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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Im Wald da sind keine Räuber, aber dafür Fabriken!” und “Weihnachtsgedanken” aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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PDF - Datei ”Im Wald da sind keine Räuber, aber dafür Fabriken!” (132 KB) zum Download hier klicken
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Im Wald da sind keine Räuber, aber dafür Fabriken!" vom 15.12.2006
Erholte Grüße!
Die zurückliegende Woche, ohne die fast schon menschenunwürdigen Anstrengungen der Wochen davor mit der lästigen Entsorgung des Werkstattgaragen – Gerümpels, hat uns richtig gut getan. Man kommt langsam wieder zu Kräften. Diese Plackerei hätten wir gewiss keine weitere Woche mehr durchgehalten. Dafür waren wir nun, in der vergangenen Woche sehr viel mit unserem Opel – Corsa gefahren, sogar so viel, dass wir in dieser Woche gleich 2 mal tanken mussten. Das ist uns noch nie passiert. Dadurch sind wir jetzt aber über den Verbrauch bestens im Bilde. Also bei etwas zurückhaltender Fahrweise kommt man mit 4,2 bis 4,4 Litern Diesel aus, bei normaler Fahrweise sind es 4,7 Liter und bei zügiger Fahrweise rund 5 Liter auf 100 km. Das sind sehr erfreuliche Werte und es bestätigt sich, dass der Wagen eine rollende Spardose ist. Die Höchstgeschwindigkeit endet auf der Autobahn immerhin bei 180 km/h. Aber das ist mehr ein theoretischer Wert, weil wir diesen Geschwindigkeitsbereich normalerweise nie nutzen. Auch Kayla benutzt den Wagen sehr gerne und möchte ihn nie mehr missen.
Wir waren u.a. auch einen Tag am Bodensee, wobei wir ausgerechnet an diesem Tag mit dem Wetter etwas Pech hatten. Morgens, als wir abfuhren, sah es hier so schön sonnig aus, als wir am Bodensee ankamen, war in Allensbach auch noch der schönste Sonnenschein und selbst in Konstanz noch. So hielten wir dort zunächst, um etwas zu essen und einen kleinen Rundgang durch Konstanz zu machen. Aber schon als wir aus dem Wagen ausstiegen, sah man, wie sich vom See landeinwärts eine Art endlose Nebelschwade bewegte. Binnen weniger Minuten war alles total grau und nasskalt. Am sonst so schönen Seeufer konnte man bestenfalls 50 m weit sehen. Der Stadtrundgang endete dann schon in einer Metzgerei mit angeschlossenem Speiselokal. Dort haben wir sehr lecker und zugleich äußerst preiswert gegessen. Ich glaube, die waren froh, dass bei dem Wetter wenigstens wir noch gekommen sind. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an meine alte Marotte erinnern, dass ich unterwegs auf Reisen immer an den Orten bei den Metzgereien Wurst einkaufe, um mir so einen wurstmässigen Fingerabdruck des Ortes einzuprägen. Da gleich neben dem Restaurant die zugehörige Metzgerei quasi in einem durchgehenden Raum war und die dort ein leckeres und gepflegt sauberes Sortiment bester Wurstwaren anboten, haben wir uns nach dem Essen dort gleich ein für unsere Verhältnisse ungewöhnlich dickes Wurstpaket gekauft. Davon haben wir später zuhause einen großen Teil eingefroren und werden uns in den nächsten Tagen noch an der Wurst aus Konstanz erfreuen, die wirklich exorbitant gut war. Solch gute Wurst habe ich schon seit Jahren nicht mehr gegessen. Einzige Ausnahme die Hausmacher Leberwurst, das konnte der Metzger nicht, die ist zu weich und fettig und nicht gut gewürzt. Einen Metzger, der alle Wurstsorten perfekt beherrscht, den gibt's nicht, aber sonst alles hervorragend. Immerhin ein Trost für das miese Wetter. Wenn man quasi nichts sieht, außer einer grauen Nebelwand, egal wo man hingeht, verliert man schnell die Lust an der Reise, weil es bringt einfach nichts. Auch mit Fotografieren war nichts. Gerade das Sehen macht ja den Reiz einer solchen Reise aus, ich meine man fährt ja nicht den weiten Weg bis ins schöne Konstanz, um dann dort ins Kino oder ins Kaufhaus zu gehen, dass hätten wir in Karlsruhe oder Stuttgart einfacher, näher und mit mehr Auswahl haben können. Kayla setzte sich ans Steuer und fuhr mehr probehalber planlos in Bodenseenähe weiter in die Schweiz. In Romanshorn sah das Wetter keinen Deut besser aus, eher im Gegenteil, hier wechselte der Nebel von grau in dunkelgrau. Es kam die Überlegung auf, ob man vielleicht von Romanshorn aus die Fähre quer über den Bodensee nach Friedrichshafen benutzen soll, weil ein wenig Hoffnung dahinter steckte, dass es auf der anderen Bodenseeseite vielleicht schöneres Wetter hätte. Da der Fährpreis aus unserer Sicht jedoch nicht gerade als Sonderangebot durchgeht und damit ja keineswegs besseres Wetter auf der anderen Seeseite gewährleistet war, haben wir diesen Plan wieder verworfen und uns ein wenig enttäuscht auf den Heimweg gemacht. Auf dem Rückweg wurde das Wetter ungefähr ab Singen wieder besser und so haben wir dort noch einen schönen Berg etwas erwandert. Es war aber nicht der berühmte Hohentwiel, sondern ein Stückchen abseits von Singen der noch höhere Hohenstoffeln. Danach ging es dann aber in einem Durchgang nach Hause. Hätten wir vorher gewusst, wie sich das Wetter entwickelt, so wären wir nicht gefahren, aber wenn man immer alles vorher wüsste, könnte man sein Geld als Wahrsager verdienen.
Mit preiswerter Computersoftware ist zuweilen Vorsicht geboten. Nun haben wir im Moment eigentlich genug anderes zu tun, als uns um solches zu kümmern, aber per Zufall sprang uns im Plus – Supermarkt in Karlsruhe – Durlach ein Sonderstand mit preiswerter Software auf CDS ins Auge, die trotz ihrer Preiswertigkeit nochmals im Preis reduziert waren, weil sie wohl in ihrer eigentlichen Verkaufswoche vor einiger Zeit nicht alle verkauft werden konnten. Sehr interessant und vielseitig war ein Programm namens „Star – Office 7.6" beschrieben, so nach dem Motto enthält alles und kann alles. Gewiss, Textverarbeitung bietet das normale Word ja schon in einem Ausmaß, wie wir es gar nicht wirklich ausnutzen, aber hier das sollte zugleich noch viel mehr bieten, wie Tabellenkalkulation, Datenbank, Diagramme, Fotobearbeitung, Html-Bearbeitung, Internetseitengestaltung, DTP – Bearbeitung, PHP – Erstellung, XML – Erstellung, 3D-Bearbeitung, Präsentationsherstellung und sogar noch die Herstellung von diesen immer beliebter werdenden PDF – Dokumenten. Es kostete, sozusagen doppelt reduziert als Ladenhüter nur 2,50 Euro und bei der Vielfalt schien uns, dass man damit nichts falsch machen konnte. So nahmen wir davon eine CD mit. Vor wenigen Tagen installierte ich das Programm dann halt auf meinem großen Computer. Das ging auch ganz schön und man kann wirklich viel mit diesem eigentlich schönen Programm machen. Allerdings kamen schon am Tag danach leichte Zweifel, weil ich den Eindruck hatte, dass seit dieser Installation alle anderen Programme wesentlich langsamer und träger geworden waren. Wenn ich beispielsweise von der Digitalkamera mittels der zugehörigen Software die Bilder rüberzog, benötigte die Übertragung eines einzelnen Bildes vielleicht 20 Sekunden, was früher höchstens 3 Sekunden andauerte. Oder wenn ich Word zum schreiben eines Textes benutzte, baute sich der Word – Bildschirm nur sehr langsam auf und die Leisten mit den Bediensymbolen am oberen Bildrand kamen mit einer halbminütigen Verspätung erst ins Bild, während der Text schon vorher da war. Aber da dachte ich mir noch nichts schlimmes dabei. Einen Tag danach hatte ich spät abends noch einige Fotos von der Kamera geladen, gespeichert und danach den PC normal runtergefahren, das klappte alles noch fehlerfrei. Gleich am nächsten Morgen, als ich den Rechner einschaltete, kam nicht mehr der gewohnte Bildschirm zum Vorschein, sondern ein viel schlechteres Bild worin stand „Abgesicherter Modus" dann einige Hinweisfelder dass zahlreiche Dateien einen Konflikt im Kerner verursachen und dass ein sogenanntes JavaRuntimemodul von Star Office einen Fehler verursache. Weitere Bedienung des Rechners war völlig unmöglich, weil die Maus von Anfang an überhaupt nicht mehr reagierte und jeder Druck auf eine Taste der Tastatur nur mit einem Klicken im Lautsprecher quittiert wurde, aber ohne echte Auswirkung blieb. Selbst runterfahren des PCS war nicht mehr möglich. Man konnte nur noch den Stecker ziehen. Alle weiteren Versuche, den Rechner neu in Betrieb zu nehmen verliefen genau so. Kayla, die mit Computersachen etwas besser zurecht kommt als ich, beschaute sich eine halbe Stunde das Spiel und kam dann zu dem Entschluss, dass hier nur noch eine Neuinstallation von Windows Abhilfe schaffen kann. Das hat sie dann gemacht, es dauerte vielleicht 2 Stunden. Danach lief der Rechner wirklich wieder einwandfrei, aber leider waren dafür restlos alle Programme und alles was zuvor auf dem Haupt-Festplattenlaufwerk C war gelöscht. Nur die Sachen die davor schon auf der Partition M waren, die waren noch da. Ich war schon heilfroh, dass ich auf dieser Partition M, die mal von Kayla vor längerer Zeit wie ein zusätzliches Laufwerk eingerichtet wurde, alle Fabrikfotos und überhaupt alle Fotos immer gespeichert hatte, denn sonst wären alle meine schönen Fotos ebenfalls für immer verloren gewesen. So aber waren die alle noch da. Da werde ich zur Sicherheit wohl doch einmal wieder einige CD – Rohlinge kaufen müssen und mit diesen Fotos bespielen, damit da kein Verlust entsteht, falls so etwas noch einmal passiert. Kayla hat inzwischen die meisten Programme wieder aufgespielt, allerdings dieses billige Star-Office kommt nicht mehr auf den Rechner.
