LPK-H10

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Lappenkeuler - Brief / Email "Eine Kutschfahrt, die ist lustig (stinkig)." vom 09.09.2007

Frischkühle Grüße!

Das Wetter zeigt sich schon herbstlich und an einigen Tagen war es
hier schon in der Frühe recht frisch bis unangenehm. Jetzt wo Kayla
montags immer sehr früh raus muss, wegen des Kontrolljobs in der
Papierfabrik in Karlsruhe, bemerkt man erst recht, wie kühl es dann
manchmal bereits ist.

Sind Sie schon mal mit einer Pferdekutsche gefahren? Wir nun schon,
das erste und das letzte mal! Wie so vieles im Leben, ergab es sich
ganz überraschend, dass wir in den Genuss einer kostenlosen
Kutschfahrt kamen. Wir waren an einem Sonntag, ich glaube es war
der 26. August, mit den Fahrrädern von hier bis nach Klein -
Steinbach geradelt. Dort in der Nähe, vielleicht 2 km entfernt von dem
Dorf, kamen wir auf einem sehr schön ausgebauten Fahrradweg an
einem Gestüt vorbei, welches zufällig gerade einen Tag der offenen
Tür feierte, da die auf ihr 25jähriges Bestehen zurück blickten.
Eigentlich wollten wir dort gar nicht halten und nur vorbei fahren,
aber der Radweg führte ein wenig sogar über das Gelände des Gestüts,
wodurch wir gezwungen waren, abzusteigen und das Rad per Hand
zwischen den unzähligen Besuchern der Veranstaltung zu schieben.
Dort waren mehrere Stände aufgebaut, an manchen wurden
landwirtschaftliche Produkte aus biologischem Anbau verkauft,
andere boten diverse selbst gemachte Attraktionen, wie
Büchsenwerfen, Pfeilschießen, Ponyreiten für Kinder, natürlich
mehrere Getränke- und Imbissstände und vieles mehr, dazu spielte
noch eine Dixie - Jazzband mit nostalgisch klingender Musik auf.
Ferner gab's einen kleinen Stand, eine Holzbude kann man sagen,
neben der ein paar Personen auf etwas zu warten schienen. Ein
freundlicher Herr sprach uns an und meinte, dass wir doch eine der
kostenlosen Kutschfahrten mit Führung über das Gestütsgelände und
durch ein frisches Waldstück zurück zum Ausgangspunkt mitmachen
sollten. Naja, warum eigentlich nicht, wenn's kostenlos ist? Geld hätte
ich dafür nicht ausgegeben, aber so? Der Herr, der zu den
Beschäftigten des Gestüts gehörte, bot an, unsere Fahrräder solange in
einem angrenzenden Stallgebäude zu deponieren, damit die keiner
klaut, während wir die Kutschfahrt machen. So gesellten wir uns zu
ein paar weiteren Leuten, die dort schon auf die Kutsche warteten.
Nach einigen Minuten kam eine hübsche Kutsche, die mit 2 Pferden
bespannt war. Es war so eine Kutsche, die über so ein Halbdach,
ähnlich wie bei einem Cabrioauto verfügt, nur dass dieses Halbdach
vorne keine Windschutzscheibe hatte, sondern dort ganz offen war
und hinten waren nur so schmale Pfosten, so dass man rundum
allerbeste Sicht hatte. 6 Leute passten in die Kutsche und nach dem
wir es uns auf den fein gepolsterten Sitzen bequem gemacht hatten,
ging es auch schon los. Landschaftlich war das zweifellos sehr schön,
aber eines der Pferde stank bestialisch, vielleicht auch beide, fanden
wir jedenfalls, und hinten in der Kutsche saß man immer genau in
deren Fahrtwind und bekam den Mief stets voll ab. Vielleicht litt auch
einer der beiden Gäule an Verdauungsstörungen und furzte so gasig,
ich weiß es nicht, aber so schön die vorbeiziehende Landschaft auch
war, wir waren beide heilfroh, als die Fahrt nach etwa 40 Minuten und
10 km Rundkurs zuende war. Wenn man sich vorher vielleicht noch
etwas für Pferde interessiert hat, aber spätestens nach diesem „duften"
Erlebnis ist jedes Interesse für die Tiere am absoluten Nullpunkt
angelangt. Obwohl ich mich nie für Pferde interessiert habe, aber
Kayla ein wenig, aber die halt jetzt auch gar nicht mehr. Das ist eben
Natur, könnte man sagen. An und für sich bringt man Pferde ja nicht
mit Gestank in Zusammenhang, da schon eher Kühe oder Schweine,
aber das hat uns gereicht. Wir haben unsere Fahrräder wieder aus dem
Stall geholt und waren froh, wieder auf unsern Drahteseln zu sitzen,
die stinken wenigstens nicht, auch wenn man sich dabei etwas mehr
anstrengen muss, um vom Fleck zu kommen.

