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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Billig Mittagessen” und “Weihnachtsereignisse” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Billig Mittagessen" vom 11.12.2005
Neue Grüße.
Schon wieder ist ungefähr eine Woche vorbei. Kayla hatte ihren Krankenhausaufenthalt satt und auf eigene Verantwortung bei dem behandelnden Arzt einen Wisch unterzeichnet, nach dem sie verfrüht nach Hause konnte. Der Arzt hatte allerdings sehr davon abgeraten und war der Meinung, sie müsse wenigstens noch eine Woche dort bleiben. So war sie dann ab Dienstag wieder hier. Und es gab viel nachzuholen, na ja, jedenfalls wurde der Dienstag dadurch zu einem, sagen wir mal, sehr verrückten Tag. Leider war der Mittwochmorgen dann weitaus weniger begeisternd, denn ihr Knie tat plötzlich sehr weh und wir kamen nicht umhin, wieder ins Krankenhaus zu fahren. Die haben sie dann auch prompt wieder dort behalten. So wie es aussieht, hat das aber nichts damit zu tun, dass sie verfrüht das Krankenhaus verlassen hat, diese Schmerzen wären auch so gekommen. Der Arzt geht daher trotzdem davon aus, dass sie in einigen Tagen dann das Krankenhaus endgültig verlassen kann, vielleicht am nächsten Mittwoch. Die Schmerzen bekamen die auch binnen einiger Stunden in den Griff. Der Arzt meinte, das sei relativ normal, wenn in diesem Kniegelenk wieder irgendwas zusammenwachse oder sich eine neue Knorpelfüllung bilde oder so ähnlich, dass dann zunächst erneut Schmerzen auftreten. Man glaubt dann als Patient natürlich an einen schweren Rückschlag. Aus seiner Sicht wäre es häufiger mit Komplikationen verbunden, wenn dabei gar keine Schmerzen auftreten. Nun, der Mensch ist eine komplizierte Maschine, sagt der Doktor, ein Rumäne, immer in seinem Deutsch mit rumänischem Akzent, was dann etwas lustig klingt.
Wenig Zeit braucht es nur noch und dann ist schon wieder Weihnachten. Ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll, aber mit jedem Jahr, was ich älter werde, schwindet mein Interesse oder Gefühl für Weihnachten mehr und mehr. Nun bin ich nicht einer der dauerkritischen Leute, die solchen Festtagen generell negativ gegenüber stehen, eher im Gegenteil. Weihnachten war doch stets etwas besonderes, weil die ganzen Dinge, die man damit verbindet, etwas besonderes sind. Sicherlich, kirchlich begründete Festtage gibt es viele, aber sind wir einmal ehrlich, wer macht sich heute noch etwas aus Tagen wie Buß- und Bettag oder verschiedenen anderen ähnlichen Tagen. Sie sind mehr ein Name und das war's dann auch schon. Noch vor wenigen Jahren war immerhin Weihnachten für mich noch solch ein Fest, welches in seiner Bedeutung übrig geblieben war. Man kann es durchaus so sagen, dass ich mich auf Weihnachten stets freute, obwohl ich ja im Voraus wusste, dass ich von keinem mehr etwas geschenkt bekomme oder auch nicht mit irgendwelchen Leuten dann etwas besonderes veranstalte. Das hatte also bei mir ohnehin keine materiellen Gründe. Sicherlich, es hatte sich schon seit Jahren ein wenig abgeschwächt, aber so ab Anfang Dezember kam dann doch langsam eine Art weihnachtliches Gefühl hoch, eine Art innerer, leichter Freude oder Freudigkeit, eine ganz besondere Stimmung, wäre der treffendere Ausdruck. Sozusagen Freude-Light, wie man es vielleicht heute nennen würde. Dieses Gefühl steigerte sich dann bis zum heiligen Abend und blieb dann meist auch ungefähr von Heilig Abend bis Neujahr konstant erhalten. Erklären kann ich das auch nicht wirklich. Aber dieses Jahr? Nichts. Rein gar nichts! Jedenfalls bis jetzt nicht. Ich weiß nicht, woran es konkret liegt, aber mir ist eher so, dass ich jemandem einen Vogel zeigen würde, der mir sagt, dass in Kürze Weihnachten ist, obwohl ich weiß, der hat recht. Nun ist Kayla auch niemand, der kräftig an solchen Festen hängt, aber im letzten Jahr hegte und pflegte auch sie durchaus etwas diese vorweihnachtliche Stimmung. Sie stellte ein paar Christstern - Blumentöpfe auf, schmückte ein wenig ein paar Tannenzweige oder so. Obwohl sie aus einem anderen Kulturkreis stammt, ist sie christlich erzogen. Hier sagt man römisch-katholisch, womit sie dort eher einer Minderheit entsprach, die soweit mir bekannt ist, in Thailand ungefähr 15 bis 20 % der Bevölkerung stellt, jedenfalls sagte Kayla das mal so. Natürlich geht das jetzt auch nicht so, weil sie noch im Krankenhaus liegt, aber ich weiß nicht. Mehr als ein gleichgültiges Schulterzucken kann Weihnachten mir dieses Jahr nicht entlocken, wenn da nicht noch etwas über mich kommt, was eine Änderung bewirkt. Sagte mir einer, in z.B. 10 Tagen ist Weihnachten, dann würde ich dem wahrscheinlich antworten: „und in 12 Tagen ist Dienstag". Irgendwie ist mir die Antenne für Weihnachten kaputt gegangen. Wenn ich jetzt im Fernseher schon wieder diese eigenartig weihnachtlich getrimmten Sendungen sehe, kriege ich einen Hals von der Breite einer 100jährigen Eiche, das geht mir regelrecht auf die Nerven. Kein Problem, man kann ja aus- oder umschalten, trotzdem regt mich dieser vorgetäuschte Weihnachtskuddelmuddel auf. Vorne macht man sich den Diener und hinten tritt man sich in den Allerwertesten, so ist es doch. Nein, keine weihnachtliche Stimmung, gar keine! Daher breche ich das Thema hier jetzt auch ab, sonst platzt mir der Kragen, wenn ich weiter darüber nachdenke.
Da ist doch diese Tage der Kabarettist Hanns - Dieter Hüsch gestorben, der Ihnen sicherlich auch ein Begriff war. Der soll schon länger sehr krank gewesen sein, ich glaube zuerst Krebs und dann kam noch ein Schlaganfall hinzu, deswegen hatte der, soweit man hörte, seit ungefähr 2001 keine Auftritte und Radiobeiträge mehr gemacht. Ich habe den eigentlich immer ganz gerne gehört, auch wenn ich die von ihm dargelegten Standpunkte nicht immer vertreten habe. Zweimal hatte ich den sogar live gesehen, wie man heute wohl sagt. Vor vielleicht 15 oder 18 Jahren einmal, da war gerade hier in Stuttgart das Renitenztheater gegründet worden und in aller Munde. Irgendwie gab es da günstig Karten im Rahmen einer Kultur- Sonderaktion. Damals war ich noch mit meiner ersten Frau verheiratet und die kam natürlich mit. Aber die konnte den Hüsch nicht so doll abhaben und drängelte schon nach 20 Minuten, man möge woanders hingehen, wo mehr los ist. Die hat kaum etwas begriffen, von dem, was der sagte. Später brauchte ich den Namen Hüsch nur zu erwähnen, um meine erste, damalige Frau auf die Palme zu bringen. Sie hielt das alles für dummes Gefasel, was der von sich gab. Ich im Gegensatz gar nicht und hätte dem problemlos einen halben Tag lang ohne Pause zuhören können. Ein weiteres Mal habe ich ihn bei einem Auftritt auf einer Freiland-Bühne in der Nähe von Stuttgart gesehen. Daran erinnere ich mich noch gut, das war ein brütend heißer Sommer, es muss sicherlich auch schon über 12 Jahre her sein. Ich glaube damals lief gerade die Scheidung mit meiner ersten Frau oder ich hatte sie da wahrscheinlich sogar schon gerade hinter mir. Da hatte der aber leider nur einen relativ kurzen Auftritt von vielleicht einer halben Stunde, war aber mit großem Abstand das Beste, was auf dieser Veranstaltung geboten wurde. Auch sehr gut fand ich seinerzeit die Vertonungen von alten Kintopp - Filmen, die der mit so tollen, beigesprochenen Kommentaren versehen hatte, dass die Filme teils nur wegen ihm um den Faktor 5 besser und sehenswerter wurden. Das muss aber noch viel länger her sein, vielleicht 35 Jahre. So finde ich es schade, dass der tot ist. Immerhin 80 Jahre ist er geworden, so gesehen schon ein Alter, bei dem man dann auch nicht mehr wirklich meckern kann, obwohl das aus der Sicht des Betroffenen gewiss wieder anders aussieht. Wie ich erst jetzt in einer dieser Nachruf- Sendungen erfuhr, lebte der in einem Nachbarort von Köln. Ich war immer im Glauben, dass der in Mainz leben würde, aber vom Niederrhein stammte. Wie ich nun hörte, stimmt das soweit zwar wohl auch, aber er sei bereits 1985 nach dem Tod seiner Frau von Mainz in die Nähe von Köln umgezogen, wurde gesagt.
