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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Mühle” und “Ein neues Auto” aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Mühle" vom 12.11.2006
Viele verquere Grüße.
Verquer meine ich nicht bezogen auf die Grüße selbst, sondern auf die zurückliegende Woche. Es ist einfach zum Mäuse melken, wie sich ungünstige Ereignisse manchmal häufen. Letzten Montag haben wir erst mal damit begonnen, den zweiten großen Raum im ersten Stock zu renovieren. Das klappte soweit alles sehr gut und ging zügig voran, noch kein Grund zu klagen. Als es dann daran ging, die Wände neu zu streichen, begann jedoch schon der erste Ärger. Ich öffnete einen neuen Eimer weißer Wandfarbe und stellte zu meinem Entsetzen fest, dass oben auf der Farbe dicke Schimmelpilzbrocken schwammen. Solch eine Schweinerei hatte ich noch nie zuvor gesehen. Dass Lebensmittel verschimmeln können weiß man, aber Farbe? Zum Glück hatten wir die Rechnung vom Baumarkt noch, aber leider hatten wir ausgerechnet diese Farbe vor einigen Wochen in Stuttgart in einem Baumarkt gekauft. Das hieß also, dass wir zum Umtauschen extra nach Stuttgart fahren mussten. Da wir aber noch einen weiteren Eimer vorrätig hatten, habe ich den dann geöffnet, damit man schon mal weiter arbeiten konnte, jedenfalls dachte ich das. Der war aber noch schlimmer von Schimmelbrocken durchsetzt! Nun mag man ahnen, warum diese Farbe so viel billiger verkauft wurde, als üblich. Es half alles nichts, wir mussten nach Stuttgart fahren und so beschlossen wir, in einem bei meinem Autobekannten vorbei zu sehen, wegen der immer noch defekten Lichtsicherung im Wagen. Da es ja helllichter Tag war, brauchten wir auch kein Licht und man konnte die Fahrt nach Stuttgart riskieren. Um keine unnötige Zeit zu verlieren, fuhren wir in Ispringen, das liegt bei Pforzheim, auf die A 8 in Richtung Stuttgart. Wir waren noch keine 5 km auf der A 8 gefahren, da rappelte es unter dem Wagen heftig und ich sah noch im Rückspiegel, wie irgendwas nach hinten wegflog. Auf der A 8 herrscht eigentlich immer viel Betrieb, trotzdem hatten wir insofern Glück, dass der nachfolgende Autofahrer ausnahmsweise sehr weit hinter uns fuhr und dadurch nicht von dem Teil erfasst wurde. Wie man sogleich am Geräusch hörte, hatte sich unser Auspuff verabschiedet und selbstständig gemacht. Der Wagen weit hinter uns blinkte mal mit der Lichthupe. Wir hielten kurz auf dem hier sehr schmalen Seitenstreifen. Die Teile vom Auspuff waren zum Glück mit viel Schwung seitlich bis ins Gebüsch geflogen, so dass auch keine weiteren Fahrzeuge durch unseren Schrott geschädigt werden konnten. Weiter dort warten, war an dieser Stelle ohnehin sinnlos. So fuhren wir weiter. Der Subaru grunzte wie ein altes Flugzeug beim Absturz und ich hatte den Eindruck, alle Augen lasteten auf uns. Mir war es dann zu riskant, so weiter bis Stuttgart zu fahren. An der nächsten Abfahrt in Heimsheim fuhren wir ab, um dann an der Landstraße erst mal wirklich genauer den Schaden zu betrachten. Es stellte sich heraus, dass der Auspuff schon weit vorne abgebrochen und nahezu komplett fliegen gegangen war. Bis auf das kurze Rohrstück, welches vom Motor bis unter den Wagenboden führt, fehlte die ganze Auspuffanlage einschließlich Katalysator und aller Schalldämpfer. Es wäre einfach idiotisch gewesen, mit diesem lärmenden Auto weiter nach Stuttgart in die Innenstadt zu fahren, zumal es auch eklig stank, wegen der Abgase, die so teils nach innen drangen, aber vor allem weil die heißen Auspuffgase unten am Wagenboden den Unterbodenschutz aufweichten und zum kochen brachten. Da wäre man mit Sicherheit von der Polizei angehalten worden und wenn die dann noch das Licht überprüft hätten, wäre es sicher teuer geworden. Ich wollte aus der Nähe von Heimsheim meinen Autobekannten anrufen und fragen, was er von der Sache hielt, aber machen sie das mal ohne Handy. Wir fuhren in den Ort, die einzige Telefonzelle, die wir fanden, war eine offene Telefonsäule und die eignete sich nur für Telefonkarten, die wir genauso wenig haben, wie ein Handy. In einer Kneipe stand die Tür auf, und ich fragte, ob ich dort gegen Unkostenerstattung mal telefonieren könne. Der Wirt, ein sehr dicker junger Mann, meinte freundlich, dass das ginge, allerdings nur wenn wir wenigstens etwas trinken würden. Na gut, so trank ich ein Glas Cola und Kayla einen Apfelsaft und ich konnte telefonieren. Zum Glück erreichte ich meinen Autobekannten gleich und der hatte auch zufällig Zeit. Er sagte zu, uns sofort mit einem Transportanhänger abholen zu kommen, da er ohnehin etwas Leerlauf hätte. Ab hier lief alles wieder recht gut. Nach nur einer halben Stunde war mein Autobekannter vor Ort. Da sein neues Autohaus etwas stadtauswärts im Südwesten von Stuttgart liegt, konnte er zügig auf Landstraßen über Magstadt nach Heimsheim fahren. Geübt zog er unsern Wagen mit einer Winde auf den Transportanhänger, sicherte noch mit Spanngurten ab und so brausten wir mit in seinem Wagen sitzend zu ihm nach Stuttgart. Er schaute sich den ganzen Schlamassel an und schlug vor, dass wir den Subaru erst gar nicht mehr mit nach Hause nehmen sollten, da er von uns ja eh den Auftrag hatte, ein anderes passenderes Fahrzeug für uns zu finden und er da jetzt wahrscheinlich 4 Autos zur Auswahl an der Hand habe, wovon sicherlich eines das Ideale für uns sei. Das klang interessant. Leider hatte er diese Wagen noch nicht bei sich auf dem Gelände stehen, die sollten Mittwoch kommen. Es handelt sich dabei um folgende 4 Fahrzeugmodelle: einen Ford – Fiesta – Turbodiesel von 2001 mit 65 PS, der 82.000 km gelaufen hat; einen VW – Golf – Turbodiesel von 1998 mit 90 PS, der beachtliche 285.000 km gelaufen hat; einen Opel – Corsa – Turbodiesel von 2001 mit 75 PS, der 74.000 km gelaufen hat und einen Mercedes A-Klasse – Turbodiesel von 2002 mit 94 PS, der aber auch schon 170.000 km gelaufen ist. Gesehen haben wir die aber alle bis heute noch nicht, weil die für Mittwoch geplante Anlieferung scheiterte, da ein Autotransporteur, der die Wagen aus Frankfurt herbei bringen sollte, wo er die ersteigert hatte, kurzfristig wegen Personalmangel umdisponieren musste und diese Wagen daher erst in der nächsten Woche bringen kann. Er schimpfte schon, dass wenn der Autotransporteur ihn nächste Woche auch wieder drauf setze, dann würde er die mit diesem Transportanhänger, auf dem nun unser Subaru stand, alle einzeln selbst dort abholen. Immerhin hat man schon mal eine Erwartung unter der es wirklich Unsinn wäre, an dem Subaru überhaupt noch einen Handschlag machen zu lassen. Nur wir mussten ja auch irgendwie wieder nach Hause kommen und hatten dann ja auch noch die beiden Schimmel – Farbeimer im Kofferraum. Dieses Problem wurde dann von meinem Autobekannten aber bravourös gelöst. Wir bekamen einen seiner Kunden - Leihwagen kostenlos, nur gegen wieder auftanken geliehen. Wer macht das schon so kulant? Diesmal erhielten wir einen Renault – Kangoo als Leihwagen, das ist so ein kastenförmiger Kombi. Damit aber nicht genug, der Wagen ist postgelb, weil er vorher bei der Post im Einsatz war. Die Beschriftungen waren zwar alle entfernt, aber wo wir auch hinkamen, jeder glaubte, jetzt kommt die Post. Dieser Renault war gar nicht schlecht und sehr praktisch. Es geht sehr viel Zeug in den Laderaum, was für Dauerrenovierer wie uns ja eigentlich ideal ist und er zieht auch relativ gut. Auch das ist ein Turbodiesel mit 90 PS, der ebenfalls wesentlich stärker wirkt, als der Subaru mit seinen 103 PS. Im Vergleich kommt unser alter Subaru einem vor, wie ein Auto mit 60 PS. Der Renault ist allerdings nicht so kräftig und durchzugsstark, wie es der uns geklaute VW – Golf – TDI mit ebenfalls 90 PS war, kommt aber doch in einen recht akzeptabelen Bereich. Der Golf ist allerdings schon gediegener, innen ruhiger und besser verarbeitet. Da kam schon die Idee, ob wir nicht den Renault von unserem Autobekannten übernehmen sollen. Das Einzige, was uns an dem Renault wirklich störte, war das extrem dünne und instabile Karosserieblech. Wenn man bei dem Wagen nur mit den Fingern an manchen Stellen aufs Blech drückt, gibt das gleich nach und man gewinnt einen sehr billigen Eindruck. Von innen wirkt er wertvoller und besser, obwohl beim Fahren auch einiges knistert und klappert, aber in einem Bereich, der uns nicht stören würde. Allerdings können wir den nicht von meinem Autobekannten abkaufen, weil der schon von einem anderen Kunden bestellt ist, der ihn im Dezember übernimmt. Solange macht er noch seinen Dienst als Leihwagen für Leute, die ihr eigenes Auto bei meinem Autobekannten in Reparatur haben.
