LPK-H2

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Kyrillischer Sturm” und “Hausierer” aus dem Jahre 2007. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Kyrillischer Sturm" vom 21.01.2007

Teilwinterliche Grüße!

Ich habe den Eindruck, dass der Winter sich ansatzweise doch
langsam auf seine Tugenden besinnen möchte. Obwohl der
Wetterbericht für letzten Dienstag weiter milde Temperaturen
vorhersagte, war hier morgens alles eisglatt gefroren. Auf dem leicht
betonierten Wegstück von der Haustüre zur Straße hin wäre ich
beinahe ausgerutscht. Selbst aus den Dachrinnen hingen lange
Eiszapfen und draußen herrschte solch ein typischer Frostgeruch.
Mancher wird mir einen Vogel zeigen und sagen, als ob man Frost
riechen könne, aber ich finde, dass Frost einen eigenen Geruch hat.
Vielleicht ist das auch nur daher, weil andere Dinge im Frost einen
etwas veränderten Geruch absondern oder weil meine Nase unterhalb
der Frostgrenze Gerüche anders wahrnimmt, aber für mich riecht es
bei Frost eindeutig nach Frost.
Wir wollten an diesem Tag zeitig um dreiviertel 7 nach Stuttgart
fahren, daraus wurde jedoch nichts, weil hier ein Großaufgebot an
LKW und anderen Fahrzeugen anrückte und die Tore zur Fabrik
passierte. Da war unsere Neugierde zu groß, um das einfach so
unbeobachtet geschehen zu lassen. Die Reise nach Stuttgart wurde auf
unbestimmt verschoben. Soweit das möglich war, beobachteten wir
vom ersten Stock aus das Geschehen auf dem Fabrikgelände. Leider
war von dort nicht sehr viel zu sehen, da die ganze Karawane
offensichtlich weiter nach hinten aufs Gelände fuhr, also nicht hier
vorne an der alten Haupthalle oder diesem Umfeld verblieb. Wir
überlegten, ob man es riskieren könne, durch unsere geheime
Hintertür in der Mauer selbst aufs Gelände zu gehen, um genauer zu
sehen, was da los ist. Noch als wir über diesen Gedanken grübelten,
klingelte es an der Haustüre. Dort stand ein nobel gekleideter Herr im
Kamelhaarmantel, der sich als Architekt einer Firma Dr. Seibold oder
umgekehrt vorstellte mit 2 Handwerkern im Schlepptau. Freundlich
erläuterte er kurz, dass sie im Auftrag der Eigentümer in enger
Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Pleitgen Teile des
Fabrikgeländes vermarkten würden. Für einen Teilbereich habe sich
nun ein neuer Eigentümer gefunden, der ab Februar diesen
übernehmen werde, um sein Unternehmen dort anzusiedeln. Wie sich
herausstellte, handelt es sich dabei um diese Firma, die große
Regenwassertanks aus Kunststoff produziert, von der vor einem
Monat schon mal dieses Gerücht kursierte. Diese Firma zieht
tatsächlich im Februar von Böblingen hierher. Man mag die
Entscheidungen solcher Firmenchefs nicht immer verstehen, denn wie
mir der freundliche Architekt im Kamelhaarmantel sagte, hätten die
im hinteren Bereich eine Halle erworben. Das ist eine Halle, ich
glaube, davon hatte ich Ihnen sogar vor längerer Zeit, ungefähr Ende
Oktober 2006 mal ein Foto mit dem Titel fabrik-aussen105 geschickt,
die an einer Seite schon ziemlich ramponiert ist, weil man vor
vielleicht 10 oder 15 Jahren mal mit ihrem Abriss begonnen hatte.
Einerseits ist sie zeitlich zwar neuer und etwas moderner, als hier
vorne die Haupthalle und ihre Nebengebäude, aber im Gesamtzustand
doch erheblich schlechter, weil eben im Erdgeschoss vieles seit dem
Abrissversuch offen steht. Doch dazu später mehr.
Der Architekt, oder genauer seine Handwerker, suchten nun nach
Strom und Wasser. Das heißt, der neue Eigentümer dieses
Teilbereichs hat von dieser Verwertungsfirma das beschädigte
Gebäude plus etliches an Grundstück erworben und die alten
Maschinen und Anlagen, die in dieser Halle teilweise noch drin
stehen, selbst inzwischen an eine Firma verkauft, die sie noch
gebrauchen oder irgendwie verwerten kann. Genau diese Fritzen, die
das Zeug dann hier alles abbauen wollen, waren mit den ganzen LKW
gekommen und wollten das an diesem Tag erledigen oder zumindest
damit beginnen. Nun brauchten die für ihre Bohrmaschinen und was
die alles so haben ja Strom, fanden in der alten Fabrik aber nur tote
Leitungen und wollten deshalb  bei uns sozusagen Strom leihen
kommen. Nun ist das schon ein Kuriosum. Ich weiß ja definitiv, dass
in der alten Fabrik noch stellenweise Strom ist, jedenfalls hier vorne in
den Hallen, denn dort rotiert nach wie vor solch ein komischer
Zylinder in einem Raum und in anderen Hallen und Räumen leuchten
noch diverse Kontrolllampen in Schaltkästen, also muss dort auch
noch Strom sein. Allerdings weit hinten auf dem Gelände, wo die
waren, dort sei angeblich wirklich nichts mehr. Nun konnte ich dem
Architekten wohl kaum sagen, dass ich definitiv wüsste, dass vorne in
den Hallen noch Strom sei, dann hätte der ja gleich erkannt, dass wir
dort drinnen waren. Der Obermacker von den Handwerkern meinte
dann, dass sie uns für den geliehenen Strom 25 Euro geben würden,
obwohl sie höchstens Strom für 10 Euro verbrauchen würden. Kayla
zuckte mit den Schultern und meinte, sagen könne man viel und
nachher säßen wir auf enormen Stromkosten. Der Architekt schlug
dann vor, den gebotenen Betrag auf 50 Euro aufzustocken und
zusätzlich den Zählerstand bei uns aufzuschreiben. Sollte auch nur 1
Cent mehr verbraucht werden, als für 25 Euro, dann bekämen wir 100
Euro und sollte es deutlich weniger sein, könnten wir die 50 Euro
trotzdem behalten. Das klang schon besser und da haben wir zugesagt.
Der Handwerker kam dann mit langen Kabeltrommeln heran und sein
Geselle fluchte, dass das eine blöde Idee gewesen sei, weil die Stelle
wo der Strom gebraucht würde, über 700 m von hier entfernt liege und
jetzt soll er Kabeltrommel an Kabeltrommel zusammenstecken, bis
dass die hinten ankommen sind und Strom haben. Jeweils mit 50 m -
Kabeltrommeln, also 14 Kabeltrommeln hintereinander. So machte er
dann und es dauerte fast 2 Stunden, bis er diese „Überlandleitung" der
besonderen Art aufgebaut hatte. Die Freude über den Strom währte
aber nicht lange, denn nur wenig später kam der Geselle wieder und
meinte, dass das so nicht funktioniere. Man könne zwar die
Kabellampen daran anschließen und die leuchten dann auch, aber
sobald man eine Bohrmaschine einschalte, würden die Lampen ganz
dunkel und nur noch glimmen und die Bohrmaschine wie in Zeitlupe
ein paar Runden drehen, aber bei der kleinsten Belastung ganz stehen
bleiben. Die glaubten zuerst, das sei ein Fehler in einer der
Kabeltrommeln oder einem ihrer Stecker, aber der Elektriker, der auch
hier mal gearbeitet hatte, kam später hinzu, weil er für die elektrischen
Dinge die Planung erhalten hat, und der lachte sich halb tot. Er
meinte, dass das so über diese lange Strecke mit normalen Kabeln gar
nicht klappen könne. Da würde auf den 700 m Kabel soviel verloren
gehen oder vereinfacht gesagt durch das Kabel die Leistung so
begrenzt, dass dahinten einfach nichts mehr funktionieren könne. Er
sagte, sobald die dort einen Verbraucher einschalten, der etwas mehr
Strom verbraucht, wie etwa eine Bohrmaschine, dann kommen dort
von 230 Volt höchstens noch 90 Volt an und der Rest verliert sich am
Kabel. So gedieh der Abbau dort an diesem Tag nicht. Am nächsten
Tag kamen die wieder und hatten dann einen großen Generatorwagen
dabei, der ihnen genügend Strom gleich vor Ort lieferte. Trotzdem
haben wir für den ersten Tag unsere 50 Euro Stromgeld bekommen!
Also sehen kann man von hier kaum etwas, weil es alles weit hinten
auf dem Gelände stattfindet. Nun kam der Architekt am nächsten Tag
auch noch mal hierher und wir haben dem dann so einige Würmer aus
der Nase ziehen können, wie man so sagt. Die Firma für
Regenwasserbehälter hat aus mehreren Gründen sich für hinten diese
lädierte Halle entschieden. Ein Grund war sicherlich der Preis, weil
diese Halle nebst Grundstück wohl sehr billig zu haben war. Ein
weiterer Grund sei die optimale Größe und der für deren Zwecke
optimale Zuschnitt dieser Halle gewesen. Die ist rund 500 m² groß,
weist aber 2 Stockwerke auf, also insgesamt 1.000 m² und dann ist sie
teils noch unterkellert, was noch zusätzliche Quadratmeter ergibt.
Dann ein besonders wichtiger Grund sei aber vor allem, dass sich von
dieser Halle aus, die sich nahe dem nordwestlichen Ende des alten
Gesamtgrundstücks befindet, mit relativ geringen Mitteln eine völlig
neue eigene Zufahrt errichten lässt. Die hätten ja eigentlich sonst
immer quer über das gesamte alte Areal fahren müssen, um hier über
die Fabrikzufahrt zu ihrem neuen Eigentum zu gelangen. So aber
erhalten die eine neue, kleine Stichstraße, die sie direkt mit dem
kleinen Siedlungsweg weiter vorne verbindet. Das geht dann an den 4
Siedlungshäusern vorbei, durch einen kleinen Waldhain, direkt zu
deren Gelände. Der Aufwand ist gering, da dieser kleine Waldhain mit
seinem südwestlichen Ende quasi gleich an das nordwestliche Ende
des Areals grenzt, dort wo die nun von denen erworbene Halle steht.
Dazu wird eine Straßenbaufirma in den nächsten Wochen in dem
kleinen Waldhain eine vielleicht 50 m lange und 7 m breite Schneise
schlagen und dort die neue Zufahrtsstraße errichten. Für diesen
Architekten und die Verwertungsgesellschaft sowie auch für den
Eigentümer der alten Anlage bietet das dann auch einen Vorteil,
nämlich den, dass sie das übrig bleibende Areal dann von dieser
verkauften Teilfläche völlig abtrennen können und weiterhin
eigenständig und unabhängig anderen Interessenten verkaufen
können. Ansonsten hätte der jetzige Käufer, also dieser Regenwasser-
Fritze, ja immer über das Gelände späterer Käufer fahren müssen, um
zu seiner Halle zu kommen. Natürlich hat das alles auch noch einen
weiteren, für uns sogar wichtigeren Vorteil. Der gesamte Verkehr, den
diese Regenwasserbehälterfirma erzeugen wird, wird uns dann gar
nicht betreffen, da die dann nicht bei uns vorbei müssen, sondern
gleich vorne in der Siedlung an den Häusern vorbei den Weg fahren.
Somit bleibt es hier genauso ruhig wie jetzt, jedenfalls so lange, bis
dass die für den Rest auch einen neuen Eigentümer gefunden haben.
Da die ihr neues, herausgeteiltes Gelände auch mit einem hohen Zaun
versehen und total vom Rest abtrennen werden, heißt es für uns auch,
dass wir dann ungestört im verbleibenden Rest der Fabrik weiter
stöbern und auf Entdeckungsreise gehen können. Da bleibt immer
noch genug Freiraum, denn man muss sich das mal bildlich vorstellen,
was da wirklich jetzt abgeht und für unsere Erkundungen fortfällt, das
macht vielleicht höchstens ein Siebtel der Gesamtfläche aus, eher
weniger. Sie sehen, es tut sich nun hier einiges. Letzte Woche die
Sache mit den Mühlen, gut die sind noch 2 km weit weg, aber man
bemerkt den Verkehr dorthin hier vorbei doch schon. Es ist eben ein
Unterschied, ob tagelang gar kein Auto vorbei fährt, oder jetzt,
bedingt durch die Bauarbeiten an den Mühlengebäuden, jeden Tag
vielleicht 10 Fahrzeuge durchfahren. Dann kommt jetzt dieser Betrieb
hier noch hinzu, der aber nur so lange für Unruhe sorgt, bis dass die
ihre eigene Zufahrt haben.
Nun, innerhalb von wenigen Tagen haben die oben erwähnten
Handwerker mehrere Lastwagenladungen voller alter Maschinen,
Anlagen und Eisenteile aus der an den Behälterfabrikanten verkauften
Halle demontiert und abtransportiert. Das waren teilweise schon recht
abenteuerliche Beladungen, bei denen man befürchten musste, dass
der LKW in der nächsten Kurve damit umkippt. Ich vermute, dass
vieles davon auch gleich auf den Schrottplatz wandert, denn zum
Betrieb wird sich heute kaum noch einer Maschinen aufbauen, die
mindestens über 50 Jahre alt und seit über 20 Jahren nicht mehr
gelaufen sind. Vielleicht einige wenige Sachen, die noch irgendwo in
einem Industriemuseum oder einer ähnlichen Institution ausgestellt
werden, aber eine Produktion mit solchen uralten Apparaturen wird
heute sicher nicht mehr wirtschaftlich sein, selbst wenn die Dinger
noch tadellos funktionieren würden. Auch dürften die den heutigen
Umwelt- und Sicherheitsanforderungen nicht mehr genügen.
Unterdessen erzählte mir der Elektriker einen Tag später, als ich den
hier in der Fabrikeinfahrt zufällig traf, dass die Gebäudeschäden an
der Halle, die durch die damals begonnenen Abrissversuche
entstanden waren, sich mit relativ geringem Aufwand für wenig Geld
wieder reparieren ließen. Somit würde sich der Kauf ausgerechnet
dieses lädierten Gebäudes doch eher rechnen, als man glauben
möchte. Er sagte, dass die Bausubstanz selbst so massiv und stabil sei,
dass die bei den Abrissversuchen keinen wirklichen Schaden
genommen hätte und locker für weitere 50 Jahre Nutzung gut wäre. Es
sei extra ein Statiker vor Ort gewesen, der das alles begutachtet hätte.
Dieser Elektriker ist mit der Planung und Abwicklung sämtlicher
Elektrobelange für diesen neuen Betrieb in alten Mauern beauftragt
worden, weil er eben nicht nur normaler Elektriker sondern zusätzlich
auch Industrieelektrikermeister sei. Da gibt es wohl feine
Unterschiede oder Zusätze.

