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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Lieber Bargeld als Barcode” und “Die Bank am Straßenrand”  aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Lieber Bargeld als Barcode" vom 18.05.2006

Sonnige Grüße.

Komische Streitgründe gibt es ja. Etwa 600 m von hier lebt in seinem
Einfamilienhaus ein großer Nutzgartenfreund. Der ist absoluter
Gartenfan und vor allem ein Liebhaber von Gemüse aller Art. Wenig
Interesse hat er hingegen an Zierpflanzen, Blumen und dergleichen.
Ich hatte mal ein kurzes Gespräch mit ihm und da meinte er, dass er
von Blumen und dergleichen nicht viel hält, da ihr Nutzen vorwiegend
optischer Natur sei. Er hingegen favorisiert eben Gemüse, Obst und
ähnliches. Nun hat er deswegen auch den Vorgarten seines Hauses
nicht, wie die anderen alle, mit Rasen und Blumen bepflanzt, sondern
auch dort findet man einen reinen Gemüse- und Kräutergarten. Genau
das führt aber in der Nachbarschaft zum Streit. Die Nachbarn
mokieren, dass sein Vorgarten das schöne Erscheinungsbild der
ganzen Umgebung verschandeln würde. Zugegeben, es sieht etwas
ungewöhnlich aus, wenn man da in einem Vorgarten Spinat,
Tomatenstauden oder in einer Ecke gar Kartoffelpflanzen oder
Bohnenstangen sieht, aber stören würde mich persönlich das nicht.
Diese Häuser dort haben auch an ihrer Rückseite alle noch einen
größeren Garten, natürlich hat der auch dort alles mit diesen
Nutzpflanzen bepflanzt, dagegen sagen die auch nichts, weil die selbst
das teils auch so haben, nur vorne, zur Straße hin, das regt die enorm
auf. Regelrechtes Streitgebrüll vorne an der Straße habe ich zwischen
den Nachbarn und diesem Mann schon mehrmals miterlebt, als ich
dort vorbei kam. Einige meinten sogar, dass sie sich an die
Stadtverwaltung wenden würden, weil eine solche Bepflanzungsart in
den Vorgärten angeblich nicht zulässig sei.

In der letzten Woche sind wir zum ersten Mal dem Konzertpianisten
begegnet, der hier im Haus alle Wohnungen im ersten Stock gemietet
hat. Wissen Sie, dem sieht man das überhaupt nicht an. Man hat so
seine gewissen Vorstellungen, wenn man von einem künstlerischen
Beruf wie eben Konzertpianist hört. Man erwartet vielleicht einen
Mann mit zerzausten Haaren und ungewöhnlicher Kleidung und nicht
weniger ungewöhnlichem Verhalten. Aber überhaupt nicht. Der sieht
eher total unauffällig aus, fast schon ein wenig trist, könnte man
sagen. Ein sehr dezent grauer Anzug, wie man ihn an einem einfachen
Büro-Beschäftigten vermuten würde. Am Sonntag trug er sogar
einfach eine normale blaue Jeanshose. Hinter dem Haus sind wir dem
begegnet und er ist sehr freundlich, grüßt nett, ein kurzer Plausch über
die Wohnung und die schöne Wohngegend hier. Er meinte, dass wir
mit der Wohnung einen sehr guten Griff getan hätten, weil diese
Wohngegend so ziemlich die Vorteile vom Wohnen auf dem Land mit
denen des Wohnens in der Stadt verbinde. Nun, ganz unrecht hat er
damit nicht, aber ich finde, dass trotzdem die städtischen Aspekte
noch deutlich überwiegen. Nach vielleicht 3 Minuten brach er dann
aber das Gespräch recht eilig ab, weil er noch vorschlafen müsse. Er
sagte, dass er pro Tag seine 8 Stunden Schlaf brauche, und zwar
immer aufgeteilt in 2 Schlafabschnitte zu je 4 Stunden. So richtig
verstanden habe ich das nicht, ob der vielleicht nachts nur 4 Stunden
schläft und den Rest am Tag irgendwann dazwischen abschnarcht?
Also für mich hörte sich das so an. Jeweils am späten Nachmittag,
etwa ab 18 Uhr kann man dann leise ein wenig seine Klavierübungen
im Haus vernehmen. Das ist allerdings durch die sehr gute Dämmung
seiner Wohnungsteile so dezent, dass es selbst dann nicht weiter
stören würde, wenn man zu dieser Zeit gerade ein Nickerchen halten
will. Die Frau aus der Dachwohnung meinte, dass er meist immer
exakt zur gleichen Zeit zwischen 18 und 20 Uhr üben würde. Er habe
ihr mal gesagt, dass sei für ihn dann am effizientesten, wenn er zu
anderen Tageszeiten üben würde, wäre die nachhaltige Wirkung des
Übens geringer. Nun kennen wir also auch den. Sein Auto kennen wir
jetzt auch und hier gilt ebenso, dass er da völlig unauffällig daher
kommt. Man würde von solch einem Künstler vielleicht erwarten,
dass er mit einem Jaguar oder einem Mercedes der Luxusklasse daher
kommt, aber nein, Sie werden es nicht glauben, aber der fährt nur
einen Opel - Meriva, das ist so ein kleiner Van, wie man so sagt. Eine
Art etwas zu hoch geratener Kombi, aber nicht übergroß, also ich
würde sogar sagen, unser VW-Golf-Variant ist zwar niedriger aber
länger. Trotzdem soll es sich bei ihm um eine weltweit anerkannte
Koryphäe handeln. In der nächsten Woche müsse er schon wieder
weg, zu einer mehrwöchigen Gastspielreise in die USA, wie ich hörte.

Die üppigen Rasenflächen hinter dem Haus hier habe ich inzwischen
auch schon 2 mal gemäht und gelange so langsam an etwas Übung im
Umgang mit dem selbstfahrenden Rasenmähertraktor. Ein
hochmodernes Gerät, welches ich in der Form noch nie zuvor gesehen
habe. Rasenmähertraktoren sind zwar altbekannt und gibt es ja schon
seit Jahrzehnten, sogar im Baumarkt, aber dieses Gerät hier ist doch
etwas besonderes. Normalerweise mähen die ja nur breite Flächen und
die Ränder muss man dann noch mit einem Freischneider, einem
Rasentrimmer oder mit ähnlichem Gerät nach bearbeiten, weil diese
Rasenmähertraktoren dort mit ihrem Mähmesser nicht hinkommen.
Anders hier bei dem Luxus-Ding. Wenn man den jeweils äußeren
Streifen abmäht, dann kann man zur linken Seite einen automatisch
mitarbeitenden kleinen Mäharm ausklappen, der dann diese schmalen
Randstreifen in einem Aufwasch mit abmäht. So erübrigen sich diese
zeitaufwändigen Nacharbeiten der Ränder mit einem Rasentrimmer
völlig. Auch ist die Mähleistung so hoch, dass man mit relativ hoher
Geschwindigkeit über die Rasenflächen fahren kann. Dadurch
benötige ich hier für die riesige Wiese mit diesem modernen Gerät nur
etwa 20 % der Zeit, die ich früher in unserem vorvorherigen
Mietshaus für die wesentlich kleinere Rasenfläche mit einem
normalen Benzin-Rasenmäher gebraucht hatte. Die damalige Fläche
dort betrug im Vergleich höchstens ein Drittel der hiesigen Fläche. So
macht das Arbeiten regelrecht Spaß und man ist mit dem ganzen
riesigen Gelände in nur einer Stunde Zeitaufwand fertig. Auch wird
das abgemähte Gras zuverlässig in einen Kasten eingesaugt, es fliegt
kein Mähgut vom Wind durch die Gegend, was ein sehr sauberes Bild
ergibt. Dann wird noch automatisch die Schnitthöhe erkannt, das
heißt, wenn ich als Rasenmäherfahrer nicht so genau aufpasse, und
eine Reihe aus Versehen oder weil es platzmäßig nicht richtig passt,
zweimal abfahre, dann wird beim zweiten mal das schon gemähte
Gras nicht noch weiter gekürzt, sondern es bleibt so. Dadurch werden
ungleichmäßige Rasenhöhen oder gar Löcher in der Grasfläche
vermieden. Dann muss man erneut den Erbauern der ganzen Anlage
hier Respekt zollen, denn auch beim Anlegen der Wiese haben die
ihren Verstand gebraucht. Die ist exakt quadratisch, was mir nun beim
Mähen erst aufgefallen ist. Dadurch lässt die sich hervorragend und
arbeitsschonend abmähen, was sich natürlich auch erheblich
zeitsparend auswirkt.

Der Busbetrieb, mit dem wir letztes Jahr auch in Spanien waren, der
uns immer seine Sonderangebote der Restplatzverwertungen
zukommen ließ, hat sich auch wieder mit günstigen Angeboten
gemeldet. Das heißt, der Inhaber wusste ja noch gar nichts von
unserem erneuten Umzug, aber wie es der Zufall so wollte, habe ich
den beim Einkauf getroffen. Wir hatten ja seinerzeit auch die Nase
vom Busfahren voll, insbesondere nach der missglückten Eifelreise.
Nun darf man natürlich aus einem Einzelfall keine allgemeingültige
Regel ableiten. Der Busmensch machte uns jedenfalls den Mund
wässrig mit aktuellen Restplätzen für eine einwöchige Donau -
Rundreise durch Österreich, die Slowakei und Ungarn. Er würde uns
einen Sonderpreis für die ohnehin schon deutlich reduzierten
Restplätze machen. Für ganze 150 Euro pro Kopf, also für nur 300
Euro für uns beide, könnten wir mitfahren. Darin enthalten wären
neben der ganzen Fahrt auch die jeweiligen Übernachtungen in recht
guten Hotels. Fragen Sie mich jetzt nicht, wie der das zu solchen
Preisen verhökern kann, der normale Reisepreis dafür liegt immerhin
bei 1050 Euro pro Person. Ich nehme an, dass hier wieder die
Kalkulation eine Rolle spielt, dass er ohne uns 2 leere Plätze im Bus
transportieren würde und so wenigstens 300 Euro dafür mehr rein
kommen. Nun haben wir im Moment noch in unserer Wohnung Arbeit
genug und auch wollten wir eigentlich vorwiegend nur noch mit
unserem Auto verreisen, aber bei solch einem Angebot gerät man
dann doch ins Überlegen. Auch wäre nach dem Umzug jetzt wirklich
mal etwas Ausspannen nicht schlecht und eine Woche ist ja keine
Ewigkeit. Bis nächste Woche haben wir noch Bedenkzeit.

Ganz nebenbei bemerkt wird mir in den letzten Tagen noch ein Effekt
der neuen Wohnung bewusst, nämlich der, dass in einer großen
Wohnung eigentlich wesentlich einfacher für Ordnung zu sorgen ist,
als in einer kleinen Wohnung, jedenfalls solange man dort nur so
wenige Einrichtungsgegenstände, wie in der kleinen Wohnung hat.
Während man in der kleinen Wohnung immer gleich alles an
bestimmte eng zugeordnete Plätze wegräumen muss, kann man hier
auch schon mal, wenn man es eilig hat, die Sachen, die im Weg
liegen, einfach in eines der leeren Zimmer ablegen, anstatt sie
zeitraubend dort einzusortieren, wo sie ihren angestammten Platz
haben. Das ist natürlich nur eine momentane Notlösung und der kluge
Mensch wird erkennen, dass man sich so sogar mehr Arbeit macht,
denn irgendwann muss man sie ja dann sozusagen aus der
Zwischenstation Nebenzimmer wieder heraus holen und dann an ihren
Platz räumen. Aber wenn man 3 Sachen in 7 Räumen verteilt wirkt
das nie unordentlich, auch wenn sie dort eigentlich nicht hingehören.
Kayla meinte schon in einer ihrer frivolen Anwandlungen, wir sollten
einen der noch ungenutzten Räume als Erotikzimmer herrichten.
Prinzipiell gar keine schlechte Idee, aber da ich durchaus die
Abwechslung liebe, finde ich es schöner, wenn man dazu dann auch
schon mal öfters den Raum wechselt. Das eine schließt das andere ja
nicht aus, meinte Kayla daraufhin.

