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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Wundertüte” und “Villa” aus dem Jahre 2007. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Wundertüte" vom 06.01.2007
Etwas schwerlastige Grüße aus einem leicht eingewöhnten Jahr!
Thema Nr. 1 ist natürlich Kaylas Krankenhausaufenthalt. Es ist schon irgendwie frustrierend zu sehen, wie dämmrig Kayla da herumliegt. Anders kann man es nicht ausdrücken. Vor allem steigt die Frustration, weil man ein wenig den Eindruck hat, dass die Ärzte nicht sonderlich viele Anstrengungen unternehmen, um den wahren Krankheitsgrund heraus zu bekommen. Unterdessen war inzwischen zum ersten mal der echte Stationsarzt dort, also nicht nur sein Stellvertreter. Ich habe mit dem gesprochen und der sagte, ich solle mir keine unnötigen Sorgen wegen des dämmrigen Zustandes von Kayla machen, dieser sei nicht durch die Krankheit bedingt, sondern durch die Medikamentengabe, die mit Absicht Kaylas Kreislauf vorübergehend auf ein Minimum einstellt, weil sie dann besser die erforderlichen Untersuchungen machen könnten. Mir kommt das alles komisch vor, aber ich kann dem Doktor ja nicht sagen, dass es alles Blödsinn ist, was er da macht oder ihn gar wegen Untätigkeit anfauchen. Ich bin ja kein Fachmann und wie soll ich da argumentieren? Etwa nur dass ich da „so einen Eindruck" hätte? Der Doktor erklärt mich dann doch für verrückt und wirft mich raus. Trotzdem habe ich zuhause im stillen Kämmerlein schon darüber nachgedacht, ob es nicht besser wäre, Kayla dort einfach aus dem Krankenhaus rauszuholen und in eine unabhängige andere Klinik zu bringen, wo sie völlig neu und vielleicht auch aktiver untersucht wird. Dann kommen aber Selbstzweifel, weil man denkt, vielleicht ist das dann genau das Falsche und man schadet Kayla damit mehr, als man ihr nützt. Ich weiß nicht, die ganze Situation hat etwas beklemmendes und noch mehr ungewisses, vor allem aber verbannt sie einen in ziemliche Ratlosigkeit. Der Hauptstationsarzt hat mir noch gesagt, dass es aber, so wie er das momentan sieht, keine sehr langfristige Sache sein dürfte und er davon ausgeht, dass Kayla in ungefähr 2 weiteren Wochen wieder nachhause kann, obwohl er andererseits selbst einräumt, dass er auch noch nicht weiß, was ihr wirklich fehlt. Nun habe ich mir zu meiner eigenen Information eine Versuchsstrategie zurecht gelegt, denn ich habe gestern gesehen, wie die Stationsschwester den Cocktail verschiedenster Präparate für Kayla in das Tablettenschälchen legte, jedenfalls einige davon. Den Namen der Medikamente habe ich mir schnell auf ein Schmierzettelchen notiert und werde nachher im Internet mal versuchen, dort unter Eingabe der Medikamentennamen herauszubekommen, wozu diese Präparate genau dienen und was sie bewirken. Vielleicht gibt das ja wenigstens einen groben Anhaltspunkt dafür, was die Ärzte da machen.
Am Neujahrstag fuhr ich bei der Rückfahrt von Kaylas Krankenhausbesuch einmal einen völlig anderen Weg. Es ist ja längst noch nicht so, dass wir hier bereits alle Straßen und Wege kennen. Gut, die Straßen, die direkt zu unserer Siedlung führen, die kennen wir alle, weil es im Prinzip nur eine gibt, die derzeit wirklich befahrbar ist, aber hier in der Umgebung gibt es sicherlich noch ein Dutzend vornehmlich kleinerer Straßen, die wir noch nicht einmal erahnen. Eigentlich war es ein umständlicher Umweg über wirklich kleinste Straßen, die teils eher schon haarscharf an der Bezeichnung Feldweg vorbeischrammen. Wie Sie inzwischen wissen, liebe ich jedoch die Fahrt auf solchen winzigen Straßen, zumal wenn sie noch halbwegs landschaftlich schön liegen. Schon gar nicht mehr sehr weit von hier, vielleicht 6 km von der Siedlung, kam mir ein unaufhaltbarer Drang an und ich hielt an einer Wegeskreuzung mit einem Feldweg, um dort Wasser zu lassen. So erledigte ich mein dringendes „Geschäft" schnell und wollte wieder ins Auto einsteigen, um die restlichen paar Kilometer zurück zu legen. Als ich die Autotür schon geöffnet hatte, fiel mein Blick auf einen großen weißen Plastikbeutel, der am Straßenrand, oder genauer gesagt im Straßengraben lag. Nun ist das heutzutage wirklich nichts besonders mehr und in jedem Straßengraben dieser Welt liegen wahrscheinlich tausende Plastikbeutel, in denen einige Zeitgenossen einfach ihren Müll entsorgt haben oder Beutel, die selbst einfach nur Müll sind. So käme man eigentlich niemals auf die Idee, in solche Beutel reinzuschauen. Aber irgendwie wirkte dieser Beutel anders. Er war total sauber, geradezu hellweiß, ohne jeden Werbeaufdruck und er sah prall gefüllt aus. Ich ging auf den Beutel zu, um mal einen Blick reinzuwerfen. Innerlich dachte ich mir selbst noch dabei, dass ich jetzt schon ganz verrückt geworden bin, wie ich nur auf diese Idee kommen könne, mir jetzt den Müll anderer Leute anzusehen. Man kann sagen, in diesem Moment zweifelte ich schon an mir selbst, was sonst eher selten vorkommt. Trotzdem, wie von einem Automatismus oder innerer Neugierde angetrieben, ging ich weiter auf den Beutel zu und fischte ihn mit einem abgebrochenen Ast aus dem Straßengraben. Er war noch unbeschädigt und auch noch nicht feucht geworden, so dass ich vermutete, dass er noch nicht sehr lange dort liegen konnte, vielleicht ein paar Stunden. Schon beim Hochziehen sah ich, dass innen wohl Textilien drin waren. Zunächst dachte ich, da hat also wohl jemand seine alten Klamotten so entsorgt, nur von außen fiel mir schon auf, dass die Textilien offensichtlich schön gefaltet waren. Jemand der Textilien wegwirft, faltet sie normalerweise zuvor nicht noch fein säuberlich. Da ich aber keine Lust hatte, hier öffentlich auf dem Weg den genaueren Inhalt zu erkunden, es hätte ja einer vorbeikommen und mich beobachten können, obwohl keiner vorbeikam und ich total alleine auf dieser einsamen Straße war, aber man weiß ja nie. So warf ich den Beutel in den Kofferraum und fuhr damit nach Hause. Zu Hause packte ich ihn dann in der Werkstattgarage aus und legte den ganzen Inhalt des Beutels auf einem Tisch ab. Da staunte ich wirklich nicht schlecht. Nicht nur, dass alle Textilien sauber gefaltet waren, sie waren sogar eindeutig fabrikneu. Es handelte sich dabei ausschließlich um dünne Herren - Pullover, nicht solche dicken Pullover, wie man sie bei sehr frostigen Temperaturen braucht, sondern solche, deren Stoff vielleicht etwas dicker als ein Flanellhemd ist, wie sie für die momentane Witterung genau richtig sind. Insgesamt 4 solcher Pullover befanden sich in dem Beutel, alle fabrikneu, sogar noch mit einem angehefteten Kärtchen vom Hersteller, welches Angaben zur Größe und zum eventuellen Waschen enthielt. Sehr schöne Pullover, gute Qualität, sie rochen auch, wie frisch gekauft. Wissen Sie, fabrikneue Textilien haben einen ganz eigenen Geruch, beschreiben kann man den nicht, aber ich finde der riecht sehr angenehm und genauso rochen die auch. Wenn man die ein einziges mal gewaschen oder gar getragen hat, ist dieser Geruch ein für allemal weg, weil der Weichspüler beim letzten Waschgang der Wäsche generell seinen Geruch aufzwingt; Stichwort „Frühlingsfrische". Aber hier die waren eindeutig fabrikneu und es kommt noch besser, alle hatten exakt meine Größe! Sie wirken auch alle gut verarbeitet, es scheint keine Billigware zu sein, obwohl ich nun kein Textilfachmann bin. Einer ist orange mit 2 umlaufenden weißen Streifen, gut etwas grell, normalerweise trage ich keine grellen Sachen. Alle anderen 3 sind in schön dezenten Farben, die man zu allem tragen kann, 2 sind gräulich mit einem dunkelroten Streifen und der vierte ist bläulichgrau mit einem dünnen cremeweißen Streifen. Das war aber noch nicht alles, was sich in dem Beutel befand. Unten drin lagen noch 2 fabrikneu eingepackte Paar warme Winter-Sportsocken, aber solche angenehmen, die zwar warm aber nicht dick sind. Ich hasse dicke Socken, weil sie oft in Schuhen unangenehm zu tragen sind, wenn man damit wandert oder sie den ganzen Tag trägt, da sie dann einem oft brennende Fußschmerzen, besonders an den Fersen hervorrufen. Es gibt gute Wintersocken, die sind zwar nicht ganz so dünn, wie Sommersocken, vielleicht 1/3 dicker, aber somit längst nicht so dick, wie normale Wintersocken, die ja sicher 5 mal so dick sind, wie Sommersocken und diese guten dünnen Wintersocken, sind genauso warm wie die dicken, aber sehr viel angenehmer zu tragen, leider im Geschäft auch ungefähr 3 bis 5 mal so teuer, wie die dicken Wintersocken. Jedenfalls solche tollen Socken sind das. Sie sind zwar etwas größer, als meine normalen Socken, aber noch in einem Bereich, den ich gut tragen kann. Verrückt, nicht wahr? Weiterhin befand sich unten noch ein geheimnisvolles flaches Plastikkästchen. Zuerst dachte ich, dass darin vielleicht ein Schmuckteil oder eine Armbanduhr enthalten wäre, aber um so mehr Erstaunen entstand bei mir, als ich innen 4 Speicherkarten vorfand, so ähnlich wie sie in vielen Fotoapparaten sind. Leider habe ich kein Gerät, mit welchem man diese Sorte von Speicherkarte nutzen kann. Aber wer weiß, vielleicht kann man sie irgendwann später mal gebrauchen. Der Beschriftung nach weisen alle sogar einen Speicherplatz von jeweils 1 Gigabit auf. Ich dachte in dem Moment ernsthaft, ob das Christkind da etwas unterwegs verloren hat? Was natürlich eine Anwandlung eines kindlichen, oder besser gesagt, kindischen Moments war. Eine interessante Frage die sich dabei auftut: Hat das nun einer verloren oder absichtlich dorthin geworfen? Also nach verloren sah es eigentlich nicht wirklich aus. Ich weiß nicht, die ganzen Begleitumstände und die Lage, wie das dort lag, das passte zum normalen Verlieren nicht richtig. Es transportiert doch keiner solche Sachen auf einem offenen Anhänger, einer Ladepritsche oder so, dass die in der nächsten Kurve oder beim Gasgeben hinten runter fallen. Das gibt's doch bei solchen Dingen normalerweise nicht. Andererseits, solche