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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Ein blöder Hund” und “Schöner Wohnen” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Ein blöder Hund" vom 13.11.2005

Herbstlich unentschlossene Grüße.

Wieder liegt eine ereignisreiche und informativ wichtige Zeitspanne
hinter uns. Nach der schönen Moselreise in der vorletzten Woche,
wurden wir kurz nach der Rückkehr von neuen Einzelheiten bezüglich
der Campingplatzentwicklung überrascht. Sie erinnern sich, einige
Dinge hatte ich Ihnen schon im Anhang an meine Berichterstattung
von der Moselreise angefügt. Das war aber der Stand der Dinge, wie
er bereits kurz vor der Moselreise aktuell war, der mehr auf
Vermutungen basierte. Gerade erst gestern gab es für den „elitären"
Kreis der Dauerbewohner eine immerhin 3stündige
Informationsveranstaltung hier im Gemeinschaftssaal, die im
Anschluss noch zu äußerst heftigen Debatten führte, die sogar von
Drohungen gegen Mitglieder der Entwicklungsgesellschaft begleitet
wurden. Später hat sich dann noch mein früherer Hauseigentümer und
Vermieter bei uns gemeldet und weitere nette Informationen
ausgeplaudert, die die Herren von der Stadtentwicklungsgesellschaft
noch nicht aus dem Sack lassen wollten. Was unser Ex-Vermieter
schon angedeutet hatte, wurde jetzt von den Entwicklungseierköpfen
endlich bestätigt. Der Campingplatz wird spätestens ab April 2006,
eher sogar schon ab März oder Februar, es hängt vom aktuellen
Wettergeschehen im nächsten Jahr ab, zu einer einzigen Großbaustelle
mutieren. Da wäre kein einziger Platz mehr frei, für übrig gebliebene
Sonderlinge, die noch aufgrund alter Rechtsverbindlichkeiten dann
zwischen tiefen Baugruben, Matschhalden, Baubuden, Maschinen,
Sandhaufen, Baukränen, Baggern, Zementsilos und im Rohbau
befindlichen Gebäuden ihre Mobilheime oder Wohnwagen stehen
haben. Das ginge gar nicht, weil man tatsächlich mehr oder weniger
an allen Stellen zugleich mit Bauarbeiten beginnen will und nicht, wie
noch vor anderthalb Wochen von dem gleichen Sprecher der
Entwicklungsgesellschaft behauptet wurde, erst Schritt für Schritt
einzelne Teilbereiche in Angriff nehmen will, wobei dann angeblich
die Dauerbewohner ihre Domizile nur auf dem verbleibenden Rest des
Geländes hätten zusammenschieben müssen. Es entstehen in diesem
Gebiet zudem ganz neue Strassen und ganz neue Kanalsysteme und
alles was so dazu gehört. Dann sollen unter den größeren Bauten, und
es handelt sich dabei fast ausnahmslos um größere Bauten, prächtige
Tiefgaragen entstehen, die teils in 4 bis 5 Etagenebenen unter die Erde
führen. Das kommt ja beinahe einem U-Bahn-Bau gleich. Ein
Architekt, der auch zu Worte kam, erläuterte, dass alleine die
Erdarbeiten daher recht kompliziert würden und viel Platz und Zeit in
Anspruch nehmen würden. Sie können sich vorstellen, wenn man eine
Baugrube aushebt, die vielleicht 20 m tief in die Erde führt und die
dann auch noch befahrbar sein muss, weil es ja eine Tiefgarage wird,
dann müssen auch entsprechend lange Anfahrtsrampen gebaggert
werden, damit die Bau-LKW überhaupt in diese Tiefe runterfahren
können. Alleine das verschlingt im Umland soviel Platz für diese
Anfahrtrampen, die ja ein bestimmtes Gefälle nicht überschreiten
dürfen, weil sonst die Unfallgefahr zu hoch wird oder die Gefahr, dass
ein schwer beladener LKW dort nachher gar nicht mehr hoch kommt.
Daher ist kein Gedanke mehr daran, dass da auch nur irgendwelche
Freiräume für Restbestände von Mobilheimen oder Wohnwägen über
bleiben. Das Einzige, was von unserem Campingplatz überleben wird,
dass ist das heutige Bürohäuschen vorne an der Einfahrt, wo die
Verwalterin ihr Büro drin hat, wo auch eine Art Kiosk drin ist und wo
der Gemeinschaftssaal drin ist. Daneben befindet sich in etlichem
Abstand noch das Gaslager, wovon ich Ihnen einmal erzählte, aber das
kommt auch weg. Nur dieses Bürohäuschen und etwas Umland mit
den schönen Parkbäumen bleibt übrig. Das Häuschen ist so sehr alt
auch noch nicht, vielleicht 20 Jahre, was für ein massiv gebautes Haus
ja kein Alter ist. Das hat bereits ein Privatmann gekauft und er wird es
zu einer Art Bungalow umbauen, da es sich heute schon ungefähr in
diesem Baustil befindet. Das ergab sich so, weil diese Kante als
einzige von der Stadtentwicklungsgesellschaft nicht beansprucht wird.
Heute ist an dieser Seite noch die einzige befahrbare Einfahrt auf das
Gelände, jedoch diese Straße wird später an diesem Bungalow als
Sackgasse enden. Das Bungalowgrundstück wird dann in Richtung
der neuen Gebäude mittels einer großen 3,50 m hohen Mauer als
Privatgrundstück abgegrenzt und die ganzen neuen Gebäudeblocks
kriegen eigene, neue Zufahrtsstraßen, die direkt weiter oben von
übergeordneten Straßen abzweigen. Dafür werden dann in diesem
Bereich sogar noch einige alte Wohnhäuser abgerissen, damit genug
Platz für die neuen breiten Anbindungsstraßen frei wird. Mit deren
Abriss soll sogar noch dieses Jahr begonnen werden, damit die
schweren Baumaschinen im nächsten Jahr dort schon Platz haben
anzufahren. Diese Abrisshäuser gehören wohl schon lange der Stadt
und stehen schon mindestens seit 3 Jahren leer. Böse Zungen
behaupten deshalb, dass dieser nun plötzlich rasant über uns
hereinbrechende Campingplatz-Abriss und Bebau schon von langer
Hand geplant war, das würde man daran erkennen, dass diese besagten
Häuser in der Zufahrtsschneise schon damals nicht mehr vermietet
wurden. Wer weiß? Für uns ist wichtiger, wie es mit uns weiter geht.
Sie wissen es und ich weiß es, dass es überhaupt keinen Zweck hätte,
sich als kleines Sohi - Würstchen gegen diese Sache aufzulehnen, da
hätte man absolut 0 Chancen gegen anzustinken, nur selbst über Jahre
Ärger und Frust ohne Ende, womit ich mich nicht belasten will. So
versuche ich immer, von Anbeginn an mittels einer Kooperation das
best Mögliche für uns herauszuholen. Meist klappt das dann auch,
weil man sich in diesem Stadium die Leute auf der anderen Seite, die
am längeren Hebel sitzen, noch nicht zum Feind gemacht hat. Wenn
ich gleich anfange, die zu bekämpfen und zu beleidigen, dann werden
die alles daran setzen, mich am Schluss so schlecht wie nur irgendwie
möglich dastehen zu lassen, weil sie mich bekämpfen wollen. Sicher
wird mancher sagen, das wäre eine opportunistische Einstellung, die
falsch ist, das sehe ich aber aus Erfahrung anders. Es gibt natürlich
Grenzen, ich behalte dabei schon unsere Interessen im Auge und wenn
die Entwicklung dann trotz meiner Einfühlsamkeit in die falsche
Richtung losgehen sollte, dann werde auch ich aufsässig und kämpfe
zur Not selbst gegen Windmühlen. Aber wissen Sie, wer sagt mir
denn von Anfang an, dass ich mit denen nicht etwas aushandeln kann,
was uns am Schluss sogar selbst noch besser gefällt, als die heutige
Situation? Da lasse ich mich doch erst einmal auf das Spiel ein und
sehe zu, dass ich die Figuren so günstig platziert kriege, dass für uns
am Schluss unter der Rechnung ein Plus steht, möglichst sogar ein
deutliches Plus. Mit dieser Methode bin ich eigentlich immer gut
gefahren und das bei gleichzeitiger Reduktion meiner eigenen
Stressfaktoren. Also die Besprechung dort hat dann klar gemacht, dass
die 65 Dauerbewohner in Zusammenarbeit mit der Stadt eine neue
Bleibe oder eine Umsiedlung auf Kosten der Entwicklungsgesellschaft
erhalten werden. Bei den Leuten mit einem normalen Wohnwagen ist
das relativ einfach und billig für diese Entwicklungsgesellschaft, die
werden einfach auf einen anderen Campingplatz umgesiedelt, fertig.
