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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Kyrillischer Sturm” und “Hausierer” aus dem Jahre 2007. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Kyrillischer Sturm" vom 21.01.2007
Teilwinterliche Grüße!
Ich habe den Eindruck, dass der Winter sich ansatzweise doch langsam auf seine Tugenden besinnen möchte. Obwohl der Wetterbericht für letzten Dienstag weiter milde Temperaturen vorhersagte, war hier morgens alles eisglatt gefroren. Auf dem leicht betonierten Wegstück von der Haustüre zur Straße hin wäre ich beinahe ausgerutscht. Selbst aus den Dachrinnen hingen lange Eiszapfen und draußen herrschte solch ein typischer Frostgeruch. Mancher wird mir einen Vogel zeigen und sagen, als ob man Frost riechen könne, aber ich finde, dass Frost einen eigenen Geruch hat. Vielleicht ist das auch nur daher, weil andere Dinge im Frost einen etwas veränderten Geruch absondern oder weil meine Nase unterhalb der Frostgrenze Gerüche anders wahrnimmt, aber für mich riecht es bei Frost eindeutig nach Frost. Wir wollten an diesem Tag zeitig um dreiviertel 7 nach Stuttgart fahren, daraus wurde jedoch nichts, weil hier ein Großaufgebot an LKW und anderen Fahrzeugen anrückte und die Tore zur Fabrik passierte. Da war unsere Neugierde zu groß, um das einfach so unbeobachtet geschehen zu lassen. Die Reise nach Stuttgart wurde auf unbestimmt verschoben. Soweit das möglich war, beobachteten wir vom ersten Stock aus das Geschehen auf dem Fabrikgelände. Leider war von dort nicht sehr viel zu sehen, da die ganze Karawane offensichtlich weiter nach hinten aufs Gelände fuhr, also nicht hier vorne an der alten Haupthalle oder diesem Umfeld verblieb. Wir überlegten, ob man es riskieren könne, durch unsere geheime Hintertür in der Mauer selbst aufs Gelände zu gehen, um genauer zu sehen, was da los ist. Noch als wir über diesen Gedanken grübelten, klingelte es an der Haustüre. Dort stand ein nobel gekleideter Herr im Kamelhaarmantel, der sich als Architekt einer Firma Dr. Seibold oder umgekehrt vorstellte mit 2 Handwerkern im Schlepptau. Freundlich erläuterte er kurz, dass sie im Auftrag der Eigentümer in enger Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Pleitgen Teile des Fabrikgeländes vermarkten würden. Für einen Teilbereich habe sich nun ein neuer Eigentümer gefunden, der ab Februar diesen übernehmen werde, um sein Unternehmen dort anzusiedeln. Wie sich herausstellte, handelt es sich dabei um diese Firma, die große Regenwassertanks aus Kunststoff produziert, von der vor einem Monat schon mal dieses Gerücht kursierte. Diese Firma zieht tatsächlich im Februar von Böblingen hierher. Man mag die Entscheidungen solcher Firmenchefs nicht immer verstehen, denn wie mir der freundliche Architekt im Kamelhaarmantel sagte, hätten die im hinteren Bereich eine Halle erworben. Das ist eine Halle, ich glaube, davon hatte ich Ihnen sogar vor längerer Zeit, ungefähr Ende Oktober 2006 mal ein Foto mit dem Titel fabrik-aussen105 geschickt, die an einer Seite schon ziemlich ramponiert ist, weil man vor vielleicht 10 oder 15 Jahren mal mit ihrem Abriss begonnen hatte. Einerseits ist sie zeitlich zwar neuer und etwas moderner, als hier vorne die Haupthalle und ihre Nebengebäude, aber im Gesamtzustand doch erheblich schlechter, weil eben im Erdgeschoss vieles seit dem Abrissversuch offen steht. Doch dazu später mehr. Der Architekt, oder genauer seine Handwerker, suchten nun nach Strom und Wasser. Das heißt, der neue Eigentümer dieses Teilbereichs hat von dieser Verwertungsfirma das beschädigte Gebäude plus etliches an Grundstück erworben und die alten Maschinen und Anlagen, die in dieser Halle teilweise noch drin stehen, selbst inzwischen an eine Firma verkauft, die sie noch gebrauchen oder irgendwie verwerten kann. Genau diese Fritzen, die das Zeug dann hier alles abbauen wollen, waren mit den ganzen LKW gekommen und wollten das an diesem Tag erledigen oder zumindest damit beginnen. Nun brauchten die für ihre Bohrmaschinen und was die alles so haben ja Strom, fanden in der alten Fabrik aber nur tote Leitungen und wollten deshalb bei uns sozusagen Strom leihen kommen. Nun ist das schon ein Kuriosum. Ich weiß ja definitiv, dass in der alten Fabrik noch stellenweise Strom ist, jedenfalls hier vorne in den Hallen, denn dort rotiert nach wie vor solch ein komischer Zylinder in einem Raum und in anderen Hallen und Räumen leuchten noch diverse Kontrolllampen in Schaltkästen, also muss dort auch noch Strom sein. Allerdings weit hinten auf dem Gelände, wo die waren, dort sei angeblich wirklich nichts mehr. Nun konnte ich dem Architekten wohl kaum sagen, dass ich definitiv wüsste, dass vorne in den Hallen noch Strom sei, dann hätte der ja gleich erkannt, dass wir dort drinnen waren. Der Obermacker von den Handwerkern meinte dann, dass sie uns für den geliehenen Strom 25 Euro geben würden, obwohl sie höchstens Strom für 10 Euro verbrauchen würden. Kayla zuckte mit den Schultern und meinte, sagen könne man viel und nachher säßen wir auf enormen Stromkosten. Der Architekt schlug dann vor, den gebotenen Betrag auf 50 Euro aufzustocken und zusätzlich den Zählerstand bei uns aufzuschreiben. Sollte auch nur 1 Cent mehr verbraucht werden, als für 25 Euro, dann bekämen wir 100 Euro und sollte es deutlich weniger sein, könnten wir die 50 Euro trotzdem behalten. Das klang schon besser und da haben wir zugesagt. Der Handwerker kam dann mit langen Kabeltrommeln heran und sein Geselle fluchte, dass das eine blöde Idee gewesen sei, weil die Stelle wo der Strom gebraucht würde, über 700 m von hier entfernt liege und jetzt soll er Kabeltrommel an Kabeltrommel zusammenstecken, bis dass die hinten ankommen sind und Strom haben. Jeweils mit 50 m - Kabeltrommeln, also 14 Kabeltrommeln hintereinander. So machte er dann und es dauerte fast 2 Stunden, bis er diese „Überlandleitung" der besonderen Art aufgebaut hatte. Die Freude über den Strom währte aber nicht lange, denn nur wenig später kam der Geselle wieder und meinte, dass das so nicht funktioniere. Man könne zwar die Kabellampen daran anschließen und die leuchten dann auch, aber sobald man eine Bohrmaschine einschalte, würden die Lampen ganz dunkel und nur noch glimmen und die Bohrmaschine wie in Zeitlupe ein paar Runden drehen, aber bei der kleinsten Belastung ganz stehen bleiben. Die glaubten zuerst, das sei ein Fehler in einer der Kabeltrommeln oder einem ihrer Stecker, aber der Elektriker, der auch hier mal gearbeitet hatte, kam später hinzu, weil er für die elektrischen Dinge die Planung erhalten hat, und der lachte sich halb tot. Er meinte, dass das so über diese lange Strecke mit normalen Kabeln gar nicht klappen könne. Da würde auf den 700 m Kabel soviel verloren gehen oder vereinfacht gesagt durch das Kabel die Leistung so begrenzt, dass dahinten einfach nichts mehr funktionieren könne. Er sagte, sobald die dort einen Verbraucher einschalten, der etwas mehr Strom verbraucht, wie etwa eine Bohrmaschine, dann kommen dort von 230 Volt höchstens noch 90 Volt an und der Rest verliert sich am Kabel. So gedieh der Abbau dort an diesem Tag nicht. Am nächsten Tag kamen die wieder und hatten dann einen großen Generatorwagen dabei, der ihnen genügend Strom gleich vor Ort lieferte. Trotzdem haben wir für den ersten Tag unsere 50 Euro Stromgeld bekommen! Also sehen kann man von hier kaum etwas, weil es alles weit hinten auf dem Gelände stattfindet. Nun kam der Architekt am nächsten Tag auch noch mal hierher und wir haben dem dann so einige Würmer aus der Nase ziehen können, wie man so sagt. Die Firma für Regenwasserbehälter hat aus mehreren Gründen sich für hinten diese lädierte Halle entschieden. Ein Grund war sicherlich der Preis, weil diese Halle nebst Grundstück wohl sehr billig zu haben war. Ein weiterer Grund sei die optimale Größe und der für deren Zwecke optimale Zuschnitt dieser Halle gewesen. Die ist rund 500 m² groß, weist aber 2 Stockwerke auf, also insgesamt 1.000 m² und dann ist sie teils noch unterkellert, was noch zusätzliche Quadratmeter ergibt. Dann ein besonders wichtiger Grund sei aber vor allem, dass sich von dieser Halle aus, die sich nahe dem nordwestlichen Ende des alten Gesamtgrundstücks befindet, mit relativ geringen Mitteln eine völlig neue eigene Zufahrt errichten lässt. Die hätten ja eigentlich sonst immer quer über das gesamte alte Areal fahren müssen, um hier über die Fabrikzufahrt zu ihrem neuen Eigentum zu gelangen. So aber erhalten die eine neue, kleine Stichstraße, die sie direkt mit dem kleinen Siedlungsweg weiter vorne verbindet. Das geht dann an den 4 Siedlungshäusern vorbei, durch einen kleinen Waldhain, direkt zu deren Gelände. Der Aufwand ist gering, da dieser kleine Waldhain mit seinem südwestlichen Ende quasi gleich an das nordwestliche Ende des Areals grenzt, dort wo die nun von denen erworbene Halle steht. Dazu wird eine Straßenbaufirma in den nächsten Wochen in dem kleinen Waldhain eine vielleicht 50 m lange und 7 m breite Schneise schlagen und dort die neue Zufahrtsstraße errichten. Für diesen Architekten und die Verwertungsgesellschaft sowie auch für den Eigentümer der alten Anlage bietet das dann auch einen Vorteil, nämlich den, dass sie das übrig bleibende Areal dann von dieser verkauften Teilfläche völlig abtrennen können und weiterhin eigenständig und unabhängig anderen Interessenten verkaufen können. Ansonsten hätte der jetzige Käufer, also dieser Regenwasser- Fritze, ja immer