf, dass das Riesenrad hier nur dadurch so
besonders groß wirkt, weil es besonders breit ist, weil die Gondeln
fast so groß wie kleine Eisenbahnwagons sind, aber nicht wegen der
Höhe. Da habe ich schon wesentlich höhere Riesenräder auf dem
Cannstatter Wasen gesehen. Auch viele andere Schaustellergeschäfte
gibt es dort, wovon aber zu unserem Besuchszeitpunkt rund die Hälfte
geschlossen war. So unterwegs im Gehen haben wir eine Bratwurst
mit Semmelbrötchen gegessen und eine Flasche Cola getrunken, um
nicht unnötig Zeit mit dem Mittagessen zu verlieren. Dann wollten wir
eigentlich eine Runde mit dem Riesenrad drehen, aber ein Blick auf
die Uhr mahnte, dass es höchste Eisenbahn wird, um zu diesem
Judenplatz zu kommen. Wir wussten noch, dass der schräg hinter dem
Stephansdom, ungefähr nördlich davon lag. So ging es ab Praterstern
wieder mit der U-Bahn zum Stephansdom und ab dort zu Fuß zum
Judenplatz, den wir auch auf Anhieb wiederfanden. Der Bus war
schon offen. Als dann gegen 16 Uhr alle komplett im Bus waren, ging
es zu unserem Hotel. Na sage ich Ihnen, da hätten wir ja schon selbst
hinfinden können. Ein Hotel Haydn in der Mariahilfer Straße, unweit
der Stelle wo wir noch vor wenigen Stunden Kaffee getrunken hatten,
war unser Wiendomizil. Ein prächtiger Prunkbau, wie wir ihn für
unsere Billigreise nicht erwartet hätten, der aber innen ganz
strategisch in verschiedene Preiskategorien unterteilt ist. Ein großer
Teil der 4. Etage wurde dann von unseren Businsassen belegt, wo
auch wir dann unterkamen. Sehr schöne Zimmer, sogar mit
umfangreicher Ausstattung, wie Fernseher, Radioanlage, Zimmerbar
und Gemälden an der Wand. Hier konnte man es sich wohl ergehen
lassen. Wir wollten dann im Zimmer kurz verschnaufen, weil wir doch
ziemlich geschlaucht waren. So lümmelten wir uns leicht dösend auf
dem Bett, als das Zimmertelefon klingelte. Ich ging an den Apparat
und ein Mann mit näselnder Stimme wies uns freundlich darauf hin,
dass ab 18.30 Uhr ein Abend- Büffet im Speisesaal 3 für uns zur
Auswahl stehe. Da es zu diesem Zeitpunkt schon 18.10 Uhr war,
beschlossen wir schnell, gleich gemeinsam die Duschkabine zu
benutzen, damit es schneller geht, und wir so etwas frischer am Büffet
erscheinen konnten. Pünktlich wie die Maurer standen wir erfrischt
um 18.30 Uhr am Büffet und da wurde schon etwas geboten. Eine 
endlos lange Reihe aus Tischen in U-Form aufgestellt, mit vielen
Leckereien, die man sich dann nach eigenem Wunsch selbst
zusammenstellen konnte. Um Fressgierige etwas im Zaum zu halten,
wurden zuvor mehrfarbige Kärtchen verteilt, jeder von uns erhielt
davon 3 Stück und bei jedem Teil, welches man sich von dem Büffet
nahm, strich eine Art Aufseherin mit einem grünfarbigen Stift ein oder
mehrere Felder auf diesen Kärtchen durch. Wenn alle Kärtchenfelder
durchgestrichen waren, verlor das Kärtchen seinen Wert und es gab
nichts mehr. Das heißt bei 3 Kärtchen konnte man dann natürlich das
nächste Kärtchen auf gleiche Weise sozusagen gegen Futter
eintauschen, bis alle 3 entwertet waren. Auch Getränke wurden auf
den gleichen Kärtchen angestrichen. Jedes Kärtchen wies 20 Felder
auf. Alle Getränke, die wir so zu uns nahmen wurden immer mit 3
Feldern auf einem Kärtchen bewertet. Ich habe aber gesehen, wie eine
Frau aus unserem Bus sich ein Glas echten Champagner genehmigte
und dafür war dann gleich ein ganzes Kärtchen und noch ein paar
Felder auf dem zweiten Kärtchen weg. Unsere 3-Feld-Getränke, das
war meist Mineralwasser, Cola oder irgendein Saft. Jedenfalls haben
wir dort sehr schmackhaft und gut gegessen, daran gibt es gar keinen
Zweifel. Wer wollte, der konnte sogar noch an einem sogenannten
Kammerkonzert in einem Nebensaal teilhaben, aber als ich das
Gequietsche hörte, war mein Bedarf daran schon gedeckt. Wissen Sie,
einige Frackleute sägten auf ihren Geigen und Bratschen herum und
eine alte Ziege jaulte dazu wie ein getretener Hund und alle nannten es
dann noch Kunst, nein danke! So kam die Überlegung auf, ob man
nicht noch mal schnell zum Prater fahren könne, um die
Riesenradbefahrung nachzuholen. Dann trommelte aber der Busfahrer
alle zusammen und wies darauf hin, dass man am nächsten Morgen
um 6 Uhr frühstücke und dann gehe die Reise weiter nach Bratislava.
Ein Herr von der Hotelrezeption meinte noch: „Was? Verlassens Wien
schon um nach Pressburg zu reisen? Sparens sich das und bleibens die
Zeit lieber hier!" Nun ja, Reiseplan bleibt Reiseplan, obwohl wir
eigentlich wirklich gerne in Wien noch länger geblieben wären. Wenn
man die einzelnen Orte aber noch nicht kennt, dann ist man schon
neugierig, wie es dann am nächsten Ort wieder aussieht. Der Mann
von der Rezeption rief uns noch nach: „Pressburg ist ein verschlafnes
Nest, tuns sich einen Gefallen und bleiben hier! Bei uns könnens gern
bleiben, die Zimmer sind noch frei." Immer nannte der Bratislava
Pressburg. Der dachte wohl auch dabei an den Profit seines Hauses.
Wenn man morgens um 6 Uhr frühstücken soll, um danach
abzureisen, also spätestens 5.30 Uhr aufstehen, dann hat es keinen
Zweck mehr, um 21 Uhr noch in den Prater zu fahren, wie wir es
ansonsten gerne getan hätten. Dann wären wir vor 1 Uhr sicher nicht
zurück gewesen und solche Schlafnot oder Hektik wollten wir uns
nicht antun. Also spazierten wir noch eine Stunde in diesem Bezirk
herum, wie die Wiener das nennen, genauer im 7 Bezirk oder am
Übergang vom 7 in den 6 Bezirk, nannten die diese Ecke wo das Hotel
Haydn steht, und es ist erstaunlich wie viele Hotels und ähnliche
Gästehäuser dort dicht gedrängt existieren können. Vor einem Haus
liefen komisch gekleidete Gestalten umher und versuchten uns zu
überreden mitzukommen. Das Haus entpuppte sich dann als
sogenannte Renaissance -Bühne und es gab dort eine Spätvorstellung,
die erst gegen 22 Uhr begann, wohin diese verkleideten Leute uns
wohl locken wollten. Aber nach diesem Spätrundgang sind wir dann
aufs Hotelzimmer, so dass wir gegen 23 Uhr im Bett lagen. Pünktlich
um 6 Uhr saßen wir am Frühstückstisch in einem eigens dafür
hergerichteten Raum. Nur der Busfahrer fehlte. Der kam dann, als wir
alle zuende gefrühstückt hatten und teilte mit, dass ein Schaden am
Bus eine Weiterfahrt verzögere. Wir dachten schon, vermutlich ist
wieder die Batterie leer und er springt nicht an. Der Busfahrer sagte,
wir sollten erst einmal noch rund eine Stunde in dem Frühstücksraum
abwarten, vielleicht habe man dann schon das Problem im Griff. Nach
einer halben Stunde kam er wieder und telefonierte dann aufgeregt mit
Stuttgart, mit dem Chef der Busfirma. Dann kam er zu uns und
erläuterte, dass der Bus doch in eine LKW-Werkstatt müsse, die in
einem Ortsteil Oberlaa läge und die Reparatur längere Zeit benötige.
