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Lappenkeuler - Brief / Email "Eine Kutschfahrt, die ist lustig (stinkig)." vom 09.09.2007
Frischkühle Grüße!
Das Wetter zeigt sich schon herbstlich und an einigen Tagen war es hier schon in der Frühe recht frisch bis unangenehm. Jetzt wo Kayla montags immer sehr früh raus muss, wegen des Kontrolljobs in der Papierfabrik in Karlsruhe, bemerkt man erst recht, wie kühl es dann manchmal bereits ist.
Sind Sie schon mal mit einer Pferdekutsche gefahren? Wir nun schon, das erste und das letzte mal! Wie so vieles im Leben, ergab es sich ganz überraschend, dass wir in den Genuss einer kostenlosen Kutschfahrt kamen. Wir waren an einem Sonntag, ich glaube es war der 26. August, mit den Fahrrädern von hier bis nach Klein - Steinbach geradelt. Dort in der Nähe, vielleicht 2 km entfernt von dem Dorf, kamen wir auf einem sehr schön ausgebauten Fahrradweg an einem Gestüt vorbei, welches zufällig gerade einen Tag der offenen Tür feierte, da die auf ihr 25jähriges Bestehen zurück blickten. Eigentlich wollten wir dort gar nicht halten und nur vorbei fahren, aber der Radweg führte ein wenig sogar über das Gelände des Gestüts, wodurch wir gezwungen waren, abzusteigen und das Rad per Hand zwischen den unzähligen Besuchern der Veranstaltung zu schieben. Dort waren mehrere Stände aufgebaut, an manchen wurden landwirtschaftliche Produkte aus biologischem Anbau verkauft, andere boten diverse selbst gemachte Attraktionen, wie Büchsenwerfen, Pfeilschießen, Ponyreiten für Kinder, natürlich mehrere Getränke- und Imbissstände und vieles mehr, dazu spielte noch eine Dixie - Jazzband mit nostalgisch klingender Musik auf. Ferner gab's einen kleinen Stand, eine Holzbude kann man sagen, neben der ein paar Personen auf etwas zu warten schienen. Ein freundlicher Herr sprach uns an und meinte, dass wir doch eine der kostenlosen Kutschfahrten mit Führung über das Gestütsgelände und durch ein frisches Waldstück zurück zum Ausgangspunkt mitmachen sollten. Naja, warum eigentlich nicht, wenn's kostenlos ist? Geld hätte ich dafür nicht ausgegeben, aber so? Der Herr, der zu den Beschäftigten des Gestüts gehörte, bot an, unsere Fahrräder solange in einem angrenzenden Stallgebäude zu deponieren, damit die keiner klaut, während wir die Kutschfahrt machen. So gesellten wir uns zu ein paar weiteren Leuten, die dort schon auf die Kutsche warteten. Nach einigen Minuten kam eine hübsche Kutsche, die mit 2 Pferden bespannt war. Es war so eine Kutsche, die über so ein Halbdach, ähnlich wie bei einem Cabrioauto verfügt, nur dass dieses Halbdach vorne keine Windschutzscheibe hatte, sondern dort ganz offen war und hinten waren nur so schmale Pfosten, so dass man rundum allerbeste Sicht hatte. 6 Leute passten in die Kutsche und nach dem wir es uns auf den fein gepolsterten Sitzen bequem gemacht hatten, ging es auch schon los. Landschaftlich war das zweifellos sehr schön, aber eines der Pferde stank bestialisch, vielleicht auch beide, fanden wir jedenfalls, und hinten in der Kutsche saß man immer genau in deren Fahrtwind und bekam den Mief stets voll ab. Vielleicht litt auch einer der beiden Gäule an Verdauungsstörungen und furzte so gasig, ich weiß es nicht, aber so schön die vorbeiziehende Landschaft auch war, wir waren beide heilfroh, als die Fahrt nach etwa 40 Minuten und 10 km Rundkurs zuende war. Wenn man sich vorher vielleicht noch etwas für Pferde interessiert hat, aber spätestens nach diesem „duften" Erlebnis ist jedes Interesse für die Tiere am absoluten Nullpunkt angelangt. Obwohl ich mich nie für Pferde interessiert habe, aber Kayla ein wenig, aber die halt jetzt auch gar nicht mehr. Das ist eben Natur, könnte man sagen. An und für sich bringt man Pferde ja nicht mit Gestank in Zusammenhang, da schon eher Kühe oder Schweine, aber das hat uns gereicht. Wir haben unsere Fahrräder wieder aus dem Stall geholt und waren froh, wieder auf unsern Drahteseln zu sitzen, die stinken wenigstens nicht, auch wenn man sich dabei etwas mehr anstrengen muss, um vom Fleck zu kommen.
Jetzt ist es sozusagen amtlich. Vor knapp 2 Monaten schrieb ich Ihnen ja mal mehr beiläufig, dass es möglicherweise weitere Interessenten für Teilbereiche der alten Fabrik hier gibt. Jetzt scheint es fest zu stehen, dass ganz in der Nähe der Regenwasser - Behälterfirma, 2 weitere alte Hallen an neue Interessenten verkauft wurden. Es sind die relativ kleinen Hallen, von denen ich seinerzeit auch berichtet hatte. Ganz genau weiß ich zumindest von einem noch nicht, was die herstellen oder dort machen werden, jedoch über den zweiten der neuen Betreiber brodelte gerade erst gestern die Gerüchteküche. Beide Hallen sind im Vergleich zur Regenwasserfirma kleine Gebäude, die von unterschiedlichen Leuten gekauft wurden. Beide Hallen haben weiterhin gemeinsam, dass wir noch nie drin waren, weil die immer ordnungsgemäß verschlossen waren und bei allem Interesse für diese alte Fabrikanlage hier, aber aufbrechen tun wir ja keine Türen. Wir gehen bei unseren Erkundungen immer nur in Gebäude, die ohnehin schon offen stehen. Daher wissen wir nicht, was sich bislang darin befand. Seit mehreren Wochen wird an beiden Hallen kräftig gearbeitet. Die größere der beiden Hallen ist nach meiner Schätzung vielleicht zwischen 1900 und 1920 erbaut worden, in Klinker - Backsteinbauweise und ähnelt ein wenig unserer Werkstattgarage, nur dass sie vielleicht 3 bis 4 mal so groß ist wie diese, sie wird sicher 300 bis 400 m² aufweisen. Die andere Halle liegt etwas abseits zwischen alten Gleisanlagen der Werksbahn, dort wo früher die Güterwagons zur Beladung im Fabrikgelände verschoben wurden und sie dürfte dem Baustil nach vermutlich zwischen 1950 und 1965 erbaut worden sein, ebenfalls aus Klinkersteinen, aber schon diese etwas modernere Sorte, die mehr orangefarbig anstatt dunkelbraun sind. Dieses Gebäude ist kleiner als die erste Halle, sie wird vielleicht 150 bis 200 m² groß sein. Ich glaube, ich hatte Ihnen vor ein paar Wochen auch bereits je ein Foto davon beigesteuert, wenn ich mich nicht irre. Ich müsste mir da vielleicht mal eine Liste anfertigen darüber, welche Fotos ich wem geschickt hatte, weil seit einiger Zeit habe ich noch per Email Kontakt zu einer Gruppe von Leuten, die sich brennend für Industriegeschichte interessiert und denen hatte ich auch bereits öfters diverse Fotos von hier geschickt. Während die letztgenannte kleinere der beiden Hallen von ihren neuen Eignern zuerst gleich äußerlich ausgebessert wurde, durch neue Verfugungen im Mauerwerk und Abänderungen der Eingangstore, werkelt man in der älteren und größeren Halle drinnen in großem Stil. Zig Handwerker laufen sich dort gegenseitig um und täglich fahren mehrmals LKW vor, die mit Bauschutt beladene Container aufladen und wieder leere hinstellen. Augenscheinlich sind es Überreste der alten Innenmauern, die vermutlich alle komplett rausgerissen werden. Dort ist Großbaustelle angesagt. Die derzeitige Zuwegung der kleineren Halle ist etwas schwierig, weil die alte Zufahrtsstraße, eine frühere innerbetriebliche Straße der Fabrik, an