Jetzt ist es sozusagen amtlich. Vor knapp 2 Monaten schrieb ich Ihnen
ja mal mehr beiläufig, dass es möglicherweise weitere Interessenten
für Teilbereiche der alten Fabrik hier gibt. Jetzt scheint es fest zu
stehen, dass ganz in der Nähe der Regenwasser - Behälterfirma, 2
weitere alte Hallen an neue Interessenten verkauft wurden. Es sind die
relativ kleinen Hallen, von denen ich seinerzeit auch berichtet hatte.
Ganz genau weiß ich zumindest von einem noch nicht, was die
herstellen oder dort machen werden, jedoch über den zweiten der
neuen Betreiber brodelte gerade erst gestern die Gerüchteküche. Beide
Hallen sind im Vergleich zur Regenwasserfirma kleine Gebäude, die
von unterschiedlichen Leuten gekauft wurden. Beide Hallen haben
weiterhin gemeinsam, dass wir noch nie drin waren, weil die immer
ordnungsgemäß verschlossen waren und bei allem Interesse für diese
alte Fabrikanlage hier, aber aufbrechen tun wir ja keine Türen. Wir
gehen bei unseren Erkundungen immer nur in Gebäude, die ohnehin
schon offen stehen. Daher wissen wir nicht, was sich bislang darin
befand. Seit mehreren Wochen wird an beiden Hallen kräftig
gearbeitet. Die größere der beiden Hallen ist nach meiner Schätzung
vielleicht zwischen 1900 und 1920 erbaut worden, in Klinker -
Backsteinbauweise und ähnelt ein wenig unserer Werkstattgarage, nur
dass sie vielleicht 3 bis 4 mal so groß ist wie diese, sie wird sicher 300
bis 400 m² aufweisen. Die andere Halle liegt etwas abseits zwischen
alten Gleisanlagen der Werksbahn, dort wo früher die Güterwagons
zur Beladung im Fabrikgelände verschoben wurden und sie dürfte
dem Baustil nach vermutlich zwischen 1950 und 1965 erbaut worden
sein, ebenfalls aus Klinkersteinen, aber schon diese etwas modernere
Sorte, die mehr orangefarbig anstatt dunkelbraun sind. Dieses
Gebäude ist kleiner als die erste Halle, sie wird vielleicht 150 bis 200
m² groß sein. Ich glaube, ich hatte Ihnen vor ein paar Wochen auch
bereits je ein Foto davon beigesteuert, wenn ich mich nicht irre. Ich
müsste mir da vielleicht mal eine Liste anfertigen darüber, welche
Fotos ich wem geschickt hatte, weil seit einiger Zeit habe ich noch per
Email Kontakt zu einer Gruppe von Leuten, die sich brennend für
Industriegeschichte interessiert und denen hatte ich auch bereits öfters
diverse Fotos von hier geschickt. Während die letztgenannte kleinere
der beiden Hallen von ihren neuen Eignern zuerst gleich äußerlich
ausgebessert wurde, durch neue Verfugungen im Mauerwerk und
Abänderungen der Eingangstore, werkelt man in der älteren und
größeren Halle drinnen in großem Stil. Zig Handwerker laufen sich
dort gegenseitig um und täglich fahren mehrmals LKW vor, die mit
Bauschutt beladene Container aufladen und wieder leere hinstellen.
Augenscheinlich sind es Überreste der alten Innenmauern, die
vermutlich alle komplett rausgerissen werden. Dort ist Großbaustelle
angesagt. Die derzeitige Zuwegung der kleineren Halle ist etwas
schwierig, weil die alte Zufahrtsstraße, eine frühere innerbetriebliche
Straße der Fabrik, an einer Stelle unpassierbar ist, da dort alte
Gleisreste vor längerer Zeit mal herausgerissen wurden, die diesen
Weg querten. Dabei wurde dieser Weg in diesem Bereich mit zerstört.
So lagert dort ein inzwischen mit Unkraut bewachsener Schuttberg
mitten in der Fahrbahn. Aber das werden die sicher ändern. Die
andere, ältere und größere Halle wird bereits mit über die neue
Stichstraße der Regenwasserbehälterfirma erschlossen. Man hat dazu
einfach in einem bisherigen kreisförmigen Wendehammer der neuen
Stichstraße ein kurzes Verbindungsstück geteert, welches nun diesen
Wendehammer mit einem vielleicht 50 m langen Stück der alten
innerbetrieblichen Fabrikstraße verbindet, die an dieser Halle vorbei
führt. Dadurch mutierte der Wendehammer quasi zu einem kleinen,
einfachen Kreisverkehr. Das war eine einfache Aktion von vielleicht 2
Stunden für eine Hand voller Straßenbauarbeiter die mit Bagger und
Teermaschine anrückten. Der größte Aufwand dabei war noch das Ab-
und Aufladen der riesigen Teermaschine mit dem eigenartigen Namen
Vögele auf einen Tieflader. Der Rentner hier aus der Siedlung will
gehört haben, dass die größere Halle nebst rund 2.000 m² Grundstück
für nur 65.000 Euro verkauft wurde und die kleinere mit rund 1.200
m² Grundstück sogar für nur 30.000 Euro, ob das stimmt, weiß ich
aber nicht. Wenn es stimmt, wäre es ja ein Spottpreis für so was und
ich glaube, dass man auch nur mit solch günstigen Preisen hier wieder
Firmen in die abgelegene und vergessene Ecke locken kann. Mit
Sicherheit werden es Firmen sein, die nicht auf irgendwelche
Laufkundschaft angewiesen sind, denn dafür ist diese Lage hier nicht
geeignet. Uns soll es nur recht sein, so lange sich das alles dort hinten
in dieser Ecke bei der Regenwasserbehälterfirma abspielt, denn davon
bekommen wir hier so gut wie gar nichts mit, weil die ja alle die neue
Zufahrtsstichstraße zur Regenwasserbehälterfirma mit benutzen.
Nun zur angedeuteten Gerüchteküche von gestern, also ganz frisch,
die sich aber zu bewahrheiten scheint. Im Bezug auf die Firma, die die
kleinste der beiden Hallen erworben hat, hieß es, dass dies in gewisser
Weise eine Art Doppelfirma sei. Ein Ehepaar aus einem Dorf hier in
der weiteren Umgebung habe diese erworben und wolle gleich 2
unterschiedliche Firmenzweige darin aufmachen. Der Mann möchte
dort eine Schnapsbrennerei für bestimmte Obstschnäpse errichten.
Eine derartige Brennerei mit entsprechendem Brennrecht, betreibe er
in seinem Heimatort schon seit 20 Jahren mehr hobbymäßig in einem
Anbauschuppen seines Hauses. Da der Absatz seiner Obstschnäpse
jedoch immer mehr ansteigt, vor allem weil etliche Gastronomen
dieses Zeug für sich entdeckt hätten, müsse er erweitern, was aber in
dem heimischen Schuppen nicht gehe. Zugleich hat seine Frau ein
kurios klingendes Firmenkonzept, unabhängig von den Schnäpsen
ihres Mannes. Die sammelt an verschiedenen Sammelstationen im
Umkreis von vielleicht 150 km und teils sogar in Frankreich, alte
Schuhe ein. Dann würden die Schuhe in einer Spezialmaschine
gereinigt und desinfiziert sowie von einer Anlernkraft auf Schäden
untersucht. Die mit kleinen Schäden oder ohne Schäden würden dann
in große Kisten verpackt und an eine Vertriebsfirma geliefert, die sie
vor allem nach Afrika und Lateinamerika verkauft. Das würde sich
lohnen, weil die enorme Menge das Geld bringt, nicht das einzelne
Paar Schuhe. Die Schuhe die irreparabel kaputt sind, würden in einer
anderen Maschine geschreddert und das dabei entstehende Granulat an
eine Firma in Pforzheim ausgeliefert, die daraus Antirutschbeläge und
ähnliche Dinge herstellt. Um diese beiden völlig unterschiedlichen
Betriebszweige von Mann und Frau in der kleinsten Halle zu
vereinigen, soll entsprechend dem Raumbedarf diese Halle innen mit
einer Mauer unterteilt werden. Wer hätte je gedacht, dass sich mit
alten Schuhen noch Geld verdienen lässt? Der Betriebsteil des Mannes
mit dem Obstschnapsbrennen, das ist wohl vor allem nur ein
Saisongeschäft, wo also nur zu der Erntezeit der jeweiligen Früchte
dort viel Betrieb herrschen wird und danach wahrscheinlich wieder
mehr Ruhe einkehrt, während die Schuhgeschichte wohl dauernd
weiterläuft. Für die Sache mit der Brennerei spricht auch, dass ich
zufällig beobachtet habe, wie letzten Donnerstag ein offener LKW
dort sich soweit es ging an die Halle herangetastet hat, dann wurden
Gerätschaften abgeladen und über den Schuttberg im Einfahrtsweg bis
in die Halle geschleppt, die an Brennblasen und ähnliches erinnerten.
Heute früh, noch im Dunkeln, vielleicht gegen 6 Uhr, rückte ein
Bagger dort an. Ich vermute, dass der die erwähnten Schuttberge im
Einfahrtsbereich beiseite schaffen soll, damit die endlich ihre Halle
per Auto erreichen können. Sie sehen, es tut sich hier wieder etwas.

