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Lappenkeuler - Brief / Email „Von Menschen und Mäusen" vom 25.08.2007

Spätsommerliche Grüße!

Schon wieder tut sich einiges und vor allem völlig unerwartetes. Noch
während unserer Stuttgarter Zeit war uns ja im vergangenen Jahr
Anfang Juli, es ist somit bereits etwas über ein Jahr her, unser
damaliges Auto, der VW - Golf TDI - Variant in Schorndorf von
einem Parkplatz in Bahnhofsnähe gestohlen worden. Jetzt erhielt ich
ein Schreiben von der Versicherung, dass man unseren geklauten
Wagen im Juni dieses Jahres in Susice in Tschechien wieder gefunden
habe. Ein Ort, von dessen Existenz auf dieser Erde ich nicht einmal
wusste. Der Golf soll sogar noch unsere damaligen deutschen
Kennzeichen getragen haben. Nun sei der Zustand aber nicht der
allerbeste, vorne rechts sei eine starke Beule im Kotflügel und auch
der Kühlergrill sei zerborsten. Dann wären hinten Bohrlöcher neben
dem Schloss der Heckklappe, wo man vermutet, dass die Diebe den
Wagen damals auf diese Weise kaum sichtbar geknackt hätten. Das
Lenkradschloss sei kaputt, das Autoradio fehle und auch sonst wäre
etliches beschädigt. Der Wagen sei inzwischen wieder nach
Deutschland überführt worden und stehe in Deggendorf in Bayern auf
einem Lagerplatz. Jetzt will man wissen, ob wir den Wagen zurück
haben möchten und falls ja, müsse man das mit der damaligen
Zahlung der Versicherung verrechnen. Wir müssten dann quasi den
heutigen Zeitwert, den der Wagen jetzt in dem blessierten Zustand
noch hat, an die Versicherung zurück zahlen, sofern wir den wieder
zurück nähmen. Nur die Differenz zwischen diesem jetzigen Zeitwert
und der Rückerstattungssumme von damals dürften wir behalten. Es
wäre fraglos so, dass wir da wegen des gebeutelten Zustandes des
Wagens nicht allzu viel zu zahlen hätten, vielleicht knapp über 1.000
Euro, meinte mein Autobekannter. Dafür bekämen wir dann den
Wagen halt wieder und könnten den dann wieder fahrbereit herrichten
lassen. Um das genaue Procedere abzuklären, sollen wir uns mit
einem Herrn Reinhards von der Versicherung zusammensetzen. Falls
wir den Wagen nicht wieder haben wollen, würde er demnächst im
Auftrag der Versicherung versteigert. Nun, was soll man dazu sagen?
Wir haben ja sehr an dem Wagen gehangen, aber seit Herbst 2006
haben wir den Opel - Corsa, den wir inzwischen sozusagen genauso
lieb gewonnen haben, derweil er so sparsam ist und bislang immer
einwandfrei fährt. Was sollen wir mit 2 Fahrzeugen? Es wäre
natürlich einerseits nicht schlecht, da hätte Kayla einen eigenen
Wagen und ich einen eigenen, die man natürlich auch mal je nach
Lust und Laune untereinander tauschen könnte. Es wäre praktisch,
wenn beide zur gleichen Zeit mal woanders hinfahren wollen und vor
allem wäre es praktisch, wenn man mal wieder größere Mengen
Baumaterial oder sonstiges zu transportieren hätte, da in den Kombi -
Golf natürlich deutlich mehr in den Laderaum ging. Aber man muss
auch sachlich bleiben, die Kosten sind ein entscheidender Faktor,
wenn nicht sogar der entscheidende Faktor. Aus diesem
Betrachtungswinkel gesehen sind 2 Fahrzeuge für uns auf Dauer
untragbar, einfach zu teuer im Unterhalt. Ist man einmal ehrlich, dann
treten die Situationen, an denen jeder von uns wirklich zeitgleich
woanders hinfahren muss, auch extrem selten auf, vielleicht 4 mal im
Jahr. Ansonsten kann man sich immer so absprechen und es
einrichten, dass jeder das eine Auto nutzt und der andere dann eben
seine Nutzung in die Zeit verschiebt, wo der andere es eben nicht
braucht. Was bleibt, ist der nicht zu verachtende große Laderaum des
Kombi - Golf - Variant. Diese Laderaumgröße  kann man halt mit
dem Opel - Corsa nicht ersetzen, wenn man sie denn wirklich mal
braucht. Auch das muss man aber rein sachlich betrachten. Jetzt, wo
wir einmal hier leben und die meisten wirklich wichtigen Dinge
bereits renoviert sind, taucht die Frage auf, wie häufig ist man
wirklich noch auf die volle Nutzung eines so großen Laderaumes
angewiesen? Ich würde mal sagen, dass man da im Schnitt vielleicht
auf 7 mal pro Jahr kommt. Fazit wäre, sollte man sich für die wenigen
wirklich notwendigen Momente 2 Fahrzeuge halten? Da sage ich, das
kann man machen, wenn man ohnehin Geld genug hat, aber so dicke
haben wir es nicht, dass es uns das wert sein kann. Gewiss, wir haben
momentan keine finanziellen Sorgen, aber das soll schließlich auch so
bleiben und mit dem Unterhalt für 2 Fahrzeuge kann es das langfristig
nicht, auch wenn wir derzeit nach wie vor noch kostenlos mit Alt -
Diesel aus der Fabrik fahren, was ja sicher nicht immer so weiter geht,
daran muss man im Voraus denken. Vor allem die Kosten aus
Fahrzeugversicherung und Steuer nagen bei 2 Fahrzeugen auch 2 mal
am Geldbeutel und das gewaltig. Die Kraftstoffkosten spielen
eigentlich keine Rolle, egal ob man 1 oder 2 Fahrzeuge hat, sofern die
im Verbrauch relativ nah beieinander liegen, was ja hier der Fall wäre,
denn wenn man mit dem einen fährt, fährt man nicht mit dem anderen
- also verbraucht der andere Wagen in dieser Zeit auch nichts.
Entscheidend sind in einem solchen Vergleich also nur diese
sogenannten Fixkosten von Versicherung und Steuer sowie vielleicht
noch Wartung und Reparaturen. Wobei die beiden letzten Punkte in
unserem Fall im sehr günstigen Bereich liegen, weil mein
Autobekannter, den ich damit mal ausdrücklich loben muss, sehr faire
Preise von mir verlangt, die man so in keiner halbwegs normalen
Autowerkstatt bekäme. Hinzu kommt, dass bislang an unserem Opel -
Corsa eigentlich nie etwas dran kaputt war, außer mal das Autoradio,
was aber ja nur so halbwegs wirklich zum Auto zählt. Damals an dem
VW - Golf - TDI - Variant war auch nie etwas kaputt, aber ob das
heute noch so wäre, wo die Ganoven ja eindeutig mit dem Wagen sehr
schlecht umgesprungen sind und wahrscheinlich wie die letzten
Henker mit dem gerast sind, das wäre sehr fraglich.
So muss man sich aus unserer Sicht die Frage stellen, was wäre
sinnvoller, einfach den jetzigen Opel - Corsa behalten und der
Versicherung mitteilen, dass wir kein Interesse mehr an unserem Ex-
Wagen haben? Diese Möglichkeit würde den geringsten
Arbeitsaufwand bedeuten, da wir dazu außer der Benachrichtigung der
Versicherung nichts zu tun brauchten. Weiterer Vorteil dieser
Variante wäre, dass die Gesamtunterhaltskosten etwas geringer
blieben, da der Opel - Corsa sowohl in den Versicherungsbeiträgen,
als wie auch in der KFZ - Steuer etwas billiger ist. Im Verbrauch
liegen keine allzu großen Unterschiede, obwohl der Golf ja 15 PS
mehr hatte, größer und schwerer war und auch 0,2 Liter mehr
Hubraum aufwies. Vielleicht knapp 0,5 Liter, die der Opel weniger
verbraucht, beide sind also sehr sparsam.
Der Vorteil der Variante, wenn wir den Golf - Variant zurück nehmen
würden und dafür den Opel wieder verkaufen würden, wäre der, dass
wir wieder den schönen großen Laderaum hätten. Weiterhin ist der
Golf einen winzigen Hauch spritziger gewesen und in der
Höchstgeschwindigkeit vielleicht 10 km/h schneller, aber wann
braucht man letzteres schon? Ansonsten kämen jedoch nur Nachteile
auf uns zu. Wie lästig wäre es, die ganze Chose mit dem Ummelden
und Verkauf des Corsa in Angriff zu nehmen? Dann muss man vor
allem vermuten, dass die Schweinsköpfe von Dieben mit dem Wagen
sehr schlecht umgegangen sind und nun neben den äußerlich
sichtbaren Schäden auch noch etliche versteckte Mängel lauern und
der Wagen gar nicht mehr so gut läuft, wie wir ihn kannten. Darüber
hinaus müssten die sichtbaren Mängel ja auch noch zuerst repariert
werden. Nein! Das wäre uns zu sehr eine Fahrt ins Ungewisse und
dann noch der ganze Aufwand dazu, nein danke! Da bleiben wir jetzt
lieber bei dem Corsa. Der läuft vernünftig, ist über 2 Jahre jünger, als
der VW war und die ganzen Schäden, die die Verbrecher in den VW
gefahren haben, hat der ja nicht.
Es käme höchstens eine dritte Überlegung in Betracht, deren Initiator
mein Autobekannter ist. Er sagte, ich solle mal in Erfahrung bringen,
wie viel die Versicherung sich im Fall der Rücknahme des Wagens
von uns zurückerstatten lassen möchte, von der damaligen
Versicherungs-Auszahlungssumme. Falls dieser Wert sehr günstig ist,
wovon er ausgeht, weil die Versicherung bei einer Versteigerung auch
nur eine ungewisse Summe erlangt und dafür erst einmal Umstände
und Kosten aufwänden muss, dann sollen wir den Golf doch zurück
nehmen. Da wir ja danach nicht gezwungen sind, den auch
anzumelden oder zu benutzen, reichen wir den dann gleich weiter an
meinen Autobekannten, der gibt uns das Geld dafür, welches wir der
Versicherung erstatten müssen plus noch 200 Euro
Aufwandsentschädigung, wie er sagte, und er repariert den Wagen
dann und verkauft ihn in seinem Autohaus. Er geht, wie oben
angedeutet, davon aus, dass wir den Wagen zu einem Preis zwischen
etwa 1.000 und 1.500 Euro zurückhaben können, sofern die Schäden
so sind, wie sie von der Versicherung beschrieben wurden. So käme er
dann an einen VW - Golf - Variant TDI für rund 1.500 Euro, würde
vielleicht noch mal 500 Euro an eigenen Reparaturkosten reinstecken
und er ist sich sicher, dass er ihn dann für mindestens 4.000 Euro
wieder verkauft kriegt, weil es doch ein relativ gefragtes Modell ist.
Somit ergibt sich für ihn daraus ein Verdienst von etwa 2.000 Euro,
die ich ihm gerne gönnen möchte, denn so preiswert, wie er uns die
Wartungen und Reparaturen macht, profitieren wir ja so gesehen um 2
Ecken langfristig auch davon. Sollte die Versicherung an Rücknahme-
Erstattung 2.000 Euro oder mehr verlangen, dann kann man ja immer
noch nein sagen.