Bei dem schönen Wetter der letzten Tage hatten wir ausgiebig die
„neuen" Leichtmetall-Fahrräder getestet, die ich bei der Umzugshilfe
bei diesen Leuten abgestaubt hatte, wovon ich Ihnen in meiner letzten
Mail berichtete. Es ist wirklich ein ungekanntes Vergnügen mit diesen
Fahrrädern auch relativ weite Strecken zu fahren und man bemerkt das
kaum. Während man mit den alten Drahteseln schon nach 5 km froh
ist, wenn die Tour bald zu ende ist, so sind wir mit diesen Rädern
beispielsweise bis weit hinter Dettenhausen geradelt, das waren eine
Strecke über 30 km, ohne dass wir bewusst eine Anstrengung bemerkt
haben. Dort haben wir dann mitgebrachte Butterbrote und eine Cola
ausgepackt, diese Sachen verzehrt, dann noch eine alte Mühle
besichtigt, die gerade für Besucher geöffnet hatte, noch etwas auf
einer Bank am Waldrand ausgeruht und danach sind wir gemütlich
und völlig entspannt die ganze Strecke wieder zurück geradelt. Selbst
als wir zuhause ankamen, waren wir noch recht fit. Nur am Abend war
ich dann beim Zubettgehen schneller als sonst eingeschlafen. Man
kann nur staunen, welche enormen Unterschiede es zwischen
Fahrrädern doch geben kann.

Sparen - aber richtig, das klingt schon mal gut. So gibt es unter diesem
Titel einen kurzen Kurs bei der Volkshochschule. Er dauert nur 2
Abende und das Schöne ist, er kostet nichts, was schon mal zum
sparen beiträgt. So sind wir vorletzten Mittwoch hingefahren. Die
Veranstalter nutzen dabei die Zeit, denn normalerweise finden jetzt
um diese Jahreszeit kaum noch Kurse statt, die sind meist im Herbst
und von Januar bis Mitte April. So kann man sinnvoll den Leerstand
der Unterrichtsräume überbrücken. Pünktlich um 18.30 Uhr waren wir
dort. Der Lehrer, ein Herr Groll, ist selbst ein professioneller
Sparfuchs, wenn man so will, denn er arbeitet in einem
Forschungsteam, das vom Land Baden - Württemberg finanziert wird,
welches den lieben langen Tag nichts anderes macht, als
Sparmöglichkeiten aller Art ausfindig zu machen und auf Herz und
Nieren zu prüfen. Dabei treten dann doch interessante Dinge zu Tage,
die so manche der üblichen Sparvorschläge in einem völlig anderen
Licht erscheinen lassen. Allerdings hat der auch Sachen auf Lager, da
kämen Sie und ich im Traum nicht drauf, dass dies ein Ansatzpunkt
fürs Sparen im täglichen Leben ist. So kennen Sie sicherlich Odol,
dieses Mundwasser. Kayla und ich verwenden es auch ganz gerne.
Besonders morgens nach dem ersten Zähneputzen gebe ich einen
Spritzer Odol in den Becher mit dem Zahnputzwasser, weil man dann
nach dem Abgurgeln so einen angenehm frischen Geschmack im
Mund hat. Nun ist dieses Odolzeug nicht gerade billig, ich glaube ein
normales Fläschchen kostet derzeit etwa 3,60 Euro oder das größere
5,90 Euro. Es gibt billigere Nachahmerprodukte, die haben wir auch
schon getestet, aber die funktionieren nach meiner Meinung alle nicht
richtig und können dem echten Odol das Wasser nicht reichen. So
sagte der Herr Groll, dass man hier sparen könne, weil eine leere
Odolflasche nicht wirklich leer sei. Man zuckt die Schultern und
denkt, was kommt denn jetzt? Er sagte, dass von dem Mittel sich
oberhalb des Flüssigkeitsstandes im Inneren der Flasche eine Schicht
in angetrockneter Form an den Innenwänden und in dem gekrümmten
Hals absetzte, die nichts anderes sei, als hochkonzentriertes Odol.
Wenn nun die Flasche leer ist, sozusagen zum ersten mal leer ist, dann
soll man sie zu etwa einem Fünftel mit sehr warmem Wasser befüllen
und mehrere Minuten kräftig auf dem Kopf stehend schütteln. Danach
habe man wieder ein Fünftel des Flascheninhaltes an vollwertigem
Odol. So gesehen erhöhe dies die nutzbaren Flascheninhalt um 20 %.
Man mag sich an den Kopf fassen über solche Sparvorschläge, aber
wie es der dumme Zufall wollte, war 2 Tage später unsere Odolflasche
leer und ich habe diese neue Erkenntnis gleich in die Tat umgesetzt
und es funktioniert tatsächlich perfekt. Das, was danach wieder aus
der Flasche herauskommt, ist vom ursprünglichen Odol nicht zu
unterscheiden, also keine labbrige, stark verdünnte Brühe. Weiterhin
erläuterte Herr Groll, dass viele Sparvorschläge, die von einigen Öko-
Instituten verbreitet werden, der genaueren Überprüfung bedürfen,
bevor man ihnen folgt. So tauchen allenthalben Empfehlungen auf,
sämtliche Geräte nach dem Gebrauch auch auszustecken, da viele
sinnlose Standby - Funktionen besitzen, die auch im normal
abgeschalteten Zustand einen Leerlaufstrom fressen. Das stimmt zwar
oft, aber das Ausstecken rechnet sich längst nicht immer oder wenn
überhaupt, dann bei weitem nicht so stark, wie es die Ökoverbände
einem weismachen wollen. Aber es hängt vom Gerät ab, um da jetzt
keine falschen Zweifel zu streuen. Es gibt durchaus Geräte, die im
Standbybetrieb pro Jahr sinnlose Stromkosten in Höhe von 15 bis 25
Euro erzeugen können und wenn man dann davon gleich etliche im
Haushalt hat, kann es sich schnell auf 100 und mehr Euro zusammen
läppern. Aber es bleibt die Ausnahme. Die meisten Geräte
konsumieren im Standbybetrieb nach Herrn Groll in Wahrheit soviel,
dass fürs ganze Jahr gerade mal 2 bis 3 Euro an Stromkosten dadurch
entstehen, was natürlich auch Geld ist. Dann sprach er die oft falschen 
Aussagen zu den Energiesparlampen an. Es ist klar, dass die
gegenüber einer Glühbirne bei gleicher Helligkeit nur ein Fünftel an
Strom kosten, aber falsch sei meist die Angabe zur ihrer Haltbarkeit,
dass diese angeblich rund 8 mal solange halten, wie eine normale
Glühbirne. Man habe da einfach die Lebensdauer von normalen
Neonröhren auf diese Energiesparbirnen übernommen, weil die
prinzipiell ähnlich aufgebaut wären. Aber die feinen Unterschiede, die
es doch gibt, führen in Wahrheit dazu, dass viele Energiesparbirnen in
ihrer Lebensdauer sogar deutlich kürzer, als eine normale Glühbirne
liegen. Rechnet man dann die Anschaffungspreise für frühzeitig
verschlissene Energiesparbirnen mit den gesparten Energiekosten
gegen, dann verbleibt oftmals kaum noch ein Spareffekt. Er sagte, das
gelte besonders für billige Noname - Energiesparbirnen. Des weiteren
kritisierte er stark, die Energiesparempfehlungen, die jüngst vom
BUND im Umgang mit dem Auto verbreitet wurden. Dort wurde wohl
empfohlen, man solle an nahezu jeder roten Ampel den Motor
ausmachen und dann neu starten, das würde auf 100 km angeblich den
Verbrauch um bis zu 1 Liter senken. Das sei völliger Unsinn und in
seinem ökologischen Gesamtnutzen sogar kontraproduktiv, da
dadurch die Autobatterie und der Anlasser wesentlich schneller
verschlissen wären, was in die Berechnung der Ökofreaks gar nicht
eingeht. Das hatte ich vor längerem bereits auch schon mal an anderer
Stelle gehört. Bei der Herstellung der neuen Batterie und der
Entsorgung der alten Batterie wird aber alleine schon soviel Energie
verbraucht, durch die Herstellerfabrik und zudem soviel Schadstoff
erzeugt, dass die sogenannte Ökobilanz die insgesamt erzielt wird
deutlich negativer ausfällt. Ganz zu schweigen von der Kostenseite,
denn bei dieser Vorgehensweise würde eine Autobatterie, die unter
normalen Bedingungen mindestens 4 Jahre gehalten hätte,
allerhöchstens knapp 2 Jahre halten und ein Anlasser, der sonst ein
ganzes Autoleben lang gehalten hätte, wäre dann nach etwa 4 Jahren
verschlissen. Die Kosten die deren Austausch verursachen, sind um
etwa das 25fache höher, als die des Sprits, den man mit der
Vorgehensweise spart.
Aber das Hauptaugenmerk liegt bei ihm nicht darauf, die Fehler
anderer Sparempfehlungen aufzudecken, sondern selbst wirklich gute
zu vermitteln. Das erstreckt sich über alle möglichen Bereiche. Eine
ganz heiße These von ihm ist etwas, was allen eingefleischten
Autobesitzern zunächst zuwider laufen wird. Er sagt, dass alle
Autobesitzer, die pro Jahr weniger als 9.000 km mit ihrem Wagen
fahren und dann noch in einer Ballungszone oder gleich in einer
größeren Stadt wie Stuttgart wohnen, kostenmäßig mit einem Car-
Sharingsystem deutlich besser und billiger bedient sind. Da lassen sich
dann gleich mehrere tausend Euro pro Jahr sparen. Oder ein schlechter
Kühlschrank kann Sie pro Jahr locker 300 bis 400 Euro für nichts und
wieder nichts kosten.
Sein Vortrag hat uns gut gefallen und wie fiebern schon dem nächsten
Unterrichtstag zu, bei dem es dann vor allem um billige
Einkaufsmöglichkeiten gehen soll. Leider ist nach diesem zweiten
Unterrichtstag, der in einigen Tagen stattfindet, schon Schluss mit
dem Kurs. Eine Fortsetzung wäre jedoch für Dezember geplant.