einer Stelle unpassierbar ist, da dort alte Gleisreste vor längerer Zeit mal herausgerissen wurden, die diesen Weg querten. Dabei wurde dieser Weg in diesem Bereich mit zerstört. So lagert dort ein inzwischen mit Unkraut bewachsener Schuttberg mitten in der Fahrbahn. Aber das werden die sicher ändern. Die andere, ältere und größere Halle wird bereits mit über die neue Stichstraße der Regenwasserbehälterfirma erschlossen. Man hat dazu einfach in einem bisherigen kreisförmigen Wendehammer der neuen Stichstraße ein kurzes Verbindungsstück geteert, welches nun diesen Wendehammer mit einem vielleicht 50 m langen Stück der alten innerbetrieblichen Fabrikstraße verbindet, die an dieser Halle vorbei führt. Dadurch mutierte der Wendehammer quasi zu einem kleinen, einfachen Kreisverkehr. Das war eine einfache Aktion von vielleicht 2 Stunden für eine Hand voller Straßenbauarbeiter die mit Bagger und Teermaschine anrückten. Der größte Aufwand dabei war noch das Ab- und Aufladen der riesigen Teermaschine mit dem eigenartigen Namen Vögele auf einen Tieflader. Der Rentner hier aus der Siedlung will gehört haben, dass die größere Halle nebst rund 2.000 m² Grundstück für nur 65.000 Euro verkauft wurde und die kleinere mit rund 1.200 m² Grundstück sogar für nur 30.000 Euro, ob das stimmt, weiß ich aber nicht. Wenn es stimmt, wäre es ja ein Spottpreis für so was und ich glaube, dass man auch nur mit solch günstigen Preisen hier wieder Firmen in die abgelegene und vergessene Ecke locken kann. Mit Sicherheit werden es Firmen sein, die nicht auf irgendwelche Laufkundschaft angewiesen sind, denn dafür ist diese Lage hier nicht geeignet. Uns soll es nur recht sein, so lange sich das alles dort hinten in dieser Ecke bei der Regenwasserbehälterfirma abspielt, denn davon bekommen wir hier so gut wie gar nichts mit, weil die ja alle die neue Zufahrtsstichstraße zur Regenwasserbehälterfirma mit benutzen. Nun zur angedeuteten Gerüchteküche von gestern, also ganz frisch, die sich aber zu bewahrheiten scheint. Im Bezug auf die Firma, die die kleinste der beiden Hallen erworben hat, hieß es, dass dies in gewisser Weise eine Art Doppelfirma sei. Ein Ehepaar aus einem Dorf hier in der weiteren Umgebung habe diese erworben und wolle gleich 2 unterschiedliche Firmenzweige darin aufmachen. Der Mann möchte dort eine Schnapsbrennerei für bestimmte Obstschnäpse errichten. Eine derartige Brennerei mit entsprechendem Brennrecht, betreibe er in seinem Heimatort schon seit 20 Jahren mehr hobbymäßig in einem Anbauschuppen seines Hauses. Da der Absatz seiner Obstschnäpse jedoch immer mehr ansteigt, vor allem weil etliche Gastronomen dieses Zeug für sich entdeckt hätten, müsse er erweitern, was aber in dem heimischen Schuppen nicht gehe. Zugleich hat seine Frau ein kurios klingendes Firmenkonzept, unabhängig von den Schnäpsen ihres Mannes. Die sammelt an verschiedenen Sammelstationen im Umkreis von vielleicht 150 km und teils sogar in Frankreich, alte Schuhe ein. Dann würden die Schuhe in einer Spezialmaschine gereinigt und desinfiziert sowie von einer Anlernkraft auf Schäden untersucht. Die mit kleinen Schäden oder ohne Schäden würden dann in große Kisten verpackt und an eine Vertriebsfirma geliefert, die sie vor allem nach Afrika und Lateinamerika verkauft. Das würde sich lohnen, weil die enorme Menge das Geld bringt, nicht das einzelne Paar Schuhe. Die Schuhe die irreparabel kaputt sind, würden in einer anderen Maschine geschreddert und das dabei entstehende Granulat an eine Firma in Pforzheim ausgeliefert, die daraus Antirutschbeläge und ähnliche Dinge herstellt. Um diese beiden völlig unterschiedlichen Betriebszweige von Mann und Frau in der kleinsten Halle zu vereinigen, soll entsprechend dem Raumbedarf diese Halle innen mit einer Mauer unterteilt werden. Wer hätte je gedacht, dass sich mit alten Schuhen noch Geld verdienen lässt? Der Betriebsteil des Mannes mit dem Obstschnapsbrennen, das ist wohl vor allem nur ein Saisongeschäft, wo also nur zu der Erntezeit der jeweiligen Früchte dort viel Betrieb herrschen wird und danach wahrscheinlich wieder mehr Ruhe einkehrt, während die Schuhgeschichte wohl dauernd weiterläuft. Für die Sache mit der Brennerei spricht auch, dass ich zufällig beobachtet habe, wie letzten Donnerstag ein offener LKW dort sich soweit es ging an die Halle herangetastet hat, dann wurden Gerätschaften abgeladen und über den Schuttberg im Einfahrtsweg bis in die Halle geschleppt, die an Brennblasen und ähnliches erinnerten. Heute früh, noch im Dunkeln, vielleicht gegen 6 Uhr, rückte ein Bagger dort an. Ich vermute, dass der die erwähnten Schuttberge im Einfahrtsbereich beiseite schaffen soll, damit die endlich ihre Halle per Auto erreichen können. Sie sehen, es tut sich hier wieder etwas.
Neulich hatte ich Ihnen in einem der letzten Schreiben davon berichtet, dass man unser altes, geklautes Auto, den VW - Golf - TDI - Variant, jetzt nach weit über einem Jahr in Tschechien wiedergefunden hatte. Die Versicherung bot uns ja an, den Wagen zum heutigen Zeitwert zurück zu nehmen und mein Autobekannter hätte bei einer günstigen Ausgleichszahlung daran Interesse gehabt. Ich sollte mich deshalb mit einem Herrn Reinhards von einer Stelle der Versicherung zusammensetzen. So habe ich den angerufen. Am Telefon war aber nur eine Sekretärin, die uns wissen ließ, dass der Reinhards noch in Urlaub sei, aber 4 Tage später wieder im Dienst wäre. So rief ich den 4 Tage später an. Das ist ein komischer Typ, da er überhaupt keine Angaben über den Zeitwert machen wollte, den die Versicherung von mir haben möchte, wenn wir den Wagen zurück nähmen. Er wiederholte nur ständig aus seinen Akten den Betrag, den wir damals von der Versicherung erhalten hatten, aber dass die den natürlich nicht komplett wieder kriegen, dürfte wohl klar sein, weil der Zustand des Wagens ja auch heute ein ganz anderer ist, als damals. In einem barschen Unterton meinte der dann, ich solle einfach mal ein Angebot unterbreiten, dann könne man weiter sehen. Als ich dann nachhakte, in welcher Höhe deren Preisvorstellungen für eine Rücknahme so angesiedelt wären, wurde er gleich pampig und meckerte, dass er mir gerade bereits erklärt habe, dass ich zuerst einfach mal ein unverbindliches Angebot für eine Rücknahmesumme machen soll, das ginge aber nur schriftlich. Eigentlich hatte ich da schon keine Lust mehr, weiter mit diesem Idioten zu verhandeln, habe die Sache so meinem Autobekannten mitgeteilt. Der meinte, man würde sich ja nichts damit vergeben, ich soll einfach mal ein schriftliches Angebot über 800 Euro unterbreiten, dann würden die schon irgendwie reagieren. Er befand allerdings auch, dass ich zuvor noch mal dort anrufen soll und um eine Besichtigungsmöglichkeit bitten soll, damit man sich wirklich erst mal ein genaues Bild über den heutigen Zustand machen kann. Das haben wir dann so gemacht. Der Reinhards sagte, dass wir für die Besichtigung extra nach Deggendorf in Bayern fahren müssten, wo der immer noch auf einem Lagerplatz steht. Da meinte mein Autobekannter, dass dies mit dem ungewissen Ausgang zu