Neulich, als ich gerade dabei war, das Einfahrtstor von der
Werkstattgarage von außen neu zu lackieren, parkte eine vielleicht
45jährige Frau ihren Wagen ein Stückchen hinter der Einfahrt zur
alten Fabrik und wanderte dann die kleine Straße in Richtung der
Mühlen und des Militär-Autoschrottplatzes. Ich hatte sie dann aus den
Augen verloren und auch nicht weiter an sie gedacht, sondern mich
weiter mit meinen Lackierarbeiten beschäftigt. Einige Zeit später
stand diese Frau plötzlich neben mir, ich hatte die gar nicht kommen
gehört. Ich fuhr deshalb wohl ein wenig zusammen, als sie mich
ansprach. Diese Verschreckung tat ihr leid und sie entschuldigte sich
dafür. Sie stellte sich vor, dass sie Frau Röhm wäre, Helga Röhm, um
genauer zu sein. Dann schwieg sie ein wenig, so als würde sie auf eine
Reaktion meinerseits auf diesen Namen warten. Ich hörte ihr zwar zu,
aber der Name Röhm sagte mir nichts. Dann wiederholte sie ihren
Namen, wobei sie besonders den Nachnamen Röhm mehrmals laut
und prägnant aussprach. Sie wartete immer noch darauf, dass bei mir
wohl der Groschen fallen sollte, was aber nicht passierte und das nicht
nur, weil inzwischen Euro und Cent gelten, sondern einfach, weil mir
der Name Röhm nach wie vor nichts sagte. Meine einzige Antwort auf
ihre zigste Wiederholung der Namensnennung war so was wie:
„Angenehm, ich heiße Lappenkeuler.", worauf sie zuerst etwas
grinste, weil sie den Namen wohl lächerlich fand, aber daran bin ich ja
gewöhnt. Dann erläuterte sie, dass sie früher lange Zeit in unserem
Haus gewohnt habe. Sie sagte, dass sie kurz nach der Schließung der
Fabrik dort eingezogen sei und immerhin bis 1999 in unserem Haus
gelebt habe. Immer wieder gerne käme sie ein paar mal im Jahr
hierher zurück, weil es ihr hier so gut gefallen habe, die Landschaft
und die endlose Ruhe. Dann ließ sie gleich aber ein ziemliches
Gemecker vom Stapel über die Firma mit den Regenwasser-Erdtanks,
dass die hier die ganze Idylle kaputt machen würden. Wie ich schon
öfters schrieb, stört uns diese Firma jedoch überhaupt nicht, was ich
der Frau Röhm auch erklärte. Sie fragte dann, ob ich denn keine
Anhaltspunkte in Form von Dingen gefunden hätte, die sie bzw. den
Namen Röhm als frühere Bewohner auswiesen. Also bislang sind wir
hier auf alles mögliche gestoßen, aber auf nichts mit dem Namen
Röhm. So sagte ich ihr das auch und das stimmte sie fast schon ein
wenig traurig. Sie meinte mehr fragend, da hätte sie 12 Jahre in dem
Haus gelebt und heute sei nichts mehr da, was an sie erinnere? Dann
schweifte sie weit zurück in die Zeit, als sie noch hier wohnte. Im
Jahre 1998 habe man ihr einen guten Job bei einer Firma in
Neckarsulm angeboten, den sie, nach anfänglichem Zögern im
darauffolgenden Jahr dann doch angenommen hätte. Da es ihr zu
beschwerlich war, täglich von hier nach Neckarsulm zu fahren, eine
Strecke dürfte schätzungsweise 65 km in nordöstliche Richtung sein,
beschloss sie dann auch gleichzeitig, sich in Neckarsulm eine kleine
Wohnung zu mieten und hier die Wohnung aufzugeben, die auch nur
gemietet war. Da sie aber seit letztem Jahr bei einem Zweigbetrieb der
gleichen Firma in Bruchsal arbeite, was nur ungefähr 15 km nördlich
von hier liegt, wäre sie gerne wieder hier in das Haus eingezogen.
Hinzu kam, dass sie gehört hatte, dass das Haus zum Verkauf stünde
und sie ebenfalls an einem Erwerb Interesse gehabt hätte. Nun
wussten wir davon nichts und als damaliger Kaufinteressent war es
auch nicht unsere Aufgabe, sich um andere Kaufinteressenten zu
kümmern. Zudem ist diese ganze Angelegenheit inzwischen ja auch
schon fast ein Jahr her. Der Makler, der das alles geregelt hat, hat auch
nie etwas über weitere Kaufinteressenten gesagt und wenn das stimmt,
was die Frau da sagte, dann wird sie halt weniger Geld geboten haben
als wir, obwohl wir ja auch noch den zuerst verlangten Preis deutlich
herunter handeln konnten. Wie dem auch sei, die Frau war jedenfalls
ein wenig enttäuscht, dass sie nun sehen musste, dass andere ihr das
Haus weggeschnappt haben. Ich vermute, dass die dem Makler oder
dem eigentlichen Verkäufer gegenüber halt zu sehr gepokert hat, in
der Hoffnung, dass es ohnehin keinerlei andere Kaufinteressenten für
dieses abgelegene Anwesen mit mächtigem Fabrikhintergrund geben
würde. Nun ist sie damit wohl auf die Schnauze geflogen, wie der
Berliner sagen würde, und weint innerlich natürlich der verpassten
Chance nach. Deshalb werden wir das Haus ja nicht wieder verkaufen.
Die Frau Röhm war nicht gerade auf den Mund gefallen, wie man so
sagt, und fragte stracks, wie viel wir denn für das Haus gezahlt hätten
und ob die Werkstattgarage denn ebenfalls mit verkauft worden wäre.
Den letzten Teil habe ich ihr beantwortet, aber die Zahlen des
Kaufpreises gehen die nichts an und das habe ich der auch genau so
gesagt. Da war sie zuerst etwas eingeschnappt, fing sich aber schnell
wieder. Sie erläuterte dann, dass die Werkstattgarage doch noch von
einer Firma aus Karlsruhe belegt sei und sie sich deswegen wundere,
dass die mit verkauft worden sei. Bei ihren Kaufverhandlungen habe
es stets geheißen, dass sie nur das Haus ohne die Werkstattgarage und
auch nur mit einem minimalen Grundstücksanteil von knapp 350 m²
erwerben könne. Ich erklärte ihr dann, dass es die Gießerei in
Karlsruhe, die das als Gießformenlager angemietet hatte, inzwischen
auch schon nicht mehr geben würde. Das schien sie dann noch mehr
zu wundern, als die Tatsache, dass ihr geliebtes ehemaliges Domizil
nun an uns verkauft ist. Nach dieser Information machte sie einen
verwirrten Eindruck und fragte nach einer längeren Denkpause, ob sie
die Gebäude denn mal von innen ansehen dürfe. Ich war sehr froh,
dass dann Kayla hinzu kam. Kayla mit ihrem leicht asiatischen
Äußeren verwirrte die Frau Röhm erneut, warum weiß ich nicht.
Kayla sagte spontan, dass wir momentan keine Zeit für eine Führung
durch die Gemächer hätten, so etwas könne man vielleicht später mal
nachholen, in einem halben Jahr oder nächstes Jahr oder übernächstes
Jahr. Die Antwort zeigte, dass wir eigentlich nicht viel von einem
derartigen Ansinnen hielten, was sie auch gleich begriff. Mit einem
leichten Hauch des Zweifels im Gesicht wünschte sie uns dann noch
beiläufig alles Gute in dem Haus und verabschiedete sich, denn
urplötzlich fiel ihr nach eigenen Worten ein, dass sie noch schnell
nach Karlsruhe fahren müsse, um dort etwas zu erledigen. Eiligen
Schrittes hastete sie zu ihrem Wagen, so einem kleineren zweisitzigen
BWM - Sportcabrio, ich glaube Z3 oder so ähnlich heißt der
Wagentyp, aber schon ein älteres Baujahr davon, vielleicht knapp 10
Jahre alt. Mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen raste sie
dann wie eine Verrückte davon.

