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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Lieber Bargeld als Barcode” und “Die Bank am Straßenrand” aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Lieber Bargeld als Barcode" vom 18.05.2006
Sonnige Grüße.
Komische Streitgründe gibt es ja. Etwa 600 m von hier lebt in seinem Einfamilienhaus ein großer Nutzgartenfreund. Der ist absoluter Gartenfan und vor allem ein Liebhaber von Gemüse aller Art. Wenig Interesse hat er hingegen an Zierpflanzen, Blumen und dergleichen. Ich hatte mal ein kurzes Gespräch mit ihm und da meinte er, dass er von Blumen und dergleichen nicht viel hält, da ihr Nutzen vorwiegend optischer Natur sei. Er hingegen favorisiert eben Gemüse, Obst und ähnliches. Nun hat er deswegen auch den Vorgarten seines Hauses nicht, wie die anderen alle, mit Rasen und Blumen bepflanzt, sondern auch dort findet man einen reinen Gemüse- und Kräutergarten. Genau das führt aber in der Nachbarschaft zum Streit. Die Nachbarn mokieren, dass sein Vorgarten das schöne Erscheinungsbild der ganzen Umgebung verschandeln würde. Zugegeben, es sieht etwas ungewöhnlich aus, wenn man da in einem Vorgarten Spinat, Tomatenstauden oder in einer Ecke gar Kartoffelpflanzen oder Bohnenstangen sieht, aber stören würde mich persönlich das nicht. Diese Häuser dort haben auch an ihrer Rückseite alle noch einen größeren Garten, natürlich hat der auch dort alles mit diesen Nutzpflanzen bepflanzt, dagegen sagen die auch nichts, weil die selbst das teils auch so haben, nur vorne, zur Straße hin, das regt die enorm auf. Regelrechtes Streitgebrüll vorne an der Straße habe ich zwischen den Nachbarn und diesem Mann schon mehrmals miterlebt, als ich dort vorbei kam. Einige meinten sogar, dass sie sich an die Stadtverwaltung wenden würden, weil eine solche Bepflanzungsart in den Vorgärten angeblich nicht zulässig sei.
In der letzten Woche sind wir zum ersten Mal dem Konzertpianisten begegnet, der hier im Haus alle Wohnungen im ersten Stock gemietet hat. Wissen Sie, dem sieht man das überhaupt nicht an. Man hat so seine gewissen Vorstellungen, wenn man von einem künstlerischen Beruf wie eben Konzertpianist hört. Man erwartet vielleicht einen Mann mit zerzausten Haaren und ungewöhnlicher Kleidung und nicht weniger ungewöhnlichem Verhalten. Aber überhaupt nicht. Der sieht eher total unauffällig aus, fast schon ein wenig trist, könnte man sagen. Ein sehr dezent grauer Anzug, wie man ihn an einem einfachen Büro-Beschäftigten vermuten würde. Am Sonntag trug er sogar einfach eine normale blaue Jeanshose. Hinter dem Haus sind wir dem begegnet und er ist sehr freundlich, grüßt nett, ein kurzer Plausch über die Wohnung und die schöne Wohngegend hier. Er meinte, dass wir mit der Wohnung einen sehr guten Griff getan hätten, weil diese Wohngegend so ziemlich die Vorteile vom Wohnen auf dem Land mit denen des Wohnens in der Stadt verbinde. Nun, ganz unrecht hat er damit nicht, aber ich finde, dass trotzdem die städtischen Aspekte noch deutlich überwiegen. Nach vielleicht 3 Minuten brach er dann aber das Gespräch recht eilig ab, weil er noch vorschlafen müsse. Er sagte, dass er pro Tag seine 8 Stunden Schlaf brauche, und zwar immer aufgeteilt in 2 Schlafabschnitte zu je 4 Stunden. So richtig verstanden habe ich das nicht, ob der vielleicht nachts nur 4 Stunden schläft und den Rest am Tag irgendwann dazwischen abschnarcht? Also für mich hörte sich das so an. Jeweils am späten Nachmittag, etwa ab 18 Uhr kann man dann leise ein wenig seine Klavierübungen im Haus vernehmen. Das ist allerdings durch die sehr gute Dämmung seiner Wohnungsteile so dezent, dass es selbst dann nicht weiter stören würde, wenn man zu dieser Zeit gerade ein Nickerchen halten will. Die Frau aus der Dachwohnung meinte, dass er meist immer exakt zur gleichen Zeit zwischen 18 und 20 Uhr üben würde. Er habe ihr mal gesagt, dass sei für ihn dann am effizientesten, wenn er zu anderen Tageszeiten üben würde, wäre die nachhaltige Wirkung des Übens geringer. Nun kennen wir also auch den. Sein Auto kennen wir jetzt auch und hier gilt ebenso, dass er da völlig unauffällig daher kommt. Man würde von solch einem Künstler vielleicht erwarten, dass er mit einem Jaguar oder einem Mercedes der Luxusklasse daher kommt, aber nein, Sie werden es nicht glauben, aber der fährt nur einen Opel - Meriva, das ist so ein kleiner Van, wie man so sagt. Eine Art etwas zu hoch geratener Kombi, aber nicht übergroß, also ich würde sogar sagen, unser VW-Golf-Variant ist zwar niedriger aber länger. Trotzdem soll es sich bei ihm um eine weltweit anerkannte Koryphäe handeln. In der nächsten Woche müsse er schon wieder weg, zu einer mehrwöchigen Gastspielreise in die USA, wie ich hörte.
Die üppigen Rasenflächen hinter dem Haus hier habe ich inzwischen auch schon 2 mal gemäht und gelange so langsam an etwas Übung im Umgang mit dem selbstfahrenden Rasenmähertraktor. Ein hochmodernes Gerät, welches ich in der Form noch nie zuvor gesehen habe. Rasenmähertraktoren sind zwar altbekannt und gibt es ja schon seit Jahrzehnten, sogar im Baumarkt, aber dieses Gerät hier ist doch etwas besonderes. Normalerweise mähen die ja nur breite Flächen und die Ränder muss man dann noch mit einem Freischneider, einem Rasentrimmer oder mit ähnlichem Gerät nach bearbeiten, weil diese Rasenmähertraktoren dort mit ihrem Mähmesser nicht hinkommen. Anders hier bei dem Luxus-Ding. Wenn man den jeweils äußeren Streifen abmäht, dann kann man zur linken Seite einen automatisch mitarbeitenden kleinen Mäharm ausklappen, der dann diese schmalen Randstreifen in einem Aufwasch mit abmäht. So erübrigen sich diese zeitaufwändigen Nacharbeiten der Ränder mit einem Rasentrimmer völlig. Auch ist die Mähleistung so hoch, dass man mit relativ hoher Geschwindigkeit über die Rasenflächen fahren kann. Dadurch benötige ich hier für die riesige Wiese mit diesem modernen Gerät nur etwa 20 % der Zeit, die ich früher in unserem vorvorherigen Mietshaus für die wesentlich kleinere Rasenfläche mit einem normalen Benzin-Rasenmäher gebraucht hatte. Die damalige Fläche dort betrug im Vergleich höchstens ein Drittel der hiesigen Fläche. So macht das Arbeiten regelrecht Spaß und man ist mit dem ganzen riesigen Gelände in nur einer Stunde Zeitaufwand fertig. Auch wird das abgemähte Gras zuverlässig in einen Kasten eingesaugt, es fliegt kein Mähgut vom Wind durch die Gegend, was ein sehr sauberes Bild ergibt. Dann wird noch automatisch die Schnitthöhe erkannt, das heißt, wenn ich als Rasenmäherfahrer nicht so genau aufpasse, und eine Reihe aus Versehen oder weil es platzmäßig nicht richtig passt, zweimal abfahre, dann wird beim zweiten mal das schon gemähte Gras nicht noch weiter gekürzt, sondern es bleibt so. Dadurch werden ungleichmäßige Rasenhöhen oder gar Löcher in der Grasfläche vermieden. Dann muss man erneut den Erbauern der ganzen Anlage hier Respekt zollen, denn auch beim Anlegen der Wiese haben die ihren Verstand gebraucht. Die ist exakt quadratisch, was mir nun beim Mähen erst aufgefallen ist. Dadurch lässt die sich hervorragend und arbeitsschonend abmähen, was sich natürlich auch erheblich zeitsparend auswirkt.
Der Busbetrieb, mit dem wir letztes Jahr auch in Spanien waren, der uns immer seine Sonderangebote der Restplatzverwertungen zukommen ließ, hat sich auch wieder mit günstigen Angeboten gemeldet. Das heißt, der Inhaber wusste ja noch gar nichts von unserem erneuten Umzug, aber wie es der Zufall so wollte, habe ich den beim Einkauf getroffen. Wir hatten ja seinerzeit auch die Nase vom Busfahren voll, insbesondere nach der missglückten Eifelreise. Nun darf man natürlich aus einem Einzelfall keine allgemeingültige Regel ableiten. Der Busmensch machte uns jedenfalls den Mund wässrig mit aktuellen Restplätzen für eine einwöchige Donau - Rundreise durch Österreich, die Slowakei und Ungarn. Er würde uns einen Sonderpreis für die ohnehin schon deutlich reduzierten Restplätze machen. Für ganze 150 Euro pro Kopf, also für nur 300 Euro für uns beide, könnten wir mitfahren. Darin enthalten wären neben der ganzen Fahrt auch die jeweiligen Übernachtungen in recht guten Hotels. Fragen Sie mich jetzt nicht, wie der das zu solchen Preisen verhökern kann, der normale Reisepreis dafür liegt immerhin bei 1050 Euro pro Person. Ich nehme an, dass hier wieder die Kalkulation eine Rolle spielt, dass er ohne uns 2 leere Plätze im Bus transportieren würde und so wenigstens 300 Euro dafür mehr rein kommen. Nun haben wir im Moment noch in unserer Wohnung Arbeit genug und auch wollten wir eigentlich vorwiegend nur noch mit unserem Auto verreisen, aber bei solch einem Angebot gerät man dann doch ins Überlegen. Auch wäre nach dem Umzug jetzt wirklich mal etwas Ausspannen nicht schlecht und eine Woche ist ja keine Ewigkeit. Bis nächste Woche haben wir noch Bedenkzeit.
Ganz nebenbei bemerkt wird mir in den letzten Tagen noch ein Effekt der neuen Wohnung bewusst, nämlich der, dass in einer großen Wohnung eigentlich wesentlich einfacher für Ordnung zu sorgen ist, als in einer kleinen Wohnung, jedenfalls solange man dort nur so wenige Einrichtungsgegenstände, wie in der kleinen Wohnung hat. Während man in der kleinen Wohnung immer gleich alles an bestimmte eng zugeordnete Plätze wegräumen muss, kann man hier auch schon mal, wenn man es eilig hat, die Sachen, die im Weg liegen, einfach in eines der leeren Zimmer ablegen, anstatt sie zeitraubend dort einzusortieren, wo sie ihren angestammten Platz haben. Das ist natürlich nur eine momentane Notlösung und der kluge Mensch wird erkennen, dass man sich so sogar mehr Arbeit macht, denn irgendwann muss man sie ja dann sozusagen aus der Zwischenstation Nebenzimmer wieder heraus holen und dann an ihren Platz räumen. Aber wenn man 3 Sachen in 7 Räumen verteilt wirkt das nie unordentlich, auch wenn sie dort eigentlich nicht hingehören. Kayla meinte schon in einer ihrer frivolen Anwandlungen, wir sollten einen der noch ungenutzten Räume als Erotikzimmer herrichten. Prinzipiell gar keine schlechte Idee, aber da ich durchaus die Abwechslung liebe, finde ich es schöner, wenn man dazu dann auch schon mal öfters den Raum wechselt. Das eine schließt das andere ja nicht aus, meinte Kayla daraufhin.