lästig sei, dafür extra vielleicht über 350 Kilometer hin und wieder zurück, also über 700 km zu fahren. Ihm kam aber die Idee, da gibt es wohl ein Netzwerk aus Autosachverständigen, die bundesweit zusammenarbeiten und darüber hat er einen ebensolchen in der Gegend von Deggendorf gefunden und den dann dorthin geschickt. Der muss natürlich bezahlt werden und der verlangte, sozusagen unter Kollegen, von meinem Autobekannten 60 Euro dafür, normalerweise kostet dessen Bewertung das Dreifache. So lief das alles und der Sachverständige kam zu dem Urteil, dass der Reparaturaufwand im Kostenbereich von etwa 1.100 bis 1.500 Euro läge, ohne jetzt das nach wie vor gestohlene Autoradio mit einzurechnen. Der Zeitwert im jetzigen, noch unreparierten Zustand liege bei rund 2.700 bis 3.000 Euro und der Wagen würde noch einwandfrei fahren. So haben wir dann doch das Spiel fortgesetzt und ich habe schriftlich im Auftrag meines Autobekannten 800 Euro für den Wagen geboten. Nach weniger als einer Woche bekam ich schon eine schriftliche Antwort, dass man sich für mein Angebot bedanke, es sei aber als zu niedrig gewertet worden. Man müsse für den Wagen mindestens 2.100 Euro erzielen. Nach Zahlung dieses Betrages könne ich ihn sofort in Deggendorf abholen. So habe ich das dann wieder meinem Autobekannten erzählt, er meinte darauf, ich solle noch einen weiteren Angebotsbrief schreiben und mitteilen, dass die Schäden doch so erheblich wären, dass ich daher allerhöchstens 1.300 Euro für den Wagen bieten würde und dass 2.100 Euro einfach zuviel wären für den Zustand und weil auch das Radio fehlen würde. So habe ich das dann auch gemacht. Die Versicherung hat dann wieder schnell geantwortet, dass sie den Wagen neben 6 anderen Fahrzeugen am 4. September um 10.30 Uhr in Deggendorf auf dem bezeichneten Lagerplatz zur Versteigerung aufrufe. An dieser Versteigerung könne ich ja gerne teilnehmen und es sei kein Limit gesetzt, so dass eine gewisse Chance bestünde, den Wagen zu einem günstigeren Preis unter 2.100 Euro zu ersteigern, sofern kein anderer da ist, der mehr bietet. Dieses Schreiben habe ich dann wieder meinem Autobekannten gezeigt und der meinte, es sei schade, aber das lohne sich nicht, weil wenn die einmal zur Versteigerung aufrufen, dann würde das auch in entsprechenden Kreisen durch Kleinanzeigen bekannt gemacht und dabei würden dann vorwiegend Händler auftreten, die dieses relativ begehrte Modell mit Sicherheit für einen Preis ersteigern, der sich für meinen Autobekannten bei der weiten Anreise und der erforderlichen Reparatur nicht mehr rechnet. So hat er 60 Euro für den Sachverständigen umsonst investiert, aber da kann man halt nichts machen.
Vor wenigen Tagen habe ich ausgiebig mit dem Besitzer des Militärauto - Schrottplatzes gesprochen. Wir kamen ins Gespräch, als Kayla und ich zu Fuß dort unten lang wanderten und er gerade dabei war, den straßenseitigen Zaun seines Anwesens zu erneuern. Er setzt jetzt richtig stabile Pfeiler auf, mit Betonsockel und zwischen den Pfeilern wird dann so eine Art doppelter Luxus - Baustahlmatten aus dickerem und beschichtetem Material hochkant festgeschraubt. Sehr stabil alles und als Krönung kommt oben drüber noch ein glänzender Nirostadraht, der in Isolatoren aufgehangen ist und der nach der Fertigstellung laut seinen Worten unter 500 Volt gesetzt wird. Da wird sich dann so leicht kein Ökowichser mehr drauf trauen, wie er diese Leute immer nennt, die ihm hier das Leben schwer machen wollen. Natürlich kann er zweifellos nicht das Gesamtgelände umzäunen, dafür ist es viel zu groß, das würde mehrere hunderttausend Euro alleine an Material kosten, geschweige von dem unbezifferbaren Arbeitsaufwand. Eingezäunt wird nur der kürzere vordere Bereich, der gleich von der kleinen Straße zu den Mühlen zugänglich ist. Er sagte, dass er nun den Schrottplatz tatsächlich als Kunstobjekt deklariert hätte. Die Erteilung einer dazu erforderlichen Genehmigung, also um den Platz so beizubehalten, wie er jetzt ist, würde vom zuständigen Landratsamt geprüft und davon abhängig gemacht, ob in Zukunft Vorsorge getroffen wird, dass vor allem keine Öle oder sonstigen Verunreinigungen von den Fahrzeugen in den Erdboden und ins Grundwasser gelangen. Eine Auflage wäre hierzu, dass er an allen Fahrzeugen, die auf nicht versiegelten Flächen stehen, sämtliche Öle und Benzinreste fachgerecht ablässt und entsorgt oder dass er ersatzweise alle Fahrzeuge nur auf die hier und da vorhandenen versiegelten Flächenteile stellt, also das sind betonierte und asphaltiere Grundstücksteile auf dem Gelände, wo beispielsweise früher mal Parkplätze, Straßen, Wege, innerbetriebliche Plätze u.s.w. waren. Diese Stellen sieht man heute aber eigentlich nicht mehr, weil auch dort schon weitgehend alles mit Unkraut überwuchert ist. Da habe ich ihn gefragt, welchen Zweck für ihn denn so marodierte Autos noch erfüllen würden, ob sich der ganze Aufwand denn dafür überhaupt noch lohne? Er befand, dass ihm alleine schon die Tatsache Lohn genug wäre, über die schwachsinnigen Ökowichser einen Sieg errungen zu haben. Ich war mir nicht so ganz sicher, ob er das ernst meinte oder ob das nur ein satirischer Hieb war. So fragte ich ihn, ob er denn nun wieder hier in die Gegend ziehen würde, damit er näher an seinem doch immerhin stattlichen Eigentum wäre? Er verneinte das aber und sagte fast schon etwas entrüstet, dass er auf keinen Fall wieder aus Belgien wegziehen würde, dass er aber trotz des recht weiten Weges mindestens einmal wöchentlich hierher kommen wird. Er hat sich dazu bereits extra einen großen gebrauchten Wohnwagen auf das Gelände gestellt, in dem er vorerst immer dann lebt, wenn er sich hier aufhält. Es befinden sich aber auch noch vereinzelt beachtliche Gebäudereste von der früheren Kalimine auf dem Grundstück, allerdings sind die in miserablem Zustand und größtenteils regelrecht ins Dickicht eingewachsen, aber davon will er welche renovieren und die dann als provisorisches Domizil herrichten, für die Zeiten, die er künftig hier verbringt. Von einem dieser Restgebäude der früheren Kalimine habe ich Ihnen übrigens auch ein Foto beigesteuert, doch dazu weiter unten mehr. Er sagte, dass er in Belgien ungefähr 50 km von Aachen entfernt wohnen würde und seine Lebensgefährtin sei aus Aachen, weshalb auch sein Auto ein deutsches Kennzeichen von dort hat. Also der Wagen ist auf seine Lebensgefährtin angemeldet, die ich aber hier noch nie gesehen habe. Dann gerieten wir irgendwie über die sogenannten guten alten Zeiten ins Gespräch und er schwärmte dann schnell von den alten Autos von früher und sagte, dass er auf dem Gelände weiter hinten auch noch etwa 200 alte Zivil - PKW aus der Zeit von zwischen 1950 und 1975 stehen habe, die aber leider größtenteils doch sehr marode wären. In diesem Bereich sind wir bislang noch nie gewesen und er lud uns spontan ein, das zu besichtigen. Ich sage Ihnen uns blieb die Stimme im Halse stecken, als wir das sahen. Eine regelrechte Schrott - Avenue befindet sich mitten im Wald, wo Auto an Auto, wie in einem großen Stau aus Schrottfahrzeugen steht.
