LPK-H3

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Jobangebot” und “Sorgen mit der Entsorgung” aus dem Jahre 2007. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Jobangebot" vom 14.02.2007

Frische Grüße!

Seltsame Vertriebsmethoden haben sich inzwischen offensichtlich
einige Computerhändler ausgedacht. Erst vor kurzem berichtete ich
Ihnen von lästigen Zeitungswerbern hier an der Tür. Neulich stand ein
gepflegt gestylter Herr vor der Tür und bot ein angeblich umwerfend
neues Vertriebssystem für Computer an. Das soll in etwa so
funktionieren: man unterschreibt bei ihm die Mitgliedschaft in deren
Computer-Ring, so nennen die das, dann kann man zwischen 4 neuen
Computermodellen wählen. Einen für einfache Ansprüche, der mir
sicher reichlich genügen würde, da er schon deutlich besser
ausgestattet ist, als alles was wir haben und dann gibt's halt noch drei
weitere, die sozusagen untereinander jeweils um eine Stufe gesteigert
sind, wobei die beiden letzten schon richtige Profigeräte mit enormer
Leistung sind, wie riesiger 400 GB - Festplatte, Co-Prozessor und was
weiß ich nicht sonst noch allem für High-Tech-Teufelszeug, was kein
normaler Mensch jemals braucht. Schon der Einfachstrechner aus
diesem Angebot ist aber mit 160 GB - Festplatte, 2 GB RAM, DVD-
Brenner, 2,8 GHz Takt, Blue - Tooht - DSL - Zugang oder so was
und Unmengen an Software ausgestattet. Aber diesen Normal-
Einfachstrechner der untersten Stufe bekäme man dann von denen als
Mitglied des Computer-Rings für sage und schreibe nur 290 Euro
einschließlich modernem 17-Zoll-Flachbildschirm. Klingt zunächst
unglaublich, nicht wahr? Aber man muss sich dann auch alles anhören
und durchlesen, sozusagen das, was der Mann nur beiläufig als
akustisch Kleingedrucktes erwähnte. Als Mitglied muss man pro Jahr
einerseits 65 Euro Mitgliedsgebühr bezahlen plus alle 3 Monate Soft-
oder auch Hardware im Wert von mindestens 20 Euro bei denen
bestellen. Das ist aber noch längst nicht alles, denn der ach so tolle
Computer nebst Flachbildschirm gehört einem für die 290 Euro gar
nicht wirklich, denn das Ding ist eine Art Leasing - Gerät, zwar mit
dem Vorteil, dass es nach einem frei wählbaren Turnus von entweder
2 oder 3 Jahren gegen ein fabrikneues ausgetauscht wird oder mit dem
Nachteil, dass man dann, sofern man es behalten will, eine
unkalkulierbare Restsumme zahlen muss. Natürlich meinte der
Vertreter, dass diese Restsumme in aller Regel nicht der Rede wert
sei, aber er ließ sich nicht dazu bewegen, eine konkrete Zahl zu
nennen. Zudem meinte er dann jovial, dass das ohnehin keiner machen
würde und anstatt dessen lieber wieder das neueste Modell in
Empfang nehmen würde, welches man dann schließlich zu ähnlich
günstigen Konditionen bekäme. Sie kennen meine Einstellung zu
Vertretern im Allgemeinen und diese Einstellung macht
selbstverständlich auch nicht vor Computervertretern halt. Nachdem
ich mir das alles angehört hatte, was bei mir schon ungewöhnlich ist,
sonst jage ich Vertreter meist sofort weg, habe ich ihm gesagt, dass
ich davon nichts halte und dass ich nicht Mitglied in seinem
Computer-Ring würde. Dann wollte er seine Leier wiederholen, um
die ganzen Vorzüge erneut anzupreisen, da habe ich ihm einfach die
Tür vor der Nase zu gemacht und ihn draußen stehen gelassen.
Natürlich ist er dann entschwunden.

Wo wir gerade beim Computer sind, fällt mir noch eine eigentlich für
mich blamable Begebenheit ein. Man muss sich doch wundern, was
solch ein Computer alles aushält, obwohl man oft genug Probleme
damit hat und man daher grundsätzlich davon ausgehen möchte, dass
ein Computer ein diffiziles und empfindliches Gebilde ist. Wie Sie
wissen, verfügen wir, neben dem seit längerem leider schadhaften
Notebook, welches ab und zu aber noch eingeschränkt genutzt werden
kann, über einen normalen Pentium - PC, den ich mal für rund 200
Euro gebraucht in einem Computerladen in Stuttgart kaufte. Nun hatte
der Apparat letzte Woche eine Macke. Beim Hochlauf nach dem
Einschalten kam eine mir überhaupt nichts sagende Fehlermeldung
„E/A - Kanal defekt oder Treiber nicht geladen, überprüfen Sie
iosubsys!" Dann verharrte der Apparat mit dieser Meldung in weißer
Schrift auf schwarzem Schirm und machte nichts weiter. Erst wenn
man ihn dann durch Stecker ziehen abschaltete und neu startete lief er,
allerdings nach meiner Meinung deutlich langsamer, als normal.
Zugleich zeigt sich seit dem ein eher unwichtiger Fehler, nämlich das
der Computer jetzt immer sofort beginnt hochzulaufen, wenn ich
seinen Netzstecker einstecke. Normalerweise musste man zum Starten
immer vorne einen großen roten Knopf am Gehäuse drücken. Sie
wissen ja, wie das als Laie so ist, man kommt auf die seltsamsten
Ideen, um vielleicht Abhilfe zu schaffen, wenn man überhaupt nicht
weiß, wo man ansetzen soll. Kayla hatte an diesem Tag keine Zeit,
sonst hätte ich sie zuerst einmal prüfen lassen, weil sie in
Computerbelangen einen Tick besser drauf ist, als ich, das muss ich
neidlos zugestehen. Kayla war mit unserem Opel-Corsa nach
Karlsruhe ins Krankenhaus zu einer Nachuntersuchung wegen dem
neulichen Krankenhausaufenthalt gefahren. Eigentlich wollte ich sie
begleiten, aber sie befand das für unnötig, also blieb ich daheim. So
kam mir die Idee, den Computer einfach mal auf den Tisch zu stellen
und zu öffnen und dann mit dem Staubsauger den Staub daraus
abzusaugen. Das machte ich dann auch. Dann habe ich ihn so offen
auf dem Tisch stehend angeschlossen und eingeschaltet. Irgendwas
kam mir dazwischen, ich ging mal kurz raus, kam nach vielleicht 10
Minuten wieder in das Zimmer, eilte aber hastig durch das Zimmer,
weil ich mit dringendem Druck auf die Toilette musste. Dabei verfing
sich das Monitorkabel an meinem rechten Bein und das rupfte dann
am Monitor und am Computer. Letzterer stürzte dann komplett vom
Tisch runter, und das heftig. Ich dachte, jetzt ist klar, dass dies sein
letztes Stündlein war. Und oh Graus, im Gehäuse pendelte der kleine
Ventilator, der auf dem Haupt - Pentium - Denkchip einschließlich der
Kühlrippen, die sonst auf dem Chip sitzen, an seinen Drähten hin und
her, im Gehäuseboden eine riesige Delle, dort wo er aufgeschlagen
war, der ganze Boden ist total verzogen, dadurch wiederum hat sich
das ganze Frontblech, wo die CD- und Diskettenöffnungen sind, spitz
nach außen gewölbt, fast wie der Bug eines Schiffes. Der beige
Plastikrahmen, der diese Frontpartie umrahmt, ist in 2 Stücke
gebrochen, komplett abgesprungen und auf der Rückseite, wo die
Stöpsel sind, ist auch alles schräg verzogen. So habe ich schnell alle
Stecker gezogen. Der größte Schaden schien mir aber der nebst
Kühlrippenblock vom Chip abgebrochene Lüfter zu sein, da eben
nicht nur der kleine Ventilator alleine abgebrochen war, sondern auch
der gerippte Aluminiumblock der normalerweise fest auf dem
eigentlichen Chip sitzt. Ich habe dann versucht, diesen Block und den
Lüfter wieder dort aufzuclipsen, das ging aber nicht, weil diese ganzen
Plastikteile, die das normalerweise wie ein Bügel festhalten,
abgebrochen waren. Was tun? Man kann ja sicher kein Loch in den
Chip oder die Grundplatte bohren, um dann diese Teile mit einem
Schräubchen darauf fest zu machen. Nach langem Überlegen kam mir
die Idee, ob man diese Sachen nicht einfach mit einigen Gummiringen
an der Plastikkante der Chiphalterung festzurren könnte. Gesagt -
getan. Das hielt wirklich, wenngleich es sicher keine professionelle
Lösung ist. Dann habe ich es gewagt, den total verzogenen Kasten
einzuschalten und nichts gutes erwartet. Doch er lief! Ich hatte schon
befürchtet, dass die Festplatte bei diesem kräftigen Rumms gestorben
sei, aber alles funktioniert noch. Natürlich ist der alte Fehler immer
noch da, der vorher schon vorhanden war und als Kayla spät
nachmittags wieder zurück kehrte, meinte sie, dass man das nur weg
bekäme, wenn man Windows neu installieren würde. Da er aber noch
notdürftig läuft, schiebe ich das zunächst mal vor mir her. Ein
weiteres Ergebnis dieses Sturzes ist aber, dass der seitliche Deckel
jetzt nicht mehr auf den Computer passt, weil das Grundgehäuse so
extrem verzogen ist. So kann ich den Computer nur noch im einseitig
offenen Zustand betreiben.
Was den anderen Fehler betrifft, der immer noch da ist, so wird das
vielleicht wieder irgendwie mit installierter Billigsoftware
zusammenhängen, die das mal ausgelöst hat. Der Inhaber des kleinen
Computerladens in Stuttgart hat mir mal erzählt, dass Windows
eigentlich ein Betriebssystem sei, welches nur für eine begrenzte
Anzahl von gleichzeitig installierten Programmen tauglich sei. Wer
nun aber immer fleißig weitere Programme sammelt und installiert,
wird an eine Grenze kommen, bzw. diese überschreiten und dann läuft
der ganze Kasten nicht mehr richtig. Diese Grenze sei von Rechner zu
Rechner zwar unterschiedlich, aber dieses Verhalten wäre ein
genereller Konstruktionsfehler von Windows. Er meinte, die
durchschnittliche Grenze liege oft ungefähr bei 25 Programmen, was
also bedeuten würde, dass man auf einem Windows - PC nie mehr als
25 Programme installieren sollte, um auf der sicheren Seite zu bleiben.
Nun habe ich keine wirkliche Ahnung, aber der Inhaber hatte das
damals so erklärt, dass wenn man bei Windows Programme installiert,
diese Programme ihre Einträge in diesen Registrierungsgeschichten
und in sonstigen Datenbeständen  fest hinterlegen und zwar dauerhaft,
auch dann, wenn man dieses Programm gar nicht aktuell benutzt. Das
führt dann dazu, dass dort zigtausende Einträge und Einstellungen zu
allen Programmen immer mit ins aktive System geladen werden, auch
wenn der Benutzer an diesem Tag vielleicht nur ein einziges von
vielleicht 50 Programmen benutzt. Diese im aktuellen Moment
sinnlosen Einträge verstopfen bildlich gesprochen aber das System
und behindern die Funktionsfähigkeit von den anderen Programmen,
die man gerade wirklich benutzt. Er meinte, bei vernünftigen
Betriebssystemen, wobei er u.a. etwa Linux andeutete, würden immer
nur die Einstellungsregistrierungen geladen, die von den jeweils
aktuell genutzten Programmen auch gebraucht würden und alle
anderen nicht. Und wenn man dann ein Programm beendet, dann
würden alle nicht mehr benötigten Registrierungseinträge, die nur
speziell für dieses Programm da waren, auch wieder aus den
Speichern und dem Computerchip entladen, also gelöscht und erst
dann wieder geladen, wenn man wirklich das Programm benutzt.
Dadurch kämen sich keine Einträge in die Quere und kein inaktives
Programm könnte so andere aktive Programme behindern oder sonst
wie stören. Er meinte dann noch lachend, wenn damals wirkliche
Computerfachleute weltweit das Sagen gehabt hätten, dann hätte sich
Windows niemals verbreiten können, eben wegen dieser Mängel, die
eigentlich schon gegen die einfachsten Grundregeln der
„Computerkunst" verstoßen würden. Nun habe ich, wie gesagt, keine
wirkliche Ahnung und will nur einen funktionierenden Computer, egal
ob mit oder ohne die Beachtung von goldenen Grundregeln.