Bei dem schönen Wetter der letzten Tage hatten wir ausgiebig die „neuen" Leichtmetall-Fahrräder getestet, die ich bei der Umzugshilfe bei diesen Leuten abgestaubt hatte, wovon ich Ihnen in meiner letzten Mail berichtete. Es ist wirklich ein ungekanntes Vergnügen mit diesen Fahrrädern auch relativ weite Strecken zu fahren und man bemerkt das kaum. Während man mit den alten Drahteseln schon nach 5 km froh ist, wenn die Tour bald zu ende ist, so sind wir mit diesen Rädern beispielsweise bis weit hinter Dettenhausen geradelt, das waren eine Strecke über 30 km, ohne dass wir bewusst eine Anstrengung bemerkt haben. Dort haben wir dann mitgebrachte Butterbrote und eine Cola ausgepackt, diese Sachen verzehrt, dann noch eine alte Mühle besichtigt, die gerade für Besucher geöffnet hatte, noch etwas auf einer Bank am Waldrand ausgeruht und danach sind wir gemütlich und völlig entspannt die ganze Strecke wieder zurück geradelt. Selbst als wir zuhause ankamen, waren wir noch recht fit. Nur am Abend war ich dann beim Zubettgehen schneller als sonst eingeschlafen. Man kann nur staunen, welche enormen Unterschiede es zwischen Fahrrädern doch geben kann.
Sparen - aber richtig, das klingt schon mal gut. So gibt es unter diesem Titel einen kurzen Kurs bei der Volkshochschule. Er dauert nur 2 Abende und das Schöne ist, er kostet nichts, was schon mal zum sparen beiträgt. So sind wir vorletzten Mittwoch hingefahren. Die Veranstalter nutzen dabei die Zeit, denn normalerweise finden jetzt um diese Jahreszeit kaum noch Kurse statt, die sind meist im Herbst und von Januar bis Mitte April. So kann man sinnvoll den Leerstand der Unterrichtsräume überbrücken. Pünktlich um 18.30 Uhr waren wir dort. Der Lehrer, ein Herr Groll, ist selbst ein professioneller Sparfuchs, wenn man so will, denn er arbeitet in einem Forschungsteam, das vom Land Baden - Württemberg finanziert wird, welches den lieben langen Tag nichts anderes macht, als Sparmöglichkeiten aller Art ausfindig zu machen und auf Herz und Nieren zu prüfen. Dabei treten dann doch interessante Dinge zu Tage, die so manche der üblichen Sparvorschläge in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen. Allerdings hat der auch Sachen auf Lager, da kämen Sie und ich im Traum nicht drauf, dass dies ein Ansatzpunkt fürs Sparen im täglichen Leben ist. So kennen Sie sicherlich Odol, dieses Mundwasser. Kayla und ich verwenden es auch ganz gerne. Besonders morgens nach dem ersten Zähneputzen gebe ich einen Spritzer Odol in den Becher mit dem Zahnputzwasser, weil man dann nach dem Abgurgeln so einen angenehm frischen Geschmack im Mund hat. Nun ist dieses Odolzeug nicht gerade billig, ich glaube ein normales Fläschchen kostet derzeit etwa 3,60 Euro oder das größere 5,90 Euro. Es gibt billigere Nachahmerprodukte, die haben wir auch schon getestet, aber die funktionieren nach meiner Meinung alle nicht richtig und können dem echten Odol das Wasser nicht reichen. So sagte der Herr Groll, dass man hier sparen könne, weil eine leere Odolflasche nicht wirklich leer sei. Man zuckt die Schultern und denkt, was kommt denn jetzt? Er sagte, dass von dem Mittel sich oberhalb des Flüssigkeitsstandes im Inneren der Flasche eine Schicht in angetrockneter Form an den Innenwänden und in dem gekrümmten Hals absetzte, die nichts anderes sei, als hochkonzentriertes Odol. Wenn nun die Flasche leer ist, sozusagen zum ersten mal leer ist, dann soll man sie zu etwa einem Fünftel mit sehr warmem Wasser befüllen und mehrere Minuten kräftig auf dem Kopf stehend schütteln. Danach habe man wieder ein Fünftel des Flascheninhaltes an vollwertigem Odol. So gesehen erhöhe dies die nutzbaren Flascheninhalt um 20 %. Man mag sich an den Kopf fassen über solche Sparvorschläge, aber wie es der dumme Zufall wollte, war 2 Tage später unsere Odolflasche leer und ich habe diese neue Erkenntnis gleich in die Tat umgesetzt und es funktioniert tatsächlich perfekt. Das, was danach wieder aus der Flasche herauskommt, ist vom ursprünglichen Odol nicht zu unterscheiden, also keine labbrige, stark verdünnte Brühe. Weiterhin erläuterte Herr Groll, dass viele Sparvorschläge, die von einigen Öko- Instituten verbreitet werden, der genaueren Überprüfung bedürfen, bevor man ihnen folgt. So tauchen allenthalben Empfehlungen auf, sämtliche Geräte nach dem Gebrauch auch auszustecken, da viele sinnlose Standby - Funktionen besitzen, die auch im normal abgeschalteten Zustand einen Leerlaufstrom fressen. Das stimmt zwar oft, aber das Ausstecken rechnet sich längst nicht immer oder wenn überhaupt, dann bei weitem nicht so stark, wie es die Ökoverbände einem weismachen wollen. Aber es hängt vom Gerät ab, um da jetzt keine falschen Zweifel zu streuen. Es gibt durchaus Geräte, die im Standbybetrieb pro Jahr sinnlose Stromkosten in Höhe von 15 bis 25 Euro erzeugen können und wenn man dann davon gleich etliche im Haushalt hat, kann es sich schnell auf 100 und mehr Euro zusammen läppern. Aber es bleibt die Ausnahme. Die meisten Geräte konsumieren im Standbybetrieb nach Herrn Groll in Wahrheit soviel, dass fürs ganze Jahr gerade mal 2 bis 3 Euro an Stromkosten dadurch entstehen, was natürlich auch Geld ist. Dann sprach er die oft falschen Aussagen zu den Energiesparlampen an. Es ist klar, dass die gegenüber einer Glühbirne bei gleicher Helligkeit nur ein Fünftel an Strom kosten, aber falsch sei meist die Angabe zur ihrer Haltbarkeit, dass diese angeblich rund 8 mal solange halten, wie eine normale Glühbirne. Man habe da einfach die Lebensdauer von normalen Neonröhren auf diese Energiesparbirnen übernommen, weil die prinzipiell ähnlich aufgebaut wären. Aber die feinen Unterschiede, die es doch gibt, führen in Wahrheit dazu, dass viele Energiesparbirnen in ihrer Lebensdauer sogar deutlich kürzer, als eine normale Glühbirne liegen. Rechnet man dann die Anschaffungspreise für frühzeitig verschlissene Energiesparbirnen mit den gesparten Energiekosten gegen, dann verbleibt oftmals kaum noch ein Spareffekt. Er sagte, das gelte besonders für billige Noname - Energiesparbirnen. Des weiteren kritisierte er stark, die Energiesparempfehlungen, die jüngst vom BUND im Umgang mit dem Auto verbreitet wurden. Dort wurde wohl empfohlen, man solle an nahezu jeder roten Ampel den Motor ausmachen und dann neu starten, das würde auf 100 km angeblich den Verbrauch um bis zu 1 Liter senken. Das sei völliger Unsinn und in seinem ökologischen Gesamtnutzen sogar kontraproduktiv, da dadurch die Autobatterie und der Anlasser wesentlich schneller verschlissen wären, was in die Berechnung der Ökofreaks gar nicht eingeht. Das hatte ich vor längerem bereits auch schon mal an anderer Stelle gehört. Bei der Herstellung der neuen Batterie und der Entsorgung der alten Batterie wird aber alleine schon soviel Energie verbraucht, durch die Herstellerfabrik und zudem soviel Schadstoff erzeugt, dass die sogenannte Ökobilanz die insgesamt erzielt wird deutlich negativer ausfällt. Ganz zu schweigen von der Kostenseite, denn bei dieser Vorgehensweise würde eine Autobatterie, die unter normalen Bedingungen mindestens 4 Jahre gehalten hätte, allerhöchstens knapp 2 Jahre halten und ein Anlasser, der sonst ein ganzes Autoleben lang gehalten hätte, wäre dann nach etwa 4 Jahren verschlissen. Die Kosten die deren Austausch verursachen, sind um etwa das 25fache höher, als die des Sprits, den man mit der Vorgehensweise spart. Aber das Hauptaugenmerk liegt bei ihm nicht darauf, die Fehler anderer Sparempfehlungen aufzudecken, sondern selbst wirklich gute zu vermitteln. Das erstreckt sich über alle möglichen Bereiche. Eine ganz heiße These von ihm ist etwas, was allen eingefleischten Autobesitzern zunächst zuwider laufen wird. Er sagt, dass alle Autobesitzer, die pro Jahr weniger als 9.000 km mit ihrem Wagen fahren und dann noch in einer Ballungszone oder gleich in einer größeren Stadt wie Stuttgart wohnen, kostenmäßig mit einem Car- Sharingsystem deutlich besser und billiger bedient sind. Da lassen sich dann gleich mehrere tausend Euro pro Jahr sparen. Oder ein schlechter Kühlschrank kann Sie pro Jahr locker 300 bis 400 Euro für nichts und wieder nichts kosten. Sein Vortrag hat uns gut gefallen und wie fiebern schon dem nächsten Unterrichtstag zu, bei dem es dann vor allem um billige Einkaufsmöglichkeiten gehen soll. Leider ist nach diesem zweiten Unterrichtstag, der in einigen Tagen stattfindet, schon Schluss mit dem Kurs. Eine Fortsetzung wäre jedoch für Dezember geplant.