Dabei haben die die Auswahl unter immerhin 6 verschiedenen
Campingplätzen in Stuttgart und der näheren Umgebung, wo sie dann
hin können. Bei den Mobilheimbesitzern ist man zu der Erkenntnis
gelangt, dass die Mobilheime, die alle zwischen 21 und 38 Jahre auf
dem Buckel haben, nicht mehr transportfähig sind. Ein Transport
würde so viele Sicherungsmaßnahmen erfordern, dass diese
Angelegenheit zu teuer käme und wahrscheinlich trotzdem in einem
Chaos enden würde, als wie wenn man den Betroffenen für die
restliche Länge ihrer Vertragslaufzeit eine richtige kostenlose
Ersatzwohnung zur Verfügung stellt. Diese könnten sich die
Betroffenen dann sogar aus einem Pool von ungefähr 55
verschiedenen Wohnungen aussuchen, die diese Gesellschaft derzeit
im infrage kommenden Bereich leer stehen hat. Dazu muss man
unbedingt anmerken, dass von den 65 Dauerbewohnern heutzutage
weniger als 20 in Mobilheimen wohnen, die anderen rund 45 alle in
Wohnwagen, die ja dann nur auf einen anderen Campingplatz
verschoben werden. So können sich die verbleibenden knapp 20
Mobilheimbewohner gütlich aus den 55 Ersatzwohnungen das
aussuchen, was ihnen am besten gefällt. Kayla und mir stehen genau
genommen dann sogar 3 Wohnungen zu, weil wir ja auch 3
Mobilheime hier haben, wie ich Ihnen damals berichtete. Aber da
wäre eine Kompromisslösung möglich, dass wir dafür im Gegenzug
anstatt 3 natürlich nur 2 dafür aber größere Wohnungen um die 50-60
m² beanspruchen können oder, falls wir doch in eine einzige Wohnung
zusammenziehen, dann könnte man uns sogar eine 120 m² - oder eine
100 m² - Wohnung mit zusätzlichem Dachboden- und Kelleranteil
sowie einer richtigen Garage für unser Auto anbieten. Das klingt doch
schon mal nicht schlecht, oder? Es ist natürlich immer eine Frage, wie
die Wohnung aussieht und in welcher Lage sie ist. Das wissen wir
alles noch nicht. Alle Betroffenen werden eine schriftliche Einladung
erhalten, wo sie zuerst einzeln in einem Gespräch mit den Fachleuten
ausloten können, welche der möglichen Wohnungen vielleicht infrage
käme und dann folgt vor Ort eine genaue Besichtigung, der infrage
kommenden Wohnungen. Ich finde, das klingt alles eigentlich gar
nicht schlecht. Sicherlich, es ist betrüblich, wenn man innerhalb einer
Jahreszeitspanne gleich 2 mal umziehen muss und wir haben diese
Ersatzwohnungen ja auch noch nicht gesehen und auf dem
Capmingplatz war das landschaftlich schon ein Erlebnis, inmitten von
einer großen Wiesenlandschaft und doch mitten in der Stadt zu
wohnen und in den eigenen 4 Wänden, denn die Mobilheime selbst
gehören ja uns. Da wird sicherlich auch noch einiges an
Klärungsbedarf übrig bleiben, wie und was mit unseren schönen
Mobilheimen geschieht, eben weil sie unser Eigentum sind. Wir
können aber nicht für einen Abtransport oder gar eine Entsorgung
gerade stehen, das dürfte klar sein. Wenn die Ersatzwohnungen uns
nicht zusagen sollten oder im Vergleich zum Mobilheim zu schlecht
abschneiden, ja dann ist guter Rat teuer. Denn unter solchen
Voraussetzungen würden wir sicher versuchen, auf eine andere
Lösung zu drängen. Vielleicht in der Form, dass man doch versucht
unsere Mobilheime mittels Schwertransport an einen anderen Standort
zu verlagern, natürlich auf Kosten der Stadtentwicklungs -
Herrschaften. Solch ein Vorgriff wäre aber sehr verfrüht, dazu muss
man dann wirklich alle infrage kommenden Wohnungen gesehen
haben und auch ihre Lage beurteilen. Kayla hat auch schon gesagt,
dass wir uns da Zeit drüber lassen sollten und wirklich in Ruhe alle
Wohnungen ansehen, auch wenn das für die Leute von der
Stadtentwicklungsgesellschaft etwas nervig wirkt. Schließlich müssen
wir später wahrscheinlich viele Jahre in dieser Wohnung leben und
dann muss das alles schon stimmen.
Es kommt allerdings auch noch eine neue Variante ins Spiel, die
jedoch auch nur hinter vorgehaltener Hand leise gewispert wurde. Das
wäre die, dass wir gar keine Ersatzwohnung zur Verfügung gestellt
bekämen, sondern nur eine einmalige Abschlagszahlung sozusagen als
Abfindung erhalten und uns dann um alles Weitere selbst kümmern
müssten. Man erhielte dann einen relativ hohen Betrag, was schon mal
ebenfalls nicht schlecht klingt, müsste dann unterschreiben und dafür
gerade stehen, dass man spätestens bis Februar 2006 vom
Campingplatz weggezogen wäre und dann auch keinerlei weiteren
Ansprüche an die Stadtentwicklungsgesellschaft mehr stelle. Zahlen
wurden nun noch keine genannt und so lautet die erste Frage natürlich,
was verstehen die Leute von der Entwicklungsgesellschaft unter dem
Begriff „hoher Betrag" ? Kayla meinte, dass da sicherlich mindestens
40.000 Euro pro Kopf drin sein müssten, denn wenn man zugrunde
legt, dass wir ja ungefähr 10 Jahre ein Anrecht darauf hätten, noch
mietfrei zu wohnen, dann kann man ja die in dieser Zeit für eine
vergleichbar große Mietwohnung in Stuttgart anfallenden
Monatsmieten hochrechnen. Gewiss wird man da keine Mietpreise für
Luxuswohnungen ansetzen dürfen, aber ich denke, realistisch und für
Stuttgart eher sogar deutlich untertrieben wäre sicher ein Betrag von
350 Euro pro Monat für eine kleine Einfachstwohnung anzusetzen und
damit käme man innerhalb von 10 Jahren in diesen Bereich. Das wäre
dann auch eine überlegenswerte Sache und wie verrückt sich
manchmal alles windet, wenn Kayla und ich dann zusammenlegen
würden und man auf rund 80.000 Euro käme, so könnte man fast
schon den Traum erfüllen, den wir noch in unserem letzten Schreiben
als utopisch abgetan hatten, an der Mosel ein altes Winzerhaus oder
ähnliches günstig zu kaufen und dann im Laufe der Jahre in
Eigenleistung zu renovieren. Also doch ganz weg von Stuttgart und in
unser neues Traumgebiet Mosel zu ziehen. Das wäre doch ein Ding!
Aber ich denke, es ist für solche Ausflüge in die Welt der Träume
doch noch viel zu früh und man sollte sich da nichts vormachen, denn
dann leidet man später auch nicht unter dem Zusammenbruch der
eigenen Traumwelt.
