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Lappenkeuler - Brief / Email „Von Menschen und Mäusen" vom 25.08.2007
Spätsommerliche Grüße!
Schon wieder tut sich einiges und vor allem völlig unerwartetes. Noch während unserer Stuttgarter Zeit war uns ja im vergangenen Jahr Anfang Juli, es ist somit bereits etwas über ein Jahr her, unser damaliges Auto, der VW - Golf TDI - Variant in Schorndorf von einem Parkplatz in Bahnhofsnähe gestohlen worden. Jetzt erhielt ich ein Schreiben von der Versicherung, dass man unseren geklauten Wagen im Juni dieses Jahres in Susice in Tschechien wieder gefunden habe. Ein Ort, von dessen Existenz auf dieser Erde ich nicht einmal wusste. Der Golf soll sogar noch unsere damaligen deutschen Kennzeichen getragen haben. Nun sei der Zustand aber nicht der allerbeste, vorne rechts sei eine starke Beule im Kotflügel und auch der Kühlergrill sei zerborsten. Dann wären hinten Bohrlöcher neben dem Schloss der Heckklappe, wo man vermutet, dass die Diebe den Wagen damals auf diese Weise kaum sichtbar geknackt hätten. Das Lenkradschloss sei kaputt, das Autoradio fehle und auch sonst wäre etliches beschädigt. Der Wagen sei inzwischen wieder nach Deutschland überführt worden und stehe in Deggendorf in Bayern auf einem Lagerplatz. Jetzt will man wissen, ob wir den Wagen zurück haben möchten und falls ja, müsse man das mit der damaligen Zahlung der Versicherung verrechnen. Wir müssten dann quasi den heutigen Zeitwert, den der Wagen jetzt in dem blessierten Zustand noch hat, an die Versicherung zurück zahlen, sofern wir den wieder zurück nähmen. Nur die Differenz zwischen diesem jetzigen Zeitwert und der Rückerstattungssumme von damals dürften wir behalten. Es wäre fraglos so, dass wir da wegen des gebeutelten Zustandes des Wagens nicht allzu viel zu zahlen hätten, vielleicht knapp über 1.000 Euro, meinte mein Autobekannter. Dafür bekämen wir dann den Wagen halt wieder und könnten den dann wieder fahrbereit herrichten lassen. Um das genaue Procedere abzuklären, sollen wir uns mit einem Herrn Reinhards von der Versicherung zusammensetzen. Falls wir den Wagen nicht wieder haben wollen, würde er demnächst im Auftrag der Versicherung versteigert. Nun, was soll man dazu sagen? Wir haben ja sehr an dem Wagen gehangen, aber seit Herbst 2006 haben wir den Opel - Corsa, den wir inzwischen sozusagen genauso lieb gewonnen haben, derweil er so sparsam ist und bislang immer einwandfrei fährt. Was sollen wir mit 2 Fahrzeugen? Es wäre natürlich einerseits nicht schlecht, da hätte Kayla einen eigenen Wagen und ich einen eigenen, die man natürlich auch mal je nach Lust und Laune untereinander tauschen könnte. Es wäre praktisch, wenn beide zur gleichen Zeit mal woanders hinfahren wollen und vor allem wäre es praktisch, wenn man mal wieder größere Mengen Baumaterial oder sonstiges zu transportieren hätte, da in den Kombi - Golf natürlich deutlich mehr in den Laderaum ging. Aber man muss auch sachlich bleiben, die Kosten sind ein entscheidender Faktor, wenn nicht sogar der entscheidende Faktor. Aus diesem Betrachtungswinkel gesehen sind 2 Fahrzeuge für uns auf Dauer untragbar, einfach zu teuer im Unterhalt. Ist man einmal ehrlich, dann treten die Situationen, an denen jeder von uns wirklich zeitgleich woanders hinfahren muss, auch extrem selten auf, vielleicht 4 mal im Jahr. Ansonsten kann man sich immer so absprechen und es einrichten, dass jeder das eine Auto nutzt und der andere dann eben seine Nutzung in die Zeit verschiebt, wo der andere es eben nicht braucht. Was bleibt, ist der nicht zu verachtende große Laderaum des Kombi - Golf - Variant. Diese Laderaumgröße kann man halt mit dem Opel - Corsa nicht ersetzen, wenn man sie denn wirklich mal braucht. Auch das muss man aber rein sachlich betrachten. Jetzt, wo wir einmal hier leben und die meisten wirklich wichtigen Dinge bereits renoviert sind, taucht die Frage auf, wie häufig ist man wirklich noch auf die volle Nutzung eines so großen Laderaumes angewiesen? Ich würde mal sagen, dass man da im Schnitt vielleicht auf 7 mal pro Jahr kommt. Fazit wäre, sollte man sich für die wenigen wirklich notwendigen Momente 2 Fahrzeuge halten? Da sage ich, das kann man machen, wenn man ohnehin Geld genug hat, aber so dicke haben wir es nicht, dass es uns das wert sein kann. Gewiss, wir haben momentan keine finanziellen Sorgen, aber das soll schließlich auch so bleiben und mit dem Unterhalt für 2 Fahrzeuge kann es das langfristig nicht, auch wenn wir derzeit nach wie vor noch kostenlos mit Alt - Diesel aus der Fabrik fahren, was ja sicher nicht immer so weiter geht, daran muss man im Voraus denken. Vor allem die Kosten aus Fahrzeugversicherung und Steuer nagen bei 2 Fahrzeugen auch 2 mal am Geldbeutel und das gewaltig. Die Kraftstoffkosten spielen eigentlich keine Rolle, egal ob man 1 oder 2 Fahrzeuge hat, sofern die im Verbrauch relativ nah beieinander liegen, was ja hier der Fall wäre, denn wenn man mit dem einen fährt, fährt man nicht mit dem anderen - also verbraucht der andere Wagen in dieser Zeit auch nichts. Entscheidend sind in einem solchen Vergleich also nur diese sogenannten Fixkosten von Versicherung und Steuer sowie vielleicht noch Wartung und Reparaturen. Wobei die beiden letzten Punkte in unserem Fall im sehr günstigen Bereich liegen, weil mein Autobekannter, den ich damit mal ausdrücklich loben muss, sehr faire Preise von mir verlangt, die man so in keiner halbwegs normalen Autowerkstatt bekäme. Hinzu kommt, dass bislang an unserem Opel - Corsa eigentlich nie etwas dran kaputt war, außer mal das Autoradio, was aber ja nur so halbwegs wirklich zum Auto zählt. Damals an dem VW - Golf - TDI - Variant war auch nie etwas kaputt, aber ob das heute noch so wäre, wo die Ganoven ja eindeutig mit dem Wagen sehr schlecht umgesprungen sind und wahrscheinlich wie die letzten Henker mit dem gerast sind, das wäre sehr fraglich. So muss man sich aus unserer Sicht die Frage stellen, was wäre sinnvoller, einfach den jetzigen Opel - Corsa behalten und der Versicherung mitteilen, dass wir kein Interesse mehr an unserem Ex- Wagen haben? Diese Möglichkeit würde den geringsten Arbeitsaufwand bedeuten, da wir dazu außer der Benachrichtigung der Versicherung nichts zu tun brauchten. Weiterer Vorteil dieser Variante wäre, dass die Gesamtunterhaltskosten etwas geringer blieben, da der Opel - Corsa sowohl in den Versicherungsbeiträgen, als wie auch in der KFZ - Steuer etwas billiger ist. Im Verbrauch liegen keine allzu großen Unterschiede, obwohl der Golf ja 15 PS mehr hatte, größer und schwerer war und auch 0,2 Liter mehr Hubraum aufwies. Vielleicht knapp 0,5 Liter, die der Opel weniger verbraucht, beide sind also sehr sparsam. Der Vorteil der Variante, wenn wir den Golf - Variant zurück nehmen würden und dafür den Opel wieder verkaufen würden, wäre der, dass wir wieder den schönen großen Laderaum hätten. Weiterhin ist der Golf einen winzigen Hauch spritziger gewesen und in der Höchstgeschwindigkeit vielleicht 10 km/h schneller, aber wann braucht man letzteres schon? Ansonsten kämen jedoch nur Nachteile auf uns zu. Wie lästig wäre es, die ganze Chose mit dem Ummelden und Verkauf des Corsa in Angriff zu nehmen? Dann muss man vor allem vermuten, dass die Schweinsköpfe von Dieben mit dem Wagen sehr schlecht umgegangen sind und nun neben den äußerlich sichtbaren Schäden auch noch etliche versteckte Mängel lauern und der Wagen gar nicht mehr so gut läuft, wie wir ihn kannten. Darüber hinaus müssten die sichtbaren Mängel ja auch noch zuerst repariert werden. Nein! Das wäre uns zu sehr eine Fahrt ins Ungewisse und dann noch der ganze Aufwand dazu, nein danke! Da bleiben wir jetzt lieber bei dem Corsa. Der läuft vernünftig, ist über 2 Jahre jünger, als der VW war und die ganzen Schäden, die die Verbrecher in den VW gefahren haben, hat der ja nicht. Es käme höchstens eine dritte Überlegung in Betracht, deren Initiator mein Autobekannter ist. Er sagte, ich solle mal in Erfahrung bringen, wie viel die Versicherung sich im Fall der Rücknahme des Wagens von uns zurückerstatten lassen möchte, von der damaligen Versicherungs-Auszahlungssumme. Falls dieser Wert sehr günstig ist, wovon er ausgeht, weil die Versicherung bei einer Versteigerung auch nur eine ungewisse Summe erlangt und dafür erst einmal Umstände und Kosten aufwänden muss, dann sollen wir den Golf doch zurück nehmen. Da wir ja danach nicht gezwungen sind, den auch anzumelden oder zu benutzen, reichen wir den dann gleich weiter an meinen Autobekannten, der gibt uns das Geld dafür, welches wir der Versicherung erstatten müssen plus noch 200 Euro Aufwandsentschädigung, wie er sagte, und er repariert den Wagen dann und verkauft ihn in seinem Autohaus. Er geht, wie oben angedeutet, davon aus, dass wir den Wagen zu einem Preis zwischen etwa 1.000 und 1.500 Euro zurückhaben können, sofern die Schäden so sind, wie sie von der Versicherung beschrieben wurden. So käme er dann an einen VW - Golf - Variant TDI für rund 1.500 Euro, würde vielleicht noch mal 500 Euro an eigenen Reparaturkosten reinstecken und er ist sich sicher, dass er ihn dann für mindestens 4.000 Euro wieder verkauft kriegt, weil es doch ein relativ gefragtes Modell ist. Somit ergibt sich für ihn daraus ein Verdienst von etwa 2.000 Euro, die ich ihm gerne gönnen möchte, denn so preiswert, wie er uns die Wartungen und Reparaturen macht, profitieren wir ja so gesehen um 2 Ecken langfristig auch davon. Sollte die Versicherung an Rücknahme- Erstattung 2.000 Euro oder mehr verlangen, dann kann man ja immer noch nein sagen.