über das Gelände späterer Käufer fahren müssen, um zu seiner Halle zu kommen. Natürlich hat das alles auch noch einen weiteren, für uns sogar wichtigeren Vorteil. Der gesamte Verkehr, den diese Regenwasserbehälterfirma erzeugen wird, wird uns dann gar nicht betreffen, da die dann nicht bei uns vorbei müssen, sondern gleich vorne in der Siedlung an den Häusern vorbei den Weg fahren. Somit bleibt es hier genauso ruhig wie jetzt, jedenfalls so lange, bis dass die für den Rest auch einen neuen Eigentümer gefunden haben. Da die ihr neues, herausgeteiltes Gelände auch mit einem hohen Zaun versehen und total vom Rest abtrennen werden, heißt es für uns auch, dass wir dann ungestört im verbleibenden Rest der Fabrik weiter stöbern und auf Entdeckungsreise gehen können. Da bleibt immer noch genug Freiraum, denn man muss sich das mal bildlich vorstellen, was da wirklich jetzt abgeht und für unsere Erkundungen fortfällt, das macht vielleicht höchstens ein Siebtel der Gesamtfläche aus, eher weniger. Sie sehen, es tut sich nun hier einiges. Letzte Woche die Sache mit den Mühlen, gut die sind noch 2 km weit weg, aber man bemerkt den Verkehr dorthin hier vorbei doch schon. Es ist eben ein Unterschied, ob tagelang gar kein Auto vorbei fährt, oder jetzt, bedingt durch die Bauarbeiten an den Mühlengebäuden, jeden Tag vielleicht 10 Fahrzeuge durchfahren. Dann kommt jetzt dieser Betrieb hier noch hinzu, der aber nur so lange für Unruhe sorgt, bis dass die ihre eigene Zufahrt haben. Nun, innerhalb von wenigen Tagen haben die oben erwähnten Handwerker mehrere Lastwagenladungen voller alter Maschinen, Anlagen und Eisenteile aus der an den Behälterfabrikanten verkauften Halle demontiert und abtransportiert. Das waren teilweise schon recht abenteuerliche Beladungen, bei denen man befürchten musste, dass der LKW in der nächsten Kurve damit umkippt. Ich vermute, dass vieles davon auch gleich auf den Schrottplatz wandert, denn zum Betrieb wird sich heute kaum noch einer Maschinen aufbauen, die mindestens über 50 Jahre alt und seit über 20 Jahren nicht mehr gelaufen sind. Vielleicht einige wenige Sachen, die noch irgendwo in einem Industriemuseum oder einer ähnlichen Institution ausgestellt werden, aber eine Produktion mit solchen uralten Apparaturen wird heute sicher nicht mehr wirtschaftlich sein, selbst wenn die Dinger noch tadellos funktionieren würden. Auch dürften die den heutigen Umwelt- und Sicherheitsanforderungen nicht mehr genügen. Unterdessen erzählte mir der Elektriker einen Tag später, als ich den hier in der Fabrikeinfahrt zufällig traf, dass die Gebäudeschäden an der Halle, die durch die damals begonnenen Abrissversuche entstanden waren, sich mit relativ geringem Aufwand für wenig Geld wieder reparieren ließen. Somit würde sich der Kauf ausgerechnet dieses lädierten Gebäudes doch eher rechnen, als man glauben möchte. Er sagte, dass die Bausubstanz selbst so massiv und stabil sei, dass die bei den Abrissversuchen keinen wirklichen Schaden genommen hätte und locker für weitere 50 Jahre Nutzung gut wäre. Es sei extra ein Statiker vor Ort gewesen, der das alles begutachtet hätte. Dieser Elektriker ist mit der Planung und Abwicklung sämtlicher Elektrobelange für diesen neuen Betrieb in alten Mauern beauftragt worden, weil er eben nicht nur normaler Elektriker sondern zusätzlich auch Industrieelektrikermeister sei. Da gibt es wohl feine Unterschiede oder Zusätze.
Da die künftigen Eigentümer der oben genannten Halle sicherlich nicht mehr unbedingt eine „Besichtigungstour" von uns auf ihrem Gelände dulden werden, wenn sie erst einmal diese Anlage in Beschlag genommen haben, kamen wir auf die Idee, diesen Bereich noch einmal genau zu begehen, sobald die Handwerker am Wochenende nicht hier sind. Nun ergab es sich aber, dass die am Mittwoch auch nicht kamen, so dass wir da schon dorthin gegangen sind. Man muss anerkennend zugestehen, dass die Handwerker in den wenigen Tagen, wo sie dort waren, schon ganze Arbeit geleistet haben. Teile dieser Halle sehen schon richtig aufgeräumt und sauber aus. Sogar Wandflächen im Erdgeschoss, die früher mal mit Glasbausteinen als Fensterersatz ausgemauert waren, die aber dann bei einem späteren Abrissversuch von einem Bagger mal eingedrückt worden waren, hat man bereits wieder mit neuen Glasbausteinen zugemauert. Auf dem Bild zukunftshalle-innen1 sehen Sie einen offensichtlich bereits total aufgeräumten Bereich im Erdgeschoss. Lediglich ein paar einzelne Reste der alten Maschinen stehen noch etwas verloren da herum, die werden aber sicher auch noch in den nächsten Tagen entfernt, denn ich glaube kaum, dass die neuen Eigentümer die noch verwenden können.
Zukunftshalle-innen1: wie saubergeleckt sieht es schon in diesem Bereich aus
Vor vielleicht 2 Monaten, als wir schon einmal von außen dort mehr flüchtig vorbei schauten, lagen in diesem Bereich noch alles Schuttberge in der Halle. In einem hinteren Anbau der Halle sieht es auch schon fast wie geleckt aus. Die Handwerker waren dort aber wohl noch nicht fertig, da eine gute Aluleiter noch wie mitten in der Arbeit an den Rohranlagen angelehnt steht. Des weiteren liegen in dem Bereich noch überall diverse Werkzeuge, auch Elektrowerkzeuge, wie teure Marken - Schlagbohrmaschinen, Trennschleifer, Schweißapparate u.s.w. so verstreut am Boden herum, als habe man gerade mal die Arbeit für ein paar Minuten wegen einer Zigarettenpause unterbrochen. Die werden sicher dort am Montag gleich weiter arbeiten, allerdings hätte ich schon Bedenken, dass das gute Material gestohlen wird, weil diese Hallen nach wie vor offen stehen und jeder sofort problemlos rein kann. Manche Außentüren fehlen sogar nach wie vor komplett, weil die bei den früheren Abrissversuchen vor vielleicht über einem Jahrzehnt zu Bruch gingen. Der größte Teil der Halle ist zweigeschossig ausgebaut, aber im vorderen, nördlichen Teil fehlt die Zwischendecke, so dass man dort ein sehr hohes Erdgeschoss erhält. Dort befinden sich noch Reste von alten Anlagen und es wurde noch nicht viel ausgebaut. Der Boden scheint aber schon gefegt zu sein. In einem Nebenteil geht es zu alten Sozialräumen, wo sich Toiletten, Waschräume, Aufenthaltsräume und ein Raum mit alten Wäschespinden befindet. Dort hat man noch nicht aufgeräumt, weil man diesen Bereich vermutlich für weniger wichtig hält. Dort liegt sogar alte Arbeitskleidung von früher auf dem Boden verstreut. Wahrscheinlich sind da mal Plünderer zuwerke gegangen. Besonders schön nostalgisch fand ich eine alte Leitwarte mit alten Messwerken und solchem Zeug. Sie sehen das auf zukunftshalle- innen5. Selbst ich als Laie entdeckte dort aber wieder sofort, dass auch hier noch stellenweise Strom zu sein scheint, also nicht alles tot, wie die offensichtlich elektrisch total unbewanderten Handwerker meinten, denn in dem alten, teils zerfledderten Schaltpult leuchten noch diverse Kontrolllampen und weiter oben links und rechts in den Kästen stellenweise auch noch.
Zukunftshalle-innen5: alte Leitwarte, die wohl teils noch unter Strom steht
Also diese Handwerker scheinen selbst keine großen Leuchten zu sein, was solche Dinge betrifft, denn sonst hätte ihnen das zeigen müssen, dass dort noch Strom ist. Na ja, hoffentlich weist der Elektriker die noch zeitig darauf hin, bevor die anfangen diese Teile abzubauen, denn sonst zappeln die nachher noch am Strom. Ich kann ja nicht gut hingehen und die darauf hinweisen, denn dann heißt es, was hat der Lappenkeuler hier zu suchen? Gleich neben diesem Schaltpult tun sich tiefe Schächte auf, die man zur Vorsicht wohl schon vor längerer Zeit mit Brettergeländern gesichert hat, damit da keiner reinfällt. Wozu diese Schächte dienten, konnte ich nicht erkennen, aber die schienen schon ziemlich tief zu sein, da man ihr Ende nicht sehen konnte. Kayla meinte dass darin vielleicht mal eine Art Materialaufzug gewesen wäre, könnte durchaus sein, oder eine hohe Maschine, die so weit in die Tiefe ragte wegen ihres Platzbedarfs, oder vielleicht sogar Pumpen, die Wasser aus einem Brunnen hochpumpten, weil ich fand, dass diese Schächte an Brunnenschächte erinnerten. Im ersten Stock des zweigeschossigen Hallenteils stießen wir dann wieder auf einen bereits sehr sauber hergerichteten und entkernten Großraum mit mehreren etwa 2 m tiefen Vertiefungen im Boden, wo vermutlich früher mal Maschinen eingebaut waren oder es waren dort vielleicht auch ca. 3 x 10 m große Wannen eingelassen, die irgendwelche Flüssigkeiten enthielten, wer weiß. Diese Idee kam mir, weil neben den Vertiefungen mehrere abgesägte Rohrenden mündeten, die so wirkten, als ob sie dort etwas befüllt oder abgepumpt hätten. Diese Vertiefungen würden sich sehr gut dazu eignen, dort Schwimmbecken einzubauen, meinte Kayla. Das alles sehen Sie auf dem Bild zukunftshalle-innen6.
Zukunftshalle-innen6: hinter dem Geländer links befinden sich schwimmbeckenartige Vertiefungen
Die letzte Station unseres Besuchs in dieser Halle befindet sich dann wieder im Erdgeschoss. Im vorderen südlichen Bereich sieht es noch etwas muffig und weniger appetitlich aus. Zwar hat man wohl den Boden, der wieder von sehr tiefen Schächten durchzogen ist, sauber gefegt und auch alte Maschinen kürzlich erst abgebaut - die alten Schrauben und andere Teile davon liegen noch dort, aber die westliche Außenwand ist innen stark mit Schimmelpilzen befallen und auch sonst ziemlich verschmiert. Da ist wohl lange Feuchtigkeit reingekommen. Das sehen Sie auf dem Bild zukunftshalle-innen7.
