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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Wer die Wahl hat, hat die Qual!” und “Hausentscheidung” aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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PDF - Datei ”Wer die Wahl hat, hat die Qual!” (169 KB) zum Download hier klicken
PDF - Datei ”Hausentscheidung” (312 KB) zum Download hier klicken.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Wer die Wahl hat, hat die Qual!" vom 24.09.2006
Umzugsbereite Grüße!
Völlig per Zufall ergab sich jetzt etwas, woran ich schon nicht mehr glaubte. Nachdem unser Toaster seinen Geist aufgegeben hatte, war ich in einem Billig-Elektromarkt, um einen neuen zu besorgen, da wir den häufig brauchen. Die hatten sicherlich 15 verschiedene Modelle zur Auswahl und den zweitbilligsten habe ich dann gleich für 18 Euro gekauft. Das ist natürlich nicht die Sache, die hier besondere Erwähnung verdient. Wo ich nun einmal in diesem Laden war, lag es nahe, auch mal einen flüchtigen Blick auf die Digitalkameras zu werfen. Es wurden gerade einfachere Digitalkameras billig abverkauft. Sagen Sie es selbst, für 39 Euro eine Digitalkamera einschließlich 250 MB Speicherkarte, da kann man doch nichts gegen sagen, oder? Allerdings wird man schon skeptisch, ob das etwas taugt. Die Kamera, die mit dem ungewöhnlichen Wert von 2,8 Megapixeln aufwartet, ist von einer unbekannten Marke Kingston aus Taiwan, habe ich zuvor noch nie gehört. Der Verkäufer meinte, ich könne sie problemlos umtauschen, falls sie nicht funktioniert. Gewiss sind 2,8 Megapixel heute nicht mehr der letzte Schrei, aber der Verkäufer meinte, um gute Normalfotos zu machen, reiche das schon aus, solange man diese nicht erheblich vergrößern möchte. Ich habe nicht lange überlegt und zugegriffen. Optisch wirkt die Kamera eigentlich sogar recht gut verarbeitet, natürlich ist das Gehäuse vorwiegend aus Plastik, aber das stört mich nicht. Zusätzlich zu der 256 MB - Speicherkarte ist auch noch ein Ladegerät für den fest eingebauten Akku, ein USB - Überspielkabel und eine CD mit einem Programm dabei, welches das Überspielen von der Kamera auf den PC erst ermöglicht. Ein geradezu winziges Bedienheftchen zeigt, dass der Hersteller sich mit der Bedienungsanleitung keine Mühe gemacht hat, da muss man das meiste selbst erkunden. Es gibt allerdings nicht viel zu erkunden, weil es nicht viele Einstellmöglichkeiten gibt. Das meiste funktioniert generell automatisch, diese Automatik ist nicht abschaltbar und es gibt auch keine Möglichkeiten, Dinge wie Helligkeit, Entfernung oder sonst was von Hand einzustellen. Nur ein Zoomknopf mit 3 Stufen ermöglicht neben der Normaleinstellung noch 2 Zoom-Stufen, wovon aber nur die zweite eine wirklich nennenswerte Wirkung hat, die erste vergrößert die Abbildung bestenfalls um 10 %. Das zweite Knöpfchen dient zum Zuschalten des Blitzes, ob der mitblitzt oder nicht. Wenn man ihn zuschaltet, wird immer geblitzt, schaltet man ihn ab, nie. Dieser eingebaute Blitz taugt wenig, er vermag nur in sehr kleinen Räumen genügend Helligkeit zu erzeugen. Aber alles Elementare funktioniert tatsächlich einwandfrei. Ich habe inzwischen bereits 150 Fotos gemacht, die übrigens alle auf diese eine Speicherkarte passen, und abgesehen von vielleicht 10 % Ausschuss, sind die Fotos nach meiner Meinung recht gut geworden, vor allem wenn man bedenkt, wie billig die Kamera war. Das Überspielprogramm für den PC beinhaltet auch noch eine Funktion, die die Fotos auf den speziell gewünschten Verwendungszweck automatisch zurichtet. Wenn man ursprünglich beim Originalfoto mit relativ hoher Bildschärfe und bildschirmfüllender Größe eine opulente JPG - Bilddatei mit 450 KB hatte und klickt dann in dem Programm auf „Verwenden als...." und dort dann auf „Internetfoto", dann geht es Ratzfatz und aus der 450 KB großen Bilddatei wird dann eine nur noch 50 KB kleine Bilddatei oder beim Klicken auf „Vorschaubild" ist sie sogar nur um die 15 KB groß. Diese ist natürlich nicht mehr bildschrimfüllend und auch unschärfer. Man muss bei dieser Funktion leider höllisch aufpassen, dass man nicht diese kleine Bilddatei unter dem Originalnamen speichert, weil sonst die schönere und bessere Originaldatei weg ist und durch diese winzige ersetzt wird. 2 kleine Nachteile sind, dass es an der Kamera nirgendwo eine Anzeige gibt, die einen darüber Informiert, wie viel Platz noch auf der Speicherkarte frei ist und wie der Ladezustand des fest eingebauten Akkus ist. Neigt sich der Stromvorrat im Akku dem Ende, geht die Kamera ohne jede Vorwarnung aus. Alles in Allem, gemessen am Preis, aber bislang ein guter Kauf. Da wir uns nun etliche Immobilienangebote angesehen haben, habe ich dort selbstverständlich fotografiert und Ihnen davon einige wenige dieser Bildchen im kleinen Vorschauformat an diese Email angeheftet.
Nun aber zu den beiden zentralen Themen! Die letzte Woche angedeutete vertragliche Beurkundung, so heißt das im amtsdeutsch, bezüglich der Aufgabe der Wohnung gegen die Entschädigungs- und Abstandszahlung, wurde bereits am Mittwoch bei einem Notariat hier aus der Umgebung von allen Beteiligten unterzeichnet. Von den Schweizer Wohnungsmanagern war ein Herr Dr. Alfred Örtli gekommen. Jetzt ist es also für uns definitiv, dass wir allerspätestens am 30. November, was übrigens ein Donnerstag ist, hier raus müssen. Das heißt, am Freitag, den 1. Dezember dürfen wir hier schon nicht mehr drin sein und müssen die Schlüssel bereits übergeben haben. Ebenfalls vertraglich noch einmal ausdrücklich auf Wunsch der Schweizer festgelegt wurde, dass wir für die Beschaffung der Ersatzwohnung, in welcher Form auch immer, völlig selbst verantwortlich sind und dass wir keinerlei Ansprüche an die Schweizer Wohnungsmanager haben, falls das nicht termingerecht klappen sollte. Das war für die sehr wichtig, es klingt für uns zunächst dramatisch, aber ich kann es verstehen, weil die Schweizer bereits im Januar 2007 mit dem völligen Umbau des Hauses beginnen wollen. Die ganzen schönen schrägen Wände, die vor wenigen Jahren der Vor-Vorbesitzer des Hauses, dieser bekannte Architekt, hier hat einbauen lassen, fliegen dann wieder raus. Sämtliche Raumaufteilungen werden neu gestaltet und die haben sogar schon künftige Mietinteressenten, zumindest für das komplette Erdgeschoss und die erste Etage. Das werden alles Praxis- und Kanzleiräume. Vom Hauszuschnitt her ist das dafür sehr gut geeignet, weil es ein sehr breites und tief nach hinten gehendes Haus ist, wodurch sehr großzügige Praxisräume entstehen können. Wir haben am Mittwoch gleich 80 % des ausgehandelten Betrages per Bankanweisung erhalten. Der Bankangestellte unserer Hausbank schaute mich schon fragend und sogar verzweifelt an, weil der solche Beträge bei mir nicht gewohnt ist. Der glaubte an eine Fehlbuchung und meinte mindestens 2 mal zu mir, dass er da noch mal was nachprüfen müsse und telefonierte seinen Chef herbei. Um so verwunderter waren dann beide, als sich alles als korrekt rausstellte. Natürlich habe ich das Geld nicht abgeholt, um es vielleicht zu Hause irgendwo hinzulegen, das wäre ja viel zu gefährlich. Ich habe es mit auf das Tagesgeldkonto deponiert, wo auch die Bestandteile des Briefmarkengeldes ruhen. Der Bankfritze wollte mir zwar gleich irgendwelche Fonds-Anlagen aufschwatzen, dort würde man mit dem Geld mehr Rendite erzielen, aber ich habe ihm erklärt, dass wir von einer noch ungewissen Summe des Geldes einen kleinen Altbau erwerben wollen, wonach das Geld dann sicher größtenteils wieder futsch sei. Er bedauerte das einerseits, fand die Idee aber großartig, weil er meinte, eine Immobilie sei auf lange Sicht immer noch der sicherste Schutz vor einem Verfall des Geldes und auch eine gute Altersvorsorge. Mit diesem endgültigen Schritt sitzt uns natürlich jetzt hammerhart die Zeit im Nacken. Wir sind nun sozusagen zum Erfolg verdammt. Schlimmstenfalls, falls wir in der kurzen Zeit kein Haus zum Kaufen finden, welches uns zusagt, müssten wir vorübergehend eine Zwischen-Mietwohnung nehmen, was ich aber unbedingt vermeiden möchte. Kayla ist seit dieser Sache total aufgekratzt und freut sich wie ein kleines Kind über die Bewegung, die diese Neuerung mit sich bringt. Sie überstülpt mich täglich mit Vorschlägen, wie unser neues Haus aussehen soll und was wir dort alles machen müssten. Das kann man natürlich erst wirklich sagen, wenn man es hat. In jedem Fall beflügelt es die Phantasie und die Kreativität in einem nicht gekannten Ausmaß. Der Wechsel einer Mietwohnung bewirkt dagegen nicht viel, was ja auch klar ist, denn dort kann man ja nicht machen was man will, eben weil es kein Eigentum ist. Ich denke, wir bleiben aber beide trotzdem Realisten, die wissen, dass man für diesen Betrag nur einen Altbau erhält, an dem auch noch viel grundlegende Arbeit zu machen sein wird, die noch weit vor den Sachen liegt, die man unter Kreativität verbucht, da machen wir uns gar nichts vor. Aber wir machen diese Arbeit dann gerne, weil wir wissen, dass wir sie für uns machen und nicht für irgendwelche Fremde.