So haben wir an dem Tag nach der Übernahme des Renault noch die Farbeimer umgeladen und sind damit zum Baumarkt. Die haben die Schimmelfarbe auch sofort anstandslos und ohne Murren gegen gute Farbe umgetauscht. So ging es dann mit dem Renault und der neuen Farbe auf nach Hause. Am Tag danach wurde die Renovierung fortgesetzt. Kayla stellte dann fest, dass unser Kühlschrank nicht mehr arbeitet. Vor langer Zeit berichtete ich Ihnen, dass wir diese Kühl- Gefrierkombination mal sehr günstig als beschädigte Neuware, mit einer Beule an einer Seite, bei solch einem Spezialisten für gebrauchte Geräte kauften. Das Ding hat seither wunderbar funktioniert, aber nun die vielen Umzüge in der kurzen Zeit waren ihm wohl doch zuviel. Zum Glück hatten wir gerade nicht viel Tiefkühlgut in dem Tiefkühlteil. In der heutigen Zeit kann man auf einen Kühlschrank nicht lange verzichten. Andererseits schon wieder viel Geld für einen neuen ausgeben, das war nicht wünschenswert. Plötzlich fiel Kayla ein, dass sie in der verlassenen Fabrik in dem Büro, wo wir mal neugierig geschaut hatten, auch einen Kühlschrank gesehen hatte. Der war mir selbst gar nicht aufgefallen. So sind wir über unsere Hintertür in die Fabrik dorthin, wo Kayla den Kühlschrank in Erinnerung hatte und tatsächlich, stand dort ein älterer Bosch - Kühlschrank. Schätzungsweise über 30 Jahre alt und sicher nicht mehr den heutigen Energie-Effizienzklassen entsprechend und wahrscheinlich auch kaputt. Man möge bedenken, mindestens seit 19 Jahren nicht mehr gelaufen. Er machte aber noch optisch einen recht guten Eindruck. So haben wir den, unter Aufwirbelung erheblicher Staubwolken, erst mühsam durch das Treppenhaus des vorderen großen Hauptgebäudes der Fabrik runter in den vorderen Fabrikhof geschleppt, zum Glück sind Kühlschränke nicht so schwer wie Waschmaschinen, und dann von dort mit der Handkarre bis zu uns rüber. Kayla hat das Ding dann tüchtig gereinigt und mit Sagrotan - Spray desinfiziert. Dann folgte nach einiger Abstellzeit der große Moment. Man mag es nicht glauben, aber der funktioniert noch wie neu! So kamen wir kostenlos an einen neuen alten Kühlschrank, der auch über ein großes Gefrierfach verfügt. Trotzdem ist das Gefrierfach natürlich viel kleiner, als der eigenständige Gefrierteil unserer bisherigen Kühl- und Gefrierkombination, so dass wir demnächst mal nach Stuttgart in den Gebrauchtwarenmarkt in Hohenheim fahren werden. Die haben neben Möbeln auch ein riesiges Angebot an gebrauchten Kühlgeräten, weil viele Leute keine gebrauchten Kühlgeräte haben wollen. Gebrauchte Waschmaschinen und andere Elektrogeräte haben die zwar auch, aber längst nicht in der Anzahl, wie gebrauchte Kühlgeräte. Früher habe ich auch gesagt, dass ich mir nie ein gebrauchtes Kühlgerät kaufen werde, da man dort ja schließlich Lebensmittel einlagert und man weiß ja nie, wie schluderig und unhygienisch die Vorbesitzer damit umgegangen sind. Da holt man sich wer weiß was für Krankheiten, wenn man Pech hat. Diese grundsätzlichen Bedenken hat Kayla bei mir völlig zerstreuen können, weil ich es ihr abkaufe, wenn sie sagt, dass sie mit ihrer Reinigungsmethode auch dem letzten Bazillus, der in einem solchen Gerät stecken könnte, den Garaus macht. Sie macht das wirklich sehr gründlich und wie ich jetzt an dem alten Bürokühlschrank aus der Fabrik sehe, betreibt sie das mit viel Aufwand. Erst normal reinigen, dann mit Desinfektions- Reinigungsmittel noch mal reinigen, trocknen lassen und dann noch mal normal reinigen und danach noch mal alles, auch die Tür - Hohlräume kräftig mit Sagrotan - Desinfektionsspray aussprühen und ein paar Stunden später alles noch mal trocken nachwischen, bevor dann die ersten eigenen Lebensmittel reinkommen.
So geht das, man muss immer sehen, dass man möglichst billig davonkommt. In einem Supermarkt in Bretten waren wir neulich mal zur Abwechslung einkaufen. Die haben im Eingangsbereich ein großes schwarzes Brett hängen, wo jeder Kunde kostenlos Spickzettel anheften kann, wenn er beispielsweise etwas zu verkaufen, zu vermieten, zu verschenken hat oder auch wenn er etwas sucht. Während Kayla an der Kasse stand und bezahlte, habe ich die dortigen Zettel mal überflogen und stieß auf jemanden, der ein altes Mofa suchte. Nun habe ich ja 2 Mofas, einmal das, von dem ich Ihnen jüngst mal berichtete, bei dessen Vergaser mir ein Federchen entschwunden war und wo der Abstellknopf zeitweise kaputt war, wodurch es manchmal nicht funktionierte. Das habe ich ja unter der Hilfe meines Autobekannten wieder repariert bekommen und ich halte mir das übrig für alle Fälle. Dann habe ich aber auch noch ein weiteres altes Mofa, welches ich auch mal irgendwo bei meinem anderen Bekannten, dem Umzugsbekannten bei einem Umzug bekommen hatte, genauso wie das eine Mofa auch, nur das dieses Zweitmofa insgesamt in einem deutlich schlechteren Zustand ist. Es fährt auch nicht richtig, der Motor läuft zwar manchmal, aber an dem Kettenrad vom Motor ist etwas defekt, dadurch springt die Kette immer wieder ab und die Bremsen sind auch sehr schlecht. Ich hatte auch nicht vor, dieses verschlissene Ding irgendwann mal zu reparieren oder reparieren zu lassen. So rief ich die Nummer auf dem Zettel an, wo sich ein Herr Weynowski oder so ähnlich meldete. Ich erzählte ihm, was ich da habe und auch wie der Zustand ist. Er zeigte sich gleich begeistert und noch am Abend dieses Tages kam er mit einem alten Ford - Sierra, an dem ein klappriger Anhänger hing, bei uns vorbei. Zunächst nur zum ansehen, aber den Anhänger hatte er schon für den Fall mitgebracht, dass ihm das Mofa zusagt. Er selbst fuhr den Wagen nicht, sondern seine Frau, weil er zur Zeit wegen Alkohol am Steuer keinen Führerschein mehr hat, den er aber nach eigenen Worten in 2 Monaten wieder bekommt. Danach sah der auch aus, er konnte aber sehr gepflegt reden, von daher hätte man das dem gar nicht zugetraut, dass es so eine Schnapsnase ist. War mir aber egal. Er schaute das Mofa an und versuchte es dann zu starten. Zu meinem eigenen Erstaunen sprang es sogar sofort an, was sonst eher nicht der Fall ist. Dann drehte er damit ein paar Runden hier auf dem freigefrästen Weg in Richtung der beiden Mühlen, wobei dann auch wieder, wie üblich, die Kette am Motor absprang und der Motor in hoher Drehzahl weiterjaulte, weil er durch keine Belastung mehr gebremst wurde. Dann kam die große Preisfrage. Er fragte, was ich denn dafür noch haben wolle. Ich meinte darauf, er könne ja mal ein Angebot machen. Gerechnet hatte ich im günstigsten Fall mit etwa 100 bis 150 Euro, aber selbst für 80 hätte ich es hergegeben. Er hingegen bot gleich 350 Euro und das freiwillig. Natürlich sind wir auch nicht auf den Kopf gefallen und als er schon 350 Euro bot, verzog ich zuerst mal die Mundwinkel, so als ob ich mehr erwartet hätte. Dann zuckte er mit den Schultern und meinte, dass es aber keinesfalls 500 Euro mehr wert wäre. Ich weiß nicht, woher er diese Zahl 500 Euro nahm, von uns wurde die jedenfalls nicht ins Spiel gebracht. Ich dachte mir, wenn der schon 500 Euro als Grenzwert ins Spiel bringt, dann wäre ich ja doof, wenn ich diese Vorlage nicht so annehme. So sagte ich zu ihm: „Na gut, einigen wir uns auf 450 Euro?" Ohne eine Sekunde zu überlegen schlug er darauf ein, zückte 450 Euro aus seiner Jackentasche, so abgezählt im Bündel, als wäre nie ein anderer Preis möglich gewesen. Auf einem Zettel wurde noch ein kleiner Kaufvertrag geschmiert, handschriftlich auf die Schnelle, er lud die Gurke freudestrahlend auf seinen Anhänger, setzte sich auf den Beifahrersitz und sichtlich zufrieden brausten er und seine Frau mit dem Mofa im Anhänger davon. Kayla fand das auch irgendwie komisch bis belustigend und meinte, nicht wenn das vielleicht ein seltenes altes Sammlerstück war, welches unter Sammlern sehr beliebt ist. Aber das war es ganz bestimmt nicht. Es ist irgend ein italienisches Noname - Fabrikat, wie sie vor vielleicht 30 Jahren zu Tausenden in Kaufhäusern und Baumärkten verkauft wurden.
450 Euro sind ein schönes Geld und es ist wirklich schon komisch, früher musste ich im übertragenen Sinne immer jedem Cent einzeln nachlaufen, aber seit über einem Jahr haben wir finanziell ein ziemliches Glück. Da gerät man ein wenig in Angst, dass bald diese monetäre Glückssträhne abbricht und es auch wieder einmal anders kommt. Wir beide tun viel dafür, dass wir möglichst wenig ausgeben, um so gewissermaßen das einmal erlangte Geld zusammenzuhalten. Kayla hat da auch ein glückliches Händchen in Finanzfragen und trägt ganz ohne Zweifel erheblich ihren Teil dazu bei, dass es uns derzeit finanziell so gut wie noch nie geht, und das obwohl die ganze Welt, oder zumindest ganz Deutschland von schlechten Zeiten spricht. Unsere Entwicklung verläuft, wenn man so will, gegen den Trend. Auch wenn man sich so umsieht unter meinen früheren Bekannten, die meisten davon waren ja in einer ähnlichen finanzschwachen Situation, wie ich früher auch und den meisten von denen geht es heute noch viel schlechter, als vor 2 Jahren. Manchmal frage ich mich, ob es mir ohne Kayla nicht auch heute viel schlechter gehen würde, als damals schon. Schlecht gehen und schlecht gehen ist zweierlei und jeder geht damit anders um. Sie mögen sich entsinnen, selbst zu den Zeiten, in denen ich fast nichts hatte, habe ich mich immer gut mit dieser Situation arrangiert und deswegen nie den Kopf hängen lassen. Solange man seine eigenen 4 Wände hat, und sei es nur in der Form einer winzigen Mietwohnung mit nur einem winzigen Zimmerchen, solange kann man sich nach meiner Meinung eigentlich sehr gut mit fast jeder Situation arrangieren. Das ist bei mir so eine Art einziger Kern-Grundvoraussetzung. Auf der Straße leben könnte ich nicht, dafür bin ich kein Typ. Um so schöner und geradezu einzigartiger ist dann die Entwicklung, die mein Leben in den letzten 2 Jahren genommen hat. Die wesentlichen Veränderungen finanzieller Art kann man ja sogar noch enger zusammenraffen und auf etwa das letzte zurückliegende Jahr datieren oder sagen wir mal, auf das letzte anderthalbe Jahr. Wissen Sie, ich neige durchaus dazu, immer wieder mal in stillen Momenten, diese für mein Leben eigentlich so untypische Entwicklung der letzten beiden Jahre innerlich Revue passieren zu lassen, weil es mir selbst manchmal etwas unwirklich vorkommt, da ich von früher her, zumindest seit der Heirat mit meiner ersten Frau, diesem Biest, eigentlich nur noch an Niederlagen, Rückschritte und eine niederschmetternde Entwicklung gewohnt war. Wenn man so vielleicht über 30 Jahre seines Lebens eine dauernde Talfahrt erlebt hat, sozusagen eine Talfahrt ohne Ende, dann muss eine plötzliche Abkehr von dieser Talfahrt einem zwangsläufig unwirklich vorkommen und man meint zuweilen, so etwas gibt es gar nicht, das kann alles überhaupt nicht sein.
