LPK-G7

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Mühle” und “Ein neues Auto” aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Mühle" vom 12.11.2006

Viele verquere Grüße.

Verquer meine ich nicht bezogen auf die Grüße selbst, sondern auf die
zurückliegende Woche. Es ist einfach zum Mäuse melken, wie sich
ungünstige Ereignisse manchmal häufen. Letzten Montag haben wir
erst mal damit begonnen, den zweiten großen Raum im ersten Stock
zu renovieren. Das klappte soweit alles sehr gut und ging zügig voran,
noch kein Grund zu klagen. Als es dann daran ging, die Wände neu zu
streichen, begann jedoch schon der erste Ärger. Ich öffnete einen
neuen Eimer weißer Wandfarbe und stellte zu meinem Entsetzen fest,
dass oben auf der Farbe dicke Schimmelpilzbrocken schwammen.
Solch eine Schweinerei hatte ich noch nie zuvor gesehen. Dass
Lebensmittel verschimmeln können weiß man, aber Farbe? Zum
Glück hatten wir die Rechnung vom Baumarkt noch, aber leider
hatten wir ausgerechnet diese Farbe vor einigen Wochen in Stuttgart
in einem Baumarkt gekauft. Das hieß also, dass wir zum Umtauschen
extra nach Stuttgart fahren mussten. Da wir aber noch einen weiteren
Eimer vorrätig hatten, habe ich den dann geöffnet, damit man schon
mal weiter arbeiten konnte, jedenfalls dachte ich das. Der war aber
noch schlimmer von Schimmelbrocken durchsetzt! Nun mag man
ahnen, warum diese Farbe so viel billiger verkauft wurde, als üblich.
Es half alles nichts, wir mussten nach Stuttgart fahren und so
beschlossen wir, in einem bei meinem Autobekannten vorbei zu
sehen, wegen der immer noch defekten Lichtsicherung im Wagen. Da
es ja helllichter Tag war, brauchten wir auch kein Licht und man
konnte die Fahrt nach Stuttgart riskieren. Um keine unnötige Zeit zu
verlieren, fuhren wir in Ispringen, das liegt bei Pforzheim, auf die A 8
in Richtung Stuttgart. Wir waren noch keine 5 km auf der A 8
gefahren, da rappelte es unter dem Wagen heftig und ich sah noch im
Rückspiegel, wie irgendwas nach hinten wegflog. Auf der A 8
herrscht eigentlich immer viel Betrieb, trotzdem hatten wir insofern
Glück, dass der nachfolgende Autofahrer ausnahmsweise sehr weit
hinter uns fuhr und dadurch nicht von dem Teil erfasst wurde. Wie
man sogleich am Geräusch hörte, hatte sich unser Auspuff
verabschiedet und selbstständig gemacht. Der Wagen weit hinter uns
blinkte mal mit der Lichthupe. Wir hielten kurz auf dem hier sehr
schmalen Seitenstreifen. Die Teile vom Auspuff waren zum Glück mit
viel Schwung seitlich bis ins Gebüsch geflogen, so dass auch keine
weiteren Fahrzeuge durch unseren Schrott geschädigt werden konnten.
Weiter dort warten, war an dieser Stelle ohnehin sinnlos. So fuhren
wir weiter. Der Subaru grunzte wie ein altes Flugzeug beim Absturz
und ich hatte den Eindruck, alle Augen lasteten auf uns. Mir war es
dann zu riskant, so weiter bis Stuttgart zu fahren. An der nächsten
Abfahrt in Heimsheim fuhren wir ab, um dann an der Landstraße erst
mal wirklich genauer den Schaden zu betrachten. Es stellte sich
heraus, dass der Auspuff schon weit vorne abgebrochen und nahezu
komplett fliegen gegangen war. Bis auf das kurze Rohrstück, welches
vom Motor bis unter den Wagenboden führt, fehlte die ganze
Auspuffanlage einschließlich Katalysator und aller Schalldämpfer. Es
wäre einfach idiotisch gewesen, mit diesem lärmenden Auto weiter
nach Stuttgart in die Innenstadt zu fahren, zumal es auch eklig stank,
wegen der Abgase, die so teils nach innen drangen, aber vor allem
weil die heißen Auspuffgase unten am Wagenboden den
Unterbodenschutz aufweichten und zum kochen brachten. Da wäre
man mit Sicherheit von der Polizei angehalten worden und wenn die
dann noch das Licht überprüft hätten, wäre es sicher teuer geworden.
Ich wollte aus der Nähe von Heimsheim meinen Autobekannten
anrufen und fragen, was er von der Sache hielt, aber machen sie das
mal ohne Handy. Wir fuhren in den Ort, die einzige Telefonzelle, die
wir fanden, war eine offene Telefonsäule und die eignete sich nur für
Telefonkarten, die wir genauso wenig haben, wie ein Handy. In einer
Kneipe stand die Tür auf, und ich fragte, ob ich dort gegen
Unkostenerstattung mal telefonieren könne. Der Wirt, ein sehr dicker
junger Mann, meinte freundlich, dass das ginge, allerdings nur wenn
wir wenigstens etwas trinken würden. Na gut, so trank ich ein Glas
Cola und Kayla einen Apfelsaft und ich konnte telefonieren. Zum
Glück erreichte ich meinen Autobekannten gleich und der hatte auch
zufällig Zeit. Er sagte zu, uns sofort mit einem Transportanhänger
abholen zu kommen, da er ohnehin etwas Leerlauf hätte. Ab hier lief
alles wieder recht gut. Nach nur einer halben Stunde war mein
Autobekannter vor Ort. Da sein neues Autohaus etwas stadtauswärts
im Südwesten von Stuttgart liegt, konnte er zügig auf Landstraßen
über Magstadt nach Heimsheim fahren. Geübt zog er unsern Wagen
mit einer Winde auf den Transportanhänger, sicherte noch mit
Spanngurten ab und so brausten wir mit in seinem Wagen sitzend zu
ihm nach Stuttgart. Er schaute sich den ganzen Schlamassel an und
schlug vor, dass wir den Subaru erst gar nicht mehr mit nach Hause
nehmen sollten, da er von uns ja eh den Auftrag hatte, ein anderes
passenderes Fahrzeug für uns zu finden und er da jetzt wahrscheinlich
4 Autos zur Auswahl an der Hand habe, wovon sicherlich eines das
Ideale für uns sei. Das klang interessant. Leider hatte er diese Wagen
noch nicht bei sich auf dem Gelände stehen, die sollten Mittwoch
kommen. Es handelt sich dabei um folgende 4 Fahrzeugmodelle:
einen Ford – Fiesta – Turbodiesel von 2001 mit 65 PS, der 82.000 km
gelaufen hat; einen VW – Golf – Turbodiesel von 1998 mit 90 PS, der
beachtliche 285.000 km gelaufen hat; einen Opel – Corsa –
Turbodiesel von 2001 mit 75 PS, der 74.000 km gelaufen hat und
einen Mercedes A-Klasse – Turbodiesel von 2002 mit 94 PS, der aber
auch schon 170.000 km gelaufen ist. Gesehen haben wir die aber alle
bis heute noch nicht, weil die für Mittwoch geplante Anlieferung
scheiterte, da ein Autotransporteur, der die Wagen aus Frankfurt
herbei bringen sollte, wo er die ersteigert hatte, kurzfristig wegen
Personalmangel umdisponieren musste und diese Wagen daher erst in
der nächsten Woche bringen kann. Er schimpfte schon, dass wenn der
Autotransporteur ihn nächste Woche auch wieder drauf setze, dann
würde er die mit diesem Transportanhänger, auf dem nun unser
Subaru stand, alle einzeln selbst dort abholen. Immerhin hat man
schon mal eine Erwartung unter der es wirklich Unsinn wäre, an dem
Subaru überhaupt noch einen Handschlag machen zu lassen. Nur wir
mussten ja auch irgendwie wieder nach Hause kommen und hatten
dann ja auch noch die beiden Schimmel – Farbeimer im Kofferraum.
Dieses Problem wurde dann von meinem Autobekannten aber
bravourös gelöst. Wir bekamen einen seiner Kunden - Leihwagen
kostenlos, nur gegen wieder auftanken geliehen. Wer macht das schon
so kulant? Diesmal erhielten wir einen Renault – Kangoo als
Leihwagen, das ist so ein kastenförmiger Kombi. Damit aber nicht
genug, der Wagen ist postgelb, weil er vorher bei der Post im Einsatz
war. Die Beschriftungen waren zwar alle entfernt, aber wo wir auch
hinkamen, jeder glaubte, jetzt kommt die Post. Dieser Renault war 
gar nicht schlecht und sehr praktisch. Es geht sehr viel Zeug in den
Laderaum, was für Dauerrenovierer wie uns ja eigentlich ideal ist und
er zieht auch relativ gut. Auch das ist ein Turbodiesel mit 90 PS, der
ebenfalls wesentlich stärker wirkt, als der Subaru mit seinen 103 PS.
Im Vergleich kommt unser alter Subaru einem vor, wie ein Auto mit
60 PS. Der Renault ist allerdings nicht so kräftig und durchzugsstark,
wie es der uns geklaute VW – Golf – TDI mit ebenfalls 90 PS war,
kommt aber doch in einen recht akzeptabelen Bereich. Der Golf ist
allerdings schon gediegener, innen ruhiger und besser verarbeitet. Da
kam schon die Idee, ob wir nicht den Renault von unserem
Autobekannten übernehmen sollen. Das Einzige, was uns an dem
Renault wirklich störte, war das extrem dünne und instabile
Karosserieblech. Wenn man bei dem Wagen nur mit den Fingern an
manchen Stellen aufs Blech drückt, gibt das gleich nach und man
gewinnt einen sehr billigen Eindruck. Von innen wirkt er wertvoller
und besser, obwohl beim Fahren auch einiges knistert und klappert,
aber in einem Bereich, der uns nicht stören würde. Allerdings können
wir den nicht von meinem Autobekannten abkaufen, weil der schon
von einem anderen Kunden bestellt ist, der ihn im Dezember
übernimmt. Solange macht er noch seinen Dienst als Leihwagen für
Leute, die ihr eigenes Auto bei meinem Autobekannten in Reparatur
haben.