Sachen deponiert auch kein normaler Mensch im Straßengraben, wo sie beim nächsten Regen in dessen Wasserfüllung versunken wären. Ein anderer Gedanke, der vielleicht mehr zur heutigen Konsumgesellschaft mit ihrem überzogenen Anspruchsdenken passen könnte, dass da jemand absichtlich sein Weihnachtsgeschenk so weggeworfen hat, weil er etwas völlig anderes erwartet und gewünscht hatte. Sozusagen ein Wegwurf aus Frust und Verärgerung über das nicht erfüllte Wunschgeschenk. Also es bleibt ein Rätsel. Nun sagen Sie selbst, diese Dinge sind doch zu schade, als dass man sie einfach weiter dort hätte liegen lassen sollen. Solche Kleidungsstücke kann man immer mal gebrauchen und sie bereichern meinen Bestand an dünnen Pullovern, nennen wir sie mal Herbstpullover, gleichsam um 400 %, denn bislang hatte ich von dieser dünnen Sorte nur einen. Darüber muss man sicherlich kein schlechtes Gewissen bekommen, ich finde, eher sogar im Gegenteil. Es wäre schändlicher oder verwerflicher gewesen, die guten Teile dort einfach sinnlos verrotten zu lassen. Die andere Frage, die sich auftun könnte wäre die, ob man damit nicht zuerst ins örtlich zuständige Fundbüro hätte gehen sollen? Vielleicht vermisst jemand die Sachen, der sie wirklich verloren hat. Darüber habe ich lange nachgedacht und egal von welchem Ansatz her ich diese Angelegenheit auch aufgerollt habe, immer kam ich zu dem Ergebnis, dass es so richtig war, wie ich es gemacht habe. Im Fundbüro, was machen die denn schon? Die lagern es ein, notieren in einem Eingangsbuch das Datum, meine Personalien und vielleicht noch in Stichworten den von mir angegebenen Fundort. Aktiv etwas unternehmen, um einen möglichen Verlierer ausfindig zu machen, wird man für solche Dinge wohl kaum. Wie schon oben angesprochen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hierbei um einfach verlorene Gegenstände handelt, sehr gering, so dass sich ohnehin niemand suchend wegen dieser Sachen aus sich heraus ans Fundbüro wenden wird. Also brauche ich mir keinerlei Vorwürfe zu machen, den falschen Weg gegangen zu sein oder gar Unrechtes getan zu haben. Schlussendlich noch ungefähre Schätzungen zum Wert meines Fundes. Wie bereits gesagt, waren alle Teile fabrikneu, somit kann man den Ladenwert ansetzen. Da die Pullover eine gute Qualität aufweisen, kann man sicher sagen, dass sie im normalen Textilgeschäft mindestens 30 Euro pro Stück kosten. Ich weiß das zufällig, weil Kayla und ich vielleicht im Oktober mal in Stuttgart in der Textilabteilung eines Kaufhauses an solchen Pullovern gestanden haben und die kosteten dort selbst als preisreduzierte Ware schon 35 Euro. Deshalb liege ich bei 30 Euro Mindestpreis eher noch viel zu günstig, zumal hier diese Pullover höherwertiger und besser verarbeitet aussehen, als die im Kaufhaus, also wahrscheinlich werden die noch wesentlich mehr kosten, vielleicht sogar 50 Euro oder mehr pro Stück. Trotzdem setze ich mal die 30 Euro an, also 120 Euro für 4 Pullover, die guten dünnen, warmen Wintersocken kosten pro Paar etwa 7 bis 10 Euro, also 14 Euro für beide und die 4 Stück 1 GB Speicherchips kosten pro Stück sicherlich auch noch mal 15 Euro, eher etwas mehr, also bei 4 Stück mindestens 60 Euro. So ergibt sich in der Gesamtsumme für meine Fundtüte, fast könnte man schon Wundertüte sagen, ein Wert von mindestens 194 Euro, also rund 200 Euro. Nicht schlecht! Nach solch einem Erlebnis fragt man sich, ob man sich nicht viel öfter, vielleicht sogar generell, den Inhalt von Tüten oder auch Kartons im Straßengraben ansehen sollte. Wahrscheinlich könnte man dann aber die nächsten 15 Jahre jede Tüte zweimal rumdrehen, ohne noch ein einziges mal auf etwas brauchbares zu stoßen. Vielleicht betrachte ich das als kleines Trostpflaster dafür, dass Kayla im Krankenhaus liegt, denn so entsetzlich es klingen mag, ohne Kaylas Krankenhauslägrigkeit hätte ich diese Wundertüte nie gefunden, denn schließlich wäre ich dann gar nicht dort entlang gefahren. Als ich das am Tag danach Kayla im Krankenhaus erzählte, hat sie das zuerst überhaupt nicht verstanden, weil sie von den Medikamenten, die sie zur Dämpfung ihres Kreislaufs nach wie vor bekommt, noch ziemlich benommen und schläfrig war. Im Laufe des Nachmittags wurde sie dann aber aktiver und verstand erst richtig, was ich ihr da erzählte. Dann glaubte sie es anfangs aber gar nicht so richtig.
Silvester war hier noch ruhiger, als ich erwartet hatte. Im Prinzip tat sich hier gar nichts. Die hübsche junge Frau, die mit ihrem Kleinkind in einem Haus der Siedlung wohnt, das Kind von der habe ich übrigens auch schon einige Wochen gar nicht mehr gesehen, vielleicht verbringt es die Weihnachtszeit bei seinem Vater, der laut dem Rentner weit weg wohnen soll; also diese Frau kam gegen Mitternacht mal kurz vor die Tür und zündete 3 solcher bunten Leuchtfackeln an, die dann unter Funkensprühen in vielleicht 10 Sekunden hellleuchtend abbrannten. Eine in einem wunderschönen, kräftigen, edlen blau, eine in rot und eine in grün. Kein Böllerschuss, keine Rakete, nichts, ich sah dann noch von weitem, dass die Frau danach weinend ins Haus zurück ging. Na hätte ich da irgendwie trösten sollen oder können? Sicherlich nicht, dann hätte man das sicher falsch verstanden und direkt gesagt, schau mal an, kaum ist seine Kayla nicht da, da macht er sich an die ran. Vielleicht waren es ja auch Freudentränen, beruhigte ich mich selbst, weil mir war irgendwie nicht ganz wohl dabei, diese Frau einfach so weinend, wahrscheinlich tieftraurig an so einem Abend ihrem Schicksal zu überlassen. Dann aber kam in mir ein Gedanke, der mich davon total ablenkte, aber keineswegs glücklicher stimmte, nämlich der, dass ich ja derzeit auch nicht bei Kayla sein kann, die es sicher aus meiner Sicht mehr verdient hätte, dass ich beim Jahreswechsel bei ihr wäre, was aber nun mal nicht geht. Solch einen komischen, schwermütigen Silvesterabend habe ich noch nie verbracht. Zurück zum Thema, also Knaller, Böller und Raketen waren hier Fehlanzeige und am Himmel konnte man das Feuerwerk von Jöhlingen und Wössingen bestenfalls grob erahnen. Man sah schon mal bunte Erhellungen, ähnlich wie bei einem Polarlicht und da es hier ja schön ruhig ist, konnte man manchmal ganz leise, aber wirklich nur ganz, ganz leise in der Ferne etwas von der Knallerei hören. Nun gut, mir fehlte das ganze Brimborium nicht, nur Kayla, die fehlte mir an diesem Abend wirklich. Zwischendurch hatte ich mal den Fernseher eingeschaltet, um so vielleicht ein wenig Ablenkung zu erhalten, aber wenn das ein Silvesterprogramm sein sollte, na dann Gute Nacht Deutschland! Kalter Kaffee ist noch ein wahrer Genuss dagegen. Da war die 5.000 Wiederholung von „Dinner for one" mit Abstand noch das Beste am ganzen Programm und es lohnt nicht, über den Rest weitere Worte zu verlieren. Der Fernseher war daher nach 15 Minuten auch wieder aus. Da wäre es unterhaltsamer gewesen, noch einige Stunden mit Taschenlampen bewaffnet durch die Fabrik zu klettern. Das habe ich natürlich nicht gemacht, da man dort immer besser mit 2 Personen unterwegs ist, aus Sicherheitsgründen. Daher werde ich vor Kaylas Rückkehr aus dem Krankenhaus dort nur noch vielleicht ab und zu bei Tage etwas herumstreifen und auch nur in Ecken, die weniger gefährlich sind, nicht in den Kellergewölben oder dort wo die vielen Schächte sind. Sich an Silvester vollaufen zu lassen, das ist auch nicht mein Ding, weil ich mich sonst auch nie vollaufen lasse. So wurden zwar 2 Gläser Wein geleert und im Stillen auf Kaylas Gesundheit angestoßen, das reichte mir dann aber auch und ich bin kurz nach dem Jahreswechsel schlafen gegangen.
Am Neujahrstag habe ich noch lange mit dem Rentner gesprochen, der ja in dem Haus neben, oder besser gesagt vor der jungen Frau wohnt. Der meinte, die habe wohl ihre innere Traurigkeit nicht mehr unterdrückt bekommen, was ihr sonst immer recht gut gelänge. Aber gerade an solchen Tagen wie Heilig Abend oder Silvester platzt das dann aus den Leuten heraus, besonders wenn keiner greifbar ist, mit dem man sich trösten kann. Unterdessen meinte der Rentner, er sei an Silvester schon um 19 Uhr zu Bett gegangen und erst zufällig wach geworden, als er die junge Frau auf der Straße weinen hörte. Er hätte ihr dann als direkter Nachbar noch Worte des Trostes spenden wollen, aber er konnte ja nicht gut im Schlafanzug auf die Straße gehen und bis er sich angezogen hatte, war die schon längst wieder in ihrem Haus verschwunden. Nun mag eine hübsche junge Frau, wie diese, noch leicht das Mitleid und Bedauern der Mitmenschen erwecken, durchaus zurecht, aber wer tröstet all die alten, vielleicht hässlichen Leute, die keinen mehr haben, der ihnen eine Stütze ist und deren einzige Zukunft nur noch aus Vergangenheitsbewältigung besteht? Wissen Sie, solche Tage wie diese, wenn dann rund um einen so etwas geschieht, das kann einen schon ganz schön runterziehen und dieses Paket Weihnachten / Neujahr kam mir dieses mal mehr wie eine Beerdigungsveranstaltung vor. Da ging es selbst bei der Beerdigung von meinem Bekannten, diesem Fritz, vor ungefähr einem halben Jahr, noch lustiger zu. So etwas habe ich in diesem Ausmaß noch nie erlebt und es ist sicherlich die Sorte von Weihnachten, die man keinem wünscht. Sachlich nüchtern betrachtet könnte man natürlich sagen, das Problem ist der Kopf! Nur der Mensch kann sich auf diese Weise selbst die Stimmung vermiesen, wenn doch sonst rundherum eigentlich fast alles in Ordnung ist. Man hat genug zu essen, es herrscht kein Krieg, finanziell geht es gut und dann solch eine Weihnachtsstimmung, die total am Boden liegt? Hätte man keinen Kopf, hätte man auch nicht diese miese Stimmungslage! Ich meine jetzt damit diesen Gedankenapparat, der erst aus den verschiedensten Gedanken das zerrende Netz knüpft, in welchem sich jede gute Stimmung verfängt und nach unten gezogen wird. Ja, der Kopf ist dem Menschen auch manchmal im Weg!