Zukunftshalle-innen7: in diesem Raum der Halle wartet noch viel Arbeit, die Außenwand ist teils mit Schimmelpilzen befallen
Damit war unser Rundgang in dieser Halle, die bald für uns tabu sein wird, ein für allemal beendet. Sicherlich werden die Handwerker dort noch viel umbauen und renovieren, so dass man die gleichen Räumlichkeiten in wenigen Wochen nicht mehr wiedererkennen wird, aber sie sehen jetzt schon größtenteils wieder sehr gut aus, wenn man den Zustand von vor 2 Monaten noch in Erinnerung hat. Wo wir das jetzt alles gesehen haben, kann ich gut verstehen, dass sich die Regenwassertankfirma ausgerechnet für diese Halle entschieden hat. Der Zustand ist bei weitem nicht so schlecht, wie man es damals auf den ersten Blick von außen vermutete, hinzu kommt ja noch die günstige Nähe zur Siedlungsstraße, wenn erst einmal eine kleine Schneise durch den benachbarten Waldhain geschlagen ist.
Kayla machte sich unterdessen schon wieder nützlich und begann damit, eine Wand in der Werkstattgarage auszubessern, während ich zeitgleich an einer anderen Wand alte Löcher zugipste, wo früher einmal Halterungen für Anlagen waren. Kayla stieß bei ihrer Tätigkeit auf alten nachklingenden Putz, der einen größeren Hohlraum mit einer Tafel überdeckte. Also man hatte dort irgendwann mal einen Hohlraum mit einer Holztafel zugenagelt und diese dann einfach mit verputzt. Im besagten Hohlraum, der recht groß war, entdeckte Kayla dann noch diverse Sachen. Unter anderem auch mehrere alte Zeitungen, von denen die ältesten aus dem Jahre 1951 stammen. Das ist also schon ganz schön lange her. Die jüngste Zeitung dort stammt von 1958. Es sind teils Tageszeitungen, aber auch spezielle Industrie- Fachzeitungen darunter. Bei einigen davon ist es schwierig sie zu bergen, weil das Papier so ausgetrocknet und gealtert ist, dass es beim Berühren regelrecht in starre Stücklein zerbricht. Andere Exemplare davon sind noch einigermaßen stabil. Nun wird man sicherlich solchen Dingen keinen hohen wirtschaftlichen Wert beimessen können, aber diese alten Zeitungen sind doch aus heutiger Sicht interessante Zeitzeugen und wir werden die nicht wegwerfen, sondern in einem Kasten aufbewahren. Wir haben uns dann dort hin gesetzt und, soweit das möglich war, diese Zeitungen mal durchgeblättert. Daran erkennt man sehr schön, welche Dinge damals den Leuten wichtig waren. Damals wurde Journalismus relativ anders betrieben, als heute. Vor allem fällt gleich auf, dass globale Themen eigentlich überhaupt erst gar nicht vorkommen, während die heute die Zeitungen beherrschen. Ähnliches gilt für politische Themen. Da liest man beispielsweise, wohlgemerkt auf der Titelseite, in ziemlich großer Aufmachung, dass am 2 Mai 1951 auf der Landesstraße von Weingarten nach Grötzingen ein zweispänniges Pferdefuhrwerk mit einem fast neuwertigen Henschel - Lastwagen zusammengestoßen sei. Beiläufig wird erwähnt, dass der Kutscher dabei schwer verletzt und beide Pferde getötet wurden, aber besonders weitschweifig wird erläutert, dass der Schaden am neuwertigen Lastwagen auf weit über 2000 DM geschätzt wird. Das scheint im Gefühl der Leute damals das größte Unheil daran gewesen zu sein. Dann wird im Ende des Beitrages die Solidität deutscher Lastwagen hochgelobt, da bei diesem Unfall der Fahrer des Lastwagens überhaupt nicht verletzt wurde und auch die Ladung, die aus 2 Tonnen Kerzenparaffin bestand, nicht gelitten habe. Der Kutscher hat eben Pech gehabt, so liest es sich nahezu ohne jedes Mitgefühl, wie kann er auch vor einem Lastwagen in die Straße einbiegen. Nur noch der Vollständigkeit halber, was dann auch teils interessant ist, dieses Städtchen Weingarten liegt ungefähr 7 km nordwestlich von Jöhlingen und Grötzingen ist inzwischen quasi so etwas wie ein nordöstlicher Stadtteil von Karlsruhe. Wenn man mit dem Zug von Karlsruhe nach Jöhlingen fährt, kommt man da durch. Diese alten Zeitungen sind sehr aufschlussreich und interessant. Auch die Art, wie früher in den Zeitungen Werbung gemacht wurde, finde ich irgendwie viel wärmer, liebevoller und menschlicher, als das heute gemacht wird, wobei die Werbung auch wesentlich unaufdringlicher als heute daher kommt. Nach dieser geschichtlichen Bildungspause fuhren wir mit den Renovierungsarbeiten fort. Der besagte Hohlraum, in dem die Zeitungen lagen, war früher wohl mal eine Mauerwerksaussparung, wo eine Maschine oder irgend eine Anlage stand. Wir haben diese Ausbuchtung dann mit Gipskartonplatten abgedeckt und beigeputzt, weil das bei dieser Größe einfacher war, als diese Lücke noch aufwändig zuzumauern. Mit einer Holzplatte abdecken, die man dann mit verputzt, so wie die das früher gemacht hatten, fanden wir auch nicht gerade fachmännisch, aber wer weiß, vielleicht war das früher so üblich. Somit nimmt die Werkstattgarage zunehmend schönere Formen an. Ohne Selbstbeweihräucherung muss ich schon sagen, wenn ich den Zustand dort von vor noch etwas über einem Monat mit dem jetzigen Zustand vergleiche, dann wurde in der Zeit eine reife Leistung abgeliefert und das, obwohl Kayla zwischenzeitlich noch rund 2 Wochen im Krankenhaus lag.
Weg von diesen Dingen. Es fragte mich neulich der Rentner hier, ob ich mich schon gut ins neue Jahr eingelebt hätte. Diese simple Frage macht einem erst richtig bewusst, dass man den ganzen Jahreswechsel oder überhaupt dieses Paket aus Weihnachten und Jahreswechsel noch nie so wenig bemerkt hat, wie jetzt. Sicher, ich hatte Ihnen ja berichtet, welche teils schwermütigen Zustände herrschten, aber rückblickend kann man doch sagen, dass die Bedeutung dieses Feiertags-Pakets Weihnachten - Neujahr weiter drastisch geschrumpft ist. Vom inneren Empfinden her nähert sich das immer mehr völlig normalen Tagen, die sich bestenfalls dadurch von wirklich normalen Tagen unterscheiden, dass sie ein wenig ruhiger verlaufen. Selbst zu letzterem habe ich mir schon gedacht, wie es denn wohl gewesen wäre, wenn Kayla nicht ausgerechnet über diese Tage ins Krankenhaus gemusst hätte? Wahrscheinlich hätte man dann Weihnachten sogar noch weniger bemerkt, weil wir in unserem Tatendrang dann gleich mit voller Kraft an der Renovierung weiter gemacht hätten, ungeachtet von Weihnachten und Neujahr, wenn man vielleicht mal von den beiden Weihnachtstagen selbst absieht. So kam es aber etwas anders. Dem Rentner habe ich das dann auch so ähnlich erklärt und der meinte schon, dass wir uns lieber mehr Pausen gönnen sollten, Rom sei auch nicht an einem Tag erbaut worden. Nun denke ich, dass man sich da keine wirklichen Sorgen machen muss. Gewiss waren vor allem die Zeiten der Entsorgung der Gussformen und dieses ganzen Gerümpels aus der Werkstattgarage sehr hart, ja geradezu äußerst extrem hart und man wünscht sich so was nicht wieder, aber andererseits, wer mich kennt, der weiß, dass ich insgesamt mehr ein Freund der ruhigeren Gangart bin. Unsere zeitweisen Anfälle von Arbeitswut kommen nur daher, weil wir froh sind, wenn wir diesen ganzen Schlamassel hinter uns haben und auch weil wir uns da sozusagen etwas gegenseitig befruchten. Ich würde sogar sagen, wenn Kayla mit ihren guten Ideen und ihrem grenzenlosen Elan nicht wäre, dann wäre ich mit der Renovierung hier noch längst nicht so weit. So aber ist das mehr ein kontinuierlicher Prozess ohne allzu große Lücken dazwischen. So befragte ich im Gegenzug den Rentner auch, ob sein Jahresstart denn gut verlaufen wäre. Er verneinte das. Ihm sei es gesundheitlich ebenfalls nicht sonderlich gut gegangen. Herzrasen gekoppelt mit endloser Müdigkeit und kräftigen Rückenschmerzen, eine seltsam klingende Kombination, hatte ihm diese Tage versaut. Wenn man erst einmal vielleicht 75 Jahre alt ist, dann ist es noch schwieriger, solche Krankheiten alleine zu handhaben. Er sagte, dass er zur ambulanten Untersuchung deswegen auch in einem Karlsruher Krankenhaus gewesen sei. Die dortigen Ärzte hatten ihm schon empfohlen, dass er doch lieber sein einsames Haus hier verkaufen soll und dann in ein teilbetreutes Seniorenheim ziehen soll. Davon hält er aber überhaupt nichts, was ich nur zu gut verstehen kann. Er sagte, und wenn er zur Not auf allen Vieren durchs Haus kriechen müsse, aber solange er hier unabhängig wohnen kann, wird er das tun. In einem Altenwohnheim wird man doch nur rund um die Uhr bevormundet und gegängelt.