Da sieht man wieder, wie man heute von verschiedenen
Warenhausketten über den Tisch gezogen und für dumm verkauft
wird. Jetzt ist hier eine sogenannte Servicewerkstatt aufgeflogen, die
für mehrere Warenhäuser Garantie-Reparaturen an Geräten der
Unterhaltungselektronik, kleinen Elektrogeräten und Computern
durchführte. Die Vertriebsfirma der Geräte hatte diese
Servicewerkstatt selbst ins Leben gerufen und diese betreute zentral
alle Garantie-Reparaturen, die von Kaufhaus-Geräten bestimmter
Handelsmarken im Großraum Stuttgart anfielen. Da wohl auffällig
viele Kunden mit deren Leistung nicht zufrieden waren und sich bei
der Verbraucherzentrale beschwert hatten, wurde der Sache tiefer auf
den Grund gegangen. Dabei stellte sich heraus, dass die folgende
Vorgehensweise praktizierten. Einen persönlichen Kontakt zwischen
Kunden und Werkstatt gab es nie, die defekten Geräte konnten nur
eingeschickt werden. Wenn keine völlige Fehlfunktion der Geräte
vorlag, also beispielsweise bei einem Radio sich der Klang nicht
einstellen ließ oder vielleicht ein Computer jede halbe Stunde
abstürzte, aber sonst das meiste einigermaßen funktionierte, dann
wurden die eintreffenden Geräte einfach in große Regale eingelagert
und mit einem Terminzettel versehen. Wenn dann rund 3 Wochen
abgelaufen waren, wurden sie wieder als repariert zurück an den
Kunden geschickt, obwohl in der Zwischenzeit nichts daran gemacht
worden war. Man hoffte dabei auf 2 Effekte, einmal, dass der Kunde
nach 3 Wochen ohne Gerät die Nase voll hat und danach lieber den
Mangel hinnimmt, anstatt erneut mehrere Wochen auf das Gerät zu
verzichten und zum anderen, dass auch oft kleine Mängel wirklich per
Zufall verschwinden. Etwas aufwändiger ging es dann bei Geräten zu,
die größere Mängel hatten oder die von hartnäckigen Kunden erneut 
wieder zurück geschickt wurden. Da hat man dann einfach
gleichartige Geräte untereinander getauscht, so dass quasi der Kunde
A das Gerät von Kunde B zurückgeschickt bekam, welches ja dann
seine typischen Mängel nicht mehr hatte, sondern andere, in der
Hoffnung, dass der Kunde die anderen Mängel nicht entdeckt oder
wenigstens diese hinnimmt. Außerdem sah es für die Kunden so aus,
als wäre wirklich etwas am Gerät gemacht worden. Je nach Fehlerbild
wurden auch einige Geräte mit einfachen Fehlern, wie
durchgebrannten Sicherungen, defekten Steckern oder dergleichen
dann tatsächlich in der sehr primitiv und schlecht ausgerüsteten
Werkstatt repariert. Dort soll es im Prinzip gar keine Ausrüstung
gegeben haben, um echte Fehler, die über dieses Maß hinausgehen, zu
suchen und zu reparieren. Auch nach echtem Fachpersonal suchte man
vergebens. In ganz harten Fällen, wo es sich dann nicht mehr
vermeiden ließ und der betroffene Kunde sich auch nicht abspeisen
ließ, wurden dann die defekten Geräte einfach gegen ein komplettes
neues Gerät ausgetauscht, welches dann hoffentlich nicht die gleichen
Fehler hat. Immerhin hat hier eine Fachinnung es geschafft
durchzusetzen, dass diese Werkstatt nun vom Ordnungsamt
zwangsweise geschlossen wurde. Es wurde aber schon der Verdacht
geäußert, dass man hier keinen Einzelfall entdeckt habe, sondern dass
in ähnlicher Form bundesweit zahlreiche zentrale Servicewerkstätten
von Handelsunternehmen ähnlich arbeiten und dies sogar ein gängiges
Konzept sei.

Ich weiß nicht, ob Sie ein großer Freund von Spirituosen sind, ich
mache mir nicht allzu viel daraus, allerdings muss man es vielleicht
etwas differenzieren. Es gibt viele Leute, die so etwas vor allem
trinken, weil es Alkohol enthält, und davon oftmals nicht wenig; dann
gibt es aber auch Leute, die so etwas trinken, weil es einen guten oder
wenigstens interessanten Geschmack hat oder weil es vielleicht auch
verdauungsfördernd wirken kann, je nach dem, was es ist. Zu der
erstgenannten Gruppe zähle ich ganz gewiss nicht, aber aus
Geschmacksinteresse sowie auch zuweilen als Verdauungsförderer
trinke ich dann doch sehr gelegentlich Spirituosen in aller
erdenklicher Art. Aller erdenklicher Art klingt zwar nach viel, ist aber
so nicht gemeint, sondern im Sinne von, dass ich dabei, eben aufgrund
der Geschmacksneugierde nicht nur eine spezielle Sorte trinken
würde, sondern so ziemlich alles bereit bin zu probieren. Betrachtet
man es dann doch einmal von der mengenmäßigen Seite, dann würden
die Brennereien laut aufheulen, wenn die meinen Jahreskonsum sehen
könnten, der vielleicht, wenn man alle Schnäpse und sonstigen
Spirituosen zusammenschüttet, die ich im gesamten Jahr so trinke,
etwa eine bis anderthalbe 0,7 - Liter-Flaschen ergeben. Also pro Jahr
eine Gesamtmenge von rund 0,7 bis 1 Liter. Darin enthalten wären
dann aber sowohl alle leichten Liköre, alle Magenbitter und alle
sonstigen Spirituosen, die ich im Jahr zu mir nehme. Würde man die
wirklich mal zusammenmischen, so entstünde daraus gewiss ein
seltsames Gebräu. Ich finde, man kann ruhigen Gewissens sagen, dass
das sehr wenig ist. Rechnete ich Kaylas Jahreskonsum noch komplett
hinzu, so kämen wir gemeinsam vielleicht auf ganze 2 dieser 0,7-
Liter- Flaschen, da sie pro Jahr garantiert unter einem halben Liter im
Gesamtkonsum liegt. Nun aber zu der Sache, auf die ich eigentlich
hinaus wollte. Wir gehen ja eigentlich so gut wie nie aus essen, aber
vielleicht alle 2 Monate einmal. Es gab mal eine kurze Phase, wo wir,
mehr aus Zeitgründen, auch schon mal ein- bis zweimal pro Monat
essen gingen. Wie dem auch sei. Diese Tage entschlossen wir uns
spontan, als wir in der Gaußstraße, was unweit von hier ist, an einem
Lokal vorbei kamen, dort essen zu gehen. Mit ein Grund dafür war
eine handgeschriebene Reklame auf einer Schiefertafel vor dem
Lokal, auf der stand: „Alle Essen in maximal 10 min fertig" und sehr
preiswert. Wissen Sie, wenn ich eines am Essen im Lokal hasse, dann
ist es, wenn man dort lange aufs Essen warten muss. Einerseits habe
ich zwar Verständnis dafür, dass es eben eine Zeit braucht, bevor ein
gutes Essen zubereitet ist, aber andererseits sage ich mir dann immer,
in dieser Zeit hätte ich auch zuhause ein Essen zubereiten können.
Also wir dort rein. Im Hintergrund liefen ständig leise Udo Jürgens-
Schlager, was aber keineswegs störend war, zumal ich diesen Udo
Jürgens eigentlich von den ganzen Schlagerkanonen noch mit am
liebsten höre, weil seine Sachen nach meiner Meinung nicht ganz so
kitschig sind, wie viele andere. Aber weg von Udo Jürgens. Kaum
saßen wir dort, eilte ein freundlicher Ober herbei und überreichte uns
eine sehr übersichtliche Speisekarte, auf der wir uns auch binnen
weniger Sekunden jeweils für Wiener Schnitzel mit Pommes und
Salat entschieden. Nach nur 4 Minuten, ich habe die Zeit gestoppt,
hatten wir wirklich sehr leckere Wiener Schnitzel auf dem Tisch. So
wie sie gehören, groß, flach, fast hauchdünn, und gut trocken
gebacken. Natürlich in der üblichen deutschen Variante, also 2 Stück
davon nebeneinander auf dem Teller. Ich kenne die echte Wiener
Variante, die gab es auch in der Klinik in Liechtenstein öfters, wo ich
vor etlichen Jahren war, die besteht nämlich nur aus einem einzigen
dieser Schnitzel, welches dann aber so groß ist, dass es überall über
den Tellerrand schaut. Hier die beiden waren zwar auch groß, aber sie
ließen beide zusammen auf dem gleichen Teller noch genügend Platz
für die Pommes, während beim echten Wiener außer dem Schnitzel
nichts anderes mehr Platz auf dem Teller findet und solche Beigaben,
sofern sie dann gewünscht werden, auf einem gesonderten Teller
serviert werden. Alles schmeckte hervorragend, trotz der schnellen
Bedienung war alles perfekt, - für ein deutsches Wiener Schnitzel.
Auch der Salat war ein Gedicht. Wissen Sie, viele sagen, was kann
man an Kopfsalat schon falsch machen? Dass man sich da mal nicht
täuschen mag, denn gerade die Zubereitung von Kopfsalat ist nicht
ohne. Oft entscheidet ein winziges Gewürz in der Soße über top oder
flop oder vergessen Sie mal Zucker in der Salatsoße. Kennen Sie das?
Ohne Zucker in der Salatsoße können Sie Kopfsalat knicken, wie man
heute so gerne sagt, weil dessen Geschmack dann nicht richtig zur
Geltung kommt. Dann schmeckt das alles nur wie labbriges Papier.
Oder manche mengen bei der Zubereitung den Salat kaputt, in der
Hoffnung, dass sich so die Soße besser überall verteilen möge,
mengen sie häufig lange den ganzen Schüsselinhalt um. Die Soße
gelangt dann zwar gut in größeren Mengen auf die oberen Salatblätter,
aber dafür wird durch die viele Bewegung der ganze Salat dann
schnell welk und schmeckt fad. Also das Essen war wirklich schnell
und geschmacklich für den doch recht günstigen Preis von 7,50 Euro
pro Portion als perfekt gelungen zu bezeichnen. Auch waren in dem
Fleisch keine zähen, sehnigen Stücke oder wabbelige Fettecken, denn
beides ist gerade beim Wiener Schnitzel der absolute Tod und darf
darin keinesfalls vorkommen. Als Getränk hatte Kayla ein großes Glas
Hohes-C-Orangensaft getrunken und ich hatte mir einen eiskalten
Kirschsaft bestellt. Kirschsaft eiskalt ist an heißen Tagen nach meiner
Meinung das unübertreffliche Getränk, besser noch als alle
Geheimtipps mit Zitronensäften, Eistees und ähnlichem Zeug. So
waren wir dann bald fertig. Es kam der Ober, um direkt am Tisch zu
kassieren. Nachdem wir bezahlt hatten spendierte man uns eine neue
Eis-Spirituose, zuerst wollte ich nicht so recht, weil wir noch ein
kurzes Stück autofahren mussten, aber dann ließ ich mich doch
breitschlagen. Also es kam ein vermeintlich klarer Schnaps mit leicht
bläulicher Tönung. Der roch fast wie klarer Korn. Von einem
alkoholischen Getränk erwartet man sicher nicht, dass es wirklich
erfrischt, sondern eher das Gegenteil. Aber so etwas habe ich noch nie
erlebt. Kaum hatte man das Zeug getrunken, hatte man tatsächlich das
Gefühl, dass es gar nicht mehr warm wäre. Eine angenehme Kühle
breitete sich vom Rachen ausgehend in den ganzen Körper aus, ein
sehr eigenartiges Gefühl, welches ich noch nicht kannte. Auch Kayla
war erstaunt und angenehm überrascht zugleich. Der Ober empfahl
dieses Zeug dann als x-cooler, so nannten die das, und verwies darauf,
dass es das nur und ausschließlich bei ihnen geben würde. So fuhren
wir dann innerlich abgekühlt die restlichen etwa 700 m nach Hause
und die abkühlende Wirkung von dem kleinen Schnaps hielt sicherlich
noch für gute 2 Stunden an, um dann plötzlich schlagartig zu
verschwinden.