Per Satellit wird seit längerem ein privates Fernsehprogramm hier aus der Umgebung ausgestrahlt, das ist der Kanal mit dem Namen RNF, was soviel heißt, wie „Rhein - Neckar - Fernsehen". Produziert wird das wohl in Karlsruhe, wo dieser Sender meines Wissens auch seinen Sitz hat. Die haben nach meiner Meinung ihre völlig eigene Machart, die man so bei keinem der etablierten anderen Kanäle findet, die es dem Zuschauer unendlich schwierig macht, zwischen normalen Informationsbeiträgen und Werbung zu unterscheiden. Sie werden sicher sagen, das bemerkt man doch sofort, ob man nun Werbung um die Ohren und Augen gehauen kriegt oder ob es ein normaler Sendungsbeitrag ist, aber so einfach ist das dort nicht immer. Zuweilen tragen normale Moderatorinnen oder Moderatoren, die vielleicht sonst auch die Nachrichten lesen, in ganz normaler Machart einen Beitrag vor, beispielsweise über irgendwelche Gebäude im Umfeld von Karlsruhe, und dann schießen sie ganz sachlich nach, dass Leute, die Interesse am Kauf oder Anmietung der Gebäude hätten, sich bitte bei einer angegebenen Telefonnummer oder Email-Adresse melden mögen. Oder es folgt ein Beitrag über die Arbeit in einer Autowerkstatt und dann heißt es am Ende, die so gut gewarteten Fahrzeuge können Sie gleich dort beim Autohaus XY in der Dingsbumsstraße kaufen. Es ist auch nicht so, dass man diese Art der Werbung aufdringlich findet, sie wird quasi zu einem unaufdringlichen Bestandteil der Sachbeiträge, der fast schon den Anschein erweckt, zwingend zur inhaltlichen Information dazu zu gehören. Wissen Sie, wenn die normale Werbung im Fernsehen sozusagen über einen hereinbricht, mit den üblichen Argumenten und in der üblichen Machart, dann erkennt man das sofort, es nervt und sogleich schalte ich um auf einen anderen Kanal, wo gerade keine Werbung läuft. Das führt in unserem Fall daher auch automatisch dazu, dass wir kaum die Programme ansehen, die ständig von Werbung unterbrochen werden, wie beispielsweise SAT 1, die diversen RTL - Programme und wie diese Werbekandidaten noch alle heißen, weil es nervt uns wirklich endlos, wenn gerade eine interessante Szene läuft und die dann schlagartig von Werbung abgehackt wird. Das ärgert mich und ich schaue nicht Fernsehen, um mich zu ärgern, daher lasse ich solche Programme lieber gleich ganz links liegen. So habe ich auch gleich nach der Einrichtung der Satellitenanlage wieder alle Programme aus dem Receiver ganz gelöscht, die diese Ganztageswerbung bringen, also ich meine damit diese überaus primitiv und geradezu dümmlich gemachten Verkaufskanäle, wo ein billiger Drittklasse-Propagandist als Moderator getarnt den Leuten irgendwelchen Schrott oder eine Reise aufschwatzen will. Es ist ja leider so, dass bei einem Sendersuchlauf immer alle Kanäle gefunden werden, auch solche, so lösche ich die danach immer einzeln von Hand, weil ich finde, dass jeder Speicherplatz im Receiver zu schade ist für diesen Müll. Es müsste eine Möglichkeit geben, bei einem Sendersuchlauf vorher festzulegen, dass Verkaufs- und Werbekanäle erst gar nicht in die Senderliste aufgenommen und auch nicht gespeichert werden. Aber zurück zum RNF, deren Werbung ist teils so gekonnt in die Sachbeiträge eingebettet, dass sie selbst mich nicht wirklich stört und das will schon was heißen. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass deren Werbung auf mich eine Wirkung ausüben würde, ich behaupte mal, dass ich mich davon bislang auch noch nie habe zu einem Kauf verleiten lassen. Es scheint ohnehin vorwiegend Werbung für irgendwelche Immobilien- oder Finanzsachen, Autohäuser und sonstige eher hochpreisigen Dinge zu sein. In Finanzsachen sagt mein Autobekannter immer, die beste Finanzberatung die man einem mit auf den Weg geben könne, wäre die, niemals auf Finanzberater zu hören und oft sogar genau das Gegenteil von dem zu tun, was einem die Finanzberater der Banken empfehlen. Diese Meinung von ihm kommt nicht von ungefähr, denn er sagt, dass er sich in seinem Leben 4 mal auf die Ratschläge von Bankmitarbeitern verlassen habe und alle 4 mal sei es in die Hose gegangen und er habe heftige Verluste erlitten. Hätte er hingegen das getan, was er selbst, ohne jede Beratung mit dem Geld vorgehabt hätte, dann hätte er zwar nur geringe Gewinne eingestrichen, aber eben besser geringe Gewinne, als große Verluste. Daher hat er mit seiner Hausbank ein Abkommen getroffen, dass die ihm bloß nicht mit Beratungen auf den Pelz rücken sollen. Doch das ist wieder eine ganz andere Baustelle, die mit RNF nichts zu tun hat.
Jetzt zu unserer Fotoecke, wenn man so will. Wie schon weiter vorne angedeutet, habe ich auch wieder vom Militärautoschrottplatz 3 Fotos beigesteuert. Bei allerschönstem Sonnenschein entstand das Foto halle-militaerautoschrottplatz1. Leider wehte ziemlich der Wind, so dass durch das Geflatter der Äste die Konturen der Bäume etwas verwaschen wirken, aber der Wind lässt sich nun mal draußen leider nicht abstellen, nur weil man fotografieren will. Der Hallenrest, der dort so zugewachsen wie ein verwunschenes Schloss im Waldhain steht, ist noch ein Überbleibsel der früheren Kalimine, die sich bis vor etwa 35 Jahren mal auf dem Gelände des Schrottplatzes befand. Das liegt aber so tief und gut in dem Waldhain versteckt, dass es uns erst kürzlich aufgefallen ist, und auch das nur, weil der Grundstücksbesitzer uns selbst darauf hingewiesen hatte.
halle-militaerautoschrottplatz1: wie ein verwunschenes Schloss stehen die Überreste einer einst recht großen Maschinenhalle im Walddickicht
Es stehen auf ähnliche Weise noch weitere Gebäude oder besser gesagt Gebäudereste in diesem teils verwilderten Bereich, die man aber nur schwer entdecken kann, weil es dort keine Wege mehr gibt, die nicht ebenfalls schon total zugewachsen sind. Genauso ging es mit dem Foto schrottavenue. Es zeigt einen Waldweg weit hinten in diesem Waldhain, der auf einer Länge von etwa 400 m regelrecht mit zivilen Schrottautos aus den 50iger und 60iger Jahren zugeparkt ist. Die stehen dort zwei- und dreireihig sowie stellenweise auch noch quer zwischen den Bäumen. Es wirkt fast so, als stünden die Fahrzeuge in einem Stau. Überspitzt könnte man sagen, ein Stau, der sich nie mehr aufgelöst hat und andauerte, bis dass die Autos verrostet und zerfallen waren.
schrottavenue: wie während eines Staus, der nie sich nie auflöste, auf der Straße eingerostet stehen Autos, deren Baujahr vorwiegend zwischen 1950 und 1970 gelegen haben dürfte.
