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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Eisenbahnnostalgie” und “Wassermangel” aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Eisenbahnnostalgie" vom 27.01.2006
Eiskalte, aber nicht erfrorene Grüße!
Ich schrieb Ihnen neulich von meiner Türgeschichte, diese Tür, die ich im wahrsten Sinne des Wortes in einer Nacht- und Nebelaktion aus einem leerstehenden Mobilheim ausgebaut und hier wieder eingebaut habe. Jetzt im Nachhinein könnte man per Zufall fast schon von einer glücklichen Fügung sprechen, denn am Dienstag rückten hier gegen Mittag 2 Schwertransporter an, die zuerst 2 dieser leer stehenden Mobilheime abholten und gegen 18 Uhr kamen die noch mal und holten 2 weitere ab, darunter auch das, aus dem ich die Tür ausbaute. Der Schrottverwerter, der die gekauft hat, hat die wohl abholen lassen. Jetzt sieht es dadurch hier etwas kahl aus und wir haben nun freien Blick auf eine sehr lange Wiese, wo dann ganz weit hinten erst die nächsten belegten Parzellen folgen, auf denen allerdings Wohnmobile stehen. Das heißt, im Gegensatz zu den Wohnwagen stehen die Wohnmobile meist nur kurze Zeit dort, bestenfalls 3 Wochen, dann sind die Eigentümer nebst ihrem Schneckenhaus wieder weg. Dadurch erleben wir hier ein völlig neues Raumgefühl der Weite. Mir gefällt das und von mir aus sollen die ruhig diese Plätze dazwischen frei lassen. Es wirkt wohl ein wenig befremdlich, weil die Außenanlagen der 4 nun verschwundenen Mobilheime ja noch existieren. Man sieht wo frühere Besitzer mal ihren kleinen Vorgarten mit Randsteinen angelegt hatten oder mit Rasengittersteinen eine Abstellfläche für ihr Auto hatten, einen Weg zum Hauseingang, der nun an zwei Stufen endet, die ins Nichts führen, sowie Stutzen wo bis dato die Wasserleitungen und Abflüsse aus dem Boden in die Mobilheime führten.
Die kalten Temperaturen der letzten Tage hatten hier schon unerwartet für Probleme gesorgt. Im sogenannten Gemeinschaftshaus, in dem auch das Büro der Campingplatzverwaltung ist, war eine draußen gelegene Wasserleitung geplatzt, weil man vergessen hatte, die abzustellen. Das ist so eine Zapfstelle, die benutzen sonst die Leute von der Campingplatzverwaltung, um Gießkannen oder so was voll laufen zu lassen. Das alleine wäre schon schlimm genug gewesen, aber da der Wasserdruck hier sehr hoch ist, spritze das sehr weit in einen Stromverteilkasten, der ungefähr 5 m entfernt steht. Dort gab es durch das viele Wasser einen Kurzschluss, der die ganze Campingplatzverwaltung außer Gefecht setzte, aber auch in allen Wohnwagen, die ganz am westlichen Rand des Geländes liegen, war kein Strom mehr. Der Ärger war groß, da diese Störung erst von einer privaten Elektrofirma mit viel Aufwand nach über 6 Stunden ohne Strom behoben werden konnte. Für diese Anlagen sind die Campingplatzgesellschafter selbst verantwortlich, nicht die Stadt Stuttgart. Wir hatten noch Glück, da wir zwar auch im südwestlichen Teil des Platzes liegen, aber dann doch schon etwas mehr zur Mitte hin und so von diesem Ausfall nicht betroffen waren.
Herr Schürer, den ich vom Arzt her aus dem Wartezimmer etwas kenne, hatte mir vor einigen Wochen 2 Fahrkarten für eine Nostalgie- Eisenbahnfahrt vom Stuttgarter Hauptbahnhof bis nach Saverne in Frankreich und zurück geschenkt. Er selbst ist totaler Eisenbahnnarr und hatte die in einem Preisausschreiben von einem Verlag für Eisenbahnbücher und Kalender gewonnen, wollte die Reise aber nicht antreten, weil seine Frau derzeit sehr krank ist. So hat er uns die Karten geschenkt. Nun kennen Sie meine recht große Abneigung gegen Massenverkehrsmittel. Daher habe ich lange überlegt, ob wir diese Reise überhaupt antreten sollten, weil mir ein wenig die Lust dazu fehlte. Kayla war jedoch dafür, die Reise zu machen, weil sie so was noch nie gesehen hat und auch weil sie es schade gefunden hätte, die Karten verfallen zu lassen. Also sind wir am Sonntag sehr frühzeitig zum Hauptbahnhof und schon um 7.25 Uhr saßen wir in einem nostalgischen Wagon der ersten Klasse. Bequeme plüschige Polster, ein etwas seltsamer Duft, eine Mischung aus Stickigkeit und weltmännischer Extravaganz vergangener Epochen und eine zu stark eingestellte Heizung, die sich nicht drosseln ließ, das waren die ersten Eindrücke. Da wir Fensterplätze hatten, wo sich auch die Heizkörper unterhalb des Fensters befanden, hatten wir stets Mühe, unsere Beine in gebührendem Abstand in Schräglage weg von diesem Heizkörper zu drehen, um sie sich nicht daran zu verbrühen. Um 7.32 Uhr sollte die Fahrt beginnen, es wurde ein wenig später, aber um 7.45 Uhr ging es los. Mit einem Gesichtsausdruck tiefer Trauer hastete ein junger Mann in altmodischer Bahndienstkleidung von Abteil zu Abteil, um fast den Tränen nahe, jedem mitzuteilen, dass leider der Zug nicht von der versprochenen Dampflokomotive gezogen werden könne, sondern nur von einer historischen Diesellokomotive, da die eingeplante Dampflokomotive defekt war. Davon hatte ich noch gar nichts bemerkt, wir fuhren ja auch schon und ich wusste gar nicht, dass eigentlich eine Dampflokomotive den Zug hätte ziehen sollen. Einige andere wussten das allerdings und schimpften darüber ziemlich heftig. Ich weiß nicht, was die wollten, immerhin der Zug fuhr doch, mir wäre es egal gewesen, selbst wenn vorne ein paar Elefanten den Zug gezogen hätten, Hauptsache es ging weiter. Der Lokführer gab Gas und so waren bis Karlsruhe die 13 Minuten Verspätung schon wieder raus geholt. Von Karlsruhe ging es dann bis Wörth, was sich trotz der geringen Entfernung zeitlich hinzog, weil dort etliche Bauarbeiter an den Gleisen arbeiteten. Baustellen gibt's nicht nur auf der Autobahn. Ab dort ging es im Schneckentempo bis Kandel und von dort zum ersten französischen Ort Wissembourg. In Wissembourg blieb der Zug längere Zeit in einer Art altem kleinen Güterbahnhof stehen. Dann kam eine viel kleinere französische Diesellokomotive angerasselt, die nun am Ende des Zuges angehangen wurde und den ganzen Zug in völlig entgegengesetzter Richtung wegzog. Wir waren etwas verwirrt. Einige ortskundige Eisenbahnfreunde erklärten uns aber, das sei normal, erstens weil der dortige Bahnhof keine durchgehenden Gleise oder so etwas habe, sondern alle Züge den Bahnhof wieder in die gleiche Richtung verlassen müssten, aus der sie auch gekommen wären und zweitens mit der anderen Lokomotive, weil die mitgebrachte alte deutsche Diesellokomotive auf französischen Gleisen nicht als Zugmaschine zugelassen sei, sondern dort nur geschleppt werden dürfe. Die französische Diesellokomotive war erheblich kleiner und auch schon sehr betagt. In der Qualmentwicklung stand sie einer Dampflokomotive nicht viel nach, nur dass ihr Qualm rabenschwarz war und nach altem Heizöl und Petroleum stank. Diese Lok hatte Mühe, den Zug auf schätzungsweise 20-30 km/h zu kriegen. So zockelten wir gemächlich weiter. Die tieferen Eisenbahnfreunde hingen wie Kletten an den Fenstern und drückten sich die Nasen platt. Andere öffneten trotz schlechten Wetters die Fenster und sorgten dadurch für Streit mit zahlreichen anderen Leuten, denen das nicht gefiel, weil es eiskalt ins Innere blies. Auf einem kleinen altmodische Güterbahnhof bei einem komischen Dorf blieb unser Zug an einem uralten Güterschuppen stehen. Wir dachten schon, die Fahrt wäre hier zu ende. Einige der Eisenbahnfreunde wurden nervös und rätselten, ob