Trotzdem weg von diesen zentnerschweren, belastenden Gedanken. Die Welt kann so schön sein, das wissen wir alle und es gibt Dinge, die auf den ersten Blick von jedem als hässlich oder unscheinbar betrachtet werden und erst bei genauer Beschäftigung damit, entdeckt man ihre Pracht. So ähnlich ist das sicher auch mit der alten Fabrik hier, wo viele sagen würden, dass man solch ein altes Gelump lieber heute als morgen niederreißen sollte. Ich finde das ist solch eine interessante Sache, die ist wertvoller als jeder teure Ferienpark oder jedes von Fachleuten durchgestylte Museum.
Ich habe dann auch wieder eine neue Unerklärlichkeit entdeckt. Vorgestern hatte ich damit begonnen, in der Werkstattgarage die nordseitige Außenwand von innen neu zu verputzen. Wissen Sie, ich kann das zwar eigentlich nicht, habe so etwas nie gelernt und Wände verputzen ist eine Sache für Spezialisten, aber in der Werkstattgarage braucht es ja nicht unbedingt ganz so schön zu sein und ich werde mich hüten, dafür noch Geld auszugeben, um das von einem Fachmann machen zu lassen. Die wahren Putzkünstler machen das ja alles mit den üblichen Werkzeugen, wie diversen Kellen, Reibbrettern, Schwammbrettern u.s.w. mit denen mir zwar der Materialauftrag mittlerweile auch relativ gut gelingt, aber das streifenfreie Abziehen und Ausgleichen behagt mir überhaupt nicht recht. So habe ich meine eigene Methode entwickelt, die für eine streifen- und stufenfreie, einheitliche Fläche sorgt, die allerdings mit dem Makel behaftet ist, dass die Putzstruktur an der Oberfläche immer ein wenig rau bleibt, was aber in der Werkstattgarage überhaupt nicht stört. Im Gegenteil, es wirkt dort sogar so, als solle es absichtlich so sein, um dem Raum einen zweckbestimmten, robusteren und rustikalen Arbeitscharakter zu verleihen. Nur soviel, meine Methode trägt zuerst, wie sonst auch üblich, den Putz mit den obligatorischen Werkzeugen auf, verstreicht und glättet ihn dann, ebenfalls noch wie üblich, mit dem schwammbehafteten Glättbrett, was mir aber so ganz gleichmäßig ohne Ränder und Streifen nicht gelingt. Jetzt folgt meine eigene Spezialbehandlung, die sozusagen den Lappenkeuler - Putz ausmacht: ich streiche anschließend den noch feuchten Putz mit einem dicken feuchten Weichhaar - Pinsel gleichmäßig ein, so ähnlich, als wolle man Putz und Wand bereits lackieren, allerdings ist der Pinsel dabei immer nur mit etwas Wasser getränkt. Wichtig ist dabei, das richtige Gleichgewicht zwischen zu nass und zu trocken am Pinsel zu finden. Der ganze Putz wird dann auf diese Weise einfach perfekt und schön gleichmäßig, wenn man den Bogen erst einmal raus hat. Nur die Oberfläche dieses Putzes ist dann nach dem Abtrocknen halt rauer, als mit der Methode des Fachmanns. Ist der Pinsel dabei zu nass, löst sich der Putz auf und schwemmt ab, ist er zu trocken, dann erkennt man die Haarstruktur des Pinsels im Putz oder der Putz wird noch viel rauer. Diese Balance habe ich jedoch nach etwas Übung schnell raus gehabt. So weit war das Verputzproblem für mich also gelöst. Das heißt fast, bis auf einen Flächenteil. Unterdessen tat sich an einer Wandstelle von etwa 3 m² ein völlig anderes Problem auf, nämlich dass dort absolut kein Putz an der Wand haften blieb. Überall anderswo ging es hervorragend, nur in diesem Bereich ums Verrecken nicht, wie man so sagt. Der Putz fiel dort immer komplett runter und selbst das Beimischen von sogenanntem Mörtelöl brachte nichts. Das ist ein Mittel, welches die Fachleute am Bau gerne verwenden, ein Spezialbaustoff, den ich mal bei meinen Aushilfstätigkeiten beim Innenausbau kennen lernte, der sorgt dafür, dass der Putz oder auch Mörtel länger verarbeitbar bleibt, ohne zu weich zu sein, dass er sich geschmeidiger verarbeiten lässt und vor allem, dass er wesentlich besser haftet, man könnte schon sagen, er klebt dann richtig. Ein weiterer Nebeneffekt von diesem Zeug ist auch, dass man damit angemischten Mörtel oder Putzmörtel auch noch problemlos bis - 5 Grad verarbeiten kann, eine Fähigkeit, die aber in diesem Winter nicht gefordert wird. Wie gesagt, ich hatte mir schon einen Kanister von diesem Zeug im speziellen Bauhandel gekauft und es untergemischt, trotzdem an dieser genannten kritischen Stelle haftete rein gar nichts. Selbst Schnellzement, den man zum Einsetzen von Lastdübeln verwendet und der sonst überall haftet, ließ sich bei einer Probe dort nicht haftend aufbringen, sonst hätte ich diese Stelle nämlich einfach damit verputzt. Das Zeug sieht ausgehärtet ja ähnlich grau aus, nur dass dessen Oberfläche härter ist und es härtet so schnell aus, dass man immer nur soviel anmischen kann, wie man innerhalb von 2 Minuten verarbeitet bekommt. Aber auch das hielt überhaupt nicht und fiel gleich am Stück wieder runter. Die gleiche Stelle wies übrigens vor dem Abklopfen des alten morschen Putzes alles grellgelbliche und moosgrünliche Verfärbungen auf, so ähnlich, als habe man dort mit einem neongelben und neongrünen Textmarkerstift das Mauerwerk bemalt. Wie es der Zufall wollte, ich hatte an einem Tag die Tür von der Werkstattgarage zur besseren Durchlüftung weit offen stehen, da kam gerade der Rentner von hier hereinspaziert und zollte zunächst einmal ein großes Lob für den nun schon schönen Zustand, wusste dann aber offensichtlich sogleich einen Grund, für diesen Makel, mit dem nicht haftenden Putz. Er hatte ja früher selbst mal eine Zeit lang in der Fabrik gearbeitet. Er sagte, dass an dieser Stelle vor vielleicht 40 Jahren eine Apparatur gehangen habe, aus der ständig eine bestimmte Säure ausdünstete, um mit dieser Säureverbindung irgendwelche anderen Produkte auf Qualität zu testen. Direkt darüber habe sich damals noch ein Abzugskamin aus Blech mit einem Absauggebläse in der Decke befunden und tatsächlich, man sieht von unten im Dach noch eine kreisrunde Stelle, die mal nachträglich mit neuerem Holz und obendrauf mit neueren Dachpfannen verschlossen wurde, wo dann früher dieser Abzugskamin durchging. Er meinte, dass diese Säuredünste sich im Laufe der Jahrzehnte im Mauerwerk festgesetzt hätten und dafür sorgten, dass da nichts mehr drauf hält, weil durch die scharfen Dünste die inneren Mauerwerkssteine regelrecht kristallisiert wären und sich nun nichts mehr mit ihnen oder der gefestigten Dunstschicht darüber verbinden könnte. Das sei vergleichbar, als würde man versuchen, eine Glasplatte zu verputzen. Er meinte sogar, dass ich dort lieber vorsichtig sein soll, um mir vielleicht keine Verätzungen zuzuziehen, falls dort noch wirksame Reste dieser Säureverbindungen an der Stelle im Mauerwerk wären. Die erste Erklärung von ihm mag zutreffen, aber dass das heute noch gefährlich sein soll, kann ich mir kaum vorstellen, zumal der Rentner selbst einräumte, dass diese Anlage, die dort mal war, spätestens schon 1972 außer Betrieb genommen und später abgebaut wurde. Nach solch langer Zeit, so meine ich jedenfalls, müsste das Zeug doch unschädlich sein. Nun, was macht man in solch einem hartnäckigen Fall? Der Rentner meinte, ich müsse da eben in den sauren Apfel beißen, und in diesem Bereich quasi ein Loch in diese Außenwand schlagen und alle von dieser Sache betroffenen Steine herausbrechen und mit vernünftigen neuen Steinen das wieder ausmauern. Gut, das wäre eine Möglichkeit, aber mit Sicherheit die Umständlichste und zudem noch mit dem gravierenden Nachteil behaftet, dass ich dann in diesem Bereich auch noch den Außenputz erneuern müsste, der eigentlich noch gut ist. Eine andere Idee schoss mir plötzlich durch den Kopf, die zudem sehr gut in den Rahmen meiner Fähigkeiten passt: diese Stelle überhaupt nicht neu verputzen, sondern mit einer angedübelten Gipskartonplatte verkleiden! Dadurch entstünde zwar in diesem Flächenbereich ein kleiner Überstand, aber wen stört das schon in einer Werkstattgarage? Zumal wenn später mal alles in einer einheitlichen Farbe angestrichen ist, fällt einer Überstand von etwa 2 mm so gut wie gar nicht mehr auf. Das einzige Problem dabei war ein Transportproblem, denn eine solche Gipskartonplatte kriege ich selbst bei den schönsten Verrenkungen nicht in den Opel - Corsa rein und 2 Platten brauchte ich für diese Fläche. In der alten Fabrik lagen solche Platten leider nicht herum, da kam mir schon kurz der Gedanke, ob ich nicht einfach eine Holzplatte mit der gleichen Wirkung davor düble. Holzplatten liegen in der Fabrik an etlichen Stellen herum, aber es waren von der Dicke her und von der Materialbeschaffenheit her keine dabei, die man für diesen Zweck hätte nehmen können. Also ließ ich diese Idee wieder fallen und schwenkte schnell wieder zurück zu der Idee mit den Gipskartonplatten. Einen Tag später fiel mir, als ich von Kaylas Krankenhausbesuch zurückkehrte, am Stadtrand von Karlsruhe ein Baustoffhandel auf, kein Baumarkt, sondern ein Baustoffhandel, der eigentlich nur an Firmen liefert. Ich fragte dort nach, ob die mir 2 einzelne Gipskartonplatten verkaufen und auch anliefern könnten. Das ging sogar am gleichen Tag noch und bereits 3 Stunden später hatte ich die Dinger schon in der Werkstattgarage stehen. Natürlich musste ich die Frachtkosten extra bezahlen, jedoch befand ich diese mit 10 Euro pauschal für günstig und das bei einem Warenwert von nur 29 Euro. Der LKW-Fahrer von denen sah beim Abladen, wo und wie ich die einsetzen möchte und gab mir noch den Tipp, die vorstehende Stoßkante mit einem speziellen Nessel-Stretchband zu überkleben. Das löst sich, wenn man den Übergang vom normalen Putz zu der Gipskartonplatte leicht mit überputzt leicht auf und bildet dann einen homogenen Übergang, dass heißt aus der 2 mm - Kante wird dann im Prinzip ein ganz seichter Übergang, den man noch weniger oder eigentlich gar nicht mehr sieht. So habe ich das dann gemacht. Dieses spezielle Nessel-Stretchband gab es nur auf 15 m - Rollen und es kostete mit 25 Euro fast mehr, als die Platten selbst, aber dafür ist mir diese Aktion wirklich perfekt gelungen. Zugleich ist sie so immer noch um Welten günstiger und weniger arbeitsintensiv, als die Radikalmethode von dem Rentner, von wegen gleich die Mauersteine ganz rausklopfen und ersetzen. Kayla würde ganz schön staunen, wenn sie sehen könnte, wie weit ich schon mit der Innenrenovierung der Werkstattgarage gekommen bin. Natürlich habe ich ihr das alles erzählt, aber durch diese Medikamente ist ihre Wahrnehmung doch stark beeinträchtigt. Wissen Sie, es ist so ähnlich, als würden Sie jemandem etwas erklären, den Sie gerade aus dem Tiefschlaf gerissen haben. Der sagt zwar dann auch immer ja oder so etwas, aber nur um möglichst schnell wieder weiterschlafen zu können oder mehr aus Reflex, obwohl er in Wahrheit von dem Gesagten gar nichts mitbekommt und sich auch schon eine viertel Stunde später nicht mehr daran erinnert.