So haben wir an dem Tag nach der Übernahme des Renault noch die
Farbeimer umgeladen und sind damit zum Baumarkt. Die haben die
Schimmelfarbe auch sofort anstandslos und ohne Murren gegen gute
Farbe umgetauscht. So ging es dann mit dem Renault und der neuen
Farbe auf nach Hause. Am Tag danach wurde die Renovierung
fortgesetzt. Kayla stellte dann fest, dass unser Kühlschrank nicht mehr
arbeitet. Vor langer Zeit berichtete ich Ihnen, dass wir diese Kühl-
Gefrierkombination mal sehr günstig als beschädigte Neuware, mit
einer Beule an einer Seite, bei solch einem Spezialisten für gebrauchte
Geräte kauften. Das Ding hat seither wunderbar funktioniert, aber nun
die vielen Umzüge in der kurzen Zeit waren ihm wohl doch zuviel.
Zum Glück hatten wir gerade nicht viel Tiefkühlgut in dem
Tiefkühlteil. In der heutigen Zeit kann man auf einen Kühlschrank
nicht lange verzichten. Andererseits schon wieder viel Geld für einen
neuen ausgeben, das war nicht wünschenswert. Plötzlich fiel Kayla
ein, dass sie in der verlassenen Fabrik in dem Büro, wo wir mal
neugierig geschaut hatten, auch einen Kühlschrank gesehen hatte. Der
war mir selbst gar nicht aufgefallen. So sind wir über unsere Hintertür
in die Fabrik dorthin, wo Kayla den Kühlschrank in Erinnerung hatte
und tatsächlich, stand dort ein älterer Bosch - Kühlschrank.
Schätzungsweise über 30 Jahre alt und sicher nicht mehr den heutigen
Energie-Effizienzklassen entsprechend und wahrscheinlich auch
kaputt. Man möge bedenken, mindestens seit 19 Jahren nicht mehr
gelaufen. Er machte aber noch optisch einen recht guten Eindruck. So
haben wir den, unter Aufwirbelung erheblicher Staubwolken, erst
mühsam durch das Treppenhaus des vorderen großen Hauptgebäudes
der Fabrik runter in den vorderen Fabrikhof geschleppt, zum Glück
sind Kühlschränke nicht so schwer wie Waschmaschinen, und dann
von dort mit der Handkarre bis zu uns rüber. Kayla hat das Ding dann
tüchtig gereinigt und mit Sagrotan - Spray desinfiziert. Dann folgte
nach einiger Abstellzeit der große Moment. Man mag es nicht
glauben, aber der funktioniert noch wie neu! So kamen wir kostenlos
an einen neuen alten Kühlschrank, der auch über ein großes
Gefrierfach verfügt. Trotzdem ist das Gefrierfach natürlich viel
kleiner, als der eigenständige Gefrierteil unserer bisherigen Kühl- und
Gefrierkombination, so dass wir demnächst mal nach Stuttgart in den
Gebrauchtwarenmarkt in Hohenheim fahren werden. Die haben neben
Möbeln auch ein riesiges Angebot an gebrauchten Kühlgeräten, weil
viele Leute keine gebrauchten Kühlgeräte haben wollen. Gebrauchte
Waschmaschinen und andere Elektrogeräte haben die zwar auch, aber
längst nicht in der Anzahl, wie gebrauchte Kühlgeräte. Früher habe
ich auch gesagt, dass ich mir nie ein gebrauchtes Kühlgerät kaufen
werde, da man dort ja schließlich Lebensmittel einlagert und man
weiß ja nie, wie schluderig und unhygienisch die Vorbesitzer damit
umgegangen sind. Da holt man sich wer weiß was für Krankheiten,
wenn man Pech hat. Diese grundsätzlichen Bedenken hat Kayla bei
mir völlig zerstreuen können, weil ich es ihr abkaufe, wenn sie sagt,
dass sie mit ihrer Reinigungsmethode auch dem letzten Bazillus, der
in einem solchen Gerät stecken könnte, den Garaus macht. Sie macht
das wirklich sehr gründlich und wie ich jetzt an dem alten
Bürokühlschrank aus der Fabrik sehe, betreibt sie das mit viel
Aufwand. Erst normal reinigen, dann mit Desinfektions-
Reinigungsmittel noch mal reinigen, trocknen lassen und dann noch
mal normal reinigen und danach noch mal alles, auch die Tür -
Hohlräume kräftig mit Sagrotan - Desinfektionsspray aussprühen und
ein paar Stunden später alles noch mal trocken nachwischen, bevor
dann die ersten eigenen Lebensmittel reinkommen.

So geht das, man muss immer sehen, dass man möglichst billig
davonkommt. In einem Supermarkt in Bretten waren wir neulich mal
zur Abwechslung einkaufen. Die haben im Eingangsbereich ein
großes schwarzes Brett hängen, wo jeder Kunde kostenlos Spickzettel
anheften kann, wenn er beispielsweise etwas zu verkaufen, zu
vermieten, zu verschenken hat oder auch wenn er etwas sucht.
Während Kayla an der Kasse stand und bezahlte, habe ich die dortigen
Zettel mal überflogen und stieß auf jemanden, der ein altes Mofa
suchte. Nun habe ich ja 2 Mofas, einmal das, von dem ich Ihnen
jüngst mal berichtete, bei dessen Vergaser mir ein Federchen
entschwunden war und wo der Abstellknopf zeitweise kaputt war,
wodurch es manchmal nicht funktionierte. Das habe ich ja unter der
Hilfe meines Autobekannten wieder repariert bekommen und ich halte
mir das übrig für alle Fälle. Dann habe ich aber auch noch ein weiteres
altes Mofa, welches ich auch mal irgendwo bei meinem anderen
Bekannten, dem Umzugsbekannten bei einem Umzug bekommen
hatte, genauso wie das eine Mofa auch, nur das dieses Zweitmofa
insgesamt in einem deutlich schlechteren Zustand ist. Es fährt auch
nicht richtig, der Motor läuft zwar manchmal, aber an dem Kettenrad
vom Motor ist etwas defekt, dadurch springt die Kette immer wieder
ab und die Bremsen sind auch sehr schlecht. Ich hatte auch nicht vor,
dieses verschlissene Ding irgendwann mal zu reparieren oder
reparieren zu lassen. So rief ich die Nummer auf dem Zettel an, wo
sich ein Herr Weynowski oder so ähnlich meldete. Ich erzählte ihm,
was ich da habe und auch wie der Zustand ist. Er zeigte sich gleich
begeistert und noch am Abend dieses Tages kam er mit einem alten
Ford - Sierra, an dem ein klappriger Anhänger hing, bei uns vorbei.
Zunächst nur zum ansehen, aber den Anhänger hatte er schon für den
Fall mitgebracht, dass ihm das Mofa zusagt. Er selbst fuhr den Wagen
nicht, sondern seine Frau, weil er zur Zeit wegen Alkohol am Steuer
keinen Führerschein mehr hat, den er aber nach eigenen Worten in 2
Monaten wieder bekommt. Danach sah der auch aus, er konnte aber
sehr gepflegt reden, von daher hätte man das dem gar nicht zugetraut,
dass es so eine Schnapsnase ist. War mir aber egal. Er schaute das
Mofa an und versuchte es dann zu starten. Zu meinem eigenen
Erstaunen sprang es sogar sofort an, was sonst eher nicht der Fall ist.
Dann drehte er damit ein paar Runden hier auf dem freigefrästen Weg
in Richtung der beiden Mühlen, wobei dann auch wieder, wie üblich,
die Kette am Motor absprang und der Motor in hoher Drehzahl
weiterjaulte, weil er durch keine Belastung mehr gebremst wurde.
Dann kam die große Preisfrage. Er fragte, was ich denn dafür noch
haben wolle. Ich meinte darauf, er könne ja mal ein Angebot machen.
Gerechnet hatte ich im günstigsten Fall mit etwa 100 bis 150 Euro,
aber selbst für 80 hätte ich es hergegeben. Er hingegen bot gleich 350
Euro und das freiwillig. Natürlich sind wir auch nicht auf den Kopf
gefallen und als er schon 350 Euro bot, verzog ich zuerst mal die
Mundwinkel, so als ob ich mehr erwartet hätte. Dann zuckte er mit
den Schultern und meinte, dass es aber keinesfalls 500 Euro mehr wert
wäre. Ich weiß nicht, woher er diese Zahl 500 Euro nahm, von uns
wurde die jedenfalls nicht ins Spiel gebracht. Ich dachte mir, wenn der
schon 500 Euro als Grenzwert ins Spiel bringt, dann wäre ich ja doof,
wenn ich diese Vorlage nicht so annehme. So sagte ich zu ihm: „Na
gut, einigen wir uns auf 450 Euro?" Ohne eine Sekunde zu überlegen
schlug er darauf ein, zückte 450 Euro aus seiner Jackentasche, so
abgezählt im Bündel, als wäre nie ein anderer Preis möglich gewesen.
Auf einem Zettel wurde noch ein kleiner Kaufvertrag geschmiert,
handschriftlich auf die Schnelle, er lud die Gurke freudestrahlend auf
seinen Anhänger, setzte sich auf den Beifahrersitz und sichtlich
zufrieden brausten er und seine Frau mit dem Mofa im Anhänger
davon. Kayla fand das auch irgendwie komisch bis belustigend und
meinte, nicht wenn das vielleicht ein seltenes altes Sammlerstück war,
welches unter Sammlern sehr beliebt ist. Aber das war es ganz
bestimmt nicht. Es ist irgend ein italienisches Noname - Fabrikat, wie
sie vor vielleicht 30 Jahren zu Tausenden in Kaufhäusern und
Baumärkten verkauft wurden.

450 Euro sind ein schönes Geld und es ist wirklich schon komisch,
früher musste ich im übertragenen Sinne  immer jedem Cent einzeln
nachlaufen, aber seit über einem Jahr haben wir finanziell ein
ziemliches Glück. Da gerät man ein wenig in Angst, dass bald diese
monetäre Glückssträhne abbricht und es auch wieder einmal anders
kommt. Wir beide tun viel dafür, dass wir möglichst wenig ausgeben,
um so gewissermaßen das einmal erlangte Geld zusammenzuhalten.
Kayla hat da auch ein glückliches Händchen in Finanzfragen und trägt
ganz ohne Zweifel erheblich ihren Teil dazu bei, dass es uns derzeit
finanziell so gut wie noch nie geht, und das obwohl die ganze Welt,
oder zumindest ganz Deutschland von schlechten Zeiten spricht.
Unsere Entwicklung verläuft, wenn man so will, gegen den Trend.
Auch wenn man sich so umsieht unter meinen früheren Bekannten,
die meisten davon waren ja in einer ähnlichen finanzschwachen
Situation, wie ich früher auch und den meisten von denen geht es
heute noch viel schlechter, als vor 2 Jahren. Manchmal frage ich mich,
ob es mir ohne Kayla nicht auch heute viel schlechter gehen würde,
als damals schon. Schlecht gehen und schlecht gehen ist zweierlei und
jeder geht damit anders um. Sie mögen sich entsinnen, selbst zu den
Zeiten, in denen ich fast nichts hatte, habe ich mich immer gut mit
dieser Situation arrangiert und deswegen nie den Kopf hängen lassen.
Solange man seine eigenen 4 Wände hat, und sei es nur in der Form
einer winzigen Mietwohnung mit nur einem winzigen Zimmerchen,
solange kann man sich nach meiner Meinung eigentlich sehr gut mit
fast jeder Situation arrangieren. Das ist bei mir so eine Art einziger
Kern-Grundvoraussetzung. Auf der Straße leben könnte ich nicht,
dafür bin ich kein Typ. Um so schöner und geradezu einzigartiger ist
dann die Entwicklung, die mein Leben in den letzten 2 Jahren
genommen hat. Die wesentlichen Veränderungen finanzieller Art kann
man ja sogar noch enger zusammenraffen und auf etwa das letzte
zurückliegende Jahr datieren oder sagen wir mal, auf das letzte
anderthalbe Jahr. Wissen Sie, ich neige durchaus dazu, immer wieder
mal in stillen Momenten, diese für mein Leben eigentlich so
untypische Entwicklung der letzten beiden Jahre innerlich Revue
passieren zu lassen, weil es mir selbst manchmal etwas unwirklich
vorkommt, da ich von früher her, zumindest seit der Heirat mit meiner
ersten Frau, diesem Biest, eigentlich nur noch an Niederlagen,
Rückschritte und eine niederschmetternde Entwicklung gewohnt war.
Wenn man so vielleicht über 30 Jahre seines Lebens eine dauernde
Talfahrt erlebt hat, sozusagen eine Talfahrt ohne Ende, dann muss
eine plötzliche Abkehr von dieser Talfahrt einem zwangsläufig
unwirklich vorkommen und man meint zuweilen, so etwas gibt es gar
nicht, das kann alles überhaupt nicht sein.