Neulich, als ich gerade dabei war, das Einfahrtstor von der Werkstattgarage von außen neu zu lackieren, parkte eine vielleicht 45jährige Frau ihren Wagen ein Stückchen hinter der Einfahrt zur alten Fabrik und wanderte dann die kleine Straße in Richtung der Mühlen und des Militär-Autoschrottplatzes. Ich hatte sie dann aus den Augen verloren und auch nicht weiter an sie gedacht, sondern mich weiter mit meinen Lackierarbeiten beschäftigt. Einige Zeit später stand diese Frau plötzlich neben mir, ich hatte die gar nicht kommen gehört. Ich fuhr deshalb wohl ein wenig zusammen, als sie mich ansprach. Diese Verschreckung tat ihr leid und sie entschuldigte sich dafür. Sie stellte sich vor, dass sie Frau Röhm wäre, Helga Röhm, um genauer zu sein. Dann schwieg sie ein wenig, so als würde sie auf eine Reaktion meinerseits auf diesen Namen warten. Ich hörte ihr zwar zu, aber der Name Röhm sagte mir nichts. Dann wiederholte sie ihren Namen, wobei sie besonders den Nachnamen Röhm mehrmals laut und prägnant aussprach. Sie wartete immer noch darauf, dass bei mir wohl der Groschen fallen sollte, was aber nicht passierte und das nicht nur, weil inzwischen Euro und Cent gelten, sondern einfach, weil mir der Name Röhm nach wie vor nichts sagte. Meine einzige Antwort auf ihre zigste Wiederholung der Namensnennung war so was wie: „Angenehm, ich heiße Lappenkeuler.", worauf sie zuerst etwas grinste, weil sie den Namen wohl lächerlich fand, aber daran bin ich ja gewöhnt. Dann erläuterte sie, dass sie früher lange Zeit in unserem Haus gewohnt habe. Sie sagte, dass sie kurz nach der Schließung der Fabrik dort eingezogen sei und immerhin bis 1999 in unserem Haus gelebt habe. Immer wieder gerne käme sie ein paar mal im Jahr hierher zurück, weil es ihr hier so gut gefallen habe, die Landschaft und die endlose Ruhe. Dann ließ sie gleich aber ein ziemliches Gemecker vom Stapel über die Firma mit den Regenwasser-Erdtanks, dass die hier die ganze Idylle kaputt machen würden. Wie ich schon öfters schrieb, stört uns diese Firma jedoch überhaupt nicht, was ich der Frau Röhm auch erklärte. Sie fragte dann, ob ich denn keine Anhaltspunkte in Form von Dingen gefunden hätte, die sie bzw. den Namen Röhm als frühere Bewohner auswiesen. Also bislang sind wir hier auf alles mögliche gestoßen, aber auf nichts mit dem Namen Röhm. So sagte ich ihr das auch und das stimmte sie fast schon ein wenig traurig. Sie meinte mehr fragend, da hätte sie 12 Jahre in dem Haus gelebt und heute sei nichts mehr da, was an sie erinnere? Dann schweifte sie weit zurück in die Zeit, als sie noch hier wohnte. Im Jahre 1998 habe man ihr einen guten Job bei einer Firma in Neckarsulm angeboten, den sie, nach anfänglichem Zögern im darauffolgenden Jahr dann doch angenommen hätte. Da es ihr zu beschwerlich war, täglich von hier nach Neckarsulm zu fahren, eine Strecke dürfte schätzungsweise 65 km in nordöstliche Richtung sein, beschloss sie dann auch gleichzeitig, sich in Neckarsulm eine kleine Wohnung zu mieten und hier die Wohnung aufzugeben, die auch nur gemietet war. Da sie aber seit letztem Jahr bei einem Zweigbetrieb der gleichen Firma in Bruchsal arbeite, was nur ungefähr 15 km nördlich von hier liegt, wäre sie gerne wieder hier in das Haus eingezogen. Hinzu kam, dass sie gehört hatte, dass das Haus zum Verkauf stünde und sie ebenfalls an einem Erwerb Interesse gehabt hätte. Nun wussten wir davon nichts und als damaliger Kaufinteressent war es auch nicht unsere Aufgabe, sich um andere Kaufinteressenten zu kümmern. Zudem ist diese ganze Angelegenheit inzwischen ja auch schon fast ein Jahr her. Der Makler, der das alles geregelt hat, hat auch nie etwas über weitere Kaufinteressenten gesagt und wenn das stimmt, was die Frau da sagte, dann wird sie halt weniger Geld geboten haben als wir, obwohl wir ja auch noch den zuerst verlangten Preis deutlich herunter handeln konnten. Wie dem auch sei, die Frau war jedenfalls ein wenig enttäuscht, dass sie nun sehen musste, dass andere ihr das Haus weggeschnappt haben. Ich vermute, dass die dem Makler oder dem eigentlichen Verkäufer gegenüber halt zu sehr gepokert hat, in der Hoffnung, dass es ohnehin keinerlei andere Kaufinteressenten für dieses abgelegene Anwesen mit mächtigem Fabrikhintergrund geben würde. Nun ist sie damit wohl auf die Schnauze geflogen, wie der Berliner sagen würde, und weint innerlich natürlich der verpassten Chance nach. Deshalb werden wir das Haus ja nicht wieder verkaufen. Die Frau Röhm war nicht gerade auf den Mund gefallen, wie man so sagt, und fragte stracks, wie viel wir denn für das Haus gezahlt hätten und ob die Werkstattgarage denn ebenfalls mit verkauft worden wäre. Den letzten Teil habe ich ihr beantwortet, aber die Zahlen des Kaufpreises gehen die nichts an und das habe ich der auch genau so gesagt. Da war sie zuerst etwas eingeschnappt, fing sich aber schnell wieder. Sie erläuterte dann, dass die Werkstattgarage doch noch von einer Firma aus Karlsruhe belegt sei und sie sich deswegen wundere, dass die mit verkauft worden sei. Bei ihren Kaufverhandlungen habe es stets geheißen, dass sie nur das Haus ohne die Werkstattgarage und auch nur mit einem minimalen Grundstücksanteil von knapp 350 m² erwerben könne. Ich erklärte ihr dann, dass es die Gießerei in Karlsruhe, die das als Gießformenlager angemietet hatte, inzwischen auch schon nicht mehr geben würde. Das schien sie dann noch mehr zu wundern, als die Tatsache, dass ihr geliebtes ehemaliges Domizil nun an uns verkauft ist. Nach dieser Information machte sie einen verwirrten Eindruck und fragte nach einer längeren Denkpause, ob sie die Gebäude denn mal von innen ansehen dürfe. Ich war sehr froh, dass dann Kayla hinzu kam. Kayla mit ihrem leicht asiatischen Äußeren verwirrte die Frau Röhm erneut, warum weiß ich nicht. Kayla sagte spontan, dass wir momentan keine Zeit für eine Führung durch die Gemächer hätten, so etwas könne man vielleicht später mal nachholen, in einem halben Jahr oder nächstes Jahr oder übernächstes Jahr. Die Antwort zeigte, dass wir eigentlich nicht viel von einem derartigen Ansinnen hielten, was sie auch gleich begriff. Mit einem leichten Hauch des Zweifels im Gesicht wünschte sie uns dann noch beiläufig alles Gute in dem Haus und verabschiedete sich, denn urplötzlich fiel ihr nach eigenen Worten ein, dass sie noch schnell nach Karlsruhe fahren müsse, um dort etwas zu erledigen. Eiligen Schrittes hastete sie zu ihrem Wagen, so einem kleineren zweisitzigen BWM - Sportcabrio, ich glaube Z3 oder so ähnlich heißt der Wagentyp, aber schon ein älteres Baujahr davon, vielleicht knapp 10 Jahre alt. Mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen raste sie dann wie eine Verrückte davon.