Weg von der Computerwelt, zurück in die reale Welt. Die Post hat offensichtlich ihren Rationalisierungsversuch abgebrochen, die normalen Postboten hier in der Siedlung und in anderen ausgelagerten kleinen Ortsteilen durch einen privaten Zustelldienst zu ersetzen. Ich hatte das vor Wochen schon mal kurz erwähnt. Diese Privatfritzen fuhren mit ihrem alten klapperigen Privatwagen mit Rastätter Kennzeichen die Post rund und kamen jeden Tag zu einer anderen Uhrzeit. Leute, die Zeitschriften im Abo erhielten beschwerten sich zudem darüber, dass die Hefte nun regelmäßig verknickt und zerfleddert oder sogar bekleckert und verschmiert waren. Auch waren diese Fritzen zu müde, die Post richtig in den Briefkasten zu werfen. Briefe hingen regelmäßig zu 75 % aus dem Briefkastenschlitz heraus, so dass schon ein leichter Windstoß sie fortwehte oder jeder Fremde die Post wieder rausziehen konnte. Zeitschriften wurden erst gar nicht in den Briefkasten oder die Zeitungsrolle gestopft, sondern generell nur von weitem vor die Haustüre geworfen. Das führte bei Regen natürlich dazu, dass sie aufweichten oder auch oft regelrecht im Matsch lagen. Die Post sah sich danach wohl von endlosen Kundenprotesten überhäuft und siehe da, es hat geholfen, denn seit letztem Montag fahren wieder echte Postboten hier die Post aus und die kommen auch recht pünktlich täglich schon zwischen 8 und 9 Uhr.
In Sachen Werkstattgarage geht es auch langsam weiter. Nicht dass wir in der zurückliegenden Woche doch schon wieder weiter gearbeitet hätten, das nicht, aber einige Dachdeckerfirmen gaben sich hier die Klinke in die Hand, weil ich die zunächst rein informativ gebeten hatte, eine Zustandserfassung und ein kostenloses Angebot für einen möglichen Reparaturaufwand des Daches abzugeben. Von 4 Firmen aus dem näheren Umkreis kamen bei dreien die Chefs gleich persönlich hierher und die vierte Firma schickte einen sogenannten Kalkulator. Vermutlich ist diese Firma größer, so dass deren Chef sich mit derartigem Zeugs selbst nicht mehr aufhält. So unterschiedlich die Firmen waren, so unterschiedlich waren auch kurioserweise die Ergebnisse ihrer Untersuchung. Der erste der kam, ein winziger Mensch, der auch der Chef des Unternehmens war, den hätte man von hinten besehen für einen kleinen Schulbub gehalten – zwangsläufig schoss mir bei seinem Anblick der Gedanke durch den Kopf, dass der sogar mühelos zwischen den Dachlatten durchkriechen kann -, also der spurtete mit einer mitgebrachten Teleskop-Klappleiter auf das Dach, so etwas hatte ich noch nie gesehen. Der hätte auch im Zirkus auftreten können, so wie der über das feuchte Dach huschte. Dabei zog er noch halb balancierend einen Notizblock aus der Tasche und notierte jede entdeckte Schadstelle. Von unten betrachtete er den Dachstuhl, wie die die Holzkonstruktion unter der eigentlichen Eindeckung wohl nennen. Der Dachstuhl wurde, bis auf eine Stelle, sogar noch mit sehr gut bewertet. Er meinte, da haben die früheren Erbauer, das beste Holz verwendet, was es gab und dieser Dachstuhl hält noch weitere 100 Jahre. Die einzige Stelle, die daran zu bemängeln war, das war ein Querbalken am Ende, der wohl mal später eingesetzt wurde, als man dieses Gebäude verkürzt hat. Dieses Bauwerk muss früher ja einmal länger gewesen sein. Der kleine Dachdeckermeister meinte aber, dass man diesen Einzelbalken auch nachträglich auswechseln könne, ohne das ganze Dach in diesem Bereich vorher abtragen zu müssen. Nun, langer Rede kurzer Sinn, der kleine Mann war kein Freund langer Worte, so kurz wie er selbst war auch sein Urteil: Reparaturaufwand knapp 2 Arbeitstage mit 2 Leuten, machbar ab sofort, solange das Wetter so bleibt, Kostenaufwand insgesamt zwischen 1.400 und 2.000 Euro. Er meinte, so ganz genau könne man es nicht sagen, da die meisten Schäden in den Endbereichen des Daches wären, dort wo dann die Übergänge zu den Regenrinnen folgen und dort könne es sein, dass man die Regenrinne und die Verkleidungsbretter dazwischen teils wiederverwenden könne oder aber auch, dass sie bei der Reparatur in Stücke breche oder löchrig würde und dann in diesen Bereichen erneuert werden müsse. Der Kleine wies noch ausdrücklich darauf hin, dass er im Falle der baldigen Auftragsvergabe an ihn keinen Cent Wege- Anfahrtskosten berechne, obwohl seine Firma mit rund 25 km den weitesten Anfahrtsweg hatte, und dass sie definitiv zusagen würden, noch vor Weihnachten mit allem fertig zu sein, das würde er auch schriftlich zusichern. Das klang alles schon mal interessant. Der war noch nicht ganz weg, da traf schon der nächste Chef ein, obwohl ich den erst über eine Stunde später erwartete. Ein Schrank von einem Kerl, körperlich so ziemlich das Gegenteil von dem ersten, allerdings eher mit normaler Körperhöhe, aber kräftig und wie ein Muskelprotz wirkte der. Der hatte keinen weiten Weg, vielleicht 7 km. Noch bevor der überhaupt etwas anschaute meinte er, dass sie das dieses Jahr nicht mehr machen könnten, frühestens Mitte Januar, sofern der Winter mild bliebe. Auch er schaute sich dann das Dach über 45 Minuten lang genau an, allerdings kletterte er nicht ganz aufs Dach, sondern nur immer mit einer Leiter an den Rand. Er notierte sich gar nichts, sondern wollte uns weis machen, dass man vom Dachstuhl nur die dicken Hauptbalken und Fetten belassen könne, aber alle Dünnhölzer, wie er das nannte, müssten ausgetauscht werden. Um die aber auszutauschen muss die ganze alte Eindeckung komplett runter, was ja nach seiner Meinung egal wäre, da die ohnehin komplett neu müsse, weil alles porös sei. Sein Fazit und jetzt heißt es festhalten: Mindestkosten über 25.000 Euro!!! Und das bei einem Arbeitsaufwand von rund 2 Wochen mit 3 Personen! Wir verabschiedeten uns freundlich und das für immer. Tags auf kam der nächste. Ein Mann, den niemand für einen Dachdecker halten würde. Edel gekleidet, furchtbar nach Parfüm oder Rasierwasser stinkend, eingecremt wie eine Ölsardine in ihren besten Tagen. Der hatte erst gar keine Leiter mitgebracht. Er kam mit einem dicken Mercedes – Geländewagen neuester Bauart ML 420, der hat, so weit ich weiß 4,2 Liter Hubraum, also scheint es der Firma gut zu gehen. Der lief 3 mal um die Werkstattgarage, grübelte ein wenig, sagte dann gar nichts. Nach einigen Minuten des bedächtigen Schweigens fragte er, was wir denn für die Reparatur anlegen wollten. Was für eine komische Frage, er sollte uns doch einen Zustands- und Aufwandsbericht geben und nicht umgekehrt. Da habe ich ihm auch gesagt, dass wir eigentlich von ihm etwas hören wollten, über den notwendigen Aufwand und die Kosten, als unverbindliches Angebot. Er guckte uns nur blöd an, setzte sich in seinen Wagen, machte den Motor an, ließ die Scheibe runter und sagte dann noch, wir sollten am besten den Bau abreißen lassen und an der Stelle neu bauen, dann fuhr er davon. So ein eingebildeter Fatzke! Zuletzt kam der Kalkulator von der wohl größeren Firma. Ein etwas unscheinbarer Mann, er kam mit einem blauen Mercedes – Sprinter – Kastenwagen, so als wolle er am liebsten gleich selbst mit der Arbeit anfangen. Er machte sich, ähnlich wie der erste kleine Mann, viel Mühe. Packte eine Klappleiter aus, bestieg das Dach, allerdings wesentlich unsicherer, oder besser gesagt vorsichtiger, wie der Kleine. Bestimmt über 2 Stunden schaute er sich alles ganz genau an. Dann meinte er, das wäre ja ein toller nostalgischer Bau und einen solch aufwändigen Dachstuhl habe er zuletzt in seiner Lehrzeit gesehen, das sei vor 22 Jahren gewesen. Dagegen wäre heute alles nur noch billiger Brettermist. Sein Urteil lautete, dass der ganze hintere Bereich, ungefähr ein Viertel des Daches, komplett neu eingedeckt werden müsse. Das ist dann dort, wo das Gebäude mal künstlich verkürzt wurde. Die „Verkürzer" haben offensichtlich damals, vor vielleicht 40 Jahren, nicht so gut gearbeitet, wie die Erbauer des Gebäudes vor vielleicht 100 Jahren. Des weitern müssen etliche Stellen dazwischen im vorderen Bereich nach seinem Urteil auch großflächig ausgebessert werden. Zudem müsse die Dachrinne komplett neu. Sein Endurteil: Arbeitsaufwand 4, eher 5 Tage mit 2 Leuten, Kosten rund 8.000 bis 9.000 Euro, beginnen könnten die direkt nach Weihnachten und wären damit voraussichtlich bis Silvester fertig, sofern es keinen Wintereinbruch gibt. Er wies noch besonders darauf hin, dass sie auch samstags weiter arbeiten würden. Das war zwar sehr nett, aber für uns auch zu teuer.