Bevor manche jedoch noch beginnen, mich zu beneiden, es gibt auch
wieder weitere Rückschläge, wenn auch von verkraftbarer Natur und
vielleicht auch aus einer noch unerklärlichen Fehlbedienung heraus.
Meine schöne neue Digitalkamera neigt nämlich immer öfter dazu,
Bilder einfach nur als Schwarzweiß - Foto zu speichern. Bei Fotos, die
ich bei geringer Helligkeit knipste, machte sie das fast immer, aber
jetzt habe ich nachher selbst bei schönstem Sonnenschein von rund 50
Fotos ungefähr 10 nur als Schwarzweiß - Foto. Leider bemerkt man
das erst, wenn man die Bilder auf den Computer überträgt in diesem
beigelieferten Microfix oder ähnlich heißendem Programm. Das Bild
auf dem Kameradisplay, welches gleich nach dem Knipsen entsteht,
wird jedoch immer in Farbe angezeigt. Ein wenig wie bei einem
Lotteriespiel scheint mir das jetzt zu gehen und es ist schon etwas
ärgerlich. So lange diese Sache aber nicht schlimmer wird, werde ich
nichts unternehmen, denn man kennt das ja, nachher ist man die
Kamera für Monate los und kriegt sie nach einer Reparatur noch
defekter zurück. Ich habe mir daher inzwischen schon angewöhnt,
jedes Motiv mindestens 2 mal zu knipsen, dann ist mit ziemlicher
Sicherheit ein Foto davon in Farbe, allerdings manchmal vergisst man
es doch.

Wo wir gerade beim Knipsen sind, selbstverständlich habe ich Ihnen
auch wieder einige Fotos beigesteuert. Anfang der Woche herrschte
zeitweise noch so schönes Wetter, so dass wir endlich die Gelegenheit
beim Schopfe fassten und mit den Fahrrädern den vor einigen Wochen
freigefrästen Weg bis zu den Mühlen gefahren sind, die wir bislang
noch nie gesehen hatten. 2 km sind mit dem Fahrrad keine wirklich
lange Strecke, allerdings ist der Weg teils von derart vielen alten
Baumwurzeln unterwandert, dass das Fahren zur Tortour wird und
keine wirkliche Freude bereitet. Zu Fuß gehen kommt da besser, dabei
muss man allerdings aufpassen, dass man über die Wurzel -
Erhebungen im Wegesbereich nicht ständig stolpert. So kam es, dass
die Strecke von uns teils per Rad und teils zu Fuß zurückgelegt wurde.
Der Weg verlief ab hinter dem seitlichen Wäldchen, worin sich auch
der Militärauto -Schrottplatz befindet, ständig in einem leichten
Gefälle mit weit ausholenden, geschwungenen Kurven drin. Wenn
man ein wenig Gespür dafür hat, dann erkennt man, dass der Weg
früher, vor vielleicht 15 Jahren, noch eine richtig breite Straße war,
weil sich die Abflussgräben so weit nach außen befinden. Er ist zu
etwa 90 % asphaltiert und immer wieder mal zwischendurch für
vielleicht 50 Meter ist der alte Asphalt aufgebrochen und entfernt
worden. Die nervenden Wurzelreste, die die Fahrbahn unterwandert
haben, enden ein Stück hinter dem seitlichen Wäldchen und man kann
ab dort durchgehend mit dem Fahrrad weiterfahren. Nach rund 15
Minuten, bedingt durch den teilweisen Fußweg mit den Stolperfallen,
tauchten südwestlich einige Gebäude im Blickfeld auf. Nun war ja
immer von Mühlen die Rede und man hat dann so seine Vorstellung,
von wegen es klappert die Mühle am rauschenden Bach oder so. Also
wir hatten historische Wassermühlen erwartet, zumal dort unten
tatsächlich ein hübscher Bach fließt. Aber was dort steht, ist alles
andere, als eine idyllische Wassermühle als Relikt aus früheren
Zeiten, ich meine, aus früheren Zeiten ist es zwar, aber es handelt sich
dabei um eine ehemalige industrielle Mühle. Also das war ein
richtiger Mühlenbetrieb mit entsprechenden Industriebauten und die
Antriebsenergie hieß dort damals schon nicht mehr Wasser, sondern
Strom. Der Rentner oben aus unserer Siedlung hatte immer von 2
Mühlen gesprochen, wir fanden aber nur die eine hier. Vielleicht
meint er auch, es wären 2 Mühlen, weil sich beidseits des Weges
Mühlengebäude befinden, die zur Mühle gehören. Auf dem Foto
muehle1 sehen Sie diese Mühlenanlage, die aus 2 Silogebäuden, dem
eigentlichen Mühlengebäude und etlichen flacheren Lagergebäuden
besteht.
 
Muehle1: Sicht auf die Mühlenanlage vom Zufahrtsweg aus

Der Weg ist ab der Grundstücksgrenze nicht mehr asphaltiert und
führt weiter mitten durch diese Mühlenanlage. Er geht auch dahinter
immer weiter, vielleicht folgt auch weit dahinter tatsächlich noch eine
weitere Mühle, ich glaube aber nicht. Mit einem Auto befahrbar ist er
im hinteren Bereich aber nicht mehr, weil dort einige teilweise
ausgeschlachtete Schrottautos und LKW halb auf dem Weg und zur
anderen Hälfte auf dem Randgrün zu den Gebäuden hin stehen und
dadurch den Weg versperren. Wir sind diesen Weg mit dem Rad
vielleicht noch 500 m weiter gefahren und hatten eher den Eindruck,
dass er in einer Schleife später wieder bergan weit hinten zurück in
den Ort führt. Nach 500 m haben wir aber Kehrt gemacht und uns
diese Mühle erst einmal genauer angesehen. Also irgendwer soll das
Anwesen kürzlich gekauft haben. Allerdings standen sogar einige
Türen offen, es war aber, außer uns, keine Menschenseele hier. Sie
ahnen es, das war für uns natürlich eine Einladung, uns auch in der
Mühle mal unverbindlich und neugierig umzusehen. Noch nicht
einmal Schilder warnen vor dem Betreten oder verbieten es.
Wahrscheinlich hielt man es nicht für nötig, weil es ja bislang faktisch
so gut wie nicht erreichbar war und es liegt ja noch viel abgelegener,
als unsere Siedlung. An dem wohl ältesten Gebäude, dem
Hauptgebäude aus dunkelbraunen Ziegelklinkersteinen prangte im
Sturz einer Seitentür die Jahreszahl 1898, so dass man vermuten kann,
dass in diesem Jahr die Grundzüge der Mühle gelegt wurden. Weitere
Gebäude stammen nach meiner Schätzung aus der Zeit um 1920
herum und die Gebäude auf der anderen Wegesseite, die sich um das
neuere Silo in Betonbauweise gruppieren, dürften wohl kurz nach dem
zweiten Weltkrieg, so um 1950 herum, erbaut worden sein. Nahezu
alle Räume sind völlig leer und ich denke, wenn einer Ideen hat,
könnte er daraus etwas machen. In dem Haupt-Mühlengebäude vorne
links, also dem braunen Backsteinbau entstand im ersten Stock das
Foto muehle-innen2, welches wohl das eigentliche Mühlenwerk zeigt,
welches schon schiere Ausmaße hat.
 
Muehle-innen2: Die eigentlichen Mühlenanlagen sind teils noch vorhanden und wirken recht gut erhalten.
Über fette Rohre wurde wohl das Getreide und später das fertige Mehl
in bzw. aus dieser Mühlenmaschinerie geblasen. In diesem Bereich
sieht alles so aus, als könne man es nach kurzem Saubermachen in
wenigen Tagen wieder in Betrieb nehmen.
Auf der Rückseite des Hauptgebäudes führen einige dicke Rohre nach
außen in hängende Stutzen, worunter früher die LKW fahren konnten,
um das fertige Mehl abzuholen. Alle Gebäude, die sich auf dem
obigen Außen - Foto rechts vom Weg befinden, wie das weißgraue
Silo und die flacheren Lagerhäuser, sind im Gegensatz zu den
anderen, sehr gut verschlossen und wurden daher von uns
selbstverständlich nicht begangen. Sie machen auch einen deutlich
besseren Eindruck, was den Bauzustand betrifft. Im Hauptgebäude
stießen wir in einem Eingangsflur neben einem kleinen Büro sogar
noch auf eine alte Stechuhr und ein Namensregister an der Wand, mit
den Namen der früheren Beschäftigten. Sogar deren Stempelkarten
waren in dem Namensregister an der Wand noch einsortiert und die
letzte Stempelung datierte hier im Dezember 1994. Diesen
Namenskarten nach dürften in diesem letzten Jahr noch 5 Leute dort
gearbeitet haben. Nach dieser interessanten Erkundung haben wir
dann gemütlich den Weg nach Hause angetreten. Am gleichen Tag
entstand in der gerade beginnenden Abenddämmerung noch das Foto
fabrik-aussen111 von „unserer" Fabrik, mal aus der Perspektive oben
von unserer Grundstücksmauer. Also ich war auf diese Mauer drauf
geklettert, die quasi unser Grundstück von dem Fabrikgrundstück
trennt und habe dann in Richtung Fabrik geknipst.