Da sieht man wieder, wie man heute von verschiedenen Warenhausketten über den Tisch gezogen und für dumm verkauft wird. Jetzt ist hier eine sogenannte Servicewerkstatt aufgeflogen, die für mehrere Warenhäuser Garantie-Reparaturen an Geräten der Unterhaltungselektronik, kleinen Elektrogeräten und Computern durchführte. Die Vertriebsfirma der Geräte hatte diese Servicewerkstatt selbst ins Leben gerufen und diese betreute zentral alle Garantie-Reparaturen, die von Kaufhaus-Geräten bestimmter Handelsmarken im Großraum Stuttgart anfielen. Da wohl auffällig viele Kunden mit deren Leistung nicht zufrieden waren und sich bei der Verbraucherzentrale beschwert hatten, wurde der Sache tiefer auf den Grund gegangen. Dabei stellte sich heraus, dass die folgende Vorgehensweise praktizierten. Einen persönlichen Kontakt zwischen Kunden und Werkstatt gab es nie, die defekten Geräte konnten nur eingeschickt werden. Wenn keine völlige Fehlfunktion der Geräte vorlag, also beispielsweise bei einem Radio sich der Klang nicht einstellen ließ oder vielleicht ein Computer jede halbe Stunde abstürzte, aber sonst das meiste einigermaßen funktionierte, dann wurden die eintreffenden Geräte einfach in große Regale eingelagert und mit einem Terminzettel versehen. Wenn dann rund 3 Wochen abgelaufen waren, wurden sie wieder als repariert zurück an den Kunden geschickt, obwohl in der Zwischenzeit nichts daran gemacht worden war. Man hoffte dabei auf 2 Effekte, einmal, dass der Kunde nach 3 Wochen ohne Gerät die Nase voll hat und danach lieber den Mangel hinnimmt, anstatt erneut mehrere Wochen auf das Gerät zu verzichten und zum anderen, dass auch oft kleine Mängel wirklich per Zufall verschwinden. Etwas aufwändiger ging es dann bei Geräten zu, die größere Mängel hatten oder die von hartnäckigen Kunden erneut wieder zurück geschickt wurden. Da hat man dann einfach gleichartige Geräte untereinander getauscht, so dass quasi der Kunde A das Gerät von Kunde B zurückgeschickt bekam, welches ja dann seine typischen Mängel nicht mehr hatte, sondern andere, in der Hoffnung, dass der Kunde die anderen Mängel nicht entdeckt oder wenigstens diese hinnimmt. Außerdem sah es für die Kunden so aus, als wäre wirklich etwas am Gerät gemacht worden. Je nach Fehlerbild wurden auch einige Geräte mit einfachen Fehlern, wie durchgebrannten Sicherungen, defekten Steckern oder dergleichen dann tatsächlich in der sehr primitiv und schlecht ausgerüsteten Werkstatt repariert. Dort soll es im Prinzip gar keine Ausrüstung gegeben haben, um echte Fehler, die über dieses Maß hinausgehen, zu suchen und zu reparieren. Auch nach echtem Fachpersonal suchte man vergebens. In ganz harten Fällen, wo es sich dann nicht mehr vermeiden ließ und der betroffene Kunde sich auch nicht abspeisen ließ, wurden dann die defekten Geräte einfach gegen ein komplettes neues Gerät ausgetauscht, welches dann hoffentlich nicht die gleichen Fehler hat. Immerhin hat hier eine Fachinnung es geschafft durchzusetzen, dass diese Werkstatt nun vom Ordnungsamt zwangsweise geschlossen wurde. Es wurde aber schon der Verdacht geäußert, dass man hier keinen Einzelfall entdeckt habe, sondern dass in ähnlicher Form bundesweit zahlreiche zentrale Servicewerkstätten von Handelsunternehmen ähnlich arbeiten und dies sogar ein gängiges Konzept sei.
Ich weiß nicht, ob Sie ein großer Freund von Spirituosen sind, ich mache mir nicht allzu viel daraus, allerdings muss man es vielleicht etwas differenzieren. Es gibt viele Leute, die so etwas vor allem trinken, weil es Alkohol enthält, und davon oftmals nicht wenig; dann gibt es aber auch Leute, die so etwas trinken, weil es einen guten oder wenigstens interessanten Geschmack hat oder weil es vielleicht auch verdauungsfördernd wirken kann, je nach dem, was es ist. Zu der erstgenannten Gruppe zähle ich ganz gewiss nicht, aber aus Geschmacksinteresse sowie auch zuweilen als Verdauungsförderer trinke ich dann doch sehr gelegentlich Spirituosen in aller erdenklicher Art. Aller erdenklicher Art klingt zwar nach viel, ist aber so nicht gemeint, sondern im Sinne von, dass ich dabei, eben aufgrund der Geschmacksneugierde nicht nur eine spezielle Sorte trinken würde, sondern so ziemlich alles bereit bin zu probieren. Betrachtet man es dann doch einmal von der mengenmäßigen Seite, dann würden die Brennereien laut aufheulen, wenn die meinen Jahreskonsum sehen könnten, der vielleicht, wenn man alle Schnäpse und sonstigen Spirituosen zusammenschüttet, die ich im gesamten Jahr so trinke, etwa eine bis anderthalbe 0,7 - Liter-Flaschen ergeben. Also pro Jahr eine Gesamtmenge von rund 0,7 bis 1 Liter. Darin enthalten wären dann aber sowohl alle leichten Liköre, alle Magenbitter und alle sonstigen Spirituosen, die ich im Jahr zu mir nehme. Würde man die wirklich mal zusammenmischen, so entstünde daraus gewiss ein seltsames Gebräu. Ich finde, man kann ruhigen Gewissens sagen, dass das sehr wenig ist. Rechnete ich Kaylas Jahreskonsum noch komplett hinzu, so kämen wir gemeinsam vielleicht auf ganze 2 dieser 0,7- Liter- Flaschen, da sie pro Jahr garantiert unter einem halben Liter im Gesamtkonsum liegt. Nun aber zu der Sache, auf die ich eigentlich hinaus wollte. Wir gehen ja eigentlich so gut wie nie aus essen, aber vielleicht alle 2 Monate einmal. Es gab mal eine kurze Phase, wo wir, mehr aus Zeitgründen, auch schon mal ein- bis zweimal pro Monat essen gingen. Wie dem auch sei. Diese Tage entschlossen wir uns spontan, als wir in der Gaußstraße, was unweit von hier ist, an einem Lokal vorbei kamen, dort essen zu gehen. Mit ein Grund dafür war eine handgeschriebene Reklame auf einer Schiefertafel vor dem Lokal, auf der stand: „Alle Essen in maximal 10 min fertig" und sehr preiswert. Wissen Sie, wenn ich eines am Essen im Lokal hasse, dann ist es, wenn man dort lange aufs Essen warten muss. Einerseits habe ich zwar Verständnis dafür, dass es eben eine Zeit braucht, bevor ein gutes Essen zubereitet ist, aber andererseits sage ich mir dann immer, in dieser Zeit hätte ich auch zuhause ein Essen zubereiten können. Also wir dort rein. Im Hintergrund liefen ständig leise Udo Jürgens- Schlager, was aber keineswegs störend war, zumal ich diesen Udo Jürgens eigentlich von den ganzen Schlagerkanonen noch mit am liebsten höre, weil seine Sachen nach meiner Meinung nicht ganz so kitschig sind, wie viele andere. Aber weg von Udo Jürgens. Kaum saßen wir dort, eilte ein freundlicher Ober herbei und überreichte uns eine sehr übersichtliche Speisekarte, auf der wir uns auch binnen weniger Sekunden jeweils für Wiener Schnitzel mit Pommes und Salat entschieden. Nach nur 4 Minuten, ich habe die Zeit gestoppt, hatten wir wirklich sehr leckere Wiener Schnitzel auf dem Tisch. So wie sie gehören, groß, flach, fast hauchdünn, und gut trocken gebacken. Natürlich in der üblichen deutschen Variante, also 2 Stück davon nebeneinander auf dem Teller. Ich kenne die echte Wiener Variante, die gab es auch in der Klinik in Liechtenstein öfters, wo ich vor etlichen Jahren war, die besteht nämlich nur aus einem einzigen dieser Schnitzel, welches dann aber so groß ist, dass es überall über den Tellerrand schaut. Hier die beiden waren zwar auch groß, aber sie ließen beide zusammen auf dem gleichen Teller noch genügend Platz für die Pommes, während beim echten Wiener außer dem Schnitzel nichts anderes mehr Platz auf dem Teller findet und solche Beigaben, sofern sie dann gewünscht werden, auf einem gesonderten Teller serviert werden. Alles schmeckte hervorragend, trotz der schnellen Bedienung war alles perfekt, - für ein deutsches Wiener Schnitzel. Auch der Salat war ein Gedicht. Wissen Sie, viele sagen, was kann man an Kopfsalat schon falsch machen? Dass man sich da mal nicht täuschen mag, denn gerade die Zubereitung von Kopfsalat ist nicht ohne. Oft entscheidet ein winziges Gewürz in der Soße über top oder flop oder vergessen Sie mal Zucker in der Salatsoße. Kennen Sie das? Ohne Zucker in der Salatsoße können Sie Kopfsalat knicken, wie man heute so gerne sagt, weil dessen Geschmack dann nicht richtig zur Geltung kommt. Dann schmeckt das alles nur wie labbriges Papier. Oder manche mengen bei der Zubereitung den Salat kaputt, in der Hoffnung, dass sich so die Soße besser überall verteilen möge, mengen sie häufig lange den ganzen Schüsselinhalt um. Die Soße gelangt dann zwar gut in größeren Mengen auf die oberen Salatblätter, aber dafür wird durch die viele Bewegung der ganze Salat dann schnell welk und schmeckt fad. Also das Essen war wirklich schnell und geschmacklich für den doch recht günstigen Preis von 7,50 Euro pro Portion als perfekt gelungen zu bezeichnen. Auch waren in dem Fleisch keine zähen, sehnigen Stücke oder wabbelige Fettecken, denn beides ist gerade beim Wiener Schnitzel der absolute Tod und darf darin keinesfalls vorkommen. Als Getränk hatte Kayla ein großes Glas Hohes-C-Orangensaft getrunken und ich hatte mir einen eiskalten Kirschsaft bestellt. Kirschsaft eiskalt ist an heißen Tagen nach meiner Meinung das unübertreffliche Getränk, besser noch als alle Geheimtipps mit Zitronensäften, Eistees und ähnlichem Zeug. So waren wir dann bald fertig. Es kam der Ober, um direkt am Tisch zu kassieren. Nachdem wir bezahlt hatten spendierte man uns eine neue Eis-Spirituose, zuerst wollte ich nicht so recht, weil wir noch ein kurzes Stück autofahren mussten, aber dann ließ ich mich doch breitschlagen. Also es kam ein vermeintlich klarer Schnaps mit leicht bläulicher Tönung. Der roch fast wie klarer Korn. Von einem alkoholischen Getränk erwartet man sicher nicht, dass es wirklich erfrischt, sondern eher das Gegenteil. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Kaum hatte man das Zeug getrunken, hatte man tatsächlich das Gefühl, dass es gar nicht mehr warm wäre. Eine angenehme Kühle breitete sich vom Rachen ausgehend in den ganzen Körper aus, ein sehr eigenartiges Gefühl, welches ich noch nicht kannte. Auch Kayla war erstaunt und angenehm überrascht zugleich. Der Ober empfahl dieses Zeug dann als x-cooler, so nannten die das, und verwies darauf, dass es das nur und ausschließlich bei ihnen geben würde. So fuhren wir dann innerlich abgekühlt die restlichen etwa 700 m nach Hause und die abkühlende Wirkung von dem kleinen Schnaps hielt sicherlich noch für gute 2 Stunden an, um dann plötzlich schlagartig zu verschwinden.