Leider herrschten zwischen den Bäumen äußerst ungünstige Lichtverhältnisse mit Teilgegenlicht, welches zwischen den Bäumen einfiel, was die Kamera dazu veranlasste, die Helligkeit automatisch zu weit zurück zu fahren, so dass das Foto qualitativ trotz schönsten Sonnenscheins an diesem Tag nicht viel taugt. Ich hatte den Eindruck, dass die meisten der Bäume in diesem Bereich krank sind, weil vor allem deren untere Hälften wie abgestorben wirkten. Vielleicht eine Auswirkung von Öl oder Benzin, welches in den Boden gelangt ist? Ebenso auf diesem Gelände entdeckten wir ziemlich am südöstlichen Rand des Grundstücks, wo der Waldhain selbst schon vorbei ist, eine eigenartige alte Anlage. Aus dem Boden kommen dort sehr dicke alte rostige Eisenrohre, diese führen in einen vielleicht 12 m großen, waagerechten Kessel, unter dem sich 8 riesengroße Gasbrenner befinden, die von rostigen Gitterkonstruktionen umgeben sind, damit man da wohl früher nicht reinfassen und sich die Finger verbrennen konnte. Daneben dann die auf dem Foto schrottplatz-anlage ersichtliche Anlage, mit der Eisentreppe und einem alten Eisenschornstein, der oben drauf einen Deckel hat mit dem man ihn wohl von unten per Hebelbetätigung verschließen konnte, wenn er nicht gebraucht wurde. Wozu das diente, weiß ich nicht, es ist ortsfest im Boden auf stabilen Betonfundamenten installiert, und ich hatte auch noch keine Gelegenheit den Eigentümer des Grundstücks danach zu fragen.
schrottplatz-anlage: eine eigenartige alte Anlage einschließlich eines Schornsteines, der einen Deckel oben drauf hat. Überhaupt haben wir in den zurückliegenden Wochen wieder vieles entdeckt und das alles in der direkten Nahumgebung, wo wir doch fast schon glaubten, bald alles zu kennen. Jetzt wissen wir auch endlich, warum die „Eingeborenen" hier immer von dem Weg zu den beiden Mühlen sprechen, während wir ja immer nur auf eine Mühle am Ende des Mühlenweges gestoßen waren, die heute von einem Computer- und Internetdienstleister genutzt wird. Dieser Mühlenweg ist ja der gleiche Weg, von dem etwa 500 - 700 m südlich von hier auf der linken Seite die Einfahrt zu dem Militärautoschrottplatz abzweigt. Diese Einfahrt führt ganz links gleich auf den Militärautoschrottplatz, begeht man sie aber leicht links und dann mehr geradeaus, dann geht es als einfacher Waldweg weiter, der nach etwa 150 Metern an dem Gebäude vorbei kommt, welches ich Ihnen vor längerem mal als Waldtrichter per Foto zeigte. Dieses gehörte ja ebenso zu der früheren Kalimine dort, wie auch der Schrottplatz selbst. Der Trichter nebst seinen Anlagen dient heute noch irgendwie zur Entlüftung und Entwässerung der Überreste der alten Schächte der Kalimine, auch wenn die schon seit vielleicht 1973 nicht mehr genutzt werden. Wozu das dann trotzdem noch notwendig ist, weiß ich nicht genau, aber der Rentner deutete an, es sei wichtig; vielleicht weil das sonst unten einstürzt und hier oben für Risse in den Hauswänden sorgt. Zweigt man kurz vor diesem Waldtrichter nach rechts ab, wo an dieser Stelle ein relativ breiter Waldweg scharf rechts beginnt, den wir aber bislang noch nie gegangen waren, weil wir glaubten, da folgen nur noch Bäume, dann gelangt man nach vielleicht 500 m auf eine große Waldwiese, an deren anderem Ende ein weiteres altes fabrikähnliches Gebäude steht. Allerdings um Welten kleiner, als „unsere" alte Fabrik. Eigentlich muss man sagen es ist mehr ein Gebäudeensemble, wenngleich alle Gebäude zu einem Gesamtgebäude zusammengemauert sind. Ein Teil davon war von der Wiesenseite her sogar mit rotweissem Flatterband abgesperrt, weil dort ein tiefer Grabenschacht folgt, der unter einer großen Toreinfahrt in die Tiefe führt. In dem vorderen Gebäudeteil, der früher vielleicht die Verwaltung beherbergte, fand ich im Innenflur noch ein uraltes Messingschild, worauf stand „Sprengmittel- und Schwarzpulverfabrik Dr. A. Stocklossa". Als ich das ein paar Tage später dem Rentner erzählte, sagte der, das sei die alte Pulvermühle. Also war das die Mühle Nr. 2, die wir bislang immer vergeblich neben oder hinter der anderen alten Groß-Getreidemühle gesucht hatten. Da hätten wir im Bereich der anderen Mühle noch lange vergebens suchen können, denn es ist ja quasi eine ganz andere Himmelsrichtung, während die große Ex-Getreidemühle, wo heute der Internetheini haust, total südlich mit einem leichten Drall nach Westen liegt, liegt diese Pulvermühle zwar ein Stück am gleichen Weg, schwenkt dann aber von diesem doch stark östlich weg, also insgesamt südöstlich von hier, mit der Betonung auf östlich. Ich schätze, dass zwischen beiden Mühlen ein Abstand von über 2 km liegt, weil deren Lage zueinander quasi scherenförmig auseinander läuft. Zurück zur neuentdeckten Pulvermühle. An der rückwärtigen Seite des Gebäudes fließt ein kleiner Bach, wo auch noch 3 kleine Brücken gleich von der alten Pulvermühle rüber zu Wegen führen, die schon längst so zugewachsen sind, dass sie eigentlich nicht mehr existieren. Der Rentner erzählte uns, dass diese Brücken auf der anderen Seite des Baches früher zu mehreren einzelnen kleinen Betonhäuslein führten, in denen die brisanten Mischungen von einer einzelnen Person angefertigt wurden. Das sei aus Explosionsschutzgründen so gewesen, damit bei einem Betriebsunfall an einem einzigen Produktionsplatz nicht gleich die ganze Fabrik in die Luft flog. Der Rentner meinte, vermutlich befinden sich diese Beton-Mischbunker auch noch in diesem zugewachsenen Dickicht, jedenfalls wären die vor rund 5 Jahren noch dort gewesen, als er zum letzten mal in diesem Bereich gewandert wäre. Beides sehen Sie auf den Fotos pulvermuehle1 und 2 sehr schön, wobei das Bild 2 von der ersten der erwähnten kleinen Brücken geschossen wurde.
pulvermuehle1: Teil - Frontansicht der alten Pulvermühle bzw. Sprengstoff- und Munitionsfabrik Dr. Stocklossa, insbesondere die Verwaltung und ein Labor dürften in diesem rechten Gebäudeteil gewesen sein. Die eigentliche, kleine Fabrikhalle folgt links.
pulvermuehle2: Die Rückansicht der alten Anlage, gleich an einem kleinen Bach gelegen, der aber eine enorme Strömung aufwies.
Dem ganzen Erscheinungsbild nach muss auch diese Sprengstofffabrik schon Ewigkeiten verlassen sein und der Rentner hier sagte, dass die schon Anfang der 70iger Jahre dicht gemacht hätten und es habe immer Gerüchte gegeben, dass es in dem Anwesen spuken soll, was natürlich hanebüchener Unsinn ist, aber es gibt ja Leute, die für solches Gedankengut empfänglich sind. Der Rentner meinte, dieses nahezu lächerliche Gerücht würde gerne damit begründet, dass sich da die unruhigen Seelen der mit den dort hergestellten Produkten getöteten Personen melden würden, weil die auch ganz gefährliche Munition hergestellt hätten. Belegt sei hingegen, so der Rentner, dass in dem Gemäuer seit seiner Stilllegung insgesamt 3 Personen spurlos verschwunden wären. Man wisse angeblich nur definitiv, dass sie in das Gebäude gegangen wären, weil es dafür seinerzeit mehrere Augenzeugen gab, aber aufwändige Durchsuchungen nach dem gemeldeten Verschwinden, hätten von denen überhaupt keinerlei Anhaltspunkte mehr hervor gebracht. Naja, soll man da noch herausfiltern, was Märchen, Legende oder Tatsache ist, zumal der letzte Vorfall davon auch schon über 15 Jahre her sein soll? Das wird uns sicherlich nicht davon abhalten, eines Tages auch einmal eine Innen-Exkursion durch diese alte Pulvermühle zu machen, allerdings braucht so etwas viel Zeit, weil man ja möglichst alles sehen will und daher haben wir das bislang noch nicht gemacht. Wir sind inzwischen in Sachen Exkursionen auf solchem Alt- Industrieterrain ja geübt und haben uns erst kürzlich auf einem Flohmarkt in Karlsruhe 2 gebrauchte knallgelbe Schutzhelme besorgt, die wir künftig bei etwas gefährlicheren Exkursionen tragen werden. Hintergrund dafür war zum einem, dass diese Helme gerade sehr günstig angeboten wurden, wir haben 6 Euro für beide zusammen gegeben und die sind sehr gut erhalten, aber auch zum anderen, dass ich es langsam leid war, mir bei fast jeder Exkursion 20 mal den Schädel an irgendwelchen Ecken anzustoßen, die man im Halbdunkel zu spät erkennt. Überspitzt könnte man sagen, dass meine Birne von zig Beulen und Abschürfungen verziert wird, alles nur wegen unserer Exkursionen. Der Autobekannte meinte schon scherzhaft, ob Kayla mich täglich verprügeln würde oder ob unser Sexleben solche stürmischen Praktiken aufweise. Doch zurück zu weiteren Fotos.
