LPK-G4

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Einzug” und “Der Letzte macht die Tür zu!” aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Einzug" vom 07.10.2006

Hocherfreute Grüße.

Wie Sie sehen, geht das Email - Schreiben noch, ich sende Ihnen diese
Email noch aus unserer bisherigen Wohnung in Stuttgart. Es hat sich
sehr viel getan in der zurückliegenden Woche. Es war sicher eine der
ereignisreichsten Wochen in meinem Leben. Gleich am Montag war
der Notartermin. Der gute Mann hatte es sehr eilig und den Vertrag so
schnell vorgelesen, dass er dem Dieter-Thomas Heck, diesem
schnellsprechenden Hitparaden - Moderator aus den frühen siebziger
Jahren, problemlos Konkurrenz machen konnte. Auf unsere Bitte hin
wurde zur Absicherung in dem Vertrag noch ein zusätzlicher Passus
aufgenommen, dass man uns versichert, dass das Grundstück
altlastenfrei ist. Man weiß ja nie bei solch einem ehemalig der Fabrik
zugehörigen Gelände. Alle Beteiligten haben dann schnell
unterschrieben, das Geld wurde bereits überwiesen mit Nachweisen
für den Notar, den früheren Eigentümer des Hauses und den Makler.
Der Makler hat uns dann gleich noch beim Notar die Schlüssel und
eine dicke Mappe mit allen Unterlagen über Haus und Grundstück
übergeben. Jetzt sind wir also tatsächlich offiziell und hochamtlich die
Eigentümer dieses Hauses in Walzbachtal - Jöhlingen. Obwohl
Jöhlingen ist eigentlich nicht ganz korrekt. Das gehört zwar zu
Jöhlingen, liegt aber als eigenständige Siedlung sehr weit außerhalb in
einer landschaftlichen Nische, wenn man so will. Das ging am Montag
alles sehr schnell und ich selbst habe darüber am meisten gestaunt. Ich
dachte, so etwas würde sich über mehrere Stunden hinziehen, aber
nach 20 Minuten waren wir beim Notar schon fertig. Der Notar war
ein sehr freundlicher, aber ständig hastender Mensch. Da wir und auch
der Makler bereits 10 Minuten zu früh dort waren, kamen wir auch 10
Minuten früher dran, weil der vorangegangene Klient schon früher
fertig war. Ein wenig hatte man den Eindruck, das ist alles
Massenabfertigung, aber uns sollte es nur recht sein. Lieber so, als
stundenlanges, langweiliges Erläutern von Bestimmungen oder so
etwas. Die amtliche Umschreibung wird aber in einem Spezialamt in
Karlsruhe vorgenommen, das regelt der Notar aber alles und wir
bekommen dann bescheid, wenn die es in ihren Akten auch so stehen
haben. Der Notar sagte, dass dies im Schnitt 4 - 6 Monate dauern
würde. Das ändert aber nichts daran, dass es jetzt schon unser Haus
ist. Vom Makler haben wir dann, sozusagen als Prämie noch eine
Flasche Sekt und einen neuen Schlüsselkasten geschenkt bekommen,
in dem wir dann im neuen Haus alle Schlüssel unterbringen können.
Kaum war das erledigt, ging es auch schon an den Umzug.

Bezüglich des Umzugs haben wir dann ein Gemisch aus Kaylas Plan
und meinem Plan in die Tat umgesetzt, da in unserem Haus bereits
seit Montag Mittag wieder Strom und Wasser ist, stand dem Umzug
und der Bewohnbarkeit nichts mehr im Wege. So wurden zeitig am
Dienstag die meisten Möbel in den von meinem Umzugsbekannten
geliehenen Ford - Transit geladen und in unser Haus gefahren. Mit nur
2 Fahrten hatten wir fast alles dort. Da uns die Schweizer
Wohnungsmanager gesagt haben, wir dürften die bisherige Wohnung
noch kostenlos bis Mitte des Monats nutzen, obwohl wir offiziell nun
auf die Schnelle bereits zum 1.10. ausgezogen sind, werden wir das
auch in Anspruch nehmen. So haben wir in unserer alten Wohnung in
Stuttgart noch einen Tisch, 2 Stühle, eine Klappliege und Telefon mit
Computer zurückgelassen. Diese Sachen kriegen wir dann am 15.10.
auch problemlos noch in den Subaru verfrachtet, außer vielleicht dem
Tisch, das könnte etwas schwierig werden. Daher kann ich diese und
nächste Woche das Internet noch nutzen, der Telefon- und
Internetanschluss wurde von uns zum 16.10. gekündigt. Das war auch
eine lustige Angelegenheit, bei der die Telekom plötzlich blitzschnell
hellwach wurde. Schon einen Tag nach der Kündigung des
Anschlusses lag ein Schreiben im Briefkasten, ob wir zu einem
anderen Anbieter gewechselt hätten und dass es von der Telekom nun
günstigere Tarife gebe, die sicherlich noch billiger wären, als die der
Konkurrenz. Dabei haben wir ja bekanntlich wegen dem Umzug
gekündigt. Ein neuer Telefonanschluß nebst Internetzugang ist bereits
für das neue alte Haus beantragt. Ein Telefonat mit einer dort
zuständigen Stelle, die in Karlsruhe sitzt, endete mit einer ungefähren
Terminzusage, dass in 2 Wochen ein Telekomtechniker kommt und
das in Betrieb nimmt. Ich hatte schon mal mit dem Gedanken gespielt,
bei der Neuanmeldung entweder ganz aufs Internet zu verzichten, Sie
entsinnen sich sicherlich noch an meine Überlegungen vor einiger Zeit
oder genau im Gegenteil, gleich Nägel mit Köpfen zu machen und in
einem Aufwasch DSL zu beantragen. Letzteres fiel alleine deshalb
schon ins Wasser, weil man mir sagte, dass DSL in dieser Siedlung
noch nicht verfügbar wäre. Als Ersatz bot man mir 2-Kanal-ISDN an,
was aber wesentlich teurer und trotzdem langsamer als DSL ist oder
alternativ DSL über Satellitenschüssel, was aber in den
Zugangsgebühren noch viel teurer ist. So wird zunächst alles beim
alten bleiben, also normales Telefon kriege ich dort und normaler
Internetzugang mit Modem, genau wie hier. So brauche ich dann,
wenn alles fertig ist, nur noch meinen Computer in Stuttgart aus zu
stecken und im Haus wieder ein zu stecken. Die Telekomleute dürften
eigentlich auch keinen all zu großen Arbeitsaufwand haben, denn im
Keller unseres Hauses hängt nicht nur eine solche Telefon-Verteildose
der Telekom, sondern derer gleich 4 neben einander. Da brauchen die
das sicher nur irgendwo wieder anzuschalten. Von diesen
Verteildosen im Keller laufen sogar noch Kabel oben in die Räume, so
dass dort nur noch eine neue Anschlussdose ans Kabelende gemacht
werden muss. Dort sind zwar auch jetzt schon Dosen dran, aber die
haben solche eigenartigen Stecker, da passen die Stecker, die wir am
Telefon haben nicht rein.