Sehr wenig Freude herrschte diese Tage über unsere Gebäudeversicherung. Es kam die neue Rechnung für das Jahr 2007 bezüglich der Gebäude- Feuer-, Sturm- und Einbruchsversicherung sowie kombiniert der damit verbundenen Hausratversicherung. Wir hatten letztes Jahr absichtlich diese völlig unbekannte Versicherungsgesellschaft gewählt, weil sie in einem Vergleich sehr kostengünstig bei gleichen Leistungen, wie die berühmten Großen abschnitt. Die hat ihren Sitz irgendwo in Darmstadt. Nun brauchten wir natürlich letztes Jahr quasi nur für gut 2 Monate den Beitrag zahlen, aber wir hatten das schon aufs Jahr hochgerechnet und daher mit rund 230 bis 250 Euro Jahresgebühr gerechnet. Nun kam aber die Jahresrechnung und die Burschen wollen 398 Euro haben! Es liegt auch gleich ein mehrseitiger Erklärungswisch dabei, wo man bejammert, dass einerseits die Versicherungssteuer teurer geworden wäre, was natürlich für eine Preisanhebung in diesem Ausmaß bei weitem nicht herhalten kann, aber vor allem, dass andererseits unsere Lage hier in eine andere Kommunal - und Regional - Klassifizierung eingestuft worden sei, wodurch die Erhöhung so heftig ausfalle. Da man bei außergewöhnlichen Preissteigerungen das Recht hat, die Versicherung innerhalb eines Monats zu kündigen, werde ich das wohl tun. Die können mir mal im Mondschein begegnen und ich werfe den feisten Versicherungsschnöseln doch nicht jährlich rund 400 Euro nach. Ohne Versicherung geht's natürlich auch nicht, das heißt, es geht schon, aber das ist mir dann doch zu riskant. So muss ich mich derzeit noch umhören, wo eine Versicherung das Leistungspaket wirklich nennenswert billiger anbietet. Mehr als 250 Euro pro Jahr will und werde ich dafür keinesfalls ausgeben, das ist schon mehr als genug. Es gibt im Internet zahlreiche Vergleichsseiten für Versicherungsangebote, teils sogar mit Prämienrechner, aber die taugen alle überhaupt nichts, denn wenn man sich die mal genauer betrachtet, bevorzugen die, je nach Herausgeber, immer die eine oder andere Versicherungsgesellschaft, die dann komischerweise immer günstiger abschneidet. Besonders viele davon sind aber auch zu unübersichtlich und verwirren einen mehr, als sie einem helfen.
Die Seuche mit den Spam - Emails ist zwischen Weihnachten und Neujahr bei mir schlagartig um das 5fache angestiegen. Nicht selten fanden sich pro Tag rund 80 Spam - Emails in meinem Postfach, obwohl ich bis vor kurzem meistens eigentlich noch weitgehend von diesem Mist verschont blieb. Nun bietet mein Email - Provider, diese Firma GMX, einen kostenlosen Spamschutz an, den man selbst einstellen kann. Davon habe ich vorige Woche Gebrauch gemacht und den aktiviert. Das Ergebnis ist, dass ich jetzt nur noch etwa 3 Emails pro Tag erhalte, wovon zwar immer noch 2 Spam sind, aber dafür platzen in einem gesonderten Spam - Ordner die Ausmaße bald, da dort alle diese Spam - Emails auflaufen. Da ich normalerweise nicht täglich meine Emails abfrage, im Regelfall etwa ein- bis zweimal die Woche, eher nur einmal, um Verbindungskosten zu sparen, sammelt sich in solcher Zeitspanne dort dermaßen viel Spam an, dass es eigentlich völlig unmöglich wird, aus diesem Klumpen noch eventuelle echte Emails herauszufischen. Leider werden aber Emails von einem Bekannten aus der Gegend von Freiburg auch automatisch in diesen Spam - Ordner geschoben, wahrscheinlich weil seine Emailadresse in Teilen denen einiger Spamversender ähnelt. Wenn man dort nach einigen Tagen einen Berg von etwa 350 Spam-Emails vorfindet und daraus dann noch eine einzige echte Email herausfiltern soll, so wirft man schnell das Handtuch. Aber es soll irgendwie gehen, diese Filterkriterien so einzustellen, dass man sagen kann, die Sachen die von dieser speziellen einen Emailadresse kommen, sollen nicht nach Spam verschoben werden, obwohl sie vielleicht im Absenderkopf Teile der spamüblichen Angaben enthält. Aber wie das gehen soll, muss ich mir noch anlesen oder ausprobieren. In solchen Dingen wäre Kayla wieder fixer, wenn sie denn hier wäre.
Eine andere Begebenheit, die fast schon ein wenig lustig wirkt. Am Mittwoch fiel mir zuerst morgens früh ein blöder Kerl hier auf, der über die kleine Zufahrtsstraße mit einem ekligen Kampfhund gewandert kam. Er lies das blöde Vieh ohne Leine hier herumlaufen. Ich beobachtete das zufällig vom Fenster aus. Normalerweise laufen hier fast nie Leute herum, die ihren Hund ausführen, weil es den meisten einfach zu abgelegen liegt. Wenn sie es doch tun, ist sicher nichts dagegen zu sagen, so lange sie die an der Leine führen und die Hunde nicht vor anderleuts Anwesen ihr Geschäft machen. Aber wenn dann schon einer mit solch einem Kampfhund daher kommt und dann noch ohne Leine, das finde ich überhaupt nicht gut. Eigentlich hatte ich große Lust, diesem Idioten meine Meinung zu sagen, dafür fehlte mir aber die Zeit, da ich gerade einige Dinge zusammentrug, die ich Kayla mit ins Krankenhaus nehmen wollte. Dieser Kerl mit dem Kampfköter verschwand dann geradeaus in südlicher Richtung auf dem Weg der zu den beiden Mühlen und vorbei an dem Militärautoschrottplatz führt. Ungefähr 3 Minuten später schloss ich gerade draußen die Werkstattgarage auf, um die zusammengetragenen Sachen schon mal in den Kofferraum des Wagens zu legen, als ich ein Auto langsam herannahen hörte. Es hielt bei mir vorm Grundstück und als ich mich umschaute sah ich, dass es ein Streifenwagen der Polizei war. Einer der beiden Polizisten stieg aus und kam zu mir rüber. Er grüßte freundlich und fragte, ob ich zufällig hier jemanden mit einem Kampfhund hätte herumlaufen sehen. Das bejahte ich und zeigte ihm den Weg, den der Kerl weiter gegangen war. Dann fragte er noch, ob ich diesen Kerl hier schon öfter gesehen hätte oder ob ich wüsste, wer das ist. Beides konnte ich verneinen, dann bedankte sich der Polizist und die fuhren ganz langsam und mit ruhigem Motorlauf, fast im Standgas weiter in die von mir beschriebene Richtung. Nun wird dieses Wegstück weiter hinten sehr schlecht, da es bis vor einigen Monaten noch total zugewachsen war und der Bautrupp seinerzeit nicht alle Wurzelstücke im Wegboden richtig restlos weggemacht hat, das rief ich dem Polizisten noch hinterher. Mit einem normalen PKW wird man sich schwer tun und die Gesundheit der Reifen riskieren, besonders in einem etwa 150 m langen Zwischen - Teilstück davon. Da braucht man eigentlich einen Geländewagen oder einen Traktor, um dort noch unversehrt durchfahren zu können. Trotzdem fuhren die weiter. Nach ungefähr einer Viertelstunde kam der komische Kerl mit dem Kampfhund aus dem östlich gelegenen Weg neben den Wiesen, der zu dem See führt, von dem ich Ihnen vor etwa einem Monat mal einige Fotos beisteuerte. Also muss der diesen Rundweg durchs dichte Gebüsch gegangen sein, den wir damals auch gegangen sind, nur in umgekehrter Richtung. Somit vermutete ich, dass er sich hier auskennt. Kaum war der mit seiner Beißtöle wieder auf der kleinen Straße hier, da nahte einer der Polizisten zu Fuß aus dem Waldweg in dem sie mit dem Auto gefahren waren. Er sah von weitem den Hundekerl und rief ihm zu, dass er stehen bleiben soll. Der hingegen tat so, als hätte er das nicht gehört und beschleunigte eher sogar seine Gangart. Der Polizist lief ihm dann nach und holte ihn auch ein. Der Hund fletschte murrend die Zähne, womit er aber nach einem Kommando von dem Kerl nachließ. Der Polizist diskutierte dann eine Weile lang mit dem Kerl herum und schrieb sich wohl dessen Personalien auf und befahl ihm, zusammen mit ihm dort zu warten, was dem aber gar nicht gefiel. Dann folgte aus Richtung der Zufahrtsstraße nach einigen Minuten ein Abschlepp - LKW, der ein Stück bis in den besagten Weg zu den Mühlen fuhr. Nach 10 Minuten kam der dann, beladen mit dem Polizeiwagen, in dem noch der andere Polizist saß zurück. 2 Reifen waren an dem aufgeladenen Streifenwagen platt und hatten die Tortour über den Wurzelweg nicht überstanden. Der Hundekerl und der andere Polizist stiegen dann gemeinsam auf der Ladefläche des Abschleppwagens in den Streifenwagen, nachdem zuvor noch ein weißer Kombiwagen eines Tierheims aus Bretten den Kampfhund unter größtem Protest des Kerls abgeholt hatte. Dann fuhren alle von dannen. Immerhin hat dieses Pech der Polizisten mit den Reifen wohl nun bewirkt, dass am Freitag schon ein Bautrupp hier auftauchte, der mit einer großen Fräse den ganzen Weg in dem verwurzelten Bereich total abgefräst hat. Dafür ist jetzt dort auch kein Asphalt mehr, der wurde bei dieser Fräsaktion mit zerstört. Nach dem Abfräsen wurde der Weg in diesem Bereich mit körnigem Grobsand aufgefüllt und festgewalzt. Jetzt kann man dort wunderbar drüber fahren, jedenfalls so lange es nicht regnet. Im Regen wird das in dem Bereich eine ziemliche Matschpiste.