Da die künftigen Eigentümer der oben genannten Halle sicherlich
nicht mehr unbedingt eine „Besichtigungstour" von uns auf ihrem
Gelände dulden werden, wenn sie erst einmal diese Anlage in
Beschlag genommen haben, kamen wir auf die Idee, diesen Bereich
noch einmal genau zu begehen, sobald die Handwerker am
Wochenende nicht hier sind. Nun ergab es sich aber, dass die am
Mittwoch auch nicht kamen, so dass wir da schon dorthin gegangen
sind. Man muss anerkennend zugestehen, dass die Handwerker in den
wenigen Tagen, wo sie dort waren, schon ganze Arbeit geleistet
haben. Teile dieser Halle sehen schon richtig aufgeräumt und sauber
aus. Sogar Wandflächen im Erdgeschoss, die früher mal mit
Glasbausteinen als Fensterersatz ausgemauert waren, die aber dann
bei einem späteren Abrissversuch von einem Bagger mal eingedrückt
worden waren, hat man bereits wieder mit neuen Glasbausteinen
zugemauert. Auf dem Bild zukunftshalle-innen1 sehen Sie einen
offensichtlich bereits total aufgeräumten Bereich im Erdgeschoss.
Lediglich ein paar einzelne Reste der alten Maschinen stehen noch
etwas verloren da herum, die werden aber sicher auch noch in den
nächsten Tagen entfernt, denn ich glaube kaum, dass die neuen
Eigentümer die noch verwenden können.
 
Zukunftshalle-innen1: wie saubergeleckt sieht es schon in diesem Bereich aus

Vor vielleicht 2 Monaten, als wir schon einmal von außen dort mehr
flüchtig vorbei schauten, lagen in diesem Bereich noch alles
Schuttberge in der Halle. In einem hinteren Anbau der Halle sieht es
auch schon fast wie geleckt aus. Die Handwerker waren dort aber
wohl noch nicht fertig, da eine gute Aluleiter noch wie mitten in der
Arbeit an den Rohranlagen angelehnt steht. Des weiteren liegen in
dem Bereich noch überall diverse Werkzeuge, auch
Elektrowerkzeuge, wie teure Marken - Schlagbohrmaschinen,
Trennschleifer, Schweißapparate u.s.w. so verstreut am Boden herum,
als habe man gerade mal die Arbeit für ein paar Minuten wegen einer
Zigarettenpause unterbrochen. Die werden sicher dort am Montag
gleich weiter arbeiten, allerdings hätte ich schon Bedenken, dass das
gute Material gestohlen wird, weil diese Hallen nach wie vor offen
stehen und jeder sofort problemlos rein kann. Manche Außentüren
fehlen sogar nach wie vor komplett, weil die bei den früheren
Abrissversuchen vor vielleicht über einem Jahrzehnt zu Bruch gingen.
Der größte Teil der Halle ist zweigeschossig ausgebaut, aber im
vorderen, nördlichen Teil fehlt die Zwischendecke, so dass man dort
ein sehr hohes Erdgeschoss erhält. Dort befinden sich noch Reste von
alten Anlagen und es wurde noch nicht viel ausgebaut. Der Boden
scheint aber schon gefegt zu sein. In einem Nebenteil geht es zu alten
Sozialräumen, wo sich Toiletten, Waschräume, Aufenthaltsräume und
ein Raum mit alten Wäschespinden befindet. Dort hat man noch nicht
aufgeräumt, weil man diesen Bereich vermutlich für weniger wichtig
hält. Dort liegt sogar alte Arbeitskleidung von früher auf dem Boden
verstreut. Wahrscheinlich sind da mal Plünderer zuwerke gegangen.
Besonders schön nostalgisch fand ich eine alte Leitwarte mit alten
Messwerken und solchem Zeug. Sie sehen das auf zukunftshalle-
innen5. Selbst ich als Laie entdeckte dort aber wieder sofort, dass
auch hier noch stellenweise Strom zu sein scheint, also nicht alles tot,
wie die offensichtlich elektrisch total unbewanderten Handwerker
meinten, denn in dem alten, teils zerfledderten Schaltpult leuchten
noch diverse Kontrolllampen und weiter oben links und rechts in den
Kästen stellenweise auch noch.
 
Zukunftshalle-innen5: alte Leitwarte, die wohl teils noch unter Strom steht

Also diese Handwerker scheinen selbst keine großen Leuchten zu
sein, was solche Dinge betrifft, denn sonst hätte ihnen das zeigen
müssen, dass dort noch Strom ist. Na ja, hoffentlich weist der
Elektriker die noch zeitig darauf hin, bevor die anfangen diese Teile
abzubauen, denn sonst zappeln die nachher noch am Strom. Ich kann
ja nicht gut hingehen und die darauf hinweisen, denn dann heißt es,
was hat der Lappenkeuler hier zu suchen? Gleich neben diesem
Schaltpult tun sich tiefe Schächte auf, die man zur Vorsicht wohl
schon vor längerer Zeit mit Brettergeländern gesichert hat, damit da
keiner reinfällt. Wozu diese Schächte dienten, konnte ich nicht
erkennen, aber die schienen schon ziemlich tief zu sein, da man ihr
Ende nicht sehen konnte. Kayla meinte dass darin vielleicht mal eine
Art Materialaufzug gewesen wäre, könnte durchaus sein, oder eine
hohe Maschine, die so weit in die Tiefe ragte wegen ihres
Platzbedarfs, oder vielleicht sogar Pumpen, die Wasser aus einem
Brunnen hochpumpten, weil ich fand, dass diese Schächte an
Brunnenschächte erinnerten. Im ersten Stock des zweigeschossigen
Hallenteils stießen wir dann wieder auf einen bereits sehr sauber
hergerichteten und entkernten Großraum mit mehreren etwa 2 m
tiefen Vertiefungen im Boden, wo vermutlich früher mal Maschinen
eingebaut waren oder es waren dort vielleicht auch ca. 3 x 10 m große
Wannen eingelassen, die irgendwelche Flüssigkeiten enthielten, wer
weiß. Diese Idee kam mir, weil neben den Vertiefungen mehrere
abgesägte Rohrenden mündeten, die so wirkten, als ob sie dort etwas
befüllt oder abgepumpt hätten. Diese Vertiefungen würden sich sehr
gut dazu eignen, dort Schwimmbecken einzubauen, meinte Kayla. Das
alles sehen Sie auf dem Bild zukunftshalle-innen6.

 
Zukunftshalle-innen6: hinter dem Geländer links befinden
sich schwimmbeckenartige Vertiefungen

Die letzte Station unseres Besuchs in dieser Halle befindet sich dann
wieder im Erdgeschoss. Im vorderen südlichen Bereich sieht es noch
etwas muffig und weniger appetitlich aus. Zwar hat man wohl den
Boden, der wieder von sehr tiefen Schächten durchzogen ist, sauber
gefegt und auch alte Maschinen kürzlich erst abgebaut - die alten
Schrauben und andere Teile davon liegen noch dort, aber die
westliche Außenwand ist innen stark mit Schimmelpilzen befallen und
auch sonst ziemlich verschmiert. Da ist wohl lange Feuchtigkeit
reingekommen. Das sehen Sie auf dem Bild zukunftshalle-innen7.