Nachdem der Umzug im Wesentlichen schon am Dienstag, diesem
Deutschen - Einheitsbrei - Feiertag, komplett ohne Komplikationen
über die Bühne ging, haben wir uns im Haus zunächst, wie von Kayla
vorgeschlagen, in den großen Räumen des ersten Stocks provisorisch
eingerichtet. Das klappt besser als erwartet und eigentlich haben wir
nun keine Eile mehr. Auch wenn dort noch alles im alten Zustand ist,
wohnt es sich schon recht gut da. Was nachts anfangs recht
ungewohnt ist, das ist die totale Stille. Wir haben zuletzt in Stuttgart ja
auch schon in einer für Stadtverhältnisse sehr ruhigen Gegend
gewohnt, aber ein gewisser Geräuschpegel bleibt im Hintergrund
immer noch erhalten. Das ist an unserem neuen Wohnort nicht so. Da
dort weit und breit keine Durchgangsstraße vorbei führt, die nächsten
Straßen mit nennenswertem Verkehr liegen 4 - 5 km entfernt, auch
arbeitet keine Fabrik mehr, was hier ja früher mal anders war, die
Bahnlinie in ca. 1 km Entfernung wird auch nicht mehr befahren, also
aus diesen Gründen ist es hier nachts wirklich totenstill. Man hört
nichts, rein gar nichts, außer dem Ticken der Uhr und dem Atmen. Da
es nachts schon etwas frisch wird, kam dann der Gedanke auf, ob man
mal versuchen soll, die Ölheizungsanlage im Haus wieder in Betrieb
zu nehmen. Natürlich wussten wir gar nicht wie das geht und ob
überhaupt noch Öl im Tank ist, ja selbst wo der Tank ist, wussten wir
nicht. Im Haus ist kein Tank, soviel war klar, den hätten wir gesehen.
Der Heizkessel von Buderus macht einen relativ modernen Eindruck
und eine genauere Untersuchung ergab, dass er laut Typenschild von
1994 stammt, was sicherlich dann eine Anlage sein dürfte, die man
noch getrost verwenden kann. Zum Glück waren bei den
umfangreichen Unterlagen, die uns der Makler überreicht hatte, auch
die Bedienungsanleitungen von diesem Heizkessel. So wurde das
studiert und dann hieß es erst einmal, den Öltank ausfindig zu
machen, um zu prüfen, ob da überhaupt noch etwas drin ist. An einem
Schauglas vor dem Brenner im Heizungskeller war noch Heizöl
enthalten, aber das musste ja nicht viel bedeuten, wenn das der letzte
Rest war und danach nur noch Dreck kommt, weil der Tank leer ist,
dann könnte man damit die Anlage beschädigen, jedenfalls stand es so
in der Bedienanleitung, daher hieß es, unbedingt diesen Öltank zu
finden und zu prüfen. Man kennt das ja, in den Unterlagen war alles
mögliche genau beschrieben, nur das nicht. Wenn solch ein Öltank
nicht im Haus ist, dann kann er ja nur draußen irgendwo im Erdreich
verbuddelt sein, dachte ich. Zunächst verfolgten wir im Keller die
Ölleitungen, wobei wir feststellten, dass sie an der Decke quer durch
den Nebenkellerraum zur nördlichen Außenwand führten. Da aber das
Grundstück ziemlich überwuchert ist, hier hat ja seit etlichen Jahren
keiner mehr den Bewuchs kurz gehalten, findet man so etwas nicht so
leicht. Bewaffnet mit Spaten und Krätzern haben wir uns dann aus
Richtung der nördlichen Außenwand beginnend auf die Suche
gemacht. Nach einer halben Stunde stießen wir auf 2 Schachtdeckel
aus Eisen ungefähr 10 m nordöstlich neben dem Haus. Die mussten
erst vom Dreck frei geschaufelt werden, der sich im Laufe der Jahre
darauf abgelagert hatte. Schon als ich den ersten davon öffnete war
klar, hier sind wir richtig. Es roch alles nach Heizöl. Über eine stabile
Eisenleiter konnte man nach unten in den Schacht steigen, der sich als
ein großes eigenständiges Kellergewölbe entpuppte. Dort war sogar
Licht, welches zu meinem Erstaunen noch funktionierte, über den
Strom vom Haus aus, und sogar eine Wasserleitung vom Haus aus
kommt auch noch an. In diesem vielleicht 12 x 8  m großen
Ölkellerraum, mit einer beachtlichen Deckenhöhe von etwa 3,5 m, 
stehen in separat abgemauerten Auffangwannen 2 große Öltanks aus
Eisen, die miteinander über Rohrleitungen verbunden sind. Zusammen
fassen die beachtliche 16.000 Liter Heizöl. Da wird einem schwarz
vor Augen, wenn man an die Rechnung denkt, die fällig würde, wenn
man die randvoll machen ließe. Der zweite Tank zeigte einen
Füllstand von immerhin noch 2.000 Litern an und der erste sogar fast
5.000 Liter. Da ich davon ausgehe, dass Heizöl nicht nennenswert
altert, auch wenn das wahrscheinlich schon seit fast 10 Jahren dort
drin ist, werden wir damit schon mal schön über den Winter kommen.
So wurde die Heizung im Keller angeworfen und funktionierte nach 4
Fehlversuchen einwandfrei, nachdem wir zuvor noch einige Leitungen
entlüftet und nach Anleitung das Umlaufwasser im Heizsystem
aufgefüllt hatten. Im ganzen Haus wurde es abends schon behaglich
warm. Die haben damals nicht gespart und in jedem Raum des Hauses
von Keller bis Dachboden sind Heizkörper. Übrigens dieser Öltank-
Kellerraum muss auch ein Überbleibsel von einem früheren Gebäude
der Fabrik sein, den man später dafür umgebaut hat, denn dieser Raum
ist zweifellos ein alter großer Kellerraum einer früheren Halle,
gemauert aus Ziegelsteinen, in einer Art, wie man es um 1920 herum
machte. Ursprünglich war dieser Keller noch viel größer, da es noch
mehrere Eisentüren an verschiedenen Wänden in benachbarte Räume
gibt, die aber zugeschweißt sind. Ob es hinter den zugeschweißten
Türen heute noch in verschollene Nebenräume weitergeht, wissen wir
noch nicht. Überhaupt bekomme ich immer mehr den Eindruck, dass
wir hier auf einem verdeckten Abenteuerspielplatz gelandet sind.
Überall stößt man auf Fragmente vergangener Zeiten, alte
Anlagenreste zu Hauf, darüber könnte man ein Buch schreiben, etwa
unter dem Obertitel „Reise in die Vergangenheit." Die Reste der
Fabrik sind ja heute noch sehr groß, aber es wird deutlich, dass sie
früher, vor vielleicht 40 Jahren oder gar vor dem 2 Weltkrieg, noch
viel größer gewesen sein muss. Wie dem auch sei, das Haus ist ein
Glücksgriff, wie mir scheint. Jetzt erst auf den zweiten Blick stellt
sich heraus, dass die notwendigen Renovierungsaufwendungen noch
deutlich geringer ausfallen, als von uns erwartet. Meistens ist es ja
umgekehrt, aber wir staunen selbst über die grundsolide Bausubstanz.
Alles wurde in ausgezeichneter und langlebiger Qualität gemacht,
auch die später geänderten Sachen. Da hat man an nichts gespart. Ein
Bekannter von mir hat am Donnerstag schon die Wasser- und
Abflussleitungen für den neuen Küchenstandort verlegt. Er hat dazu
einfach entsprechende Bohrungen in die Decke vom Keller gemacht
und dann die neu zu verlegenden Rohre im Keller verlegt, so dass sie
nur ein Stückchen im Küchenraum an der Stelle aus dem Boden
schauen, wo auch die Spüle hinkommt. Das sieht dann schöner aus,
man sieht in der Wohnung keine Rohre und brauchte trotzdem keine
Schlitze in die Wände zu stemmen. In den Kellerräumen, wo die
Rohre dafür ersatzweise jetzt an den Wänden bzw. unter der Decke
verlaufen, stören die nicht. Die alten Anschlüsse in der ehemaligen
Küche, die ja künftig zum Schlafzimmer werden wird, haben wir
gelassen. Wer weiß, vielleicht kann man die später noch einmal
gebrauchen, falls man sich da etwas in der Raumnutzung anders
überlegt. Mein Bekannter hatte mit den Bohrungen in der Kellerdecke 
allerdings allergrößte Probleme, weil der Beton so stabil ist. Er hat
dabei 5 große Beton-Spezialbohrer verschlissen. Wir waren schon so
weit, zu überlegen ein Spezialfirma zu holen, die Beton-
Kernbohrungen macht, aber das wäre uns zu teuer gewesen. Die
Renovierungsarbeiten der 3 kleineren Räume im Erdgeschoss sind
sehr gut angelaufen und werden bereits Mitte der folgenden Woche
beendet sein, sofern nichts dazwischen kommt. Dann können wir vom
Notquartier im ersten Stock in diese fertig renovierten Räume ziehen
und es ab dann deutlich ruhiger angehen lassen. Wir haben ab dann ja
eine komplett fertige, wenn auch kleine Wohnung. Es gibt viele
Überlegungen, ob wir den einzigen großen Raum im Erdgeschoss auf
lange Sicht zu unserem Wohnzimmer machen, wie es schon mal
angedacht war, oder ob wir als Wohnzimmer einen der beiden noch
größeren Räume im ersten Stock herrichten. Kayla hatte nämlich
schon mal die Idee, in dem großen Raum im Erdgeschoss im Laufe
der Zeit eine Art Dolmetscherbüro für Thai - Deutsch einzurichten
und diesen Service regulär als Gewerbe anzubieten, vielleicht sogar
über Internet. In dieser Branche kennt sie sich ja inzwischen sehr gut
aus. Natürlich könnte man dazu auch einen der noch größeren Räume
im Obergeschoss hernehmen, aber erstens ist der Raumzuschnitt des
großen Raumes im Erdgeschoss dazu besser geeignet und zweitens
könnte es ja sein, dass dann auch mal der eine oder andere Kunde
persönlich vorbei kommt und da will man nicht, dass die dann erst
durchs halbe Haus laufen, bevor sie im Büro sind. Wie gesagt, dass ist
alles noch Zukunftsmusik und unsicher. Platz haben wir jetzt ja
reichlich genug und da kann uns auch keiner mehr reinreden, was wir
wann und wie mit den Räumen machen. Es macht richtig Laune, dort
jetzt zu arbeiten und täglich den Fortschritt, den man selbst erbracht
hat, wachsen zu sehen. Über den Daumen gepeilt schätze ich, dass das
eigentliche Hausinnere in etwa anderthalbem Monat komplett fertig
renoviert ist, also auch alle großen Räume im ersten Stock plus dem
großen Einzelraum im Erdgeschoss und alle Bad- und Toilettenräume
sollten dann fertig sein. Ich bin kein überflinker Handwerker, der so
etwas im Handumdrehen erledigt, aber daran mag man ersehen, wie
gut der Zustand des Hauses noch ist, denn sonst wären wir nicht so
optimistisch, diese ganzen Arbeiten in solch kurzer Zeit erledigt zu
bekommen.
Wenn im Haus die wichtigsten Dinge gemacht sind, dann kommt das
alte Werkstattgebäude dran, welches vornehmlich als Garage dient
und wo, im Gegensatz zum Haus, unbedingt einiges gemacht werden
muss. Da liegt dermaßen viel Gerümpel drin herum, wo ich gar nicht
weiß, was das alles für Sachen sind. Wir haben die Sachen teils
provisorisch zusammengeschoben, damit wir überhaupt den Subaru
rein fahren konnten und das, obwohl der Raum fast 100 m² aufweist.
Es gibt auch einige Stellen im Dach dieser Werkstatt, die man
ausbessern muss, weil Regenwasser durchtropft. Vom Inneren dieser
„Werkstattgarage" habe ich Ihnen einmal 2 Fotos unter
„werkstattgarage-innen1 + 2" angefügt. Auf dem Foto 1 davon sehen
Sie die nostalgischen Absperrhähne an der Wand, von denen ich Ihnen
schon letzte Woche schrieb, und daneben ein schmuddeliges Brett mit
etlichen Schläuchen und Röhrchen, die teils einen sehr stechenden
Geruch verbreiten, wenn man näher mit der Nase daran geht. Wozu
die Absperrhähne dienten, weiß ich nicht, aber man sieht, dass es noch
Reste aus einer lange zurück liegenden Nutzung sind, als diese
Werkstattgarage noch zur Fabrik gehörte. Neben 2 der 3
Absperrhähne hängen noch uralte Schildchen, auf einem steht
Ammoniakesther / Fluid und auf dem anderen Permaflour, also wohl
etwas chemisches. Fragen Sie mich aber nicht, was das für ein Zeug
ist. Da dürfte aber wohl nichts mehr passieren, weil das ja alles
irgendwie abgekoppelt ist.
 
Werkstattgarage-innen1, alte Röhrchen und Absperrhähne an der Wand
 
Werkstattgarage-innen2, der Großraum ist vollgestopft mit altem Zeug

Auch das Grundstück selbst verlangt noch nach viel Arbeit. Wir haben
nicht vor, in dem Garten Kartoffeln, Gemüse oder Blumen zu ziehen,
aber im jetzigen Zustand kann man es auch nicht belassen, weil alles
mit furchtbarem Gestrüpp und Unkraut überwuchert ist. Da bleibt man
ständig irgendwo hängen und stolpert mehr durch den Garten, als dass
man durchgehen könnte. Die Natur ist schon ein harter Kämpfer,
wenn man so will, wie Sie auch noch an anderer Stelle dieser Email
sehen werden. Diese Gartenarbeiten müssen aber hinten anstehen, das
Haus hat Vorrang. Wo wir gerade beim Garten sind, ich habe Ihnen
mal ein Foto hinterm-haus1 von den eigenartigen nostalgischen 
Absperrhähnen beigefügt, von denen ich Ihnen letzte Woche schon
berichtete, die ein Stück hinter dem Haus wie kleine Säulen stehen,
mitten im zugewachsenen Gartengelände. Wozu die dienten weiß ich
bis heute nicht.
 