Am letzten Mittwoch hörte man während der Nacht, vielleicht gegen 2 Uhr in der Frühe wieder seltsame Geräusche draußen. Ich dachte zunächst, es wäre wieder die gleiche Sache, von der ich Ihnen vor vielleicht einem halbem Jahr mal berichtete. Es war jetzt aber dennoch anders als damals. Etwa um 2 Uhr wurde ich im Mobilheim von diesem anhaltenden und unangenehmen Geräusch wach. Ich stand auf und ging raus vor die Tür auf die Wiese zwischen unsere Mobilheime. Permanent dröhnte dieses wiederum wabernde Geräusch, welches aber diesmal im Gegensatz zu vor einem halben Jahr nicht zugleich Rauschen enthielt, sondern nur wabern und dröhnen. Es klang nun auch mehr aus der weiten Ferne und diesmal eindeutig aus südlicher Richtung herüber, während man damals überhaupt keine Richtung ausmachen konnte und es mehr wirkte, als käme das Geräusch von oben. Kayla hat im Krankenhaus nichts davon mitbekommen, aber dort übertönen vermutlich andere Geräusche so etwas und auch sind dort dickere Wände, dass es bei geschlossenen Fenstern vermutlich nicht so leicht durchdringt. Als ich halb schläfrig auf der kalten Wiese im Dunkeln herumirrte, um etwas mehr über die genaue Richtung des Dauer-Geräuschs heraus zu bekommen, gingen auch in etlichen anderen Wohnwagen und Mobilheimen die Lichter an und Leute kamen aus dem gleichen Grunde heraus. Schon bald begann trotz der späten Stunde eine lebhafte Diskussion über das, was das wohl sein könne. Einige wollten schon die Polizei benachrichtigen und als das nach einer Weile nicht verschwand, hat eine Frau Schlüter hier vom Platz es dann per Handy sogar gemacht. Die Polizeiwache wusste von dem Effekt bereits und man sagte der Dame, dass man in dieser Sache schon unterwegs sei und es gebe keinen Grund sich zu beunruhigen. Die Polizei ginge der Sache nach, könne aber selbst noch nicht sagen, was das ist, nur dass es für die Leute keine Gefahr darstelle und sie beruhigt wieder zu Bett gehen könnten. Für den ehemaligen Bundeswehr-Offizier Schultheiß hier vom Platz war dieser Vorfall wieder ein gefundenes Fressen. Sie erinnern sich? Das war der, der auch die groß angelegte Suchaktion für den seinerzeit im Urlaub vermissten Herrn Becht organisierte. Der Schultheiß hüllte sich flugs in seinen grünen Bundeswehr-Pullover und seinen ebensolchen Parka, ich glaube der hat noch mehrere Schränke voll mit Bundeswehr- Kleidungsstücken, und sprang in seinen Wagen. Der fährt seit neuestem so einen japanischen Geländewagen, das passt ja irgendwie zu einem ehemaligen Bundeswehrmenschen. Er gehe der Geräuschquelle auf den Grund, sagte er noch aus dem Seitenfenster, während er bereits abfuhr. Während der mit seinen Ohren unterwegs die Nacht durchforstete, ging ich wieder zu Bett. Ungefähr bis 4 Uhr blieb das Geräusch in der gleichen penetrant starken Weise vorhanden, so dass ich trotz Müdigkeit nicht einschlafen konnte. Dann wurde es kurz nach 4 mit einem Schlag deutlich leiser. Es verschwand nicht, aber es wurde erheblich leiser, so dass man es drinnen kaum noch hörte. Dann bin ich endlich wieder eingeschlafen. Gegen 7 Uhr wurde ich wach und bekam mit, wie erst jetzt gerade der verrückte Schultheiß von seiner Geräuschsuche zurück kehrte. Wie ich gegen Mittag erfuhr, war der Schultheiß runter bis Messkirch gefahren, das liegt noch ein gutes Stück südlicher als Sigmaringen und dann kam der gemeine Moment, als das Geräusch gegen 4 Uhr auch dort schlagartig leiser wurde und der Schultheiß dadurch die Orientierung verlor. Er wusste ja nicht, dass es auch zum gleichen Zeitpunkt in Stuttgart leiser wurde, sondern glaubte zunächst, einen bestimmten Punkt überschritten zu haben, ab wo es dann leiser wurde. Daher kurvte er dann dort noch lange weiter herum, um wieder eine Stelle zu finden, ab der es wieder lauter würde, was aber nicht klappte. Aber Sie sehen, es muss schon wieder etwas Seltsames gewesen sein, denn ich behaupte mal, man kann keine normale irdische Geräuschquelle so laut einstellen, dass man sie in Stuttgart und auch in Messkirch noch mit etwa gleicher Lautstärke hört. Das geht nicht, denn dazwischen liegen schätzungsweise über 120 km. Jetzt können Sie sich den Frust vorstellen, den der Schultheiß schultern musste, 120 km und wieder zurück, also rund 240 km sowie sicher noch weitere 50 km die er bei Messkirch nach der Verwirrung sinnlos rundgefahren ist, alles für nichts und wieder nichts und das noch mit seinem durstigen Gelände - Monstrum von Auto. Na ja, dem Idioten gönne ich das und der braucht solche Aktionen, sonst kommt er sich wertlos vor, weil er anders nichts kann.