Auch noch am Rande mit dem Computer zu tun hat der folgende
Punkt. Es geht aber um meine Digitalkamera. Schon öfters hatte ich
Ihnen von dem eigentlich weniger tragischen Problem berichtet, dass
die Kamera, besonders bei relativ dunklen Lichtverhältnissen, dazu
neigt, immer wieder mal ein Foto nur als Schwarzweiß - Bild zu
speichern. So dachte ich mir jüngst, dass ich mir noch mal die karge
Bedienungsanleitung hernehme und alles noch mal Schritt für Schritt
durchgehe, vielleicht hatte ich doch noch einen Punkt übersehen oder
gewinne so neue Erkenntnisse. Da die Kamera einfach ist und nur
wenige Einstellmöglichkeiten bietet, gibt es auch nicht viel zu
beschreiben, aber eigentlich auch nicht viel, was man falsch machen
kann. Schon seit längerem war mir unten ein leicht versenkt liegender
kleiner, weißer Schiebeschalter aufgefallen. Der ist so klein, dass man
ihn nur mit einem Draht oder einem Schreibstift umlegen kann, von
Hand ist das ohne Hilfsmittel gar nicht möglich. Nun habe ich die
Bedienungsanleitung auf allen Seiten wie ein Spürhund auf den Kopf
gestellt und sogar noch mit der Lupe gelesen, um alle klein gedruckten
Stellen auch noch richtig mitzubekommen, aber dieser winzige und
sehr unauffällige Geheimschalter wird überhaupt nicht erwähnt. Nun
gerät man ja ins Grübeln über die Frage, ob man es mal riskieren soll
diesen Winzigschalter mal umzulegen. Mit der Lupe erkannte ich,
dass in der Stellung, in der er sich von Hause aus befand, ein Symbol
ist, welches wie eine Fotokamera aussieht, während auf der
gegenüberliegenden Seite ein Symbol ist, welches wie so eine alte
Filmkamera mit 2 dicken Filmspulen obendrauf aussieht. Was soll
das?, dachte ich mir, es ist ja wohl eine Foto- und keine Filmkamera.
Wenn man so etwas einmal entdeckt hat, dann juckt es einen in den
Fingern und hat man dann noch die Hoffnung im Nacken, dass damit
vielleicht der Schwarzweiß - Fehler aus der Welt geschafft wird, dann
kann man gar nicht anders, also habe ich diesen winzigen
Schiebeschalter mal mit einem Kugelschreiber auf dieses
Filmkamerasymbol geschoben und die Kamera dann erneut
eingeschaltet. Im Display erschien nun oben links immer in weiß -
transparenter Schrift relativ groß der Schriftzug mit den 3 Buchstaben
AVI und in gelb blinkte in der Mitte ein englischer Text, bei dem ich
etwas mit 45 Seconds also wohl etwas mit 45 Sekunden entnehmen
konnte. Ob sich die Kamera nach 45 Sekunden selbst zerlegt?, dachte
ich erheitert. Kayla kam dann gerade des Weges und die kann ja, im
Gegensatz zu mir, auch einigermaßen englisch. Die las dann diesen
Text und sagte, dort stünde, dass man nun bis zu 45 Sekunden als AVI
- Film aufzeichnen könne und zum Starten oder Anhalten der
Aufnahme den Auslöserknopf drücken soll. Also doch Filmkamera!
So haben wir das ausprobiert und damit einen gerade draußen
vorbeifahrenden LKW gefilmt, der aufs Fabrikgelände fuhr, wohl
wegen dieser Regenwasserbehälterfirma und ihrem Umzug. Das
klappte wirklich und nach der angegebenen Zeit stoppte die
Aufnahme automatisch mit einer englischen Fehlermeldung, das der
Speicher wohl voll wäre. Jetzt weiß ich auch, was mit AVI gemeint
ist, denn diese digitalen Filmchen, die dabei entstehen, bezeichnen
sich als AVI - Format. Dieses LKW - Filmchen ließ sich dann auf
unseren Computer übertragen und in der Kamera wieder löschen, so
dass man dort wieder Platz für ein weiteres Filmchen oder für neue
Fotos hatte. So weit so schön, aber jetzt kommt der Hammer und zwar
in negativer Hinsicht. Danach schaltete ich diesen Winzigschalter
wieder auf das Kamerasymbol, da wir die Kamera ja eben als Kamera
und nicht als Videoding benutzen wollen. Nur jetzt funktioniert sie als
Kamera gar nicht mehr! Ich kann zwar noch auf Motive draufhalten,
die werden auch wie gehabt im Display abgebildet, nur wenn ich dann
den Auslöser drücke, passiert rein gar nichts mehr. Stelle ich den
besagten Schalter wieder auf diese AVI - Funktion, dann klappt die
noch, aber das Fotografieren, worum es uns eigentlich geht, ist nicht
mehr hinzubekommen. Der Frust ist groß. Vielleicht wussten die
Hersteller das und haben deswegen diesen Knopf vorsichtshalber in
der Bedienungsanleitung erst gar nicht erwähnt, aber dann hätten sie
den blöden Schalter doch lieber gleich ganz weglassen sollen.
Das ärgert einen alles um so mehr, weil nur wenige Tage zuvor hatten
wir noch etliche Fotos mit der Kamera gemacht, die teils schon
außergewöhnlich gut gelungen waren. Dafür geht nun fotomäßig gar
nichts mehr. Fast schon im Widerspruch zur sonst üblichen
Fehlererscheinung war einige Tage zuvor sogar eine Nachtaufnahme
draußen im Freien bei einer Fahrt nach Stuttgart sehr gut gelungen,
fast schon künstlerisch wertvoll, könnte man sagen, weil durch die
automatische Blendenverzögerung bei Dunkelheit die Belichtungszeit
so lange dauerte, dass vorbeifahrende Autos nur noch als leuchtende
Streifen ihrer Lichter auf dem Bild festgehalten wurden und das in
Farbe, obwohl es dunkel war. Das Foto schoss ich von der leichten
Erhöhung beim Unteraichener Hügel in Leinfelden - Echterdingen vor
der Esso - Autobahntankstelle beim Kreuz Stuttgart - Degerloch, wo
der A 8 - Doppelabzweig nach Stuttgart mit der Aufspaltung zur
Innenstadt oder in die südlichen Außenbereiche sowie weiter auf der
A 8 in Richtung München folgt. Ich hätte erwartet, dass es ohnehin
wegen der Dunkelheit nur in schwarzweiß gespeichert würde, aber
nein, das klappte gut. Dafür läuft jetzt gar nichts mehr. Ich weiß noch
nicht, wie wir weiter vorgehen, ob ich die Kamera mal in den Laden
bringe, wo wir sie seinerzeit kauften, denn eigentlich dürfte ja noch
Garantie gelten, die ja bei Neuware wohl mindestens 2 Jahre dauert
und der Kauf ist ja höchstens dreiviertel Jahr her.

Ich habe Ihnen trotz dieser Mistsache noch einige Fotos beigefügt, die
wir halt kurz vor dem Fehler noch machten, u.a. auch das besagte
Tankstellen - Nachtfoto unter dem Titel autobahntankstelle. Hinter
einer Wolke erkennt man mit etwas Mühe sogar noch den Mond
etwas, der ziemlich in Bildmitte oben in der Nacht fast schon etwas
unheimlich blinzelte. Aber leider kam er nicht so ganz durch, sondern
war immer von vorbeiziehenden Wolkenfeldern verdeckt.
 
Autobahntankstelle: ein außergewöhnlich gut gelungenes Nachtfoto mit Mondscheinansatz

Weiterhin ein Bild aus einer weiteren Fabrikhalle, in die wir uns bis
dato noch nicht getraut hatten, weil sie noch so sauber und gut
verschlossen aussah, so als ob dort noch regelmäßig jemand nach dem
rechten sieht. Damit Sie mich nicht falsch verstehen, wir sind dort
keineswegs durch Aufbrechen der Türen eingedrungen, das würden
wir nicht machen, aber bislang hatten wir es mal an einer Haupttüre
unten versucht und die war gut verschlossen. Nun letzte Woche habe
ich an der Rückseite dieser besseren Halle eine Art Klappe entdeckt,
die offen ist und durch die man das Gebäude betreten kann. So sind
wir also doch noch in den „Genuss" gekommen, auch diese Halle zu
begehen. Darin befinden sich zahlreiche Stockwerke, die aber
größtenteils nicht aus Betondecken, sondern aus solchen Eisengitter-
Konstruktionen bestehen. Das sieht fast schon filigran aus und über
zig Zwischentreppen kann man sich von einer Ebene zur nächsten
empor schrauben, das ist schon interessant. Diese Gitteretagen sehen
Sie auf dem Bild fabrik-innen360.
 
Fabrik-innen360: eine Halle mit etlichen Zwischenetagen aus Gitterrosten

Von diesen Zwischenböden hatte man dann in einem Raum einen
schönen Blick auf unten im Nachbarraum befindlichen riesigen
Motoren oder was das für Maschinen sind, von denen ich Ihnen später
einmal einige Fotos nachreichen werde. So schön diese riesigen
Motoren waren, leider war nach obigem Foto mal wieder der Akku
der Kamera leer, so dass wir alleine schon wegen einiger Fotos diesen
gleichen Erkundungsgang demnächst noch mal wiederholen müssen.
Natürlich sehen wir das nicht als Last oder Grund sich zu ärgern, da
wir immer wieder sehr gerne durch die alte Fabrik streifen. Selbst an
Stellen, wo man schon mehrmals war, entdeckt man dabei immer
wieder etwas neues, was man bei den vorherigen Begehungen 
übersehen hat. Um alles gleich auf Anhieb im Blickfeld zu haben, ist
die Anlage einfach viel zu groß und die endlose Vielzahl der
Eindrücke lässt dann in der Masse so manches schöne Detail
untergehen.
Als wir wieder im Erdgeschoss dieser Halle angekommen waren,
entdeckten wir dort in einem Seitentrakt etwas ganz anderes, nämlich
einen überdimensionalen, rostigen Heizkessel, wie ich ihn in dieser
Dimension noch nie im Leben gesehen hatte. An dem Ding hat man
offensichtlich schon mal versucht, mit der Demontage zu beginnen,
denn etliche Rohrstutzen liegen abgetrennt daneben auf dem Boden.
Um halbwegs eine Vorstellung von der Größe dieses Heizkessels zu
vermitteln, wenn man als Mensch aufrecht daneben steht, ist man
noch deutlich kleiner, als ein Viertel der Höhe des Kessels. Ich
schätze seine Höhe auf 15 bis 20 m, also auch seinen Durchmesser.
Seine Länge dürfte irgendwo bei 60 m liegen. Insgesamt muss man
sagen, war es in dieser Halle aber so sauber, dass man den Eindruck
hatte, dass dort gelegentlich sogar noch geputzt wird. Es war zwar
nicht so, dass man hätte vom Boden essen können, das wäre sicherlich
übertrieben, aber es war auch kein Dreck von zig Monaten,
geschweige denn von Jahren dort, wie in den meisten anderen Hallen.
Mein Eindruck war schon so, dass ich vermute, dass dort mindestens
einmal im halben Jahr gefegt wird. Wissen Sie, wenn man die anderen
Hallen hier gesehen hat, dann springt einem so was direkt ins Auge.
Ein schon nahezu belustigendes Detail habe ich in einer Ecke dieser
Halle auch noch entdeckt. Man könnte sagen, wir haben dort
offensichtlich eine Fabrik für Computer-Cursor entdeckt. Sie wissen
doch diese Pfeile, die man beim Bewegen der Computermaus über
den Bildschirm treibt. Na ja, das ist natürlich Unsinn oder besser
gesagt eine zufällige Begegnung der Vergangenheit mit der Neuzeit,
jedenfalls stand dort auf einem alten Werktisch in einer Ecke eine
große Stahl-Tragekiste mit rostigen Pfeilspitzen drin, die fast genauso
aussehen, wie diese Cursor-Pfeile vom Computer, nur halt rostig und
nicht weiß, wie am Computer. Diese Pfeile waren jeweils ungefähr 10
cm lang. Wozu diese Dinger dienen sollten weiß ich nicht, ich
vermute, irgendwelche Zierteile, vielleicht als Abschlussenden von
Eisenzäunen oder so was.

Dann habe ich zusätzlich noch das Ergebnis eines Experiments oder
man könnte auch sagen einer kleinen Spielerei beigefügt. Kayla hatte
sich neulich irgendwo im Internet ein kleines Programm herunter
geladen, mit dem man selbst mit einer ganz einfachen Digitalkamera
Panorama-Fotos anfertigen kann, sogar bis 360° Rundumsichten,
wenn man will. Dazu benötigt man allerdings eigentlich ein gutes
Stativ mit einer Gradzahleinteilung am Schwenkmechanismus und
man soll dann dort anhand von Markierpunkten in der Landschaft
ablesen, welchen Gradbereich man mit einer Aufnahme abdeckt und
dann auf diesem Stativ anhand der ermittelten Gradzahl immer die
Kamera so verdrehen, dass eine ganz geringfügige Überlappung der
einzelnen Bild-Bereiche entsteht, ohne dabei die waagerechte Lage zu
verändern. Zuhause am Computer kann man dann mit dem besagten
kleinen Programm die so entstandenen Einzelbilder exakt
aneinanderfügen, bis dass halt das gewünschte Panoramabild entsteht.
Wie Sie sicher wissen, verfügt die Umgebung von Karlsruhe über
mehrere Rheinhäfen, die zwar genau betrachtet allesamt in Vor- oder
Nebenorten von Karlsruhe liegen, wie beispielsweise in Knielingen,
Leopoldshafen oder so. Da wir dort noch nie waren und weil es am
Rhein immer interessant ist, sind wir vorletzten Sonntag dort mal
hingefahren. Im Hinterkopf hatten wir noch das zuvor erwähnte
Panoramaprogramm, leider fehlte uns das Stativ, so etwas haben wir
nicht. Was mich aber nicht davon abhalten konnte, es mal einfach aus
dem Stand heraus zu probieren. Dazu habe ich zuerst in einem
Versuch ermittelt, welchen Bereich eine einzelne Kameraaufnahme
ungefähr abdeckt. Als linke Bildmarke wählte ich dazu den großen
Kieshaufen, den Sie auf dem Foto ka-rheinhafen2 links sehen. Dort
befindet sich eine Kiesgrube direkt am Rhein, deren Baggermaschinen
mittels Auslegern sogar ein Stück bis in den Rhein ragen.
 