 
Zukunftshalle-innen7: in diesem Raum der Halle wartet noch viel Arbeit,
die Außenwand ist teils mit Schimmelpilzen befallen

Damit war unser Rundgang in dieser Halle, die bald für uns tabu sein
wird, ein für allemal beendet. Sicherlich werden die Handwerker dort
noch viel umbauen und renovieren, so dass man die gleichen
Räumlichkeiten in wenigen Wochen nicht mehr wiedererkennen wird,
aber sie sehen jetzt schon größtenteils wieder sehr gut aus, wenn man
den Zustand von vor 2 Monaten noch in Erinnerung hat. Wo wir das
jetzt alles gesehen haben, kann ich gut verstehen, dass sich die
Regenwassertankfirma ausgerechnet für diese Halle entschieden hat.
Der Zustand ist bei weitem nicht so schlecht, wie man es damals auf
den ersten Blick von außen vermutete, hinzu kommt ja noch die
günstige Nähe zur Siedlungsstraße, wenn erst einmal eine kleine
Schneise durch den benachbarten Waldhain geschlagen ist.

Kayla machte sich unterdessen schon wieder nützlich und begann
damit, eine Wand in der Werkstattgarage auszubessern, während ich
zeitgleich an einer anderen Wand alte Löcher zugipste, wo früher
einmal Halterungen für Anlagen waren. Kayla stieß bei ihrer Tätigkeit
auf alten nachklingenden Putz, der einen größeren Hohlraum mit einer
Tafel überdeckte. Also man hatte dort irgendwann mal einen
Hohlraum mit einer Holztafel zugenagelt und diese dann einfach mit
verputzt. Im besagten Hohlraum, der recht groß war, entdeckte Kayla
dann noch diverse Sachen. Unter anderem auch mehrere alte
Zeitungen, von denen die ältesten aus dem Jahre 1951 stammen. Das
ist also schon ganz schön lange her. Die jüngste Zeitung dort stammt
von 1958. Es sind teils Tageszeitungen, aber auch spezielle Industrie-
Fachzeitungen darunter. Bei einigen davon ist es schwierig sie zu
bergen, weil das Papier so ausgetrocknet und gealtert ist, dass es beim
Berühren regelrecht in starre Stücklein zerbricht. Andere Exemplare
davon sind noch einigermaßen stabil. Nun wird man sicherlich
solchen Dingen keinen hohen wirtschaftlichen Wert beimessen
können, aber diese alten Zeitungen sind doch aus heutiger Sicht
interessante Zeitzeugen und wir werden die nicht wegwerfen, sondern
in einem Kasten aufbewahren. Wir haben uns dann dort hin gesetzt
und, soweit das möglich war, diese Zeitungen mal durchgeblättert.
Daran erkennt man sehr schön, welche Dinge damals den Leuten
wichtig waren. Damals wurde Journalismus relativ anders betrieben,
als heute. Vor allem fällt gleich auf, dass globale Themen eigentlich
überhaupt erst gar nicht vorkommen, während die heute die Zeitungen
beherrschen. Ähnliches gilt für politische Themen. Da liest man
beispielsweise, wohlgemerkt auf der Titelseite, in ziemlich großer
Aufmachung, dass am 2 Mai 1951 auf der Landesstraße von
Weingarten nach Grötzingen ein zweispänniges Pferdefuhrwerk mit
einem fast neuwertigen Henschel - Lastwagen zusammengestoßen sei.
Beiläufig wird erwähnt, dass der Kutscher dabei schwer verletzt und
beide Pferde getötet wurden, aber besonders weitschweifig wird
erläutert, dass der Schaden am neuwertigen Lastwagen auf weit über
2000 DM geschätzt wird. Das scheint im Gefühl der Leute damals das
größte Unheil daran gewesen zu sein. Dann wird im Ende des
Beitrages die Solidität deutscher Lastwagen hochgelobt, da bei diesem
Unfall der Fahrer des Lastwagens überhaupt nicht verletzt wurde und
auch die Ladung, die aus 2 Tonnen Kerzenparaffin bestand, nicht
gelitten habe. Der Kutscher hat eben Pech gehabt, so liest es sich
nahezu ohne jedes Mitgefühl, wie kann er auch vor einem Lastwagen
in die Straße einbiegen. Nur noch der Vollständigkeit halber, was
dann auch teils interessant ist, dieses Städtchen Weingarten liegt
ungefähr 7 km nordwestlich von Jöhlingen und Grötzingen ist
inzwischen quasi so etwas wie ein nordöstlicher Stadtteil von
Karlsruhe. Wenn man mit dem Zug von Karlsruhe nach Jöhlingen
fährt, kommt man da durch.
Diese alten Zeitungen sind sehr aufschlussreich und interessant. Auch
die Art, wie früher in den Zeitungen Werbung gemacht wurde, finde
ich irgendwie viel wärmer, liebevoller und menschlicher, als das heute
gemacht wird, wobei die Werbung auch wesentlich unaufdringlicher
als heute daher kommt.
Nach dieser geschichtlichen Bildungspause fuhren wir mit den
Renovierungsarbeiten fort. Der besagte Hohlraum, in dem die
Zeitungen lagen, war früher wohl mal eine Mauerwerksaussparung,
wo eine Maschine oder irgend eine Anlage stand. Wir haben diese
Ausbuchtung dann mit Gipskartonplatten abgedeckt und beigeputzt,
weil das bei dieser Größe einfacher war, als diese Lücke noch
aufwändig zuzumauern. Mit einer Holzplatte abdecken, die man dann
mit verputzt, so wie die das früher gemacht hatten, fanden wir auch
nicht gerade fachmännisch, aber wer weiß, vielleicht war das früher so
üblich. Somit nimmt die Werkstattgarage zunehmend schönere
Formen an. Ohne Selbstbeweihräucherung muss ich schon sagen,
wenn ich den Zustand dort von vor noch etwas über einem Monat mit
dem jetzigen Zustand vergleiche, dann wurde in der Zeit eine reife
Leistung abgeliefert und das, obwohl Kayla zwischenzeitlich noch
rund 2 Wochen im Krankenhaus lag.

Weg von diesen Dingen. Es fragte mich neulich der Rentner hier, ob
ich mich schon gut ins neue Jahr eingelebt hätte. Diese simple Frage
macht einem erst richtig bewusst, dass man den ganzen Jahreswechsel
oder überhaupt dieses Paket aus Weihnachten und Jahreswechsel noch
nie so wenig bemerkt hat, wie jetzt. Sicher, ich hatte Ihnen ja
berichtet, welche teils schwermütigen Zustände herrschten, aber
rückblickend kann man doch sagen, dass die Bedeutung dieses
Feiertags-Pakets Weihnachten - Neujahr weiter drastisch geschrumpft
ist. Vom inneren Empfinden her nähert sich das immer mehr völlig
normalen Tagen, die sich bestenfalls dadurch von wirklich normalen
Tagen unterscheiden, dass sie ein wenig ruhiger verlaufen. Selbst zu
letzterem habe ich mir schon gedacht, wie es denn wohl gewesen
wäre, wenn Kayla nicht ausgerechnet über diese Tage ins
Krankenhaus gemusst hätte? Wahrscheinlich hätte man dann
Weihnachten sogar noch weniger bemerkt, weil wir in unserem
Tatendrang dann gleich mit voller Kraft an der Renovierung weiter
gemacht hätten, ungeachtet von Weihnachten und Neujahr, wenn man
vielleicht mal von den beiden Weihnachtstagen selbst absieht. So kam
es aber etwas anders. Dem Rentner habe ich das dann auch so ähnlich
erklärt und der meinte schon, dass wir uns lieber mehr Pausen gönnen
sollten, Rom sei auch nicht an einem Tag erbaut worden. Nun denke
ich, dass man sich da keine wirklichen Sorgen machen muss. Gewiss
waren vor allem die Zeiten der Entsorgung der Gussformen und dieses
ganzen Gerümpels aus der Werkstattgarage sehr hart, ja geradezu
äußerst extrem hart und man wünscht sich so was nicht wieder, aber
andererseits, wer mich kennt, der weiß, dass ich insgesamt mehr ein
Freund der ruhigeren Gangart bin. Unsere zeitweisen Anfälle von
Arbeitswut kommen nur daher, weil wir froh sind, wenn wir diesen
ganzen Schlamassel hinter uns haben und auch weil wir uns da
sozusagen etwas gegenseitig befruchten. Ich würde sogar sagen, wenn
Kayla mit ihren guten Ideen und ihrem grenzenlosen Elan nicht wäre,
dann wäre ich mit der Renovierung hier noch längst nicht so weit. So
aber ist das mehr ein kontinuierlicher Prozess ohne allzu große
Lücken dazwischen. So befragte ich im Gegenzug den Rentner auch,
ob sein Jahresstart denn gut verlaufen wäre. Er verneinte das. Ihm sei
es gesundheitlich ebenfalls nicht sonderlich gut gegangen. Herzrasen
gekoppelt mit endloser Müdigkeit und kräftigen Rückenschmerzen,
eine seltsam klingende Kombination, hatte ihm diese Tage versaut.
Wenn man erst einmal vielleicht 75 Jahre alt ist, dann ist es noch
schwieriger, solche Krankheiten alleine zu handhaben. Er sagte, dass
er zur ambulanten Untersuchung deswegen auch in einem Karlsruher
Krankenhaus gewesen sei. Die dortigen Ärzte hatten ihm schon
empfohlen, dass er doch lieber sein einsames Haus hier verkaufen soll
und dann in ein teilbetreutes Seniorenheim ziehen soll. Davon hält er
aber überhaupt nichts, was ich nur zu gut verstehen kann. Er sagte,
und wenn er zur Not auf allen Vieren durchs Haus kriechen müsse,
aber solange er hier unabhängig wohnen kann, wird er das tun. In
einem Altenwohnheim wird man doch nur rund um die Uhr
bevormundet und gegängelt.

