|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Dachschaden” und “Die Würfel sind gefallen” aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
|
|
|
|
PDF - Datei ”Dachschaden” (52 KB) zum Download hier klicken
PDF - Datei ”Die Würfel sind gefallen” (74 KB) zum Download hier klicken.
|
|
|
|
Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Dachschaden" vom 09.03.2006
Frisch gekühlte Grüße.
Sie wissen von meiner Nebentätigkeit donnerstags mit der Zulieferung der Fußmedizinartikel an verschiedene Apotheken im nordwestlichen Umkreis von Stuttgart. Sonst ein angenehmer Job, mit dem ich meist schon vor 14 Uhr wieder fertig bin. Am vergangenen Donnerstag hätte ich jedoch fast das Handtuch geworfen. Ich beginne ja sehr früh morgens damit, nur so schafft man es, bis etwa 14 Uhr mit der Tour durch zu sein und hat zugleich den Vorteil, dass man morgens entgegengesetzt dem üblichen Berufsverkehr fährt, also quasi immer auf der weniger befahrenen Fahrbahn. Nachmittags ist man dann vor dem Einsetzen des Haupt-Berufsverkehrs bereits wieder zuhause. Sicherlich hat es auch bei Ihnen kräftig geschneit, der Hauptschnee kam hier zwar am Freitag, aber schon am Donnerstag erwischte es mich heftig. Morgens, gegen 4 Uhr fuhr ich los und es war noch alles völlig harmlos. Hier und da verirrten sich ein paar Schneeflöckchen, mehr nicht. Aber schon als ich in Münchingen durch fuhr, das liegt ungefähr 15 km nördlich von Stuttgart, war die ganze Straße hoch mit Schnee bedeckt und kurz hinter Münchingen standen gleich 4 Laster hintereinander quer zur Fahrbahn. Es gab kein Vorbeikommen. So bin ich zurück rein nach Münchingen, wo ich mich zwar nicht wirklich auskenne, da mein Lieferbezirk erst einige km weiter nördlich in Asperg beginnt, bin dort aber innerörtlich in eine Seitenstraße gefahren, die in einer anderen, kleinen Ausfallstraße mündet und habe so auf Schleichwegen die quer stehenden Laster umrundet. Nach Asperg brauchte ich an diesem Donnerstag aber nicht, so konnte ich gleich durchstarten nach Bietigheim und nach Besigheim, wo ich als erstes hinmusste. Das klappte auch noch recht gut. In meine Richtung wollte kaum jemand, es war stellenweise wie ausgestorben, da viele wohl das Fahren in diesem Wetter fürchteten. Nur in Richtung Stuttgart kamen mir hin und wieder einzelne Grüppchen von Autos entgegen. Nachdem ich in Besigheim meine Fußmedizinpakete ordnungsgemäß abgeliefert hatte, es waren inzwischen fast 7 Uhr, sonst bin ich schon vor 6 Uhr dort, sollte es weiter nach Mühlacker gehen. Dazwischen und auch weiter nördlich lag an diesem Tag keine Anlieferung an. Von Besigheim bis Mühlacker sind ungefähr 30 km westlich zu fahren. Es führt u.a. über Teilstücke der B 10, die eigentlich gut befahrbar ist. An diesem Donnerstagmorgen aber nicht. Ich hatte den Eindruck, dass trotz Bundesstraße dort überhaupt nicht Schnee geräumt worden war. Mir ist an dem Morgen auch nirgendwo in diesem Bereich ein Winterdienstfahrzeug begegnet. Sonst, wenn man in solchem Wetter über diese Strecken fährt, begegnen einem immer irgendwo unterwegs Winterdienstfahrzeuge, aber an dem Morgen nicht. Im Radio wurde gesagt, die B 10 sei im Bereich Vaihingen wegen mehrer Unfälle gesperrt. Wohlgemerkt Vaihingen dem Ort, nicht zu verwechseln mit dem Stuttgarter Stadtteil Vaihingen; das wird von Ortsunkundigen immer gerne verwechselt. Da Sie meine Vorliebe für landschaftlich schöne Schleichwege kennen, fahre ich aber auch gelegentlich solche Wege, die bei normalem Wetter noch nicht einmal viel Zeitverzögerung mit sich bringen, da sie in diesem Fall teils im Hinterland parallel zu den genannten Bundesstraßen verlaufen. So entschloss ich mich spontan, die B 10 erst ab Illingen bis Mühlacker zu befahren und von Besigheim über hübsche kleine Landstraßen u.a. über Löchgau, Freudental, Horrheim, an der Eselsbergumrundung vorbei über Ensingen nach Illingen zu fahren und erst dort auf die B 10 zu stoßen. Das erwies sich zunächst als goldrichtig, denn es lag zwar auf diesen kleinen Straßen zwar sehr viel Schnee, da aber kaum einer unterwegs war und ich ja gute Winterreifen habe, war es völlig problemlos bis Sersheim durchzukommen. Von Sersheim wollte ich dann leicht nordwestlich schwenken und nach Horrheim abzweigen, um von dort dann auf die Eselsbergumrundungsstrecke zu kommen. Sersheim und Horrheim liegen fast nebeneinander, es mögen vielleicht 2 km dazwischen sein, mehr kaum, dazwischen ein leichter Anstieg. Kurz hinter Sersheim sah man plötzlich nicht mehr, wo Straße oder Feld ist. Alles war eine platte weiße Ebene, ohne jede Fahrspur. Auch Seitenpfosten waren keine mehr zu sehen. Da wird einem schon anders. So drängte sich die Frage auf, ob es nicht besser wäre, zu wenden und zurück nach Sersheim und von dort eine andere Nebenstraße nach Illingen zu befahren. Die war ich vor einigen Monaten mal gefahren, sonst hätte ich die gar nicht gekannt. Schlimmer als es hier aussah, konnte es dort auch nicht sein, also wendete ich. Nach wenigen Minuten war ich wieder in Sersheim und fuhr besagte andere Strecke. Doch welch eine Unverschämtheit! Etwa 4 km hinter Sersheim kommt man durch eine kleine Siedlung, die sich Kleinglattbach nennt und schon zum Städtchen Vaihingen zählt und kurz dahinter folgt ein Bahnübergang. Dieser war zu, es blinkte schon weit sichtbar das rote Licht. Als ich näher heranrollte, sah ich, dass ein Zug genau auf diesem Übergang stand, nicht drüber fuhr, der stand dort. Ich dachte, na ja, der wird in wenigen Minuten weiter fahren und dann geht es weiter. So stand ich vielleicht 15 Minuten, es tat sich nichts. Auch nach 25 Minuten noch immer nichts. Es wirkte so, als wäre der Zug sogar von jedem Bahnpersonal verlassen und er stand wie kalt geparkt dort. Ich stieg kurz aus und ging an den Zug, dort rührte sich rein gar nichts. Es war tatsächlich weit und breit auch keine Menschenseele zu sehen, die man hätte fragen können. Mit viel Gekurbel gelang es mir, den Wagen erneut zu wenden. Inständig hoffte ich, dass inzwischen vielleicht Räumdienste die zuerst befahrene Strecke in Richtung Horrheim etwas befahrbarer gemacht hätten. So fuhr ich wieder in diese Richtung. Es sah aber noch genauso aus wie zuvor. Die einzigen Spuren die zu sehen waren, das waren die, die ich selbst vor ungefähr 45 Minuten dort hinterlassen hatte. So beschloss ich, ganz langsam, noch langsamer als Schrittgeschwindigkeit, dort weiter zu fahren, in der Hoffnung, auf dem Verlauf der Straße zu bleiben und mich nicht fest zu fahren. Was soll ich Ihnen sagen? Nach immerhin 40 Minuten Fahrzeit war es mir gelungen, in Horrheim anzukommen. 40 Minuten für 2 km! In Horrheim selbst waren die Straßen trotz Schnee wieder gut befahrbar. Von dort ging es nun auf die Eselsbergumrundungsstraße in Richtung Illingen. Der Eselsberg ist in diesem näheren Umkreis der höchste Berg und irgendwas mit 900 Metern hoch. Am Straßenrand, das muss man sich mal vorstellen, am Straßenrand (!), kam mir ein Ski- Langläufer schnaufend entgegen und der zeigte mir einen Vogel. Ich vermute, der hatte sich geärgert, dass ich seine bis dahin Totenstille in der Gegend gestört hatte. Es war wirklich außer mir weit und breit kein einziges Fahrzeug zu sehen. Den letzten fahrenden Wagen hatte ich irgendwo auf der Landstraße noch lange vor meiner ersten Durchfahrung von Sersheim vor vielleicht 2 Stunden gesehen. Die Eselsbergumrundungsstrecke ließ sich aber trotz des hohen Schnees recht gut befahren, weil der Untergrund wohl einige Stunden zuvor mal geräumt worden war und der neue Schnee mit Wind von Westen kam, aus dieser Richtung war aber der Eselsberg sozusagen sich selbst schützend davor. Kurz vor dem kleinen Ort Ensingen, der wieder kurz vor Illingen liegt, beginnt ein Gefälle und endet die schützende Wirkung des Eselsberges. Ich sah zwar, dass hier wieder ein Stück gleichmäßig weißer Fläche wie oben vor Horrheim auf mich zu kam, aber mein Versuch vorher abzubremsen, um dann wieder mit Schrittgeschwindigkeit den Rest bis Illingen zu fahren, schlug fehl. Durch das Gefälle und unter dem Schnee befindliches Glatteis rutschte der Wagen geradeaus weiter genau in die Schneefläche hinein. Ich dachte schon, nun in den Graben zu rutschen, aber der lose Schnee dieser gleichmäßigen Schneefläche wirkte dann wie eine Zwangsbremse. Der Schnee baute sich vorne an der Stoßstange zu einem Haufen auf und die Fahrt verlangsamte sich zusehends. Auch griffen hier die Reifen wieder und meine Bremsversuche wurden von Erfolg gekrönt. So stand ich mitten in einem Berg von Schnee. In etwa 500 m Entfernung konnte ich schon die ersten Häuser von Illingen sehen. Aber diese 500 m schienen unüberwindbar. Zuerst machte ich mal Pause und überdachte mein weiteres Vorgehen. Dann zog aber eine neue Schneeschauer auf und es gab eigentlich nur eine Entscheidung, zurücksetzen bis zu einer Stelle, an der man wenden konnte und dann wieder den ganzen Mistweg zurück. Doch als ich gerade mit dem zurücksetzen beginnen wollte, kamen von hinten in der Ferne langsam zwei Scheinwerfer auf mich zu, deren Lichtkegel immer größer wurde. Ich dachte zuerst ein LKW käme. Aber es entpuppte sich dann als ein Traktor mit einem Schneepflug vorne dran. Der Bauer hielt an und sagte mir, dass der reguläre Winterdienst aus Streikgründen zu faul sei, diese unwichtige Strecke zu räumen und er selbst nach Illingen müsse und so selbst die Initiative ergriffen habe, ich könne ihm ja dann einfach folgen. So machten wir das. Während er mit seinem modernen Traktor und dem Schneepflug vorne dran locker mit sicher 40 km/h durch den Schnee bretterte, so dass seitlich nur noch ein riesiges Schneegestöber von dem Pflug entstand, hatte ich Mühe ihm mit gebührender Distanz und bestenfalls 15 km/h zu folgen. Aber bald war Illingen erreicht und dort im Ort konnte man wieder gut fahren. Auch der Rest der B 10 von Illingen bis Mühlacker lies sich dank Winterreifen wieder gut befahren. Der dortige Apotheker war schon nervös geworden und davon ausgegangen, dass ich an diesem Tag gar nicht mehr kommen würde. An dem Tag hatte ich genug von Schleichwegen. Ich bin nach der Belieferung, die für den Tag auch gleichzeitig die letzte war, von Mühlacker die B 10 weiter in Richtung Pforzheim gefahren, dann aber vor Pforzheim auf die A 8 in Richtung Leonberg - Stuttgart abgebogen und über diese nachhause gefahren. Spaß machte das allerdings auch keinen, denn für die 40 km habe ich dann, dank etlicher wetterbedingter Staus, nochmals 3 Stunden gebraucht.