Ka-Rheinhafen2: ein aus mehreren Einzelaufnahmen automatisch mit einem kleinen Spezial-Programm gefertigtes Panoramabild mit „Kurven- und Inseleffekt"

Dann jeweils wo der Erfassungsbereich der Kamera rechts endete, hat
Kayla auf meine Anweisung einen dicken Stein hochkant in ungefähr
100 m Entfernung vor mir auf dem Erdboden gelegt. Dieses Spiel
haben wir dann noch ein paar mal wiederholt und ich habe mich dann
mitsamt Kamera nach jedem Einzelfoto immer soweit um meine
eigene Körperachse gedreht, bis dass der besagte Stein so gerade im
linken Bildrand des Suchers noch erkennbar wurde; vorher, bei seiner
Auslegung, war er ja noch am rechten Bildrand. Somit bildete ich
praktisch die waagerechte Drehbarkeit eines Stativs mit meinem
Körper nach, während die Steine sozusagen unsere primitive Skala mit
der Gradeinteilung waren. Natürlich schafft man es als Mensch nicht,
die Kamera bei dieser Drehung in Stufen 100 %ig waagerecht zu
halten. Das ist aber kein Problem, denn wenn die Unterschiede in der
waagerechten Ebene nicht zu groß sind, kann man sie später beim
Zusammenfügen der Einzelbilder mit dem Programm in einem
gewissen Bereich ausgleichen, da die Einzelbilder nicht nur einfach
horizontal nebeneinander gefügt werden können, sondern auch um bis
zu 15 % in ihrer Höhe solange verschoben werden können, bis es
einen stufenlosen Übergang ergibt. Liegen die Abweichungen deutlich
über 15 % klappt das aber nicht mehr, weil man dann oben oder unten
schwarze Streifen in dem so verschobenen Teilbild erhält. Ist ja auch
logisch, denn wenn man das zu sehr verschieben muss, dann fehlt bei
einem Teilbild ja entweder oben oder unten der Bildinhalt, weil das
Aufnahmeformat der Kamera selbst ja immer gleich bleibt. Man muss
auch höllisch aufpassen, dass man zwischen dem Abknipsen der
Einzelbilder nicht aus Versehen die Zoomfunktion verstellt, denn
dann stimmt nachher gar nichts mehr, weil ja der einzelne
Bildausschnitt dann überhaupt nicht mehr mit der Größe der
vorherigen Ausschnitte übereinstimmt. Jedenfalls wie beschrieben
haben wir das gemacht und so konnte ich aus 4 Einzelfotos dieses, wie
ich finde, doch recht ansehnliche Panorama des Rheinhafens2
anfertigen. Ich finde, dass man auf dem Panoramabild nicht mehr
ausmachen kann, wo die Übergänge der einzelnen Fotos sind. Diese
Übergänge werden nach dem manuellen Zusammenfügen am
Bildschirm von dem Programm automatisch angeglichen und es hat
mich schon erstaunt, wie gut das klappt. Natürlich sind auch diesem
Programm dabei Grenzen gesetzt. Wenn die Helligkeitsunterschiede
zu groß sind, dann klappt es nicht mehr, aber da hier ja alle 4
Einzelaufnahmen am gleichen Tag zur gleichen Stunde, man kann
sagen, innerhalb von 5 Minuten gemacht wurden, waren da ohnehin
nur geringe Unterschiede, die vor allem durch den anderen
Lichteinfall nach der Verdrehung des Standpunktes bedingt waren und
diese geringen Unterschiede wurden gut ausgeglichen. Das einzige
was denjenigen, der echt dabei war, ein wenig irritiert ist, dass es auf
dem Panoramafoto ein wenig wirkt, als flösse der Rhein hier in einer
engen Kurve oder einem Bogen um eine mittlere Insel auf der sich
diese Ladekräne befinden. In Wirklichkeit geht das dort einigermaßen
gerade weiter, also ohne Biegung. Das heißt eine kleine Biegung ist
dort schon im Rhein, aber sie ist bei weitem nicht so sehr gebogen,
wie das auf dem Panoramafoto wirkt. Alles in allem trotzdem ein
schönes Programm, was Kayla da entdeckt hat und welches noch nicht
mal etwas gekostet hat. Natürlich ist das nichts, was man häufig
braucht, aber so als kleine Spielerei für zwischendurch mal ganz nett.

Doch jetzt zu etwas ganz anderem. Kaufen Sie sich niemals schwarze
Möbel! Sie kommen aus dem Staubwischen und Putzen nicht mehr
heraus. Alles ist Geschmackssache und wir wären nie im Leben auf
die Idee gekommen, normale Möbel fürs Wohnzimmer oder so in
schwarz zu kaufen, aber bei Büromöbeln kann man ja mal eine
Ausnahme machen, wenn man sie sehr billig kriegt. Wissen Sie, hier
haben wir ja Platz genug und es wirkt irgendwie blöd, wenn einige
Zimmer total leer stehen. Jetzt wo inzwischen alle normalen Räume
im Erdgeschoss und im ersten Stock renoviert sind, kam uns die Idee,
einen mittelkleinen Raum im Erdgeschoss, der bislang noch ungenutzt
war, zu unserem Computerraum zu machen. So erhält er eine
sinnvolle Funktion und das Computerzeugs fliegt nicht mehr im
Wohnzimmer oder sonst wo herum, hat also seinen festen Platz, wo
man alles, was damit irgendwie zu tun hat, unterbringen kann und
dann bei Bedarf auch leichter wieder findet. So mussten dafür
natürlich auch einige gesonderte Möbelstücke her, die natürlich am
besten nichts oder wenigstens nicht viel kosten durften. Vor längerem
erzählte ich Ihnen von einem Gebrauchtteilemarkt in Stuttgart, der
gebrauchte Haushaltsgeräte, Möbel und sonstiges Zeugs vorhält,
welches teils aus Sperrgutabfuhren und aus Spenden von Privatleuten
stammt. Diese Teile werden dann von ABM - Kräften etwas
aufgearbeitet und für kleines Geld verkauft. Möglicherweise gibt es
einen vergleichbaren Laden auch in Karlsruhe, ich weiß es nicht, aber
in Stuttgart den kannten wir ja und so sind wir dorthin gefahren, auch
wenn der Weg etwas länger ist. Ohne Ansprüche ist man natürlich
offen für so ziemlich alles, wenn es nur preiswert ist und seine
Funktion erfüllt. So stießen wir in dem Markt auf einen ganzen
kompletten Satz von Büromöbeln fürs kleine Büro, bestehend aus
Computertisch mit ausziehbarem, rollengelagerten Tastaturfach,
mehreren Schubladen, Ablagefach, ausziehbarem, rollengelagerten
Mausfach, klappbarer Schreibplatte; einem fahrbaren Druckertisch mit
3 Ablageplatten und Vorratsfach für Papier; einem 1,8 m hohen
Regalschrank für weiteres Zubehör wie Computerbücher und
Aktenordner; einem kleinen Rollcontainer mit 3 Schubladen für
Schreibkram oder sonstiges sowie einem zum ganzen Zeugs
passenden Chefsessel mit bequemer Lehne, natürlich höhen- und
neigungsverstellbar. Alles in sehr gut erhaltenem Zustand, fast wie
neu sah es aus, nur wo früher immer der Monitor gestanden war, sah
man einige Kratzer in der Tischplatte und vielleicht 2 oder 3 kleine
Kerben im Schreibbereich und dann zum Spottpreis von insgesamt 35
Euro. Jetzt kommt der Haken, alles in schwarz beschichtetem
Holzfurnier. Aber zu dem Preis und dann in dem weitgehend
exzellenten Zustand spielte die Farbe nun wirklich keine Rolle mehr,
selbst wenn es violett gewesen wäre, hätte man da zugreifen müssen.
Mit anderen Worten, wir haben dieses Büro - Komplettmöbelset
gekauft und konnten den Preis sogar noch auf 25 Euro herunter
handeln, weil dieses Büroensemble, laut dem Beschäftigten dort,
schon seit fast 2 Jahren auf einen Käufer wartet. Dann wurde mein
Umzugsbekannter aus Stuttgart wieder in Anspruch genommen, alle
Möbelteile fanden problemlos bei einer einzelnen Fahrt in dessen Ford
- Transitbus Platz und so den Weg zu uns nach Hause. Nun haben wir
die Sachen seit vielleicht anderthalb Wochen dort in besagtem Raum
stehen und es sieht richtig chic, ja fast schon wie ein professionelles
Büro aus. Aber was wir jetzt in der kurzen Zeit schon mit großen
Augen feststellen mussten, diese schwarzen Möbel ziehen den Staub
ja magisch an. Vielmehr wird es daran liegen, dass man jedes
Stäubchen sofort sehr auffällig sieht. Aber es ist furchtbar. Sie können
diese Sachen heute eine Stunde lang mit dem feuchten
Lederwischtuch reinigen und die sehen dann wirklich toll aus, aber
spätestens nach nur 3 Tagen sehen Sie darauf schon wieder soviel
Staub, dass ein Außenstehender fragen würde, welches schmuddelige
Ferkel denn in diesem Raum haust. Es ist einfach grässlich und im
gleichen Raum haben wir noch einen braunen kleinen Aktenschrank
stehen, den wir, ich muss es zugeben, aus dem alten, teils zerstörten
Büro der Fabrik „entführt" haben, wo er nur im Laufe der Zeit total
verkommen wäre. Der braune holzgemaserte Aktenschrank sieht
selbst nach 2 Wochen ohne Reinigung noch immer frisch und gepflegt
aus, aber hier diese schwarzen Sachen zwingen einen dazu, spätestens
jeden zweiten Tag daran feucht Staub zu wischen. Also ich sage
Ihnen, wenn ein Möbelhändler so etwas neu verkauft, dann müsste er
gleich eine ABM - Kraft kostenlos dazu vermitteln, die die Dinger
immer regelmäßig sauber macht. Aber ansonsten sind die Sachen
schön und für 25 Euro geradezu geschenkt.