etwas entzwei gegangen sei, da laut einem speziellen Fahrplanheft, welches nur diese Eisenbahner hatten, hier gar kein Halt vorgesehen war, schon gar nicht auf einem vergessenen Gleis an einem alten Güterschuppen. Die Bahnfans stiegen aus und diskutierten neben den Schienen wild gestikulierend mit einigen echten Fachleuten von der Bahn. Es gab sprachliche Probleme, da die echten Bahnleute nur französisch sprachen. Ich spreche keine Fremdsprachen, aber Kayla konnte einige Brocken aufschnappen und sagte, wenn sie es recht verstanden habe, wäre die Strecke im nächsten Bahnhof gesperrt. Das klang etwas seltsam. Nach einer halben Stunde kam aus der gleichen Richtung, aus der wir gekommen waren, ein hochmoderner gelber Triebwagen mit Bauarbeitern oder ähnlichen Leuten in orangefarbenen Uniformen der an uns vorbei weiter fuhr. Also vermutlich mussten die im weiteren Verlauf der Strecke etwas richten. Aus dem Bahnhofsgebäude von diesem Dorf kam nach einer Stunde ein extrem dicker, kugelrunder Mann mit einer Bahnkappe auf dem Kopf, der vor lauter Fettleibigkeit schon Mühe hatte zu gehen. Er ging zu unserem Lokführer und gab dem ein Blatt, ein Handfunkgerät und ein Zeichen, dass er langsam weiter fahren solle. So ging es endlich weiter, jetzt aber noch wesentlich langsamer als zuvor schon. Nach meiner Schätzung reisten wir mit höchstens 10 km/h, da stellenweise ein Fahrradweg vorbei führte, wo selbst Kinder auf ihren kleinen Rädern schneller als wir fuhren. Dann folgten ein paar Dorfbahnhöfe, wobei einer im Verhältnis zum daneben liegenden Dorf recht große Ausmaße zeigte. In einem Dorfbahnhof blieben wir erneut längere Zeit stehen. Man konnte noch viele alte Gleisanlagen sehen, die aber sehr ungepflegt und wie im Dornröschenschlaf wirkten. Bei dem Aufenthalt kam ein Eisenbahnspezialist, der über Lautsprecher während der Wartezeit einen Vortrag hielt, dass dort früher 2 einsame Nebenstrecken abzweigten, wovon eine zu einer geheimen Rüstungsfabrik in einem total abgelegenen Waldstück weiterführte, wohin es früher keine anderen Verbindungen gab, noch nicht einmal Feldwege. Teile dieser Strecken lägen heute noch und wären aber schon seit 20 Jahren nicht mehr befahren worden. Irgend so ein Eisenbahnverein plane, eine Sondergenehmigung zu bekommen, diese noch bestehenden Reste im Sommer mal befahren zu dürfen. Uns wurde langsam langweilig, weil dieses ganze Eisenbahnfachwissen vielleicht die eingefleischten Eisenbahnfreunde erfreute, uns jedoch nicht wirklich interessierte. Diese Sachen mit den Strecken waren ja noch wissenswert, aber als der Kerl dann endlose Vorträge über bestimmte Wagontypen hielt, die dort früher genutzt wurden und die, oh welch glückliche Fügung des Schicksals, in zahlreichen Details fast baugleich mit den Wagons unseres Zuges waren, wobei selbstverständlich alle abweichenden Details einzeln aufgezählt wurden, da fanden wir's dann doch übertrieben. Als ich dann scherzhaft bemerkte, dass alle Wagons wohl Räder hätten, Seitenwände aus Blech und ein Dach oben drüber, nahm mir das ein Eisenbahnfreund, der mit in unserem Abteil saß, sehr übel. Seit dem betrachtete er mich immer von oben herab, wie ein hoher Herr seinen hoffnungslos untergebenen Knecht betrachtet. Was uns jedoch eher amüsierte. Unsere Mägen knurrten inzwischen, aber wir hatten nichts zuessen mitgenommen. Im Zug bestand zwar die Möglichkeit, Getränke und Knabberzeugs zu kaufen, das war uns aber viel zu teuer. Die hatten unverschämte Preise. Endlich setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Jetzt fuhr die Lok auch wieder schneller. Die Fahrt führte endlos durch einen irrsinnig langen Wald und das schnurstracks. Eine solch gerade Eisenbahnstrecke wie eine mit dem Lineal durch den Wald gezogene Schneise über sicherlich 20 km. Weit und breit keine Besiedlung, nur Wald. Kurz hinter dem schier endlosen Wald folgte ein etwas größeres Städtchen Hagenau. Hier am Bahnhof wurde etwas rangiert und über Lautsprecher kam die Anweisung im Zug zu bleiben, da man nicht genau sagen könne, wann es weitergeht, aber es gehe zum frühest möglichen Zeitpunkt weiter und der könne ebenso in 5 Minuten schon sein, als wie auch in 30 Minuten. Schade, wir wären bei einem längeren Aufenthalt gerne dort etwas essen gegangen. Der Bahnhof dort war deutlich größer. Dann kam wieder eine Ansage, dass man das endlose Glück habe, so gerade grünes Licht vom Betriebschef bekommen zu haben, eine hier abzweigende Abkürzungs-Schleifenbahn über Pfaffenhofen zu befahren, die offiziell seit vielen Jahren stillgelegt ist, die aber noch befahrbar wäre. Gleich nach dieser Ansage ging es weiter. Nach dem abgewandelten James-Bond-Motto waren wir nicht gerührt, sondern geschüttelt und gerüttelt, denn die Strecke war spürbar schlecht. Es holperte, klapperte und ruckte fürchterlich, man befürchtete schon, dass jeden Moment der Zug neben den Gleisen weiter fahren wird. Selbst die Eisenbahnfreunde hatten nicht lange Lust, die Fenster zu öffnen, weil dann der Widerhall des lauten Quietschens der Räder überlaut in den Wagen schallte. Gepäck stürzte trotz der langsamen Fahrt von oben aus dem Netz zu Boden und im Seitengang sprang in der Decke eine Klappe auf, die dann herumbaumelte und später von einem der Betreuer wieder mit einem Schlüssel zugemacht wurde. Das war schon eine echte Abenteuerfahrt. An einem Unterwegsbahnhof, der wohl schon Ewigkeiten keinen Zug mehr gesehen hatte, streckten an jedem Fenster die Bewohner lang ihre Hälse heraus und ihre Augen liefen über. Sie konnten offensichtlich nicht glauben, was sie da sahen. Ein anderer Bahnhof war eingestürzt oder halb abgebrannt und unbewohnt, ein anderer sah so aus, als wäre gerade gestern noch regelmäßiger Zugverkehr gewesen. Alles in sehr unterschiedlichem Zustand. In Pfaffenhofen zweigten dann wieder einige Gleise an einem etwas imposanteren Bahnhof ab. Ab hier fuhren sogar wieder regulär Züge. Hier blieb die kleine uralte französische Diesellok zurück und es wurde eine moderne große französische Diesellok davor gehangen. Nun ging alles recht schnell. Vorbei an teils hübschen Städtchen ging es südwärts bis wir auf eine andere Strecke trafen, wo es dann westwärts weiter ging. Hier kannten wir uns plötzlich sogar etwas aus, denn es war die Gegend am sogenannten Rhein - Marne - Kanal, wo wir ein Stück bei der Spanienrückreise längs gekommen waren. Nach ungefähr weiteren 15 Minuten Fahrzeit wurde dann das Ziel Saverne erreicht. Eisenbahnfreunde rührten die Werbetrommel für die Teilnahme an einer örtlichen Führung in die Eisenbahngeschichte dieses Ortes. Diese Führungen haben wir aber links liegen gelassen. Es hieß, der Aufenthalt dauert fast 3 Stunden und so war Zeit genug, endlich etwas essen zu gehen. Gleich vorne am schönen Bahnhof von Saverne war ein gut und preiswert wirkendes Restaurant. Da unser Magen, im übertragenen Sinne gesprochen, mittlerweile auf der Straße schleifte, wollten wir nicht lange suchen und sind gleich in diese Lokalität rein gegangen. Ich spreche kein Wort französisch, daher hat Kayla die ganze Konversation übernommen. Die endete jedoch schnell, weil das gesamte Lokal ausgerechnet an diesem Tag von einer Jubiläumsgesellschaft vorbestellt war und daher essensmäßig keine außenstehenden Gäste bedient wurden. Man hätte an einer Theke etwas trinken können, aber nur trinken wollten wir ja nicht. Es gab zwar in Bahnhofsnähe weitere Restaurants, die waren