Wo wir gerade bei den leiblichen Genüssen sind. Sie kennen ja meine alte Marotte, bei Ausflügen und Reisen die Würste der örtlichen Metzgereien zu testen, sozusagen um mit jedem Ort einen bestimmten Wurstgeschmack in Verbindung zu bringen, ein Geschmacksabdruck der besonderen Art. Dabei war ich diese Tage in einer mittelgroßen Gemeinde, deren Name ich mir hier absichtlich einmal ausspare, auf eine Metzgerei gestoßen, bei der ich sage, wenn sich dieses Konzept durchsetzt, na dann gute nacht und man braucht dann bald in keine Metzgerei mehr zu gehen. Gegen Mittag kamen wir mit dem Wagen dort durch und wir verspürten Hunger. So hielt ich in einer Parkbucht genau vor einer Metzgerei, kaufte zunächst in einer fast nebenan gelegenen Bäckerei einige frische Brötchen und schritt dann in die Metzgerei, um dort eine kleine Auswahl der örtlichen Würste zu kaufen. Kaum hatte ich meinen ersten Wunsch vorgetragen, nach einer Salamisorte, holte die Bedienung von hinten eine in Kunststoff eingeschweißte Wurst dieser Sorte aus einer Wurstfabrik, schnitt das auf und wollte mir das andrehen. Ähnlich ging es bei einer Leberwurst. Auf den Packungen war deutlich der Name einer bekannten Wurstfabrik zu lesen, deren Produkte man auch in vielen Supermärkten erhält. Ich war entsetzt und geriet darüber mit der Bedienung in Streit, da ich es als Betrug empfinde, wenn man mir in einer scheinbar echten Metzgerei solch abgepacktes Zeug aus der Wurstfabrik andreht. Da sagte die Bedienung doch wahrhaftig, dass man diese Metzgerei nur als Filiale betreibe und alle Würste frisch wären, aber halt eben frisch ab- bzw. ausgepackt würden. Ich habe dann auch nichts dort gekauft und bin unverrichteter Dinge wieder aus der Metzgerei gegangen. Daraufhin schimpfte die Bedienung laut, da sie die Würste angeblich nur wegen mir ausgepackt habe. Wir haben uns dann alleine mit den durchaus vorzüglichen Brötchen gesättigt. Wenn die unter der Bezeichnung Metzgerei so vorgehen, dann sollte dies nicht zulässig sein. Sollen die sich von mir aus Wurstladen oder Fleischfiliale oder so ähnlich nennen, aber eben nicht Metzgerei. In einer Metzgerei erwarte ich, dass wenigstens die meisten Würste auch vom dortigen Metzger hergestellt werden und nicht, dass die gesamte Wurst als eingeschweißte Fabrikware bezogen wird. Sicher weiß auch ich, dass inzwischen fast alle echten Metzger nicht mehr restlos alle Wurstsorten aus eigener Produktion vorhalten, sondern einige Produkte von anderen Großmetzgereien oder ähnlichem zukaufen, dennoch bleiben die meisten typischen Produkte aus eigener Herstellung das Gros des Angebots. Auf keinen Fall geht es wie dort, dass man einfach hingeht und alles aus abgepacktem Zeug aus der Wurstfabrik bezieht und dann im Laden nur die Verpackungen aufreißt und diese Waren in die Auslagen füllt. Solch ein Zeug können die selbst fressen, dafür gebe ich mein schönes Geld nicht aus.
Nie im Leben hatte ich einen Videorecorder, weil ich eigentlich keine Verwendung dafür hätte. Ich sehe wenig fern, Kayla zippt da schon eher mal zwischendurch den Fernseher an, um nebenbei etwas fernzusehen, wenn sie zugleich etwas anderes macht. Der einzige Verwendungszweck, für den bei uns ein Videorecorder Sinn machen würde, wäre höchstens der, wenn dann ausnahmsweise mal eine Sendung kommt, die man nicht verpassen möchte, aber man zum Zeitpunkt der Aussendung die nicht betrachten kann. Aber wie oft ist das der Fall? Vielleicht 2 mal pro Jahr. Derjenige, der Filme auf Cassette sammelt bin ich auch nicht. Nun hatte ungefähr 1 km von hier ein Fachmarkt neu eröffnet und zwar in dem Ladenlokal eines früheren Radio- und Fernsehladens. Der Fachmarkt, der ebenfalls Radios und Fernseher führt, aber auch zusätzlich noch Waschmaschinen und Computer, hatte nun auf manche Geräte absolute Schleuderpreise, was man nicht glauben mochte. So gab es dort einen funktionsfähigen VHS-Videorecorder der Marke Metz für sage und schreibe 25 Euro. Sie glauben das nicht? Ich anfangs auch nicht. Das hatte aber eine besondere Bewandtnis. Als der Fachmarkt diesen Laden übernahm, übernahm er auch die Restbestände an Ausstellungsgeräten des vorherigen Radio- und Fernsehladens. Da diese aber nicht dem eigenen Geräteprogramm entsprachen und sie als Ausstellungsstück ja auch schon mal ein paar Stunden gelaufen sein können, also nicht mehr als wirklich neu galten, wurden die zu absoluten Dumpingpreisen verhökert. Bei 25 Euro für einen quasi neuen Marken - VHS-Videorecorder wurde ich dann auch schwach und habe einen gekauft. Mehr Ausschau hatte ich eigentlich nach einem etwas größeren Fernseher gehalten, weil wir derzeit mit 2 kleinen Geräten bestückt sind, mit denen das Gucken in der großen Wohnung keine rechte Freude bereiten will. Aber da waren keine wirklichen Schnäppchen zu haben. Die Ausstellungsstücke davon waren wohl schon alle weg und die zum normalen Preis waren mir viel zu teuer.
Der Ärztestreik wird zwar immer so dargestellt, dass er sich nicht wirklich auf die Versorgung der Patienten auswirken soll, aber sogar ich bekomme die Folgen zu spüren. Allerdings sind die Folgen bei mir sozusagen ohne direkte Folgen gesundheitlicher Natur. Ich habe ja öfters noch Nachuntersuchungstermine wegen meiner größeren Erkrankung von vor etwa 5 Jahren. Inzwischen sind die allerdings im Mittelwert nur noch halbjährlich, während die anfangs monatlich, dann lange Zeit in zweimonatigem Abstand und später auch eine kurze Zeit vierteljährlich waren. Aber gestern flatterte mir ein Brief von der Verwaltung dieser Fachklinikabteilung ins Haus, in dem man mir mitteilt, dass meine nächste Nachuntersuchung, die Anfang Juni fällig gewesen wäre, aufgrund der Streikauswirkungen auf unbestimmte Zeit verschoben wäre. Weiter steht dort, dass ich damit rechnen könnte, dass die besagte Untersuchung erst im August stattfinden kann. Nun habe ich nicht das Gefühl, dass ich mir in meinem Fall deswegen Sorgen machen müsste, aber ich denke mir so, wer ausgerechnet in dieser Zwischenzeit wirklich einen Rückfall erleidet, der hat dann wohl Pech gehabt, denn 2 Monate Zeitverzug können bei so was mitunter zwischen heilbar und unheilbar, ja sogar zwischen Leben und Tod entscheiden. Ich will das jetzt aber keineswegs den Ärzten anlasten, ich finde sogar rein thematisch, dass ein solcher Streik längst überfällig war. Auf der Versorgungsseite kann ich einen solchen Streik natürlich nicht gut finden. Es ist schon erstaunlich, wie diese Gesundheitsministerin Ulla Schmid mit ihren „Fachleuten" in ihrer Zeit das Gesundheitswesen hier demontiert hat und noch erstaunlicher ist, dass sich bislang so viele Leute das gefallen lassen. Ausgerechnet die hat man nach dem Regierungswechsel beibehalten, das ist doch ein Witz. Da sollten sich vielleicht mal Montagsdemonstrationen bilden, solange bis diese Demontage des Gesundheitssystems aufhört. Ich bin überzeugt davon, dass die Änderungen, die bislang alle eingeführt wurden, in ihrer Summe schon mehrere Tausend Menschenleben gekostet haben und noch mehr Leben kosten werden. Ich wünsche denen, dass die Geister der so Gestorbenen ihnen keine ruhige Minute mehr lassen.
Am vergangenen Donnerstag war ich abends so fix und fertig wie schon lange nicht mehr. Sie wissen, morgens mache ich da immer die Auslieferungsfahrt für die Fußarzneimittel an die Apotheken. Nun hatte mir der Disponent eine zusätzliche Tour aufs Auge gedrückt, weil ein Kollege ausgefallen war. Normalerweise ist diese Zusatztour kein Problem, weil es die kürzeste Tour überhaupt ist. Unter normalen Bedingungen lässt sie sich in anderthalb Stunden erledigen, wenn man gemächlich fährt. Sie führt gerade einmal von Stuttgart über Ludwigsburg nach Schwaikheim und noch an den Ortsrand von Winnenden. Schwaikheim gehört, soweit ich weiß, auch schon zu Winnenden, weil Winnenden teils so ein Gemisch aus einem Hauptortskern und zahlreichen verstreuten Zusatzortsteilen ist. Nun hatte man aber in diesem Schwaikheim eine alte bestehende Apotheke umgesiedelt, das heißt an ihrem alten Standort in einem Altbau in Ortsmitte hat die dicht gemacht und ist an den Ortsrand in ein Einkaufszentrum auf der grünen Wiese umgezogen. Normalerweise heute ein alltäglicher Vorgang, der keinerlei Erwähnung bedarf, aber bei denen ging so ziemlich alles schief, was dabei schief gehen kann. Zugleich hat man dort auf ein neues EDV-System umgestellt, welches alle Artikel automatisch erfasst und die Lagerbestände nach Zu- und Abgang gleich mit verwaltet. Ich hatte für die einen relativ kleinen Karton mit insgesamt 18 Packungen verschiedenster Fußmedizin- Artikel. Normalerweise übergebe ich denen die Kiste, nehme vielleicht noch einen Bestellschein für die nächste Lieferung mit, aber selbst das wäre schon unüblich, weil die per Telefon, Fax oder Email ihren Nachschub bestellen. Dann kriege ich noch quittiert, dass alle Sachen richtig übergeben wurden, fertig und ich kann davonbrausen. Aber der Inhaber kam mit der neuen EDV-Anlage überhaupt nicht zurecht. Er wollte die von mir gelieferten Sachen gleich schnell in meinem Beisein in diesem Kassen- und Lagersystem erfassen. Was habe ich damit zu tun? Da ich ja diese Tour ohnehin noch zusätzlich übernommen hatte, war ich ohnehin im Vergleich zu sonst etwas mehr in Eile, weil meine eigene Tour anschließend folgte, worauf „meine Apotheken" ja auch warten. Alle Artikel haben einen sogenannten Barcode, das sind diese Streifenmuster auf den Packungen, der eigentlich direkt von seinem Kassensystem hätte erfasst werden sollen. Das ging aber nicht. Mal wurden völlig falsche Artikel angezeigt und erfasst, die er dann mühsam wieder per Hand aus dem System löschen musste, weil sie ja nicht wirklich im Bestand waren, dann erkannte die moderne Kiste zuweilen überhaupt nichts und so ging das eine zeitlang weiter. Ich