Es gab ja in der Zeit zwischen etwa 7. und 11. August am Rhein drüben in Karlsruhe ein Hochwasser, welches aber eigentlich noch glimpflich verlief, da nur die Uferpromenaden stellenweise unter Wasser standen, aber die Schäden an Häusern usw. hielten sich zum Glück in sehr geringen Grenzen. Wir wollten ursprünglich dort wieder eine Fahrradtour machen, aber die fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Einmal weil diese Parallelwege zum Rhein an vielen Stellen untergegangen waren, aber auch weil es zu dieser Zeit immer soviel regnete, dass an Fahrradfahren nicht zu denken war. Die Mengen an Regen hinterließen aber auch hier bei uns deutlich ihre Spuren. Kleine Bäche mutierten besonders zwischen 9. und 10. August zu reißenden Flüssen. Ich hatte Ihnen vor längerem mal Fotos von offenen Wasserkanälen im hinteren südwestlichen Bereich der alten Fabrik beigefügt, die dort zwischen einigen alten Hallen verlaufen. Diese Wasserkanäle waren teils so angeschwollen, dass dort zwischen den alten Hallen eine durchgehende Seenplatte entstand. Man hätte daraus einen Wasser-Erlebnispark machen können. Was mich fast noch mehr verwunderte, als diese Mengen an Wasser, das war, dass diese enormen Wassermassen im Bereich der alten Fabrik noch viel schneller wieder verschwunden und irgendwohin abgeflossen waren, als anderswo. Dort müssen also noch reichlich dimensionierte und funktionsfähige Kanalsysteme existieren, sonst wäre das nicht möglich. Zum Glück hatten wir bei uns hier am Haus und auch im vorderen Bereich der Fabrik aber überhaupt keine Probleme mit den Wassermassen. Nur in einem Teilbereich in unserem „Garten" sah es danach etwas eigenartig aus. In diesem Teilstück ist ein wenig Gefälle in nördlicher Richtung. Die Unmengen an tagelangem Regen hatten den Boden völlig durchweicht und in diesem Schrägstück teils weggespült. Dort wo diese Schräge wieder aufhört, hatte sich der weiter oben fortgespülte Erdboden zu einem kleinen Damm angesammelt. Auf der Fläche, wo der Boden weggespült worden war, lugte nun in vielleicht 40 cm Tiefe eine durchgehende endlose Eisenfläche hervor. Es bestätigte sich erneut, dass große Teile unseres Gartens noch von alten Anlagenresten unterkellert sind. Ein Stück weiter stießen wir auch auf eine Luke, die sonst mit Erdreich bedeckt ist. Bislang hatten wir aber noch keine Zeit, Versuche zu starten, diese Luke zu öffnen. Man könnte vermuten, dass es Reste eines immens großen Erdtanks sind, es könnte aber auch eine andere Eisenkonstruktion sein, die dort seit vermutlich mehr als 5 Jahrzehnten im Verborgenen schlummert. Einen großen Vorteil hatte diese Wegspülung des Erdreichs aber auch, denn an dieser Stelle ist damit auch der lästige Unkrautbewuchs weitgehend mit weggespült worden. Weniger schön ist es, dass das auch wieder neue Arbeit mit sich bringt, denn so lassen kann man das nicht. Alleine schon wegen der verrückten Umweltheinis, die zuweilen immer noch am Militär - Autoschrottplatz zu tun haben und hier vorbei kommen. Wenn die entdecken, dass hier unter dem Erdreich alles Eisenkonstruktionen sind, die wohlmöglich noch von alten Erdtanks stammen, in denen vielleicht sogar noch alte chemische Reststoffe oder Ölsubstanzen lagern, dann haben wir in ein paar Wochen hier den Garten voller Bagger stehen. Gerade die am meisten betroffene Fläche liegt auch noch so ungünstig im Blickwinkel, dass man das von der Straße einsehen kann. Der größte Teil der Gartenfläche ist ja verdeckt durch Haus, Werkstattgarage, Bewuchs und ein paar Bäume, aber ausgerechnet die jetzt weggespülte Stelle springt einem von der Straße sofort ins Auge. Zuerst haben wir auf die Schnelle einfach etliche Planenreste drüber gespannt, die wir noch aus der Fabrik geholt haben, denn dort wurden in einem Teilbereich ja mal Zelt- und Verdeck - Planen fürs Militär so in Natooliv hergestellt, wovon heute noch unfertige Reste in einer Halle haufenweise herumliegen. Das wirkt jetzt auf den ersten Blick, als hätten wir dort möglicherweise Heiz-Holzstapel stehen, die wir damit abgedeckt hätten, so wie es viele Leute hier in der Umgebung im Garten haben. Dabei haben wir ja überhaupt keine Öfen im Haus, mit denen man Holz verheizen könnte. In den nächsten Tagen wollen wir, falls das Wetter trockener wird, diese weggespülten Erdmassen einfach wieder an der aufgespülten Stelle mit einer Schubkarre abholen und dann wieder provisorisch auf den Fehlstellen abschütten und feststampfen. Ich habe mir schon überlegt, mir Rasenkantensteine zu beschaffen, die ich dann an den Enden dieser Fläche in den Boden einbetoniere, damit beim nächsten Regen dieses Erdreich nicht wieder erneut weggespült werden kann.