Sie können sich sicher vorstellen, was jetzt hier auf dem
Campingplatz los ist. Eine solche Angelegenheit bietet für sich
genommen schon genug Diskussionsstoff, aber wenn dann noch, wie
in diesem Fall, für jeden die Aufgabe von gewohnter Umgebung, von
Heimat, wenn man so will, damit verbunden ist und das
gewissermaßen noch zwangsweise, dann ist die Hölle los. Einige
toben schon täglich und rotten sich zusammen, wollen sogar
Protestkundgebungen planen, andere wünschen den Kerlen von der
Stadtentwicklungsgesellschaft und den damit zusammenarbeitenden
Investoren die Pest an den Hals. Die Gemütlichkeit ist weg und von
den verschiedenen Gruppierungen, die sich dadurch gebildet haben,
kommt fast jeden Tag hier bei uns jemand klingeln und möchte uns
überreden, dass wir uns denen anschließen. Das werden wir aber ganz
bewusst nicht tun, da ich überzeugt bin, dass wir damit unsere spätere
Verhandlungsposition stärken, wenn wir nicht bei diesen Protestlern
mitmachen. Wissen Sie, diese Erfahrung habe ich bislang immer in
meinem Leben gemacht, dass man für sich am Schluss das Beste
herausholen kann, wenn man sich nicht der tobenden Meute
anschließt. Das setzt uns zwar bei vielen anderen Betroffenen hier auf
dem Platz in eine gewisse Verräterposition, obwohl wir ja gar
keinerlei Ziele von denen irgendwie verraten werden, aber man ist
dann nicht mehr besonders gut angesehen, bei diesen Leuten. Das ist
uns aber bei der jetzigen Entwicklung völlig schnuppe, denn diese
Leute, mit denen wir jetzt hier noch als Nachbar oder Übernachbar
zusammenleben, die werden wir definitiv spätestens ab Frühling
nächsten Jahres nicht mehr sehen und mit denen nichts mehr zu tun
haben. Da nützt es mir wenig, oder besser gesagt gar nichts, wenn die
mich als einen ihrer Mitstreiter gut in Erinnerung haben, ich aber
dafür vielleicht in einer Bruchbude wohne oder ganz sehen kann, wo
ich bleibe. Wissen Sie, ich möchte auf gar keinen Fall in so eine
richtige Altbauwohnung verwiesen werden, in so was habe ich vor
vielleicht 10, 15 Jahren auch schon gewohnt und das hat mir gereicht.
Dann lieber in einem Betonklotz wohnen, als in so einer schimmel-
und läusebefallenen Stinkbude von 1880. Sicherlich gibt es auch gut
sanierte Altbauten, aber die kosten dann auch in Miete, Unterhalt
u.s.w. mindestens genauso viel, wie gleich in einem modernen Haus.
Da ist mir dann aber das moderne Haus lieber. Kayla und ich legen
uns da fast täglich verschiedene Strategien zurecht, wie wir den
Anbietern der Entwicklungsgesellschaft am besten gegenübertreten,
um für uns das Bestmögliche herauszuholen. Natürlich muss man
dazu erst einmal sondieren, was die wirklich bereit wären anzubieten.
Für uns ist das alles vielleicht auch ein Schritt leichter, als für die
Leute, die schon seit vielen Jahren hier auf dem Campingplatz ihren
Dauerwohnsitz haben. Dafür nervt bei uns umso mehr, dass wir dann
schon wieder umziehen müssen. Grässlich. Allen Krempel
zusammenpacken, transportieren, wieder auspacken. Na ja, hier
bewährt sich wieder mein altes Konzept, nicht übermäßig viel zu
besitzen, nur wenige dafür aber sinnvolle Möbel, dann braucht man in
solch einem Fall auch keine wochenlange Umzugsaktion zu
befürchten. Ich sage immer, nur soviel Material in seinem Besitz
halten, dass man mit einem Aufwand von maximal 2 Tagen
vollständig und ruckzuck umziehen kann. Das ist heute auch noch
gewährleistet. Bei Kayla schaut es ähnlich aus, so kommen wir beide
zusammen mit allerhöchstens 4 Tagen für einen Komplettumzug
völlig aus. Eher ist es in 3 Tagen zu schaffen, gerechnet vom ersten
Zusammenpacken der Tassen bis zum Beginn des Einräumens der
Tassen in der neuen Wohnung. Auch habe ich durch meine
gelegentlichen Hilfsjobs bei meinem Bekannten mit der kleinen
Umzugsfirma darin eine gewisse Übung, was mir sicherlich einen
Zeitvorteil von 1 Tag gegenüber einem Ungeübten verschafft. Wie bei
allen anderen Dingen auch, muss man sich beim Umzug ein gewisses
System zurecht legen, nach dem man konsequent vorgeht. Dann läufts
wie am Schnürchen und man hat später auch weniger Arbeit mit dem
Suchen bestimmter Teile, die sonst gerne bei einem Umzug im
Nirwana verschwinden. Mein alter Wahlspruch, niemals große Möbel
anzuschaffen, lieber mehrere kleinere, bewährt sich damit ebenfalls
erneut. Beispielsweise große Schränke sind in meinen Augen absolut
unsinnige Konstruktionen, aber ich schweife wieder zu sehr vom
eigentlichen Thema ab. So sind wir gespannt, wie diese Sache weiter
geht. Da die Entwicklungsgesellschaft und ihre Investoren es sehr
eilig haben, man kann sagen, dass deren Zeitplan schon steht, werden
wir sicher nicht allzu lange auf den Fortgang dieser Dinge warten
müssen. Unser früherer Vermieter meinte auch schon, dass man sich
zuerst den Leuten zuwenden wird, die ohne großes Palaver mit sich
verhandeln und zu einem für beide Seiten guten Ergebnis führen
lassen. Am Schluss kommen dann die Problemfälle dran, die vielleicht
auch mit Widerstand bis zu letzt ausharren und dann schon im Matsch
der Baustelle in den Unannehmlichkeiten versinken. So könnte es
sein, dass ich Ihnen in meiner nächsten Email schon wieder neue
Fakten zu der Angelegenheit mitteilen kann.

Eine ganz andere Geschichte, lustig ist sie, wenn hierbei auch eher
eine ungewollte Komik entstand. Ich weiß nicht, ob Sie sich etwas aus
Haustieren machen, ich eigentlich nicht. Es ist nicht so, dass ich etwas
gegen Haustiere habe, aber auf mich bezogen möchte ich keine im
Haus und in meiner Umgebung haben, schon gar keine Hunde. Frauen
neigen zwar eher zur Freude an Haustieren, aber Kayla hasst sogar
Hunde, jedenfalls ein wenig. Nicht so, dass sie ihnen etwas antun
würde, aber sie fängt schon sehr an zu schimpfen, wenn wieder so ein
Hund ohne Leine daher kommt oder verständlicherweise noch mehr,
wenn Hundehaufen herumliegen. Trotzdem ergab es sich, dass in den
letzten Wochen häufiger ein weißer Hund, ich kenne die Rasse nicht,
würde auf eine mittelkleine Terriersorte tippen, hier ausgerechnet um
unsere Mobilheime streunte. Zunächst gefiel uns das überhaupt nicht,
aber eigentlich entpuppte sich der Hund wohl mehr als ein lieber Kerl,
der oft schon in Freude ausbrach, wenn sich nur jemand von uns
draußen zeigte. Das war schon so, dass außenstehende Betrachter
hätten meinen können, es sei unser Hund. Er wedelte mit dem
Schwanz und wurde gleich zutraulich, obwohl wir ihn nun beileibe
nicht angelockt hatten. Ich vermute, dass wieder so ein
verantwortungsloser Hundebesitzer den Flocki, so nannte ich den,
weil mir der Name bei seinem Anblick spontan einfiel, einfach
irgendwo hier in der Gegend ausgesetzt hat, nachdem für ihn der
Spaßfaktor an dem Hund vorbei war. Trotzdem blieb es bei unserem
Grundsatz, in die Wohnung kommt uns kein Tier, aber draußen im
Vorgarten, wenn man so will, ließen wir ihn in Ruhe, solange er dort
keine Hundehaufen hinpflanzt, was er auch nicht tat. Manchmal hatte
ich ihm eine Schale mit Wasser hingestellt, als es vor 2 Wochen noch
so warm war und ab und zu ein paar Essensreste dazugelegt, die er
freudig fraß. Damit war das Maß unserer Zuwendung dann aber auch
voll, denn wie gesagt, wir sind eigentlich beide keine Anhänger von
Haustieren. Nun ergab es sich, dass Kayla letzte Woche in einem
Supermarkt wegen eines Geschäftsjubiläums eine Packung mit
diversen Süßigkeiten geschenkt bekam. Darunter befand sich auch ein
Beutel Lakritze. Ich mag Lakritze eigentlich recht gerne, Kalya eher
gar nicht, also kaute ich auf den Dingern etwas herum, aber sie
entpuppten sich als sehr schlechte Qualität. Vermutlich irgend ein
Importmist. Das Zeug war wie Gummi, verklebte sich furchtbar
zwischen den Zähnen und schmeckte wie Urin, also ein ungenießbares
Zeug. Mehr in Gedanken schmiss ich davon einige kleine rechteckige
Brocken dem Flocki raus ins Gras und er stürzte sich gleicht begeistert
auf dieses Zeug. So ein Hund ist halt ein Tier und nicht, dass er erst
ein Stückchen davon probierte, nein, er schnappte gleich alles, was
greifbar war, in den Mund und begann erst dann darauf herum zu
kauen. Der Ärmste hatte mit dem verklebten Zeug aber noch mehr
Probleme, als wir. Unsereins hat ja wenigstens Hände, mit denen er im
Notfall das Zeug wieder aus den Zahnzwischenräumen ziehen kann,
das konnte der Hund aber nicht. Er wälzte sich auf der Wiese und
streifte mit den Pfoten an der Schnauze vorbei, aber alles ohne Erfolg.