Wo wir gerade bei den leiblichen Genüssen sind. Sie kennen ja meine
alte Marotte, bei Ausflügen und Reisen die Würste der örtlichen
Metzgereien zu testen, sozusagen um mit jedem Ort einen bestimmten
Wurstgeschmack in Verbindung zu bringen, ein Geschmacksabdruck
der besonderen Art. Dabei war ich diese Tage in einer mittelgroßen
Gemeinde, deren Name ich mir hier absichtlich einmal ausspare, auf
eine Metzgerei gestoßen, bei der ich sage, wenn sich dieses Konzept
durchsetzt, na dann gute nacht und man braucht dann bald in keine
Metzgerei mehr zu gehen. Gegen Mittag kamen wir mit dem Wagen
dort durch und wir verspürten Hunger. So hielt ich in einer Parkbucht
genau vor einer Metzgerei, kaufte zunächst in einer fast nebenan
gelegenen Bäckerei einige frische Brötchen und schritt dann in die
Metzgerei, um dort eine kleine Auswahl der örtlichen Würste zu
kaufen. Kaum hatte ich meinen ersten Wunsch vorgetragen, nach einer
Salamisorte, holte die Bedienung von hinten eine in Kunststoff
eingeschweißte Wurst dieser Sorte aus einer Wurstfabrik, schnitt das
auf und wollte mir das andrehen. Ähnlich ging es bei einer
Leberwurst. Auf den Packungen war deutlich der Name einer
bekannten Wurstfabrik zu lesen, deren Produkte man auch in vielen
Supermärkten erhält. Ich war entsetzt und geriet darüber mit der
Bedienung in Streit, da ich es als Betrug empfinde, wenn man mir in
einer scheinbar echten Metzgerei solch abgepacktes Zeug aus der
Wurstfabrik andreht. Da sagte die Bedienung doch wahrhaftig, dass
man diese Metzgerei nur als Filiale betreibe und alle Würste frisch
wären, aber halt eben frisch ab- bzw. ausgepackt würden. Ich habe
dann auch nichts dort gekauft und bin unverrichteter Dinge wieder aus
der Metzgerei gegangen. Daraufhin schimpfte die Bedienung laut, da
sie die Würste angeblich nur wegen mir ausgepackt habe. Wir haben
uns dann alleine mit den durchaus vorzüglichen Brötchen gesättigt.
Wenn die unter der Bezeichnung Metzgerei so vorgehen, dann sollte
dies nicht zulässig sein. Sollen die sich von mir aus Wurstladen oder
Fleischfiliale oder so ähnlich nennen, aber eben nicht Metzgerei. In
einer Metzgerei erwarte ich, dass wenigstens die meisten Würste auch
vom dortigen Metzger hergestellt werden und nicht, dass die gesamte
Wurst als eingeschweißte Fabrikware bezogen wird. Sicher weiß auch
ich, dass inzwischen fast alle echten Metzger nicht mehr restlos alle
Wurstsorten aus eigener Produktion vorhalten, sondern einige
Produkte von anderen Großmetzgereien oder ähnlichem zukaufen,
dennoch bleiben die meisten typischen Produkte aus eigener
Herstellung das Gros des Angebots. Auf keinen Fall geht es wie dort,
dass man einfach hingeht und alles aus abgepacktem Zeug aus der
Wurstfabrik bezieht und dann im Laden nur die Verpackungen
aufreißt und diese Waren in die Auslagen füllt. Solch ein Zeug können
die selbst fressen, dafür gebe ich mein schönes Geld nicht aus.

Nie im Leben hatte ich einen Videorecorder, weil ich eigentlich keine
Verwendung dafür hätte. Ich sehe wenig fern, Kayla zippt da schon
eher mal zwischendurch den Fernseher an, um nebenbei etwas
fernzusehen, wenn sie zugleich etwas anderes macht. Der einzige
Verwendungszweck, für den bei uns ein Videorecorder Sinn machen
würde, wäre höchstens der, wenn dann ausnahmsweise mal eine
Sendung kommt, die man nicht verpassen möchte, aber man zum
Zeitpunkt der Aussendung die nicht betrachten kann. Aber wie oft ist
das der Fall? Vielleicht 2 mal pro Jahr. Derjenige, der Filme auf
Cassette sammelt bin ich auch nicht. Nun hatte ungefähr 1 km von
hier ein Fachmarkt neu eröffnet und zwar in dem Ladenlokal eines
früheren Radio- und Fernsehladens. Der Fachmarkt, der ebenfalls
Radios und Fernseher führt, aber auch zusätzlich noch
Waschmaschinen und Computer, hatte nun auf manche Geräte
absolute Schleuderpreise, was man nicht glauben mochte. So gab es
dort einen funktionsfähigen VHS-Videorecorder der Marke Metz für
sage und schreibe 25 Euro. Sie glauben das nicht? Ich anfangs auch
nicht. Das hatte aber eine besondere Bewandtnis. Als der Fachmarkt
diesen Laden übernahm, übernahm er auch die Restbestände an
Ausstellungsgeräten des vorherigen Radio- und Fernsehladens. Da
diese aber nicht dem eigenen Geräteprogramm entsprachen und sie als
Ausstellungsstück ja auch schon mal ein paar Stunden gelaufen sein
können, also nicht mehr als wirklich neu galten, wurden die zu
absoluten Dumpingpreisen verhökert. Bei 25 Euro für einen quasi
neuen Marken - VHS-Videorecorder wurde ich dann auch schwach
und habe einen gekauft. Mehr Ausschau hatte ich eigentlich nach
einem etwas größeren Fernseher gehalten, weil wir derzeit mit 2
kleinen Geräten bestückt sind, mit denen das Gucken in der großen
Wohnung keine rechte Freude bereiten will. Aber da waren keine
wirklichen Schnäppchen zu haben. Die Ausstellungsstücke davon
waren wohl schon alle weg und die zum normalen Preis waren mir
viel zu teuer.

Der Ärztestreik wird zwar immer so dargestellt, dass er sich nicht
wirklich auf die Versorgung der Patienten auswirken soll, aber sogar
ich bekomme die Folgen zu spüren. Allerdings sind die Folgen bei mir
sozusagen ohne direkte Folgen gesundheitlicher Natur. Ich habe ja
öfters noch Nachuntersuchungstermine wegen meiner größeren
Erkrankung von vor etwa 5 Jahren. Inzwischen sind die allerdings im
Mittelwert nur noch halbjährlich, während die anfangs monatlich,
dann lange Zeit in zweimonatigem Abstand und später auch eine
kurze Zeit vierteljährlich waren. Aber gestern flatterte mir ein Brief
von der Verwaltung dieser Fachklinikabteilung ins Haus, in dem man
mir mitteilt, dass meine nächste Nachuntersuchung, die Anfang Juni
fällig gewesen wäre, aufgrund der Streikauswirkungen auf
unbestimmte Zeit verschoben wäre. Weiter steht dort, dass ich damit
rechnen könnte, dass die besagte Untersuchung erst im August
stattfinden kann. Nun habe ich nicht das Gefühl, dass ich mir in
meinem Fall deswegen Sorgen machen müsste, aber ich denke mir so,
wer ausgerechnet in dieser Zwischenzeit wirklich einen Rückfall
erleidet, der hat dann wohl Pech gehabt, denn 2 Monate Zeitverzug
können bei so was mitunter zwischen heilbar und unheilbar, ja sogar
zwischen Leben und Tod entscheiden. Ich will das jetzt aber
keineswegs den Ärzten anlasten, ich finde sogar rein thematisch, dass
ein solcher Streik längst überfällig war. Auf der Versorgungsseite
kann ich einen solchen Streik natürlich nicht gut finden. Es ist schon
erstaunlich, wie diese Gesundheitsministerin Ulla Schmid mit ihren
„Fachleuten" in ihrer Zeit das Gesundheitswesen hier demontiert hat
und noch erstaunlicher ist, dass sich bislang so viele Leute das
gefallen lassen. Ausgerechnet die hat man nach dem
Regierungswechsel beibehalten, das ist doch ein Witz. Da sollten sich
vielleicht mal Montagsdemonstrationen bilden, solange bis diese
Demontage des Gesundheitssystems aufhört. Ich bin überzeugt davon,
dass die Änderungen, die bislang alle eingeführt wurden, in ihrer
Summe schon mehrere Tausend Menschenleben gekostet haben und
noch mehr Leben kosten werden. Ich wünsche denen, dass die Geister
der so Gestorbenen ihnen keine ruhige Minute mehr lassen.