Bevor manche jedoch noch beginnen, mich zu beneiden, es gibt auch wieder weitere Rückschläge, wenn auch von verkraftbarer Natur und vielleicht auch aus einer noch unerklärlichen Fehlbedienung heraus. Meine schöne neue Digitalkamera neigt nämlich immer öfter dazu, Bilder einfach nur als Schwarzweiß - Foto zu speichern. Bei Fotos, die ich bei geringer Helligkeit knipste, machte sie das fast immer, aber jetzt habe ich nachher selbst bei schönstem Sonnenschein von rund 50 Fotos ungefähr 10 nur als Schwarzweiß - Foto. Leider bemerkt man das erst, wenn man die Bilder auf den Computer überträgt in diesem beigelieferten Microfix oder ähnlich heißendem Programm. Das Bild auf dem Kameradisplay, welches gleich nach dem Knipsen entsteht, wird jedoch immer in Farbe angezeigt. Ein wenig wie bei einem Lotteriespiel scheint mir das jetzt zu gehen und es ist schon etwas ärgerlich. So lange diese Sache aber nicht schlimmer wird, werde ich nichts unternehmen, denn man kennt das ja, nachher ist man die Kamera für Monate los und kriegt sie nach einer Reparatur noch defekter zurück. Ich habe mir daher inzwischen schon angewöhnt, jedes Motiv mindestens 2 mal zu knipsen, dann ist mit ziemlicher Sicherheit ein Foto davon in Farbe, allerdings manchmal vergisst man es doch.
Wo wir gerade beim Knipsen sind, selbstverständlich habe ich Ihnen auch wieder einige Fotos beigesteuert. Anfang der Woche herrschte zeitweise noch so schönes Wetter, so dass wir endlich die Gelegenheit beim Schopfe fassten und mit den Fahrrädern den vor einigen Wochen freigefrästen Weg bis zu den Mühlen gefahren sind, die wir bislang noch nie gesehen hatten. 2 km sind mit dem Fahrrad keine wirklich lange Strecke, allerdings ist der Weg teils von derart vielen alten Baumwurzeln unterwandert, dass das Fahren zur Tortour wird und keine wirkliche Freude bereitet. Zu Fuß gehen kommt da besser, dabei muss man allerdings aufpassen, dass man über die Wurzel - Erhebungen im Wegesbereich nicht ständig stolpert. So kam es, dass die Strecke von uns teils per Rad und teils zu Fuß zurückgelegt wurde. Der Weg verlief ab hinter dem seitlichen Wäldchen, worin sich auch der Militärauto -Schrottplatz befindet, ständig in einem leichten Gefälle mit weit ausholenden, geschwungenen Kurven drin. Wenn man ein wenig Gespür dafür hat, dann erkennt man, dass der Weg früher, vor vielleicht 15 Jahren, noch eine richtig breite Straße war, weil sich die Abflussgräben so weit nach außen befinden. Er ist zu etwa 90 % asphaltiert und immer wieder mal zwischendurch für vielleicht 50 Meter ist der alte Asphalt aufgebrochen und entfernt worden. Die nervenden Wurzelreste, die die Fahrbahn unterwandert haben, enden ein Stück hinter dem seitlichen Wäldchen und man kann ab dort durchgehend mit dem Fahrrad weiterfahren. Nach rund 15 Minuten, bedingt durch den teilweisen Fußweg mit den Stolperfallen, tauchten südwestlich einige Gebäude im Blickfeld auf. Nun war ja immer von Mühlen die Rede und man hat dann so seine Vorstellung, von wegen es klappert die Mühle am rauschenden Bach oder so. Also wir hatten historische Wassermühlen erwartet, zumal dort unten tatsächlich ein hübscher Bach fließt. Aber was dort steht, ist alles andere, als eine idyllische Wassermühle als Relikt aus früheren Zeiten, ich meine, aus früheren Zeiten ist es zwar, aber es handelt sich dabei um eine ehemalige industrielle Mühle. Also das war ein richtiger Mühlenbetrieb mit entsprechenden Industriebauten und die Antriebsenergie hieß dort damals schon nicht mehr Wasser, sondern Strom. Der Rentner oben aus unserer Siedlung hatte immer von 2 Mühlen gesprochen, wir fanden aber nur die eine hier. Vielleicht meint er auch, es wären 2 Mühlen, weil sich beidseits des Weges Mühlengebäude befinden, die zur Mühle gehören. Auf dem Foto muehle1 sehen Sie diese Mühlenanlage, die aus 2 Silogebäuden, dem eigentlichen Mühlengebäude und etlichen flacheren Lagergebäuden besteht. Muehle1: Sicht auf die Mühlenanlage vom Zufahrtsweg aus
Der Weg ist ab der Grundstücksgrenze nicht mehr asphaltiert und führt weiter mitten durch diese Mühlenanlage. Er geht auch dahinter immer weiter, vielleicht folgt auch weit dahinter tatsächlich noch eine weitere Mühle, ich glaube aber nicht. Mit einem Auto befahrbar ist er im hinteren Bereich aber nicht mehr, weil dort einige teilweise ausgeschlachtete Schrottautos und LKW halb auf dem Weg und zur anderen Hälfte auf dem Randgrün zu den Gebäuden hin stehen und dadurch den Weg versperren. Wir sind diesen Weg mit dem Rad vielleicht noch 500 m weiter gefahren und hatten eher den Eindruck, dass er in einer Schleife später wieder bergan weit hinten zurück in den Ort führt. Nach 500 m haben wir aber Kehrt gemacht und uns diese Mühle erst einmal genauer angesehen. Also irgendwer soll das Anwesen kürzlich gekauft haben. Allerdings standen sogar einige Türen offen, es war aber, außer uns, keine Menschenseele hier. Sie ahnen es, das war für uns natürlich eine Einladung, uns auch in der Mühle mal unverbindlich und neugierig umzusehen. Noch nicht einmal Schilder warnen vor dem Betreten oder verbieten es. Wahrscheinlich hielt man es nicht für nötig, weil es ja bislang faktisch so gut wie nicht erreichbar war und es liegt ja noch viel abgelegener, als unsere Siedlung. An dem wohl ältesten Gebäude, dem Hauptgebäude aus dunkelbraunen Ziegelklinkersteinen prangte im Sturz einer Seitentür die Jahreszahl 1898, so dass man vermuten kann, dass in diesem Jahr die Grundzüge der Mühle gelegt wurden. Weitere Gebäude stammen nach meiner Schätzung aus der Zeit um 1920 herum und die Gebäude auf der anderen Wegesseite, die sich um das neuere Silo in Betonbauweise gruppieren, dürften wohl kurz nach dem zweiten Weltkrieg, so um 1950 herum, erbaut worden sein. Nahezu alle Räume sind völlig leer und ich denke, wenn einer Ideen hat, könnte er daraus etwas machen. In dem Haupt-Mühlengebäude vorne links, also dem braunen Backsteinbau entstand im ersten Stock das Foto muehle-innen2, welches wohl das eigentliche Mühlenwerk zeigt, welches schon schiere Ausmaße hat. Muehle-innen2: Die eigentlichen Mühlenanlagen sind teils noch vorhanden und wirken recht gut erhalten. Über fette Rohre wurde wohl das Getreide und später das fertige Mehl in bzw. aus dieser Mühlenmaschinerie geblasen. In diesem Bereich sieht alles so aus, als könne man es nach kurzem Saubermachen in wenigen Tagen wieder in Betrieb nehmen. Auf der Rückseite des Hauptgebäudes führen einige dicke Rohre nach außen in hängende Stutzen, worunter früher die LKW fahren konnten, um das fertige Mehl abzuholen. Alle Gebäude, die sich auf dem obigen Außen - Foto rechts vom Weg befinden, wie das weißgraue Silo und die flacheren Lagerhäuser, sind im Gegensatz zu den anderen, sehr gut verschlossen und wurden daher von uns selbstverständlich nicht begangen. Sie machen auch einen deutlich besseren Eindruck, was den Bauzustand betrifft. Im Hauptgebäude stießen wir in einem Eingangsflur neben einem kleinen Büro sogar noch auf eine alte Stechuhr und ein Namensregister an der Wand, mit den Namen der früheren Beschäftigten. Sogar deren Stempelkarten waren in dem Namensregister an der Wand noch einsortiert und die letzte Stempelung datierte hier im Dezember 1994. Diesen Namenskarten nach dürften in diesem letzten Jahr noch 5 Leute dort gearbeitet haben. Nach dieser interessanten Erkundung haben wir dann gemütlich den Weg nach Hause angetreten. Am gleichen Tag entstand in der gerade beginnenden Abenddämmerung noch das Foto fabrik-aussen111 von „unserer" Fabrik, mal aus der Perspektive oben von unserer Grundstücksmauer. Also ich war auf diese Mauer drauf geklettert, die quasi unser Grundstück von dem Fabrikgrundstück trennt und habe dann in Richtung Fabrik geknipst.