Kurz noch etwas zur Regenwasserbehälterfirma, die ihren Umzug von
Böblingen hierher inzwischen begonnen hat. In den letzten Tagen
kamen zuweilen bei Tag und Nacht schwere LKW hier
vorbeigezittert, die müssen nämlich mit den großen Gefährten in dem
Abzweig zur Fabrik höllisch aufpassen, dass die bei der Einfahrt nicht
das ehemalige Pförtnerhäuschen niederwalzen. Die Fabrikanlage hat
zwar noch eine breitere Einfahrt ganz von der Rückseite des Areals,
das ist von hier rund 1 km entfernt westlich, aber diese breite Einfahrt
kann keiner mehr nutzen, weil die Anbindung an öffentliche Straßen
von dort aus weitgehend zugewachsen ist. Dort muss früher mal eine
breitere Straße an der Bahnlinie vorbei existiert haben, aber die hat
sich die Natur im Laufe der Jahrzehnte nahezu komplett zurück
geholt. Daran erkennt man wieder einmal sehr schön, welche Macht
die Natur doch hat. So kriechen die LKW notgedrungen behutsam hier
vorbei und manchmal dröhnt das ganz schön, dass man glauben
möchte, dass das Glas aus den Fenstern fällt. Einer hatte letzten
Dienstag nachts schon den Betonsockel vom Tor kräftig geschrammt,
weil dort keine vernünftige Beleuchtung ist und der LKW direkt hinter
der Einfahrt auf dem Fabrikgelände kräftig nach rechts einschlagen
muss, um zwischen den vorderen Hallen durch zu kommen, bis er
weiter hinten auf das weiträumigere und freiere Areal gelangt, wo
diese von denen erworbene Halle steht. Wir waren gerade
eingeschlafen, es muss so gegen 1 Uhr morgens gewesen sein, da
bebte alles und ein krächzendes Geräusch, gefolgt von deutlichem
Fluchen des LKW-Fahrers schallte hier durch die finstere Nacht. Aber
dieser ganze Verkehr hier vorbei ist ja nur vorübergehend. Vor
wenigen Tagen trafen auch hinten an den Siedlungshäusern mehrere
Tieflader ein, die diverse große Baumaschinen brachten. Die haben
danach mit dem Abholzen des kleinen Waldhains begonnen, durch
den die zukünftig eigene Einfahrt zu deren Halle führen soll. Ich habe
selbst mit einem Bauingenieur von der beauftragten Baufirma
gesprochen und der war zuversichtlich, dass die neue Zufahrtsstraße
zu deren Halle bereits in spätestens 2 Wochen so weit fertig ist, dass
sie schon befahren werden kann und ab diesem Zeitpunkt herrscht bei
uns am Haus wieder die altbekannte Ruhe. Danach folgen dann noch
einige Wochen Verfeinerungsarbeiten, wie Bürgersteige anlegen und
sogar einen Firmenparkplatz sowie Straßenlampen werden in dem
neuen Zufahrtsbereich noch errichtet. Weniger Freude werden
sicherlich die eigentlichen Hauptbewohner dieser Siedlung haben,
weil ab dann ja restlos sämtlicher Verkehr zu und von der
Regenwasserbehälterfirma bei denen vorbei läuft. Wir sind dann hier
sozusagen der letzte Zipfel von der Siedlung, der sich noch die Ruhe
rüber gerettet hat. Allerdings glaube ich nicht, dass dort so extrem viel
Verkehr entstehen wird, dass man da wirklich von Unruhe sprechen
müsste. Natürlich solange die ganzen Bauarbeiten und
Einrichtungsarbeiten der Fabrik noch laufen, wird sicherlich mehr
Betrieb sein, aber wenn diese Fabrik dann irgendwann mal im
Alltagstrott läuft, dann werden wohl morgens die maximal 15
Angestellten dorthin fahren, abends wieder zurück und dann halt noch
der Lieferverkehr. Ich schätze, dass es im Durchschnitt kaum mehr als
10 Autos pro Stunde werden, die dann dort vorbei düsen. Bei uns wird
es zwar auch ein wenig unruhiger, als bislang, einerseits weil von
diesen Aktivitäten auch ein wenig bis zu uns rüber schallt, aber sehr
wenig, und andererseits, weil natürlich der gesamte Verkehr zu den
Mühlenbetrieben, wo dieser Computerfritze Einzug hält, hier bei uns
vorne an der kleinen Straße vorbei muss. Aber das sind vielleicht 10
Autofahrten pro Tag. Sie werden sicher über eine solche Anzahl
lachen, da sie in der heutigen Zeit nicht der Erwähnung bedarf, aber
im Vergleich zum bisherigen Zustand mit 0 Autos pro Tag sind auch
10 Autos pro Tag schon viel. Ich will mich damit aber keineswegs
beklagen, das ist mehr eine rein statistische Betrachtung.

Noch eine völlig andere Sache, die mir ehrlich gesagt ein wenig
Kopfschmerzen bereitet. Wie Sie wissen, hatte Kayla früher zeitweise
in Stuttgart bei einer Im- und Exportfirma für Auto-Ersatzteile und
ähnliches Zeug als Dolmetscherin gearbeitet, für deren Korrespondenz
mit Thailand. Schon bevor wir hier nach Walzbachtal umzogen, hatte
sie ja, bis auf sehr gelegentliche Ausnahmen, nicht mehr für die
gearbeitet, weil deren Geschäfte mit Thailand auf ein sehr geringes
Maß zurückgefallen waren, welches die fest beschäftigten Leute der
Firma dann bewältigt bekamen. Nun meldete sich eine ehemalige
Kollegin von Kayla, dass ihr Chef gerne mal mit Kayla sprechen
würde, da man sie gerne wieder als Mitarbeiterin gewinnen möchte.
Nun hat Kayla gleich gesagt, dass sie daran eher kein Interesse hat,
denn jetzt, wo wir immerhin in rund 70 km Entfernung zu Stuttgart
wohnen, hätte sie keine Lust dazu, mehrmals pro Woche umständlich
nach Stuttgart zu fahren. Trotzdem hat sie sich dann aber dazu
überreden lassen, wenigstens einmal mit ihrem ex-Chef zu sprechen.
Das hat sie dann auch getan. Nun kommen die mit einem ganz
außergewöhnlichen, ja fast schon verrückten Anliegen. Die haben
einen dicken Auftrag aus Thailand am Haken, wie man so sagt, nur
das ist alles noch viel komplizierter. Die Thais wollen über diese
Firma jetzt nicht nur Unmengen Ersatzteile für Mercedes - Autos
liefern lassen, sondern auch viele Teile für irgendwelche
amerikanischen Autos. Um diese Teile von den amerikanischen
Autofabriken zu bekommen, gibt es aber in einiger Zeit eine
mehrwöchige Konferenz oder Verhandlungsgeschichte, die in San
Francisco stattfindet, also in den USA. Da man dazu Dolmetscher
benötigt, die sowohl Thai, englisch/amerikanisch und deutsch
sprechen, da die Thailänder auch ihre Vertreter nach San Francisco
senden, ist denen gleich Kayla als ideale Übersetzungskraft
eingefallen, die dann zusammen mit dem Chef, der anderen früheren
Kollegin und noch 2 weiteren Leuten der Firma zusammen nach San
Francisco reisen soll, um an dieser mehrwöchigen Geschichte
mitzuwirken. Der Chef hat mit lukrativen Angeboten gewunken, die
es Kayla sehr schmackhaft machen sollen. Selbstverständlich wird
man alle Reise- und Unterkunftskosten dort in voller Höhe
übernehmen und bietet Kayla für jeden Arbeitstag in San Francisco,
eine Vergütung von sage und schreibe 2.500 Euro an. Sie lesen
richtig, für jeden Tag, nicht etwa für die ganze Geschichte oder einen
Monat. Man geht davon aus, dass die Verhandlungen rund 2 Wochen
andauern, wovon 11 Tage Arbeitstage sind und 3 Tage Freizeit.
Würden also die 11 Tage mit je 2.500 Euro vergütet, dann wären das
auf einen Schlag 27.500 Euro, ein Betrag, der einem den Schwindel
ins Hirn treibt. Damit aber noch nicht genug. Sollten diese
Verhandlungen von Erfolg gekrönt sein, also dazu führen, dass diese
Firma künftig auch amerikanische Autoteile an die Thais liefern darf,
dann wäre der Bedarf an thailändischer Korrespondenz wieder so
hoch, dass man Kayla dann gerne als feste Mitarbeiterin gewinnen
möchte. Dafür böte man ihr dann für den Anfang ein festes
Monatsgehalt von immerhin 3.200 Euro brutto bei einer
durchschnittlichen Arbeitszeit von 30 Stunden die Woche. Sie werden
sicher zugeben, dass das bei einer 30 Stunden - Woche eine fürstliche
Bezahlung ist. Da Kayla aber trotzdem Bedenken anmeldete, auch
wegen dem umständlichen Weg zur Arbeit, hat der Chef gleich selbst
den Vorschlag gemacht, dass sie die meiste Arbeit mit hierher nach
Hause nehmen könne, denn übersetzen kann die ja auch hier, sie
müsste dann nur einmal pro Woche zu einem sogenannten Meeting in
die Firma kommen, wahrscheinlich Mittwochs. Der sonstige
Austausch der eigentlichen Korrespondenz soll dann über Computer
gehen und die Firma will Kayla dann auf ihre Kosten einen T-DSL -
Anschluß hier bei uns ins Haus legen lassen, den wir in der Freizeit
dann auch privat nutzen dürfen. Natürlich bekäme sie auch noch eine
feine moderne Computerausstattung dazu auf Firmenkosten. Sehen
Sie, dass ist ja so eine total ungewisse Situation, wo man nicht so
recht weiß, was man machen soll. Sicher werden die meisten sagen,
bei einem solchen Angebot würde ich nicht lange überlegen und
zugreifen, denn so etwas bietet sich nur einmal im Leben, aber man
muss auch die möglichen Nachteile darin sehen. Wissen Sie, ich habe
ein wenig Angst, dass eine solche berufliche Strapaze, die das
zweifellos für Kayla mit sich bringen würde, unser beschauliches
Leben hier gefährdet. Da hat man dann jetzt ein schönes Zuhause, wo
man wirklich auf einem, zugegebenermaßen sehr geringen Level, alles
machen kann, was man will und dabei noch seine Ruhe hat, und dann
passiert auf einmal solch ein sicherlich beruflich-finanzieller Erfolg,
der einem aber mit ziemlicher Sicherheit dann genau diese
beschauliche Ruhe wieder raubt. Es ist bestimmt nicht einfach, da
abzuwägen, ob ein Entschluss, das anzunehmen wirklich in seiner
Gesamtheit so gut ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Andererseits kann man natürlich sagen, man macht das erst einmal
und wenn man dann erkennen sollte, dass es einen doch zu sehr
beansprucht oder einen zu sehr von dem eigenen Wunschweg
abbringt, dann könnte sie ja jederzeit kündigen und das Handtuch
werfen. Es ist schwierig. Kayla überlegt auch schon täglich und ist
sich selbst noch nicht sicher. Ich werde selbstverständlich ihre
Entscheidung respektieren, mache aber keinen Hehl daraus, dass ich
persönlich von dieser Angelegenheit nicht allzu viel halte. Wenn ich
ehrlich bin, muss ich zugeben, dass mir ein Stein vom Herzen fallen
würde, wenn sie aus sich heraus plötzlich sagen würde, dass sie dieses
Angebot ausschlägt und nicht mit nach San Francisco fährt und auch
nicht für diesen neuen künftigen Job dort antreten wird. Andererseits
müsste ich lügen, wenn ich sagen würde, dass man, gerade wo wir
jetzt hier das Haus haben, das Geld nicht gut gebrauchen könnte. Sie
wissen ja sicher wie das ist, man hat da immer irgendwelche
Maßnahmen, die viel Geld verschlingen können, wo man noch dies
und das umbauen und verbessern möchte. Trotzdem habe ich nie ein
Problem damit gehabt, auch mit wenig Geld aus zu kommen, dann
wird eben entsprechend weniger gemacht, billiger gekauft oder mehr
improvisiert und dann geht das auch irgendwie. Zudem lebt es sich
hier recht preiswert, da ist das Geld unter dem Strich dann wirklich
mehr wert, als in Stuttgart.

Nun, in unentschlossener Haltung ende ich für heute. Ihnen wünsche
ich alles Gute und ich glaube, bei Ihnen feiert man aktuell noch mehr
Fasnet als hier, lassen Sie sich da nicht überrennen vom tollen
Treiben,

Ihr

Egbert Lappenkeuler.


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Sorgen mit der Entsorgung" vom 28.02.2007

Zerklüftete Grüße!

Das ist ja alles was und eine Entwicklung beginnt, die mir nicht in
allen Punkten gefällt. Teils atemberaubende Wochen liegen hinter uns.
Wo fange ich an? Vielleicht zunächst damit:

Kayla hat sich letzte Woche eine eigene neue Digitalkamera gekauft.
Da unser Billigding hier noch diese Macken zeigte, von denen ich
Ihnen berichtete, mit dem AVI - Filmchen, wonach man nicht mehr
zurück in den Fotomodus schalten konnte, hat sich Kayla durch ein
günstiges Angebot in einem Fachgeschäft für Unterhaltungselektronik
in Karlsruhe verleiten oder überzeugen lassen, eine Markenkamera zu
kaufen. Diese Entscheidung finde ich gut. Dort gab es nämlich ein
tolles Sonderangebot, eine 7 Megapixel - Digitalkamera von Minolta
für 179 Euro. Dazu sogar noch 2 Ersatz - Speicherkarten mit je 512
MB und einen Ersatzakku, den man sich bei größeren Fotoprojekten
vorladen kann, um dann nach Entladung des Originalakkus munter
weiter knipsen zu können. Diese Kamera hatte noch vor Weihnachten
ohne diese zusätzlichen Zubehörteile 320 Euro gekostet. Der Witz ist
jedoch, kurz nach dem Kayla diese Kamera gekauft hat, funktionierte
meine billige auch wieder, fragen Sie mich aber bitte nicht warum. Da
scheint wohl ein Wackelkontakt drin zu sein. Nun ist es sicher kein
Malheur, so verfügen wir jetzt über 2 funktionsfähige Kameras und
Kayla hat viel auszuprobieren. Natürlich darf ich auch damit knipsen,
so ist es nicht. Eine Kuriosität an dieser Kamera ist uns allerdings
auch aufgefallen, denn das mitgelieferte Ladegerät für den
Kameraakku erzeugt ganz offensichtlich Funkstörungen. Zu Beginn
soll man diesen Akku gleich aufladen, da er ab Werk nicht geladen ist.
Das haben wir dann gemacht und ich hatte zu dem Zeitpunkt gerade
mein uraltes Nordmende - Carmen - Röhrenradio im Hintergrund leise
laufen. Kurz nach Einstecken des Ladegerätes hörte man im Radio,
dass der Sender von einem hohen Pfeifton überlagert wurde, der
zeitweise auch noch in ein zirbelndes Zischen übergeht. Wenn dann
der Kameraakku voll geladen ist, schaltet sich das Ladegerät von
selbst aus, auch wenn man es eingesteckt und angeschlossen lässt,
dass hört man dann auch schon im Radio, denn das Störgeräusch
verändert dann kurz zuvor schon seinen Klang, geht von einem
Dauerton in einen langsamen Impulston über und wenn die Kamera
dann anzeigt, dass der Akku voll sei, vernimmt man aus dem Radio
nur noch vielleicht 2 mal pro Minute ein leichtes Zischpfeifen für
einen ganz kurzen Impuls. Es hatte zuerst etwas gedauert, bis wir uns
im Klaren darüber waren, dass diese Störung eindeutig von dem
Ladegerät verursacht wird. Das kann unsere Freude an dieser Kamera
aber nicht dämpfen, denn wann ladet man den Akku schon?