Oben habe ich mit dem Wetter begonnen, so werde ich auch wieder mit dem Wetter schließen. Am Donnerstag kam ja der orkanartige Sturm Kyrill über das Land und der hat hier schon für ein ziemliches Durcheinander gesorgt und wieder einmal deutlich gemacht, wie viel enorme Energie in solch einem Wind stecken kann. Zunächst hatten wir ja die Wetterfrösche und vor allem die Medien für sensationssüchtig gehalten, weil noch nie zuvor sich in einen bevorstehenden Sturm von den Medien so hineingesteigert wurde. Zumal bis ungefähr 16 Uhr hier kaum etwas von einem so heftigen Sturm zu bemerken war, obwohl man in den Medien immer davon sprach, dass es ab kurz nach Mittag los gehen sollte. Gewiss, es kamen da einzelne Windböen die etwas heftig waren, aber dann wurde es ja schon wieder ruhiger und wir glaubten schon, dass sei alles gewesen und dafür dieser Medienaufstand? Sie wissen es auch, vielleicht zwischen 16 und 17 Uhr meldete sich dieser Sturm aber nicht nur zurück, sondern erst richtig an, wenn man so will. Es war aber nicht nur die Stärke der einzelnen Windböen so beeindruckend, sondern die enorm lange Zeitspanne, die dieses Gebrause andauerte. Normalerweise ist man doch daran gewöhnt, dass solch ein Sturm aufzieht und wenn es lange dauert hält der sich eine knappe Stunde, meistens sogar noch weniger als 20 Minuten und ist wieder weg, beziehungsweise geht dann über in nur heftigen Wind. Das war ja am Donnerstag anders. Selbst nach 1 Uhr nachts wütete der hier immer noch, man konnte wohl bemerken, das die ganz kräftigen Böen ab etwa 23.30 Uhr seltener wurden. Traten sie davor noch fast minütlich auf, so kamen die ganz kräftigen Böen ab dann nur noch alle 10 Minuten einmal und ansonsten ein heftiger Dauerwind. Nun haben wir hinter dem Haus und vor allem hinter der Werkstattgarage einige Dinge gelagert, das beginnt bei Baumaterialien, aber vor allem auch altes Zeug, welches wir bei der Renovierung rausgerissen und rausgebrochen haben und was dort auf seine Entsorgung wartet. Da es ja schon lange vorher die Warnungen vor dem Sturm gab, haben wir dort alles weggeräumt, beschwert oder verzurrt, was nach unserer Meinung hätte von einem Sturm wegfliegen können. Trotzdem wurden Teile weggeweht, von denen wir das niemals erwartet hätten. Es begann gegen 17.30 Uhr, als ich hörte, das irgendwas draußen an die Hauswände anschlug und dann weiter klapperte. Ich schaute raus in die schon begonnene Dunkelheit und sah nur noch, wie ein altes Fahrrad von hinten vom Garten her am Haus vorbei bis vorne auf die kleine Straße purzelte. Ja, es überschlug sich regelrecht dabei. Kurz hinterher folgten etliche Bretter, die sich losgerissen hatten, obwohl die zuvor mit Seilen festgebunden waren. Das Fahrrad war ein altes Gebilde, welches hier ganz weit hinten an der Mauer zum Fabrikgelände in unserem Garten noch rumlag, nicht mehr betriebstüchtig. Laufend kamen aber auch diverse Teile vom Fabrikgelände her rüber geweht, die dort irgendwo fliegen gegangen waren. Vorne am Fabrik - Eingangsschiebe-Rolltor staute sich regelrecht ein Berg von Teilen, die vom Wind bis dorthin verweht wurden, dann aber an dem immerhin gut 2 m hohen Tor hängen blieben. An einem garagenähnlichen Gebäude hier vorne auf dem Fabrikgelände wurde das halbe Dach abgerissen und im Stück gegen die Mauer geweht, die das Gelände von unserem Garten trennt. Das sah recht eigenartig aus, da das Dach hochkant an dieser Mauer stand und diese dadurch überragte, so als habe man hinter der Mauer ein Stück lang einen Bretterzaun errichtet. Als der Sturm vorbei war, tat es am frühen Morgen des Freitags einen gewaltigen Schlag und dieses bis dahin noch hochkant an der Mauer stehende Dachteil verlor wohl das Gleichgewicht und stürzte dann zurück auf das Fabrikgelände. An dem letzten Haus in der Siedlung, wo man immer nur die Leute schnell reinhuschen sieht, wurden etliche Quadratmeter der Dacheindeckung weggeweht und dann hatten sie aber noch mehr Pech, denn ein Baum stürzte um und beschädigte dabei noch das Dach ihrer Garage. Da es auch anhaltend und viel regnete entstand dann später ein weiteres Malheur. Vielleicht gegen 21 Uhr ging auf einmal das Licht aus und der Strom war weg. Bereits gegen 21.20 Uhr traf ein Wagen vom Stromversorger ein, der auf das Fabrikgelände fuhr. Vielleicht gegen 22 Uhr war dann der Strom wieder da. Erst am nächsten morgen erfuhren wir, was der Grund dafür war. Die enormen Regenfälle hatten auf dem Fabrikgelände weiter hinten diese alten Wasserkanäle überspült, die sich dort wie künstliche Flüsse neben einigen Hallen im hinteren Bereich befinden. Ich hatte Ihnen ungefähr Anfang November letzten Jahres mal ein Bild davon geschickt. Genau diese Wassergräben oder -Kanäle wurden überflutet, da sich daran oder daneben aber noch irgendwo große elektrische Anlagen befinden, die, wie ich jetzt erst erfuhr, zur Grundwasserregulierung mit diversen Pumpanlagen in Betrieb sind, wurden diese elektrischen Anlagen davon überflutet und es kam wohl zu mehreren gewaltigen Kurzschlüssen, die in der Umgebung von 5 km stellenweise den Strom ausfallen ließen. Am Freitag in der Früh kam dann ein Bautrupp mit riesigen Pumpen, die mit Dieselmotoren betrieben wurden und hat dort hinten die ganze überflutete Ecke abgepumpt. Das Wasser wurde mit mehreren provisorisch auf dem Boden verlegten dicken Schlauchleitungen über schätzungsweise 2 km dann in den östlich gelegenen Abwassersee gepumpt, von dem ich Ihnen damals auch schon mal Fotos sandte. Als das dort dann wieder trocken war, wurden die defekten Anlagen zur Grundwasserregulierung zunächst wieder repariert. Damit waren diese Leute und auch der Spezialelektriker, von dem ich Ihnen auch schon weiter oben im Zusammenhang mit der künftigen Firma schrieb, sowie eine weitere Spezialfirma noch den ganzen Freitag und auch einen Großteil des Samstages beschäftigt. Im Waldstück in südliche Richtung, wo es zu den Mühlen und dem Militärauto-Schrottplatz geht, hat es dann gleich etliche Bäume umgeworfen oder abgeknickt. Den erst vor wenigen Wochen wieder befahrbar freigemachten Weg dort entlang konnte man bis Sonntagmorgen nicht mehr befahren, weil zahlreiche Bäume und Gestrüpp ausgerechnet dort quer auf die Fahrbahn gefallen waren. Der neue Mühlenbesitzer fand das natürlich wenig erbaulich, da er nicht mehr zurück kam. Er wohnt ja noch nicht dort, weil alles noch in Umbau- und Renovierungsarbeiten steckt, aber zum Zeitpunkt des Sturmes hielt er sich gerade dort auf und kam dann nicht mehr zurück, eben weil die Straße in besagtem Stück mehrere Tage unpassierbar war. Am Sonntag gegen 9 Uhr tauchte dann ein Unimog mit etlichen Bauhofarbeitern hier auf, die dieses Stück innerhalb von weniger als 2 Stunden wieder völlig frei räumten. Diese Leute hatten also kein Wochenende durch den Sturm. Bei uns selbst am Haus gab es gar keine Schäden, an der Werkstattgarage fast keine, außer dass eine abgewinkelte Blechkante, die das westliche Ende des Daches zur Abdichtung überstülpt, an einer Stelle etwas hochgebogen wurde und dass unten ein Fallrohr der Dachrinne aus seiner Halterung gelöst wurde. Ich denke, beides kann ich aber demnächst selbst beheben, in dem ich es irgendwie festschraube. Nur der Garten, bzw. das Areal hinter Haus und Werkstattgarage sieht ziemlich verwüstet aus. Wie schon oben beschrieben, sind viele dort abgelagerten Entrümpelungsteile und diverser Bauschutt vom Sturm in alle Richtungen verweht, ja regelrecht zerstäubt worden. Da liegt jetzt hier was und da was, dann plötzlich beim Spazierengehen findet man vielleicht 400 m von hier entfernt Reste von alten Wandverkleidungen der Werkstattgarage, die vor wenigen Tagen noch bei uns im Garten zusammengeschnürt auf einem Haufen lagen. Spitzenreiter, jedenfalls bislang von uns entdeckter Spitzenreiter, ist aber eine seltene dicke schwarzgrüne Folie aus dickem Kunststoff. Die haben wir in einer Entfernung von weit über 1 km wieder gefunden, per Zufall, nicht bei einer gezielten Suche. Natürlich haben wir sie dort liegen gelassen, denn wir wollten den Mist ja ohnehin los werden und es ist nicht unsere Schuld, dass das Zeug dorthin geflogen ist. Wie man jedoch in den Nachrichten hörte, muss der Sturm in Nordrhein-Westfalen noch viel schlimmer gewütet haben. Nun, mir hat das hier schon gereicht und die Darstellung einiger Wetterforscher, dass sich solche Stürme in Zukunft öfter abspielen, vielleicht jedes Jahr 3 oder 4 mal, begeistert mich nicht gerade. Ich habe nichts gegen eine ordentliche Brise, da sie die Frischluft gut durchmischt, aber Stürme, die etwas beschädigen, davon halte ich nun rein gar nichts.
In den Tagen nach dem Sturm die ruhigeren Nächte haben einem richtig gut getan und wir haben geschlafen wie die Murmeltiere. Dass nach dem Sturm zunächst wieder solch milde Tage folgten, hätte ich nicht erwartet. Ich war davon ausgegangen, dass dieser Sturm einen Wetterwechsel zum Winterwetter hin bringt. Aber ich finde, man bemerkt doch irgendwie, dass kälteres Wetter im Anmarsch ist, an dem Geruch der Luft, aber auch irgendwie an der Grautönung der Himmelsfarbe. Die sagt mir aus Erfahrung, dass es bald kälter wird. Ich hoffe, dass bei Ihnen keine Schäden aufgetreten sind. So werde ich hier enden mit vielen Grüßen und ohne Sturm,
Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Hausierer" vom 02.02.2007
Totalwinterliche Grüße!