Dadurch verschiebe sich alles und wir würden diesen ganzen Tag
noch in Wien bleiben, zumal die Weiterbelegung der Zimmer auch
kein Problem sei. So fanden wir das eigentlich gar nicht einmal
schlecht und wir kamen dann doch noch in den Genuss der
Riesenradfahrt, weil wir sofort danach in den Prater fuhren. Wissen
Sie, es ist schon so, dass Wien eine Stadt ohne Langeweile ist. Ich bin
jetzt davon überzeugt, dass man in Wien alle interessanten Ecken
selbst dann noch nicht gesehen hätte, wenn man ein ganzes Jahr dort
bleiben würde und täglich auf Entdeckungsreise ginge. Der Busfahrer
hatte gesagt, dass er mit seinem Chef abgeklärt habe, dass wir diesen
Tag komplett noch in Wien bleiben und auch die nächste
Übernachtung im gleichen Hotel dort stattfindet. Probleme könnte es
aber geben, weil noch abgeklärt werden musste, ob der Bus innerhalb
dieses einen Tages in der Reparaturwerkstatt in Oberlaa komplett
repariert werden kann und ob die Reservierungen von
Pensionszimmern in Bratislava so einfach auch um einen Tag nach
hinten geschoben werden könnten. Deshalb sollten sich alle um Punkt
18 Uhr dieses Folgetages im Saal 3 des Hotels Haydn einfinden, wo es
dann auch gleich das Abend - Büffet für diesen Tag gab. So war eine
ganz freie Verplanung dieses Tages auch nicht möglich, aber
immerhin bis 18 Uhr ist ja doch schon eine ziemliche Zeit. Die Fahrt
mit dem Riesenrad fanden wir wirklich sehr schön, aber man kann das
nicht mit einer Fahrt in einem normalen Riesenrad vergleichen. Weil
die Breite so groß ist und die Umrundungsgeschwindigkeit so
langsam, ist das mehr eine Sightseeingtour in vertikaler Ebene, nach
oben gewissermaßen. Das typische Riesenradfeeling kommt dabei
nicht so sehr auf. Dafür kommt der Punkt der schönen Aussicht mehr
zum Tragen, zumindest dann, wenn man, wie wir, das Glück hat, in
einer Gondel - oder man müsste schon sagen Wagon zu sein, der nicht
restlos ausgefüllt ist mit Teilnehmern. Ist letzteres der Fall, dann kann
man Pech haben und so ungünstig stehen, dass man nicht wirklich viel
sieht, weil man nicht an alle Fensterfronten kommt. Aber bei unserer
Riesenradfahrt waren in unserem Wagon ganze 5 Leute, uns
eingerechnet, und dann ist das wirklich toll. Diesen Vorteil hat man
aber auch nur dann, wenn man werktags morgens relativ zeitig dort
hin geht. Trotzdem, bevor wir den Prater durch hatten, waren es dann
schon fast 12 Uhr. Ungefähr 500 m weiter hinter dem Prater in
Richtung Donau befindet sich ein riesiges Messegelände und dort
fanden gerade 2 Ausstellungen zur gleichen Zeit statt. Bei der einen
ging es um Mode, was uns nicht sonderlich interessiert, hinzu kam,
dass der Eintritt dafür fette 32 Euro kostete, wohlgemerkt pro Person!
Die andere Ausstellung bezog sich auf alternative Heiz- und
Umwelttechnik, was zwar jetzt auch nicht gerade unser
Lieblingsthema ist, aber da der Eintritt kostenlos war, entschlossen
wir uns, dort mal kurz durchzulaufen. Wenn es nicht gefällt, hätten
wir ja ohne Verluste sofort wieder gehen können. Sicherlich fragt man
sich nachher selbst, wenn man nun mal in Wien ist, ist man als
Besucher unserer Art sicherlich nicht dort, um moderne Heizanlagen
zu besichtigen, aber wir sind trotzdem in diese Ausstellung. Es ist
schon erstaunlich, was es heute alles so gibt, an Heizanlagen oder
Energie-Versorgungsanlagen, die kaum noch Energiekosten
verursachen, außer dem Anschaffungspreis. Durch diesen Zufall hier
wurden wir erst darauf aufmerksam und man fragt sich eigentlich nach
der Besichtigung einer solchen Ausstellung, warum diese Anlagen
nicht schon wesentlich mehr eingesetzt werden, wo es diese Technik
doch schon gibt und sie nach Angaben der Hersteller auch inzwischen
absolut so zuverlässig funktioniere, wie jede herkömmliche Gas- oder
Ölheizung. Durch die ständig steigenden Preise für Öl und Gas sind
diese Hersteller aber ohnehin ziemlich im Aufwind. Es wäre heute
schon mit solchen Anlagen möglich, eine Wohnung ohne
Energiekosten zu beheizen und mit Strom zu versorgen. Natürlich
müsste man dann anstatt dessen die Anschaffungspreise für diese
Anlage irgendwie auf die Nutzungszeit umlegen, aber bei der
herkömmlichen Heizung bekommt man die Heizungsanlage selbst ja
auch nicht umsonst, die verursacht ja auch Kosten. Rechnet man das
alles gegen, dann ist hier eine solche Anlage vielleicht doppelt so
teuer, wie eine herkömmliche Heizungsanlage, aber dafür kommen
danach eben keinerlei Energiekosten für Gas oder Strom mehr auf und
diese Heizung erzeugt sowohl Wärme als wie auch Strom. Strom vom
E-Werk müsste man dann nur noch zukaufen für den Fall, wenn man
mal einen kräftigen Stromverbraucher einschalten will, wie eine
Waschmaschine mit Kochwäsche drin oder einen Kompressor oder so
was. Na ja, als wir aus dieser Ausstellung kamen, war es bereits 15
Uhr durch und die Zeit wieder einmal zu knapp, um noch von hier aus
zum Schloss Schönbrunn zu fahren, was wir eigentlich mal vor hatten,
weil das von hier ziemlich weit weg lag. So beschlossen wir, zunächst
einmal auf die andere Donauseite zu wechseln und diese moderne
Uno-City zu besuchen, weil das von hier nicht so übermäßig weit weg
lag. Das alles wirkt ebenfalls äußerst imposant und bildet einen sehr
interessanten Kontrast zu dem alten Wien. Als wir von dort
zurückkehrten, war es schon 17 Uhr und ein weiteres Ziel in Angriff
zu nehmen lohnte nicht. So nutzten wir die U-Bahn schon ab der
anderen Donauseite, um bis in Hotelnähe zu fahren. Pünktlich um 18
Uhr versammelten sich wieder alle in dem Hotelsaal, das Abend -
Büffet lief ähnlich ab, wie am Abend zuvor. Erst gegen 19 Uhr
gesellte sich der Busfahrer hinzu. Über eine Lautsprecheranlage
informierte er, dass es am nächsten Morgen um punkt 7 Uhr mit dem
Bus auf nach Bratislava gehe. Mit dem Hotel war wieder alles so
besprochen, dass wir ab 6 Uhr schon unser Frühstück einnehmen
konnten. Der Bus war repariert, die Leute in der Wiener Werkstatt
hatten sich größte Mühe gegeben. Schade eigentlich, wir hätten
durchaus gerne noch einen weiteren Tag in Wien verbracht.