Eine neue verrückte Unsitte, die auf einer anderen Unsitte aufsattelt haben sich wahnsinnige Jugendliche hier in letzter Zeit angewöhnt. Es gibt Leute, die machen sich einen Sport daraus, auf Parkstreifen am Straßenrand so nah am nächsten Auto einzuparken, dass kaum noch Platz zum Rangieren verbleibt und der Nächste Mühe hat, wieder aus der Parkbucht raus zu kommen, ohne den Verursacherwagen anzurempeln. Das ist zwar unschön, aber in soweit noch nichts wirklich stark Verwerfliches. Jetzt kommt die Gruppe der wahnsinnigen Jugendlichen ins Spiel. Die gehen in der Stadt gezielt auf Suche nach solch eng eingeparkten Autos. Wenn sie die dann gefunden haben, dann heben und ruckeln die zu etwa 5 oder 6 Leuten solange an einem der beiden Wagen, bis diese wirklich dadurch aufeinander prallen. Natürlich ergibt das zumindest kleine Schäden am Nummernschild oder an der Stoßstange, zumal heute meist die Stoßstangen mit lackiert sind. Die beiden Autofahrer beschuldigen sich dann natürlich gegenseitig, wenn sie das später, wenn sie wieder zu ihrem Wagen zurückkommen entdecken. Jeder ist ja der festen Überzeugung, dem anderen beim Ein- oder Ausparken nicht draufgefahren zu sein, was ja auch stimmt.
Eigentlich wollte sich diese Woche Herr Collmer zwecks der Besichtigung einiger Wohnungen mit uns in Verbindung setzen, Sie wissen, ich berichtete Ihnen vor einigen Wochen von der neuen Entwicklung. Nun hat er sich aber gemeldet und wegen des ungünstigen Wetters diese Sache auf später verschoben.
Stellenweise rasten manche Leute nun aus, nur weil der Müll seit längerem nicht abgeholt wurde. Ich berichtete schon neulich kurz über diese Streikgeschichten. Die Müllberge wachsen an manchen Ecken inzwischen wirklich unschön an und auch in Stadtbereichen, in denen sonst immer nur die städtische Müllabfuhr ihren Dienst tat, wurde neulich versucht, den Müll von Privatunternehmen abfahren zu lassen. An einigen Stellen hat das auch gut geklappt, aber an anderen hatten Leute von der Gewerkschaft das mitbekommen und das Abfahren der Müllberge verhindert. Nun nutzen verschiedene Gestalten das nach meiner Meinung aber auch dazu gründlich aus, ihren Sondermüll kostenlos los zu werden, in dem sie diese Sachen einfach noch oben auf die Müllhaufen mit drauf werfen. Es wurde sogar schon im Radio davor gewarnt, solches zu tun, da die Polizei da inzwischen besonders drauf achtet und wenn einer erwischt wird, wie er Sondermüll auf diese Haufen zulädt, dann würde das sehr teuer. Natürlich hält das diese Leute nicht ab, denn es ist einfach Unsinn, die Polizei wird wohl kaum jeden der teils riesigen Müllberge bewachen können, nur damit da bloß keiner noch vielleicht seine alten Farbeimer oder alte Reifen mit drauf wirft. Hier auf dem Campingplatz bereitet das alles gar keine Probleme. Was nicht mehr in unsere Tonnen passt, wird eben in Müllsäcken auf dem reichlich vorhandenen Gelände gelagert und dann später, wenn irgendwann die Müllabfuhr wieder läuft, in die Tonnen umgefüllt, sobald sie leer sind. Wie gesagt, hier ist Platz genug und mich tangiert dieses Problem im Prinzip gar nicht. Manche reden sich da auch verrückt und machen daraus eine halbe Staatsaffäre.
Kennen Sie Münster? Münster in Nordrhein-Westfalen meine ich, es gibt ja mehrere Orte, die Münster heißen. Sogar ein Stadtteil von Stuttgart heißt Münster, aber den meine ich nicht, sondern eben diese Stadt in Nordrhein. Sie werden sich fragen, wie ich darauf komme. Ich habe keinerlei Beziehung zu Münster und war noch nie dort, kenne dort auch niemanden. Kurzum, der Disponent, das ist der Bürokrat, der in der Fußmedizinfirma die Fahrtrouten einteilt und mir immer sagt, welche Apotheken ich mit welchem Material ansteuern muss, hat sich bei mir gemeldet. Er will mir andienen, nächste oder übernächste Woche eine dringende Speziallieferung von Rohstoffen für die Herstellung eines bestimmten Fußmedizinproduktes in Münster selbst abzuholen. Die Herstellerfirma dieser Rohstoffe sitzt in eben diesem Münster und der Disponent hatte die Idee, dass ich mir da vielleicht einen guten Cent zusätzlich verdienen könnte, wenn ich rauf nach Münster fahre und die Rohstoffe bei der Firma abholen würde. Da die Mengen schon etwas größer sind, würde ich das gar nicht mehr in meinem Wagen transportieren können. Deshalb bekäme ich einen Mercedes-Kleintransporter zur Verfügung gestellt, ein 2,8-Tonner- Kleinlastwagen. Sie kennen diese Dinger ja, wie Ford-Transit und VW-Bus und dergleichen, eben halt in diesem Fall ist es ein Mercedes-Sprinter. Nun habe ich mit diesen doch größeren Fahrzeugen keine Übung, was ich dem auch zu bedenken gab. Des weiteren werde ich ganz bestimmt nicht bei solchem Winterwetter mit einem derartigen Fahrzeug fahren. Der meinte aber nur, dann würde es ja Zeit, dass ich Übung bekäme und so schwierig wäre das nicht. Ich meine, ich bin von dem Bekannten von mir, bei dem ich ab und zu bei den Umzügen helfe, schon gelegentlich mal dessen älteren Ford- Transit gefahren, aber ehrlich gesagt eher ungern, weil die Abmessungen mir doch nicht so ganz geheuer sind. Der Disponent sagte, dass diese Tour frühestens Mitte nächster Woche fällig würde und bis dahin sei nach seiner Meinung das Winterwetter schon wieder Schnee von gestern und das im wahrsten Sinne des Wortes. Eigentlich bringt ein LKW der Herstellerfirma das Zeug selbst hier vorbei, aber die hätten nur zwei LKW und einer davon sei zur Zeit defekt und der andere wäre auf einer längeren Tour in Spanien, um dort wiederum Rohstoffe für deren eigene Rohstoffproduktion abzuholen. Nun muss ich sagen, wäre diese Tour mit meinem eigenen Wagen oder etwas vergleichbarem und das Wetter wieder einigermaßen normal, dann würde ich nicht lange zögern das zu tun, besonders weil die versprochene Entlohnung dafür wirklich ganz vorzüglich ist. Einschließlich einer Übernachtung in Münster in einem 3-Sterne- Hotel und sogar mit Essen! Wäre da nur nicht der Fakt, dass ich die Tour mit dem Kleinlaster machen soll. Ich überlege noch und Kayla meinte, dass es vielleicht so schlimm gar nicht sei und ich solle mal fragen, ob sie nicht mit fahren dürfe, dann könnten wir uns ab und zu mal beim Fahren abwechseln. Na, ich werde es noch einige Mal überdenken bevor ich mich endgültig entscheide, aber das schöne Geld lockt schon, weil diese eine Tour mir soviel bringen würde, wie sonst 2 volle Monate meiner Apothekentouren an jedem Donnerstag.