So haben wir uns das kurz überlegt und dann dem Kleinen mit seiner Firma den Auftrag erteilt. Die waren letzten Freitag schon hier und haben angefangen. Am Montag machen die das schon fertig. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass die sehr gewissenhaft und ordentlich arbeiten und vor allem nur dort, wo es auch wirklich nötig ist. Der kleine Chef arbeitet sogar selbst mit, allerdings nicht immer. Manchmal fährt er auch zu anderen Baustellen, die er, nach eigenen Worten, derzeit im Umkreis von rund 50 km noch hat sowie für neue Aufträge hereinzuholen oder ins Büro. Die 2 Arbeiter, die von ihm hier wirken, das ist ein Pole und ein hiesiger, aber beide schon älter, schätzungsweise 45 Jahre. Meistens sieht man bei Dachdeckern eher junge Handwerker, eben weil mit fortgeschrittenem Alter keiner mehr auf dem Dach herumturnen möchte. Die haben sogar neue Dachziegel, die exakt zu den alten hier passen. Wenn man von unten die ausgebesserten Stellen ansieht, erkennt man die nur dadurch, weil die neuen Dachziegel halt sauberer aussehen, aber sonst ist es exakt die gleiche Sorte. Ich hätte schon erwartet, dass es die gar nicht mehr passend gibt. Dort wo sie die alten Dachziegel entfernen, heften sie zugleich unten drunter noch neue Teerpappe, zur zusätzlichen Sicherheit. An der Dachrinne brauchte bislang nur an einer Stelle ein ca. 40 cm langes Stück zwischengelötet zu werden. Da die Rinnen alle noch aus Zinkblech sind, geht das. Der Chef meinte allerdings, bei einer Kunststoffrinne wäre das heute auch kein Problem mehr. Im Gegenteil, das sei inzwischen sogar noch einfacher zu beheben, weil es vorgefertigte Teile gibt. Es gebe zwar sehr viele Firmen, die behaupteten immer, dann müsse dort die ganze Rinne neu, das wäre aber Unsinn, da es schon seit über 10 Jahren Einpressstücke gebe, wo man zuvor mit einem geraden Schnitt das defekte Stück aussäge und dann beidseitig an die offenen, noch guten Enden der so entstandenen Lücke, je eines der Einpressstücke einsetzt, zwischen denen dann wieder ein entsprechend zugesägtes neues Stück normaler Kunststoffrinne eingefügt werden kann, halt eben nur dort, wo auch die Rinne zuvor wirklich defekt war. Diese Einpressstücke, von denen man dann pro Schadstelle jeweils 2 braucht, sind zwar etwas teurer, als ein normales Stück Kunststoff – Dachrinne, da aber logischerweise der Arbeitsaufwand wesentlich geringer ist, als gleich die ganze Dachrinne auszutauschen, kommen die Gesamtkosten je nach Einzelfall in den Bereich von etwa 5 % des Komplettaustauschs. Den größten Arbeitsaufwand bei unserem Dach erfordert jedoch der Austausch eines der dicken Querbalken am Ende des Dachstuhls. Der kleine Chef sagt, er habe dafür eine eigene Arbeitsmethode entwickelt, wie man das bewerkstelligen kann, ohne in diesem Bereich das Dach abdecken und den ganzen Dachstuhlaufbau dort zerlegen zu müssen, wie es die meisten Kollegen in solchen Fällen sonst tun. Dazu wird zuvor fast parallel zu dem dicken schlechten Balken, nur etwas höher in einem Abstand von vielleicht 30 cm ein sogenannter Entlastungsträger eingezogen. Das ist ein ebensolcher Balken, der aber mit angeschraubten Abstandsholzkeilen, die zwischen ihm selbst und den anderen Dachsparren und Trägern, sozusagen etwas versetzt, die Last des Daches in diesem Bereich so lange übernimmt, wie man den eigentlichen Balken austauscht. Wenn dieser Entlastungsträgerbalken fest drin sitzt, wird der morsche Balken mit Motorsägen an Ort und Stelle jeweils in Abschnitten aus der Auflage herausgesägt. Ab und zu knarrt das zwar ein wenig, wenn die Last dann von dem Balken auf den Entlastungsträger übergeht, aber das ist nicht nachteilig für das Dach. Sind dann alle Teile des morschen Balkens komplett raus, dann wird der neue Ersatzbalken an die Originalstelle von der Vorderseite eingeschoben, darauf alle Zwischenbalken und Sparren befestigt und danach der Entlastungsträger wieder entfernt. Das klingt nach sehr viel Arbeit, ist es auch, aber die sind dafür Spezialisten und haben das schon so oft gemacht, so dass die damit hier innerhalb von 4 Stunden gleich am ersten Tag durch waren. Der Chef meinte, das ging deshalb hier auch so flott, weil man von unten gleich ausgiebig an den Dachstuhl heran kam. In Gebäuden, wo Zwischenetagen sind, geht das so nicht, da wird dann oben im Giebel ein Loch reingeschlagen, welches gerade mal so groß ist, dass der Entlastungsträger und der neue Balken durchpasst. Der wird dann mit einem Leihkran dort reingehoben und nach Beendigung der Arbeiten wird das Loch dann wieder zugemauert. Das hält zeitlich natürlich wesentlich länger auf, wie gesagt, ist hier aber nicht nötig, da man den neuen Balken von unten aus dem Werkstattgaragenraum reinheben konnte. Insgesamt ist diese Reparaturmethode in jedem Fall immer noch wesentlich schneller und günstiger, als wie die komplette Entfernung und Neuerrichtung dieses Dachbereichs. Nur wenn gleich mehrere Hauptbalken marode sind, dann lohnt sich diese Methode nicht mehr. Der kleine Chef sagte, dass sehr häufig alte Dächer nur wegen eines einzigen morschen Balkens abgerissen würden, aber die meisten Firmen kennen seine Methode gar nicht. Man hat schon den Eindruck, wenn man diese Handwerker hier wuseln sieht, dass man bei denen eine permanente Gegenleistung für sein Geld erhält und nicht, dass man mehr Pausen und Gehabe mitbezahlt. Da muss ich ganz ehrlich sein, wenn ich all diese Arbeiten hätte selbst machen wollen, das wäre erstens gar nicht gegangen, denn diesen Balkenaustausch hätte ich zusammen mit Kayla niemals so hinbekommen und selbst bei den reinen Ausbesserungsarbeiten der Dachziegel hätte ich mich doch sehr schwer getan und alleine dafür wahrscheinlich 4 Wochen gebraucht. Wenn die jetzt am Montag wieder kommen, brauchen die nur noch an der südlichen Dachseite einige Dachziegel auszutauschen und dann sind die schon fertig. Der Chef meinte, das wäre noch ein Restzeitaufwand von vielleicht 3 Stunden. Wir haben uns zur Kostensenkung darauf geeinigt, dass ich die morschen Verkleidungsbretter, die außen unterhalb des Dachüberhanges sind, selbst austausche. Das ist kein Problem, das kann ich mit einem einfachen rollbaren Leihgerüst gut selbst machen, zumal diese Holzverkleidungsbretter dort nur an 3 Stellen ausgetauscht werden müssen, so sehr viel ist das gar nicht, da die anderen Stellen alle noch gut sind. Ich habe mich schon erkundigt, in Bretten gibt es einen günstigen Verleih solcher Gerüste, der verlangt pro Tag 75 Euro für ein einfaches 6,5 m – Rollgerüst plus eine Sicherheitszahlung von 500 Euro, die man aber nach der Rückgabe komplett zurück erhält. Ich denke mit maximal 2 Tagen komme ich da gut aus. Vielleicht schaffe ich es sogar, alle diese Bretter an einem Tag auszutauschen, eben weil es nur 3 Stellen sind. Passende Bretter werde ich sicherlich in der Fabrik finden, die kosten mich also gar nichts. Ob wir in dem Kostenrahmen bleiben werden, habe ich den kleinen Chef schon mal gefragt, und er ist sehr zuversichtlich, dass es bei dem Preis zwischen 1.400 und 2.000 Euro bleibt. Wenn dem am Ende so ist, dann sind wir froh, dass wir dieses Kapitel alsbald als abgehakt betrachten können. Danach geht es dann wirklich an die Renovierung der Werkstattgarage. Wie ich Ihnen schon damals mal schrieb, befinden sich in der Werkstattgarage vereinzelt auch noch Überreste aus der Zeit, als die noch zur Fabrik gehörte, irgendwelche Anlagenreste, Schaltkästen, Rohrleitungen, Zahnräder, Antriebe von irgendwas, Pumpen, Laboreinrichtungen oder was das alles ist, aber mehr verstreut, hier und da als Fragment, wenn man so will. Jetzt erhebt sich die Frage, ob wir beim Renovieren diese Dinge alle rausreißen sollen oder ob wir die als nostalgisches Relikt und Zugeständnis an die Geschichte lassen sollen. Kayla hat schon gesagt, das riesige Zahnrad mit Elektromotor in einem Eisenrahmengestell im Anbau bleibt auf jeden Fall und wird von ihr eigenhändig entrostet und dann silbern lackiert. Wie man mit den anderen Resten verfahren soll, darüber sind wir uns noch nicht so ganz einig. Im Prinzip könnte man die meisten Dinge belassen, da sie an Stellen angebracht sind, wo sie nicht stören. Nur einige wenige Sachen sind so angebracht, dass sie eine künftige neue Nutzung erschweren oder behindern, die könnte man dann ja entfernen.
In der Entspannungszeit, die wir in dieser Woche genossen haben, sind wir auch hier wieder viel gewandert. Vor mehreren Wochen hatte ich Ihnen ja schon mal Fotos von der alten Bahnstrecke mit einem verfallenen Stellwerk angefügt. Da wir uns noch ziemlich im unklaren darüber waren, wohin diese alte und teils wild zugewucherte Strecke überhaupt führt, sind wir am Dienstag die Strecke einfach über die alten Gleise weiter gewandert und zwar ab der Stelle, wo wir damals aufgehört haben. Dienstag war hier herrliches Wetter und das bot sich geradezu für eine ausgedehnte Wanderung an. So wurden die neuen dicken Anoraks angezogen, denn es war trotz der Sonne recht frisch, und die Wanderung begann. Wie ich schon seinerzeit erwähnte, verschwenkt diese Bahnstrecke gefühlsmäßig hinter „unserer" Fabrik, allerdings in einer gebührenden Distanz dazu. Sehen konnten wir die Fabrik von dem Gleis aus damals nicht, auch weil sich gleich hinter dem Bahndamm ein schmales Waldstück anschließt, aber vom Gefühl her meinten wir damals, dass dies ungefähr hinter der Fabrik verlaufen müsse. So wanderten wir diesmal unbeschwert weiter über das Gleis in diese Richtung, soweit es möglich war, oder wenn dort bereits alles zugewachsen war, wichen wir auf den Bahndamm aus. Nach vielleicht 1 km Wanderstrecke waren wir nicht schlecht überrascht, als sich rechts der seitliche Wald lichtete und neben dem Gleis sich eine alte asphaltierte Straße auftat und man von dort „unsere" Fabrik sozusagen von hinten sehen konnte. Also das riesige Fabrikareal von der westlichen Seite muss das sein. So verließen wir kurz die Bahntrasse, um dieser alten Asphaltstraße in Richtung Fabrik nachzugehen. Tatsächlich trafen wir dort auf eine rückwärtige Einfahrt zu der Fabrik, von der wir noch gar nichts wussten. Die sehen Sie dann auch auf dem Foto fabrik-hintereinfahrt. Man erkennt dort auch sehr schön, den alten Gleisrest im Asphalt, wo dann früher die Güterwagen gleich unten von der heute selbst verlassenen Bahnstrecke ankommend aufs Fabrikgelände fahren konnten.