Weitaus weniger Freude bereitet mir Kaylas Entscheidung im
Zusammenhang mit diesem Dolmetscherjob, von dem ich Ihnen
letztes Mal berichtete. Ich schrieb Ihnen ja über das Angebot ihres
früheren Chefs, für eine knapp 2-wöchige Konferenz mit nach San
Francisco zu reisen, wofür es dann wirklich erhebliche Geldbeträge
gibt. Selbstverständlich sind diese Geldberge, so muss man es schon
nennen, eine feine Sache, aber wie ich Ihnen schon andeutete, sehe ich
darin auch Probleme, dass uns mit solchen Tätigkeiten von Kayla die
liebgewordene Ruhe flöten geht. Kayla hat es sich keineswegs leicht
gemacht und sehr lange und sehr reiflich überlegt, ist dann aber leider,
trotz meines Abratens, zu dem Entschluss gekommen, dieses Angebot
in etwas abgeänderter Form anzunehmen. Sie soll ja für die exorbitant
gute Bezahlung mit nach San Francisco fliegen und dort sehr wichtige
Dolmetschertätigkeiten zwischen den Sprachen Thai, Deutsch und
Englisch bewältigen. Des weiteren sollte sie danach zu einem Brutto-
Monatslohn von 3.200 Euro als feste Angestellte wieder in die Firma
eintreten und ab dann teils hier im Haus und an einem Tag pro Woche
in Stuttgart wieder für die als Übersetzerin arbeiten. Den ersten Teil,
also die Sache mit San Francisco, hat sie nach reiflicher Überlegung
angenommen. Die feste Anstellung hat sie unterdessen noch
ausgeschlagen, man bietet ihr aber die Option, es sich noch rund 2
Monate lang überlegen zu können. Das bedeutet nun, dass Kayla
schon in den nächsten Tagen nach San Francisco fliegen wird.
Geflogen wird ab Frankfurt und die Flugtickets sind von der Firma
schon bestellt. Das ist jetzt also fest und unumkehrbar. Was die Höhe
der Bezahlung betrifft, ich hatte Ihnen da bereits die umwerfend
hohen Eckwerte genannt, da hat die Firma jedoch ehrlichkeitshalber
die Werte nach unten korrigiert, das bedeutet, die Bezahlung in der
extremen Höhe, von 2.500 Euro pro Arbeitstag, was ja bei 11
Arbeitstagen bei einem Aufenthalt von 14 Tagen nun einmal einen
Gesamtbetrag von 27.500 ergäbe, erfolgt nur in dieser Höhe, wenn die
Verhandlungen erfolgreich verlaufen. Da hat Kayla dann gleich eine
Negativklausel drin entdeckt und zuerst abgelehnt. Danach hat man
ihr aber schriftlich zugesichert, dass sie in jedem Fall pro Arbeitstag in
San Fransisco 1.500 Euro erhält, auch wenn die Verhandlungen
erfolglos ausgehen. Damit kämen dann in jedem Fall bei 11
Arbeitstagen 16.500 Euro zusammen, was ja auch sehr viel Geld ist.
Zugleich wird ihr in diesem Vertrag aber auch zugesichert, dass die
bislang immer erwähnten 2.500 Euro pro Arbeitstag gezahlt werden,
falls die Verhandlungen von Erfolg gekrönt sind. Heute tun die aber
alle so, als wäre es gar keine Frage, dass die Verhandlungen von
Erfolg gekrönt sein werden. Egal welchen der beiden Beträge man
nun betrachtet, muss man eingestehen, dass 2 Wochen keine lange
Zeit sind und danach 16.500 oder mit etwas Glück sogar 27.500 Euro
mehr auf dem Konto zu haben, wäre eine unbeschreiblich gute
Fügung des Schicksals, wann wird einem so was schon geboten?
Trotzdem befürchte ich, wenn die jetzt erst wieder einmal ihre Fäden
gesponnen haben, dann resultiert daraus auch mehr, also häufigere
Einsätze und unsere beschauliche Ruhe wird dann zweifellos darunter
leiden. Kayla selbst sieht das als Betroffene wesentlich entspannter
und meint, man müsse sie ja schon als schön dumm bezeichnen, wenn
sie das nicht annehmen würde. Ich bin dann mal gespannt und hoffe
insgeheim, dass nach der San Francisco - Reise auch endgültig
Schluss damit ist und keine weiteren Einsätze dieser Art mehr folgen.

Ansonsten, die Regenwasserbehälterfirma und ihr Aufbau- und
Umzugsteam leisten ganze Arbeit. Also eine solch schnelle Baustelle
sieht man selten. Diesen mehrfach angesprochenen Waldhain im
Bereich der zukünftigen Zufahrt der Firma, hat ein Trupp aus
vielleicht 10 Leuten innerhalb von knapp 3 Tagen restlos nieder
gemacht. Ich hatte vermutet, dass die alleine zur Rodung dieses Hains
über 2 Wochen benötigen und dass die nur eine breite Schneise in
diesen Waldhain schlagen, so dass die Zufahrtsstraße dadurch passt.
Aber nein, die haben den kompletten Waldhain an dieser Stelle platt
gemacht und total entfernt. Zuerst gingen ungefähr jeweils 7 Männer
mit Kettensägen in breiten Reihen von vorne in den Hain und haben in
jeweiligem Sicherheitsabstand zeitgleich die größeren Bäume gefällt.
Der Abstand war dabei immer so gewählt, dass die Bäume sich beim
Fallen nicht gegenseitig behindern oder auf die Kollegen fallen
konnten. Wenn diese Bäume dann lagen, wurden wie in einem Raster
die nächsten Bäume auf die gleiche Weise gefällt. Während die vorne,
sozusagen an der Front noch fällten, wurden hinten, an den Stellen,
wo sie bereits gefällt hatten, zeitgleich die liegenden Baumstämme
von schweren Traktoren rausgezogen und am gegenüberliegenden
Rand der Siedlungsstraße auf einem kleinen Platz, den man zuvor
extra dafür durch Planieren hergerichtet hatte, entlaubt und entastet
und zum Abtransport aufgeschichtet. Als dann nur noch dünnere
Bäume und Sträucher standen, wurden diese nicht mehr einzeln
entfernt, sondern es rückten zeitgleich mehrere Spezialmaschinen an,
die vom Boden her beginnend alles wegfrästen was sich ihnen in den
Weg stellte, egal ob es nun die Baumstümpfe der bereits gefällten
größeren Bäume waren oder die kompletten kleineren Bäume und
Sträucher. Als dieses Programm dann durch war, kamen zeitgleich 6 
Bagger und 3 Planierraupen und haben flächenweise den ganzen
Boden aufgeschoben, so dass alle Baumwurzelreste auf einem riesigen
Berg aufgetürmt wurden. Probleme gab es zwischenzeitlich wohl
häufiger, weil man immer wieder zwischen den Bäumen auf alte
Mauerwerksreste stieß, die dort noch von Fabrikanlagen übrig waren,
die bereits im zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Einmal brach ein
Bagger sogar tief ein, weil sich darunter noch der komplette Keller
einer ehemaligen Halle befand. Da aber genug andere Bagger zur
Stelle waren, hatten die das Problem schnell gelöst und um ihn herum
in Windeseile alles wieder so frei geschaufelt, dass der aus eigener
Kraft dort wieder rauskam. Dann rückten etliche LKW mit Erdboden
und Schotter an, das Zeug wurde dann in dieser nun entstandenen,
tieferliegenden Fläche aufgefüllt und verdichtet, und zwar so lange,
bis dieses Areal wieder mit dem Rest der Gegend hier eine einzige
niveaugleiche Fläche bildete. Als dieser Trupp dann abzog, folgte am
nächsten Tag schon der Trupp der Straßenbaufirma und begann damit
mittig in diesem so entstandenen Areal die Zufahrtsstraße zu bauen,
die inzwischen schon im Groben fertig ist und bereits befahren werden
kann. Auf den nun kahl wirkenden freien Flächen daneben hat die
Straßenbaufirma im näheren Bereich um die Halle der
Regenwasserbehälterfirma damit begonnen, darauf einen Parkplatz für
die Firma anzulegen. Man glaubt es kaum, wie sehr sich eine
Landschaft in nur 2 Wochen verändern kann. Wir haben nur noch mit
großen Augen da gestanden und gestaunt. Nun sieht man das von
unserem Haus aus noch nicht direkt, weil wir ja noch einige 100 m
von dieser eigentlichen Siedlung entfernt wohnen, aber wenn man
vom Ende unseres Grundstücks oder von der Straße hier vorne rüber
in diese Richtung blickt, dann wirkt es schon komisch. Früher blickte
man dann auf die Baumgruppe und die Sträucher dieses Waldhains
und jetzt ist dort nichts, freie Sicht. Kommt man hingegen von dem
kleinen Siedlungsweg, da war man früher gewöhnt, dass der dann
zwischen den Bäumen des Waldhains im Stile eines Feldwegs
weiterging bis unten zu der Bahnlinie, um dann dort auf einen Weg zu
stoßen, der entlang der stillgelegten Bahnlinie wieder im Bogen
zurück bis ans Fabrikgelände führt, aber dann halt von der anderen
Seite des Areals. Dieser kleine Weg ist jetzt in dem Bereich des
Waldhains zu einer schönen modernen Straße ausgebaut worden, die
dann im Bogen rüber zum nördlichen Fabrikgelände verschwenkt und
dort bis direkt vor diese alte, jetzt renovierte Halle der Behälterfirma
führt. Dort wo der Bogen ist, zweigt dann der ursprüngliche
Wegesverlauf wieder als Feldweg ab und verläuft dort in der freien
Fläche weiter seinem alten, früheren Verlauf nach bis zu der
Bahnlinie. Gleich vorne, von dort, wo früher der Waldhain westlich
der Siedlung begann, blickt man jetzt aus einiger Distanz auf diese
Halle der Regenwasserbehälterfima, wo man vor wenigen Tagen noch
nichts außer Bäumen und Sträuchern sah. Das ist schon ein komisches
Gefühl, wenn in solch kurzer Zeit sich der Ausblick von der gleichen
Stelle so grundlegend ändert. Man glaubt im ersten Moment an einer
ganz anderen Stelle auf diesem Planeten zu sein. Ich bin davon
überzeugt, wenn in diesem Bereich jetzt jemand wieder hierher käme,
der einige Jahre nicht mehr hier war, der würde diese Stelle überhaupt
nicht mehr wieder erkennen und fest glauben, woanders zu sein.

Selbstverständlich habe ich Ihnen diesmal auch einige Fotos
beigesteuert, die übrigens zum Teil bereits mit Kaylas neuer Kamera
gemacht wurden. Die Bildqualität ist eindeutig besser, aber man
erkennt das auf den verkleinerten Fotos sicher nicht mehr, weil mir ja
keine Wahl bleibt. Ich kann Ihnen per Email keine Fotos in
Originalgröße zusenden, dann wäre ein einzelnes Bild 800 KB bis 2,5
MB groß und nur die Übertragung eines Einzelbildes alleine würde
sicherlich über 20 Minuten dauern und zu einem Kostengrab,
geschweige denn, die Übertragung mehrerer Fotos, die würde dann zu
einem tagesfüllenden Programm.
Wir unternahmen wieder eine Erkundungswanderung in Gebiete, die
von unserem Haus aus zu Fuß mit einem Zeitaufwand von maximal 2
Stunden zu erreichen sind. Vor einiger Zeit sandte ich Ihnen einige
Fotos einer verfallenen Villa. Da wir die Gegend um diese Villa noch
nicht weiter kennen, sind wir bei besagter Wanderung in diese
Richtung gegangen, allerdings etwas südlicher. Als wir schon mehrere
kleine Feldwege überquert hatten, folgte wieder einmal ein Waldhain,
wie er hier für die Gegend fast schon typisch ist. Dieser war aber
etwas größer.

 
Friedhof: ein Friedhof (?) mitten im Wald, vielleicht eine Gedenkstätte?