Pech muss man haben, könnte man manchmal in Abwandlung eines alten Spruchs sagen und hat es dann ja leider auch. Die Schneemassen, die neulich runter kamen, konnten uns hier in Stuttgart eigentlich nicht wirklich beeindrucken. Im Vergleich zum benachbarten Schwarzwald haben wir es noch gut, wenngleich es besonders letzten Freitag und Samstag schon außergewöhnlich war, zumindest wenn man es mit den üblichen Schneemengen der letzten 10 Jahre vergleicht. Da hier auf dem Campingplatz ja kein Winterdienst existiert, macht sich solch ein Wintereinbruch hier jedoch deutlich mehr bemerkbar, als sonst irgendwo in der Stadt. Jeder ist da, so weit er muss oder will in seinem Bereich für das Freifegen seiner nächsten Umgebung zuständig, soweit es den von ihm genutzten Grundstücksteil betrifft, aber zwischen den im Winter genutzten Grundstückteilen klaffen ja enorm weite Lücken, wo sich eben im Winter keiner aufhält, folglich sich auch keiner zuständig fühlt und nichts gemacht wird. Auch die Campingplatzverwaltung kümmert sich darum überhaupt nicht. Die stellen sich auf den Standpunkt, wer eben in dahinter liegende Bereiche muss, der muss eben selbst zusehen, wie er das schafft, entweder räumt derjenige den ganzen Bereich, auch den davor bis zu seinem Grundstücksteil - auch wenn er damit normalerweise nichts zu tun hat und nicht wirklich zuständig ist oder er lässt es halt, muss dann aber auch durch den hohen Schnee oder übers Glatteis laufen und fahren. Das ist aber nicht das Problem, welches ich ansprechen möchte. Wie schon berichtet, von meiner Tour donnerstags, hatte es reichlich geschneit und freitags auch hier wirklich dicke genug. Gegen etwa 21 Uhr saßen wir in Kaylas Mobilheim zusammen und schauten fern, als es plötzlich komisch nach verbranntem Kunststoff stank. Zunächst dachten wir, das käme von draußen. Ich öffnete ein Fenster, um die Nase in den Wind zu halten, zwecks Ertestung der Gestanksquelle. Draußen roch es aber nur nach frischer, kalter Luft und es schneite schon wieder wie verrückt. Also machte ich schnell wieder zu, jedoch drinnen der Gestank wurde immer schlimmer. Kaylas Fernseher begann dann zu flimmern und das Licht wurde mal dunkel und mal hell, dann tat es einen Knall und unter Funkensprühen platzte eine elektrische Verteildose in Kaylas Wohnzimmer unterhalb der Decke. Im gleichen Moment wurde es dunkel, das Licht, also der Strom war weg. So ging ich zum Zählerkasten, der sich neben dem Haupteingang des Mobilheims befindet und sah, dass dort der erste von zwei Sicherungsautomaten rausgeflogen war. Wagemutig schaltete ich ihn wieder ein und im gleichen Moment schossen wieder Funken aus der besagten Stromdose im Wohnbereich und der Automat knallte gleich wieder raus, noch während ich meine Hand an dessen Knopf hatte. Da der zweite Automat noch oben blieb, lag die Vermutung nahe, dass irgendwo hier ja auch noch der Strom vorhanden sein müsse, also an allen Teilen, die über diesen zweiten Automaten angeschlossen sind. Da haben wir mit einer Nachttischlampe an allen Steckdosen probiert, ob irgendwo noch ein wenig Strom zu zapfen war, damit man wenigstens in der Nacht noch Licht hatte, denn an einen Reparaturversuch im Dunkeln war nicht zu denken, das konnte man erst am Folgetag bei Helligkeit in Angriff nehmen. Die Nachttischlampe blieb aber an allen Steckdosen dunkel. Wir fanden kein Dose, auch keinen Raum, keine Lampe und nichts, was über diesen zweiten Sicherungsautomaten, der nicht rausgeflogen war, mit Strom versorgt wurde. So beließen wir es für diese Nacht dabei und wechselten rüber in mein Mobilheim, wo alles normal funktionierte. Samstag, kaum dass es hell wurde, stapften wir durch den hohen Schnee wieder rüber in Kaylas Mobilheim, um nach dem vermeintlichen Fehlerquelle zu suchen. Jetzt im Hellen erschlug uns die Ursache förmlich. In Kaylas Wohnzimmer lief von oben herab dreckige braungrauschwarze Brühe die Wand herunter, diese war zuvor wohl abends schon in besagte Verteildose gelaufen, daher dieser Gestank und Kurzschluß. Die Brühe wurde immer mehr, auf dem Fußboden stand schon eine sicher 1,5 m große Pfütze davon. Bei der Suche nach der Ursache kamen wir schnell darauf, dass unter der Schneelast, die Mobilheime haben ja alle fast-Flachdächer, das Dach genau über Kaylas Wohnzimmer eingerissen und abgesenkt war. Durch die Wärme, die dann von unten nach oben strömt, schmolz der Schnee von unten und triefte an der Rissstelle, die sich genau über der Wand befand, ins Wohnzimmer. Schnell ergriff ich eine alte Leiter, die ich immer unter meinem Mobilheim liegen habe, und kletterte auf das Dach von Kaylas Mobilheim, um es vom Schnee zu befreien. Was auch zügig gelang, da die ja so groß nicht sind. Trotzdem triefte es weiter ins Wohnzimmer, weil das Dach ja durchgehend nass war und da es immer noch leicht schneite, war es mit Abhilfe schaffen nicht so leicht. Ein Notbehelf hätte sein können, das ganze Dach mit Planen erst mal abdecken, damit von oben keine neue Feuchtigkeit reinkommt. Aber woher am Samstag gegen 11 Uhr, die es inzwischen war, brauchbare Planen in der Größe auftreiben? Während Kayla im Wohnzimmer blieb, um den Schaden unter Beobachtung zu halten, fuhr ich in den nächstliegenden Baumarkt und kaufte dort, für leider viel zu viel Geld, 4 große Gewebeplanen, je 6x4 m groß und einige Schnürseile. Dabei hatte ich noch größte Mühe, die Schneemassen hier auf dem Campingplatz zu durchfahren. Diese Planen banden wir dann so aneinander, dass sie immer überlappten und das komplette Dach des Mobilheims überdeckten. Trotzdem rann die Feuchtigkeit weiter, weil auf solch einer Dachfläche sich ja soviel Wasser ansammelt, da hört der Nachschub nicht gleich auf, wenn man das abdeckt. Wir brachten die wertvollsten Einrichtungsgegenstände rüber zu mir ins Mobilheim oder teils in Kaylas Schlafzimmer, wo es noch trocken war. Zu Samstagabend hin ließ das Nachfließen von Feuchte dann dank der Planen aber nach. Aber ich sage Ihnen, Kaylas Wohnzimmer, also den Raum als solchen, kann man jetzt komplett vergessen. Die Wand ist von der Feuchtigkeit völlig unbrauchbar geworden und aufgeweicht, das Gleiche gilt für den größten Teil des Fußbodens in diesem Raum. Eine genaue Überprüfung am Sonntag ergab, dass das Dach des Mobilheimes ja aus Blech besteht. Dessen Blechplatten sind an Querstegen angeschweißt, ein solcher Quersteg befindet sich genau über dieser besagten Innenwand. Die dortige Blechplatte ist wohl aufgrund der hohen Schneelast und weil wahrscheinlich die ja sicherlich schon weit über 35 Jahre alte Schweißnaht angerostet war, genau an der Schweißnaht ausgerissen und nach unten schräg durchgebogen, ja geradezu eingesackt. Dadurch kam von unten Wärme an den Schnee, der taute und die ganze Flüssigkeit lief an der Wand entlang genau in die Stromverteildose und ins Wohnzimmer. Ein Bekannter war am Montag hier zu Besuch und der schloss sich auch meiner Meinung an, dass eine Reparatur dieses Schadens sicherlich weit über 5.000 Euro kosten würde. Nun, ich trage dies normalerweise nicht nach außen, aber ich sage es Ihnen ganz offen, aber wir haben die Mobilheime nicht versichert, man mag es in der heutigen Zeit als töricht bezeichnen, aber es ist so. Wissen Sie, ich stehe auf dem Standpunkt, jede Versicherung, die man vermeiden kann sollte man vermeiden. Ich sehe es nicht ein, den wohlgemästeten Versicherungsgesellschaften von meinem meist knappen Geld auch noch etwas abzugeben und dann später, im tatsächlichen Schadensfall mit großer Wahrscheinlichkeit doch nichts oder nur einen geringen Teil erstattet zu bekommen und in den meisten Fällen tritt ja auch gar kein Schaden ein, wo man dann sagen könnte, man hat alles völlig umsonst bezahlt. Aber dieser besagte Bekannte von mir meinte auch schon, dass ich diesen Schaden erst gar nicht meiner Versicherung melden bräuchte, er war im Glauben, wir hätten für die Mobilheime eine Versicherung, da die für solche Schäden im Rahmen der üblichen Gebäudeversicherung nicht aufkäme. Ehrlich gesagt, ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass eine Versicherung dafür aufkommt, wenn wir eine gehabt hätten. Die zahlen Wasserschäden nur, wenn sie von geplatzten oder undichten Frischwasserrohren stammen, noch nicht einmal, wenn das Abflussrohr aufplatzt, eben weil's kein Frischwasser ist. Diesen gemeinen Passus, der in fast jeder Gebäudeversicherung irgendwo im Kleingedruckten steht, kennt fast keiner und sorgt dafür, dass die Versicherung etwa in 60 % aller Wasserschäden gar nichts zahlen braucht, obwohl Wasserschäden als Bestandteil der Gebäudeversicherung ausgewiesen sind, aber eben halt nur für Frischwasser aus Wasserleitungen, nicht für Abwässer und sonstige Wässer, wozu ja dieses Schneewasser vom Dach auch zählen würde. Ich weiß es auch nur deshalb, weil ich in der Reha- und Spezial-Klinik vor einigen Jahren in Liechtenstein einen Versicherungsfachmann aus Friedrichshafen immer mit am Mittagstisch sitzen hatte. Der war zwar steinreich und konnte sich noch wesentlich bessere Zusatzbehandlungen leisten, die mir von der Krankennotkasse nicht bezahlt wurden, trotzdem hatte es ihm wenig genützt, er ist kurz bevor mein Aufenthalt dort erfolgreich endete verstorben. Aber das nur am Rande. Gut, in Sachen Versicherung, beim Auto kommt man nicht daran vorbei und das hat ja auch seine Richtigkeit, aber ansonsten bin ich der typische Versicherungsmuffel, natürlich mit dem Nachteil, wenn wir heute abbrennen würden, dann hätten wir nichts mehr, außer dem Geld, was auf der Bank liegt und dem Wagen. Aber das sind Gedanken, die mir keinen Angstschweiß auf die Stirn treiben. Es gibt ja Leute, die schlafen nachts schlecht, geplagt von dem Gedanken, irgendwo eine Versicherungslücke übersehen zu haben, die nicht abgedeckt ist. Solche Kunden wünscht sich natürlich jede Versicherung, und es gibt wirklich viele, die jeden Monat fast ein Viertel ihres Gehalts nur für Versicherungen verheizen. Wie gesagt, an der Autoversicherung kommt man nicht vorbei, das muss auch sein und die Krankenversicherung, das muss zweifellos auch sein, denn wie schnell und unvorhersehbar man da vor unbeschreiblichen Kostenlawinen stehen kann, das habe ich ja schon am eigenen Leib erfahren. Ansonsten können mir die Versicherungen kreuz und quer den Buckel rauf und gleich wieder runter rutschen. Der Versicherungsvertreter, der so gut geschult ist, dass er mir zusätzlich zu diesen noch andere Versicherungen aufschwatzen kann, der wurde noch nicht geboren. Zumal die bei mir ohnehin nicht zu Wort kommen. Wenn die lästigen Schmeißfliegen von Versicherungs- Haustürvertretern hier ankommen, weit über den durchaus freundlichen Gruß kriegen die mit mir an Worten nicht gewechselt. Hinein in die Räume kommen die erst gar nicht. Jedoch ich neige wieder zum Abschweifen, wie so oft. Zurück zu dem enormen Schaden an Kaylas Mobilheim. Um es ganz klar zu sagen, ihr Mobilheim ist im Wesentlichen jetzt unbewohnbar. Das Schlafzimmer und das Bad sind noch uneingeschränkt nutzbar, aber das Wohnzimmer, in dessen auch ein abgetrennter Teil als Küche dient, ist hinüber. Der Bekannte von mir hat es dann irgendwie geschafft, die Stromleitungen so abzuklemmen, dass man diesen beschriebenen Sicherungsautomaten wieder einschalten kann und dann im Schlafzimmer und im Bad wieder Strom und Licht hat. Die Einrichtungsteile aus Kaylas Wohnzimmer und dem Küchenbereich wurden teils in unserem Mobilheim Nummer 3 gelagert und zu einem geringeren Teil noch bei mir untergebracht, wodurch es nun aber langsam doch zu eng wird. Wir haben gedanklich nun durchgespielt, wie es weiter gehen soll. Geld in eine Reparatur investieren werden wir unter den aktuellen Gesichtspunkten nicht, da es ja doch danach ausschaut, dass wir innerhalb der nächsten 3 Monate wieder von hier in eine normale Wohnung umziehen werden. Da wären wir ja ganz schön blöd, wenn man jetzt noch über 5.000 Euro in eine Reparatur pumpen würde, um bestenfalls für 2-3 Monate noch einen Nutzen davon zu haben. Die andere Möglichkeit wäre, das Mobilheim 3, welches bislang bekanntlich unser Keller- und Dachboden- sowie Waschküchen-Ersatz ist, zu Kaylas Mobilheim umzugestalten und die dortigen Dinge dann in Kaylas bisherigem, defekten Mobilheim unterzubringen. Das ginge, würde im Prinzip so gut wie nichts kosten, außer dem Arbeitsaufwand. Genau da liegt dann aber wieder der Punkt, denn man fragt sich schon, wozu soll man jetzt einen Arbeitsaufwand von vielleicht über einer Woche betreiben, um dann in einer ungewissen Zeitspanne von 1 - 3 Monaten doch hier wegzuziehen. Theoretisch könnte es sogar passieren, dass wir dann alles umräumen, umgestalten und dann schon bei der nächsten Besichtigungsrunde mit Herrn Collmer fündig und einig werden und schon in der nächsten Woche mit dem Umzug beginnen können. Na täte man sich dann nicht schwarz ärgern, für die vergebliche Arbeitsmühe? Ich denke schon und auch Kayla hat dazu unter diesen Vorzeichen keine Lust. Also zieht Kayla so lange vorwiegend dauerhaft mit in meinem Mobilheim ein, wir hocken ja ohnehin 70 % des Tages aufeinander, da lohnt ein solcher Aufwand für die restlichen 30 % gleich doppelt nicht. Natürlich ist das kein Dauerzustand, wie ich Ihnen schon damals mal sagte, man kann durchaus zusammen in eine Wohnung ziehen, das ist kein Problem wenn man sich gerne mag, aber dann muss trotzdem die Wohnung eine gewisse Mindestgröße haben, auch was die Anzahl der Zimmer betrifft, so dass man zwar gemeinsam in einer Wohnung lebt, sich aber auch trotzdem ab und zu, wenn einem danach ist, mal ganz in sein eigenes Reich zurück ziehen kann, ohne dem anderen zu begegnen. Ich habe im Laufe des Lebens die Erkenntnis gewonnen, dass eine Partnerschaft auf Dauer nur dann stressfrei und langlebig sein kann, wenn diese Möglichkeit besteht. Die jüngsten Ausführungen von Herrn Collmer machen uns da aber Mut und Zuversicht, dass es diesmal klappen könnte und wir so vielleicht schon in wenigen Wochen wieder einen Umzug in Angriff nehmen werden. Natürlich drängt uns der jetzige Vorfall mit dem winterlichen „Dachschaden" diese Sache mit mehr Nachdruck und so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Dem Collmer oder sonstigen Leuten von der Entwicklungsgesellschaft werden wir davon aber nichts sagen, um unsere Verhandlungsposition nicht selbst zu schwächen. Wenn die wissen, dass wir deswegen zumindest geringfügig unter Zeitdruck geraten könnten, dann würden die sicher versuchen, dies für sich auszunutzen und uns eine schlechtere Wohnung auf die Schnelle aufschwatzen wollen.