Neulich hatte ich Ihnen in einem der letzten Schreiben davon
berichtet, dass man unser altes, geklautes Auto, den VW - Golf - TDI -
Variant, jetzt nach weit über einem Jahr in Tschechien
wiedergefunden hatte. Die Versicherung bot uns ja an, den Wagen
zum heutigen Zeitwert zurück zu nehmen und mein Autobekannter
hätte bei einer günstigen Ausgleichszahlung daran Interesse gehabt.
Ich sollte mich deshalb mit einem Herrn Reinhards von einer Stelle
der Versicherung zusammensetzen. So habe ich den angerufen. Am
Telefon war aber nur eine Sekretärin, die uns wissen ließ, dass der
Reinhards noch in Urlaub sei, aber 4 Tage später wieder im Dienst
wäre. So rief ich den 4 Tage später an. Das ist ein komischer Typ, da
er überhaupt keine Angaben über den Zeitwert machen wollte, den die
Versicherung von mir haben möchte, wenn wir den Wagen zurück
nähmen. Er wiederholte nur ständig aus seinen Akten den Betrag, den
wir damals von der Versicherung erhalten hatten, aber dass die den
natürlich nicht komplett wieder kriegen, dürfte wohl klar sein, weil
der Zustand des Wagens ja auch heute ein ganz anderer ist, als damals.
In einem barschen Unterton meinte der dann, ich solle einfach mal ein
Angebot unterbreiten, dann könne man weiter sehen. Als ich dann
nachhakte, in welcher Höhe deren Preisvorstellungen für eine
Rücknahme so angesiedelt wären, wurde er gleich pampig und
meckerte, dass er mir gerade bereits erklärt habe, dass ich zuerst
einfach mal ein unverbindliches Angebot für eine Rücknahmesumme
machen soll, das ginge aber nur schriftlich. Eigentlich hatte ich da
schon keine Lust mehr, weiter mit diesem Idioten zu verhandeln, habe
die Sache so meinem Autobekannten mitgeteilt. Der meinte, man
würde sich ja nichts damit vergeben, ich soll einfach mal ein
schriftliches Angebot über 800 Euro unterbreiten, dann würden die
schon irgendwie reagieren. Er befand allerdings auch, dass ich zuvor
noch mal dort anrufen soll und um eine Besichtigungsmöglichkeit
bitten soll, damit man sich wirklich erst mal ein genaues Bild über den
heutigen Zustand machen kann. Das haben wir dann so gemacht. Der
Reinhards sagte, dass wir für die Besichtigung extra nach Deggendorf
in Bayern fahren müssten, wo der immer noch auf einem Lagerplatz
steht. Da meinte mein Autobekannter, dass dies mit dem ungewissen
Ausgang zu lästig sei, dafür extra vielleicht über 350 Kilometer hin
und wieder zurück, also über 700 km zu fahren. Ihm kam aber die
Idee, da gibt es wohl ein Netzwerk aus Autosachverständigen, die
bundesweit zusammenarbeiten und darüber hat er einen ebensolchen
in der Gegend von Deggendorf gefunden und den dann dorthin
geschickt. Der muss natürlich bezahlt werden und der verlangte,
sozusagen unter Kollegen, von meinem Autobekannten 60 Euro dafür,
normalerweise kostet dessen Bewertung das Dreifache. So lief das
alles und der Sachverständige kam zu dem Urteil, dass der
Reparaturaufwand im Kostenbereich von etwa 1.100 bis 1.500 Euro
läge, ohne jetzt das nach wie vor gestohlene Autoradio mit
einzurechnen. Der Zeitwert im jetzigen, noch unreparierten Zustand
liege bei rund 2.700 bis 3.000 Euro und der Wagen würde noch
einwandfrei fahren. So haben wir dann doch das Spiel fortgesetzt und
ich habe schriftlich im Auftrag meines Autobekannten 800 Euro für
den Wagen geboten. Nach weniger als einer Woche bekam ich schon
eine schriftliche Antwort, dass man sich für mein Angebot bedanke, es
sei aber als zu niedrig gewertet worden. Man müsse für den Wagen
mindestens 2.100 Euro erzielen. Nach Zahlung dieses Betrages könne
ich ihn sofort in Deggendorf abholen. So habe ich das dann wieder
meinem Autobekannten erzählt, er meinte darauf, ich solle noch einen
weiteren Angebotsbrief schreiben und mitteilen, dass die Schäden
doch so erheblich wären, dass ich daher allerhöchstens 1.300 Euro für
den Wagen bieten würde und dass 2.100 Euro einfach zuviel wären
für den Zustand und weil auch das Radio fehlen würde. So habe ich
das dann auch gemacht. Die Versicherung hat dann wieder schnell
geantwortet, dass sie den Wagen neben 6 anderen Fahrzeugen am 4.
September um 10.30 Uhr in Deggendorf auf dem bezeichneten
Lagerplatz zur Versteigerung aufrufe. An dieser Versteigerung könne
ich ja gerne teilnehmen und es sei kein Limit gesetzt, so dass eine
gewisse Chance bestünde, den Wagen zu einem günstigeren Preis
unter 2.100 Euro zu ersteigern, sofern kein anderer da ist, der mehr
bietet. Dieses Schreiben habe ich dann wieder meinem Autobekannten
gezeigt und der meinte, es sei schade, aber das lohne sich nicht, weil
wenn die einmal zur Versteigerung aufrufen, dann würde das auch in
entsprechenden Kreisen durch Kleinanzeigen bekannt gemacht und
dabei würden dann vorwiegend Händler auftreten, die dieses relativ
begehrte Modell mit Sicherheit für einen Preis ersteigern, der sich für
meinen Autobekannten bei der weiten Anreise und der erforderlichen
Reparatur nicht mehr rechnet. So hat er 60 Euro für den
Sachverständigen umsonst investiert, aber da kann man halt nichts
machen.

Vor wenigen Tagen habe ich ausgiebig mit dem Besitzer des
Militärauto - Schrottplatzes gesprochen. Wir kamen ins Gespräch, als
Kayla und ich zu Fuß dort unten lang wanderten und er gerade dabei
war, den straßenseitigen Zaun seines Anwesens zu erneuern. Er setzt
jetzt richtig stabile Pfeiler auf, mit Betonsockel und zwischen den
Pfeilern wird dann so eine Art doppelter Luxus - Baustahlmatten aus
dickerem und beschichtetem Material hochkant festgeschraubt. Sehr
stabil alles und als Krönung kommt oben drüber noch ein glänzender
Nirostadraht, der in Isolatoren aufgehangen ist und der nach der
Fertigstellung laut seinen Worten unter 500 Volt gesetzt wird. Da wird
sich dann so leicht kein Ökowichser mehr drauf trauen, wie er diese
Leute immer nennt, die ihm hier das Leben schwer machen wollen.
Natürlich kann er zweifellos nicht das Gesamtgelände umzäunen,
dafür ist es viel zu groß, das würde mehrere hunderttausend Euro
alleine an Material kosten, geschweige von dem unbezifferbaren
Arbeitsaufwand. Eingezäunt wird nur der kürzere vordere Bereich, der
gleich von der kleinen Straße zu den Mühlen zugänglich ist. Er sagte,
dass er nun den Schrottplatz tatsächlich als Kunstobjekt deklariert
hätte. Die Erteilung einer dazu erforderlichen Genehmigung, also um
den Platz so beizubehalten, wie er jetzt ist, würde vom zuständigen
Landratsamt geprüft und davon abhängig gemacht, ob in Zukunft
Vorsorge getroffen wird, dass vor allem keine Öle oder sonstigen
Verunreinigungen von den Fahrzeugen in den Erdboden und ins
Grundwasser gelangen. Eine Auflage wäre hierzu, dass er an allen
Fahrzeugen, die auf nicht versiegelten Flächen stehen, sämtliche Öle
und Benzinreste fachgerecht ablässt und entsorgt oder dass er
ersatzweise alle Fahrzeuge nur auf die hier und da vorhandenen
versiegelten Flächenteile stellt, also das sind betonierte und
asphaltiere Grundstücksteile auf dem Gelände, wo beispielsweise
früher mal Parkplätze, Straßen, Wege, innerbetriebliche Plätze u.s.w.
waren. Diese Stellen sieht man heute aber eigentlich nicht mehr, weil
auch dort schon weitgehend alles mit Unkraut überwuchert ist. Da
habe ich ihn gefragt, welchen Zweck für ihn denn so marodierte Autos
noch erfüllen würden, ob sich der ganze Aufwand denn dafür
überhaupt noch lohne? Er befand, dass ihm alleine schon die Tatsache
Lohn genug wäre, über die schwachsinnigen Ökowichser einen Sieg
errungen zu haben. Ich war mir nicht so ganz sicher, ob er das ernst
meinte oder ob das nur ein satirischer Hieb war. So fragte ich ihn, ob
er denn nun wieder hier in die Gegend ziehen würde, damit er näher
an seinem doch immerhin stattlichen Eigentum wäre? Er verneinte das
aber und sagte fast schon etwas entrüstet, dass er auf keinen Fall
wieder aus Belgien wegziehen würde, dass er aber trotz des recht
weiten Weges mindestens einmal wöchentlich hierher kommen wird.
Er hat sich dazu bereits extra einen großen gebrauchten Wohnwagen
auf das Gelände gestellt, in dem er vorerst immer dann lebt, wenn er
sich hier aufhält. Es befinden sich aber auch noch vereinzelt
beachtliche Gebäudereste von der früheren Kalimine auf dem
Grundstück, allerdings sind die in miserablem Zustand und
größtenteils regelrecht ins Dickicht eingewachsen, aber davon will er
welche renovieren und die dann als provisorisches Domizil herrichten,
für die Zeiten, die er künftig hier verbringt. Von einem dieser
Restgebäude der früheren Kalimine habe ich Ihnen übrigens auch ein
Foto beigesteuert, doch dazu weiter unten mehr. Er sagte, dass er in
Belgien ungefähr 50 km von Aachen entfernt wohnen würde und seine
Lebensgefährtin sei aus Aachen, weshalb auch sein Auto ein
deutsches Kennzeichen von dort hat. Also der Wagen ist auf seine
Lebensgefährtin angemeldet, die ich aber hier noch nie gesehen habe.
Dann gerieten wir irgendwie über die sogenannten guten alten Zeiten
ins Gespräch und er schwärmte dann schnell von den alten Autos von
früher und sagte, dass er auf dem Gelände weiter hinten auch noch
etwa 200 alte Zivil - PKW aus der Zeit von zwischen 1950 und 1975
stehen habe, die aber leider größtenteils doch sehr marode wären. In
diesem Bereich sind wir bislang noch nie gewesen und er lud uns
spontan ein, das zu besichtigen. Ich sage Ihnen uns blieb die Stimme
im Halse stecken, als wir das sahen. Eine regelrechte Schrott - Avenue
befindet sich mitten im Wald, wo Auto an Auto, wie in einem großen
Stau aus Schrottfahrzeugen steht.