Fabrik-Hintereinfahrt: das uns bislang noch weitgehend unbekannte westliche Ende des Fabrikareals mit einer eigenständigen Zufahrt
Ich war immer im Glauben, die Fabrik sei von der Rückseite nicht erreichbar, weil dort gleich Weiden und Wiesen angrenzen, wo auch dieser kleinere Eisenkamin steht, dessen Bild ich Ihnen vor längerer Zeit mal zusandte. Allerdings war das ein kleiner Orientierungsfehler meinerseits, denn wo dieser Eisenkamin steht und wo die Wiesen folgen, das ist das nordwestliche Ende des Fabrikgeländes, verschwenkt man nun aber mehr nur nach Westen, dann folgt dieser hier fotografierte Eingang und Zuweg. Wohin diese alte asphaltierte Straße vor dem Hintereingang führt, wissen wir bis heute noch nicht, denn da wir uns ja vorgenommen hatten, den weiteren Verlauf der Bahnlinie zu erkunden, gingen wir ab dort wieder zurück auf die Bahntrasse. Diese Neuentdeckung mit der Fabrik – Hintertür und der Straße, wohin die führt, oder besser gesagt, woher die kommt, das wird dann demnächst einmal separat erforscht. Zurück auf dem Gleis wanderten wir weiter bis sich nach vielleicht einem weiteren km der Bahndamm mehr in eine breite Fläche verwandelte, wo man noch Reste weiterer früherer Gleise erkennen kann. Einige 100 m fortan wurde das Gleis und diese ganze Fläche von einer riesigen Rohrleitung auf einem Eisengittergerüst überquert, die dann aber kurz hinter der Gleisüberquerung wie abgebrochen endete. Davon sehen Sie das Foto rohrende.
Rohrende: ein Rohrgerüst überquert die alte astillgelegte Bahnstrecke und endet wie abgeschnitten
Unter diesem Ende befindet sich gleich neben dem alten Gleis auch noch ein altes Lagergebäude oder etwas ähnliches, bei welchem das komplette Dach schon eingestürzt ist. Noch weiter links, hinter der Kurve, hier nicht mehr sichtbar, ist ebenfalls ein weiteres Lagergebäude, welches aber noch desolater ist. Seitlich stand ein VW - Bus von einer Firma, die über einen Seitenweg durch den Waldhain gekommen sein müssen, denn eine andere Zufahrtsmöglichkeit gibt's dort nicht. Man sah von den Leuten aber keinen, nur der Wagen stand dort. Scheinbar wird dort aber an irgendwas gearbeitet, vielleicht auch demontiert. Vermutlich verlief das Rohr ursprünglich ab der abgebrochenen Stelle früher weiter in Richtung „unserer" Fabrik, weil das genau in diese Richtung zielt und bei genauer Betrachtung sieht man dort dann auch immer wieder noch alte Betonsockel, wo früher mal weitere Gerüstteile und Stützen von dieser Rohrleitung drauf standen. Imposant verläuft das alte Rohr weiter an der Bahnstrecke entlang, wo wir dann auch immer weiter dem Gleis und dem Rohr nachwanderten. Nach vielleicht einem weiteren km verbuschte das Gleis wieder mehr und verschwenkte seicht in einen Waldhain. Kurz nach dieser Stelle tat sich dann etwas oberhalb vom Bahndamm wieder erstaunliches auf: weitere Reste einer anderen ehemaligen Fabrik, mitten im Wald und schon sehr ramponiert. Auf dem scheinbar ältesten Gebäude, welches sich in der Mitte der Anlage befindet, kann man oben im Giebel noch in schönen Zahlen deren Baujahr 1879 lesen. Wir waren erstaunt, mitten im Wald wieder eine ebenfalls recht große alte Fabrikanlage vorzufinden. Ein Bild von dieser Anlage sehen sie auf fabrik-wald1. Das Bild zeigt aber nur einen winzigen Ausschnitt der Anlage, so wie man sie quasi von vorne sieht, wenn man die alte Zufahrtsstraße bewandert, die dort plötzlich unweit des alten Gleises wie aus dem Nichts im Wald auftaucht. Die Natur ist halt auf Dauer stärker als Asphalt und so hat sich der Waldhain vermutlich in den vielen Jahrzehnten des Stillstands auch des größten Teiles der Zufahrtsstraße bemächtigt. Diese Fabrikanlage ist zwar auch recht groß, aber doch deutlich kleiner, als „unsere" Fabrik, aber eindeutig noch viel länger außer Betrieb und regelrecht total vergessen steht sie da im Wald. Der Wald ist erst später um die Fabrik herumgewachsen, früher war hier sicher kein Bewuchs.
Fabrik-wald 1: quasi mitten im Wald Reste einer weiteren Fabrik
Auf den Freiflächen stehen stellenweise ausgebaute Maschinenreste und solches Zeug herum, die offensichtlich irgendwann schon mal jemand abgebaut hat, um sie als Schrott zu verwerten und abzuholen. Abgeholt wurden sie dann aber wohl nicht und blieben einfach draußen stehen. Stark verrostet und teils schon regelrecht in den Boden eingesunken stehen die schweren Reste dort und heute wäre es ohnehin unmöglich, mit einem Fahrzeug dorthin zu fahren, weil die Straße wegen dem Baumbewuchs in großen stücken nicht mehr befahrbar ist. Soweit auf die Schnelle möglich, sind wir auch in einige der Hallen reingeklettert, aber dort muss man noch mehr höllisch aufpassen, als in unserer Hausfabrik, weil alles mehr vom Einsturz bedroht ist. Die Dächer sind zum großen Teil schon eingefallen und überall tun sich am Boden wieder tiefe Schächte auf. Auch dort herrschte innen ein eigenartiger Geruch, allerdings nicht gleich stechend, aber ich weiß nicht recht wie ich ihn beschreiben soll. Kennen Sie den Geruch von Franzbranntwein? So ähnlich, aber doch irgendwie anders. Diese Fabrikanlage ist, bzw. war auch einmal erstaunlich groß für diese doch eher ländlich geprägte Gegend hier. Ich vermute, wenn man den Verfall und den weit gediehenen Waldbewuchs ringsum so besieht, dass diese Anlage komplett schon Anfang der siebziger Jahre stillgelegt wurde, vielleicht sogar noch früher. Die meisten Gebäude machen einen sehr verwahrlosten und einsturzgefährdeten Eindruck. Die einzigen Ausnahmen, an noch einigermaßen erhaltenen Gebäudeteilen sind eine große Halle am Rand zum Bahndamm, die wirkt auch, als wäre sie vom Baujahr her das jüngste Gebäude hier, vielleicht kurz nach dem 2. Weltkrieg erst errichtet und des weiteren auch noch recht gut erhalten erscheint sozusagen das Gegenstück dazu, die vermutlich älteste Halle in diesem Ensemble, die sich ziemlich in der Mitte der Anlage befindliche Hochhalle mit der Jahreszahl 1879 drauf. Soweit es ohne sonderlichen Aufwand möglich war, sind wir natürlich auch in die Hallen reingegangen, wobei sich in der besser erhaltenen und moderneren Halle im Erdgeschoss sehr großzügige, breite Treppenab- und aufgänge befinden, ähnlich wie bei einer Bahnsteigunterführung in einem großen Bahnhof. Man kann diese Treppen aber nur vom Erdgeschoss nach unten in die Keller dieser Halle gehen, die Treppen nach oben enden auf einem Zwischenpodest an einer stabilen Stahlwand mit einer immens großen Drahtgittertüre, die sehr gut verschlossen ist, als gelte es, dahinter noch große Schätze zu verbergen. Diese Treppenabgänge sind alle noch sehr gut erhalten und an den Wänden noch mit erstaunlich sauberen und schönen, glänzenden hellen Kacheln in weiß, grün und gelb gekachelt. Im Gegensatz zu den anderen Gebäuden hier auf dem Gelände, hängen hier sogar noch die Lampen und alles sieht fast noch funktionstüchtig aus. Davon hatte ich auch Fotos gemacht, die sind aber leider aus unerklärlichen Gründen alle nichts geworden, weil sie mit bunten Streifen durchsetzt sind, ähnlich wie von einem Barcode, nur halt bunt. Da hatte man früher mal viel Geld in eine angenehme Gestaltung gesteckt und es erstaunt heute fast schon am meisten, dass das noch von niemandem beschädigt, zerschlagen, gestohlen oder beschmiert worden ist. Aber das ist wohl alles mehr der wirklich sehr abgelegenen Lage zu verdanken. Bei uns ist ja schon Abgeschiedenheit, aber wenigstens noch die Vierhäusersiedlung plus etwas abgesetzt unser Haus, aber im Bereich dieser Fabrikreste hier ist rein gar nichts. Um so mehr verwundert es einen, dass man diese Anlagen früher so extrem weit außerhalb errichtet hat. Man muss ja bedenken, früher hatte noch so gut wie keiner ein eigenes Auto, um zur Arbeit zu fahren. Andererseits war damals diese Bahnstrecke sicher noch in Betrieb, die dann neben dem Gütertransport auch diesen Zweck erfüllte. Zudem fuhren früher sicher viele Leute mit dem Fahrrad zur Arbeit und fürs Fahrrad sind rund 8 km bis zur nächsten Ortschaft, zumindest bei trockenem Wetter, auch kein Problem. Was nun in dieser Fabrik einmal hergestellt wurde, haben wir noch nicht herausbekommen, aber es gibt für einige Vermutungen mehrere Indizien. Zunächst einmal ist es wahrscheinlich, dass diese Fabrik irgendwie mit zu „unserer" Fabrik gehörte oder wenigstens mit denen zusammen gearbeitet hat, weil wenn man den Verlauf der unterbrochenen Rohrleitung am Bahndamm vorbei auf dem Bild rohrende einmal rekonstruiert, dann wird man schnell zu dem Schluss gelangen, dass diese Rohrleitung die Wald-Fabrik mit unserer Fabrik in rund 2 – 3 km Entfernung verband. Das muss ja wohl einen Grund gehabt haben. Wahrscheinlich, dass über dieses fette Rohr Produkte, Grundstoffe oder so was ausgetauscht oder zugeliefert wurden. Obwohl in der Wald-Fabrik die meisten Anlagen und Maschinen abmontiert sind, lassen die verbliebenen Überreste auf eine Chemiefabrik oder etwas ähnliches schließen. Es gibt dort Reste von einem Chemie - Reaktor oder einem Destillationsapparatismus oder so was ähnliches, was auf eine chemische Verwendung schließen lässt. Nun haben wir uns an diesem Tag nicht sonderlich lange dort aufgehalten, weil eine ausgiebige Erkundung auch wieder Kräfte kostet und einer gewissen Ausrüstung bedarf, wie z.B. unsere superhellen LED – Taschenlampen. Die hatten wir aber nicht dabei, weil wir überhaupt nicht davon ausgegangen waren, auf eine weitere Fabrik oder dergleichen zu stoßen. Eigentlich hatten wir vor, weiter die Bahntrasse zu erwandern, jedoch durch den Aufenthalt in der neu entdeckten Wald-Fabrik, der uns immerhin über 2 Stunden Zeit kostete, war es zu spät geworden, um weiter entlang der Bahnstrecke zu wandern, denn wir mussten ja auch die Zeit für den gesamten Rückweg zu Fuß zu uns nach Hause mit einrechnen. So sind wir an diesem Tag nach dem Wald-Fabrik-Besuch auf dem kürzesten uns bekannten Weg, halt über die Bahnstrecke, wieder heim gegangen.