hinterm Haus: nostalgische Absperrhähne

In der nächsten Woche müssen wir noch unseren Wohnsitz bei den
Behörden offiziell ummelden, das haben wir noch nicht getan. Da
muss ich mich erst einmal schlau machen, wohin ich da überhaupt
gehen muss. Aus den einige 100 m entfernt liegenden 4 Häusern kam
diese Tage ein Rentner hierher und war sehr neugierig. Daraus ergab
sich ein gegenseitiges Tauschen von Neugierde, wenn man so will.
Während er etwas über uns erfuhr, erfuhren wir ein wenig mehr über
die Vergangenheit hier. Dieser Rentner wohnt schon seit 1958 hier
und hat früher sogar in der hinter uns liegenden Fabrik gearbeitet. Er
war von Kayla sichtlich fasziniert und beglückwünschte mich zu
„dieser hübschen Frau". Wissen Sie solche Komplimente hört man
selten, eigentlich war es sogar zum ersten Mal, die meisten kommen
mit irgend einer dummen Anmache daher, was ich alter Bock mit
solch einer jungen Frau will u.s.w. Sie kennen ja diese Blödköpfe mit
ihren primitiven Bemerkungen, von denen ich Ihnen schon mal erzählt
hatte. Der Rentner fand es verwunderlich, dass wir das Haus nebst
Grundstück gekauft hätten. Er war im Glauben, dass wir es nur
angemietet hätten, weil der Vorbesitzer, den er noch persönlich
kannte, damals immer behauptet hätte, dass er das nie im Leben
verkaufen würde, auch dann nicht, wenn er wieder nach München
zieht. Dann bestätigte er mit seinen Schilderungen, was wir schon
vermutet hatten. Er sagte nämlich, dass die Mauer mit der offenen
Tür, die unseren Garten hinten am Ende von dem Fabrikgelände
trennt, damals noch nicht existierte und dass alles ein großes
Fabrikgrundstück gewesen sei. Unser Haus sei, als er gerade hierher
gezogen war, damals quasi mitten auf dem Fabrikgelände neben der
Einfahrt und direkt neben mehreren kleineren alten Fabrikhallen
errichtet worden, als Wohnhaus für den Betriebsleiter. Erst Ende der
60iger Jahre wären einige Produktionszweige der Fabrik nicht mehr so
richtig gelaufen, weil die Konkurrenz wohl günstiger produzieren
konnte und da habe man diese Teile der Fabrik einfach in einer Nacht-
und Nebelaktion stillgelegt. Vor vielleicht 25 Jahren sind dann einige
der stillgelegten Gebäude eingefallen oder abgerissen worden und die
Mauer um das Fabrikgelände wurde so abgeändert, dass unser
Grundstück, das Haus und das frühere Labor 4, so nannte er das, was
wir als Werkstattgarage bezeichnen, ab da außerhalb des
Fabrikgeländes lagen und unabhängig vom Rest der Fabrik genutzt
werden konnten. Er sagte, das Labor 4, also die Werkstattgarage sei
später einige Jahre als Lagerraum von einer Eisengießerei aus
Karlsruhe angemietet worden, die dort bis etwa 2002 gebrauchte
Gussformen eingelagert hätte. Nun, das erklärte mir einiges, denn auf
dem Foto werkstattgarage-innen2 können Sie das vielleicht auch
sehen, die roten halbschalenartigen Gebilde, die darin alle noch
rumliegen, sind sicher noch solche Gussformen, die die einfach haben
liegen lassen. Wir können nun sehen, wie wir die wieder loswerden.
Ich will mich nicht beklagen, denn wir wussten das ja vorher schon,
trotzdem ist es keine schöne Geste von dem früheren Mieter dieses
Gebäudes, wenn er alles einfach liegen lässt. Andererseits wird es
nicht funktionieren, sich bei dieser Eisengießerei in Karlsruhe zu
beschweren, denn wie mir der Rentner auch sagte, sei die selbst schon
vor 2 Jahren in Konkurs gegangen. Kayla meinte schon zu mir, dass
wir diese Sachen einfach mal wenn es dunkel oder neblig ist, rüber in
die alte Fabrik schaffen und dort in einem der vielen dunklen und
tiefen Schächte entsorgen, bevor wir da noch eine Firma mit
beauftragen und viel Geld für die Entsorgung bezahlen müssen. Der
Rentner erzählte uns dann noch, dass diese Fabrik nicht so ohne
weiteres abgerissen werden könne, weil sie schon vor etlichen Jahren
komplett unter Denkmalschutz gestellt worden sei. Es kümmert sich
aber eigentlich keiner mehr darum. In einigen Räumen der Fabrik und
in 2 Hinterhöfen leuchten nachts sogar vereinzelt noch Lampen, dass
man meinen könnte da wäre jemand, aber der Rentner erzählte, dass
man dort den Stromanschluss wohl teils noch gelassen hat, weil
einmal im Jahr eine Truppe von Gemeindearbeitern vorbei käme und
dann zumindest im Hauptzufahrtsbereich und den Zuwegungen den
Bewuchs abschneidet und dafür brauchen die auch Strom.
Vandalismus hält sich trotz des Leerstands zum Glück in Grenzen,
eben weil es den jugendlichen Vandalen zu weit ab vom Schuss ist.
Die müssten dann ja zuerst mit einem Auto über etliche Kilometer
hierher fahren und die meisten wissen auch gar nichts mehr von der
Existenz dieser Anlage, weil ja überhaupt kein Durchgangsweg hier
vorbei führt, der solche Leute darauf aufmerksam machen würde. Der
Rentner sagte, früher, als die Fabrik noch in Betrieb war, wären hier
stündlich mehr als 20 Lastwagen vorbeigedonnert und täglich 2 bis 3
Güterzüge mit Roh- und Fertigmaterialien an- und abgefahren, aber
heute kommen bestenfalls 4 Autos am ganzen Tag hier her, einer
davon ist der Postbote und die anderen sind die Autos von den Leuten,
die hier wohnen. Wir finden das gut, dem Rentner scheint aber
dadurch die Abwechslung etwas zu fehlen. Die Bahnlinie sei 1993
stillgelegt worden, sagte er. Der lebt selbst schon seit 1998 alleine hier
in seinem Haus, seine Frau, die ihr ganzes Leben immer kerngesund
gewesen wäre, sei 1998 plötzlich erkrankt und daran innerhalb von 2
Tagen gestorben. Im Winter sei es manchmal beschwerlich hier,
meinte er, weil diese heute unwichtige Straße zuallerletzt vom
Winterdienst freigeräumt würde, erst dann, wenn alle anderen Straßen
geräumt sind. Da könne es schon mal 13 oder 14 Uhr werden, bevor
hier überhaupt geräumt wird, manchmal würde auch gar nicht
geräumt. Dann fügte er hinzu, dass man sich darüber keine allzu
großen Sorgen mehr machen brauche, weil es ja keine richtigen
Winter, so wie früher, mehr gebe. Daher kämen diese Probleme mit
dem Winterdienst vielleicht nur an 2 Tagen im Jahr vor. Nun, da wir
ja frei in jeglicher Zeiteinteilung sind und nicht jeden morgen früh zu
einer Arbeitsstelle fahren müssen, dürfte es aus unserer Sicht dann
kein Problem werden, selbst dann nicht, wenn man mal einen Tag gar
nicht hier weg käme. Der Rentner meinte noch, nach der Schließung
der Fabrik habe es mehrmals Gerüchte gegeben, dass neue Investoren
den Betrieb zumindest teilweise wieder eröffnen wollten. Das wird
heute sicher nicht mehr passieren, denn nach den rund 19 Jahren
Stillstand wären die meisten uralten Maschinen sicher nicht mehr
funktionsfähig und auch nicht mehr zeitgemäß. Dann müsste alles dort
raus, die Gebäude aufwändig saniert und dann mit neuen Maschinen
bestückt werden und das alles in der inzwischen verkehrsungünstigen
Lage, daran wird sich so schnell kein Unternehmer die Finger
verbrennen. Trotzdem ist es schade, wenn man die Gebäude immer
mehr verfallen lässt. Der Rentner meinte, vielleicht kommt ja mal ein
Museum dort rein. Die Voraussetzungen dafür wären sicher gut, da
viele alte Anlagen noch erhalten sind und auch die Gebäude teils noch
mit vertretbarem Aufwand instand zu setzen wären. Nur das müsste ja
dann der Staat, das Land oder die Gemeinde bezahlen, wer sonst, und
die haben heute auch kein Geld mehr übrig. Andererseits ist die Fabrik
nicht nur ein interessanter Abenteuerspielplatz, sondern in manchen
Dingen für uns auch ein willkommener Selbstbedienungsladen. Das
klingt zunächst sicher komisch, aber ich benötigte diese Tage hier
schon einige stabile Eisenwinkel und eine Feuchtraum - Steckdose, da
sind wir mit etwas Werkzeug bewaffnet in die Fabrik gegangen und
binnen 20 Minuten hatten wir alles, was wir brauchten. Natürlich nicht
neu, aber stabiler als der Mist, den man oft im Baumarkt kriegt und
dafür Material, welches schon eine gewisse Geschichte hat.

Da man nicht ununterbrochen nur arbeiten kann, haben wir
zwischendurch rund ums Haus auch weitere Spazier- und
Erkundungsgänge gemacht. So sind wir zum ersten mal vorne
geradeaus an den Fabrikmauern vorbei, also außerhalb des
Fabrikgeländes, einen Weg weiter gewandert, der nur bruchstückhaft
asphaltiert ist. Es wirkt, als habe eine Straßenbaufirma hier früher mal
einfach ihre Reste verwertet. Vielleicht verlief diese Straße früher
auch mal weiter, das könnte auch sein, jetzt verläuft sie ja im Bogen
an unserem Haus vorbei in Richtung Fabrik-Einfahrt, wo sie dann am
Fabriktor endet. Es könnte sein, dass die Straße früher geradeaus
weiter ging, eben dort wo dieses bruchstückhafte Wegstück heute
verläuft und dass zu dieser Zeit die Einfahrt zur Fabrik nur eine
Abzweigstraße davon war. Aber dieser weiterführende Wegteil ist
selbst halb zugewachsen und man glaubt, der führt bestenfalls als
Wanderweg weiter. Nach rund 400 Metern folgt die nächste
Überraschung, man könnte sagen der Abenteuerspielplatz erhält einen
weiteren Schauplatz. Die zugewachsenen Sträucher und Bäume
lichten sich etwas und man erkennt eine Art ehemaligen Platz, an
dessen Rand zugewachsen in Gebüsch, Unkraut und Bäumen
zahlreiche alte Militärfahrzeuge stehen und vor sich hin rosten. Die
müssen teils schon seit 20 Jahren dort stehen, dem Zustand nach. In
der Mitte des Platzes stehen, etwas weniger zugewachsen, noch einige
natooliv lackierte VW-Käfer und etliche von diesen früheren DKW-
Munga - Geländewagen, die die Bundeswehr früher mal hatte. In
einem seitlichen Waldbereich stehen zudem noch etliche total
verrostete normale PKW aus den 50iger Jahren. Ich habe Ihnen mal
ein Foto hier beigetan mit den Namen militär-lkw, was aber so noch
keine Vorstellung von der enormen Menge an Fahrzeugen wiedergibt,
die dort zugewachsen stehen. Später werden wir dort mal eingehender
auf Fotosafari gehen.
 