Per Satellit wird seit längerem ein privates Fernsehprogramm hier aus
der Umgebung ausgestrahlt, das ist der Kanal mit dem Namen
RNF, was soviel heißt, wie „Rhein - Neckar - Fernsehen". Produziert
wird das wohl in Karlsruhe, wo dieser Sender meines Wissens auch
seinen Sitz hat. Die haben nach meiner Meinung ihre völlig eigene
Machart, die man so bei keinem der etablierten anderen Kanäle findet,
die es dem Zuschauer unendlich schwierig macht, zwischen normalen
Informationsbeiträgen und Werbung zu unterscheiden. Sie werden
sicher sagen, das bemerkt man doch sofort, ob man nun Werbung um
die Ohren und Augen gehauen kriegt oder ob es ein normaler
Sendungsbeitrag ist, aber so einfach ist das dort nicht immer.
Zuweilen tragen normale Moderatorinnen oder Moderatoren, die
vielleicht sonst auch die Nachrichten lesen, in ganz normaler Machart
einen Beitrag vor, beispielsweise über irgendwelche Gebäude im
Umfeld von Karlsruhe, und dann schießen sie ganz sachlich nach, dass
Leute, die Interesse am Kauf oder Anmietung der Gebäude hätten,
sich bitte bei einer angegebenen Telefonnummer oder Email-Adresse
melden mögen. Oder es folgt ein Beitrag über die Arbeit in einer
Autowerkstatt und dann heißt es am Ende, die so gut gewarteten
Fahrzeuge können Sie gleich dort beim Autohaus XY in der
Dingsbumsstraße kaufen. Es ist auch nicht so, dass man diese Art der
Werbung aufdringlich findet, sie wird quasi zu einem
unaufdringlichen Bestandteil der Sachbeiträge, der fast schon den
Anschein erweckt, zwingend zur inhaltlichen Information dazu zu
gehören. Wissen Sie, wenn die normale Werbung im Fernsehen
sozusagen über einen hereinbricht, mit den üblichen Argumenten und
in der üblichen Machart, dann erkennt man das sofort, es nervt und
sogleich schalte ich um auf einen anderen Kanal, wo gerade keine
Werbung läuft. Das führt in unserem Fall daher auch automatisch
dazu, dass wir kaum die Programme ansehen, die ständig von
Werbung unterbrochen werden, wie beispielsweise SAT 1, die
diversen RTL - Programme und wie diese Werbekandidaten noch alle
heißen, weil es nervt uns wirklich endlos, wenn gerade eine
interessante Szene läuft und die dann schlagartig von Werbung
abgehackt wird. Das ärgert mich und ich schaue nicht Fernsehen, um
mich zu ärgern, daher lasse ich solche Programme lieber gleich ganz
links liegen. So habe ich auch gleich nach der Einrichtung der
Satellitenanlage wieder alle Programme aus dem Receiver ganz
gelöscht, die diese Ganztageswerbung bringen, also ich meine damit
diese überaus primitiv und geradezu dümmlich gemachten
Verkaufskanäle, wo ein billiger Drittklasse-Propagandist als
Moderator getarnt den Leuten irgendwelchen Schrott oder eine Reise
aufschwatzen will. Es ist ja leider so, dass bei einem Sendersuchlauf
immer alle Kanäle gefunden werden, auch solche, so lösche ich die
danach immer einzeln von Hand, weil ich finde, dass jeder
Speicherplatz im Receiver zu schade ist für diesen Müll. Es müsste
eine Möglichkeit geben, bei einem Sendersuchlauf vorher festzulegen,
dass Verkaufs- und Werbekanäle erst gar nicht in die Senderliste
aufgenommen und auch nicht gespeichert werden. Aber zurück zum
RNF, deren Werbung ist teils so gekonnt in die Sachbeiträge
eingebettet, dass sie selbst mich nicht wirklich stört und das will schon
was heißen. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass deren
Werbung auf mich eine Wirkung ausüben würde, ich behaupte mal,
dass ich mich davon bislang auch noch nie habe zu einem Kauf
verleiten lassen. Es scheint ohnehin vorwiegend Werbung für
irgendwelche Immobilien- oder Finanzsachen, Autohäuser und
sonstige eher hochpreisigen Dinge zu sein. In Finanzsachen sagt mein
Autobekannter immer, die beste Finanzberatung die man einem mit
auf den Weg geben könne, wäre die, niemals auf Finanzberater zu
hören und oft sogar genau das Gegenteil von dem zu tun, was einem
die Finanzberater der Banken empfehlen. Diese Meinung von ihm
kommt nicht von ungefähr, denn er sagt, dass er sich in seinem Leben
4 mal auf die Ratschläge von Bankmitarbeitern verlassen habe und
alle 4 mal sei es in die Hose gegangen und er habe heftige Verluste
erlitten. Hätte er hingegen das getan, was er selbst, ohne jede Beratung
mit dem Geld vorgehabt hätte, dann hätte er zwar nur geringe
Gewinne eingestrichen, aber eben besser geringe Gewinne, als große
Verluste. Daher hat er mit seiner Hausbank ein Abkommen getroffen,
dass die ihm bloß nicht mit Beratungen auf den Pelz rücken sollen.
Doch das ist wieder eine ganz andere Baustelle, die mit RNF nichts zu
tun hat.

Jetzt zu unserer Fotoecke, wenn man so will. Wie schon weiter vorne
angedeutet, habe ich auch wieder vom Militärautoschrottplatz 3 Fotos
beigesteuert. Bei allerschönstem Sonnenschein entstand das Foto
halle-militaerautoschrottplatz1. Leider wehte ziemlich der Wind, so
dass durch das Geflatter der Äste die Konturen der Bäume etwas
verwaschen wirken, aber der Wind lässt sich nun mal draußen leider
nicht abstellen, nur weil man fotografieren will. Der Hallenrest, der
dort so zugewachsen wie ein verwunschenes Schloss im Waldhain
steht, ist noch ein Überbleibsel der früheren Kalimine, die sich bis vor
etwa 35 Jahren mal auf dem Gelände des Schrottplatzes befand. Das
liegt aber so tief und gut in dem Waldhain versteckt, dass es uns erst
kürzlich aufgefallen ist, und auch das nur, weil der
Grundstücksbesitzer uns selbst darauf hingewiesen hatte.
 
h
alle-militaerautoschrottplatz1: wie ein verwunschenes
Schloss stehen die Überreste einer einst recht großen
Maschinenhalle im Walddickicht

Es stehen auf ähnliche Weise noch weitere Gebäude oder besser
gesagt Gebäudereste in diesem teils verwilderten Bereich, die man
aber nur schwer entdecken kann, weil es dort keine Wege mehr gibt,
die nicht ebenfalls schon total zugewachsen sind. Genauso ging es mit
dem Foto schrottavenue. Es zeigt einen Waldweg weit hinten in
diesem Waldhain, der auf einer Länge von etwa 400 m regelrecht mit
zivilen Schrottautos aus den 50iger und 60iger Jahren zugeparkt ist.
Die stehen dort zwei- und dreireihig sowie stellenweise auch noch
quer zwischen den Bäumen. Es wirkt fast so, als stünden die
Fahrzeuge in einem Stau. Überspitzt könnte man sagen, ein Stau, der
sich nie mehr aufgelöst hat und andauerte, bis dass die Autos verrostet
und zerfallen waren.
 
schrottavenue: wie während eines Staus, der nie sich nie
auflöste, auf der Straße eingerostet stehen Autos, deren
Baujahr vorwiegend zwischen 1950 und 1970 gelegen
haben dürfte.