Damit soll es zunächst genügen. Heute fahre ich kurz nach Mittag zu Kayla ins Krankenhaus und wollte dafür noch einige frische Wäsche für sie zusammensuchen. Ich selbst esse dann zu Mittag, wenn ich von dort zurück komme und für Spätnachmittag oder Abend habe ich heute Waschtag eingeplant. So ende ich jetzt, bis demnächst, in eingeschränkter Frische
Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Villa" vom 13.01.2007
Freudige Grüße!
Endlich ist Kayla wieder daheim! Am letzten Donnerstag konnte ich sie im Krankenhaus abholen. Man hatte die Dosierungen der Medikamente, die ihren Kreislauf gezielt am Boden hielten, in den Tagen zuvor schon Schritt für Schritt wieder reduziert, so dass man sie zunehmend wieder als die alte Kayla erkannte und sie von Tag zu Tag munterer wurde und sogar wieder Pläne für unsere weiteren Renovierungsarbeiten schmiedete. Noch am Sonntag zuvor hatte es der Stationsarzt so dargestellt, als müsse sie noch 2 weitere Wochen dort bleiben. Um so besser, dass die sich anders entschieden haben. Trotzdem muss man es so sagen, die hochgebildeten Ärzte verabschiedeten sie mit einem deutlichen Achselzucken, ohne den wahren Grund für ihren Zusammenbruch gefunden zu haben. Es gab zwar während ihres Krankenhausaufenthalts die wildesten und unterschiedlichsten Gerüchte, ja mehr war es nicht, je nach dem, welcher Arzt gerade die Untersuchungen leitete. Einer meinte sogar schon, dass ein verborgenes Krebsleiden dahinter stecke, was für eine Hiobsbotschaft! Nun jedoch heißt es, dass sich das zum Glück genauso wenig bewahrheitet habe, wie die anderen, teils schon wilden Theorien, die von einer unbekannten Virusinfektion bis hin zu einem leichten Herzinfarkt reichten. Letzterer, also der Herzinfarkt oder überhaupt Probleme mit dem Herzen wurden allerdings als erste und zugleich auch als einzige Ursache völlig ausgeschlossen, da zum Glück der erste diensthabende Arzt, der die Feiertagsvertretung zwischen Weihnachten und Neujahr für seine Kollegen übernommen hatte, zufällig ein anerkannter Kardiologe ist. Er nutzte diese Zeit unter seiner Obhut dann dazu, Kayla mit seinem Spezialwissen auf den Kopf zu stellten, um gottlob zu dem Schluss zu gelangen, dass ihr Herz geradezu mustergültig gut in Schuss sei. Die anderen Theorien konnten unterdessen weder bestätigt noch richtig entkräftet werden, also der Grund bleibt offen. Da hat man natürlich ein seltsames Gefühl. Man denkt, wozu dienen all diese teuerbezahlten Spezialisten, wenn die doch nichts herausfinden? Man fragt sich auch, ob Kayla dann nicht genauso gut nach 2 Tagen schon wieder nach Hause gekonnt hätte, weil das Endergebnis im Prinzip das selbe gewesen wäre. Nach den ersten beiden Tagen stand schon fest, dass das Herz ok. ist und von da an haben die eigentlich nichts neues mehr heraus gefunden. Zum Glück muss die Krankenkasse das ja alles bezahlen, aber die Rechnung musste Kayla trotzdem gegenzeichnen, eine ungewöhnliche Praxis, oder ob das jetzt neu ist? Jedenfalls Ihnen - und mir auch - würde schwarz vor Augen, wenn man diese Rechnung selbst begleichen müsste. Alles in allem, also Krankenhausaufenthalt plus alle Arztleistungen u.s.w. kommen auf beachtliche 7.258,52 Euro und das, obwohl ja bekanntlich keine tatsächliche Behandlung erfolgt ist, da man ja keine wirkliche Ursache gefunden hat. Da kann einer schnell arm werden, wenn das die Versicherung nicht tragen würde. Unterdessen schickte mir vor einigen Tagen die Johanniter - Unfallhilfe eine Rechnung über 25 Euro als Eigenanteil für Kaylas Fahrt mit dem Kranken - Rettungswagen in die Klinik. Es sei üblich, dass man da immer einen derartigen Anteil selbst tragen müsse, egal bei welcher Krankenkasse man auch versichert ist. Ich habe mich dann zuerst einmal erkundigt und es stimmt wirklich, dass man da einen solchen Eigenanteil von tragen bzw. denen zurückerstatten muss. Wenn ich das richtig verstanden habe, aber nur für die erste Fahrt im Jahr, die mit dieser Krankheit in Verbindung steht, also wenn Kayla jetzt noch einmal zusammensacken sollte, dann wird bei der nächsten Fahrt im Rettungswagen kein Eigenanteil mehr fällig. Das heißt, eigentlich doch, denn die bisherige Fahrt war ja noch in 2006. Na ja, unter der gesundheitlichen Voraussicht ist das sicher noch das kleinste Übel.
Es ist schlicht und ergreifend schön, dass Kayla wieder hier ist und das Leben hat eine ganz andere Qualität. Es mag sentimental klingen und so was dann ausgerechnet von mir, von jemandem, der vor Kaylas Zeit sicherlich weit über 10 Jahre alleine gelebt hat und das zugegebenermaßen auch noch sehr gerne. Ich selbst habe damals nicht selten gesagt, dass ich viel lieber alleine lebe. Ich korrigiere diese Aussage jetzt im Nachhinein insofern dahingehend, dass ich hinzufüge „solange keine Partnerin von der Qualität einer Kayla oder vergleichbar da ist." Also noch mal komplett: Ich lebe viel lieber alleine, solange keine Partnerin von der Qualität einer Kayla da ist.
Nun hatte sich bei Kayla, bedingt durch den Krankenhausaufenthalt, ein gewisser Nachholbedarf an bestimmten Dingen aufgestaut, so könnte man es mal umschreiben, so dass wir hier jetzt zunächst „heissharte" Tage erlebten, die uns für nichts mehr Zeit ließen. Da werde ich aber nicht weiter drauf eingehen, das wirkt auf Außenstehende immer etwas wie pubertäres Gesülze und hat auch für Außenstehende meist keinen wirklichen Wert. Am Samstag fand Kayla, dass wir wieder ausgedehnte Spaziergänge hier im Umfeld machen sollten. Das haben wir dann auch getan. Durch die restlose Begeisterung für die alte Fabrik hatten wir bislang so ziemlich alles, was nicht im Bereich der Fabrik liegt, etwas vernachlässigt. Das heißt im Klartext, dass wir uns in nördlicher, nordöstlicher und etwas weiterer östlicher Richtung von hier noch nicht sonderlich gut auskennen. Das einzige, was wir in nördlicher Richtung kennen, ist das alte Bahnhofsgebäude, von dem ich Ihnen ganz zu Anfang unserer Zeit hier mal Fotos schickte. Südlich liegt etwas Wald, dann die Mühlen, in gleicher Richtung auf halbem Weg und dann etwas östlich der zitierte Militärautoschrottplatz. Westlich und südwestlich gesehen folgt ja aus unserer Sicht die Fabrik, dahinter die alte Bahnstrecke, dann Felder und etwas Wald und was dahinter kommt, was also sozusagen ganz westlich liegt, dass wissen wir auch noch überhaupt nicht. Östlich von hier liegen ja etwas tiefer einige Wiesen und Felder, die nach vielleicht 300 - 500 m von einem kleinen Waldstreifen begrenzt werden, hinter dem dieser Abwassersee liegt, den ich Ihnen mal per Foto präsentierte. Was aber noch weiter östlich dahinter folgt, kennen wir noch gar nicht. So schlug Kayla vor, dass wir uns am Samstag mal auf eine völlig neue Erkundungswanderung machen, entweder in dieses Gebiet noch weiter östlich hinter dem Abwassersee, in dem nördlichen Bereich hinter dem Bahnhof oder im ganz westlichen Bereich, also noch westlich hinter der Fabrik, hinter den Gleisen und hinter den Feldern, die dahinter wieder folgen. Da wir uns für keines der Gebiete spontan entscheiden konnten, haben wir eines der Gebiete ausgelost. Mehrere davon in einer Wanderung, das war nicht möglich, dafür liegen die schon zu weit voneinander entfernt. Kayla schrieb jedes der Gebiete auf ein Zettelchen und ordnete jedem eine Zahl zu. Dann ergriff sie den Taschenrechner, der eine sogenannte Zufallszahlenfunktion hat und loste damit dann das Gebiet per Zufallszahl aus. Sie werden sicher lachen und sich fragen, warum so kompliziert, aber in dem Moment fanden wir das lustig so. Die Auslosung fiel zugunsten der ganz weit westlich liegenden Gebiete aus. So wanderten wir zunächst an dem Siedlungsweg vorbei auf diesen kleinen Weg, der von der Siedlung durch einen kleinen Waldhain bis zu der ehemaligen Bahnstrecke führt. Diese überquerten wir und gingen von dort über einen Feldweg bis zum Ende der Felder, die an einem weiteren, lichten Waldhain mit großen Baumlücken enden. Wir durchschritten diesen luftigen Waldhain und waren nicht schlecht erstaunt, als wir in diesem Waldhain, genauer gesagt auf einer Art Lichtungsplatz in diesem Wäldchen ein verfallenes schloss- oder villenähnliches Anwesen entdeckten. Kayla meinte schon, darin hätte vielleicht früher mal der Besitzer der Fabrik gewohnt. Das fand ich zwar weniger, denn man muss bedenken, dass dieses Anwesen schon rund 2 km von der Fabrik in Luftlinie entfernt liegt. Sie ahnen es, natürlich habe ich Ihnen einige Fotos davon beigesteuert. Nun war es an dem Tag trüb und recht dunkel.