zufahrtsstrasse: die Straße zu unserer Siedlung, relativ weit oben, noch unweit der Abzweigung von der Bundesstraße. Bremsspuren in der Mitte zeigen, wo der Unfall war.
Am 29. August, ein Dienstag war das, gab es hier weiter oben in dem Zufahrtsweg einen für hiesige Verhältnisse schweren Verkehrsunfall. Normalerweise herrscht hier ja wenig Betrieb, nur in dem oberen Teil ist ja seit der Neueröffnung der Regenwasserbehälterfabrik doch schon einiges an Verkehr, besonders die vielleicht 50 bis 70 LKW, die das Werk inzwischen täglich ansteuern, sorgen natürlich für gewisse Probleme, da die Straße ja recht schmal ist und eigentlich nicht für regen LKW - Verkehr konzipiert wurde, weil damals, als die Fabrik noch lief, wohl alles per Bahn verfrachtet wurde. Nun hat man diese kleine Straße, von der ich Ihnen auch letztes Jahr schon mal ein kleines Foto schickte, im oberen Bereich, wo die von der Haupt- Landstraße abzweigt bis zu dem Abzweig vorne an der Siedlung, wo der neue Zufahrtsweg zu der Fabrik beginnt, vor vielleicht 2 Monaten etwas ausgebaut und sogar mit solchen Kunststoff-Leitpfosten versehen. Trotzdem wird es immer noch eng, wenn ein LKW entgegen kommt. Hinzu kommt, dass auf den, bei meinem damaligen Foto noch völlig freien Feldern, zu der Unfallzeit überall sehr hoch der Mais stand, was zu ziemlichen Sichtbeeinträchtigungen führte. Am besagten Tag kam nun ein beladener LKW von der Regenwasserbehälterfirma zurück und fuhr dort in Richtung des Abzweiges zur B 293, zugleich kam ein Mini, gesteuert von einer Frau, auf der falschen Fahrbahnseite entgegen. Als die Mini-Fahrerin den LKW erblickte, hat sie einfach nur noch geradeaus ins Maisfeld gelenkt und stark gebremst, ansonsten nicht weiter reagiert. Der LKW - Fahrer hat sich darüber gewundert, denn er sei vollkommen auf seiner Spurseite gefahren und das auch noch sehr langsam, weil er die Gefahren durch die Sichtbeeinträchtigungen kenne, aber die Frau sei mit relativ geringer Geschwindigkeit auf der völlig falschen Fahrbahnseite entgegen gekommen und habe erst rüber in Maisfeld gelenkt, als sie dann plötzlich seinen LKW sah. Also könnte man sagen, dass es nicht etwa wegen überhöhter Geschwindigkeit für die Frau einen nachvollziehbaren Grund gab auf der falschen Straßenseite durch diese eher harmlose Kurve zu fahren. Die Frau hatte aber Glück im Unglück, sie wurde nicht verletzt. Ihr Mini, einer der neuen Bauform, vielleicht höchstens 2 Jahre alt, war unterdessen Totalschaden, weil er mit seiner geringen Bodenfreiheit die stürmische Fahrt über den Acker überhaupt nicht vertrug. Die Bremsspuren sieht man bei genauer Betrachtung auch auf dem Foto noch, ebenso ein wenig die Schneise im Maisfeld. Das Foto selbst entstand etwa 2 Tage nach dem Unfall. Ebenso schickte ich Ihnen vor längerer Zeit, es mag vielleicht Anfang des Jahres gewesen sein, einmal Bilder von einer Rohrbrücke, auf der aufgeständert ein altes, großes, rostiges Industrierohr verläuft, welches eine noch ältere zugewachsene und verfallene Industrieanlage einige km südwestlich von hier mit „unserer" Fabrik hier verbindet, oder besser gesagt mal verbunden hat, denn heute endet das Rohr wie abgebrochen über dem Gleis der stillgelegten Bahnstrecke. Nun waren wir neulich auch in dem Bereich wieder etwas gewandert und hatten, schon „unsere" Fabrik schornsteinmäßig von der südwestlichen Rückseite im Blickfeld. An dieser Stelle haben wir mal diese Rohrbrücke im heutigen, von der Vegetation zugewachsenen Zustand fotografiert. So entstand das Foto rohrbruecke-hinten. Ich finde irgendwie sieht das gar nicht mal schlecht aus, fast schon wie ein Kunstwerk, das satte Grün, wo jetzt alles wächst und dann der rostigrote Kontrast der Rohrleitung.
rohrbruecke-hinten: ein interessanter Kontrast, die alten Industriereste und die grüne Vegetation Die damaligen Fotos waren winterbedingt ja eher etwas kahl. Ebenfalls um eine Brücke, aber ganz anderer Art, geht es im nächsten Foto sinnlose-bruecke. Damals schickte ich Ihnen auch mal ein Foto von großen offenen Abwasserkanälen, die weit südwestlich flussartig auf dem Areal der Fabrik zwischen einigen alten Hallen verlaufen. Damals war es ungemütliches Wetter und unsere Erkundungen in diesem Bereich nur flüchtig und unkomplett. Jetzt waren wir noch mal dort und entdeckten dabei eine absolut sinnlose Brücke, die über einen dieser Abwasserkanäle bis fest an die Außenmauer einer größeren Halle führt. Dort ist aber nichts, außer Mauerwerk. Was das soll, mag sich keinem erschließen, eigentlich kann es nur so gewesen sein, dass früher mal in der Hallenmauer an dieser Stelle ein Tor oder ein Durchbruch war, denn alles andere macht doch keinen Sinn. Man sieht auch in den Klinkersteinen in der Hallenmauer in diesem Bereich 2 Abfang - Stahlträger, die in den anderen Seitenfeldern nicht sind, daher wird dort wohl früher ein Tor gewesen sein. Die große Halle hinter der sinnlosen Brücke ist im Vergleich zu den anderen Hallen in diesem südwestlichen Bereich, noch sehr gut erhalten und sie zählt zu den wenigen Gebäuden, die wir bisher noch nicht von innen gesehen haben, weil sie sehr gut verschlossen ist.
sinnlose-bruecke: eine Brücke, die direkt an der Außwand der Fabrikhalle endet, überquert einen der alten, flußartigen Abwasserkanäle in diesem Bereich.
Sie verfügt über mehrere Einfahrts-Rolltore, die alle dicht sind und seitlich gibt es ein paar Eingangstüren aus Eisen, die mit zahlreichen Zusatzschlössern und Sperrriegeln sehr gut gesichert sind. Da wir grundsätzlich nichts aufbrechen oder gar zerstören, nur um unsere Neugierde zu befriedigen, bleibt uns wohl das Innenleben dieser Halle weiter verborgen. Einerseits erhält man dann den Eindruck, dass diese Halle noch aktuell für etwas genutzt wird, andererseits wenn dem so wäre, dann müssten die Nutzer ja bei uns vorne an der Einfahrt vorbei kommen und das ist nicht der Fall, es wäre uns sicher schon längst aufgefallen. Ich möchte mal sagen, dass es auf dem gesamten Areal etwa 7 Gebäude gibt, in denen wir bislang noch nicht waren, weil sie gut verschlossen sind. Dazu zählen auch die beiden kleineren Hallen in der Nähe der Regenwasserbehälterfirma, die inzwischen wieder von neuen Eigentümern hergerichtet werden. Alle diese gut verschlossenen Gebäude befinden sich auch in einem deutlich besseren Zustand, als der Rest.