Eine doch einigermaßen erholsame Woche liegt hinter uns. Wenn die Dachdecker am Montag mit der Reparatur des Werkstattgaragendachs wirklich fertig werden, dann geht unsere Arbeit spätestens ab Dienstag wieder los. Jetzt nach dieser schöpferischen Pause freue ich mich schon regelrecht darauf, wieder mit vollem Tatendrang dort weiter machen zu können. Kayla fragte schon künstlich besorgt, was wir denn wohl machen werden, wenn einmal alles fertig renoviert ist? Ob wir dann vor lauter Langeweile den Mond anbellen? Das war selbstverständlich nur spaßig gemeint, da wir beide nicht glauben, dass wir so bald von Langeweile geplagt werden. Damit ist es genug für heute, so wünsche ich Ihnen alles Gute, Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Weihnachtsgedanken" vom 22.12.2006
Weihnachtliche Grüße!
Kayla und meine Wenigkeit wünschen Ihnen Frohe Weihnachten und, falls es zuvor nicht mehr zu einer weiteren Email kommt, auch schon mal vorab einen guten Galopp ins neue Jahr.
Sie wissen aus früheren Jahren, dass ich eigentlich nicht so der Weihnachtstyp bin, der das teils übertriebene Gehabe um Weihnachten mitmacht, bzw. eben nicht mitmacht. Damit möchte ich keineswegs etwas gegen die eigentlichen Ursprünge sagen, auf die das Weihnachtsfest zurück geht, aber was hat das heute alles noch damit zu tun? Wissen Sie, ich halte es für eine Seuche, wenn immer mehr Häuser in den Orten mit einem an völlige Verblödung grenzenden Kitschzeugs von 1.000 Lämpchen und Figuren ausstaffiert werden. Wobei ich die Lämpchenketten noch als das kleinere Übel empfinde, hingegen bei den Fassadenkletter – Nikoläusen das ist doch der blödeste Kitsch und der größte Schwachsinn, den je ein Spinner im Zusammenhang mit Weihnachten erfunden hat. Aber was soll es, ich möchte in der Weihnachtszeit deswegen keine Missstimmung verbreiten. Trotz meiner, schon als traditionell zu bezeichnenden Distanz zu dem ganzen Gehabe, ist es dieses Jahr irgendwie etwas anders. Ich weiß aber nicht woran es liegt, aber ich finde, über allem liegt eine komische Stimmung, beinahe schon so, als möchte man sagen, es ist das letzte Weihnachten, was man erlebt. Überall trifft man auf weinende Menschen, denen die weihnachtliche Nachdenklichkeit oder auch die Rückbesinnung auf vergangene Zeiten, die nicht mehr zurückgeholt werden können, innerlich die Nerven zersetzt hat. He, sagt man dann, Weihnachten sei doch kein Fest der Trauer. Kein Fest der Trauer? Ich weiß nicht, Weihnachten erzeugt aber trotzdem eine übermelancholische Stimmung, weil man automatisch immer an frühere Weihnachtsfeste erinnert wird. Bei keinem anderen Anlass im ganzen Jahr denkt man so an vergangene Zeiten zurück, wie in der Weihnachtszeit. Wie war das noch, 1966, da lebte der und der noch, oder 1970, war das schön, da haben wir in schöner Runde mit dem und dem besinnlich Weihnachten gefeiert oder 1973..... u.s.w. u.s.w. .... Natürlich wird einem dann zwangsläufig auch unumstößlich bewusst, dass diese Zeiten längst vorbei sind und nie, wirklich nie wieder geholt und wieder erlebt werden können. Insbesondere wenn einem dabei schlagartig klar wird, dass vielleicht 40 - 70 % der Leute, die damals noch dabei waren, heute schon längst tot sind, einige davon sogar schon total vergessen sind, keiner, außer vielleicht mir selbst in diesem Moment, mehr überhaupt sich derer erinnert. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber es sind doch vornehmlich solche Gedanken, die an Weihnachten in einem hochkommen. Gerade solche Gedanken haben doch eigentlich mit Freude nichts zu tun. Ich kann es verstehen, wenn viele Leute deshalb Weihnachten nicht mehr aushalten und am liebsten innerlich laut aufschreien würden oder Weihnachten mit einem Schalter einfach abstellen würden, um sich so ihrer inneren Rückbesinnungstrauer und der damit verbundenen unerträglichen Stimmungslage zu entledigen. Vor Jahren, als ich wegen meiner Krankheit noch in der Reha – Klinik in Liechtenstein weilte, sagte ein erfahrener Doktor dort immer, wenn dort Leute eine solche innere Stimmungslage hatten, dagegen helfe in 95 % aller Fälle ein einfaches altes schweizer Hausmittel, welches allerdings äußerst eigenwillig klingt. Man solle sich einen guten heißen Kaffee (oder auch Tee) aufbrühen und davon dann absichtlich im noch recht heißen Zustand einen kleinen Schluck trinken, der noch so heiß ist, dass man sich so gerade ein wenig die Zunge daran verbrennt. Das ist auf der Zunge sehr unangenehm und man spürt das sicherlich noch den halben Tag lang und ist dadurch aber völlig von den schweren Gedanken, die einem die Stimmung in den Keller zogen, abgelenkt und losgelöst. Natürlich muss man dabei aufpassen, dass man sich die Zunge nicht wirklich ernsthaft verbrennt und Schaden nimmt. Der Doktor hat damals sogar noch gesagt, welche Temperatur der Kaffee dafür haben muss, um sozusagen, die Grenze zur Verletzung haarscharf nicht zu überschreiten, leider ist die Gradzahl mir entfallen. So verrückt das klingen mag, es hilft aber wirklich, ich habe es damals einmal ausprobiert. Um es zu ergründen muss man sicher, wie der Doktor, ein intensives Studium der Funktionen und ihrer Zusammenhänge im menschlichen Körper, gepaart mit viel Erfahrung hinter sich haben. So lange es in der Zunge sozusagen kribbelt und juckt, ist kein Gedanke an diese trüben Dinge mehr möglich und wenn sich die Lage in der Zunge wieder normalisiert, dann ist man darüber so froh, dass man vorerst auch nicht mehr an die anderen Dinge denkt. Eine weitere, sicherlich angenehmere Möglichkeit, sich vor solchen trauerbehafteten Gedanken zu schützen, wäre laut einem anderen Doktor, ebenfalls aus der gleichen Klinik, dass man, sofort wenn man eine solche Gedanken- und Gemütslage an sich bemerkt, intensiv und langanhaltend Sex betreibt. Nun ja, da könnte man jetzt endlose Ausführungen zu beisteuern, aber das lasse ich mal.
Jetzt, wo schon wieder einmal Weihnachten ist, was ja für viele Menschen sogar der Höhepunkt des Jahres ist, ist es auch unweigerlich jedem klar, das Jahr geht zu ende. Das alljährliche Geböllere und sonstige Feuerwerk verschlingt wieder Millionen, sicher man möchte dem alten Jahr einen würdigen Abgang und dem neuen Jahr einen tollen Willkommensgruß bereiten, was verständlich ist, aber zugleich ändert es nichts daran, dass wir keinen Cent für derartiges Zeug ausgeben. Vermutlich wird man hier in der kleinen Siedlung kaum etwas von dem ganzen Silvesterjubel bemerken. Der alte Rentner, mit dem wir öfters schon mal hier vor der Türe einen Plausch halten, sagte auch schon, dass er seit über 20 Jahren kein Feuerwerk mehr macht. Wissen Sie, wenn man erst einmal vielleicht 75 Jahre alt ist, dann ist es auch nicht mehr so leicht, sich vollständig noch selbst zu versorgen. Aber der schafft das trotzdem noch recht gut, es gibt da natürlich auch Unterschiede, da es auch Leute gibt, die mit 75 noch so fit wie ein Turnschuh sind. Fit ist dieser Rentner hier allerdings eher nicht, weil er diverse Krankheiten hat, aber er schafft es trotzdem recht gut. Dieser Rentner wird hier in der Siedlung also auch nicht für Feuerwerk sorgen und er sagte, die junge Mutter, die in seinem Nachbarhaus alleine lebt, weil ihr Mann sie verlassen hat, macht auch kein Feuerwerk, alleine schon aus Finanzgründen ist ihr ebenfalls das Geld dafür zu schade. Die Leute in einem der anderen beiden Häuser kenne ich bis heute überhaupt nicht. Man sieht sie eigentlich auch nie. Das dritte Haus in dieser Siedlungsreihe, wo ich mal erwähnte, dass dort ein arbeitsloser Industriekaufmann mit seiner Familie lebt, der früher mal in Heilbronn bei Fiat arbeitete, scheint nach meiner Auffassung inzwischen auch vorwiegend leer zu stehen. Ob diese Leute das Haus jetzt nur noch als Wochenend- oder Ferienhaus in Verwendung haben, es wirkt fast so. Das vierte Haus ist zwar bewohnt, aber man sieht die Bewohner nur eilig mit dem Auto ankommen, dann wird per Fernsteuerung die Garagentür aufgemacht, die verschwinden mitsamt Auto in der Garage und haben wohl innen einen Durchgang ins Haus. Man sieht die Leute selbst praktisch nie auf der Straße hier. Obwohl wir ja nun schon 2 Monate hier wohnen, könnte ich Ihnen nicht sagen, wie diese Leute aussehen. Deren Grundstück ist von hohen wuchernden Hecken umgeben, die uralt sein müssen, denn bevor Hecken eine solche Höhe erreichen, da braucht es schon etliche Jahrzehnte.