Nun reicht das für heute. Ich wünsche uns allen, dass der Winter bald aufgibt, ich denke es reicht jetzt und es kotzt einen langsam an, aber ohne deswegen den Mut zu verlieren, Ihr
Egbert Lappenkeuler
|
|
|
|
|
|
|
|
Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Die Würfel sind gefallen" vom 18.03.2006
Elanbeladene Grüße.
Der Frühling sitzt in den Startlöchern, es tut sich was und das in jeder Hinsicht. Die schlafenden Energien werden wieder langsam frei gelassen und die sind in absehbarer Zeit auch dringend nötig.
Ich hatte Ihnen schon neulich angedeutet, dass aus unserer Umsiedlung hier nun doch noch etwas wird. Während man sich nicht wirklich um weitere Wohnungswechsel reißen würde, weil das ja eine enorme Belastung ist, die zudem viel Zeit auffrisst, so sind wir doch nun froh, nicht zuletzt dank Herrn Collmer, jetzt tatsächlich eine Ersatzwohnung gefunden zu haben. Sie lesen richtig, wir haben nach sicherlich einer als Odyssee zu bezeichnenden Suche mit vielen Ungereimtheiten, nun endlich die ideale Ersatzwohnung gefunden, die auch für uns beide offensichtlich das Optimum bietet. Doch der Reihe nach, denn das muss ich Ihnen unbedingt erzählen. In meinem letzten Schreiben hatte ich Ihnen schon mitgeteilt, dass Herr Collmer eine Reihe von Wohnungsbesichtigungen hatte fallen gelassen, weil das Wetter zu schlecht war. Nun hat Herr Collmer in dieser Zeit aber nicht tatenlos in seinem Büro gehockt, sondern er kannte ja unsere Vorstellungen und hat sich deshalb von zahlreichen infrage kommenden, leer stehenden Wohnungen der Entwicklungsgesellschaft die Bauzeichnungen und Grundrisse kommen lassen. Am Schreibtisch hat er dann anhand dieser Pläne schon einmal sondiert, welche dieser Wohnungen am besten mit den von uns vorgetragenen Wünschen zusammen passen. So blieben von insgesamt 29 Wohnungen, deren Grundrisse er sich hatte kommen lassen, am Schluss nur noch 6 übrig. Von diesen 6 fiel eine schon gleich wieder raus, weil die weit außerhalb auf dem Lande eingepfercht in die Hauptstraße eines kleinen, grauen Dorfes lag. Wissen Sie, wenn ich schon aufs Land ziehen würde, dann müsste das Haus auch wirklich ruhig und ländlich liegen, aber aufs Land ziehen, um dann dort in einem schäbigen Mietshaus an einer Haupt-Durchgangsstraße mitten in einem eklig grauen Ortskern ohne vernünftigen Tageslichteinfall und mit ständigem Gebrause von LKW und PKW direkt vor der Haustüre zu wohnen, nein danke! Die Wohnung war zwar von der Aufteilung her sehr schön, das muss man zugeben, aber die Wohnung alleine ist nicht alles, auch wenn wir dort sogar 15 Jahre mietfrei wohnen dürften. Nun ja, die Sondierungen gingen weiter, ich will Ihnen das jetzt nicht alles haarklein erläutern, weil es zu weit führen würde und Ihnen ja auch nichts bringt. Am Schluss blieben ganze 3 Wohnungen über, die dann von uns am Anfang letzter Woche, beziehungsweise eine davon sogar bereits am letzten Samstagnachmittag besichtigt wurden. Diese Wohnung fiel aber gleich wieder raus, die lag im Stadtteil Untertürkheim, auch Mercedes-City genannt, in der Ötztaler Straße. Klingt schön, ist es aber nicht. Die Wohnung selbst war auch nicht schlecht, vom Zuschnitt her, aber das ganze Haus wirkte, wie auch die anderen Häuser daneben, sehr verkommen, wenn auch innen auf eine andere Weise wieder großzügig, was die Raumaufteilung betrifft. Und ich sage es ganz offen, auch wenn mich manche dafür mit Schelte überziehen möchten, ringsum daneben und im Erdgeschoss des gleichen Hauses wohnten nur Türken. Da passt der Name Untertürkheim wie die Faust aufs Auge. Ich ziehe niemals mit Türken zusammen in ein Haus, schon gar nicht, wenn die ganze Umgebung zu 80 % von Türken zugepfercht ist. Da lebt man, wie ein Fremder im eigenen Land und die haben andere Sitten, mit denen ich mich nun mal überhaupt nicht anfreunden kann. Das hat gar nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun, man kann das eher werten, wie bei jemandem, der keine Wagner-Opern mag, der wird sich auch nicht täglich in eine Wagner-Oper setzen. Man kann sagen, meine Lebensweise harmoniert nicht mit der, die meist von Türken an den Tag gelegt wird, egal wie freundlich diese Leute ansonsten vielleicht auch sein mögen. Es gibt Lebensumstände, Sitten und Gebräuche, die ich nun mal nicht abhaben kann und da wäre ich ja schön blöde, wenn ich mir selbst ein Bein stelle und in solch eine Gegend zöge. Doch weiter! Es blieben somit 2 Wohnungen übrig und beide hatten den enormen Vorteil, dass sie in dem Stadtbereich liegen, in dem ich früher, vor meiner Umsiedlung auf den Campingplatz, gewohnt hatte. Allerdings in anderen Straßen. Letzteres ist auch gut so, denn ich berichtete Ihnen schon von den enormen Straßen-Bauarbeiten die am früheren Standort tobten, die zwar inzwischen größtenteils beendet sind, aber eben doch noch nicht ganz und daher für große Belästigungen sorgen. Beide Wohnungen liegen in noch deutlich ruhigeren Bereichen dieses Stadtteiles. Die erste dieser beiden verbliebenen Wohnungen liegt in einem Sechsfamilienhaus in der Klopstockstraße. Eine für Stadtverhältnisse recht schöne Gegend, finde ich jedenfalls. Die Wohnungsaufteilung war eigentlich nahezu perfekt für uns. Man muss dazu vorwegschicken, dass wir dem Collmer klar gemacht haben, worauf er sich auch anstandslos eingelassen hat, dass wir bereit sind, zusammen in eine einzige Wohnung zu ziehen, obwohl jeder von uns ja eigentlich Anspruch auf eine eigene Wohnung hätte, wenn man uns dafür insoweit entgegen kommt, dass diese Wohnung dann so groß ist und so viele Zimmer hat, dass sich jeder darin problemlos seinen eigenen Bereich schaffen kann und dass zusätzlich aber auch noch genügend Raum für einen Gemeinschaftsbereich verbleibt. Das wäre in dieser Wohnung optimal möglich gewesen. Sie verfügt über insgesamt rund 85 m² Wohnfläche und die Aufteilung war eigentlich nicht übel, neben 2 WC, eines davon mit Bad und im anderen eine Duschecke, gab es eine Küche, ein Wohnzimmer und beachtliche 6 weitere, allerdings recht kleine Zimmer, von denen somit jeder von uns hätte theoretisch dann 3 für sein eigenes Reich in Beschlag nehmen können. Überhaupt sprang an dieser Wohnung gleich ins Auge, dass sie für 85 m² enorm viele Zimmer hatte, diese aber größtenteils dadurch zwangsläufig außergewöhnlich klein waren. Die Anordnung dieser Räumlichkeiten war so, dass alle Zimmer entlang einem Mittelflur lagen. Als Heizung war dort eine normale Gasheizung für das ganze Haus, das heißt in der einzelnen Wohnung waren dann normale Heizkörper einer Warmwasser-Zentralheizung. Auch der Zustand der Wohnung war für unsere Verhältnisse mehr als ausreichend gut. Fast schon hätten wir zugesagt, da so ziemlich alles für unsere Verhältnisse stimmig schien, wenn man mal von der wirklich sehr geringen Größe der 6 Einzelzimmer absieht, aber auf der Liste stand ja noch eine Wohnung, ebenfalls in dieser Gegend und ansehen kostete ja nichts, also haben wir dem Collmer gesagt, dass diese soeben besichtigte Wohnung durchaus schon in die engere Wahl käme, aber wir die letzte auf der Liste auch noch sehen möchten. Der fand diese Überlegung richtig, zumal man das gleich anschließend machen konnte, weil die nicht sehr weit von dieser entfernt lag. Mit dem Auto weniger als 5 Minuten Fahrzeit, zu Fuß vielleicht etwas über 10 Minuten. Unsere zuvor schon angenehme Überraschung wurde dann unerwartet kräftig getoppt, wie man so sagt. Die Fahrt ging von der Klopstockstraße weiter in Richtung Stadtrand, in Richtung Kräherwald, wo wir oft wandern. Nun ist der Kräherwald ein weites Hangwaldgebiet mit vielen Enden, welches sich über eine große Strecke parallel zum westlichen Ende des eigentlichen Kerns der Stadt erstreckt. Hinter, über und unter dem Kräherwald folgen dann weitere Stadtteile, die aber dadurch teils wie eigenständige Städtchen vom Rest entkoppelt sind, einmal ausgenommen vom bekannten Stadtteil Feuerbach, der sich nördlich über dem Kräherwald befindet. Wir fuhren in die Gustav-Siegle-Straße, die sich schon mehr gegenüber des südlichen Randes des Kräherwaldes befindet. Dabei ist erwähnenswert, dass sich die Gustav-Siegle-Straße wie ein langer, fast trapezförmiger Gürtel mit zwei Enden um einen Teilbereich dieser Wohnsiedlung legt, der an seinen beiden Kopfenden auf der breiten Straße „Am Kräherwald" mündet, die dort einen Teil einer Ringstraße um den Stadtkern von Stuttgart bildet. Dazwischen liegen dann innerhalb des Trapezes noch mehrere kleine Straßen. Auf der anderen Seite, sozusagen am Bauch der Gustav-Siegle-Straße, befindet sich auch noch ein schöner historischer Wasserturm mit einer Aussichtsplattform. Im letzten Bogen der oberen Endung dieser Straße wird es dann so ruhig, dass man eher glaubt, weit draußen auf dem Lande zu sein. Auch gibt es dort viel Grün, eine mit verschiedenen Bäumen und Hinterhauswiesen aufgelockerte Bebauung. Genau dort hielten wir vor einem alleinstehenden, nicht angebauten Haus, welches zu beiden Seiten von großzügigen, gepflegten und gepflasterten Einfahrten gesäumt wird, die hinter das Haus führen. Vor dem Haus ist ein Parkstreifen. Ich schaute Kayla schon ungläubig an und auch sie meinte, dass der Collmer sicher hier nur etwas abholen wolle und dann gleich mit uns woanders hin fährt, denn