Es gab ja in der Zeit zwischen etwa 7. und 11. August am Rhein
drüben in Karlsruhe ein Hochwasser, welches aber eigentlich noch
glimpflich verlief, da nur die Uferpromenaden stellenweise unter
Wasser standen, aber die Schäden an Häusern usw. hielten sich zum
Glück in sehr geringen Grenzen. Wir wollten ursprünglich dort wieder
eine Fahrradtour machen, aber die fiel im wahrsten Sinne des Wortes
ins Wasser. Einmal weil diese Parallelwege zum Rhein an vielen
Stellen untergegangen waren, aber auch weil es zu dieser Zeit immer
soviel regnete, dass an Fahrradfahren nicht zu denken war. Die
Mengen an Regen hinterließen aber auch hier bei uns deutlich ihre
Spuren. Kleine Bäche mutierten besonders zwischen 9. und 10.
August zu reißenden Flüssen. Ich hatte Ihnen vor längerem mal Fotos
von offenen Wasserkanälen im hinteren südwestlichen Bereich der
alten Fabrik beigefügt, die dort zwischen einigen alten Hallen
verlaufen. Diese Wasserkanäle waren teils so angeschwollen, dass
dort zwischen den alten Hallen eine durchgehende Seenplatte
entstand. Man hätte daraus einen Wasser-Erlebnispark machen
können. Was mich fast noch mehr verwunderte, als diese Mengen an
Wasser, das war, dass diese enormen Wassermassen im Bereich der
alten Fabrik noch viel schneller wieder verschwunden und
irgendwohin abgeflossen waren, als anderswo. Dort müssen also noch
reichlich dimensionierte und funktionsfähige Kanalsysteme existieren,
sonst wäre das nicht möglich. Zum Glück hatten wir bei uns hier am
Haus und auch im vorderen Bereich der Fabrik aber überhaupt keine
Probleme mit den Wassermassen. Nur in einem Teilbereich in
unserem „Garten" sah es danach etwas eigenartig aus. In diesem
Teilstück ist ein wenig Gefälle in nördlicher Richtung. Die Unmengen
an tagelangem Regen hatten den Boden völlig durchweicht und in
diesem Schrägstück teils weggespült. Dort wo diese Schräge wieder
aufhört, hatte sich der weiter oben fortgespülte Erdboden zu einem
kleinen Damm angesammelt. Auf der Fläche, wo der Boden
weggespült worden war, lugte nun in vielleicht 40 cm Tiefe eine
durchgehende endlose Eisenfläche hervor. Es bestätigte sich erneut,
dass große Teile unseres Gartens noch von alten Anlagenresten
unterkellert sind. Ein Stück weiter stießen wir auch auf eine Luke, die
sonst mit Erdreich bedeckt ist. Bislang hatten wir aber noch keine
Zeit, Versuche zu starten, diese Luke zu öffnen. Man könnte
vermuten, dass es Reste eines immens großen Erdtanks sind, es könnte
aber auch eine andere Eisenkonstruktion sein, die dort seit vermutlich
mehr als 5 Jahrzehnten im Verborgenen schlummert. Einen großen
Vorteil hatte diese Wegspülung des Erdreichs aber auch, denn an
dieser Stelle ist damit auch der lästige Unkrautbewuchs weitgehend
mit weggespült worden. Weniger schön ist es, dass das auch wieder
neue Arbeit mit sich bringt, denn so lassen kann man das nicht.
Alleine schon wegen der verrückten Umweltheinis, die zuweilen
immer noch am Militär - Autoschrottplatz zu tun haben und hier
vorbei kommen. Wenn die entdecken, dass hier unter dem Erdreich
alles Eisenkonstruktionen sind, die wohlmöglich noch von alten
Erdtanks stammen, in denen vielleicht sogar noch alte chemische
Reststoffe oder Ölsubstanzen lagern, dann haben wir in ein paar
Wochen hier den Garten voller Bagger stehen. Gerade die am meisten
betroffene Fläche liegt auch noch so ungünstig im Blickwinkel, dass
man das von der Straße einsehen kann. Der größte Teil der
Gartenfläche ist ja verdeckt durch Haus, Werkstattgarage, Bewuchs
und ein paar Bäume, aber ausgerechnet die jetzt weggespülte Stelle
springt einem von der Straße sofort ins Auge. Zuerst haben wir auf die
Schnelle einfach etliche Planenreste drüber gespannt, die wir noch aus
der Fabrik geholt haben, denn dort wurden in einem Teilbereich ja mal
Zelt- und Verdeck - Planen fürs Militär so in Natooliv hergestellt,
wovon heute noch unfertige Reste in einer Halle haufenweise
herumliegen. Das wirkt jetzt auf den ersten Blick, als hätten wir dort
möglicherweise Heiz-Holzstapel stehen, die wir damit abgedeckt
hätten, so wie es viele Leute hier in der Umgebung im Garten haben.
Dabei haben wir ja überhaupt keine Öfen im Haus, mit denen man
Holz verheizen könnte. In den nächsten Tagen wollen wir, falls das
Wetter trockener wird, diese weggespülten Erdmassen einfach wieder
an der aufgespülten Stelle mit einer Schubkarre abholen und dann
wieder provisorisch auf den Fehlstellen abschütten und feststampfen.
Ich habe mir schon überlegt, mir Rasenkantensteine zu beschaffen, die
ich dann an den Enden dieser Fläche in den Boden einbetoniere, damit
beim nächsten Regen dieses Erdreich nicht wieder erneut weggespült
werden kann.