Fabrik-aussen111: Sicht oben von unserer Mauer auf das Fabrikgelände
Das ist im Prinzip unsere Aussicht auf die Fabrik, natürlich ist vom Haus aus betrachtet die Distanz deutlich höher, da noch unser Gartengrundstück bis zu der besagten Mauer dazwischen liegt und seitlich ist noch einiger Baumbewuchs dazwischen, wodurch man aus den hinteren Fenstern des Hauses dann eigentlich mehr nur diese Bäume und den Garten sieht. Gewiss würde manch einer sagen, wie kann man nur neben solch ein altes Fabrikgemäuer ziehen, aber ich finde das regelrecht idyllisch hier, wenngleich es mir schwer fällt, dieses Empfinden jemandem mit Worten zu erklären. Kayla fühlt sich auch sauwohl hier, anders kann man es nicht nennen. Das wäre vielleicht anders, wenn hier noch alles in Betrieb wäre, aber sehen Sie, schauen wir nach hinten, blickt man auf die Fabrik, schauen wir nach vorne, blickt man zur Straße und auf der anderen Straßenseite nur auf grüne Wiesen und lichte Baumreihen mit großen Lücken dazwischen, die die östlich von unserem Haus liegende Landschaft füllen so weit das Auge reicht. Schauen wir aus dem Haus nach links, dann blicken wir zu unserer Werkstattgarage hin und weit dahinter entfernt auf die eigentliche Siedlung hier, wo die anderen 4 Häuser stehen und wo die kleine Zufahrtsstraße her kommt, wo aber auch noch etliche Bäume und viel Grün dazwischen sind. Von der Siedlung sieht man durch die Bäume nur einzelne Fragmente durchschimmern, wie Teile der Dächer u.s.w. Blicken wir nach rechts, dann folgt neben unserem Grundstück rechts abzweigend die alte Haupt - Einfahrt zur Fabrik hin und geradeaus weiter der beschriebene, kürzlich freigefräste Weg am Fabrikgelände vorbei und durch das Wäldchen, in dem sich auch der Militärauto-Schrottplatz befindet und der dann weiter zu den Mühlen führt. Da ist auch alles grün. Man wohnt fast, wie in einem leichten, lichten Wald, in dem sich immer wieder Baumgruppen, Baumreihen und freie Wiesenflächen abwechseln. In der Regel hört man hier draußen überhaupt nichts, außer am helllichten Tage das Zwitschern der Vögel. Jedes Auto was her kommt, hört man schon herannahen, lange bevor es hier ist. Es hängt auch etwas von der Windrichtung ab, aber ich kann Ihnen mindestens schon 3 Minuten vorher sagen, wenn ein Auto sich auf der kleinen Zufahrtsstraße unten an dem alten Bahnhof vorbei auf dem Weg hierher befindet. Natürlich nur dann, wenn ich mich draußen aufhalte, drinnen im Haus hört man das nicht. Die Luft ist herrlich frisch, so wie bei einem ausgedehnten Waldspaziergang. Nein, hier bekommt uns so schnell keiner mehr weg!
Diese Tage kam ich zum ersten mal mit einem der jüngeren Anwohner aus der Siedlung hier, also aus den 4 anderen Häusern, die etwa 200 - 300 m vor unserem Grundstück liegen, ins Gespräch. Der Einzige, den ich bisher etwas kannte, das war dieser Rentner, der früher auch mal in der Fabrik gearbeitet hatte. Hier der jüngere Mann, der auf den bayrisch klingenden Namen Huber hört, kam mit einem Handkarren voller Dünnholzreste vorbei, als ich gerade vor der Haustür den Kofferraum des Renault auslud. Ich schätze, dass er ungefähr 35 Jahre alt ist und er erzählte, dass er im nun herannahenden Winter erstmals vorwiegend mit Holz heizen möchte, weil die Ölkosten so in die Höhe geschossen sind. Er hat vor etlichen Jahren das Haus, in dem er zusammen mit seiner Frau und 2 kleinen Kindern lebt, von Verwandten geerbt. Früher sei er nie auf die Idee gekommen, jemals in eine Gegend zu ziehen, die so abgelegen ist. Als sie das Haus erbten, habe man zuerst überlegt, es zu verkaufen, aber nach der ersten genauen Besichtigung hätten sie sich so in die Lage und das Haus verliebt, dass sie spontan beschlossen hätten, ihre Stadtwohnung in Heilbronn aufzugeben und hierher zu ziehen. Das kann ich nur zu gut verstehen. In Heilbronn hätte er etliche Jahre als Industriekaufmann bei der Deutschland - Vertretung von Fiat gearbeitet und später noch ein paar Jahre im gleichen Beruf in Heilbronn bei einem Nahrungsmittelhersteller. In den ersten Jahren wo er hier wohnte, sei er täglich nach Heilbronn gependelt. Wenn man die B 293 über Bretten und Eppingen fährt, ist das gar nicht so übermäßig weit von hier, vielleicht 50 oder 60 km. Wenn man es jeden Tag, auch im Winter bei jedem Wetter fahren muss, wird es auf Dauer doch lästig. Daher hatte er dann bei einer Firma in Durlach angefangen, das ist ein Vorort von Karlsruhe. Da brauchte er nur noch 17 km zur Arbeitsstelle, aber die haben letztes Jahr pleite gemacht und seither ist er arbeitslos. Da hat er Mühe, auf Dauer das Haus überhaupt noch halten zu können, da er nach eigenen Worten auch keine Ersparnisse hat, die er zur Überbrückung dort reinbuttern könnte. So hat er sich kostenlos alte Öfen besorgt und will demnächst sogar die Ölheizung ganz außer Betrieb nehmen und nur noch mit Holz heizen, wovon hier in der Gegend ja viel herum liegt. Auch habe er seinen Stromverbrauch um über 50 % reduzieren können und eingekauft wird nur noch bei dringendem Bedarf und dann nur noch bei Billig- Discountern. Die Heizkosten machen einen enormen Anteil an den Jahresausgaben aus und so hofft er, dass er es durch diese Maßnahmen schafft, die Kostenbelastung so zu reduzieren, dass die Familie so gerade noch das Haus halten kann. Auch ein teures Auto ist nicht mehr drin. Da man hier in der Siedlung aber ohne Auto völlig aufgeschmissen ist, hat er seinen großen teureren Fiat, den er noch aus seiner Fiat - Zeit hatte, bei einem Händler gegen einen billigen kleinen alten Fiat eingetauscht. Jetzt an dem kleineren älteren Fiat ist er dauernd am schrauben, weil an dem Ding wohl öfter etwas kaputt ist. Immerhin soll er nicht viel Benzin verbrauchen, der hat aber auch nur 50 PS. Wo man heute aber auch hinblickt, überall sind die Leute gezwungen, sich gewissermaßen nach der Decke zu strecken und ihr Leben so umzuorganisieren, dass sie wenigstens halbwegs über die Runden kommen. Manchmal hat man den Eindruck, dass sich Deutschland auf dem besten Weg zu einem Dritte-Welt-Land befindet. Auch dieser plötzliche Aha-Effekt, den die Regierung nun verkündet, wonach sich die Lage angeblich erheblich gebessert haben soll, den sehe ich nicht. Was uns persönlich betrifft zwar schon, wir klagen nicht, wie ich Ihnen schon berichtete, geht es mir wirtschaftlich so gut, wie schon seit 30 Jahren nicht mehr, aber das hat bekanntermaßen völlig andere Gründe und so rein überhaupt gar nichts mit der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands zu tun. So breit streuen sich die Gedanken, wenn man im Grunde bei alltäglichen Dingen, wie dem Unterhalt des Hauses anfängt. Meine alte Devise lautet ja immer, Kopf hoch, egal wie es kommt, irgendwie wird man da schon durchkommen, so lange es keine ernsthaften Gesundheitsprobleme sind. Alles andere lässt sich beim richtigen Herangehen an die Sache irgendwie meistern, nur schwerwiegende Gesundheitsprobleme, die sehe ich daher als die einzige Sorte von wirklichen Problemen an, wo man nicht vorher schon sagen kann, ob sie sich meistern lassen. Man könnte es auch vereinfacht mit einem Satz sagen, der mir gerade einfällt, wo ich hier aus dem Fenster blicke: „Seht, die Sonne scheint ja wieder!"
Somit ende ich für heute, ich hätte Ihnen zwar noch einiges zu schreiben, aber gerade im Moment wollen wir nach der stürmisch- regnerischen Nacht den jetzt plötzlich hervorschießenden Sonnenschein zu einem frischen Spaziergang durch das Wäldchen nutzen. Dort gibt es noch so viele Wege, die wir nicht kennen und dann die frische Luft. Bis zum nächsten Mal wünschen Ihnen Kayla und ich alles Gute, Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Ein neues Auto" vom 18.11.2006
Bewegte Grüße!