Ist es nicht verrückt? In meiner letzten Email hatte ich Ihnen geschrieben, dass ich den Geruch von Frost und Winter in der Luft spüre, obwohl es noch mild und bestenfalls leicht herbstlich war, und kaum einen Tag später war hier der Teufel in Sachen Winter los. Es begann aber sogar schon an dem Dienstag, wo ich Ihnen morgens meine letzte Email schrieb spät nachmittags. Kayla und ich gingen gegen vielleicht 17 Uhr gerade vom Fabrikgelände von einer neuen Erkundung in Richtung Haus, da kam plötzlich ein leichter, gleichmäßiger Wind auf, der seinerseits Unmengen Schneegestöber mit sich brachte. Es wurde recht unangenehm frisch, vor allem aber wirkte dieses Schneegestöber wie dichter Nebel, man sah die Hand vor Augen nicht und wir beschleunigten unsere Gangart, um den noch relativ langen Weg bis zu unserem Grundstück schneller zurück zu legen, da wir noch weit draußen, fast am südwestlichen Ende des Fabrikgeländes unterwegs waren. Das sind von dort schätzungsweise 800 m bis zu unserer Geheimtür. Nun wird man sagen, 800 m sind keine wirklich lange Entfernung, aber in einem solchen Wetter unter dem weitgehenden Verlust der Orientierung, wird daraus eine unerträglich lange Strecke. Vor allem mussten wir in diesem Bereich höllisch aufpassen, denn das ist ungefähr dort, wo diese großen offenen, beinahe flussartigen Abwasserkanäle sind und bei der schlechten Sicht und weil alles in Minutenschnelle weiß war, sah man nicht gut, wo man hintrat. An den Gebäuden und Anlagen konnte man sich noch einigermaßen orientieren, aber obwohl wir uns auf dem Gelände ja schon recht gut auskennen, haben wir uns bei der miesen Sicht mehrmals verlaufen. Kayla hatte dann die Idee, dass wir in eine der größeren Hallen hinein gehen und den weiteren Weg dort drinnen bis zum anderen Ende der Halle fortsetzen, da wurde man wenigstens nicht vollgeschneit und hatte zumindest theoretisch bessere Sicht. Wirklich besser war sie aber nicht, weil es um 17 Uhr draußen nur noch dämmrig war und in der Halle ja noch viel dunkler. Das ist dann auch recht gefährlich, wie Sie inzwischen wissen, da man unter ungünstigen Umständen bei einem falschen Tritt in die Tiefe stürzen kann oder sich sonst wie verletzt. Zum Glück hatten wir die guten LED - Taschenlampen dabei und so fanden wir in der Halle doch relativ schnell den richtigen Weg. Aber am anderen Ende mussten wir dann ja wieder raus und in der Zwischenzeit, in der wir durch diese Halle gelaufen waren, war der Schneefall noch viel heftiger geworden. So hangelten wir uns gewissermaßen von Halle zu Halle, bis wir schließlich an der großen Haupthalle angekommen waren, die ja am anderen Ende unweit der Mauer zu unserem Grundstück endet. Wir durchschritten diese Halle dann noch vorsichtig, weil es gerade dort viele Schächte u.s.w. gibt. So haben wir letztendlich für die lächerlichen 800 m rund 90 Minuten gebraucht. Als wir endlich wieder im Haus waren, ließ nach vielleicht 15 weiteren Minuten der Schneefall etwas nach. Dafür kehrte er spät nachts zurück, dann aber richtig heftig über lange Zeit. Ein Wintermärchen, könnte man sagen, aber das hat natürlich auch seine Schattenseiten, denn am Mittwoch waren wir regelrecht von der Außenwelt abgeschnitten, also beinahe. Gewiss hätte man es mit guten Winterreifen riskieren können, mit dem Wagen die kleine Straße von der Siedlung an dem alten Bahnhof vorbei die rund 5 km bis weit oben auf die Kreuzung der großen Verbindungsstraße zu fahren, aber mir war das zu riskant, weil man gar nicht genau sehen konnte, wo die Straße endet und der Straßengraben beginnt. Alles war nur noch eine große blendend weiße Fläche. Man sieht dann zwar, wo der Straßenbereich ganz aufhört, weil dort die Landschaft sich anders fortsetzt, z.B. durch Bewuchs mit Sträuchern und Bäumen, aber den Straßengraben, der dazwischen liegt, den sieht man bei solcher Wetterlage gar nicht. Die Begrenzungspfosten an der Straße waren nicht mehr zu sehen. Dazu muss man sagen, dass davon ohnehin 80 % hier fehlen und die, die noch da sind, sehen aus, als wären sie schon mindestens 50 Jahre alt. Da wir ohnehin keinen dringenden Bedarf hatten, raus zu fahren, haben wir es uns an besagtem Mittwoch zu Hause richtig gemütlich gemacht. Auch das hat seinen Reiz, nur schlecht für all diejenigen, die morgens zeitig zu einer Arbeit fahren mussten. An diesem Mittwoch den 24. Januar, ist hier den ganzen Tag lang kein einziges Auto entlang gefahren. Selbst gegen 20 Uhr war ich noch mal bis vorne an den Straßenrand gewandert und auf der Straße nicht der Hauch einer einzigen Reifenspur. Das ist in der heutigen Zeit sicherlich völlig ungewöhnlich, selbst hier in der abgelegenen Lage. Etwa gegen 13 Uhr am Donnerstag tauchte dann ein Winterdienstfahrzeug der Kommune gemütlich hier auf und hat dann sogar den freigeschnittenen Weg bis zu den Mühlen unten auch noch freigeräumt. Da hat sich früher ja niemand drum gekümmert, aber daran bemerkt man gut, dass der neue Mühleneigentümer wohl auch einen gewissen Einfluss hat, vielleicht auch im Hinblick darauf, dass der mit seinem Unternehmen ja auch Geld in die Steuerkassen bringen wird, sobald sein Betrieb mit dem Internet- und Computerzeugs läuft. Ähnliches wird sicher auch für die neue Teilnutzung einer Halle hier seitens des Produzenten von großen Regenwassertanks gelten, doch darüber weiter unten noch etwas. Somit kann man sicherlich vermuten, dass solche ganz extrem einsamen Tage hier gezählt sein dürften, denn wenn die besagten Betriebe erst einmal laufen, wird man es sich sicherlich auch bei solchen Wetterlagen nicht leisten können, die Siedlung einfach mal 1 oder 2 Tage brach liegen zu lassen. Jedenfalls wir haben diese außergewöhnliche Ruhe total genossen. Ruhig ist es hier zwar sonst auch schon sehr und wir hätten geglaubt, dass man diese Ruhe nicht mehr toppen kann, aber der letzte Mittwoch hat bewiesen, dass auch das geht. Zumal der frische Schnee ohnehin den Schall sehr gut aufsaugt oder absorbiert, wie auch immer, man hörte hier selbst am Tag draußen gar nichts. Das heißt, man konnte doch tatsächlich eine Katze miauen hören, die sicherlich über 100 m weiter ihre Geräusche von sich gab. Normalerweise hätte man gesagt, besteht ja eine Räum- und Streupflicht bezüglich der Gehwege, aber da unser Haus ohnehin das allerletzte in dieser Siedlung ist oder es liegt ja genau betrachtet sogar schon südlich abgesetzt, außerhalb der Siedlung, und da man hier sicherlich nicht Vorsorge für einen Fußgängerverkehr treffen muss, den es nicht gibt, interessieren uns hier solche Vorschriften nicht die Bohne.
Am Donnerstag danach sind wir dann aber doch noch spät Nachmittags selbst mit dem Auto gefahren und zugleich war es eine Premiere, denn es war das aller erste mal, dass ich den Opel - Corsa bei Winterwetter gefahren bin und so langsam ein Gefühl für seine Wintereigenschaften erhielt. Ich muss sagen, der fährt sich auch selbst bei reichlich Schnee sehr gut und sicher. In diesem Punkt steht er dem VW - Golf in nichts nach. Ich muss dazu natürlich anfügen, dass wir auch Winterreifen auf dem Corsa haben, aber ich denke, dass man bei solchem Wetter ohne Winterreifen so einsichtig sein sollte, den Wagen dann stehen zu lassen. Wo wir gerade bei dem Wagen sind, kann ich die nun schon länger andauernde Auswertung des Verbrauchs immer nur positiv heraus heben. Unser Durchschnittsverbrauch liegt jetzt schon seit Wochen bei 4,4 Litern auf 100 km und das bei normaler Fahrweise, also nicht langsam, zügig im Verkehr mitschwimmen, aber auch nicht rasen. Mängel hatten wir bislang gar keine zu verzeichnen, außer, was aber mit dem Wagen selbst nicht so ganz direkt zu tun hat, dass das Autoradio manchmal unvermittelter Dinge vom Radio- auf den CD - Betrieb umschaltet. Also ohne jegliches Zutun passiert das manchmal, vielleicht einmal pro Woche. Entferne ich jegliche CD aus dem Gerät schaltet es natürlich nicht auf CD - Abspielen um, sondern dann wird es stumm, also man hört gar nichts, wenn dieser Fehler auftritt und im Anzeigefeld erscheint der Text „keine CD, bitte CD einlegen". Schaltet man dann aber an dem kleinen Knopf am Gerät oder an dem gleichwirkenden Knopf im Lenkrad rechts unten von CD auf Radiobetrieb oder Cassettenbetrieb um, dann klappt das auch tadellos und es dauert dann meist ungefähr eine Woche, bis dass dieser Fehler erneut mal auftritt. Ich denke, wegen dieser Lappalie werde ich gar nichts unternehmen. Wenn Sie sich mal ein Auto kaufen wollen, kann ich Ihnen, aus heutiger Sicht, den Opel - Corsa - DTI - Turbodiesel nur empfehlen. Ein sehr kostengünstiges Vielzweckauto ohne nennenswerte Schwächen.
So freudig wie am Freitag vorangegangener Woche habe ich den Rentner hier schon lange nicht mehr gesehen. Seine Freude lag daran, dass er ein sehr gutes Geschäft gemacht hatte. Er erzählte, dass die Betreiber dieser künftigen Regenwassertankfirma ihm hinten das Stück Waldhain zu einem sehr guten Preis abgekauft hätten, um dort ihre neue Zufahrtsstraße bis zu dem kleinen Seitenweg der Siedlung zu bauen. Ich wusste gar nicht, dass dieser Waldhain dem privat gehört. Ich war immer im Glauben, das sei Land von der Gemeinde oder dem Land Baden - Württemberg, zumal dieser Waldhain gar nicht direkt an sein Grundstück grenzt, sondern schon eher an das Grundstück der Familie, von denen man eigentlich nie einen sieht. Aber der Waldhain gehörte wohl tatsächlich zu über 90 % diesem Rentner. Er sagte mir, dass er den damals günstig von der alten Firma, die diese gesamte Fabrik damals betrieb, in der er ja auch mal gearbeitet hatte, kaufen konnte. Der größte Teil des Waldhains sei erst in den letzten 25 Jahren entstanden, zuvor hätten seit dem er zurückdenken konnte, dort auch noch alte Überreste der Fabrik gestanden, die aber schon nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr aufgebaut worden waren. Das waren also damals schon nur noch Ruinen und die stünden im Prinzip auch heute noch zwischen den Bäumen, nur man sieht sie heute nicht mehr, weil sie selbst grün bewachsen sind. Wie dem auch sei, er hat jetzt seinen ganzen Waldhainanteil an diese Firma für Regenwassertanks verkauft, damit die dort ihre neue Zufahrtsstraße bauen können und er meinte, dass er nie im Leben damit gerechnet hätte, jemals so viel Geld für diesen Waldhain zu erhalten. Natürlich nannte er keine exakten Zahlen, aber wenn ich seine Worte einigermaßen richtig deute, müssen es über 200.000 Euro gewesen sein, die er dafür erhalten hat und sein Waldhainanteil soll etwa 35.000 m² groß sein. Waldparzellen haben ja normalerweise keinen sehr hohen Wert und da hat er sicherlich viel Glück gehabt. Andererseits ob er selbst in seinem Alter von diesem Geld noch viel haben wird, man weiß es nicht.