aber entweder sichtlich zu teuer für unsere Verhältnisse, zu sehr aufs Trinken ausgerichtet oder um diese Zeit noch geschlossen, weil es wohl Nachtlokale oder so was ähnliches waren. So wanderten wir doch noch etwas durch den Ort und gingen dann zurück zum Bahnhof. Dort gibt es eine Verkaufsstelle für Zeitungen, die auch Knabbergebäck und solche Sachen anbietet, also eine Art Kiosk, aber doch etwas anders und größer. Da der Hunger so groß war, beschlossen wir, uns einfach mit diversem Knabberzeugs und einer Dose Coca-Cola zu sättigen. Dosencola kriegt man dort überall noch problemlos und ohne Pfand, die hatten ja auch keinen Dosenminister Trittin. Na ja, wir in Deutschland jetzt zum Glück auch nicht mehr. Wir kauften solche ähnlichen Dinger wie Kartoffelchips, die sehen aber etwas anders aus, als bei uns. Es sind aber auch Kartoffelchips, die aber nicht so gewölbt, sondern fast ganz gerade und an der Oberfläche geriffelt sind, auch sind die etwas dicker als unsere Kartoffelchips. Eine große Tüte davon plus eine Art gekürztes Baguette-Brötchen mit Streichkäse wurden verzehrt und beides schmeckte uns wirklich sehr gut, obwohl es ja kein richtiges Essen im üblichen Sinne war. Inzwischen näherte sich schon wieder die Zeit der Rückfahrt, da lohnte es sich nicht mehr, nochmals zurück in den Ort zu gehen, um diesen näher zu erkunden, obwohl wir das gerne gemacht hätten. So gingen wir zu dem Bahnsteig zurück, wo unser Zug gestanden hatte. Hier war jedoch gähnende Leere, der Zug war nicht mehr da. Wir waren uns doch sicher, dass man gesagt hatte, 3 Stunden Aufenthalt und wir waren demnach noch 40 Minuten zu früh, also konnte der doch nicht weg sein! Von den anderen Mitreisenden war weit und breit keine Spur, aber vielleicht waren wir wirklich viel zu früh und der Zug weg vom Bahnhof zu einem Abstellgleis gefahren und die anderen alle noch nicht hier. Nun, um es abzukürzen, die Zeit verstrich bis zum Abfahrtzeitpunkt, aber unser Zug kam nicht, ebenso wenig die anderen Reisenden, die sich einer geplanten Besichtigung angeschlossen hatten, die wir nicht mitmachten. Das einzige was einfuhr war ein kleiner orange - weiß lackierter Triebwagen, in dem aber keine Leute saßen und auch niemand einstieg. Wir warteten eine weitere halbe Stunde, aber nichts tat sich. Dann gingen wir zu einem Bahnbediensteten, der im Bahnhof in einem Raum saß und Kayla fragte den nach unserem Sonderzug. Der wusste aber nichts und sagte wohl so was wie dass er erst gerade seinen Dienst begonnen habe. Sein Kollege in einem abgesetzten Stellwerk müsste es aber wissen, da der schon seit 5 Stunden Dienst habe. Der freundliche Bahnmann rief per Telefon in diesem Stellwerk an. Dort gab es die Auskunft, dass der Zug nebst Reisegesellschaft bereits über 1 Stunde früher als geplant wieder die Heimfahrt angetreten habe, weil eine Besichtigung von Bahnanlagen einer hier beginnenden Museumsbahn kürzer ausgefallen war, als ursprünglich angedacht. Wo gibt es denn so was?
Foto: Sonderzug mit Diesellok in Frankreich
Eine Frechheit sonders gleichen! Können die denn fahren, wie sie wollen? So blieb uns keine andere Wahl, als mit einem regulären Zug zuerst mal wieder in Richtung Deutschland zu fahren. Jedoch jetzt begannen die Probleme erst richtig! Eine direkte Fahrt in den grenznahen Ort Hagenau oder Haguenau oder auch Marxenhausen, wie die sagen, also 3 Namen für ein und denselben Ort, war von hier gar nicht möglich, weil der Sonderzug eine Sondergenehmigung hatte, wie ich weiter vor berichtete, um einen ansonsten stillgelegten Abschnitt zu befahren. So mussten wir erst in ein Städtchen Brumath und von dort konnte man dann wieder über einen Umweg nach Hagenau und Wissembourg fahren oder es wurde uns als günstiger empfohlen von Brumath in südliche Richtung nach Straßburg zu fahren und dann ab dort wieder nach Deutschland, weil es schneller gehe und mehr Anschlussverbindungen dort existieren. Das kostete natürlich alles extra. Aber es kam noch schlimmer. Irgendwie haben wir in diesem Ärger die Übersicht verloren und von diesem Saverne zweigen noch andere Strecken ab. Es herrschte zwar kein nennenswerter Betrieb um diese Zeit in dem Bahnhof, aber wir stiegen in einen Triebwagenzug ein, der nach unserer festen Überzeugung in Richtung Brumath und von dort weiter nach Straßburg fuhr. Kaum waren wir in dem etwas komischen und verschlissen wirkenden Zug eingestiegen, fuhr der sofort ab. Mit gemächlichem Tempo rumpelte der Zug vorbei an etlichen kleinen Bahnhöfen. Nach über dreiviertel Stunde veränderte sich die Landschaft immer mehr und wir kamen auf den Trichter, dass wir wohl irgendwie in die falsche Richtung unterwegs sind. Dann kamen etliche Seen, die teils mit ulkigen Brücken überquert wurden. So konnte es nicht weiter gehen. Da in dem Wagonteil des Triebwagens kein Personal war, welches Kayla hätte befragen können, entschlossen wir uns, am nächsten Bahnhof auszusteigen und schnell vorne zum Lokomotivführer zu rennen und den zu fragen. Ich vergesse den Namen so schnell nicht wieder, an einem Bahnhof, mit fast etwas bayrisch klingendem Namen Nébing- Molring stiegen wir schnell aus und rannten in Richtung vorderem Triebwagenteil, wo der Lokomotivführer saß. Doch bevor wir diesen vorderen Teil erreichten zischte es, die Türen gingen zu und der Zug fuhr ab! Auch winken und Rufen half nichts, der fuhr weiter. Nun hingen wir hier in einem Nest fest, wo wir noch nicht einmal wussten, wo es sich befand. Waren wir jetzt schon relativ weit im Landesinneren von Frankreich oder doch näher an der deutschen Grenze, als geglaubt, da der Ortsname irgendwie deutschstämmig klang? Der Bahnhof lag weit ab von jeder Bebauung, es hing aber vor dem Bahnhofsgebäude eine Landkarte auf der wir uns versuchten kundig zu machen. Langsam begann schon die Dämmerung einzusetzen. Leider war die Karte recht eng gefasst und auf die nahe Region spezialisiert. Man konnte erkennen, dass ein Ort Nébing ungefähr 3 km nördlich vom Bahnhof lag und ein Ort Molring etwa 5 km südöstlich. Vergeblich suchten wir in dem Bahnhofsgebäude einen Bahnbediensteten, den man hätte fragen können. Ein hübsch hergerichteter Warteraum war zwar hell beleuchtet, darin sogar eine altmodische Schalterluke, wie man sie früher kannte, auch in dem Bahnraum hinter der Luke war alles Licht an, aber keine Person zu finden. Eine logische und eigentlich die naheliegendste Idee kam uns erst jetzt, einem Eisenbahnfreund wäre die sicher zuerst gekommen, wieder zurück auf den sparsamen Bahnsteig zu gehen und am dortigen Fahrplan zu gucken, welche Orte im weiteren Verlauf der Strecke in beide Richtungen so folgen, um daraus vielleicht nähere Rückschlüsse auf unseren genauen Aufenthaltsort zu ziehen. Das schaffte ein wenig Klarheit und je klarer das wurde, um so entrüsteter waren wir. Wir befanden uns nämlich auf dem besten Weg nach Nancy oder nach Metz. Der Fahrplan verwirrte uns nämlich auch, denn offensichtlich gab es hier an der gleichen Strecke Züge, die durch nach Nancy liefen, aber auch welche, sogar die Mehrzahl, die nicht nach Nancy liefen, sondern nach Metz. Den zu zählenden Zwischenstationen nach war beides aber auch noch recht weit weg. Also verfolgten wir den Fahrplan in die entgegengesetzte Richtung, aus der wir gekommen waren. Hier ergab sich ein noch mehr verwirrendes Bild, aber es stellte sich immerhin heraus, dass das wohl die richtige Richtung für uns nach Hause sein