Am vergangenen Donnerstag war ich abends so fix und fertig wie
schon lange nicht mehr. Sie wissen, morgens mache ich da immer die
Auslieferungsfahrt für die Fußarzneimittel an die Apotheken. Nun
hatte mir der Disponent eine zusätzliche Tour aufs Auge gedrückt,
weil ein Kollege ausgefallen war. Normalerweise ist diese Zusatztour
kein Problem, weil es die kürzeste Tour überhaupt ist. Unter normalen
Bedingungen lässt sie sich in anderthalb Stunden erledigen, wenn man
gemächlich fährt. Sie führt gerade einmal von Stuttgart über
Ludwigsburg nach Schwaikheim und noch an den Ortsrand von
Winnenden. Schwaikheim gehört, soweit ich weiß, auch schon zu
Winnenden, weil Winnenden teils so ein Gemisch aus einem
Hauptortskern und zahlreichen verstreuten Zusatzortsteilen ist. Nun
hatte man aber in diesem Schwaikheim eine alte bestehende Apotheke
umgesiedelt, das heißt an ihrem alten Standort in einem Altbau in
Ortsmitte hat die dicht gemacht und ist an den Ortsrand in ein
Einkaufszentrum auf der grünen Wiese umgezogen. Normalerweise
heute ein alltäglicher Vorgang, der keinerlei Erwähnung bedarf, aber
bei denen ging so ziemlich alles schief, was dabei schief gehen kann.
Zugleich hat man dort auf ein neues EDV-System umgestellt, welches
alle Artikel automatisch erfasst und die Lagerbestände nach Zu- und
Abgang gleich mit verwaltet. Ich hatte für die einen relativ kleinen
Karton mit insgesamt 18 Packungen verschiedenster Fußmedizin-
Artikel. Normalerweise übergebe ich denen die Kiste, nehme
vielleicht noch einen Bestellschein für die nächste Lieferung mit, aber
selbst das wäre schon unüblich, weil die per Telefon, Fax oder Email
ihren Nachschub bestellen. Dann kriege ich noch quittiert, dass alle
Sachen richtig übergeben wurden, fertig und ich kann davonbrausen.
Aber der Inhaber kam mit der neuen EDV-Anlage überhaupt nicht
zurecht. Er wollte die von mir gelieferten Sachen gleich schnell in
meinem Beisein in diesem Kassen- und Lagersystem erfassen. Was
habe ich damit zu tun? Da ich ja diese Tour ohnehin noch zusätzlich
übernommen hatte, war ich ohnehin im Vergleich zu sonst etwas mehr
in Eile, weil meine eigene Tour anschließend folgte, worauf „meine
Apotheken" ja auch warten. Alle Artikel haben einen sogenannten
Barcode, das sind diese Streifenmuster auf den Packungen, der
eigentlich direkt von seinem Kassensystem hätte erfasst werden
sollen. Das ging aber nicht. Mal wurden völlig falsche Artikel
angezeigt und erfasst, die er dann mühsam wieder per Hand aus dem
System löschen musste, weil sie ja nicht wirklich im Bestand waren,
dann erkannte die moderne Kiste zuweilen überhaupt nichts und so
ging das eine zeitlang weiter. Ich erläuterte ihm, dass er das ja alles
auch machen könne, wenn ich schon lange weg bin. Da wurde er aber
etwas ungehalten und meinte, die Fehlfunktion läge an unseren
Artikeln, dass darauf der Barcode falsch oder für das System
unleserlich sei. Was weiß denn ich? Selbst wenn es so wäre, ich kann
den Barcode weder lesen noch ändern, also bringt mein Beisein in
diesem Zusammenhang doch rein gar nichts. Aber dieser Kerl bestand
auf meinem Beisein, da er bei weiteren Fehlversuchen verlangte, dass
ich die ganzen Waren wieder mitnehme und gleich noch mal mit
anderen, neuen vorbei käme. Das ging ja gar nicht. Die
Auslieferungen werden am Abend vorher für die ganze Tour
zusammengestellt, da kann man nicht mal einfach zwischendurch
wieder zurückfahren und noch was nachholen oder umtauschen. Ich
machte ihm das auch klar. Dann telefonierte er wutentbrannt mit
einem Abteilungsleiter bei unserer Fußmedizinfirma. Der wollte dann
mich am Telefon sprechen. Dabei gab er inhaltlich zwar meinem
Standpunkt recht, aber um den Apotheker als gutem Kunden einen
vermeintlichen Beistand zu leisten, sollte ich ihm den Gefallen tun
und dort bleiben, wenigstens eine Stunde. Falls es länger braucht,
dann solle ich aber weiterfahren. So verrann sinnlos kostbare Zeit, was
gleich von Anfang an abzusehen war, und je länger der komische
Apotheker versuchte, mit dem Barcode diese Artikel neu einzugeben,
um so mehr Fehler baute er sich selbst in das System ein, die er später
gar nicht mehr bewältigt bekam. Seine Stimmung sank darüber auf
den Nullpunkt und er meckerte jeden an, der im Raum war. Das muss
ich mir nicht bieten lassen, mit seinen Angestellten kann der vielleicht
so umspringen, mit mir nicht. Da er dem Empfang der
Fußmedizinsachen partout nicht quittieren wollte, bevor er das korrekt
in seinem Kassensystem eingelesen habe, nahm ich kurzerhand die
Kiste mit diesen 18 Sachen wieder an mich, lud diese in den Wagen
und fuhr zur nächsten Apotheke, die auf der Liste stand. Er meckerte
dann zwar zunächst noch mehr, aber das war mir egal. Diese ganze
sinnlose Aktion von dem EDV-verwirrten Apotheker hat mich
insgesamt sogar 2 Stunden gekostet. Die anderen Apotheken saßen
schon auf glühenden Kohlen und glaubten, ich wäre an diesem Tag
nicht mehr gekommen. So setzte ich zunächst die zusätzlich
übernommene Tour fort, die sich dann aber durch eine eigenartige
Baustelle auf der Straße nach Backnang weiter drastisch verzögerte.
Ohne jede Vorwarnung wurde die Straße komplett gesperrt, weil
irgendwelche kurzfristigen Bauarbeiten das erforderten. Es hieß, in
wenigen Minuten geht es weiter. Daraus wurden dann aber fast
weitere 2 Stunden Verzögerung und Sie können sich vorstellen, dass
nach dieser Baustelle der Verkehr auch nicht mehr normal weiter lief,
da ja erst einmal alles, was sich aufgestaut hatte wegkommen musste.
Als ich diese blöde Zusatztour in ihrer Gesamtheit fertig hatte, war es
schon so spät, dass einige der Apotheken meiner regulären Tour
bereits Mittagspause hatten. Manche davon haben noch nach altem
Schema eine Mittagspause, zum Beispiel von 12.30 Uhr bis 15.00 Uhr
oder so ähnlich. Dann ist dort keiner und auch keiner, der
Warenlieferungen annimmt. So bin ich dann einen regelrechten
Zickzackkurs gefahren, um in dieser Zeit wenigstens die Apotheken
abzuarbeiten, die keine Mittagspause haben. Danach war es dann so
spät, dass ich in einem erneuten, gegenläufigen Zickzackkurs die dann
wieder geöffneten Apotheken nachholen konnte. Die hatten schon gar
nicht mehr mit meinem Kommen gerechnet. Als ich dann gegen 16.30
Uhr als letztes an diesem Tag eine Apotheke in Brackenheim beliefert
hatte, durfte ich natürlich im dichtesten Berufsverkehr zurück fahren,
obwohl der größte Anteil des Berufsverkehrs ja in entgegengesetzte
Richtung, also aus Stuttgart raus, fährt. Trotzdem war alles verstopft
und man stand mehr, als man fuhr. Damit aber nicht genug. Endlich
am Stadtrand von Stuttgart angekommen, bemerkte ich, dass die
Fahreigenschaften meines VW-Golf drastisch schlechter wurden, das
heißt er schlingerte. Der Grund war schnell gefunden, ein Reifen
verlor kräftig Luft und war fast schon ganz platt. Als Ersatzrad gibt's
hier nur solch ein schmales Notlaufrad. So habe ich das notgedrungen
noch auf einem Parkplatz an der Feuerbacher Heide aufmontiert.
Normalerweise wäre ich dann noch zu meinem Autobekannten
gefahren, um einen vollwertigen Reifen zu bekommen, aber der steckt
noch voll in seinem Umzug mit der ganzen Werkstatt, von dem ich
Ihnen vor längerem mal schrieb, und so ist er derzeit matt gesetzt und
macht nichts. Ich war aber auch so fertig, dass ich dann erst am
nächsten Tag bei einem Reifendienst mir einen neuen Reifen besorgt
habe. Ich hätte zwar auch einen der Winterreifen montieren können,
aber das ist wohl wenig ideal, 3 Sommerreifen und 1 Winterreifen am
Wagen zu fahren. Der Arbeiter vom Reifendienst wollte mir zwar
dauernd einen zweiten Neureifen aufschwatzen, weil man wenigstens
auf einer Achse gleiche Reifen, die auch gleich abgefahren sind fahren
soll, aber ich habe mich davon nicht erweichen lassen, weil es mir
schon teuer genug kommt, einen neuen Reifen ungeplant kaufen zu
müssen. Zuhause in der Tiefgarage habe ich die Räder dann so
geschickt ummontiert, dass nun vorne auf einer Seite der nagelneue
Reifen und auf der anderen Seite der beste von den alten Reifen ist,
der hatte immerhin noch rund 6 mm Profil und der neue hat 8 mm.
Reifenmarke und -typ sind gleich, darauf habe ich beim Kauf
geachtet. So denke ich, ist der Unterschied nicht so sehr groß, dass
man Sorgen haben muss.

Wie ich erst jetzt feststelle, ist beim Umzug wohl doch etwas verloren
gegangen. Ich hatte eine kleine Sammlung von Programm-CD, die
größtenteils aus irgendwelchen Computerzeitschriften stammten, die
ich mal nach Ablauf ihres aktuellen Datums teils umsonst oder zu
einem Bruchteil ihres Preises bekommen hatte. Die Zeitschriften hatte
ich meist nach 2 Jahren weggeworfen, weil man die ja später doch
nicht mehr liest, aber die jeweiligen CD daraus habe ich in einem
Holzkasten gesammelt. Da waren viele nützliche kleine Programme
bei, aber der ganze Holzkasten scheint beim Umzug irgendwie
abhanden gekommen zu sein. Ich war diese Tage sogar noch mal auf
dem Campingplatz in unseren alten Mobilheimen und habe die auf
den Kopf gestellt, aber dort vergessen habe ich den Holzkasten
scheinbar auch nicht, denn dort ist alles total leer. Ausgerechnet in
diesem Moment lief mir dort noch der blöde Schultheiß, dieser Ex-
Bundeswehroffizier, über den Weg. Er meckerte mich gleich an, was
ich denn noch dort wolle, wo ich ja nun wohl in einer besseren
Gegend wohne und dergleichen. Mit jedem Wort quoll der blanke
Neid aus ihm, gepaart mit versteckten Vorwürfen im Sinne von
Verrat. Als habe ich dort jemanden, zum Beispiel ihn, dadurch
verraten, dass ich den Deal, wie man es wohl in neudeutsch nennen
würde, mit der Entwicklungsgesellschaft gemacht hatte. Ich habe mich
aber gar nicht auf sein dummes Geschwätz eingelassen. Als ich nach
der Suchaktion wieder aus unseren ehemaligen Mobilheimen kam,
stand er noch draußen davor und hatte inzwischen noch einige andere
Leute vom Campingplatz dort mit seinem schwachsinnigen Gewäsch
aufgehalten und versammelt und palaverte dann mit denen über uns in
einer provokanten Art laut daher. Ich ließ mir aber nichts anmerken,
blieb überfreundlich. Als er weiter versuchte, mit bissigen Worten zu
provozieren, habe ich nur laut gelacht und gesagt, ihr müsst ja hier
bleiben und weiter sehen, wie ihr miteinander auskommt, ich bin jetzt
wieder weg und hab mit dem kleinkarierten Schwachsinn nichts mehr
zu tun. Danach blieben den meisten von denen die Worte im Halse
stecken und der Schultheiß setzte mehrmals zu einem Satz als
Gegenreaktion an, wusste aber wohl nicht so recht, was er darauf
sagen sollte. Ich habe aber auch keine Anstalten gemacht, dort nur
eine Sekunde zu verharren, um seine Reaktion mitzubekommen. Es
wirkte von meiner Seite aus ganz klar so, dass mich seine Reaktion
überhaupt nicht interessieren würde und diese für mich völlig
bedeutungslos ist und glauben Sie mir, so etwas ist für Leute seines
Schlages noch viel schlimmer, als wäre man stehen geblieben und
hätte ihn beschimpft. Der war sein Leben lang daran gewöhnt, dass
sein Wort zählt und jeder ihm Beachtung schenken musste, egal
welchen Müll er verzapft, aber so wie ich das hier machte, war es eine
völlige Missachtung seiner Person, so als sei er gar nicht vorhanden.
Wie gesagt, die Holzkiste mit den CD habe ich nicht wieder gefunden
und ich könnte noch nicht einmal sagen, wann ich sie zum letzten Mal
in der Hand hatte; ob ich sie überhaupt beim Umzug eingeladen hatte
oder hier wieder auslud? Ich weiß es definitiv nicht. Auch Kayla kann
sich überhaupt nicht daran erinnern, wann und wo man besagten
Holzkasten zuletzt sah. Der letzte Moment, den ich noch wirklich in
Erinnerung habe, das war ein Tag im Januar, an dem, noch im
Mobilheim, ein Foto-Bildprogramm seinen Dienst versagte und ich es
deswegen von einer CD, die in jenem Holzkasten war neu installieren
musste. Komisch, an diesen viel weiter zurück liegenden Moment
kann ich mich noch ganz genau erinnern, als wäre es erst gestern
gewesen, aber an das Handhaben selbiger Kiste beim Umzug, der erst
vor wenigen Wochen statt fand, kann ich mich überhaupt nicht
erinnern. Es ist gerade so, als hätte ich diesen Holzkasten beim
Umzug gar nicht in der Hand gehabt. Im Ford-Transit von meinem
Umzugs-Bekannten habe ich ihn aber auch nicht liegen gelassen, dort
habe ich auch schon nachgesehen.

Für heute sei es damit genug und ich ende hier. Viele schöne
Frühlingstage wünschen Ihnen Kayla und Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Die Bank am Straßenrand" vom 26.05.2006

Weitere neue Grüße.