Er jaulte und keuchte, biss, bellte, bekam dann wieder kaum das Maul
auf, mindestens eine halbe Stunde hatte er größte Mühe mit dem
Zeug. Darüber, dass wir ihm das Zeug hingeworfen haben, war er
dann aber wohl so beleidigt, dass er verschwand und wir ihn seit
diesem Tag nie mehr gesehen haben. Kayla meinte schon, jetzt wisse
man auch, womit man Hunde wieder los würde.

In einer regionalen Zeitschrift war hier diese Tage ein leicht
amüsierender Artikel zu lesen. Für alles und jeden Zweck gibt es
heute spezielle Reinigungsmittelchen. So hatte laut diesem Artikel
eine Familie oben im Stadtteil Neugereut - Steinhaldenfeld, das ist in
der Nähe des Stuttgarter Hauptfriedhofs, einen sogenannten
Bildschirmreiniger gekauft und sowohl am Fernseher, als wie auch am
Monitor ihres Computers verwendet. Zunächst ging am Monitor wohl
auch alles gut, der Bildschirm wurde von altem Staub und Dreck
befreit, aber als man dann, wohlgemerkt dem laufendem Fernseher
dem die gleiche Kur verabreichte, zischte und qualmte es plötzlich
und der Fernseher gab seinen Geist auf. Die Reinigungsflüssigkeit, die
als Pumpspray auf den Bildschirm aufgesprüht und dann mit einem
Wolltuch abgewischt wird, war nicht gleich abgewischt worden,
sondern lief in größerer Menge am Bildschirm herunter und dann
unten am Ende des Bildschirms hinter einer Verblendung in das Gerät,
es folgten dann Rauchzeichen und das Gerät quittierte seinen Dienst.
Wie dem Artikel zu entnehmen war, entstand dadurch an dem
Fernseher Totalschaden, da eine Reparatur danach nicht mehr lohnte.
Das alles muss wohl schon etliche Monate her sein, denn wie dort
stand, war nun ein Prozess entschieden worden, den die Familie gegen
den Hersteller des Reinigungsmittels angestrengt hatte, da die keine
Ersatzkosten für einen neuen Fernseher bezahlen wollte. Die Richter
haben entschieden, dass die Firma keinen Ersatz leisten muss, da die
Familie das Mittel unsachgemäß gehandhabt hätte, sie hätte das
erstens nur am abgeschalteten Fernseher benutzen dürfen, das würde
einem schon der gesunde Menschenverstand sagen und zweitens
hätten sie es nicht in solchen Mengen aufsprühen sollen, dass es wie
ein Rinnsal nach unten unter die Verblendung zu den Einstellknöpfen
lief.

In Frankreich ist ja derzeit die Hölle los. Wenn ich das in den
Nachrichten verfolge, wie dort unzählige Jugendliche Autos, Busse
und sogar Geschäfte oder Schulen in Brand setzen, das ist ein heller
Wahnsinn. Ich finde es verwunderlich, dass die Polizei nicht wirksam
genug gegen die Randalierer ankommt. Natürlich kann man sich aus
der Distanz kein richtiges Bild von dem machen, was dort wirklich los
ist. Wie bislang in allen Berichten darüber deutlich wurde, handelt es
sich in erster Linie um Jugendliche afrikanischer Abstammung. Von
den Jugendlichen wird es oft so dargestellt, dass es am dortigen Staat
läge, weil der den Jugendlichen keine vernünftige Arbeit oder genug
Geld geben würde. Das ist doch ein lachhaftes Argument. Ich kenne
selbst genug Leute, auch Jugendliche, die keine Arbeit haben, die
nicht genug Geld haben und weiß selbst sehr genau aus eigener
Erfahrung, Sie wissen es, was es heißt, kein Geld zu haben, aber dass
ich oder alle, die davon betroffen sind, deshalb auf die hirnrissige Idee
kommen, deshalb anderen die Autos oder Geschäfte anzuzünden, das
ist doch wirklich ein Zeichen geistiger Umnachtung. Damit bestätigen
diese Leute doch nur, dass sie geistig so defekt sind, dass sie zu nichts
zu gebrauchen sind. Welcher Arbeitgeber würde denn solche Chaoten,
Spinner oder derartigen Abschaum einstellen, der eine derartige
Einstellung vertritt und so was macht? Die stellt keiner ein, weil die
wahrscheinlich so dumm sind, dass sie für keinen Job brauchbar sind.
Die glauben heute alle, sie brauchten aus ihren armen Ländern nur
hier in den Westen zu kommen, und dann würde ihnen ohne
Gegenleistung alles vorne und hinten reingeschoben und sie hätten
auch noch einen Anspruch darauf. Wenn dass dann nicht klappt, dann
brausen die auf und randalieren. Aber es zeigt auch, dass in der
Herkunft sowie scheinbar auch im dortigen muslimischen Leben eine
geistige Haltung vermittelt wird, die Leute zu solchen Taten neigen
lässt oder gar dazu anspornt. Daher plädiere ich erneut dafür,
möglichst erst gar keine Leute dieser Art hier ins Land zu lassen,
jedenfalls nicht in größerer Anzahl und schon gar nicht über einen
längeren Zeitraum, denn damit holt man sich diese Probleme selbst ins
Land und die erzeugen durch das Aufeinandertreffen ihrer Haltung mit
der westlichen Haltung weitere, neue Probleme. Die Mär vom
Multikulti - Staat ist blühender Blödsinn und ein verklärter
Wunschtraum, der in der Praxis leider nicht funktionieren kann, weil
die Gegensätze, die da aufeinander prallen viel zu krass sind. Wenn
alle Völker die gleiche Ausgangsbasis hätten, dann könnte das
vielleicht halbwegs klappen, aber selbst dann wahrscheinlich nicht,
weil die genetisch bedingte Mentalität nach meiner Überzeugung auch
noch eine große Rolle spielt. Wenn man ein Volk aus dem Jahre 1200
mit den Leuten von heute zusammen in ein Land sperren würde, das
würde auch nicht lange gut gehen und ähnlich weit liegt die
Geisteshaltung von diesen Leuten von der unsrigen entfernt. Auch der
ganze Unfug, der alles so darstellt, als wären hier die Leute aus
westlichen Industrieländern daran schuld, dass es anderen in Afrika
oder sonst wo auf der Welt schlecht geht, den kann man doch nicht
mehr hören und es ist ausgemachter Blödsinn. Man stelle sich bitte
einmal vor, wie wäre es denn, wenn es einfach keine Verkehrsmittel
geben würde, die eine Verbindung zwischen unseren Ländern und
beispielsweise den afrikanischen Ländern ermöglicht? Ginge es denen
dort dann besser? Mit Sicherheit doch nicht, im Gegenteil, die würden
sich munter weiter gegenseitig die Köpfe einschlagen, weil sie dann
gar keiner mehr abbremst und wirtschaftlich wären sie praktisch
überhaupt nicht existent. Nur heute sehen die, die Leute in unseren
Breitengraden stehen wirtschaftlich besser da als sie selbst, und da
meinen die, man braucht nur genug zu schreien und Krach zu machen,
dann kriegen sie das auch, wohlgemerkt ohne etwas dafür zu tun. Die
lernen ja auch, dass die Doofen in der westlichen Welt oft genug
darauf eingehen, und so weiten die das immer mehr aus, bis sie uns
irgendwann überrollen. Wir haben das, was wir haben ja auch in aller
Regel nicht geschenkt bekommen, sondern mussten Jahre oder
Jahrzehnte dafür arbeiten.