Bewegt ist aus unserer Sicht nun zweideutig zu verstehen, denn es bewegt sich was in Sachen Auto bei uns und somit werden auch wir bewegt, von dem Auto versteht sich. In Sachen Auto hat sich jetzt doch eine Wende zum Besseren ergeben, wenngleich unsere eigene Entscheidung uns ein wenig überrascht hat. Der Autobekannte hatte ja 4 Fahrzeuge in Frankfurt ersteigert, alle zum Weiterverkauf und alles Turbodiesel - Fahrzeuge mit sparsamem Verbrauch. Die hatte ich Ihnen zuletzt schon provisorisch genannt, obwohl wir die zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen hatten. Nun waren die sogar schon am Montag eingetroffen und wir haben uns die gleich angesehen. Um es kurz in Erinnerung zu rufen, es handelte sich bei den 4 Fahrzeugen um einen VW-Golf-TDI, einen Ford - Fiesta - DTCI, einen Opel - Corsa - DTI und einen Mercedes - A - Klasse CDI. Leider ist kein einziges dieser Fahrzeuge ein Kombi, sondern jeweils nur die normale Karosserieausführung. Aber inzwischen ist uns das fast egal, da man bei allen Vieren die Rückbank umlegen kann und den Wagen so halbwegs zu einem, wenn auch kleinen Kombi umfunktionieren kann. Auch haben alle eine große Heckklappe, die das Laden größerer Gegenstände erlaubt. Ich denke, unsere größten Transportaufgaben haben wir inzwischen auch hinter uns, somit ist das Kaufargument Kombi nicht mehr ganz so wichtig. Unser Favorit war natürlich von Anbeginn an der VW - Golf, weil wir damit ja bis zum Diebstahl unseres Golf - Variant, gute Erfahrungen gemacht hatten. So wurde der als erstes probegefahren. Die Ernüchterung kam schnell. Dieser hier hatte enorme 287.000 km gelaufen und das merkte man dem Wagen auch an. Er fuhr zwar noch sehr gut, zog auch schön kräftig durch, wie man es von dem Golf TDI gewöhnt ist, aber es gab eigentlich nichts im Innenraum, was nicht klapperte. Die Sitze teils im Stoff zerrissen und abgescheuert, die Armaturen sahen aus, als hätte jemand Spiegeleier darauf gebacken. Die Pedale wackelten, die Lüftung raschelte und röchelte und viele Verschleißanzeichen mehr. So etwas wollten wir uns nicht wirklich antun. So fiel er sofort ganz raus. Da ich vor 2 Jahren schon ein wenig mit einem Ford - Fiesta liebäugelte, mein Geld aber damals nur für den Suzuki - Alto reichte, wurde der Ford dann zum neuen Favoriten erklärt. Der war knapp 82.000 km gelaufen, was für einen Diesel sicher so gut wie gar nichts ist. Im Fahren deutlich träger als der Golf, aber auch noch in einem gut akzeptablen Bereich. Natürlich ist der Fiesta merklich kleiner, als der Golf, aber uns würde der völlig ausreichen. Im Preis sollte der bei 3.500 Euro liegen, was eigentlich ein uns durchaus genehmer Preis ist. Kayla und ich waren uns eigentlich in diesem Moment schon so gut wie einig und wollten den Fiesta fast kaufen. Aber nun waren wir einmal da, also wurden die anderen beiden, mehr anstandshalber, aber auch aus Neugierde doch noch getestet. Dieser Opel - Corsa - Turbodiesel hat nominal 10 PS mehr, als der Ford, und war nun der erste Opel, den ich in meinem ganzen Leben überhaupt mal gefahren bin. Mit 74.000 km hatte er von allen vieren am wenigsten gelaufen. Der zog ungefähr genauso gut wie der Golf, wohl weil er ja leichter ist und da reichen dann 75 PS schon aus, um den Karren auf Trab zu bringen. Das hätte ich nicht erwartet, weil Opel im Volksmund oft ein wenig als gemütlich verschrieen ist. Auch ließ er sich angenehmer fahren, als der Ford, war innen laufruhiger und vermittelte uns ein etwas großzügigeres und vor allem angenehmeres Platzgefühl, als der Fiesta. Die Platzverhältnisse im Opel sind vorne fast genauso, wie im doch eigentlich größeren Golf und die Sitze wirken auf uns wertvoller und solider, als die im Fiesta. Man sitzt in dem Corsa durchaus richtig angenehm, wie in einem viel teureren und größeren Auto. Auch der Laderaum ist deutlich größer und näher an einem echten Kombi, also besser zu nutzen. Zudem roch es im Fiesta stark es nach billigstem Plastik, was im Opel nicht so war, was aber für einen Kaufentscheid keine wirkliche Rolle spielt. Mit 3.900 Euro lag er im gleichen Bereich, wie der Ford, aber mit einem für uns erstaunlich besseren Eindruck. Dann folgte die Mercedes A-Klasse. Eigentlich auch ein schönes Wägelchen. Was ich an dem Mercedes recht angenehm fand, war die relativ hohe Sitzposition, fast wie auf einem Küchenstuhl. Nun ist das sicher Geschmackssache, manche mögen solche Sitzpositionen gar nicht, andere wiederum kaufen nur aus diesem Grund alleine schon Geländewagen oder Vans, weil man da immer etwas höher sitzt. Von den Getesteten war er innen am laufruhigsten, also mit dem geringsten Geräuschpegel, aber der hatte schon 176.000 km auf dem Tacho. Die Durchzugskräfte waren ähnlich wie bei Golf und Opel, in diesem Vergleich fiel der Ford etwas zurück. Kein Wunder, hatte der Ford ja auch nur 65 PS und der Mercedes 94 PS, da wunderte es schon eher, dass der Opel mit 75 PS etwa gleich gute Durchzugskräfte vermittelte, wie VW und Mercedes mit fast 20 PS mehr. So fuhren wir auch mit dem Mercedes einige km am Stadtrand von Stuttgart herum, gerade so, wie es sich von dem Betrieb meines Autobekannten aus anbot. Aber in Kurven war der Mercedes nach meiner Meinung irgendwie unangenehm. Nicht das er schleuderte oder wirklich unsicher war, das nicht, aber er war irgendwie steif und recht kurvenunwillig. Der hatte zwar als einziger von denen sogar ESP, aber obwohl der Wagen ja relativ klein ist, war er in engen Kurven viel unangenehmer zu fahren, weil er sich ständig selbst verlangsamte, wenn man enge Kurven halbwegs zügig anging. Er war selbstverständlich immer noch um Welten besser, als der Subaru, alleine schon deshalb, weil man im Subaru in solchen Situationen ständig das Gefühl hatte, seitlich wegzufliegen und auszubrechen, das ist bei dem Mercedes nicht so, aber im Vergleich zu den anderen Testkandidaten fiel er beim Kurvenfahren erheblich zurück und vermittelte keine rechte Fahrfreude. Das gefiel mir gar nicht und Kayla gefiel es noch weniger. Auch der Preis des Mercedes gefiel uns beiden überhaupt nicht, denn der sollte trotz der hohen Laufleistung noch 8.700 Euro kosten. Gut, er war aus dem Quartett mit Baujahr 2002 zeitlich dafür der Jüngste, aber er schied auf Grund der geringen Fahrfreude und des hohen Preises dann gleich ganz aus. Da muss ich sagen, hätte ich von einem Mercedes, einem Auto aus Stuttgart, etwas anderes erwartet. Nun, langer Rede kurzer Sinn, nach diesen umfangreichen Probefahrten entschieden wir uns spontan für den Opel - Corsa! Der ist auch am sinnvollsten zu einem kleinen Kombi umzufunktionieren und mein Autobekannter ließ sich nicht lumpen und ging im Preis noch auf 3.500 Euro runter und legte sogar noch die erste große Inspektion, die vielleicht nächstes Jahr irgendwann mal fällig wird, kostenlos obendrauf. Eine schöne runde Zahl von der dann noch mal 800 Euro von der Rücknahme des vergurkten Subaru abgingen. So zahlten wir 2.700 Euro und haben dafür jetzt wirklich ein schönes Wägelchen. Da ist zumindest vorne ungefähr genau so viel Platz drin, wie im Golf, der Golf hat eigentlich nur hinten mehr Platz. Auch gibt es nirgendwo Rost oder so was, er fährt sich sehr gut und wie wir feststellten, verbraucht er laut Bordanzeige sehr wenig Diesel. Da ist so ein Bordcomputer, aber ich weiß noch nicht, ob man dessen Anzeige so trauen kann, denn er zeigt an, dass unser Durchschnittsverbrauch bei 4,4 Litern auf 100 km liegen würde, was ich nicht so recht glaube. Er hat sogar schon ABS, was im Nassen oder auf rutschigem Untergrund so seine Vorteile bei gleichzeitigem Bremsen und Lenken hat. ESP, wie der Mercedes hat er natürlich nicht. Dafür gehen aber sogar die Seitenscheiben elektrisch auf Knopfdruck rauf und runter und oben ist ein schönes doppelwandiges Glas-Schiebedach. Auch ist da ein teures Stereo - Radio, sogar mit Cassetten und CD - Teil drin, welches einen satten Klang erzeugt. Die Verarbeitung und überhaupt der Gesamtzustand machen einen sehr guten Eindruck. Er ist in einer fast schon nobel wirkenden, aber dennoch dezenten dunkelblauen Metallicfarbe lackiert. Mein Autobekannter hat den Corsa ganz genau durchgecheckt und ist sich sicher, dass der sehr gut in Schuss ist. Das geht sogar so weit, dass er uns auf den Wagen 1 Jahr Vollgarantie auf seine eigene Kappe gibt. Davon ausgenommen sind natürlich Verschleißteile wie Auspuff, Reifen und Bremsbeläge. Diese Vollgarantie würde er nicht geben, wenn er nicht selbst von der Qualität 100 % überzeugt wäre. Er sagte sogar, dass dieser Opel in der Praxis rund 1 Liter weniger Sprit braucht, als viele vergleichbare Modelle anderer Hersteller. Zudem sei ihm noch so gut wie nie ein Opel mit Motorschaden in die Hände gekommen, weil es das bei dieser Marke nur extrem selten geben würde und wenn es dann mal der Fall war, dann lag es oft daran, dass der Besitzer keine Inspektionen hat machen lassen oder mit zu wenig Öl gefahren ist. Über die ersten wirklich genauen Verbrauchswerte kann ich Ihnen frühestens in 1 - 2 Wochen etwas sagen. Auch Kayla ist begeistert. Den Renault - Kangoo, den wir leihweise hatten, haben wir natürlich dann gleich dort gelassen. Ich habe Ihnen sogleich ein Foto von unserem „Neuen" unter dem Namen opel-corsa beigefügt. Dort steht der Wagen noch in Stuttgart in der Einfahrt zum Gelände meines Autobekannten. Das Foto habe ich sofort nach der Probefahrt sozusagen während unseres Kaufentschlusses geknipst. Dahinter steht übrigens der Renault - Kangoo, aus dem Bestand meines Autobekannten, den wir zwischenzeitlich einige Tage als Leihwagen hatten.
Opel-Corsa: vorne unser neuer Wagen, der Opel- Corsa 1,7 DTI, dahinter der zeitweise Leihwagen, ein Renault-Kangoo, der früher bei der Post gelaufen war.