Kayla hat vorübergehend einen Eintages - Job in einer Papierfabrik in
Karlsruhe bekommen. Das kam ganz komisch. Zunächst war sie durch
Mundpropaganda als Dolmetscherin für diese Firma zur Übersetzung
eines einzelnen Briefes beauftragt worden. Das hat sie dann auch
gemacht. Irgendwie hat der Personalchef dann gefragt, ob sie nicht
Interesse habe, jeweils Montags - und nur Montags, einen Anlernjob
in einem Stand für die Endkontrolle dünner Pappen zu übernehmen.
Er meinte, dass die Firma gerade in der Endkontrolle bereits sehr gute
Erfahrungen mit asiatischen Frauen gemacht hätte, die könnten
schnell vorbeihuschende Pappbahnen mit bloßem Auge besser und
genauer kontrollieren, als europäische Kräfte. Das sei wohl irgendwie
anatomisch bedingt. Ausgerechnet montags habe man aber einen
Engpass in der sogenannten Frühschicht, die dort schon um 4 Uhr
morgens beginnt, weil die viele Teilzeitkräfte beschäftigen und das in
der Summe zeitlich derzeit irgendwie nicht so richtig hinhaut, dass
dann montags in der früh schon jemand da ist. Sie hat sich das mal
angesehen und da die Bezahlung im Verhältnis zur Arbeit gut ist, hat
sie das nun zunächst mal probeweise für einen Monat angenommen.
Das ist auch alles hochoffiziell mit Steuerkarte und
Krankenversicherung. Da muss sie montags hier um halb 3 schon
aufstehen, dann ein schnelles Frühstück und ab geht's nach Karlsruhe.
Um 4 Uhr beginnt diese Frühschicht und um punkt 12 Uhr, also
Mittags, ist Feierabend. Dann hat sie wieder eine Woche lang Ruhe
bis zum nächsten Montag. Die Einsatzweise mit einem Tag
wöchentlich ist also ein wenig vergleichbar, mit meinem damaligen
Donnerstagsjob als Fußmedizin-Ausfahrer. Eine weitere Parallele ist,
dass der Job nicht von längerer Dauer sein wird, auch dann nicht,
wenn sie sich sehr gut bewährt, denn der zeitweise Personalengpass
wird in absehbarer Zeit durch den Einbau modernerer Maschinen
kompensiert und spätestens sobald diese störungsfrei laufen, endet ihr
Montagsjob endgültig. Entsprechende Klauseln stehen sogar in dem
Arbeitsvertrag. Die Arbeitgeber halten die Personalpolitik heute
flexibel und denken gar nicht mehr daran, langfristige Arbeitsverträge
zu schließen. Die meisten Leute, die bei dieser Papierfabrik arbeiten,
sind Teilzeitkräfte, die darüber hinaus noch diverse Sonderklauseln im
Vertrag stehen haben, wonach sie mehr oder weniger von heute auf
morgen freigesetzt werden können, wie die das so schön nennen.
Früher nannte man es Entlassung. Oder andere Klauseln besagen, dass
die Arbeitnehmer flexibel in den Werken dieses Unternehmens
eingesetzt werden können, was nichts anderes heißt, als dass die
plötzlich auch gesagt kriegen können: „So ab morgen bist du nicht
mehr im Werk Karlsruhe, sondern im Zweigwerk in Ulm oder sonst
wo beschäftigt". Die haben bundesweit 12 verschiedene Werke, quer
durch Deutschland verteilt, die meisten davon allerdings in Baden -
Württemberg. Einen solchen Zusatzpassus hat Kayla aber
eigenmächtig und eigenhändig aus ihrem Vertrag rausgestrichen,
worauf der Personalchef schon kritisch meckern wollte, dass dies
nicht üblich sei. Kayla hat dann gesagt, entweder ohne solchen Käse
oder gar nicht. Da hat sich der Mann sehr gewundert, weil der wohl
daran gewohnt ist, das viele Leute heute in ihrer Not überhaupt einen
Arbeitsplatz zu finden, fast alles unterschreiben. Hier zeigte sich dann
aber, dass die wohl wirklich dringend diese Stelle vorübergehend
besetzen müssen, denn die haben Kaylas Widerworte auf Anhieb
anstandslos akzeptiert. Was ich sehr interessant fand, an ihrem
zweiten Arbeitstag dort, der vorletzten Montag stattfand, durfte ich
sogar mal für eine Stunde mit ins Werk und mir das ansehen. Es ist
schon imposant, welche riesigen Maschinen dort in nahezu
personalleeren Hallen die Pappe aus der schlabberigen Rohmasse
herstellen, die mit viel aufgeweichtem Altpapier, Holzfasern, vor
allem viel Wasser, einem Hauch von Textilfasern und etwas
Pulverzeugs gewonnen wird und dann vollautomatisch über unzählige
haushohe Walzen und Förderstraßen mit endlosen Düsen diese Pappe
herstellen. In diesen Hallen riecht es leicht nach Essig, säuerlich - herb
und es ist schwül - feucht - laut dort, kein sehr angenehmes
Raumklima, in dem man gewiss nicht viele Stunden zubringen
möchte. An vielen, besonders älteren Maschinen, hängen dicke graue
Krusten aus dem Rohmaterial dieser Brühe, die beim Sausen über die
Walzen seitlich weggespritzt ist und dann dort vertrocknete. Am Ende
dieser eigentlichen Herstellungsmaschine, oder man müsste genauer
Produktionsstraße dazu sagen, saust die fertige Pappe endlos durch
einen breiten Schlitz in eine wesentlich sauberere und ruhigere
Nachbarhalle, die freundlich hell ausgeleuchtet ist. Dort befinden sich
an einem Ende der Halle große Walzen, auf die die fertige Pappe in
Windeseile automatisch aufgewickelt wird. Immer wenn eine solche
Walze eine bestimmte Meterzahl erreicht hat, stockt die Anlage ganz
kurz und ein extrem scharfes Trennmesser, welches auf einem dicken
Stahlbalken montiert ist, trennt die nun fertige Rolle vom Rest der
laufenden Produktion. Vollautomatisch schwenkt dann die Achse in
dieser Rolle zur Seite, die fertige Rolle wird automatisch in ein Gestell
gezogen, worauf sie dann ebenso automatisch ins benachbarte
Fertiglager befördert wird, welches sich daneben in einer
eigenständigen sehr großen Halle befindet. Fast zeitgleich schwenkt
ein neuer leerer Walzenkern in diese Aufwickelvorrichtung, das
wartende Pappband von der Maschine wird automatisch in diesen
Walzenkern eingefädelt und dann beginnt der gleiche Vorgang mit
dieser neuen Pappwalze erneut. Wenn man das so erzählt, sieht man
vielleicht einen solchen Prozess gemütlich vor dem inneren Auge
ablaufen, aber alles das, was ich erzählt habe, geschieht in wenigen
Sekunden, man kann kaum zuschauen, so schnell geht das. Kaylas
neue Aufgabe besteht nun darin, in einem abgetrennten Raum in
dieser sauberen Halle, der gleich am Anfang der Halle hinter dem
oben erwähnten Übergabeschlitz ist, auf die vorbeihuschenden
Pappbahnen zu schauen, also noch bevor diese Pappbahnen im
Nebenraum auf die Walze gewickelt werden. An ihrem sauberen
Arbeitsplatz steht ein vielleicht 2 m hoher, bequemer Stuhl, der in
seiner Bauform ein wenig an einen Bademeisterstuhl im Freibad
erinnert. Zum Erreichen der Sitzfläche dient eine am Stuhl fest
angeschraubte Alu-Treppenleiter und vor der Sitzfläche befindet sich
eine kleine Plattform mit einem Gitter, damit man nicht beim
runterrutschen von der Sitzfläche 2 m in die Tiefe stürzen würde.
Gleich gegenüber ihres geraden Blickfeldes läuft dann das Pappband
endlos vorbei unter ganz hellen Speziallampen, die auf diesem
sausenden Pappband nur einen relativ schmalen Streifen von etwa 40
cm Breite grell ausleuchten. Wenn man darauf schaut, sieht es aus, als
würde man nur eine vor einem liegende graubraune Pappfolie
betrachten, in Wahrheit saust die Pappe aber mit einer
unbeschreiblichen Geschwindigkeit dort vorbei. Nun kommt Kayla ins
Spiel. Erkennt Kayla in diesem graubraunen Einheits-Ausblick eine
Farbveränderung ins gelbliche oder ins Dunkle, dann muss sie
blitzschnell einen von 2 verschiedenen Knöpfen drücken, die sich fest
eingebaut in der Armlehne ihres Stuhls befinden. Wenn sie das tut,
während meiner Besichtigungszeit kam das zweimal vor, dann wird
im Nebenraum, dort wo auch die fertige Pappe automatisch auf die
Walze gespult wird, ein Streifen von 5 Metern aus dieser endlos
huschenden Pappe rausgeschnitten und dieses ganze
Ausschnittmaterial landet in einem sogenannten Ausschussgraben.
Das ist ein Schacht im Boden. In diesem Ausschussgraben befinden
sich Greifer, die an einer Art unterirdischem Förderband montiert sind
und die Ausschusspappe wird davon quasi im Keller der Halle
automatisch wieder ganz nach vorne befördert und in der
Altpapieranlage aufgeweicht und erneut dem Fertigungsprozess
zugeführt. Zuvor kontrolliert aber noch ein Meister, ob es nicht
Verunreinigungen sind, die sich nicht entfernen lassen, z.B. wenn
Plastikfasern irgendwie mit ins Altpapier geraten sind. Ist das der Fall,
wandert dieses Fehlerzeug auf den Müll, weil das sonst erneut für
solche Fehler in der neuen Pappe sorgen würde. Da sich durch diesen
Effekt, den Kayla praktisch mit ihrem Knopfdruck ausgelöst hat, aber
die sich gerade aufrollende Walze im Nebenraum nicht mit der
vorgeschriebenen Meterzahl bestücken ließ, wandert diese nun
kleinere Pappwalze in ein gesondertes Lager. Diese Walzen werden
zuvor noch von einem Druck - Computer mit ihrer tatsächlichen
Länge bedruckt und gehen dann an andere Kunden, bei denen es nicht
auf eine exakte Länge ankommt. Körperlich ist das für Kayla keine
schwere Arbeit, aber wenn man dort über 7 Stunden, nur unterbrochen
von 2 Pausen, eine mit 25 Minuten und eine mit 15 Minuten, gesessen
und auf die Pappe gestarrt hat, dann ist man fertig. Wenn Kayla
plötzlich mal auf Toilette müsste, dann muss sie einen gelben Knopf
an der Rückenlehne ihres Stuhls drücken und ihre Arbeit solange
fortsetzen, bis dann eine sogenannte Springerkraft kommt und ihre
Tätigkeit für die Dauer ihres Klogangs übernimmt. Das kann im
ungünstigsten Fall aber schon mal 10 Minuten dauern und wenn man
dringend muss, könnte es dann zu spät sein. Wenn in voraussichtlich
einem halben Jahr, aber die ganz neuen Maschinen in einem bereits
freigeräumten Bereich dort eingebaut wurden, dann werden
Tätigkeiten wie die von Kayla überflüssig, denn diese neue Maschine
ist mit einem automatischen Kameraauge ausgestattet, das genau diese
Fehlererkennung selbst vornimmt. Auch wird der Ausschuss dann
geringer, weil diese moderne Kameraanlage exakt die fehlerhafte
Position in dem endlos vorbeihuschenden Pappband erkennt und
markiert. Dann wird auch nur dieses fehlerhafte Stück rausgestanzt
und nicht ganze 5 Meter, in denen irgendwo dieses fehlerhafte Stück
verborgen ist.
Die Entwicklung moderner Maschinen geht also weiter und das, wie
so oft, zulasten der Arbeitnehmer, wenn man so will. So kann man
sagen, dass Kayla diesen Job spätestens Anfang 2008 durch den
Fortgang der Rationalisierung wieder los ist. Soviel zu Kaylas
überraschendem neuen Job. Wir sehen diesen Job aber mehr als
Zwischenepisode, die nur deshalb wahrgenommen wurde, weil es sich
per Zufall so günstig anbot. Es ist nicht so, dass jemand von uns
überhaupt gezielt nach einem Job Ausschau gehalten hätte. Das mag
dann für manche wieder komisch klingen, denn viele Leute suchen
fieberhaft seit Jahren Arbeit und finden keine und unsereins sucht
nichts derartiges und ein Job fällt regelrecht aus den Wolken über
einen herein.