mochte. Dort gab es Züge, die bis Sarrebourg fuhren, was ich zuerst mit Saarburg in Deutschland verwechselte und deshalb glaubte, wir wären sehr nahe an der Grenze zum Saarland. Dieses Sarrebourg liegt aber nicht in Deutschland. Manche Züge nach Sarrebourg fuhren demnach wohl auch weiter über Saverne, wo wir ja herkamen, andere fuhren aber auch scheinbar einen anderen Weg über ein Dorf Réding nach Saverne. Wieder andere fuhren über dieses Sarrebourg nach Epinal, was wohl weit südlich liegt, andere fuhren gar nicht bis Sarrebourg, sondern nur bis Berthelming-Bettborn, wieder andere über dieses Dorf nach Sarralbe, was wohl ein Städtchen weiter oben im Norden ist. Die Verwirrung war komplett. Aber eines schien uns klar, alle Züge die über Saverne ausgeführt waren, mussten für uns schon mal richtig sein. Sie können mir glauben, wir waren fix und fertig, zumal hier kaum ein Zug in diese Richtung durchkam, der auch in dem Nest anhielt. Wir sahen uns im Geiste schon in diesem hübschen Warteraum im Bahnhof von Nébing übernachten. Es war inzwischen bereits fast 17 Uhr und ziemlich dunkel. Ab und zu fegten Schnellzüge durch, die gar nicht hier hielten. Dann kam ein etwas größerer moderner Triebwagen, ein Bahnmensch, der beim Halt dort ausstieg wurde von Kayla befragt und der sagte, dass dieser Zug über Rèding nach Saverne fahren würde. Diesen Bahnmann hätte ich sogar befragen können, denn der sprach ausgezeichnet deutsch. So setzten wir uns in diesen Zug, der kaum hörbar über die Gleise glitt. Nach ungefähr 30 Minuten Fahrzeit kam im Dunkel die erleuchtete Silhouette von Sarrebourg in Sicht, dessen Innenstadt aber gar nicht angesteuert wurde, da es am Stadtrand in einem Bogen nach diesem Réding schwenkte, was wohl ein Vorort von Sarrebourg ist. Dort wurde für vielleicht 10 Minuten gehalten, bis ein Anschlusszug kam, dann ging es aber schnell weiter, unter anderem durch einen sehr langen Tunnel bis Saverne. Noch während der Fahrt befragte Kayla den Bahnmann, ob und wie man von Saverne wieder nach Deutschland komme. Da hatten wir dann aber Glück, denn der sagte, dass dieser Zug, in dem wir bereits saßen, nach einem viertelstündigen Aufenthalt in Saverne weiter bis Brumath fahre. Dort habe man dann sofort Anschluss nach Straßburg und man käme bis 23 Uhr noch in Züge nach Deutschland. So sind wir dann auch gefahren. Gegen 20.30 Uhr waren wir im imposanten Hauptbahnhof von Straßburg, was die ja Strassbourg schreiben. Gegen 21.10 Uhr ging ein Zug über die Grenze, über Appenweiher, Rastatt und Karlsruhe nach Stuttgart. Kurz vor 0 Uhr waren wir in Stuttgart und so fertig wie schon lange nicht mehr. Diese Heim-Irrfahrt hat uns insgesamt 110 Euro gekostet und ich werde versuchen, das von den Veranstaltern der Sonderfahrt einzufordern, da die einfach erheblich früher abgefahren waren. Dann hätten die wenigstens vorher darauf hinweisen müssen, dass es auch sein könne, dass wesentlich früher abgefahren wird, wenn die Eisenbahnfreunde ihr Programm früher fertig haben. Wenn wir das gewusst hätten, dann wären wir mit Sicherheit erst gar nicht in der Stadt auf Restaurantsuche gegangen und hätten gleich nur diesen Imbiss am Bahnhof gekauft. Es bestätigt sich wieder meine Abneigung gegen öffentliche Verkehrsmittel, obwohl die Hinfahrt durchaus in Ordnung war und ich über die nicht klagen möchte und die Gründe für den Misserfolg hier sicher außergewöhnlich anders gelagert sind. Im Nachhinein ist man immer klüger und man wäre froh gewesen, wenn ich gleich meiner Abneigung gefolgt wäre und wir hätten trotz der Freikarten die Sache ungenutzt sausen lassen. Andererseits haben wir wieder eine neue Gegend in Frankreich kennen gelernt, die für sich betrachtet durchaus sehenswert ist. Das wäre mir allerdings keine 110 Euro wert gewesen, wenn man das vorher gewusst hätte, zumal das Wetter grau in grau und teils sogar neblig war.
Ein Bekannter redet sich den Mund fusselig, weil er mich überreden möchte, gegen Bezahlung als Helfer für Hilfsgüterlieferungen in den Kosovo mitzuwirken. Er ist bei einer Hilfsorganisation beschäftigt, die solches organisiert und da der Mangel an Freiwilligen so groß ist, dass schon Hilfsgüter zurück bleiben mussten, beschreitet man jetzt den Weg, gezielt Leute anzusprechen, die in ihrer Zeitgestaltung so frei sind, dass sie gegen eine geringe Bezahlung dort helfen könnten, z.B. bei der Auslieferung der Güter in den Kosovo. Die sollen weiterhin dann vor Ort bei der Entladung und Verteilung helfen. Diese Mitfahrten in teils schon etwas ältlichen LKW dauern meist über eine Woche, also bis dass man wieder zurück ist, und werden mit einer Pauschale von 150 Euro pro Fahrt entlohnt plus freier Verpflegung für unterwegs. Möchte ich verrückt sein, um für 150 Euro über eine Woche dort unterwegs zu sein, wer weiß, was einem dort geschieht und man kriegt für seine Hilfe noch den Hals abgeschnitten. Man hört von dort ja einiges, allerdings nichts Gutes. Mein Bekannter beschwichtigt und sagt, das wäre absoluter Blödsinn und im Gegenteil, die Leute dort wären alle sehr nett und dann pries er noch die unbeschreibliche Freundlichkeit an. Ich weiß nichts, aber ich kann mich bremsen und werde da ganz sicher nicht tätig werden.
Diese Tage kam ich in einen komischen Laden in der Parlerstraße. Das sollte so ein Gemisch aus Gemüsemarkt und Aldi sein, natürlich nicht von Aldi, sondern von einem kleinen privaten Betreiber. Also nein, alle Leute dort im Laden machten einen ausgemergelten, ja geradezu ausgelaugten Eindruck. Egal ob Beschäftigte oder Kunden, das war gleich bedrückend. Ich weiß nicht, kennen sie es, wie oft Leute aussehen, die seit vielen Jahren drogenabhängig sind? Genauso sahen die aus, graue Gesichtsfarbe, abgemagert, zerrüttet, große leere Augen mit einem Blick aus Gleichgültigkeit, Verwahrlosung und Elend. Dann wird einem anders, wenn man in einen Laden kommt und dort sehen alle so aus. Das bedrückt und man hat ein ungutes Gefühl, so als müsse man damit rechnen, gleich von einem der Gestalten angefallen zu werden. Ich bin durch den Laden gerast, habe nichts gekauft und war froh, als ich wieder draußen war. So etwas habe ich noch nie erlebt und ich denke, dass ich gewiss nicht empfindlich bin. Sehen Sie, wenn ich schon mal in diese günstige Tafelgaststätte gehe, da laufen wahrhaftig viele kaputte Typen herum und auch manche Drogenabhängige sind wohl darunter, aber das macht mir nichts, weil in diesem Gemisch aus Leuten keine beängstigende Stimmung aufkommt, das war in dem Laden aber völlig anders. Es hätte mich nicht gewundert, wenn dort jemand über normale Kunden herfällt und diese dann in einen Hinterraum zerrt, um sie auszurauben, um auf diese Weise wieder an Geld für neue Drogen zu kommen. Na ja, die Welt hat wahrhaftig nicht nur gute oder schöne Seiten, das ist uns allen gewiss nicht neu und ich bin bestimmt schon mit einigem von der schlechten Seite gut vertraut. Um so mehr wundere ich mich selbst darüber, dass auch ich noch auf Situationen treffe, die mich ängstigen oder abstoßen. Doch wollen wir uns keinen Kopf machen über Dinge, die uns zum Glück nicht betreffen, da es kaum an uns liegen kann, diese Dinge zu ändern. Für heute möchte ich nun enden, gleich muss ich noch fort, Kayla ist nicht hier, sie ist mit unserem Wagen nach Tumlingen unterwegs, das südwestlich liegt ungefähr bei Nagold und Horb, aber etwas westlicher. Dazu vielleicht beim nächsten Mal mehr.