Kayla hat vorübergehend einen Eintages - Job in einer Papierfabrik in Karlsruhe bekommen. Das kam ganz komisch. Zunächst war sie durch Mundpropaganda als Dolmetscherin für diese Firma zur Übersetzung eines einzelnen Briefes beauftragt worden. Das hat sie dann auch gemacht. Irgendwie hat der Personalchef dann gefragt, ob sie nicht Interesse habe, jeweils Montags - und nur Montags, einen Anlernjob in einem Stand für die Endkontrolle dünner Pappen zu übernehmen. Er meinte, dass die Firma gerade in der Endkontrolle bereits sehr gute Erfahrungen mit asiatischen Frauen gemacht hätte, die könnten schnell vorbeihuschende Pappbahnen mit bloßem Auge besser und genauer kontrollieren, als europäische Kräfte. Das sei wohl irgendwie anatomisch bedingt. Ausgerechnet montags habe man aber einen Engpass in der sogenannten Frühschicht, die dort schon um 4 Uhr morgens beginnt, weil die viele Teilzeitkräfte beschäftigen und das in der Summe zeitlich derzeit irgendwie nicht so richtig hinhaut, dass dann montags in der früh schon jemand da ist. Sie hat sich das mal angesehen und da die Bezahlung im Verhältnis zur Arbeit gut ist, hat sie das nun zunächst mal probeweise für einen Monat angenommen. Das ist auch alles hochoffiziell mit Steuerkarte und Krankenversicherung. Da muss sie montags hier um halb 3 schon aufstehen, dann ein schnelles Frühstück und ab geht's nach Karlsruhe. Um 4 Uhr beginnt diese Frühschicht und um punkt 12 Uhr, also Mittags, ist Feierabend. Dann hat sie wieder eine Woche lang Ruhe bis zum nächsten Montag. Die Einsatzweise mit einem Tag wöchentlich ist also ein wenig vergleichbar, mit meinem damaligen Donnerstagsjob als Fußmedizin-Ausfahrer. Eine weitere Parallele ist, dass der Job nicht von längerer Dauer sein wird, auch dann nicht, wenn sie sich sehr gut bewährt, denn der zeitweise Personalengpass wird in absehbarer Zeit durch den Einbau modernerer Maschinen kompensiert und spätestens sobald diese störungsfrei laufen, endet ihr Montagsjob endgültig. Entsprechende Klauseln stehen sogar in dem Arbeitsvertrag. Die Arbeitgeber halten die Personalpolitik heute flexibel und denken gar nicht mehr daran, langfristige Arbeitsverträge zu schließen. Die meisten Leute, die bei dieser Papierfabrik arbeiten, sind Teilzeitkräfte, die darüber hinaus noch diverse Sonderklauseln im Vertrag stehen haben, wonach sie mehr oder weniger von heute auf morgen freigesetzt werden können, wie die das so schön nennen. Früher nannte man es Entlassung. Oder andere Klauseln besagen, dass die Arbeitnehmer flexibel in den Werken dieses Unternehmens eingesetzt werden können, was nichts anderes heißt, als dass die plötzlich auch gesagt kriegen können: „So ab morgen bist du nicht mehr im Werk Karlsruhe, sondern im Zweigwerk in Ulm oder sonst wo beschäftigt". Die haben bundesweit 12 verschiedene Werke, quer durch Deutschland verteilt, die meisten davon allerdings in Baden - Württemberg. Einen solchen Zusatzpassus hat Kayla aber eigenmächtig und eigenhändig aus ihrem Vertrag rausgestrichen, worauf der Personalchef schon kritisch meckern wollte, dass dies nicht üblich sei. Kayla hat dann gesagt, entweder ohne solchen Käse oder gar nicht. Da hat sich der Mann sehr gewundert, weil der wohl daran gewohnt ist, das viele Leute heute in ihrer Not überhaupt einen Arbeitsplatz zu finden, fast alles unterschreiben. Hier zeigte sich dann aber, dass die wohl wirklich dringend diese Stelle vorübergehend besetzen müssen, denn die haben Kaylas Widerworte auf Anhieb anstandslos akzeptiert. Was ich sehr interessant fand, an ihrem zweiten Arbeitstag dort, der vorletzten Montag stattfand, durfte ich sogar mal für eine Stunde mit ins Werk und mir das ansehen. Es ist schon imposant, welche riesigen Maschinen dort in nahezu personalleeren Hallen die Pappe aus der schlabberigen Rohmasse herstellen, die mit viel aufgeweichtem Altpapier, Holzfasern, vor allem viel Wasser, einem Hauch von Textilfasern und etwas Pulverzeugs gewonnen wird und dann vollautomatisch über unzählige haushohe Walzen und Förderstraßen mit endlosen Düsen diese Pappe herstellen. In diesen Hallen riecht es leicht nach Essig, säuerlich - herb und es ist schwül - feucht - laut dort, kein sehr angenehmes Raumklima, in dem man gewiss nicht viele Stunden zubringen möchte. An vielen, besonders älteren Maschinen, hängen dicke graue Krusten aus dem Rohmaterial dieser Brühe, die beim Sausen über die Walzen seitlich weggespritzt ist und dann dort vertrocknete. Am Ende dieser eigentlichen Herstellungsmaschine, oder man müsste genauer Produktionsstraße dazu sagen, saust die fertige Pappe endlos durch einen breiten Schlitz in eine wesentlich sauberere und ruhigere Nachbarhalle, die freundlich hell ausgeleuchtet ist. Dort befinden sich an einem Ende der Halle große Walzen, auf die die fertige Pappe in Windeseile automatisch aufgewickelt wird. Immer wenn eine solche Walze eine bestimmte Meterzahl erreicht hat, stockt die Anlage ganz kurz und ein extrem scharfes Trennmesser, welches auf einem dicken Stahlbalken montiert ist, trennt die nun fertige Rolle vom Rest der laufenden Produktion. Vollautomatisch schwenkt dann die Achse in dieser Rolle zur Seite, die fertige Rolle wird automatisch in ein Gestell gezogen, worauf sie dann ebenso automatisch ins benachbarte Fertiglager befördert wird, welches sich daneben in einer eigenständigen sehr großen Halle befindet. Fast zeitgleich schwenkt ein neuer leerer Walzenkern in diese Aufwickelvorrichtung, das wartende Pappband von der Maschine wird automatisch in diesen Walzenkern eingefädelt und dann beginnt der gleiche Vorgang mit dieser neuen Pappwalze erneut. Wenn man das so erzählt, sieht man vielleicht einen solchen Prozess gemütlich vor dem inneren Auge ablaufen, aber alles das, was ich erzählt habe, geschieht in wenigen Sekunden, man kann kaum zuschauen, so schnell geht das. Kaylas neue Aufgabe besteht nun darin, in einem abgetrennten Raum in dieser sauberen Halle, der gleich am Anfang der Halle hinter dem oben erwähnten Übergabeschlitz ist, auf die vorbeihuschenden Pappbahnen zu schauen, also noch bevor diese Pappbahnen im Nebenraum auf die Walze gewickelt werden. An ihrem sauberen Arbeitsplatz steht ein vielleicht 2 m hoher, bequemer Stuhl, der in seiner Bauform ein wenig an einen Bademeisterstuhl im Freibad erinnert. Zum Erreichen der Sitzfläche dient eine am Stuhl fest angeschraubte Alu-Treppenleiter und vor der Sitzfläche befindet sich eine kleine Plattform mit einem Gitter, damit man nicht beim runterrutschen von der Sitzfläche 2 m in die Tiefe stürzen würde. Gleich gegenüber ihres geraden Blickfeldes läuft dann das Pappband endlos vorbei unter ganz hellen Speziallampen, die auf diesem sausenden Pappband nur einen relativ schmalen Streifen von etwa 40 cm Breite grell ausleuchten. Wenn man darauf schaut, sieht es aus, als würde man nur eine vor einem liegende graubraune Pappfolie betrachten, in Wahrheit saust die Pappe aber mit einer unbeschreiblichen Geschwindigkeit dort vorbei. Nun kommt Kayla ins Spiel. Erkennt Kayla in diesem graubraunen Einheits-Ausblick eine Farbveränderung ins gelbliche oder ins Dunkle, dann muss sie blitzschnell einen von 2 verschiedenen Knöpfen drücken, die sich fest eingebaut in der Armlehne ihres Stuhls befinden. Wenn sie das tut, während meiner Besichtigungszeit kam das zweimal vor, dann wird im Nebenraum, dort wo auch die fertige Pappe automatisch auf die Walze gespult wird, ein Streifen von 5 Metern aus dieser endlos huschenden Pappe rausgeschnitten und dieses ganze Ausschnittmaterial landet in einem sogenannten Ausschussgraben. Das ist ein Schacht im Boden. In diesem Ausschussgraben befinden sich Greifer, die an einer Art unterirdischem Förderband montiert sind und die Ausschusspappe wird davon quasi im Keller der Halle automatisch wieder ganz nach vorne befördert und in der Altpapieranlage aufgeweicht und erneut dem Fertigungsprozess zugeführt. Zuvor kontrolliert aber noch ein Meister, ob es nicht Verunreinigungen sind, die sich nicht entfernen lassen, z.B. wenn Plastikfasern irgendwie mit ins Altpapier geraten sind. Ist das der Fall, wandert dieses Fehlerzeug auf den Müll, weil das sonst erneut für solche Fehler in der neuen Pappe sorgen würde. Da sich durch diesen Effekt, den Kayla praktisch mit ihrem Knopfdruck ausgelöst hat, aber die sich gerade aufrollende Walze im Nebenraum nicht mit der vorgeschriebenen Meterzahl bestücken ließ, wandert diese nun kleinere Pappwalze in ein gesondertes Lager. Diese Walzen werden zuvor noch von einem Druck - Computer mit ihrer tatsächlichen Länge bedruckt und gehen dann an andere Kunden, bei denen es nicht auf eine exakte Länge ankommt. Körperlich ist das für Kayla keine schwere Arbeit, aber wenn man dort über 7 Stunden, nur unterbrochen von 2 Pausen, eine mit 25 Minuten und eine mit 15 Minuten, gesessen und auf die Pappe gestarrt hat, dann ist man fertig. Wenn Kayla plötzlich mal auf Toilette müsste, dann muss sie einen gelben Knopf an der Rückenlehne ihres Stuhls drücken und ihre Arbeit solange fortsetzen, bis dann eine sogenannte Springerkraft kommt und ihre Tätigkeit für die Dauer ihres Klogangs übernimmt. Das kann im ungünstigsten Fall aber schon mal 10 Minuten dauern und wenn man dringend muss, könnte es dann zu spät sein. Wenn in voraussichtlich einem halben Jahr, aber die ganz neuen Maschinen in einem bereits freigeräumten Bereich dort eingebaut wurden, dann werden Tätigkeiten wie die von Kayla überflüssig, denn diese neue Maschine ist mit einem automatischen Kameraauge ausgestattet, das genau diese Fehlererkennung selbst vornimmt. Auch wird der Ausschuss dann geringer, weil diese moderne Kameraanlage exakt die fehlerhafte Position in dem endlos vorbeihuschenden Pappband erkennt und markiert. Dann wird auch nur dieses fehlerhafte Stück rausgestanzt und nicht ganze 5 Meter, in denen irgendwo dieses fehlerhafte Stück verborgen ist. Die Entwicklung moderner Maschinen geht also weiter und das, wie so oft, zulasten der Arbeitnehmer, wenn man so will. So kann man sagen, dass Kayla diesen Job spätestens Anfang 2008 durch den Fortgang der Rationalisierung wieder los ist. Soviel zu Kaylas überraschendem neuen Job. Wir sehen diesen Job aber mehr als Zwischenepisode, die nur deshalb wahrgenommen wurde, weil es sich per Zufall so günstig anbot. Es ist nicht so, dass jemand von uns überhaupt gezielt nach einem Job Ausschau gehalten hätte. Das mag dann für manche wieder komisch klingen, denn viele Leute suchen fieberhaft seit Jahren Arbeit und finden keine und unsereins sucht nichts derartiges und ein Job fällt regelrecht aus den Wolken über einen herein.