So wurden noch am gleichen Tag 4 Immobilienmakler kontaktiert, dass sie uns ihr gesamtes Angebot an Häusern in einem gewissen Niedrig-Preissegment mal zukommen lassen. Angedacht war eigentlich, dass die ihre Prospekte oder Listen mal per Post zuschicken sollten, aber gleich der erste kam persönlich vorbei und stand bereits 20 Minuten nach meinem Anruf hier auf der Matte. Mit leuchtenden Augen berichtete er, dass er so viele tolle Altbauten an der Hand hätte, da müsse ganz einfach auch das passende für uns dabei sein. Als wir dann zu dem genauen Preisbereich kamen, ließ seine Euphorie schon etwas nach, aber er meinte, auch da hätte er einiges. Fast schon mit traurigem Gesicht verkündete er dann, dass leider die meisten Altbauten in dieser Preisklasse doch relativ weit von Stuttgart entfernt lägen. Als ich ihm dann sagte, dass uns das schon klar sei und wir da beispielsweise schon an diese Gegend von Walzbachtal oder so gedacht hätten, hellte sich seine Stimmung gleich wieder auf. Er offerierte, dass er im Bereich Walzbachtal derzeit 12 sehr günstige Anwesen zum Verkauf hätte. Sein billigstes Angebot war ein altes Bauernhäuschen für sage und schreibe nur 41.000 Euro, sogar mit 2 Scheunen dabei, gelegen in Walzbachtal - Jöhlingen - Sallenhof. Also der eigentliche Ort heißt Jöhlingen, Sallenhof ist wohl ein Ortsviertel davon und Walzbachtal nennt sich die Gegend aber auch die sogenannte Verbandsgemeinde. An Grundstück sind 700 m² dabei. Die Wohnfläche soll 52 m² sein, was gewiss nicht viel ist. Man könnte natürlich die Scheunen ausbauen. Er wies auch ausdrücklich darauf hin, dass das Haus seit 1994 unbewohnt sei und sich daher gewisse Mängel eingestellt hätten.
Des weiteren bot er auch noch etliche andere Häuser an, die im Preissegment alle zwischen besagten 41.000 Euro und maximal 92.000 Euro lagen. Letzteres ist schon die Obergrenze, an die wir nur äußerst ungern dran gehen, denn man muss aufpassen, da ja nach dem Kauf auch noch gewisse Summen für Renovierungs- und Umbauarbeiten übrig bleiben müssen, auch wenn man das alles selbst macht.
Wir sind dann 2 Tage später in diese Gegend gefahren und haben uns alle infrage kommenden angebotenen Häuser angesehen und auch selbst dort Fotos mittels der neuen Kamera gemacht. Ich habe Ihnen im Anhang, wie oben angedeutet, einige Fotos hier angefügt.
Das zuvor beschriebene Häuschen ist das Foto mit der Bezeichnung Haus 4. Als wir draußen vor dem Häuschen standen, waren wir schon etwas schockiert, vor allem vom maroden Zustand der beiden Scheunen. Die eine Scheune, die man auf dem kleinen Foto rechts neben dem Haus sieht, hat sogar einen Bruch in einem dicken Holzpfeiler, wodurch sich das Gebäude etwas neigt. Das Wohnhäuslein selbst, in der Mitte auf dem Bild, ist da schon in einem besseren Zustand, allerdings ist auch dort extrem viel Arbeit zu tun. Haus 4 mit 2 Scheunen
Das Dach ist gut und scheint auch dicht zu sein, das ist immer ein ganz wichtiger Punkt. Allerdings ist der Raumzuschnitt in dem Haus idiotisch. Also ich verstehe nicht, wer sich so etwas ausgedacht hat. Derjenige, der das früher mal entworfen hat, muss betrunken gewesen sein. Das vorliegende Foto zeigt übrigens die Rückseite, der Eingang an der Vorderseite endet in einem winzigen Flur, der so klein ist, dass man sogleich gegen die Tür der Wohnzimmers rennt, wenn man ins Haus eintritt. Man muss durchs Wohnzimmer, um in die Küche zu gelangen. Ursprünglich grenzte an die Küche das Schlafzimmer. Da haben die Vorbesitzer aber schon vor vielleicht 40 Jahren eine Zwischenwand entfernt, so dass die Küche überhaupt erst halbwegs brauchbare Abmessungen bekam und das Schlafzimmer ins Dachgeschoss verlegt, welches aber nur recht beschwerlich über eine sehr schmale Treppe zu erreichen ist. Vorteilhaft bei diesem Haus war, dass es relativ abgelegen lag. Hinter dem Haus folgt nur noch ein Feldweg, der so weit das Auge reicht in Felder und eine leichte Senke führt. Trotz allem, die Lage und der Preis sind günstig, aber mir gefällt das Haus ehrlich gesagt nicht so richtig. Kayla empfand es nicht ganz so negativ. Sogleich ging die Fahrt weiter in den Hauptort Jöhlingen rein, dann dort vielleicht 4 km weiter über eine kleine Seitenstraße, an der immer wieder alte verrostete Schilder mit der Aufschrift „Vorsicht Werksverkehr" folgten. Es ging ein Stück vorbei an einer halb zugewachsenen Bahnlinie und einem stillgelegten Bahnhof, der seinerseits ebenfalls schon teils von Pflanzen zugewuchert war. Das wäre doch ein idyllisches Plätzchen, sagte ich später zu Kayla und dem Makler, worauf der aber nur abwinkte und meinte, man solle grundsätzlich niemals Immobilien vom Bund oder vom Land kaufen, das wäre alles Schrott und meist mit viel Ärger verbunden. Kurz hinter dem Bahnhof zweigt die schmale Straße nach rechts und von dort konnte man schon von weitem einen hohen alten Fabrikschornstein gen Himmel ragen sehen. Davor eine kleine Siedlung mit ein paar Häusern und ein kleiner Hain, dort hielten wir aber auch nicht, sondern fuhren bis fest neben die Einfahrt der Fabrik, die aber sichtlich geschlossen war und auch schon teils etwas verfallen wirkt. Gleich vorne neben der Zufahrt zu der Fabrik steht ein im Vergleich zum vorherigen Häuslein recht modern wirkendes Haus. Das sehen Sie auf dem Foto haus1. Das war das Ziel. Haus 1 neben einer alten Fabrik
Der Makler erklärte, dass das Haus erst 1959 errichtet worden sei, so wirkte es auch, also nicht wirklich alt. Trotz der Fabrik war hier viel Grün, fast schon wie Wohnen am Waldrand, obwohl Wald etwas übertrieben ist, aber viele Bäume und wirklich ein idyllischer Platz, wenn gleich beim ersten Blick die großen Fabrikbauten das Haus zu erdrücken scheinen. Wie ich erfuhr, ist die Fabrik schon seit 1987 stillgelegt und früher wären dort imprägnierte Zeltplanen und solches Zeug u.a. für die Bundeswehr hergestellt worden. Später habe es jahrelang Streit gegeben, ob die Fabrik museal erhalten werden soll oder nicht, allerdings ohne das nötige Kleingeld nützt der schönste Streit nichts. Der Makler meinte, in der Fabrik stünden noch alle Maschinen, die könnten sofort wieder loslegen, sofern sie nicht festgerostet sind. Zurück zu dem Wohnhaus. Das Wohnhaus hätte früher sogar zur Fabrik gehört, darin hätten leitende Angestellte gewohnt. Wegen der eigenwilligen Lage und weil schon etliche Renovierungsmaßnahmen nötig sind, die sich nach meiner Meinung aber im Rahmen des gut selbst machbaren halten, ist der Kaufpreis mit rund 79.000 Euro gemessen am Zustand durchaus als sehr billig zu bezeichnen. Dazu zählen auch noch 1.200 m² Grundstück die sich hinter und seitlich neben dem Haus befinden. Darauf steht auch noch eine größere alte Garage, in die locker 5 Autos passen würden, das ist ein umgenutzter Nebenbau der Fabrik, eine alte ehemalige Werkstatt oder so etwas, schätze ich jedenfalls, weil der Baustil davon zu dem Fabrikgebäude passt und auch deutlich älter ist, als das Haus, schätzungsweise von 1920 oder so um den Dreh herum. Der Makler sagte, dass auf dem Gelände, wo sich das Haus befindet, vor dem 2 Weltkrieg die Fabrik noch weiter ging, die dortigen Anlagen wären aber im Krieg teils eingebombt worden und später sei dieser Grundstücksteil eben für das Haus und den seitlichen kleinen Waldhain verwendet worden. In dem Haus ist Platz satt, trotz des geringen Preises. Es bietet rund 120 m² Wohnfläche! Dieses Anwesen gefiel mir auf Anhieb sehr gut und die Fabrik im Hintergrund stört mich dabei überhaupt nicht, zumal sie ja nicht mehr in Betrieb ist. Ruhestörungen und Verkehrsbelästigungen sind davon nicht zu erwarten. Überhaupt wird diese Nebenstraße eigentlich überhaupt nicht mehr befahren, da sie nur noch an dem Haus vorbei auf das Gelände der Fabrik führt und danach nicht mehr weiter geht. Das heißt, eigentlich ist schon rund 200 m hinter dem Haus Sense, da dort ein großes geschlossenes Fabrik - Schiebetor und eine hohe Mauer die Straße zur Sackgasse machen. Die besagte Mauer trennt dann weiter hinten auch das Hausgrundstück von dem Fabrikgelände ab. Kayla war sich etwas uneins. Das Haus fand sie sehr schön, die Gegend auch, aber sie befürchtet, dass in absehbarer Zeit entweder die Fabrik niedergerissen wird, was dann bei der Größenordnung des Gebäudekomplexes sicher über einige Jahre zu extremer Lärm- und Staubbelastung vom Abriss und von vorbeifahrenden Bauschutt - LKW führt oder im anderen Fall, dass die Fabrik wieder für etwas umgenutzt wird und dann dort plötzlich viel Verkehr vorbei käme. Vom Haus sind wir aber sehr begeistert. Der Makler meinte, eine Umnutzung sei eher unwahrscheinlich, da die Fabrik nach heutigen Gesichtspunkten viel zu abgelegen und zu verkehrsungünstig liege. Damals war diese Bahnstrecke ja noch in Betrieb und daran war die Fabrik angeschlossen und wie früher üblich, wären die Rohmaterialien und die Produkte fast alle per Bahn verfrachtet worden.