diese Wohngegend schien uns dann doch für uns zu teuer. Wissen Sie, es ist so eine Gegend, in der man normalerweise unter 1.000 Euro monatlich noch nicht mal eine Abstellkammer bekommt. Ich meine, so viel Gutes wird uns die Entwicklungsgesellschaft nicht antun und dort eine Wohnung kostenlos für 9 Jahre Restlaufzeit zur Verfügung stellen. Der Collmer parkte seinen Wagen auf dem Parkstreifen vor diesem besagten Haus, wir dicht dahinter. Er stieg aus und wunderte sich schon über unser Zögern, weil wir noch im Wagen sitzen geblieben waren. „Wo bleiben sie?", fragte er, indem er an unseren Wagen herantrat. Also stiegen wir auch aus. Der Collmer zückte einen riesengroßen Schlüsselbund und schritt mit uns über eine Eingangstüre in der rechten Haushälfte in einen piksauberen, lichten Flur, der bis unter die Decke mit sehr edlen und freundlich hellen Fliesen mit einem ungewöhnlichen Muster drin belegt war. Es roch mindestens so sauber, wie es hier aussah, ein wenig nach Veilchen, würde ich sagen. Der Collmer orientierte sich ein wenig und meinte dann aber, dass er sich geirrt hätte. Na bitte, dachte ich, da haben wir's ja. Er grinste und meinte: „Nein nein, die Wohnung ist schon in diesem Hause, wir sind hier richtig, aber deren Eingang erreicht man von diesem Flur nicht, der ist hinter dem Haus. Ich war selbst erst einmal hier." So gingen wir wieder raus, beschritten die rechte der beiden großen gepflegten Einfahrten, die hinters Haus führen. Hinter dem Haus sah es noch schöner aus. Ein großer Platz mit sauber verlegtem Verbundpflaster grenzt direkt ans Haus, dahinter schließt sich eine endlos lange, gepflegte Rasenwiese an, die so lang ist, dass man ihr Ende von hier gar nicht erkennen konnte. Seitlich von jeder Einfahrt senkt sich diese kurz hinter diesem Platz auf einer seichten Schräge in die Erde. Der Collmer sagte, dort geht es in die Tiefgarage, die sich zum Teil unter dem Rasen befindet. Ha, ein unterkellerter Rasen, wenn man so will, so etwas habe ich auch noch nie gesehen. Nun beschritten wir eine Eingangstüre die von hinten auf der gleichen Seite in das Haus führt. Es folgt hier ein ganz winziger Flur, ebenso pikfein gekachelt, wie vorne der große Flur, aber doch deutlich enger und die Kacheln haben eine andere Farbe und ein völlig anderes Muster, aber auch sehr schön und geradezu edel. Von diesem hellen, winzigen Flur, der über ein großes, wandfüllendes, wintergartenähnliches Fenster zur Rückseite des Hauses in Richtung der Wiese verfügt, gehen 3 Türen ab, in jeder Innenwand eine. Herr Collmer sagte, dass alle 3 Türen zu dieser Wohnung gehören und dass diese Wohnung den enormen Vorteil hat, dass sie a) im Erdgeschoss liegt ohne lästige Treppensteigerei und b) über diesen völlig eigenständigen Hauseingang verfügt, der nur von den Bewohnern dieser Wohnung zu nutzen ist, von keinem anderen. Der Eingangs-Wintergarten war so gesehen schon ein Bestandteil dieser Wohnung. Wenn man von außen in diesen Miniflur hineintritt und dann gleich in die erste linke Türe geht, kommt man in eine sehr große Küche. Wissen Sie, aus Wohnungen, die ich bislang bewohnte, kannte ich generell nur kleine Küchen, besser gesagt, sehr kleine Küchen, was mich eigentlich nie gestört hat, aber hier diese Küche, so etwas, ein Küchensaal müsste man dazu schon sagen. Manches Gasthaus wäre verlegen um solch eine Riesenküche. Alleine diese Küche verfügt über 26 m² Fläche. Sie hat rechte Hand gleich vorne eine Tür, die ins mit enormen 35 m² noch größere Wohnzimmer führt. Dahin gelangt man ebenfalls, wenn man im Flur die mittlere von den 3 Türen öffnet, die sich an der Wand gegenüber vom Hauseingang befindet. Das Wohnzimmer, ein gewaltiger Raum in L-Form, der westlich an die Küche grenzt, dann an der Einfahrtsseite, über die wir gekommen waren, also an der Querwand des Hauses, mehrere großzügige Fenster aufweist und dessen kleiner L-Schenkel dann im Vorderteil des Hauses bis an die straßenseitige Wand und noch etwas um die Ecke geht. Auch dort gibt es ein, dann etwas kleineres Fenster mit Blick auf die Straße, wo wir genau auf unser Auto blicken konnten. Was allerdings recht gewöhnungsbedürftig wirkt, ist die Tatsache, dass das L-förmige Wohnzimmer keine geraden Wände aufweist, sondern sowohl der lange L-Schenkel, aber besonders der kurze L-Schenkel stehen schräg. Gerade so, als dass zum Ende des L's der Raum immer enger wird. Das ist schon recht eigenwillig. Die Wände sind ansonsten selbst natürlich total gerade und glatt, nicht dass Sie mich nun falsch verstehen und meinen, da wären Buckel in den Wänden selbst, nur die Wände stehen in ihrer Gesamtheit sichtlich schräg. Aus diesem kleineren L-Schenkel zweigt an der Innenwand eine Tür ab, die in einem, ich möchte sagen, 6-eckigen, unsymmetrischen winzigen Zusatzflur mündet. In jeder der 6 Wände ist eine Tür, dieser Zusatzflur dient nur als Verteiler zu weiteren Räumen. Ich ergriff gleich die erste Tür rechts und prompt stand ich wieder in dem Zugangs-Wintergartenflur, über den wir herein gekommen waren. Jetzt wussten wir auch, wohin die dritte Tür in diesem Eingangsflur führt. Von den anderen 4 Türen führten die jeweils äußeren in ein schönes, normalgroßes Bad und in ein äußerst modernes, geradezu futuristisches WC. Das Bad verfügt auch über sehr schräg gestellte Wände, nur diesmal anders herum, so dass das Bad direkt hinter seiner Eingangstüre relativ eng und hinten sehr breit ist. Der Architekt hatte das wohl so mit einem Hintergedanken angeordnet, denn die Schräge, die auf der einen Seite der Wand das Wohnzimmer verkleinert, vergrößert so auf der anderen Wandseite das Bad. Wer braucht in einem Bad schon gleich hinter der Eingangstüre viel Platz? Den braucht man erst dort, wo die Wanne steht. Die beiden mittleren Türen des 6-eckigen Miniflurs führen in eigenständige Zimmer, die ebenfalls solch einen ungewöhnlichen, total schrägen Raumzuschnitt haben. Direkt hinter der Tür beginnt das erste schmal und wird nach hinten immer breiter, beim nächsten Zimmer ist's genau umgekehrt. Immer nach des Prinzip, dass der Raum der im Nachbarraum vorne fehlt, dem eigenen Raum vorne zugute kommt, wobei dem eigenen Raum dann die gleiche Fläche hinten fehlt und dem Nachbarraum hinten zugute kommt. Sehr gewöhnungsbedürftig ist das schon. Jedes dieser Zimmer weist etwa 15 m² auf, auch alles mit modernem Kachelboden und sehr gepflegt. Ich dachte, das wären dann sozusagen die Schlafzimmer und das war's. Falsch gedacht. Denn in jedem dieser kleineren Zimmer befindet sich ganz hinten in einer Ecke eine etwas kleinere Türe. Diese Türe führt jeweils zu einem eigenständigen schmalen Zusatzraum, der gewissermaßen den restlichen Hohlraum belegt, der durch den ungewöhnlichen Schnitt der Gesamtwohnung, des Zwischenflures sowie des Haupt-Eingangs-Wintergartenflures entsteht. Herr Collmer sagte, in diesem Haus habe sich ein begabter Architekt mal so richtig ausgetobt, was man dem Haus von außen überhaupt nicht ansieht. Das Haus sei 1975 erbaut worden, aber die inneren Finessen mit der ungewöhnlichen Raumaufteilung habe ein halber Stararchitekt hier aus Stuttgart im Jahre 2001 verwirklichen lassen. Der hatte das Haus damals selbst gekauft und nach seinem speziellen Raum-Aufteilungssystem innen total umgebaut, es dann aber später an die Entwicklungsgesellschaft im Tausch gegen ein anderes Gebäude eingehandelt. Jede der insgesamt 7 Wohnungen in dem Haus hat einen völlig anderen Schnitt. Das muss, laut Herrn Collmer wohl auch besonders pfiffige Lösungen bei der Baustatik verlangt haben, da durch diesen Zuschnitt die inneren Tragmauern nie gleich mit denen der darüber befindlichen Wohnung liegen. Alleine deshalb wären die Decken so ungewöhnlich niedrig, sie sind etwa nur 2,25 m hoch, weil sich darin noch besondere Versteifungsträger für diese Statik befänden. Keine Wohnung ist auch nur annähernd mit der anderen vergleichbar. Egal ob man jetzt die Raumaufteilung oder die Grundausstattung betrachtet. Herr Collmer erwähnte, dass manche Handwerker, so zum Beispiel die Fliesenleger, damals bei dem Umbau manchen Fluch in diesem Haus abgelassen haben, denn bei diesen Schrägen kann man ja kaum eine Kachel so zuschneiden wie die andere und man muss besonders viel schneiden und anpassen. Diese Umbauarbeiten hätten dadurch auch mehr als doppelt so lange gedauert, wie bei einem Haus mit normalen Wohnungen. Die Wohnung verfügt über eine Art Doppelheizung, einmal eine Fußbodenheizung in allen Räumen, die für eine angenehme Grundtemperierung von unten sorgt und dann noch über einen normalen Flachheizkörper in jedem Raum, im Wohnzimmer sogar derer 2, mit dem man dann die ergänzende Wärme holen kann, um es richtig gemütlich zu bekommen. Auch kalte Füße gehören so für immer der Vergangenheit an. Kayla staunte nur noch ungläubig und brachte kein Wort mehr raus. Ich grübelte und dachte, das kann doch alles nicht stimmen, irgendwo muss da ein gewaltiger Haken sein. Der Collmer ist auch nicht blöd und merkte, dass wir der Sache misstrauten. Ich begann dann ihn mit Fragen zu durchlöchern. Er versicherte, dass genaue diese Wohnung so wie sie da ist, uns für 9 volle Jahre mietkostenfrei angeboten wird. Die Wohnung umfasst insgesamt rund 115 m² Wohnfläche. Was wir zahlen müssen, und das ist