Villa-aussen1: verfallene Villa in einem Waldhain Also villa-aussen1 zeigt das Anwesen von außen. Wie man bei genauer Betrachtung selbst auf diesem Foto erkennt, ist das Dach stellenweise schon eingestürzt. Es war auch eigentlich sehr gefährlich, sich in das Gebäude zu begeben, weil immer etwas von oben kommen konnte oder auch weil der Boden überall nachgab, sofern er überhaupt noch da war. Es gab etliche Räume, in denen der Boden schon ganz in die Tiefe gestürzt war. Kurz hinter dem Haupt - Eingang folgte ein langer Flur. In der Mitte dieses Flurs ein schon ziemlich verfallenes Treppenhaus, wo man erst genau überlegen musste, ob man eine der beidseitigen Treppen, die ab einem gemeinsamen Mittelpodest weiter führten, überhaupt betreten sollte. Dieses Treppenhaus ist aber immerhin noch besser erhalten, als weitere Treppenhäuser am jeweiligen Ende des Flurs, da dort die Treppen sogar schon durchgefallen sind. Dieses Haupttreppenhaus ist wegen der wechselseitigen Zwischenaufteilung mal auf 1 und mal auf 2 Treppen jeweils bis zu einem Podest sehr eigenartig aufgebaut. Der Zugang vom Erdgeschoss zu dem Podest erfolgt über eine mittige Einzeltreppe, die dafür aber die doppelte Breite aufweist. Ob eine solche Konstruktion einem bestimmten Zweck diente, konnte sich mir nicht erschließen, vielleicht war das zu jener Zeit auch nur eine Modeerscheinung. Der Flur im ersten Stockwerk ist schon teils mit Schutt von einstürzenden Decken darüber liegender Stockwerke bedeckt. Sie sehen das auf villa-innen3.
Villa-innen3: im ersten Stock liegt im Flur schon der Schutt von eingestürzten Decken darüber liegender Stockwerke
Mit jedem winzigen Schritt knarrt und federt es gefährlich und im Nachhinein betrachtet, muss man sich am meisten über sich selbst wundern, dass man so unvorsichtig war, dort einfach weiter herumzuschreiten. Aber wahrscheinlich ist man im aktuellen Moment von der Atmosphäre dort so fasziniert und von der Neugierde angestachelt, dass man darauf keine Rücksicht nimmt oder derartige Bedenken automatisch ausgeschaltet werden. Auch Kayla äußerte vor Ort keinerlei Bedenken, im Gegenteil, sie spornte sogar noch zu waghalsigeren Begehungen an, wie dem ehemals sicher sehr schönen, riesigen Wohnzimmer im ersten Stock. Nun sah das Wohnzimmer auf den ersten Blick noch einigermaßen stabil aus, aber auf dem Boden dort hatte man das Gefühl, mit jedem Schritt auf einem weichen Schwamm spazieren zu gehen und schon im nächsten Moment sich eine Etage tiefer wieder zu finden. Die Decke dort war früher einmal reichhaltig verziert mit Stuckelementen und Vorsprüngen aller Art. Die kann man aber nur noch ansatzweise erahnen, weil das Zeug vorwiegend schon runtergestürzt ist oder sich regelrecht in eine Art Sand aufgelöst und selbst zerbröselt hat. Zur anderen Seite am nordöstlichen Ende des riesigen Gebäudes mündete der Flur im ersten Stock sowie sämtliche Türen der dortigen Nebenräume in einem großen, langgestreckten Zimmer an der Gebäudekante, welches von der Flurseite sogar noch mit einem alten Schild an der Tür als Musikzimmer beschriftet war. Das sehen Sie auf dem Foto villa- innen5.
Villa-innen5: ehemaliges Musikzimmer am Ende des ersten Stocks Dort war ebenfalls die Decke schon teilweise außenwandseitig eingestürzt. Immerhin entstand hier der Eindruck, als habe man irgendwann vor längerer Zeit schon einmal eine Notrettung des Gebäudes zur Bewahrung vor völligem Einsturz in Angriff genommen, dann aber wohl nicht weiter verfolgt. Dort wo Sie in gerader Draufsicht die Mauer sehen, befindet sich von außen eine normale alte Fensterfassade. Man hatte diese Mauer einfach parallel zur originalen Außenwand eingezogen, vermutlich um die restlichen Deckenteile und die Außenwand somit vor dem endgültigen Zusammenbruch zu bewahren. Diese Mauer ist aber selbst dem Anschein nach schon mindestens 20 Jahre alt. Die Begehung erstreckte sich weiterhin auf die Kellerräume, die größtenteils noch sehr gut begehbar waren und wo es u.a. noch üppig ausgestattete Küchenräume gibt, in denen sich auch noch die alten Herde und nostalgische Groß-Spülmaschinen befinden. Ich weiß nicht, ob Sie die frühen Versionen von Groß-Spülmaschinen kennen, wie sie z.B. vielleicht um 1960 herum u.a. in Hotelbetrieben verwendet wurden, aber solche Dinger stehen dort auch noch. Natürlich alles in stark vergammeltem Zustand. Des weiteren folgten ein immens großer Heizungskeller, der schon mehr an den Bauch eines alten riesigen Dampfschiffes a' la Titanic erinnerte. 4 hohe Dampfkessel für Kohlebetrieb stehen dort noch, die aber schon zur aktuellen Zeit des Hauses sicher stillgelegt worden waren, denn direkt daneben befand sich eine ebenfalls gigantische alte Ölheizungs-Kesselanlage, die ihrerseits heute sicher manchem Museum viel Freude bereiten würde. Im Raum daneben noch ein entsprechend alter und ebenfalls gigantischer Öltank, mit entsprechendem Geruch. Der Heizölgeruch umlagert ohnehin das ganze Anwesen, da dieser Tank durchgerostet ist und sich ein schwarzrostiger Ölschleim über den Boden in seitliche Abwasserrinnen zieht. Ein Umweltschützer wäre beim Anblick dieser Sache problemlos wie eine Rakete durch alle Stockwerke hindurch empor geschossen und weiter bis zum Mond geflogen und das ohne einen Tropfen des Öls dafür zu verbrauchen, alleine vor lauter Entsetzen. Schräg gegenüber schließt sich ein noch größerer Kellerraum an, der wohl vor Zeiten der Ölheizung mal der Kohlenlagerkeller war. Zu Zeiten der Kohleheizung müssen die hier mindestens 2 Beschäftigte gehabt haben, die nur die Heizung am Laufen hielten. Leider waren im Keller keine weiteren Aufnahmen möglich, da ich Idiot vergessen hatte, den Akku des Fotoapparates vor unserem Spaziergang zu laden. Ich hatte allerdings auch überhaupt nicht mit einer derartigen Entdeckung und neuen Vielfalt an Fotomotiven gerechnet. Weitere Erkundungen in den zweiten und dritten Stockwerken waren uns dann aber doch viel zu gefährlich. Ein Balken, der während unserer Begehung durchbrach und vielleicht 5 m vor uns eine Menge Schutt nachfedernd auf dem Boden ablud, auf dem wir uns befanden, holte uns in das Bewusstsein realer Gefahren zurück. Wir zogen es dann vor, das Gebäude zu verlassen. Nun, weitere Fotos waren ohnehin wegen des leeren Akkus nicht mehr möglich und mit solch einem ehemaligen Prunkbau hätten wir am allerwenigsten gerechnet. Was das nun früher einmal war, wissen wir noch nicht. Kayla vermutete ja, dass es vielleicht der Wohnsitz der früheren Fabrikinhaber war, was ich jedoch bezweifle, da dieses Anwesen dafür zu weit von der Fabrik entfernt liegt. Ich hatte eher den Eindruck, dass es früher mal eine Art Adelssitz oder so etwas ähnliches war und später vielleicht als Schulungsstätte oder sogar als Hotel genutzt wurde. Jedenfalls muss die letzte Nutzung schon ewig her sein. Ein solch (ehemals) prunkvolles Gebäude, welches doch bestimmt unter Denkmalschutz steht, einfach so verfallen zu lassen, das ist schon ungewöhnlich. Ein komplettes Umwandern des Gebäudes von außen war gar nicht möglich, weil der Bewuchs des kleinen Waldes stellenweise bis fest ans Haus reicht. Man kann mit Mühe noch 2 alte Zufahrtsstraßen erkennen und einen Parkplatz, der sich vor dem Haupteingang befindet. Diesen Parkplatz haben sich aber auch die Bäume des Waldes schon lange zurück geholt. Nun kenn ich die Wachszeiten der verschiedensten Baumarten nicht so gut, weiß wohl, das Fichten recht schnell wachsen, während Laubbäume meist schon wesentlich länger brauchen. Hier wachsen vorwiegend Laubbäume, die sich selbst gepflanzt haben und selbst die sind schon sehr hoch und kräftig, so dass man sicherlich davon ausgehen kann, dass dieses prunkvolle Anwesen schon seit mindestens 20 bis 30 Jahren leer steht, möglicherweise sogar noch länger. Da hat es uns hier in eine tolle Gegend verschlagen, in der es offensichtlich an allen Ecken und Enden etwas zu entdecken gibt. So trostlos und abgelegen manche das auf den ersten Blick finden werden, aber hier gibt's alleine durch die möglichen Entdeckungen mehr und bessere Unterhaltung, als es jedes Fernsehprogramm bieten kann.