So begann der Freitagmorgen mit einem eiligen Frühstück und schon
ging die Reise weiter in Richtung Bratislava. Nicht schlecht staunten
wir, als schon nach relativ kurzer Fahrt von vielleicht 35 Minuten die
Grenze zur Slowakei folgte und nach weiteren 10 Minuten wir schon
mitten in Bratislava waren. Ich dachte, das wäre eine Etappe von
einigen Stunden gewesen, erfuhr aber, dass Bratislava von Wien nur
65 km entfernt liegt. So nebenbei teilte uns der Busfahrer während der
Fahrt dann noch mit, dass eine Verschiebung der
Übernachtungsmöglichkeit in Bratislava im geplanten Hotel
Nedbalova nicht geklappt habe, dadurch müsse man den Aufenthalt in
Bratislava schon um 18 Uhr beenden, um dann noch von dort nach
Budapest in Ungarn zu fahren, da man dann hotelmäßig dort wieder
im Plan sei und die vorgesehene Buchung in einem Budapester Hotel
termingerecht wahrnehmen könne. Nun hatten wir keine Ahnung, aber
der Busfahrer beruhigte uns, denn er sagte, dass klinge alles, als wäre
es eine halbe Weltreise, aber Budapest liege weniger als 200 km von
Bratislava entfernt und die Straße dorthin sei gut ausgebaut, wodurch
man dann spätestens um 21 Uhr dort einchecken könne. Das kann ja
wieder so ein richtiger Stresstag werden, dachte ich. Na egal. Auf den
letzten Kilometern durch die Vororte von Bratislava, mussten wir an
einer altmodischen Ampel halten, die sehr lange auf Rot stand und die
direkt neben einem Fußballplatz stand. Schon so früh trainierten dort
etliche Fußballer. Nicht dass Sie jetzt glauben, ich wäre wegen der
WM ein Fußballnarr geworden, aber was ich dort sah, so was habe ich
noch nie gesehen.
Die trieben eine eigenartig raue Spielweise, bei der man den Eindruck
hatte, dass es deren Ziel sei, einen der Spieler und nicht den Ball ins
Tor zu treten. Also ich schätze, dass von denen jede Woche einer mit
gebrochenen Knochen ins Krankenhaus muss, wenn die immer so
spielen. Schon früh waren wir in der Altstadt von Bratislava und eine
geplante Stadtführung war durch die Verschiebung um einen Tag
ebenfalls geplatzt. So konnte dort jeder auf eigene Faust etwas
unternehmen. Nun ist Bratislava überhaupt nicht mit Wien zu
vergleichen. Man kann es ruhig so sagen, die Stadt ist nicht
unattraktiv, aber im Vergleich zu Wien doch ein Hort der Langeweile.
Ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll. Viele alte historische
Bausubstanz, größtenteils auch sehr gut hergerichtet, dann dazwischen
komisch angeordnete Neubauten und alles wirkt irgendwie ermüdend
bis langweilig oder umgekehrt. Der Mann im Hotel Haydn in Wien an
der Rezeption hatte recht, als er empfahl lieber dort zu bleiben.
Trotzdem, jetzt waren wir dort und da wurde auch die Stadt besichtigt.
Man hätte meinen können, ein Ufo sei auf einem Brückenpfeiler
gelandet, so haben die dort eine neue Brücke errichtet, auf deren
Pfeiler sich ein Bauwerk befindet, welches an ein Ufo erinnert und in
dem ein Café in luftiger Höhe untergebracht ist, sehr eigenwillig.
Dann findet man in den Einkaufsstraßen etliche noble Läden, die
wirken jedoch wie künstlich eingepflanzt. Man bemerkt, dass die dort
ursprünglich nicht ihren Platz hatten. So sind diese Läden auffallend
menschenleer und man fragt sich, wie die überhaupt bestehen können.
Selbst ein großes Kaufhaus, welches wir besuchten, war innen fast
schon gespenstisch leer und die Verkäuferinnen langweilten sich
sichtlich oder hielten ein Schwätzchen. Wieder zurück auf der Straße
nervten uns 2 penetrante Straßengeiger, die uns regelrecht nachliefen
und herumgeigten. Diese Musik gefiel uns gar nicht und ich schätze
die hätten endlich aufgehört zu fiedeln, wenn wir denen Geld gegeben
hätten. So flüchteten wir ins nächste Kaufhaus und dort am
Hintereingang wieder raus, nur um diese fiedelnden Kletten wieder los
zu werden. Das schöne an Bratislava ist aber, dass man sich sofort
überall zurecht findet, auch ohne jeden Stadtplan und ohne dass man
jemals dort war. Die Stadt ist einfach gegliedert und zu klein, als dass
man sich dort ernsthaft verlaufen könnte. Man macht zwar auf Tafeln
Werbung, dass immerhin inzwischen fast 700.000 Menschen dort
leben würden, was ja dann ungefähr der Größenordnung Stuttgarts
entsprechen würde, sogar etwas mehr wäre, aber dabei sind die ganzen
Dörfer und Kleinstädte eingerechnet, die im Laufe der Zeit zu
Bratislava eingemeindet wurden und das sind nicht nur ein paar,
sondern fast alle Dörfer im Umkreis von 150 km. Sicher, zu Stuttgart
wurden im Laufe der Jahrhunderte auch immer wieder umliegende
Orte eingemeindet, aber vielleicht in einem Umkreis von 30 km und
nicht wie hier, wo man das praktisch so handhabt, als würden in
Deutschland alle Einwohner eines Landkreises der Hauptstadt
zugerechnet. So wird die eigentliche Stadt vielleicht tatsächlich
höchstens 200.000 Einwohner haben, mir kam sie sogar eher noch
deutlich kleiner vor und ich hätte mich nicht gewundert, wenn man
mir gesagt hätte, dass sie nur 70.000 Einwohner hätte. Da wirkt selbst
Ulm in Deutschland noch deutlich größer. Aber komische Feste feiert
man dort. An diesem Tag wurde ein sogenanntes Fischsuppen-Fest
gefeiert, wo auch eine Weltmeisterschaft im Fischsuppenkochen
ausgetragen wurde. Das roch man auch, denn im Bereich einiger
Festwiesen neben der Donau roch alles penetrant nach Fisch,
stellenweise auch eher angenehm, weil sich der Geruch feiner
Gewürze darunter mischte. Sehr eigenartig. Was mir dort allerdings
positiv aufgefallen ist, es mag vielleicht etwas seltsam klingen, aber es
gibt dort Unmengen wirklich  bildhübscher junger Frauen, ich sage es
einfach so, wie es ist. Ebenfalls erstaunlich ist, wie viele Leute dort
deutsch sprechen. Gewiss nicht jeder, aber schätzungsweise jeder
Dritte konnte sich in Deutsch verständigen. Zugleich ist Bratislava
auch die Hauptstadt der Slowakei und auf einem 5-sprachigen
Marmor-Schild in der Nähe der mächtigen alten Burg stand, dass
Bratislava die einzige Hauptstadt der Welt sei, die nur ausschließlich
alle positiven Eigenschaften, die eine Hauptstadt haben kann, auf sich
vereinigen könne. Na ja, wie gesagt, es ist einerseits eine Stadt die
ihre schönen Momente hat, aber auf mich wirkte sie vor allem immer