Laufend hört man sich die Leute über das zu milde Winter- und Weihnachtswetter beklagen. Inzwischen antworte ich dann immer mit dem Satz: „Der Winter kommt sicher mit der Bundesbahn und hat dadurch Verspätung." Das fiel mir spontan ein, da man noch häufiger die Nachrichten über die ständigen Unpünktlichkeiten der Bahn hört, die offensichtlich nicht in den Griff zu kriegen sind. Nun nutze ich, wie Sie wissen, die Eisenbahn nicht, oder genauer gesagt, ich nutze keine öffentlichen Verkehrsmittel, soweit es sich nur irgendwie vermeiden lässt. Das hat nichts mit der Eisenbahn als Fahrzeug oder Strecke zu tun, aber ich hasse es einfach, in einem Kasten mit zig anderen Leuten, die ich mir nicht aussuchen kann, eingepfercht zu sein. Die Zwangsbegegnungen mit allen möglichen Dummschädeln sind einer der Hauptgründe für meine Abneigung gegen öffentliche Verkehrsmittel. Aber auch noch andere Gründe spielen eine große Rolle, z.B. weil ich es als schlimmen Systemfehler der Bahn empfinde, dass man ja erst mal zu einem Bahnhof kommen muss und am Ziel meistens wieder von dort weg muss, zu seinem eigentlichen Reiseziel. Wenn man Glück hat, können diese Wege zwar auch kurz sein, jedoch ist das die Ausnahme. Daher finde ich die komischen Vergleichsrechnungen zur Fahrzeit, die öfters von grünlichen Politikern dargeboten werden, völlig verkehrt, weil unkomplett. Wenn ich einen Fahrzeitvergleich Auto – Bahn mache, dann muss ich doch fairer weise den Vergleich machen, dass ich zu Hause mit dem Auto beispielsweise um 8 Uhr abfahre und dann um 9 Uhr von mir aus in Stinkdorf in der Affengasse 10 am Ziel bin. Die grünlichen Politiker machen ihren Vergleich aber so auf, dass sie sagen, ich steige hier am Bahnhof um 8 Uhr in den Zug und in der Stadt X am Bahnhof wieder um 9 Uhr aus dem Zug und deshalb bin ich mit der Bahn genauso schnell oder gar noch schneller, als würde ich mit dem Auto vom Bahnhof hier zum Bahnhof in X fahren. Das entspricht doch in den seltensten Fällen nur dem gesamten Fahrtweg, denn bevor ich hier irgendwo an einem Bahnhof in einen Zug steige, muss ich ja zunächst mal beispielsweise eine halbe Stunde fahren, bevor ich von zu Hause erst an einem Bahnhof bin. Am Zielbahnhof in X muss ich dann noch in einen Bus nach Stinkdorf umsteigen, der vielleicht auch noch mal eine halbe Stunde benötigt, bevor er dort ist und in Stinkdorf von der Bushaltestelle bis zu dem Haus in der Affengasse 10, wo ich dort hin will, benötige ich vielleicht noch weitere 15 Minuten zu Fuß. So komme ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nämlich in Wahrheit auf eine Gesamtfahrzeit von 2 Stunden und 15 Minuten, bevor ich von zu Hause aus wirklich an dem Ziel bin, wo ich letztendlich hin möchte. Beim Auto hingegen brauche ich diese ganzen Zwischenstationen nicht, sondern fahre direkt von meiner Haustüre den sinnvollsten Weg nach Stinkdorf in die Affengasse. Also diese ganzen Vergleiche, die da immer aufgemacht werden, taugen rein gar nichts. Nun habe ich wieder einen sehr weiten Bogen gemacht, von dem Winterwetter zur Bahn, aber irgendwie passt das schon.
Am vergangenen Montag haben die fleißigen Dachdecker, von denen ich Ihnen beim letzten mal berichtete, zügig das Dach der Werkstattgarage fertig gemacht. Ebenso flink wie deren Arbeit war der kleine Chef von denen auch mit der Rechnung, denn die brachte er beim Wegräumen der Werkzeuge gleich mit. Das war mir durchaus recht, denn so konnte man alle Punkte vor Ort noch mal durchgehen und brauchte nicht lange bangen, wie hoch die Rechnung denn nun genau werden würde. Sie erinnern sich vielleicht, anfangs war die Rede von einem Preisbereich zwischen 1.400 und 2.000 Euro und die tatsächliche Rechnung lag dann bei 1.860 Euro. Ich finde, da kann man wirklich nicht meckern, denn wenn Sie gesehen hätten, was die für das Geld alles geleistet haben, so hatte ich durchaus befürchtet, dass der jetzt gesagt hätte, es sind doch 2.500 oder gar 3.000 Euro geworden. Auch muss man beachten, dass in diesem Betrag sämtliches Material ebenfalls enthalten ist. Nun, da wir zufrieden sind, haben wir dann die Differenz zu 1.900 Euro, also 40 Euro als Trinkgeld draufgegeben und der kleine Chef meinte noch, wenn wir mit ihrer Leistung zufrieden waren, dann sollten wir ruhig etwas Werbung durch persönliche Empfehlung für seinen Betrieb machen. Das mache ich natürlich gerne, allerdings dürfte die Zahl der Leute begrenzt sein, die ich treffe und bei denen dann auch noch Dacharbeiten anstehen. Man kann es nur wiederholen, die haben wirklich saubere Arbeit geleistet, schnell und zuverlässig gearbeitet und vor allem nicht auf unnötigen Arbeitsschritten beharrt, nur weil die meisten pauschal das ganze Dach runterwerfen, da es vielleicht schon fast 100 Jahre alt ist. Wozu sollte man Dinge die noch gut sind auswechseln, nur weil sie 100 oder 40 Jahre alt sind?
Zu Weihnachten muss ich doch noch etwas sagen, allerdings mehr indirekt. Ich meine, dass es jetzt seit dieser Weihnachts-Woche noch viel ruhiger hier ist, als sonst und sonst ist es hier schon sehr ruhig. Beispiel gestern morgen. Relativ früh, gegen halb 8 kam ich aus dem Haus, es herrschte draußen fast schon eine gespenstische Stille. Man hörte rein gar nichts, noch nicht einmal ein gewisses Grundrauschen, was sonst ja irgendwie immer in der Luft schwebt, keinen Windhauch, kein Klappern, kein Knistern, rein gar nichts. Es war so, als habe jemand den Ton abgedreht. Trotz der Ungewöhnlichkeit muss ich sagen, dass wir das genießen, es ist einfach herrlich, manchmal absolute Totenstille um sich zu haben.
Am Donnerstag klingelte es hier an der Haustüre. Ein Mann, der sich als Herr Kremer vorstellte, stand dort und fragte, ob wir vielleicht Schlüssel zu der Fabrik hätten. Ich fragte ihn, worum es denn gehe. Er sagte, er sei von der Tierhilfe Karlsruhe und man habe ihm gesagt, dass in der Fabrik mehrere verwahrloste Katzen herumstreunen würden, die er einfangen und zur Gesundheitspflege ins Tierheim verbringen möchte. Wie ich dann sah, stand auch vor der Fabrikeinfahrt sein Wagen, ein kleiner weißer Kombi - Kastenwagen die es so auf der Basis vom Ford – Fiesta gibt. Nun haben wir ja keine Schlüssel und wissen noch nicht einmal, wem genau diese ganze Anlage gehört. Wir haben das dem dann auch erklärt und da wurde er schon etwas ungemütlich und glaubte uns das nicht. Er meinte, dass uns die Tiere doch nicht einfach egal sein könnten. Nun weiß ich nicht, ob es auf dem Gelände überhaupt Katzen gibt, sicher ist das möglich, denn solche halbwilden Katzen, die streunen ja überall herum, wo sie nur wollen, aber ich sehe in solchen Tieren dann auch keine Tiere in Not, denen man wirklich dadurch helfen würde, indem man sie einfängt und dann einsperrt, um sie angeblich gesünder zu machen, als sie so in der freien Wildbahn sind. Das ist doch hirnverbrannter Unsinn und wenn ich mich in die Lage der Katzen versetzen würde, da wäre ich doch lieber in Freiheit als Streunerkatze auf dem Fabrikgelände, als wie bei denen mit künstlichem Futter auf Jahre in einem Käfig. Das ist wieder typisch Mensch, die da nur ihren eigenen begrenzten Horizont auf ein Tier übertragen wollen. Wie dem auch sei, selbst wenn ich gewollt hätte, ich konnte dem Mann ja gar nicht weiterhelfen, aber ich sage es Ihnen offen und ehrlich, auch wenn ich es gekonnt hätte, dann hätte ich dem nicht geholfen. Nun gelangte der zu der Überzeugung, dass wir ihm nur nicht helfen wollten, aber in Wahrheit die Schlüssel dafür hätten. Er schimpfte ziemlich und lustigerweise drohte er sogar mit einer Klage bezüglich Tierschutzgesetz oder irgend so was. Dann schleppte er einige Kisten aus seinem Wagen heraus, schichtete die vor der Fabrikeinfahrt auf und wollte dann darauf klettern, um so über das große Tor zu steigen, damit er doch noch auf das Fabrikgelände gelangen konnte. Das misslang aber, weil die Kisten zu weich waren und unter seiner Last nachgaben. Kayla meinte dann zu ihm, dass sei ja wohl auch eine Art von Hausfriedensbruch oder Einbruch, was er da vorhabe. Dann lief er im Gesicht an, wie ein roter Ballon, warf die Kisten wieder ins Auto und fuhr weg. Wir haben ihn dann auch nicht mehr wieder gesehen, ich vermute aber, dass er sich nachher von einer anderen Seite auf das Gelände geschlichen hat.