So wie dieser stehen dort diverse alte Schrottfahrzeuge auf
dem zugewachsenen Sammelplatz im Wald

Die Natur hat sich die Fahrzeuge weitgehend einverleibt, außer
einigen von den VW - Käfern, die stehen noch einigermaßen frei und
einige davon machen den Eindruck, als könne man den Zündschlüssel
holen und damit gleich wieder fortfahren. Vermutlich sind die als
letztes dort hin gestellt worden, stehen aber sicher auch schon 10 Jahre
da, zeigen aber teils erstaunlich wenig Rost im Gegensatz zu den
anderen Sachen. Gesetzt den Fall, dass die wirklich noch
funktionieren würden, weit käme man damit nicht, eben weil der
Zugang zu diesem vergessenen Platz und der oben beschriebene Weg
so weit zugewachsen ist, dass man mit einem Auto da nicht mehr
durch käme. Da müsste zuerst jemand diese besagten 400 Meter Weg
und den Anfang des Platzes völlig vom Bewuchs befreien. Alleine das
wäre sicher eine Arbeit von mehreren Monaten. Sie wissen ja, wie
schnell heute Umweltschützer immer bei der Stange sind und Alarm
schlagen, wenn irgendwo in der Landschaft mal ein altes Fahrzeug
steht, aber hier das ist so abgelegen und uneinsehbar, das hat mit
Sicherheit von denen noch gar keiner entdeckt, zumal hier ja auch
keine offiziellen Wanderwege und schon gar keine Verkehrsadern
vorbei führen. Wie sich das damit genauer verhält, muss ich noch
abklären, da weiß der Rentner, zu dem wir ja bereits ein wenig
Kontakt haben, sicher drüber Bescheid.
Wo wir gerade bei der neuen Nachbarschaft sind. In einem der
anderen Häuser wohnen ebenfalls ältere Leute, eine alte Dame und ihr
Mann, beide schätzungsweise um die 80 Jahre alt, aber noch rüstig.
Die Frau harkt öfters im Vorgarten ihres Hauses, wo sie nicht etwa
Blumen stehen hat, sondern einen ausgewachsenen Kräutergarten mit
endlosen Gewürzkräutern angelegt hat, die neulich wie Maggi
dufteten. Es sind natürlich auch einige Blumen darunter, aber
hauptsächlich halt Gewürzkräuter. Wenn man vorbei geht sagt die
immer ganz kurz „Tachle", was so viel wie „Guten Tag" heißt. Sie
sagt das bei jedem Vorbeigehen, sogar wenn man an dem Tag schon 5
mal dort vorbei gekommen ist. Im ersten Haus, wenn man von der
Zufahrtsstraße aus Richtung von dem verlassenen Bahnhof kommt,
wohnt eine junge Frau, ich erzählte es bereits, die ein Kleinkind im
Kinderwagen oft hier spazieren fährt. Der Rentner sagte, dass ihr
Mann ein dummer Hund und ein blöder Idiot sei. „Man muss schon
ganz schön blöd sein, wie kann man nur solch eine tolle Frau alleine
mit dem Kind sitzen lassen? Solch eine Frau finden sie heute nicht
mehr alle Tage. Die kann noch anpacken, hält Haus und Geld
zusammen, schmeißt kein Geld zum Fenster raus und sieht dabei auch
noch gut aus und der Hund lässt die einfach sitzen!", schimpfte der
Rentner. Die Frau ist wirklich sehr hübsch, gesprochen habe ich mit
ihr noch nicht, ich bin ja auch gut versorgt, aber ich glaube, der
Rentner würde sich wünschen, noch mal ein paar Jahrzehnte jünger zu
sein, dann würde er gerne den Posten des von Dannen gezogenen
Mannes bei ihr einnehmen, was ich ihm nicht verdenken kann, so wie
die aussieht, wäre die wirklich schon so manche Sünde wert, sofern
man nicht bereits bestens versorgt wäre.

Unterdessen sind auch unsere neugierigen Erkundungen in der Fabrik
weitergegangen. Erst gestern sind wir nach all der Arbeit am frühen
Nachmittag über 4 Stunden neugierigen Blickes durch die Anlagen
gezogen und geklettert. Selbstverständlich mit der neuen
Digitalkamera in der Hand. Das zieht einen in einen unbeschreiblichen
Bann, man kann es kaum erwarten, dort auf weitere
Entdeckungsgänge zu gehen. Trotz dieses Eifers haben wir bislang
bestenfalls 20 % der Anlage erkundet, eher nur 10 %. Ein paar kleine
Auszüge aus den inzwischen beachtlichen 250 Fotos, die ich in den
letzten Tagen in der Fabrik geschossen habe, füge ich Ihnen hier auch
noch bei. Auf dem Foto fabriktueren-hinten... sehen Sie einen der
rückwärtigen Fußgänger - Eingänge der Haupthalle. Dort haben wohl
schon mal Vandalen kurz mit ihrem Werk begonnen, während es sich
im Inneren noch einigermaßen zurückhält.
 
Fabriktüren von der Rückseite der vorderen, großen Haupthalle

Das Foto fabrik-innen28 verdeutlicht schön, worauf man beim
Erkunden in der Fabrik besonders höllisch achten muss. Plötzlich
mitten in dem großen vorderen Hallenbau, geht direkt vorne an der
Fensterfassade ein tiefer Schacht runter, ich vermute, dass dort früher
mal ein Aufzug oder vielleicht auch Rohre oder Anlagen waren, die
stockwerkübergreifend verliefen.
 
Fabrik innen 28: Gefährliche Aussparungen in den Zwischenböden

Das Loch, in welches ich da aus dem 5 Hallenstockwerk geknipst
habe, hat man beim Begehen der Halle schnell übersehen, es war
sozusagen plötzlich da, ohne jede Absperrung. Derartige Fallgruben
gibt es dort viele, nur meistens noch mit dem zusätzlichen Nachteil,
dass man dort in Abgründe mit tiefer Dunkelheit blickt, während man
hier ja sehr günstige Lichtverhältnisse durch die Fensterfront hat. Das
Foto fabrik-innen29 hingegen zeigt wieder deutlich, dass dort trotz des
verlassenen und teils verfallenen Zustandes noch einige Anlagen unter
Strom stehen, denn an dieser alten vergammelten Kontrolltafel
leuchten einige der vielen Kontrolllampen noch hell auf.
 
Fabrik innen 29: Kontroll-Schalttafel wohl noch unter Strom

Im 3 Stockwerk der Haupthalle zweigt ganz links ein längerer Flur in
einen abgetrennten Teil ab. Dies war früher eindeutig die
Firmenleitung. Um so verblüffter waren wir, als wir dort auf fast noch
vollständig eingerichtete Büros trafen, wo sogar noch sämtliche
Aktenschränke mit allen Akten vorhanden waren. In den Jahren des
Stillstands wurden diese Räume aber bereits von Leuten entdeckt, die
wahrscheinlich nach Wertsachen suchten, da einiges zerschlagen war
und viele Akten in den Räumen wie durchwühlt verstreut auf dem
Boden lagen. Wenn es denen um Wertgegenstände ging, dann sicher
in erster Linie um leichte Sachen, denn in den Büros standen teils
sogar noch die Schreibmaschinen und Rechner und solches Zeug
herum, die sie nicht mitgenommen hatten. Alle Ordner waren fein
säuberlich beschriftet, u.a. auch immer mit Datum, das letzte Datum
auf einigen Ordnern endete mit 1986, also scheint die Angabe, dass
der Betrieb 1987 geschlossen hat, zu stimmen, bzw. sogar noch etwas
eher zu liegen, also rund 20 Jahre ist die Schließung schon her. Des
weiteren trafen wir am Kopf dieses Flurs auf ein Bürozimmer,
welches teurer, ja geradezu wohnlich eingerichtet war, das war
garantiert das frühere Chefbüro. Auch dort lagen etliche Akten
verstreut herum, aber auch noch Schränke voller Bücher stehen dort.
Hierzu sehen Sie das Foto fabrik-buero1.
 
Fabrik - Büro 1
Von diesem Büroflur gelangt man in ein zweites Treppenhaus,
welches sich auf der Rückseite des Gebäudes befindet. Durch dieses
sind wir dann runter in einen der vielen Hinterhöfe der Fabrik und in
eine etwas abgesetzt vom Rest auf einer Wiese stehende große uralte
Halle. Fabrik-innen37 zeigt einige der teils seltsam anmutenden
Maschinen, die in dieser Halle stehen.
 
Fabrik innen 37: eigenartige Maschinen in einer abgesetzten Halle

Das Dach dieser Halle ist schon ziemlich undicht und teils fehlen
sogar größere Stücke, wodurch am Hallenboden schon stellenweise
Moos wächst. Das Foto 39 ist ebenfalls in dem gleichen riesengroßen
Hallenraum entstanden.

 
Fabrik innen 39: dichtes Moos wächst mitten in der Halle

In dieser Halle stinkt es an einigen Stellen bestialisch nach Chemie.
Man kann sagen, es geht einem regelrecht die Luft aus und ich
schätze, wenn manch ein Umweltschützer das wüsste, der könnte
keine Nacht mehr ruhig schlafen, bevor dass das abgerissen und
entsorgt ist. Es wirkt so, als ob diese Halle schon wesentlich länger im
Dornröschenschlaf versunken ist, als vorne die Hallen. Darin wurden
nach meiner Meinung auch keine Bestandteile wie vorne in den
Hallen, von Planen, Ösen, Gummisachen, Gepäckspinnen, Textil- und
Kunststoffbeschichtungen und ähnliches, sondern irgendwelche
giftigen chemischen Sachen hergestellt, da man dort heute noch, nach
wahrscheinlich mehr als 30 Jahren Stillstand an manchen Stellen vor
stechendem Chemiegeruch kaum atmen kann. So etwas habe ich noch
nie erlebt und hätte nicht geglaubt, dass es in der heutigen Zeit noch
möglich ist, dass es das gibt. Meine Vermutung geht dahin, dass diese
letztgenannte Anlage bereits stillgelegt und „vergessen" wurde, als es
diese ganzen Umweltschutzbestimmungen noch nicht gab, denn sonst
wäre das irgendwelchen Behördenfuzzys bestimmt aufgefallen. Daher
könnte man schlussfolgern: ab wann wurden
Umweltschutzbestimmungen eingeführt? - Ich würde schätzen ab
etwa 1975, so könnte man dann daraus ableiten, dass dieser Bereich
der Fabrik vor dieser Zeit stillgelegt wurde, also vor über 30 Jahren,
während der Rest „erst" 19 Jahre schlummert. Dazu passt dann auch,
wie marode dort die Gebäudeteile aussehen. Trotz der Gefahren und
der teils unangenehmen Gerüche mindert das nicht unser Interesse an
diesen Anlagen. Obwohl wir weiß Gott Arbeit genug haben, lässt uns
das keine Ruhe und fast jeden Tag erkunden wir dort neue Bereiche.

Jetzt aber für diesmal genug von der Fabrik. Am Donnerstag war ein
Handwerker vom Wasserwerk hier und wies uns darauf hin, dass an
der Wasseruhr ein zusätzlicher Halter für selbige angebracht werden
müsse. Er hatte wohl am Montag, als wir beim Notar waren, schon im
Auftrag des Maklers die neue Wasseruhr eingebaut und dabei
festgestellt, dass nach heutiger Norm da irgendwelche Haltewinkel für
die Wasseruhr sein müssen, die damals noch nicht Pflicht waren. Er
sagte, es gebe 3 Möglichkeiten, entweder könne er selbst einen
solchen Winkel anbringen, das ginge flott und würde dann alles in
allem 124 Euro kosten. Wir könnten aber auch einen
Wasserinstallateur eigener Wahl damit beauftragen, das würde dann
nach seiner Erfahrung etwa doppelt so teuer oder die dritte
Möglichkeit, er verkauft uns solch einen Haltewinkel, den wir dann
selbst anbringen, und er würde das dann nächste Woche kontrollieren,
ob es korrekt wäre. Nach seiner Erfahrung wäre es dann meistens
nicht korrekt und man müsse nachbessern, wodurch er dann noch mal
kommen muss, was auch extra Geld kostet und in der Summe dann
124 Euro übersteigt. Na ja, er ließ uns aber immerhin einen Tag
Bedenkzeit, weil er Freitag ohnehin noch in eines der anderen Häuser
vorne müsse. In dieser Zwischenzeit habe ich mal bei einigen
Installateuren nachgefragt und der billigste von denen wollte 189 Euro
und der teuerste 250 Euro, so bekam der Wassermann am Freitag
grünes Licht und hat das binnen einer halben Stunde erledigt. Wir
wären auch ohne diesen komischen Doppel-Haltewinkel glücklich
geworden, aber Vorschrift ist halt Vorschrift und da kann man nichts
machen.