Oben habe ich mit dem Wetter begonnen, so werde ich auch wieder
mit dem Wetter schließen. Am Donnerstag kam ja der orkanartige
Sturm Kyrill über das Land und der hat hier schon für ein ziemliches
Durcheinander gesorgt und wieder einmal deutlich gemacht, wie viel
enorme Energie in solch einem Wind stecken kann. Zunächst hatten
wir ja die Wetterfrösche und vor allem die Medien für
sensationssüchtig gehalten, weil noch nie zuvor sich in einen
bevorstehenden Sturm von den Medien so hineingesteigert wurde.
Zumal bis ungefähr 16 Uhr hier kaum etwas von einem so heftigen
Sturm zu bemerken war, obwohl man in den Medien immer davon
sprach, dass es ab kurz nach Mittag los gehen sollte. Gewiss, es
kamen da einzelne Windböen die etwas heftig waren, aber dann wurde
es ja schon wieder ruhiger und wir glaubten schon, dass sei alles
gewesen und dafür dieser Medienaufstand? Sie wissen es auch,
vielleicht zwischen 16 und 17 Uhr meldete sich dieser Sturm aber
nicht nur zurück, sondern erst richtig an, wenn man so will. Es war
aber nicht nur die Stärke der einzelnen Windböen so beeindruckend,
sondern die enorm lange Zeitspanne, die dieses Gebrause andauerte.
Normalerweise ist man doch daran gewöhnt, dass solch ein Sturm
aufzieht und wenn es lange dauert hält der sich eine knappe Stunde,
meistens sogar noch weniger als 20 Minuten und ist wieder weg,
beziehungsweise geht dann über in nur heftigen Wind. Das war ja am
Donnerstag anders. Selbst nach 1 Uhr nachts wütete der hier immer
noch, man konnte wohl bemerken, das die ganz kräftigen Böen ab
etwa 23.30 Uhr seltener wurden. Traten sie davor noch fast minütlich
auf, so kamen die ganz kräftigen Böen ab dann nur noch alle 10
Minuten einmal und ansonsten ein heftiger Dauerwind. Nun haben wir
hinter dem Haus und vor allem hinter der Werkstattgarage einige
Dinge gelagert, das beginnt bei Baumaterialien, aber vor allem auch
altes Zeug, welches wir bei der Renovierung rausgerissen und
rausgebrochen haben und was dort auf seine Entsorgung wartet. Da es
ja schon lange vorher die Warnungen vor dem Sturm gab, haben wir
dort alles weggeräumt, beschwert oder verzurrt, was nach unserer
Meinung hätte von einem Sturm wegfliegen können. Trotzdem
wurden Teile weggeweht, von denen wir das niemals erwartet hätten.
Es begann gegen 17.30 Uhr, als ich hörte, das irgendwas draußen an
die Hauswände anschlug und dann weiter klapperte. Ich schaute raus
in die schon begonnene Dunkelheit und sah nur noch, wie ein altes
Fahrrad von hinten vom Garten her am Haus vorbei bis vorne auf die
kleine Straße purzelte. Ja, es überschlug sich regelrecht dabei. Kurz
hinterher folgten etliche Bretter, die sich losgerissen hatten, obwohl
die zuvor mit Seilen festgebunden waren. Das Fahrrad war ein altes
Gebilde, welches hier ganz weit hinten an der Mauer zum
Fabrikgelände in unserem Garten noch rumlag, nicht mehr
betriebstüchtig. Laufend kamen aber auch diverse Teile vom
Fabrikgelände her rüber geweht, die dort irgendwo fliegen gegangen
waren. Vorne am Fabrik - Eingangsschiebe-Rolltor staute sich
regelrecht ein Berg von Teilen, die vom Wind bis dorthin verweht
wurden, dann aber an dem immerhin gut 2 m hohen Tor hängen
blieben. An einem garagenähnlichen Gebäude hier vorne auf dem
Fabrikgelände wurde das halbe Dach abgerissen und im Stück gegen
die Mauer geweht, die das Gelände von unserem Garten trennt. Das
sah recht eigenartig aus, da das Dach hochkant an dieser Mauer stand
und diese dadurch überragte, so als habe man hinter der Mauer ein
Stück lang einen Bretterzaun errichtet. Als der Sturm vorbei war, tat
es am frühen Morgen des Freitags einen gewaltigen Schlag und dieses
bis dahin noch hochkant an der Mauer stehende Dachteil verlor wohl
das Gleichgewicht und stürzte dann zurück auf das Fabrikgelände. An
dem letzten Haus in der Siedlung, wo man immer nur die Leute
schnell reinhuschen sieht, wurden etliche Quadratmeter der
Dacheindeckung weggeweht und dann hatten sie aber noch mehr
Pech, denn ein Baum stürzte um und beschädigte dabei noch das Dach
ihrer Garage. Da es auch anhaltend und viel regnete entstand dann
später ein weiteres Malheur. Vielleicht gegen 21 Uhr ging auf einmal
das Licht aus und der Strom war weg. Bereits gegen 21.20 Uhr traf ein
Wagen vom Stromversorger ein, der auf das Fabrikgelände fuhr.
Vielleicht gegen 22 Uhr war dann der Strom wieder da. Erst am
nächsten morgen erfuhren wir, was der Grund dafür war. Die enormen
Regenfälle hatten auf dem Fabrikgelände weiter hinten diese alten
Wasserkanäle überspült, die sich dort wie künstliche Flüsse neben
einigen Hallen im hinteren Bereich befinden. Ich hatte Ihnen ungefähr
Anfang November letzten Jahres mal ein Bild davon geschickt. Genau
diese Wassergräben oder -Kanäle wurden überflutet, da sich daran
oder daneben aber noch irgendwo große elektrische Anlagen befinden,
die, wie ich jetzt erst erfuhr, zur Grundwasserregulierung mit diversen
Pumpanlagen in Betrieb sind, wurden diese elektrischen Anlagen
davon überflutet und es kam wohl zu mehreren gewaltigen
Kurzschlüssen, die in der Umgebung von 5 km stellenweise den
Strom ausfallen ließen. Am Freitag in der Früh kam dann ein
Bautrupp mit riesigen Pumpen, die mit Dieselmotoren betrieben
wurden und hat dort hinten die ganze überflutete Ecke abgepumpt.
Das Wasser wurde mit mehreren provisorisch auf dem Boden
verlegten dicken Schlauchleitungen über schätzungsweise 2 km dann
in den östlich gelegenen Abwassersee gepumpt, von dem ich Ihnen
damals auch schon mal Fotos sandte. Als das dort dann wieder trocken
war, wurden die defekten Anlagen zur Grundwasserregulierung 
zunächst wieder repariert. Damit waren diese Leute und auch der
Spezialelektriker, von dem ich Ihnen auch schon weiter oben im
Zusammenhang mit der künftigen Firma schrieb, sowie eine weitere
Spezialfirma noch den ganzen Freitag und auch einen Großteil des
Samstages beschäftigt. Im Waldstück in südliche Richtung, wo es zu
den Mühlen und dem Militärauto-Schrottplatz geht, hat es dann gleich
etliche Bäume umgeworfen oder abgeknickt. Den erst vor wenigen
Wochen wieder befahrbar freigemachten Weg dort entlang konnte
man bis Sonntagmorgen nicht mehr befahren, weil zahlreiche Bäume
und Gestrüpp ausgerechnet dort quer auf die Fahrbahn gefallen waren.
Der neue Mühlenbesitzer fand das natürlich wenig erbaulich, da er
nicht mehr zurück kam. Er wohnt ja noch nicht dort, weil alles noch in
Umbau- und Renovierungsarbeiten steckt, aber zum Zeitpunkt des
Sturmes hielt er sich gerade dort auf und kam dann nicht mehr zurück,
eben weil die Straße in besagtem Stück mehrere Tage unpassierbar
war. Am Sonntag gegen 9 Uhr tauchte dann ein Unimog mit etlichen
Bauhofarbeitern hier auf, die dieses Stück innerhalb von weniger als 2
Stunden wieder völlig frei räumten. Diese Leute hatten also kein
Wochenende durch den Sturm.
Bei uns selbst am Haus gab es gar keine Schäden, an der
Werkstattgarage fast keine, außer dass eine abgewinkelte Blechkante,
die das westliche Ende des Daches zur Abdichtung überstülpt, an
einer Stelle etwas hochgebogen wurde und dass unten ein Fallrohr der
Dachrinne aus seiner Halterung gelöst wurde. Ich denke, beides kann
ich aber demnächst selbst beheben, in dem ich es irgendwie
festschraube. Nur der Garten, bzw. das Areal hinter Haus und
Werkstattgarage sieht ziemlich verwüstet aus. Wie schon oben
beschrieben, sind viele dort abgelagerten Entrümpelungsteile und
diverser Bauschutt vom Sturm in alle Richtungen verweht, ja
regelrecht zerstäubt worden. Da liegt jetzt hier was und da was, dann
plötzlich beim Spazierengehen findet man vielleicht 400 m von hier
entfernt Reste von alten Wandverkleidungen der Werkstattgarage, die
vor wenigen Tagen noch bei uns im Garten zusammengeschnürt auf
einem Haufen lagen. Spitzenreiter, jedenfalls bislang von uns
entdeckter Spitzenreiter, ist aber eine seltene dicke schwarzgrüne
Folie aus dickem Kunststoff. Die haben wir in einer Entfernung von
weit über 1 km wieder gefunden, per Zufall, nicht bei einer gezielten
Suche. Natürlich haben wir sie dort liegen gelassen, denn wir wollten
den Mist ja ohnehin los werden und es ist nicht unsere Schuld, dass
das Zeug dorthin geflogen ist.
Wie man jedoch in den Nachrichten hörte, muss der Sturm in
Nordrhein-Westfalen noch viel schlimmer gewütet haben. Nun, mir
hat das hier schon gereicht und die Darstellung einiger Wetterforscher,
dass sich solche Stürme in Zukunft öfter abspielen, vielleicht jedes
Jahr 3 oder 4 mal, begeistert mich nicht gerade. Ich habe nichts gegen
eine ordentliche Brise, da sie die Frischluft gut durchmischt, aber
Stürme, die etwas beschädigen, davon halte ich nun rein gar nichts.

In den Tagen nach dem Sturm die ruhigeren Nächte haben einem
richtig gut getan und wir haben geschlafen wie die Murmeltiere. Dass
nach dem Sturm zunächst wieder solch milde Tage folgten, hätte ich
nicht erwartet. Ich war davon ausgegangen, dass dieser Sturm einen
Wetterwechsel zum Winterwetter hin bringt. Aber ich finde, man
bemerkt doch irgendwie, dass kälteres Wetter im Anmarsch ist, an
dem Geruch der Luft, aber auch irgendwie an der Grautönung der
Himmelsfarbe. Die sagt mir aus Erfahrung, dass es bald kälter wird.
Ich hoffe, dass bei Ihnen keine Schäden aufgetreten sind. So werde ich
hier enden mit vielen Grüßen und ohne Sturm,

Ihr

Egbert Lappenkeuler.


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Hausierer" vom 02.02.2007

Totalwinterliche Grüße!