 
Fabrik-aussen111: Sicht oben von unserer Mauer auf das Fabrikgelände

Das ist im Prinzip unsere Aussicht auf die Fabrik, natürlich ist vom
Haus aus betrachtet die Distanz deutlich höher, da noch unser
Gartengrundstück bis zu der besagten Mauer dazwischen liegt und
seitlich ist noch einiger Baumbewuchs dazwischen, wodurch man aus
den hinteren Fenstern des Hauses dann eigentlich mehr nur diese
Bäume und den Garten sieht.
Gewiss würde manch einer sagen, wie kann man nur neben solch ein
altes Fabrikgemäuer ziehen, aber ich finde das regelrecht idyllisch
hier, wenngleich es mir schwer fällt, dieses Empfinden jemandem mit
Worten zu erklären. Kayla fühlt sich auch sauwohl hier, anders kann
man es nicht nennen. Das wäre vielleicht anders, wenn hier noch alles
in Betrieb wäre, aber sehen Sie, schauen wir nach hinten, blickt man
auf die Fabrik, schauen wir nach vorne, blickt man zur Straße und auf
der anderen Straßenseite nur auf grüne Wiesen und lichte Baumreihen
mit großen Lücken dazwischen, die die östlich von unserem Haus
liegende Landschaft füllen so weit das Auge reicht. Schauen wir aus
dem Haus nach links, dann blicken wir zu unserer Werkstattgarage hin
und weit dahinter entfernt auf die eigentliche Siedlung hier, wo die
anderen 4 Häuser stehen und wo die kleine Zufahrtsstraße her kommt,
wo aber auch noch etliche Bäume und viel Grün dazwischen sind.
Von der Siedlung sieht man durch die Bäume nur einzelne Fragmente
durchschimmern, wie Teile der Dächer u.s.w. Blicken wir nach rechts,
dann folgt neben unserem Grundstück rechts abzweigend die alte
Haupt - Einfahrt zur Fabrik hin und geradeaus weiter der
beschriebene, kürzlich freigefräste Weg am Fabrikgelände vorbei und
durch das Wäldchen, in dem sich auch der Militärauto-Schrottplatz
befindet und der dann weiter zu den Mühlen führt. Da ist auch alles
grün. Man wohnt fast, wie in einem leichten, lichten Wald, in dem
sich immer wieder Baumgruppen, Baumreihen und freie
Wiesenflächen abwechseln. In der Regel hört man hier draußen
überhaupt nichts, außer am helllichten Tage das Zwitschern der
Vögel. Jedes Auto was her kommt, hört man schon herannahen, lange
bevor es hier ist. Es hängt auch etwas von der Windrichtung ab, aber
ich kann Ihnen mindestens schon 3 Minuten vorher sagen, wenn ein
Auto sich auf der kleinen Zufahrtsstraße unten an dem alten Bahnhof
vorbei auf dem Weg hierher befindet. Natürlich nur dann, wenn ich
mich draußen aufhalte, drinnen im Haus hört man das nicht. Die Luft
ist herrlich frisch, so wie bei einem ausgedehnten Waldspaziergang.
Nein, hier bekommt uns so schnell keiner mehr weg!

Diese Tage kam ich zum ersten mal mit einem der jüngeren
Anwohner aus der Siedlung hier, also aus den 4 anderen Häusern, die
etwa 200 - 300 m vor unserem Grundstück liegen, ins Gespräch. Der
Einzige, den ich bisher etwas kannte, das war dieser Rentner, der
früher auch mal in der Fabrik gearbeitet hatte. Hier der jüngere Mann,
der auf den bayrisch klingenden Namen Huber hört, kam mit einem
Handkarren voller Dünnholzreste vorbei, als ich gerade vor der
Haustür den Kofferraum des Renault auslud. Ich schätze, dass er
ungefähr 35 Jahre alt ist und er erzählte, dass er im nun
herannahenden Winter erstmals vorwiegend mit Holz heizen möchte,
weil die Ölkosten so in die Höhe geschossen sind. Er hat vor etlichen
Jahren das Haus, in dem er zusammen mit seiner Frau und 2 kleinen
Kindern lebt, von Verwandten geerbt. Früher sei er nie auf die Idee
gekommen, jemals in eine Gegend zu ziehen, die so abgelegen ist. Als
sie das Haus erbten, habe man zuerst überlegt, es zu verkaufen, aber
nach der ersten genauen Besichtigung hätten sie sich so in die Lage
und das Haus verliebt, dass sie spontan beschlossen hätten, ihre
Stadtwohnung in Heilbronn aufzugeben und hierher zu ziehen. Das
kann ich nur zu gut verstehen. In Heilbronn hätte er etliche Jahre als
Industriekaufmann bei der Deutschland - Vertretung von Fiat
gearbeitet und später noch ein paar Jahre im gleichen Beruf in
Heilbronn bei einem Nahrungsmittelhersteller. In den ersten Jahren
wo er hier wohnte, sei er täglich nach Heilbronn gependelt. Wenn man
die B 293 über Bretten und Eppingen fährt, ist das gar nicht so
übermäßig weit von hier, vielleicht 50 oder 60 km. Wenn man es
jeden Tag, auch im Winter bei jedem Wetter fahren muss, wird es auf
Dauer doch lästig. Daher hatte er dann bei einer Firma in Durlach
angefangen, das ist ein Vorort von Karlsruhe. Da brauchte er nur noch
17 km zur Arbeitsstelle, aber die haben letztes Jahr pleite gemacht und
seither ist er arbeitslos. Da hat er Mühe, auf Dauer das Haus überhaupt
noch halten zu können, da er nach eigenen Worten auch keine
Ersparnisse hat, die er zur Überbrückung dort reinbuttern könnte. So
hat er sich kostenlos alte Öfen besorgt und will demnächst sogar die
Ölheizung ganz außer Betrieb nehmen und nur noch mit Holz heizen,
wovon hier in der Gegend ja viel herum liegt. Auch habe er seinen
Stromverbrauch um über 50 % reduzieren können und eingekauft wird
nur noch bei dringendem Bedarf und dann nur noch bei Billig-
Discountern. Die Heizkosten machen einen enormen Anteil an den
Jahresausgaben aus und so hofft er, dass er es durch diese Maßnahmen
schafft, die Kostenbelastung so zu reduzieren, dass die Familie so
gerade noch das Haus halten kann. Auch ein teures Auto ist nicht
mehr drin. Da man hier in der Siedlung aber ohne Auto völlig
aufgeschmissen ist, hat er seinen großen teureren Fiat, den er noch aus
seiner Fiat - Zeit hatte, bei einem Händler gegen einen billigen kleinen
alten Fiat eingetauscht. Jetzt an dem kleineren älteren Fiat ist er
dauernd am schrauben, weil an dem Ding wohl öfter etwas kaputt ist.
Immerhin soll er nicht viel Benzin verbrauchen, der hat aber auch nur
50 PS.
Wo man heute aber auch hinblickt, überall sind die Leute gezwungen,
sich gewissermaßen nach der Decke zu strecken und ihr Leben so
umzuorganisieren, dass sie wenigstens halbwegs über die Runden
kommen. Manchmal hat man den Eindruck, dass sich Deutschland auf
dem besten Weg zu einem Dritte-Welt-Land befindet. Auch dieser
plötzliche Aha-Effekt, den die Regierung nun verkündet, wonach sich
die Lage angeblich erheblich gebessert haben soll, den sehe ich nicht.
Was uns persönlich betrifft zwar schon, wir klagen nicht, wie ich
Ihnen schon berichtete, geht es mir wirtschaftlich so gut, wie schon
seit 30 Jahren nicht mehr, aber das hat bekanntermaßen völlig andere
Gründe und so rein überhaupt gar nichts mit der wirtschaftlichen
Entwicklung Deutschlands zu tun. So breit streuen sich die Gedanken,
wenn man im Grunde bei alltäglichen Dingen, wie dem Unterhalt des
Hauses anfängt. Meine alte Devise lautet ja immer, Kopf hoch, egal
wie es kommt, irgendwie wird man da schon durchkommen, so lange
es keine ernsthaften Gesundheitsprobleme sind. Alles andere lässt sich
beim richtigen Herangehen an die Sache irgendwie meistern, nur
schwerwiegende Gesundheitsprobleme, die sehe ich daher als die
einzige Sorte von wirklichen Problemen an, wo man nicht vorher
schon sagen kann, ob sie sich meistern lassen. Man könnte es auch
vereinfacht mit einem Satz sagen, der mir gerade einfällt, wo ich hier
aus dem Fenster blicke: „Seht, die Sonne scheint ja wieder!"

Somit ende ich für heute, ich hätte Ihnen zwar noch einiges zu
schreiben, aber gerade im Moment wollen wir nach der stürmisch-
regnerischen Nacht den jetzt plötzlich hervorschießenden
Sonnenschein zu einem frischen Spaziergang durch das Wäldchen
nutzen. Dort gibt es noch so viele Wege, die wir nicht kennen und
dann die frische Luft. Bis zum nächsten Mal wünschen Ihnen Kayla
und ich alles Gute, Ihr

Egbert Lappenkeuler


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Ein neues Auto" vom 18.11.2006

Bewegte Grüße!