In den darauf folgenden Tagen hatten wir weitere Besichtigungs - Termine mit unterschiedlichen Maklern sowie einem Immobilien- Fachmann der Raiffeisenbank. Insgesamt haben wir uns bei dieser Gelegenheit sage und schreibe 14 verschiedene Häuser angesehen und das in nur 2 Tagen. Ein wahrer Besichtigungsmarathon! Sie sehen, wir machen jetzt Dampf dahinter, um wirklich zügig zu einem Ergebnis zu kommen. Ich erspare mir nun, Ihnen alle 14 folgenden Objekte zu erläutern, ich nenne Ihnen nur noch die beiden, die davon übrig blieben. Die meisten der 14 Häuser waren alte Bauernkaten, ungefähr im Stile von dem zuerst genannten Häuslein auf dem Foto „haus4", teils in etwas besserem, teils in ähnlichem Zustand, alle im Preisbereich zwischen 55.000 und 89.000 Euro. Unser Desinteresse an derartigem liegt auch daran, dass ich mir kein Haus an den Hals hängen will, bei dem die Fachwerkverbünde mit primitivem Lehm ausgekleidet sind, so was hasse ich. Vernünftige Steinmaterialien sollten schon an dem Haus verbaut sein, wobei es mir dann egal ist, ob es Ziegelsteine, Beton, Porenbetonsteine, Kalksandsteine, Formsteine, Hohlblocksteine, Bimssteine oder Natursteine in irgend einer Form sind, nur mit Lehmbauten will ich nichts zu tun haben. Das sind Ungezieferzuchtanstalten, mehr nicht! Bei diesen Häusern war die Lage oft sehr unschön, mitten eingezwängt zwischen anderen alten Häusern an einer Hauptdurchgangsstraße u.s.w. So will ich diese auch gar nicht weiter erwähnen. Es verblieben also ganze 2, die eventuell noch in Frage kämen. Da wäre einmal das Haus auf dem beigelieferten Foto „haus3". Der offensichtliche Nachteil von ihm ist, dass es eingezwängt zwischen anderen Häusern ist, denn es handelt sich dabei um das graublau verkleidete Haus in der Mitte auf dem Foto „haus3". Haus 3, das blaugraue Haus in der Mitte
Es liegt in Wössingen, an einer Neben-Ausfallstraße zu einem anderen Ort. Trotzdem ist der Verkehr dort eher mäßig, jedenfalls um 11 Uhr morgens war da nicht viel los. Die eingezwängte Lage gefällt uns nicht so toll, aber man muss auch die Qualitäten sehen. Das Haus ist innen, laut dem Mann von der Raiffeisenbank, vor rund 10 Jahren völlig entkernt und renoviert worden. Man muss es so sagen, wir waren begeistert. Wir hatten den Eindruck, als wäre dies erst voriges Jahr geschehen, weil alles so modern, hochwertig und neu wirkte. Obwohl es auch schon seit rund 2 Jahren unbewohnt sein soll, war innen alles piksauber wie geleckt und der Raiffeisenfritze meinte, dass der Noch-Eigentümer immer dafür sorgt, dass jede zweite Woche eine Putzfrau alles sauber macht, um es bis zum geglückten Verkauf in einem appetitlichen Zustand zu erhalten. Innen ist das Haus wirklich eine absolute Perle, das kann man nicht anders ausdrücken. Auch alles stabile Steinwände und dann müssten Sie mal die beiden Bäder, den Flur u.s.w. sehen, alles ganz toll und modern. Modern und modern ist zweierlei, denn oft ist modern auch kitschig, aber hier ist die Sorte von modern gemeint, die für gute, unverschlissene und gediegene Qualität steht. Dann eine neuwertige Gas-Zentralheizung, die allerdings ihr Gas aus einem großen weißen Gastank bezieht, der im langen, schmalen Garten ungefähr 30 m hinter dem Haus steht. Dieser Garten hat über einen Weg, der von hinten ans Grundstück führt, eine eigene Zufahrt, wo dann auch der Gaswagen kommt, wenn der Tank mal leer ist. Zum Preis von 91.000 Euro wäre dieses nahezu frisch renovierte und innen neuwertige Haus zu haben. An Wohnfläche weist es 95 m² auf, was uns beiden eigentlich mehr als ausreichen würde. Man könnte aber im Dachboden noch einiges ausbauen, wenn man auf mehr Wohnfläche Wert legen würde. Also nach unserem Geschmack bräuchte man in diesem Haus außer Einzuziehen gar nichts mehr zu machen. Selbst die Tapeten könnte man lassen, weil es sind in fast allen Räumen dezente weiße oder leicht getönte Strukturtapeten, solch eine Sorte, die aussieht wie eine Art gepolsterte Raufasertapete, wo so winzige Rauten als Erhebungen drin sind, sehr schön. Sogar fast alle Kellerräume sind am Boden und den Wänden gefliest, mit sehr schönen geschmackvollen Fliesen. Nur, wie gesagt, der Nachteil mit der eingezwängten Lage, ist eine Geschichte, die wir eigentlich vermeiden wollten. Wissen Sie, wir sagen uns, wenn man diesen entscheidenden Schritt tut, dann sollte es auch so sein, dass man möglichst wenig Punkte zum Anecken mit der Nachbarschaft findet, dass man so weit wie möglich auseinander, separat wohnt. Das ist hier natürlich nicht gegeben. Schon bei der Besichtigung kam der Nachbar aus dem hinteren weißen Haus nebenan in seinen Garten und musterte uns sehr kritisch. Als er dann noch in Kayla die Asiatin entdeckte, huschte er sofort sichtlich eilig zu seiner Frau rüber, die das Geschehen halb versteckt aus sicherer Distanz von einer Hinterhoftür beobachtete, um ihr seine sensationelle Beobachtung mitzuteilen. Die haben bestimmt so etwas gesagt wie: Das fehlt uns noch, jetzt kriegen wir auch noch asiatische Fremdlinge hierher; obwohl Kayla vom Gesicht her ja nicht so extrem asiatisch aussieht, aber natürlich sieht man es. Mit dem Gefühl „Ende offen" verließen wir den Ort.
Dann nur wenige Kilometer von dort entfernt, in der Nähe von einem kleinen, versteckten Dorf mit dem eigenwilligen Namen Johannestalerhof fanden wir das Haus, welches nach meiner Meinung eindeutig in der Bewertung unter die ersten beiden Plätze gehört! Es ist das Haus auf dem Foto „haus2". Dieses Dorf ist wohl früher mal um ein Gehöft entstanden, wie der Name schon vermuten lässt. Speziell dieses Haus hier liegt weit außerhalb des eigentlichen Dorfes in einem Seitental, wo an einer lang gezogenen und etwas gewundenen Straße abgesetzt nochmals 3 einzelne Häuser folgen, darunter dieses hier als allerletztes. Die Lage ist einfach herrlich. Haus 2, totale Einzellage und schöner Baustil
Das Grundstück, immerhin 2.900 m² groß, ist ebenfalls herrlich, wenn man mal von der völligen Verbuschung, die man zuerst entfernen muss und einigen fragwürdigen Einrichtungen darauf absieht. Das Haus vom Baujahr 1924, stabil wie es sich gehört, alles aus Stein, eine Art gelbliche Klinkerziegel, habe ich so noch nicht oft gesehen. Dann eine schöne breite Einfahrt, die Sie auf dem Foto auch sehen können, hinter der links noch ein Schuppengebäude folgt, auch massiv aus solchen Klinkersteinen gemauert. Der besagte Schuppen eignet sich hervorragend zum Umbau in eine Garage. Von außen her stimmt dort einfach alles, auch Kayla war sichtlich begeistert. Allerdings, und jetzt kommt's, was außen so freudig begann, setzt sich innen leider überhaupt nicht fort. Da das Haus schon seit über 10 Jahren unbewohnt ist, sieht es innen auch entsprechend aus. Dort ist keine Putzfrau hingekommen. Innen ist wirklich sehr viel Arbeit. Zum Glück ist das Dach vollkommen in Ordnung, auch die Fußböden und Zwischendecken sind gut. Aber die Tapeten lösen sich stellenweise schon von selbst, zentimeterdicker Staub und Dreck innen überall, Spinnweben, muffige Luft, ein riesiger Dachboden und im Gegensatz zum Rest des Hauses ist der vollkommen leer, während im ganzen Haus sonst alles mögliche an Zeugs herum steht. Das beginnt bei alten vergammelten Möbeln, an denen inzwischen teils schon das Furnier abplatzt und setzt sich im Keller fort, wo fragwürdige Maschinen herumstehen, die ich nicht kenne. Ich wüsste gar nicht, wie man die dort rausbringen soll. Es sind riesige Bottiche mit Elektromotoren und zig Rohren und Absperrhähnen dran. Im Keller des Hauses sieht es eher aus, wie in einer alten Fabrik, anstatt wie in einem Haus und die besagten Bottiche sind nach meiner Einschätzung so breit, dass sie gar nicht durch die Türen passen würden. Aber irgendwie müssen die ja auch mal dort rein gekommen sein. Der Immobilienfritze wusste auch nicht, was das mal war. Natürlich ist ein Immobilienmakler immer aufs Verkaufen aus, das ist klar, so verniedlichte er das Problem mit den Worten: „Da haben sie noch Glück, das ist ja alles größtenteils aus dickem Eisen und die Schrottpreise sind derzeit so hoch, wie nie zuvor, diese Sachen wird ihnen jeder Schrotthändler mit Kusshand abnehmen und hier rausschleppen, da bekommen sie noch ein paar 1000 Euro dafür." Kann sein oder auch nicht, sagte ich zu Kayla. Kayla wusste auch nicht so recht, was sie davon halten sollte. Es gab sogar schon in allen Räumen vom Keller bis zum Dachboden und sogar in dem Schuppen Zentralheizung, aber sowohl die Heizkörper, als wie insbesondere der Öl-Heizkessel im Keller waren ururalt. Da wird sicher kein Schornsteinfeger mehr mitspielen, wenn man so etwas heute noch mal in Betrieb nehmen möchte. Hinter dem Haus gibt es auf einer Art betonierten Veranda 6 ausbetonierte Schächte, fragen Sie mich nicht, wozu die dienen, ich weiß es nicht. Der Makler wusste es auch nicht und weigerte sich, auf mein Ansinnen mal in einen solchen Schacht reinzugehen, strikt das mitzumachen. Dabei wäre es nicht wirklich beschwerlich gewesen, denn ich habe mal eine Abdeckplatte davon abgehoben und dort ging eine Eisentreppe etwa 2,5 m nach unten und man blickte dort auf eine Art seitlich wegführenden Kellergang, alles aus Beton. Geheimnisvoll, aber dunkel und wahrscheinlich unten auch dreckig und unappetitlich, Kayla hielt auch nicht viel von einer näheren Besichtigung dieser seltsamen Schächte und so ließen wir es halt. Das Haus verfügt übrigens über 140 m² Wohnfläche, was ja ein üppiger Wert ist. Was man auf dem Foto nicht erkennt, es setzt sich noch recht weit hinten im Hof fort, es geht sozusagen mehr in die Tiefe. Ich hatte auch den Eindruck, dass früher hinter dem Haus, auf dem zugehörigen Grundstück, wo jetzt alles zugewuchert ist, noch weitere Gebäude gestanden haben, weil man zwischen dem Gebüsch hier und da Mauerwerksreste entdecken konnte. Der Makler wusste davon aber nichts oder tat jedenfalls so. Vom ganzen Äußeren und der Lage her war dieses Haus wirklich genau so, wie man es sich nur wünschen konnte, aber das Innenleben ist ein Problemfall. Nicht weil es dort etwa verfallen wäre, das nicht, das ganze Mauerwerk ist sehr gut in Schuss, aber es gibt keinen Raum, von dem man sagen kann, dass man ihn binnen weniger Tage so herrichten kann, dass er vernünftig bewohnbar ist. Ich schätze, dass selbst die Herrichtung der besten Räume, die sich übrigens im ersten Stock befinden, mindestens einen Monat pro Raum, eher mehr, in Anspruch nimmt. Auch alle Fenster müssen raus und gegen neue ausgetauscht werden, nicht nur weil die alten Fenster noch einfaches Glas haben, sondern vor allem weil die Rahmen der Fenster irreparabel vergammelt sind. Der Makler erzählte, die früheren Eigentümer, ein älteres Ehepaar, wären 1994 kurz hintereinander gestorben, die Kinder von denen leben alle weit weg und haben an dem Haus kein Interesse, wollen es als Erbengemeinschaft verkaufen. In den ersten paar Jahren hätten die Kinder das Haus noch jeweils einige Male pro Jahr als Ferienhaus für sich genutzt, weil sie dann hier ihren Urlaub verbrachten, aber seit 1998 habe sich von denen keiner mehr blicken lassen. Vom Preis her ist es derzeit mit 75.000 Euro veranschlagt, der Makler sagte aber aus sich heraus schon, dass man es gewiss auch für 72.000 Euro haben könne. Ich schätze, die würden nicht lange überlegen und einschlagen, wenn man ihnen 65.000 Euro dafür böte.