So, für heute soll es wieder einmal genügen. Kayla und ich wünschen
Ihnen eine schöne Woche, ich denke, ich werde mich nächste Woche
noch einmal melden, bevor dann in Stuttgart der Internetanschluß
gekappt wird;

Ihr
Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Der Letzte macht die Tür zu!" vom 13.10.2006

Stressbeladene Grüße.

Ja, das ist sie nun, die letzte Email aus Stuttgart, die Sie von mir erhalten! Mit
einer Träne im Knopfloch brechen wir soeben unsere letzten Reste in Stuttgart
ab. In wenigen Momenten wird der Stecker aus dem Computer gezogen und
selbiger in den Subaru verfrachtet. Keine Angst, selbstverständlich schreibe ich
diese Email noch zu ende. Kayla ist gerade noch einmal zu Fuß in die Innenstadt
gegangen, um so Abschied von Stuttgart zu nehmen. Das hatte ich gestern schon
getan. Währenddessen schreibe ich Ihnen jetzt noch etwas über die aktuelle
Entwicklung.

Es ist schon eigenartig, jetzt so das Gefühl. Erst vor kurzem sind wir freudig hier
in der Stuttgarter Schrägwohnung eingezogen und schon jetzt ist sie wieder leer.
Selbstverständlich ist unser inneres Gefühl jetzt noch viel freudiger als damals,
weil es einfach eine ganz andere Qualität hat, in einem wirklich eigenen Haus zu
leben, auch wenn die Luxusattribute dort geringer ausfallen, als in der letzten
Stuttgarter Wohnung. Unser letztes Stündlein in der Stuttgarter Wohnung ist im
übertragenen Sinne aber auch das letzte Stündlein der Wohnung selbst, da
neulich schon ein Architektenteam der Schweizer Wohnungsmanager hier war,
mit neuen Bauplänen, wo dann beratschlagt wurde, welche Zwischenwände
wann und wie herausgebrochen werden müssen. Im Prinzip ist es eine Schande,
welche Werte damit vernichtet werden, denn vor wenigen Jahren die Baukosten,
das alles so herzurichten, wie es jetzt ist, waren mit Sicherheit exorbitant hoch,
das ist damit alles sinnlos geworden. Die Wohnungsmanager rechnen da anders
und sehen nur den Profit, den sie künftig mit dem Haus erwirtschaften können
und der ist halt mit dem künftigen Zuschnitt höher.

In unserem eigenen Haus meldete sich am Mittwoch ein sogenannter Bezirks-
Schornsteinfegermeister, um Heizung und Kamin zu prüfen. Na die sind ja
schnell Gewehr bei Fuß, wie man so sagt, kaum dass sich hier wieder etwas
bewegt, haben die das mitbekommen und wollen einen mit ihren Vorschriften
drangsalieren. Es gibt hier im Haus 3 Kaminzüge, wovon dank Heizung aber nur
einer gebraucht wird. In diesem Heizungs-Kaminzug befindet sich innen ein
Nirostarohr und oben drauf solch ein Hütchen aus Nirosta. Der Schornsteinfeger
wollte aber alle 3 Züge reinigen und entsprechend abkassieren. Das konnte ich
ihm aber austreiben, dazu war er aber erst bereit, nachdem er sich selbst in allen
Räumen davon überzeugt hatte, dass diese Kaminzüge derzeit überhaupt nicht
zugänglich sind, da deren Öffnungen in den Zimmern sogar zugemacht und
übertapeziert sind. Dann prüfte er die Heizungsanlage ausgiebig mit
Messgeräten und viel Brimborium. Mindestens 5 mal rannte er zu seinem
Wagen, einem schwarzen Ford - Focus - Kombi, holte die Messapparate und
Beschreibungen. Dann füllte er 2 Bögen aus und sagte mir mit besorgter Miene,
dass die Kohlenmonoxydwerte und die Abgastemperatur etwas zu hoch wären.
Ich solle da einen Kundendienst vom Heizbrenner kommen lassen, der müsse
daran etwas neu einstellen. Dann lichtete sich seine Miene etwas und er fügte
hinzu, dass die Werte aber nicht so weit außerhalb des Zulässigen lägen, dass
man die Heizung abschalten müsse oder ihm binnen 2 Wochen einen Nachweis
über die erfolgreiche Reparatur oder Neueinstellung bringen müsse. Wir sollten
das nur innerhalb eines Jahres in Ordnung bringen lassen. Dann käme er
automatisch wieder und würde alles wieder nachprüfen. Wenn es bis dahin
allerdings nicht gemacht wäre, dann müsse er wie oben angedeutet vorgehen.
Damit aber nicht genug, diese lächerliche Aktion kostete uns dann auch noch
108 Euro. 59 Euro für das Einmessen der Heizung und den Rest für das
Durchziehen der Reinigungsbürste durch den Kamin. Na bravo! Soviel Geld
hatte ich an dem Tag gar nicht mehr im Portemonnaie, so dass Kayla und ich
zusammenlegen mussten, um den ungebetenen Gast bezahlen zu können. Was
dann aber folgte, hat mich innerlich etwas entschädigt. Der schwarze Mann
setzte sich in seinen neuwertigen Ford - Focus um davon zu fahren, doch der
sprang nicht an. Alles Mühen brachte nichts, der Motor wollte nicht starten. Der
Anlasser drehte und eierte zwar, aber das war dann auch schon alles. Fluchend
stieg der Schornsteinmeister wieder aus und sagte zu mir, dass ich mir bloß nie
so einen Wagen kaufen soll. Dieser Effekt sei ihm nun schon zum 12 Mal
passiert und das von innerhalb nur 5 Monaten, denn so lange habe er erst den
Wagen. Per Handy rief er dann irgendwo an und nach 45 Minuten kam ein
Kundendienstwagen einer Werkstatt aus Karlsruhe. Soweit ich das von weitem
beobachten konnte, hat der Mechaniker dann ein dunkelgraues Plastikkästchen
im Motorraum ausgetauscht, vermutlich etwas elektronisches, und dann konnte
der schwarze Mann endlich wieder fahren. Kayla hatte ihn während des Wartens
noch absichtlich damit aufgezogen, dass wir zwar nur einen alten 800 - Euro -
Subaru fahren würden, aber der liefe immer.

Die 3 kleinen Zimmer im eigenen Haus sind inzwischen fertig renoviert und
werden seit vorgestern schon von uns bewohnt. Nur am kleinen provisorischen
Wohnzimmer fehlen noch Telefon-, Computer- und Antennenanschluss. Ich
muss noch die alte Satellitenanlage, die wir früher am Mobilheim hatten,
irgendwie installieren. In der Stuttgarter Wohnung war die nicht notwendig, weil
dort eine Anschlussdose für Fernsehen war. Die alte Satellitenanlage hatte ich
solange in der Tiefgarage gelagert und zum Glück noch nicht weggeworfen. Ein
Empfang, von wenigstens einigen Fernsehprogrammen, mit einem Stück Draht
als Antenne ist hier völlig unmöglich, da kriegt man rein gar nichts. Nur die
Radios funktionieren wie gehabt gut, auch ohne all dieses neumodische Zeugs.
Da man ab und zu fernsehen will, komme ich um die baldige Installation der
Satellitenschüssel nicht herum. Bereits nächsten Dienstag gegen 10 Uhr soll ein
Techniker von der Telekom kommen, um Telefon und Internet in Betrieb zu
nehmen. Wie Sie sehen, komplettiert sich alles sehr zügig. Ohne uns selbst zu
beweihräuchern, kann ich sagen, dass ich in meinem ganzen Leben noch keinen
Umzug erlebt habe, der so zügig und geradlinig ablief. Das haben wir wirklich
alles sehr gut organisiert, da könnte sich manch ein Umzugsunternehmen eine
Scheibe von abschneiden. Auch unsere sparsam vorhandenen Möbel passen im
neuen Domizil viel besser in die Räume. In der Stuttgarter Wohnung wirkte das
Zeug alles ein bisschen verloren und der Stil passte überhaupt nicht zum Rest
der Wohnung, was uns allerdings nicht wirklich störte. Es ist ja so, hier diese 3
kleineren Räume bilden für uns zunächst die komplette  Wohnung und da passt
meine Sparmöblierung optimal rein, so als wäre es nie anders gewesen. Dafür
sind die anderen Räume, also das einzelne große Zimmer im Erdgeschoss und
die beiden sehr großen Zimmer im Obergeschoss nun nahezu völlig leer. Das ist
aber auch wieder schön, denn da kann man beim Renovieren so richtig aus dem
Vollen schöpfen, nichts steht im Weg und auf nichts braucht man Rücksicht zu
nehmen. Kayla meinte bereits, da es ab nun nicht mehr eilt, können wir
vielleicht eines der großen Zimmer oben als zweites, großes Wohnzimmer
herrichten und dann dafür völlig neue Möbel kaufen. Die anderen großen Räume
renoviert man zuerst nur in einem universellen Grundstatus, also eine Allround-
Raufaser oder Strukturtapete in weiß an die Wände, die die Räume für keine
spezielle Verwendung festlegt. Eine einfache helle Decke, ein schlichter aber
strapazierfähiger Bodenbelag und überall genug Steckdosen u.s.w., damit man
später, bei einer endgültigen Verwendung nicht nachträglich mit solchen
Einbauten und Verlegungen anfangen muss! In diese großen Räume kann man
sich dann auch mal bei Bedarf zurückziehen. Sie wissen ja, das ist eines der
Grundkonzepte in unserer Partnerschaft, wir machen vieles zusammen, aber
nicht alles. Jeder behält seinen Freiraum, den er, wann immer er will, in
Anspruch nehmen kann. Dafür braucht man aber dann auch Räume, in die sich
jeder zurück ziehen kann. Ich finde, dieses Rezept garantiert eine langfristig
funktionierende Partnerschaft. Zumindest bei uns beiden klappt das vorzüglich.
Wie man das hier räumlich auf lange Sicht genau organisiert, das müssen wir
uns noch überlegen und wird mit Sicherheit nicht zum Problem, da Platz genug
da ist. Notfalls kann man ja auch noch den ganzen Dachboden ausbauen oder in
der Werkstattgarage Zwischenwände einziehen und dort weitere Räume
schaffen, denn zum Abstellen des Autos benötigt man kaum ein fünftel dieses
Gebäudes. Wenn wir die Wohn-Räume im Haus alle durchrenoviert haben, also
bald, dann werden die Kellerräume mal neu gestrichen und danach die
Werkstattgarage renoviert.