Bewegt ist aus unserer Sicht nun zweideutig zu verstehen, denn es
bewegt sich was in Sachen Auto bei uns und somit werden auch wir
bewegt, von dem Auto versteht sich. In Sachen Auto hat sich jetzt
doch eine Wende zum Besseren ergeben, wenngleich unsere eigene
Entscheidung uns ein wenig überrascht hat. Der Autobekannte hatte ja
4 Fahrzeuge in Frankfurt ersteigert, alle zum Weiterverkauf und alles
Turbodiesel - Fahrzeuge mit sparsamem Verbrauch. Die hatte ich
Ihnen zuletzt schon provisorisch genannt, obwohl wir die zu diesem
Zeitpunkt noch nicht gesehen hatten. Nun waren die sogar schon am
Montag eingetroffen und wir haben uns die gleich angesehen. Um es
kurz in Erinnerung zu rufen, es handelte sich bei den 4 Fahrzeugen um
einen VW-Golf-TDI, einen Ford - Fiesta - DTCI, einen Opel - Corsa -
DTI und einen Mercedes - A - Klasse CDI. Leider ist kein einziges
dieser Fahrzeuge ein Kombi, sondern jeweils nur die normale
Karosserieausführung. Aber inzwischen ist uns das fast egal, da man
bei allen Vieren die Rückbank umlegen kann und den Wagen so
halbwegs zu einem, wenn auch kleinen Kombi umfunktionieren kann.
Auch haben alle eine große Heckklappe, die das Laden größerer
Gegenstände erlaubt. Ich denke, unsere größten Transportaufgaben
haben wir inzwischen auch hinter uns, somit ist das Kaufargument
Kombi nicht mehr ganz so wichtig. Unser Favorit war natürlich von
Anbeginn an der VW - Golf, weil wir damit ja bis zum Diebstahl
unseres Golf - Variant, gute Erfahrungen gemacht hatten. So wurde
der als erstes probegefahren. Die Ernüchterung kam schnell. Dieser
hier hatte enorme 287.000 km gelaufen und das merkte man dem
Wagen auch an. Er fuhr zwar noch sehr gut, zog auch schön kräftig
durch, wie man es von dem Golf TDI gewöhnt ist, aber es gab
eigentlich nichts im Innenraum, was nicht klapperte. Die Sitze teils im
Stoff zerrissen und abgescheuert, die Armaturen sahen aus, als hätte
jemand Spiegeleier darauf gebacken. Die Pedale wackelten, die
Lüftung raschelte und röchelte und viele Verschleißanzeichen mehr.
So etwas wollten wir uns nicht wirklich antun. So fiel er sofort ganz
raus. Da ich vor 2 Jahren schon ein wenig mit einem Ford - Fiesta
liebäugelte, mein Geld aber damals nur für den Suzuki - Alto reichte,
wurde der Ford dann zum neuen Favoriten erklärt. Der war knapp
82.000 km gelaufen, was für einen Diesel sicher so gut wie gar nichts
ist. Im Fahren deutlich träger als der Golf, aber auch noch in einem
gut akzeptablen Bereich. Natürlich ist der Fiesta merklich kleiner, als
der Golf, aber uns würde der völlig ausreichen. Im Preis sollte der bei
3.500 Euro liegen, was eigentlich ein uns durchaus genehmer Preis ist.
Kayla und ich waren uns eigentlich in diesem Moment schon so gut
wie einig und wollten den Fiesta fast kaufen. Aber nun waren wir
einmal da, also wurden die anderen beiden, mehr anstandshalber, aber
auch aus Neugierde doch noch getestet. Dieser Opel - Corsa -
Turbodiesel hat nominal 10 PS mehr, als der Ford, und war nun der
erste Opel, den ich in meinem ganzen Leben überhaupt mal gefahren
bin. Mit 74.000 km hatte er von allen vieren am wenigsten gelaufen.
Der zog ungefähr genauso gut wie der Golf, wohl weil er ja leichter ist
und da reichen dann 75 PS schon aus, um den Karren auf Trab zu
bringen. Das hätte ich nicht erwartet, weil Opel im Volksmund oft ein
wenig als gemütlich verschrieen ist. Auch ließ er sich angenehmer
fahren, als der Ford, war innen laufruhiger und vermittelte uns ein
etwas großzügigeres und vor allem angenehmeres Platzgefühl, als der
Fiesta. Die Platzverhältnisse im Opel sind vorne fast genauso, wie im
doch eigentlich größeren Golf und die Sitze wirken auf uns wertvoller
und solider, als die im Fiesta. Man sitzt in dem Corsa durchaus richtig
angenehm, wie in einem viel teureren und größeren Auto. Auch der
Laderaum ist deutlich größer und näher an einem echten Kombi, also
besser zu nutzen. Zudem roch es im Fiesta stark es nach billigstem
Plastik, was im Opel nicht so war, was aber für einen Kaufentscheid
keine wirkliche Rolle spielt. Mit 3.900 Euro lag er im gleichen
Bereich, wie der Ford, aber mit einem für uns erstaunlich besseren
Eindruck. Dann folgte die Mercedes A-Klasse. Eigentlich auch ein
schönes Wägelchen. Was ich an dem Mercedes recht angenehm fand,
war die relativ hohe Sitzposition, fast wie auf einem Küchenstuhl.
Nun ist das sicher Geschmackssache, manche mögen solche
Sitzpositionen gar nicht, andere wiederum kaufen nur aus diesem
Grund alleine schon Geländewagen oder Vans, weil man da immer
etwas höher sitzt. Von den Getesteten war er innen am laufruhigsten,
also mit dem geringsten Geräuschpegel, aber der hatte schon 176.000
km auf dem Tacho. Die Durchzugskräfte waren ähnlich wie bei Golf
und Opel, in diesem Vergleich fiel der Ford etwas zurück. Kein
Wunder, hatte der Ford ja auch nur 65 PS und der Mercedes 94 PS, da
wunderte es schon eher, dass der Opel mit 75 PS etwa gleich gute
Durchzugskräfte vermittelte, wie VW und Mercedes mit fast 20 PS
mehr. So fuhren wir auch mit dem Mercedes einige km am Stadtrand
von Stuttgart herum, gerade so, wie es sich von dem Betrieb meines
Autobekannten aus anbot. Aber in Kurven war der Mercedes nach
meiner Meinung irgendwie unangenehm. Nicht das er schleuderte
oder wirklich unsicher war, das nicht, aber er war irgendwie steif und
recht kurvenunwillig. Der hatte zwar als einziger von denen sogar
ESP, aber obwohl der Wagen ja relativ klein ist, war er in engen
Kurven viel unangenehmer zu fahren, weil er sich ständig selbst
verlangsamte, wenn man enge Kurven halbwegs zügig anging. Er war
selbstverständlich immer noch um Welten besser, als der Subaru,
alleine schon deshalb, weil man im Subaru in solchen Situationen
ständig das Gefühl hatte, seitlich wegzufliegen und auszubrechen, das
ist bei dem Mercedes nicht so, aber im Vergleich zu den anderen
Testkandidaten fiel er beim Kurvenfahren erheblich zurück und
vermittelte keine rechte Fahrfreude. Das gefiel mir gar nicht und
Kayla gefiel es noch weniger. Auch der Preis des Mercedes gefiel uns
beiden überhaupt nicht, denn der sollte trotz der hohen Laufleistung
noch 8.700 Euro kosten. Gut, er war aus dem Quartett mit Baujahr
2002 zeitlich dafür der Jüngste, aber er schied auf Grund der geringen
Fahrfreude und des hohen Preises dann gleich ganz aus. Da muss ich
sagen, hätte ich von einem Mercedes, einem Auto aus Stuttgart, etwas
anderes erwartet. Nun, langer Rede kurzer Sinn, nach diesen
umfangreichen Probefahrten entschieden wir uns spontan für den Opel
- Corsa! Der ist auch am sinnvollsten zu einem kleinen Kombi
umzufunktionieren und mein Autobekannter ließ sich nicht lumpen
und ging im Preis noch auf 3.500 Euro runter und legte sogar noch die
erste große Inspektion, die vielleicht nächstes Jahr irgendwann mal
fällig wird, kostenlos obendrauf. Eine schöne runde Zahl von der dann
noch mal 800 Euro von der Rücknahme des vergurkten Subaru
abgingen. So zahlten wir 2.700 Euro und haben dafür jetzt wirklich
ein schönes Wägelchen. Da ist zumindest vorne ungefähr genau so
viel Platz drin, wie im Golf, der Golf hat eigentlich nur hinten mehr
Platz. Auch gibt es nirgendwo Rost oder so was, er fährt sich sehr gut
und wie wir feststellten, verbraucht er laut Bordanzeige sehr wenig
Diesel. Da ist so ein Bordcomputer, aber ich weiß noch nicht, ob man
dessen Anzeige so trauen kann, denn er zeigt an, dass unser
Durchschnittsverbrauch bei 4,4 Litern auf 100 km liegen würde, was
ich nicht so recht glaube. Er hat sogar schon ABS, was im Nassen
oder auf rutschigem Untergrund so seine Vorteile bei gleichzeitigem
Bremsen und Lenken hat. ESP, wie der Mercedes hat er natürlich
nicht. Dafür gehen aber sogar die Seitenscheiben elektrisch auf
Knopfdruck rauf und runter und oben ist ein schönes doppelwandiges
Glas-Schiebedach. Auch ist da ein teures Stereo - Radio, sogar mit
Cassetten und CD - Teil drin, welches einen satten Klang erzeugt. Die
Verarbeitung und überhaupt der Gesamtzustand machen einen sehr
guten Eindruck. Er ist in einer fast schon nobel wirkenden, aber
dennoch dezenten dunkelblauen Metallicfarbe lackiert. Mein
Autobekannter hat den Corsa ganz genau durchgecheckt und ist sich
sicher, dass der sehr gut in Schuss ist. Das geht sogar so weit, dass er
uns auf den Wagen 1 Jahr Vollgarantie auf seine eigene Kappe gibt.
Davon ausgenommen sind natürlich Verschleißteile wie Auspuff,
Reifen und Bremsbeläge. Diese Vollgarantie würde er nicht geben,
wenn er nicht selbst von der Qualität 100 % überzeugt wäre. Er sagte
sogar, dass dieser Opel in der Praxis rund 1 Liter weniger Sprit
braucht, als viele vergleichbare Modelle anderer Hersteller. Zudem sei
ihm noch so gut wie nie ein Opel mit Motorschaden in die Hände
gekommen, weil es das bei dieser Marke nur extrem selten geben
würde und wenn es dann mal der Fall war, dann lag es oft daran, dass
der Besitzer keine Inspektionen hat machen lassen oder mit zu wenig
Öl gefahren ist. Über die ersten wirklich genauen Verbrauchswerte
kann ich Ihnen frühestens in 1 - 2 Wochen etwas sagen. Auch Kayla
ist begeistert.
Den Renault - Kangoo, den wir leihweise hatten, haben wir natürlich
dann gleich dort gelassen.
Ich habe Ihnen sogleich ein Foto von unserem „Neuen" unter dem
Namen opel-corsa beigefügt. Dort steht der Wagen noch in Stuttgart
in der Einfahrt zum Gelände meines Autobekannten. Das Foto habe
ich sofort nach der Probefahrt sozusagen während unseres
Kaufentschlusses geknipst. Dahinter steht übrigens der Renault -
Kangoo, aus dem Bestand meines Autobekannten, den wir
zwischenzeitlich einige Tage als Leihwagen hatten.

 
Opel-Corsa: vorne unser neuer Wagen, der Opel- Corsa 1,7 DTI, dahinter der zeitweise Leihwagen, ein Renault-Kangoo, der früher bei der Post gelaufen war.