Neulich, ich glaube es war am 11. August, führte eine sogenannte
Deutschlandtour - Radrundfahrt hier in der direkten Nähe vorbei.
Alles was noch von den namhaften weltweiten Radsportlern der Tour
de France nach den zahllosen Doping-Skandalen übrig geblieben ist,
nahm wohl daran teil. Der Rundkurs dieses Tages ging u.a. über
Bretten und etliche Orte hier im Umfeld, auch teils über Jöhlinger
Gebiet. Solche Sportereignisse interessieren mich eigentlich nicht
sonderlich, aber diese Sache verdient dann doch besondere
Erwähnung und das gleich aus 2 Gründen. Nicht etwa deshalb, weil
diese Tour u.a. hier gleich in der Nähe, oben an der Hauptstraße B 293
vorbei führte, obwohl diese Tatsache für die etwas abgelegene Ecke
hier sicher auch schon Grund genug wäre, es zu erwähnen, nein, die
Gründe liegen anders. Der erste Grund ist einfach ein ärgerlicher,
denn an diesem Tag, ich glaube, es war ein Samstag, konnte man hier
praktisch nirgendwohin mit dem Auto fahren, weil für diesen Quatsch
jede Zufahrt zur B 293 von Polizei und diversen Hilfskräften total
gesperrt worden war. Das ist eine Frechheit, nur für diesen Unsinn so
weiträumig jede Verkehrsmöglichkeit für die Anwohner lahm zu
legen. Nun dachte ich, da sind wir clever und fahren über einige
winzig kleine Landstraßen und dann gelangt man weiter nördlich bei
Weingarten auf die B 3, die Karlsruhe mit Bruchsal verbindet und
über die man dann ebenso nach Karlsruhe hätte fahren können, denn
wir wollten an dem Tag nach Karlsruhe fahren. Doch Pustekuchen,
die B 3 war in dem Bereich ebenfalls für diesen gleichen Radmurks
gesperrt, weil die wohl im Laufe des Tages auch dort vorbeiradeln
sollten. Da unsere Fahrt nach Karlsruhe nicht zwingend war,
verschoben wir das dann auf die nächste Woche und beschlossen
zuhause zu bleiben. Und da folgt der zweite Grund, der es wert ist,
diese Radveranstaltung dann doch zu erwähnen. Irgendwann sausten
doch tatsächlich hier bei uns einige verirrte Radsportler vorbei, die
sich oben in der Abfahrt vertan hatten, vermutlich weil sie den
Anschluss an das Hauptfeld verloren hatten und dann aus irgendeinem
Grund glaubten, die Route führe in den doch relativ engen Abzweig
hier zur Siedlung. Diesen Irrtum hätten die, bei ein wenig Grips
eigentlich gleich bemerken müssen, nachdem sie oben an der B 293
abgebogen waren, denn dieser Weg hier sieht bereits vielleicht 300 m
hinter diesem Abzweig aus, wie ein etwas besserer Feldweg, der
einigermaßen sauber asphaltiert wurde. Über solche kleinen Sträßle
führen solche Radrundfahrts-Veranstaltungen doch nie, aber diese
versprengte Gruppe aus vielleicht 6 Radlern scheuchte sich selbst
tapfer weiter hier runter, an unserem Haus vorbei, weiter in Richtung
der Mühlen, genau auf dem Weg, von dem ich Ihnen vor kurzem
einige Fotos beisteuerte. Zweifel kamen bei denen erst auf, als sie
unten an der umgebauten Großmühle ankamen, wo jetzt dieser
Computer- und Internetdienstleister seinen Betrieb drin hat. Schon im
Bereich der Mühle wird der Weg schlagartig viel schlechter, geht von
fein neu asphaltiert in ein Gemisch aus Flicken von Teer, Katzenkopf
- Pflaster, Schotter und festgefahrener Erde über, um dann hinter der
Mühle als normaler, größtenteils unasphaltierter Feldweg weiter zu
gehen. Dort haben die dann gewendet und kamen sichtlich ermattet
wieder hier zurück geradelt. Zurück geht es fast durchgehend bergauf
und in Höhe des Abzweiges zu der Stichstraße zur
Regenwasserbehälter - Fabrik wären sie fast noch mit einem
entgegenkommenden Auto ihrer eigenen Teambetreuer
zusammengestoßen, denn die hatten die oben auf der richtigen Strecke
inzwischen vermisst und waren dann wohl auf die Idee gekommen,
dass die sich hierhin verirrt haben könnten. Diese versprengte Truppe
wird wohl zumindest bei dieser Tagesetappe keinen Blumentopf mehr
gewonnen haben.