Neulich, ich glaube es war am 11. August, führte eine sogenannte Deutschlandtour - Radrundfahrt hier in der direkten Nähe vorbei. Alles was noch von den namhaften weltweiten Radsportlern der Tour de France nach den zahllosen Doping-Skandalen übrig geblieben ist, nahm wohl daran teil. Der Rundkurs dieses Tages ging u.a. über Bretten und etliche Orte hier im Umfeld, auch teils über Jöhlinger Gebiet. Solche Sportereignisse interessieren mich eigentlich nicht sonderlich, aber diese Sache verdient dann doch besondere Erwähnung und das gleich aus 2 Gründen. Nicht etwa deshalb, weil diese Tour u.a. hier gleich in der Nähe, oben an der Hauptstraße B 293 vorbei führte, obwohl diese Tatsache für die etwas abgelegene Ecke hier sicher auch schon Grund genug wäre, es zu erwähnen, nein, die Gründe liegen anders. Der erste Grund ist einfach ein ärgerlicher, denn an diesem Tag, ich glaube, es war ein Samstag, konnte man hier praktisch nirgendwohin mit dem Auto fahren, weil für diesen Quatsch jede Zufahrt zur B 293 von Polizei und diversen Hilfskräften total gesperrt worden war. Das ist eine Frechheit, nur für diesen Unsinn so weiträumig jede Verkehrsmöglichkeit für die Anwohner lahm zu legen. Nun dachte ich, da sind wir clever und fahren über einige winzig kleine Landstraßen und dann gelangt man weiter nördlich bei Weingarten auf die B 3, die Karlsruhe mit Bruchsal verbindet und über die man dann ebenso nach Karlsruhe hätte fahren können, denn wir wollten an dem Tag nach Karlsruhe fahren. Doch Pustekuchen, die B 3 war in dem Bereich ebenfalls für diesen gleichen Radmurks gesperrt, weil die wohl im Laufe des Tages auch dort vorbeiradeln sollten. Da unsere Fahrt nach Karlsruhe nicht zwingend war, verschoben wir das dann auf die nächste Woche und beschlossen zuhause zu bleiben. Und da folgt der zweite Grund, der es wert ist, diese Radveranstaltung dann doch zu erwähnen. Irgendwann sausten doch tatsächlich hier bei uns einige verirrte Radsportler vorbei, die sich oben in der Abfahrt vertan hatten, vermutlich weil sie den Anschluss an das Hauptfeld verloren hatten und dann aus irgendeinem Grund glaubten, die Route führe in den doch relativ engen Abzweig hier zur Siedlung. Diesen Irrtum hätten die, bei ein wenig Grips eigentlich gleich bemerken müssen, nachdem sie oben an der B 293 abgebogen waren, denn dieser Weg hier sieht bereits vielleicht 300 m hinter diesem Abzweig aus, wie ein etwas besserer Feldweg, der einigermaßen sauber asphaltiert wurde. Über solche kleinen Sträßle führen solche Radrundfahrts-Veranstaltungen doch nie, aber diese versprengte Gruppe aus vielleicht 6 Radlern scheuchte sich selbst tapfer weiter hier runter, an unserem Haus vorbei, weiter in Richtung der Mühlen, genau auf dem Weg, von dem ich Ihnen vor kurzem einige Fotos beisteuerte. Zweifel kamen bei denen erst auf, als sie unten an der umgebauten Großmühle ankamen, wo jetzt dieser Computer- und Internetdienstleister seinen Betrieb drin hat. Schon im Bereich der Mühle wird der Weg schlagartig viel schlechter, geht von fein neu asphaltiert in ein Gemisch aus Flicken von Teer, Katzenkopf - Pflaster, Schotter und festgefahrener Erde über, um dann hinter der Mühle als normaler, größtenteils unasphaltierter Feldweg weiter zu gehen. Dort haben die dann gewendet und kamen sichtlich ermattet wieder hier zurück geradelt. Zurück geht es fast durchgehend bergauf und in Höhe des Abzweiges zu der Stichstraße zur Regenwasserbehälter - Fabrik wären sie fast noch mit einem entgegenkommenden Auto ihrer eigenen Teambetreuer zusammengestoßen, denn die hatten die oben auf der richtigen Strecke inzwischen vermisst und waren dann wohl auf die Idee gekommen, dass die sich hierhin verirrt haben könnten. Diese versprengte Truppe wird wohl zumindest bei dieser Tagesetappe keinen Blumentopf mehr gewonnen haben.
Auf dem Militär- Autoschrottplatz gibt es auch eine neue Entwicklung, die schon etwas Kurioses hat. Es war ein Dienstag, ich glaube vor 2 Wochen, da tauchte morgens zuerst ein etwas groß geratener Abschleppwagen hier auf. Es war ein Abschleppwagen, auf den 2 normale PKW hintereinander passten und der hatte noch so einen hydraulischen Hebekran dran, mit dem man nicht fahrfähige Autos auf die Ladefläche heben kann. So sollte es losgehen, mit der Entsorgung der Altautos auf diesem Gelände. Ich habe selbst mit dem Fahrer dieses Abschleppwagens gesprochen, der aus Pforzheim stammte, und der sollte sich sozusagen Schicht um Schicht von vorne beginnend durch die Reihen von teils schon zugewachsenen Altautos kämpfen. So dass erst einmal alle PKW und PKW - ähnlichen Fahrzeuge dort weggeschafft würden, weil das schon mal eine riesige Menge gewesen wäre und dies sich sicher leichter und schneller bewältigen ließ, als die dann noch übrig bleibenden großen Brocken von Militär - LKW, wovon es aber auch noch reichlich viele gibt. Jedoch es kam völlig anders. Zunächst sah der Fahrer des Abschleppwagens schon ein Problem darin, dass etliche der doch schon sehr verrotteten Karossen beim Anheben gleich in mehrere Teile auseinanderbrechen könnten, da auch die tragenden Karosserieteile stark ver- oder gar durchgerostet sind. Dadurch wäre deren Abtransport nur mit einem LKW mit Greifbagger möglich, wobei die dann natürlich gleich restlos zerdrückt würden. Mit seiner Hebevorrichtung ging das nicht. Er befand dann, dass er sich zuerst jeden Wagen genauer ansehen müsse und dann erst mal alles raushebt, was noch eine tragfähige Karosserie hat. Das träfe auf vielleicht 60 bis 70 % der PKW - ähnlichen Fahrzeuge dort zu. Kaum hatte der Abschleppwagenfahrer die ersten 10 Autos vorne im Anfangsbereich nach anhebbar oder nicht sondiert, folgte ein Fiat - Kleinbus mit 4 von diesen schnöseligen Umwelt - Experten drin, die die ganze Aktion leiten und dirigieren wollten. Denen stand ihr Tatendrang förmlich ins Gesicht geschrieben und es war für die wie ein innerer Vorbeimarsch, zu sehen, dass nun ihr großes, weltrettendes Projekt, die Entsorgung der Altautos beginnen sollte. Einer von denen wies den Abschleppwagenfahrer an, ein Stück eines labbrigen alten Zaunes einfach mit dem Hebekran einzureißen oder mehr einzudrücken und dann gleich die ersten beiden Altautos aufzuladen, die kurz dahinter standen. Der Abschleppwagenfahrer weigerte sich aber, diesen Zaun einzureißen und die ersten beiden dort stehenden Wagen aufzuladen. Er sagte, Autos aufladen ja, sofern sie in einem Zustand sind, der das zulässt, Zaun einreißen nein, denn woher soll er wissen, dass dieser Zaun nicht markiere, dass es sich um Privatgelände handle, wo er nichts dran zu suchen hat. Zudem könne er die ersten beiden Autos aus oben genannten Gründen nicht aufladen, weil die dann dank extremer Verrostung durchbrechen würden, er könne frühestens mit dem dritten und dem fünften Auto beginnen, aber nur wenn die Umweltfritzen ihren Zaun selbst einreißen würden. So begannen die „Umwelt - Experten" eigenhändig diesen ohnehin nicht mehr stabilen Zaunteil mit Händen und Füssen niederzureißen. Als sie gerade schön in ihrem Element waren, fuhr ein größerer ehemals teurer Mercedes vor. Ehemals teuer, weil der sicher schon 10 Jahre alt war, aber sehr gut erhalten aussah. Aus diesem stieg dann der Eigentümer des Areals aus, der ja heute in Belgien lebt. Dieser Wagen hatte allerdings kein belgisches Autokennzeichen, sondern AC aus Deutschland, was für Aachen steht, wie ich in einem Sachregister meines Notizbuches nachlesen konnte. Dieser Mann, der nun ganz in schwarz gekleidet war und dazu noch eine dunkle, verspiegelte Sonnenbrille trug, ich kannte den ja inzwischen schon, ging gemächlich zu den Umweltheinis und sagte zu denen, sie sollten sofort ihre Aktion abbrechen und den Zaun wieder instand setzen. Ein kleinerer Herr im grauen Anzug mit Halbglatze, schätzungsweise um die 60 Jahre, der mit in seinem Wagen gesessen hatte, eilte hastig um die Stelle dieses Schauspiels und fotografierte alles zig mal. Zunächst wollten die Umweltschnösel sich davon keineswegs beeindrucken lassen und mit ihrer Aktion fortfahren, dann aber drohte dieser Eigner den Leuten an, dass er sie zur Not eigenhändig mit Eisenstangen von seinem Eigentum wegprügeln würde, wenn sie nicht sofort sein Gelände verlassen würden. Einer der Schnösel befand, dass er in einem eventuellen Kampf gegen die 4 jugendlichen Burschen doch wohl keinerlei Chancen hätte und er sich lieber nicht verausgaben soll. Gemütlich griff der Eigentümer in seine Jackentasche, holte ein Handy heraus, telefonierte kurz mit jemandem und keine 2 Minuten später eilten einige Fahrzeuge herbei, die mit Sicherheit schon in der Nähe auf ihren Abruf gewartet hatten. Aus diesen, man muss es so sagen, stiegen 7 oder 8 Schlägertypen Marke Gorilla hoch zehn, alle mit Eisenstangen bewaffnet aus. In ruhigem, fast schon leisen Ton sagte der Eigentümer dann zu den Umwelt - Bubis, dass jeder von ihnen in weniger als einer halben Stunde im Krankenhaus liegen würde, wenn nur noch ein einziger von ihnen einen Schritt auf sein Gelände tut. Dazu trauten die sich dann aber nicht mehr. Wütend diskutierten die und fühlten sich als Umweltbewahrer völlig im Recht. Dem Abschleppwagenfahrer wurde das alles zu bunt und der fuhr nach Hause, wohlbemerkt unbeladen. Zuvor stellte sich in einem Gespräch zwischen Abschleppwagenfahrer und dem Eigentümer des Grundstücks noch heraus, dass die Umweltfritzen den Abschleppdienst noch mit falschen Angaben hergelockt hatten. Die hatten sich demgegenüber als Verwalter des Grundstücks ausgegeben und dass er praktisch dadurch bezahlt würde, dass er diese Fahrzeuge auf eigene Rechnung verwerten könne, also den Schrottpreis für sich behalten könne. Dann rief der Eigentümer des Grundstücks selbst per Handy die Polizei an, die nach vielleicht 25 Minuten hier eintraf. Er erstattete Anzeige gegen die Umwelt-Bubis, wegen unerlaubten Betretens seines Grundstücks und diverser Beschädigungen die die dort angerichtet hätten. Die Polizisten nahmen daraufhin von jedem die Personalien auf. Dann erklärte der Eigentümer, dass die vergammelten Autos, so wie sie da stehen, ein Gesamt - Kunstwerk darstellen sollten, und es nicht im Ermessen von diesen Fratzenköpfen (so nannte der die Umweltleute) stehe, über sein Eigentum zu verfügen oder daran zu zweifeln, dass das Kunst sei.
Keine Frage, natürlich habe ich Ihnen auch heute wieder einige Fotos beigesteuert. Die Mischung der Bilder ist heute vielleicht etwas eigenwillig. Beginnen möchte ich mit einem Foto einer Fabrik bei Karlsruhe. Als ich Kaylas neuen Montags - Arbeitsplatz in der Papierfabrik besichtigt hatte, wo leider das Fotografieren strikt verboten war, bin ich etwas durch die Gegend gefahren und habe Kayla dann wieder am Werk abgeholt, als ihre Arbeitschicht zuende war. Dann sind wir von der Papierfabrik aus über einige Querstraßen in dem Industriegebiet zu einer Ausfallstraße gefahren, die wieder in unsere Heimat führte. Bei dieser Fahrt am Rande des Industriegebiets wurden wir vermutlich gerade Zeuge eines „Störfalls" bei einer anderen Fabrik die sich dort befindet. Giftig gelb qualmende Schlote findet man in Deutschland heute kaum noch oder gar nicht mehr, aber dort war noch einer. Ich weiß nicht, was die herstellen, vermutlich ist es eine Chemiefabrik, aber dort rauschte es gewaltig. Und zwar so gewaltig, dass man es trotz eingeschaltetem Autoradio und geschlossener Fenster im Auto noch laut zischen hören konnte. Erst als wir uns ein wenig weiter von der Fabrik entfernt hatten, sahen wir, dass aus einem Schornstein fast neongelber Qualm drang und zugleich solch eine Fackel an einem anderen Gebäude eine hellrot-bläulich- violett lodernde spitze Flamme abbrannte, die trotz hellem Tageslicht noch ungewöhnlich hell schimmerte. Die Leute auf der Straße blieben stehen und schauten mit offenem Mund in Richtung der Fabrik, woraus wir schlossen, dass das auch dort wohl nicht der Normalzustand ist.
Qualmfabrik: offensichtlich ein Störfall in der Fabrik verursacht den ungesund aussehenden Qualmausstoß und die zischend blaurotviolett lodernde Fackel
Geistesgegenwärtig hielt ich schnell an, zerrte die Digitalkamera aus dem Handschuhfach und knipste das Ereignis. Kayla meinte schon, ob wir noch etwas zuwarten sollten, bis die Fabrik gleich abhebt und wie eine Rakete nach oben schnellt und explodiert, was natürlich nicht passierte. Das Foto - Ergebnis sehen Sie auf dem Bild „qualmfabrik". Sicher erinnern Sie sich noch, vor einer längeren Zeit hatte ich Ihnen mal ein paar Außenfotos von einem Bahnhof beigesteuert, der etwas weiter weg an dieser stillgelegten Strecke hier liegt. Ich meine jetzt nicht den Bahnhof, der hier in der Nähe der Zufahrt zur Siedlung liegt, sondern einen von den beiden Bahnhöfen, die wir bei einer Wanderung an der gleichen Strecke zwar, aber weiter östlich bzw. nordöstlich entdeckt hatten. Er dürfte etwa 10 km von hier entfernt liegen. Damals hatte ich mich aber nicht dort hineingetraut, obwohl eine Tür an der Gleisseite offen stand. Nun waren wir vor einigen Wochen per Fahrrad noch mal an der gleichen Stelle, noch immer stand die besagte Tür offen und dieses mal konnten wir unsere Neugierde nicht bremsen. Es ist eine Schande, wie das eigentlich solide gebaute Bahnhofsgebäude einfach so verkommt, weil sich keiner darum kümmert. Kayla meinte schon, wenn die das ohnehin nicht mehr benutzen, u.a. weil ja auf der Strecke auch keine Züge mehr fahren, dann sollten die das Gebäude doch lieber verkaufen, anstatt langsam verfallen zu lassen. Obwohl bei genauer Betrachtung hatte ich irgendwie den Eindruck, dass bis zu diesem Bahnhof vielleicht sehr gelegentlich doch noch ein Zug fährt, weil die Gleise dort zwar rostig wie überall an der Strecke waren, aber nicht so überwuchert von Unkraut. bahnhof3-innen1: ein eigentlich schönes, solides, altes Bahnhofsgebäude verkommt