Eine völlig andere Sache und eine völlig ärgerliche Sache. Wir fuhren mit
unserem Subaru letzten Montag von Stuttgart zu unserem Haus bei Jöhlingen
und in der Nähe von Eisingen hatten wir einen großen LKW vor uns, der hoch
beladen mit Erdaushub war. Wissen Sie, solch ein Schwerlastwagen mit 2
zwillingsbereiften Hinterachsen. Plötzlich schleuderte während der Fahrt aus
dessen Zwillingsreifen ein Stein genau in unsere Windschutzscheibe. Ein satter
Knall, zunächst sah man keine große Auswirkung und deshalb ärgerten wir uns
zwar ein wenig, fuhren aber frohen Mutes weiter. Plötzlich, nach 10 Minuten,
begannen ziemlich schnell, ausgehend von dem Auftreffpunkt des Steines, im
Glas der Windschutzscheibe Verästelungen eines Glasbruchs zu wandern. Die
wurden immer mehr, bis dass schließlich mit einem leichten Knirschgeräusch
die ganze Windschutzscheibe schlagartig damit übersäht war. Man konnte kaum
noch die Straße erkennen. Leider hatten wir kein Nummernschild von dem
LKW, der längst anderswo abgebogen war, sonst hätte man den vielleicht
verantwortlich machen können. So rief ich von einer Telefonzelle meinen
Autobekannten in Stuttgart an, um den um Rat zu fragen, was man da am besten
machen könne. Es war klar, dass eine komplette neue Windschutzscheibe rein
muss, aber wie das preiswert bewerkstelligen? Mein Autobekannter sagte, dass
er für dieses Modell keine Scheibe habe, man solle es mal bei einem speziellen
Windschutzscheiben - Service probieren, die es in jeder mittleren und größeren
Stadt heute gebe. Es schien zu riskant, den langen Weg bis Stuttgart mit der
angesplitterten Scheibe zu fahren, da solle ich besser im benachbarten Karlsruhe
nach einem solchen Service suchen. Dienstags haben wir das dann gemacht. Wir
fanden im Stadtteil Ettlingen eine Firma und während der Beschäftigte der
Firma anfangs noch frohen Mutes zusicherte, das Problem binnen einer halben
Stunde zu lösen, sackte er in sich zusammen, als er unseren Wagen sah. „Oje,
für das alte Subaru - Modell haben wir nichts am Lager!", stöhnte er nach
genauer Besichtigung. Immerhin blieb er freundlich und telefonierte mit einer
ihrer Filialen in Pforzheim, was ja auch so sehr weit nicht entfernt liegt,
vielleicht 35 km. Sie ahnen es schon, die hatten auch nichts passendes. Dann
telefonierte er mit einem Zentrallager in Mannheim, dort gab es auch nichts,
außer dem Rat, die passende Scheibe gleich in einer Subaru - Fachwerkstatt zu
besorgen. Der Mann von der Autoglasfirma empfahl dann, lieber gleich selbst in
eine Subaru - Vertragswerkstatt zu fahren. Er gab uns die Adresse einer Firma.
Jetzt suchen Sie mal in einer Stadt, die Sie nicht kennen mit kaputter
Windschutzscheibe eine fremde Straße und diese Firma. Na, was soll's, am
Schluss gelang es uns doch. Diese Subaru - Vertretung erweckte den Eindruck
einer unbedeutenden Hinterhofwerkstatt, aber das muss ja nichts Schlechtes
bedeuten, wie ich von meinem Autobekannten weiß. Dieser Betrieb verkauft
und repariert nicht nur Subarus, sondern nebenbei noch Rasenmäher, Mofas und
Motorroller. Der Firmeninhaber kümmerte sich selbst um uns. Als er unseren
Wagen sah, freute er sich, noch mal solch ein altes Subaru - Modell zu sehen
und meinte, das zeuge doch von der hierzulande viel zu unbekannten Qualität
dieser Marke. Gelten 8 - 10 Jahre in der heutigen Zeit wirklich schon als uralt?
Bei Autos anscheinend ja. Der Herr bekundete, dass er da in die finstersten
Tiefen seines Materiallagers klettern müsse, welches sich auf dem Dachboden
einer angrenzenden Scheune befand. Dort hatte er wohl noch Teile für die
älteren Modelle gelagert, nach denen normalerweise keiner mehr fragt. Nach
einer Viertelstunde kam er dreckverschmiert mit einem Notizzettel zurück und
beschied uns freudestrahlend, dass er noch eine einzige dieser Scheiben vorrätig
habe. Kayla fragte nach dem Preis der Scheibe und dieser ganzen Reparatur. Mir
wurde fast schlecht, als ich das hörte, der wollte 1.299 Euro für Scheibe
einschließlich Einbauarbeit haben. Da habe ich ihn gefragt, ob er sich vorstellen
könne, was wir für den ganzen Wagen bezahlt hätten. Er zuckte mit den
Schultern und als ich ihm sagte, dass wir für den ganzen Wagen nur rund 800
Euro gegeben hätten, meinte er nur beleidigt: „Naja, sie müssen es ja wissen, ob
sie die Scheibe brauchen oder nicht!" Ich entgegnete ihm, dass ich die
Windschutzscheibe kaputt hätte, aber nicht den Kopf. Was nun? Ich hatte nicht
die geringste Lust, an einem 800 - Euro - Auto eine Scheibe für rund 1.300 Euro
einbauen zu lassen. Der Firmeninhaber ließ uns nur die Wahl, entweder für
1.299 Euro mit neuer Windschutzscheibe sein Gelände zu verlassen oder es halt
ganz zu lassen. Wir entschlossen uns für letzteres. Ich bin doch nicht verrückt.
So telefonierte ich von einer Zelle wieder mit meinem Autobekannten und
erzählte ihm das alles. Er meinte, da bliebe vielleicht noch als letzte Hoffnung
der Schrottplatz. Da rächt sich jetzt aber, dass der Subaru insgesamt ein recht
seltenes Auto ist, besonders dieses fast 10 Jahre alte Modell. Da es keinen
kurzen Ausweg gab, blieb nur die Möglichkeit, dass ich den Wagen irgendwie
nach Stuttgart zu meinem Autobekannten bringe und er ihn so lange dort hält,
bis er irgendwie eine passende, gebrauchte und vor allem billige Ersatzscheibe
aufgetrieben hat. Da wir aber hier unbedingt aufs Auto angewiesen sind, bot er
an, dass wir so lange von ihm einen alten Seat geliehen bekommen. Der soll
eigentlich nach Griechenland verkauft werden, da er aber noch 3 Monate TÜV
hat, nutzt er den die 3 Monate noch als Werkstatt-Leihwagen für Kunden, die ihr
Auto bei ihm in Reparatur haben. Nach 3 Monaten käme der dann immer noch
früh genug nach Griechenland. Uns macht er einen Freundschaftspreis von nur
5 Euro pro Tag und dass wir natürlich das Benzin nachtanken, was wir
verbrauchen. Da kann man nicht meckern, so haben wir das dann gemacht. Mit
übervorsichtiger Fahrweise haben wir dann den Subaru von hier zu meinem
Autobekannten nach Stuttgart überführt. Danach war ich fix und fertig. Wissen
Sie, wir sind 2,5 Stunden über diese 70 km gezockelt, nur kleine Landstraßen,
damit das bloß keiner sieht, und wenn man 2,5 Stunden nur durch diese
zerrissenen Glasfragmente blickt, dann wird man irgendwann wahnsinnig und
sieht nur noch bunte Muster. Unterwegs haben wir mal gewechselt, da ist auf
halber Strecke Kayla mal für eine halbe Stunde gefahren, aber die konnte das
noch weniger abhaben, als ich. Wir haben dann den kleinen Seat, der ähnlich
aufgebaut ist, wie ein VW - Polo, von meinem Autobekannten in Empfang
genommen, ihm unseren Subaru überlassen und sind dann auf dem kürzesten
Weg mit dem Seat in unsere „Ex - Stuttgarter - Wohnung", die wir ja noch bis
einschließlich 15.10. unentgeltlich nutzen durften und haben uns dort erst einmal
auf die Primitivliegen 6 Stunden schlafen gelegt. Sie glauben nicht wie fertig
das einen macht. Nach solch einer Fahrt ist man müder, als hätte man zuvor 10
Stunden wie verrückt gearbeitet. Am nächsten Tag hieß es dann, mit dem
kleinen Seat, der von Baujahr 1999 war, zu unserem Haus zu fahren und vorher
noch voll tanken. Was nun kommt, zeigt sehr deutlich, wie fertig wir am Vortag
waren, denn erst jetzt registrierte ich, dass der Seat ein Dieselauto ist, das war
mir am Tag zuvor bei der Fahrt von meinem Autobekannten zur Stuttgarter
Wohnung gar nicht aufgefallen. Zum Glück war es noch rechtzeitig aufgefallen,
damit ich auch Diesel nachtanken konnte. Da der Wagen nur einen kleinen Tank
hat und weil Diesel ja doch deutlich billiger ist, was uns jetzt, wo wir uns gerade
an die Subaru-Benzinpreise gewöhnt haben, bei dem Seat wieder besonders
auffiel, war es mit einer Tankrechnung von 21 Euro getan. Wir schauten uns
zuerst beide ungläubig an, aber es war so. Dann auf der Fahrt nach unserem
neuen Zuhause erfreuten wir uns zusätzlich noch daran, dass der im Vergleich
winzige Seat wesentlich besser beschleunigt, als unser Wagen. Damit machte
das Fahren viel mehr Spaß, obwohl wir uns ansonsten schon gut an den Subaru
gewöhnt haben. Um das ganze abzukürzen, meinem Autobekannten gelang es
schließlich, schon am Folgetag eine Windschutzscheibe vom Schrott
aufzutreiben. Die hat zwar ein paar Flecken von früheren Aufklebern, aber
ansonsten ist sie ok und vor allem passt sie und kostete auf dem Schrottplatz nur
25 Euro, das zählt! Mein Autobekannter hat sie dann eingebaut und alles in
allem hat uns der Spaß dann, dank der Freundschaft zu dem Autobekannten, 125
Euro gekostet, einschließlich der Kosten für den geliehenen Seat. Ich muss
sagen, es tat uns fast schon ein wenig leid, den kleinen Seat wieder gegen den
Subaru einzutauschen. Der Autobekannte meinte aber, dass wir an dem Seat
sicherlich nicht lange Freude gehabt hätten, nicht nur weil der TÜV in 3
Monaten ausläuft, sondern vor allem, weil der ohne große Karosseriereparaturen
keinen weiteren TÜV-Segen mehr erhalten würde. Da wären Reparaturkosten
im Bereich von mehreren 1.000 Euro fällig, sofern eine Fachwerkstatt sie
durchführen würde. Ich weiß nicht, was wir gemacht hätten, wenn mein
Autobekannter keine billige Windschutzscheibe vom Schrott aufgetrieben hätte,
nur hätten wir mit Sicherheit keine rund 1.300 Euro in den Subaru gesteckt. Ich
hatte zuvor schon zu Kayla gesagt, mehr als 300 Euro an Reparaturkosten
investieren wir auf gar keinen Fall.