So kann es gehen, und hätte man mich vorher gefragt, hätte ich anfangs den Opel als den unwahrscheinlichsten Kauf von den Vieren angesehen. Opel war bislang bei mir eigentlich eine relativ unbekannte Größe, nicht im Sinne von wirklich unbekannt, denn Opel kennt ja jeder, aber ich hatte zuvor noch nie einen Opel gefahren und über diese Marke nie wirklich ernsthaft einen Gedanken verloren. Opel und eingefleischte Opelfans mögen es mir verzeihen, aber das mag am früheren Image liegen, so eine Art Spießbürger- und Beamtenauto für gemütliche Leute und es lag auch zugegebenermaßen an Unwissenheit. Dahinter steckte aber keineswegs eine gezielte Absicht von mir, Opel zu meiden oder so etwas ähnliches. Mir war die Marke nie besonders aufgefallen, weder negativ noch positiv und der Gedanke an den Kauf eines Opels war eigentlich nie wirklich da. Kayla hingegen fand gleich am Anfang der Besichtigung der 4 Wagen, diesen Corsa als ihren Favoriten heraus. Er ist auch wirklich so gut erhalten, dass man ihn fast für einen Neuwagen halten könnte, obwohl er von 2001 stammt. Als Vorbesitzer ist im Fahrzeugbrief eine Frau Angelika Leistner aus Frankfurt eingetragen und der Wagen wurde schon im September 2005 abgemeldet, ist also über ein Jahr gar nicht gefahren worden. Das wieder gereichte uns zum zusätzlichen Vorteil, denn weil der Wagen so sehr lange abgemeldet war, musste er jetzt vor der Neuanmeldung frisch durch den TÜV, obwohl der damalige TÜV von 2005 ansonsten noch gültig gewesen wäre. Aber nach solch langer Abmeldezeit verfällt das. Das wurde alles bei meinem Autobekannten in der Werkstatt von einem TÜV-Prüfer erledigt. Dadurch haben wir ab jetzt dann 2 volle Jahre TÜV und AU. Mein Autobekannter sagte, dass diese 4 Fahrzeuge alle so lange als Gebrauchtwagen in einem Autohaus in Frankfurt herumgestanden hätten, welches pleite gegangen sei. Aus der Verwertungsmasse hat er dann diese 4 Wagen ersteigert. Mit diesem Wagen macht das Fahren aber wieder richtig Spaß und er ist für uns beide völlig groß genug und ausreichend motorisiert. Mehr als 75 PS und mehr Größe an Auto braucht man eigentlich in keiner Lebenslage und wozu soll man ständig etliche 100 kg Blech sinnlos spazieren fahren, die einem überhaupt nichts bringen? Der Subaru war in den Außenabmessungen ja deutlich größer, aber innen vorne überhaupt nicht größer, nur auf den Rücksitzen war im Subaru mehr Platz. Da sitzen wir ja nicht! Aber schon der Kofferraum wieder war im Subaru deutlich kleiner und wesentlich schlechter nutzbar. Einziger Vorteil des Subaru war sein Allradantrieb, aber da wir uns nur auf normalen Straßen bewegen, kam der ohnehin nie zum Tragen, nur auf der negativen Seite, da Allradantrieb ja für sich genommen auch für einen höheren Verbrauch sorgt, wie mir mein Autobekannter darlegte. Was unsere Verbrauchserfahrungen mit dem Subaru wirklich nur gepfeffert unterstreichen. Ich habe jetzt wirklich den Eindruck, dass wir mit dem Opel - Corsa DTI einen guten Kauf getätigt haben. Das Einzige was nun noch fehlt, sind Winterreifen für den Corsa. Er hat Sommerreifen drauf, die etwa 60 % Profil haben, bei dem momentanen Wetter überhaupt kein Problem, aber bei unserer ländlichen Lage in der Siedlung sind Winterreifen viel wichtiger, als in Stuttgart. Mein Autobekannter übernimmt die Beschaffung, leider hatte er selbst keine vorrätig. Er meint, dass man bei der gängigen Reifengröße des Corsa mit 200 bis 220 Euro für den ganzen Satz locker auskommt. Die passenden Stahlfelgen dazu hat er noch ohne Reifen als leicht gebrauchte im Lager liegen und die schenkt er uns. So braucht man künftig dann nur noch die Kompletträder zu wechseln. Ich denke, preiswerte Winterreifen, die ein gutes Winterprofil haben, aber in der Höchstgeschwindigkeit nur bis 160 km/h gehen, reichen uns aus. Laut Papieren soll dieser Corsa zwar 179 km/h laufen, was wir noch nicht ausprobiert haben, aber es scheint hinzukommen, da man schon recht zügig auf 140 km/h kommt, jedoch im Winter kann man sich auf maximal 160 km/h beschränken. Auch fahren wir nur noch wenig Autobahn, weil die Erfordernisse nicht da sind und wenn wir öfters mal nach Stuttgart fahren, nehmen wir nur selten die A 8, weil die meistens so voll ist, dass man auf den kleinen Landstraßen besser vorwärts kommt, sofern man sie kennt. Wissen Sie, wenn ich auf der Landstraße ungefähr genau so schnell zum Ziel komme, wie auf der Autobahn, nur mit dem Unterschied, dass ich auf der Autobahn dabei öfters im Stau stehe oder zumindest im dichten Kolonnenverkehr krieche, dann fahre ich lieber gleich auf der Landstraße, wo man in der gleichen Zeit dann wenigstens in Bewegung bleibt. Das finde ich irgendwie angenehmer und schöner. Angemeldet hat übrigens Kayla den Wagen vorgestern in Karlsruhe auf uns. In der Zeit konnte ich zuhause weiter renovieren. Bei dieser Gelegenheit hat sie natürlich den Subaru gleich abgemeldet. Der Heini von unserer Versicherung meinte sogar, dass der Corsa in der Versicherung pro Jahr rund 230 Euro billiger sei, als der Subaru. Die KFZ - Steuer hingegen wird nicht viel billiger sein. Der Corsa ist zwar schon nach Euro 3 - Schadstoffnorm eingestuft, aber Diesel sind teurer in der Steuer, als Benziner mit Kat. Nun hat der Corsa 1,7 Liter Hubraum und der Subaru hatte, wenn ich mich recht entsinne, 2 Liter Hubraum, da könnte sich das dann wieder ungefähr ausgleichen.
Man muss es einfach noch mal sagen, das Fahren mit dem Corsa hat wieder eine ganz andere Qualität, als mit dem Subaru. Da passiert wenigstens etwas, wenn man aufs Gaspedal tritt und in Kurven hat man ein angenehmes, sicheres Gefühl und kriegt keine Angstzustände, dass man befürchten müsste, jeden Moment seitlich wegzufliegen. Der 75 - PS - Diesel hat einen kräftigen Durchzug, so dass man dem viel mehr PS zutraut. Mein Autobekannter sagte, das sei der gleiche Motor, der im größeren Opel-Astra DTI 100 PS habe. Jetzt macht das Autofahren wieder richtig Spaß und wir müssen aufpassen, dass wir nicht der Versuchung erliegen, nun dadurch viele unnötige Fahrten zu machen, die dann ohne Sinn und Zweck den Kraftstoff verheizen. Selbstverständlich werden wir in der ersten Zeit etwas mehr damit fahren, als eigentlich nötig ist, alleine schon, um sich erst einmal richtig mit dem Wagen vertraut zu machen und sich an ihn zu gewöhnen. Auf Dauer kann man das aber nicht tun, denn sonst ist der Spareffekt durch den geringeren Verbrauch dahin. In der Werkstattgarage haben wir jetzt auch etwas mehr Luft, da der Corsa in den Außenabmessungen ein gutes Stück kürzer ist, als der Subaru. Wenn wir dort erst einmal das alte Gerümpel des früheren Mieters weggeräumt haben, dann verschwindet der Corsa in der geradezu riesigen Werkstattgarage wie ein kleiner Floh. Nun aber genug vom Thema Auto!
Ich glaube, vor vielleicht 2 Wochen hatte ich Ihnen schon kurz berichtet, dass ein Mann hier war, der früher in der Fabrik nebenan gearbeitet hatte und der heute in Malsch wohnt. Malsch ist ein kleines Städtchen zwischen Karlsruhe und Rastatt. Der war diese Tage wieder hier. Es ging ihm weniger darum, mit uns über alte Zeiten zu plaudern, sondern er fragte, was ich davon halte, wenn er mal rüber aufs alte Firmengelände klettert, um dort den Spuren seiner Vergangenheit nachzugehen. Er wollte wissen, ob das Gelände irgendwie bewacht wird und er da mit Schwierigkeiten rechnen müsste. Nun habe ich ihm nicht unsere Geheimtür in der Mauer gezeigt, man weiß ja nie, wo der das mal ausplaudert und ob es dann negative Auswirkungen für uns hat, in dem man die Tür dann zu macht. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich dort noch nie irgend welche Bewachungskräfte oder andere Leute gesehen hätte. Er fragte dann, ob er so lange seinen Mercedes bei uns vor dem Haus stehen lassen könne, er wolle damit nicht gleich bis in die Einfahrt der Fabrik fahren, das sähe dann doch zu eindeutig aus, falls einer kontrollieren käme. Warum nicht, meinte ich. In mir kam der Gedanke hoch, dass er einem ja sicher interessante Dinge über die einzelnen Zweige und Anlagen der Fabrik erzählen könnte, wenn ich mich seiner Exkursion in die eigene Vergangenheit anschließe. Zugleich hegte ich aber Zweifel, weil sich dabei vielleicht herausstellen würde, dass wir schon öfters dort waren. Man weiß es ja nie so genau, ob der vielleicht das dann wieder anderen gegenüber ausplaudert, die er von denen noch kennt oder so. Also bremste ich meinen Elan in dieser Richtung und machte ihm diesen Vorschlag erst gar nicht. Er hatte sich für seine Exkursion extra einen alten Arbeitsanzug mitgebracht, den er an seinem Wagen über die andere Kleidung stülpte, bevor er dann auf einem Weg in das Gelände kam, den ich auch noch nicht kannte. Er ging bis zu dem alten Haupteingangstor, welches ja gut verschlossen ist, dann ab dort rechts bis zum alten Pförtnerhäuschen, wo er seitlich ein ungefähr türgroßes Lüftungsgitter in einem Nebenteil des Pförtnerhäuschens anhob und dahinter verschwand. Das Gitter pendelte dann von selbst wieder zu und er kam eine halbe Minute später auf der anderen Seite, betriebsseitig wieder an dem Pförtnerhäuschen heraus und wanderte immer wieder stehen bleibend auf dem Gelände umher. Soweit