Sie kennen auch das ständige Gejammer über die sogenannte Klimakatastrophe, von abschmelzenden Polkappen, Klimaerwärmung und dergleichen. So unumstritten ist das alles gar nicht. Durch Zufall stieß ich diese Tage auf einen Bericht in einer Wissenschaftszeitschrift vom Oktober, die ich kostenlos in einem Packen Restzeitschriften fand. In diesem Bericht werden namhafte Forscher zitiert, die entgegen ihren Kollegen, diesen ganzen Klimawandel als natürlichen Vorgang in der Erdgeschichte werten, der rein gar nichts mit den angeblich vom Menschen verursachten Problemen zu tun habe. Es sei nach deren Ansicht nur eine Auslegungsfrage, wie man die Verknüpfungen in den wissenschaftlichen Schlussfolgerungen darstellt, um es so oder so zu werten. Bereits öfter habe ich meine Zweifel an der ganzen Sache geäußert, da fügen sich diese Dinge eigentlich genau in meine Vermutungen ein. Die ganze Klimathematik ist meines Erachtens in Deutschland eine vorgeschobene Sache, die vor allem von Halbwissen geprägt wird. Auf der einen Seite will man ständig die Autofahrer vor solchen Hintergründen reglementieren und mit neuen einengenden Vorschriften drangsalieren und abzocken, auf der anderen Seite plädiert man dafür, dass unter anderem wieder mehr mit Holz geheizt wird und behauptet dabei auch noch, das sei umweltverträglicher, weil die gleiche Menge Kohlendioxyd beim Nachwachsen neutralisiert würde, wie sie beim Verbrennen entsteht. Das ist meines Erachtens so eine typische Betrachtungsweise von halbgebildeten Frischlingen, die gerade von der Uni kommen und glauben etwas zu wissen. Jede Erfahrung fehlt den Bürschchen aber, denn sonst wäre denen klar, dass beim Heizen mit Holz ja nicht nur Kohlendioxyd aus dem Kamin kommt, sondern vor allem ein riesiger Haufen anderer Schadstoffe, die es bei Gasheizungen gar nicht gibt und bei modernen Ölheizungen kaum noch gibt. Das trägt dann auch zur Erhöhung der viel diskutierten Feinstaubbelastung bei, doch daran denkt keiner. Diese Schadstoffe werden beim Heizen mit Holz noch um so größer, weil die meisten Leute beim Heizen damit auch noch gravierende Fehler machen und zuviel Heizstoff in kalte Öfen schieben oder gar Anteile von ungeeignetem Brennstoff hinzugeben. Man merkt es doch heute schon, wenn man an kalten Tagen durch die Stadt geht. Die Luft stinkt überall nach Holz-Abgasen und Qualm und das in einem unerträglichen Maß. Vor 5 Jahren war die Luft meines Erachtens wesentlich sauberer, als jetzt, eben weil jetzt wieder viele mit Holz und ähnlichen Brennstoffen heizen. Ich kann mich sogar noch sehr gut an Pläne der Umweltpolitiker von vor etwa 10 oder 15 Jahren erinnern, als man sogar Öfen und offene Kamine, also Heizen über sogenannte Einzelfeuerstellen mit Holz, Kohlen und Brikett gesetzlich völlig verbieten wollte, eben um die Luft reiner zu halten. Jetzt kommt man mit genau umgekehrten Plänen und will sogar die Leute dazu verführen, wieder mehr mit Holz zu heizen. Was natürlich vor dem Hintergrund der ständig steigenden Gas- und Ölpreise auf sehr fruchtbaren Boden fällt. Selbst hier in der Stadt sind viele, die wieder mit Holz heizen und die Luft wird dadurch von Jahr zu Jahr merklich unerträglicher. Jedoch scheinen die angeblich so klugen Umweltexperten, die es heute ansonsten an jeder Straßenecke gleich im Dutzend gibt, auf diesem Auge total blind zu sein, weil sie vermutlich bei einem Verbot selbst die Betroffenen wären.
In der Kärntner Straße im Stadtteil Feuerbach habe ich beim Vorbeigehen zufällig etwas entdeckt, was für Leute, die sich ab und zu preiswert selbst mit einem warmen Mittagessen versorgen wollen, gar nicht schlecht zu sein scheint. Eigentlich kochen wir ja fast immer selbst, jedenfalls wenn Kayla da ist. Jetzt wo ich sozusagen als grüner Witwer hier alleine bin, gibt es jedoch Tage, vielleicht ein- oder zweimal pro Woche, an denen man keine rechte Lust hat, extra für sich selbst ein richtiges Menü zu kochen. Mittags dann auch einfach nur ein Butterbrot zu essen, ist meistens nicht mein Ding. Nun gibt es seit kurzem in besagter Kärntner Straße ein ganz besonderes Lokal. Dort werden vornehmlich billige Mittags - Mahlzeiten angeboten, darunter jeweils ein Tagesmenü, welches ganz besonders billig ist. Gedacht ist dies in erster Linie auch als Versorgungsmöglichkeit für Obdachlose und Leute, die finanziell in ganz schlimmer Not sind, es kann aber ausdrücklich jeder dort essen gehen. Normalverbraucher sollen aber aus sich heraus besonders bei Inanspruchnahme des billigsten Tagesmenüs einen höheren Preis dafür geben, z.B. das Doppelte oder freiwillig auch noch mehr. Eine Stiftung betreibt das Lokal. Nun kommt das Besondere, der Preis des jeweiligen Tagesmenüs beträgt nur 1 Euro! Dafür gibt es tatsächlich ein richtiges, warmes Essen. Die anderen Menüs, die es neben dem Tagesmenü gibt, kosten alle zwischen 3 und 6 Euro, was ja auch preiswert ist. Es sind meist 4 verschiedene weitere Menüs, die etwas aufwändiger gehalten sind. Nun, wo Kayla nicht da ist und weil ich ohnehin dort vorbei kam, bin ich reingegangen und habe mir dieses billigste Tagesmenü geholt. An diesem Tag war das Sauerkraut mit Kartoffelpüree und einer feinen Bratwurst einschließlich Senf dazu. Wer will da kontrollieren, ob man zu den ganz Armen oder zum etwas besser gestellten Rest zählt? Richtig reiche Leute finden sie dort ohnehin nicht. Jedenfalls bekam ich für 1 Euro ohne jede Nachfrage, ob ich mehr Geld zur Verfügung habe, dieses Menü. Man holt sich das dann an einer kantinenähnlichen Theke ab, zahlt gleich seinen Euro dafür, genau so wie es alle anderen vor mir auch machten. Dann geht man mit dem dreigeteilten Teller zu einem Stehtisch, an dem man das Menü gemächlich verzehren kann. Tische mit Stühlen sucht man vergebens, weil man vermeiden will, dass sich die Leute hier länger als nötig aufhalten. Es ist auch sehr schlecht geheizt in diesem Raum, aus dem gleichen Grund. Sonst würden viele Obdachlose das als Aufenthaltsraum zweckentfremden und den anderen, die nur essen wollen, den Platz blockieren. Zu diesem gewollten Effekt trägt auch bei, dass die Ausstattung eher ungemütlich wirkt, gar kühl, u.a. weil die Ausleuchtung in einem kalten weißlich - bläulichen Neonlicht ist. Aber das Essen, welches es für den 1 Euro gibt, ist wirklich sehr gut. Ich würde sogar sagen, dass ich für wesentlich mehr Geld schon ganz deutlich schlechter gegessen habe. Wäre Feuerbach für mich nicht so relativ weit entfernt, würde ich zumindest während Kaylas Abwesenheit noch öfters dorthin gehen. Am Freitag war ich dann auch noch einmal dort, es gab Spaghetti - Napoli mit Bratfisch und Spinat und das war ganz vorzüglich, gar noch besser, als Tage zuvor das Sauerkraut-Menü. Die Nudeln nicht pappig und nicht zu hart, so wie sie ideal sein sollen, der Spinat schmeckte auch nach Spinat und nicht nach rostigem Eisen oder altem Fisch, was man kurioser Weise bei billigen Tiefkühlsorten manchmal hat. Auch alles für nur 1 Euro. Was mir nicht so dort gefällt, ist die umständliche Handhabung der Getränke. Trocken, ohne ein Getränk dabei, isst es sich schlecht, nur die Getränke gibt es an einer völlig anderen Theke und es ist sehr umständlich, mit dem Essensteller in der Hand dorthin zu balancieren, um sich dann ein Getränk, die es nur in Einzelgläsern gibt, zu kaufen und dann wieder zusammen, mit dem Getränk in der einen und dem Essensteller in der anderen Hand zu dem nächsten freien Stehtisch zu marschieren. Umgekehrt ist es noch umständlicher, wenn man zuerst das Getränk besorgt und dann mit dem Glas an der Essenstheke einen leeren Teller vom Geschirr-Stapel nehmen muss, Besteck einlegen muss und dann sich den Teller mit Essen befüllen