Was für eigenartige Dinge heute in der Wirtschaft los sind. Vor
längerem berichtete ich Ihnen öfters darüber, dass ich manchmal
einem Bauunternehmer bei Innenausbauarbeiten aushelfe. Meine
Aufgabe bestand vor allem darin, Gipskartonplatten, auch gerne
Rigipsplatten genannt, auf die korrekten Maße zu schneiden und die
verbleibenden Kanten auf den Einbau und die Überspachtelung der
Stöße vorzubereiten. Letzteres geschieht meist durch gleichmäßiges
Abschrägen der Stöße, damit man nach der Montage so genügend
Raum erhält, um in dem Stoßbereich Spachtelmasse zum Ausgleichen
und Glattziehen einzubringen. Dazu bedarf es durchaus schon ein
wenig der Übung, aber ich habe das inzwischen so oft gemacht, dass
ich ohne Übertreibung behaupten kann, dass dies von dem ganzen
zusammengewürfelten Bautrupp kein anderer so fix und gleichmäßig
schaffte. Für mich war das schön, weil ich mich deshalb nur noch mit
diesen Arbeiten beschäftigen musste und gar nichts mehr mit dem
Schleppen und Einbauen der Platten, geschweige denn sonstigen
Drecksarbeiten zu tun hatte. Obwohl viele Aufträge anstanden,
meldete sich der Bauunternehmer seit einigen Wochen nicht mehr bei
mir. Mir war das momentan sogar recht, weil wir noch hier in der
neuen Wohnung Arbeit genug haben, deshalb hatte ich von mir aus
gar nicht nachgehakt. Natürlich kann man das zusätzliche Geld immer
gut gebrauchen, zumal mir diese Arbeit lag, so lange es bei etwa
einem Tag pro Woche blieb. Nun meldete sich ein anderer Helfer der
Truppe bei mir und sagte, dass der Bauunternehmer pleite gemacht
habe. Das heißt, er wäre selbst einfach nicht mehr anzutreffen
gewesen und soll sich sogar nach Spanien abgesetzt haben. Er habe
noch erhebliche Gelder mit nach Spanien für sich gerettet. Nun kann
ich wirklich nichts schlechtes über diesen Mann sagen, weil ich immer
mein Geld sofort, pünktlich und in voller Höhe oder bei schwierigen
Arbeiten von ihm freiwillig etwas mehr bekommen habe. Ich hatte
auch immer den Eindruck, dass sein Unternehmen total solide
dastünde und mit den ganzen Problemen der Branche nichts zu tun
habe. Dreiviertel aller Baustellen, bei denen ich für den geholfen hatte,
waren Baustellen für die Uni-Erweiterung am Standort unten am
Pfaffenwald im Stuttgarter Stadtteil Vaihingen-Kaltental.
Normalerweise sind das recht sichere Aufträge, weil an der Uni
eigentlich immer gebaut, erweitert und umgebaut wird. Nun ja, dann
kann ich diesen gelegentlichen Nebenverdienst wohl abschreiben.
Dort machte das Arbeiten wirklich Spaß, die Bezahlung stimmte und
es hatte sich auch das richtige Grüppchen von Kollegen gefunden, mit
denen die Zusammenarbeit gut klappte. Alles Dinge, die ja heute
keineswegs selbstverständlich sind. Auch das Verhältnis zwischen
dem Bauunternehmer als Chef und mir stimmte. Der wusste genau,
dass er mir nichts befehlen konnte, dann wäre ich einfach nicht mehr
gekommen, aber wenn es alles gut lief, zahlte es sich auch für mich
und auch für den ja aus. Das war noch ein recht junger
Bauunternehmer. Wenn man die Bezeichnung Firmenchef hört, stellt
man sich meist einen graumelierten Herrn so um die 50 oder älter vor,
aber der hier war um die 35, aber trotzdem nicht so überimpulsiv, wie
es manche junge Chefs sind. Dem hätte ich nie zugetraut, dass er sich
bei Problemen einfach aus dem Staub macht, sondern dass er sich
gegenüber seinen Problemgegnern schon zu wehren wüsste. So
gesehen ist es schon sehr schade. Ich sage es, wie es ist, das sind
schon aufs Jahr gerechnet sicherlich 3.500 Euro, die mir dadurch nun
fehlen werden. Es ist aber nicht so, dass ich auf dieses Geld wirklich
angewiesen wäre, aber Sie wissen ja, dass wir finanziell im Prinzip
nur durch diesen Glücksfall Briefmarken ein gewisses Polster
genießen, welches ich möglichst lange unangetastet lassen möchte.
Vielleicht suche ich mir auch wieder einen vergleichbaren
Gelegenheitsjob, aber ich schätze, es wird schwer, so etwas zu finden,
wo der Chef fair bezahlt und dann noch mitmacht, dass man nur
maximal einmal pro Woche kommen will. Alle Jobs, die verlangen,
dass ich regelmäßig öfter als an einem Tag die Woche antrete,
kommen generell nicht in Frage.

Zu einer ganz anderen Sache. Einige Straßen weiter gibt es ein
Bücher-Antiquariat, welches vom Inhaber aber nur mehr hobbymäßig
betrieben wird und daher nur sporadisch zu unregelmäßigen Zeiten
geöffnet hat. Als ich neulich dort vorbeispazierte, kam gerade die Frau
hier aus dem Haus dort heraus, die im 2 Stock die ganz kleine
Wohnung bewohnt. Die hatte größte Mühe, einen schweren Karton,
randvoll mit Taschenbüchern, dort raus zu schleppen zu ihrem
Kleinwagen, der vor dem Laden parkte. So half ich ihr dabei, was sie
dankend annahm. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus,
dass deren größtes Hobby das Lesen ist. Da meinte ich, dass sie mit
dieser schweren Kiste ja wohl für die nächsten 3 Jahre Lesestoff
genug habe. Das verneinte sie heftig, sie meinte in spätestens 2-3
Monaten habe sie diese Kiste mit rund 90 Taschenbüchern durch. Bei
durchschnittlichen Taschenbuchformaten von etwa 180 bis 200 Seiten,
würde sie, wenn sie relativ langsam und gemütlich liest, pro Tag ein
Taschenbuch verschlingen, an besonders guten Tagen auch schon mal
2. Also wissen Sie, ich lese an solch einem normalen Taschenbuch
mindestens eine Woche, eher 2 Wochen. Nun sind natürlich auch
etliche darunter, die wesentlich mehr Seiten aufweisen, vielleicht 400
bis 700. Sie bevorzugt Taschenbücher gegenüber den normalen
Büchern, weil diese handlicher und deutlich billiger sind, besonders
hier bei solchen Antiquariaten. Viele  Antiquariate führen ja gar keine
Taschenbücher, sondern nur „richtige" Bücher, weil sich an den
Taschenbüchern im alten Zustand zu wenig verdienen lässt. Aber hier
der Laden hat auch sehr viel davon. Die Frau kauft hier und auf
Flohmärkten und überall nahezu zentnerweise ältere Taschenbücher.
Bei ihrem Lesebedarf wären das mit Neuware immense Kosten, aber
so, man bekommt die gebrauchten Taschenbücher ja oft zu Preisen
zwischen 50 Cent und 2 Euro, dann bleibt das erträglich. Noch nie
gehört habe ich ihre Ansicht über gelesene Bücher. Sie sagte, dass sie
Bücher, die sie einmal gelesen hat, nie mehr weggeben könne, weil
jedes gelesene Buch zu einem Bestandteil ihres eigenen Lebens
würde. Wenn sie je im Leben mal Bücher verschenkt hat, dann nur
solche, die sie selbst noch nicht gelesen oder halt doppelt hatte. So
fragte ich sie, ob sie denn über ein unbeschreiblich großes Lager an
Büchern verfüge, da sie ja bei diesem Bücherkonsum und beim
Behalten aller je gelesener Bücher auf unbeschreiblichen Mengen von
Büchern hocken müsse. Darauf erwiderte sie, dass sie in ihrer
Wohnung immer nur Lesestoff für etwa ein Jahr vorrätig habe sowie
eine Auswahl ihrer etwa 1000 Lieblingsbücher. Die anderen von ihr
gelesenen Bücher, was mittlerweile an die 12.000 Stück wären, eine
schier unvorstellbare Zahl, hätte sie in einem großen Raum im Hause
ihrer Eltern, die in Tiefenbronn leben, das liegt zwischen Stuttgart und
Pforzheim. Sie sagt, dass sie selbst mit Büchern, die sie hasst, weil sie
ihr absolut missfallen haben, so umgeht. Ein Buch, welches erst
einmal gelesen ist, gehört zu meinem Leben, auch wenn ich es nicht
mag, sagt sie. Natürlich hat sie vorwiegend Bücher, die sie mag, denn
sie trifft ja eine Vorauswahl bevor sie kauft und informiert sich zuvor.
Von der Erfindung des Hörbuchs hält sie überhaupt nichts, ebenso von
diesen elektronischen Ausgaben verschiedener Bücher, die man sich
auf dem Computer laden kann und dann am Bildschirm liest. Gut, das
Lesen am Bildschirm ist ein völlig anderes Lesen, als in einem
richtigen Papierbuch, jedenfalls wenn die Seitenzahl oberhalb von 10
Seiten liegt, was bei einem Buch ja wohl die Regel ist. Ich finde, bis
maximal 10 Seiten, wohlgemerkt ausgehend von Din-A4-Seiten, kann
man am Computer noch lesen, aber danach platzt einem die Birne und
die Konzentration schwindet völlig. Ob daran das unbewusste
Flimmern des Bildschirms schuld ist oder sonst was, weiß ich nicht,
aber mir ist es beispielsweise unmöglich, Texte, die über dieses Maß
deutlich hinaus gehen am Monitor zu lesen. 6, 7, 8 Seiten, gar kein
Problem, aber dann fängt es langsam an und bei rund 10 Seiten ist
Sense, es geht einfach nicht. Beim Papierbuch ist das gar kein
Problem, selbst 25 Seiten nicht. Sie sagte aber, dass sie selbst Texte
oberhalb von 3 Seiten schon nicht mehr am Computer lesen könne.
Falls das doch mal vorkäme, dann würde sie diese Seiten zuvor
ausdrucken, um sie dann auf dem Papier zu lesen. Jeder Mensch ist
halt anders.

Kaum etwas kann die Menschen mehr auf die Palme bringen, als wie
wenn lang gehegte Erwartungen und Hoffnungen im letzten Moment
nicht erfüllt und zerstört werden. Dies gilt umso mehr, wenn die
Betroffenen über eine lange Zeit zuvor etwas dafür getan haben, damit
diese Erwartungen erfüllt werden und dann andere, die nichts dafür
getan haben, später die Früchte ernten, auf die man selbst gehofft hat.
So ähnliches tat sich neulich hier. Schon früh morgens wurden wir
durch lautes Gerappel geweckt. Ich schaute aus dem Schlafzimmer-
Fenster, sah aber keinen Grund, dann ging ich zum straßenseitigen
Fenster und sah, wie ein Mann am schräg gegenüber liegenden
Einfamilienhaus mit Wucht den Briefkasten von der Wand trat, die
dortigen Blumenkübel an den Fenstern runter warf, einen großen
Blumenkübel im dortigen Vorgarten umstieß und zerwühlte und dann
schließlich einen weiteren kleineren Blumenkübel nahm und den dort
ins Fenster warf. Das heißt, es waren die Rollläden geschlossen,
dadurch blieb das Fenster wohl heil, aber die Rolllade zersprang unten
in Stücke. Ich dachte schon, dass man da wohl die Polizei rufen
müsse. Dann kam aber schon der Eigentümer des Hauses aus der Tür
und es begann ein heftiger Streit zwischen dem und diesem
Tobsuchtskandidaten. Der versuchte dann noch, den Eigentümer
beiseite zu drängen und ins Haus zu gelangen, was der Eigentümer
aber an der Haustreppe erfolgreich abwehren konnte, indem er dem
Wahnsinnigen aus erhöhter Position einen kräftigen Schubs gab,
wodurch dieser dann die 3 Stufen der Haustreppe runter stürzte. Unten
raffte er sich wieder auf und versuchte es erneut, aber da schlug der
Hauseigentümer ihm die Tür von der Nase zu. Nun bewarf er das
Haus tobend mit Steinen und Dreckklumpen, bis nach etwa 10
Minuten ein Streifenwagen der Polizei eintraf. Zuerst setzte er an,
laufen zu gehen, aber ein Polizist verhinderte dies und hielt ihn fest.
Dann kamen der Hauseigentümer und seine Frau wieder aus dem
Haus und gesellten sich dazu. Ein lautstarkes Gebrüll tönte über die
sonst so ruhige Straße und in der ganzen Nachbarschaft ragten schon
die Köpfe aus den Fenstern. Wie ich dann dem Gebrüll entnehmen
konnte, war dieser Tobsüchtige ein Halbbruder der Ehefrau des
Hauseigentümers. Nun war der Vater dieser Frau wohl einige Wochen
zuvor verstorben und dieser Halbbruder hatte zusammen mit seiner
Freundin den bei einer Krankheit in den letzten Jahren zuvor betreut
und sich deshalb ernsthafte Hoffnungen auf die Erbschaft eines
Hauses sowie beachtlicher Geldbeträge gemacht. Erst wenige Tage
vor dem Tod verbrachte dieser schwerkranke Vater aber hier bei
seiner Tochter. Jedenfalls starb er dann und laut Testament erbt nun
diese Tochter fast alles und besagter Halbbruder geht weitgehend leer
aus, obwohl er jahrelang die Arbeit mit dem erkrankten Vater hatte. Er
ging davon aus, dass in den wenigen Tagen vor seinem Tod diese
Tochter und ihr Ehemann, also der Eigentümer des Hauses schräg
gegenüber, den Vater beeinflusst und herumgedreht hätten, so dass
dieser sein Testament zu deren Gunsten geändert habe. Zunächst hatte
der dann wohl an die Anständigkeit dieser Leute appelliert und
verlangt, dass diese ihm freiwillig von der Erbschaft etwas abgeben
würden, eben weil er so ziemlich der einzige gewesen sei, der sich in
den letzten Jahren um den Vater gekümmert habe. Aber Sie wissen
wie das meist so ist, wenn es um viel Geld geht, da kennt jeder nur
noch sich und so lange es keine rechtlich zwingenden Gründe gibt,
dem anderen etwas abzugeben, vermeidet man das. So ging das auch
hier. Diese Leute stellten sich auf den Standpunkt, wir sind im
Testament bedacht und nur das zählt, da wird sich der Vater schon
etwas bei gedacht haben und wir sehen es nicht ein, dem Halbbruder
der Frau auch nur einen Cent abzugeben. Natürlich erfährt man als
Nachbar davon nichts und es interessiert einen ja auch gar nicht, aber
jetzt diese Auswirkungen durch den gefrusteten Halbbruder, die
bekam natürlich jeder mit.