Der Rentner wusste zu berichten, dass die Regenwasserbehälterfirma nun von irgend einer Kontrollbehörde zur Auflage gemacht bekommen hätte, eine eigene kleine Werksfeuerwehr zu gründen. Dort werden recht beachtliche Mengen an Kunststoffen verarbeitet und das soll eine Kunststoffsorte sein, die zumindest im Rohzustand, also bevor solch ein gewaltiger Regenwasser - Erdtank daraus geworden ist, sehr leicht entflammbar ist und dann wenn sie einmal brennt, sich nur sehr schlecht löschen lässt. Die Ortsfeuerwehren hier könnten das alleine nicht leisten, weil dafür notwendiges Fachwissen sowie einige spezielle Gerätschaften und Ausrüstungsteile fehlen. Bei der damaligen Genehmigung der Fabrik habe man es versäumt, die Gründung einer Werksfeuerwehr gleich mit als Betriebsauflage zur Bedingung zu machen. Das gefällt natürlich dem Betreiber nicht sonderlich, weil er sagt, dass es an seinem früheren alten Standort solche Auflagen nicht gab und es sei nicht korrekt, wenn man jetzt im Nachhinein so etwas verlange. Unter solchen Vorzeichen hätte er sich nämlich vielleicht für einen anderen Standort entschieden, weil eine solche Spezial - Kunststoff - Werksfeuerwehr einen jährlichen Zusatzkostenaufwand von etwa 150.000 Euro erfordere. Zudem hält er es für überflüssig, weil die meisten Maschinen von der modernsten Sorte wären, die nicht nur Brände in ihrem Inneren selbst frühzeitig erkennen würden, sondern die alle über eine sogenannte Hochdruck - Trockenschaumlöschanlage verfügen, die selbsttätig Brände schon im Keim erstickt, weil die vollautomatisch in der Maschine einen Löschvorgang einleiten, sobald sich dort Feuer entwickelt. An den alten Maschinen, die man vom alten Standort noch mitgebracht hatte, habe man solche automatischen Feuerlöschanlagen nachgerüstet, nachdem man gehört hatte, dass es vorwiegend in den USA mit solchen Maschinen häufiger größere Brände gab. Neben der Hauptwerkshalle befinden sich 2 helle zylinderförmige Tanks, die ein wenig einem Zementsilo von Großbaustellen ähneln und genau die sollen das Löschpulver enthalten, welches dann über Druckleitungen automatisch zu den Maschinen und in die Produktionshalle geführt wird. Es hieß aber auch, dass man bereits versucht, eine Kompromisslösung zu finden, bei der die örtliche Feuerwehr vielleicht einige Sonderlehrgänge zum Löschen von Kunststoffbränden auf Kosten der Firma spendiert kriegt und dass man einige normale Arbeiter sozusagen als Hobby- Werksfeuerwehrmänner einspannt und denen auch entsprechendes Fachwissen und Ausrüstungsgegenstände zukommen lässt.
Kayla erhielt letzte Woche einen sehr eigenartigen Brief von ihrem früheren Gelegenheits-Arbeitgeber, wo sie in Stuttgart zeitweise als Dolmetscherin für diese Autoteile - Spedition gearbeitet hatte. Ich berichtete Ihnen bereits darüber, dass es der Firma sehr schlecht gehe und im Prinzip der Ruin ins Haus steht. Um so mehr wunderte Kayla sich über Post von denen. Kayla war ja noch vor wenigen Monaten mit denen in San Francisco wegen der Übersetzung von neuen Vertragsentwürfen, was aber alles nicht klappte. Wie ich seinerzeit berichtete, fiel das Gehalt für diese Reise aufgrund des Fehlschlages natürlich deutlich geringer aus und sie erhielt mit Stockungen, verteilt auf einige Einzelzahlungen, aber die zuvor zugesicherte Mindestsumme von 6.000 Euro. Der Witz kommt nun in Form dieses Briefes, denn der Firmenchef schreibt, dass er von ihr von diesen 6.000 Euro rund 3.500 Euro zurück fordert, da ihm das Geld zustehe, weil sie nicht ganzjährig bei ihm beschäftigt gewesen sei. Angeblich gebe es da Bestimmungen, die eine volle Zahlung nur dann zur Pflicht machen, wenn der Arbeitnehmer volle 12 Monate in den Diensten des Betriebes gestanden hätte, ähnlich wie beim Weihnachtsgeld oder anderen Sonderzuwendungen, was ja bei ihr nicht so gewesen sei. Das ist natürlich blühender Blödsinn, denn in ihrem Fall war sie ja in dieser Sache gar nicht Arbeitnehmerin dieses Unternehmens, sondern sozusagen als freie, selbstständige Mitarbeiterin für diesen Einzelauftrag angeheuert worden. Bereits seit über einem Jahr war sie ja gar nicht mehr als Arbeitnehmerin bei denen tätig. Also zählen solche eigenartigen, arbeitsvertraglichen Regelungen für sie überhaupt nicht. Der frühere Chef sieht es allerdings so, als sei sie noch exklusiv bei ihnen beschäftigt gewesen, halt wie eine normale Arbeitnehmerin. Da es jedoch keinen Arbeitsvertrag in dieser Richtung gibt, wird er sich schwer tun, so etwas im Zweifelsfall beweisen zu können. Kayla hat ihm auch gleich zurück geschrieben, dass sie es erstens doch recht unverschämt fände, wenn er sich so für frühere gute Dienste bedanke, zumal sie sich von ihm hatte überreden lassen, diese ganze San Francisco - Chose überhaupt mitzumachen. Aber auch, dass er bei ihr da auf Granit beiße und er keinen Cent zurück erhalten würde, eher im Gegenteil, denn schließlich habe er sie ja für diesen Einzelauftrag sogar mit weitaus höheren Lohnversprechungen geködert und wenn sie seinen Charakter hätte, dann wäre es wohl eher umgekehrt und sie würde noch Restforderungen von über 10.000 Euro an ihn eher geltend machen können. Die Antwort darauf kam prompt und auf versteckte Weise droht der ihr nun, dass er beim Finanzamt Anzeige gegen Kayla erstatten wird, dass sie diese Einkünfte von 6.000 Euro dort nicht versteuert habe, wenn sie ihm nicht wenigstens die Hälfte davon zurück erstatten würde. Um auf Nummer Sicher zu gehen, hat Kayla dann gleich beim Finanzamt nachgehakt, wie im Zweifelsfall solche einmaligen Einkünfte zu versteuern sind. Der Finanzbeamte war sehr freundlich und meinte, dass es in ihrem Fall völlig genügen würde, wenn sie bis Mai 2008 eine Steuererklärung abgeben würde, in der diese einmaligen Einkünfte ordnungsgemäß angegeben sind. So hat sie sich von dem gleich die Steuerbögen zusenden lassen und der Blödmann von früherem Chef kann ihr gar nichts. Der Nachteil wird sein, dass sie dann für diesen Betrag Steuern wird nachträglich abführen müssen. Der Finanzamtsmann meinte, dass sie dabei im ungünstigsten Fall mit einem Betrag von bis zu etwa 2.000 Euro rechnen könne, aber es käme auf die genauen Einkommensumstände an und da Kayla ja keinerlei anderen hohen eigenen Einkünfte hatte, wird es wohl auf einen deutlich niedrigeren Betrag rauslaufen. Er meinte, dass sie vielleicht irgendwo zwischen 1.000 und 1.500 Euro an Steuern dafür nachentrichten müsse. Gewiss ärgert es einen, wenn man diese schönen Euros davon wieder für nichts und wieder nichts ans Finanzamt abführen muss, aber immer noch besser, als sich von solch einem charakterlosen Schwein wie deren Ex-Chef erpressbar zu machen. Sie kennen inzwischen Kayla ein wenig und mich vielleicht schon etwas besser, daher dürfte klar sein, dass wir uns das von deren Ex-Chef nicht gefallen lassen. Der wird schon seine Abreibung dafür