klar, sind sämtliche Nebenkosten. Die sind aber ähnlich wie in einfacheren Wohnungen auch. Strom, Wasser, Kanalisation, Müll, Telefon, Gemeinschaftsstrom für Flur- und Außenbeleuchtung Straßenreinigungsanteil, gut den hatten wir sonst nicht, der macht aber im ganzen Jahr nur 27 Euro aus. Der Collmer betonte noch besonders, dass die Heizkosten im Mittelwert eher einer 60 m² - Wohnung entsprechen würden, weil bei dem schrägen Umbau auf eine extrem gute Wärmedämmung geachtet wurde und die sehr niedrige Raumhöhe tut ihr übriges dazu. Alle Außenwände wären vierfach gedämmt, der Boden zweifach, die Decken dreifach und sogar die Innenwände wären noch einfach gedämmt, was normalerweise nicht gemacht wird. Die Fenster sind auch ein ganz besonderes Wärmedämmglas mit einer leicht bläulichen Beschichtung. Diese Beschichtung hat zudem den angenehmen Vorteil, dass man von außen selbst ohne Gardinen nicht durch die Fenster in die Wohnung blicken kann, höchstens dann, wenn man sich am Fenster schon die Nase platt drückt. Noch als ich fragend weiter bohrte, schoss es durch den Collmer und er jauchzte: „Ach herje, ich hab ja noch was vergessen! Kommen Sie mit." Eilig huschte er aus der Wohnung und wir hinterher. Er sauste die anfangs beschriebene Weiterführung der Einfahrt hinter dem Haus in die Tiefgarage unter dem Rasen runter, öffnete dort mit einem Schlüssel an der Einfahrt ein silbern glänzendes Rolltor und wir schritten in die Tiefgarage. Diese bietet insgesamt Platz für 30 Fahrzeuge und der Collmer sagte, dass uns von diesen Stellplätzen 2 Stück zur Verfügung stünden, ohne Aufpreis. Dabei zeigte er auf 2 freie Parkbuchten, die am Asphaltboden und an der weißen Wand mit C 1 und C 2 beschriftet waren. Die Buchstaben sagen dabei aus, zu welcher Wohnung die jeweiligen Parkbuchten gehören, jede Wohnung im Haus hat eine Buchstabenbezeichnung von A bis G, diese hier heißt also C. Es gibt auch sogar Wohnungen, denen sogar 3 Parkplätze in der Tiefgarage zustehen, so z.B. die linke Wohnung im ersten Stock, die Wohnung D ist das, die ist auch über 150 m² groß oder ähnliches gilt für die Wohnungen F im zweiten Stock und die Wohnung G im Dachgeschoß, die beide sogar noch größer sind, weil sie sich über die ganze Etage erstrecken. Die ganze Tiefgarage ist schön hell ausgeleuchtet, ohne dunkle Ecken, wie man es sonst von vielen Tiefgaragen so kennt. Wenn wir nur einen Platz nutzen, dann könnten wir den zweiten befristet mit monatlicher Kündigungsfrist auch an andere Leute vermieten, sofern diese im Umkreis von 300 m wohnen. Oder ihn als Abstellplatz wie einen Kellerraum nutzen, wir müssten uns dann nur einen provisorischen Verschlag darum selbst bauen. Des weiteren stehen dem Wohnungsinhaber im Keller des Hauses 2 mittelkleine Kellerräume zur Verfügung. Wir schauten uns noch ungläubiger an, als zuvor. Ich fragte Kayla schon, ob wir derzeit am schlafen und träumen wären. Der Collmer lachte und meinte, wir sollten uns keine Sorgen machen, das sei alles wirklich völlig kostenlos, wie abgesprochen und wir bekämen das auch alles vertraglich zugesichert, dass wir dort 9 Jahre lang, wie besprochen, wohnen könnten. Dann schaute er etwas sachlicher und begann mit dem Wort: „Aber...." Ich zuckte gleich zusammen und sagte zu Kayla: „Da! Jetzt kommt es! Jetzt kommt der Pferdefuß!" Dann begann der Collmer laut zu lachen und führte weiter fort: „Mensch, sie sind aber misstrauisch. Aber 2 kleine Haken gebe es da wirklich. Haken Nummoro 1, sie - also wir- erzählen keinem der anderen Campingplatzbewohner von unserer Abmachung mit dieser tollen Wohnung und das gilt für immer und Haken Nummoro 2, speziell ich sollte dann künftig ungefähr zwischen April und Oktober die eben gesehene, beachtlich große Rasenfläche mit einem selbstfahrenden Rasenmäher mähen sowie im Winter morgens zwischen 7 und halb 8 bei Bedarf den Bürgersteig vor dem Haus und beide Zuwege hinters Haus streuen - weiter nichts." Also ich denke, das sind Bedingungen, die kann man angesichts der Gegenleistung annehmen. Die Rasenfläche ist zwar wirklich sehr groß, der Herr Collmer sagte, es wären 5.500 m², aber ich brauche kein Unkraut jäten oder so was, das macht alles eine Gärtnerfirma dreimal im Sommer, nur das normale Mähen, das muss ich dann machen. Der erforderliche Rasenmäher, solch ein kleiner Benzintraktormäher zum draufsetzen, steht in der Tiefgarage, auch Streumittel für diese Wintersachen lagern dort immer genug. Nun, mit solchen Arbeiten habe ich ja aus meinem vorletzten Wohnsitz Erfahrung, das hatte ich dem Collmer vor Monaten auch schon mal gesagt, und darin sehe ich kein Problem. Ich vermeide es aber absichtlich diese Sache als Hausmeister-Job zu bezeichnen, denn dazu geht sie nicht weit genug, sie beschränkt sich nur auf diese beiden Dinge. Der Herr Collmer erläuterte dann am Schluss auch, warum die Gesellschaft zudem so großzügig mit der Vergabe einer solch tollen Wohnung sei. Er sagte, nach dem Umbau habe nur einmal ein Mieter für weniger als 2 Jahre darin gewohnt, der ist dann in eine andere Stadt aus beruflichen Gründen umgezogen. Seit dem sei es der Entwicklungsgesellschaft nicht mehr gelungen, die Wohnung neu zu vermieten. Selbst nicht zu 60 % des üblichen Mietpreises. Der Grund: die Leute, die soviel Geld für die Wohnung bezahlen müssten, sind alle so stock - konservativ, dass sie sich nicht mit den schrägen Wänden und niedrigen Decken anfreunden mögen. Vor allem das Argument, dass man an den enger zusammenlaufenden Stellen der Zimmer angeblich kaum normale Möbel aufstellen könne, würde dann fast immer angeführt und falls man diese dann doch verwende, sähe das im Gesamteindruck alles irgendwie schräg aus. Also diese Leute sind dann für so viel Geld auch so fest mit ihren Ansichten verwurzelt, dass sie für diese Summen nichts anderes gelten lassen. Unser Glück, könnte man sagen. Wir haben uns eine Nacht Bedenkzeit erbeten und schon am nächsten Tag, als wir uns beim Collmer wieder meldeten, sagte der direkt, noch bevor ich ihm unseren Entschluss für die Wohnung mitteilte, dass wir dann schon Ende der nächsten Woche mit dem Umzug beginnen sollten. Für den war gleich klar, dass wir diese Wohnung akzeptieren würden und er gratulierte uns ausdrücklich, damit den Fang unseres Lebens gemacht zu haben. Er meinte nur, dass die schwierige Zeit für uns in 9 Jahren kommen würde, wenn dieser Vertrag auslaufe, weil wir dann natürlich nur weiter dort wohnen könnten, wenn wir die normale Miete, wie jeder andere auch, zahlen müssten. Da hat er recht und dann müssten wir sicherlich wegziehen. Aber 9 Jahre sind eine lange Zeit und wir wären dumm, wenn wir das nicht ausnutzen würden. Der Collmer meinte auch, die besagte Wohnung steht ohnehin leer und dann könne man den Vertrag so datieren, dass wir ab 1. April dort schon offiziell wohnen und zugleich, dass wir ab 31.März offiziell nicht mehr auf dem Campingplatz wohnen. Er betonte das so, als ob dieses Datum von ganz besonderer Wichtigkeit sei, was ich ehrlich gesagt nicht so richtig begriffen habe, warum das so wichtig sein soll. Kayla fragte ihn auch in diese Richtung, er zuckte dann aber nur mit den Schultern und sagte, das sei eine rein verwaltungstechnische Sache, die dann einfacher und für die Entwicklungsgesellschaft kostengünstiger zu handhaben sei, wenn wir offiziell noch im ersten Quartal des Jahres vom Campingplatz verschwänden. Na ja, uns soll's egal sein, wenn wir etwas davon haben, sollen die auch ihre Vorteile davon haben, warum auch nicht? Sie können sich gar nicht vorstellen, wie begeistert wir sind. Auch weil Kaylas Mobilheim nun die Schäden aufweist, von denen ich Ihnen neulich berichtete und damit haben wir nichts mehr zu tun. Was mit den Mobilheimen weiter geschieht, ist auch nicht mehr unsere Sache. Im Vertrag, den wir gleich am Mittwoch unterzeichnet haben, steht drin, dass wir die Mobilheime und deren Nutzung an die Entwicklungsgesellschaft abtreten. Gut, theoretisch hätten wir die laut den früheren Abmachungen noch verkaufen können. Aber erstens wer sucht gerade so etwas, zweitens müssten die Dinger dann dort noch wegtransportiert werden und wer weiß, ob die das überstehen würden und drittens hätte man viel Geld auf die Schnelle dafür auch nicht bekommen. So brauchen wir uns darum nicht mehr kümmern und haben mit der tollen Wohnung wirklich den Vogel abgeschossen. Gleich nach der Vertragsunterzeichnung hat uns der Herr Collmer die Schlüssel von der neuen Wohnung ausgehändigt und gesagt, dass wenn wir wollten, könnten wir noch am gleichen Tag mit dem Umzug beginnen. Wie sich nun alles überstürzt. Da sehen Sie, wie das geht. Noch vor nicht allzu langer Zeit habe ich Ihnen groß die enormen Vorzüge von kleinen Wohnungen ausführlich dargelegt und jetzt ziehe ich selbst in eine solch unvorstellbar große Wohnung mit 115 m²! Gut, man muss ehrlich sein, denn da wir zu Zweit sind, muss man das ja durch 2 teilen, also 57,5 m² für jeden, so gesehen. Ich weiß, das ist ein sehr komischer Vergleich, aber man biegt sich ja alles ein wenig so, wie man es selbst braucht und sieht. Da wir bekanntlich beide nicht sehr viele Möbelstücke und auch sonst nicht viel besitzen, ist der Umzug in der verbleibenden Zeit bis Ende dieses Monats ein Klacks. Schon gestern haben wir