Angenehme Wochenendgrüße, Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Wassermangel" vom 03.02.2006
Erfrischte und erfrischende Grüße.
Weiter geht es.
Scherze und Streiche aller Art gibt es und das weissgott nicht nur von Kindern und unerzogenen Jugendlichen. Eine völlig neue Art des streitbedingten Streichs gab es neulich in der beliebten Rubrik Nachbarschaftsstreitigkeiten hier in der Nähe. In einer vorwiegend von Arbeitern und Rentnern bewohnten Nebenstraße ungefähr 600 m von hier entfernt, war voriges Jahr ein Einfamilienhaus verkauft worden. Die neuen Eigentümer frönten des Heizens mit Holz in Öfen, während die Vorbesitzer ausschließlich auf die Heizungsanlage des Hauses setzten. Sie wissen es, Heizen mit Holz erzeugt stinkigen Qualm, besonders beim Anheizen, aber auch im Dauerbetrieb stinkt und raucht das immer deutlich mehr, als eine halbwegs moderne Heizungsanlage. Nun zog der Rauch aus ihrem Kamin fast immer dem direkten Nachbarn ins Wohnzimmer, wenn der gerade lüften wollte. Das besagte Einfamilienhaus ist nicht sonderlich hoch gebaut, wodurch der Kamin fast auf Höhe der Fenster im ersten Stockwerk des Nachbarhauses liegt, was dazu führt, das der eklige Holzqualm auf direktem Weg zu denen in die Bude zieht. Das kann man vielleicht einmal die Woche hinnehmen, aber nicht täglich rund um die Uhr. Sie mögen sich vorstellen, jetzt im Winter heizen die dauernd mit dem Holzzeugs und dementsprechend ist auch die Qualmentwicklung dauernd präsent. So entstand daraus einer der beliebten Nachbarschaftsstreits. Der beeinträchtigte Nachbar hatte es zunächst mehrmals im Guten versucht und den Qualmerzeuger auf die Misere hingewiesen. Der war aber wohl gleich beleidigt und hat geschimpft, dass er heizen könne wann immer und womit immer er wolle und sich da von ihm gar nichts sagen lasse. So heizte der weiter und, wie Leute berichteten, ab diesem Tag sogar noch intensiver und rauchender, wahrscheinlich verbrannte er auch Abfälle mit im Ofen. Der Streit eskalierte dann vor wenigen Tagen auf eine für Außenstehende lustige Art. Der rauchgeschädigte Nachbar arbeitet im Straßenbau und so hatte er sich von seinem Arbeitgeber Asphaltblöcke mitgebracht. Die hat er dann in einem alten Kessel weich gekocht und in einer Nacht- und Nebelaktion per Leiter dem Qualmnachbarn den flüssigen Asphalt von oben in den Kamin geschüttet. Der hat das am nächsten Tag bemerkt, als der meiste Qualm nach innen im Ofen raus kam und als er dann noch mehr heizte, im Glauben, dass gehe dann weg, schmolz der Asphalt im Kamin wieder und es stank noch mehr als sonst, aber vor allem in seinem Haus kam überall der Qualm raus, weil der nicht mehr richtig aus dem Kamin oben rausziehen konnte. Natürlich wussten die zu Anfang nicht, was das war, aber es wurde dann ein Schornsteinfeger hinzugeholt und der hat dann im Kamin den Asphalt entdeckt, der die ganzen Kamininnenwände belegt. Nun, der Schornsteinfeger hat sofort jeden Weiterbetrieb des Kamins auch wegen Brandgefahr und wegen Umweltbelastung untersagt. Eine Sanierung des Kamins ist wohl nur sehr schwer möglich, da auch keine Nirostarohre eingezogen werden können, da die beim Betrieb mit einem normalen Ofen zu heiß werden, wodurch der Restasphalt zwischen Nirostakamin und echtem Kaminzug auch wieder heiß würde. Beim Betrieb einer modernen Heizung an diesem Kamin wäre es mit einem Nirosta- oder Kunststoffkamin kein Problem, weil deren Abgase nicht mehr sehr heiß werden. Vom Kaminbesitzer droht dem Asphaltcowboy jetzt eine saftige Klage, was die Stimmung in der Nachbarschaft sicher nicht verbessert. Jeder hat so seine Betrachtungsweise, aber ich finde, die Holzheizerei nimmt überhand und es ist inzwischen in bestimmten Gegenden unerträglich geworden. Das fällt an kalten Tagen natürlich ganz besonders auf. Angeblich schwafelt man immer soviel von Umwelt und dergleichen, aber ich verstehe nicht, dass dagegen nicht endlich etwas unternommen wird. Den Autofahrern klopft man bei den geringsten Abgasverstößen auf die Finger, jedoch auf diesem Auge ist man blind. Sogar das Gegenteil ist eher der Fall, weil unerfahrene grüne Spinner wieder mehr das Heizen mit Holz empfehlen, mit der Begründung des nachwachsenden Rohstoffs. Ich sage, Rohstoff, der nicht verbrannt wird, macht auch keinen Qualm, egal ob er nachwächst oder nicht und Gas erzeugt im Vergleich überhaupt keine schädlichen Abgase!
Am vergangenen Wochenende war es ja sehr kalt, aber schön sonnig. So sind Kayla und ich ausgiebig im Kräherwald spaziert, der liegt ungefähr unweit in der Nähe, wo unser früherer Wohnsitz in dem Mietshaus war. Wissen Sie, es ist komisch, aber je länger ich von meinem früheren Wohnsitz weg bin, um so mehr sehne ich mich nach dieser Gegend zurück, obwohl es ja rein nominal gesehen nur ungefähr 3 km vom heutigen Wohnsitz entfernt liegt. Aber ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass jeder Mensch für ein bestimmtes Wohnumfeld geschaffen ist, und das passte im früheren Bereich irgendwie besser zu mir. So ertappe ich mich immer häufiger dabei, wie ich von einer inneren Automatik gesteuert in meinen alten Wohnbereich fahre und dort durch die Straßen spaziere. Trotzdem will ich nicht klagen, es nicht so, dass ich dabei in Lethargie oder Tränen ausbreche, wir fühlen uns in den Mobilheimen auf dem landschaftlich zweifellos deutlich schöner gelegenen Campingplatz wohl. So kamen wir am Sonntag von dem ausgedehnten Spaziergang gegen 14 Uhr zurück und wollten uns dann das Mittagessen zubereiten. Kochen tun wir meist gemeinsam in Kaylas Mobilheim. Wie Sie wissen, benötigt man zum Kochen Wasser. So drehten wir den Wasserhahn auf, aber es kam nichts, außer einigen müden Tropfen und zischender Luft. Noch am Morgen, als wir gegen 9 Uhr aus dem Haus gegangen waren, hatte alles einwandfrei funktioniert. So bin ich vorne zur Platzverwaltung gegangen und habe die gefragt. Dort war ja neulich ein Rohr vom Frost geplatzt, was sich damals aber auf unsere Wasserversorgung nicht auswirkte. Die Verwalterin wusste aber nichts. Der frühere Mann für alle Fälle, der hier solche Sachen immer reparierte und überprüfte, ist nicht mehr hier, der hatte Anfang Dezember gekündigt. Das hatte viele Gründe. Die Folge davon ist, dass sich jetzt im Prinzip keiner mehr auf dem Campingplatz befindet, der sich wirklich mit diesen ganzen Installations- und Platzmeister - Sachen auskennt. Die Verwalterin kennt zwar alle Kosten und Verwaltungsabläufe, aber die kann Ihnen noch nicht mal sagen, wo man welches Wasser absperrt oder wie man den Strom für bestimmte Wohnmobile, Mobilheime oder Wohnwagen abschaltet. Früher hat die sich dann immer auf besagtem Fachmann abgestützt, aber der ist nun ja nicht mehr da. Jetzt wird immer gleich eine Fachfirma aus der Stadt beauftragt, aber die muss sich auch erst einmal schlau machen, weil die die ganzen Verzweigungen und Besonderheiten von dem Platz nicht kennt. Zur Sicherheit suchten wir dann erst noch einmal selbst in unserem Bereich, ob wir einen Grund für das fehlende