erläuterte ihm, dass er das ja alles auch machen könne, wenn ich schon lange weg bin. Da wurde er aber etwas ungehalten und meinte, die Fehlfunktion läge an unseren Artikeln, dass darauf der Barcode falsch oder für das System unleserlich sei. Was weiß denn ich? Selbst wenn es so wäre, ich kann den Barcode weder lesen noch ändern, also bringt mein Beisein in diesem Zusammenhang doch rein gar nichts. Aber dieser Kerl bestand auf meinem Beisein, da er bei weiteren Fehlversuchen verlangte, dass ich die ganzen Waren wieder mitnehme und gleich noch mal mit anderen, neuen vorbei käme. Das ging ja gar nicht. Die Auslieferungen werden am Abend vorher für die ganze Tour zusammengestellt, da kann man nicht mal einfach zwischendurch wieder zurückfahren und noch was nachholen oder umtauschen. Ich machte ihm das auch klar. Dann telefonierte er wutentbrannt mit einem Abteilungsleiter bei unserer Fußmedizinfirma. Der wollte dann mich am Telefon sprechen. Dabei gab er inhaltlich zwar meinem Standpunkt recht, aber um den Apotheker als gutem Kunden einen vermeintlichen Beistand zu leisten, sollte ich ihm den Gefallen tun und dort bleiben, wenigstens eine Stunde. Falls es länger braucht, dann solle ich aber weiterfahren. So verrann sinnlos kostbare Zeit, was gleich von Anfang an abzusehen war, und je länger der komische Apotheker versuchte, mit dem Barcode diese Artikel neu einzugeben, um so mehr Fehler baute er sich selbst in das System ein, die er später gar nicht mehr bewältigt bekam. Seine Stimmung sank darüber auf den Nullpunkt und er meckerte jeden an, der im Raum war. Das muss ich mir nicht bieten lassen, mit seinen Angestellten kann der vielleicht so umspringen, mit mir nicht. Da er dem Empfang der Fußmedizinsachen partout nicht quittieren wollte, bevor er das korrekt in seinem Kassensystem eingelesen habe, nahm ich kurzerhand die Kiste mit diesen 18 Sachen wieder an mich, lud diese in den Wagen und fuhr zur nächsten Apotheke, die auf der Liste stand. Er meckerte dann zwar zunächst noch mehr, aber das war mir egal. Diese ganze sinnlose Aktion von dem EDV-verwirrten Apotheker hat mich insgesamt sogar 2 Stunden gekostet. Die anderen Apotheken saßen schon auf glühenden Kohlen und glaubten, ich wäre an diesem Tag nicht mehr gekommen. So setzte ich zunächst die zusätzlich übernommene Tour fort, die sich dann aber durch eine eigenartige Baustelle auf der Straße nach Backnang weiter drastisch verzögerte. Ohne jede Vorwarnung wurde die Straße komplett gesperrt, weil irgendwelche kurzfristigen Bauarbeiten das erforderten. Es hieß, in wenigen Minuten geht es weiter. Daraus wurden dann aber fast weitere 2 Stunden Verzögerung und Sie können sich vorstellen, dass nach dieser Baustelle der Verkehr auch nicht mehr normal weiter lief, da ja erst einmal alles, was sich aufgestaut hatte wegkommen musste. Als ich diese blöde Zusatztour in ihrer Gesamtheit fertig hatte, war es schon so spät, dass einige der Apotheken meiner regulären Tour bereits Mittagspause hatten. Manche davon haben noch nach altem Schema eine Mittagspause, zum Beispiel von 12.30 Uhr bis 15.00 Uhr oder so ähnlich. Dann ist dort keiner und auch keiner, der Warenlieferungen annimmt. So bin ich dann einen regelrechten Zickzackkurs gefahren, um in dieser Zeit wenigstens die Apotheken abzuarbeiten, die keine Mittagspause haben. Danach war es dann so spät, dass ich in einem erneuten, gegenläufigen Zickzackkurs die dann wieder geöffneten Apotheken nachholen konnte. Die hatten schon gar nicht mehr mit meinem Kommen gerechnet. Als ich dann gegen 16.30 Uhr als letztes an diesem Tag eine Apotheke in Brackenheim beliefert hatte, durfte ich natürlich im dichtesten Berufsverkehr zurück fahren, obwohl der größte Anteil des Berufsverkehrs ja in entgegengesetzte Richtung, also aus Stuttgart raus, fährt. Trotzdem war alles verstopft und man stand mehr, als man fuhr. Damit aber nicht genug. Endlich am Stadtrand von Stuttgart angekommen, bemerkte ich, dass die Fahreigenschaften meines VW-Golf drastisch schlechter wurden, das heißt er schlingerte. Der Grund war schnell gefunden, ein Reifen verlor kräftig Luft und war fast schon ganz platt. Als Ersatzrad gibt's hier nur solch ein schmales Notlaufrad. So habe ich das notgedrungen noch auf einem Parkplatz an der Feuerbacher Heide aufmontiert. Normalerweise wäre ich dann noch zu meinem Autobekannten gefahren, um einen vollwertigen Reifen zu bekommen, aber der steckt noch voll in seinem Umzug mit der ganzen Werkstatt, von dem ich Ihnen vor längerem mal schrieb, und so ist er derzeit matt gesetzt und macht nichts. Ich war aber auch so fertig, dass ich dann erst am nächsten Tag bei einem Reifendienst mir einen neuen Reifen besorgt habe. Ich hätte zwar auch einen der Winterreifen montieren können, aber das ist wohl wenig ideal, 3 Sommerreifen und 1 Winterreifen am Wagen zu fahren. Der Arbeiter vom Reifendienst wollte mir zwar dauernd einen zweiten Neureifen aufschwatzen, weil man wenigstens auf einer Achse gleiche Reifen, die auch gleich abgefahren sind fahren soll, aber ich habe mich davon nicht erweichen lassen, weil es mir schon teuer genug kommt, einen neuen Reifen ungeplant kaufen zu müssen. Zuhause in der Tiefgarage habe ich die Räder dann so geschickt ummontiert, dass nun vorne auf einer Seite der nagelneue Reifen und auf der anderen Seite der beste von den alten Reifen ist, der hatte immerhin noch rund 6 mm Profil und der neue hat 8 mm. Reifenmarke und -typ sind gleich, darauf habe ich beim Kauf geachtet. So denke ich, ist der Unterschied nicht so sehr groß, dass man Sorgen haben muss.
Wie ich erst jetzt feststelle, ist beim Umzug wohl doch etwas verloren gegangen. Ich hatte eine kleine Sammlung von Programm-CD, die größtenteils aus irgendwelchen Computerzeitschriften stammten, die ich mal nach Ablauf ihres aktuellen Datums teils umsonst oder zu einem Bruchteil ihres Preises bekommen hatte. Die Zeitschriften hatte ich meist nach 2 Jahren weggeworfen, weil man die ja später doch nicht mehr liest, aber die jeweiligen CD daraus habe ich in einem Holzkasten gesammelt. Da waren viele nützliche kleine Programme bei, aber der ganze Holzkasten scheint beim Umzug irgendwie abhanden gekommen zu sein. Ich war diese Tage sogar noch mal auf dem Campingplatz in unseren alten Mobilheimen und habe die auf den Kopf gestellt, aber dort vergessen habe ich den Holzkasten scheinbar auch nicht, denn dort ist alles total leer. Ausgerechnet in diesem Moment lief mir dort noch der blöde Schultheiß, dieser Ex- Bundeswehroffizier, über den Weg. Er meckerte mich gleich an, was ich denn noch dort wolle, wo ich ja nun wohl in einer besseren Gegend wohne und dergleichen. Mit jedem Wort quoll der blanke Neid aus ihm, gepaart mit versteckten Vorwürfen im Sinne von Verrat. Als habe ich dort jemanden, zum Beispiel ihn, dadurch verraten, dass ich den Deal, wie man es wohl in neudeutsch nennen würde, mit der Entwicklungsgesellschaft gemacht hatte. Ich habe mich aber gar nicht auf sein dummes Geschwätz eingelassen. Als ich nach der Suchaktion wieder aus unseren ehemaligen Mobilheimen kam, stand er noch draußen davor und hatte inzwischen noch einige andere Leute vom Campingplatz dort mit seinem schwachsinnigen Gewäsch aufgehalten und versammelt und palaverte dann mit denen über uns in einer provokanten Art laut daher. Ich ließ mir aber nichts anmerken, blieb überfreundlich. Als er weiter versuchte, mit bissigen Worten zu provozieren, habe ich nur laut gelacht und gesagt, ihr müsst ja hier bleiben und weiter sehen, wie ihr miteinander auskommt, ich bin jetzt wieder weg und hab mit dem kleinkarierten Schwachsinn nichts mehr zu tun. Danach blieben den meisten von denen die Worte im Halse stecken und der Schultheiß setzte mehrmals zu einem Satz als Gegenreaktion an, wusste aber wohl nicht so recht, was er darauf sagen sollte. Ich habe aber auch keine Anstalten gemacht, dort nur eine Sekunde zu verharren, um seine Reaktion mitzubekommen. Es wirkte von meiner Seite aus ganz klar so, dass mich seine Reaktion überhaupt nicht interessieren würde und diese für mich völlig bedeutungslos ist und glauben Sie mir, so etwas ist für Leute seines Schlages noch viel schlimmer, als wäre man stehen geblieben und hätte ihn beschimpft. Der war sein Leben lang daran gewöhnt, dass sein Wort zählt und jeder ihm Beachtung schenken musste, egal welchen Müll er verzapft, aber so wie ich das hier machte, war es eine völlige Missachtung seiner Person, so als sei er gar nicht vorhanden. Wie gesagt, die Holzkiste mit den CD habe ich nicht wieder gefunden und ich könnte noch nicht einmal sagen, wann ich sie zum letzten Mal in der Hand hatte; ob ich sie überhaupt beim Umzug eingeladen hatte oder hier wieder auslud? Ich weiß es definitiv nicht. Auch Kayla kann sich überhaupt nicht daran erinnern, wann und wo man besagten Holzkasten zuletzt sah. Der letzte Moment, den ich noch wirklich in Erinnerung habe, das war ein Tag im Januar, an dem, noch im Mobilheim, ein Foto-Bildprogramm seinen Dienst versagte und ich es deswegen von einer CD, die in jenem Holzkasten war neu installieren musste. Komisch, an diesen viel weiter zurück liegenden Moment kann ich mich noch ganz genau erinnern, als wäre es erst gestern gewesen, aber an das Handhaben selbiger Kiste beim Umzug, der erst vor wenigen Wochen statt fand, kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Es ist gerade so, als hätte ich diesen Holzkasten beim Umzug gar nicht in der Hand gehabt. Im Ford-Transit von meinem Umzugs-Bekannten habe ich ihn aber auch nicht liegen gelassen, dort habe ich auch schon nachgesehen.
Für heute sei es damit genug und ich ende hier. Viele schöne Frühlingstage wünschen Ihnen Kayla und Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Die Bank am Straßenrand" vom 26.05.2006
Weitere neue Grüße.