etwas langweilig. Auch die vielen Feste und Darbietungen, die überall
an allen Ecken stattfinden, ändern daran nichts. Ich glaube, das müsste
eine Stadt sein, in der man von selbst gut schlafen kann. So
schlenderten wir einige Stunden durch Bratislava. Dann auf einem
etwas seitlich zwischen Donau und einem Neubaugebiet gelegenen
großen Platz gab es eine Art endlos großen Flohmarkt. Dort wurden
neben allen erdenklichen Altertümchen auch viele neue Waren
angeboten. Ein Stand hatte ausschließlich neue Digitalkameras und da
wurde ich stutzig. Nun ist es klar, dass man auf diese Weise keinen
vertrauenserweckenden Kamerakauf tätigen wird. Aber der hatte ein
Schleuderangebot, eine winzige Digitalkamera für nur 19 Euro, die
angeblich auch noch funktionieren sollte. Mit 19 Euro kann man
eigentlich nicht viel falsch machen und der hatte sicherlich 100 Stück
davon daliegen. Als Beweis für die Funktionsfähigkeit, konnte man
selbst damit einige Fotos schießen und sich die dann danach auf dem
LCD - Bildschirm der Kamera wieder ansehen. Die Kamera hat eine
Auflösung von 2,56 Megapixel, was heute sicher nicht mehr der letzte
Schrei ist, aber im billigen Preis sind sogar 2 Batteriesätze und neben
dem internen Speicher von 64 MB auch noch eine zusätzliche SD-
Karte mit 128 MB enthalten. Dann die sehr geringen Abmessungen
und ich wurde schon schwach. So habe ich mit dem Verkäufer noch
etwas gehandelt und sie dann für 16 Euro bekommen! Man kann
anstelle der Batterien auch Akkus verwenden, wie der mehrsprachigen
Bedienungsanleitung zu entnehmen ist. Natürlich sind in diesem
geringen Preis keine Akkus und auch kein Ladegerät enthalten. Der
Verkäufer, der ebenfalls gut deutsch sprach sagte, dass ein Batteriesatz
in aller Regel für 300 bis 350 Fotos ausreichen würde, sofern man den
integrierten Blitz nicht mitverwendet. Als Batterien dienen 4 solcher
dünnen Micro- Batterien, wie man sie auch in der Fernbedienung des
Fernsehers hat. So haben wir dann dort in Bratislava schon einige
Fotos geschossen, aber mir ist erst am Tag danach bewusst geworden,
dass ich gar nicht weiß, wie ich die Fotos nachher von der Kamera auf
den Computer bekommen soll. Es ist dafür auch kein Kabel oder so
etwas dabei. Bei meiner früheren Kamera, die damals gestohlen
wurde, war ein Kabel bei, welches die Kamera mit dem PC verbinden
konnte, aber so etwas ist hier gar nicht dabei und in der
Bedienungsanleitung steht auch kein Wort darüber, wie man die Fotos
auf den Computer bekommt. Auch eine genaue Untersuchung der
Kamera brachte kein Steckloch oder ähnliches zutage, wo man etwas
anschließen könnte. Aber gespeichert sind sie, denn ich kann sie ja
später in dem winzigen LCD - Schirm mir wieder ansehen. Na ja, wir
werden das Problem sicher noch irgendwann hier zuhause lösen.
Mittagessen war auf Empfehlung in einem prunkvoll renovierten
Gasthaus in den hellen freundlichen Farben gelb und weiß. Alles war
dort entweder gelb mit weiß abgesetzten Zierkanten und Sockeln oder
umgekehrt. Ein sehr gutes komplettes Menü war für 12 Euro zu
haben, in Stuttgart hätte vergleichbares weit über 60 Euro gekostet. So
perfekt dieses Gasthaus auch das Essen umsetzte, es ging wohl alles
recht gemütlich zu und Hektik schien ein Fremdwort zu sein. Als wir
mit dem Essen fertig waren, zeigte die Uhr bereits 15 Uhr. So
schlenderten wir noch ein wenig herum, setzten uns etwas an die
Donau, um dann später wieder pünktlich am Bus zu sein. Nun sollte es
etwa um 18 Uhr in Richtung Ungarn mit dem Zielort Budapest
weitergehen, um dann dort in einem vorgebuchten Hotel zu
übernachten. Um 18 Uhr befanden sich aber neben uns erst 8 weitere
Fahrtteilnehmer im Bus ein. Der Busfahrer meckerte schon ziemlich,
aber bei einem Fehlbestand von rund 75 % der Reisenden konnte er
nicht einfach sagen, da fahre ich ohne die ab. So wurde gewartet, aber
im Verlauf von 2 Stunden des Wartens trafen nur 6 weitere Leute ein.
Keiner von den Anwesenden hatte auch nur einen blassen Schimmer,
wo die anderen abgeblieben waren. Der Busfahrer war außer sich und
kochte vor Wut, traute sich aber kein einfaches Abfahren zu. Dann
versuchte er per Handy seinen Chef in Stuttgart zu erreichen, aber das
Handy funktionierte dort nicht. Schließlich ging er in eine Poststelle,
die unweit lag und telefonierte wohl von dort. Mit neuen
Anweisungen kehrte er zurück. Er sollte noch wenigstens bis 22 Uhr
warten. Das war schon superlangweilig. Dann, vielleicht kurz vor 21
Uhr trafen die fehlenden Leute endlich ein. Nun, die hatten sich
zusammengetan und eine Bootstour auf der Donau unternommen, aber
bei der Rückfahrt war dann das Schiff einen anderen Weg gefahren,
als wie die erwartet hatten, wodurch sich die Rückkehr entsprechend
verspätete. Gegen 21.15 Uhr waren wir dann so weit, dass endlich die
Weiterfahrt beginnen konnte. So gab es jetzt jedoch ein neues
Problem, man wusste nicht, ob das Hotel in Budapest, wo es nun hin
gehen sollte, nach 23 Uhr noch neue Gäste aufnimmt. Viele Hotels
haben ab einer bestimmten Uhrzeit die Annahme von neuen Gästen
geschlossen, um so die Nachtruhe der anderen Gäste zu wahren. Wenn
wir nun um 21.15 Uhr in Bratislava los fuhren, konnte man sich bei
ungefähr 200 km Distanz an 5 Fingern abzählen, dass man frühestens
23.30 Uhr dort sein konnte, eher noch später. So ging der Busfahrer
wieder rüber in die Hauptpost, die auch um diese Zeit noch geöffnet
hatte und telefonierte mit dem Hotel in Budapest. An seinem
Gesichtsausdruck sah man schon, dass da etwas schief gelaufen war,
als er zurückkehrte. Zurück im Bus erzählte er missmutig, dass die in
Budapest nach 22.30 Uhr die Rezeption für eintreffende Gäste
geschlossen hätten, eben wegen der Nachtruhe. Es gab keine Chance
bis 22.30 Uhr in Budapest zu sein. Nun befürchteten wir schon,
notgedrungen im Bus oder am Donauufer übernachten zu müssen. Das
wollte der Busfahrer aber wegen möglicher Regressforderungen von
Mitreisenden vermeiden. Wieder verschwand er in der Hauptpost und
kam nach einer Viertelstunde wortlos wieder, setzte sich hinters
Lenkrad, startete den Motor und fragte erst dann über Lautsprecher,
ob alle komplett an Bord wären. Alle waren da. Dann fuhr er los.