Leider herrschten zwischen den Bäumen äußerst ungünstige
Lichtverhältnisse mit Teilgegenlicht, welches zwischen den Bäumen
einfiel, was die Kamera dazu veranlasste, die Helligkeit automatisch
zu weit zurück zu fahren, so dass das Foto qualitativ trotz schönsten
Sonnenscheins an diesem Tag nicht viel taugt. Ich hatte den Eindruck,
dass die meisten der Bäume in diesem Bereich krank sind, weil vor
allem deren untere Hälften wie abgestorben wirkten. Vielleicht eine
Auswirkung von Öl oder Benzin, welches in den Boden gelangt ist?
Ebenso auf diesem Gelände entdeckten wir ziemlich am südöstlichen
Rand des Grundstücks, wo der Waldhain selbst schon vorbei ist, eine
eigenartige alte Anlage. Aus dem Boden kommen dort sehr dicke alte
rostige Eisenrohre, diese führen in einen vielleicht 12 m großen,
waagerechten Kessel, unter dem sich 8 riesengroße Gasbrenner
befinden, die von rostigen Gitterkonstruktionen umgeben sind, damit
man da wohl früher nicht reinfassen und sich die Finger verbrennen
konnte. Daneben dann die auf dem Foto schrottplatz-anlage
ersichtliche Anlage, mit der Eisentreppe und einem alten
Eisenschornstein, der oben drauf einen Deckel hat mit dem man ihn
wohl von unten per Hebelbetätigung verschließen konnte, wenn er
nicht gebraucht wurde. Wozu das diente, weiß ich nicht, es ist ortsfest
im Boden auf stabilen Betonfundamenten installiert, und ich hatte
auch noch keine Gelegenheit den Eigentümer des Grundstücks danach
zu fragen.
 
schrottplatz-anlage: eine eigenartige alte Anlage
einschließlich eines Schornsteines, der einen Deckel oben drauf hat.
Überhaupt haben wir in den zurückliegenden Wochen wieder vieles
entdeckt und das alles in der direkten Nahumgebung, wo wir doch fast
schon glaubten, bald alles zu kennen. Jetzt wissen wir auch endlich,
warum die „Eingeborenen" hier immer von dem Weg zu den beiden
Mühlen sprechen, während wir ja immer nur auf eine Mühle am Ende
des Mühlenweges gestoßen waren, die heute von einem Computer-
und Internetdienstleister genutzt wird. Dieser Mühlenweg ist ja der
gleiche Weg, von dem etwa 500 - 700 m südlich von hier auf der
linken Seite die Einfahrt zu dem Militärautoschrottplatz abzweigt.
Diese Einfahrt führt ganz links gleich auf den Militärautoschrottplatz,
begeht man sie aber leicht links und dann mehr geradeaus, dann geht
es als einfacher Waldweg weiter, der nach etwa 150 Metern an dem
Gebäude vorbei kommt, welches ich Ihnen vor längerem mal als
Waldtrichter per Foto zeigte. Dieses gehörte ja ebenso zu der früheren
Kalimine dort, wie auch der Schrottplatz selbst. Der Trichter nebst
seinen Anlagen dient heute noch irgendwie zur Entlüftung und
Entwässerung der Überreste der alten Schächte der Kalimine, auch
wenn die schon seit vielleicht 1973 nicht mehr genutzt werden. Wozu
das dann trotzdem noch notwendig ist, weiß ich nicht genau, aber der
Rentner deutete an, es sei wichtig; vielleicht weil das sonst unten
einstürzt und hier oben für Risse in den Hauswänden sorgt. Zweigt
man kurz vor diesem Waldtrichter nach rechts ab, wo an dieser Stelle
ein relativ breiter Waldweg scharf rechts beginnt, den wir aber bislang
noch nie gegangen waren, weil wir glaubten, da folgen nur noch
Bäume, dann gelangt man nach vielleicht 500 m auf eine große
Waldwiese, an deren anderem Ende ein weiteres altes fabrikähnliches
Gebäude steht. Allerdings um Welten kleiner, als „unsere" alte Fabrik.
Eigentlich muss man sagen es ist mehr ein Gebäudeensemble,
wenngleich alle Gebäude zu einem Gesamtgebäude
zusammengemauert sind. Ein Teil davon war von der Wiesenseite her
sogar mit rotweissem Flatterband abgesperrt, weil dort ein tiefer
Grabenschacht folgt, der unter einer großen Toreinfahrt in die Tiefe
führt. In dem vorderen Gebäudeteil, der früher vielleicht die
Verwaltung beherbergte, fand ich im Innenflur noch ein uraltes
Messingschild, worauf stand „Sprengmittel- und Schwarzpulverfabrik
Dr. A. Stocklossa". Als ich das ein paar Tage später dem Rentner
erzählte, sagte der, das sei die alte Pulvermühle. Also war das die
Mühle Nr. 2, die wir bislang immer vergeblich neben oder hinter der
anderen alten Groß-Getreidemühle gesucht hatten. Da hätten wir im
Bereich der anderen Mühle noch lange vergebens suchen können,
denn es ist ja quasi eine ganz andere Himmelsrichtung, während die
große Ex-Getreidemühle, wo heute der Internetheini haust, total
südlich mit einem leichten Drall nach Westen liegt, liegt diese
Pulvermühle zwar ein Stück am gleichen Weg, schwenkt dann aber
von diesem doch stark östlich weg, also insgesamt südöstlich von hier,
mit der Betonung auf östlich. Ich schätze, dass zwischen beiden
Mühlen ein Abstand von über 2 km liegt, weil deren Lage zueinander
quasi scherenförmig auseinander läuft. Zurück zur neuentdeckten
Pulvermühle. An der rückwärtigen Seite des Gebäudes fließt ein
kleiner Bach, wo auch noch 3 kleine Brücken gleich von der alten
Pulvermühle rüber zu Wegen führen, die schon längst so zugewachsen
sind, dass sie eigentlich nicht mehr existieren. Der Rentner erzählte
uns, dass diese Brücken auf der anderen Seite des Baches früher zu
mehreren einzelnen kleinen Betonhäuslein führten, in denen die
brisanten Mischungen von einer einzelnen Person angefertigt wurden.
Das sei aus Explosionsschutzgründen so gewesen, damit bei einem
Betriebsunfall an einem einzigen Produktionsplatz nicht gleich die
ganze Fabrik in die Luft flog. Der Rentner meinte, vermutlich
befinden sich diese Beton-Mischbunker auch noch in diesem
zugewachsenen Dickicht, jedenfalls wären die vor rund 5 Jahren noch
dort gewesen, als er zum letzten mal in diesem Bereich gewandert
wäre. Beides sehen Sie auf den Fotos pulvermuehle1 und 2 sehr
schön, wobei das Bild 2 von der ersten der erwähnten kleinen Brücken
geschossen wurde.

 
pulvermuehle1: Teil - Frontansicht der alten Pulvermühle
bzw. Sprengstoff- und Munitionsfabrik Dr. Stocklossa,
insbesondere die Verwaltung und ein Labor dürften in
diesem rechten Gebäudeteil gewesen sein. Die eigentliche,
kleine Fabrikhalle folgt links.
 
pulvermuehle2: Die Rückansicht der alten Anlage, gleich
an einem kleinen Bach gelegen, der aber eine enorme
Strömung aufwies.

Dem ganzen Erscheinungsbild nach muss auch diese
Sprengstofffabrik schon Ewigkeiten verlassen sein und der Rentner
hier sagte, dass die schon Anfang der 70iger Jahre dicht gemacht
hätten und es habe immer Gerüchte gegeben, dass es in dem Anwesen
spuken soll, was natürlich hanebüchener Unsinn ist, aber es gibt ja
Leute, die für solches Gedankengut empfänglich sind. Der Rentner
meinte, dieses nahezu lächerliche Gerücht würde gerne damit
begründet, dass sich da die unruhigen Seelen der mit den dort
hergestellten Produkten getöteten Personen melden würden, weil die
auch ganz gefährliche Munition hergestellt hätten. Belegt sei
hingegen, so der Rentner, dass in dem Gemäuer seit seiner Stilllegung
insgesamt 3 Personen spurlos verschwunden wären. Man wisse
angeblich nur definitiv, dass sie in das Gebäude gegangen wären, weil
es dafür seinerzeit mehrere Augenzeugen gab, aber aufwändige
Durchsuchungen nach dem gemeldeten Verschwinden, hätten von
denen überhaupt keinerlei Anhaltspunkte mehr hervor gebracht. Naja,
soll man da noch herausfiltern, was Märchen, Legende oder Tatsache
ist, zumal der letzte Vorfall davon auch schon über 15 Jahre her sein
soll? Das wird uns sicherlich nicht davon abhalten, eines Tages auch
einmal eine Innen-Exkursion durch diese alte Pulvermühle zu machen,
allerdings braucht so etwas viel Zeit, weil man ja möglichst alles
sehen will und daher haben wir das bislang noch nicht gemacht. Wir
sind inzwischen in Sachen Exkursionen auf solchem Alt-
Industrieterrain ja geübt und haben uns erst kürzlich auf einem
Flohmarkt in Karlsruhe 2 gebrauchte knallgelbe Schutzhelme besorgt,
die wir künftig bei etwas gefährlicheren Exkursionen tragen werden.
Hintergrund dafür war zum einem, dass diese Helme gerade sehr
günstig angeboten wurden, wir haben 6 Euro für beide zusammen
gegeben und die sind sehr gut erhalten, aber auch zum anderen, dass
ich es langsam leid war, mir bei fast jeder Exkursion 20 mal den
Schädel an irgendwelchen Ecken anzustoßen, die man im Halbdunkel
zu spät erkennt. Überspitzt könnte man sagen, dass meine Birne von
zig Beulen und Abschürfungen verziert wird, alles nur wegen unserer
Exkursionen. Der Autobekannte meinte schon scherzhaft, ob Kayla
mich täglich verprügeln würde oder ob unser Sexleben solche
stürmischen Praktiken aufweise. Doch zurück zu weiteren Fotos.