Ist es nicht verrückt? In meiner letzten Email hatte ich Ihnen
geschrieben, dass ich den Geruch von Frost und Winter in der Luft
spüre, obwohl es noch mild und bestenfalls leicht herbstlich war, und
kaum einen Tag später war hier der Teufel in Sachen Winter los. Es
begann aber sogar schon an dem Dienstag, wo ich Ihnen morgens
meine letzte Email schrieb spät nachmittags. Kayla und ich gingen
gegen vielleicht 17 Uhr gerade vom Fabrikgelände von einer neuen
Erkundung in Richtung Haus, da kam plötzlich ein leichter,
gleichmäßiger Wind auf, der seinerseits Unmengen Schneegestöber
mit sich brachte. Es wurde recht unangenehm frisch, vor allem aber
wirkte dieses Schneegestöber wie dichter Nebel, man sah die Hand
vor Augen nicht und wir beschleunigten unsere Gangart, um den noch
relativ langen Weg bis zu unserem Grundstück schneller zurück zu
legen, da wir noch weit draußen, fast am südwestlichen Ende des
Fabrikgeländes unterwegs waren. Das sind von dort schätzungsweise
800 m bis zu unserer Geheimtür. Nun wird man sagen, 800 m sind
keine wirklich lange Entfernung, aber in einem solchen Wetter unter
dem weitgehenden Verlust der Orientierung, wird daraus eine
unerträglich lange Strecke. Vor allem mussten wir in diesem Bereich
höllisch aufpassen, denn das ist ungefähr dort, wo diese großen
offenen, beinahe flussartigen Abwasserkanäle sind und bei der
schlechten Sicht und weil alles in Minutenschnelle weiß war, sah man
nicht gut, wo man hintrat. An den Gebäuden und Anlagen konnte man
sich noch einigermaßen orientieren, aber obwohl wir uns auf dem
Gelände ja schon recht gut auskennen, haben wir uns bei der miesen
Sicht mehrmals verlaufen. Kayla hatte dann die Idee, dass wir in eine
der größeren Hallen hinein gehen und den weiteren Weg dort drinnen
bis zum anderen Ende der Halle fortsetzen, da wurde man wenigstens
nicht vollgeschneit und hatte zumindest theoretisch bessere Sicht.
Wirklich besser war sie aber nicht, weil es um 17 Uhr draußen nur
noch dämmrig war und in der Halle ja noch viel dunkler. Das ist dann
auch recht gefährlich, wie Sie inzwischen wissen, da man unter
ungünstigen Umständen bei einem falschen Tritt in die Tiefe stürzen
kann oder sich sonst wie verletzt. Zum Glück hatten wir die guten
LED - Taschenlampen dabei und so fanden wir in der Halle doch
relativ schnell den richtigen Weg. Aber am anderen Ende mussten wir
dann ja wieder raus und in der Zwischenzeit, in der wir durch diese
Halle gelaufen waren, war der Schneefall noch viel heftiger geworden.
So hangelten wir uns gewissermaßen von Halle zu Halle, bis wir
schließlich an der großen Haupthalle angekommen waren, die ja am
anderen Ende unweit der Mauer zu unserem Grundstück endet. Wir
durchschritten diese Halle dann noch vorsichtig, weil es gerade dort
viele Schächte u.s.w. gibt. So haben wir letztendlich für die
lächerlichen 800 m rund 90 Minuten gebraucht. Als wir endlich
wieder im Haus waren, ließ nach vielleicht 15 weiteren Minuten der
Schneefall etwas nach. Dafür kehrte er spät nachts zurück, dann aber
richtig heftig über lange Zeit. Ein Wintermärchen, könnte man sagen,
aber das hat natürlich auch seine Schattenseiten, denn am Mittwoch
waren wir regelrecht von der Außenwelt abgeschnitten, also beinahe.
Gewiss hätte man es mit guten Winterreifen riskieren können, mit
dem Wagen die kleine Straße von der Siedlung an dem alten Bahnhof
vorbei die rund 5 km bis weit oben auf die Kreuzung der großen
Verbindungsstraße zu fahren, aber mir war das zu riskant, weil man
gar nicht genau sehen konnte, wo die Straße endet und der
Straßengraben beginnt. Alles war nur noch eine große blendend weiße
Fläche. Man sieht dann zwar, wo der Straßenbereich ganz aufhört,
weil dort die Landschaft sich anders fortsetzt, z.B. durch Bewuchs mit
Sträuchern und Bäumen, aber den Straßengraben, der dazwischen
liegt, den sieht man bei solcher Wetterlage gar nicht. Die
Begrenzungspfosten an der Straße waren nicht mehr zu sehen. Dazu
muss man sagen, dass davon ohnehin 80 % hier fehlen und die, die
noch da sind, sehen aus, als wären sie schon mindestens 50 Jahre alt.
Da wir ohnehin keinen dringenden Bedarf hatten, raus zu fahren,
haben wir es uns an besagtem Mittwoch zu Hause richtig gemütlich
gemacht. Auch das hat seinen Reiz, nur schlecht für all diejenigen, die
morgens zeitig zu einer Arbeit fahren mussten. An diesem Mittwoch
den 24. Januar, ist hier den ganzen Tag lang kein einziges Auto
entlang gefahren. Selbst gegen 20 Uhr war ich noch mal bis vorne an
den Straßenrand gewandert und auf der Straße nicht der Hauch einer
einzigen Reifenspur. Das ist in der heutigen Zeit sicherlich völlig
ungewöhnlich, selbst hier in der abgelegenen Lage. Etwa gegen 13
Uhr am Donnerstag tauchte dann ein Winterdienstfahrzeug der
Kommune gemütlich hier auf und hat dann sogar den
freigeschnittenen Weg bis zu den Mühlen unten auch noch
freigeräumt. Da hat sich früher ja niemand drum gekümmert, aber
daran bemerkt man gut, dass der neue Mühleneigentümer wohl auch
einen gewissen Einfluss hat, vielleicht auch im Hinblick darauf, dass
der mit seinem Unternehmen ja auch Geld in die Steuerkassen bringen
wird, sobald sein Betrieb mit dem Internet- und Computerzeugs läuft.
Ähnliches wird sicher auch für die neue Teilnutzung einer Halle hier
seitens des Produzenten von großen Regenwassertanks gelten, doch
darüber weiter unten noch etwas. Somit kann man sicherlich
vermuten, dass solche ganz extrem einsamen Tage hier gezählt sein
dürften, denn wenn die besagten Betriebe erst einmal laufen, wird man
es sich sicherlich auch bei solchen Wetterlagen nicht leisten können,
die Siedlung einfach mal 1 oder 2 Tage brach liegen zu lassen.
Jedenfalls wir haben diese außergewöhnliche Ruhe total genossen.
Ruhig ist es hier zwar sonst auch schon sehr und wir hätten geglaubt,
dass man diese Ruhe nicht mehr toppen kann, aber der letzte
Mittwoch hat bewiesen, dass auch das geht. Zumal der frische Schnee
ohnehin den Schall sehr gut aufsaugt oder absorbiert, wie auch immer,
man hörte hier selbst am Tag draußen gar nichts. Das heißt, man
konnte doch tatsächlich eine Katze miauen hören, die sicherlich über
100 m weiter ihre Geräusche von sich gab. Normalerweise hätte man
gesagt, besteht ja eine Räum- und Streupflicht bezüglich der
Gehwege, aber da unser Haus ohnehin das allerletzte in dieser
Siedlung ist oder es liegt ja genau betrachtet sogar schon südlich
abgesetzt, außerhalb der Siedlung, und da man hier sicherlich nicht
Vorsorge für einen Fußgängerverkehr treffen muss, den es nicht gibt,
interessieren uns hier solche Vorschriften nicht die Bohne.

Am Donnerstag danach sind wir dann aber doch noch spät
Nachmittags selbst mit dem Auto gefahren und zugleich war es eine
Premiere, denn es war das aller erste mal, dass ich den Opel - Corsa
bei Winterwetter gefahren bin und so langsam ein Gefühl für seine
Wintereigenschaften erhielt. Ich muss sagen, der fährt sich auch selbst
bei reichlich Schnee sehr gut und sicher. In diesem Punkt steht er dem
VW - Golf in nichts nach. Ich muss dazu natürlich anfügen, dass wir
auch Winterreifen auf dem Corsa haben, aber ich denke, dass man bei
solchem Wetter ohne Winterreifen so einsichtig sein sollte, den
Wagen dann stehen zu lassen. Wo wir gerade bei dem Wagen sind,
kann ich die nun schon länger andauernde Auswertung des
Verbrauchs immer nur positiv heraus heben. Unser
Durchschnittsverbrauch liegt jetzt schon seit Wochen bei 4,4 Litern
auf 100 km und das bei normaler Fahrweise, also nicht langsam, zügig
im Verkehr mitschwimmen, aber auch nicht rasen. Mängel hatten wir
bislang gar keine zu verzeichnen, außer, was aber mit dem Wagen
selbst nicht so ganz direkt zu tun hat, dass das Autoradio manchmal
unvermittelter Dinge vom Radio- auf den CD - Betrieb umschaltet.
Also ohne jegliches Zutun passiert das manchmal, vielleicht einmal
pro Woche. Entferne ich jegliche CD aus dem Gerät schaltet es
natürlich nicht auf CD - Abspielen um, sondern dann wird es stumm,
also man hört gar nichts, wenn dieser Fehler auftritt und im
Anzeigefeld erscheint der Text „keine CD, bitte CD einlegen".
Schaltet man dann aber an dem kleinen Knopf am Gerät oder an dem
gleichwirkenden Knopf im Lenkrad rechts unten von CD auf
Radiobetrieb oder Cassettenbetrieb um, dann klappt das auch tadellos
und es dauert dann meist ungefähr eine Woche, bis dass dieser Fehler
erneut mal auftritt. Ich denke, wegen dieser Lappalie werde ich gar
nichts unternehmen. Wenn Sie sich mal ein Auto kaufen wollen, kann
ich Ihnen, aus heutiger Sicht, den Opel - Corsa - DTI - Turbodiesel
nur empfehlen. Ein sehr kostengünstiges Vielzweckauto ohne
nennenswerte Schwächen.

So freudig wie am Freitag vorangegangener Woche habe ich den
Rentner hier schon lange nicht mehr gesehen. Seine Freude lag daran,
dass er ein sehr gutes Geschäft gemacht hatte. Er erzählte, dass die
Betreiber dieser künftigen Regenwassertankfirma ihm hinten das
Stück Waldhain zu einem sehr guten Preis abgekauft hätten, um dort
ihre neue Zufahrtsstraße bis zu dem kleinen Seitenweg der Siedlung
zu bauen. Ich wusste gar nicht, dass dieser Waldhain dem privat
gehört. Ich war immer im Glauben, das sei Land von der Gemeinde
oder dem Land Baden - Württemberg, zumal dieser Waldhain gar
nicht direkt an sein Grundstück grenzt, sondern schon eher an das
Grundstück der Familie, von denen man eigentlich nie einen sieht.
Aber der Waldhain gehörte wohl tatsächlich zu über 90 % diesem
Rentner. Er sagte mir, dass er den damals günstig von der alten Firma,
die diese gesamte Fabrik damals betrieb, in der er ja auch mal
gearbeitet hatte, kaufen konnte. Der größte Teil des Waldhains sei erst
in den letzten 25 Jahren entstanden, zuvor hätten seit dem er
zurückdenken konnte, dort auch noch alte Überreste der Fabrik
gestanden, die aber schon nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr
aufgebaut worden waren. Das waren also damals schon nur noch
Ruinen und die stünden im Prinzip auch heute noch zwischen den
Bäumen, nur man sieht sie heute nicht mehr, weil sie selbst grün
bewachsen sind. Wie dem auch sei, er hat jetzt seinen ganzen
Waldhainanteil an diese Firma für Regenwassertanks verkauft, damit
die dort ihre neue Zufahrtsstraße bauen können und er meinte, dass er
nie im Leben damit gerechnet hätte, jemals so viel Geld für diesen
Waldhain zu erhalten. Natürlich nannte er keine exakten Zahlen, aber
wenn ich seine Worte einigermaßen richtig deute, müssen es über
200.000 Euro gewesen sein, die er dafür erhalten hat und sein
Waldhainanteil soll etwa 35.000 m² groß sein. Waldparzellen haben ja
normalerweise keinen sehr hohen Wert und da hat er sicherlich viel
Glück gehabt. Andererseits ob er selbst in seinem Alter von diesem
Geld noch viel haben wird, man weiß es nicht.