lässt und damit dann herumrangieren soll. Die Gefahr ist hoch, dass das Getränkeglas bei dieser Aktion zu Boden geht oder wenigstens schon halb leer geschwappt ist, bis dass man endlich dann den Parcours mit Essen holen und zum Stehtisch laufen geschafft hat. Alkoholische Getränke sucht man dort übrigens vergebens. Es gibt heißen Kaffee, heißen Kakao sowie an Kaltgetränken Mineralwasser, Cola, Limonade und Orangensaft, das war's. Die Getränke sind auch außerordentlich billig. Ein Glas Mineralwasser kostet nur 20 Cent, alle anderen Sorten 40 Cent. Geraucht werden darf auch nicht dort, was ich gut finde. Wie gesagt, das Essen ist wirklich sehr gut. Ich hätte dort eine solche Qualität an Essen niemals erwartet. Man sieht natürlich die seltsamsten Gestalten an den Stehtischen stehen, einen Querschnitt durch die Leidensgeschichte der Menschheit, sagte eine obdachlose junge Frau, die bei mir am Freitag am Tisch stand. Ungefähr die Hälfte der Leute scheinen allerdings durchaus ganz normale Speisegäste zu sein, die es nur leid sind, in normalen Restaurants die horrenden Preise für ein Essen zu zahlen. Wenn man zwischen halb 12 und ungefähr halb 2 kommt ist es recht voll. Besser ist es, zwischen 11 und halb 12 oder zwischen halb 2 und 3 Uhr zu kommen, dann ist es deutlich leerer. Essen gibt es täglich zwischen 11 und 15 Uhr. Vor- und nachher ist diese doch sehr außergewöhnliche Gaststube ganz zu. Die gestrafften Öffnungszeiten tragen auch dazu bei, dass es nicht zum Niederlassungspunkt von Obdachlosen wird. Ich war aber gegen 12 dort und so standen jedes Mal noch andere Leute mit mir am Stehtisch, was manchmal aber auch durchaus ganz reizvoll ist, weil es zuweilen angeregte Gespräche gibt. Am Freitag stand eine junge Frau bei mir am Tisch und verzehrte ihr Menü. Die quasselte wie ein Wasserfall, aber nicht wirklich aufdringlich. Die erzählte, dass sie obdachlos sei und das schon mit 19 Jahren. Bei ihren Eltern könne sie nicht wohnen, weil die vor einem halben Jahr selbst ihre Wohnung verloren hätten, da sie die Miete seit langem nicht mehr bezahlen konnten und auch hätte sie mit denen Streit, dort würde sie auch nicht hinziehen, wenn die wieder eine Wohnung hätten. Dann hätte sie mal einen Freund gehabt, aber der habe sie auf einmal immer geschlagen, und da hat sie beschlossen, in freier Natur zu leben. Ich meine, wenn Sie die gesehen hätten, dann hätten Sie sicher gesagt, es ist echt schade drum, wenn solch eine nett wirkende Person auf der Straße lebt. Ich hatte den Eindruck, dass diese junge Frau wirklich etwas besseres verdient hätte und dass es doch sicher Leute geben würde, die die gerne bei sich aufnehmen. Ihren Erzählungen entnahm ich, dass die eigentlich auch ein wenig auf der Suche nach einer Partnerschaft auf einer soliden Basis ist. Das wird natürlich um so schwerer, je länger die auf der Straße lebt. Ein anderer Mann aus dieser Szene mit langem Rauschebart gesellte sich dann noch zu uns, der sah aus, wie der Nikolaus persönlich, nur mit anderen Klamotten, die nicht so recht zu einem Nikolaus passen wollten. Der roch etwas nach Korn und noch nie habe ich einen Menschen so hektisch und schnell eine Mahlzeit in sich reinstopfen sehen. Als habe er Angst, es käme jeden Moment jemand um die Ecke, der ihm alles Essen wegnehmen würde, was er bis dahin nicht schon im Mund hat. Als er dann binnen vielleicht knapp 2 Minuten den ganzen Teller leergefressen hatte, so muss man es nennen, wurde er gelassener, reinigte seinen überdimensionalen Bart von Essensresten und bejammerte, dass er besagter jungen Frau „nichts gutes" tun könne, da er es nicht mehr zustande bringe, so nannte der das. Dann grübelte er noch laut darüber nach, dass er früher dauernd Lust gehabt habe, aber nach 5 Jahren auf der Straße habe er nie mehr Lust und „sein Ding" würde in dieser Hinsicht nicht mehr funktionieren. Ich fand das peinlich, zumal in Gegenwart der jungen Frau und dann noch beim Mittagessen gleich auf diese Tour anzufangen. Die junge Frau war aber bereits die Sitten der Straße gewöhnt und konterte frech, dass er ohnehin nicht an sie rangekommen wäre. Der Nikolausmann zuckte mit den Schultern und meinte dann: „Eh egal, alles vergessen und vorbei!" Dann segnete sich der Rauschebart auf eine eigenartige Weise und bedankte sich mit einem Spruch für das Essen und schob den Wunsch nach, dass er auch morgen wieder einen Euro über haben möge, für das Essen. Die junge Frau winkte lässig ab, schaute ihn skeptisch an und murmelte so etwas wie „Jaja, ist ja gut", dann zog sie aus ihrer Jackentasche ein kleines Reclam-Heftchen, wissen Sie diese beigen Büchlein, in denen man meist markante Stücke der Weltliteratur und ähnliche Sachen zu einem günstigen Preis bekommt. Die sind erschwinglicher und nehmen auch nicht soviel Platz weg, wie die originalen Bücher dieser Werke. Robinson Crusoe war das Werk, welches sie dort in der Reclam-Ausgabe las. Sie las dann vielleicht eine der kleinen Seiten und machte sich dazu Notizen auf einem Schmierblatt, welches wirklich diesen Namen Schmierblatt verdient. Es sah aus, ganz im Ernst, als hätte sie schon mehrmals darüber uriniert, so mit gelben Feuchtigkeitsschatten und gewellt. Der Rauschebart traf dann vorne am Eingang einen anderen Kumpel und machte sich mit dem dann aus dem Staub. So stand ich dann noch mit der jungen Frau an dem Stehtisch, mein Essen hatte ich inzwischen vollständig aufgegessen und nippelte noch an den letzten Resten von meinem Mineralwasser, als die Frau ihr Reclamheftchen beiseite legte, meine Hand ergriff und dann mit leiser Stimme sagte, dass sie schon seit 2 Wochen nicht mehr gebadet oder geduscht habe und das sei eklig und ob sie sich bei mir zuhause nur ganz kurz mal duschen könne, dann sei sie sogleich wieder weg. Die hatte also gleich erkannt, dass ich wohl nicht so ganz zu der üblichen Klientel hier gehöre und ging deshalb davon aus, dass ich eine Wohnung mit Duschmöglichkeit habe. Ich konnte ihr diesen nachvollziehbaren Wunsch einfach nicht abschlagen, zumal Kayla ja nicht da war. Wäre Kayla da gewesen, wäre es mir vielleicht etwas heikel vorgekommen, denn möglicherweise hätte die falsche Schlüsse daraus gezogen. Stellen Sie sich vor, man sagt: „Ach ich habe mal so die Katia zum duschen mitgebracht, so hieß die." Da kauft Ihnen doch so schnell keiner ab, dass das nur im Sinne eines guten Werks gemeint ist. Also fuhren wir zu meinem Mobilheim. Sie war dann zunächst sehr beeindruckt, dass ich sogar auch noch ein Auto habe, für sie der reinste Luxus. Sie hat sich dann wirklich sehr schnell geduscht und neue Klamotten angezogen, die sie in einem eigenartigen Wickel bei sich trug. Ich hatte ihr auch erklärt, dass ich mit Kayla eine feste Freundin hätte und es mir peinlich wäre, wenn es hier zu falschen Schlussfolgerungen käme. Sie meinte dann, dass sie keinesfalls in unsere Beziehung einbrechen wolle, höchstens, wenn ich selbst das auch wollte. Dank Kayla wollte ich das aber nicht. Wissen Sie, ist man solo, dann wartet man jahrelang vergebens auf eine solche Gelegenheit und dann wäre ich ganz und gar nicht abgeneigt gewesen, aber Kayla möchte ich auf gar keinen Fall verlieren und deshalb war außer Duschen wirklich nichts möglich. Sofort nach dem Duschen schnürte sie ihren Wickel, bedankte sich mehrmals, sagte noch, dass man sich ja gerne gelegentlich in diesem Billigst-Restaurant „Zur Meile", so nannte sie das, wiedersehen könnte, sie sei jeden zweiten Tag gegen 12 Uhr dort. Sie bot frank und frei an, dass falls Kayla mal keine Lust habe oder diese Sache nicht mehr aktuell wäre, dann könnte sie mir ja auch mal was Gutes tun. Dann war sie schneller wieder weg, als sie gekommen war.