Nach dem Besuch dieser Schlossvilla sind wir dann die Wege in und um diesen Hain noch etwas gewandert. Dabei stießen wir auf eine asphaltierte kleine Zufahrtsstraße von weiter westlich her, die vermutlich früher einmal diese Villa an den nächsten Ort anband und die heute wohl nur noch von einigen Landwirten als Zufahrt zu ihren neben dem Waldhain liegenden Feldern genutzt wird. Damit sank für mich die Wahrscheinlichkeit, dass die Villa mal etwas mit der Fabrik zu tun hatte, denn dieser Anbindungsweg führt quasi in genau entgegengesetzte Richtung. So darf man vermuten, dass diese Villa überhaupt nicht mehr zu dieser Siedlung hier gehört, sondern im Prinzip schon zu einer Gemarkung, die von der anderen Seite, viel weiter westlich erschlossen wird. Interessant war nun die Frage, wohin führt dieser Weg oder wo kommt der her? Aus Jöhlingen? - Dann hätte er mehr nach Süden oder Südwesten verschwenken müssen, aber er lief nur nach Westen. Nach Wössingen wäre somit völlig unmöglich gewesen, denn dann hätte er östlich verlaufen müssen und irgendwo unsere Siedlung queren müssen, weil das aus hiesiger Sicht sozusagen um 180 Grad verschwenkt liegt. Ich weiß es nicht, dahinter folgt eigentlich ein Berg, was aber nicht bedeutet, dass daran keine Straße entlang führen kann. Also aus rein theoretischer Betrachtung hätte das ungefähr in die Richtung von Bonartshäuser Hof führen können, einem winzigen Ort, der von uns aus eigentlich nur über den Umweg über Jöhlingen erreichbar ist, aber der müsste nach meinem Richtungsgefühl ungefähr hinter diesem besagten Berg liegen. Der Weg war uns aber zu weit, um ihm weiter zu Fuß zu folgen. Nach vielleicht 3 km weiterer Wanderung drehten wir um und gingen den gleichen Weg zurück nach Hause. Wir waren erfreut, wieder etwas tolles entdeckt zu haben und werden diese Villa sicherlich auch noch öfters besuchen. Wenn ich den Rentner hier aus der Siedlung wieder treffe, dann muss ich den mal fragen, ob der weiß, was es mit diesem ehemaligen Prunkbau auf sich hat. Das müsste der ja eigentlich wissen.
Die Renovierungsarbeiten in der Werkstattgarage haben nun erst einmal ein wenig Pause gehabt, weil die Beschäftigung mit Kayla und ihrer Akklimatisierung nach dem Krankenhausaufenthalt zweifellos wichtiger war. Nun schaute Kayla sich an, was ich in ihrer Abwesenheit hier so geleistet habe und sie war sichtlich begeistert. Sie schlägt nun vor, was ich nicht übel finde, dass wir bei der weiteren Renovierung des großen Werkstattgaragenraumes die gegenüberliegende Südwand in einer bunten Pastellfarbe anstreichen, z.B. in himmelblau oder hell-zitronengelb. Das würde dem ganzen Raum einen frischen und lockeren Charakter verleihen. Ich hatte vorgeschlagen, dass wir die nächste Woche auch noch mit den Arbeiten aussetzen, um Kayla zu schonen. Das möchte sie jedoch nicht, im Gegenteil, sie brennt vor innerem Tatendrang und würde lieber heute als morgen selbst wieder dort loslegen. Zunächst will sie silberne Farbe beschaffen, um damit bei der weiteren Renovierung im Anbau der Werkstattgarage dieses schöne große Zahnrad zu lackieren, welches heute noch rostig aufblüht. Wir werden diese Tage noch mal gezielt die Fabrik durchkämmen, denn in den brachliegenden Werkstätten dort finden sich sicherlich auch noch diverse Lacke u.s.w. Allerdings vermute ich, dass die wohl heute nicht mehr zu gebrauchen sind, weil Lacke sicherlich keine 20 Jahre überstehen ohne in der Dose hart zu werden oder sonst wie unbrauchbar zu werden.
Es gibt ja Leute, die ein Monatseinkommen haben, von dem unsereins nur träumen kann. Ich neide es denen nicht und gönne jedem sein Glück, auch wirtschaftlicher Natur. Gewiss gibt es Verdienstgrenzen, ab denen auch ich sage, dass da der extremen Lohnhöhe keine adäquate Größe der tatsächlich erbrachten Leistung mehr gegenüber stehen kann, aber das ist dann eben auch eine besondere Form des Glücks. Vor einiger Zeit berichtete ich Ihnen davon, dass hier gesagt wurde, dass jemand die alten leerstehenden Mühlenbetriebe weiter unten südlich gekauft hat. Die einzigen Anzeichen dafür, die man anfangs hier bemerkte, waren die, dass dieser in Teilen zugewachsene Weg dorthin von Gemeindearbeitern wieder freigeschnitten wurde und nach dem Malheur mit den Reifen des Polizeiwagens letzte Woche auch noch die Wurzelreste in der Fahrbahn mit einer Spezialmaschine abgefräst wurden. Jetzt tut sich aber wieder etwas. Täglich fahren einige Autos hier vorbei bis zu dem Mühlenanwesen, meist sind es Lieferwagen. Dann kam auch öfters ein großer, moderner schwarzer Audi - Kombi. Dem Geräusch nach auch ein Dieselfahrzeug, aber solch ein Dickschiff, welches auf jeder Fahrzeugseite einen Auspuff hat. Als ich gestern gerade vor der Haustüre eine neue Lampe anbrachte, hielt der besagte schwarze Audi hier vor der Tür. Ein etwa 40jähriger Mann stieg aus und kam rüber zu mir. Er stellte sich vor, Boldt oder so ähnlich, wenn ich es richtig verstanden habe, nennt er sich. In freundlichem Ton meinte er, dass wir ja sozusagen dann bald in gewisser Weise Nachbarn würden, wenn auch mit rund 2 km Distanz dazwischen. Wie sich herausstellte, war er dieser Mann, der die Mühlenbetriebe gekauft hat. So unterbrach ich meine Arbeit mit der Lampe und wir gerieten in einen durchaus angenehmen, langen Plausch. Kayla gesellte sich dann auch noch hinzu und wir haben uns sicherlich über eine Stunde unterhalten. Dieser Herr Boldt suchte eigentlich vor längerem eine größere Wohnung in Karlsruhe, in der er gleichzeitig seinen neu gegründeten Betrieb unterbringen kann. Der macht etwas mit Internet und Computer für Firmen und verdient damit nach eigenen Worten ungefähr 7.500 Euro pro Monat. Nun weiß man nie so recht, was man von selbst gemachten Angaben zum Einkommen halten soll, aber diese Zahl schien ihm mehr nur zufällig rausgerutscht zu sein, es wirkte nicht so, dass er das prahlerisch platzierte. Ich hielt es zumindest für glaubwürdig. Da er früher schon immer von einer riesigen Wohnung in der Einsamkeit geträumt habe, das jedoch nie für in Deutschland wirklich umsetzbar gehalten hatte, geriet dieser alte Traum lange in Vergessenheit. Durch einen Immobilienmakler, der ihm eigentlich ein brauchbares großes Haus nach obiger Manier in Karlsruhe besorgen sollte, erfuhr er von diesem seit über 12 Jahren stillliegenden Mühlenbetrieb und obwohl es nun eigentlich keine ästhetisch schönen Gebäude sind, verliebte er sich auf Anhieb in das Anwesen und vor allem auch in dessen absolut einsame, aber dennoch großzügige Lage. Dann habe er zuerst noch abklären müssen, ob dorthin für seinen Betrieb gute, schnelle Datenverbindungen möglich sind. Man kennt das ja schon aus dem Fernsehen, dort wurde schon oft bemängelt, dass T-Online oder auch die anderen Anbieter, die guten schnellen Datenleitungen nur in Städten und deren direktem Umfeld anbieten können, aber auf dem Land klappt es oft nicht. Solche Datenverbindungen sind aber für ihn lebenswichtig und die Telekom und T-Online hätten ihm zugesichert, dass er dort einen Breitbandanschluß haben könne. Da er sich aber nicht nur auf einen Anbieter abstützen und verlassen will, erhält er zusätzlich noch in Zusammenarbeit mit der Uni Karlsruhe, die wohl auf dem Gebiet der Computer- und Internetgeschichte führend ist, irgendwelche Datenanbindungen, die sogar über Funk arbeiten. Ab nächster Woche werden dort scharenweise die Handwerker einfallen. Zunächst werden die Gebäude alle von ihren alten Mühlenmaschinen befreit, obwohl sehr viele Maschinen stehen dort nicht mehr, außer in einem Hallenteil, wir waren ja schon mal in Teilbereichen drinnen - was ich dem natürlich nicht gesagt habe. Dann soll in einem Teil innerhalb einer Rekordzeit von nur 2 Monaten seine großzügige 300 m² - Wohnung eingebaut und zeitgleich in anderen Teilen der ganze Computerbetrieb. Wie er sagte, würden dort am Ende 4 Großrechner sowie rund 25 normale Rechnerarbeitsplätze laufen. Wenn alles fertig ist, wird er dort sogar 3 Leute einstellen, die dann für ihn arbeiten, also mit dem Computer- und Internetkram. Nun habe ich keine rechte Ahnung von so was, aber ich frage mich, wozu braucht man 25 Rechnerarbeitsplätze, wenn man tatsächlich nur 3 Leute vor Ort hat? Er fand das sehr schön, dass es hier so doch noch möglich ist, Einsamkeit zusammen mit Arbeit und Betrieb sowie mit allerweltsoffenen (so bezeichnete er das) Gesellschaftsmöglichkeiten zu verbinden. Nun soll uns so etwas nur recht sein, denn mit einem derartigen Betrieb wird er hier sicherlich keine Unruhe hinbringen. Die 3 Autos von seinen Beschäftigten, die dann pro Tag hier vorbei weiter zu den Ex-Mühlen fahren, fallen sicher nicht ins Gewicht. Andererseits stärkt es die Position der Siedlung hier, wenngleich er ja noch 2 km weiter entfernt und noch viel einsamer wohnt wie wir hier. Dort gibt es wirklich gar nichts anderes mehr, während hier ungefähr 150 m nördlich von uns, ja noch die Siedlung mit immerhin 4 weiteren Häusern ist. Ich erzählte ihm dann grob, wie es uns auch erst kürzlich hierhin verschlagen hat. Er fand unseren Entschluss von Stuttgart hierher zu ziehen sehr bemerkenswert und hielt das für eine seltene Sache, weil Stuttgart ja doch eine sehr vielfältige Stadt mit hoher Wohn- und Lebensqualität ist. Da hat er zweifellos recht, nur mit unseren bescheidenen finanziellen Mitteln wäre ein eigenes Haus in Stuttgart nie und nimmer möglich gewesen, eigentlich hier auch nicht, aber durch die glücklichen Fügungen, die Sie ja kennen mit der Abstandszahlung für die 9 Jahre Mietfreiheit, ging es halt, hier und nicht in Stuttgart. Die Immobilienpreise für solche Altbauten betragen hier sicherlich nur ein Sechstel oder noch weniger, als in Stuttgart. Also im Fall des neuen Mühleneigentümers kann man dann sicher sagen, dass er neue Technik in alten Gebäuden betreiben wird. Wie ich finde, eine interessante und gute Kombination. Wenn sich damit 7.500 Euro im Monat verdienen lassen, dann könnte man ja fast schon überlegen, ob man sich nicht doch mehr mit dem Internet befassen soll. Allerdings wird man dazu sicherlich Spezialkenntnisse benötigen, die mir fehlen.