Wasser finden würden. In meinem Mobilheim und in unserem Keller-Ersatzheim floss ebenfalls kein Wasser. Die meisten anderen Wohnwagen und Mobilheime hier in unserem näheren Umfeld waren zu dieser Zeit leer, so dass wir dort auch keinen befragen konnten, wie es bei denen aussieht. Eine Frau, die in einem Wohnwagen wohnt, der ungefähr 150 m von hier weg steht, die kam zufällig vorbei und die hatte laut ihrer Auskunft noch Wasser. Alles suchen half nichts. Die Verwalterin rief dann einen Kundendienst herbei, der auch sonntags arbeitet. Dann kam so ein kleiner Renault-Kastenwagen von einer Firma aus dem Stadtteil Gablenberg, die hatte wohl hier auch schon mal gearbeitet. Der junge Mann vom Kundendienst kam zuerst zu uns in Kaylas Mobilheim, ein unrasierter, etwas ungepflegt wirkender Lulatsch mit dünnem Körper und dickem Kopf. Ja, der sah wirklich etwas seltsam aus, wie einer, den man aus mehreren Bausatzteilen unterschiedlicher Bausätze zusammengesteckt hat. Wir erläuterten ihm kurz das scheinbar simple Problem: kein Wasser. Dann kroch er zu den Haupthähnen, die sich in einem ungefähr 2 m tiefen Schacht unterhalb meines Mobilheimes befinden. Dazu muss man zuerst einen dicken Eisendeckel entfernen, was ihm einige Mühe bereitete, da der schon lange nicht mehr geöffnet worden war. Die Hähne standen aber alle auf volle Pulle und so konnte es daran nicht liegen. Dann hat er noch einen Kontrollhahn geöffnet, der sich in dem Schacht neben den Abstellhähnen befindet, um zu sehen, ob dort Wasser ankommt, aber schon dort kam nichts. Ab jetzt stand er vor einem Rätsel, da er den weiteren genauen Verlauf der Rohre hier unter dem Gelände nicht kannte. So wollte er bei der Verwalterin Pläne holen, aber die hatte keine. Dass sei alles ohne Pläne gemacht worden und noch lange vor ihrer Zeit, vor vielleicht 20 Jahren. Dann gibt es an dem Verwaltungshäuschen einen Versorgungskeller, der unterkellert dieses Verwaltungshäuschen, ist aber deutlich größer, als das Verwaltungshäuschen selbst, das heißt, der unterkellert so gesehen auch noch einen Teil der daneben befindlichen Wiese. Dort kommen alle Hauptleitungen an und es gehen wohl auch die wichtigsten Rohre in Richtung Campingplatz dort wieder ab. Dort prüfte er dann, ob eine Wasseruhr besonders schnell raste, denn wenn ein Rohr vom Frost unter der Erde geplatzt sei, dann müsse ja ein enormer Wasserverlust entstehen, der für eine rasende Wasseruhr sorgt. Aber es gab keine rasende Wasseruhr. Einige Uhren liefen mal mehr und mal weniger, aber man konnte nachvollziehen, dass sich das auf normale Verbräuche aus den wenigen jetzt bewohnten Wohnwagen und Mobilheimen bezieht. Nach längerem Ratespiel verlor der junge Mann die Lust und jede Übersicht, das heißt, letztere hatte er von Anbeginn an nicht, und sagte, dass ihre Firma solche Anlagen normalerweise ohnehin nicht betreue, da solle man sich an eine Firma für Rohrleitungsbau aus Vaihingen wenden. In Windeseile packte er sein spärliches Werkzeug in den Renault - Kastenwagen und entschwand schneller, als er gekommen war. Etwas entrüstet rief die Verwalterin bei dessen Firma an, dort meldete sich aber nur ein Anrufbeantworter, denn schließlich war Sonntag. Nun saßen wir blöd da, ohne Wasser und ohne Aussicht darauf, dass sich das an diesem Sonntag noch ändern würde. Die Verwalterin rief dann noch einige andere Firmen an, die auch Notdienst anbieten, aber als die hörten, um welche Art von Anlage mit Erdrohren u.s.w. es sich handelte, lehnten die eine Übernahme des Auftrages ab. Sie meinte nur, dann müssten wir halt bis Montag warten. Wie ein Blitz schoss Kayla die Idee in den Kopf, dass es vielleicht auch mit den neulich vom Karlsruher Schrotthändler abgebauten Mobilheimen etwas zu tun haben könnte. Die Verwalterin gestattete, dass wir uns in diesen Bereichen mal auf eigene Faust näher umsehen, zuckte aber ansonsten nur mit den Schultern und meinte, dass es damit ja nichts zu tun haben könnte, da wir ja nach dem Abbau vor ungefähr einer Woche noch Wasser gehabt hätten. So sind wir dort hin und haben alles inspiziert. Dabei stießen wir auch auf 2 weitere Schächte in der Art, wie sich einer unter meinem Mobilheim befindet. Bei einem davon fehlte die eiserne Abdeckplatte ganz und bei dem anderen hatte man einfach ein morsches Holzbrett als Ersatz draufgelegt. Ich vermute, dass der Schrotthändler die Eisenplatten auch mitgenommen hatte, weil die ja einen Schrottwert haben. Schon der erste Blick ließ einige Befürchtungen wahr werden. Aus einem relativ dicken Rohr sprudelte mit hohem Druck Wasser, aber das fiel von oben nicht auf, weil in dem Schacht ein eigenständiger Abflussanschluss ist, in den das frische Wasser gleich Hektoliterweise ungenutzt abfloss. Hier durfte wohl auch der Fehler liegen. Wir selbst hätten den aber nicht beseitigen können. Also rief die Verwalterin mit dieser Information noch mal den schon da gewesenen Kundendienst an. Der aber weigerte sich, noch mal zu kommen. Dann telefonierte sie noch etliche andere Firmen an, die sich aber größtenteils nicht meldeten oder auch nicht kommen wollten. Am Schluss hat sie in ihrer Verzweiflung dann den oben erwähnten früheren Platzmeister angerufen. Der ist dann sogar gekommen und wusste auf Anhieb auch wo und wie diese ganzen Rohre hier verlaufen. Diese Hauptzuleitung hätte man auch gar nicht in dem Keller des Verwaltungshäuschens abstellen können, sondern wieder in einem anderen Schacht, der sich ungefähr 30 m hinter der Campingplatzeinfahrt befindet, von dessen Existenz die Verwalterin gar nichts wusste. Der hatte dann binnen 30 Minuten den Fehler behoben, da zum Glück kein Rohr geplatzt war, sondern vom Frost hatte sich ein Absperrschieber in dem offenen Schacht zerlegt. Solch einen Absperrhahn-Schieber hatte der sogar in seinem Werkzeugkram und hat den dann erneuert. Dann musste der Schacht aber mit etwas abgedeckt werden, sonst wäre das ja wieder kaputtgefroren, was er mit einigen Brettern und Styroporplatten provisorisch machte. Wie ich hörte, erhielt er 1.000 Euro, damit er sich überhaupt zum Kommen überreden ließ, sonst hätte er keinen Fuß mehr auf diesen Campingplatz gesetzt, sagte er mir. So hatten wir dann doch noch gegen 18 Uhr wieder Wasser und der Vorfall beweist, wie wichtig gutes Fachpersonal ist, welches mit der Materie vertraut ist. Das heißt natürlich nicht, dass der jetzt wieder zum Personal des Campingplatzes zählt, er sagte mir, das sei eine einmalige Angelegenheit, um den Leuten aus der Not zu helfen und auch weil man ihm das exorbitant gut bezahlt hat. Ansonsten zieht den nichts mehr her, dafür hätte man ihm zu sehr auf der Seele herumgetrampelt und seinen Ruf in den Dreck gezogen. Heute hilft er bei einer Firma im Neckarhafen als Universalkraft bei der Reparatur von Binnenschiffen aus. Wie er sagt, verdient er dort fast das Doppelte wie seinerzeit hier auf dem Campingplatz. Die machen dort oft während des Löschens der Ladung gleichzeitig Reparaturen an den Schiffen, damit denen möglichst wenig Zeit verloren geht.