Sie sehen, so geht eine Woche schnell vorbei und interessante neue Ereignisse ergeben sich ganz von selbst. Soweit für jetzt.
Mit vor-vorweihnachtlichen Grüßen, Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Weihnachtsereignisse" vom 23.12.2005
Frohe und besinnliche Weihnachten.
Ich weiß, Weihnachtsgrüße klingen komisch, wenn man noch knapp 2 Wochen zuvor vom Mangel an weihnachtlichen Gefühlen gesprochen hat. Aber was ist, das ist, warum sollte man nicht darüber reden, wenn dem so ist? Trotzdem stellte sich in den letzen beiden Tagen so ganz zäh und langsam doch noch ein Hauch von weihnachtlichem Gefühl auch bei uns ein. Korrekter gesagt wäre die Bezeichnung weihnachtliche Stimmungslage dafür treffender. Wir hatten schon gar nicht mehr damit gerechnet. Egal wie kritisch ich auch inzwischen konsummäßig ausgenutzten Festen wie Weihnachten gegenüber stehe, so hat Weihnachten ungeachtet des ganzen Trubels, den man darum herum veranstaltet, dennoch eine gewisse Besinnlichkeit bewahrt, die manch einen zum ruhigen Überdenken seiner ganzen Situation und seiner Lage oder Aufgabe in der Gesellschaft veranlasst. Das finde ich durchaus gut, wenngleich es mir schwer fällt, den Grund zu erkennen, weshalb man das ausgerechnet nun tut und sonst vielleicht eher nicht. Selbst skrupellose Typen haben Weihnachten oft recht nah am Wasser gebaut und heulen drauf los, wenn sie vielleicht nur ein bestimmtes Weihnachtslied aus ihrer Kindheit wieder hören oder sich vielleicht an weit zurückliegende Weihnachtsfeste aus der Vergangenheit erinnern. Also muss da irgend etwas sein, was viele Menschen zutiefst in der Seele berührt, ohne dass man genau sagen kann, da oder dort liegt der Grund. Ich glaube auch, dass fast jeder Mensch, auch die angeblich ganz harten Typen, oder vielleicht die ganz besonders, ein verstecktes Ventil brauchen, um ihre sonst übertünchten Gefühle abzulassen. Weihnachten ist ein solches Ventil.
Es ist schade, dass uns so die Zeit davon läuft. Wie Sie wissen, sollen wir bis Anfang Februar die Mobilheime und den Campingplatz verlassen. Nur wenn dies über eine ordentliche Abstandszahlung erfolgen soll, dann müssten wir die bald in Händen halten, damit wir überhaupt noch halbwegs Zeit haben, eine Ersatzbleibe zu finden und das alles zeitgerecht zu regeln. Das habe ich diese Tage auch noch einmal ausdrücklich den Herren Collmer und Oehler mitgeteilt. Beide bedauerten, dass bislang noch kein zufriedenstellender Beschluss gefallen sei. Herr Oehler meinte gar, dass das in diesem Jahr auch nichts mehr würde. Beide verstanden unser Problem mit der Zeitnot und wollen sich deswegen noch einmal ausdrücklich bei ihren Vorgesetzten für uns einsetzen, meinten aber dennoch, dass wir uns davon nicht zu viel versprechen sollten. So sehe ich die Sache mit der Abstandszahlung im Geiste schon immer mehr entschwinden und vermute, dass es für uns dann wohl doch auf eine der vielen Ersatzwohnungen hinauslaufen wird. Kayla, die seit Mittwoch vergangener Woche wieder zurück aus dem Krankenhaus ist, aber noch ziemlich herum humpelt, überlegt schon, ob man sich nicht eine List ausdenken könne, die die oberen Herrschaften bei der Entwicklungsgesellschaft zu einem schnellen Entschluss für die Abschlagszahlungsmethode in akzeptabler Höhe bewegen könnte. Ehrlich gesagt, ich wüsste nicht, wie eine solche List aussehen sollte, aber Kayla brütet da etwas aus, das kenne ich inzwischen, obwohl sie auch mir gegenüber noch nichts konkretes gesagt hat. Nun ja, jetzt wo sie noch nicht viel laufen kann, hat sie ja drinnen Zeit genug, sich alles Mögliche auszudenken.
Diebe werden auch immer drolliger. In einer Kurzmeldung der Werbezeitschrift stand nun, dass Einbrecher in ein renommiertes Spielwarengeschäft hier in Stuttgart eingebrochen hätten. Sie hatten es aber weder auf Bargeld noch auf allgemein teures Spielzeug wie Modellflugzeuge, Modelleisenbahnen oder so etwas abgesehen, sondern sie entwendeten gezielt rund 120 Teddybären in den verschiedensten Ausführungen. Die sind zwar heute auch schon sehr teuer, aber alles andere, auch Sachen, die daneben lagen und viel mehr Wert hatten, ließen sie unangetastet liegen. Man vermutet, dass zum Abtransport der Bären blaue Müllsäcke verwendet wurden, da im Laden dort noch mehrere angebrochene, neue Rollen solcher Müllsäcke gefunden wurden, die aber nicht aus dem Laden selbst stammten.
Eine insgesamt eher etwas makabere Sache finde ich dennoch erwähnenswert. Am letzten Montag war mir nachts danach, spazieren zu gehen. Gegen 22 Uhr verließ ich den Campingplatz und wanderte vielleicht 2 Stunden wahl- und ziellos durch die Stadt und einige benachbarte Parkwege. Als ich an der Kreuzung Schwarenbergstraße - Schönbühlstraße gerade vorbei gegangen war, vernahm ich ein sehr eigenartiges Geräusch. Es klang wie ein Gemisch aus einem sanften Knall, so als könne man einen Luftballon leise zerplatzen lassen, und einem Platschgeräusch, wie es entsteht, wenn man ein Brett aufs Wasser wirft. Ich weiß das klingt komisch, aber so lässt es sich am besten beschreiben. So wandte ich mich der Richtung zu, aus der das Geräusch kam und sah, wie ein Kleinbus gerade eine Katze überfahren hatte. Das war das eigenartige Geräusch. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass dies das Geräusch einer überfahrenen Katze gewesen wäre. Zuvor war auch kein Katzen-Gejammer oder Gekeife zu hören, nur der übliche Verkehrslärm und darin das gedämpfte Knallplatsch- Geräusch, welches sich lautmalerisch eher mit „Blofftschhh" beschreiben liesse. Dann lag der Brei auf der Straße, na ja, Sie können sich denken, dass der Kleinbusbfahrer deswegen nicht angehalten hat. Wer weiß, ob der das in seinem Fahrzeug überhaupt bemerkt hat, wahrscheinlich nicht. Ich bin selbst ja schon gelegentlich von meinem Umzugs-Bekannten, dem ich ab und zu helfe, dessen Ford-Transit- Kastenbus gefahren und der ist innen so laut, da hört man garantiert nicht, wenn man eine Katze überfährt. Vielleicht ein dumpfes Poltern, aber das hört man ständig in diesem Ford-Transit, sobald man eine Bodenwelle oder eine Teernaht überfährt.