 
zufahrtsstrasse: die Straße zu unserer Siedlung, relativ
weit oben, noch unweit der Abzweigung von der Bundesstraße.
Bremsspuren in der Mitte zeigen, wo der Unfall war.

Am 29. August, ein Dienstag war das, gab es hier weiter oben in dem
Zufahrtsweg einen für hiesige Verhältnisse schweren Verkehrsunfall.
Normalerweise herrscht hier ja wenig Betrieb, nur in dem oberen Teil
ist ja seit der Neueröffnung der Regenwasserbehälterfabrik doch
schon einiges an Verkehr, besonders die vielleicht 50 bis 70 LKW, die
das Werk inzwischen täglich ansteuern, sorgen natürlich für gewisse
Probleme, da die Straße ja recht schmal ist und eigentlich nicht für
regen LKW - Verkehr konzipiert wurde, weil damals, als die Fabrik
noch lief, wohl alles per Bahn verfrachtet wurde. Nun hat man diese
kleine Straße, von der ich Ihnen auch letztes Jahr schon mal ein
kleines Foto schickte, im oberen Bereich, wo die von der Haupt-
Landstraße abzweigt bis zu dem Abzweig vorne an der Siedlung, wo
der neue Zufahrtsweg zu der Fabrik beginnt, vor vielleicht 2 Monaten
etwas ausgebaut und sogar mit solchen Kunststoff-Leitpfosten
versehen. Trotzdem wird es immer noch eng, wenn ein LKW
entgegen kommt. Hinzu kommt, dass auf den, bei meinem damaligen
Foto noch völlig freien Feldern, zu der Unfallzeit überall sehr hoch
der Mais stand, was zu ziemlichen Sichtbeeinträchtigungen führte.
Am besagten Tag kam nun ein beladener LKW von der
Regenwasserbehälterfirma zurück und fuhr dort in Richtung des
Abzweiges zur B 293, zugleich kam ein Mini, gesteuert von einer
Frau, auf der falschen Fahrbahnseite entgegen. Als die Mini-Fahrerin
den LKW erblickte, hat sie einfach nur noch geradeaus ins Maisfeld
gelenkt und stark gebremst, ansonsten nicht weiter reagiert. Der LKW
- Fahrer hat sich darüber gewundert, denn er sei vollkommen auf
seiner Spurseite gefahren und das auch noch sehr langsam, weil er die
Gefahren durch die Sichtbeeinträchtigungen kenne, aber die Frau sei
mit relativ geringer Geschwindigkeit auf der völlig falschen
Fahrbahnseite entgegen gekommen und habe erst rüber in Maisfeld
gelenkt, als sie dann plötzlich seinen LKW sah. Also könnte man
sagen, dass es nicht etwa wegen überhöhter Geschwindigkeit für die
Frau einen nachvollziehbaren Grund gab auf der falschen Straßenseite
durch diese eher harmlose Kurve zu fahren. Die Frau hatte aber Glück
im Unglück, sie wurde nicht verletzt. Ihr Mini, einer der neuen
Bauform, vielleicht höchstens 2 Jahre alt, war unterdessen
Totalschaden, weil er mit seiner geringen Bodenfreiheit die
stürmische Fahrt über den Acker überhaupt nicht vertrug. Die
Bremsspuren sieht man bei genauer Betrachtung auch auf dem Foto
noch, ebenso ein wenig die Schneise im Maisfeld. Das Foto selbst
entstand etwa 2 Tage nach dem Unfall. Ebenso schickte ich Ihnen vor
längerer Zeit, es mag vielleicht Anfang des Jahres gewesen sein,
einmal Bilder von einer Rohrbrücke, auf der aufgeständert ein altes,
großes, rostiges Industrierohr verläuft, welches eine noch ältere
zugewachsene und verfallene Industrieanlage einige km südwestlich
von hier mit „unserer" Fabrik hier verbindet, oder besser gesagt mal
verbunden hat, denn heute endet das Rohr wie abgebrochen über dem
Gleis der stillgelegten Bahnstrecke. Nun waren wir neulich auch in
dem Bereich wieder etwas gewandert und hatten, schon „unsere"
Fabrik schornsteinmäßig von der südwestlichen Rückseite im
Blickfeld. An dieser Stelle haben wir mal diese Rohrbrücke im
heutigen, von der Vegetation zugewachsenen Zustand fotografiert. So
entstand das Foto rohrbruecke-hinten. Ich finde irgendwie sieht das
gar nicht mal schlecht aus, fast schon wie ein Kunstwerk, das satte
Grün, wo jetzt alles wächst und dann der rostigrote Kontrast der
Rohrleitung.
 
rohrbruecke-hinten: ein interessanter Kontrast, die alten
Industriereste und die grüne Vegetation
Die damaligen Fotos waren winterbedingt ja eher etwas kahl.
Ebenfalls um eine Brücke, aber ganz anderer Art, geht es im nächsten
Foto sinnlose-bruecke. Damals schickte ich Ihnen auch mal ein Foto
von großen offenen Abwasserkanälen, die weit südwestlich flussartig
auf dem Areal der Fabrik zwischen einigen alten Hallen verlaufen.
Damals war es ungemütliches Wetter und unsere Erkundungen in
diesem Bereich nur flüchtig und unkomplett. Jetzt waren wir noch mal
dort und entdeckten dabei eine absolut sinnlose Brücke, die über einen
dieser Abwasserkanäle bis fest an die Außenmauer einer größeren
Halle führt. Dort ist aber nichts, außer Mauerwerk. Was das soll, mag
sich keinem erschließen, eigentlich kann es nur so gewesen sein, dass
früher mal in der Hallenmauer an dieser Stelle ein Tor oder ein
Durchbruch war, denn alles andere macht doch keinen Sinn. Man sieht
auch in den Klinkersteinen in der Hallenmauer in diesem Bereich 2
Abfang - Stahlträger, die in den anderen Seitenfeldern nicht sind,
daher wird dort wohl früher ein Tor gewesen sein. Die große Halle
hinter der sinnlosen Brücke ist im Vergleich zu den anderen Hallen in
diesem südwestlichen Bereich, noch sehr gut erhalten und sie zählt zu
den wenigen Gebäuden, die wir bisher noch nicht von innen gesehen
haben, weil sie sehr gut verschlossen ist.
 
sinnlose-bruecke: eine Brücke, die direkt an der Außwand der Fabrikhalle
endet, überquert einen der alten, flußartigen Abwasserkanäle in diesem Bereich.

Sie verfügt über mehrere Einfahrts-Rolltore, die alle dicht sind und
seitlich gibt es ein paar Eingangstüren aus Eisen, die mit zahlreichen
Zusatzschlössern und Sperrriegeln sehr gut gesichert sind. Da wir
grundsätzlich nichts aufbrechen oder gar zerstören, nur um unsere
Neugierde zu befriedigen, bleibt uns wohl das Innenleben dieser Halle
weiter verborgen. Einerseits erhält man dann den Eindruck, dass diese
Halle noch aktuell für etwas genutzt wird, andererseits wenn dem so
wäre, dann müssten die Nutzer ja bei uns vorne an der Einfahrt vorbei
kommen und das ist nicht der Fall, es wäre uns sicher schon längst
aufgefallen. Ich möchte mal sagen, dass es auf dem gesamten Areal
etwa 7 Gebäude gibt, in denen wir bislang noch nicht waren, weil sie
gut verschlossen sind. Dazu zählen auch die beiden kleineren Hallen
in der Nähe der Regenwasserbehälterfirma, die inzwischen wieder von
neuen Eigentümern hergerichtet werden. Alle diese gut
verschlossenen Gebäude befinden sich auch in einem deutlich
besseren Zustand, als der Rest.