einige Kartons mit Klamotten und Kleinzeugs rüber in die neue Wohnung gefahren. Anschließend, wir konnten es einfach nicht erwarten, haben wir in der neuen Wohnung schon übernachtet, einfach auf Matratzen auf dem temperierten Fußboden, ein völlig neues Erlebnis. Wir konnten uns gar nicht entscheiden, in welchem Raum wir übernachten sollten. Es ist auch unheimlich ruhig dort. Auf dem Campingplatz ist schon wenig Lärm, jedenfalls um diese Jahreszeit, aber in der neuen Wohnung herrscht vor allem nach 21 Uhr eine herrliche Stille und Ruhe. Es kommt auch quasi in diesem Bereich keinerlei Durchgangsverkehr vorbei und diese mehr befahrene Ringteilstraße „Am Kräherwald" beginnt erst in einiger Distanz, vielleicht 300 m hinter dem Ende der langen Rasenwiese und diese ist selbst sicher auch noch mal über 200 m lang. Auch sind wir zu Fuß schnell im Kräherwald zum Wandern, herrlich! Nun wird uns ein anderes, eigentlich unbedeutendes Problem bewusst. Wenn wir all unser Hab und Gut in der neuen Wohnung haben werden, sieht es dort immer noch recht leer aus, denn die paar Möbele, die zuvor selbst in einem 35 m² Mobilheim noch viel Raum dazwischen ließen, verschwinden fast unsichtbar in einer 115 m² - Wohnung. Es ist schon sehr gut, dass der Vormieter seine komplette Einbau-Küche drin gelassen hat. Erstens könnten wir uns solch eine Küche gar nicht leisten, es ist eine moderne Nirostaküche, sehr edel, und zweitens wäre eine Anschaffung in dieser Größenordnung sehr umständlich und schwierig. Jetzt muss ich nur noch zusehen, dass ich von dem Umzugsbekannten mal wieder den Ford-Transit geliehen bekomme, um dann die etwas größeren Dinge in die neue Wohnung zu transportieren. Einige Leute hier vom Campingplatz schauten schon blöd und zerrissen sich den Mund. Gerade der blöde Schultheiß, mit dem wir ja etwas verfeindet sind, dieser Ex - Kommissschädel, kam als erster und hielt seine Neugierde nicht mehr aus. Er fragte, was wir denn machen würden, ob wir umziehen. Nun, ich erwähnte bereits die Vereinbarung, die wir unterzeichnet hatten, dass wir hier keinem etwas von den genauen Dingen sagen, so sagten wir, dass wir eine andere Wohnung günstig irgendwo gemietet hätten und nun dorthin umziehen würden. Sehr misstrauisch beäugte dieser Schultheiß uns dann und stellte immer weiter bohrende Fragen, auch ganz konkret, ob wir die neue Wohnung von der Entwicklungsgesellschaft bekommen hätten. Das haben wir dann natürlich verneint. Dann wollte er wissen, wo die liegt, da habe ich gesagt, die sei nicht mehr in Stuttgart, sondern wir würden nach Freiburg ziehen, das schoss mir gerade so durch den Kopf. Wissen Sie, wenn ich gesagt hätte, in Stuttgart, dann hätte der gefragt wo genau und der Idiot wäre uns doch garantiert dort beobachten gekommen, das hätte dem doch keine Ruhe gelassen. Wenn der dann gesehen hätte, in welche Sorte von toller Wohnung wir ziehen, der wäre ja wahnsinnig geworden, obwohl das nicht geht, weil er es schon ist, aber wenn Leute seines Schlages Neid schüren, dann setzen die alles daran, einem zu schaden. Ich dachte mir in dem Augenblick, Freiburg ist weit genug weg, dass der keine Lust mehr entwickelt, dorthin zu fahren, nur um seine eklatante Neugierde und Missgunst zu befriedigen, auch wenn's nicht stimmt.
Sie sehen, für uns hat sozusagen der Umzugsstress schon gleich begonnen. Allerdings ist das Wort Stress in diesem Zusammenhang aus momentaner Sicht wirklich noch übertrieben. Dank der schon erwähnten Tatsache, dass unser Hausstand sehr klein ist und selbst die wenigen Möbel, die wir haben, sind für sich genommen auch zum allergrößten Teil relativ klein. Ich glaube ich schrieb Ihnen schon mal, dass ich generell keine großen Schränke habe, sondern nur kleine, die von der Größe her mehr mit einer Kommode gemein haben. Die größten Dinge in meinem Haushalt oder sagen wir mal, die, die am schwierigsten zu transportieren sind, das ist die gute alte Miele - Waschmaschine, vor allem wegen deren exorbitantem Gewicht und meine Kühl- und Gefrierschrankkombination, die nicht wegen dem Gewicht, sondern wegen der hohen unhandlichen Abmessungen. Aber gerade mal 2 Dinge, die etwas Umzugsprobleme bereiten können, da kann man drüber lachen und das kriegen wir locker geregelt, da mache ich mir gar keinen Kopf. In Kaylas Wohneinheit gibt es eigentlich gar keine Teile, die Schwierigkeiten erzeugen, da wir uns die Nutzung der guten, schweren Miele ja teilen und das Gleiche gilt eigentlich für den Kühl- und Gefrierschrank. Das heißt, einen kleinen normalen Kühlschrank hat sie auch noch zusätzlich, den hatte sie mal günstig durch Beziehungen ihres Arbeitgebers kaufen können. Der ist aber sehr klein, er hat ungefähr nur die halbe Breite eines normalen Kühlschranks. Vom Gewicht her könnte man den mit einem Arm tragen, und dass, obwohl ich nun wirklich kein Kraftmeier bin. Selbst Kayla würde das schaffen, sofern man einen vernünftigen Punkt zum Angreifen fände. Etwas Sorgen oder die Vorausahnung von Problemen bereiten mir da ganz andere Dinge. Ich befürchte, dass die Post wieder Schwierigkeiten mit der Nachsendung von Briefen machen wird. Ich weiß nicht, ich glaube, ich hatte Ihnen das mal geschrieben, welche geistreichen Unsinnigkeiten man sich dort bei meinem letzten Umzug geleistet hatte, indem man die Post an die gleiche Ursprungsadresse weitergeleitet hat, von der sie kam. Dann muss ich auch schon wieder die Telefon- und Internetsache ummelden und die halten mich vielleicht bald für verrückt, wenn ich das nach nur einem Jahr schon wieder ummelde. Ich weiß nicht, wie lange das dieses mal braucht. Diese Sache ging eigentlich damals problemloser und vor allem schneller, als ich erwartet hatte. Falls es nun länger dauert, dann haben wir eben Pech gehabt. Wissen Sie, ich brauche Telefon und Internet nicht wirklich, wenn ich mal ehrlich sein will, so könnte ich auch darauf ganz verzichten. Es ist mehr eine Gewohnheitssache geworden und ich habe gerade gestern auch die entsprechende Ummeldung schon beantragt. Falls es diesmal länger dauern sollte, wissen Sie Bescheid, so könnte es sein, dass mal längere Zeit keine E-Mail von mir kommt. Falls dem so ist, dann liegt es am Umzug und am Ummelden dieser Internetsache.
Rückbetrachtend bleibt die Frage, ob wir den Mobilheimen und dem Campingplatz die eine oder andere Träne nachweinen. Ganz ehrlich und ein wenig ernüchtert möchte ich dazu sagen: nein! Es war schön dort, es hatte seine Vorteile, das bleibt unbestritten, aber es hatte auch seine Nachteile, sogar gravierende Nachteile. Wissen Sie, dort konnte man ekligen Leuten, wie dem schwachsinnigen Ex-Offi Schultheiß und ähnlichen Schleimscheißern nicht so ohne weiteres aus dem Wege gehen, obwohl das Gelände weitläufig war. Irgendwann traf man immer wieder auf die. Dann angesichts der neuen Wohnung mag man den Verlust der positiven Dinge des Campingplatzes gerne verschmerzen. Gut, wenn man jetzt mitten in den Stadtkern von Stuttgart möchte, so ist dieser von unserem neuen Wohnsitz sogar weiter entfernt, als vom Campingplatz, aber die Straßen dorthin lassen sich in kürzerer Zeit befahren, so dass rein zeitlich gesehen die Fahrt in die Innenstadt merkbar kürzer wird, obwohl der Weg vielleicht 2 km länger ist. Natürlich trägt auch Kaylas jüngster „Dachschaden", an ihrem Mobilheim, dazu bei, dass uns die Entscheidung leichter gefallen ist. Wer weiß, welche weiteren versteckten Mängel da im Laufe der nächsten Jahre noch auf uns gewartet hätten? Andererseits wissen wir auch, dass mit der jetzigen Entscheidung jegliche Moselträume endgültig geplatzt sind. Aber ich sage, es ist doch so, hätten wir wirklich sehr günstig an der Mosel ein altes Winzerhäuschen gekauft, dann hätten wir auf viele Jahre nur im Renovierungsdreck gesessen, bevor wir hätten vernünftig wohnen können. Denn zum Beauftragen von Fachfirmen, die das in kurzer Zeit erledigen, fehlt uns das Geld und wenn man als Laie alles selbst macht, dann braucht man eben viel Zeit. Weder Kayla noch ich hätten Lust dazu, über mehrere Jahre auf einer Dauerbaustelle zu wohnen, dann bekommt man ja gar nichts anderes mehr getan, wozu man mehr Lust hat. Ich weiß es klingt vielleicht eigenartig, aber mal zur Not flach ausgedrückt, dann habe ich doch lieber rund um die Uhr Spaß mit Kayla, als mich jahrelang rund um die Uhr im Baustellendreck zu wälzen. Etwas anders sähe es aus, wenn das eine überschaubare Sache wäre, bei der man sicher sein kann, nach einem halben Jahr vielleicht aus dem Dreck raus zu sein. So wie jetzt, da ziehen wir um, hocken vielleicht 2 Wochen im Chaos, sind dann aber fertig und leben in einer Wohnung, die so schön ist, wie wir es uns nie hätten träumen lassen. Die schrägen Wände, also die unsymmetrischen Raumschnitte stören uns wenig, was sich ja auch irgendwie gut trifft, denn mit unseren kleinen Möbeln stoßen wir da sicher nirgendwo auf Probleme und die Zimmer dort sind ja, gemessen an dem, was wir gewohnt sind, riesengroß, nur dass die meisten halt nur an einem Ende groß sind und am anderen Ende die Wände verengend aufeinander zulaufen. Ich denke, wenn die gröbsten Dinge des Umzuges überstanden sind, dann werde ich Ihnen wieder ausführlich davon schreiben, vorausgesetzt die Telefon- und Internetummeldung funktioniert bis dahin.