Neulich berichtete ich Ihnen über das Angebot des Busunternehmers
für Restplätze einer Reise an die Donau. Nun, wir haben uns nach
reiflicher Überlegung entschlossen, es doch noch mal zu wagen. Die
Termine für diese knapp einwöchige Reise haben sich allerdings
etwas verschoben, was aber aus unserer Sicht kein Nachteil ist. So
konnte ich bereits für die Reisewoche bei meinem donnerstäglichen
Fußmedizin-Belieferungsjob das alles so regeln, dass dann mal ein
anderer meine Tour mit übernimmt. Dafür übernahm ich in der
jetzigen Vatertagswoche dessen Tour noch mit und er hat dadurch
dann ein langes Wochenende. Dieser Vatertags-Feiertag an Christi -
Himmelfahrt ist ja immer ein Donnerstag, dadurch verschob sich
meine Fußmedizin-Tour auf Freitag und die Tour des Kollegen, die
ich mit übernommen habe, ist immer freitags und es ist eine längere
Tour, als meine eigene. Da hatte ich volles Programm und musste an
diesem Tag, zusammengerechnet mit meiner eigenen Tour über 400
km zurücklegen.
Unsere Donau-Busreise beginnt dann gleich jetzt am Montag um 7
Uhr hier ab Stuttgart. Selbstverständlich werde ich Ihnen danach ganz
frisch unsere Erlebnisse von der Donau schreiben, sobald wir zurück
sind. Kayla meinte schon, es wäre nun eigentlich ideal, bis dahin
endlich den Kauf einer neuen Digital-Kamera über die Bühne zu
bringen, natürlich nicht, damit uns die wieder auf der Busfahrt geklaut
werden kann, sondern damit wir unterwegs die Eindrücke einfangen
können. Ich hatte ja in diese Richtung schon einige Male Anläufe
unternommen, aber richtig daraus geworden ist nie etwas. Mal waren
die preiswerten Kameras, die trotzdem qualitativ etwas taugten
vergriffen, dann gab es nur ganz billige oder ganz teure, aber nicht die
Preis- und Qualitätsklasse, die ich wollte, dann war es im Laden zu
voll, so dass ich keine Lust mehr hatte, länger auf einen Fachverkäufer
zu warten. Überhaupt gehen die meisten Anbieter heute davon aus,
dass man dorthin kommt, sich aus der Vielzahl der angebotenen
Modelle das Ding herausgreift, was man haben will und es dann kauft.
Ohne lästigen Beratungsaufwand, wohlmöglich noch durch einen
sogenannten Fachverkäufer, der selbst keinen blassen Schimmer von
der Materie hat. Dann war ich es leid und habe mich nicht mehr weiter
um die Sache gekümmert, da eine solche Kamera für uns ja kein Teil
ist, an dem wirklich dringender Bedarf besteht. Wissen Sie, ein
bisschen reizt mich dann auch wieder der Gedanke, je länger man
wartet, um so billiger werden die oder um so bessere Qualität gibt's
fürs gleiche Geld. Aber wenn ich ehrlich bin, hatte ich die Sache dann
auf einmal auch ganz vergessen, ein Zeichen, dass wir sie genau
betrachtet nicht wirklich benötigen. Vor der Fahrt ist die Zeit aber
schon so knapp, dass ich wohl heute auch keine mehr kaufen werde,
also muss die Donaureise ohne Kamera über die Bühne gehen.

Dass optische Schönheit auch gefährlich sein kann, musste jetzt hier
in der Straße einige Häuser weiter ein Hausbesitzer erfahren. Auf
dessen Dachziegeln am Haus haben sich im Laufe der Zeit solche
gräulichgrünlichen Flechten gebildet. Das sieht man relativ oft, nicht
nur auf Dächern, auch auf Bürgersteigen oder sogar an Baumästen.
Also kletterte der Hausbesitzer aufs Dach, um diese Flechten mit
einem Schaber abzukratzen. Auf einem Dach hält sich aber besonders
in solchen Flechten gerne die Feuchtigkeit, wodurch das dann wie
Schmierseife wirkt. So kam, was kommen musste, der Mann rutschte
auf dem Dach aus, hatte aber noch Glück im Unglück, da sich etwas
unterhalb der Ausrutschstelle eine Gaube auf dem Dach befindet,
blieb er auf der Gaube liegen und stürzte nicht weiter in die Tiefe.
Dort konnte er sich aus eigener Kraft wieder aufrichten und hat dann
seine Tätigkeit auf dem Dach beendet. Mich hätten diese Flechten auf
dem Dach gar nicht gestört, zumindest nicht so sehr, dass ich deshalb
aufs Dach gestiegen wäre.

Es wird immer aggressiver Auto gefahren, das ist nichts neues. Ich bin
sicherlich kein Verfechter des langsamen Kriechens, und fahre meist
zügig, aber vom Rasen bin ich dann doch noch meilenweit entfernt.
Letztgenanntes u.a. auch deshalb, weil ich keine Lust dazu habe, für
vielleicht 5 Minuten Zeitvorteil unnötig viel Diesel zu verbrauchen.
Nun ist der Golf - TDI ja schon recht sparsam, aber der Unterschied,
ob ich nur zügig fahre oder rase ist die Wahl, ob ich 6,5 oder 8 Liter
brauche. Diese 1,5 Liter spare ich mit lieber. Sicher könnte man das
noch weiter treiben und wirklich kriechen und dann mit weniger als 5
Litern unterwegs sein, aber dann macht das Fahren wirklich keine
Freude mehr. Aber nun zum aggressiven Fahren. Am vergangenen
Samstag befahre ich die B 295 von Renningen und Weil der Stadt in
Richtung Calw. Da gibt es eine lange, straff gezogene heftige
Steigung, die aber ziemlich gerade ausgebaut ist. Eine eigentlich
bequem zu fahrende Straße, sofern man genügend Motorleistung hat
und auf der man, außer kurz vor Weil der Stadt, wo sie einen Bogen
schlägt, kaum zu lenken braucht. An Motorleistung mangelt es dem
VW-Golf-TDI ja bekanntlich nicht, mit den 90 PS meiner Ausführung
kommt man eigentlich immer locker aus und hat meist noch genügend
Reserven. Die neueren Baujahre dieses Modells haben ja sogar, wie
ich neulich las, 115, 130 und nun gar 140 PS, angeblich ohne dabei
mehr Diesel zu verbrauchen. Nun, wie gesagt, mir reichen die 90 PS
gut aus und mein Autobekannter meinte damals, als ich den kaufte,
dass gerade dieses Modell ohnehin meist mehr PS habe, als die
angegebenen 90 PS, weil es den damals schon gegen Aufpreis auch
mit 115 PS bei völlig gleichem Motor gab, wo dann wohl nur etwas
anders eingestellt war und die mit 90 PS hätten dann oftmals den
gleichartig eingestellten Motor erhalten, oder so ähnlich. Na ja, in der
langgezogenen Steigung auf der B 295 sind stellenweise 100 km/h
erlaubt, also fahre ich die dort auch, was mit dem Golf überhaupt kein
Problem ist. Dann folgen vereinzelt einige Abschnitte, die auf 70 km/h
reduziert sind und da ich keine Lust auf kostspielige Verwarnungen
habe, halte ich mich daran einigermaßen. Gut, korrekt 70 fahre ich
dort auch nicht, aber so knapp eine halbe Zeigerbreite unter 80 km/h. 
Nun preschte an solch einer 70-Stelle mit stolz geschwellter Brust
einer mit seinem Renault an mir vorbei, wohl im Glauben, dass mein
Golf in der Steigung nicht mehr hergebe. Soll er doch, dachte ich
noch, ich brauche dessen Verwarnung ja nicht zu  bezahlen, falls die
Radartruppe etwas weiter hinten steht. Dann wurde die Lage hinter
Weil der Stadt wieder etwas freier, aber noch steiler und die 70 km/h
sind dort aufgehoben. So beschleunigte ich wieder auf etwa 105 km/h
nach Tacho und es dauerte nur wenige Minuten und ich hatte den
Renault wieder eingeholt, der dort in der heftigeren Steigung sichtlich
Mühe hatte, noch knapp 90 km/h zu halten. Da die Strecke frei war,
kein Überholverbot herrschte und ich auch keine Lust hatte, weiter
hinter dem mit seinen 90 km/h herzuzockeln, überholte ich ihn.
Daraufhin blinkte er dauernd mit der Lichthupe und hupte auch richtig
und zappelte hinter seinem Lenkrad. Ich weiß gar nicht, wozu das gut
sein sollte. Kurz darauf folgte aber wieder ein 70er-Abschnitt, bei dem
ich wieder auf rund 80 km/h zurück ging. Dort herrschte aber jetzt
auch zusätzlich noch Überholverbot. Trotzdem sah der Renault-Bubi
jetzt wieder seine Stunde gekommen und zog wiederum an mir vorbei.
Warum auch nicht, wenn's ihm Freude bereitet, soll er doch, dachte
ich. Sie ahnen wie das weitergeht. Es folgt dann in einer weiteren
Steigung wieder die Freigabe auf 100 km/h und es wiederholte sich im
Prinzip das gleiche Spiel wie vorhin, nur mit dem Unterschied, dass
dieses Steigungsstück noch steiler ist, wo der Golf aber trotzdem
problemlos 105 km/h wieder schnell erreichte, während der Renault
hier gerade noch mit 80 km/h raufzockelte. Um so heftiger ärgerte
sich wohl dessen Fahrer, als ich wieder an ihm vorbei zog, denn er
ging jetzt auf Dauerhupen, zeigte mir einen Vogel und zappelte wieder
hinter seinem Lenkrad. Was mich allerdings nicht berührte, schnell
war ich an dem eigenartigen Zeitgenossen vorbei und schon bald war
er aus dem Sichtbereich meines Rückspiegels verschwunden. Dann
kurz vor Calw, hinter dem Dorf Althengstett sammelte sich etwas der
Verkehr, es hatte sich eine Kolonne von schätzungsweise 20 Autos
aufgefahren. Aufgrund der Länge der Kolonne und weil bald die
Ortslage Calw folgte, lohnte es sich nicht, noch einen Gedanken ans
Überholen zu verschwenden. Da auch die Steigung hier nachgelassen
hatte, Sie ahnen es, rückte langsam der Schwachkopf mit seinem
Renault wieder näher. Kaum dass er von weitem meinen Wagen
erkannte, setzte bereits etwa 200 m hinter mir zum Überholen an,
indem er auf die andere Fahrspur wechselte. Das war besonders
verwunderlich, erstens weil er nur sehr langsam näher kam und
zweitens weil vorne nirgends Platz war, wo er hätte einscheren
können, er hätte also die ganze Kolonne überholen müssen. Das störte
den aber gar nicht. Mühsam zog er schließlich lachend an mir vorbei,
auch noch an den nächsten etwa 5 Fahrzeugen, aber dann folgt eine
leichte Kurve, vor der er natürlich seine Not bekam und dann schnell
sich mit Gewalt zwischen einige andere Fahrzeuge drängte, die
daraufhin schon ihrerseits hupten und ihm einen Vogel zeigten. Direkt
hinter der Kurve, fast schon am Ortsanfang von Calw setzte er dann
erneut zum Überholen an, um den restlichen Teil der Kolonne auch
noch zu überholen. Sie werden lachen, ich habe es auch getan, kaum
dass er erneut ausgeschert hatte gab es einen heftigen Rotblitz und er
hatte in seiner hausgemachten Hektik wohl nicht mitbekommen, dass
dort schon wieder 70 km/h galt und ausgerechnet dort hatte die Polizei
eine Radarkontrolle aufgebaut. Am Ortseingang von Calw wurde er
dann von einigen Polizisten heraus gewunken und wohl zur Kasse
gebeten. Da könnte man in dem Fall dann sicher wieder sagen, dass
Schadenfreude eben doch die größte Freude ist.