Die Vorgehensweise mancher Baumärkte, aber auch anderer Läden, treibt die Kundschaft manchmal zur Enttäuschung und zur Weißglut. Ich bekam das zwar nur am Rande mit, aber diese Tage war ich in einem Baumarkt in Karlsruhe. Als ich meine spärlichen Einkäufe dort getätigt hatte und mich schon auf dem Weg zur Kasse befand, vernahm ich schon von weitem aus dem Bereich der Kasse ein lautes Gebrüll und Geschrei. Als ich dann in Reichweite der Kasse kam, stand dort ein tobender Mann mit hochrotem Kopf und einige Beschäftigte des Marktes und diskutierten lautstark. Nun hatten die wohl in einem Prospekt bestimmte preiswerte Dinge beworben, die dann im Laden nicht vorrätig waren. Es muss aber wohl so gewesen sein, dass besagtes Prospekt bereits Anfang Januar abgelaufen war und der tobende Mann berief sich nun darauf, dass die Teile zur aktuellen Zeit des Prospektes, also vor 2 Wochen, schon nicht da gewesen wären und man ihm an der Information daraufhin gesagt hätte, dass er diese Artikel dann in 2 Wochen halt eben zu diesem Preis bekommen würde, bis dahin wären die Teile dann da. Nun waren 2 Wochen um, und er hatte die Teile nun auch in seinem Einkaufswagen, das waren solche Eisensysteme für Regale zu bauen, sie sollten aber jetzt ihren normalen Preis kosten und keiner wollte jemals etwas von dieser nachwirkenden Verbilligung gesagt haben. Zudem ärgerte er sich zusätzlich darüber, dass er deswegen extra von Münzesheim dorthin gefahren wäre, denn das hätte er nicht getan, wenn der normale Preis gelten würde. Münzesheim das liegt oben bei Bruchsal. Alle mitdiskutierenden Beschäftigten des Baumarktes versteiften sich darauf, dass halt der normale Preis jetzt gelte und dass niemals einer so etwas gesagt hätte, dass er diese Teile später auch noch zu dem Billigpreis erhalten würde, wenn bereits wieder der normale Preis gelte. Die meinten, er habe das sicherlich falsch verstanden und es könne durchaus sein, dass man ihn auf später vertröstet habe, aber nur innerhalb der Gültigkeitsdauer des damaligen Angebotes und die sei nun einmal schon über eine Woche vorbei. Dann erregte sich der Mann noch mehr und schrie, dass wären ja unlautere Geschäftspraktiken, dass man dann, wenn das billige Angebot gelte, die Teile gar nicht da habe und wenn man sie dann da hat, gilt das billige Angebot nicht mehr. So gab ein Wort das andere und ein weiterer Herr kam hinzu, der sich als Filialleiter bezeichnete und der bat um Beruhigung und dass der aufgeregte Mann bitte sofort den Laden verlassen soll, sonst würde er die Polizei rufen. Das beruhigte den nun aber gar nicht. Der schrie den Filialfritzen dann an und meinte: „Wissen sie, was sie für mich sind? Ein beschissener Scheißer und ein Leutebetrüger der übelsten Sorte!" Der Filialleiter meinte dann zu seinen Mitbeschäftigten, dass die das ja wohl alles bezeugen könnten, wie der ihn beleidigt habe und er nun die Polizei rufe." Dann rastete der Mann völlig aus und galoppierte regelrecht im Gang zu den Kassen herum und schrie lauthals in den Laden, dass die dort alles dreckiges Betrügerpack wären und Mafiaganoven u.s.w. , dann schmiss er seinen ganzen Warenkorb um, so dass sich alle Teile unter einem Riesengetöse im Kassengang verstreuten und machte sich auf den Weg in Richtung Ausgang. Der Filialleiter stand inzwischen an der Information und telefonierte dort, wahrscheinlich mit der Polizei. Er sah, dass sich der Mann jetzt in Richtung Ausgang bewegte und rief ihm nach dass er warten soll, bis dass die Polizei da wäre. Das machte der natürlich nicht, sondern rief zu dem Filialleiter nur, dass er ein mieses, dreckiges, schleimiges Betrüger-Arschloch sei. Daraufhin rief der Filialleiter zu seinen Beschäftigten, dass die den aufhalten sollten, damit man ihn auch der Polizei übergeben könne. So huschten 2 Mann vom Personal dem nach und der Mann brüllte dann zu denen, dass sie es bloß nicht wagen sollten, ihn anzufassen, dann würde er sie tot schlagen. In einer gewissen Distanz liefen die dann aber wie die Dackel weiter hinter ihm her. Daraufhin blieb er stehen und ergriff einen trichterförmigen Blumenkübel mit Ständer dran, der mit Sand gefüllt war, worin sich Kunden oder Beschäftigte, die von draußen rein kommen im Eingangsbereich die Zigaretten ausdrücken können. Diesen Sandblumenkübel warf er den Verfolgern vor die Füße, so dass einer von denen darüber stolperte und ziemlich hart aufs Gesicht flog. Der zweite Verfolger vergrößerte dann zwar seinen Sicherheitsabstand, lief ihm aber weiter auf den Parkplatz nach, wohl in erster Linie um zu sehen, welches Autokennzeichen der hat. Der Mann ging aber zu keinem Auto sondern verließ das Gelände weiter zu Fuß. Nach wenigen Minuten kam der zweite Verfolger erschöpft wieder zurück und meinte, dass er den Idioten aus den Augen verloren habe. Der erste, verletzte Verfolger ließ sich an der Information von einer Kollegin verarzten, er hatte eine kleine Platzwunde am Kopf und Schürfwunden an einem Arm. Dann kam auch schon die Polizei, aber das ganze nützte denen wohl wenig, weil die keinen Namen von dem Mann hatten. Innerlich war ich zwiegespalten, denn wenn das wirklich so war, hatte der Mann allen Grund böse zu sein und ich habe das irgendwie geglaubt, denn wie oft erlebt man selbst ähnliches, dass die Angebote gar nicht da sind, selbst am ersten Tag schon nicht mehr. Natürlich braucht man sich deswegen nicht unbedingt so zu echauffieren und eine Viertelstunde lang den ganzen Laden zusammenzuschreien, aber ich kann mir das schon gut vorstellen, wenn dann alle vom Laden auf einen einreden, dass das ja alles eigene Schuld sei u.s.w., dass man dann schon ausrasten kann, vor allem, wenn man sich auf deren Angaben verlassen hat und deswegen noch extra zig Kilometer gefahren ist. Nun war für mich klar, dass der nicht von seinem Münzesheim zu Fuß hierher gekommen ist. Als ich dann meine paar Waren bezahlt hatte und nach langer Verzögerung rüber zum Parkplatz ging, sah ich von weitem, dass der Mann querfeldein durch eine Graswiese, die zwischen Baumarktsparkplatz und Straße liegt, wieder zum Parkplatz geschlichen kam und in einen silbernen Ford - Mondeo einstieg und wegfuhr. Der war also zuvor wohl so geistesgegenwärtig, dass er sich dachte, dass die nun gerne sein Nummernschild notieren würden, um ihm einen reinzuwürgen. Ich habe natürlich dort keinem etwas gesagt, weil, wenn seine Geschichte stimmt, und ich glaubte die, dann war der betrogen genug, wo er umsonst extra von Münzesheim hierher gefahren ist. Einige Tage später waren über Nacht die gläsernen Eingangstüren des Baumarktes mit roter Farbe überschüttet worden und an die Wände daneben hatte jemand Glasbehältnisse mit roter Farbe drin geworfen, die dann dort schön breitflächig verlaufen war. Nun weiß ich natürlich nicht, ob dieser enttäuschte Kunde das war, aber ich könnte mir das gut vorstellen, dass der doch noch irgendwie seine Rache rauslassen musste. Solche Situationen sind unschön, aber es bringt halt meist gar nichts, wenn man im Laden ausrastet und die Leute dort persönlich dafür angreift, denn meist liegt es an der unehrlichen Geschäftspolitik der Führungsetage dieses Unternehmens. Ich habe mir schon lange angewöhnt, dass ich in solchen Fällen in dem betreffenden Laden dann gar nichts kaufe, denn die Burschen spekulieren nur darauf, dass die Kunden dann etwas anderes kaufen, wo sie doch einmal im Laden sind. Frei nach dem Motto, dann war man wenigstens nicht vergebens dort, wenn man schon nicht das Sonderangebot haben kann. Wenn ich solches bei einer bestimmten Ladenkette öfters erlebe, dann gehe ich spätestens nach dem dritten mal generell dort nicht mehr einkaufen. Würden alle Leute das so machen, dann könnten solche Geschäftsbetreiber bald schließen oder wären gezwungen, sich eine andere Geschäftspolitik anzueignen.