Den Wagen müssen wir lästiger Weise demnächst ummelden und wir verlieren
das liebgewordene S - Kennzeichen, da Walzbachtal - Jöhlingen automäßig zu
Karlsruhe zählt, somit werden wir ein KA - Kennzeichen erhalten. KA -
Kennzeichen werden in Stuttgart gerne als Abkürzung KA für - Keine Ahnung -
gedeutet, insbesondere wenn man verärgert ist. Die Ummeldung unseres
Wohnsitzes können wir in einem Bürgerbüro selbst machen, allerdings hatten
die vorgestern geschlossen, so haben wir das auf nächste Woche verschoben. Ich
finde, im Zeitalter der Computer und Datennetze ist das alles längst überholter
Käse und man sollte ein Auto-Kennzeichen erhalten, was wenigstens so lange
gilt, bis man sich einen anderen Wagen zulegt, egal wohin man umzieht, fertig.
Was bringt das überhaupt noch, dass jeder sich bei zig Stellen 1000 mal an- und
abmelden muss und das bei jeder idiotischen Gelegenheit? Das sind doch
Relikte aus der verwaltungstechnischen Urzeit und nur noch reiner Selbstzweck
der Verwaltung. Man sollte vielleicht irgendwo einen Internet-Meldebogen
machen oder von mir aus auch ein solches Bürgerbüro, wo man kurz ohne
Gebühr und ohne langen Firlefanz seine neue Wohnadresse angeben kann, das
genügt dann aber auch, wo dann alle Stellen mit einer einzigen Ummeldung,
auch die fürs Auto, automatisch mit informiert werden. Neue Auto -
Kennzeichen, wozu? Man könnte die alten behalten und die würden in ihren
Computern nur nachtragen, dass eben der Halter des Wagens mit S - LP 371
nicht mehr in Stuttgart, sondern in Walzbachtal - Jöhlingen wohnt. Es wäre doch
dann keine Schwierigkeit, bundesweit in Sekundenbruchteilen festzustellen, wo
jemand gerade aktuell wohnt. Der ganze Mist verursacht so nur unnötige Kosten
und unnötigen Zeitaufwand für den Bürger, aber auch für den Staat allgemein.
Wenn die Politiker und die Beamten das alles wirklich besser organisieren,
rationalisieren und straffen wollten, dann könnten sie dort ansetzen und viele
Einsparungen erzielen. Die meisten Kreisämter könnten dann geschlossen
werden, ebenso die zig Zulassungsstellen, die es in jeder Region gibt. Man
könnte sogar einheitliche Auto-Kennzeichen für ganz Deutschland einführen,
welche man immer solange behält, wie den Wagen oder welches gleich für
immer fest bei dem Wagen bleibt, auch wenn der den Besitzer wechselt, wo
dann nur in den Computern der zentralen Zulassungsbehörde für dieses
Kennzeichen ein anderer Fahrzeugeigentümer eingetragen wird, das wäre noch
einfacher. Mittels heutiger Datentechnik wäre das alles doch überhaupt kein
Problem, es zentral einzutragen und dann dem jeweils aktuellen Halter
zuzuordnen.

Vom zuständigen Wasserwerk kam diese Tage ein sogenannter Mess- und
Laborwagen hierher. Das war ein umgebauter VW - Bus. 2 Herren stiegen aus
und kamen zu uns ans Haus. Die fragten, ob wir bei uns oder irgendwo in der
Gegend erheblichen Wasserverlust bemerkt hätten. Haben wir natürlich nicht,
auch die Wasseruhr läuft nur, wenn man hier im Haus einen Hahn aufdreht, so
wie es sein soll. Davon überzeugten sich diese Leute auch. Einer von denen
hatte eine Art Hörgerät mit einer Schelle dran, die um das Hauptwasserrohr vor
der Wasseruhr angelegt wurde. In dieser halbschalenförmigen Schelle war eine
Art Mikrofon. Damit konnte er sozusagen das Wasserrauschen in der
Wasserleitung abhören. Sein Fazit nach dieser Hörprobe der besonderen Art
lautete, dass die Verluststelle noch ziemlich weit vor unserem Hausanschluss
liegen müsse. Sein Kollege meinte dann seufzend, dass es hoffentlich nicht
wieder eine undichte Rohrleitung irgendwo dahinten auf dem Fabrikgelände ist.
Dort hätte man vor Jahren schon öfters derartige Überraschungen erlebt und
bevor man auf diesem Gelände, von dem heute keiner mehr Pläne hat, überhaupt
die Leitungen gefunden hat, vergingen oft mehrere Wochen des intensiven
Suchens. Er sagte vor 3 Jahren habe man eine undichte Leitung nur dadurch
gefunden, weil nach mehrwöchiger, erfolgloser  Suche der Keller einer
halbeingestützten Halle auf der Rückseite an einem alten Hinter-Treppeneingang
regelrecht überlief. Der habe bereits randvoll Wasser gestanden und hätte als
Schwimmbad benutzt werden können. Er fügte hinzu, dass derartige Fabriken
heute alle einen zentralen Übergabeschacht am Grundstückseingang haben
müssten, wo das Wasserwerk bei Bedarf an alle zentralen Absperrhähne kommt
um eine stillgelegte Anlage auch 100 % in einem Arbeitsgang absperren zu
können, aber früher, als diese Fabrik gebaut wurde, habe quasi jede Halle ihren
eigenen Wasseranschluss vom Wasserwerk erhalten, wodurch man heute ohne
Pläne da nur noch in einem Chaos versinke, weil manche Hallen und Gebäude
haben gar keinen Anschluss, andere haben dafür gleich über 20 Anschlüsse an
den unterschiedlichsten Stellen. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihre
Suche auf das Fabrikgelände zu verlagern. Seit dem waren die jeden Tag dort
und ihre Arbeit scheint noch nicht von Erfolg gekrönt zu sein. In der Zeit, wo
die dort herumliefen, haben wir uns nicht dort blicken lassen, dafür aber spät
nachmittags, als die wieder weg waren.

Wir haben weitere Fotos in der Fabrik gemacht, einige wenige davon füge ich
Ihnen auch heute wieder bei, allerdings nicht viele, weil das mit dem Email-
Service dann nicht mehr reibungslos funktioniert, denn der hat nachher immer
gestottert und ich musste 5 Anläufe unternehmen, um Ihnen die Email
erfolgreich zu senden. Jetzt hatten wir uns wieder mehr in dem schier endlos
großen Haupthallengebäude herumgetrieben, welches auch größtenteils deutlich
besser erhalten ist. Immer wieder faszinierend finde ich dort die riesengroßen
Maschinen, auch wenn ich meist nicht so recht weiß, wozu sie dienten. Man
kann da oft nur Mutmaßungen anstellen.
Leider hat man mit normalen Fotos immer ein wenig das Problem, die
tatsächliche Größe einer solchen Anlage rüber zu bringen, weil der Betrachter
am Ende keinen Vergleichspunkt hat, dessen Größe er kennt.

 
Fabrik innen 72: eine Riesenanlage in XXXXL - Dimensionen

Schiere Mammut-Dimensionen hat die eigenartige Anlage auf dem Bild fabrik-
innen72. Sie erstreckt sich in der hohen Halle gleich über 4 Etagen in der Höhe.
Dazu muss man dann ergänzend wissen, dass die Deckenhöhe der einzelnen
Geschosse in der Fabrik sehr unterschiedlich ist. Im Erdgeschoss beträgt sie
etwa 5 m und die beiden Etagen darüber haben etwa 3,5 m, ganz oben, die 4.
und 5. Etage und im ersten Keller dürfte es bei 3 m liegen. Ich hatte meine 
Fotoposition in der 4 Etage von oben auf diese beiden förderbandähnlichen
Zuläufe der Maschine, die von dort runter in die beiden riesengroßen
Schlundöffnungen der gewaltigen Maschine führen, die im Erdgeschoss steht,
aber selbst so hoch ist, dass sie durch Deckendurchbrüche oben bis in 3
Stockwerk ragt und unten sich auch in beiden Kellern der Halle fortsetzt. Man
kann heute leider nicht mehr erkennen, was dort mit diesem Aufwand in die
Maschine transportiert wurde.
 
Fabrik innen 56: Ein Elektromotor mit
einem gewaltigen Zahnrad dran lag dort herum
Ebenfalls beeindruckt war ich von den unbeschreiblichen Dimensionen etlicher
offenen Zahnräder von teilzerlegten Maschinen. Auf dem Bild fabrik-innen56
sehen Sie einen etwa 2,5 m langen Elektromotor mit einem großen Zahnrad
vorne dran. Es wirkt so, als habe man vor Jahren mit der Zerlegung etlicher
Maschinen begonnen, dann aber nicht mehr weiter gemacht. Auch immer wieder
faszinierend sind die offensichtlich komplizierten elektrischen Leitstände, wie
auf dem Bild fabrik-innen62.

 
Fabrik innen 62: Elektrische Leitstände, hier einige der kleineren von Vielen

Sogar etliche Kontrolllampen leuchteten an diesen noch, was belegt, dass dort
sogar noch Strom angeschlossen sein dürfte und das obwohl die Fabrik schon
rund 20 Jahre still liegt. Solche Leitstände und noch wesentlich größere findet
man zahlreiche, nur leider sind die oft in derart dunklen Räumen ohne Fenster
untergebracht, dass meine Kamera davon keine vernünftigen Fotos mit ihrem
mickrigen Blitz zustande brachte, siehe auch Bild fabrik-innen77, da hat die
Kamera wieder automatisch die Farbe abgeschaltet, weil es ihr zu dunkel wurde.
 
Fabrik innen 77: Großer elektrischer Leitstand in separatem Raum

Plötzlich stießen wir auf einen Raum, den ich ebenfalls für erwähnenswert halte,
nämlich die Überreste einer beachtlich großen Kantine, die sogar eine Art kleine
Bühne aufwies. Davon zeugt das Bild fabrik-kantine1.
 
Fabrik - Kantine 1: eine sehr großzügige Kantine im Verfall

Gemessen an der Größe dieser Kantine, müssen in den besten Zeiten hier mal
mehrere 100 Leute gearbeitet haben.
In einem etwas abgelegenen Raum, in dem im Boden an einer Stelle große
trichterartige Löcher waren, aus denen es wie Hechtsuppe zog, dass Papierfetzen
einer alten Zeitung von dem dadurch entstehenden Windzug weit davon
flatterten, hing an einem Eisengestell ein Schaltkasten mit einer Klingel drüber,
auf dem 2 orange Schriftzüge aufleuchteten, also auch eine Sache, die noch
unter Strom steht.
 
Fabrik innen 76: noch unter Strom, eine alte Bedientafel
Foto fabrik-innen76 zeigt das. Der linke, schmalere Leuchtschriftzug lautete
„Eigenautomatik" und der rechte dickere Schriftzug „SF ohne BuP". Unter
Eigenautomatik kann man sich ja wenigstens noch halbwegs irgendwas
vorstellen, halt das etwas automatisch abläuft, aber SF ohne BuP sagt einem gar
nichts.

Ein Foto etwas anderer Art ist das Bild fabrik-aussen19, es zeigt ein sehr
eigenartiges Gebäude, welches ganz weit hinten, draußen im Gelände frei wie
auf Stelzen steht. Weshalb es in solch luftiger Höhe errichtet wurde, konnte ich
nicht ergründen, diese Betonstelzen, auf denen es steht, sind schätzungsweise 4
m hoch. Früher gab es an der kleinen Beton-Plattform rechts sicherlich eine
Treppe, über die man dieses Bauwerk erreichen konnte. Im Bodenbereich des
Gebäudes verlaufen einige alte Rohrreste, die heute abgebrochen im Nichts
enden.
 