Die Vorgehensweise mancher Baumärkte, aber auch anderer Läden,
treibt die Kundschaft manchmal zur Enttäuschung und zur Weißglut.
Ich bekam das zwar nur am Rande mit, aber diese Tage war ich in
einem Baumarkt in Karlsruhe. Als ich meine spärlichen Einkäufe dort
getätigt hatte und mich schon auf dem Weg zur Kasse befand,
vernahm ich schon von weitem aus dem Bereich der Kasse ein lautes
Gebrüll und Geschrei. Als ich dann in Reichweite der Kasse kam,
stand dort ein tobender Mann mit hochrotem Kopf und einige
Beschäftigte des Marktes und diskutierten lautstark. Nun hatten die
wohl in einem Prospekt bestimmte preiswerte Dinge beworben, die
dann im Laden nicht vorrätig waren. Es muss aber wohl so gewesen
sein, dass besagtes Prospekt bereits Anfang Januar abgelaufen war
und der tobende Mann berief sich nun darauf, dass die Teile zur
aktuellen Zeit des Prospektes, also vor 2 Wochen, schon nicht da
gewesen wären und man ihm an der Information daraufhin gesagt
hätte, dass er diese Artikel dann in 2 Wochen halt eben zu diesem
Preis bekommen würde, bis dahin wären die Teile dann da. Nun
waren 2 Wochen um, und er hatte die Teile nun auch in seinem
Einkaufswagen, das waren solche Eisensysteme für Regale zu bauen,
sie sollten aber jetzt ihren normalen Preis kosten und keiner wollte
jemals etwas von dieser nachwirkenden Verbilligung gesagt haben.
Zudem ärgerte er sich zusätzlich darüber, dass er deswegen extra von
Münzesheim dorthin gefahren wäre, denn das hätte er nicht getan,
wenn der normale Preis gelten würde. Münzesheim das liegt oben bei
Bruchsal. Alle mitdiskutierenden Beschäftigten des Baumarktes
versteiften sich darauf, dass halt der normale Preis jetzt gelte und dass
niemals einer so etwas gesagt hätte, dass er diese Teile später auch
noch zu dem Billigpreis erhalten würde, wenn bereits wieder der
normale Preis gelte. Die meinten, er habe das sicherlich falsch
verstanden und es könne durchaus sein, dass man ihn auf später
vertröstet habe, aber nur innerhalb der Gültigkeitsdauer des damaligen
Angebotes und die sei nun einmal schon über eine Woche vorbei.
Dann erregte sich der Mann noch mehr und schrie, dass wären ja
unlautere Geschäftspraktiken, dass man dann, wenn das billige
Angebot gelte, die Teile gar nicht da habe und wenn man sie dann da
hat, gilt das billige Angebot nicht mehr. So gab ein Wort das andere
und ein weiterer Herr kam hinzu, der sich als Filialleiter bezeichnete
und der bat um Beruhigung und dass der aufgeregte Mann bitte sofort
den Laden verlassen soll, sonst würde er die Polizei rufen. Das
beruhigte den nun aber gar nicht. Der schrie den Filialfritzen dann an
und meinte: „Wissen sie, was sie für mich sind? Ein beschissener
Scheißer und ein Leutebetrüger der übelsten Sorte!" Der Filialleiter
meinte dann zu seinen Mitbeschäftigten, dass die das ja wohl alles
bezeugen könnten, wie der ihn beleidigt habe und er nun die Polizei
rufe." Dann rastete der Mann völlig aus und galoppierte regelrecht im
Gang zu den Kassen herum und schrie lauthals in den Laden, dass die
dort alles dreckiges Betrügerpack wären und Mafiaganoven u.s.w. ,
dann schmiss er seinen ganzen Warenkorb um, so dass sich alle Teile
unter einem Riesengetöse im Kassengang verstreuten und machte sich
auf den Weg in Richtung Ausgang. Der Filialleiter stand inzwischen
an der Information und telefonierte dort, wahrscheinlich mit der
Polizei. Er sah, dass sich der Mann jetzt in Richtung Ausgang bewegte
und rief ihm nach dass er warten soll, bis dass die Polizei da wäre. Das
machte der natürlich nicht, sondern rief zu dem Filialleiter nur, dass er
ein mieses, dreckiges, schleimiges Betrüger-Arschloch sei. Daraufhin
rief der Filialleiter zu seinen Beschäftigten, dass die den aufhalten
sollten, damit man ihn auch der Polizei übergeben könne. So huschten
2 Mann vom Personal dem nach und der Mann brüllte dann zu denen,
dass sie es bloß nicht wagen sollten, ihn anzufassen, dann würde er sie
tot schlagen. In einer gewissen Distanz liefen die dann aber wie die
Dackel weiter hinter ihm her. Daraufhin blieb er stehen und ergriff
einen trichterförmigen Blumenkübel mit Ständer dran, der mit Sand
gefüllt war, worin sich Kunden oder Beschäftigte, die von draußen
rein kommen im Eingangsbereich die Zigaretten ausdrücken können.
Diesen Sandblumenkübel warf er den Verfolgern vor die Füße, so
dass einer von denen darüber stolperte und ziemlich hart aufs Gesicht
flog. Der zweite Verfolger vergrößerte dann zwar seinen
Sicherheitsabstand, lief ihm aber weiter auf den Parkplatz nach, wohl
in erster Linie um zu sehen, welches Autokennzeichen der hat. Der
Mann ging aber zu keinem Auto sondern verließ das Gelände weiter
zu Fuß. Nach wenigen Minuten kam der zweite Verfolger erschöpft
wieder zurück und meinte, dass er den Idioten aus den Augen verloren
habe. Der erste, verletzte Verfolger ließ sich an der Information von
einer Kollegin verarzten, er hatte eine kleine Platzwunde am Kopf und
Schürfwunden an einem Arm. Dann kam auch schon die Polizei, aber
das ganze nützte denen wohl wenig, weil die keinen Namen von dem
Mann hatten. Innerlich war ich zwiegespalten, denn wenn das wirklich
so war, hatte der Mann allen Grund böse zu sein und ich habe das
irgendwie geglaubt, denn wie oft erlebt man selbst ähnliches, dass die
Angebote gar nicht da sind, selbst am ersten Tag schon nicht mehr.
Natürlich braucht man sich deswegen nicht unbedingt so zu
echauffieren und eine Viertelstunde lang den ganzen Laden
zusammenzuschreien, aber ich kann mir das schon gut vorstellen,
wenn dann alle vom Laden auf einen einreden, dass das ja alles eigene
Schuld sei u.s.w., dass man dann schon ausrasten kann, vor allem,
wenn man sich auf deren Angaben verlassen hat und deswegen noch
extra zig Kilometer gefahren ist. Nun war für mich klar, dass der nicht
von seinem Münzesheim zu Fuß hierher gekommen ist. Als ich dann
meine paar Waren bezahlt hatte und nach langer Verzögerung rüber
zum Parkplatz ging, sah ich von weitem, dass der Mann querfeldein
durch eine Graswiese, die zwischen Baumarktsparkplatz und Straße
liegt, wieder zum Parkplatz geschlichen kam und in einen silbernen
Ford - Mondeo einstieg und wegfuhr. Der war also zuvor wohl so
geistesgegenwärtig, dass er sich dachte, dass die nun gerne sein
Nummernschild notieren würden, um ihm einen reinzuwürgen. Ich
habe natürlich dort keinem etwas gesagt, weil, wenn seine Geschichte
stimmt, und ich glaubte die, dann war der betrogen genug, wo er
umsonst extra von Münzesheim hierher gefahren ist. Einige Tage
später waren über Nacht die gläsernen Eingangstüren des Baumarktes
mit roter Farbe überschüttet worden und an die Wände daneben hatte
jemand Glasbehältnisse mit roter Farbe drin geworfen, die dann dort
schön breitflächig verlaufen war. Nun weiß ich natürlich nicht, ob
dieser enttäuschte Kunde das war, aber ich könnte mir das gut
vorstellen, dass der doch noch irgendwie seine Rache rauslassen
musste.
Solche Situationen sind unschön, aber es bringt halt meist gar nichts,
wenn man im Laden ausrastet und die Leute dort persönlich dafür
angreift, denn meist liegt es an der unehrlichen Geschäftspolitik der
Führungsetage dieses Unternehmens. Ich habe mir schon lange
angewöhnt, dass ich in solchen Fällen in dem betreffenden Laden
dann gar nichts kaufe, denn die Burschen spekulieren nur darauf, dass
die Kunden dann etwas anderes kaufen, wo sie doch einmal im Laden
sind. Frei nach dem Motto, dann war man wenigstens nicht vergebens
dort, wenn man schon nicht das Sonderangebot haben kann. Wenn ich
solches bei einer bestimmten Ladenkette öfters erlebe, dann gehe ich
spätestens nach dem dritten mal generell dort nicht mehr einkaufen.
Würden alle Leute das so machen, dann könnten solche
Geschäftsbetreiber bald schließen oder wären gezwungen, sich eine
andere Geschäftspolitik anzueignen.