Ich sehe die Ursache für diese Konflikte in Frankreich nur bei den
Randalierern und ihren Familien selbst und das Verschulden des
Staates beschränkt sich bestenfalls darauf, dass die damals diese Leute
oder deren Vorfahren überhaupt dauerhaft ins Land gelassen haben.
Da hätte man rechtzeitig einen gewaltigen Riegel vorschieben müssen.
Wissen Sie, ich hätte überhaupt kein Problem damit, wenn man solche
Brandstifter in einer deutlich heftigeren Gangart anpacken würde. Mir
kommt es fast noch so vor, als würde man die mit Glaceehandschuhen
anpacken, nur weil es ja Jugendliche sind. Die Gewalt, die die setzen,
ist so groß, dass man auf Seiten der Polizei auch keinerlei Skrupel
mehr haben darf und dieses Pack notfalls auch mit Waffengewalt von
ihren Taten abhält, wenn man eindeutig sieht, wie die Brandsätze
werfen. Wenn die Polizei das dort einmal so strikt durchziehen würde
und die Brandstifter auf frischer Tat gezielt erschießen würde, dann
würden sich die anderen Bubis das noch mal überlegen, ob sie
wirklich weiter Chaos verbreiten oder nicht. Hervorragend finde ich
indes die Ankündigung von deren Minister, dass er Ausländer, die bei
diesen Brandstiftungen auffällig geworden sind, ausweisen will. Da
wünsche ich ihm, dass er wenigstens das konsequent durchzieht und
es dem Rattenpack europaweit zeigt, wohin ihr Weg zukünftig führt,
wenn sie so was machen.

Könnte man sich aufregen, täglich, wenn man das alles sieht, was sich
heute überall aufgrund von Wahnsinnigen ereignet, aber ich denke,
wir wollen uns unser Leben davon nicht vermiesen lassen.

Es ist schon widersinnig, wie heute die Warenströme bei genauer
Betrachtung eigentlich sinnlos fließen. Da werden Produkte durch die
halbe Welt transportiert, die es vor Ort, also am Zielort, auch schon
gibt, teils sogar in besserer Qualität. Trotzdem wird dann erst etwas
von Hamburg nach Stuttgart verfrachtet, um es dann am Schluss in
Stuttgart billiger zu verkaufen, als das heimische Produkt gewesen
wäre oder sogar billiger, als das gleiche Produkt aus Hamburg in
Hamburg selbst verkauft wird. Nun mag man bei verschiedenen
Lebens- und Genussmitteln da noch einen Sinn drin ausmachen
können, weil es diese teils nur in bestimmten Erzeugerregionen gibt,
aber selbst da ist manches sehr fragwürdig. Nun, wir selbst profitierten
in diesen Tagen ein wenig von dieser heutige Vorgehensweise. Wir
waren in einem großen Supermarkt am Stadtrand einkaufen. In diesen
Markt gehen wir manchmal gerne hin, weil die sehr billige und
trotzdem sehr gute Brötchen haben, die man ohne erkennbaren
Geschmacksverlust einfrieren und später, vielleicht nach 2 Monaten,
wieder auftauen und auf dem Obertoaster knusprig machen kann. Mit
den meisten Brötchen klappt das nämlich nicht richtig, weil die dann
nicht mehr schmecken oder zu trocken werden. Diese hier schmecken
selbst nach 2 Monaten aus dem Gefrierschrank frisch aufgetoastet wie
gerade beim Bäcker gekauft, nur mit den angenehmen Unterschieden,
man braucht nur ein paar Meter zum Gefrierschrank zu gehen, anstatt
in die Stadt zum Bäcker und man zahlt für einen Papiersack mit 10
Brötchen verschiedener Sorten drin nur 99 Cent, für die hätte man
beim Bäcker ungefähr 4 bis 5 Euro aus dem Portemonnaie treiben
müssen. Aber um diese Brötchen ging es jetzt gar nicht. Kurz hinter
dem Eingangsbereich des Supermarktes standen zwei hübsche Damen,
die jedem Kunden ein Pappkärtchen in die Hand drückten, eine
Werbeaktion. So erhielten auch wir jeweils ein solches Kärtchen.
Zunächst dachte ich, das wäre wieder so eine Mitglieder-Werbeaktion
vom ADAC oder AVD, weil die öfters so was in Supermärkten
machen, daher hatte ich zunächst gar nicht gelesen, was überhaupt auf
diesem Kärtchen stand, sondern es im Gleichmut und in Gedanken an
die bevorstehenden Einkäufe in die Jackentasche gesteckt. Als Kayla
dann an einem Regal mit Silberzwiebeln stehen blieb, fiel mir das
Kärtchen wieder ein und ich zog es aus meiner Jackentasche und las,
was darauf stand, während Kayla in diesem Regal stöberte. Das war
dann ein Gutschein für 2 Flaschen sogenanntes Kölsch-Bier einer
Biermarke Sester, nie zuvor im Leben gehört, die man sich in der
Getränkeabteilung kostenlos dafür abholen konnte. Nun hatte Kayla ja
auch solch ein Kärtchen erhalten und somit standen uns 4 derartige
Flaschen Kölsch-Bier zu. Nun ist weder Kayla noch ich ein
Biertrinker, aber wenn's nichts kostet, werden wir das nicht verfallen
lassen. So sind wir dann noch in die Getränkeabteilung gegangen und
dort stand schon eine Reihe von Kunden an, die ebenfalls ihre
Bierproben abholen wollten. Nach 5 Minuten waren wir an der Reihe
und jeder bekam 2 normale 0,5 - Liter-Flaschen von diesem
sogenannten Sester - Kölsch. Des abends haben wir uns dann davon
eine Flasche geteilt, nachdem wir es zuvor gekühlt hatten, und ich
muss sagen, es schmeckte mir als Nichtbiertrinker besser, als diese
Biere, die ich von hier so kenne. Ich meine, früher habe ich so
gelegentlich auch mal hier und da ein Bier getrunken, aber im
Vergleich zu dem, was ich da von früher so in Erinnerung hatte,
schmeckt mir dieses Sester - Kölsch deutlich besser, obwohl es nun
nicht heißen soll, dass es mir so überzeugend mundet, dass ich ab
sofort zum Biertrinker werde. Auch Kayla meinte, man könne es
durchaus trinken. Aber da sieht man es wieder, wenn man es bedenkt,
da karren die nun aus Köln zig LKW-Ladungen mit diesem Bier nach
Stuttgart und man sollte meinen, dass aufgrund des teuren Transportes
auch dieses Bier dann sehr teuer sein müsse. Aber dem war nicht so.
Ich habe zwar keines gekauft, aber gesehen, dass ein ganzer Kasten
davon mit 20 Flaschen für 7,95 Euro zu haben war, wogegen ein
Kasten Ganter-Bier, was hier aus der Region kommt, über 11 Euro
kostet. Das ist eigentlich alles widersinnig.