Wir dachten uns, dann gehen wir mal kurz in dieses kleine Wäldchen
rein und machen uns anschließend auf den Heimweg, weil es
andernfalls zu spät wird und auch, weil mir schon die Füße etwas
schmerzten. Nach wenigen 100 Metern in dem Wald eröffnete sich
eine weite Friedhofswiese inmitten des Waldes. In mehreren Reihen
alles gleichartige Grabsteine, die sich bestenfalls dadurch
unterschieden, dass manche kerzengerade standen, andere wieder
standen ziemlich schräg und einige schienen schon sehr alt und
ausgedunkelt zu sein, während andere nicht ganz so alt waren. Ein
eigenartiges Bild für einen Friedhof. Ich vermutete eine Art
Kriegsgräberstätte dahinter, aber es gab überhaupt keine Hinweistafel
oder etwas ähnliches, woraus man hätte entnehmen können, um
welche Art von Friedhof es sich handelt. Bei Kriegsgräberstätten und
ähnlichen Gedenkfriedhöfen hat man doch in aller Regel auch
wenigstens eine schlichte Tafel, die einem Information gibt, aber hier
war gar nichts. Das Gelände ist auch nicht umzäunt oder sonst wie
befestigt. Eine Wiese mit Reihen von Gräbern drauf, insgesamt
schätzungsweise 50 Grabstellen in jeder Reihe und von den Reihen
gab es 5 an der Zahl, also rund 250 Gräber insgesamt. Der Rasen
zwischen den Grabsteinen machte den Eindruck, dass sich wohl
gelegentlich jemand um diese Anlage kümmert. Es war zwar nicht
sonderlich gepflegt, aber eben auch nicht ganz ungepflegt. Es gibt zu
diesem Waldfriedhof auch keine Straße, nur diesen kleinen Waldweg
und der ist für sich genommen schon sehr schwer zu finden und zu
erreichen. Mit einem normalen PKW kommt man hier nicht hin, dazu
bedarf es schon mindestens eines Geländewagens oder am besten
gleich eines Kommunal - Unimogs oder vielleicht eines Traktors.
Außerdem legt man doch keine normalen Friedhöfe in einen Wald,
weil die Wildtiere dazu neigen, die Grabstätten aufzuwühlen und, so
makaber das klingen mag, gar als Speisekammer zu nutzen. Aber
aufgewühlt war hier nichts. Deshalb meinte Kayla schon, dass dort gar
nicht wirklich Tote liegen, sondern nur die Steine als Gedenkstätte
stehen, ohne wirkliche Gräber. Na ich weiß nicht? Nur an 2 von allen
Grabsteinen standen Blumengebinde, aber die waren auch schon
sicher vor über einem halben Jahr dorthin gestellt worden, weil schon
total strohartig vertrocknet. Um sich mehr Klarheit zu verschaffen
kamen wir natürlich auf die Idee, die Namen auf den Steinen zu lesen,
aber das ging nicht. Auf vielen Steinen stand überhaupt kein Name,
nur irgendwelche eigenwilligen Zeichen, manchmal mit einer
Nummer dahinter, auf anderen stand zwar ein Name, aber der klang
nicht wirklich wie der Name eines echten Menschen. Ich habe mir von
diesen mal einige notiert, um vielleicht später mal im Internet zu
forschen, ob diese Namen dort irgendwo auftauchen. Also hier
stellvertretend nur ein paar dieser Namen: Hermirk Rosboldt, Nestor
Buhf, Jaulen Sichel, Hetilan Sibenkeczel, Annamie Zassa, Antonius
Sperk, Philipold Wawoso, Gudrun Katzemich. Also das klingt doch
alles eigenartig. Nun weiß ich nur zu gut, dass es halt auch seltsame
Namen gibt, da brauche ich nur in meinen eigenen Pass zu schauen,
aber so weiß ich doch auch, dass solche schrägen Namen immer die
Ausnahme sind. Aber wenn man hier nur solche komischen Namen
oder halt unbekannte Zeichen findet, ist das doch mehr als eigenartig.
Es wird ja niemand einen Spezialfriedhof für Leute mit seltsamen
Namen angelegt haben, da hätte ich ja auch noch Anspruch darauf,
dort mal beerdigt zu werden. Leider stehen auch keine Jahreszahlen
daran, die Rückschlüsse auf den Geburts- oder Todeszeitpunkt der
hier Ruhenden zulassen. Ich würde allerdings vom Eindruck der
Grabsteine her sagen, dass davon keiner jünger als 40 Jahre ist und
manche schätze ich auf älter als 100 Jahre. Na ich werde demnächst
mal den Rentner befragen, der müsste es ja eigentlich als
Alteingesessener wissen.

Eigentlich wenig spektakulär dürfte das Foto regenwasserfirma1 sein.
Wir hatten die Gelegenheit, während der Arbeiten in der Halle für die
umziehende Kunststoff - Behälterfabrik dort mal einen Blick
reinzuwerfen. Trotzdem finde ich das Foto lustig, weil es auf den
ersten Blick wirkt, als würden dem Handwerker die Funken aus den
Fingern sprühen, in Wahrheit schweißte der gerade Querstangen an
Eisenstützen, was man aber nicht richtig sieht, weil das teils von einer
solchen Stütze verdeckt wird.
 
Regenwasserfirma1: in der alten Halle wird noch kräftig gewerkelt und umgebaut,
dass „die Funken sprühen".

Da wird dermaßen gewuselt, dass man als Zuschauer dort nur ein
störender Fremdkörper ist, weshalb wir dann gleich wieder
rausgegangen sind. Die bauen an 20 Stellen zugleich auf. Während
vorne noch Eisenträger für eine zusätzliche Zwischendecke
eingezogen werden, ist man in der Mitte am anstreichen, ein
Stückchen weiter werden unüberschaubare Massen von Kabelsträngen
und Rohren eingezogen und zugleich baut man hinten schon die
Maschinen ein, die aber so rein gar nichts mehr mit den alten
Maschinen früherer Zeiten zu tun haben, wie man sie noch in den
alten Hallen sieht. Es scheint kaum eine Maschine darunter zu sein,
die nicht mindestens über einen Computerbildschirm an ihrem
seitlichen Blechgehäuse verfügt. Das sind riesenlange Kästen, wo man
nachher kaum noch sieht, was die Maschine wirklich macht, während
bei den alten Anlagen alles 3 Nummern größer, aber dafür halbwegs
freiliegend ist, wo man meist noch nachvollziehen kann, was die
Maschine mal machte.
Wo wir nun einmal auf dem Gelände waren, haben wir von dort aus
dann einen Abstecher in den restlichen nordwestlichen Bereich des
Areals gemacht. Dort stehen verstreut auch noch einige Restanlagen
und Gebäude, in denen wir bislang noch nie waren. In einer Halle, die
äußerlich noch gut erhalten wirkte, hätte man innen allerdings auf dem
Erdboden ein Bad nehmen können. Da vermutlich das Dach sehr
undicht ist und daher, wie Sie auf dem Foto fabrik-innen427 sehen
können, recht hoch Wasser in der Halle steht. In diesem Gemäuer
herrschte ein eigenartiger, kräftiger Geruch, der sehr stark an Baldrian
erinnert.

 
Fabrik-innen427: unten steht alles voll Wasser und es roch kräftig nach Baldrian

Ganz am äußersten nordwestlichen Rand des Grundstücks folgt eine
ältere, etwas flachere Halle, die schon sämtlicher Fenster und Türen
beraubt wurde. Darin fanden wir eine recht eigenwillige
Treppenkonstruktion vor, die eher an eine moderne Designstudie, als
wie an eine alte Fabrikhalle erinnerte. Wozu das mal dienen sollte,
können wir uns nicht erklären, da alle Anlagen und überhaupt alles
was aus Metall war, aus dem Gebäude entfernt ist. Da war wohl mal
ein eifriger Schrotthändler zu besuch. Da dieses Gebäude recht nah
am Rand liegt, ist es für Schrottsammler auch leicht zu erreichen,
ohne quasi überhaupt auf das Gelände zu müssen. Das Foto von dort
ist leider dermaßen dunkel geworden, dass ich es weg gelassen habe.

An dem Verbindungsweg, der sozusagen von unserem Haus zu den
Mühlen führt, allerdings schon sehr nah bei den Mühlen verläuft
neben dieser kleinen Verbindungsstraße ein Damm, der mit Bäumen
bewachsen ist, weil die kleine Straße dort tiefer liegt, als die daneben
befindlichen Felder und Waldstücke. In diesem Damm entdeckte ich
eine große Gittertür, die unser Interesse weckte. Die Tür war zu
unserem Erstaunen nicht verschlossen, bzw. sie war wohl mal mit
einer Kette nebst Vorhängeschloss abgesperrt, aber das hatte schon
mal jemand mit viel Gewalt aufgebrochen, denn die zerstörte Kette
lag neben dem Gittertor. Sie lag aber dort schon so lange am Boden,
dass sie bereits mit Gras teils zugewachsen war. Somit öffneten wir
die Tür und uns stockte der Atem. Ein riesiger Stollengang tat sich
auf, der nur mit Mühe mit unseren guten LED - Taschenlampen
auszuleuchten war. Auf dem Foto Stollengang1 sehen Sie es.

 
Stollengang1: ein schier endloser, tunnelartiger Stollengang beginnt im Damm neben dem Weg

Fast wie ein etwas klein geratener Eisenbahntunnel ohne Ende wirkt
das! Es stank aber bestialisch dort nach ätzender Chemie. Man konnte
vorne noch einen Abzweig in einen wesentlich schmäleren
Nebenstollen erkennen, dem wir aber nicht gefolgt sind, weil es darin
so extrem chemisch stank, dass einem schon nach 2 Metern die
Atemluft ausging. Der Hauptgang führte augenscheinlich, so weit der
Blick in dem Dunkel reichte, ohne Ende weiter, mindestens 100 m
und ständig in einem leichten Gefälle verlaufend. Wenn der in der
gleichen Richtung immer weiter führt, dann müsste er eigentlich unter
dem Fabrikareal „unserer" Fabrik wieder auskommen. Im oberen
linken Wand-Deckenbereich verläuft ebenso endlos wie dieser Stollen
eine alte Rohrleitung, die aber stellenweise schon zerfallen wirkt. Wir
haben uns nicht weiter als vielleicht 25 m in diesen Stollengang
getraut, vor allem wegen des ekligen ätzenden Geruchs, der einem den
Hals zuschnürte. Man weiß ja nie, ob das nicht schädliche Gase sind.
Nachher fällt man um und ist tot oder holt sich irgendwelche
Gesundheitsschäden. Auch hatten wir ein wenig Angst, dass wenn wir
die Eingangstüre aus den Augen verlieren, vielleicht ein Wahnsinniger
kommt und die zusperrt, so dass wir nie mehr dort rauskämen. Das
war schon eine aufregende Entdeckung! Kayla meinte, dass die
Fabrikbosse vielleicht darin früher ihre chemischen Rückstände
einfach preiswert entsorgt hätten, eben wegen diesem furchtbaren
Gestank. Wäre durchaus möglich.
Als wäre diese Entdeckung nicht schon abenteuerlich genug, kommt
die Crux erst noch! Am nächsten Tag waren erst mal wieder Arbeiten
im Haus angesagt. Mein Umzugsbekannter aus Stuttgart, Sie wissen
schon wen ich meine, meldete sich an diesem Tag und sagte, dass er
von einem Kunden kostenlos eine sehr schöne, stabile Werkbank
nebst Zubehör geschenkt bekommen habe. Er selbst hatte aber keine
Verwendung dafür, weil er schon eine hat, die noch viel besser ist. So
fragte er, ob ich eventuell Interesse daran hätte. Falls ja, dann bekäme
ich die zu den reinen Spritkosten, die der Transport von Stuttgart bis
her zu uns mit dem Ford-Transit kostet. Da habe ich nicht lange
überlegt und noch am gleichen Tag kam mein Bekannter mit dem
Ding vorbei. Da wir im fertig renovierten Keller des Hauses fast noch
alle Räume leer stehen haben, wurde der größte Kellerraum nun als
Bastelkeller auserkoren und wir haben das Ding dort rein geschleppt.
Ganz schön schwer, aber nach einer halben Stunde stand es da. Das ist
der Raum, in dem sich auch die zugeschweißte Stahltür, wohlgemerkt
in einer Außenwand des Kellers befindet. Ich hatte ihnen vor
längerem schon mal kurz davon berichtet. Wir hatten damals mal
probiert, diese Tür aufzukriegen, was aber trotz abflexen der 4
Schweißpunkte nicht gelang. Damals haben wir uns nicht weiter
bemüht, aber jetzt war mein Bekannter dabei und der kannte dieses
Türsystem besser. Die Tür hat 2 große Hebelgriffe und wir waren
immer davon ausgegangen, dass, wie bei einer normalen Türklinke,
die Auf - Stellung immer dort ist, wo die Griffe nach unten zeigen. Da
sagte mein Bekannter dass sei bei diesen Bogenstahltüren aber häufig
anders, da wäre die Auf - Stellung nur dann erreicht, wenn man beide
Hebelgriffe in exakt waagerechte Position bringt. Da ich schon mal
überlegt hatte, die frische Werkbank vor die bislang sinnlose Tür zu
stellen, hielten wir es für angebracht, es zuvor noch einmal zu
versuchen, diese Tür aufzukriegen, nach dem Motto, wer weiß, ob
man sie nicht doch mal benutzen will. Na was soll ich Ihnen sagen?
Beide Griffe in exakte Mittelstellung gebracht und zu 2 Mann gezogen
und gerüttelt, was das Zeug hält und unter lautem Knarren und
Quietschen bekamen wir die dicke, bauchig geformte Stahltür auf!
Aber die wirkliche Überraschung folgte jetzt erst. Direkt hinter der
Tür tut sich ein langer Kellergang auf, dessen Ende ebenfalls nicht
ersichtlich ist. Aber, welch ein Luxus, in diesem Kellergang befinden
sich an den Wänden bis zu einem nach schätzungsweise 100 m
folgenden Quergang Lampen, die auch noch alle leuchteten!! Ein
Foto von dieser atemberaubenden Entdeckung sehen Sie auf
geheimgang1.
 