Der Rentner wusste zu berichten, dass die Regenwasserbehälterfirma
nun von irgend einer Kontrollbehörde zur Auflage gemacht
bekommen hätte, eine eigene kleine Werksfeuerwehr zu gründen. Dort
werden recht beachtliche Mengen an Kunststoffen verarbeitet und das
soll eine Kunststoffsorte sein, die zumindest im Rohzustand, also
bevor solch ein gewaltiger Regenwasser - Erdtank daraus geworden
ist, sehr leicht entflammbar ist und dann wenn sie einmal brennt, sich
nur sehr schlecht löschen lässt. Die Ortsfeuerwehren hier könnten das
alleine nicht leisten, weil dafür notwendiges Fachwissen sowie einige
spezielle Gerätschaften und Ausrüstungsteile fehlen. Bei der
damaligen Genehmigung der Fabrik habe man es versäumt, die
Gründung einer Werksfeuerwehr gleich mit als Betriebsauflage zur
Bedingung zu machen. Das gefällt natürlich dem Betreiber nicht
sonderlich, weil er sagt, dass es an seinem früheren alten Standort
solche Auflagen nicht gab und es sei nicht korrekt, wenn man jetzt im
Nachhinein so etwas verlange. Unter solchen Vorzeichen hätte er sich
nämlich vielleicht für einen anderen Standort entschieden, weil eine
solche Spezial - Kunststoff - Werksfeuerwehr einen jährlichen
Zusatzkostenaufwand von etwa 150.000 Euro erfordere. Zudem hält er
es für überflüssig, weil die meisten Maschinen von der modernsten
Sorte wären, die nicht nur Brände in ihrem Inneren selbst frühzeitig
erkennen würden, sondern die alle über eine sogenannte Hochdruck -
Trockenschaumlöschanlage verfügen, die selbsttätig Brände schon im
Keim erstickt, weil die vollautomatisch in der Maschine einen
Löschvorgang einleiten, sobald sich dort Feuer entwickelt. An den
alten Maschinen, die man vom alten Standort noch mitgebracht hatte,
habe man solche automatischen Feuerlöschanlagen nachgerüstet,
nachdem man gehört hatte, dass es vorwiegend in den USA mit
solchen Maschinen häufiger größere Brände gab. Neben der
Hauptwerkshalle befinden sich 2 helle zylinderförmige Tanks, die ein
wenig einem Zementsilo von Großbaustellen ähneln und genau die
sollen das Löschpulver enthalten, welches dann über Druckleitungen
automatisch zu den Maschinen und in die Produktionshalle geführt
wird. Es hieß aber auch, dass man bereits versucht, eine
Kompromisslösung zu finden, bei der die örtliche Feuerwehr
vielleicht einige Sonderlehrgänge zum Löschen von
Kunststoffbränden auf Kosten der Firma spendiert kriegt und dass
man einige normale Arbeiter sozusagen als Hobby-
Werksfeuerwehrmänner einspannt und denen auch entsprechendes
Fachwissen und Ausrüstungsgegenstände zukommen lässt.

Kayla erhielt letzte Woche einen sehr eigenartigen Brief von ihrem
früheren Gelegenheits-Arbeitgeber, wo sie in Stuttgart zeitweise als
Dolmetscherin für diese Autoteile - Spedition gearbeitet hatte. Ich
berichtete Ihnen bereits darüber, dass es der Firma sehr schlecht gehe
und im Prinzip der Ruin ins Haus steht. Um so mehr wunderte Kayla
sich über Post von denen. Kayla war ja noch vor wenigen Monaten
mit denen in San Francisco wegen der Übersetzung von neuen
Vertragsentwürfen, was aber alles nicht klappte. Wie ich seinerzeit
berichtete, fiel das Gehalt für diese Reise aufgrund des Fehlschlages
natürlich deutlich geringer aus und sie erhielt mit Stockungen, verteilt
auf einige Einzelzahlungen, aber die zuvor zugesicherte
Mindestsumme von 6.000 Euro. Der Witz kommt nun in Form dieses
Briefes, denn der Firmenchef schreibt, dass er von ihr von diesen
6.000 Euro rund 3.500 Euro zurück fordert, da ihm das Geld zustehe,
weil sie nicht ganzjährig bei ihm beschäftigt gewesen sei. Angeblich
gebe es da Bestimmungen, die eine volle Zahlung nur dann zur Pflicht
machen, wenn der Arbeitnehmer volle 12 Monate in den Diensten des
Betriebes gestanden hätte, ähnlich wie beim Weihnachtsgeld oder
anderen Sonderzuwendungen, was ja bei ihr nicht so gewesen sei. Das
ist natürlich blühender Blödsinn, denn in ihrem Fall war sie ja in
dieser Sache gar nicht Arbeitnehmerin dieses Unternehmens, sondern
sozusagen als freie, selbstständige Mitarbeiterin für diesen
Einzelauftrag angeheuert worden. Bereits seit über einem Jahr war sie
ja gar nicht mehr als Arbeitnehmerin bei denen tätig. Also zählen
solche eigenartigen, arbeitsvertraglichen Regelungen für sie überhaupt
nicht. Der frühere Chef sieht es allerdings so, als sei sie noch exklusiv
bei ihnen beschäftigt gewesen, halt wie eine normale Arbeitnehmerin.
Da es jedoch keinen Arbeitsvertrag in dieser Richtung gibt, wird er
sich schwer tun, so etwas im Zweifelsfall beweisen zu können. Kayla
hat ihm auch gleich zurück geschrieben, dass sie es erstens doch recht
unverschämt fände, wenn er sich so für frühere gute Dienste bedanke,
zumal sie sich von ihm hatte überreden lassen, diese ganze San
Francisco - Chose überhaupt mitzumachen. Aber auch, dass er bei ihr
da auf Granit beiße und er keinen Cent zurück erhalten würde, eher im
Gegenteil, denn schließlich habe er sie ja für diesen Einzelauftrag
sogar mit weitaus höheren Lohnversprechungen geködert und wenn
sie seinen Charakter hätte, dann wäre es wohl eher umgekehrt und sie
würde noch Restforderungen von über 10.000 Euro an ihn eher
geltend machen können. Die Antwort darauf kam prompt und auf
versteckte Weise droht der ihr nun, dass er beim Finanzamt Anzeige
gegen Kayla erstatten wird, dass sie diese Einkünfte von 6.000 Euro
dort nicht versteuert habe, wenn sie ihm nicht wenigstens die Hälfte
davon zurück erstatten würde. Um auf Nummer Sicher zu gehen, hat
Kayla dann gleich beim Finanzamt nachgehakt, wie im Zweifelsfall
solche einmaligen Einkünfte zu versteuern sind. Der Finanzbeamte
war sehr freundlich und meinte, dass es in ihrem Fall völlig genügen
würde, wenn sie bis Mai 2008 eine Steuererklärung abgeben würde, in
der diese einmaligen Einkünfte ordnungsgemäß angegeben sind. So
hat sie sich von dem gleich die Steuerbögen zusenden lassen und der
Blödmann von früherem Chef kann ihr gar nichts. Der Nachteil wird
sein, dass sie dann für diesen Betrag Steuern wird nachträglich
abführen müssen. Der Finanzamtsmann meinte, dass sie dabei im
ungünstigsten Fall mit einem Betrag von bis zu etwa 2.000 Euro
rechnen könne, aber es käme auf die genauen Einkommensumstände
an und da Kayla ja keinerlei anderen hohen eigenen Einkünfte hatte,
wird es wohl auf einen deutlich niedrigeren Betrag rauslaufen. Er
meinte, dass sie vielleicht irgendwo zwischen 1.000 und 1.500 Euro
an Steuern dafür nachentrichten müsse. Gewiss ärgert es einen, wenn
man diese schönen Euros davon wieder für nichts und wieder nichts
ans Finanzamt abführen muss, aber immer noch besser, als sich von
solch einem charakterlosen Schwein wie deren Ex-Chef erpressbar zu
machen. Sie kennen inzwischen Kayla ein wenig und mich vielleicht
schon etwas besser, daher dürfte klar sein, dass wir uns das von deren
Ex-Chef nicht gefallen lassen. Der wird schon seine Abreibung dafür
bekommen, wenngleich wir jetzt auch noch nicht wissen, auf welche
Weise das geschehen wird, da sind wir noch heftig am überlegen,
wissen aber heute schon, dass uns da etwas schönes einfallen wird.
Unterdessen telefonierte Kayla jüngst noch mal mit einer früheren
Kollegin und dabei stellte sich heraus, dass die Firma wirklich
inzwischen schon Insolvenz angemeldet hat. Der Betrieb ruhe zwar
noch nicht ganz, aber die Gesamt-Beschäftigtenzahl sei auf
lächerliche 14 Leute geschrumpft. Die übrig gebliebenen Leute sind
ausschließlich Bürokräfte und die ganzen Lieferungen mit LKW
werden jetzt als Einzelaufträge an andere Speditionen übergeben. Also
kann man sagen, ist diese Firma inzwischen von der selbstständigen
Spedition auf eine reine Vermittlungsfirma für Speditionsaufträge von 
Autoteilen geschrumpft. Ihre Ex-Kollegin meinte bereits, dass auch
das nur ein Intermezzo auf dem Weg zum endgültigen Aus wäre, da
die Firma mit mehreren Millionen Euro tief in den roten Zahlen
stecke. Sämtliche LKW und alle Gebäude wären längst verkauft oder
von Banken in ihr Zwangsversteigerungsprogramm aufgenommen
worden und nur die für den heutigen Restbetrieb dringend benötigten
Räume haben die dann zurück gemietet. Trotzdem leiste sich der Chef
immer noch 2 verschiedene Porsche, einen Mercedes-Van und eine
dicke Mercedes-Limousine als Firmenwagen, das ergibt dann bei der
Belegschaft immer ein schönes Bild. Dieser Saukopf wird sowieso
sein Schäfchen schon längst im Trockenen haben, auch wenn die
Belegschaft und die Firma vor dem Nichts stehen. Derartige
Mentalitäten zählen wohl heute zur selbstverständlichen
Unternehmerkultur und dann wundern sich solche „Unternehmer"
wenn keiner mehr zu ihnen aufblickt, wie das vielleicht gegenüber den
Unternehmern in den 50iger Jahren mal war. Ich sage es offen,
Unternehmer mit einer solchen Einstellung rangieren für mich auf
dem gleichen Status wie asoziales Rattenpack oder miese Ganoven.