Sie sehen, so stehen wir vor einer schwierigen Entscheidung. Ich denke, gesehen haben wir genug, eines von den verbleibenden 3 Häusern wird es wohl werden, denn wenn wir jetzt noch lange viel Zeit mit weiteren Besichtigungen verbraten, dann können wir unseren Zeitplan total knicken und schaffen das nicht mehr. Also bezogen auf die Fotos die ich hier angefügt habe, bleiben in der Wahl die Häuser auf den Bildern haus1 bis 3. Haus 4 kommt keinesfalls in Frage. Die Entscheidung wird schwer, soll aber in der nächsten Woche gefällt werden, wegen dem Zeitplan. Von der Lage her wäre das zuletzt genannte Haus 2 der eindeutige Favorit, vom inneren Zustand her liegt Haus 3 vorne, aber von der Gesamtqualität her ist Haus 1 unschlagbar, weil es insgesamt unter dem Strich am meisten Haus unter den besten Umständen bietet und auch weil es vom Baujahr her mit Abstand am jüngsten von allen ist. Bei ihm bleibt auch der Arbeitsaufwand leicht überschaubar. Es wird schwierig. Wenn ich persönlich gezwungen wäre, gleich jetzt eine Entscheidung binnen von Sekundenbruchteilen ohne lange Überlegung zu fällen, würde ich ad hoc Haus 1 nehmen, also das neben der großen alten Fabrik. Auf Platz 2 käme auch Haus 2. Es ergibt sich natürlich bei so etwas die Frage, wonach und wie gewichtet man die einzelnen Vorteile. Ist einem eine freie Lage beispielsweise mehr wert, als ein bereits perfekter Innenausbau, an dem man nichts mehr machen braucht oder zählt ein relativ junges Baujahr mehr als diese Punkte. Dann darf man natürlich bei allem auch die Kosten nie vergessen. Das Haus unter haus3, also das beidseitig angebaute, wäre zwar im Kauf mit 91.000 Euro das teuerste, aber nach dem Anschaffungspreis kämen dafür kaum noch weitere Folgekosten, weil an diesem Haus einfach gar nichts mehr geändert und renoviert werden muss. Beim zuletzt beschriebenen Haus 2, welches beim Kauf zwar den günstigsten Preis abgibt, käme man im Endeffekt mit all den Folgekosten für den hohen Aufwand bei der Innenrenovierung sicher am teuersten weg. Selbst wenn man fast alles was zu machen ist selbst machen würde, so kämen doch sicher weitere 40.000 Euro Finanzbedarf auf, die mal gerade für das Notwendigste aufgebracht werden müssten. Hingegen beim Haus 1, dem neben der Fabrik, wäre der Einkaufspreis mit 79.000 Euro auch noch recht günstig, die Renovierung, die für eine Herrichtung gemäß unseren Ansprüchen notwendig wäre, ließe sich gewiss mit knapp 15.000 Euro in die Tat umsetzen, gerechnet für das Gesamtgebäude. Vor allem wäre es dort schnell möglich, wenigstens 2 oder 3 Räume mit einem Zeitaufwand von wenigen Tagen so herzurichten, dass man dort dann schon einziehen könnte. Kayla sagt, dass sie Haus 3 aus ihrer Sicht schon so gut wie ausschließt, eben weil die bedrückende Nähe zur Nachbarschaft ihr missfällt, das könne der tolle Innenzustand dann auch nicht wettmachen. Sie schwärmt am meisten für Haus 2, eben wegen der einfach idealen Lage, grenzenlos viel Platz, im Prinzip keine direkten Nachbarn, total ruhig gelegen. Je mehr sie jedoch über das Haus 1 nachdenkt, um so mehr gelangt sie auch zu der Erkenntnis, das dieses mehr die für uns optimale Mischung bietet. Viel Grün, sehr viel frische Luft, so gut wie kein Straßenverkehr, endlose Ruhe u.s.w. Was dort bleibt, wäre natürlich die Frage, wie wahrscheinlich ist a) dass die Fabrik in absehbarer Zeit abgerissen wird oder b) dass sie irgendwie umgebaut oder zu was anderem genutzt wird, wodurch dann vielleicht mit der Ruhe schnell Schluss wäre. Nach meiner Einschätzung ist Fall b) eher unwahrscheinlich, eben wegen der für heutige Verhältnisse miesen Verkehrsanbindung.
Die Besichtigungen mit Makler und Raiffeisenangestellem waren vorbei und um nähere Feinheiten für die endgültige Entscheidung zusammenzutragen, sind wir am Folgetag gleich wieder in die Gegend gefahren und haben uns an jedem Objekt mindestens 2 Stunden in der Gegend herumgetrieben. Alles wurde noch mal genauestens inspiziert. Diese „Nachuntersuchungen" ergaben zwar keine direkte Veränderung der Platzierung, aber die Bewertungen wurden noch untermauert und klarer. Stritten sich vorher die Häuser auf den Fotos haus1 und haus2 noch um den Platz 1, so kristallisierte sich danach haus1 auch als das wahre Haus auf Platz 1 heraus. Nun sind wir ja recht neugierig, was im Bezug auf unseren Wohnsitz in spe ja auch sicher gerechtfertigt ist, weil man genau wissen will, was auf einen zukommt und in welcher Umgebung man künftig auf lange Sicht zurecht kommen muss. So entdeckten wir bei Haus 1 in der hinteren Mauer zum Fabrikgelände hin, eine alte, etwas von Gestrüpp zugewachsene Tür. Zu unserem Erstaunen war die nicht abgeschlossen. Man konnte dort mühelos von dem Hausgrundstück auf das Grundstück der Fabrik gehen. Sie ahnen es, das haben wir dann auch gemacht und dort die Gegend und auch die Gebäude etwas erkundet. Natürlich sieht es dort nach rund 19 Jahren Stillstand nicht mehr aus wie neu. Aber gemessen an der langen Zeit haben sich die Fabrikbauten noch recht wacker gehalten, da habe ich schon weitaus schlimmere Ruinen gesehen. Ich weiß, eigentlich sollte man es nicht tun, aber die Neugierde war einfach zu groß, ja geradezu unerträglich, an einem Seitenschuppen der Fabrik war eine Tür nur angelehnt und man konnte so mühelos zunächst ins Innere des Schuppens und von dort über eine weitere offene Innentür auch ins Innere der Fabrik selbst gelangen. So sind Kayla und ich einmal, soweit es einigermaßen gefahrlos möglich war, durch die „tote" Fabrik geschlendert. In manchen Ecken war es uns aber zu dunkel und zu unübersichtlich, die haben wir ausgelassen. Auch innen ist der Zustand der Gebäude recht stabil und es wäre wirklich eine Schande, wenn so etwas abgerissen würde, das wäre sinnlose Vernichtung von Kapitalwerten. Wo natürlich alles brach liegt, dort wird ja vermutlich auch Strom, Wasser und alles abgestellt sein. Aber unsere Verblüffung stieg doch enorm an, als wir im Erdgeschoss des Hauptbaus schon von weitem in einem Hallenraum ein eigenartiges Surren vernahmen. Kayla meinte schon, dass wir wohl besser zusehen, wieder schnell das Gebäude unauffällig zu verlassen, denn wo etwas surrt, da ist wohl auch jemand, der etwas macht. Wäre eigentlich logisch, trotzdem steckte ich halb versteckt den Kopf zur Tür in den nächsten Hallenraum rein, von wo das Surren kam. Meine Verblüffung stieg dann noch weiter, weil man sah wirklich weit und breit keinen Menschen, fast alle Maschinen waren aus diesem Hallenraum auch ausgebaut, nur an einer dicken Eisenstütze war ein seltsamer dicker weißblauer Zylinder montiert der schnell rotierte. Wozu das Ding sein soll konnten wir nicht ergründen. Vermutlich befindet sich in seinem Inneren ein Elektromotor, der es antreibt. Es sieht aus wie eine verkleinerte rotierende Litfasssäule. Trotzdem war in dem Gebäude außer uns kein Mensch. Ich habe dieses eigenartige Ding bei der Gelegenheit auch fotografiert und das Foto hier mal unter dem Titel fabrik.innen1.jpg beigefügt. Bild Fabrik-innen1 In einer der stillgelegten Fabrikhallen vorne links ein rotierender Zylinder.