Fabrik außen 19: nicht tiefer, sondern höher gelegt: ein Bauwerk auf Stelzen
Man könnte vermuten, dass die darin beschäftigten Leute irgendwie die
Übersicht über das behalten mussten, was sich im Umfeld dieser kuriosen
kleinen Halle auf Stelzen tat. In diesem Bereich ist jedoch offensichtlich schon
vor vielen Jahren einiges abgerissen worden, wodurch sich uns das heute nicht
mehr ergründet. Vielleicht 100 m hinter dem Gebäuderest liegen große Berge
von bestem Sand und Kies, die aber bei genauerer Betrachtung zeigen, dass sie
auch schon ewig dort liegen, weil einerseits selbst dort Gräser und Unkraut
rauswachsen und weil Sand und Kies schon von der Sonne ausgeblichen sind
und ihre eins gelblichbeige Farbe teils mehr in ein mattes hellgelbgrau
verwandelt haben. Diesen Effekt hat man meist nur, wenn das Zeug mindestens
über 5 Jahre unbewegt herumliegt; ich kenne das von alten Baustellen, die mal
in Stuttgart stillgelegt wurden und dann nebst Materialbergen verfielen.

Von dem Rentner, zu dem wir schon ein wenig Kontakt haben, erfuhren wir,
dass die Militär - Schrottautos, die ich Ihnen in der letzten Email vorführte, vor
über 15 Jahren von einem Sammler aus Karlsruhe zusammengetragen wurden,
der damit eigentlich einen Handel aufziehen wollte. Der habe immer weiter
gesammelt, und die besagte Straße dorthin sei damals noch komplett asphaltiert
und gut befahrbar gewesen und hat etwa 2 km weiter geführt bis zu einer
weiteren kleinen Siedlung, wo früher noch eine alte Mühle und 2 Bauernhöfe
waren. Neben dieser Straße zu dieser Ansiedlung wäre dann ein großer, teils
asphaltierter Platz gewesen, auf dem bis ca. 1970 eine kleine Kalimine
gestanden hätte, die bereits etwa 1975 größtenteils abgerissen wurde. Dieser
Sammler hätte dieses Minengelände billig gekauft, um dort sein Geschäft
aufzuziehen. Nach ungefähr 3 Jahren habe man den aber plötzlich nie mehr
gesehen, man wisse heute noch nicht, was mit dem ist. Jedenfalls hat der alles
stehen und liegen lassen, sich hier nie mehr blicken lassen und so holt sich die
Natur langsam aber sicher alles wieder zurück, einschließlich der Militärautos
die dort stehen. Es ist schon alles ein wenig verwunderlich hier.

Letzten Freitag war ja so etwas wie Freitag der Superdreizehnte, da nicht nur
Freitag, der 13 war, sondern weil sogar die Quersumme des Datums 13 ergab,
jedenfalls wenn man das Datum komplett ausgeschrieben hat, also 13.10.2006.
Es gibt ja wirklich viele abergläubische Menschen, die dann generell einen
Unglückstag vermuten. Wir sind nicht abergläubisch und wenn man das Fazit
bisheriger Tage mit diesem Datum mal etwas genauer betrachtet, dann war für
uns die Zahl 13 eine Glückszahl. Ich habe ein schlechtes Datums- und
Termingedächtnis, aber es gibt einige wenige Termine in der Vergangenheit, die
vergisst man nie. So war es beispielsweise ein 13. an dem ich vor ungefähr 40
Jahren die Führerscheinprüfung bestand, an einem 13. wurde ich von meiner
ersten Frau geschieden, es war ein 13., an dem ich in die Wohnung einzog, die
ich vor dem Mobilheim hatte, in der ich viele Jahre glücklich gelebt hatte, es
war auch ein 13. an dem ich Kayla per Zufall in einem Park bzw.
Wanderbereich des Kräherwaldes in Stuttgart kennen lernte, also durchweg eher
ein positives Datum, aus meiner Sicht.
Für justament diesen Freitag, den 13. hatten wir einen Behörden - Termin in
Stuttgart. Bei Kayla ist das Umziehen und die damit erforderliche Ummeldung
des Wohnsitzes noch nicht ganz so einfach, weil sie zwar inzwischen eine
unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis für Deutschland hat, ich berichtete vor
längerem davon, sie hat auch die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt, aber
bevor das endgültig durch ist, das kann noch Jahre dauern. Hauptsache war
schon mal die unbegrenzte Aufenthaltsduldung seinerzeit, die aber nur unter
gewissen Auflagen erteilt wurde. So gilt diese Duldung nur, wenn sie keine
Ansprüche an den deutschen Staat stellt, ausgenommen unverschuldete
Notlagen oder ähnliches. Ich möchte Sie jetzt nicht mit der Darlegung all dieser
Auflagen langweilen, jedenfalls ist es bei einem Wohnsitzwechsel erforderlich,
dass sie sich bei einer speziellen Behörde in Stuttgart, also am bisherigen
Wohnsitz, dafür eine Bescheinigung ausstellen lässt, die sie dann nächste
Woche, wenn wir die Anmeldung in hier endlich amtlich machen, vorlegen
muss. Diese Behörde schickt dann zudem ein Dossier über Kayla an die neue
Meldebehörde, sozusagen damit die wissen, wen sie sich da eingehandelt haben.
Also es ist alles schon noch etwas komplizierter, als bei einem alteingesessenen
deutschen Staatsbürger, ich hätte fast gesagt, als bei einem Ureinwohner. So
gingen wir gemeinsam in das Büro im Schwabenzentrum, wo wir uns
inzwischen, trotz der teils verwirrenden Gänge und Büroflure, bald besser
auskennen, als der Pförtner. Sie entsinnen sich vielleicht an meine
Schilderungen von vor ein paar Jahren, wo ich häufig allergrößte
Schwierigkeiten hatte, dort die richtigen Büros und Leute zu finden. Das passiert
mir heute nicht mehr. Jedenfalls all die Stellen, die für uns zuständig sind, haben
wir mittlerweile so oft besuchen müssen, da könnte man mich nachts aus dem
Schlaf reißen und ohne Licht hinschicken, ich würde auf Anhieb das richtige
Büro finden. Wenn man erst den Fehler macht, und schaut unten auf den
Wegweiser-Tafeln im Eingangsbereich nach, dann verrennt man sich garantiert.
Um diese besagten Ummelde -Vordrucke für Kayla zu bekommen, mussten wir
zu einer Frau Haag. Das Büro hatten wir auf Anhieb gefunden. Im Flur vor
diesem Büro standen 4 Stühle zum Warten, diese waren alle besetzt und dahinter
lehnten sich noch etwa 6 Leute an den Wänden an. So warteten wir auch. Dann
sprang die Tür des Büros auf und eine Frau reckte ihren Kopf in den Flur und
rief etwas. Im gleichen Moment herrschte im Flur Totenstille und alle schauten
sich nur ungläubig gegenseitig an, weil diese Frau auf den ersten Blick der
Bundeskanzlerin Merkel zum Verwechseln ähnlich sah. Das gibt es doch gar
nicht, sagte fast jeder. Ob die sich jetzt schon persönlich um uns kümmert,
meinte ein rumänisches Mädchen, welches unter den Wartenden stand. Aber die
Stimme der Frau war völlig anders, als die echte Merkel-Stimme. Während die
echte Frau Merkel ja eher etwas ruhiger und gedehnter spricht, rief diese hier
ganz zackig mit prägnanten eckigen Worten und glasklarer Stimme. Sie rief in
den Flur, ob hier jemand dabei ist, der keine Beratung braucht, sondern nur
Formulare abholen will. Da fühlten wir uns angesprochen und meldeten uns.
Dadurch wurden wir allen anderen gegenüber vorgezogen, was diese mit einem
Raunen quittierten. Die Merkel - Doppelgängerin, die allerdings etwas farbiger
gekleidet war und aus näherer Distanz dann doch ziemlich anders aussah, als das
„Original", beschied das Raunen der Menge dann mit dem Satz: „Beruhigen Sie
sich, dafür wende ich mich Ihnen dann ja auch länger und intensiver zu!" Das
erheiterte diese Leute allerdings nicht sonderlich und einige verstanden das auch
überhaupt nicht, weil sie kein Wort Deutsch sprachen. Noch bevor wir äußern
konnten, um was es uns geht, sagte diese Frau Haag, also die Merkel-
Doppelgängerin: „Bevor Sie nachfragen, ich bin es nicht! Die Regierung in
Berlin ist noch vollzählig und vertreibt sich nicht in Stuttgarter Verwaltungen
die Zeit." Sie händigte uns die erforderlichen Formulare zügig aus und sagte zu,
das Dossier auf Anforderung der neuen Meldestelle dann zur neuen
Meldebehörde zu  schicken.

Also auf zum Abbauen, heißt es jetzt in 2 Minuten. Nachdem ich Ihnen gleich
diese Email geschickt habe, wird alles ausgesteckt, der Computer nebst Zubehör
in den „neu verglasten" Subaru gepackt, dann noch die beiden Stühle hier, auf
einem steht der Computer, auf dem anderen sitze ich davor. Abschließen und
das war's dann für Stuttgart! Den Tisch hatten wir gestern schon seiner Beine
beraubt, damit er in den Subaru passt, die waren zum Glück nur angeschraubt,
so können wir den im Haus wieder zusammensetzen. Die beiden Liegen hatten
wir auch schon gestern verfrachtet. Total leer ist die Schrägwohnung jetzt und
ich muss sagen, bei allen Wohnungen, die ich bereits in meinem Leben bewohnt
hatte, aber das hier war mit Abstand die ungewöhnlichste und die luxuriöseste,
aber mit Sicherheit deswegen nicht die beste. Von den Mietwohnungen war
immer noch die die beste, die wir vor dem Umzug in die Mobilheime bewohnt
hatten, auch wenn diese Wohnung sehr beengt war. Zweifellos geht nichts über
ein eigenes Haus und ich hoffe, dass wir dort in den eigenen 4 Wänden bei
Jöhlingen bis ans Ende unserer Tage glücklich und zufrieden leben können. So,
nun genug mit dem Schmus und dem Zurückblättern in der Biografie der
Wohnungen. Ich höre gerade, das Kayla mit dem Schlüssel an der Türe rasselt,
also wohl von ihrem Abschiedsspaziergang aus der Stadt zurück kehrt. Damit
ende ich nun. Ich weiß leider noch nicht, wie lange es dauern wird, bis in
unserem Haus diese Internetsache verwendungsfähig ist, am Dienstag soll ja
schon jemand von der Telekom kommen und das alles regeln. Somit könnte es
theoretisch auch schon sein, wenn alles gut läuft, dass ich Ihnen in der nächsten
Woche bereits wieder schreiben kann. Festlegen will ich mich darauf aber nicht,
denn man kennt das ja, Pannen gibt es zur Genüge und sie lauern meist dort, wo
man sie am wenigsten vermutet.

Jetzt aber! Also nochmals die allerallerallerletzten Grüße aus Stuttgart auch im
Namen von Kayla und von mir, beim nächsten Mal heißt es dann, die ersten
Grüße aus Jöhlingen,

Ihr

Egbert Lappenkeuler