So kann es gehen, und hätte man mich vorher gefragt, hätte ich
anfangs den Opel als den unwahrscheinlichsten Kauf von den Vieren
angesehen. Opel war bislang bei mir eigentlich eine relativ
unbekannte Größe, nicht im Sinne von wirklich unbekannt, denn Opel
kennt ja jeder, aber ich hatte zuvor noch nie einen Opel gefahren und
über diese Marke nie wirklich ernsthaft einen Gedanken verloren.
Opel und eingefleischte Opelfans mögen es mir verzeihen, aber das
mag am früheren Image liegen, so eine Art Spießbürger- und
Beamtenauto für gemütliche Leute und es lag auch zugegebenermaßen
an Unwissenheit. Dahinter steckte aber keineswegs eine gezielte
Absicht von mir, Opel zu meiden oder so etwas ähnliches. Mir war die
Marke nie besonders aufgefallen, weder negativ noch positiv und der
Gedanke an den Kauf eines Opels war eigentlich nie wirklich da.
Kayla hingegen fand gleich am Anfang der Besichtigung der 4
Wagen, diesen Corsa als ihren Favoriten heraus. Er ist auch wirklich
so gut erhalten, dass man ihn fast für einen Neuwagen halten könnte,
obwohl er von 2001 stammt. Als Vorbesitzer ist im Fahrzeugbrief eine
Frau Angelika Leistner aus Frankfurt eingetragen und der Wagen
wurde schon im September 2005 abgemeldet, ist also über ein Jahr gar
nicht gefahren worden. Das wieder gereichte uns zum zusätzlichen
Vorteil, denn weil der Wagen so sehr lange abgemeldet war, musste er
jetzt vor der Neuanmeldung frisch durch den TÜV, obwohl der
damalige TÜV von 2005 ansonsten noch gültig gewesen wäre. Aber
nach solch langer Abmeldezeit verfällt das. Das wurde alles bei
meinem Autobekannten in der Werkstatt von einem TÜV-Prüfer
erledigt. Dadurch haben wir ab jetzt dann 2 volle Jahre TÜV und AU.
Mein Autobekannter sagte, dass diese 4 Fahrzeuge alle so lange als
Gebrauchtwagen in einem Autohaus in Frankfurt herumgestanden
hätten, welches pleite gegangen sei. Aus der Verwertungsmasse hat er
dann diese 4 Wagen ersteigert.
Mit diesem Wagen macht das Fahren aber wieder richtig Spaß und er
ist für uns beide völlig groß genug und ausreichend motorisiert. Mehr
als 75 PS und mehr Größe an Auto braucht man eigentlich in keiner
Lebenslage und wozu soll man ständig etliche 100 kg Blech sinnlos
spazieren fahren, die einem überhaupt nichts bringen? Der Subaru war
in den Außenabmessungen ja deutlich größer, aber innen vorne
überhaupt nicht größer, nur auf den Rücksitzen war im Subaru mehr
Platz. Da sitzen wir ja nicht! Aber schon der Kofferraum wieder war
im Subaru deutlich kleiner und wesentlich schlechter nutzbar.
Einziger Vorteil des Subaru war sein Allradantrieb, aber da wir uns
nur auf normalen Straßen bewegen, kam der ohnehin nie zum Tragen,
nur auf der negativen Seite, da Allradantrieb ja für sich genommen
auch für einen höheren Verbrauch sorgt, wie mir mein Autobekannter
darlegte. Was unsere Verbrauchserfahrungen mit dem Subaru wirklich
nur gepfeffert unterstreichen. Ich habe jetzt wirklich den Eindruck,
dass wir mit dem Opel - Corsa DTI einen guten Kauf getätigt haben.
Das Einzige was nun noch fehlt, sind Winterreifen für den Corsa. Er
hat Sommerreifen drauf, die etwa 60 % Profil haben, bei dem
momentanen Wetter überhaupt kein Problem, aber bei unserer
ländlichen Lage in der Siedlung sind Winterreifen viel wichtiger, als
in Stuttgart. Mein Autobekannter übernimmt die Beschaffung, leider
hatte er selbst keine vorrätig. Er meint, dass man bei der gängigen
Reifengröße des Corsa mit 200 bis 220 Euro für den ganzen Satz
locker auskommt. Die passenden Stahlfelgen dazu hat er noch ohne
Reifen als leicht gebrauchte im Lager liegen und die schenkt er uns.
So braucht man künftig dann nur noch die Kompletträder zu
wechseln. Ich denke, preiswerte Winterreifen, die ein gutes
Winterprofil haben, aber in der Höchstgeschwindigkeit nur bis 160
km/h gehen, reichen uns aus. Laut Papieren soll dieser Corsa zwar 179
km/h laufen, was wir noch nicht ausprobiert haben, aber es scheint
hinzukommen, da man schon recht zügig auf 140 km/h kommt, jedoch
im Winter kann man sich auf maximal 160 km/h beschränken. Auch
fahren wir nur noch wenig Autobahn, weil die Erfordernisse nicht da
sind und wenn wir öfters mal nach Stuttgart fahren, nehmen wir nur
selten die A 8, weil die meistens so voll ist, dass man auf den kleinen
Landstraßen besser vorwärts kommt, sofern man sie kennt. Wissen
Sie, wenn ich auf der Landstraße ungefähr genau so schnell zum Ziel
komme, wie auf der Autobahn, nur mit dem Unterschied, dass ich auf
der Autobahn dabei öfters im Stau stehe oder zumindest im dichten
Kolonnenverkehr krieche, dann fahre ich lieber gleich auf der
Landstraße, wo man in der gleichen Zeit dann wenigstens in
Bewegung bleibt. Das finde ich irgendwie angenehmer und schöner.
Angemeldet hat übrigens Kayla den Wagen vorgestern in Karlsruhe
auf uns. In der Zeit konnte ich zuhause weiter renovieren. Bei dieser
Gelegenheit hat sie natürlich den Subaru gleich abgemeldet. Der Heini
von unserer Versicherung meinte sogar, dass der Corsa in der
Versicherung pro Jahr rund 230 Euro billiger sei, als der Subaru. Die
KFZ - Steuer hingegen wird nicht viel billiger sein. Der Corsa ist zwar
schon nach Euro 3 - Schadstoffnorm eingestuft, aber Diesel sind
teurer in der Steuer, als Benziner mit Kat. Nun hat der Corsa 1,7 Liter
Hubraum und der Subaru hatte, wenn ich mich recht entsinne, 2 Liter
Hubraum, da könnte sich das dann wieder ungefähr ausgleichen.

Man muss es einfach noch mal sagen, das Fahren mit dem Corsa hat
wieder eine ganz andere Qualität, als mit dem Subaru. Da passiert
wenigstens etwas, wenn man aufs Gaspedal tritt und in Kurven hat
man ein angenehmes, sicheres Gefühl und kriegt keine Angstzustände,
dass man befürchten müsste, jeden Moment seitlich wegzufliegen. Der
75 - PS - Diesel hat einen kräftigen Durchzug, so dass man dem viel
mehr PS zutraut. Mein Autobekannter sagte, das sei der gleiche
Motor, der im größeren Opel-Astra DTI  100 PS habe. Jetzt macht das
Autofahren wieder richtig Spaß und wir müssen aufpassen, dass wir
nicht der Versuchung erliegen, nun dadurch viele unnötige Fahrten zu
machen, die dann ohne Sinn und Zweck den Kraftstoff verheizen.
Selbstverständlich werden wir in der ersten Zeit etwas mehr damit
fahren, als eigentlich nötig ist, alleine schon, um sich erst einmal
richtig mit dem Wagen vertraut zu machen und sich an ihn zu
gewöhnen. Auf Dauer kann man das aber nicht tun, denn sonst ist der
Spareffekt durch den geringeren Verbrauch dahin. In der
Werkstattgarage haben wir jetzt auch etwas mehr Luft, da der Corsa in
den Außenabmessungen ein gutes Stück kürzer ist, als der Subaru.
Wenn wir dort erst einmal das alte Gerümpel des früheren Mieters
weggeräumt haben, dann verschwindet der Corsa in der geradezu
riesigen Werkstattgarage wie ein kleiner Floh.
Nun aber genug vom Thema Auto!