Vielleicht wissen Sie, wozu solch ein rotierender Zylinder dient? Wir haben uns darüber seither schon öfters den Kopf zerbrochen, aber keine Antwort gefunden. Es muss doch normalerweise einen Sinn haben, wenn man in einer Fabrik, in der wirklich alles brach liegt, dann solch einen Zylinder weiter rotieren lässt, da dazu ja mit Sicherheit ein gewisser Stromverbrauch und dauernder Energieaufwand mit Kosten anfällt, das macht man doch sicher nicht aus Spaß. Immerhin muss dann ja dort auch noch Strom installiert sein, wodurch dann wieder möglicherweise bei Erkundungen unentdeckte Gefahren drohen, dass man sich einen elektrischen Schlag holt, denn an allen Enden und Ecken lugen dort auch abgerissene Kabel hervor, stehen Schaltschränke, teils halb geöffnet, einige auch von wilden Vandalen zerschlagen. Insgesamt halten sich hier aber die Vandalismusschäden in Grenzen, vermutlich weil das Gelände selbst den Vandalen zu abgelegen liegt, denn da kommt man ja nur über längere Autofahrten hin und weil es ein Sackweg ist, und selbst das nur, wenn man es weiß. Zufällig kommt hier keiner vorbei. Öffentlichen Nahverkehr gibt es hierhin gar nicht. Der Geruch in Teilen dieser Fabrik war so eigenartig, dass ich den heute noch in der Nase habe. Nicht im Sinne von eklig, eher im Sinne von interessant oder eher recht außergewöhnlich, aber auch nicht unbedingt angenehm. Das ist aber nur ein winziger Teil der alten Fabrik, denn erst vor Ort erkannten wir, dass es sich insgesamt doch um eine ungewöhnlich riesige Anlage handelt, wie man sie in einem solchen Ausmaß mit Sicherheit nicht in solch abgeschiedener, ländlicher Gegend vermuten würde.
Zu dem zugewachsenen Bahnhof auf dem Weg hierhin wollte ich Ihnen auch noch einiges schreiben, das verschiebe ich aus Zeitgründen jedoch auf meine nächste Email. So soll es jetzt für heute reichen,
es wünschen Kayla und ich Ihnen noch viele schöne Frühherbst- Sonnentage, Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Hausentscheidung" vom 30.09.2006
Weiterhastende Grüße.
Das gab ja ein Knobelspiel. Sie entsinnen sich an unsere Entscheidungsnot zwischen den 3 Häusern. Nun, nachdem uns noch ein schönes Haus an der Mosel für 62.000 Euro angeboten worden war, haben wir einige grundsätzliche Entscheidungen erst einmal für uns getroffen. Die Mosel wird es nicht werden, weil eben doch die Verbundenheit zur Region Stuttgart zu hoch ist, obwohl uns die Moselgegend sehr gut gefällt. Unterdessen habe ich mich mit Kayla oft bis spät in die Nacht hinein beraten, um aus den verbliebenen 3 Häusern, die ich Ihnen in meiner letzten Email vorstellte, das für uns optimale heraus zu finden. Nach sorgfältiger Abwägung und vor allem nach einem Vergleich sämtlicher Folgekosten, fiel die Entscheidung eindeutig auf das Haus mit der Bildnummer haus1 von der letzten Email. Also das Haus vor der Fabrik hat das Rennen gemacht. Wir haben mit dem Makler bereits alles in die Wege geleitet. Bei einem Notartermin am Montag wird alles amtlich gemacht, mit Brief und Siegel, wie man so sagt. Den Kaufpreis konnten wir noch etwas zu unseren Gunsten nach unten schieben. Das erforderte noch heftige Verhandlungen, die immer um drei Ecken abliefen. Der Makler hatte einen gewissen Freiraum, in dem er selbst über den Preisnachlass verfügen konnte, unsere Vorstellung lag aber noch darunter und so musste er immer Rücksprache mit dem eigentlichen Verkäufer halten, der ja heute bei München wohnt. Der Verkäufer selbst bemüht sich noch nicht einmal beim Notartermin hierher, er hat dem Makler eine Vollmacht gegeben, so dass der ihn auch beim Notar vertreten wird. Die Preisvorstellung hatte ich Ihnen ja bereits letzte Woche genannt, 79.000 Euro wollten die haben, wobei man sagen muss, dass die eigentlich mal 119.000 Euro haben wollten, aber im Laufe der Jahre bis auf 79.000 Euro runter gegangen waren, um überhaupt noch Käufer in diese abgelegene Wildnis mit der alten Fabrik im Rücken zu locken, um es mal überspitzt zu sagen. Langer Rede kurzer Sinn, es gelang uns, in recht zähen Verhandlungen den Preis auf runde 70.000 Euro zu drücken und zusätzlich zu erreichen, dass der Makler bzw. der Verkäufer die gesamten Notargebühren und die sonstigen Kosten für die Bürokratie des Verkaufs in voller Höhe übernimmt. Das heißt, der Kauf kostet uns definitiv 70.000 Euro und keinen Cent mehr. Der Makler meinte, dies sei völlig untypisch, aber er habe sich mit dem Verkäufer darauf einigen können, bevor man jetzt hingeht und uns ziehen lässt und dann vielleicht weitere Jahre auf einen potenziellen Käufer wartet. Ein kluger Entschluss, wie wir finden und wir haben den Kauferfolg gleich mit einer großen Flasche Sekt gefeiert. Kayla mag Sekt zwar sehr gerne, wird aber extrem müde davon, so dass sie dann auch bald eingenickt ist. Unsere eigenen Bewertungskriterien hatte ich Ihnen ja bereits in der letzten Email ein wenig erläutert. In dem Haus, welches sich in dieser Häuserzeile befindet, hätten wir nächste Woche direkt nach dem Notartermin schon einziehen können, das geht hier natürlich nicht ganz so schnell. Aber das andere Haus, auf dem damaligen Foto haus2, hätte uns zwar in der landschaftlichen Lage noch einen Hauch besser gefallen, aber die dort notwendigen Arbeitsaufwendungen waren uns einfach zu viel und vor allem in der Folge davon auch zu teuer. Selbst wenn man dieses Haus für nur 60.000 Euro bekommen hätte, wäre es am Schluss durch die vielen unbedingt notwendigen Renovierungsmaßnahmen so teuer geworden, dass man wahrscheinlich mit dem doppelten des Kaufpreises nicht ausgekommen wäre. Der zweite große Haken dabei wäre gewesen, dass wir es nie und nimmer geschafft hätten, bis Ende November auch nur einen einzigen Raum dort in einen halbwegs bewohnbaren Zustand zu versetzen. Da hätte man schon teure Handwerker hinzuziehen müssen, aber dafür fehlt uns das Geld. So bin ich froh, dass wir mit Haus1 neben der Fabrik den idealen Kompromiss gefunden haben. Der Makler war großzügig und hat uns nach der Unterzeichnung des Vorvertrages bei ihm, wirklich gültig ist ja nur der Vertrag beim Notar, für einen ganzen Nachmittag die Schlüssel von dem Haus gegeben und uns alleine dort hin fahren lassen. So konnten wir schon mal ausloten und planen, wie wir genau vorgehen, nach dem beim Notar Anfang nächster Woche alles unter Dach und Fach gebracht ist. Das Haus verfügt über 5 Zimmer im Erdgeschoss, wovon 4 Zimmer relativ klein sind. Der Ausgestaltung nach sind 3 der kleinen Zimmer zuletzt als Büro benutzt worden. Das vierte kleine Zimmer als Küche und das große als Wohnzimmer. Im Erdgeschoss gibt es keine Toilette und kein Bad. Wem im Erdgeschoss derartige Bedürfnisse entstehen, der muss entweder in den Keller gehen, wo eine sehr schöne Toilette mit einer Duschecke eingerichtet ist oder halt in den ersten Stock, wo es ein normales Bad mit WC gibt. Im ersten Stock gibt es neben dem besagten Bad mit WC nur 2 sehr große Räume. Früher waren es wohl mal 3 Räume, aber man hat dort eine Zwischenwand herausgetrennt. Das ist aber alles fachmännisch gemacht, nicht dass man da Angst haben müsste, etwas würde wegbrechen. Das Dachgeschoss ist noch nicht ausgebaut, es besteht aus einem riesigen Speicherraum und einer kleinen Kammer, eine Art Notschlafzimmer. Im Keller gibt es 4 gleich große Räume, wo in einem davon mit nachträglich eingezogenen Wänden dieses WC mit Duschecke eingebaut wurde, ein anderer dient als Heizungsraum. Die Kellerwände müssten Sie sehen, alles stabilster ganz dicker Stahlbeton, wie ein Bunker. Unser Plan für den Umzug steht nun auch schon weitgehend. Die kleineren ehemaligen Büroräume im Erdgeschoss sind vom Aufwand her am schnellsten zu renovieren. Daher werden wir zuerst diese drei kleinen Räume so herrichten, dass wir darin gut wohnen können. Ein Raum wird wieder Küche, aber nicht der, der es früher einmal war, sondern der, dessen Fenster Sie auf dem Foto haus1 vom letzten mal gleich unten ganz links sehen. Der bisherige Küchenraum hatte sein Fenster nach hinten. Der kleine Raum daneben, sozusagen der Raum zwischen Eingangsflur, der Haustüre und der Küche, wird zunächst unser provisorisches Wohnzimmer. Das liegt dann quasi in der Mitte des Hauses. Als Schlafzimmer nehmen wir dann zunächst mal den früheren Küchenraum, mit dem Fenster nach hinten. Die 3 relativ kleinen Räume lassen sich in Eigenleistung binnen weniger als einer Woche so herrichten, wie es für unsere Bedürfnisse genügt. Den größten Arbeitsaufwand macht dabei die Verlegung des Wasser- und Abflussanschlusses für die Küche in den anderen Raum. Das macht ein Bekannter von mir, während wir dann in der Zeit die anderen Räume schon weiter renovieren können. Ansonsten die Decken neu anstreichen, neu tapezieren und ein neuer Bodenbelag - fertig, mehr ist nicht nötig. Kostenaufwand insgesamt etwa 150 Euro für alle Materialien, da man in den kleinen Räumen für den ansonsten gerne ins Geld treibenden Bodenbelag auf günstige Restrollen aus dem Baumarkt zurück greifen kann. Dann hat man zwar in jedem Raum einen anderen Bodenbelag, aber das stört uns nicht, eher im Gegenteil. Bei großen Räumen geht das nicht, weil solche Restrollen ja meist nur noch wenige Quadratmeter beinhalten. Auch bei den Tapeten werden wir auf Restverkäufe der entsprechenden Abteilungen zurückgreifen oder eine neutrale Raufaser- oder Strukturtapete wählen. Wenn diese 3 Räumlichkeiten dann so aufs einfachste gut bewohnbar hergerichtet sind, dann ruhen erst mal die Arbeiten im Haus und es wird umgezogen. Soweit war das mein Ablaufplan. Kayla schlug hingegen vor, lieber sofort nach dem Notartermin umzuziehen. Unsere Sachen, es sind ja nicht so sehr viele, alle im ersten Stock in die Räume zu verteilen, die wir später renovieren wollen, und dann dort in diesen unrenovierten Räumen eine Art Notschlafstelle einzurichten. Das hätte den Vorteil, man würde schon sofort im Haus wohnen, bräuchte zum Renovieren der 3 kleinen erwähnten Räume quasi nur die Treppe runter und wenn wir die dann fertig hätten, dann räumen wir alles von oben nach unten in diese Räume und können dann oben mit der Renovierung fortfahren. Zuletzt wird dann der große Einzelraum im Erdgeschoss renoviert. Das Reizvolle an dieser Variante wäre, dass wir es dann sogar schaffen könnten, noch Ende der ersten Oktoberwoche umzuziehen. Wenn wir jetzt schon unsere Sachen etwas zusammenpacken, können wir Dienstag und Mittwoch umziehen. Mal sehen, vielleicht machen wir es auch so. Bei meiner Methode hätten wir so lange noch hier in Stuttgart gewohnt und hätten morgens nach dem Frühstück immer die 70 km raus fahren müssen zum renovieren und abends wieder zurück nach Stuttgart zum schlafen. Der Vorteil bei Kaylas Methode wäre, neben