Ansonsten gibt es hier auf dem Campingplatz sogar wieder einen Zuwachs an Dauerbewohnern, das heißt eigentlich ist es nur eine Person mehr. Während man noch vor 2 Wochen das Ende des gesamten Platzes vor Augen hatte, belebt es sich jetzt wieder. Ein Herr Schiffer, der eigentlich mehr aus Ihrer Gegend stammt, nämlich aus Köln, hat sich eines der wenigen noch übrig gebliebenen leeren Mobilheime gekauft. Der ist von Beruf LKW-Fahrer und hatte in Köln wohl einige harte Schicksalsschläge hinzunehmen. Um diese besser zu verdauen und zu vergessen ist er hier her gezogen. Stuttgart kannte er schon etwas und er meinte, aufs Land wolle er nicht ziehen, weil er doch irgendwie das Stadtleben brauche und Stuttgart habe ihm immer schon recht gut gefallen und erfülle die wichtigsten seiner Grundbedingungen. Es ist eine Großstadt, ihm gefällt es hier gut, es ist von Köln weit genug weg und keiner wird in Köln vermuten, dass er ausgerechnet nach Stuttgart gezogen ist. Das klingt komisch, aber er möchte sich damit zugleich vor vielen alten Bekannten und Verwandten in Sicherheit bringen, mit denen er in Köln laufend Zoff hatte. So hätte es natürlich viele Städte gegeben, aber aus seinem Leben als LKW-Fahrer kannte er Stuttgart schon sehr gut, manch andere Stadt zwar auch, aber hier hat es ihm von den Städten, die er kannte, am besten gefallen. Er meinte München wäre nichts gewesen, weil dort der Lebensunterhalt viel zu teuer sei und weil dort viele eingebildete Fatzken rumliefen. Frankfurt hätte ihm zwar auch gefallen, wäre ihm jedoch schon wieder zu nahe an Köln gewesen, ebenso alle Städte im Ruhrgebiet, Berlin sei nicht so sein Fall, zu ungeordnet, sagte er. Die Städte im Osten wären alle überhaupt nicht sein Fall. In die persönliche Endausscheidung wären am Schluss die 3 Städte Hamburg, Nürnberg und Stuttgart gekommen. Hamburg sei von diesen 3 verbliebenen Orten als erstes rausgeflogen, weil ebenfalls zu teuer zum wohnen, die Endausscheidung zwischen Nürnberg und Stuttgart habe Stuttgart dann wegen der abwechslungsreicheren Lage und wegen der größeren Vielfalt von Möglichkeiten für sich entschieden, zumal er da per Zufall von der billigen Möglichkeit erfahren habe, hier ein solches Mobilheim zu kaufen und dann keinerlei Miete zahlen zu müssen. Das heißt, er zahlt ja dann auch nur diese Nebenkosten und einen Grundsteueranteil für die Standfläche und das von ihm genutzte Landstück hier auf dem Campingplatz. Wie ich erfuhr musste er allerdings sogar 3.200 Euro Restwert für sein Mobilheim bezahlen. Na ja, wir hatten ja damals durch unseren Ex-Vermieter Sonderkonditionen erhalten. Er hat auch keinerlei zugesicherte Vertragslaufzeit wie wir mit unseren damals 10, heute noch 9 Jahren. Das Mobilheim gehört ihm natürlich jetzt, aber wenn man den Standplatzvertrag auflöst, dann muss er binnen 3 Monaten zusehen, wie er mit seinem Mobilheim woanders unterkommt. Ich hatte schon damit gerechnet, dass, nachdem neulich die 4 Mobilheime vom Schrotthändler aus Karlsruhe geholt wurden, auch die anderen, die noch leer stehen alsbald weg kommen. In Köln war er von seinem früheren Arbeitgeber, einer Spedition, 2001 dazu gedrängt worden, seinen Lastzug günstig abzukaufen und dann als Einmann-Firma nur noch für diese Spedition zu fahren. Dann haben die aber die Konditionen immer mehr verschlechtert, so dass er später fast zu den reinen Betriebskosten fahren musste. Dagegen hat er gemotzt und dann hat er gar keine Aufträge von denen mehr bekommen, musste aber noch seinen Kaufpreis von dem gebrauchten LKW teils abzahlen. So geriet er schnell in einen Schuldenberg. Auch familiär krachte es dann ziemlich und das Ende vom Lied ist, dass er sich jetzt mit einem kläglichen Rest von Erspartem, von dem keiner etwas wusste, hier nach Stuttgart gerettet hat. Sein LKW ist inzwischen aber schuldenfrei und er fährt jetzt vorwiegend Aufträge von einer Stuttgarter Firma in die Schweiz, ist dadurch selten länger als 2 Tage auf Tour. Oft sind die ja die ganze Woche auf Tour, aber so nicht. Vom Aussehen her ist das auch so der typische LKW-Fahrertyp, ein Schrank von Mensch, groß und breit, stets im Holzfällerhemd unterwegs. Er hat wenig Haare auf dem Kopf und er erzählte, dieses Problem habe er schon im Alter von 25 Jahren gehabt, heute ist er 46, damals habe ihn das sehr gestört und er hätte im Alter von ungefähr 30 Jahren ein kleines Vermögen für diverse Therapien zur Förderung des Haarwuchses ausgegeben. Später habe er das aber aufgegeben und heute sei es ihm völlig egal. Er meinte, inzwischen hätten ihn auch viele der Bekannten, die damals über ihn deswegen gelästert hatten, überholt, da sein Rest-Haarkranz immerhin beständig geblieben ist, während deren Haarausfall zwar spät begann, aber inzwischen zur Fast-Glatze führte. Sein Verhältnis zu Frauen scheint sehr locker zu sein, da er häufig mit verschiedenen Damen hier angeschleppt kommt. Aber eine ist häufiger dabei, als die anderen. Das scheint auch keine Deutsche zu sein, dem Aussehen nach würde ich auf Portugiesin tippen. Warum werden Sie vielleicht fragen? Nun, südländisches Aussehen, aber trotzdem eine stille, ruhige Ausstrahlung, große runde Kulleraugen, runde Stupsnase, o-förmiger Mund, besonders runde Backen, normalschlank bis mittelschlank und dabei sehr klein gewachsen, so sehen eigentlich nur Portugiesinnen aus. Das muss natürlich nicht immer zutreffen, scheint mir aber sehr wahrscheinlich zu sein. Ich weiß wovon ich rede, denn lange bevor ich Kayla kannte, hatte ich mal ein Gelegenheitsverhältnis mit einer Portugiesin gehabt. Das war eigentlich kein richtiges Verhältnis, aber ich würde mal sagen, so gerade an der Grenze zwischen Verhältnis und lockerer Bekanntschaft. Das ging auch nicht lange, vielleicht ein knappes viertel Jahr, weil die ziemlich stark auf eine Ehe drängte, was ich damals keinesfalls wollte. Als die das begriff, hat sie dann auch sehr schnell mit mir Schluss gemacht. Bis zu diesem Zeitpunkt war die schon ganz schön toll und eine sehr wilde Liebhaberin, allerdings nie nach außen, nur im engsten intimen Kreis, da explodierte die regelrecht. Nach außen hin in der Öffentlichkeit war stets gesittetes und fast scheues Nebeneinander angesagt, aber darum geht es hier jetzt nicht. Die hatte auch noch 3 Schwestern und wiederum viele Bekannte und Verwandte, die auch alle hier im Umkreis wohnten und diese ganzen portugiesischen Frauen, die ich dadurch aus deren Umfeld kennen lernte, sahen irgendwie alle so aus, wie ich es oben beschrieben habe. Also dieser LKW-Fahrer scheint aber dann auch wieder vom Pech verfolgt zu sein, denn seinen LKW stellt er meist auf einem Seitenstreifen in der Zufahrtsstraße hier zum Campingplatz, etwa in 200 m Entfernung zur Einfahrt ab. Als er dann am vergangenen Montag morgens in der Früh losfahren wollte, war sein Tank leer, weil Ganoven ihm übers Wochenende den Dieseltank leergesaugt hatten. Er erzählte, da wären zuvor noch über 300 Liter drin gewesen. Die Polizei wurde gerufen und nahm eine Anzeige auf. Der Polizist meinte, dass alleine über dieses betreffende Wochenende ihnen im Umkreis 21 weitere Fälle von ähnlichem Diesel-Diebstahl gemeldet worden waren. Da scheint einer mit einem großen Öltank unterwegs zu sein und wenn das mit den Spritpreisen so weiter geht, dann lohnt für die Ganoven sich der Klau von Benzin und Diesel bald mehr, als ein Banküberfall.