Sicherlich kennen Sie auch die lästigen Schmeißfliegen von Werbeanrufen, die einen inzwischen mindestens 10 mal wöchentlich belästigen. Inzwischen rege ich mich aber nicht mehr darüber auf, sondern ärgere die zurück. Ich sage, dass ich sie mit dem Inhaber des Telefonanschlußes verbinden würde, dann lege ich den Hörer auf einen alten Cassettenrecorder, den ich mir dazu extra neben dem Telefon bereit gestellt habe und lasse dann eine Endlos - Musikberieselung laufen, bis dass der Anrufer die Geduld verliert und irgendwann entnervt selbst auflegt. Es hat nämlich gar keinen Zweck, sich mit diesen Schmeißfliegen zu streiten oder die als Arschloch oder dergleichen zu beleidigen, denn die rufen hartnäckig weiter an. Aber diese Methode ist viel schöner und kostet die mehr Geld, da deren Gebühren solange weiter zählen, wie sie auf die angebliche Verbindung warten. Diesen alten Cassettenrecorder hatte ich neulich auf einem Flohmarkt am Stadtrand von Karlsruhe für 3 Euro gekauft, einschließlich ungefähr 15 bespielter Cassetten, die noch dabei lagen. Der Verkäufer wollte zuerst 5 Euro dafür haben und das ohne die Cassetten, eigentlich wollte ich den gar nicht haben, aber dann kam mir die Idee, das Ding zu diesem Zweck zu verwenden. So handelte ich mit dem Verkäufer, bis ich ihn schließlich für 3 Euro einschließlich der 15 Cassetten hatte. Die Musikcassetten, die dabei sind, enthalten vorwiegend solch eine ähnliche Musik, wie sie in Kaufhäusern oder auf Flughäfen zur Berieselung der Kunden eingesetzt wird. Das Gedudel ist ja für diesen Zweck mit der vorgetäuschten Telefon-Warteschleife geradezu ideal. Anfangs habe ich aus Spaß zwischendurch immer mal kontrolliert, wie lange es dauert, bevor die die Nerven verlieren und auflegen. Das scheint doch sehr unterschiedlich ausgeprägt zu sein. Eine Dame hat es wirklich mal geschafft, fette 16 Minuten sich das Gedudel anzuhören, bevor sie die Verbindung gekappt hat. Die meisten sind allerdings nach ungefähr 2 - 3 Minuten reif und werfen das Handtuch.
Eine unangenehme Schweinerei erlebte ich am Mittwoch in Bretten. Dort fahre ich gelegentlich zu einem sehr preiswerten Getränkemarkt einige Kästen Mineralwasser sowie einen Kasten Zitronenlimonade kaufen. So auch am Mittwoch. Auf dem Rückweg meinte ich im Auto irgendwann ein komisches Knallgeräusch zu hören, habe dem aber keine Bedeutung beigemessen, weil ich dachte, das sei draußen irgendwo gewesen. Erst zu Hause sah ich die Bescherung. Im Kofferraum war in einem der Kästen eine Mineralwasserflasche explodiert und alles war nass und mit teils kleinsten Scherben übersäht. Zum Glück war es keine der Zitronenlimonadenflaschen, denn das hätte zusätzlich sicher auch noch eklig geklebt.
An dem Donnerstag, an dem ich Kayla aus dem Krankenhaus abgeholt hatte, brach des nachts und auch schon am frühen Abend hier ein unbändiger Sturm herein. Ich staunte nicht schlecht, als ich vielleicht gegen 23 Uhr hier auf der Abzweigstraße an unserem Haus vorbei zu dem Haupteingang der Fabrik, etwas großes im Dunkel huschen sah. Dort befindet sich keine offizielle Straßenlampe mehr, sondern nur eine ganz alte Straßenlampe, die wohl früher über die Fabrik lief und von der eigentlichen Straßenlampe, die ungefähr versetzt gegenüber unserer Werkstattgarageneinfahrt steht, reichte der fade Lichtschimmer nicht so recht bis dort. Aber man konnte in Umrissen erkennen, dass sich dort etwas großes schnell bewegte. Ich glaubte zuerst, es sei ein großes Wildschwein, was dort möglicherweise vom Sturm aufgeschreckt entlang läuft. Kayla hatte unterdessen unsere hervorragenden hellen LED - Taschenlampen aus dem Schrank gekramt und leuchtete damit diesen Weg aus. Siehe da, dort rollte eine große alte Rolle Maschendraht vom Sturm getrieben über mehrere 100 Meter über die Straße. Vermutlich war die vom Sturm irgendwo vom Fabrikgelände weggeblasen worden. Dann noch eine Stunde später, wir waren gerade zu Bett gegangen, hörte ich ein ständiges Poltern von der Straße und ich schaute aus dem Fenster zur Straße hin und sah, dass dort unsere Bio-Mülltonne, die zuvor hinter dem Haus gestanden hatte, quer über die Fahrbahn kullerte. Das konnte man natürlich nicht lassen. Wer weiß, wo die da noch hingekullert wäre und wir hätten sie nie wieder gefunden und zudem hätte sie mögliche Autos gefährden können, obwohl hier sicherlich nachts kein Auto mehr gekommen wäre. So blieb mir nichts anderes übrig, als mir den Anorak über den Schlafanzug zu ziehen und die Tonne von der Straße zu bergen. Zum Glück war noch nichts in der Tonne, sonst hätten wir den Dreck auch noch aufsammeln müssen. Anschließend habe ich sie an ihren Stammplatz hinter dem Haus geschoben und dort mit einem stabilen Stück Draht an einem Geländer festgebunden. Ich war noch nicht im Haus, da begann es plötzlich wie verrückt zu hageln und ich war trotz Anorak patschnass bis auf die Haut, so als hätte ich ein Vollbad in kaltem Wasser genommen. Am Freitagmorgen lag alles mögliche quer im Garten herum, was von dem Sturm dort herumgetrieben worden war. Die besagte große Rolle Maschendraht war während der Nacht wohl teils wieder zurückgeweht worden und hatte sich dann an einem Vorsprung unserer seitlichen Mauer verfangen. Bei Tag habe ich mir die mal genau besehen und die sah noch recht brauchbar aus und ich hab sie dann bei uns in den Garten gebracht. Wer weiß, so etwas kann man sicher irgendwann einmal gebrauchen.
Es gibt heute ja recht eigenartige Wettkämpfe. So warb man in Karlsruhe in Krankenhausnähe auf großen Plakaten für Landesmeisterschaften im Lego - Bauen, die dort irgendwo am letzten Samstag ausgetragen wurden. Sie kennen sicher auch diese Lego - Bausteine, aus denen man durch zusammenstecken in Windeseile Modelle von Häusern oder diversen Sachen basteln kann. Eigentlich ein Spielzeug für Kinder, aber die, die jetzt diese Meisterschaften austragen, sind wohl vorwiegend Erwachsene. Diese Legosteine gibt's sicherlich schon seit über 50 Jahren, denn ich kann mich noch daran erinnern, dass die aufkamen, als ich ungefähr 7 - 10 Jahre alt war. Vielleicht habe ich die auch nur zum ersten mal da wahrgenommen, und es gibt sie noch viel länger, aber ich glaube die standen damals noch ziemlich am Anfang, jedenfalls in Deutschland, denn die sollen ja aus Dänemark kommen. Damals war für uns aber kein Denken daran, die zu kaufen, weil die für unsere Verhältnisse viel zu teuer waren, das konnten wir uns nicht leisten. Meine Mutter beklagte damals des öfteren mehr schon fragend, wie man denn ein Spielzeug so teuer machen könne, dass es sich dann keiner leisten kann, das wäre doch ungerecht und die Kinder stünden mit großen Augen und noch größerer Enttäuschung da. Wenn ich da noch recht meine grauen Zellen beachte, war es so, dass alleine schon ein kleiner Karton mit roten Dachziegelsteinen, das waren so speziell schräg geformte Steine, mit denen man die Dächer der Häuslein machte, über 3 Mark kostete. 3 Mark waren damals sehr viel Geld für uns und in besagtem Karton waren noch nicht einmal genügend Steine, um ein komplettes Dach damit fertig zu kriegen, dafür musste man mindestens 2 dieser Kartons und noch einen weiteren mit Eck-Dachsteinen kaufen, so dass man alleine für dieses Dach damals schon vielleicht 9 bis 12 Mark ausgeben musste. Ich glaube, in den sechziger Jahren sind die dann etwas billiger geworden, aber da war ich längst aus dem Lego - Alter raus. Das weiß ich nur deshalb noch so genau, weil ein guter Schulkamerad diese Dinger immer gekauft hatte. Seine Eltern brauchten aufs Geld nicht so zu achten, da sein Vater eine damals gut florierende Bauholzhandlung hatte. Die Dinge, die dieser Junge Weihnachten zu Hause geschenkt bekam, hätten vom Anschaffungspreis her locker ausgereicht, um uns ein halbes Jahr lang zu ernähren. Ob er deshalb wirklich glücklicher war, ich glaube nicht. Mit 18 hatte der sich einen alten VW - Bus gekauft und ist damit durch die Weltgeschichte gegondelt und irgendwann nie mehr wieder gekehrt. Ich glaube, die wissen bis heute nicht, was aus dem wirklich geworden ist, aber er wurde wohl einige Jahre später für tot erklärt. Es hieß dann, er sei weitab in der Ferne angeblich ausgeraubt und ermordet worden, obwohl man seine Leiche nie gefunden hätte. Auch die Bauholzhandlung ging wenige Jahre später zugrunde. Nun hat das nichts mit seinen Lego - Steinen zu tun, aber das sind dann so die eigenen Zusammenhänge, die einem dann wieder einfallen, wenn man den Namen Lego - Steine hört.
In den nächsten Tagen wollen wir, sofern das Wetter mitspielt, weitere Erkundungs - Spaziergänge hier machen. Neben einem erneuten Gang in die Fabrik, der schon zu einer gewissen Selbstverständlichkeit geworden ist, möchten wir dann einmal das Gebiet weiter östlich hinter dem sogenannten Abwasser - See besuchen. Ich habe absolut 0 Ahnung, was da wohl kommen mag, vermute aber, dass dort nur leichte Wald- und Wiesenflächen folgen. Vom Gefühl her müsste in diese Richtung irgendwann die größere Verbindungsstraße folgen, die Jöhlingen mit Wössingen verknotet und von der hier unser winziger Abzweigweg zur Siedlung etwas weiter nördlich abzweigt.
Für heute will ich es dann einmal genügen lassen. Kayla und ich wünschen Ihnen alles Gute und weitere frühlingshafte Wintertage, auf dass die Heizkosten niedrig bleiben,
Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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