Geheimgang1: gleich von unserem Hauskeller zweigt dieser alte Fabrikkellergang ab

Da tat sich natürlich die Frage auf, woher erhalten diese leuchtenden
Lampen ihren Strom, doch nicht etwa von uns? Um es abzukürzen -
natürlich von uns, woher sonst!!! Auf unsere Kosten und
wahrscheinlich leuchten diese Lampen schon, seit dem wir hier
eingezogen sind. Doch dazu später. Kayla kam hinzu und so haben
wir zunächst diesen Gang, der von unserem Hauskeller abzweigt mit
vor Aufregung rasendem Herzen langsam und vorsichtig erkundet. Es
roch zwar dort auch seltsam, aber nicht gleich chemisch, mehr muffig,
oder so. Nach etwa 100 m folgte ein Quergang in gleicher Breite, ab
dort waren aber dann alle weiteren Lampen an den Wänden aus. Hier
kamen dann unserer bewährten LED - Taschenlampen zum Einsatz. Je
weiter wir diesem Gang abzweigend nach links folgten, um so mehr
Wasser stand auf dem Boden und man konnte dann nicht mehr gut
erkennen, wo man hintritt. So beschlossen wir, zunächst den Abzweig
nach rechts zu erkunden, weil der trocken war. Der ging dann später in
einen breiteren aber dafür aber etwas niedrigeren Gang über, den Sie
auf dem Foto geheimgang2 sehen. Dort befinden sich alte Rohre an
den Wänden und blanke Stromdrähte auf Isolatoren an der Decke,
sehr eigenartig, also eine Art Versorgungsgang. An dieser Stelle
hatten wir aber schon ziemlich die Orientierung verloren. Also ich
hätte ihnen nicht sagen können, ob wir uns dort unter dem
Fabrikgelände befanden oder sonst wo, aber wahrscheinlich war es
unter dem Fabrikgelände. Auf dem Boden war dort noch eine Art
Brunnenschacht mit einer Steineinfassung, den sehen Sie auf dem Bild
geheimgang2 auch bei genauer Betrachtung noch unten am Boden, 
kurz hinter dieser rechten kleinen Ziegelstein - Teilungsmauer.
Oberhalb der Teilungsmauer an der rechten Wand war eine ganze
Batterie alter Lichtschalter, die jedoch leider keine Wirkung mehr
hatten. War sicher auch besser so, denn wäre dort Strom verbraucht
worden, so sicher auf unsere Kosten. Es ist schon komisch, wenn man
in solch ein altes Gemäuer vordringt, was einem da für Gedanken
kommen. So dachte ich u.a. , wer mag wohl vor mir zuletzt und wann
mal an einem dieser alten Lichtschalter gedreht haben? Das wird
vielleicht schon 40 oder 50 Jahre her sein.

 
Geheimgang2: die endlose Geschichte: ein weit verzweigter unterirdischer
Kellergang schließt sich an den nächsten an

Ab dort wurde es uns dann zu riskant weiter zu gehen, zumal uns auch
noch einige Ratten über den Weg liefen und dort stank auch alles nach
Rattenpisse. Das heißt nicht, dass wir dort nicht irgendwann weiter
erkunden werden, aber für den Tag war unser Bedarf an Abenteuern
gedeckt. Wir sind dann zurück gegangen und waren schon sichtlich
erleichtert, als wir in den Gang zurück kehrten in dem, wenn auch auf
unsere Kosten, das Licht brennt. Zum Glück sind das alles ganz kleine
Neonlampen mit einem Plastikkasten drum, die nicht gar so viel
Strom brauchen, aber trotzdem, wenn das Tag und Nacht
weiterbrennt, da haben wir bislang sicher schon eine schöne Stange
Stromgeld für bezahlt, ohne es zu wissen.
Mein Umzugsbekannter fand das auch sehr interessant und meinte
schon, dass wir uns unbedingt mal zu weiteren Erkundungen
zusammentun müssten.
Er ist dann zunächst wieder nach Hause gefahren. So stand für uns
aber wieder ein neues Problem auf der Tagesordnung: Erst mal
herausfinden, ob und wie man die Lampen in dem frisch entdeckten
Geheimgang abschalten kann. Wir wollten die keineswegs
abklemmen, denn für spätere Erkundungen wäre es durchaus nützlich,
wenn man die dann nach Möglichkeit hier vom Haus aus irgendwie
einschalten kann, aber eben nur dann, wenn man sie wirklich braucht
und nicht wie jetzt dauernd. Dazu muss man aber erst einmal wissen,
ob und woher genau die wirklich von uns den Strom beziehen. Dazu
habe ich mich an diese Kellergangtür gestellt, während Kayla im
Erdgeschoss der Reihe nach einzeln alle Sicherungen ausgeschaltet
bzw. bei den älteren herausgedreht hat. Das bewirkte aber zunächst
gar nichts, die Lampen blieben an, wodurch ich schon die Hoffnung
schöpfte, dass die doch nicht auf unsere Kosten leuchten. Als Kayla
dann allerdings diesen Schutzschalter der für das ganze Haus da ist
ausschaltete, dieses Fi  - Ding, war es in dem Geheimgang
zappenduster, also kriegt er doch über uns den Strom. Ich wollte
schon entsetzt sein, weil vielleicht gar keine Sicherung dazwischen
hängt, aber dann fiel mir die Hilfe des Elektrikers ein, der vor ein paar
Monaten die uralte Unterverteilung im Anbau der Werkstattgarage
entdeckte, so dass die Möglichkeit bestand, dass diese komische
Sache darüber ihren Saft erhält. Um das schnell abzuklären, weil das
ja nicht mehr auf Zuruf klappt, da es in einem anderen Gebäude und
dafür zu weit weg ist, hat Kayla dort in dem Kasten im
Werkstattgaragenanbau erst einmal alle noch verbliebenen
Sicherungen auf einmal rausgenommen und siehe da, im Kellergang
ward Finsternis. Nach einigem Hin und Her wurde schließlich eine der
dortigen uralten Schraubsicherungen als zuständig für diese ominöse
Geheimgangbeleuchtung ausgemacht. Da man jedoch auch davon
ausgehen musste, dass die doch früher sicher auch irgendwo einen
Schalter dazwischen gepflanzt haben, hieß es nun, diesen Schalter zu
finden. Im Bereich des Geheimgangs war keiner, außer ein paar alten
Maschinenschaltern von früher, die heute ohne Wirkung sind und im
Haus oder im Keller des Hauses auch nicht. In der Werkstattgarage
und deren Anbau hängen zwar hier und da noch alte Schalter und
ähnliche Dinger, deren Bedeutung wir nicht kennen, bzw. wo wir
davon ausgehen, dass sie tot sind, aber die wurden dann alle mal
durchprobiert. Ohne Erfolg. So blieb uns zunächst nur die simple
Methode, immer diese Sicherung im Anbau der Werkstattgarage
herauszudrehen. Diese Tage habe ich deswegen mal mit dem
Elektriker gesprochen und der meinte, es könne sein, dass diese
Lampen zentral aus dem Pförtnerhaus der Fabrik eingeschaltet werden
konnten, das hätten die früher oft so gehandhabt. Das würde ja
bedeuten, dass von uns aus noch Leitungen dorthin führen müssten.
Wenn dem so wäre, so kann man das nicht lassen, wer weiß, was dort
sonst noch alles auf unsere Kosten an Strom verbraten wird? Der
Elektriker will nächsten Samstag noch mal her kommen und mir bei
der Klärung dieser Sache helfen. Der kennt sich mit solchen
verwirrenden Industriestromsachen sehr gut aus und wird das sicher
heraus bekommen und dann auch einen guten Tipp parat haben, wie
man es unterbinden kann, hier möglicherweise Stromgelder zu zahlen
für irgendwelche Ströme, die in die Fabrik oder in einem noch
weitgehend unbekannten unterirdischen Reich auf unsere Kosten
verbraucht werden. Als ich das so dem Elektriker sagte, meinte er,
dass da unten wahrscheinlich wirklich noch manche Überraschung auf
uns warten würde, wobei er auf mögliche alte Anlagen und
Verbindungsgänge anspielte, die sich teils noch aus Kriegstagen unter
der Erde befänden. Zu den Zeiten der Nazis galt die Fabrik wohl als
kriegswichtig und war mit viel Aufwand in einen Stand versetzt
worden, der der damaligen Ideologie entsprach, wozu dann auch
weitschweifige unterirdische Anlagen und geheime
Verbindungsgänge gehörten. Da unser heutiges Wohnhaus damals
Verwaltungssitz der Firma war, wurde dieses wohl durch den Gang
mit den anderen Anlagenteilen verbunden. Der Elektriker meinte
sogar, dass man möglicherweise heute noch über diese Gänge, die
später in Vergessenheit gerieten, von unserem Haus aus sämtliche
Teile der ehemaligen Fabrik unbemerkt erreichen könne, soweit sie
noch bestehen. Da schlummert also noch ein riesengroßes
Entdeckungspotenzial sozusagen in unserem Keller, welches wir
irgendwann mal abarbeiten können, ohne nur einen einzigen Schritt
vor die Haustür zu tun. Zweifellos werde ich Ihnen sämtliche
Neuigkeiten berichten, die sich im Laufe der Zeit in diesem
Zusammenhang auftun.

Vor kurzem war ja Fasnet oder Karneval, Fasenet, Fasching, Fasnacht
wie man auch sagt und ich halte bekanntlich nicht viel davon. Hier bei
uns in der Siedlung bemerkte man gar nichts davon, ich glaube in
Karlsruhe gab es allerdings einen Umzug und auch diverse
Aktivitäten, jedenfalls wurde so etwas beiläufig in einer Werbezeitung
erwähnt, die hier allwöchentlich verteilt wird. In Jöhlingen und
Wössingen gab es wohl auch etwas, aber davon haben wir hier gar
nichts mitbekommen, so als gebe es Karneval überhaupt nicht, was
auch gut so ist. Trotzdem habe ich mich über Fasnet diesmal in
gewisser Weise sehr amüsiert. In Rottweil, das liegt ungefähr 120 km
südlich, die feiern vor allem diese alemannische Fasnet, die nach
meiner Meinung die absolute Ausgeburt der Primitivität und der
Idiotie ist. Dort hatte ein Dieb einen ziemlich neuwertigen
Kleintransporter gestohlen, solch einen Mercedes - Sprinter. Nun ist
das heute leider fast schon Alltag und würde hier keine Erwähnung
verdienen, hätte den Transporter nicht eine Karnevalsgesellschaft
gemietet gehabt. Hinten drin, also im Laderaum, befanden sich
Kostüme und Masken für etwa 30 Personen aus diesem Verein, die für
einen Umzug benötigt wurden. Der Dieb ist mit dem Wagen erst mal
etliche Kilometer gefahren, bevor er hinten nachgesehen hat, was für
einen Müll er sich da an den Hals gehängt hat. Jedenfalls haben dann
Spaziergänger am nächsten Tag in einem Waldstück bei Freudenstadt
diese ganze Ladung aus Masken und Kostümen in einem
Entwässerungsgraben aufgefunden. Offensichtlich wollte der Dieb die
nicht haben und hat sich dann wohl nur mit dem Sprinter begnügt, der
nach wie vor verschwunden blieb. Nun kommt aber die Dramatik, die
von diesem Fasnet-Verein künstlich da hinein gebracht wird. Die
machen ein Gezeter, weil der Dieb ausgerechnet diese ach so tollen
Masken auch noch in den Entwässerungsgraben geworfen hat.
Dadurch haben die ungefähr wohl einen Tag in Wasser und Schlamm
gelegen und sind zerstört, weil total verquollen und anschließend beim
Austrocknen gebrochen. Der Verein behauptet, jede einzelne der
Masken stelle einen unschätzbaren Wert im 4- bis 5stelligen Euro-
Bereich dar, da die ekligen Dinger teils schon über 150 Jahre alt
wären, es sei Kulturgut und all solchen Käse. Ich meine, ich weiß
nicht, ob Sie diese Fasnet-Masken und Narrensprung-Masken kennen,
die sind zweifellos in mühevoller Handarbeit aus Holz geschnitzt und
bearbeitet, was natürlich auf seine Weise zweifellos Kunsthandwerk
ist, aber ich kann diese Masken absolut nicht leiden und finde, jeder
der daran Spaß hat, muss einen Dachschaden haben. Diese Meinung
verstärkt sich vor allem dann, wenn Sie sehen würden, wie diese
entschädelten Narren bei ihren Umzügen damit herumlaufen. Es
kursiert hier auch seit Jahrzehnten ein Spruch unter den Fasnet-
Kritikern, der sinngemäß, von mir selbst ins Hochdeutsche übersetzt,
ungefähr soviel heißt wie: Welche Grundvoraussetzungen muss ein
guter Fasnet-Maskenträger erfüllen? -  Eigentlich nur 2, er muss
trinkfest sein und sich das Gehirn rausnehmen lassen, alles andere
kommt dann von selbst. Vor vielen Jahren bin ich mal, wohlgemerkt
in Freiburg, nicht in Rottweil, in solch einen Umzug hinein geraten
und man kann diesen Schwachsinn nicht beschreiben. Ich sage Ihnen,
ich hätte eine Handgranate in diese Truppe von Arschlöchern werfen
können, wenn ich eine gehabt hätte. Ich bin sonst ein friedliebender
Mensch, aber diese Art der primitiven und penetranten Idiotie, die
dann noch unter dem Deckmäntelchen der Tradition gepflegt wird, ist
so etwas von geistig kaputt, rückständig und primitiv, das kann man
nicht beschreiben. Manche Teilnehmer davon scheinen nach meinen
Beobachtungen primitives Pack zu sein und die nehmen dabei auch
auf nichts und niemanden Rücksicht. Zu der damaligen Zeit war ich
noch stark von meiner schweren Erkrankung gezeichnet und ich war
nicht mit Absicht auf diese Veranstaltung gegangen, wir mussten nur
halt aus wegtechnischen Gründen dort durch Freiburg und es war
eindeutig ersichtlich, dass dort eine Gruppe von teils schwer
erkrankten Leuten auf seine Durchfahrtsmöglichkeit wartete, aber das
störte diese primitiven Affen überhaupt nicht. Jeder wurde mehrfach
aufs Ärgste angerempelt und ich sage Ihnen, es hätte nicht viel
gefehlt, da hätte ich einem von denen, der mich dauernd absichtlich
anrempelte, den Schädel eingeschlagen. Ich will mich jetzt gar nicht
wieder erneut aufregen darüber, daher gehe ich da nun nicht weiter
drauf ein. Aber seit diesem Tag bin ich ein erbitterter Feind der
alemannischen Fasnet und freue mich wie ein kleines Kind über jeden
Schaden, der den Anhängern dieses Unfugs zugefügt wird. Der Dieb
der Masken hätte nach meiner Auffassung noch belohnt werden
müssen, dafür dass er diese Scheißdinger in den Wassergraben
geworfen hat. Sie können sich das sicher nicht richtig vorstellen, aber
als ich das hier in der Zeitung las, bin ich in schallendes Gelächter
ausgebrochen und das war für mich der beste Fasnetwitz aller Zeiten.
Kayla wunderte sich anfangs etwas, wieso ich eine solche Nachricht
so belustigend finden könne, aber ich habe ihr das dann alles näher
erklärt, wonach sie meine übergroße Freude darüber verstehen konnte.
Wissen Sie, dieser alemannischen Fasnet wünsche ich einfach nur
alles Schlechte was man sich denken kann!