Mögen Sie Versicherungsvertreter? Also ich nicht, jedenfalls nicht
solche, die unaufgefordert an die Haustüre kommen und einem
unbedingt einen Versicherungsabschluss aufschwatzen wollen. Nun
ist es grundsätzlich schon mal so, dass Vertreter, Bettler und ähnliche
Zeitgenossen hier auf dem Campingplatz gar keinen Zutritt haben.
Schon am Eingang steht deutlich ein großes rot-weißes Schild,
welches derartige Leute deutlich ermahnt, draußen zu bleiben.
Manche hält das wirklich ab, aber heute sind die meisten dreist und
sagen dann später im Notfall, dass sie dieses Schild eben nicht
gesehen hätten. So auch gestern. Gegen Mittag, wir bereiteten gerade
das Mittagessen zu, klingelte es an der Tür von meinem Mobilheim.
An der Tür stand der typische Versicherungsvertreter, wissen Sie, so
ein künstlich aufgebügelter Typ, mit Anzug und Krawatte, einem
Zentner Gel in den Haaren, fiesfreundlichem Siegerlächeln und
Aktenmappe unter dem Arm. Da ich aber nicht sicher war, ob es nicht
vielleicht doch jemand von der Stadtentwicklungsgesellschaft ist, der
mit uns möglicherweise wegen der zukünftigen Vorgehensweise
bezüglich des Umzuges u.s.w. reden möchte, habe ich aufgemacht. Es
folgte ein kurzes, überfreundliches „Guten Tag" und ich hatte kaum
Zeit seinen Gruß zu erwidern, da überstülpte er mich mit einem
Redeschwall und aufgebauschten Katastrophenszenarien, die mir alle
drohen und meine Existenz für immer vernichten könnten, wenn ich
dagegen keine Versicherung bei ihrem Unternehmen hätte und das
wäre aber andererseits jetzt auch mein Glück, da ich jetzt dadurch die
nie wiederkehrende Chance hätte, zu übergünstigen Bedingungen und
Prämien nun genau diese Versicherungspolicen so günstig
abzuschließen, dass sich jetzt alle Leute schwarz ärgern werden, die
diese Versicherung schon bei einem anderen Unternehmen
abgeschlossen hätten. So faselte er munter weiter, fragte dann nur
beiläufig, ob er nicht zur besseren Erläuterung mit ins Haus könne, da
es sich im Sitzen besser rede und er dann auch besser die Policen
auspacken und zeigen könne. Und welch eine Dreistigkeit, als ich ihm
sagte, dass wir keine Zeit hätten und gerade am Kochen wären, sagte
er doch einfach, ja dann solle ich einfach die Police schon
unterschreiben, dann wäre er schon weg und ich hätte wieder Zeit zum
Kochen und dabei auch noch das Versicherungsschnäppchen meines
Lebens gemacht. Genau in diesem Moment habe ich ihm dann die Tür
vor der Nase zugeworfen. Er stand noch draußen auf dem Podest vor
unserm Eingang und lamentierte weiter. Irgendwann wurde er dann
frech und klingelte Sturm. Da habe ich die Tür aufgemacht und ihm
klar gesagt, dass er Land gewinnen soll und das schnell und habe dann
sofort die Tür wieder zugeworfen. So wandte ich mich wieder der
Zubereitung des Essens zu, Kayla war auch mit im Küchenbereich.
Auf einmal klingelte der Idiot wieder und brüllte von draußen ich
müsse diese enorm günstige Gelegenheit doch einfach nutzen. Da kam
Kayla eine Idee, die sie sich von mir abgeguckt hat. Sie erinnern sich,
an meine Ölspritzen, mit denen ich freche Jugendliche in unserem
früheren Mietshaus von hinten mit Altöl „beschossen" und damit ihre
Jacken unbrauchbar gemacht hatte? Kayla suchte sich im Küchenfach
eine dieser leeren Spritzen heraus und zog die am Herd, wo gerade
kochendes Wasser in einem Topf brodelte, mit kochendem Wasser
auf, wobei sie sich selbst zur Vorsicht die Koch-Stoffhandschuhe aus
der Küche überzog. Dann spritzte sie dem Vertreter dieses heisse
Wasser mit der Spritze vom Seitenfenster auf den gegelten Kopf. Der
Spritzenstrahl ist so fein, dass man ihn kaum sieht. Da hätten sie den
Idioten sehen sollen, wie der zu tanzen begann. Der wusste gar nicht
wie ihm geschah und woher das kam. Der ließ seine Aktentasche
fallen und hüpfte durch die Gegend. Später hob er sie dann wieder auf
und suchte schimpfend das Weite. Sicherlich eine ganz neue Methode,
lästige Vertreter loszuwerden und Kayla bekam sich nachher vor
Lachen nicht mehr ein.

Neulich war ja auch wieder dieser sogenannte Helloween-
Schwachsinn, eine Angelegenheit, die ich für absolut hirnrissig halte
und wo man wieder einen Kitsch ungeprüft von den Amis
übernommen hat. Egal, mich stört es so direkt ja nicht, allerdings halte
ich nichts davon. Nun haben manche älteren Leute sicherlich noch
mehr Probleme mit diesem Unsinn und so machte dieses Jahr ein
Vorfall die Runde, bei dem ein älterer Herr Jugendliche verprügelt
hat, weil sie zu Helloween längere Zeit bei ihm ununterbrochen an der
Haustüre geklingelt hatten und das mit den obligatorischen Sprüchen
wie „Gib Süßes, sonst gibt's Saures." Je nach Vortragsart klingt das ja
durchaus etwas bedrohlich und der Mann kannte diesen, an geistiger
Umnachtung kaum zu überbietenden, schwachsinnigen Ami-Brauch
zuvor nicht und reagierte halt so, dass er darin eine Bedrohung durch
freche Jugendliche sah. So gab es dann auch Saures, allerdings nicht
für den Mann, sondern für die Jugendlichen. Als sie nach langem
Klingeln mit ihrem Tun nicht aufgaben, öffnete er tatsächlich und hat
diejenigen, die er greifen konnte verprügelt. Nicht dass die sich dabei
ernsthafte Verletzungen zugezogen hätten, aber Sie wissen ja wie das
heute ist. Selbst wenn Sie ein ungezogenes Kind nur antippen, um es
zur Ordnung zu rufen, dann sind Sie ein elender Schweinehund, den
man am liebsten gleich für immer in den Knast sperren möchte,
während das freche Kind fast einen Heiligenschein erhält. Die Welt ist
halt verdreht und die Rechnung für diese Orientierungslosigkeit, die
man den Kindern damit ja auch vermittelt, kriegt man ja jetzt bei
solchen Randale-Aktionen wie in Frankreich präsentiert. Es wird doch
nur seit Jahrzehnten versäumt, Kindern und Jugendlichen zeitig
beizubringen, dass es Grenzen gibt. Bei den heutigen
Erziehungsrichtlinien wird denen doch zwangsläufig vermittelt, dass
sie so etwas wie kleine Gottheiten sind, die sich einfach alles erlauben
können. Diese Einstellung lernt ein Kind schnell und ist aber dann so
in denen drin, dass sie diese Einstellung auch nicht wieder ablegen,
wenn die mal das Kindheitsalter verlassen haben. Ich sage Ihnen,
damit werden künftige Generationen von skrupellosen Verbrechern
regelrecht herangezüchtet, durch die der Welt aufgrund dieser
falschen, überantiautoritären Erziehungsmethoden noch einiges
bevorsteht. Prügel ist zwar meistens die falsche Methode, aber es gibt
durchaus Situationen, wo sie nach meiner Auffassung in behutsamer
Dosierung ein Muss ist, und zwar dort, wo es gilt eindeutige Grenzen
zu markieren. Jedenfalls zurück zu dem Helloween - Fall hier, der
ältere Mann wurde sogar von der Polizei verhaftet, weil er in gutem
Glauben sein Eigentum zu schützen, diese Helloween - Jugendlichen
verprügelt hatte. Ich vermute, dass er deswegen nicht für längere Zeit
inhaftiert wird, aber trotzdem, so weit sind wir schon, dass man nicht
mal mehr sein Eigentum schützen darf, sofern es von Jugendlichen die
noch als Kind eingestuft werden angegriffen wird. Die Welt ist
verdreht und da wundern sich die sogenannten gelehrten Leute noch,
warum es vielerorts so schräg zugeht.