Langsam lerne ich hier auch einige Leute aus dem neuen Wohnumfeld
kennen. Einer kommt mit seinem Hund sicherlich 4 mal am Tag hier
vorbei und jedes mal, wenn er mich sieht, grüßt er freundlich, hebt
den Hut und nennt seinen Namen: „Guten Tag, Hörnle!" Der wohnt 2
Häuser weiter vor. Heute tragen ja nicht mehr viele Leute Hut, alleine
dadurch fällt der schon auf, aber dann noch die überfreundlich
wirkende Geste, des Hutanhebens und Grüßens, das findet man heute
ja praktisch gar nicht mehr. Wenn Sie das so lesen, vermuten Sie
sicherlich, dass dieser Herr Hörnle 70 Jahre oder älter ist, dem ist
allerdings nicht so. Ich weiß natürlich nicht, wie alt der wirklich ist,
aber vom Aussehen her schätze ich ihn auf etwa 45 Jahre, vielleicht
eher sogar etwas jünger. Als ich diese Tage vorne vor der
rechtsseitigen Einfahrt, die hinters Haus führt, einige wuchernde
Gräser aus so einem kleinen Blumenbeet entfernte, kam er wieder
gemächlich mit seinem großen schwarzen Hund vorbei. Ich glaube ein
Rottweiler oder so was ähnliches ist das. Wieder hob er den Hut:
„Guten Tag, Hörnle." Er blieb dann aber stehen und begann ein
Gespräch mit mir. Er sagte dann: „Baskerville sitz!" und friedlich
setzte sich sein Hund mit einem gähnend - gelangweilten
Gesichtsausdruck neben ihn. Der hat dem Hund wohl tatsächlich den
eigenartigen Namen Baskerville gegeben, vermutlich in Anlehnung an
ein altes Gruselmärchen, welches wohl ganz früher auch mal verfilmt
wurde. Ich glaube der Film hieß „Der Hund von Baskerville", also in
dem Film heißt nicht der Hund selbst Baskerville, jedoch bei ihm hier
schon. Ich kann mich jetzt aber nicht entsinnen, ob im Film eine
solche Hunderasse sozusagen den Titelhelden gibt. Im Gespräch selbst
stellte sich dann neben banalen Belanglosigkeiten heraus, dass der
Herr Hörnle bis vor einigen Jahren hier in Stuttgart ein Kaufhaus in
der Innenstadt besessen hatte. Also die Immobilie, wenn man so will,
nicht den kaufmännischen Teil, er hatte das verpachtet an eine
Kaufhauskette. Seine Eltern hatten dort ganz früher wohl selbst mal
einen eigenen Kaufhausbetrieb drin, also neben der Immobilie auch
den kaufmännischen Betrieb. Ihm habe das aber nie Spaß gemacht, er
sei selbst viele Jahre lang Zeitungsredakteur gewesen und als er das
Kaufhaus vor einigen Jahren erbte, habe er das verkauft und zugleich
seinen eigenen Job an den Nagel gehängt und er lebe heute bis zu
seinem Lebensende nur noch von dem damit erzielten Ertrag. Soll
einer sagen, Geld mache nicht glücklich. Nun, Lebensende das klingt,
als ob ein 80jähriger Opa einem so etwas erzählt, aber wie gesagt,
älter als 45 wird der wohl kaum sein. Überhaupt wohnen hier in der
Straße vorwiegend gut betuchte Leute und eigentlich sind wir da
wirklich ein absoluter Fremdkörper, aber es macht sich nicht
unangenehm bemerkbar. Ich glaube, man genießt dabei fast schon
automatisch ein höheres Ansehen, weil jeder denkt, wer da wohnt, der
hat es geschafft, im Leben einiges zu erreichen. Ich meine, das haben
wir zwar auch, aber sicher auf eine völlig andere Art und Weise, wie
diese Leute das meinen. Von dem Herrn Stegmüller hatte ich Ihnen ja
schon mal kurz berichtet, der als Konzertpianist oder ähnliches die
Welt bereist und damit sicherlich nicht schlecht verdient. An relativ
vielen Häusern hier hängen Schilder von Arztpraxen oder
Rechtsanwaltsbüros und ähnlichen Institutionen. Und wie ich erst
jüngst erfahren habe, die unscheinbare Frau aus der kleinen
Dachgeschosswohnung, die immer soviel liest, ist auch
Berufsmusikerin und sogar Professorin für Flötenspiel. Zuerst habe
ich ja gelacht, als ich das erfuhr, Professor für Flötenspiel, das klingt
doch irgendwie komisch. Fast wie Professor für Luftballonaufblasen.
Auch der Stararchitekt, dem das Haus hier früher wohl einmal gehört
hat, muss schon etwas besonders gewesen sein, nicht nur weil er innen
die bereits mehrmals zitierte eigenwillige Raumaufteilung mit den
teils schrägen Raumzuschnitten gemacht hat. Jedenfalls war dieser
Architekt gut mit jenem Baskerville-Hundeherrn Hörnle befreundet,
wie er mir nun erzählte. Er lobte den sehr und bedauert noch heute,
dass der vor etwa 2 Jahren hier weggezogen ist.

Dann gibt es ungefähr 200 m weiter nördlich von hier eine Art
Parkbank, die aber nicht in einem Park steht, sondern etwas nach
hinten versetzt in einer begrünten Nische am Rand des Bürgersteigs.
Sinniger Weise ist sie so aufgestellt, dass man von der Parkbank nicht
in die grüne Nische blickt, sondern genau auf die Straße. Sicher, das
eine wäre Erholung und so ist es Unterhaltung, denn in der grünen
Nische gäbe es nicht viel zu sehen, während man beim Blick auf die
Straße immerhin die Abwechslung der dort vorbeifahrenden Autos
sieht. Genau auf dieser Bank treffen sich pünktlich um 11 Uhr
morgens jeden Tag 2 Herrn, die wohl ein paar Jahre älter sind, als ich,
ich schätze sie auf 60 bis 65 Jahre. Gelegentlich setze ich mich für
eine Viertelstunde zu denen, was die durchaus begrüßen, weil ich
etwas Abwechslung in die alt eingefahrene Gewohnheit bringe. Wie
ich inzwischen erfuhr, sind beide schon seit über 20 Jahren in Rente,
weil beide damals in Frührente gingen, allerdings bei
unterschiedlichen Firmen, vorher kannten die sich gar nicht. Die
haben aber eine ganz eigene Art, wie die miteinander sprechen und
ihren eigenen Humor, den man erst mal begreifen muss. Der eine
heißt Gruber und der andere ist Herr Schade. So schilderte der Schade,
dass er neulich von der Gewerkschaft, in der er immer noch Mitglied
sei, als Anerkennung für 40 Jahre Mitgliedschaft eine schöne und
ganggenaue Armbanduhr geschenkt bekommen habe. Darauf kam
vom Gruber die Frage: „Ja siehst du, du kriegst wertvolle Geschenke
und was schenkt man mir?" Prompt folgte vom Schade die Antwort:
„Keine Beachtung!" Diese kleine Begebenheit zeigt deutlich, mit
welcher Art von etwas finster anmutendem Humor die miteinander
umgehen. Dabei ist das keineswegs böse gemeint, auf Außenstehende
wirkt es aber zunächst so. Es macht jedenfalls Freude, mit diesen
knorrigen Gesellen ab und zu einen Plausch zu halten. Dann machen
die immer eigenartige Wetten, nicht um viel, vielleicht um ein
Hustenbonbon oder um 10 Cent. So kam beispielsweise auf der
gegenüberliegenden Straßenseite eine schlanke hochhackige Dame
mit ihrem Hund vorbeigezogen. Da meinte der Gruber zum Schade:
„Wetten, dass der Köter an den nächsten Straßenlampenmast pinkelt?"
Der Schade konterte: „Pinkeln wird er ganz sicher, aber wozu
ausgerechnet an diesen Lampenmast, er wird woanders pinkeln!"
Unterdessen erreichten Hund und Dame den Lampenmast und der
Fiffi pinkelte wirklich sofort an diesen. Der Gruber gewann diesmal
ein Wick-Hustenbonbon vom Schade und der Schade fragte, warum
der Köter ausgerechnet an diese Lampe machte. Der Gruber sagte
dann, dass er beobachtet hatte, dass wenige Minuten zuvor schon ein
anderer Hund an der selben Lampe sein Bein gehoben hatte und diese
Köter sind ja so blöd, wenn die schnüffeln, dass es dort nach Pisse
stinkt, dann pissen die selbst noch dazu. Eigentlich banales Zeug, aber
in der Art, wie die das beobachten und dann verwerten ist das
irgendwie Spitze und lustig. Oder an einem anderen Tag saß ich als
erster schon auf der Bank, als die beiden eintrafen. Ein kurzer
gegenseitiger Gruß, der Schade grinste übers ganze Gesicht und war
sichtlich besser gelaunt als sonst. „Was ist denn mit dir los?", fragte
ihn der Gruber, „hast du dich liften lassen oder wer hat dir die
Mundwinkel an die Ohren getackert, oder lachst du wirklich?" Fast
schon kichernd meinte der Schade darauf: „Der Jaretzke ist tot!" „Wie
einer ist tot und da freust du dich?", fragte der Gruber erstaunt. Darauf
der Schade: „Ja klar, der Jaretzke das war doch mein früherer Chef,
von dem ich dir schon mal erzählt hatte, das linke Schwein. Hach, was
hat der uns früher geärgert. Immer zur Arbeit angetrieben und selbst
war er jeden zweiten Tag besoffen, die alte Sau! Und jeden hat der bei
der Betriebsleitung angeschwärzt, wie eine alte Petze. Eine solche
Nachricht ist ein Genuss!" Dann meinte der Gruber: „Aber was solls,
der Jaretzke konnte dir doch nichts mehr, seit über 20 Jahren bist du
aus dem Beruf und der hat dir nichts mehr zu sagen." „Schon, aber
wenn dich jemand über 15 Jahre lang so gebeutelt hat wie der, wird es
auch jetzt noch zu einer Bereicherung für die Welt, wenn dieser Arsch
weg ist!", sagte der Schade. Also die beiden sind schon zuweilen
etwas herb, aber man kann das nicht in Worten alleine rüberbringen,
wenn man dabei ist, ist das schon irgendwie viel lustiger.

So werde ich nun schon enden, da wir noch die Koffer für Montag
packen müssen und Montag ist nicht mehr weit. Natürlich nehmen wir
nicht viel mit, aber einen kleinen Reisekoffer kriegen wir schon voll.
Ich denke, wir werden morgen sehr zeitig schlafen gehen, um etwas
Schlaf vorzutanken, damit wir von der Busfahrt und der Landschaft
möglichst viel mitbekommen.
Hoffentlich wird das Wetter unterwegs besser, denn eine Busfahrt im
Regen ist nicht gerade das, was wir uns vorgestellt haben.
So wünsche ich Ihnen eine schöne Zeit bis zum nächsten Mal, Ihr

Egbert Lappenkeuler