Würde man nur die Hälfte der Energie, die man dafür verwendet, um
über die ach so große Schädigung der Umwelt durch den bald zur
Neige gehenden Rohstoff Erdöl zu diskutieren, dafür aufbringen, nach
weiteren Erdölquellen andernorts zu suchen, dann wäre die
Erdölversorgung noch mindestens für 250 Jahre gesichert, das sagte
ein Professor, der sich mit der Erforschung von Erdlagerstätten
beschäftigt, jüngst in einem Radiobeitrag. Er befand des weiteren,
dass der größte Teil der Diskussion um andere Ersatzrohstoffe
Selbstbetrug sei, weil diese Dinge auf irgend eine Weise die Umwelt
auch schädigen würden, nur vielleicht in einem anderen Bereich.
Auch hieß er die Mär vom umweltneutralen Verhalten
nachwachsender Rohstoffe den größten Selbstbetrug der Menschheit,
der in den letzten 200 Jahren begangen wurde. Er bezichtigte die
Befürworter, dass sie für ihre Ideologie mit Absicht die Bevölkerung
für dumm verkaufen würden und wissenschaftliche Forschungen, die
bereits seit 1985 bekannt wären und die seither ständig aufs neue von
weiteren Forschungsergebnissen gestützt würden, völlig außer acht
ließen. Die weitere Verschlechterung des Klimas schob er somit auch
darauf, dass in den zurückliegenden Jahren wieder zunehmend mehr
mit Holz geheizt würde. Es gebe keine von der Schadstoffseite her
unkontrolliertere Verbrennung, als die von Holz, eben weil Holz meist
in normalen Öfen ohne jegliche Regeltechnik verbrannt würde, die
ständig für die optimalen Verbrennungswerte sorgt, wie es bei
heutigen Heizkesseln für Öl und insbesondere für Gas der Fall ist.

Es gibt in der heutigen Zeit die verrücktesten Gründe, um einen
Riesenärger mit Behörden zu bekommen. Wir haben hier
unterschiedliche Mülltonnen, um in Sachen Mülltrennung jeder
Abfuhrart gerecht zu werden. Diese Müllgeschichten sind auch von
Ort zu Ort immer etwas anders geregelt. So gibt es hier bei uns 3
verschiedene Mülltonnen. Die normale graue Tonne, die als
Restmülltonne bezeichnet wird, dann die gelbe Zweikammertonne, die
als Wertstofftonne bezeichnet wird, in die im hinteren Fach alles aus
Kunststoff oder Blech eingeworfen wird und in das vordere Fach wird
alles was aus Papier oder Pappe ist eingeworfen, ausgenommen
Hygienepapiere, wie Taschentücher, Windeln usw., die gehören in die
Restmülltonne. Dann ist da noch diese braune Biotonne, wo man also
alles an biologischen Resten einwirft, von geschnittenem Grünzeugs,
Mähabfällen bis hin zu Küchenresten. Nun, der Rentner aus der
Siedlung, von dem ich Ihnen schon öfters schrieb, hatte vor Monaten
eine neue braune Biotonne erhalten, weil die Ausnahmeregelung für
Komposthaufenbesitzer wie ihn weggefallen ist. Bislang konnten
Leute, die einen Komposthaufen im Garten hatten, auf die Biotonne
ganz verzichten, dafür waren deren Müllgebühren dann vielleicht 60
Euro pro Jahr billiger. Wie angedeutet, hatte sich hier die Bestimmung
so geändert, dass jeder diese Biotonne haben und bezahlen muss,
unabhängig davon, ob er einen Komposthaufen betreibt oder nicht. So
erhielt der Rentner halt zwangsweise auch eine solche Tonne und
nutzt die seither auch. Weil die ihm, so braun wie sie ist, aber nicht
gefiel, hat er hier und da auf die Tonne Aufkleber geklebt, teils mit
bunten Mustern, teils auch Werbeaufkleber, die er mal irgendwo auf
einer Ausstellung erhalten hatte. So weit für sich genommen sicherlich
noch nichts erwähnenswertes. Nun kam aber die Ernüchterung
alsbald, nämlich bei dem nächsten Abfuhrtermin dieser braunen
Tonne. Die Müllleute haben die nämlich einfach stehen gelassen und
nicht entleert, obwohl obendrauf die gültige Wertmarke klebte. Man
bekommt hier für jedes Steuerjahr eine Wertmarke für jede Mülltonne,
die man oben drauf kleben muss, damit die wissen, dass man die
Entsorgung über die Grundsteuer bezahlt hat. Diese
Entsorgungsbeiträge sind hier in der normalen Grundsteuer extra
enthalten oder sozusagen aufaddiert. Da hat er sich natürlich bei der
Gemeindeverwaltung beschwert. Die haben ihn dann weiter an die
Entsorgungsfirma verwiesen. Die wiederum wussten zuerst nichts
darüber, aber beim nächsten Abfuhrtermin, der 2 Wochen später statt
fand, hat er morgens die Müllleute abgepasst, die wiederum die
braune Tonne nicht anrührten. Er ist dann rausgelaufen und hat die zur
Rede gestellt. Der Fahrer des Mülllasters hat gesagt, dass diese braune
Tonne nicht entleert werden dürfe, weil sie durch die ganzen
Aufkleber nicht mehr der Norm entspreche. Das sei unzulässig und
ihnen sei verboten, entfremdete Tonnen zu entleeren, weil man bei der
Verwaltung davon ausgehe, dass entfremdete Tonnen nicht bezahlt
wären oder es sich sogar um unzulässige Fremdtonnen handle. Solch
ein Quatsch. Der hat sich dann auch weiter strikt geweigert, diese
Tonne zu leeren. Daraufhin hat sich der Rentner dann wieder mit der
Gemeindeverwaltung zusammengesetzt, wobei dann auch die
Aufkleber zur Sprache kamen. Das aber zündete dann gleich einen
ganzen Verwaltungsakt. Es wurde geheißen, dass der Rentner
Eigentum der Müllentsorgungsfirma beschädigt habe und diese Tonne
in einen unzulässigen Zustand versetzt habe, was einer Zerstörung
gleich käme. Daher verlangte man von ihm, dass er eine völlig neue
Tonne der Müllfirma bezahlen soll, diese sollte dann 78 Euro kosten
plus eine Verwarngebühr von 35 Euro für die Bearbeitung und wegen
des unzulässigen Eingriffs in den Entsorgungsbetrieb. Da hat sich der
Rentner geweigert das zu zahlen und hat gesagt, dann würde er eben
die Aufkleber alle wieder entfernen und damit wäre die Sache ja
wieder in Ordnung. Bei der örtlichen Gemeindeverwaltung wäre man
mit dieser Lösung zwar einverstanden gewesen, sofern er die
Aufkleber ohne Beschädigungen an der Tonne wieder entfernt
bekäme. Aber die Entsorgungsfirma war damit nicht einverstanden,
weil die sich auf den Standpunkt stellten, dass die Tonne auch nach
Entfernen der Aufkleber in jedem Fall beschädigt sei, z.B. durch
Kratzer an den Stellen, wo er die Aufkleber abschabt. Den Einwand
des Rentners, dass er sie mit einem Heißluftgebläse entfernen könne,
ohne dass es Kratzer auf der Tonne hinterlasse, wollten die nicht
gelten lassen, im Gegenteil, die behaupteten dann, dass sich durch
diese Hitzeeinwirkung des Gebläses sogar die ganze Tonne verziehen
würde und dann nicht mehr ordnungsgemäß an den Aufnahmestutzen
des Müllwagens passen würde. Der Rentner konterte zwar damit, dass
er die Hitze so behutsam anwenden werde, dass die Tonne keinen
Schaden nehme, das ignorierten die aber einfach und bestanden auf
ihrer Meinung. Der Streit eskalierte so weit, dass inzwischen sogar
Rechtsanwälte sich damit befassen müssen, da der Rentner auf gar
keinen Fall eine neue Tonne und diese Verwarngebühr bezahlen will,
zumal es keine öffentlich zugängliche Satzung gibt, die das Bekleben
dieser Tonne untersagt. Letzteres hat der Anwalt des Rentners gleich
in den ersten Tagen herausgefunden. Man muss sich das einmal
vorstellen, um welch einen Schwachsinn man sich hier mit Anwälten
streiten muss. Ich bin davon überzeugt, dass man die Aufkleber
problemlos ohne Schäden abbekommt, zumal sie ja noch nicht lange
darauf waren, vielleicht 2 Monate. Selbst wenn nachher Kratzer
blieben, wenn man die Aufkleber einfach abschabt, dann dürfte das
doch kein Ausschlussgrund sein, denn ansonsten müsste ja jede
Tonne, die älter als 1 Jahr ist, auch von der Müllfirma gegen eine neue
ausgetauscht werden oder stehen bleiben, denn Kratzer kriegen die im
normalen Alltagsgebrauch und beim Entleeren im Laufe der Zeit ja
auch. Ich persönlich finde es schon lächerlich, überhaupt sich über die
Aufkleber aufzuregen, denn wenn er die Müllgebühr bezahlt hat, dann
kriegt doch jeder Beteiligte sein Geld dafür und die Funktion wird
durch die optische Verfremdung nicht beeinträchtigt. Ich bin sehr
gespannt, wie dieser aberwitzige Streit ausgeht und ob man es
wirklich auf einen Gerichtstermin ankommen lässt. Der Rentner sagte,
dass er es notfalls darauf ankommen lässt, zumal sein Anwalt ihm da
extrem gute Chancen einräumt, einen möglichen Prozess zu gewinnen.

Damit bin ich für heute wieder einmal am Ende angelangt. Es gibt
noch sehr viele Punkte, die ich Ihnen zu erzählen hätte, was es jedoch
leider nicht gibt, ist ausreichend Zeit dafür. So werde ich Ihnen die
meisten Sachen, die da jetzt noch unerwähnt bleiben müssen, beim
nächsten Mal niederschreiben. In Anbetracht der jetzigen
Wettersituation wünsche ich Ihnen einen gemütlichen Frühfrühling,

Ihr

Egbert Lappenkeuler.