bekommen, wenngleich wir jetzt auch noch nicht wissen, auf welche Weise das geschehen wird, da sind wir noch heftig am überlegen, wissen aber heute schon, dass uns da etwas schönes einfallen wird. Unterdessen telefonierte Kayla jüngst noch mal mit einer früheren Kollegin und dabei stellte sich heraus, dass die Firma wirklich inzwischen schon Insolvenz angemeldet hat. Der Betrieb ruhe zwar noch nicht ganz, aber die Gesamt-Beschäftigtenzahl sei auf lächerliche 14 Leute geschrumpft. Die übrig gebliebenen Leute sind ausschließlich Bürokräfte und die ganzen Lieferungen mit LKW werden jetzt als Einzelaufträge an andere Speditionen übergeben. Also kann man sagen, ist diese Firma inzwischen von der selbstständigen Spedition auf eine reine Vermittlungsfirma für Speditionsaufträge von Autoteilen geschrumpft. Ihre Ex-Kollegin meinte bereits, dass auch das nur ein Intermezzo auf dem Weg zum endgültigen Aus wäre, da die Firma mit mehreren Millionen Euro tief in den roten Zahlen stecke. Sämtliche LKW und alle Gebäude wären längst verkauft oder von Banken in ihr Zwangsversteigerungsprogramm aufgenommen worden und nur die für den heutigen Restbetrieb dringend benötigten Räume haben die dann zurück gemietet. Trotzdem leiste sich der Chef immer noch 2 verschiedene Porsche, einen Mercedes-Van und eine dicke Mercedes-Limousine als Firmenwagen, das ergibt dann bei der Belegschaft immer ein schönes Bild. Dieser Saukopf wird sowieso sein Schäfchen schon längst im Trockenen haben, auch wenn die Belegschaft und die Firma vor dem Nichts stehen. Derartige Mentalitäten zählen wohl heute zur selbstverständlichen Unternehmerkultur und dann wundern sich solche „Unternehmer" wenn keiner mehr zu ihnen aufblickt, wie das vielleicht gegenüber den Unternehmern in den 50iger Jahren mal war. Ich sage es offen, Unternehmer mit einer solchen Einstellung rangieren für mich auf dem gleichen Status wie asoziales Rattenpack oder miese Ganoven.
Zu etwas ganz völlig anderem. Kennen Sie Sattmacher - Reis? Ich hatte davon noch nie gehört, aber Kayla erwähnte mal, dass es eine hierzulande kaum angebotene Reissorte geben soll, die die Eigenschaft hätte, mit enorm geringer Menge zu einem absoluten Sättigungsgefühl zu führen. Im Endeffekt liefe das also darauf hinaus, mit wenig Nahrung schnell satt zu werden. Nun ist das gewiss kein Problem für uns, dass wir auf so etwas abfahren müssen, aber neulich las ich in einer regionalen Wochenzeitschrift, dass eine winzige Nahrungsmittelfirma aus Karlsruhe jetzt ein Produkt entwickelt hat, welches vorwiegend aus diesem speziellen Sattmacher - Reis hergestellt wird. Das Produkt soll dann dazu dienen, dass Ernährungsberater oder auch Ärzte es fettleibigen Leuten verordnen, die sehr leicht zum Übergewicht neigen. Es gibt ja Leute, die selbst bei normaler Nahrungsaufnahme schon zunehmen, geschweige denn, wenn sie gerne naschen oder vielleicht auch gerne kalorienreiche Nahrungsmittel mögen. In seiner Originalform soll dieser Reis so stark sättigend wirken, dass der Genuss von 2 Esslöffeln davon genügt, um anschließend fast einen ganzen Tag lang kein Hungergefühl mehr zu verspüren und das bei einer Kalorienzahl, die noch weit unter der eines halben Butterbrots liegt. Weil dieser Reis sich im Magen-Darmtrakt nur ganz langsam aber dennoch schonend zersetzen würde, hätten diese Organe lange Zeit etwas zu tun, das sei von Vorteil, da einfaches „nichts essen" zu einer Unterbeschäftigung dieser Organe führt und damit automatisch noch aufkommende Hungergefühle verstärkt, wogegen hiermit eine Art Dauersättigung verliehen würde, die aber keineswegs zu einem unangenehmen Völlegefühl führt. Es soll da wohl die Kunst darin liegen, den Hunger durch eine vermeintliche Sättigung auf so niedrigem Level zu halten, dass der Esser dieses Reises oder dieses speziellen Nahrungsmittels überhaupt nicht mehr ans Essen denkt. Der Zustand sei vom Gefühl her ähnlich, wie wenn man vielleicht vor rund einer Stunde ein reichhaltiges aber nicht übermäßiges Mittagessen zu sich genommen hätte. Dann befindet man sich ja auch in einer Situation eines bestimmten Sättigungsgrades, der dazu führt, dass man überhaupt noch kein Verlangen auf weiteres Essen hat, aber auf der anderen Seite auch keinen störenden Magendruck vom reichhaltigen Essen. Beim echten normalen Mittagessen hingegen verschwindet dieser ausgeglichene „Kein-Hungereffekt" jedoch in aller Regel nach etwa 2 bis 3 Stunden, so dass der Mensch dann langsam wieder Hunger entwickelt, jedoch nicht so bei diesem Reis und dem daraus gewonnenen Spezialprodukt. Dieser Zustand hält bei den meisten Probanden, die damit „gefüttert" wurden zwischen 8 und 12 Stunden an. Wer 12 Stunden lang erst gar nicht mehr auf die Idee kommt, etwas zu essen, dem dürfte das Abnehmen gewiss viel leichter fallen, als wie jemand, der im Prinzip spätestens alle 2 Stunden wieder Hunger entwickelt. Der einzige Nachteil dieses Sattmacher - Reises wäre, dass er extrem stopfend wirkt, also für schlechten Stuhlgang sorgt, wie man so sagt. Das sei wohl auch mit ein Grund, warum man diese Reissorte hierzulande eigentlich gar nicht bekommt. Wer viel Reis isst, neigt häufig zu Verstopfungen, dass ist altbekannt, aber bei dieser Sorte soll dieser Effekt noch um ein Vielfaches stärker sein. Deswegen habe man aber dieses Produkt entwickelt, denn sonst hätten die Ärzte oder Ernährungsberater ja einfach diesen Reis als solches verordnen können, aber dieses Produkt, welches wohl in Pulverform auf den Markt kommt, beinhalte noch andere Stoffe, die diese negativen Nebenwirkungen vom Sattmacher - Reis mit den Verstopfungen wieder ausgleichen. Würde das nicht ausgeglichen, so führten die Verstopfungen ja selbst zu Gesundheits- und auch Gewichtsproblemen. Man würde sich den Gewinn damit selbst wieder kaputt machen. Es hieß, das Produkt sei völlig „verstopfungsneutral" und habe auch keine anderen schädlichen Nebenwirkungen. So räumt man diesem aus dem Sattmacher - Reis gewonnen Produkt sehr große Zukunftschancen ein, weil ja immer mehr Leute unter erheblichem Übergewicht leiden. Das wiederum führte dazu, dass die Eigentümer der kleinen Nahrungsmittelfirma, die bis vor kurzem der großen Konkurrenz noch piepegal war, nun plötzlich schon von mehreren verschiedenen Großkonzernen Kaufangebote erhalten haben. Da wittern die Morgenluft, wie man so sagt und vermuten, dass sie mit solch einem Produkt einen gewaltigen Reibach machen können.
Damit überfällt uns auch schon wieder das Ende dieses Berichts. Mir läuft unterdessen das Wasser schon im Munde zusammen, weil das ganze Haus von frischem Backduft durchzogen wird, da Kayla sich an einem Pflaumenkuchen versucht, den sie im Backrohr hat. So wünschen Kayla und ich Ihnen bis zum nächsten Mal alles Gute,
Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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