In der zurückliegenden Woche sind wir nicht ganz so viel auf dem Fabrikgelände herumgewandert, aber am Freitag musste es dann doch wieder einmal sein. So ist es uns gelungen, am westlichen Ende des Geländes die Spur der großen aufgeständerten Rohrleitung wieder aufzunehmen, die weit hinten an der stillgelegten Bahnstrecke so abrupt endete. Wir haben sozusagen mit Weitblick immer weiter verfolgt, wo noch Reste von Betonsockeln stehen, auf denen dieses Rohrgerüst vermutlich früher einmal weiter ging. Diese liefen eindeutig immer mehr auf „unsere" Fabrik zu und siehe da, ab ungefähr 150 m vor der westlichen Grundstücksgrenze „unserer" Fabrik geht diese Rohrleitung wieder weiter. Man hat also nur ein Zwischenstück abgebrochen, welches aber sicherlich immerhin über 500 m lang war. Die gesamte Rohrleitung, die somit diese in der vergangenen Woche neu entdeckte stillgelegte Fabrik in einem südwestlich befindlichen Waldhain, mit der Fabrik hier neben unserem Haus verband, ist sicherlich über 4 km lang. Hier auf dem Fabrikgelände geht diese Rohrleitung dann weiter bis an einige schon etwas moderner wirkende Hallen im westlichen Bereich. Dort endet sie dann, aber wohl auch nur, weil sie in diesem Bereich schon teils abgebrochen wurde, ein kleinerer Abzweig davon verläuft zwischen diesen Hallen durch zu weiter hinten liegenden alten Hallen. Dazu habe ich Ihnen auch ein Foto beigefügt mit der Bezeichnung fabrik- aussen304. Fabrik-aussen304: da ist sie wieder, die aufgeständerte Rohrleitung
Die Handwerker von der Dachdeckerfirma waren ja ab Dienstag weg, so hatten wir eigentlich vor, gleich ab dann mit der Renovierung der Werkstattgarage fortzufahren. Da uns aber doch noch immer die Anstrengungen von vor 2 und 3 Wochen in den Knochen stecken, beschlossen wir, vor Weihnachten nicht mehr viel zu tun. Eigentlich wollte ich unterhalb des Dachüberstandes außen die wenigen morschen Verkleidungsbretter mit einem geliehenen Rollgerüst ausbessern, das wäre vielleicht ein Aufwand von einem Tag Eigenarbeit gewesen, aber da das Wetter meist doch recht schmuddelig war, haben wir das auf eine Zeit verschoben, wenn es trockener ist. Wissen Sie, da neben der Werkstattgarage ja nicht überall befestigter Boden ist, wäre man bei dem Matschwetter mit dem Rollgerüst dort stellenweise eingesunken oder hätte immer noch alles umständlich mit dicken Steinplatten oder Holzbohlen unterfangen müssen. Das läuft ja nicht weg und so wird es eben in 1, 2 oder 3 Wochen gemacht.
Ein Bekannter von mir, der noch in der Nähe von Stuttgart lebt, hat sich nach langer Arbeitslosigkeit im August dieses Jahres mit einem Getränkeservice selbstständig gemacht. Es ist aber kein solcher Getränkeservice, wie man ihn sich vielleicht gleich vorstellt, wenn man das Wort hört, denn er hat selbst überhaupt keine Getränke vorrätig, die er verkaufen könnte. Er hat sich vielmehr einen alten, kleinen Gebraucht - LKW für 2.300 Euro zugelegt und fährt damit im Auftrag von Kunden Getränkeeinkäufe machen und liefert diese dann denen frei Haus. Immerhin hat ein Geldinstitut an dieses Konzept geglaubt, denn er hat, unter Empfehlung einer Behörde, von denen einen Gründungs – Kleinkredit von 3.500 Euro erhalten, obwohl er im Prinzip keinerlei Vermögen als Sicherheit vorweisen konnte. Ich habe vermutet, dass sich das nicht lohnt, doch es scheint erstaunlich gut zu laufen, sogar besser, als er es selbst erwartet hatte, weil viele, besonders ältere und reichere Leute es satt haben, die Getränkekisten lästig selbst heranzuschaffen. Da hätte ich erwartet, dass solche Leute dann einfach bei einem der zahllosen Getränkeverlage anrufen oder gleich mit dem Lieferservice von Brauereien und Getränkefirmen einen Vertrag machen, solche Dienste bringen ja im Prinzip alle Getränke frei Haus. Meistens haben die einen wöchentlichen Fahrplan und kommen dann beispielsweise jeden Mittwoch gegen 16 Uhr ins Haus und liefern, was man haben will, sofern es in ihrem Sortiment ist. Aber gerade in diesem Punkt liegen bei meinem Bekannten die Unterschiede zu den üblichen Getränkeverlagen und Lieferdiensten. Wie schon oben gesagt, er selbst hat überhaupt kein Sortiment, sondern ruft seine Kunden in einem von diesen selbst gewählten Abstand, z.B. 2 mal pro Woche an, und fragt, ob sie Getränke benötigen und wenn ja, welche. Dann vereinbaren beide einen ungefähren Liefertermin für diese Getränkebestellung und jetzt fährt er erst los, diese Getränke bei den unterschiedlichsten Läden, Getränkemärkten, bei Brauereien, Mineralwasserbrunnen und sogar teils einfach beim Aldi oder ähnlichen Märkten abzuholen und zu seinen Kunden zu fahren. Er hat also keine fest vorgegebenen Zeiten, in denen die Kunden immer auf ihn warten müssen, sondern fährt so gesehen nur bei Bedarf, aber dann zu den Zeiten, wo der Kunde es haben will, und sei es nachts um 23 Uhr. Wie schon gesagt, sind es vor allem reichere, ältere Leute, die seinen Service gut in Anspruch nehmen. Da das so gut läuft, ist er jetzt schon am überlegen, einen Teilzeitbeschäftigten einzustellen, da er das Arbeitspensum alleine nicht mehr so recht bewältigt bekommt. So sieht man, dass es doch noch Nischen gibt, in denen man mit einer Selbstständigkeit ohne großen Aufwand sein Einkommen haben kann, die schon so simpel sind, dass man es nicht vermuten würde, dass solche einfachen Konzepte heute noch aufgehen.
Einen vielleicht etwas ungewöhnlichen Unfall gab es hier bei uns fast vor der Haustüre diese Tage. Wie ich Ihnen schon vor längerem einmal schrieb, gibt es hier an der kleinen Straße nur eine dürftige Straßenbeleuchtung. Hinten wo die 4 Siedlungshäuser stehen, gibt es 2 Straßenlampen, von denen aber eine schon seit wir hier sind defekt war, dann gibt es noch eine vielleicht 30 m vor unserer Werkstattgarageneinfahrt, die ebenfalls in unserer Zeit hier noch nie funktionierte und eine weitere in dem ganzen langen Stück zwischen den Siedlungshäusern und unserem Anwesen, die zwar leuchtete, aber irgendwie nicht richtig hell, nur so dämmrig. Wir hatten das bislang aber nie bei der Gemeindeverwaltung gemeldet, weil es sonst gleich heißt, kaum wohnen die da, da haben die auch schon was zu meckern. Nun kam aber diese Tage tatsächlich solch ein LKW mit einem Auslegerkorb, um diese Lampen zu reparieren und zu reinigen. Vielleicht hat inzwischen auch ein anderer Anwohner das gemeldet oder es ist eine Turnuskontrolle. Nun kam der Mann mit seinem LKW kurz vor seinem Feierabend und hatte es deshalb eilig. Bei uns in der Nähe der Werkstattgarage an der Lampe baute er sein Fahrzeug auf, fuhr mit dem Auslegerkorb an die Lampe, reinigte sie und wechselte dann eine von 2 Röhren in der Lampe aus, die dann auch tatsächlich aufleuchtete. Die zweite Röhre machte er ersatzlos ganz raus, aus Energiespargründen machen die das jetzt, wie ich später erfuhr. Aber immerhin, Licht mit einer Röhre, die funktioniert, ist immer noch besser, als kein Licht mit 2 kaputten Röhren. Dann passierte es, als er den Auslegerkorb weiter nach hinten verschwenkte, um ihn in einer geraden Linie wieder nach unten zu fahren. Da ging der LKW vorne etwas hoch und das ganze Gefährt mitsamt Auslegerkorb geriet in Schräglage, wobei der Mann oben umstürzte. Er hatte aber noch Glück im Unglück, dass er dabei nicht aus dem Korb flog und es noch schaffte, den Korb trotz der Schräglage weiter nach unten zu fahren. Als er dann eine geringere Höhe erreicht hatte, lies die Hebelwirkung der verteilten Last wohl nach und mit einem kräftigen Rumms setzte der LKW wieder gleichmäßig auf der Straße auf. Als der Korb wieder ganz unten war und der Mann aus dem Ding kletterte, hatte er schon einige Blessuren davongetragen. Er blutete an den Lippen, weil er beim Sturz wohl genau mit dem Mund an eine Art Reling geschlagen war, die mit einem geländerartigen Handgriff rund um den Korb führt, auch hatte er sich die Rippen geprellt. Wir erzählten dann noch was und er räumte ein, dass er aus Zeitgründen wegen dem nahenden Feierabend die hydraulischen Seitenstützen nicht ausgefahren hatte, dann hätte das erst gar nicht passieren können. Er meinte, dass man die eigentlich auf einer solch geraden Straße normalerweise nicht brauche, obwohl eine Vorschrift besagt, dass er sie hätte ausfahren müssen. Die Vorschrift scheint also so falsch nicht zu sein. Wie dem auch sei, alle Straßenlampen in der Siedlung und hier leuchten jetzt wieder, wenn auch alle nur mit einer von 2 Röhren. Das ist jetzt nachts gleich ein völlig anderes Bild, als wie zuvor, wo man hier quasi totale Dunkelheit gewöhnt war.