Was für eigenartige Dinge heute in der Wirtschaft los sind. Vor längerem berichtete ich Ihnen öfters darüber, dass ich manchmal einem Bauunternehmer bei Innenausbauarbeiten aushelfe. Meine Aufgabe bestand vor allem darin, Gipskartonplatten, auch gerne Rigipsplatten genannt, auf die korrekten Maße zu schneiden und die verbleibenden Kanten auf den Einbau und die Überspachtelung der Stöße vorzubereiten. Letzteres geschieht meist durch gleichmäßiges Abschrägen der Stöße, damit man nach der Montage so genügend Raum erhält, um in dem Stoßbereich Spachtelmasse zum Ausgleichen und Glattziehen einzubringen. Dazu bedarf es durchaus schon ein wenig der Übung, aber ich habe das inzwischen so oft gemacht, dass ich ohne Übertreibung behaupten kann, dass dies von dem ganzen zusammengewürfelten Bautrupp kein anderer so fix und gleichmäßig schaffte. Für mich war das schön, weil ich mich deshalb nur noch mit diesen Arbeiten beschäftigen musste und gar nichts mehr mit dem Schleppen und Einbauen der Platten, geschweige denn sonstigen Drecksarbeiten zu tun hatte. Obwohl viele Aufträge anstanden, meldete sich der Bauunternehmer seit einigen Wochen nicht mehr bei mir. Mir war das momentan sogar recht, weil wir noch hier in der neuen Wohnung Arbeit genug haben, deshalb hatte ich von mir aus gar nicht nachgehakt. Natürlich kann man das zusätzliche Geld immer gut gebrauchen, zumal mir diese Arbeit lag, so lange es bei etwa einem Tag pro Woche blieb. Nun meldete sich ein anderer Helfer der Truppe bei mir und sagte, dass der Bauunternehmer pleite gemacht habe. Das heißt, er wäre selbst einfach nicht mehr anzutreffen gewesen und soll sich sogar nach Spanien abgesetzt haben. Er habe noch erhebliche Gelder mit nach Spanien für sich gerettet. Nun kann ich wirklich nichts schlechtes über diesen Mann sagen, weil ich immer mein Geld sofort, pünktlich und in voller Höhe oder bei schwierigen Arbeiten von ihm freiwillig etwas mehr bekommen habe. Ich hatte auch immer den Eindruck, dass sein Unternehmen total solide dastünde und mit den ganzen Problemen der Branche nichts zu tun habe. Dreiviertel aller Baustellen, bei denen ich für den geholfen hatte, waren Baustellen für die Uni-Erweiterung am Standort unten am Pfaffenwald im Stuttgarter Stadtteil Vaihingen-Kaltental. Normalerweise sind das recht sichere Aufträge, weil an der Uni eigentlich immer gebaut, erweitert und umgebaut wird. Nun ja, dann kann ich diesen gelegentlichen Nebenverdienst wohl abschreiben. Dort machte das Arbeiten wirklich Spaß, die Bezahlung stimmte und es hatte sich auch das richtige Grüppchen von Kollegen gefunden, mit denen die Zusammenarbeit gut klappte. Alles Dinge, die ja heute keineswegs selbstverständlich sind. Auch das Verhältnis zwischen dem Bauunternehmer als Chef und mir stimmte. Der wusste genau, dass er mir nichts befehlen konnte, dann wäre ich einfach nicht mehr gekommen, aber wenn es alles gut lief, zahlte es sich auch für mich und auch für den ja aus. Das war noch ein recht junger Bauunternehmer. Wenn man die Bezeichnung Firmenchef hört, stellt man sich meist einen graumelierten Herrn so um die 50 oder älter vor, aber der hier war um die 35, aber trotzdem nicht so überimpulsiv, wie es manche junge Chefs sind. Dem hätte ich nie zugetraut, dass er sich bei Problemen einfach aus dem Staub macht, sondern dass er sich gegenüber seinen Problemgegnern schon zu wehren wüsste. So gesehen ist es schon sehr schade. Ich sage es, wie es ist, das sind schon aufs Jahr gerechnet sicherlich 3.500 Euro, die mir dadurch nun fehlen werden. Es ist aber nicht so, dass ich auf dieses Geld wirklich angewiesen wäre, aber Sie wissen ja, dass wir finanziell im Prinzip nur durch diesen Glücksfall Briefmarken ein gewisses Polster genießen, welches ich möglichst lange unangetastet lassen möchte. Vielleicht suche ich mir auch wieder einen vergleichbaren Gelegenheitsjob, aber ich schätze, es wird schwer, so etwas zu finden, wo der Chef fair bezahlt und dann noch mitmacht, dass man nur maximal einmal pro Woche kommen will. Alle Jobs, die verlangen, dass ich regelmäßig öfter als an einem Tag die Woche antrete, kommen generell nicht in Frage.
Zu einer ganz anderen Sache. Einige Straßen weiter gibt es ein Bücher-Antiquariat, welches vom Inhaber aber nur mehr hobbymäßig betrieben wird und daher nur sporadisch zu unregelmäßigen Zeiten geöffnet hat. Als ich neulich dort vorbeispazierte, kam gerade die Frau hier aus dem Haus dort heraus, die im 2 Stock die ganz kleine Wohnung bewohnt. Die hatte größte Mühe, einen schweren Karton, randvoll mit Taschenbüchern, dort raus zu schleppen zu ihrem Kleinwagen, der vor dem Laden parkte. So half ich ihr dabei, was sie dankend annahm. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass deren größtes Hobby das Lesen ist. Da meinte ich, dass sie mit dieser schweren Kiste ja wohl für die nächsten 3 Jahre Lesestoff genug habe. Das verneinte sie heftig, sie meinte in spätestens 2-3 Monaten habe sie diese Kiste mit rund 90 Taschenbüchern durch. Bei durchschnittlichen Taschenbuchformaten von etwa 180 bis 200 Seiten, würde sie, wenn sie relativ langsam und gemütlich liest, pro Tag ein Taschenbuch verschlingen, an besonders guten Tagen auch schon mal 2. Also wissen Sie, ich lese an solch einem normalen Taschenbuch mindestens eine Woche, eher 2 Wochen. Nun sind natürlich auch etliche darunter, die wesentlich mehr Seiten aufweisen, vielleicht 400 bis 700. Sie bevorzugt Taschenbücher gegenüber den normalen Büchern, weil diese handlicher und deutlich billiger sind, besonders hier bei solchen Antiquariaten. Viele Antiquariate führen ja gar keine Taschenbücher, sondern nur „richtige" Bücher, weil sich an den Taschenbüchern im alten Zustand zu wenig verdienen lässt. Aber hier der Laden hat auch sehr viel davon. Die Frau kauft hier und auf Flohmärkten und überall nahezu zentnerweise ältere Taschenbücher. Bei ihrem Lesebedarf wären das mit Neuware immense Kosten, aber so, man bekommt die gebrauchten Taschenbücher ja oft zu Preisen zwischen 50 Cent und 2 Euro, dann bleibt das erträglich. Noch nie gehört habe ich ihre Ansicht über gelesene Bücher. Sie sagte, dass sie Bücher, die sie einmal gelesen hat, nie mehr weggeben könne, weil jedes gelesene Buch zu einem Bestandteil ihres eigenen Lebens würde. Wenn sie je im Leben mal Bücher verschenkt hat, dann nur solche, die sie selbst noch nicht gelesen oder halt doppelt hatte. So fragte ich sie, ob sie denn über ein unbeschreiblich großes Lager an Büchern verfüge, da sie ja bei diesem Bücherkonsum und beim Behalten aller je gelesener Bücher auf unbeschreiblichen Mengen von Büchern hocken müsse. Darauf erwiderte sie, dass sie in ihrer Wohnung immer nur Lesestoff für etwa ein Jahr vorrätig habe sowie eine Auswahl ihrer etwa 1000 Lieblingsbücher. Die anderen von ihr gelesenen Bücher, was mittlerweile an die 12.000 Stück wären, eine schier unvorstellbare Zahl, hätte sie in einem großen Raum im Hause ihrer Eltern, die in Tiefenbronn leben, das liegt zwischen Stuttgart und Pforzheim. Sie sagt, dass sie selbst mit Büchern, die sie hasst, weil sie ihr absolut missfallen haben, so umgeht. Ein Buch, welches erst einmal gelesen ist, gehört zu meinem Leben, auch wenn ich es nicht mag, sagt sie. Natürlich hat sie vorwiegend Bücher, die sie mag, denn sie trifft ja eine Vorauswahl bevor sie kauft und informiert sich zuvor. Von der Erfindung des Hörbuchs hält sie überhaupt nichts, ebenso von diesen elektronischen Ausgaben verschiedener Bücher, die man sich auf dem Computer laden kann und dann am Bildschirm liest. Gut, das Lesen am Bildschirm ist ein völlig anderes Lesen, als in einem richtigen Papierbuch, jedenfalls wenn die Seitenzahl oberhalb von 10 Seiten liegt, was bei einem Buch ja wohl die Regel ist. Ich finde, bis maximal 10 Seiten, wohlgemerkt ausgehend von Din-A4-Seiten, kann man am Computer noch lesen, aber danach platzt einem die Birne und die Konzentration schwindet völlig. Ob daran das unbewusste Flimmern des Bildschirms schuld ist oder sonst was, weiß ich nicht, aber mir ist es beispielsweise unmöglich, Texte, die über dieses Maß deutlich hinaus gehen am Monitor zu lesen. 6, 7, 8 Seiten, gar kein Problem, aber dann fängt es langsam an und bei rund 10 Seiten ist Sense, es geht einfach nicht. Beim Papierbuch ist das gar kein Problem, selbst 25 Seiten nicht. Sie sagte aber, dass sie selbst Texte oberhalb von 3 Seiten schon nicht mehr am Computer lesen könne. Falls das doch mal vorkäme, dann würde sie diese Seiten zuvor ausdrucken, um sie dann auf dem Papier zu lesen. Jeder Mensch ist halt anders.
Kaum etwas kann die Menschen mehr auf die Palme bringen, als wie wenn lang gehegte Erwartungen und Hoffnungen im letzten Moment nicht erfüllt und zerstört werden. Dies gilt umso mehr, wenn die Betroffenen über eine lange Zeit zuvor etwas dafür getan haben, damit diese Erwartungen erfüllt werden und dann andere, die nichts dafür getan haben, später die Früchte ernten, auf die man selbst gehofft hat. So ähnliches tat sich neulich hier. Schon früh morgens wurden wir durch lautes Gerappel geweckt. Ich schaute aus dem Schlafzimmer- Fenster, sah aber keinen Grund, dann ging ich zum straßenseitigen Fenster und sah, wie ein Mann am schräg gegenüber liegenden Einfamilienhaus mit Wucht den Briefkasten von der Wand trat, die dortigen Blumenkübel an den Fenstern runter warf, einen großen Blumenkübel im dortigen Vorgarten umstieß und zerwühlte und dann schließlich einen weiteren kleineren Blumenkübel nahm und den dort ins Fenster warf. Das heißt, es waren die Rollläden geschlossen, dadurch blieb das Fenster wohl heil, aber die Rolllade zersprang unten in Stücke. Ich dachte schon, dass man da wohl die Polizei rufen müsse. Dann kam aber schon der Eigentümer des Hauses aus der Tür und es begann ein heftiger Streit zwischen dem und diesem Tobsuchtskandidaten. Der versuchte dann noch, den Eigentümer beiseite zu drängen und ins Haus zu gelangen, was der Eigentümer aber an der Haustreppe erfolgreich abwehren konnte, indem er dem Wahnsinnigen aus erhöhter Position einen kräftigen Schubs gab, wodurch dieser dann die 3 Stufen der Haustreppe runter stürzte. Unten raffte er sich wieder auf und versuchte es erneut, aber da schlug der Hauseigentümer ihm die Tür von der Nase zu. Nun bewarf er das Haus tobend mit Steinen und Dreckklumpen, bis nach etwa 10 Minuten ein Streifenwagen der Polizei eintraf. Zuerst setzte er an, laufen zu gehen, aber ein Polizist verhinderte dies und hielt ihn fest. Dann kamen der Hauseigentümer und seine Frau wieder aus dem Haus und gesellten sich dazu. Ein lautstarkes Gebrüll tönte über die sonst so ruhige Straße und in der ganzen Nachbarschaft ragten schon die Köpfe aus den Fenstern. Wie ich dann dem Gebrüll entnehmen konnte, war dieser Tobsüchtige ein Halbbruder der Ehefrau des Hauseigentümers. Nun war der Vater dieser Frau wohl einige Wochen zuvor verstorben und dieser Halbbruder hatte zusammen mit seiner Freundin den bei einer Krankheit in den letzten Jahren zuvor betreut und sich deshalb ernsthafte Hoffnungen auf die Erbschaft eines Hauses sowie beachtlicher Geldbeträge gemacht. Erst wenige Tage vor dem Tod verbrachte dieser schwerkranke Vater aber hier bei seiner Tochter. Jedenfalls starb er dann und laut Testament erbt nun diese Tochter fast alles und besagter Halbbruder geht weitgehend leer aus, obwohl er jahrelang die Arbeit mit dem erkrankten Vater hatte. Er ging davon aus, dass in den wenigen Tagen vor seinem Tod diese Tochter und ihr Ehemann, also der Eigentümer des Hauses schräg gegenüber, den Vater beeinflusst und herumgedreht hätten, so dass dieser sein Testament zu deren Gunsten geändert habe. Zunächst hatte der dann wohl an die Anständigkeit dieser Leute appelliert und verlangt, dass diese ihm freiwillig von der Erbschaft etwas abgeben würden, eben weil er so ziemlich der einzige gewesen sei, der sich in den letzten Jahren um den Vater gekümmert habe. Aber Sie wissen wie das meist so ist, wenn es um viel Geld geht, da kennt jeder nur noch sich und so lange es keine rechtlich zwingenden Gründe gibt, dem anderen etwas abzugeben, vermeidet man das. So ging das auch hier. Diese Leute stellten sich auf den Standpunkt, wir sind im Testament bedacht und nur das zählt, da wird sich der Vater schon etwas bei gedacht haben und wir sehen es nicht ein, dem Halbbruder der Frau auch nur einen Cent abzugeben. Natürlich erfährt man als Nachbar davon nichts und es interessiert einen ja auch gar nicht, aber jetzt diese Auswirkungen durch den gefrusteten Halbbruder, die bekam natürlich jeder mit.