Manche Namen laden zu Verwechslungen ein. Daran dürften die Träger dieser Namen eigentlich gewöhnt sein, aber es gibt da Leute, die doch sehr empfindlich reagieren und stets glauben, von anderen auf den Arm genommen zu werden. So habe ich es mir dann auch gleich mit einem Herrn Waldemar verscherzt, der mit dem Nachnamen Waldemar heißt, ich war aber im Glauben, es sei sein Vorname. Wie Sie wissen, fahre ich meist donnerstags morgens Fußmedizinartikel zu verschiedenen Apotheken, vorwiegend im Bereich ungefähr 20 bis 50 km nordwestlich und nördlich von Stuttgart. Nun wurde im Städtchen Asperg, welches eigentlich verwaltungsmäßig zu Ludwigsburg zählt, eine Apotheke, die ich schon seit Anbeginn meines Jobs anfahre, von einem neuen Eigentümer übernommen. Der begrüßte mich sogar per Handschlag an meinem ersten Anlieferungstag, wo ich den antraf und ich dachte mir, ei ist der freundlich, als er mir, wohlgemerkt nach meiner Meinung, gleich sozusagen das Du anbot, weil er beim Handschlag nur sagte: „Waldemar". So dachte ich mir spontan, wenn der so direkt nur seinen Vornamen anbietet, ist das wie ein kollegiales Du gemeint und dann mache ich das aus Freundlichkeit auch, obwohl ich sonst nie mit den Leuten gleich per Du bin. So erwiderte ich: " Freut mich, ich bin der Egbert." Im gleichen Moment durchfuhr es ihn wie ein Blitzschlag, er zuckte zusammen, zog seine grüßende Hand zurück, zugleich kicherte hinten zwischen den Rollregalen eine Apothekenhelferin, die das mitbekommen hatte und die meinen Namen von früheren Lieferungen kennt, da das restliche Personal dort gleich geblieben ist. „Nein mein Lieber, ich wüsste nicht, dass wir gemeinsam die Schulbank gedrückt hätten!", raunzte er missmutig. Ich wusste gar nicht, was will der denn jetzt? Zuerst kommt er mir in Duzform, dann regt er sich darüber auf, dass ich genau das akzeptiere und mitmache. Er trug auch nicht zur Klärung dieses Missverständnisses bei, sondern wandte sich leise schimpfend und kopfschüttelnd von mir ab. Die Apothekenhelferin klärte mich dann auf, dass der mit Nachnamen Waldemar heißt. Dann rief ich ihm meine Entschuldigung nach und erklärte ihm, wie ich zu diesem Missverständnis kam. Er hingegen wollte das wohl nicht begreifen, ja er zeigte sich regelrecht begriffsstutzig und maulte nur:" Jaja, aber ihren Spaß den haben Sie gehabt, und das auf meine Kosten!" Ich wiederholte, dass ich im Glauben war, Waldemar sei sein Vorname gewesen. Er entfernte sich dann aber weiter in Richtung Lagerraum und rief dann noch von hinten herüber: „Jaja, kosten sie es nur weiter aus und machen sich weiter über mich lustig, das ist doch unerhört!" Die Apothekenhelferin winkte mir nur ab, dass ich nicht noch weiter mit Argumenten versuchen soll, ihm mein Missverständnis darzulegen, das habe keinen Zweck. Aber das wäre ohnehin nicht gegangen, weil der inzwischen in diesem Lagerraum verschwunden war.
Ein etwas ulkiger Einbruch wurde jüngst hier in der Gegend verübt. Einbrecher hatten sich ausgerechnet ein privates Bordell als Einbruchsziel ausgesucht. In einer Straße, die ansonsten eine total unauffällige und ruhige Wohnstraße ist, gibt es ein privates Bordell in einem völlig normal aussehendem Wohnhaus. Von außen sieht man gar nicht, was dort abgeht. Es besticht sogar eher dadurch, dass es, im Vergleich zu den meisten anderen Häusern in der Straße einen äußerst gepflegten und gar aufgeräumten Eindruck macht. Alles piksauber und nur die edelsten Materialien, wie einen dunklen Marmor - Weg vom Bürgersteig zur Eingangstüre, es hängen auch außen nirgendwo Schilder, die auf den tatsächlichen Betrieb dort hindeuten. Manche solcher Privatbordelle haben ja wenigstens ein leuchtendes Herzchen oder so was im Fenster oder irgendwo an der Tür angebracht, aber dort sieht alles nicht danach aus. Natürlich fühlen sich Einbrecher von solch einem geradezu nobel wirkenden Äußeren angezogen und denken sich, dass dort ordentlich etwas zu holen sein muss. So hatten die Einbrecher am frühen Morgen des vergangenen Mittwochs ihr Werk begonnen und es gelang ihnen auch, durch einen ungesicherten Lichtschacht in das Haus einzudringen. Wie berichtet wurde, brachte der Lichtschacht sie aber direkt in einen großen Saunaraum im Keller. Der muss wohl für sich wieder verschlossen gewesen sein. Beim dessen Aufbrechen haben die dann soviel Krach gemacht, dass der Eigentümer des Bordells, ein 46jähriger ehemaliger Kampfsport-Heini sowie 2 Damen der Belegschaft, die noch im Hause waren, davon wach wurden. Da die im Heimvorteil waren, weil sie jeden Winkel des Hauses kannten, haben die die Einbrecher gewissermaßen eingekreist und der Kampfsport-Heini hat einen von denen krankenhausreif geschlagen, worauf der andere entwischen und weglaufen konnte. Die Polizei hat den dann aber doch noch gekriegt, weil der immer mit dem anderen, der nun im Krankenhaus lag, zusammen auf Diebestour ging und bei den Polizisten kein Unbekannter war. Jetzt heißt es wohl, dass auch gegen den Betreiber des Bordells, also den Kampfsport-Heini ein Verfahren drohe, weil er den Ganoven, der jetzt im Krankenhaus liegt, nicht so sehr hätte verprügeln müssen, als er erkannte, dass der ihm unterlegen war. Zu dem Bordellbetrieb selbst ist wohl zu sagen, dass der ordnungsgemäß genehmigt ist, was zuvor von vielen bezweifelt wurde, da immer gesagt wurde, das gehe dort illegal zu. Aber mit solch einem illegalen Image lässt sich heute oft besser die Kundschaft anlocken, als wie wenn man sagen würde, dort geht alles mit rechten Dingen zu und es wird nur saubere Hausmannskost geboten.
Weitere Verrücktheiten gibt es ebenfalls hier aus der Gegend zu berichten. Vor einem halben Jahr hatte man einen Mann aus der Abelsbergstraße mit akuten Magenbeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert. Dort stellte sich heraus, der Mann hatte das komplette Innere eines Pritt-Klebestiftes verzehrt. Sicher kennen Sie diese Klebestifte, mit denen man vor allem Papier aneinander kleben kann, in dem man, ähnlich wie mit einem Lippenstift, die Klebemasse auf den Papierrand aufträgt. Nun hatte dieser Idiot diese eigentliche Klebemasse, die ja in der Mitte auf einem Gewindedorn aufgebracht ist, herausgepult und gegessen, weil sie nach seiner Meinung sehr schmackhaft war. Man hatte ihm im Krankenhaus wohl den Magen ausgepumpt und nach ein paar Tagen konnte er wieder nach Hause. Aber nun hatte er die Firma Henkel, die wohl in Düsseldorf ansässig ist und diesen Stift hergestellt hat, auf Schmerzensgeld und Schadensersatz verklagt, weil auf dem Stift nicht steht, dass man ihn nicht essen darf. Eher im Gegenteil, weil auf dem Stift ausdrücklich noch dick gedruckt stünde, ohne Lösungsmittel, sei er davon ausgegangen, dass man ihn auch bedenkenlos verzehren könne, zumal er sehr gut schmecken würde. Wie hier weiter berichtet wurde, sei aber seine Klage, die er wohl in Düsseldorf bei einem Gericht einreichen musste, bereits im Vorfeld abgelehnt worden. Wenn das Schule machen würde, ich meine, die Idee ist ja schon irrsinnig, einen Klebestift gerade so zu essen, als wäre es ein Stück Schokolade, dann käme bald eine Klageflut auf alle Firmen zu. Der eine hätte dann probiert, seinen Pullover zu essen, andere würde sich Persil aufs Butterbrot schmieren, weil es so frisch duftet, der nächste würde vielleicht seine Autoreifen anknabbern, weil sie wie Zartbitterschokolade aussehen und alles nur, weil an diesen Dingen auch nicht dran steht, dass man sie nicht essen kann.
Damit genug für diese Woche, herzlichst Ihr
Egbert Lappenkeuler
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