Von der künftigen Regenwasserbehälterfirma habe ich inzwischen auch schon einen kennen gelernt. Am letzten Samstag, als ich gerade die Einfahrtstür von der Werkstattgarage schloss, fuhr ein VW - Passat - Kombi neuester Bauart hier an der Einfahrt zur Fabrik vor. Ein etwa 50jähriger Mann in Jeans schloss das Schiebetor der Einfahrt auf und erblickte mich dabei. Dann kam er rüber zu mir und stellte sich als Herr Hertrich vor. Er sagte, er sei der Betriebsleiter der Firma für Wassertanks, Nutz- und Brauchwasseranlagen sowie Bewässerungssysteme, die hier in Bälde ihren Betrieb aufnehmen möchte. So kamen wir ein wenig ins Gespräch. Ich habe dabei aber nicht so richtig mitbekommen, ob dieser Hertrich auch der Chef oder Besitzer der Firma ist oder ob er halt eine Art Angestellter mit der Funktion des Betriebsleiters ist. Er fand, dass ihnen noch ein Haufen Stress in den nächsten Monaten bevor stehe, wegen dem kompletten Betriebsumzug von Böblingen hierher. Die ganzen Maschinen und Anlagen aus Böblingen werden dort abgebaut und sollen hier in der Halle, die ich Ihnen schon in meiner letzten Email vorstellte, innerhalb einer Rekordzeit von nur 2 Wochen in dem oberen Geschossteil so wieder aufgebaut werden, dass sie mit der Produktion loslegen können, also 2 Wochen nach dem Abbau in Böblingen sollen hier schon wieder die ersten fertigen Produkte das Werk verlassen. Zugleich hätten die aber die fünffache Menge an Produktionsmaschinen bestellt, die noch neu hier angeliefert werden und dann vorwiegend im Erdgeschoss eingebaut werden, weil sie selbst von der Nachfrage nach ihren Produkten regelrecht überrollt worden wären. Das ist ja eine Sache, die man heute selten hört, aber die Verwendung von Regenwasser als Nutz- und Brauchwasser scheint doch rapide um sich zu greifen. Es sind keineswegs nur Gartenbaubetriebe oder intensive Hobbygärtner, die solche Anlagen vor allem zur Pflanzenbewässerung kaufen, wie man zuerst vielleicht meinen möchte. Der Herr Hertrich sagte, dass es immer mehr Architekten geben würde, die Ihren Kunden beim Hausbau gleich die Verlegung von zweifachen Wasserleitungssystemen empfehlen, eines für Brauch-Regenwasser, mit der dann die Toilettenspülungen und Bewässerungsanschlüsse für den Garten, die Autowäsche, grobe Reinigungszwecke u.ä. versorgt werden und ein herkömmliches Rohrsystem eben für Frischwasser, halt für die Küche, zum Duschen und für die Waschmaschine. Wenn jemand das beim Neubau eines Hauses gleich mit einplant und einbaut, liegen die Mehrkosten für ein normales Einfamilienhaus noch unter 3.000 Euro, einschließlich dem großen Regenwassertank, der meistens in der Erde versenkt oder auf dem Dachboden installiert wird, einem elektrischen Druckpumpwerk, welches dafür sorgt, dass diese Regenwasserleitungen genauso unter Druck stehen, wie jede normale andere Wasserleitung auch und allen Leitungen nebst Verlegung. Sicher wird man sagen, 3.000 Euro sind auch noch schönes Geld, aber dadurch reduziert man anschließend im Schnitt den Frischwasserverbrauch im Haus im Jahresmittel auf ein Drittel und das für immer, denn gerade Klospülung und Gartenbewässerung sind verbrauchsintensive Sachen, die dann alle mit dem Regenwasser abgedeckt werden. Nun mag man sagen, da das Frischwasser heute ja noch relativ billig ist, rechnet sich das wirtschaftlich nie, aber das ist ein Trugschluss. Die Abwassergebühren hängen in den meisten Gemeinden von der Menge des verbrauchten Frischwassers ab, also von dem Wasser, was durch die Wasseruhr läuft. Reduziert man hierbei den Verbrauch auf ein Drittel, so sinkt im nächsten Jahr die viel teurere Abwasserentsorgungsgebühr auch ungefähr auf ein Drittel. Bezieht man das mit ein, dann amortisiert sich die Ausgabe von rund 3.000 Euro laut Herrn Hertrich bereits nach spätestens 12 Jahren. Ihr System zeichne sich u.a. dadurch aus, dass die großen Regenwassertanks so raffiniert konstruiert wären, dass sich innen absolut keine Algen oder Verunreinigungen bilden könnten, was bei manchen Anlagen sonst später zu Problemen geführt habe. So weiß man auch über deren Produkte näheres. Der Herr Hertrich erläuterte dann auch, dass in Kürze schon mit dem Bau der eigenen Stichstraße zu ihrer Halle durch den kleinen Waldhain begonnen wird, bis dahin müssten aber alle Fahrzeuge quasi direkt bei uns vorbei durch das ganz normale Fabriktor und dann quer über fast das ganze Firmengelände bis zum nordwestlichen Ende, wo die besagte Halle steht. So kündigte er dann zugleich an, dass es einige Schwertransporte geben wird, wenn die neu bestellten Maschinen und auch die in Böblingen abmontieren Maschinen hier anrücken. Das wird wahrscheinlich spät nachts passieren und er bat deswegen schon im Vorfeld um Verständnis, damit wir dann nicht erschrocken aus dem Bett fallen. Wenn man das hört, dann stellt man sich gleich vor, dass dort dann auch ein paar 100 Leute arbeiten müssten, aber wie der Hertrich andeutete, wird man mit insgesamt etwa 15 Leutchen auskommen, weil die Maschinen diese Kunststofftanks mehr oder weniger vollautomatisch computergesteuert herstellen. Der größte personelle Aufwand sei noch die Entwicklung sowie der Vertrieb und dann ein paar Leute, die die Maschinen in Schuss halten. Wie er dabei andeutete, hätte man noch vor knapp 10 Jahren zur Herstellung der gleichen Menge Regenwassertanks über 80 Leute benötigt. Das verdeutlicht, wie rasant auch die Entwicklung der Automatisierung von Industriemaschinen voran geht. Da käme so schnell sicher keiner auf die Idee, die alten Maschinen hier aus der Fabrik noch mal für irgendwas zu nutzen, obwohl die vielleicht sogar teilweise noch funktionieren würden. Der Hertrich sagte auch, früher habe man für jede kleine Änderung an den Tanks gleich total neue Formwerkzeuge gießen lassen müssen. Das sei extrem teuer und langwierig gewesen. Heute könne man Änderungen innerhalb eines gewissen Bereichs einfach nur am Steuercomputer eingeben und sofort würden die neuen vom Band ausgespuckten Produkte diese Änderungen aufweisen. Er sagte, ein wenig sei das vergleichbar mit der Entwicklung der Drucktechnik für den Computer. Wenn man früher etwas gedruckt haben wollte, dann musste man zuerst den Text an einer Schreibmaschine entwerfen und es dann mit eventuellen Bildern u.s.w. zur Druckerei bringen, heute kann das jeder Computer- Tintendrucker zu Hause in wenigen Sekunden erledigen. Der Herr schien recht freundlich zu sein und wenn das mit denen immer so gut klappt, dann ist das sicher eine gute Sache, zumal sie uns ohnehin spätestens ab dem Neubau der Zufahrt überhaupt nicht mehr tangieren. Ich bin jedenfalls mal sehr gespannt, was sich dort noch alles tut und wie sich das entwickeln wird. Der Rentner, der sich immer mehr zu meinem Stamm-Gesprächspartner hier entwickelt, wir halten inzwischen fast täglich einen längeren Plausch, er sagte, dass er von der anfänglichen Idee der Firma, die Zufahrt durch die Siedlungsstraße zu verlegen nicht viel hielt, weil dann der ganze Verkehr dorthin bei den 4 Siedlungshäusern, also auch bei ihm, vorbei rollt. Aber seit dem die ihm dafür seinen Waldhain abgekauft haben, findet er es eine gute Sache. Na der ist wenigstens ehrlich, für 200.000 Euro kann man schon mal seine Meinung ändern, da sind sicher schon Leute für weniger umgefallen.
Fotos haben wir vor allem wegen des jüngsten Schneewetters hier keine gemacht. Bei meiner Digitalkamera ist mir jetzt aufgefallen, dass die bei dem grellweißen Schneegegenlicht nicht richtig funktioniert. Offensichtlich gerät dann die automatische Belichtungseinstellung in Rage und irgendwas in der Kamera regelt dann immer hin und her, man hört das auch, da surrt dann ständig etwas und das Objektiv wird immer einige Millimeter hin und her geschoben. Dieser Effekt tritt auch dann auf, wenn man in grelles Gegenlicht fotografiert. Der weiße Schnee wirkt ja ähnlich wie grelles Gegenlicht. Meistens gerät die Kamera dann erst gar nicht in Aufnahmebereitschaft, sondern regelt immer weiter auf die beschriebene Art und Weise, so lange, bis dass man sie entweder in eine weniger helle Richtung hält, was bei Fotos in Schneelandschaft aber gar nicht möglich ist, oder bis man sie ausschaltet. Ist jedoch alles verschneit, dann gibt es keine weniger helle Richtung. Das ist aber kein Grund, sich zu ärgern, denn wann machen wir schon mal Winterfotos im Schnee? Man registriert das und dann bleibt die Kamera eben so lange zu Hause liegen, bis dass der Schnee wieder weg ist, was ja übrigens inzwischen der Fall ist. Die zurückgekehrten milden Temperaturen der letzten Tage haben längst die Schneemassen wieder völlig dahinschmelzen lassen. Na sind wir mal ehrlich, ich kann auch gut auf die weiße Pracht verzichten, Sie sicherlich auch?
Da kam doch am letzten Mittwoch, abends gegen 20 Uhr, hier ein Kleinbus der Feuerwehr vorgefahren, ein Mann in der Feuerwehr - Ausgehuniform kam zu uns und klingelte. Als ich öffnete, machte er Werbung für die freiwillige Feuerwehr, dass die örtliche Wehr noch händeringend weitere Mitglieder suche und ob ich daran vielleicht Interesse hätte. Habe ich aber nicht und habe das dem gesagt. Dann betonte er, als er Kayla sah, dass auch Frauen Mitglied der Feuerwehr werden könnten und ob sie nicht Interesse hätte. Kayla möchte aber auch nicht beim Löschen von Bränden oder Durst helfen und so war der Mann einigermaßen enttäuscht. Er erläuterte langatmig, dass, wenn alle so denken und die Mitgliederzahlen der freiwilligen Feuerwehren weiter so drastisch schrumpfen würden, bald kein vernünftiger Brandschutz mehr gewährleistet werden könne. Gewiss, man hörte schon öfters davon, dass die Mitgliederzahlen bei den freiwilligen Feuerwehren überall sinken, bzw. dass kaum noch junge neue Mitglieder eintreten, was sicher insgesamt betrachtet eine bedenkliche Entwicklung ist, aber man wird doch wohl kaum ernsthaft erwarten, dass jemand, der auf die 60 zugeht noch Neumitglied wird und dann aktiv seine alten Knochen bei Löscheinsätzen in Gefahr bringt. Soweit ich weiß, endet die aktive Löschzeit bei den Feuerwehren doch ohnehin im Alter von 60 oder 65 Jahren, selbst für die, die gerne weiter aktiv mitmachen würden. Die dürfen dann nur noch beim Löschen des Durstes mitmachen. Der Feuerwehrmann unterdessen dramatisierte diese Entwicklung, indem er bejammerte, dass fast niemand mehr zu ehrenamtlichen Einsätzen bereit wäre und dass es wohl ein Gesetz gibt, welches da verschiedene Möglichkeiten offen hält, wenn man nicht mehr genug Freiwillige bekommt. Eine Möglichkeit sei die Zwangsrekrutierung von Bewohnern einer Gemeinde zur Feuerwehr, da habe ich nur laut „hahaha" zu ihm gesagt, denn wohin das führt, dürfte wohl klar sein. Dann räumte er auch selbst ein, dass solche Feuerwehrleute eigentlich keiner wirklich haben wolle, weil man sich deren Motivation und somit deren Nutzen vorstellen kann. Aber eine andere und wirklich dann naheliegende Lösung sei, dass wenn die Einsatzbereitschaft der freiwilligen Feuerwehr dauerhaft durch zu wenige Mitglieder gefährdet sei, dass dann die betroffene Gemeinde gesetzlich gezwungen sei, eine Berufsfeuerwehr einzurichten, weil es wohl ein Gesetz gibt, welches vorschreibt, dass eine Gemeinde ab einer bestimmten Größe zwingend eine Feuerwehr haben muss. Die enormen Kosten, die aber eine Berufswehr verursacht, würden dann zwangsweise auf alle Bürger mittels Steuererhöhung der Grundsteuern u.s.w. umgelegt. Das könnte dann dazu führen, dass sich die jährliche Steuerlast für Grundstücke und Häuser verdreifacht. Ich kann ja seine Sorgen verstehen, trotzdem ändert das alles nichts daran, dass diese Feuerwehrtätigkeit nichts für mich ist. Er ist dann nach vielleicht 45 Minuten vergeblicher Überzeugungsarbeit ziemlich frustriert wieder gefahren.