Ich glaube, vor vielleicht 2 Wochen hatte ich Ihnen schon kurz
berichtet, dass ein Mann hier war, der früher in der Fabrik nebenan
gearbeitet hatte und der heute in Malsch wohnt. Malsch ist ein kleines
Städtchen zwischen Karlsruhe und Rastatt. Der war diese Tage wieder
hier. Es ging ihm weniger darum, mit uns über alte Zeiten zu
plaudern, sondern er fragte, was ich davon halte, wenn er mal rüber
aufs alte Firmengelände klettert, um dort den Spuren seiner
Vergangenheit nachzugehen. Er wollte wissen, ob das Gelände
irgendwie bewacht wird und er da mit Schwierigkeiten rechnen
müsste. Nun habe ich ihm nicht unsere Geheimtür in der Mauer
gezeigt, man weiß ja nie, wo der das mal ausplaudert und ob es dann
negative Auswirkungen für uns hat, in dem man die Tür dann zu
macht. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich dort noch nie irgend welche
Bewachungskräfte oder andere Leute gesehen hätte. Er fragte dann, ob
er so lange seinen Mercedes bei uns vor dem Haus stehen lassen
könne, er wolle damit nicht gleich bis in die Einfahrt der Fabrik
fahren, das sähe dann doch zu eindeutig aus, falls einer kontrollieren
käme. Warum nicht, meinte ich. In mir kam der Gedanke hoch, dass er
einem ja sicher interessante Dinge über die einzelnen Zweige und
Anlagen der Fabrik erzählen könnte, wenn ich mich seiner Exkursion
in die eigene Vergangenheit anschließe. Zugleich hegte ich aber
Zweifel, weil sich dabei vielleicht herausstellen würde, dass wir schon
öfters dort waren. Man weiß es ja nie so genau, ob der vielleicht das
dann wieder anderen gegenüber ausplaudert, die er von denen noch
kennt oder so. Also bremste ich meinen Elan in dieser Richtung und
machte ihm diesen Vorschlag erst gar nicht. Er hatte sich für seine
Exkursion extra einen alten Arbeitsanzug mitgebracht, den er an
seinem Wagen über die andere Kleidung stülpte, bevor er dann auf
einem Weg in das Gelände kam, den ich auch noch nicht kannte. Er
ging bis zu dem alten Haupteingangstor, welches ja gut verschlossen
ist, dann ab dort rechts bis zum alten Pförtnerhäuschen, wo er seitlich
ein ungefähr türgroßes Lüftungsgitter in einem Nebenteil des
Pförtnerhäuschens anhob und dahinter verschwand. Das Gitter
pendelte dann von selbst wieder zu und er kam eine halbe Minute
später auf der anderen Seite, betriebsseitig wieder an dem
Pförtnerhäuschen heraus und wanderte immer wieder stehen bleibend
auf dem Gelände umher. Soweit das ging, beobachtete ich ihn dabei
von unserer Mauer aus. Nach wenigen Minuten verschwand er
allerdings aus meinem Sichtfeld. Es dämmerte schon stark, vielleicht
gegen 17.20 Uhr, fiel mir auf, dass sein Wagen immer noch vor
unserem Haus stand und er wohl immer noch in der finsteren Fabrik
herumlief. Vermutlich hatte er sich auch mit Taschenlampen oder
dergleichen eingedeckt. Ich hatte schon gar nicht mehr an ihn gedacht
und beendigte gerade Anstreicharbeiten in einem der Kellerräume, als
es an unserer Haustür klingelte, es war ungefähr 20 Uhr, da stand er
ziemlich dreckverschmiert in seinem Arbeitsanzug vor unserer
Haustür und sagte, dass er für heute seine Exkurison beendet habe und
nun wieder zurück nach Malsch fahren wolle. Er fragte dann noch, ob
er sich kurz mal bei uns die Hände waschen könne. Normalerweise
schätze ich im Haus keine Besuche, die ich nicht eingeladen habe,
aber in dem Fall will man nicht so sein und zeigte ich ihm den Weg in
den Duschraum im Keller, wo er sich am Waschbecken die Hände und
das Gesicht wusch. Zuvor hatte er sich schon die dreckigen
Arbeitsklamotten ausgezogen und in den Kofferraum seines Mercedes
geworfen. Nach seiner Wäsche kamen wir dann doch noch ein wenig
ins Gespräch und er meinte, dass wir mit dem Haus einen guten Kauf
getätigt hätten, weil die Erbauer damals qualitativ an nichts gespart
hätten und es sei vom Mauerwerk her ja schon fast so massiv wie eine
Burg. Er fragte, ob wir das restliche Grundstück hinter dem Haus auch
mit gekauft hätten, oder ob wir nur das Haus und den Grundstücksteil
auf dem es steht gekauft hätten. Ich erklärte ihm die Sachlage, also
dass wir das Haus, nebst der Werkstattgarage, deren Anbau und das
komplette Grundstück hinter Haus und Werkstattgarage bis hin zur
Fabrikmauer mit gekauft hätten. Daraufhin machte er ein wenig ein
kritisches Gesicht und meinte: „Ob ich das aber gemacht hätte, weiß
ich nicht." Ich sagte ihm dann, dass wir dadurch ja später einen
schönen Garten hätten, nur dass uns vorerst die Zeit fehlt, den Garten
herzurichten, weil wir zuerst alle Gebäude renovieren und der Garten
zuallerletzt kommt. Als er das hörte, hob er etwas die Schultern und
meinte: „Wie Garten?" Was war daran so schwer zu verstehen? Er
meinte dann: „Da sind doch mit Sicherheit noch viele alte Anlagen
drunter, Eisenzeug, Kellergewölbe, Tanks und unterirdische Trassen,
da wird man keinen Garten machen können, da wächst doch nichts.
Das war früher alles mit Laborhallen überbaut und die hat man
ungefähr 1980 nur provisorisch an der Oberfläche abgerissen. Das
wurde alles vor oder in dem 2 Weltkrieg erbaut, wichtiger
Kriegslieferant!" Als er das sagte, wurde mir einen kurzen Moment
kalt und heiß zugleich. Alte Anlagen unter dem Garten, vielleicht
noch Altlasten? Der hat doch wohl eine Meise! Natürlich habe ich das
dem so nicht gesagt. Für mich ist das dahinten eindeutig Erdboden,
sagte ich zu ihm. Daraufhin meinte er nur: „Klopfen sie mal mit einem
harten Gegenstand in der Nähe dieser großen Absperrschieber, die
draußen bei uns im Garten stehen und von denen ich Ihnen mal ein
Bild schickte, auf den Boden." Nun war es inzwischen zu dunkel, um
noch im Garten herumzustolpern, weil wir dort noch kein vernünftiges
Licht haben. Er meinte jedenfalls, dass dort mit Sicherheit noch
erhebliche Altlasten lägen oder wenigstens erhebliche Bauten und
Bautenreste unterirdisch unter unserem sogenannten Garten sind. Er
meinte, dass irgendwo in diesem Bereich auch ein immens großer
Erdtank für giftige Ammoniakflüssigkeiten gewesen wäre, den man
mit Sicherheit damals nicht ausgebaut habe. Es könne aber sein, dass
der etwas weiter nördlich, außerhalb unseres Grundstücksgeländes
gelegen habe, so genau wisse er das auch nicht mehr. Er erläuterte,
unsere Werkstattgarage sei früher das Hauptprüflabor, sozusagen die
Qualitätskontrolle, für die laufende Produktion des chemischen Teiles
des Werks gewesen, wo über ausgeklügelte Rohrsysteme automatisch
aus dem laufenden Betrieb über teils mehrere 100 m lange
Rohrleitungen Proben gezogen wurden, die dann hier automatisch ins
Labor liefen, ohne dass sich einer der Doktoren und Laboranten auf
den Weg in den Betrieb machen musste. Er erwähnte die Tafel mit
den heute vergammelten kleinen Rohrleitungen u.s.w. wovon ich
Ihnen auch vor einiger Zeit mal ein Foto schickte. Er sagte, dass genau
dort die Proben vom Ammoniakbetrieb automatisch eingelaufen
kamen, das ist diese stark verfallene Halle am ganz anderen Ende des
Grundstücks gewesen, wo es heute noch so furchtbar stechend stinkt
Er sagte dann, dass er in einigen Wochen aber garantiert zu weiteren
Exkursionen wieder komme und dann könnten wir ja weiter über diese
Dinge plaudern. Gleich danach stieg er in seinen Wagen und fuhr
heim. Natürlich hat uns das ein wenig verunsichert, aber Angst vor
Altlasten habe ich trotzdem nicht. Selbstverständlich war die
Neugierde geweckt und am nächsten Morgen ging es zuerst in den
Garten. Zuerst ein kritischer Blick. Für mich ist das bemooster
Erdboden oder so was ähnliches, dachte ich. Aber man konnte ja mal
einen Versuch machen. So gingen wir bis etwa 10 m neben diese 
Absperrschiebersäulen im Garten und klopften mit einem dicken Stein
auf den Boden. Zunächst alles, wie auf normalem Erdboden, nur
Kayla entfernte dann am Boden einfach mit einer Grabschaufel den
Erdboden etwas und schabte hin und her. Ein hohler Eisenklang, ganz
ohne Zweifel und nach weiterem Schaben, bis dass der Erdboden etwa
20 cm weggedrückt war, kam tatsächlich eine rostigrötliche
Eisenfläche zum Vorschein. Sehr dickes Eisen, aber Eisen. Ungefähr 5
m weiter war aber wieder normaler Erdboden, auch in dieser tieferen
Lage. Dann näher auf unsere Werkstattgarage zu haben wir auch noch
ein Probeloch gegraben und stießen dort tatsächlich auf eine
Betonfläche, es könnte eine alte Kellerdecke sein. Sie sehen, unser
Abenteuerspielplatz wird immer perfekter. Jetzt fehlt nur noch der
Goldschatz, meinte Kayla. Nun, mit dem Garten das mag dramatisch
klingen, jedoch entmutigt es uns keineswegs. Manch einer würde sich
sicherlich darüber grenzenlos ärgern, aber da wir ohnehin nie
vorhatten, großartig einen Garten anzulegen mit Kartoffeln, Gemüse
und sonst was, stört uns das eigentlich gar nicht, wenn dort noch alte
Überreste von Gebäuden und Anlagen drunter sind. Wir wollten auf
dieser Fläche ohnehin einfach einen pflegeleichten Rasen machen und
das kann man so auch, da die Erdschicht über diesen Resten
mindestens 20 cm dick ist. Einzig wäre die Unklarheit über mögliche
Tanks in diesem Bereich etwas beunruhigend, falls die wirklich noch
dort sind und vielleicht mit unschönen oder gar gefährlichen
Überresten früherer Chemikalien gefüllt sind. Das kann ich mir
eigentlich aber nicht wirklich vorstellen. Zudem muss man es ja nicht
an die große Glocke hängen, für uns (und alle anderen) ist es einfach
unser Garten, fertig. Nur keine schlafenden Hunde wecken.

Nicht fehlen sollen noch einige weitere Fotos von unseren
Erkundungen. Zur Abwechslung sind wir in den letzten Tagen einige
mal in die andere Richtung hier gewandert, also in die Richtung der 4
anderen  Siedlungshäuser und weiter daran vorbei in Richtung des
alten Bahnhofes, von dem ich Ihnen vor längerem bereits mal ein Foto
geschickt hatte. In der Umgebung kennen wir uns noch gar nicht aus.
Bei dieser Wanderung stellten wir erstmals fest, dass der
Abzweigweg, der von der kleinen Zufahrtsstraße zu den 4
Siedlungshäusern führt, nicht hinter diesen Siedlungshäusern an einem
Hain als Sackgasse endet, wie wir immer glaubten. Er führt vielmehr
weiter, zwischen einem weiteren kleinen Wäldchen her, aus
Mischbewuchs verschiedenster Laub- und Nadelhölzer sowie vor
allem mit Gebüsch. Jetzt wo die meisten Bäume schon ihr Laub
verloren haben, kann man das erst richtig erkennen. So wanderten wir
diesen Weg weiter und stießen nach vielleicht 1 km in einer leichten
Senke auf die alte Eisenbahnstrecke, die auch an dem genannten alten
Bahnhof vorbei führt, der weiter nordöstlich von hier etwas abseits
versteckt im Hinterland dieses Haupt - Zufahrtsweges zur Siedlung
liegt. Um so mehr waren wir erstaunt, dass neben diesem alten und
größtenteils bereits zugewucherten Bahngleis ein verfallenes
Stellwerk steht. Das sehen Sie auf dem Bild stellwerk.
 
Stellwerk: ein altes, verfallenes Stellwerk an stillgelegter Bahntrasse

Ich bin zwar kein Bahnexperte, vermute jedoch dass ein Stück hinter
diesem Stellwerk früher der Abzweig in die Fabrik folgte, denn sonst
würde doch bei einem einsamen Einzelgleis ein Stellwerk keinen Sinn
machen. Gegenüber von dem Stellwerk, auf der anderen Seite des
Gleises, befindet sich ein halb abgebrochener Rest von einem
eigenartigen Podest aus Eisenträgern, welches auf einem Sockel aus
Klinkersteinen aufgebaut ist. Dieser Sockel ist sichtlich älter als dieses
aufgebaute Podest aus Eisenträgern. Allenthalben liegen auch diverse
Schrottteile im Bahndamm und neben dem Gleis. Wir sind dann
entlang der alten Gleise zunächst ein Stück westwärts gewandert, aber
bald folgte ein unüberwindbares Buschwerk, so dass wir das Gleis und
den alten Bahndamm verlassen mussten und diese Ecke in einer
weiten Schleife umgehen mussten.

Nach ungefähr einem weiteren km auf einem Feldweg in diese
Richtung, stießen wir wieder auf den Gleisverlauf, wo er weiter
westwärts führt. Rein vom Gefühl her mussten wir uns an dieser Stelle
fast schon wieder in Höhe der Fabrik befunden haben, allerdings
deutlich weiter westlich, also weit westlich hinter dem Fabrikgelände.
An diesem Morgen war es aber ziemlich grau und kühl, so dass wir
alsbald die Lust zum Weiterwandern verloren und nach Hause
gegangen sind. Einen Tag später war das Wetter etwas besser und wir
sind in die östliche Richtung zu dem alten Bahnhof gewandert.
Diesmal haben wir aber auch die andere Seite davon mal besucht, aber
man kam nicht recht weiter, weil alles zugewuchert ist. Dort stießen
wir ein Stück neben dem Gebäude auf einen verlassenen Bahnsteig,
vor dem sich sogar noch ein Parkplatz für Autos befindet. Bahnsteig
und Parkplatz sind beide schon sehr stark zugewachsen und werden
sicherlich schon über 10 Jahre nicht mehr benutzt. Selbst die
Zufahrtsstraße zu diesem Parkplatz am alten Bahnsteig ist extrem
zugewuchert. Da sich das Wetter immer mehr besserte, sind wir dann
noch lange parallel an der alten Eisenbahnstrecke in östlicher
Richtung auf einem Trampelpfad entlang gewandert. Je weiter wir
kamen, um so mehr war das Gleis schon von Sträuchern und teils
sogar kleinen Bäumen überwuchert. Nach vielleicht 4 km wurde der
Trampelpfad neben dem Gleis immer breiter und verzweigte etwas
nach links. Ab dort war er dann sogar asphaltiert, wir gingen noch
vielleicht 1 km weiter in diese Richtung und trafen dann auf ein
weiteres, leer stehendes Bahnhofsgebäude, fast im gleichen Baustil,
wie das andere, nur nicht verputzt, sondern mit direktem Blick auf die
Ziegelsteine. Das sehen Sie auf dem Foto bahnhof2.
 