Auf dem Militär- Autoschrottplatz gibt es auch eine neue
Entwicklung, die schon etwas Kurioses hat. Es war ein Dienstag, ich
glaube vor 2 Wochen, da tauchte morgens zuerst ein etwas groß
geratener Abschleppwagen hier auf. Es war ein Abschleppwagen, auf
den 2 normale PKW hintereinander passten und der hatte noch so
einen hydraulischen Hebekran dran, mit dem man nicht fahrfähige
Autos auf die Ladefläche heben kann. So sollte es losgehen, mit der
Entsorgung der Altautos auf diesem Gelände. Ich habe selbst mit dem
Fahrer dieses Abschleppwagens gesprochen, der aus Pforzheim
stammte, und der sollte sich sozusagen Schicht um Schicht von vorne
beginnend durch die Reihen von teils schon zugewachsenen Altautos
kämpfen. So dass erst einmal alle PKW und PKW - ähnlichen
Fahrzeuge dort weggeschafft würden, weil das schon mal eine riesige
Menge gewesen wäre und dies sich sicher leichter und schneller
bewältigen ließ, als die dann noch übrig bleibenden großen Brocken
von Militär - LKW, wovon es aber auch noch reichlich viele gibt.
Jedoch es kam völlig anders. Zunächst sah der Fahrer des
Abschleppwagens schon ein Problem darin, dass etliche der doch
schon sehr verrotteten Karossen beim Anheben gleich in mehrere
Teile auseinanderbrechen könnten, da auch die tragenden
Karosserieteile stark ver- oder gar durchgerostet sind. Dadurch wäre
deren Abtransport nur mit einem LKW mit Greifbagger möglich,
wobei die dann natürlich gleich restlos zerdrückt würden. Mit seiner
Hebevorrichtung ging das nicht. Er befand dann, dass er sich zuerst
jeden Wagen genauer ansehen müsse und dann erst mal alles raushebt,
was noch eine tragfähige Karosserie hat. Das träfe auf vielleicht 60 bis
70 % der PKW - ähnlichen Fahrzeuge dort zu. Kaum hatte der
Abschleppwagenfahrer die ersten 10 Autos vorne im Anfangsbereich
nach anhebbar oder nicht sondiert, folgte ein Fiat - Kleinbus mit 4 von
diesen schnöseligen Umwelt - Experten drin, die die ganze Aktion
leiten und dirigieren wollten. Denen stand ihr Tatendrang förmlich ins
Gesicht geschrieben und es war für die wie ein innerer Vorbeimarsch,
zu sehen, dass nun ihr großes, weltrettendes Projekt, die Entsorgung
der Altautos beginnen sollte. Einer von denen wies den
Abschleppwagenfahrer an, ein Stück eines labbrigen alten Zaunes
einfach mit dem Hebekran einzureißen oder mehr einzudrücken und
dann gleich die ersten beiden Altautos aufzuladen, die kurz dahinter
standen. Der Abschleppwagenfahrer weigerte sich aber, diesen Zaun
einzureißen und die ersten beiden dort stehenden Wagen aufzuladen.
Er sagte, Autos aufladen ja, sofern sie in einem Zustand sind, der das
zulässt, Zaun einreißen nein, denn woher soll er wissen, dass dieser
Zaun nicht markiere, dass es sich um Privatgelände handle, wo er
nichts dran zu suchen hat. Zudem könne er die ersten beiden Autos
aus oben genannten Gründen nicht aufladen, weil die dann dank
extremer Verrostung durchbrechen würden, er könne frühestens mit
dem dritten und dem fünften Auto beginnen, aber nur wenn die
Umweltfritzen ihren Zaun selbst einreißen würden. So begannen die
„Umwelt - Experten" eigenhändig diesen ohnehin nicht mehr stabilen
Zaunteil mit Händen und Füssen niederzureißen. Als sie gerade schön
in ihrem Element waren, fuhr ein größerer ehemals teurer Mercedes
vor. Ehemals teuer, weil der sicher schon 10 Jahre alt war, aber sehr
gut erhalten aussah. Aus diesem stieg dann der Eigentümer des Areals
aus, der ja heute in Belgien lebt. Dieser Wagen hatte allerdings kein
belgisches Autokennzeichen, sondern AC aus Deutschland, was für
Aachen steht, wie ich in einem Sachregister meines Notizbuches
nachlesen konnte. Dieser Mann, der nun ganz in schwarz gekleidet
war und dazu noch eine dunkle, verspiegelte Sonnenbrille trug, ich
kannte den ja inzwischen schon, ging gemächlich zu den
Umweltheinis und sagte zu denen, sie sollten sofort ihre Aktion
abbrechen und den Zaun wieder instand setzen. Ein kleinerer Herr im
grauen Anzug mit Halbglatze, schätzungsweise um die 60 Jahre, der
mit in seinem Wagen gesessen hatte, eilte hastig um die Stelle dieses
Schauspiels und fotografierte alles zig mal. Zunächst wollten die
Umweltschnösel sich davon keineswegs beeindrucken lassen und mit
ihrer Aktion fortfahren, dann aber drohte dieser Eigner den Leuten an,
dass er sie zur Not eigenhändig mit Eisenstangen von seinem
Eigentum wegprügeln würde, wenn sie nicht sofort sein Gelände
verlassen würden. Einer der Schnösel befand, dass er in einem
eventuellen Kampf gegen die 4 jugendlichen Burschen doch wohl
keinerlei Chancen hätte und er sich lieber nicht verausgaben soll.
Gemütlich griff der Eigentümer in seine Jackentasche, holte ein
Handy heraus, telefonierte kurz mit jemandem und keine 2 Minuten
später eilten einige Fahrzeuge herbei, die mit Sicherheit schon in der
Nähe auf ihren Abruf gewartet hatten. Aus diesen, man muss es so
sagen, stiegen 7 oder 8 Schlägertypen Marke Gorilla hoch zehn, alle
mit Eisenstangen bewaffnet aus. In ruhigem, fast schon leisen Ton
sagte der Eigentümer dann zu den Umwelt - Bubis, dass jeder von
ihnen in weniger als einer halben Stunde im Krankenhaus liegen
würde, wenn nur noch ein einziger von ihnen einen Schritt auf sein
Gelände tut. Dazu trauten die sich dann aber nicht mehr. Wütend
diskutierten die und fühlten sich als Umweltbewahrer völlig im Recht.
Dem Abschleppwagenfahrer wurde das alles zu bunt und der fuhr
nach Hause, wohlbemerkt unbeladen. Zuvor stellte sich in einem
Gespräch zwischen Abschleppwagenfahrer und dem Eigentümer des
Grundstücks noch heraus, dass die Umweltfritzen den
Abschleppdienst noch mit falschen Angaben hergelockt hatten. Die
hatten sich demgegenüber als Verwalter des Grundstücks ausgegeben
und dass er praktisch dadurch bezahlt würde, dass er diese Fahrzeuge
auf eigene Rechnung verwerten könne, also den Schrottpreis für sich
behalten könne. Dann rief der Eigentümer des Grundstücks selbst per
Handy die Polizei an, die nach vielleicht 25 Minuten hier eintraf. Er
erstattete Anzeige gegen die Umwelt-Bubis, wegen unerlaubten
Betretens seines Grundstücks und diverser Beschädigungen die die
dort angerichtet hätten. Die Polizisten nahmen daraufhin von jedem
die Personalien auf. Dann erklärte der Eigentümer, dass die
vergammelten Autos, so wie sie da stehen, ein Gesamt - Kunstwerk
darstellen sollten, und es nicht im Ermessen von diesen Fratzenköpfen
(so nannte der die Umweltleute) stehe, über sein Eigentum zu
verfügen oder daran zu zweifeln, dass das Kunst sei.

Keine Frage, natürlich habe ich Ihnen auch heute wieder einige Fotos
beigesteuert. Die Mischung der Bilder ist heute vielleicht etwas
eigenwillig. Beginnen möchte ich mit einem Foto einer Fabrik bei
Karlsruhe. Als ich Kaylas neuen Montags - Arbeitsplatz in der
Papierfabrik besichtigt hatte, wo leider das Fotografieren strikt
verboten war, bin ich etwas durch die Gegend gefahren und habe
Kayla dann wieder am Werk abgeholt, als ihre Arbeitschicht zuende
war. Dann sind wir von der Papierfabrik aus über einige Querstraßen
in dem Industriegebiet zu einer Ausfallstraße gefahren, die wieder in
unsere Heimat führte. Bei dieser Fahrt am Rande des Industriegebiets
wurden wir vermutlich gerade Zeuge eines „Störfalls" bei einer
anderen Fabrik die sich dort befindet. Giftig gelb qualmende Schlote
findet man in Deutschland heute kaum noch oder gar nicht mehr, aber
dort war noch einer. Ich weiß nicht, was die herstellen, vermutlich ist
es eine Chemiefabrik, aber dort rauschte es gewaltig. Und zwar so
gewaltig, dass man es trotz eingeschaltetem Autoradio und
geschlossener Fenster im Auto noch laut zischen hören konnte. Erst
als wir uns ein wenig weiter von der Fabrik entfernt hatten, sahen wir,
dass aus einem Schornstein fast neongelber Qualm drang und zugleich
solch eine Fackel an einem anderen Gebäude eine hellrot-bläulich-
violett lodernde spitze Flamme abbrannte, die trotz hellem Tageslicht
noch ungewöhnlich hell schimmerte. Die Leute auf der Straße blieben
stehen und schauten mit offenem Mund in Richtung der Fabrik,
woraus wir schlossen, dass das auch dort wohl nicht der
Normalzustand ist.

 
Qualmfabrik: offensichtlich ein Störfall in der Fabrik verursacht den ungesund aussehenden
Qualmausstoß und die zischend blaurotviolett lodernde Fackel

Geistesgegenwärtig hielt ich schnell an, zerrte die Digitalkamera aus
dem Handschuhfach und knipste das Ereignis. Kayla meinte schon, ob
wir noch etwas zuwarten sollten, bis die Fabrik gleich abhebt und wie
eine Rakete nach oben schnellt und explodiert, was natürlich nicht
passierte. Das Foto - Ergebnis sehen Sie auf dem Bild „qualmfabrik".
Sicher erinnern Sie sich noch, vor einer längeren Zeit hatte ich Ihnen
mal ein paar Außenfotos von einem Bahnhof beigesteuert, der etwas
weiter weg an dieser stillgelegten Strecke hier liegt. Ich meine jetzt
nicht den Bahnhof, der hier in der Nähe der Zufahrt zur Siedlung liegt,
sondern einen von den beiden Bahnhöfen, die wir bei einer
Wanderung an der gleichen Strecke zwar, aber weiter östlich bzw.
nordöstlich entdeckt hatten. Er dürfte etwa 10 km von hier entfernt
liegen. Damals hatte ich mich aber nicht dort hineingetraut, obwohl
eine Tür an der Gleisseite offen stand. Nun waren wir vor einigen
Wochen per Fahrrad noch mal an der gleichen Stelle, noch immer
stand die besagte Tür offen und dieses mal konnten wir unsere
Neugierde nicht bremsen. Es ist eine Schande, wie das eigentlich
solide gebaute Bahnhofsgebäude einfach so verkommt, weil sich
keiner darum kümmert. Kayla meinte schon, wenn die das ohnehin
nicht mehr benutzen, u.a. weil ja auf der Strecke auch keine Züge
mehr fahren, dann sollten die das Gebäude doch lieber verkaufen,
anstatt langsam verfallen zu lassen. Obwohl bei genauer Betrachtung
hatte ich irgendwie den Eindruck, dass bis zu diesem Bahnhof
vielleicht sehr gelegentlich doch noch ein Zug fährt, weil die Gleise
dort zwar rostig wie überall an der Strecke waren, aber nicht so
überwuchert von Unkraut.
 
bahnhof3-innen1: ein eigentlich schönes, solides, altes
Bahnhofsgebäude verkommt

Sie sehen auf dem Foto bahnhof3-innen1 ein Bild aus dem
Erdgeschoss dieses Bahnhofs. Was auf dem Bild aussieht, wie
Flecken an der Wand, sind in Wirklichkeit Schichten alter Farbe, die
sich von der Feuchtigkeit, weil alles offen steht, wie eine Haut
ablösen. Dass dieser Bahnhof durchaus früher eine größere Anlage
war, mag man u.a. auch daran erkennen, dass geradeaus durch diese
Glastür eine große ehemalige Bahnhofsgaststätte folgt, die über 2
beachtliche Schank- und Gasträume, einen gesonderten Schank-
Warteraum erster Klasse, der noch in alter Schrift so beschriftet ist,
und ein geradezu riesiges Bahnhofsklo mit alleine 9 teils zerdepperten
Urinalen, 5 WC-Kabinen für Herren und im Nebenraum 7 WC-
Kabinen für Damen verfügt. Ein normaler Kleinbahnhof hatte
sicherlich nicht solch eine umfangreiche Ausstattung in dieser
Hinsicht. Immerhin steht im Flur des Erdgeschosses sogar noch ein
alter Fahrkartenautomat, also den Anfang der Automaten-Ära hat
dieser Bahnhof wohl noch aktiv miterlebt. Ich weiß jetzt aber nicht,
wie lange es schon diese Automaten gibt, sicherlich schon über 20
Jahre. Wenn man an diesem Bahnhof vom ehemaligen Bahnsteig in
Richtung Nordosten auf die alte Bahnstrecke blickt, sieht man das,
was Sie auf dem Bild bahnhof3-gleis sehen.
 