Neulich berichtete ich Ihnen über das Angebot des Busunternehmers für Restplätze einer Reise an die Donau. Nun, wir haben uns nach reiflicher Überlegung entschlossen, es doch noch mal zu wagen. Die Termine für diese knapp einwöchige Reise haben sich allerdings etwas verschoben, was aber aus unserer Sicht kein Nachteil ist. So konnte ich bereits für die Reisewoche bei meinem donnerstäglichen Fußmedizin-Belieferungsjob das alles so regeln, dass dann mal ein anderer meine Tour mit übernimmt. Dafür übernahm ich in der jetzigen Vatertagswoche dessen Tour noch mit und er hat dadurch dann ein langes Wochenende. Dieser Vatertags-Feiertag an Christi - Himmelfahrt ist ja immer ein Donnerstag, dadurch verschob sich meine Fußmedizin-Tour auf Freitag und die Tour des Kollegen, die ich mit übernommen habe, ist immer freitags und es ist eine längere Tour, als meine eigene. Da hatte ich volles Programm und musste an diesem Tag, zusammengerechnet mit meiner eigenen Tour über 400 km zurücklegen. Unsere Donau-Busreise beginnt dann gleich jetzt am Montag um 7 Uhr hier ab Stuttgart. Selbstverständlich werde ich Ihnen danach ganz frisch unsere Erlebnisse von der Donau schreiben, sobald wir zurück sind. Kayla meinte schon, es wäre nun eigentlich ideal, bis dahin endlich den Kauf einer neuen Digital-Kamera über die Bühne zu bringen, natürlich nicht, damit uns die wieder auf der Busfahrt geklaut werden kann, sondern damit wir unterwegs die Eindrücke einfangen können. Ich hatte ja in diese Richtung schon einige Male Anläufe unternommen, aber richtig daraus geworden ist nie etwas. Mal waren die preiswerten Kameras, die trotzdem qualitativ etwas taugten vergriffen, dann gab es nur ganz billige oder ganz teure, aber nicht die Preis- und Qualitätsklasse, die ich wollte, dann war es im Laden zu voll, so dass ich keine Lust mehr hatte, länger auf einen Fachverkäufer zu warten. Überhaupt gehen die meisten Anbieter heute davon aus, dass man dorthin kommt, sich aus der Vielzahl der angebotenen Modelle das Ding herausgreift, was man haben will und es dann kauft. Ohne lästigen Beratungsaufwand, wohlmöglich noch durch einen sogenannten Fachverkäufer, der selbst keinen blassen Schimmer von der Materie hat. Dann war ich es leid und habe mich nicht mehr weiter um die Sache gekümmert, da eine solche Kamera für uns ja kein Teil ist, an dem wirklich dringender Bedarf besteht. Wissen Sie, ein bisschen reizt mich dann auch wieder der Gedanke, je länger man wartet, um so billiger werden die oder um so bessere Qualität gibt's fürs gleiche Geld. Aber wenn ich ehrlich bin, hatte ich die Sache dann auf einmal auch ganz vergessen, ein Zeichen, dass wir sie genau betrachtet nicht wirklich benötigen. Vor der Fahrt ist die Zeit aber schon so knapp, dass ich wohl heute auch keine mehr kaufen werde, also muss die Donaureise ohne Kamera über die Bühne gehen.
Dass optische Schönheit auch gefährlich sein kann, musste jetzt hier in der Straße einige Häuser weiter ein Hausbesitzer erfahren. Auf dessen Dachziegeln am Haus haben sich im Laufe der Zeit solche gräulichgrünlichen Flechten gebildet. Das sieht man relativ oft, nicht nur auf Dächern, auch auf Bürgersteigen oder sogar an Baumästen. Also kletterte der Hausbesitzer aufs Dach, um diese Flechten mit einem Schaber abzukratzen. Auf einem Dach hält sich aber besonders in solchen Flechten gerne die Feuchtigkeit, wodurch das dann wie Schmierseife wirkt. So kam, was kommen musste, der Mann rutschte auf dem Dach aus, hatte aber noch Glück im Unglück, da sich etwas unterhalb der Ausrutschstelle eine Gaube auf dem Dach befindet, blieb er auf der Gaube liegen und stürzte nicht weiter in die Tiefe. Dort konnte er sich aus eigener Kraft wieder aufrichten und hat dann seine Tätigkeit auf dem Dach beendet. Mich hätten diese Flechten auf dem Dach gar nicht gestört, zumindest nicht so sehr, dass ich deshalb aufs Dach gestiegen wäre.
Es wird immer aggressiver Auto gefahren, das ist nichts neues. Ich bin sicherlich kein Verfechter des langsamen Kriechens, und fahre meist zügig, aber vom Rasen bin ich dann doch noch meilenweit entfernt. Letztgenanntes u.a. auch deshalb, weil ich keine Lust dazu habe, für vielleicht 5 Minuten Zeitvorteil unnötig viel Diesel zu verbrauchen. Nun ist der Golf - TDI ja schon recht sparsam, aber der Unterschied, ob ich nur zügig fahre oder rase ist die Wahl, ob ich 6,5 oder 8 Liter brauche. Diese 1,5 Liter spare ich mit lieber. Sicher könnte man das noch weiter treiben und wirklich kriechen und dann mit weniger als 5 Litern unterwegs sein, aber dann macht das Fahren wirklich keine Freude mehr. Aber nun zum aggressiven Fahren. Am vergangenen Samstag befahre ich die B 295 von Renningen und Weil der Stadt in Richtung Calw. Da gibt es eine lange, straff gezogene heftige Steigung, die aber ziemlich gerade ausgebaut ist. Eine eigentlich bequem zu fahrende Straße, sofern man genügend Motorleistung hat und auf der man, außer kurz vor Weil der Stadt, wo sie einen Bogen schlägt, kaum zu lenken braucht. An Motorleistung mangelt es dem VW-Golf-TDI ja bekanntlich nicht, mit den 90 PS meiner Ausführung kommt man eigentlich immer locker aus und hat meist noch genügend Reserven. Die neueren Baujahre dieses Modells haben ja sogar, wie ich neulich las, 115, 130 und nun gar 140 PS, angeblich ohne dabei mehr Diesel zu verbrauchen. Nun, wie gesagt, mir reichen die 90 PS gut aus und mein Autobekannter meinte damals, als ich den kaufte, dass gerade dieses Modell ohnehin meist mehr PS habe, als die angegebenen 90 PS, weil es den damals schon gegen Aufpreis auch mit 115 PS bei völlig gleichem Motor gab, wo dann wohl nur etwas anders eingestellt war und die mit 90 PS hätten dann oftmals den gleichartig eingestellten Motor erhalten, oder so ähnlich. Na ja, in der langgezogenen Steigung auf der B 295 sind stellenweise 100 km/h erlaubt, also fahre ich die dort auch, was mit dem Golf überhaupt kein Problem ist. Dann folgen vereinzelt einige Abschnitte, die auf 70 km/h reduziert sind und da ich keine Lust auf kostspielige Verwarnungen habe, halte ich mich daran einigermaßen. Gut, korrekt 70 fahre ich dort auch nicht, aber so knapp eine halbe Zeigerbreite unter 80 km/h. Nun preschte an solch einer 70-Stelle mit stolz geschwellter Brust einer mit seinem Renault an mir vorbei, wohl im Glauben, dass mein Golf in der Steigung nicht mehr hergebe. Soll er doch, dachte ich noch, ich brauche dessen Verwarnung ja nicht zu bezahlen, falls die Radartruppe etwas weiter hinten steht. Dann wurde die Lage hinter Weil der Stadt wieder etwas freier, aber noch steiler und die 70 km/h sind dort aufgehoben. So beschleunigte ich wieder auf etwa 105 km/h nach Tacho und es dauerte nur wenige Minuten und ich hatte den Renault wieder eingeholt, der dort in der heftigeren Steigung sichtlich Mühe hatte, noch knapp 90 km/h zu halten. Da die Strecke frei war, kein Überholverbot herrschte und ich auch keine Lust hatte, weiter hinter dem mit seinen 90 km/h herzuzockeln, überholte ich ihn. Daraufhin blinkte er dauernd mit der Lichthupe und hupte auch richtig und zappelte hinter seinem Lenkrad. Ich weiß gar nicht, wozu das gut sein sollte. Kurz darauf folgte aber wieder ein 70er-Abschnitt, bei dem ich wieder auf rund 80 km/h zurück ging. Dort herrschte aber jetzt auch zusätzlich noch Überholverbot. Trotzdem sah der Renault-Bubi jetzt wieder seine Stunde gekommen und zog wiederum an mir vorbei. Warum auch nicht, wenn's ihm Freude bereitet, soll er doch, dachte ich. Sie ahnen wie das weitergeht. Es folgt dann in einer weiteren Steigung wieder die Freigabe auf 100 km/h und es wiederholte sich im Prinzip das gleiche Spiel wie vorhin, nur mit dem Unterschied, dass dieses Steigungsstück noch steiler ist, wo der Golf aber trotzdem problemlos 105 km/h wieder schnell erreichte, während der Renault hier gerade noch mit 80 km/h raufzockelte. Um so heftiger ärgerte sich wohl dessen Fahrer, als ich wieder an ihm vorbei zog, denn er ging jetzt auf Dauerhupen, zeigte mir einen Vogel und zappelte wieder hinter seinem Lenkrad. Was mich allerdings nicht berührte, schnell war ich an dem eigenartigen Zeitgenossen vorbei und schon bald war er aus dem Sichtbereich meines Rückspiegels verschwunden. Dann kurz vor Calw, hinter dem Dorf Althengstett sammelte sich etwas der Verkehr, es hatte sich eine Kolonne von schätzungsweise 20 Autos aufgefahren. Aufgrund der Länge der Kolonne und weil bald die Ortslage Calw folgte, lohnte es sich nicht, noch einen Gedanken ans Überholen zu verschwenden. Da auch die Steigung hier nachgelassen hatte, Sie ahnen es, rückte langsam der Schwachkopf mit seinem Renault wieder näher. Kaum dass er von weitem meinen Wagen erkannte, setzte bereits etwa 200 m hinter mir zum Überholen an, indem er auf die andere Fahrspur wechselte. Das war besonders verwunderlich, erstens weil er nur sehr langsam näher kam und zweitens weil vorne nirgends Platz war, wo er hätte einscheren können, er hätte also die ganze Kolonne überholen müssen. Das störte den aber gar nicht. Mühsam zog er schließlich lachend an mir vorbei, auch noch an den nächsten etwa 5 Fahrzeugen, aber dann folgt eine leichte Kurve, vor der er natürlich seine Not bekam und dann schnell sich mit Gewalt zwischen einige andere Fahrzeuge drängte, die daraufhin schon ihrerseits hupten und ihm einen Vogel zeigten. Direkt hinter der Kurve, fast schon am Ortsanfang von Calw setzte er dann erneut zum Überholen an, um den restlichen Teil der Kolonne auch noch zu überholen. Sie werden lachen, ich habe es auch getan, kaum dass er erneut ausgeschert hatte gab es einen heftigen Rotblitz und er hatte in seiner hausgemachten Hektik wohl nicht mitbekommen, dass dort schon wieder 70 km/h galt und ausgerechnet dort hatte die Polizei eine Radarkontrolle aufgebaut. Am Ortseingang von Calw wurde er dann von einigen Polizisten heraus gewunken und wohl zur Kasse gebeten. Da könnte man in dem Fall dann sicher wieder sagen, dass Schadenfreude eben doch die größte Freude ist.