Bahnhof 2: ein weiterer leerstehender Bahnhof an dieser alten Bahnstrecke

Die straßenseitigen Eingangstüren waren schon von Sträuchern
zugewachsen, obwohl das Gebäude insgesamt noch einen rüstigen,
massiven Eindruck macht. Es ist eigentlich eine Schande, dass man
das nicht nutzt. An der einen Gebäudekante auf der Gleisseite
entdeckte ich dann etwas, das hätte ich am liebsten gleich
abgeschraubt und mitgenommen, ein uralte beleuchtbare Bahnhofsuhr
mit ungewöhnlicher zweireihiger Zahlenbeschriftung von 1 bis 12 und
kleiner von 13 bis 23. Eine Bahnhofsuhr mit solcher Beschriftung
habe ich zuvor noch nie gesehen. Nach meiner Meinung muss die
mindestens schon 80 Jahre alt sein. Natürlich kann man solch ein recht
schweres Ding nicht ohne weiteres abschrauben und ohne Leiter käme
man ohnehin nicht dran. Die korrekte Zeit zeigte sie allerdings nicht
mehr an.
An der ebenfalls recht zugewucherten Bahnsteigseite stand an diesem
Bahnhof weiter hinten eine Tür zu einem Innenflur etwas offen. Wir
sind aber nicht in das Gebäude gegangen, weil wir uns nicht so
unbeobachtet fühlten, wie in der Fabrik. Man weiß ja nie, nachher
heißt es noch, wir wären dort eingebrochen oder so. Als wir an diesem
Tag nach der langen Wanderung wieder zu Hause ankamen, waren
wir aber auch fix und fertig, wie man so sagt. Ich glaube, wir sind an
diesem Tag sicherlich über 20 km gewandert und wenn man das nicht
gewohnt ist, schlaucht das doch ganz schön.

In der Fabrik waren wir auch mal wieder kurz, jetzt suchten wir eine
der größeren Hallen im hinteren Grundstücksbereich auf, in der wir
noch nie waren. Dort hat man offensichtlich auch schon mal mit dem
Abriss begonnen und dann aber alles liegen und stehen gelassen,
ähnlich wie bei machen anderen Hallen und Anlagen in diesem
hinteren Grundstücksbereich auch. Sie sehen auf dem Foto fabrik-
innen197 eine schöne nostalgische Maschine, die leider schon teils in
Bauschutt und Gerümpel versinkt. Da einem die Größen-
Bezugsverhältnisse wieder etwas fehlen, muss man unbedingt
anmerken, dass diese Maschine eine exorbitante Größe hat. Bei der
Front-Draufsicht im Bild 197 sehen Sie oberhalb der Maschine eine
Fensterreihe, hinter der sich eine alte Leitwarte verbirgt, von wo aus
vermutlich früher diese Anlage gesteuert wurde, diese Fenster
befinden sich schätzungsweise ungefähr in 10 m Höhe.

 
Fabrik-innen197: Frontansicht der großen Maschine, hier ahnt man vielleicht etwas die wahren Größenverhältnisse, da sich die darüber liegende Fensterreihe in der Rückwand in etwa 10 m Höhe befindet.
Wenn man sich nun die Größe der Maschine darunter betrachtet, dann
kann man sich vorstellen, dass diese Maschine mindestens 6 - 7 m
hoch und etwa 20 m lang ist. Wozu die Maschine diente, konnte ich
nicht ausmachen. Die Halle, in der dieses Foto entstand, ist innen
vielleicht so groß, wie ein Fußballfeld. Um diese Fotos überhaupt so
hinzubekommen, musste man sehr weiten Abstand von der Maschine
halten, damit sie überhaupt halbwegs aufs Bild passte. Alleine dieses
große Speichenrad vorne dürfte einen Durchmesser von weit über 2 m
haben. An Fotos soll das für dieses mal genug sein.

Am gestrigen Samstag war es hier sehr verregnet. Zusammen mit dem
Elektriker, den ich vor Wochen schon mal erwähnte, als er uns bei
dem impulsweise hohen Stromverbrauch half, haben wir gestern im
Keller des Hauses einige neue Starkstromleitungen verlegt. Wissen
Sie, die dort verlegten Lampen und Steckdosen waren nach meiner
Meinung alle an ungünstigen Stellen positioniert und der Elektriker
hatte angeboten, dass ich die selbst nach meinem Wunsch verlege und
er dann davon die neuen Kabelenden in den dicken Verteilerdosen
anklemmt. In den Dosen ist so ein Gewirr von Leitungen, da wage ich
mich selbst mit meinen minimalen Kenntnissen nicht dran. So haben
wir das dann gemacht, das heißt, ich habe fast den ganzen Morgen und
am frühen Nachmittag die Lampen aufgehängt und Leitungen verlegt
und er kam dann gegen 15 Uhr und hat das mal kontrolliert und die
Kabel in den Dosen und an den Schaltern angeschlossen. Als
Fachmann war er damit in einer knappen Stunde durch und er hat
dafür nur 25 Euro berechnet, dafür kann ich nicht riskieren, dass
nachher nichts mehr funktioniert, wenn ich es selbst angeklemmt
hätte. Es funktionierte auch alles auf Anhieb und im Keller ist es jetzt
schön hell. Was sich die früheren Eigner dabei gedacht haben, weiß
ich nicht, aber in den Kellerräumen die Lampen befanden sich immer
nur in einer einzigen Wandecke, wodurch die Ausleuchtung des
Raumes mehr als mangelhaft war. Ich habe dann nun in jedem großen
Kellerraum 2 Neonlampen gleichmäßig verteilt an einer Mittelline an
der Decke montiert und da ist jetzt überall schönes Licht. Unter uns
gesagt, die meisten dieser Neonlampen sind gebraucht und ich habe
sie aus der Fabrik mitgebracht. Kayla hatte sie dann etwas gereinigt
und so sehen sie fast wie neu aus.

Die Post wird auch immer müder. Die haben jetzt einen neuen
Großversuch gestartet, dadurch kommt kein Postbote mehr die
Postbriefe und Päckchen hier in die abgelegene Siedlung zustellen,
sondern eine Privatfirma macht das. Da kommt ein einfaches
Privatauto, bei dem man nicht mal ahnen könnte, dass es irgendwas
mit der Post zu tun hat. Ein junger Spund zusammen mit einem geistig
behinderten Helfer mit Down-Syndrom öffnet den Kofferraum und
trägt dann aus einem gelben Kunststoff-Tragekasten in einer etwas
eigenartig eiernden Weise hier die Post aus. Nicht dass ich mich
beschwere, die haben bislang alles korrekt zugestellt, aber ich weiß
nicht so recht, ob das ein wirklicher Weg zur Rationalisierung ist. Wo
bis neulich ein einziger Postbeamter mit seinem gelben Renault -
Kangoo, wie wir ihn auch als Leihwagen hatten, morgens relativ
pünktlich gegen 9 Uhr die Post brachte, da kommt jetzt meist ungefähr
zwischen 13 und 14 Uhr dieses etwas eigenwillige Gespann aus dem
jungen Spund, der höchstens 20 Jahre alt ist und der auch den Wagen
fährt, einen alten klapprigen schwarzen Mazda mit Rastätter
Kennzeichen und dem behinderten Mann. Ich wusste ja nicht, wie die
reagieren und traf die auf der Straße, als die gerade etwas in meinen
Briefkasten warfen. So fragte ich einfach, ob die das jetzt immer
machen würden. Auf die Frage oder mehr darauf, dass ich die
überhaupt ansprach, bekam der behinderte Mann, den ich auf ungefähr
30 Jahre schätze, große Angst und begann zu schreien und lief ein
Stück weg. Der junge Spund rief den dann mit Gregor und sagte:
„Gregor, setz dich schon mal ins Auto." Das machte der dann auch.
Der junge Spund erklärte mir dann, dass die Post das als
Modellversuch an ihre Firma vergeben habe. Ihre Firma würde von
der Post dafür eine pauschale Summe erhalten, egal ob viel oder
wenig Post anfällt und egal, wie lange die dafür benötigen. Während
der erfahrene Postmann die ganze Post in einem Großteil des Dorfes
und zusätzlich eben auch hier austrug, fahren die nur solche
Außenposten, abgelegne Siedlungen und Gehöfte und die ganz
kleinen, verstreuten Ortsteile an. Der eigentliche Postmann kann sich
dann ausschließlich auf den Ortskern konzentrieren. Da diese Firma
hier aber unzählige Menschen mit Behinderung beschäftigt, erhalten
die erhebliche Zuschüsse von Vater Staat und dem Land, wodurch
sich das dann für die in der Gesamtsumme, also Bezahlung plus
Zuschüsse, auch rechnet. Das ganze ist also mehr ein Rechenexempel,
welches sich erst aus dem Nutzen mehrer Förder- und
Rationalisierungstöpfe rechnet. Die wissen aber selbst noch nicht, ob
das so bleibt, weil es eben ein Versuch ist.

Für heute möchte ich nun schließen, da wir gerade eine Spezialsuppe
am kochen sind, die relativ viel Arbeit macht, da viele
unterschiedliche Gemüsezutaten da rein müssen, die aber zu
unterschiedlichen Kochzeitpunkten da rein kommen, weil nicht alle
Gemüsesorten gleich lange mitkochen dürfen. Sonst kommt der
gewünschte Geschmack nicht so recht zustande. Ein Rezept, welches
Kayla irgendwo aufgetan hat. Diese Spezialsuppe hatten wir vor
Monaten schon mal gemacht und sie schmeckt wirklich
unbeschreiblich gut. Allerdings ist der Aufwand schon grenzwertig
und jeden Tag möchte ich nicht so diffizil kochen.

So wünschen Kayla und ich Ihnen alles Gute und ich versehe den
Wunsch noch mit dem Zusatz, dass das mildsonnige Wetter wieder
kehren möge, wäre uns jedenfalls sehr recht, Ihr

Egbert Lappenkeuler