Na sage ich Ihnen Krankenhausrechnungen haben es in sich und das können Sie wörtlich nehmen. Schon am gleichen Tag, an dem Kayla aus dem Krankenhaus entlassen wurde, erhielt ich die Rechnung für die Krankenhausbehandlung, die ich jedoch nur an die Sohi-Behörde weiterreichen muss und die regeln dass dann im Dreieck zwischen Krankenhaus, Krankenkasse und Krankenhausarzt. Aber auf diese Weise erfährt man erst, was ein solcher Krankenhausaufenthalt kostet. Sage und schreibe 14.800 Euro will das Krankenhaus für seine Leistungen und zusätzlich kommen aber nochmals Sonderkosten von dem behandelnden Krankenhausarzt, ein Doktor aus Rumänien, in Höhe von 2.100 Euro hinzu. Ein teures Vergnügen, im Krankenhaus zu liegen. Als Kayla das gehört hat, war sie selbst entsetzt. Hätten wir das wirklich aus eigener Tasche bezahlen müssen, also ich weiß nicht, das sind ja Beträge, die einen vernichten können. Egal wo man auch ist, man sieht ja immer etwas neues. Kayla hatte im Krankenhaus eine unerträgliche Bettnachbarin, die ständig und dauerhaft über alles laut meckerte. Ein tatsächliches Beispiel unter vielen, war das Fenster offengeklappt, meckerte sie so lange schimpfend, dass sie im Durchzug liege und sich den Tod hole, bis einer hinging und es schloss. War es hingegen geschlossen, dann meckerte sie auf gleiche Weise, dass dort ein unerträglicher Mief und eine brütende Hitze herrsche solange, bis sich einer erbarmte und es wenigstens in Klappstellung brachte. Wie das Befinden der anderen Patienten dabei war, interessierte die überhaupt nicht. So ging es auch in einem ständigen Fluss zu anderen Dingen immer weiter, egal ob das Programm im Zimmerfernseher, die Heizung, das Licht, Sie glauben gar nicht, worüber man im Krankenhauszimmer alles meckern kann. Ähnlich machte sie das auch bei der Art und Weise der Behandlung durch das Krankenhauspersonal. Immer wusste sie alles besser und schimpfte, dass die Schwestern dumm und nicht richtig ausgebildet wären, dass der Stationsarzt seinen Doktor in Rumänien im Lotto gewonnen habe oder durch Bestechungsgelder von kommunistischen Parteifreunden erkauft hätte und lieber weiter Vieh oder rumänische Holzfäller behandeln soll und dergleichen mehr. Das nervte sowohl Kayla, als wie eine weitere Frau, die mit in dem Zimmer lag und ganz besonders das Pflegepersonal, welches von der morgens gleich mit Beschimpfungen und befehlsartigen Anweisungen begrüßt wurde, sobald sie das Zimmer betraten. Das Personal hat sich das aber nicht lange gefallen lassen und als das Maß an 2 Tagen überschritten war, erhielt die Frau eine zusätzlich Medikamentengabe, die dafür sorgte, dass sie fast 2 Tage lang friedlich wie ein Murmeltier schlief. Offiziell dürfen die das natürlich nicht, aber die werden das nach außen hin dann als für den Heilungsprozess notwendige Maßnahme deklarieren, falls da jemand nachhaken sollte. Kayla ist jedenfalls froh, endlich wieder aus dem Krankenhaus raus zu sein, ich natürlich auch. Es ist verrückt, da ist man schon fast jahrzehntelang ans alleine wohnen gewöhnt, und ich muss unumwunden zugeben, ich habe das alleine wohnen mehr genossen als verflucht, war mit meiner Situation eigentlich hochzufrieden und da kommt da so eine kleine Asiatin daher und man vermisst sie schon, wenn sie nur einen Tag weg ist, geschweige denn, wie jetzt fast 2 Wochen. Das Alleinsein hat dadurch ein ganz anderes Gesicht bekommen, welches ich zuvor eigentlich in der Härte noch nie gekannt hatte.
Laufen kann Kayla derzeit nur sehr eingeschränkt. Vom Krankenhaus hat sie eine wohlklingend bezeichnete Gehhilfe mitbekommen, im Volksmund treffender Krücke genannt. Trotzdem wird uns nicht langweilig. Für die nächsten Tage haben wir uns vorgenommen, viel mit dem Auto gemütlich spazieren zu fahren, auch wenn das Wetter dafür nicht sonderlich geeignet erscheint. Man muss mal wieder raus, etwas ganz anderes sehen. Wissen Sie, manchmal macht es sogar Laune, bei grauem Regenwetter gemütlich durch die Landschaft zu fahren. Sicher nicht auf viel befahrenen Staustraßen, aber so die kleinen Landstraßen im Schwarzwaldbereich oder der Alb. Ohne Winterreifen sollte man sich in beiden Gebieten derzeit aber besser nicht blicken lassen. Aber ich habe ja inzwischen die Winterreifen montiert.
Wundern muss ich mich immer mehr über die um sich greifende Manie mit den übermäßig weihnachtlich beleuchteten Häusern. Ich meine, ich wäre der Letzte, der etwas gegen ein weihnachtlich beleuchtetes Fenster sagen würde oder von mir aus auch derer zwei, aber ich verstehe nicht, warum sich besonders die Deutschen so extrem von amerikanischen Kitsch-Vorbildern anstecken lassen. Ich finde diese mit Geflimmer und Geflacker und Tausenden Birnchen beleuchteten Häuser und Vorgärten ganz grässlich. Die absolute Krönung des Ungeschmacks, des Kitschs und einer infantilen, geistigen Umnachtung sind die idiotischen Weihnachtsmannfiguren, die man seit Jahren zunehmend an jedem dritten Haus an der Wand oder dem Balkon vermeintlich hochklettern sieht. Mir will absolut nicht einleuchten, was daran schön oder gar weihnachtlich sein soll. Genauso gut könnten diese Leute auch ein überdimensionales Schild dort hinhängen, auf dem zu lesen steht: Ich bin ein dummer Affe, der alles nachmacht! Es ist ein Zeichen für willenlose Dummheit und schlechten Geschmack, nicht mehr und nicht weniger. Unterdessen bietet gerade die Weihnachtszeit sicher eine interessante Studienmöglichkeit zur Erforschung des Nachahmeffektes und seiner Ursachen. Wie dem auch sei und egal, wie stark sich die Leute in ein weihnachtliches Pflichtverhalten zwängen lassen, so haben Kayla und ich für dieses Jahr sogar beschlossen, überhaupt keinen Weihnachtsbaum aufzustellen. Wozu dieser Aufwand mit dem Aufbau und kurze Zeit später mit dem Abbau und dem damit verbundenen Dreck? Es ist nicht so, dass wir Weihnachten dieses Jahr überhaupt nicht feiern oder dass wir absichtlich daran vorbei leben, aber diese typische Geschichte entfällt. Ich stelle ein paar leichte Tannenzweige in eine große Bodenvase und befestige daran ein paar bunte Birnchen einer kleinen Lichterkette, dazu ein paar Christbaumkugeln, eine handvoll, mehr nicht und etwas Lametta, Schluss, das reicht! Das soll uns den gleichen Zweck erfüllen, wie ein richtiger Baum.