das ging, beobachtete ich ihn dabei von unserer Mauer aus. Nach wenigen Minuten verschwand er allerdings aus meinem Sichtfeld. Es dämmerte schon stark, vielleicht gegen 17.20 Uhr, fiel mir auf, dass sein Wagen immer noch vor unserem Haus stand und er wohl immer noch in der finsteren Fabrik herumlief. Vermutlich hatte er sich auch mit Taschenlampen oder dergleichen eingedeckt. Ich hatte schon gar nicht mehr an ihn gedacht und beendigte gerade Anstreicharbeiten in einem der Kellerräume, als es an unserer Haustür klingelte, es war ungefähr 20 Uhr, da stand er ziemlich dreckverschmiert in seinem Arbeitsanzug vor unserer Haustür und sagte, dass er für heute seine Exkurison beendet habe und nun wieder zurück nach Malsch fahren wolle. Er fragte dann noch, ob er sich kurz mal bei uns die Hände waschen könne. Normalerweise schätze ich im Haus keine Besuche, die ich nicht eingeladen habe, aber in dem Fall will man nicht so sein und zeigte ich ihm den Weg in den Duschraum im Keller, wo er sich am Waschbecken die Hände und das Gesicht wusch. Zuvor hatte er sich schon die dreckigen Arbeitsklamotten ausgezogen und in den Kofferraum seines Mercedes geworfen. Nach seiner Wäsche kamen wir dann doch noch ein wenig ins Gespräch und er meinte, dass wir mit dem Haus einen guten Kauf getätigt hätten, weil die Erbauer damals qualitativ an nichts gespart hätten und es sei vom Mauerwerk her ja schon fast so massiv wie eine Burg. Er fragte, ob wir das restliche Grundstück hinter dem Haus auch mit gekauft hätten, oder ob wir nur das Haus und den Grundstücksteil auf dem es steht gekauft hätten. Ich erklärte ihm die Sachlage, also dass wir das Haus, nebst der Werkstattgarage, deren Anbau und das komplette Grundstück hinter Haus und Werkstattgarage bis hin zur Fabrikmauer mit gekauft hätten. Daraufhin machte er ein wenig ein kritisches Gesicht und meinte: „Ob ich das aber gemacht hätte, weiß ich nicht." Ich sagte ihm dann, dass wir dadurch ja später einen schönen Garten hätten, nur dass uns vorerst die Zeit fehlt, den Garten herzurichten, weil wir zuerst alle Gebäude renovieren und der Garten zuallerletzt kommt. Als er das hörte, hob er etwas die Schultern und meinte: „Wie Garten?" Was war daran so schwer zu verstehen? Er meinte dann: „Da sind doch mit Sicherheit noch viele alte Anlagen drunter, Eisenzeug, Kellergewölbe, Tanks und unterirdische Trassen, da wird man keinen Garten machen können, da wächst doch nichts. Das war früher alles mit Laborhallen überbaut und die hat man ungefähr 1980 nur provisorisch an der Oberfläche abgerissen. Das wurde alles vor oder in dem 2 Weltkrieg erbaut, wichtiger Kriegslieferant!" Als er das sagte, wurde mir einen kurzen Moment kalt und heiß zugleich. Alte Anlagen unter dem Garten, vielleicht noch Altlasten? Der hat doch wohl eine Meise! Natürlich habe ich das dem so nicht gesagt. Für mich ist das dahinten eindeutig Erdboden, sagte ich zu ihm. Daraufhin meinte er nur: „Klopfen sie mal mit einem harten Gegenstand in der Nähe dieser großen Absperrschieber, die draußen bei uns im Garten stehen und von denen ich Ihnen mal ein Bild schickte, auf den Boden." Nun war es inzwischen zu dunkel, um noch im Garten herumzustolpern, weil wir dort noch kein vernünftiges Licht haben. Er meinte jedenfalls, dass dort mit Sicherheit noch erhebliche Altlasten lägen oder wenigstens erhebliche Bauten und Bautenreste unterirdisch unter unserem sogenannten Garten sind. Er meinte, dass irgendwo in diesem Bereich auch ein immens großer Erdtank für giftige Ammoniakflüssigkeiten gewesen wäre, den man mit Sicherheit damals nicht ausgebaut habe. Es könne aber sein, dass der etwas weiter nördlich, außerhalb unseres Grundstücksgeländes gelegen habe, so genau wisse er das auch nicht mehr. Er erläuterte, unsere Werkstattgarage sei früher das Hauptprüflabor, sozusagen die Qualitätskontrolle, für die laufende Produktion des chemischen Teiles des Werks gewesen, wo über ausgeklügelte Rohrsysteme automatisch aus dem laufenden Betrieb über teils mehrere 100 m lange Rohrleitungen Proben gezogen wurden, die dann hier automatisch ins Labor liefen, ohne dass sich einer der Doktoren und Laboranten auf den Weg in den Betrieb machen musste. Er erwähnte die Tafel mit den heute vergammelten kleinen Rohrleitungen u.s.w. wovon ich Ihnen auch vor einiger Zeit mal ein Foto schickte. Er sagte, dass genau dort die Proben vom Ammoniakbetrieb automatisch eingelaufen kamen, das ist diese stark verfallene Halle am ganz anderen Ende des Grundstücks gewesen, wo es heute noch so furchtbar stechend stinkt Er sagte dann, dass er in einigen Wochen aber garantiert zu weiteren Exkursionen wieder komme und dann könnten wir ja weiter über diese Dinge plaudern. Gleich danach stieg er in seinen Wagen und fuhr heim. Natürlich hat uns das ein wenig verunsichert, aber Angst vor Altlasten habe ich trotzdem nicht. Selbstverständlich war die Neugierde geweckt und am nächsten Morgen ging es zuerst in den Garten. Zuerst ein kritischer Blick. Für mich ist das bemooster Erdboden oder so was ähnliches, dachte ich. Aber man konnte ja mal einen Versuch machen. So gingen wir bis etwa 10 m neben diese Absperrschiebersäulen im Garten und klopften mit einem dicken Stein auf den Boden. Zunächst alles, wie auf normalem Erdboden, nur Kayla entfernte dann am Boden einfach mit einer Grabschaufel den Erdboden etwas und schabte hin und her. Ein hohler Eisenklang, ganz ohne Zweifel und nach weiterem Schaben, bis dass der Erdboden etwa 20 cm weggedrückt war, kam tatsächlich eine rostigrötliche Eisenfläche zum Vorschein. Sehr dickes Eisen, aber Eisen. Ungefähr 5 m weiter war aber wieder normaler Erdboden, auch in dieser tieferen Lage. Dann näher auf unsere Werkstattgarage zu haben wir auch noch ein Probeloch gegraben und stießen dort tatsächlich auf eine Betonfläche, es könnte eine alte Kellerdecke sein. Sie sehen, unser Abenteuerspielplatz wird immer perfekter. Jetzt fehlt nur noch der Goldschatz, meinte Kayla. Nun, mit dem Garten das mag dramatisch klingen, jedoch entmutigt es uns keineswegs. Manch einer würde sich sicherlich darüber grenzenlos ärgern, aber da wir ohnehin nie vorhatten, großartig einen Garten anzulegen mit Kartoffeln, Gemüse und sonst was, stört uns das eigentlich gar nicht, wenn dort noch alte Überreste von Gebäuden und Anlagen drunter sind. Wir wollten auf dieser Fläche ohnehin einfach einen pflegeleichten Rasen machen und das kann man so auch, da die Erdschicht über diesen Resten mindestens 20 cm dick ist. Einzig wäre die Unklarheit über mögliche Tanks in diesem Bereich etwas beunruhigend, falls die wirklich noch dort sind und vielleicht mit unschönen oder gar gefährlichen Überresten früherer Chemikalien gefüllt sind. Das kann ich mir eigentlich aber nicht wirklich vorstellen. Zudem muss man es ja nicht an die große Glocke hängen, für uns (und alle anderen) ist es einfach unser Garten, fertig. Nur keine schlafenden Hunde wecken.
Nicht fehlen sollen noch einige weitere Fotos von unseren Erkundungen. Zur Abwechslung sind wir in den letzten Tagen einige mal in die andere Richtung hier gewandert, also in die Richtung der 4 anderen Siedlungshäuser und weiter daran vorbei in Richtung des alten Bahnhofes, von dem ich Ihnen vor längerem bereits mal ein Foto geschickt hatte. In der Umgebung kennen wir uns noch gar nicht aus. Bei dieser Wanderung stellten wir erstmals fest, dass der Abzweigweg, der von der kleinen Zufahrtsstraße zu den 4 Siedlungshäusern führt, nicht hinter diesen Siedlungshäusern an einem Hain als Sackgasse endet, wie wir immer glaubten. Er führt vielmehr weiter, zwischen einem weiteren kleinen Wäldchen her, aus Mischbewuchs verschiedenster Laub- und Nadelhölzer sowie vor allem mit Gebüsch. Jetzt wo die meisten Bäume schon ihr Laub verloren haben, kann man das erst richtig erkennen. So wanderten wir diesen Weg weiter und stießen nach vielleicht 1 km in einer leichten Senke auf die alte Eisenbahnstrecke, die auch an dem genannten alten Bahnhof vorbei führt, der weiter nordöstlich von hier etwas abseits versteckt im Hinterland dieses Haupt - Zufahrtsweges zur Siedlung liegt. Um so mehr waren wir erstaunt, dass neben diesem alten und größtenteils bereits zugewucherten Bahngleis ein verfallenes Stellwerk steht. Das sehen Sie auf dem Bild stellwerk. Stellwerk: ein altes, verfallenes Stellwerk an stillgelegter Bahntrasse
Ich bin zwar kein Bahnexperte, vermute jedoch dass ein Stück hinter diesem Stellwerk früher der Abzweig in die Fabrik folgte, denn sonst würde doch bei einem einsamen Einzelgleis ein Stellwerk keinen Sinn machen. Gegenüber von dem Stellwerk, auf der anderen Seite des Gleises, befindet sich ein halb abgebrochener Rest von einem eigenartigen Podest aus Eisenträgern, welches auf einem Sockel aus Klinkersteinen aufgebaut ist. Dieser Sockel ist sichtlich älter als dieses aufgebaute Podest aus Eisenträgern. Allenthalben liegen auch diverse Schrottteile im Bahndamm und neben dem Gleis. Wir sind dann entlang der alten Gleise zunächst ein Stück westwärts gewandert, aber bald folgte ein unüberwindbares Buschwerk, so dass wir das Gleis und den alten Bahndamm verlassen mussten und diese Ecke in einer weiten Schleife umgehen mussten.