der gesparten Fahrerei mit all ihren Kosten, dass wir hier in Stuttgart für die Monate Oktober und November die Nebenkostenabrechnung schon nicht mehr bezahlen brauchten. Das sind zusammen immerhin fast 700 Euro. Man denkt an vieles, aber nicht an alles, da kämen noch 2 Dinge, die das vielleicht verhindern könnten, der Makler machte uns darauf aufmerksam. In dem Haus ist derzeit kein Strom- und kein Wasseranschluss. Das heißt, die Anschlüsse sind schon da, aber es ist für beides kein Zähler eingebaut, so dass man weder Strom noch Wasser nutzen kann. Ohne das kann man aber da nicht wohnen und schon gar nicht renovieren. Wir können das eigentlich erst nach dem Notartermin beantragen, aber der Makler will versuchen, dass so zu regeln, dass die zuständigen Versorgungsunternehmen das möglichst sofort wieder einrichten, wenn wir die Kosten dafür übernehmen. Die sollen bei ungefähr 150 Euro für das Neuaufhängen des Stromzählers und bei etwa 60 Euro für die Wasseruhr liegen. Das würden wir ja machen. Der Makler meinte, die Versorger müssten das eigentlich innerhalb von 3 bis 4 Tagen hinbekommen. Telefon und Internet wird sicherlich etwas länger brauchen, wodurch ich Ihnen dann die erste Email aus dem neuen Haus sicher erst in einigen Wochen schreiben könnte. Wir freuen uns jedenfalls riesig, dass nun eine Sache geklappt hat, von der wir vor wenigen Wochen schon nicht mehr zu träumen gewagt hätten, auch wenn wir damals niemals mit einem Gedanken an diese Gegend gedacht hätten. Mosel oder Stuttgart, hieß es da nur. Der Außenanstrich des Hauses ist uns derzeit noch gut genug, der wird sicher noch 7 - 10 Jahre halten. Das Dach ist auch noch sehr gut. Mehr Arbeit ist in dem älteren Werkstattgebäude im Garten, welches heute als Garage dient. Da muss hier und da am Dach ein wenig ausgebessert werden, auch sind ein paar Fenster kaputt und innen etwas mehr Dreck. Dieses Gebäude zählte früher eindeutig zur Fabrik, das ist uns jetzt klar, denn es ist mit rund 4 m Innenhöhe für eine Garage ja viel zu hoch und überall sieht man auch noch Reste an den Wänden und der Decke von alten Anlagen, die sich dort früher einmal befunden haben. Da hängen noch uralte Rohre in verschiedenen Größen und für Strom keine Kabel sondern blanke Kupferschienen, die auf Trägern direkt unter der Decke montiert sind und quer durch dieses Gebäude verlaufen. Das sieht man nur in Fabriken, wo sehr hohe Ströme gebraucht werden, unter denen ein Kabel verglühen würde. Die sind natürlich nicht mehr in Betrieb, man sieht, wo die früher an eine Außenwand führten, um von dort wahrscheinlich aus einem Nachbargebäude zu kommen, welches es heute nicht mehr gibt, dort sind die dann einfach abgesägt und das Loch in der Wand zugemauert. In einer Ecke des großen Garagenraumes befinden sich auch noch gemauerte Sockel, auf denen zig dicke Rohre mit uralten Ventilen und solchen schön geformten Handrädern zum Zudrehen sind. Die sind so gewellt geformt, wie man früher auf alten Bildern oft geschwungene Sonnenstrahlen malte. Das sind schon Sachen für den Antiquitätenmarkt. Draußen im verwilderten Garten befinden sich quasi mitten im Gestrüpp auch noch 3 Pfeiler, die aus dem Boden ragen, auf denen oben solche geschwungenen Ventilhandräder montiert sind. Da müssten also wohl noch unter der Erde alte Rohre oder so was liegen, die damit früher abgestellt werden konnten.
Wenn man den etwa 4 km langen Weg vom Ort zu dem Haus fährt, und nur diesen Weg gibt es, wenn man mal von einigen nicht befestigten Feldwegen absieht, dann kommt man zwangsläufig nach vielleicht 2,5 km an einer vergessenen Bahnlinie vorbei, über die eine noch vergessenere Holzbrücke führt. Ein Foto davon habe ich unter dem Titel Bahnstrecke1 angefügt. Foto Bahnstrecke1: Atemberaubende Bahnbrücke
Nach weiteren 500 m folgt ein alter, vergessener und halb zugewachsener Bahnhof, davon habe ich Ihnen ebenfalls mal Fotos unter dem Namen Bahnhof-außen1 und Bahnhof-innen1 beigefügt. Foto Bahnhof-außen1: ein vergessener, stillgelegter Bahnhof von außen
Foto Bahnhof-innen1: der vergessene, stillgelegte Bahnhof von innen
Ich konnte es mir nicht verkneifen durch das Gestrüpp näher an den Bahnhof zu gehen. Kurios fand ich dann, dass die Tür zum Warteraum sogar offen war und man konnte sich in diesem noch gemütlich auf eine Bank setzen, so als warte man auf den nächsten Zug, der in 10 Minuten kommen möchte, obwohl dort wahrscheinlich schon seit 15 Jahren kein Zug mehr gefahren ist. Ein schöner alter Ölofen steht auch noch dort herum und dafür, dass alles schon lange geschlossen ist, sieht es noch recht gepflegt aus. Selbst die verrückten Sprayer, die sonst heute alles heimsuchen, waren dort noch nicht tätig. Wahrscheinlich liegt das denen zu abgelegen und zudem würde dort niemand deren Geschmiere sehen, worauf es denen ja auch ankommt. Das Bahnhofsgebäude macht eigentlich sogar noch einen relativ guten Eindruck, wenn man nur das ganze Gebüsch und Gewächs entfernen würde. Von diesem Bahnhofsgebäude bis zur Fabrik und unserem zukünftigen Haus, ist es vielleicht noch 1 km. Etwa auf halber Strecke zwischen dem alten Bahnhof und unserem künftigen Domizil folgt eine kleine Siedlung, die aus 4 einzelnen, weit verstreut stehenden Häusern besteht und die alle bewohnt sind. Die meisten Bewohner dieser Häuser scheinen im Rentenalter zu sein, nur im ersten Haus wohnt eine jüngere Frau, schätzungsweise 22 Jahre, die immer mit dem Kinderwagen herumfährt.
Wie Sie sicher ahnen, konnten wir es uns nicht verkneifen, einen weiteren kurzen Erkundungsgang durch die Fabrik zu wagen. Man muss ja seine neue, zukünftige Heimatumgebung genau erkunden, könnte man sagen. Dabei habe ich sicherlich 50 weitere interessante Fotos geschossen, von denen ich Ihnen hier auch einige beifüge. Das ist ja ein sehr imposanter Bau, hinter dem auf der Rückseite noch weitere Fabrikgebäude folgen, was wir bei unserem ersten Besuch noch gar nicht bemerkt hatten. In den Gebäuden könnte man wahrscheinlich 2 Wochen rund laufen, ohne 2 mal an die gleiche Stelle zu kommen. Da sind innen Hallenräume drin, wo noch viele alte Anlagen und Maschinen herumstehen, aber auch einzelne, wo fast nichts mehr drin ist. Wenn das manch ein Schrotthändler wüsste, der käme bei den heutigen Schrottpreisen sofort mit einem Großaufgebot hierher. An den leeren Räumen erkennt man erst richtig, wie riesengroß das alles ist. Ich habe Ihnen deshalb noch einige Fotos beigefügt. Besonders endlos ist der leere Hallenraum auf dem Bild halle-innen4, dort könnte man sicherlich locker 2 - 3 Fußballfelder reinpacken und zwar nebst Tribünen, insbesondere wenn man bedenkt, dass von meiner Fotoposition neben dem Drehkran oder was das für ein schwarzes Ding ist, noch mal die gleiche Raumlänge hinter mir lag. Foto Halle innen 4: Drehkran in schier endlos großem Hallenraum
Da auf dem hochkant geschossenen Foto aber auch die Breite bestenfalls zu einem Drittel abgebildet wird, da die ganze Fensterseite nicht mit drauf ging, kann man sagen, dass auf dem Foto nur ungefähr ein Sechstel des Raumes zu sehen ist. An dem Tag war heller Sonnenschein und durch die großzügigen Fenster, die aber nicht in allen Räumen sind, kam in diesen Raum genug Licht zum fotografieren hin, denn solche Räumlichkeiten hätte der magere Blitz meiner Kamera nicht annähernd ausleuchten können. Beim Fotografieren dort habe ich auch eine Schwäche der billigen Kamera entdeckt. Wenn die Lichtverhältnisse offensichtlich einen bestimmten Wert unterschreiten, dann zeichnet die Kamera das Bild nur noch in schwarzweiß auf. Diesen Effekt sieht man sehr schön auf dem Foto fabrik-innen9, wo ich in einem weitgehend fensterlosen Hallensaal diese riesengroßen Elektromotoren mit Druckbehältern, Bottichen oder was das ist, fotografiert habe. Foto Fabrik innen 9: große Elektromotoren in dunkler Halle
Man muss sich vorstellen, dass wenn man daneben steht, man als Mensch ungefähr nur ein Drittel so hoch ist, wie jeder dieser Motoren. In diesem finsteren Hallensaal, der sich relativ weit oben im Gebäude befindet, ich glaube es war die 4 Etage, wirkt das schon etwas bedrückend und beängstigend, auch weil man ja nie genau weiß, wo man hintritt. Stellenweise gibt's auch Löcher in der Decke oder Schächte in die man stürzen kann, wenn man nicht höllisch aufpasst. So ist es schon gut, wenn man, wie wir beide, zu zweit ist, denn wenn dort jemand alleine irgendwo hinein fallen würde, der würde nie mehr gefunden, außer vielleicht als Knochenmann, wenn die Fabrik mal irgendwann abgerissen wird. Bei diesem Rundgang konnten wir dann auch einen kleinen Teil der früheren Fertigungspalette dieser Firma entdecken. Das hat sich sogar noch ein wenig gelohnt. In einem Raum lagen noch zahlreiche Reste von natooliven, dunkelblauen und grauen Textilplanen, die haben wir aber unangetastet gelassen, weil sie zu groß zum Mitschleppen waren. In einem anderen Raum im 3 Stockwerk der großen Halle, lagen alles solche Einzelgummibänder, aus denen sogenannte Gepäckspinnen zusammengesetzt werden. Wissen Sie, diese runden, dehnfähigen gummiartigen, textilumwebten Zurrbänder mit beidseitigen Haken dran, mit denen man Ladung auf dem Transport in Lastern, im Kofferraum oder auch auf dem Dachgepäckträger festzurrt. Davon lagen dort auf einer Maschine sicher noch 50 Stück herum, die noch nicht ganz fertig waren, so als wären die Arbeiter gerade vom Feierabend überrascht worden und wollten morgen wiederkommen, um die Dinger mit Stanzmaschinen, die in dem Raum standen, fertig zu neuen Gepäckspinnen zusammenfügen. Wir haben uns davon dann gleich etliche mitgenommen, so etwas kann man immer mal brauchen, bestimmt beim baldigen Umzug. So wie es aussieht, hat die Firma dieses Gummizeug und dieses Spezialtextilzeug auch alles selbst hergestellt, also nicht nur diese Waren daraus angefertigt, sondern auch die Materialien aus den Rohstoffen selbst produziert. Alles aus einer Hand, mit hoher Fertigungstiefe, wie man heute sagt. Von der Vielfalt an riesigen Anlagen, die auch teils schon stark rosteten oder im Zerfall begriffen waren, waren wir mindestens ebenso beeindruckt, wie von den bereits leeren Räumen, die immer wieder mal dazwischen waren. Bei den meisten Apparaturen könnte ich Ihnen gar nicht einmal sagen, wozu die genau dienten. Allerdings stieg unsere Verwunderung wieder um so mehr, als wir in einem Raum ankamen, wo an einigen steinalten Maschinen und Schaltschränken noch irgendwelche Lämpchen und Knöpfe leuchteten, also mussten die doch wohl noch unter Strom stehen, auch wenn sie nicht liefen. Beispielsweise bei den Maschinen auf dem Foto Fabrik-innen8 war das so. Foto Fabrik innen 8: alte Maschinen mit leuchtenden Schaltern / noch betriebsbereit?