Haha! Wo wir gerade bei diesen Weihnachtsgeschichten sind, fällt mir da noch etwas ein. Vor ungefähr 2 Jahren noch am vorherigen Wohnsitz, noch bevor ich Kayla kannte, es muss Weihnachten 2003 gewesen sein, vielleicht war es auch schon 2002, egal. Jedenfalls ein Herr Jokisch, der auch dort in dem großen Mietshaus wohnte, hatte wohl plötzlich und unvermittelter Dinge einen regelrechten Weihnachtskoller bekommen, und das genau am ersten Weihnachtstag. Plötzlich gegen Mittag sprang das Fenster seiner Einzimmer-Wohnung im zweiten Stock auf und man hörte lautes fluchen und schimpfen über Weihnachten. Dann flogen etliche Schallplatten mit Weihnachtsliedern aus dem Fenster, irgendwann folgten dann sogar sein kleiner Weihnachtsbaum, eine Krippe und noch andere Teile. Er selbst hing dann betrunken im Fenster und schrie den Sachen ständig nach, was er denn davon habe, dass Weihnachten sei und alles nur Lug und Trug wäre. Dann versammelten sich hinter dem Haus schon zig Leute, die staunend die herausgeworfenen Sachen und den im Fenster brüllenden Jokisch anstarrten. Der Jokisch tobte dann noch eine halbe Stunde weiter, bis er sich von einigen Mitbewohnern beruhigen ließ, die etwas engeren Kontakt zu ihm hatten. Der wohnte dort seit Jahren alleine, seine Frau war 4 Jahre zuvor verstorben, was er sich allerdings nie negativ anmerken ließ. Die anderen Bewohner erzählten immer, dass er sich früher immer zu Weihnachten mit seiner Frau lautstark gestritten habe, als die noch lebte. Vielleicht fehlte ihm das so, dass er im Suff mit sich selbst oder dem Weihnachtsbaum in Streit geriet. Überhaupt verläuft gerade Weihnachten bekanntlich bei weitem nicht so friedlich, wie man glauben möchte. Ein Polizist hat mir mal erzählt, dass gerade dann die Einsätze zu Familienstreitigkeiten stark zunehmen. Die Gründe dafür mögen verschieden sein, aber oft wird sicherlich eine falsche Erwartungshaltung der Beteiligten dafür verantwortlich sein, die dann enttäuscht wird. Manche hoffen, dass sie kostbare oder bestimmte Geschenke erhalten, was dann nicht zutrifft; andere glauben, dass es besonders feierlich würde, eben weil Weihnachten ist, was dann auch aus irgend einem Grunde nicht klappt und weil die Erwartungshaltungen besonders hoch geschraubt waren, ist auch der Frust besonders hoch, wenn die Erwartungen dann nicht in Erfüllung gehen. Ich erwarte von Weihnachten nichts anderes, als von einem normalen anderen Wochentag auch, nämlich dass ich einen guten und möglichst angenehmen Tag verbringe und wenn schon das gelingt, bin ich zufrieden und sehe keinen Grund rabiat zu werden.
Wenig Freude an Weihnachten gibt es hier auf dem Campingplatz bei den Leuten, die sich sozusagen zur Widerstandsgruppe gegen die Umsiedlung und Bebauung zusammen getan haben. In Prinzip wissen die, genau wie ich, dass in weniger als 2 Monaten hier Schluss ist, nur die haben so überhaupt keine greifbare Perspektive, teils auch weil sie sich mit ihrer starren Haltung selbst jede Perspektive verbauen. Mit jedem Tag, der näher an diesen Termin rückt, werden die wütender und nervöser. Kaum dass man jemandem von denen begegnet, dreht sich schon das erste Wort um diese Geschichte, noch bevor man sich grüßt. Wir sehen das eher gelassen. Sicher wäre es uns lieber, und das hatte ich Ihnen schon häufiger geschrieben, wenn wir eine schöne Abstandszahlung bekämen, für die wir ein eigenes Häuschen, vielleicht an der Mosel oder auch im weiteren Umfeld von Stuttgart, kaufen könnten, aber selbst wenn das nicht gelingen sollte und wir in eine schöne Wohnung geraten, sind wir zufrieden. Sehen Sie, man muss immer die guten Seiten einer Sache erkennen können und wenn ich doch ungefähr 70 Wohnungen zur mietfreien Nutzung auf mindestens 9 Jahre zur freien Auswahl angeboten kriege, da müsste es doch schon mit dem Teufel und dem Belzebub zugleich zugehen, wenn unter einer solchen Auswahl nicht wenigstens eine Wohnung wäre, die besser ist, als die Mobilheime hier auf dem Campingplatz. Sorgen mache ich mir da gar keine. Kayla sieht es sogar noch lockerer, als ich, obwohl sie gegenüber der Entwicklungsgesellschaft, einen wesentlich härteren Kurs fährt, als ich. Man weiß es ja nicht, vielleicht reagieren die Köpfe bei der Entwicklungsgesellschaft besser auf einen harten Kurs, als auf meine alte Taktik, zuerst immer soviel wie möglich in freundlicher, ja fast schon freundschaftlicher Stimmung heraus zu holen. Ich bin zwar nach meiner Meinung zeitlebens mit meiner Methode am besten gefahren, aber das muss ja nicht immer zutreffen. Das hängt vor allem davon ab, welche Einstellung die andere Seite hat. Immerhin sind wir die Sache ja bislang freundlich angegangen und man kann uns bestimmt nicht vorwerfen, es nicht im Guten versucht zu haben.