bahnhof3-gleis: Blick von dem Bahnhof in Richtung des östlichen
Streckenverlaufs, alte Anlagen zeugen von früherer Bedeutung

In Richtung Südwesten hingegen sind die Gleisanlagen sehr stark mit
Unkraut zugewachsen, genauso wie ich es Ihnen damals schon von
einem Streckenstück an dem alten Stellwerk per Foto zeigte. Dadurch
drängt sich mir der oben geschilderte Verdacht auf, dass bis zu diesem
Bahnhof hier sehr gelegentlich noch ein Zug verkehrt, vielleicht um
einen Güterwagon zu entleeren. Rechts auf einer sehr langen Rampe
neben dem Bahnhof steht noch ein alter vergammelter Container und
weiter hinten befinden sich noch alte Siloanlagen, vermutlich für
Getreide oder ähnliche landwirtschaftliche Produkte, es könnte aber
auch für Baumaterialen wie Zement oder Quarz-Feinsand sein. Ich
glaube auch nicht, dass diese Anlagen noch in Betrieb sind, aber ganz
ausschließen kann ich es auch nicht. Seitlich davor befindet sich noch
ein altes Wohnhaus in Backsteinbauweise, welches auch bewohnt ist,
denn dort sah ich aus der Ferne Leute herumlaufen und jemanden in
einem kleinen angrenzenden Garten arbeiten. Weiter hinten an der
alten Rampe befindet sich auch noch ein sicherlich 100 m langer
Unterstand aus einer Holzkonstruktion, der schmal die Kante von der
Laderampe zum ehemaligen Ladegleis überdacht, welches dort
allerdings schon seit langem fehlt, wie man aus den zugewachsenen
Resten im Schotter sieht. Früher muss dort vermutlich mal viel per
Hand in Güterwagons umgeladen worden sein, und das durfte
anscheinend keinesfalls nass werden falls es regnet, denn sonst hätte
man eine solch eigenartige Konstruktion nicht gebraucht. Doch zurück
zum Bahnhof. Wir haben uns dann auch in den ersten Stock des
Bahnhofsgebäudes getraut, jedenfalls in einen Teil davon. Wenn man
im Treppenhaus von unten hochkommt, teilt sich die erste Etage
mittig in 2 Hälften. Von einem sehr breiten Mittelteil zweigt es dort in
2 gleichartig aussehende Flure ab. Davon und von einigen Räumen
oben hatte ich ebenfalls Fotos gemacht, die ich aber seltsamerweise
nachher nicht mehr auf der Speicherkarte finden konnte, so als habe
die Kamera sie überhaupt nicht gespeichert. Somit kann ich Ihnen das
alles auch hier nicht bildlich zeigen, sondern nur wörtlich beschreiben.
Von einem dunklen Flur, dort in dem Bahnhof ging kein Licht mehr,
zweigen prächtige Türen in große Räumlichkeiten ab. Die meisten
dieser Räume sind nicht mehr sehr appetitlich. In zweiten Raum stand
diverses altes Gerümpel, wie ein Sofa, eine alte Mülltonne, ein
Eisenbahntelefon auf einem Stuhl und ein altes, vergessenes Radio
sowie viel Dreck. An der Wand hing noch eine schöne alte
Bahnhofsuhr, die aber total versifft war, um es mal neudeutsch
auszudrücken. Ich hatte den Eindruck, dass die ganze Etage oder
zumindest diese abgetrennte Etagenhälfte früher mal irgendwie
dienstlich von Bahnbeamten genutzt wurde. Das alte Sofa mag zwar
eher dagegen sprechen, aber es lagen überall alte Bahnunterlagen
herum. Die zweite Hälfte der Etage, die ab dem Treppenhaus ebenso
einen gleich aufgebauten Eingang hat, wie diese Seite hier, war
unterdessen fest verschlossen und somit für uns tabu. Wohnen tut dort
aber mit Sicherheit auch keiner mehr. Eigentlich wollten wir dann
unseren Bahnhofsrundgang auf die 2 Etage ausdehnen, aber von
draußen hörten wir Stimmen. Ein Blick aus einem Fenster zeigte, dass
sich 2 Männer von der gegenüberliegenden Straßenseite dem Bahnhof
näherten, daher zogen wir es vor, das Gebäude zur Bahnsteigseite hin
wieder zu verlassen, von wo aus die Männer uns nicht sehen konnten.
So konnte diese Erkundung nur unkomplett ausgeführt werden. Wie
Sie uns sicherlich schon kennen, hätten wir ansonsten alle Stockwerke
des Bahnhofsgebäudes durchkämmt und angesehen. Ob diese Männer
nun wirklich in den Bahnhof gegangen sind, wissen wir nicht, weil
wir uns am Gleis vorbei bis hinten auf eine kleine Straße gemogelt
haben und ab dort noch ein Stück weiter entlang vorbei an dem
östlichen Verlauf dieser Strecke geradelt sind. Ein anderes Foto von
dem weiteren Streckenverlauf, welches meines Erachtens auch zeigt,
dass in diesem östlichen Streckenabschnitt zumindest sehr
gelegentlich noch ein Zug daher kommt, sehen Sie auf bahnstrecke-
verlauf1.

 
bahnstrecke-verlauf1: rund 1 km in östliche Richtung sieht diese Bahnstrecke heute so aus,
verrostetes, aber irgendwie doch gepflegt wirkendes Gleis führt an einer stillgelegten alten
Fabrik vorbei.

Dieses Foto entstand ungefähr 1 km östlich von obigem Bahnhof, wo
eine kleine Landstraße diese Strecke neben einem einsam gelegenen
alten Fabrikgebäude kreuzt. Dieses Fabrikgebäude oder was das ist,
scheint auch stillgelegt zu sein, weil dort alles mit Unkraut zuwuchert.
Ich finde hier in der Gegend immer verwunderlich, dass man früher
wohl die Fabriken so weit abgelegen von jedem Ort errichtet hat und
frage mich, ob das hier in der Gegend einen bestimmten Grund hatte.
Vielleicht war es damals hier ja auch Vorschrift, Fabriken so weit wie
möglich vom Ort entfernt zu errichten, damit eventuelle Schadstoffe
oder Lärmbelästigungen nicht das Dorfleben beeinträchtigen sollten.
Aber ich glaube, darum hat man sich damals noch keine Gedanken
gemacht, denn diese Gebäude stammen sicherlich aus der Zeit vor
dem zweiten Weltkrieg, vielleicht sogar noch wesentlich früher und da
gab es noch keine Umweltbedenken. Das Gleis ist zwar verrostet, aber
es wächst kein Unkraut dazwischen, wie es im Umfeld unserer
näheren Umgebung im westlichen Streckenteil der Fall ist. Bei uns in
der Nähe wachsen ja sogar richtige Bäumchen stellenweise schon im
Gleis.