Von der künftigen Regenwasserbehälterfirma habe ich inzwischen
auch schon einen kennen gelernt. Am letzten Samstag, als ich gerade
die Einfahrtstür von der Werkstattgarage schloss, fuhr ein VW -
Passat - Kombi neuester Bauart hier an der Einfahrt zur Fabrik vor.
Ein etwa 50jähriger Mann in Jeans schloss das Schiebetor der Einfahrt
auf und erblickte mich dabei. Dann kam er rüber zu mir und stellte
sich als Herr Hertrich vor. Er sagte, er sei der Betriebsleiter der Firma
für Wassertanks, Nutz- und Brauchwasseranlagen sowie
Bewässerungssysteme, die hier in Bälde ihren Betrieb aufnehmen
möchte. So kamen wir ein wenig ins Gespräch. Ich habe dabei aber
nicht so richtig mitbekommen, ob dieser Hertrich auch der Chef oder
Besitzer der Firma ist oder ob er halt eine Art Angestellter mit der
Funktion des Betriebsleiters ist. Er fand, dass ihnen noch ein Haufen
Stress in den nächsten Monaten bevor stehe, wegen dem kompletten
Betriebsumzug von Böblingen hierher. Die ganzen Maschinen und
Anlagen aus Böblingen werden dort abgebaut und sollen hier in der
Halle, die ich Ihnen schon in meiner letzten Email vorstellte, innerhalb
einer Rekordzeit von nur 2 Wochen in dem oberen Geschossteil so
wieder aufgebaut werden, dass sie mit der Produktion loslegen
können, also 2 Wochen nach dem Abbau in Böblingen sollen hier
schon wieder die ersten fertigen Produkte das Werk verlassen.
Zugleich hätten die aber die fünffache Menge an
Produktionsmaschinen bestellt, die noch neu hier angeliefert werden
und dann vorwiegend im Erdgeschoss eingebaut werden, weil sie
selbst von der Nachfrage nach ihren Produkten regelrecht überrollt
worden wären. Das ist ja eine Sache, die man heute selten hört, aber
die Verwendung von Regenwasser als Nutz- und Brauchwasser
scheint doch rapide um sich zu greifen. Es sind keineswegs nur
Gartenbaubetriebe oder intensive Hobbygärtner, die solche Anlagen
vor allem zur Pflanzenbewässerung kaufen, wie man zuerst vielleicht
meinen möchte. Der Herr Hertrich sagte, dass es immer mehr
Architekten geben würde, die Ihren Kunden beim Hausbau gleich die
Verlegung von zweifachen Wasserleitungssystemen empfehlen, eines
für Brauch-Regenwasser, mit der dann die Toilettenspülungen und
Bewässerungsanschlüsse für den Garten, die Autowäsche, grobe
Reinigungszwecke u.ä. versorgt werden und ein herkömmliches
Rohrsystem eben für Frischwasser, halt für die Küche, zum Duschen
und für die Waschmaschine. Wenn jemand das beim Neubau eines
Hauses gleich mit einplant und einbaut, liegen die Mehrkosten für ein
normales Einfamilienhaus noch unter 3.000 Euro, einschließlich dem
großen Regenwassertank, der meistens in der Erde versenkt oder auf
dem Dachboden installiert wird, einem elektrischen Druckpumpwerk,
welches dafür sorgt, dass diese Regenwasserleitungen genauso unter
Druck stehen, wie jede normale andere Wasserleitung auch und allen
Leitungen nebst Verlegung. Sicher wird man sagen, 3.000 Euro sind
auch noch schönes Geld, aber dadurch reduziert man anschließend im
Schnitt den Frischwasserverbrauch im Haus im Jahresmittel auf ein
Drittel und das für immer, denn gerade Klospülung und
Gartenbewässerung sind verbrauchsintensive Sachen, die dann alle
mit dem Regenwasser abgedeckt werden. Nun mag man sagen, da das
Frischwasser heute ja noch relativ billig ist, rechnet sich das
wirtschaftlich nie, aber das ist ein Trugschluss. Die
Abwassergebühren hängen in den meisten Gemeinden von der Menge
des verbrauchten Frischwassers ab, also von dem Wasser, was durch
die Wasseruhr läuft. Reduziert man hierbei den Verbrauch auf ein
Drittel, so sinkt im nächsten Jahr die viel teurere
Abwasserentsorgungsgebühr auch ungefähr auf ein Drittel. Bezieht
man das mit ein, dann amortisiert sich die Ausgabe von rund 3.000
Euro laut Herrn Hertrich bereits nach spätestens 12 Jahren. Ihr System
zeichne sich u.a. dadurch aus, dass die großen Regenwassertanks so
raffiniert konstruiert wären, dass sich innen absolut keine Algen oder
Verunreinigungen bilden könnten, was bei manchen Anlagen sonst
später zu Problemen geführt habe. So weiß man auch über deren
Produkte näheres. Der Herr Hertrich erläuterte dann auch, dass in
Kürze schon mit dem Bau der eigenen Stichstraße zu ihrer Halle durch
den kleinen Waldhain begonnen wird, bis dahin müssten aber alle
Fahrzeuge quasi direkt bei uns vorbei durch das ganz normale
Fabriktor und dann quer über fast das ganze Firmengelände bis zum
nordwestlichen Ende, wo die besagte Halle steht. So kündigte er dann
zugleich an, dass es einige Schwertransporte geben wird, wenn die
neu bestellten Maschinen und auch die in Böblingen abmontieren
Maschinen hier anrücken. Das wird wahrscheinlich spät nachts
passieren und er bat deswegen schon im Vorfeld um Verständnis,
damit wir dann nicht erschrocken aus dem Bett fallen. Wenn man das
hört, dann stellt man sich gleich vor, dass dort dann auch ein paar 100
Leute arbeiten müssten, aber wie der Hertrich andeutete, wird man mit
insgesamt etwa 15 Leutchen auskommen, weil die Maschinen diese
Kunststofftanks mehr oder weniger vollautomatisch
computergesteuert herstellen. Der größte personelle Aufwand sei noch
die Entwicklung sowie der Vertrieb und dann ein paar Leute, die die
Maschinen in Schuss halten. Wie er dabei andeutete, hätte man noch
vor knapp 10 Jahren zur Herstellung der gleichen Menge
Regenwassertanks über 80 Leute benötigt. Das verdeutlicht, wie
rasant auch die Entwicklung der Automatisierung von
Industriemaschinen voran geht. Da käme so schnell sicher keiner auf
die Idee, die alten Maschinen hier aus der Fabrik noch mal für
irgendwas zu nutzen, obwohl die vielleicht sogar teilweise noch
funktionieren würden. Der Hertrich sagte auch, früher habe man für
jede kleine Änderung an den Tanks gleich total neue Formwerkzeuge
gießen lassen müssen. Das sei extrem teuer und langwierig gewesen.
Heute könne man Änderungen innerhalb eines gewissen Bereichs
einfach nur am Steuercomputer eingeben und sofort würden die neuen
vom Band ausgespuckten Produkte diese Änderungen aufweisen. Er
sagte, ein wenig sei das vergleichbar mit der Entwicklung der
Drucktechnik für den Computer. Wenn man früher etwas gedruckt
haben wollte, dann musste man zuerst den Text an einer
Schreibmaschine entwerfen und es dann mit eventuellen Bildern
u.s.w. zur Druckerei bringen, heute kann das jeder Computer-
Tintendrucker zu Hause in wenigen Sekunden erledigen.
Der Herr schien recht freundlich zu sein und wenn das mit denen
immer so gut klappt, dann ist das sicher eine gute Sache, zumal sie
uns ohnehin spätestens ab dem Neubau der Zufahrt überhaupt nicht
mehr tangieren. Ich bin jedenfalls mal sehr gespannt, was sich dort
noch alles tut und wie sich das entwickeln wird. Der Rentner, der sich
immer mehr zu meinem Stamm-Gesprächspartner hier entwickelt, wir
halten inzwischen fast täglich einen längeren Plausch, er sagte, dass er
von der anfänglichen Idee der Firma, die Zufahrt durch die
Siedlungsstraße zu verlegen nicht viel hielt, weil dann der ganze
Verkehr dorthin bei den 4 Siedlungshäusern, also auch bei ihm, vorbei
rollt. Aber seit dem die ihm dafür seinen Waldhain abgekauft haben,
findet er es eine gute Sache. Na der ist wenigstens ehrlich, für 200.000
Euro kann man schon mal seine Meinung ändern, da sind sicher schon
Leute für weniger umgefallen.

Fotos haben wir vor allem wegen des jüngsten Schneewetters hier
keine gemacht. Bei meiner Digitalkamera ist mir jetzt aufgefallen,
dass die bei dem grellweißen Schneegegenlicht nicht richtig
funktioniert. Offensichtlich gerät dann die automatische
Belichtungseinstellung in Rage und irgendwas in der Kamera regelt
dann immer hin und her, man hört das auch, da surrt dann ständig
etwas und das Objektiv wird immer einige Millimeter hin und her
geschoben. Dieser Effekt tritt auch dann auf, wenn man in grelles
Gegenlicht fotografiert. Der weiße Schnee wirkt ja ähnlich wie grelles
Gegenlicht. Meistens gerät die Kamera dann erst gar nicht in
Aufnahmebereitschaft, sondern regelt immer weiter auf die
beschriebene Art und Weise, so lange, bis dass man sie entweder in
eine weniger helle Richtung hält, was bei Fotos in Schneelandschaft
aber gar nicht möglich ist, oder bis man sie ausschaltet. Ist jedoch
alles verschneit, dann gibt es keine weniger helle Richtung. Das ist
aber kein Grund, sich zu ärgern, denn wann machen wir schon mal
Winterfotos im Schnee? Man registriert das und dann bleibt die
Kamera eben so lange zu Hause liegen, bis dass der Schnee wieder
weg ist, was ja übrigens inzwischen der Fall ist. Die zurückgekehrten
milden Temperaturen der letzten Tage haben längst die Schneemassen
wieder völlig dahinschmelzen lassen. Na sind wir mal ehrlich, ich
kann auch gut auf die weiße Pracht verzichten, Sie sicherlich auch?

Da kam doch am letzten Mittwoch, abends gegen 20 Uhr, hier ein
Kleinbus der Feuerwehr vorgefahren, ein Mann in der Feuerwehr -
Ausgehuniform kam zu uns und klingelte. Als ich öffnete, machte er
Werbung für die freiwillige Feuerwehr, dass die örtliche Wehr noch
händeringend weitere Mitglieder suche und ob ich daran vielleicht
Interesse hätte. Habe ich aber nicht und habe das dem gesagt. Dann
betonte er, als er Kayla sah, dass auch Frauen Mitglied der Feuerwehr
werden könnten und ob sie nicht Interesse hätte. Kayla möchte aber
auch nicht beim Löschen von Bränden oder Durst helfen und so war
der Mann einigermaßen enttäuscht.  Er erläuterte langatmig, dass,
wenn alle so denken und die Mitgliederzahlen der freiwilligen
Feuerwehren weiter so drastisch schrumpfen würden, bald kein
vernünftiger Brandschutz mehr gewährleistet werden könne. Gewiss,
man hörte schon öfters davon, dass die Mitgliederzahlen bei den
freiwilligen Feuerwehren überall sinken, bzw. dass kaum noch junge
neue Mitglieder eintreten, was sicher insgesamt betrachtet eine
bedenkliche Entwicklung ist, aber man wird doch wohl kaum ernsthaft
erwarten, dass jemand, der auf die 60 zugeht noch Neumitglied wird
und dann aktiv seine alten Knochen bei Löscheinsätzen in Gefahr
bringt. Soweit ich weiß, endet die aktive Löschzeit bei den
Feuerwehren doch ohnehin im Alter von 60 oder 65 Jahren, selbst für
die, die gerne weiter aktiv mitmachen würden. Die dürfen dann nur
noch beim Löschen des Durstes mitmachen. Der Feuerwehrmann
unterdessen dramatisierte diese Entwicklung, indem er bejammerte,
dass fast niemand mehr zu ehrenamtlichen Einsätzen bereit wäre und
dass es wohl ein Gesetz gibt, welches da verschiedene Möglichkeiten
offen hält, wenn man nicht mehr genug Freiwillige bekommt. Eine
Möglichkeit sei die Zwangsrekrutierung von Bewohnern einer
Gemeinde zur Feuerwehr, da habe ich nur laut „hahaha" zu ihm
gesagt, denn wohin das führt, dürfte wohl klar sein. Dann räumte er
auch selbst ein, dass solche Feuerwehrleute eigentlich keiner wirklich
haben wolle, weil man sich deren Motivation und somit deren Nutzen
vorstellen kann. Aber eine andere und wirklich dann naheliegende
Lösung sei, dass wenn die Einsatzbereitschaft der freiwilligen
Feuerwehr dauerhaft durch zu wenige Mitglieder gefährdet sei, dass
dann die betroffene Gemeinde gesetzlich gezwungen sei, eine
Berufsfeuerwehr einzurichten, weil es wohl ein Gesetz gibt, welches
vorschreibt, dass eine Gemeinde ab einer bestimmten Größe zwingend
eine Feuerwehr haben muss. Die enormen Kosten, die aber eine
Berufswehr verursacht, würden dann zwangsweise auf alle Bürger
mittels Steuererhöhung der Grundsteuern u.s.w. umgelegt. Das könnte
dann dazu führen, dass sich die jährliche Steuerlast für Grundstücke
und Häuser verdreifacht. Ich kann ja seine Sorgen verstehen, trotzdem
ändert das alles nichts daran, dass diese Feuerwehrtätigkeit nichts für
mich ist. Er ist dann nach vielleicht 45 Minuten vergeblicher
Überzeugungsarbeit ziemlich frustriert wieder gefahren.