Sie sehen auf dem Foto bahnhof3-innen1 ein Bild aus dem Erdgeschoss dieses Bahnhofs. Was auf dem Bild aussieht, wie Flecken an der Wand, sind in Wirklichkeit Schichten alter Farbe, die sich von der Feuchtigkeit, weil alles offen steht, wie eine Haut ablösen. Dass dieser Bahnhof durchaus früher eine größere Anlage war, mag man u.a. auch daran erkennen, dass geradeaus durch diese Glastür eine große ehemalige Bahnhofsgaststätte folgt, die über 2 beachtliche Schank- und Gasträume, einen gesonderten Schank- Warteraum erster Klasse, der noch in alter Schrift so beschriftet ist, und ein geradezu riesiges Bahnhofsklo mit alleine 9 teils zerdepperten Urinalen, 5 WC-Kabinen für Herren und im Nebenraum 7 WC- Kabinen für Damen verfügt. Ein normaler Kleinbahnhof hatte sicherlich nicht solch eine umfangreiche Ausstattung in dieser Hinsicht. Immerhin steht im Flur des Erdgeschosses sogar noch ein alter Fahrkartenautomat, also den Anfang der Automaten-Ära hat dieser Bahnhof wohl noch aktiv miterlebt. Ich weiß jetzt aber nicht, wie lange es schon diese Automaten gibt, sicherlich schon über 20 Jahre. Wenn man an diesem Bahnhof vom ehemaligen Bahnsteig in Richtung Nordosten auf die alte Bahnstrecke blickt, sieht man das, was Sie auf dem Bild bahnhof3-gleis sehen. bahnhof3-gleis: Blick von dem Bahnhof in Richtung des östlichen Streckenverlaufs, alte Anlagen zeugen von früherer Bedeutung
In Richtung Südwesten hingegen sind die Gleisanlagen sehr stark mit Unkraut zugewachsen, genauso wie ich es Ihnen damals schon von einem Streckenstück an dem alten Stellwerk per Foto zeigte. Dadurch drängt sich mir der oben geschilderte Verdacht auf, dass bis zu diesem Bahnhof hier sehr gelegentlich noch ein Zug verkehrt, vielleicht um einen Güterwagon zu entleeren. Rechts auf einer sehr langen Rampe neben dem Bahnhof steht noch ein alter vergammelter Container und weiter hinten befinden sich noch alte Siloanlagen, vermutlich für Getreide oder ähnliche landwirtschaftliche Produkte, es könnte aber auch für Baumaterialen wie Zement oder Quarz-Feinsand sein. Ich glaube auch nicht, dass diese Anlagen noch in Betrieb sind, aber ganz ausschließen kann ich es auch nicht. Seitlich davor befindet sich noch ein altes Wohnhaus in Backsteinbauweise, welches auch bewohnt ist, denn dort sah ich aus der Ferne Leute herumlaufen und jemanden in einem kleinen angrenzenden Garten arbeiten. Weiter hinten an der alten Rampe befindet sich auch noch ein sicherlich 100 m langer Unterstand aus einer Holzkonstruktion, der schmal die Kante von der Laderampe zum ehemaligen Ladegleis überdacht, welches dort allerdings schon seit langem fehlt, wie man aus den zugewachsenen Resten im Schotter sieht. Früher muss dort vermutlich mal viel per Hand in Güterwagons umgeladen worden sein, und das durfte anscheinend keinesfalls nass werden falls es regnet, denn sonst hätte man eine solch eigenartige Konstruktion nicht gebraucht. Doch zurück zum Bahnhof. Wir haben uns dann auch in den ersten Stock des Bahnhofsgebäudes getraut, jedenfalls in einen Teil davon. Wenn man im Treppenhaus von unten hochkommt, teilt sich die erste Etage mittig in 2 Hälften. Von einem sehr breiten Mittelteil zweigt es dort in 2 gleichartig aussehende Flure ab. Davon und von einigen Räumen oben hatte ich ebenfalls Fotos gemacht, die ich aber seltsamerweise nachher nicht mehr auf der Speicherkarte finden konnte, so als habe die Kamera sie überhaupt nicht gespeichert. Somit kann ich Ihnen das alles auch hier nicht bildlich zeigen, sondern nur wörtlich beschreiben. Von einem dunklen Flur, dort in dem Bahnhof ging kein Licht mehr, zweigen prächtige Türen in große Räumlichkeiten ab. Die meisten dieser Räume sind nicht mehr sehr appetitlich. In zweiten Raum stand diverses altes Gerümpel, wie ein Sofa, eine alte Mülltonne, ein Eisenbahntelefon auf einem Stuhl und ein altes, vergessenes Radio sowie viel Dreck. An der Wand hing noch eine schöne alte Bahnhofsuhr, die aber total versifft war, um es mal neudeutsch auszudrücken. Ich hatte den Eindruck, dass die ganze Etage oder zumindest diese abgetrennte Etagenhälfte früher mal irgendwie dienstlich von Bahnbeamten genutzt wurde. Das alte Sofa mag zwar eher dagegen sprechen, aber es lagen überall alte Bahnunterlagen herum. Die zweite Hälfte der Etage, die ab dem Treppenhaus ebenso einen gleich aufgebauten Eingang hat, wie diese Seite hier, war unterdessen fest verschlossen und somit für uns tabu. Wohnen tut dort aber mit Sicherheit auch keiner mehr. Eigentlich wollten wir dann unseren Bahnhofsrundgang auf die 2 Etage ausdehnen, aber von draußen hörten wir Stimmen. Ein Blick aus einem Fenster zeigte, dass sich 2 Männer von der gegenüberliegenden Straßenseite dem Bahnhof näherten, daher zogen wir es vor, das Gebäude zur Bahnsteigseite hin wieder zu verlassen, von wo aus die Männer uns nicht sehen konnten. So konnte diese Erkundung nur unkomplett ausgeführt werden. Wie Sie uns sicherlich schon kennen, hätten wir ansonsten alle Stockwerke des Bahnhofsgebäudes durchkämmt und angesehen. Ob diese Männer nun wirklich in den Bahnhof gegangen sind, wissen wir nicht, weil wir uns am Gleis vorbei bis hinten auf eine kleine Straße gemogelt haben und ab dort noch ein Stück weiter entlang vorbei an dem östlichen Verlauf dieser Strecke geradelt sind. Ein anderes Foto von dem weiteren Streckenverlauf, welches meines Erachtens auch zeigt, dass in diesem östlichen Streckenabschnitt zumindest sehr gelegentlich noch ein Zug daher kommt, sehen Sie auf bahnstrecke- verlauf1.
bahnstrecke-verlauf1: rund 1 km in östliche Richtung sieht diese Bahnstrecke heute so aus, verrostetes, aber irgendwie doch gepflegt wirkendes Gleis führt an einer stillgelegten alten Fabrik vorbei.
Dieses Foto entstand ungefähr 1 km östlich von obigem Bahnhof, wo eine kleine Landstraße diese Strecke neben einem einsam gelegenen alten Fabrikgebäude kreuzt. Dieses Fabrikgebäude oder was das ist, scheint auch stillgelegt zu sein, weil dort alles mit Unkraut zuwuchert. Ich finde hier in der Gegend immer verwunderlich, dass man früher wohl die Fabriken so weit abgelegen von jedem Ort errichtet hat und frage mich, ob das hier in der Gegend einen bestimmten Grund hatte. Vielleicht war es damals hier ja auch Vorschrift, Fabriken so weit wie möglich vom Ort entfernt zu errichten, damit eventuelle Schadstoffe oder Lärmbelästigungen nicht das Dorfleben beeinträchtigen sollten. Aber ich glaube, darum hat man sich damals noch keine Gedanken gemacht, denn diese Gebäude stammen sicherlich aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg, vielleicht sogar noch wesentlich früher und da gab es noch keine Umweltbedenken. Das Gleis ist zwar verrostet, aber es wächst kein Unkraut dazwischen, wie es im Umfeld unserer näheren Umgebung im westlichen Streckenteil der Fall ist. Bei uns in der Nähe wachsen ja sogar richtige Bäumchen stellenweise schon im Gleis.