Ich sagte schon zu Kayla, es wäre ja interessant zu wissen, was passiert, wenn ich jetzt auf diese leuchtenden Schaltknöpfe drücke, ob diese Maschinen dann wieder an zu laufen fangen? Natürlich habe ich das nicht gemacht. Ich glaube, die Maschinen auf dem Foto Fabrik- innen2 dienten zum Zusammenbacken von den Gummimischungen für die Gummischnüre, die sich ganz innen in den Zurrbändern der Gepäckspinnen befinden. Foto Fabrik innen 2: Maschinen zum Zusammenbacken von Gummi?
Sogar im ersten Kellergeschoss der ganz großen Halle befinden sich teils noch Maschinen. Diese Halle hat sogar 2 oder 3 Kellergeschosse, weil aber nur ins erste Kellergeschoß Licht eindrang und weiter tiefer alles stockfinster war, haben wir uns dort nicht hingetraut. Im ersten Kellergeschoss sind halbhohe Außenfenster, die draußen direkt am Boden beginnen, ähnlich wie Lichtschächte. Die Maschinen dort sehen Sie auf dem Bild Fabrik-innen5. Foto Fabrik innen 5: Textilgewebe-Fädelmaschinen?
Ich vermute, dass diese Maschinen das Textilgewebe um die Gummischnüre der Gepäckspinnen fädelten. In einer weiteren großen Halle, die sich hinter der Haupthalle befindet und die von vorne gar nicht einsehbar ist, die aber völlig anders gebaut ist, mehr in Stahlbauweise, fanden wir die eigenartigen Anlagen auf den Fotos Fabrik-innen3 und Fabrik-innen7. Dazu muss man bemerken, weil man es ohne Bezugsgröße auf den Fotos nicht so recht erkennt, dass beispielsweise das riesige rostige Rohr auf dem Foto 7 schätzungsweise eine Höhe von mindestens 8 m und einen Durchmesser von 1,5 - 2 m hat. Foto Fabrik innen 3: Großanlagen in großer Stahlhalle
Foto Fabrik innen 7: Rohre unbeschreiblichen Ausmaßes in großer Stahlhalle
In einem früheren Büroraum stießen wir auf eine Art Vorfahre des Computers. Dieses Gerät sah aus, wie ein Gemisch aus Fernschreiber, Schreib- und Rechenmaschine, das Foto fabrik-innen13 zeigt es. Foto Fabrik innen 13: in einem Büro mechanischer Vorfahre des Computers?
Im Rahmen weiterer Erkundungen der Umgebung sind wir dann auch mal über einen Feldweg von hinten an das Fabrikgelände gegangen, das heißt, wir haben es versucht, aber dazwischen liegen breite Grasweiden, so dass man nicht mehr ganz bis an die Grundstücksgrenze zum Fabrikgelände kommt. Das sehen Sie auf dem Foto fabrik-außen2. Foto Fabrik außen 2: Blick aufs Fabrikgelände von weit hinten nordwestlich
Im hinteren Bereich steht dort noch ein weiterer Schornstein, allerdings viel niedriger, als vorne der und aus Eisen. Man sieht auch gut, wie zugewachsen das Gelände im Übergangsbereich schon ist. Das Areal der alten Fabrik ist insgesamt so groß, dass ich noch gar nicht richtig abschätzen kann, wie weit das überhaupt reicht. Wir waren bei unseren Erkundungen auf dem Gelände stets nur in der vorderen riesengroßen, aus Steinen gemauerten Halle, in einer ebenfalls recht großen alten Stahlbauhalle dahinter, einer schon ziemlich verfallenen Halle aus Bruchsteinmauerwerk, siehe fabrik- innen11, und dem Innenhof dazwischen, aber hinter diesen gerade genannten Gebäuden geht das Grundstück noch sehr viel weiter nach hinten, wo dann weitere Gebäude und Anlagen folgen, wozu auch der abgebildete zweite Schornstein und weitere Hallen zählen, die man von diesen Grasweiden aus sieht. Foto Fabrik innen 11: Leider schon ziemlich im Verfall befindliche Halle
Es ist schon imponierend, was das für eine große Fabrik war. So etwas würde man in der Nähe solch recht unbekannter Dörfer gewiss nicht vermuten. Da werden wir sicher noch einiges zu erkunden haben, wenn wir erst einmal hier wohnen, zumal durch eine einfach zu öffnende Tür an der rückwärtigen Mauer unseres künftigen Grundstücks der Zugang bequem jederzeit möglich ist.
Bei aller Vorfreude auf das eigene Haus, auf den jetzt endlich einzig wahren Umzug in ein eigenes Gemäuer, ist es für mich schon ein komisches Gefühl, aus Stuttgart weg zu ziehen und dann auch noch in so ein kleines Dorf und so weit außerhalb, fast in der Einöde. Wir sind gespannt wie die Flitzebögen auf das Landleben. Zunächst wird man sich auch schlau machen müssen, wo es dort überhaupt halbwegs brauchbare Einkaufsmöglichkeiten gibt. So viele günstige Einkaufsquellen, wie hier in Stuttgart, wird es sicher nicht geben. Wenn man schnell mal etwas besorgen möchte, z.B. aus einem Baumarkt, dann muss man sicher nach Karlsruhe fahren. Kayla sieht das alles lockerer und findet, dass sie zwar sehr gerne in Stuttgart gewohnt hat, aber dass sie sich nicht mit Stuttgart zwingend verbunden fühlt. Sie kann sich, mehr noch als ich vorstellen, dass sie am neuen Wohnsitz noch viel lieber wohnt. Sicher muss man da unterscheiden, auf welchen Teil sich das „lieber wohnen" mehr bezieht. Ganz klar wohnt man lieber in den eigenen 4 Wänden, als in einer Mietwohnung, das ist schon eine automatische Grundhaltung, die unabhängig vom Ort ist. Betrachtet man jedoch den Wohnort, also die Heimatstadt, unabhängig von der Wohnung oder dem Haus, dann hatte für mich Stuttgart eben doch schon etwas, was man am einfachsten mit dem Begriff Heimat umschreibt. Es ist klar, dass diese Art von Heimatgefühl bei Kayla erst gar nicht wachsen konnte, dafür verlief ihr Leben bislang viel zu unstet und ihre Zeit in Stuttgart währte ja insgesamt mal gerade gut 3 Jahre.
Für den Umzug bekomme ich von meinem Umzugsbekannten wieder dessen älteren Ford - Transit geliehen und ich denke, dass wir mit 2 bis 3 Fahrten den Umzug bewältigt kriegen. Normalerweise müsste man bei dichter Bepackung des Laderaums mit 2 Fahrten gut auskommen, zumal wir kleine Teile vorher schon mit dem Subaru im Kofferraum rüberfahren. Da wünschte man sich jetzt wieder den VW - Golf - Variant, da hätte man sicher schon so viel reinpacken können, dass man vielleicht sogar mit einer Transit - Fahrt ausgekommen wäre.
Eine weitere Sache, die uns nun überhaupt nicht betrifft, aber ich fand es bemerkenswert, weil sie aufzeigt, wie verflochten heute oft unbemerkt scheinbar harmlose sportliche Aktivitäten mit ganz anderen Zielen sind, ohne dass es die meisten Akteure selbst wissen. Hier war da einiges aufgeflogen und das betraf insbesondere die Sportart der Kanuten, also diese Paddelbootfahrer, wie man hier im Volksmund so sagt. Sicher haben Sie schon mal was von dieser aus den USA stammenden, recht zweifelhaften und sektenartigen Organisation Scientology gehört. Die verbreitet solche eigenartigen Glaubensbekenntnisse, könnte man vereinfacht sagen, die vor allem zugleich gegenseitige wirtschaftliche Verflechtungen beinhalten, die eine Art Grundregeln für angeblichen, wirtschaftlichen Erfolg aller Anhänger an die Hand gibt, was aber am Schluss vor allem im wirtschaftlichen Erfolg einiger weniger Herren dort und einer Art verdeckter Hörigkeit der Untertan dient. Jedenfalls war nun aufgefallen, dass besonders etliche Kanu-Clubs teils unterwandert sind von Mittelsmännern dieser Scientology - Bewegung. Deren Anhänger bekleiden dort wichtige Posten und haben schon teils seit Jahrzehnten ihre verschrobenen Ansichten auch dem Kanuten-Nachwuchs untergejubelt. Es wurden für die Sportler beispielsweise angebliche Entspannungs-Seminare abgehalten, die angeblich der Erzielung besserer sportlicher Leistungen dienen sollten, aber in Wahrheit waren es zugleich verdeckte Scientology - Seminare, bei denen sich besonders jugendliche Schüler ohne all zu festen Halt und vor allem solche ohne ausgeprägte Urteilsfähigkeit leicht in deren Richtung umdrehen ließen.