Kayla und ich wir haben uns nun die Haushaltsarbeiten anders eingeteilt. Das mag für Außenstehende sicherlich banal klingen, trotzdem finde ich es insofern ein durchaus interessantes Thema, weil man sich bei einer halbwegs klugen Einteilung auch viel unnötige Arbeit sparen kann. Die Arbeit im Haushalt unterliegt von alters her bestimmten Abläufen und wiederkehrenden Tätigkeiten, die beinahe schon an ein Ritual grenzen. Sicherlich sind von diesen Haushaltsritualen in den vergangenen 50 Jahren schon viele aufgeweicht worden, aber dennoch hat sich vieles in unseren Köpfen so verfestigt, dass man gar nicht mehr bemerkt, dass man einiges anders machen könnte und dabei halt eben noch Arbeit spart. Ein typisches Beispiel dafür ist die Gewohnheit, dass man jede Woche wenigstens an einem Tag alle Zimmer staubsaugt und reinigt, geflieste Böden feucht durchwischt; dass man an einem anderen Tag die Wäsche wäscht, früher war das meist montags, an einem weiteren Tag vielleicht Gartenarbeiten erledigt, die Treppen putzt, den Keller und Dachboden reinigt und die Fenster putzt. Viele dieser altmodischen Regeln hatten wir schon längst über Bord geworfen, aber jetzt haben wir weiter modifiziert. Ein Grundsatz lautet: unnötige Arbeit vermeiden. So ist die Verschmutzung, die man mit in die Wohnung trägt, ja nicht immer gleich groß. Das führt bei solchen turnusmäßigen Arbeiten jedoch oft dazu, dass man das Zimmer reinigt, obwohl dort gar kein Schmutz ist, dass man die Fenster putzt, obwohl sie noch glasklar blinken, dass man die Möbel reinigt, obwohl es eigentlich nichts zu reinigen gibt. Umgekehrt führt es natürlich auch dazu, dass der Dreck tagelang liegen bleibt, wenn ich vielleicht dienstags meinen Putztag habe und mir mittwochs mit dreckigen Schuhen den Schmutz ins Zimmer schleppe. So haben wir zunächst einmal jede Grundsätzlichkeit auf ein Minimum beschränkt. Aus Erfahrung weiß man, dass sich nach ungefähr 2 Wochen stets soviel Dreck auf dem Wohnzimmerboden angesammelt hat, dass man ihn bei genauer Betrachtung sieht, also wurde der feste Turnus der Bodenreinigung von jede Woche auf alle 2 Wochen reduziert und um den Faktor zusätzliche Reinigung bei Bedarf ergänzt. Den Turnus fürs Fenster putzen haben wir gleich von wöchentlich auf einmal im Monat hochgesetzt, ansonsten öfter nur bei wirklichem Bedarf, z.B. nach gesonderten Verschmutzungen. Wir haben nämlich festgestellt, dass Fenster selbst nach 2 Wochen in aller Regel noch so sauber sind, als habe man sie gerade vor 3 Tagen geputzt. Das hängt natürlich sehr vom Wohnort ab, wie viel Dreck da in der Luft ist. In Stuttgart wäre ein zweiwöchiger Abstand sicherlich die oberste Grenze gewesen, hier reicht einmal im Monat völlig aus. In ähnlichem Sinne haben wir so alle Arbeiten, die im Haushalt anfallen, entrümpelt und neu organisiert. Auch gibt es kein System der festen Tage mehr, an dem ich beispielsweise montags schon sagen kann, diese Woche Freitag werden die Fenster geputzt. Das wird ab sofort alles ungefähr in den neuen, gedehnten Zeitabständen gemacht, sofern kein vorzeitiger Bedarf entsteht. Aber wenn fürs Fensterputzen beispielsweise der Monat genau an einem Mittwoch abgelaufen ist, dann heißt das nicht, dass die Fenster dann auch unbedingt an diesem Mittwoch geputzt werden müssen. Das wird dann nur innerhalb dieses Zeitbereichs gemacht, es kann also auch Dienstag, Donnerstag oder Freitag gemacht werden, nur ungefähr in dem Zeitrahmen sollte es dann bleiben, es sei denn, man stellt fest, dass ausnahmsweise auch in dem üblichen Zeitrahmen keine Verunreinigung entstanden ist, dann kann man das natürlich auch ausdehnen. In Sachen Wäsche waschen hat sich ja ohnehin sicher bei den meisten Leuten schon seit 40 Jahren die reine Bedarfsregelung eingebürgert, das ist bei uns natürlich nicht anders. Wäsche wird bei uns immer dann gewaschen, wenn sich soviel dreckige Wäsche angesammelt hat, dass man damit 3 Ladungen für die Waschmaschine voll kriegt. So wird dann hintereinander die Waschmaschine 3 mal befüllt und waschen gelassen. Früher, als ich alleine war, habe ich die immer angeworfen, wenn eine Ladung zusammengekommen war. Aber zu zweit fällt ja auch mehr an und da ist dieses System mehrfach sinnvoller, weil man ja ohnehin nach Weiß- , Schon- und Buntwäsche trennen muss und wenn die Maschine einmal warm ist, dann benötigt die auch für die Ladung 2 und 3 weniger Heizenergie, um sich wieder aufzuheizen. Diese daraus resultierenden Arbeitseinsparungen sind bei einem kompletten Haus viel wichtiger und sinnvoller, als früher in der kleineren Wohnung. In der Wohnung hat man solche Arbeiten mal schnell mit Links nebenbei erledigt, aber hier im gesamten Haus wird das schon schnell zu einer tagesfüllenden Beschäftigung und das Einsparen unnötiger Arbeit lohnt sich gleich doppelt.
Am Freitag kam wieder ein Aufgebot teurer Limousinen und einiger Firmenautos, die hier am Fabrikgelände anhielten, das Schiebetor öffneten und danach für einige Stunden auf dem Gelände verschwanden. Es waren die gleichen Fahrzeuge, die neulich auch schon mal dort waren, als wir noch mitten in unseren Entsorgungsbemühungen waren, nur diesmal waren zusätzlich andere Firmenfahrzeuge dabei. Irgendwas scheint sich dort also zu tun. Der Rentner hier aus der Siedlung meinte gestern zu mir, er habe beim Einkauf im Supermarkt gehört, dass vielleicht ein kleiner Betrieb, der große Regenwassertanks aus Kunststoff herstellt, hier einen Teil der Fabrik preiswert mieten oder kaufen möchte, um dorthin seine Produktion zu verlagern. Derzeit würde der in Böblingen produzieren, das liegt ja fast neben Stuttgart, dort hätte der aber nur eine winzige Fabrikationsstätte, die wegen dichter Umfeldbebauung nicht erweitert werden könne. Da der Inhaber ursprünglich hier aus der Gegend stammen würde, und weil die Fabrik oder Teile davon sicherlich günstig zu haben sind, wäre das für den eine ideale Sache und der etwas umständliche Transportweg in diese Abgeschiedenheit spielt für ihn wohl keine so große Rolle. Die Bahnstrecke werden die für den ja heute sicher nicht wieder in Betrieb nehmen. Es ist aber alles mehr noch im Stadium eines Gerüchts. Diese Leute, die hier aber nun schon wieder mit Plänen herumlaufen, könnten durchaus ein Indiz dafür sein, dass an dieser Sache etwas dran ist. Wenn jemand hier in Teilbereichen etwas neu aufziehen möchte, dann werden dazu sicherlich auch größere Umbauarbeiten notwendig sein und ich könnte mir vorstellen, dass derjenige dann dafür eine Halle auswählt, die noch eher jüngeren Datums ist oder die wenigstens noch gut erhalten ist. Nun sind gerade hier hinter unserer Grundstücksgrenze die meisten Gebäude recht gut erhalten, selbst auch die große alte Haupthalle ist sehr gut erhalten, ebenso etliche kleinere Hallen im Umfeld, die teils vielleicht erst vor 50 und 40 Jahren errichtet wurden. Weiter hinten im Gelände, am westlichen und südwestlichen Ende des Grundstücks, dort stehen viele sehr desolate Hallen, deren Betriebsteile noch länger stillgelegt sind, als der Rest und die dann teils einsturzgefährdet sind, weil man sie einfach so belassen hat, wie man sie verlassen hat. Bei anderen Hallen in diesem Bereich hat man irgendwann mal mit dem Abbruch begonnen, den aber nicht mehr weitergeführt, wohl weil dann der Denkmalschutz über die Gesamtanlage verfügt wurde. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ein neuer Nutzer sich gerade diese verfallenen Gebäude wieder herrichten wird, der wird dann sicher mehr in unserer Nähe seinen Betrieb aufbauen. So hoffen wir natürlich, dass das keine Sache wird, die hier zuviel Hektik und Unruhe hin bringt, denn wir haben uns schon so schön an die totale Ruhe gewöhnt, das ist einfach herrlich und eigentlich unbezahlbar.
Weihnachten naht nicht mehr, es ist da! Was das für jeden einzelnen bedeuten mag oder auch nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Manchmal würde man sich wünschen, dass Weihnachten nüchterner und weniger emotionsbeladener angegangen wird, denn dann wären mit Sicherheit nachher auch weniger Menschen von zu großen Erwartungen enttäuscht und es gäbe weniger Weihnachtsstress. Das sagt sich aber alles so einfach, manchmal kann man sich gewissen Stimmungslagen einfach nicht entziehen, so sehr man es auch will. Ich denke, es erübrigt sich, Ihnen zu erklären, dass wir, Kayla und ich, uns gegenseitig nicht mit Geschenken überhäufen werden. Ein kleine Anerkennung ist klar, aber alles andere wird dann gekauft, wenn man es haben möchte, sofern die „monetären" Grundvoraussetzungen dafür gegeben sind. Wozu soll man auch nur für eine einzige Anschaffung ausgerechnet bis Weihnachten warten oder sie respektive auf Weihnachten vorziehen, wenn man sie sonst vielleicht erst im nächsten März gekauft hätte? Das ist doch völliger Unfug und macht keinen Sinn. Einen Weihnachtsbaum errichten wir dieses Jahr auch nicht, das macht nur unnötigen Dreck in der Wohnung, wenn man ihn in einigen Wochen wieder abbauen muss. Ich habe noch einen winzigen Kunststoffbaum mit fest eingebauter Lichterkette. Den packen wir wieder aus, bei dem klappt man die Äste runter und dann sieht das Ding wirklich recht echt aus. Natürlich fehlt der Tannenduft, aber den gibt's hier ja draußen überall gratis und in größeren Mengen. Aufbauzeit 5 Minuten, spätere Abbauzeit ebenso, fertig!
So weit so gut. Kayla und ich wünschen Ihnen nochmals frohe Feiertage und falls es mir nicht mehr gelingt, Ihnen zuvor zu schreiben, auch schon mal vorsorglich einen guten Rutsch in das neue Jahr; Ihr Egbert Lappenkeuler
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