In diesem Sommer gibt es hier eine extreme Mäuseplage. Explosionsartig vermehren sich die Nager. Ich kenne die früheren Zustände hier natürlich nicht, im ersten halben Jahr hier sind mir nur sehr gelegentlich welche aufgefallen, aber der Rentner, der sich ja auskennt, der sagte, dass es in bisherigen Jahren hier und da mal eine Maus in den Gärten gab, aber dieses Jahr findet man auf jedem Quadratmeter des Gartens oder sonstiger freier Erde heute vielleicht 5 Mauselöcher und schon einen Tag später sind es derer 10 oder noch mehr. Ein Anzeichen für einen extrem um sich greifenden Befall. Auch allenthalben sieht man die Viecher im Garten oder an der Hauswand herumsausen. Im Haus haben wir zum Glück bis jetzt noch keine, allerdings in der Werkstattgarage dafür um so mehr. Wir haben in den letzten Tagen schon im Bereich der Werkstattgarage und ihres Anbaus 16 Mausefallen an verschiedenen Stellen aufgestellt und beinahe jeden Tag gibt es „Beute" darin. Dabei bewahrheitete sich ein Tipp von Kayla, die sagte, dass Mäuse noch wesentlich besser auf Schokolade oder sonstige Süßigkeiten anspringen, anstatt auf Käse oder Speck, was man sonst immer in solche Fallen als Lockmittel klemmt. So haben wir beim Aldi die ganz billige Schokolade für 39 Cent gekauft und davon klein gehackte Stückchen in die Mausefallen postiert und die Fangquote stieg damit tatsächlich gleich um 50 % an, weil das die Biester mehr anlockt. Sogar im Radio wurde bereits über das Problem der diesjährigen Mäuseplage berichtet. Die sagten, dass die Population an Ratten dieses Jahr ebenso hochgeschnellt wäre. Diese Erscheinung soll aber nicht speziell nur hier in der Umgebung sein, sondern europaweit. Möglicherweise hat der milde Winter 2006 - 2007 dazu beigetragen, dass sich dieses unerwünschte Viehzeugs so vermehren konnte. Die Frage ist nur, was kann man dagegen tun? In Gebäuden mit den Fallen, das ist ja halt nur eine Lösung für drinnen, draußen macht das keinen Sinn. Je mehr Mäuse aber draußen ihr Unwesen treiben, um so größer ist auch der Anteil der Mäuse, der den Weg in die Gebäude findet. Es ist klar, dass dort wo 1.000 Mäuse sind auch mehr den Weg nach drinnen finden, als dort, wo vielleicht nur 10 Stück sind. Geld ausgeben für einen Schädlingsbekämpfer, das kommt natürlich nicht infrage. Irgendwas versprühen oder ausstreuen ist für Laien auch nicht sinnvoll, weil man nicht weiß, was es da gibt. Der Rentner sagte, dass die Außenmäuse oft in den Gängen ihrer Erdlöcher, die meist untereinander verbunden sind, ihre Nester haben und dass man früher bei solchen Plagen 2 Methoden anwandte: entweder schloss man an ein Moped oder ein Auto einen Schlauch an den Auspuff und steckte das andere Ende in dieses Mauseloch, dann einige Minuten Gas geben und garantiert waren alle Mäuse in diesen damit verbundenen Gängen tot. Allerdings sind die Mäuse ja auch nicht doof und bleiben dann gemütlich in den Gängen sitzen und warten bis sie vergast sind, sondern huschen an einem der anderen Ausgänge raus, sofern sie das noch schaffen. Letztendlich dezimiert man damit nur die Zahl, aber eine nennenswerte Reduktion wird man wohl dauerhaft damit nicht schaffen. Die zweite Methode war da schon besser. Man stopfte Karbidbrocken in die Mauselöcher und goss dann Wasser in die Löcher. Karbid erzeugt mit Wasser Azetylengas, das ist das gleiche Gas, welches zum Schweißen benötigt wird, welches mit sehr heißer Flamme verbrennt oder auch explodieren kann. Lebewesen ersticken schnell daran, aber noch intensiver wird die Wirkung, wenn man zuerst etwas abwartet, bis sich in den Gängen genug Gas gebildet hat und dann an einem der Löcher das Gas anzündet. Da gibt es eine heftige unterirdische Explosion, die garantiert alle Mäuse in diesen Gängen mitsamt ihrer Brut zerfetzt, jedenfalls wenn vom Wind genug Luftsauerstoff mit in das Loch geblasen wird, um das Gas-Luftgemisch zünden zu können. Nun ist das keine Methode für heute mehr, denn im Gegensatz zu vielleicht 1960 kriegt man heute nirgendwo mehr Karbidbrocken her. Unser Autobekannter hat schließlich einen Tipp gegeben, wie man das in ähnlicher Weise in der heutigen Zeit macht. Zu meiner Schande - oder Freude - muss ich eingestehen, dass ich schon vor längerer Zeit aus der alten Fabrik einen alten Kompressor mitgenommen hatte. Es ist so ein ähnliches Gerät, wie man ihn auch gelegentlich an Tankstellen oder Werkstätten findet, aber noch etwas größer. Er ist wie ein Handkarren fahrbar und wird mit einem dicken Stecker einfach an eine sogenannte Drehstrom-Steckdose angeschlossen, wovon der große Elektromotor auf dem Ding dann seinen Strom bekommt. Solche Drehstromsteckdosen sind in der Werkstattgarage ein paar und so bot sich dieses Teil insbesondere zur Luftkontrolle der Autoreifen und zum Betreiben eines Schlagschraubers beim Wechseln der Autoräder an. Es ist stellenweise etwas rostig und ich werde das Ding mal neu lackieren, aber es funktioniert noch. Die Zubehörteile, wie Luftdruckprüfer und Schlagschrauber habe ich allerdings neu im Baumarkt günstig gekauft, weil ich so was in der Fabrik nicht vorfand. Unter diesen Zubehörteilen ist auch eine Sprühpistole, nicht für Lack, sondern zum Befeuchten, Reinigungssprühen usw. Der Tipp meines Autobekannten sieht vor, dass man ungefähr 40 % Altöl oder ähnliches mit rund 20 % Dieselöl und vielleicht 15 % Benzin und zusätzlich noch 5 % Wasser mischt, wobei das Wasser sicher etwas paradox klingen mag. Dieses ergibt ein hochexplosives Gemisch, wenn man es versprüht oder zerstäubt und dann anzündet. Diese Mauselöcher mit ihren Gängen dienten dann als Übungsfeld. Altöl fanden wir in der Fabrik genug, Dieselöl bzw. altes Heizöl haben wir auch genug zur Verfügung und Benzin haben wir auch immer etwas hier, für den Rasenmäher. So wurde in der Dose dieser oben genannten Sprühpistole das Zeug ungefähr in der oben erwähnten Dosierung zusammengemischt. Stinkt natürlich, aber das ist ja egal, es wurde gut geschüttelt und dann die Sprühpistole mit langem Schlauch an den Kompressor angeschlossen und das Zeug mit hohem Druck in die Mauselöcher gespritzt. Manchmal kamen dann an einem anderen Mauseloch die Mäuse rausgeflitzt. Dann haben wir einen Gasbrenner an die Mauselöcher gehalten. Zunächst tat sich nichts, außer dass es qualmte und rund ums Mauseloch das Gras zu brennen begann, weil von dem Sprühzeug auch etwas darauf gespritzt war. Wir wollten schon wieder einpacken, aber ich sage Ihnen, da gab es einen Knall, eine wahre Detonation, dass wir beide zusammenfuhren. Aus mindestens 20 Mauselöchern rund um uns herum schlugen lange Stichflammen und Rauchwolken, der Erdboden hob sich regelrecht an. So etwas habe ich noch nie erlebt. In allen Mausegängen, die damit verbunden waren, kann sicherlich keine Maus und keine Brut überlebt haben. So angespornt wiederholten wir diese Vorgehensweise im ganzen Grundstücksbereich und erzielten mit zunehmender Erfahrung etwa 4 oder 5 derartiger unterirdische Detonationen. Dann kam der Rentner rüber gelaufen und fragte aufgeregt, ob wir auch die Explosionen gehört hätten, da sei vermutlich in der Fabrik etwas in die Luft geflogen und bei ihm im Garten kämen Rauchwolken hoch. Wir konnten ihn beruhigen und erzählten ihm, woher die lauten Knallgeräusche kamen, allerdings dass einige der Mausegänge bis rüber zu seinem Gartengrundstück reichten, damit hätten wir nie gerechnet, da das hinterste Ende seines Gartengrundstücks an der nächsten Stelle sicherlich noch immerhin 150 m von unserem Grundstück entfernt liegt. So schön dieser Erfolg auch zu sein schien, heißt das leider nicht, dass nun alle Mäuse weg sind. Man bemerkt, dass ihre Anzahl etwas geschrumpft ist, aber vielleicht um die Hälfte, was also auch heißt, dass es immer noch zu viele gibt. Der Rentner meinte, dass man, soweit möglich, die offenen Löcher nach dieser Vernichtungsaktion gleich mit Erde wieder verschließen müsse. Da Mausegänge, die sozusagen nach der Vernichtung der ursprünglichen Bewohner leer stünden, sogleich von anderen Mäusen in Beschlag genommen werden, wenn die die entdecken. Wenn man die mit Erde gleich verschließt, dann kann man nach einigen Tagen sehen, welche der Gänge wieder erneut mit Mäusen belegt sind, weil die dann dort natürlich die verschlossene Erde wieder aufdrücken. In diesen Mauselöchern muss man dann die Aktion erneut wiederholen und das ganze Spiel so lange fortsetzen, bis dass vielleicht eines Tages wirklich kein Befall mehr erkennbar ist. Der Rentner meinte, aus früher Zeit, wo man das noch mit Karbid machte, wisse er, dass wenn man das permanent fortsetzt die Mäuse irgendwann so dezimiert sind, dass sie auch daraus lernen, dass dort kein gutes Überleben möglich ist und dann verziehen sie sich auf andere Grundstücke oder Felder, wo sie nicht so gehetzt werden. Im ungünstigsten Fall könne es aber schon mal bis zu einem halben Jahr dauern, bevor die Viecher das begriffen haben, in dem man dann mehrmals wöchentlich solche unterirdischen Spreng- und Vergasungsaktionen wiederholen müsste.
So, mit diesem eher etwas unschönen Thema möchte ich es hier aber bewenden lassen und auch für heute enden. Kayla und ich wünschen Ihnen eine gute und mäusefreie Zeit, Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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