Vor mehreren Wochen berichtete ich Ihnen über die Beerdigung von dem guten Bekannten von mir, diesem Fritz. Nun hörte ich, dass der in den letzten Monaten seines Lebens wohl doch schon ziemlich verändert und man könnte sagen, geistig umnachtet gewesen sein soll. Seine Frau hat mir das neulich erzählt, als ich die zufällig bei einem Friedhofsbesuch traf. Er habe z.B. oft unvermittelter Dinge plötzlich laut Namen von früheren Bekannten und Verwandten ausgerufen, teils von Leuten, die in seinem Leben schon 20 Jahre nicht mehr auftraten und keine Rolle mehr spielten. Dann hat er stets nach dem Ausrufen der Namen lauthals über die Leute geschimpft und seltsame Dinge über die erzählt, die überhaupt nicht stimmten. Mitunter habe er aber eine Viertelstunde später davon gar nichts mehr gewusst, dass er die beschimpft hatte, und felsenfest behauptet, er habe kein Wort über die gesagt. Na ja, wer weiß welche Eigenheiten einen selbst einmal mit vorrückendem Alter ereilen, daher will ich da gar nichts negatives drüber sagen.
Zu Kayla habe ich schon gesagt, jetzt, wo wir wieder eine funktionsfähige Digitalkamera haben und wo wir bald Stuttgart verlassen, müsste man noch mal alle markanten und interessanten Punkte von Stuttgart aufsuchen und fotografieren, um sie für später festzuhalten. Zu viel verändert sich heute zu schnell und wer weiß, ob wir dann Stuttgart noch mal so wiedersehen, wie wir es demnächst verlassen. Im Prinzip mag man über solch eine Aussage lachen, aber sind wir einmal ehrlich, wer mit offenen Augen durch die Welt geht, der wird schon längst festgestellt haben, dass heute nichts mehr lange Bestand hat. Selbst markante Bauwerke verschwinden oft über Nacht, um es mal übertrieben zu sagen. Alles befindet sich in der ständigen Umgestaltung und man hat den Eindruck, als gelte es, möglichst binnen kürzester Zeit die ganze Welt auf den Kopf zu stellen. So hat man beispielsweise in Stuttgart erst vor wenigen Monaten einen kompletten Baumarkt niedergerissen, der erst vor vielleicht 8 Jahren für viel Geld neu gebaut wurde. Die Besitzer, zuletzt war das eine große Baumarktkette, hatten voriges Jahr festgestellt, dass an dem Standort die Umsatzerwartungen nicht erfüllt wurden und dann geschlossen. Jetzt vielleicht im Mai rückten die Bagger an und haben dort alles platt gemacht. Das ist doch eine hirnlose Verschwendung und Vernichtung von Werten. Die Gebäude waren ja fast noch neu, denn nach 8 - 10 Jahren sind die doch nicht verschlissen. Da sie in einem Gewerbegebiet lagen, wären die doch sicherlich an eine andere Firma zu verkaufen gewesen, aber nein, da reißt man gleich ab. Der Wandel geht heute schnell, wie ich finde, oft zu schnell. Nun mag ein Baumarkt jetzt nicht gerade ein Gebäude sein, von dem man sagt, dass es sich lohnen würde, es genau zu fotografieren, um wenigstens die Bilder davon der Nachwelt zu erhalten, aber das sagt man heute. In 20 Jahren kann sich keiner mehr daran erinnern, dass es dort überhaupt mal einen Baumarkt gegeben hat und dann sind auch solche Fotos wertvolle Zeitzeugen. Da man ja heute fast alles digital fotografiert, entfällt die Möglichkeit, die Fotos als Negativ aufzuheben. Natürlich speichert man sie irgendwo, meist sicher auf einer selbst gebrannten CD. Da hat mir aber neulich ein Computerexperte gesagt, die Leute, die Fotos auf Selbstbrenn - CD und DVD speichern, sollten behutsam mit ihren Daten umgehen und sämtliche CD und DVD spätestens alle 4 Jahre auf eine weitere, neue Sicherungs - CD / DVD kopieren, da man schon sehr oft Fälle hatte, in denen die CD nach knapp 5 Jahren nicht mehr lesbar war, bzw. wo einzelne Fotodateien darauf dann schon unlesbar waren. Er sagte, das hängt aber auch sehr stark vom CD - Brennertyp sowie noch mehr vom verwendeten Rohling ab, da gebe es erhebliche Unterschiede in der Langzeitbeständigkeit, die noch gar nicht richtig erforscht wären. Meist trifft es die schönsten Fotos zu erst, wie es im Leben halt oft so ist. So entsteht ja bei jemandem, der sehr viele Fotos hat ein enormer Verwaltungsaufwand, weil der ständig nachhalten muss, dass seine gespeicherten CD und DVD alle paar Jahre frisch kopiert werden. Der Computerexperte sagte, dass in den USA findige Geschäftsleute darin schon eine Marktlücke erkannt hätten und diese Aufgabe den Kunden gegen eine entsprechende Gebühr abnehmen oder gleich diese CD und DVD auf eine echte, industriell gefertigte CD / DVD brennen, die mindestens 100 Jahre halten soll, weil da nicht ein simpler, schwacher Hobby-Laser eine Folie im Inneren der CD anbrät.
Große Entrüstung herrscht hier über die Praktiken der Gebühren- Einzugszentrale für die Fernsehgebühren. Sehr viele Wohnungen hier in der Gegend haben plötzlich ein Schreiben der GEZ erhalten, dass sie noch nicht bzw. nicht korrekt angemeldet wären. Wir haben ebenso ein derartiges Schreiben erhalten, obwohl wir ganz normal unsere Rundfunkgebühr zahlen, die ja beileibe für das gebotene Programm viel zu teuer ist. Letzteres ist natürlich Ansichtssache, aber gleich 2 mal die Gebühren zu verlangen, das ist einfach unverschämt. In unserem Fall stellen die sich auf den Standpunkt, dass Kayla sozusagen ja eine eigenständige Person ist, die unabhängig von mir oder unserer Lebensgemeinschaft die Gebühren ebenfalls in voller Höhe bezahlen müsste. Das ist wieder typisch. Die raffgierigen und überbezahlten Bosse der Öffentlich Rechtlichen kriegen den Hals nicht voll, verplempern die Millionen wieder für irgendwelche Sport- Übertragungsrechte, in dem sie den Veranstaltern im Wettbewerb mit den Privaten die Rechte durch höhere Preisangebote abjagen, die nun auf diese Weise wieder eingespielt werden sollen. Es war ein Antwortbogen dabei, dort habe ich einfach den Vermerk eingetragen, dass ich ja bereits Gebühren zahle. Wenn die nun wieder auf die Tour kommen und von Kayla eine Extragebühr haben wollen, dann schreibe ich denen zurück, dass alle Radios und Fernseher hier in der Wohnung mir gehören. Es ist doch nicht einzusehen und eine Frechheit, für eine Lebensgemeinschaft da gleich doppelt abkassieren zu wollen. Das wären in der Summe dann über 400 Euro Fernsehgebühren pro Jahr und das für dieses Scheißprogramm, bei dem 40 % Sport sind, die aber wegen der teuren Übertragungsrechte über 50 % aller Kosten ausmachen die wir uns gar nicht ansehen. Wären Kayla und ich verheiratet, dann bräuchte sie ja auch keine Extra - Gebühr zu zahlen. Diese Schreiben haben aber nicht nur wir erhalten, alle Leute hier im Haus und auch in der Umgebung, sogar solche, die alleine leben. Wahrscheinlich versucht man so zwanghaft flächenmäßig alles abzugrasen und es werden sich genug Leute finden, die dann gleich den Wisch ausgefüllt mit Kontonummer und Abbuchungsgenehmigung zurück senden, nur aus Angst vor denen, da die in dem beigefügten Begleitschreiben auch eine große Drohkulisse aufbauen, was für schlimme Folgen angebliches Schwarzsehen haben kann. Wissen Sie, ich war bislang kein Anhänger des Schwarzsehens, aber wenn die nun auf solche Betrüger-Methoden setzen, nur um ihre überzogenen Ausgaben im Sportsektor wieder einzuspielen, dann plädiere ich für die Abschaffung der Öffentlich Rechtlichen Programme und man sollte ruhig überall das Bezahlfernsehen einführen, bei dem ich nur noch das bezahle, was ich auch wirklich sehe. Einen ähnlich dicken Hals kriege ich schon wieder, wenn ich lese, was die mit der Gebührenpflicht für Computer vorhaben. Unabhängig davon, ob man sich mit einem internetfähigen Computer überhaupt Fernsehprogramme downloadet, soll man ja ab nächstem Jahr auch dafür Fernsehgebühren zahlen. Das ist eine bodenlose Unverschämtheit, weil Nutzer wie wir den Computer niemals dafür nutzen werden. Ich würde denen wünschen, dass alle das boykottieren und sich notfalls auch keiner mehr einen Computer kauft, bis dass diese Abzockermanieren endlich aufhören. Es ist überhaupt schon eine Unverfrorenheit, dass staatliche Institutionen dabei noch mithelfen, so etwas rechtens werden zu lassen.
Aber genug der unschönen Dinge. Wir freuen uns schon auf Morgen, den Notartermin. Dann können wir uns ab übermorgen im eigenen Haus breit machen. Ich hoffe, dass bis dann auch der Strom- und Wasseranschluss dort funktioniert, damit wir gleich loslegen können. Wie ich oben schon andeutete, weiß ich noch nicht, wie das dort dann mit Telefon und Internet aussieht, wodurch es dann unter ungünstigen Umständen eine längere Pause bei meinen Emails geben könnte. Aber so schnell schießen die Preußen nicht und ich bin mir recht sicher, dass ich zumindest nächste Woche noch von hier aus Stuttgart eine weitere Email zu Ihnen schicken kann. Bis dahin weiß man dann auch sicher wieder mehr zu diesen Dingen. So ende ich jetzt hiermit, auch noch viele Grüße im Namen von Kayla und natürlich auch von mir, bis zum nächsten Mal, Ihr
Egbert Lappenkeuler
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