Zuerst dachten wir, er hätte in Bratislava oder Umgebung eine
Übernachtungsmöglichkeit aufgetan, aber nach 10 Minuten Fahrt
erkannten wir, dass es zurück nach Wien ging. Erst jetzt sagte er auch
über Lautsprecher, dass er noch mal mit dem Hotel Haydn in Wien
telefoniert habe und dort würde man durchgehend Gäste aufnehmen
und die Zimmer wären noch frei. Da Wien ohnehin mit 65 km
deutlich näher als Budapest lag, lag auch der Entschluss nahe, diese
Möglichkeit auszunutzen. Da unterwegs stellenweise dichter Nebel
auftrat verzögerte sich die Fahrt ziemlich. Gegen 0.15 Uhr standen wir
vor dem Hotel Haydn in Wien. Derselbe Herr, der neulich an der
Rezeption über Bratislava gemeckert hatte, stand lächelnd hinter der
Rezeptionstheke und sagte zu mir: „Na sehns, was hab ich gesagt? Ist
Wien nicht eine bessre Welt?" Teils musste ich ihm zustimmen, aber
immerhin haben wir in Bratislava eine Digitalkamera gekauft, die man
zu diesem Preis ganz sicher in Wien nicht bekommen hätte. Wir
bekamen sogar exakt das gleiche Zimmer, welches wir hatten.
Da alle nun ziemlich geschlaucht und müde waren, was auch der
Busfahrer einsah, der wohl auch selbst ziemlich fertig war, war
natürlich nicht daran zu denken, am nächsten Morgen die Leute schon
um 6 aus den Federn zu trommeln, um dann von Wien nach Budapest
zu rasen. So gab es die Nachricht, dass wir zunächst einmal in jedem
Fall bis 10 Uhr im Hotel bleiben und dann weiter sehen. So wurde
geruhsam geschlafen und ich weiß nicht, aber die ganze Atmosphäre
in Wien ist besser. Gegen 8 Uhr gingen wir frühstücken, was wir jetzt
allerdings selbst bezahlen mussten, weil dieser Aufenthalt im Hotel
Haydn nun wirklich nicht mehr vorgesehen war. Dann sind wir noch
mal kurz durch ein sonniges Wien gewandert, etwa 45 Minuten in der
näheren Umgebung des Hotels, um dann pünktlich gegen 10 wieder
im Hotel zu sein.

Mit leicht besorgter Miene trommelte der Busfahrer
uns im kleinen Frühstückssaal zusammen. Er sagte, dass Budapest
unbedingt ein wichtiger und sehenswerter Punkt der Donaureise sei,
aber durch die widrigen Umstände wäre man, wenn man nun sofort
dorthin aufbrechen würde, frühestens gegen 13 Uhr dort. Das Hotel in
Budapest war aber nur für die Übernachtung von Donnerstag auf
Freitag gebucht und nach einer Rücksprache mit denen sei eine
Übernachtung von Samstag auf Sonntag nicht möglich, da wegen
einer Großveranstaltung in Budapest schon zahlreiche andere
Buchungen vorlägen. Hinzu kam verschärfend, dass schon
Samstagabend die Rückreise in Richtung Stuttgart starten sollte. Er
sagte, dass es aus seiner Sicht zwar möglich sei, den Start der
Rückreise auf Sonntagmorgen zu verschieben, wenn wir dafür einen
weiteren Halt, der in der Rückreise irgendwo liegen sollte, wegfallen
lassen, nur das Problem sei, wo übernachtet man dann in Budapest.
Um von dort für eine Übernachtung, wie im Fall Bratislava, wieder
erneut nach Wien zurück zu fahren, ist diese Strecke dann doch zu
lang. Allgemeines Murren und Geraune machte sich breit. Dann kam
als weitere Möglichkeit sein Angebot, welches auch mit dem Chef der
Busfirma als Option abgeklärt sei, dass wir einfach diesen ganzen
Samstag noch in Wien verbleiben und uns dort selbst die Zeit
vertreiben, also gar nicht mehr weiter reisen. Dafür würden wir dann
am Sonntag ausgeruht gegen 10 Uhr die Heimreise in Richtung
Stuttgart antreten. Er meinte, alle Teilnehmer sollten sich abstimmen,
welche dieser beiden Möglichkeiten sie wahrnehmen wollen. Dabei
blieb ja die Ungewissheit, wie man hätte in Budapest übernachten
wollen, wahrscheinlich im Bus. Ein Herr Galinski rastete aus und
tobte schimpfend, dass man ihn um die Reise betrogen habe, solche
Komplikationen wären unzumutbar. Für Kayla und mich war das alles
keine Frage, wir stimmten dafür in Wien zu bleiben. So stimmten
auch fast alle anderen ab, da kaum einer Lust hatte, sich diese Hektik
und Ungewissheit anzutun, die eine Weiterfahrt nach Budapest
bedeutet hätte. Der Herr Galinski beschimpfte dann alle die, die für
ein Verweilen in Wien gestimmt hatten, weil er schon von einer
Besichtigung Budapests ausgegangen war. Etwa 4 weitere Mitreisende
meckerten auch über diesen Entschluss, wenngleich nicht so arg wie
dieser Galinski. Der drehte regelrecht durch, obwohl er zuvor die
ganze Zeit ein eher unauffälliger, ruhiger Typ war. Den Busfahrer
nannte er einen faulen Idioten, der zu müde sei, seinen Beruf
ordnungsgemäß auszuüben. Das fand der Busfahrer natürlich nicht
sonderlich schön und drohte, ihn wegen Beleidigung anzuzeigen.
Daraufhin entwickelte sich ein leichter verbaler Streit zwischen den
beiden, der damit endete, dass der Galinski sagte, dass er nun seine
Sachen zusammenpacke und auf eigene Kappe mit öffentlichen
Verkehrsmitteln ab Wien nach Budapest fahren würde und die
Rechnung dafür, sowie alle weiteren Kosten dieser Unannehmlichkeit
dem Busunternehmen in Rechnung stellen werde. Dann verschwand
er auf sein Zimmer und kam tatsächlich nach wenigen Minuten mit
seinem gepackten Koffer zurück und verließ das Hotel in Richtung
Bahnhof. Danach begehrten auch die 4 anderen Mitreisenden auf und
besonders eine dicke Frau mit grellblond gefärbten Haaren, ich glaube
Brill oder so ähnlich hieß die, erklärte sich zur Wortführerin und
bestand darauf, dass man ein Anrecht auf den Besuch von Budapest
habe und zwar nicht nur für ein paar Stunden, sondern für einen
ganzen Tag. Wenn das Busunternehmen eben defekte Busse auf die
Reise schicke, dann müsse es für daraus resultierende Folgen auch
gerade stehen und dann eben notfalls die Reise um einen Tag
verlängern und auch für entsprechende Unterbringung in Budapest
sorgen. Nun hatten wir nie das Gefühl, dass der Bus vorher schon
defekt war und dass man bewusst riskiert hatte, irgendwo mit einem
Schaden liegen zu bleiben. Genervt telefonierte der Busfahrer dann
wieder mit Stuttgart, mit der Firmenzentrale und trug die neuen
Schwierigkeiten und Forderungen vor. Ich sage es ganz ehrlich, uns
war das Ergebnis eigentlich relativ egal, wir hätten auch durchaus
gerne Budapest gesehen, aber ein weiteres Verbleiben in Wien war
uns mindestens genau so recht, weil wir uns regelrecht ein wenig in