Langsam lerne ich hier auch einige Leute aus dem neuen Wohnumfeld kennen. Einer kommt mit seinem Hund sicherlich 4 mal am Tag hier vorbei und jedes mal, wenn er mich sieht, grüßt er freundlich, hebt den Hut und nennt seinen Namen: „Guten Tag, Hörnle!" Der wohnt 2 Häuser weiter vor. Heute tragen ja nicht mehr viele Leute Hut, alleine dadurch fällt der schon auf, aber dann noch die überfreundlich wirkende Geste, des Hutanhebens und Grüßens, das findet man heute ja praktisch gar nicht mehr. Wenn Sie das so lesen, vermuten Sie sicherlich, dass dieser Herr Hörnle 70 Jahre oder älter ist, dem ist allerdings nicht so. Ich weiß natürlich nicht, wie alt der wirklich ist, aber vom Aussehen her schätze ich ihn auf etwa 45 Jahre, vielleicht eher sogar etwas jünger. Als ich diese Tage vorne vor der rechtsseitigen Einfahrt, die hinters Haus führt, einige wuchernde Gräser aus so einem kleinen Blumenbeet entfernte, kam er wieder gemächlich mit seinem großen schwarzen Hund vorbei. Ich glaube ein Rottweiler oder so was ähnliches ist das. Wieder hob er den Hut: „Guten Tag, Hörnle." Er blieb dann aber stehen und begann ein Gespräch mit mir. Er sagte dann: „Baskerville sitz!" und friedlich setzte sich sein Hund mit einem gähnend - gelangweilten Gesichtsausdruck neben ihn. Der hat dem Hund wohl tatsächlich den eigenartigen Namen Baskerville gegeben, vermutlich in Anlehnung an ein altes Gruselmärchen, welches wohl ganz früher auch mal verfilmt wurde. Ich glaube der Film hieß „Der Hund von Baskerville", also in dem Film heißt nicht der Hund selbst Baskerville, jedoch bei ihm hier schon. Ich kann mich jetzt aber nicht entsinnen, ob im Film eine solche Hunderasse sozusagen den Titelhelden gibt. Im Gespräch selbst stellte sich dann neben banalen Belanglosigkeiten heraus, dass der Herr Hörnle bis vor einigen Jahren hier in Stuttgart ein Kaufhaus in der Innenstadt besessen hatte. Also die Immobilie, wenn man so will, nicht den kaufmännischen Teil, er hatte das verpachtet an eine Kaufhauskette. Seine Eltern hatten dort ganz früher wohl selbst mal einen eigenen Kaufhausbetrieb drin, also neben der Immobilie auch den kaufmännischen Betrieb. Ihm habe das aber nie Spaß gemacht, er sei selbst viele Jahre lang Zeitungsredakteur gewesen und als er das Kaufhaus vor einigen Jahren erbte, habe er das verkauft und zugleich seinen eigenen Job an den Nagel gehängt und er lebe heute bis zu seinem Lebensende nur noch von dem damit erzielten Ertrag. Soll einer sagen, Geld mache nicht glücklich. Nun, Lebensende das klingt, als ob ein 80jähriger Opa einem so etwas erzählt, aber wie gesagt, älter als 45 wird der wohl kaum sein. Überhaupt wohnen hier in der Straße vorwiegend gut betuchte Leute und eigentlich sind wir da wirklich ein absoluter Fremdkörper, aber es macht sich nicht unangenehm bemerkbar. Ich glaube, man genießt dabei fast schon automatisch ein höheres Ansehen, weil jeder denkt, wer da wohnt, der hat es geschafft, im Leben einiges zu erreichen. Ich meine, das haben wir zwar auch, aber sicher auf eine völlig andere Art und Weise, wie diese Leute das meinen. Von dem Herrn Stegmüller hatte ich Ihnen ja schon mal kurz berichtet, der als Konzertpianist oder ähnliches die Welt bereist und damit sicherlich nicht schlecht verdient. An relativ vielen Häusern hier hängen Schilder von Arztpraxen oder Rechtsanwaltsbüros und ähnlichen Institutionen. Und wie ich erst jüngst erfahren habe, die unscheinbare Frau aus der kleinen Dachgeschosswohnung, die immer soviel liest, ist auch Berufsmusikerin und sogar Professorin für Flötenspiel. Zuerst habe ich ja gelacht, als ich das erfuhr, Professor für Flötenspiel, das klingt doch irgendwie komisch. Fast wie Professor für Luftballonaufblasen. Auch der Stararchitekt, dem das Haus hier früher wohl einmal gehört hat, muss schon etwas besonders gewesen sein, nicht nur weil er innen die bereits mehrmals zitierte eigenwillige Raumaufteilung mit den teils schrägen Raumzuschnitten gemacht hat. Jedenfalls war dieser Architekt gut mit jenem Baskerville-Hundeherrn Hörnle befreundet, wie er mir nun erzählte. Er lobte den sehr und bedauert noch heute, dass der vor etwa 2 Jahren hier weggezogen ist.
Dann gibt es ungefähr 200 m weiter nördlich von hier eine Art Parkbank, die aber nicht in einem Park steht, sondern etwas nach hinten versetzt in einer begrünten Nische am Rand des Bürgersteigs. Sinniger Weise ist sie so aufgestellt, dass man von der Parkbank nicht in die grüne Nische blickt, sondern genau auf die Straße. Sicher, das eine wäre Erholung und so ist es Unterhaltung, denn in der grünen Nische gäbe es nicht viel zu sehen, während man beim Blick auf die Straße immerhin die Abwechslung der dort vorbeifahrenden Autos sieht. Genau auf dieser Bank treffen sich pünktlich um 11 Uhr morgens jeden Tag 2 Herrn, die wohl ein paar Jahre älter sind, als ich, ich schätze sie auf 60 bis 65 Jahre. Gelegentlich setze ich mich für eine Viertelstunde zu denen, was die durchaus begrüßen, weil ich etwas Abwechslung in die alt eingefahrene Gewohnheit bringe. Wie ich inzwischen erfuhr, sind beide schon seit über 20 Jahren in Rente, weil beide damals in Frührente gingen, allerdings bei unterschiedlichen Firmen, vorher kannten die sich gar nicht. Die haben aber eine ganz eigene Art, wie die miteinander sprechen und ihren eigenen Humor, den man erst mal begreifen muss. Der eine heißt Gruber und der andere ist Herr Schade. So schilderte der Schade, dass er neulich von der Gewerkschaft, in der er immer noch Mitglied sei, als Anerkennung für 40 Jahre Mitgliedschaft eine schöne und ganggenaue Armbanduhr geschenkt bekommen habe. Darauf kam vom Gruber die Frage: „Ja siehst du, du kriegst wertvolle Geschenke und was schenkt man mir?" Prompt folgte vom Schade die Antwort: „Keine Beachtung!" Diese kleine Begebenheit zeigt deutlich, mit welcher Art von etwas finster anmutendem Humor die miteinander umgehen. Dabei ist das keineswegs böse gemeint, auf Außenstehende wirkt es aber zunächst so. Es macht jedenfalls Freude, mit diesen knorrigen Gesellen ab und zu einen Plausch zu halten. Dann machen die immer eigenartige Wetten, nicht um viel, vielleicht um ein Hustenbonbon oder um 10 Cent. So kam beispielsweise auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine schlanke hochhackige Dame mit ihrem Hund vorbeigezogen. Da meinte der Gruber zum Schade: „Wetten, dass der Köter an den nächsten Straßenlampenmast pinkelt?" Der Schade konterte: „Pinkeln wird er ganz sicher, aber wozu ausgerechnet an diesen Lampenmast, er wird woanders pinkeln!" Unterdessen erreichten Hund und Dame den Lampenmast und der Fiffi pinkelte wirklich sofort an diesen. Der Gruber gewann diesmal ein Wick-Hustenbonbon vom Schade und der Schade fragte, warum der Köter ausgerechnet an diese Lampe machte. Der Gruber sagte dann, dass er beobachtet hatte, dass wenige Minuten zuvor schon ein anderer Hund an der selben Lampe sein Bein gehoben hatte und diese Köter sind ja so blöd, wenn die schnüffeln, dass es dort nach Pisse stinkt, dann pissen die selbst noch dazu. Eigentlich banales Zeug, aber in der Art, wie die das beobachten und dann verwerten ist das irgendwie Spitze und lustig. Oder an einem anderen Tag saß ich als erster schon auf der Bank, als die beiden eintrafen. Ein kurzer gegenseitiger Gruß, der Schade grinste übers ganze Gesicht und war sichtlich besser gelaunt als sonst. „Was ist denn mit dir los?", fragte ihn der Gruber, „hast du dich liften lassen oder wer hat dir die Mundwinkel an die Ohren getackert, oder lachst du wirklich?" Fast schon kichernd meinte der Schade darauf: „Der Jaretzke ist tot!" „Wie einer ist tot und da freust du dich?", fragte der Gruber erstaunt. Darauf der Schade: „Ja klar, der Jaretzke das war doch mein früherer Chef, von dem ich dir schon mal erzählt hatte, das linke Schwein. Hach, was hat der uns früher geärgert. Immer zur Arbeit angetrieben und selbst war er jeden zweiten Tag besoffen, die alte Sau! Und jeden hat der bei der Betriebsleitung angeschwärzt, wie eine alte Petze. Eine solche Nachricht ist ein Genuss!" Dann meinte der Gruber: „Aber was solls, der Jaretzke konnte dir doch nichts mehr, seit über 20 Jahren bist du aus dem Beruf und der hat dir nichts mehr zu sagen." „Schon, aber wenn dich jemand über 15 Jahre lang so gebeutelt hat wie der, wird es auch jetzt noch zu einer Bereicherung für die Welt, wenn dieser Arsch weg ist!", sagte der Schade. Also die beiden sind schon zuweilen etwas herb, aber man kann das nicht in Worten alleine rüberbringen, wenn man dabei ist, ist das schon irgendwie viel lustiger.
So werde ich nun schon enden, da wir noch die Koffer für Montag packen müssen und Montag ist nicht mehr weit. Natürlich nehmen wir nicht viel mit, aber einen kleinen Reisekoffer kriegen wir schon voll. Ich denke, wir werden morgen sehr zeitig schlafen gehen, um etwas Schlaf vorzutanken, damit wir von der Busfahrt und der Landschaft möglichst viel mitbekommen. Hoffentlich wird das Wetter unterwegs besser, denn eine Busfahrt im Regen ist nicht gerade das, was wir uns vorgestellt haben. So wünsche ich Ihnen eine schöne Zeit bis zum nächsten Mal, Ihr
Egbert Lappenkeuler
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