Ein Bekannter von mir hatte sich vor einigen Monaten einen
gebrauchten Renault scheinbar günstig gekauft. Der Wagen war
wirklich sehr billig, obwohl er noch sehr gut aussieht und er erst
89.000 km gelaufen hatte. Es ist so ein mittleres Modell, ungefähr so
groß, wie ein VW-Golf. Aber das schöne, vermeintliche Schnäppchen
entpuppt sich immer mehr als totales Montagsauto. Schon zum
zweiten mal innerhalb von 4 Monaten sind die Antriebswellen vom
Frontantrieb gebrochen, was dazu führte, dass der Motor beim
Gasgeben aufheulte, der Wagen aber nicht fuhr. Zuerst brach nur eine,
wodurch der Wagen dann beim Gasgeben nach einer Seite zog und im
Kreis fahren wollte, kurz danach brach dann aber die andere auch und
er fuhr gar nicht mehr. Dann wurde das repariert und wenig später
brach der Handbremshebel ab. Im Innenraum stürzte der Spiegel und
eine Sonnenblende ab. Bei letzterer war die ganze Halterung aus dem
Dachblech gerissen und der Spiegel musste neu an die
Windschutzscheibe geklebt werden. Auf einmal kam stinkiger Qualm
aus der Motorhaube, weil die Zylinderkopfdichtung so kaputt
gegangen war, dass seitlich das Motoröl über den heißen Motor und
das Auspuffrohr sabberte, so dass es wie verrückt qualmte und wie die
Pest stank. Dann ging der Auspuff noch kaputt und an der
Lichtmaschine löste sich das Rad auf dem der Keilriemen läuft und
donnerte unter der Haube umher. Er hat nachgerechnet und in nur 4
Monaten insgesamt 3.800 Euro an Reparaturen in den Wagen
gesteckt, da ja auf nichts mehr Garantie war. Zusätzlich kommt hinzu,
dass er auch mit dem Verbrauch von 9,5 Litern auf 100 km nicht
zufrieden ist. Jetzt ist er es leid und wird die Karre verkaufen. Na der
künftige Besitzer wird sich freuen.

Vor längerer Zeit hatte ich Ihnen sicherlich schon mal geschrieben,
dass ich Vertreter und der gleichen, die an den Haustüren klingeln und
einem irgend etwas aufschwatzen wollen, hasse wie die Pest. Meistens
sind es Versicherungsvertreter, Staubsaugerheinis, Zeitschriftenwerber
oder in den letzten Jahren auch relativ häufig Leute, die einem an der
Haustüre solche Plastikdosen für den Kühlschrank und ähnliches Zeug
andrehen wollen. Jedenfalls in Stuttgart war das so, hier war, bis letzte
Woche, noch nie ein Vertreter an der Tür. Nicht nur der
Feuerwehrmann klingelte in der zurückliegenden Woche hier, dem ich
das auch nicht übel nehme, wenn die eben so wenig Leute haben, aber
einen Tag zuvor gegen Mittag klingelte ein junger Mann hier,
schätzungsweise um die 20 Jahre alt. Wissen Sie, wenn ich vorher
schon sehe, wer an der Tür steht und ich schätze denjenigen als
Vertreter oder so was ein, dann öffne ich erst gar nicht, aber das ging
hier nicht, denn im gleichen Moment, als der klingelte, kam ich gerade
aus der Werkstattgarage, um von dort ins Haus zu gehen. Sogleich
begann der mir aufzuschwatzen von seiner schweren Kindheit und
dass er jetzt endlich die Chance habe, einen richtigen Beruf zu
erlernen, angeblich als Verlagskaufmann in einem Verlag. Derzeit
absolviere er dort eine Probezeit und die wäre dort hart, die würden
ihn anschließend nur dann ausbilden, wenn er in der Probezeit
beweist, dass er das Zeug zu einem guten Verlagskaufmann mitbringt.
Um das zu beweisen, müsse er eine Mindestzahl von Zeitschriften-
Abonnementverträgen innerhalb dieser Probezeit vorweisen, sonst
würde ein anderer diesen Ausbildungsplatz bekommen, der einen
geradlinigeren Lebenslauf hätte. Das ist natürlich absoluter Quatsch,
ich vermute, dass er so ein Arsch von einer Drückerkolonne war. Er
wollte noch weitere Darlegungen beginnen, da habe ich ihm
freundlich aber bestimmend gesagt, dass ich generell nichts an der Tür
kaufe oder abonniere, auch keine Zeitschriften. Dann meinte er noch,
dass er sich schließlich extra auf den weiten Weg zu unserer
abgelegenen Siedlung gemacht habe, nur um uns wenigen Bewohnern
hier die Möglichkeit zu geben, angeblich äußerst günstig Abos aus
einer tollen Auswahl an Zeitschriften anzubieten, wo mit Sicherheit
für jeden etwas wunderbares dabei sei. Ich habe ihm dann gesagt, dass
ich ihn nicht gerufen hätte und er sich wegen uns den Weg hätte
sparen können. Da bemerkte er wohl langsam, dass er bei uns keinen
Erfolg hat und wurde böse. Zuerst beschimpfte er die ganze Siedlung
hier als Ort von verknodderten Holzköpfen, Geizhälsen und Egoisten,
die nur ihren eigenen Profit kennen würden und nicht dazu bereit
wären, anderen Menschen, die in einer Notlage sind, zu helfen. Dann
wurde er persönlich und fragte mit einem rotzfrechen Unterton: „Was
sind sie bloß für ein Mensch? Sind sie überhaupt ein Mensch?"  Da
habe ich ihn vor ein Ultimatum gestellt und ihm gesagt, dass ich nun
bis 3 zählen werde und wenn er sich bei 3 immer noch auf unserem
Grundstück befinden würde, träfe ihn eine Axt oder sonst was
unschönes. Gewiss war das nicht gerade freundlich von mir, aber
solchem Pack kann man mit Freundlichkeit nicht beikommen,
zumindest nicht auf Dauer, denn anfangs habe ich es ja freundlich
versucht und da war er ja derjenige, der mir auf die blöde Tour kam.
Dann wollte er noch frecher werden, weil er wohl meinte, sich als
halbwegs sportlicher Jugendlicher das leisten zu können und machte
so eine Äußerung wie, dass er mir ein paar in die Fresse geben würde.
Das hatte er aber auch noch nicht ganz ausgesprochen, da habe ich
ihm dermaßen einen Schubs versetzt, dass er rückwärts die Treppe zur
Haustür runterflog. Als er dann unten lag, begann ich laut zu zählen:
1...2.... bei 3 war er schon weit weg. Ich hätte auch keine Skrupel
gehabt, ihn mit einer Eisenstange zu verdreschen, wenn der nicht
gegangen wäre. Eine solche Eisenstange habe ich im Haus immer
hinter der Türe stehen, denn man weiß ja heute nie, welche Ratten an
der Tür klingeln. Das ist eigentlich ein knapp 50 cm langes Eisenrohr,
welches innen mit Beton gefüllt ist. Das stammt aus der
Werkstattgarage und bot sich für solche Verteidigungszwecke
geradezu an. Wissen Sie, ich bin kein gewalttätiger Mensch, aber
wenn einer meint, auf unserem Privatgrund uns angreifen zu können,
dann scheue ich keine Sekunde den das Fürchten zu lehren, auch wenn
ich gewiss kein Bodybuilder bin. Kayla machte, selbstverständlich
mehr aus Witz, die Bemerkung, dass man ihn ja hätte in dem tiefen
Kali- oder Spatbergwerks-Schacht der Fabrik versenken können.
Natürlich sagt man das nur so dahin, aber würde man es wirklich mal
ganz im Ernst betrachten, wenn man da jemanden reinschubsen
würde, der würde nie mehr gefunden. Inzwischen erhielt ich nämlich
von dem Rentner noch einige Informationen über diese Schächte dort,
da soll es nämlich sogar mehrere von gegeben haben. Der Rentner war
allerdings der felsenfesten Überzeugung, dass die damals alle verfüllt
worden sind, bzw. mit einer festen Betonplatte unzugänglich
abgedichtet wurden, was wohl eindeutig nicht so ist. So bemerkte der
Rentner, dass der tiefste dieser Schächte hier immerhin rund 700 m
tief gewesen sei, die meisten aber so zwischen 150 und knapp 400 m
lagen, was ja auch schon reicht. Wer, glauben Sie, würde denn auf die
Idee kommen, dort nach einer vermissten Person zu suchen? Und
selbst wenn, ich glaube wenn jemand dort 700 m runter stürzt und der
unten aufkommt, dann wird von dem nicht mehr viel übrig sein.
Vermutlich wird dort ohnehin viel Wasser drin stehen, vielleicht sogar
mehrere 100 m hoch in dem Schacht, wer will dort nach vermissten
Personen tauchen? Man darf das ja gar nicht laut sagen, wenn das die
falschen Leute hören, dann kommen nachher noch Verbrecher auf die
Idee, das hier als ideale „Entsorgungsanstalt" für ihre Feinde zu
nutzen.

Weg von solchen unschönen Dingen, das Wetter ist kurios,
wechselhaft und jetzt regelrecht frühlingshaft. Noch als ich begann,
ihnen diese Tage diese Zeilen hier zu schreiben und den Anfang
zusammenstellte, war hier alles reichlich mit Schnee bedeckt und
jetzt? Es herrscht Aprilwetter und das Anfang Februar. Ich find's
grandios und von mir aus könnte diese Wetterentwicklung so bleiben,
jedenfalls in dem Punkt der milden Winter. Die Ferkelei mit den
Stürmen natürlich nicht, die will keiner haben. Der Regen könnte
wohl langsam etwas mehr Sonne Platz machen, denn in den nächsten
Tagen möchten wir noch mal ausgiebig wandern. Weitere
Erkundungs-Spaziergänge sind angesagt, weil wir immer noch vieles
nicht kennen und das soll sich ändern. Auch in der Fabrik wollen wir
demnächst wieder eifrig auf Entdeckungsreise gehen.

Das war's dann mal wieder für heute, alles Gute bis zum nächsten
mal, Ihr

Egbert Lappenkeuler.