Ein Bekannter von mir hatte sich vor einigen Monaten einen gebrauchten Renault scheinbar günstig gekauft. Der Wagen war wirklich sehr billig, obwohl er noch sehr gut aussieht und er erst 89.000 km gelaufen hatte. Es ist so ein mittleres Modell, ungefähr so groß, wie ein VW-Golf. Aber das schöne, vermeintliche Schnäppchen entpuppt sich immer mehr als totales Montagsauto. Schon zum zweiten mal innerhalb von 4 Monaten sind die Antriebswellen vom Frontantrieb gebrochen, was dazu führte, dass der Motor beim Gasgeben aufheulte, der Wagen aber nicht fuhr. Zuerst brach nur eine, wodurch der Wagen dann beim Gasgeben nach einer Seite zog und im Kreis fahren wollte, kurz danach brach dann aber die andere auch und er fuhr gar nicht mehr. Dann wurde das repariert und wenig später brach der Handbremshebel ab. Im Innenraum stürzte der Spiegel und eine Sonnenblende ab. Bei letzterer war die ganze Halterung aus dem Dachblech gerissen und der Spiegel musste neu an die Windschutzscheibe geklebt werden. Auf einmal kam stinkiger Qualm aus der Motorhaube, weil die Zylinderkopfdichtung so kaputt gegangen war, dass seitlich das Motoröl über den heißen Motor und das Auspuffrohr sabberte, so dass es wie verrückt qualmte und wie die Pest stank. Dann ging der Auspuff noch kaputt und an der Lichtmaschine löste sich das Rad auf dem der Keilriemen läuft und donnerte unter der Haube umher. Er hat nachgerechnet und in nur 4 Monaten insgesamt 3.800 Euro an Reparaturen in den Wagen gesteckt, da ja auf nichts mehr Garantie war. Zusätzlich kommt hinzu, dass er auch mit dem Verbrauch von 9,5 Litern auf 100 km nicht zufrieden ist. Jetzt ist er es leid und wird die Karre verkaufen. Na der künftige Besitzer wird sich freuen.
Vor längerer Zeit hatte ich Ihnen sicherlich schon mal geschrieben, dass ich Vertreter und der gleichen, die an den Haustüren klingeln und einem irgend etwas aufschwatzen wollen, hasse wie die Pest. Meistens sind es Versicherungsvertreter, Staubsaugerheinis, Zeitschriftenwerber oder in den letzten Jahren auch relativ häufig Leute, die einem an der Haustüre solche Plastikdosen für den Kühlschrank und ähnliches Zeug andrehen wollen. Jedenfalls in Stuttgart war das so, hier war, bis letzte Woche, noch nie ein Vertreter an der Tür. Nicht nur der Feuerwehrmann klingelte in der zurückliegenden Woche hier, dem ich das auch nicht übel nehme, wenn die eben so wenig Leute haben, aber einen Tag zuvor gegen Mittag klingelte ein junger Mann hier, schätzungsweise um die 20 Jahre alt. Wissen Sie, wenn ich vorher schon sehe, wer an der Tür steht und ich schätze denjenigen als Vertreter oder so was ein, dann öffne ich erst gar nicht, aber das ging hier nicht, denn im gleichen Moment, als der klingelte, kam ich gerade aus der Werkstattgarage, um von dort ins Haus zu gehen. Sogleich begann der mir aufzuschwatzen von seiner schweren Kindheit und dass er jetzt endlich die Chance habe, einen richtigen Beruf zu erlernen, angeblich als Verlagskaufmann in einem Verlag. Derzeit absolviere er dort eine Probezeit und die wäre dort hart, die würden ihn anschließend nur dann ausbilden, wenn er in der Probezeit beweist, dass er das Zeug zu einem guten Verlagskaufmann mitbringt. Um das zu beweisen, müsse er eine Mindestzahl von Zeitschriften- Abonnementverträgen innerhalb dieser Probezeit vorweisen, sonst würde ein anderer diesen Ausbildungsplatz bekommen, der einen geradlinigeren Lebenslauf hätte. Das ist natürlich absoluter Quatsch, ich vermute, dass er so ein Arsch von einer Drückerkolonne war. Er wollte noch weitere Darlegungen beginnen, da habe ich ihm freundlich aber bestimmend gesagt, dass ich generell nichts an der Tür kaufe oder abonniere, auch keine Zeitschriften. Dann meinte er noch, dass er sich schließlich extra auf den weiten Weg zu unserer abgelegenen Siedlung gemacht habe, nur um uns wenigen Bewohnern hier die Möglichkeit zu geben, angeblich äußerst günstig Abos aus einer tollen Auswahl an Zeitschriften anzubieten, wo mit Sicherheit für jeden etwas wunderbares dabei sei. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich ihn nicht gerufen hätte und er sich wegen uns den Weg hätte sparen können. Da bemerkte er wohl langsam, dass er bei uns keinen Erfolg hat und wurde böse. Zuerst beschimpfte er die ganze Siedlung hier als Ort von verknodderten Holzköpfen, Geizhälsen und Egoisten, die nur ihren eigenen Profit kennen würden und nicht dazu bereit wären, anderen Menschen, die in einer Notlage sind, zu helfen. Dann wurde er persönlich und fragte mit einem rotzfrechen Unterton: „Was sind sie bloß für ein Mensch? Sind sie überhaupt ein Mensch?" Da habe ich ihn vor ein Ultimatum gestellt und ihm gesagt, dass ich nun bis 3 zählen werde und wenn er sich bei 3 immer noch auf unserem Grundstück befinden würde, träfe ihn eine Axt oder sonst was unschönes. Gewiss war das nicht gerade freundlich von mir, aber solchem Pack kann man mit Freundlichkeit nicht beikommen, zumindest nicht auf Dauer, denn anfangs habe ich es ja freundlich versucht und da war er ja derjenige, der mir auf die blöde Tour kam. Dann wollte er noch frecher werden, weil er wohl meinte, sich als halbwegs sportlicher Jugendlicher das leisten zu können und machte so eine Äußerung wie, dass er mir ein paar in die Fresse geben würde. Das hatte er aber auch noch nicht ganz ausgesprochen, da habe ich ihm dermaßen einen Schubs versetzt, dass er rückwärts die Treppe zur Haustür runterflog. Als er dann unten lag, begann ich laut zu zählen: 1...2.... bei 3 war er schon weit weg. Ich hätte auch keine Skrupel gehabt, ihn mit einer Eisenstange zu verdreschen, wenn der nicht gegangen wäre. Eine solche Eisenstange habe ich im Haus immer hinter der Türe stehen, denn man weiß ja heute nie, welche Ratten an der Tür klingeln. Das ist eigentlich ein knapp 50 cm langes Eisenrohr, welches innen mit Beton gefüllt ist. Das stammt aus der Werkstattgarage und bot sich für solche Verteidigungszwecke geradezu an. Wissen Sie, ich bin kein gewalttätiger Mensch, aber wenn einer meint, auf unserem Privatgrund uns angreifen zu können, dann scheue ich keine Sekunde den das Fürchten zu lehren, auch wenn ich gewiss kein Bodybuilder bin. Kayla machte, selbstverständlich mehr aus Witz, die Bemerkung, dass man ihn ja hätte in dem tiefen Kali- oder Spatbergwerks-Schacht der Fabrik versenken können. Natürlich sagt man das nur so dahin, aber würde man es wirklich mal ganz im Ernst betrachten, wenn man da jemanden reinschubsen würde, der würde nie mehr gefunden. Inzwischen erhielt ich nämlich von dem Rentner noch einige Informationen über diese Schächte dort, da soll es nämlich sogar mehrere von gegeben haben. Der Rentner war allerdings der felsenfesten Überzeugung, dass die damals alle verfüllt worden sind, bzw. mit einer festen Betonplatte unzugänglich abgedichtet wurden, was wohl eindeutig nicht so ist. So bemerkte der Rentner, dass der tiefste dieser Schächte hier immerhin rund 700 m tief gewesen sei, die meisten aber so zwischen 150 und knapp 400 m lagen, was ja auch schon reicht. Wer, glauben Sie, würde denn auf die Idee kommen, dort nach einer vermissten Person zu suchen? Und selbst wenn, ich glaube wenn jemand dort 700 m runter stürzt und der unten aufkommt, dann wird von dem nicht mehr viel übrig sein. Vermutlich wird dort ohnehin viel Wasser drin stehen, vielleicht sogar mehrere 100 m hoch in dem Schacht, wer will dort nach vermissten Personen tauchen? Man darf das ja gar nicht laut sagen, wenn das die falschen Leute hören, dann kommen nachher noch Verbrecher auf die Idee, das hier als ideale „Entsorgungsanstalt" für ihre Feinde zu nutzen.
Weg von solchen unschönen Dingen, das Wetter ist kurios, wechselhaft und jetzt regelrecht frühlingshaft. Noch als ich begann, ihnen diese Tage diese Zeilen hier zu schreiben und den Anfang zusammenstellte, war hier alles reichlich mit Schnee bedeckt und jetzt? Es herrscht Aprilwetter und das Anfang Februar. Ich find's grandios und von mir aus könnte diese Wetterentwicklung so bleiben, jedenfalls in dem Punkt der milden Winter. Die Ferkelei mit den Stürmen natürlich nicht, die will keiner haben. Der Regen könnte wohl langsam etwas mehr Sonne Platz machen, denn in den nächsten Tagen möchten wir noch mal ausgiebig wandern. Weitere Erkundungs-Spaziergänge sind angesagt, weil wir immer noch vieles nicht kennen und das soll sich ändern. Auch in der Fabrik wollen wir demnächst wieder eifrig auf Entdeckungsreise gehen.
Das war's dann mal wieder für heute, alles Gute bis zum nächsten mal, Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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