Nach ungefähr einem weiteren km auf einem Feldweg in diese Richtung, stießen wir wieder auf den Gleisverlauf, wo er weiter westwärts führt. Rein vom Gefühl her mussten wir uns an dieser Stelle fast schon wieder in Höhe der Fabrik befunden haben, allerdings deutlich weiter westlich, also weit westlich hinter dem Fabrikgelände. An diesem Morgen war es aber ziemlich grau und kühl, so dass wir alsbald die Lust zum Weiterwandern verloren und nach Hause gegangen sind. Einen Tag später war das Wetter etwas besser und wir sind in die östliche Richtung zu dem alten Bahnhof gewandert. Diesmal haben wir aber auch die andere Seite davon mal besucht, aber man kam nicht recht weiter, weil alles zugewuchert ist. Dort stießen wir ein Stück neben dem Gebäude auf einen verlassenen Bahnsteig, vor dem sich sogar noch ein Parkplatz für Autos befindet. Bahnsteig und Parkplatz sind beide schon sehr stark zugewachsen und werden sicherlich schon über 10 Jahre nicht mehr benutzt. Selbst die Zufahrtsstraße zu diesem Parkplatz am alten Bahnsteig ist extrem zugewuchert. Da sich das Wetter immer mehr besserte, sind wir dann noch lange parallel an der alten Eisenbahnstrecke in östlicher Richtung auf einem Trampelpfad entlang gewandert. Je weiter wir kamen, um so mehr war das Gleis schon von Sträuchern und teils sogar kleinen Bäumen überwuchert. Nach vielleicht 4 km wurde der Trampelpfad neben dem Gleis immer breiter und verzweigte etwas nach links. Ab dort war er dann sogar asphaltiert, wir gingen noch vielleicht 1 km weiter in diese Richtung und trafen dann auf ein weiteres, leer stehendes Bahnhofsgebäude, fast im gleichen Baustil, wie das andere, nur nicht verputzt, sondern mit direktem Blick auf die Ziegelsteine. Das sehen Sie auf dem Foto bahnhof2. Bahnhof 2: ein weiterer leerstehender Bahnhof an dieser alten Bahnstrecke
Die straßenseitigen Eingangstüren waren schon von Sträuchern zugewachsen, obwohl das Gebäude insgesamt noch einen rüstigen, massiven Eindruck macht. Es ist eigentlich eine Schande, dass man das nicht nutzt. An der einen Gebäudekante auf der Gleisseite entdeckte ich dann etwas, das hätte ich am liebsten gleich abgeschraubt und mitgenommen, ein uralte beleuchtbare Bahnhofsuhr mit ungewöhnlicher zweireihiger Zahlenbeschriftung von 1 bis 12 und kleiner von 13 bis 23. Eine Bahnhofsuhr mit solcher Beschriftung habe ich zuvor noch nie gesehen. Nach meiner Meinung muss die mindestens schon 80 Jahre alt sein. Natürlich kann man solch ein recht schweres Ding nicht ohne weiteres abschrauben und ohne Leiter käme man ohnehin nicht dran. Die korrekte Zeit zeigte sie allerdings nicht mehr an. An der ebenfalls recht zugewucherten Bahnsteigseite stand an diesem Bahnhof weiter hinten eine Tür zu einem Innenflur etwas offen. Wir sind aber nicht in das Gebäude gegangen, weil wir uns nicht so unbeobachtet fühlten, wie in der Fabrik. Man weiß ja nie, nachher heißt es noch, wir wären dort eingebrochen oder so. Als wir an diesem Tag nach der langen Wanderung wieder zu Hause ankamen, waren wir aber auch fix und fertig, wie man so sagt. Ich glaube, wir sind an diesem Tag sicherlich über 20 km gewandert und wenn man das nicht gewohnt ist, schlaucht das doch ganz schön.
In der Fabrik waren wir auch mal wieder kurz, jetzt suchten wir eine der größeren Hallen im hinteren Grundstücksbereich auf, in der wir noch nie waren. Dort hat man offensichtlich auch schon mal mit dem Abriss begonnen und dann aber alles liegen und stehen gelassen, ähnlich wie bei machen anderen Hallen und Anlagen in diesem hinteren Grundstücksbereich auch. Sie sehen auf dem Foto fabrik- innen197 eine schöne nostalgische Maschine, die leider schon teils in Bauschutt und Gerümpel versinkt. Da einem die Größen- Bezugsverhältnisse wieder etwas fehlen, muss man unbedingt anmerken, dass diese Maschine eine exorbitante Größe hat. Bei der Front-Draufsicht im Bild 197 sehen Sie oberhalb der Maschine eine Fensterreihe, hinter der sich eine alte Leitwarte verbirgt, von wo aus vermutlich früher diese Anlage gesteuert wurde, diese Fenster befinden sich schätzungsweise ungefähr in 10 m Höhe.
Fabrik-innen197: Frontansicht der großen Maschine, hier ahnt man vielleicht etwas die wahren Größenverhältnisse, da sich die darüber liegende Fensterreihe in der Rückwand in etwa 10 m Höhe befindet. Wenn man sich nun die Größe der Maschine darunter betrachtet, dann kann man sich vorstellen, dass diese Maschine mindestens 6 - 7 m hoch und etwa 20 m lang ist. Wozu die Maschine diente, konnte ich nicht ausmachen. Die Halle, in der dieses Foto entstand, ist innen vielleicht so groß, wie ein Fußballfeld. Um diese Fotos überhaupt so hinzubekommen, musste man sehr weiten Abstand von der Maschine halten, damit sie überhaupt halbwegs aufs Bild passte. Alleine dieses große Speichenrad vorne dürfte einen Durchmesser von weit über 2 m haben. An Fotos soll das für dieses mal genug sein.
Am gestrigen Samstag war es hier sehr verregnet. Zusammen mit dem Elektriker, den ich vor Wochen schon mal erwähnte, als er uns bei dem impulsweise hohen Stromverbrauch half, haben wir gestern im Keller des Hauses einige neue Starkstromleitungen verlegt. Wissen Sie, die dort verlegten Lampen und Steckdosen waren nach meiner Meinung alle an ungünstigen Stellen positioniert und der Elektriker hatte angeboten, dass ich die selbst nach meinem Wunsch verlege und er dann davon die neuen Kabelenden in den dicken Verteilerdosen anklemmt. In den Dosen ist so ein Gewirr von Leitungen, da wage ich mich selbst mit meinen minimalen Kenntnissen nicht dran. So haben wir das dann gemacht, das heißt, ich habe fast den ganzen Morgen und am frühen Nachmittag die Lampen aufgehängt und Leitungen verlegt und er kam dann gegen 15 Uhr und hat das mal kontrolliert und die Kabel in den Dosen und an den Schaltern angeschlossen. Als Fachmann war er damit in einer knappen Stunde durch und er hat dafür nur 25 Euro berechnet, dafür kann ich nicht riskieren, dass nachher nichts mehr funktioniert, wenn ich es selbst angeklemmt hätte. Es funktionierte auch alles auf Anhieb und im Keller ist es jetzt schön hell. Was sich die früheren Eigner dabei gedacht haben, weiß ich nicht, aber in den Kellerräumen die Lampen befanden sich immer nur in einer einzigen Wandecke, wodurch die Ausleuchtung des Raumes mehr als mangelhaft war. Ich habe dann nun in jedem großen Kellerraum 2 Neonlampen gleichmäßig verteilt an einer Mittelline an der Decke montiert und da ist jetzt überall schönes Licht. Unter uns gesagt, die meisten dieser Neonlampen sind gebraucht und ich habe sie aus der Fabrik mitgebracht. Kayla hatte sie dann etwas gereinigt und so sehen sie fast wie neu aus.
Die Post wird auch immer müder. Die haben jetzt einen neuen Großversuch gestartet, dadurch kommt kein Postbote mehr die Postbriefe und Päckchen hier in die abgelegene Siedlung zustellen, sondern eine Privatfirma macht das. Da kommt ein einfaches Privatauto, bei dem man nicht mal ahnen könnte, dass es irgendwas mit der Post zu tun hat. Ein junger Spund zusammen mit einem geistig behinderten Helfer mit Down-Syndrom öffnet den Kofferraum und trägt dann aus einem gelben Kunststoff-Tragekasten in einer etwas eigenartig eiernden Weise hier die Post aus. Nicht dass ich mich beschwere, die haben bislang alles korrekt zugestellt, aber ich weiß nicht so recht, ob das ein wirklicher Weg zur Rationalisierung ist. Wo bis neulich ein einziger Postbeamter mit seinem gelben Renault - Kangoo, wie wir ihn auch als Leihwagen hatten, morgens relativ pünktlich gegen 9 Uhr die Post brachte, da kommt jetzt meist ungefähr zwischen 13 und 14 Uhr dieses etwas eigenwillige Gespann aus dem jungen Spund, der höchstens 20 Jahre alt ist und der auch den Wagen fährt, einen alten klapprigen schwarzen Mazda mit Rastätter Kennzeichen und dem behinderten Mann. Ich wusste ja nicht, wie die reagieren und traf die auf der Straße, als die gerade etwas in meinen Briefkasten warfen. So fragte ich einfach, ob die das jetzt immer machen würden. Auf die Frage oder mehr darauf, dass ich die überhaupt ansprach, bekam der behinderte Mann, den ich auf ungefähr 30 Jahre schätze, große Angst und begann zu schreien und lief ein Stück weg. Der junge Spund rief den dann mit Gregor und sagte: „Gregor, setz dich schon mal ins Auto." Das machte der dann auch. Der junge Spund erklärte mir dann, dass die Post das als Modellversuch an ihre Firma vergeben habe. Ihre Firma würde von der Post dafür eine pauschale Summe erhalten, egal ob viel oder wenig Post anfällt und egal, wie lange die dafür benötigen. Während der erfahrene Postmann die ganze Post in einem Großteil des Dorfes und zusätzlich eben auch hier austrug, fahren die nur solche Außenposten, abgelegne Siedlungen und Gehöfte und die ganz kleinen, verstreuten Ortsteile an. Der eigentliche Postmann kann sich dann ausschließlich auf den Ortskern konzentrieren. Da diese Firma hier aber unzählige Menschen mit Behinderung beschäftigt, erhalten die erhebliche Zuschüsse von Vater Staat und dem Land, wodurch sich das dann für die in der Gesamtsumme, also Bezahlung plus Zuschüsse, auch rechnet. Das ganze ist also mehr ein Rechenexempel, welches sich erst aus dem Nutzen mehrer Förder- und Rationalisierungstöpfe rechnet. Die wissen aber selbst noch nicht, ob das so bleibt, weil es eben ein Versuch ist.
Für heute möchte ich nun schließen, da wir gerade eine Spezialsuppe am kochen sind, die relativ viel Arbeit macht, da viele unterschiedliche Gemüsezutaten da rein müssen, die aber zu unterschiedlichen Kochzeitpunkten da rein kommen, weil nicht alle Gemüsesorten gleich lange mitkochen dürfen. Sonst kommt der gewünschte Geschmack nicht so recht zustande. Ein Rezept, welches Kayla irgendwo aufgetan hat. Diese Spezialsuppe hatten wir vor Monaten schon mal gemacht und sie schmeckt wirklich unbeschreiblich gut. Allerdings ist der Aufwand schon grenzwertig und jeden Tag möchte ich nicht so diffizil kochen.
So wünschen Kayla und ich Ihnen alles Gute und ich versehe den Wunsch noch mit dem Zusatz, dass das mildsonnige Wetter wieder kehren möge, wäre uns jedenfalls sehr recht, Ihr
Egbert Lappenkeuler
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