Nun soll es mir aber genug sein für heute, ich wünsche Ihnen aus
einem grauen und verregneten Stuttgart einen schönen Sonntag und
eine schöne nächste Woche, Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Schöner Wohnen" vom 19.11.2005

Breite Grüße.

Was soll man sagen? Die Ereignisse um den Campingplatz und unsere
eigene wohnliche Zukunft haben sich fortentwickelt.
Zuerst noch etwas zum Herrn Becht. Da dieser Anfang nächsten
Jahres wieder eine langandauernde Reise in seine heißgeliebte
Toscana machen wollte, würde die Sache mit dem Umzug hier vom
Campingplatz für den dann theoretisch doppelt schwierig. Nun hat mir
der Becht erzählt, dass er schon vor wenigen Tagen mit der
Entwicklungsgesellschaft einig geworden ist. Man hatte ihm eine
Ersatzwohnung im Stadtteil Fellbach angeboten. Fellbach ist
eigentlich vorwiegend dicht bebaut und etwas verworren, finde ich
jedenfalls, aber man hat ihm im dortigen Kelterweg eine sehr schöne
Neubauwohnung mit 48 m² Wohnfläche angeboten, die sich in einem
Vierfamilienhaus befindet, welches erst im Jahre 2000 erbaut. Die hat
dem spontan gefallen und die wurden sich einig. Der Becht hatte hier
noch eine vertragliche Nutzungs-Restzeit von ungefähr 5 Jahren, so
darf er in der neuen Wohnung die ersten 5 Jahre mietfrei, nur zu den
reinen Nebenkosten, wohnen. Später, wenn diese Zeit abgelaufen ist,
dann kostet diese Wohnung pro Monat 380 Euro und dagegen kann
man nichts sagen, vor allem dann nicht, wenn man die durchaus recht
schöne Lage und den guten Zustand besieht. Der Becht wird damit der
erste sein, der hier weg zieht und zwar schon in der nächsten Woche,
weil die Wohnung derzeit schon leer steht. Damit ist er in jedem Fall
auf der sicheren Seite, dass er den Umzug bis zum Antritt seiner
neuen Langzeitreise in die Toscana hinter sich hat.

Nun zu uns. Ein Herr Collmer von der Stadtentwicklungsgesellschaft
hatte uns kurzfristig zu sich ins Büro eingeladen. Na ich sage Ihnen,
diese Leute haben sich gemütlich eingerichtet, mit ihrem Büro in einer
reizvoll gelegenen Außenstelle in der Hasenbergsteige. Wir waren
pünktlich dort und der Herr Collmer, ein vielleicht 35 Jahre alter, sehr
schmaler Mann, legte uns auf einem Tisch rund 30 verschiedene selbst
erstellte Prospekte mit Beschreibung und vielen Fotos drin von
verschiedenen Wohnungen aus, die wir als Ersatzwohnung für den
Verlust der Mobilheime in Anspruch nehmen könnten. Er nannte diese
Prospekte aber nicht Prospekte, sondern Exposes. Er wies zusätzlich
darauf hin, dass neben diesen 30 verschiedenen Objekten auch noch
mal so viele zur Verfügung stünden, unter denen wir auswählen
könnten. Diese 30 wären eine Auswahl, die er getroffen habe, weil er
fand, dass diese uns am ehesten ansprechen könnten und am besten für
uns geeignet wären. Zuvor gab es noch einige Erläuterungen und
Gespräche über diese gesamte Thematik und er bedauerte sehr, dass
gar 12 andere Mobilheim- und Wohnwagen-Dauerbewohner eine
Gemeinschaftsklage gegen die Entwicklungsgesellschaft angekündigt
hätten und keinesfalls freiwillig umziehen wollten. Er fragte dann, ob
wir denn aus freien Stücken dazu bereit wären, eine Tauschwohnung
in Anspruch zu nehmen. Da habe ich ihm gesagt, vom Grundsatz her
ja, aber dass dies vor allem von den genauen Konditionen abhängig
wäre. Das stimmte ihn schon mal freundlich und er meinte, dass er da
schon einiges an Schönem anbieten könne, was sicher auch uns
gefallen würde. Kayla wandte dann ein, dass möglicherweise aber
auch ersatzweise eine einmalige Abschlagszahlung für uns in Betracht
käme. Daraufhin schaute Herr Collmer etwas nachdenklich und gab
sich etwas unsicher. Er meinte, dass eine solche Möglichkeit von
Seiten der Entwicklungsgesellschaft noch nicht näher durchdacht
worden sei, aber falls uns ein derartiges Modell mehr interessieren
würde, dann müsse er sich zuerst in den Vorstandsetagen der
Stadtentwicklungsgesellschaft erkundigen, bzw. dort für jeden
Einzelfall den Segen holen. Er meinte, das würde wahrscheinlich nicht
ganz einfach, da man natürlich auch die ganze Sache in einem
gewissen Rahmen der Wirtschaftlichkeit abwickeln müsse und die zur
Verfügung gestellten Wohnungen wären ja bereits im Eigentum der
der Stadtentwicklungsgesellschaft, wodurch die Zurverfügungstellung
dann aus deren Sicht nicht gleich einem solch hohen Betrag
entspräche, wie eine Abschlagszahlung. Kayla meinte daraufhin zu
ihm, dass dies nicht so ganz zutreffen würde, denn wenn die
Gesellschaft diese Wohnung, die wir sonst belegt hätten, anderweitig
vermietet, dann würde sie dafür im Laufe der Zeit die sich
aufsummierenden Mieten bekommen, die ab irgend einem Zeitpunkt
sogar die Kosten der Abschlagszahlung übersteigen. Das konnte der
Herr Collmer natürlich nicht ganz verneinen, er gab aber zu bedenken,
dass bei einer Abschlagszahlung die hohe Summe ja quasi gleich
fällig wäre, während Aufsummierung der Mieten zu einem derartigen
Betrag ja Jahre benötige und bei einer Verzinsungsrechnung diese
Lösung für sie zumindest in den ersten Jahren schlechter wäre.
Trotzdem wollte er eine solche Möglichkeit nicht generell
ausschließen. Er wird sich erkundigen, was seine Vorgesetzten davon
halten, da er selbst das auf gar keinen Fall entscheiden könne.