die Stadt Wien verliebt haben. Was wir nur nicht wollten, das war
solch eine Fahrt ins Ungewisse, mit der Aussicht auf eine
Übernachtung im Bus und ein hektisches Abhetzen in Budapest, nur
um in einer stark verkürzten Zeit wenigstens ein paar Blicke davon zu
erhaschen. Der Busfahrer teilte mit, dass sein Chef den Vorschlag
gemacht hätte, die Reise in Wien ausklingen zu lassen, also wie nach
unserer Abstimmung eigentlich schon beschlossen, den Samstag noch
komplett in Wien zu verbringen und Sonntagmorgen gut ausgeruht die
Heimreise anzutreten. Jeder, der diesen Vorschlag akzeptieren würde,
bekäme dann nach der Rückkunft einen Gutschein eine weitere
Donaureise nach Budapest und sogar weiter der Donau entlang bis
nach Rumänien zum halben Preis mitzumachen oder ersatzweise eine
andere Kurzreise im Juli, die nur nach Budapest führt, ganz umsonst
mitzumachen. Mit diesem Vorschlag waren dann schlagartig alle
Probleme beseitigt und fast alle entschieden sich für die zuletzt
genannte Variante, mit der völlig kostenlosen Kurzreise nach
Budapest im Juli. Der Herr von der Rezeption im Hotel Haydn meinte,
dass Budapest im Gegensatz zu Pressburg wirklich sehenswert
gewesen wäre, aber mit der geringen Stundenzahl, die uns dort zur
Verfügung gestanden hätte wäre es als Zankerei zu betrachten
gewesen, wie wenn man jemandem ein winziges Appetithäppchen auf
eine schmackhafte Wurst hinhält und dann wenn er auf den
Geschmack gekommen ist, die Wurst wegzieht. Er sagte: „Für
Budapesch müssens wenigst 3 Tage an Zeit aufweisen, sonst ists
zwecklos." Also waren wir froh, wieder in Wien gelandet zu sein und
haben in der verbleibenden Zeit dort noch manch schönen Winkel
besichtigt. Auch das Wetter spielte einigermaßen mit, es war dort
vorwiegend sonnig, wenn auch mit vielen Wolken dazwischen und nie
über 17 Grad. Nur einmal kam eine kleine Regenschauer. Etwa 15 bis
20 Minuten zu Fuß vom Hotel trafen wir auf ein bekanntes Theater,
dessen Name man öfters schon mal im Fernsehen hört, es trägt den
eigenartigen Namen „Theater in der Josefstadt". Die eine Straße, in
der das liegt, da habe ich immer den Namen verwechselt. Ich habe
immer gesagt, das ist die Pianistengasse, aber in Wahrheit heißt die
Piaristengasse. Es liegt an einer Kreuzung von dieser Pia-R-istengasse
zur Josefstädter Straße. Welch ein komischer Name. Ich könnte Ihnen
gar nicht sagen, was Piaristen überhaupt sein soll, vielleicht so etwas
ähnliches wie ein Pianist, nur der nicht richtig spielen kann und es
klingt wirklich mehr wie Pianistengasse. Was doch ein winziger
Buchstabe bewirken kann. Ebenfalls nicht sehr weit, nur in die andere
Richtung und mehr zum Stadtkern hin gibt es ein Theater an der
Wien, dessen Name ich auch schon öfters hörte. Um keine
Missverständnisse zu erzeugen, wir sind aber nicht in dortige
Theatervorstellungen gegangen. Das wäre uns auch viel zu teuer
gewesen, außerdem muss man Karten lange vorbestellen. Der
Österreicher scheint auch ein entspannteres Verhältnis zu seinem
Militär zu haben, denn mitten in der Stadt, vielleicht 150 m von dem
Hotel gibt es eine alte Kaserne. Solche Einrichtungen baut man doch
in Deutschland meist weit vor den Toren einer Stadt, aber nicht mitten
drin.

Überhaupt ist es so, wenn man Wien durchschreitet, weiß man
nachher gar nicht, wovon man alles berichten soll, denn alles ist
berichtenswert, nur dann würde mein Bericht hier 20 mal so lang. Ach
ja, noch eine Anekdote am Rande, die vielleicht nicht typisch für
Wien ist, vielleicht aber auch doch. Auf Anraten des erfahrenen
Wiener Rezeptionisten im Hotel besuchten wir dann noch ein
Kaffeehaus namens Haslinger. Ein betagtes Gebäude mit ebenso
betagtem Interieur. Nun, was will man in eine Kaffeehaus?
Kaffeetrinken, ist doch klar. Aber dieses Kaffeehaus ist mehr. So ganz
durchgeblickt habe ich bei den verschiedenen Kaffeesorten nie, die
einem dort üblicherweise in allen Kaffeehäusern feilgeboten werden,
egal ob einen schlichten Braunen, einen Schwarzen, eine Melange,
einen Zweispänner und was weiß ich nicht sonst noch alles für
eigenartige Dinge. Ich habe meistens den schlichten Braunen bestellt,
da wusste ich, was mich erwartet. Viele Leute lasen während des
Kaffeeschlürfens eine der unzähligen Zeitungen, die im Haslinger
kostenlos zum schmökern an Stangen herumhängen, so wie man es
hier vor 40 Jahren noch bei manchem Friseur kannte. Friseur ist aber
das passende Stichwort. Als wir gerade 10 Minuten dort saßen,
drängte sich von hinten ein kleiner Mann im grauen Anzug an mich
heran und flüsterte die Frage, ob ich einen Haarschnitt, eine Rasur
oder eine sonstige Barbierleistung wünsche. Erst jetzt sah ich, dass in
einer etwas abgetrennten Ecke des Kaffeehauses einige Leute auf
Friseurstühlen saßen und sich während des Kaffeetrinkens nebenbei
die Haare schneiden oder den Bart stutzen ließen. „Ein schneller
Beischnitt kostet sie bei mir nur 4 Euro", flüsterte der Kaffeefriseur.
Dann wandte er sich Kayla zu, mit den Worten: „Schad, Ihnen tät ich
da gerne einmal die Haare bearbeiten, aber Damen machen wir leider
nicht, wegen der Zeit und dem Aufwand. Ihre Harre sinds aber auch
zu schad zum Abschneiden." 4 Euro für Beischneiden? Was heißt
das? So fragte ich den. Er erläuterte, dass es eine Art Schnellschnitt
ist, der die wesentlichen Bestandteile eines normalen Haarschnitts
beinhalte, allerdings weniger aufwändig. Da bei mir ein Haarschnitt
längst überfällig war, willigte ich ein für 4 Euro einen Beischnitt und
dann bat er mich rüber in den leicht abgetrennten Teil auf einen der
Friseurstühle. Rasch zog er sich ein weißes Gewand über und
schnippschnapp fegte er in einem atemberaubenden Tempo über
meinen Kopf. Links und rechts, hinten und vorne flogen nur so die
Haarbüschel zu Boden, so viele Haare von meinem Kopf das konnte
ich mir fast bei meinem schütteren Haar schon gar nicht mehr
vorstellen. Mit einem breiten Rasierautomat rasierte er dann noch den
Nacken aus, mit einem kleinen Rasiergerät den Bereich um die Ohren,
dann gab's noch eine Ladung eines speziellen Haarwassers auf die
Rübe und fertig. 4 Euro für alles und ich war angenehm überrascht.