Dann noch kurz zu etwas anderem. Wir sind nicht die Einzigen, die umziehen werden. Ich erzählte Ihnen schon öfters von meinem Autobekannten, der die sexuell völlig unersättliche Griechin geheiratet hat. Der betreibt ja seit vielen Jahren eine alte Hinterhofwerkstatt hier in Stuttgart. Diese Werkstatt ist wirklich uralt, vom Gebäude her, und die Platzverhältnisse dort sind vor allem draußen neben und vor der Werkstatt sehr eng. Aber ich habe es immer so verstanden, dass der sich auch nichts größeres leisten kann. Woher auch, denn der war in den Preisen immer sehr günstig und ehrlich, davon kann man halt nicht reich werden. Trotzdem staune ich nicht schlecht, als er mir gestern mitteilte, dass auch er umzieht, allerdings an den südlichen Stadtrand im Umfeld des Stuttgarter Stadtteils Heslach. Er hat dort tatsächlich ein komplettes Autohaus gekauft, welches seit 4 Jahren leer steht. Es ist ein relativ modernes Gebäude, erst in der Zeit um 1980 errichtet, in Einzellage am Rande eines kleinen Gewerbegebietes, mit verglastem Ausstellungsraum und angebauter, eigenständiger Werkstatthalle, sogar mit 3 Hebebühnen und allem Pipapo und direkt dahinter befindet sich ein dazugehöriges Wohnhaus, in welches sie einziehen werden. Rundherum ist noch viel Platz mit gepflasterten Ausstellungsflächen zum Abstellen von Kunden- und Gebrauchtwagen. Eine tolle Anlage. Weil er im April mit seinem Umzug dorthin beginnt, schließt er seinen Werkstattbetrieb von nächster Woche an bis Ende Juli ganz. Anfang August will er dann am neuen Standort wieder eröffnen. So erwische ich mich jetzt dabei, mich zu fragen, wie er das finanziell schaffen kann, denn ich weiß doch, dass der früher immer eher Finanzprobleme hatte. Ehrlich gesagt, konnte ich mir bislang nicht vorstellen, dass er seit der Bekanntschaft und Heirat mit seiner Griechin mehr Einkommen erzielt, da er seit dem mehr Zeit mit der im Bett, als in der Werkstatt verbringt. Nun, die Lösung liegt fast auf der Hand, nein, es ist nur ein Teil der Wahrheit. Teils haben die Eltern der Frau sogar die Idee aufgebracht, dieses leerstehende Autohaus zu kaufen und sie haben einen großzügigen Betrag dazu beigesteuert. Zudem hat er jetzt irgendwie einen Draht zu Leuten, die Gebrauchtwagen in größeren Mengen aufkaufen und er liefert denen pro Monat zwischen 5 und 10 Gebrauchtwagen, die er zuvor aus verschiedenen Verkaufsanzeigen von Privatleuten zusammensucht. Das läppert sich und bietet ihm den Vorteil, dass er an diesen Wagen kaum etwas machen braucht, also weiterhin viel Zeit für seine nymphomane Griechin hat. Er kauft die Wagen günstig, packt sie sozusagen zu einem Paket von 5 bis 10 Fahrzeugen zusammen und verkauft die dann, selbstverständlich mit ordentlichem Gewinn, an seine Abnehmer weiter. Das läuft so seit sicher über einem halben Jahr und scheint auch eine langfristige Sache zu werden. Damit verdient er deutlich mehr, als mit der Reparatur von Autos. Daher kann er sich das jetzt leisten. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann sind diese Massenkäufer der Gebrauchtwagen sogar Griechen, die die ollen Karren dann nach Griechenland verfrachten. Er hat die sogar über seine Frau kennen gelernt. So könnte man sagen, hat seine Frau ihm sogar diesen wirtschaftlichen Aufschwung beschert, obwohl ich zunächst geglaubt hatte, dass die sein völliger Ruin ist, weil die fast nur noch Sex kennen und der gar keine Zeit zum Arbeiten an den Autos mehr findet. Aber man muss sagen, das Autohaus ist eine schwere Investition. Ich habe zwar nicht viel Ahnung davon, was so was kostet, aber in der Größe und Ausstattung wird es hier in Stuttgart sicherlich deutlich über einer halben Million Euro liegen, wahrscheinlich sogar näher an einer vollen Million. Wissen Sie, man täuscht sich in nichts mehr, als in den Leuten. Die Eltern der Frau, wenn Sie die sehen würden, dann würden sie glauben, dass die so haarscharf an der Sozialhilfe vorbeischrammen. Total unmodisch, fast schon leicht zerfleddert und karg, leben die. Sagen wir es mal so, deren Lebensstandard ist fast noch geringer, als der von uns und das will schon was heißen. Der Vater von der Frau fährt einen alten Ford-Sierra, der seine besten Zeiten schon vor 10 Jahren hinter sich hatte und ich kenne die Wohnung von denen von außen, also ich möchte gar nicht in dem Haus wohnen. Da lebt man sogar auf dem Campingplatz nach meiner Meinung deutlich besser. Aber wie ich erfahren habe, der Autobekannte hat sich da mal etwas verplappert, sind die sehr reich und gleich an mehreren Geschäften in und um Stuttgart beteiligt. Meist irgend was mit Autos und mit Im- und Export. Nun ist der Begriff „sehr reich" natürlich eine Definitionsfrage. Bei dem einen gilt schon der als reich, der 20.000 Euro auf der hohen Kante hat, bei dem anderen beginnt der Begriff erst ab der zweiten Million auf dem Konto. Nun, soviel ich mitbekommen habe, kann man bei denen durchaus von einem Reichtum irgendwo zwischen 500.000 und einer Million Euro ausgehen. Wie schon erwähnt, da sieht man, wie man sich in den Menschen täuschen kann. Ich hätte erwartet, dass der Vater der Griechin vielleicht Toilettenmann, Straßenfeger oder Müllmann oder so was ähnliches ist, so wie der immer rumläuft und das, obwohl ich nicht viel um Äußerlichkeiten gebe, was man an mir selbst ja schon sieht.
Stuttgart versinkt unterdessen weiter im Müll. Stellenweise sieht es wirklich inzwischen abenteuerlich aus. Wie neulich gesagt, uns tangiert es noch nicht wirklich, der Campingplatz ist groß. Ich dürfte es eigentlich nicht sagen, aber Ihnen kann ich das ja ruhig sagen. Dort wo hier am Campingplatz vor etlichen Wochen die Probe- Baggerarbeiten auf die alten Fabrikkeller gestoßen sind, haben die ja aufgehört und große Löcher hinterlassen, die in diese alten Keller führen. Dahinein habe ich schon etliche Müllsäcke verschwindibus entsorgt. Die stürzten in die Tiefe und ich hatte den Eindruck, dass die sicher noch 30 m oder mehr nach unten gefallen sind, denn es dauerte recht lange, bevor man kaum hörbar den Aufschlag der Säcke in den dunklen Löchern hörte. Wenn die irgendwann in einigen Jahren das ohnehin alles abbaggern, dann können die meinen Müll dann ja mit entsorgen, wenn dann überhaupt noch etwas davon übrig ist.
Nur so aus Spaß habe ich diese Tage dem blöden Schultheiß einen kleinen Streich gespielt. An seinem großen Wohnwagen hat der sich einen umzäunten Vorgarten eingerichtet, mit einer Schwenktür drin. Diese Tür hat aber keinen wirklichen Sinn, da sie nur einen halben Meter hoch ist, wo ja jeder drüberspringen kann. Wenn er mit seinem relativ neuen, teuren großen Protzgeländewagen vor seinem Wohnwagen parkt, fährt er immer an der geöffneten Schwenktüre rein und lässt sie dann offen, damit er, wenn er später mal wieder raus fährt, diese Tür nicht nochmals extra öffnen muss. Nun kam ich nachts zufällig über den inneren Campingplatzweg an seiner Parzelle vorbei, sein Wagen stand dort und ich habe leise diese Tür zugezogen. Gut, wer rechnet denn damit, dass der Blödmann am anderen Morgen rausfährt, ohne zuvor nach hinten zu schauen? Ich ging nur davon aus, dass er dann halt die kleine Zusatzmühe hat, doch wieder das Tor öffnen zu müssen. Aber nein, der Idiot setzte sich früh um 7 in seine Geländegurke, macht an und setzt zurück und rammt dabei sein eigenes Tor platt. Sie können sich vorstellen, die Leute hier haben sich teils kaputtgelacht. Er fand das natürlich gar nicht lustig, zumal an seinem teuren Geländewagen jetzt hinten etliche Lackkratzer sind. Er holte sogar die Polizei. Die haben ihm aber auch gesagt, dass er da wohl auf seinen Kosten sitzen bleibt, wenn er zurücksetzt ohne zu schauen ob da was ist. Zudem gilt das hier wie Privatgelände, da ist ohnehin alles etwas anders. Er schimpfte dann die Polizisten aus, dass er von innen beim Blick nach hinten das niedrige Tor im Rückspiegel ohnehin nicht sehen könne u.s.w., was die Polizisten aber nicht beeindruckte, worauf die gleich wieder abfuhren. Später klingelte er dann bei allen Dauer-Bewohnern und fragte, ob man etwas beobachtet habe, wer das zugezogen hätte. So klingelte er auch bei uns. Natürlich wussten wir rein gar nichts. Es kann auch eigentlich kein anderer gesehen haben, da bin ich mir ziemlich sicher, weil sein Wohnwagen jetzt zu der Zeit, wo nur noch die Dauerbewohner dort sind und diese Parzelle in einer dunklen Gebüsch-Nische liegt, die von keinem der bewohnten Mobilheime und Wohnwagen einsehbar ist. Gleich gar nicht in stockfinsterer Nacht, das war nämlich gegen 2 Uhr morgens.
Soweit nun, wie angedeutet, es könnte sein, dass ich mich nun eine längere Weile nicht melde, wegen dem erneuten Umzug und möglicherweise damit verbundenen Komplikationen, man weiß ja nie. So wünsche ich Ihnen schon mal einen schönen Frühlingsanfang und im Voraus schon mal frohe Ostern, obwohl bis dahin ja noch etwas Zeit ist, Ihr
Egbert Lappenkeuler
|
|
|