Zu etwas ganz völlig anderem. Kennen Sie Sattmacher - Reis? Ich
hatte davon noch nie gehört, aber Kayla erwähnte mal, dass es eine
hierzulande kaum angebotene Reissorte geben soll, die die
Eigenschaft hätte, mit enorm geringer Menge zu einem absoluten
Sättigungsgefühl zu führen. Im Endeffekt liefe das also darauf hinaus,
mit wenig Nahrung schnell satt zu werden. Nun ist das gewiss kein
Problem für uns, dass wir auf so etwas abfahren müssen, aber neulich
las ich in einer regionalen Wochenzeitschrift, dass eine winzige
Nahrungsmittelfirma aus Karlsruhe jetzt ein Produkt entwickelt hat,
welches vorwiegend aus diesem speziellen Sattmacher - Reis
hergestellt wird. Das Produkt soll dann dazu dienen, dass
Ernährungsberater oder auch Ärzte es fettleibigen Leuten verordnen,
die sehr leicht zum Übergewicht neigen. Es gibt ja Leute, die selbst
bei normaler Nahrungsaufnahme schon zunehmen, geschweige denn,
wenn sie gerne naschen oder vielleicht auch gerne kalorienreiche
Nahrungsmittel mögen. In seiner Originalform soll dieser Reis so
stark sättigend wirken, dass der Genuss von 2 Esslöffeln davon
genügt, um anschließend fast einen ganzen Tag lang kein
Hungergefühl mehr zu verspüren und das bei einer Kalorienzahl, die
noch weit unter der eines halben Butterbrots liegt. Weil dieser Reis
sich im Magen-Darmtrakt nur ganz langsam aber dennoch schonend
zersetzen würde, hätten diese Organe lange Zeit etwas zu tun, das sei
von Vorteil, da einfaches „nichts essen" zu einer Unterbeschäftigung
dieser Organe führt und damit automatisch noch aufkommende
Hungergefühle verstärkt, wogegen hiermit eine Art Dauersättigung
verliehen würde, die aber keineswegs zu einem unangenehmen
Völlegefühl führt. Es soll da wohl die Kunst darin liegen, den Hunger
durch eine vermeintliche Sättigung auf so niedrigem Level zu halten,
dass der Esser dieses Reises oder dieses speziellen Nahrungsmittels
überhaupt nicht mehr ans Essen denkt. Der Zustand sei vom Gefühl
her ähnlich, wie wenn man vielleicht vor rund einer Stunde ein
reichhaltiges aber nicht übermäßiges Mittagessen zu sich genommen
hätte. Dann befindet man sich ja auch in einer Situation eines
bestimmten Sättigungsgrades, der dazu führt, dass man überhaupt
noch kein Verlangen auf weiteres Essen hat, aber auf der anderen
Seite auch keinen störenden Magendruck vom reichhaltigen Essen.
Beim echten normalen Mittagessen hingegen verschwindet dieser
ausgeglichene „Kein-Hungereffekt" jedoch in aller Regel nach etwa 2
bis 3 Stunden, so dass der Mensch dann langsam wieder Hunger
entwickelt, jedoch nicht so bei diesem Reis und dem daraus
gewonnenen Spezialprodukt. Dieser Zustand hält bei den meisten
Probanden, die damit „gefüttert" wurden zwischen 8 und 12 Stunden
an. Wer 12 Stunden lang erst gar nicht mehr auf die Idee kommt,
etwas zu essen, dem dürfte das Abnehmen gewiss viel leichter fallen,
als wie jemand, der im Prinzip spätestens alle 2 Stunden wieder
Hunger entwickelt. Der einzige Nachteil dieses Sattmacher - Reises
wäre, dass er extrem stopfend wirkt, also für schlechten Stuhlgang
sorgt, wie man so sagt. Das sei wohl auch mit ein Grund, warum man
diese Reissorte hierzulande eigentlich gar nicht bekommt. Wer viel
Reis isst, neigt häufig zu Verstopfungen, dass ist altbekannt, aber bei
dieser Sorte soll dieser Effekt noch um ein Vielfaches stärker sein.
Deswegen habe man aber dieses Produkt entwickelt, denn sonst hätten
die Ärzte oder Ernährungsberater ja einfach diesen Reis als solches
verordnen können, aber dieses Produkt, welches wohl in Pulverform
auf den Markt kommt, beinhalte noch andere Stoffe, die diese
negativen Nebenwirkungen vom Sattmacher - Reis mit den
Verstopfungen wieder ausgleichen. Würde das nicht ausgeglichen, so
führten die Verstopfungen ja selbst zu Gesundheits- und auch
Gewichtsproblemen. Man würde sich den Gewinn damit selbst wieder
kaputt machen. Es hieß, das Produkt sei völlig „verstopfungsneutral"
und habe auch keine anderen schädlichen Nebenwirkungen. So räumt
man diesem aus dem Sattmacher - Reis gewonnen Produkt sehr große
Zukunftschancen ein, weil ja immer mehr Leute unter erheblichem
Übergewicht leiden. Das wiederum führte dazu, dass die Eigentümer
der kleinen Nahrungsmittelfirma, die bis vor kurzem der großen
Konkurrenz noch piepegal war, nun plötzlich schon von mehreren
verschiedenen Großkonzernen Kaufangebote erhalten haben. Da
wittern die Morgenluft, wie man so sagt und vermuten, dass sie mit
solch einem Produkt einen gewaltigen Reibach machen können.

Damit überfällt uns auch schon wieder das Ende dieses Berichts. Mir
läuft unterdessen das Wasser schon im Munde zusammen, weil das
ganze Haus von frischem Backduft durchzogen wird, da Kayla sich an
einem Pflaumenkuchen versucht, den sie im Backrohr hat. So
wünschen Kayla und ich Ihnen bis zum nächsten Mal alles Gute,

Ihr

Egbert Lappenkeuler.