Für alles hat der vielleicht 10 Minuten, eher weniger gebraucht. Kayla
kicherte und meinte, dass ich sie ausgeschimpft hätte, wenn sie mir
die Haare so kurz geschnitten hätte. Wissen Sie, sonst schneidet Kayla
mir meist die Haare. Aber jetzt wo der Sommer doch kommt, sind
diese kurzen Haare durchaus angenehmer. Kaum saß ich wieder bei
Kayla am Tisch im Kaffeehaus, kam ein anderer Herr auf uns zu, der
zuvor schon die ganze Zeit gelangweilt an einem Tisch direkt neben
dem Eingang gesessen hatte. „Werter Herr, könnens Uhren
gebrauchen, erstklassige Armabanduhren?" , fragte er in einem
Flüsterton. Nun suche ich wirklich nicht an Uhren, schon gar nicht in
einem Kaffeehaus. Ich verneinte, darauf erwiderte er: „Was, sie
brauchen keine schönen preiswerten Uhren? Das gibt es gar nicht, ein
jeder Mensch braucht Uhren und bei mir kriegens die billigsten und
besten!" Ich kam mir vor wie auf einem Hehlermarkt. So ähnlich muss
es nach dem Krieg auf dem Schwarzmarkt zugegangen sein. Mit
beleidigtem Gesicht zog sich der Uhrenverkäufer wieder an seinen
Platz zurück. Wir beschlossen zu zahlen und noch etwas in der
Umgebung Wien zu erkunden. Erst beim Aufstehen sah ich, in der
hinteren Ecke, etwas abgetrennt, quasi gegenüber von der
abgetrennten Friseurecke, saßen mehrere aufreizende Damen, na ja
Damen waren es wohl nicht wirklich, die dort ebenfalls auf
Kundenfang gingen. Manches Kaffeehaus ist wohl ein Allrounder der
besonderen Art, wie man vielleicht sagen könnte. Wir sind dann noch
vielleicht 2 Stunden in der Stadt herumgelaufen, haben auch einiges
mit der neuen Digital - Kamera aus Bratislava fotografiert, jedenfalls
bis die Batterien leer waren. Die angekündigten 300 Fotos, die mit
einer Batterie möglich sein sollen, scheinen wohl eine leere
Versprechung gewesen zu sein, da ich laut der Anzeige im Display bis
dahin erst etwa 80 Fotos gemacht hatte. Davon nur eines mit Blitz, um
mal zu testen, ob der Blitz überhaupt geht. Die Ersatzbatterien, die im
Paket mit drin waren, hatte ich aber unterwegs nicht dabei, sondern im
Hotel in unserem Taschenkoffer zurück gelassen. Als wir wieder im
Hotel zurück waren, gab es noch mal eine kurze Lagebesprechung mit
dem Busfahrer. Die Abfahrt in Richtung Heimat wurde dabei auf
Sonntag 9 Uhr ab Hotel vorgezogen. So lief das dann auch. Sonntag
pünktlich 9 Uhr setzte sich der Bus in Richtung Stuttgart in
Bewegung. Mit etwas schwerem Herzen hieß es Abschied nehmen
von Wien. In Wien hätte ich durchaus noch eine Weile bleiben
können, andererseits drängte es uns auch wieder, in unsere schöne
neue Wohnung zu kommen. Da hat man dann schon einen inneren
Zwiespalt zwischen Heimweh und Reise- oder Entdeckungslust.
Normalerweise war ich aber immer jemand, der mit Heimweh keine
Probleme hatte, aber mit der neuen Wohnung hat sich dieses Gefühl
doch etwas verstärkt. Der Busfahrer kündigte schon an, dass es auf
dem schnellsten Wege nach Stuttgart gehen soll. Sein anvisiertes Ziel
lautete, spätestens zwischen 16 und 17 Uhr in Stuttgart zu sein. Er
selbst wollte nach Abliefern des Busses im Betriebshof des
Busunternehmers gleich nach Hause und vorschlafen, da er schon am
nächsten Tag ab Mittag einen Reisebus nach Spanien steuern müsste.
Also Busfahrer möchte ich auch nicht sein. Die Rückfahrt nahm dann
auch gleich ab Wien einen völlig anderen Weg, als wie der, über den
wir gekommen waren. Es ging vom Hotel Haydn gar nicht mehr
zurück über die Donaubrücke, sondern auf eine gut ausgebaute
Ausfallstraße, die vor den Toren Wiens gleich in eine Autobahn
überging. Zuerst glaubte ich fast schon, es käme wieder Bratislava in
Sicht, weil auf einem Schild Pressbaum angekündigt wurde. Aber
Bratislava wurde stellenweise auch als Pressburg bezeichnet, da war
Pressbaum wohl ein anderes Dorf bei Wien. Kurz nach dem Schild
Pressbaum staute sich wegen einer Großbaustelle der Verkehr und der
Busfahrer zog es vor, an der im gleichen Moment folgenden Abfahrt
Pressbaum die Autobahn zu verlassen, um so Stau und Baustelle zu
umfahren. Er fuhr dann eine kleine Landstraße, die bei einem Dorf mit
dem eigenwilligen Namen Dörrwien über eine Eisenbahnstrecke
führte. Doch dort endete dann unsere Umleitung, weil an einem
Bahnüberweg ein Großaufgebot von Blaulichtern blinkte und laufend
kamen Rettungswagen und Polizeiwagen vorbeigerast. Dort war ein
Auto in einen Zug gefahren und an eine Überquerung der Bahnstrecke
war hier in den nächsten Stunden nicht zu denken. Der Busfahrer
setzte dann in eine Einbuchtung zurück und wendete, wir fuhren
zurück bis zu einem winzigen Dorf hinter Pressbaum und ab dort
mehr willkürlich auf eine andere Straße, die nach Vermutung des
Busfahrers auch als Umfahrung der Autobahnbaustelle genutzt
werden könnte. Diese Straße entpuppte sich als landschaftlich
dermaßen reizvoll, das einige schon meinten, wir sollte darauf
verbleiben, was aber natürlich nicht im Sinne des Busfahrers war.
Nach vielleicht 10 km auf dieser wunderschönen Straße wechselten
wir auf eine andere, auch schöne Landstraße und durch ein Dörflein,
kurz danach kamen wir auf eine andere Autobahn, die dann nach
einigen Kilometern an einem sogenannten Autobahnknoten Steinhäusl
wieder auf die Autobahn traf, die wir zuvor verlassen hatten;
allerdings schon viele Kilometer hinter der Baustelle, die hatten wir
somit großzügig umfahren, was ja der Sinn dieser Übung war. Es
folgte eine Stadt Sankt Pölten und kurz danach verschwenkte die
Autobahn etwas und wir kamen durch Ybbs, wo wir auf der Hinfahrt
ja auch schon durchgekommen waren. So ging es weiter auch bis
Linz, wo wir bekanntlich auch am Anfang schon waren, allerdings
jetzt immer auf der anderen, südlichen Donauseite, während wir zuvor
immer nördlich der Donau hingefahren waren. Hier ging es dann sehr
zügig weiter und der Busfahrer sagte über Lautsprecher, dass er
eigentlich vorhatte, die Rückfahrt über Passau zu machen und dann
dort eine kleine Verschnaufpause von 45 Minuten einzulegen, aber
nur wenn wir hoch und heilig versprechen würden, dass wir auch alle
pünktlich nach 45 Minuten wieder im Bus wären. Er würde auf keinen
warten und wenn wir das nicht versprechen, dann würde er dort weiter
fahren ohne eine Verschnaufpause einzulegen. Im Prinzip waren wir
damit einverstanden, aber zwei Leute beschwerten sich, der Eine
meinte, er ließe sich nicht wie ein kleines Kind vorschreiben, wann er
wieder da zu sein hat, eine ältere Dame beschwerte sich, dass man in
45 Minuten von Passau ja kaum etwas sehen würde, und es so keinen
Zweck habe. Also wurde weiter gefahren, weil der Busfahrer nicht
riskieren wollte, dass diese beiden Meckeranten aus Trotz zu spät am
Bus eintreffen und alles verzögern. Wir fanden das ein bisschen
schade, weil Passau ja schon bei der Hinfahrt umfahren wurde.
Verschwommen erinnere ich mich noch an ein Abfahrtsschild mit
dem etwas komischen Namen Großköllnbach, dann muss ich wohl
total eingenickt sein. Jedenfalls als ich wach wurde brausten wir schon
an Aichelberg vorbei, das ist höchstens noch 40 km südöstlich vor
Stuttgart, ungefähr bei Nürtingen, aber etwas weiter als Nürtingen
selbst. Da muss ich also schätzungsweise 350 km verschlafen haben.