Schallend ausgelacht habe ich jüngst in einem Kaufhaus einen Werbefritzen, der dort vor der Eingangstüre stand und jeden Passanten ansprach, mit dem blöden Satz, dass es ihm gelänge, ab 2006 seine Handykosten drastisch zu senken. Zunächst schaute er verduzt, als ich so laut loslachte. Dann habe ich ihm gesagt, dass ich mit ihm um 1.000 Euro wetten würde, dass er es nicht schaffen würde, meine Handykosten zu senken. Völlig entgeistert schaute mich der junge Mann an und wollte mir dann weismachen, dass dies doch möglich sei, indem ich zu der Handy-Telefongesellschaft wechseln würde, für die er dort Reklame machte. Dann fragte ich ihn noch, ob es bei einem Handyvertrag bei denen noch ein Fensterputzmittel hinzu geben würde, weil deren Name Klarmobil irgendwie nach Fensterputzmittel klingt oder gar ein spezielles Fensterputzmittel für Autofenster vermuten lässt. Das verstand er nun gleich gar nicht und seine anfängliche gute Laune war dahin. Nach einer kurzen Überlegungsphase versuchte er einen neuen Anlauf und wollte mir erneut weismachen, dass meine Handykosten bei ihnen um mindestens 25 %, eher sogar bis zu 40 % niedriger liegen würden. Ich wiederholte mein Wettangebot, dass ich 1.000 Euro dagegen setze, also gegen seine Behauptung, dass es im gelänge, meine Handykosten zu senken. Nach dem seine erneuten mehrfachen Erläuterungsversuche zu dem angeblich supereinfachen und superbilligen Tarif bei mir nicht auf fruchtbaren Boden fielen und ich alles mit der laschen Bemerkung „Viel zu teuer und völlig sinnlos!" konterte, fiel bei ihm langsam der Groschen. Zaghaft fragte er, ob ich etwa noch gar kein Handy hätte. Grinsend bejahte ich das und ich muss zugeben, ich tat es mit einem Gefühl der Genugtuung und der totalen Überlegenheit. Das sah der natürlich völlig anders und ich glaube, ich kam dem vor, wie ein grünes Männlein von einem ganz anderen Planeten. Da ist doch tatsächlich jemand, der gar kein Handy hat - das kann doch gar nicht sein, so etwas gibt es doch gar nicht mehr, jedenfalls nicht im Jahre 2005. Genau so fiel dann auch seine Reaktion aus. Nun glaubte er sich um Welten überlegen, weil er da doch tatsächlich auf einen Bauern aus dem tiefsten Regenwald gestoßen zu sein schien, der tatsächlich noch kein Handy hat. Sogleich wechselte er brav seine Masche, wie er es sicher auf einer Schulung für Handyverkäufer gelernt hatte. Da kam die gleiche Masche durch, die auch Versicherungsvertreter beigebracht kriegen. Mit dramatischen Worten malte er aus, wie schlimm es doch sei, wenn etwas passiere und man keine Hilfe rufen könne, nur weil man kein Handy habe. Dann die ganzen wichtigen Anrufe zu Frau, Kindern, Verwandten, Arbeitgeber, Kollegen und Freunden, die man so ganz ohne Handy immer bis zuhause aufheben müsse und dann dadurch viel wichtiges bis dahin vergessen würde. Ganz zu schweigen von den tollen Spielen die man mit modernen Handys machen könne, Radio und MP3 hören und von überall unterwegs digitale Fotos schießen und diese sofort an alle Bekannten senden. Dann brach ich wieder in schallendes Gelächter aus und fragte ihn, wozu das dann nun alles gut sein soll und was man am Schluss davon habe? Inzwischen waren mindestens 15 Minuten verstrichen, und langsam sah er wohl ein, dass er in der selben Zeit vermutlich mindestens 5 unerfahrenen, kritikunfähigen Jugendlichen hätte ein Handy nebst Vertrag andrehen können. Er machte einen Dreher um seine eigene Achse, sagte dann ernüchtert: „Gut Sie brauchen also kein Handy!", und wandte sich von mir ab und ging zu seinem kleinen aufgebauten Stand an der Eingangstür, sprach dort sofort andere Leute auf seine alte Masche an. Ich hatte meine Freude an dieser Lektion in Sachen vertane Zeit und dachte mir, das geschieht diesen Leuten recht und im inneren ärgert die nichts mehr, als soviel Zeit völlig sinnlos mit ihrem eigenen Geschwätz vertan zu haben. So kann man wenigstens manchmal etwas von dem Ärger zurückgeben, den man mit solchen Werbe- Hanswursten erlebt. Sie glauben gar nicht, wie schön man auf diese Weise Vertreter an der Haustüre zum Kochen bringen kann. Sich erst alles bis ins kleinste Detail erklären lassen und dann, wenn der Vertreter so heiß ist, dass er sich sicher ist, einen in der Tasche zu haben und seinen Kugelschreiber schon zum Unterschreiben des Vertrages zückt, dann einen Abdreher um 180 Grad zu machen und flach zu sagen, dass man an seinem Produkt absolut 0 Interesse habe. Wenn ich selbst Zeit genug habe, mache ich das ungefähr seit einem Jahr so und Sie können sicher sein, dieser Vertreter wird mich garantiert nie wieder besuchen oder ansprechen und in seiner Route neon-giftgrün als weiträumig zu meidendes Ziel markieren.
Die Post scheint in letzter Zeit kräftig unter Koordinationsproblemen zu leiden. Seit vielleicht 4 Wochen erhalte ich mit schöner Regelmäßigkeit Briefe, die für einen Herrn Lapenta gedacht sind. Den Postboten habe ich deswegen schon mehrmals abgepasst und das dem gesagt, geändert hat das aber gar nichts. Die Post bringen die hier nur bis vorne an das Bürohäuslein, in dem die Campingplatzverwaltung sitzt, dort hat dann an einer großen Tafel im Eingangsbereich jeder Dauerbewohner seinen Briefkasten, ähnlich einem Postfach. Daher trifft man den Postboten normalerweise nie, aber ich habe extra nachgefragt, wann der kommt und den dann abgepasst. Der hat mir zwar zugesichert, dass es nicht mehr vorkomme, trotzdem war schon 2 Tage später wieder Post für diesen Lapenta in meinem Kasten. Wie ich inzwischen heraus bekommen habe, wohnt der noch nicht einmal hier in dem Stadtteil. Gewiss ist der Anfang des Namens ähnlich und ebenfalls recht selten, aber dennoch muss man doch zwischen Lapenta und Lappenkeuler unterscheiden können. Kayla hatte schon 2 mal versehentlich diese Briefe aufgerissen. Einer enthielt eine Rechnung einer Textilfabrik über 11.000 Euro für Kleidungsstücke, der andere war mehr ein persönlicher Brief. Ich habe die versehentlich geöffneten dann mit Tesafilm wieder zugeklebt und einfach in den nächsten Post- Briefkasten geworfen, da ich keine Lust habe, den Briefträgern weiter dafür nachzulaufen. Auch sehe ich es nicht ein, deswegen extra zu einem Postamt zu fahren, dazu ist mir die Zeit zu schade.
Überall blühen Weihnachtsmärkte auf und ich finde es übertrieben, was da läuft. Selbst am Schützenplatz, der liegt kurz hinter dieser Staatsgalerie, hat man dicht gedrängt Buden aufgestellt, obwohl nur wenig weiter der traditionelle Weihnachtsmarkt wieder in beachtlicher Größe stattfindet. Ebenso ein weiterer in entgegengesetzter Richtung und natürlich noch zig weitere an anderen Stellen. Aber es nervt einen zuweilen schon, weil man überall über diese Angebote strauchelt, die vor allem eigentlich überhaupt nichts mit Weihnachten zu tun haben. Irgend solche Plastikfiguren aus China mit nach meiner Meinung affigen Gesichtern findet man jetzt immer überall und ich verstehe nicht, wie Leute an solchem Schrott Gefallen finden können. Trotzdem erlebt man gerade auf Weihnachtsmärkten immer wieder heitere Situationen. So stand eben dort ein betrunkener Mann angelehnt an eine der hölzernen Verkaufsbuden und trällerte lautstark ein altes Lied von Liebe und Treu, also kein Weihnachtslied, das fanden weder die Verkäufer in der Bude noch die Passanten gut und es entbrach ein ziemlicher Streit. Man wollte den betrunkenen Sangesknecht los werden und drängte ihn, weiter zu gehen. Nur damit hatte der so seine Probleme, denn immer wenn er die Halt bietende Bude verlassen wollte, neigte er sich wie ein junger Baum im Sturm und drohte hinzustürzen. Dabei fluchte er gewaltig und beschimpfte den Budenverkäufer als Missgeburt, der sich dann seinerseits mit einer Salve von Derbheiten revanchierte. So entstand ein eigenwilliger verbaler Schlagabtausch zwischen den beiden, der immer wieder dann eine Pause machte, wenn der Betrunkene sich wieder an der Budenwand abstützte und dort Halt fand. Dann ging nach wenigen Minuten das gleiche Spiel wieder von vorne los. Eine Weile später mischten sich noch andere Typen in dieses Theater ein und es begann sogar eine kleine Rangelei zwischen dem Betrunkenen, seinen Sympathisanten, etlichen Budenverkäufern und einigen Passanten, in die dann 2 Polizisten eingriffen, die dort gerade lang spaziert kamen. Na da kann ich nur sagen, frohe Weihnachten!
Mit weihnachtlich - heiteren Grüßen, auch im Namen von Kayla, Ihr
Egbert Lappenkeuler
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