In diesem Sommer gibt es hier eine extreme Mäuseplage.
Explosionsartig vermehren sich die Nager. Ich kenne die früheren
Zustände hier natürlich nicht, im ersten halben Jahr hier sind mir nur
sehr gelegentlich welche aufgefallen, aber der Rentner, der sich ja
auskennt, der sagte, dass es in bisherigen Jahren hier und da mal eine
Maus in den Gärten gab, aber dieses Jahr findet man auf jedem
Quadratmeter des Gartens oder sonstiger freier Erde heute vielleicht 5
Mauselöcher und schon einen Tag später sind es derer 10 oder noch
mehr. Ein Anzeichen für einen extrem um sich greifenden Befall.
Auch allenthalben sieht man die Viecher im Garten oder an der
Hauswand herumsausen. Im Haus haben wir zum Glück bis jetzt noch
keine, allerdings in der Werkstattgarage dafür um so mehr. Wir haben
in den letzten Tagen schon im Bereich der Werkstattgarage und ihres
Anbaus 16 Mausefallen an verschiedenen Stellen aufgestellt und
beinahe jeden Tag gibt es „Beute" darin. Dabei bewahrheitete sich ein
Tipp von Kayla, die sagte, dass Mäuse noch wesentlich besser auf
Schokolade oder sonstige Süßigkeiten anspringen, anstatt auf Käse
oder Speck, was man sonst immer in solche Fallen als Lockmittel
klemmt. So haben wir beim Aldi die ganz billige Schokolade für 39
Cent gekauft und davon klein gehackte Stückchen in die Mausefallen
postiert und die Fangquote stieg damit tatsächlich gleich um 50 % an,
weil das die Biester mehr anlockt. Sogar im Radio wurde bereits über
das Problem der diesjährigen Mäuseplage berichtet. Die sagten, dass
die Population an Ratten dieses Jahr ebenso hochgeschnellt wäre.
Diese Erscheinung soll aber nicht speziell nur hier in der Umgebung
sein, sondern europaweit. Möglicherweise hat der milde Winter 2006 -
2007 dazu beigetragen, dass sich dieses unerwünschte Viehzeugs so
vermehren konnte. Die Frage ist nur, was kann man dagegen tun? In
Gebäuden mit den Fallen, das ist ja halt nur eine Lösung für drinnen,
draußen macht das keinen Sinn. Je mehr Mäuse aber draußen ihr
Unwesen treiben, um so größer ist auch der Anteil der Mäuse, der den
Weg in die Gebäude findet. Es ist klar, dass dort wo 1.000 Mäuse sind
auch mehr den Weg nach drinnen finden, als dort, wo vielleicht nur 10
Stück sind. Geld ausgeben für einen Schädlingsbekämpfer, das kommt
natürlich nicht infrage. Irgendwas versprühen oder ausstreuen ist für
Laien auch nicht sinnvoll, weil man nicht weiß, was es da gibt. Der
Rentner sagte, dass die Außenmäuse oft in den Gängen ihrer
Erdlöcher, die meist untereinander verbunden sind, ihre Nester haben
und dass man früher bei solchen Plagen 2 Methoden anwandte:
entweder schloss man an ein Moped oder ein Auto einen Schlauch an
den Auspuff und steckte das andere Ende in dieses Mauseloch, dann
einige Minuten Gas geben und garantiert waren alle Mäuse in diesen
damit verbundenen Gängen tot. Allerdings sind die Mäuse ja auch
nicht doof und bleiben dann gemütlich in den Gängen sitzen und
warten bis sie vergast sind, sondern huschen an einem der anderen
Ausgänge raus, sofern sie das noch schaffen. Letztendlich dezimiert
man damit nur die Zahl, aber eine nennenswerte Reduktion wird man
wohl dauerhaft damit nicht schaffen. Die zweite Methode war da
schon besser. Man stopfte Karbidbrocken in die Mauselöcher und goss
dann Wasser in die Löcher. Karbid erzeugt mit Wasser Azetylengas,
das ist das gleiche Gas, welches zum Schweißen benötigt wird,
welches mit sehr heißer Flamme verbrennt oder auch explodieren
kann. Lebewesen ersticken schnell daran, aber noch intensiver wird
die Wirkung, wenn man zuerst etwas abwartet, bis sich in den Gängen
genug Gas gebildet hat und dann an einem der Löcher das Gas
anzündet. Da gibt es eine heftige unterirdische Explosion, die
garantiert alle Mäuse in diesen Gängen mitsamt ihrer Brut zerfetzt,
jedenfalls wenn vom Wind genug Luftsauerstoff mit in das Loch
geblasen wird, um das Gas-Luftgemisch zünden zu können. Nun ist
das keine Methode für heute mehr, denn im Gegensatz zu vielleicht
1960 kriegt man heute nirgendwo mehr Karbidbrocken her. Unser
Autobekannter hat schließlich einen Tipp gegeben, wie man das in
ähnlicher Weise in der heutigen Zeit macht. Zu meiner Schande - oder
Freude - muss ich eingestehen, dass ich schon vor längerer Zeit aus
der alten Fabrik einen alten Kompressor mitgenommen hatte. Es ist so
ein ähnliches Gerät, wie man ihn auch gelegentlich an Tankstellen
oder Werkstätten findet, aber noch etwas größer. Er ist wie ein
Handkarren fahrbar und wird mit einem dicken Stecker einfach an
eine sogenannte Drehstrom-Steckdose angeschlossen, wovon der
große Elektromotor auf dem Ding dann seinen Strom bekommt.
Solche Drehstromsteckdosen sind in der Werkstattgarage ein paar und
so bot sich dieses Teil insbesondere zur Luftkontrolle der Autoreifen
und zum Betreiben eines Schlagschraubers beim Wechseln der
Autoräder an. Es ist stellenweise etwas rostig und ich werde das Ding
mal neu lackieren, aber es funktioniert noch. Die Zubehörteile, wie
Luftdruckprüfer und Schlagschrauber habe ich allerdings neu im
Baumarkt günstig gekauft, weil ich so was in der Fabrik nicht vorfand.
Unter diesen Zubehörteilen ist auch eine Sprühpistole, nicht für Lack,
sondern zum Befeuchten, Reinigungssprühen usw. Der Tipp meines
Autobekannten sieht vor, dass man ungefähr 40 % Altöl oder
ähnliches mit rund 20 % Dieselöl und vielleicht 15 % Benzin und
zusätzlich noch 5 % Wasser mischt, wobei das Wasser sicher etwas
paradox klingen mag. Dieses ergibt ein hochexplosives Gemisch,
wenn man es versprüht oder zerstäubt und dann anzündet. Diese
Mauselöcher mit ihren Gängen dienten dann als Übungsfeld. Altöl
fanden wir in der Fabrik genug, Dieselöl bzw. altes Heizöl haben wir
auch genug zur Verfügung und Benzin haben wir auch immer etwas
hier, für den Rasenmäher. So wurde in der Dose dieser oben
genannten Sprühpistole das Zeug ungefähr in der oben erwähnten
Dosierung zusammengemischt. Stinkt natürlich, aber das ist ja egal, es
wurde gut geschüttelt und dann die Sprühpistole mit langem Schlauch
an den Kompressor angeschlossen und das Zeug mit hohem Druck in
die Mauselöcher gespritzt. Manchmal kamen dann an einem anderen
Mauseloch die Mäuse rausgeflitzt. Dann haben wir einen Gasbrenner
an die Mauselöcher gehalten. Zunächst tat sich nichts, außer dass es
qualmte und rund ums Mauseloch das Gras zu brennen begann, weil
von dem Sprühzeug auch etwas darauf gespritzt war. Wir wollten
schon wieder einpacken, aber ich sage Ihnen, da gab es einen Knall,
eine wahre Detonation, dass wir beide zusammenfuhren. Aus
mindestens 20 Mauselöchern rund um uns herum schlugen lange
Stichflammen und Rauchwolken, der Erdboden hob sich regelrecht an.
So etwas habe ich noch nie erlebt. In allen Mausegängen, die damit
verbunden waren, kann sicherlich keine Maus und keine Brut überlebt
haben. So angespornt wiederholten wir diese Vorgehensweise im
ganzen Grundstücksbereich und erzielten mit zunehmender Erfahrung
etwa 4 oder 5 derartiger unterirdische Detonationen. Dann kam der
Rentner rüber gelaufen und fragte aufgeregt, ob wir auch die
Explosionen gehört hätten, da sei vermutlich in der Fabrik etwas in die
Luft geflogen und bei ihm im Garten kämen Rauchwolken hoch. Wir
konnten ihn beruhigen und erzählten ihm, woher die lauten
Knallgeräusche kamen, allerdings dass einige der Mausegänge bis
rüber zu seinem Gartengrundstück reichten, damit hätten wir nie
gerechnet, da das hinterste Ende seines Gartengrundstücks an der
nächsten Stelle sicherlich noch immerhin 150 m von unserem
Grundstück entfernt liegt. So schön dieser Erfolg auch zu sein schien,
heißt das leider nicht, dass nun alle Mäuse weg sind. Man bemerkt,
dass ihre Anzahl etwas geschrumpft ist, aber vielleicht um die Hälfte,
was also auch heißt, dass es immer noch zu viele gibt. Der Rentner
meinte, dass man, soweit möglich, die offenen Löcher nach dieser
Vernichtungsaktion gleich mit Erde wieder verschließen müsse. Da
Mausegänge, die sozusagen nach der Vernichtung der ursprünglichen
Bewohner leer stünden, sogleich von anderen Mäusen in Beschlag
genommen werden, wenn die die entdecken. Wenn man die mit Erde
gleich verschließt, dann kann man nach einigen Tagen sehen, welche
der Gänge wieder erneut mit Mäusen belegt sind, weil die dann dort
natürlich die verschlossene Erde wieder aufdrücken. In diesen
Mauselöchern muss man dann die Aktion erneut wiederholen und das
ganze Spiel so lange fortsetzen, bis dass vielleicht eines Tages
wirklich kein Befall mehr erkennbar ist. Der Rentner meinte, aus
früher Zeit, wo man das noch mit Karbid machte, wisse er, dass wenn
man das permanent fortsetzt die Mäuse irgendwann so dezimiert sind,
dass sie auch daraus lernen, dass dort kein gutes Überleben möglich
ist und dann verziehen sie sich auf andere Grundstücke oder Felder,
wo sie nicht so gehetzt werden. Im ungünstigsten Fall könne es aber
schon mal bis zu einem halben Jahr dauern, bevor die Viecher das
begriffen haben, in dem man dann mehrmals wöchentlich solche
unterirdischen Spreng- und Vergasungsaktionen wiederholen müsste.

So, mit diesem eher etwas unschönen Thema möchte ich es hier aber
bewenden lassen und auch für heute enden. Kayla und ich wünschen
Ihnen eine gute und mäusefreie Zeit,
Ihr

Egbert Lappenkeuler.