Das war an diesem Tag aber auch wohl nur dadurch möglich, weil es
danach keinen einzigen Stau gab, ganz untypisch für diese A 8, und
die Fahrt so ruhig ohne Stockungen dahinfloss. Als wir in Stuttgart
ankamen, zeigte die Uhr 16.23 Uhr und so hatte der Busfahrer seine
Versprechungen zur Fahrzeit mehr als exakt eingehalten. So kann man
rückbetrachtend sagen, dass diese Donaureise vor allem eine Wien-
Reise war, was uns nicht unrecht war. Wien hat uns wirklich sehr gut
gefallen, der Rest davor eigentlich auch, besonders Linz und
überhaupt die ganze Landschaft zwischen Linz und Wien. Am
wenigsten gefallen hat uns Bratislava, aber es ist nicht so, dass man
sagen könnte, es hätte uns nicht gefallen. Wissen Sie, wenn man
jemandem eine Kiste mit 10 Sachen drin anbietet, von denen 9 Sachen
mit den Noten 2 und 1 benotet werden und eine mit der Note 3, dann
ist die Sache mit der 3 ja nicht wirklich schlecht, nur im Vergleich zu
den anderen Sachen in der Kiste fällt sie trotzdem unangenehm auf
und steht als schlechteste da. So ungefähr muss man sich das
Verhältnis von Bratislava zum Rest der Reise vorstellen. Schade war
wohl wirklich, dass wir Budapest nicht mitbekommen haben, denn
davon hörte ich beim nachträglichen Einholen von Informationen nur
viel Gutes. Als wir zuhause ankamen haben wir erst mal ausgiebig
geduscht, etwas gegessen, mal überall hier nach dem Rechten gesehen
und dann habe ich mich gleich wieder schlafen gelegt und fast 2 Tage
nur geschlafen. Kayla hatten diese Reisestrapazen weniger
ausgemacht, sie hat ungefähr nur 1 Tag geschlafen. Da bemerkt man
dann halt doch den relativ großen Altersunterschied zwischen uns
beiden. Auch wenn manche der Mitfahrenden wegen der einen oder
anderen Sache, die nicht ganz so glatt verlief, ziemlich schimpften,
würde ich uneingeschränkt sagen, dass ich die gleiche Reise, auch mit
den gleichen Pannen, sofort wieder machen würde, jedenfalls zu
diesem vergünstigten Preis, den wir dafür gezahlt hatten.
Was mich jetzt nach der Reise immer noch beschäftigt, ist die
Digitalkamera. Ich habe die Anleitung schon mindestens 10 mal
gelesen, Kayla auch schon öfters, kein Wort darüber, wie man die
Fotos auf den PC holt. Dann haben wir gemeinsam die ganze Kamera
auf den Kopf gestellt, aber wir finden einfach keine direkte
Möglichkeit, die Bilder von der Kamera auf den Computer zu
übertragen. Die Kamera hat nur einen kleinen runden Anschluss und
der dient dazu, anstelle der normalen Batterien nachgerüstete Akkus,
mit einem zugekauften Ladegerät in der Kamera zu laden, ohne sie
entnehmen zu müssen. Kayla hatte nun die Idee, man könne ja die
beiliegende SD - Speicherkarte einsetzen, die Bilder darauf speichern
und diese Karte dann entnehmen und mittels eines Karten -
Lesegerätes auf diesem Umweg die Bilder auf den Computer holen.
Das wird vermutlich auch die einzige Möglichkeit bleiben, die ich im
Moment sehe. Nur leider besitzen wir solch ein Karten - Lesegerät
nicht, das müssen wir zuerst dann noch beschaffen, sofern dies nicht
zu teuer ist. Was bei dieser Methode neu aufgeworfen wird, ist die
Frage, ob und wie man die Fotos von dem fest eingebauten Speicher
innerhalb der Kamera auf diese SD - Karte verschiebt. Die Kamera
verfügt ja über einen fest eingebauten Speicher von 64 MB, den man
nicht herausnehmen kann, sowie den schmalen Schlitz für die SD -
Karte. Fast alle Fotos, die wir nach dem Kauf mit der Kamera in
Bratislava und auch noch in Wien gemacht haben, sind aber auf dem
internen Speicher gespeichert worden, ausgenommen die 7 letzten
Bilder, die passten dort nicht mehr hin und da kam eine Fehleranzeige
mit der Auswahl, ob man die auf der zusätzlichen SD - Karte
speichern möchte oder ob die neuen Fotos bestehende alte Fotos
überschreiben sollen. Wir haben uns natürlich für die erste
Möglichkeit entschieden. Es ist auch gar kein Problem, all diese Fotos
jetzt noch im LCD - Display der Kamera wiederzuholen und zu
betrachten, also existieren die ja noch, nur wie gesagt, die
Schwierigkeit bleibt, die Fotos rüber auf den Computer zu pumpen.

Überaus freundlich finde ich übrigens die Tatsache, dass der
Busunternehmer sich gestern schon bei uns meldete, wegen der
Pannen bei der Fahrt hat er uns als Wiedergutmachung die Auswahl
unter 4 Möglichkeiten angeboten. Im August fast kostenlos, das heißt
für ganze 20 Euro pro Person an der bereits eingangs erwähnten
Deutschland-Donau-Tour teilzunehmen. Die dauert 4 Tage, der
Normalpreis betrüge 300 Euro pro Person und es sind 3
Übernachtungen im Preis enthalten. Die zweite Wahlmöglichkeit eine
Städtetour Ende August nach Budapest und Ungarn, wobei die eine
Woche dauert, wovon 4 Tage in Budapest sind und 2 bis 3 Tage im
Umland, aber jetzt nicht speziell im Bereich der Donau. Die würde
normalerweise pro Kopf rund 730 Euro kosten, einschl.
Übernachtungen, uns würde die dann 100 Euro pro Person kosten.
Schon Ende Juli als dritte Möglichkeit eine Reise speziell entlang der
rumänischen Donau. Diese Reise dauert sogar 12 Tage, kostet
normalerweise dann auch 1.500 Euro, uns würde sie pro Kopf 800
Euro kosten. Die vierte Möglichkeit ist simpel wie auch gut, nämlich
eine Städtereise, eine Woche Wien pur! Das für normalerweise 680
Euro pro Kopf, wir bekämen es für 90 Euro pro Kopf! Die wäre dann
allerdings erst Anfang September. Ich denke, wir werden uns für eine
der Reisen entscheiden. Aus heutiger Sicht favorisiere ich die Wien-
Reise, am unwahrscheinlichsten ist die langdauernde Rumänien-
Donaureise, weil soviel Geld möchten wir da nicht ausgeben, auch
wenn es gemessen an der Reise sehr billig ist.

Ich hätte da zwar bereits noch andere berichtenswerte Dinge, aber ich
denke, ich hebe die bis zu meiner nächsten Email auf, damit Ihnen
nicht die Augen vor lauter Lesen aus dem Kopf fallen, denn der
Reisebericht ist ja schon gehörig lang geworden.

In den nächsten Tagen ist aber erst mal weitere Entspannung von den
Reisestrapazen angesagt. Obwohl wir ja inzwischen schon fast wieder
eine Woche hier sind, fühle ich mich immer noch ein wenig
ausgelaugt.
Mit vielen sommerlichen Grüßen von Kayla und mir und schauen Sie
nicht zu viel Fußball, denn dann bekommt man einen ballrunden
Kopf, wünscht Ihnen

Egbert Lappenkeuler