Unabhängig davon haben wir dann die 30 Exposes, also Prospekte,
von den angebotenen Ersatzwohnungen durchgesehen. Vor allem
drängte Herr Collmer ständig darauf, doch lieber eine schöne große
Wohnung für uns beide zusammen auszuwählen, anstatt zwei
unabhängige kleine Wohnungen, die dann ja auch noch nah
beieinander liegen müssten. Er sagte, dass sie zwar auch etliche sehr
schöne kleine Wohnungen anbieten könnten, diese lägen aber fast
ausnahmslos relativ weit auseinander. Im gleichen Gebäude wäre da
derzeit überhaupt nichts in dieser Richtung frei und nach seinem
Wissensstand gibt es momentan nur einen Fall, wo 2 kleine
Wohnungen in einer nachbarschaftlichen Lage zugleich frei sind. Aber
selbst dort lägen ein paar andere Häuser dazwischen und beide
Wohnungen wären auch sehr unterschiedlich vom Zuschnitt und
vom Gebäude her. Die eine in einem Neubau und die andere in einem
renovierten Altbau von 1905. Ein Argument für die große Wohnung
erwähnte er immer, das ist, dass in großen Wohnungen meist so viele
Zimmer sind, dass sich da jeder von uns trotzdem sein eigenes Reich
drin schaffen könnte, was im Prinzip ja fast auf 2 Wohnungen
hinausliefe, die aber direkt nebeneinander sind. Auch wäre damit der
beachtliche Vorteil verbunden, dass zu fast allen großen Wohnungen,
die er anbieten kann auch eine Garage oder ein Tiefgaragenstellplatz
gehört sowie Kellerräume und in einem Fall sogar zusätzlich noch ein
Dachzimmer auf einem Dachboden. Die großen Wohnungen, die er
uns anbot, lagen alle zwischen 75 und 135 m², was schon beachtliche
Größen sind, vor allem wenn man sonst an Wohnungen um die 30 m²
gewöhnt ist. Nüchtern betrachtet ist es fraglos so, dass wir beide mit
einer 75 m² - Wohnung sehr gut auskämen, aber wenn man schon
solche Angebote bekommt, dann sollte man auch alles ausloten und
sich das herausfischen, was für einen selbst den besten Gegenwert
bietet. Man kann dabei sicherlich nicht nur nach der Größe gehen, die
Lage ist ein wichtiger Punkt, die Art der Aufteilung der Wohnung ist
sehr wichtig, ebenso der Zustand, dann was sonst noch inbegriffen ist,
wie z.B. eine Garage, welche Art der Heizung besteht, was man selbst
noch alles ändern muss, um die Wohnung für einen selbst akzeptabel
herzurichten und welche Sorte von Mitbewohnern dort in dem
jeweiligen Haus leben. Das alles sind nur einige der Punkte, die man
alle unter einen Hut bringen muss. So haben wir uns nun, nach einiger
Überlegung, doch schon fest dazu entschlossen, dass wir künftig
gemeinsam in eine Wohnung ziehen werden. Kayla fand diese Idee
ohnehin gleich sehr gut, sofern man wenigstens einen nicht zu kleinen
Raum für jeden habe, der sozusagen als sein ganz persönliches Reich
eingerichtet werden kann. Man sollte zwar meinen, dass diese
Voraussetzung selbst schon in einer 75 m² - Wohnung generell erfüllt
würde, aber das kann man trotzdem so nicht pauschal sagen, denn es
gibt Wohnungen, da gibt die Raumaufteilung genau das nicht her.
Unter den 30 war eine solche sogar, die hatte zwar beachtliche 92 m²
Wohnfläche, aber diese gesamte riesige Wohnfläche verteilte sich nur
auf insgesamt 3 Räume, das Bad nicht mitgerechnet. Da war eine
große Küche mit alleine schon fast 30 m², dann ein riesengroßes
Wohnzimmer mit 40 m², ein Schlafzimmer mit 12 m² und der Rest
verteilte sich auf Bad und Diele. Da wir keine Lust haben, in einer
neuen Wohnung mit dem Einziehen von Zwischenwänden zu
beginnen, um vielleicht aus einem großen Wohnzimmer dann 2
normalgroße Zimmer für jeden zu machen, kam diese Wohnung schon
mal nicht in Frage. Die konnte Herr Collmer gleich ungesehen zu den
Akten legen. Aber dann wurde es sehr schwierig. Mir sprang sofort
eine Wohnung ins Auge, die in der Gegend lag, wo wir vor unserem
Umzug auf den Campingplatz gewohnt hatten, allerdings in der
ruhigeren und nobleren Vogelsangstraße. Eigentlich habe ich mich in
dieser Gegend immer sehr wohl gefühlt und ich könnte mir durchaus
gut vorstellen, wieder dorthin zu ziehen, sofern sich nicht die
Abfindungsmöglichkeit als machbar ergeben würde. Also kam diese
Wohnung schon mal ganz oben auf die Liste. Kayla würde gerne in
einer Wohnung wohnen, wo man gleich aus dem Fenster auf einen
Park oder auf Wald oder Wiesen blickt. Das ist natürlich in einer Stadt
relativ schwierig, in Stuttgart aber nicht unmöglich. So wurden die
verbliebenen 28 Wohnungen aus der Auswahl schon mal nach diesem
Kriterium abgeklopft. Da waren dann sogar gleich 3 Wohnungen, die
das laut Prospekt erfüllten. Auch die kamen mit unter die ersten 5 auf
der Liste. Dann setzte ich ganz pauschal einfach noch die größte
Wohnung, die mit 135 m² Wohnfläche mal mit auf die Liste. So waren
5 aus 30 schon mal voll und der Herr Collmer schlug vor, dass man
sich die dann zuerst mal vor Ort selbst ansehen könne, bevor man
weitere heraussucht. So verabredeten wir mit dem Herrn Collmer den
vergangenen Mittwoch als ersten Besichtigungstag. Punkt 8.30 Uhr
trafen wir uns zuerst vor dem Haus in der Vogelsangstraße. Auch sehr
schön gelegen, schon weit hinten am Ende dieser Straße. Von dort
kann man fast zu Fuß zu meiner damaligen Stadt-Arbeits-Einsatzstelle
in der Zamenhofstraße gehen. Das ist natürlich kein Kriterium für
mich, weil ich damit ja nichts mehr zu tun habe, das ist nur Zufall.
Gleich hinter dem Haus folgt ein langer Baumgarten und dahinter
sogar ein kleiner Park, obwohl das in diesem Exposeprospekt nicht
drin stand. Der Park wird von der Stadt unterhalten. Lage sehr gut,
hätte auch Kayla sehr gut gefallen! Das Gebäude ist ein massives 7-
Familienhaus im Backsteinbaustil und wurde schätzungsweise etwa
1950 errichtet und innen erst 2003 total modernisiert. Innen glaubte
man, in einem totalen Neubau zu sein. Marmorbelegte Treppenstufen,
moderne Chromgeländer, großzügige hohe Treppenhausfenster aus
einem eigenartigen Strukturglas. Alles sehr hell und freundlich sowie
picobello gepflegt. Die betreffende Wohnung lag im ersten Stock. Wir
also zusammen mit Herrn Collmer in die Wohnung. Das Gesicht von
dem Collmer vergesse ich nie, als der die Haupteingangstüre
aufschloss. Ein unerträglicher Gestank kam uns entgegen, hunderte
Schmeißfliegen brausten auf und gleich vorne in der Diele lag eine
tote Katze, die schon halb verfault war. Vermutlich war das Viech
irgendwie mal in die Wohnung gelangt, vielleicht als eine Tür offen
stand, und dann nie mehr rausgekommen, weil lange Zeit keiner mehr
gekommen war. Also ich schätze, diesen Gestank wird man so schnell
nicht mehr aus der Wohnung kriegen und damit war diese Wohnung
schon abgehakt, bevor wir die Zimmer überhaupt gesehen hatten.
Nachdem der Collmer einen anderen Angestellten per Handy
informiert hatte, der sich um die tote Katze und die Beseitigung der
Schäden dadurch kümmern sollte, fuhren wir gleich zur nächsten
Wohnung. Eine mit Parkblick. Es ging zur Straße "Am Tatzelwurm",
die von der vorherigen Stelle gut über einige Straßen zu erreichen ist,
die dem Collmer noch recht unbekannt waren. Ich wusste das nur,
weil ich ja jahrelang in dieser Ecke gewohnt hatte. Nun liegen
zwischen dem einen Ende der Vogelsangstraße und dem Tatzelwurm
ungefähr 3 km und ich fuhr bis zu dieser Straße voraus. Der Collmer
war erstaunt, dass man es morgens um diese Zeit in nur 10 Minuten
bis dorthin schaffen konnte, und das ohne gegen Verkehrsregeln zu
verstoßen. So besichtigten wir das Haus, hinter dem gleich die
Parklandschaft der sogenannten Feuerbacher Heide begann. Herrlich,
dachte ich von draußen. Aber dafür drinnen, nein, das war nichts. Die
Wohnung wies zwar schöne 100 m² auf, aber im ganzen Haus waberte
ein unerträglicher Mief, wie ein Gemisch aus Urin und Sauerkraut, die
Wohnung war sehr unfachmännisch neu gestrichen worden, wobei
alle Glasteile gleich ordentlich mit weiß übermatscht wurden. Der
Fußboden hing stellenweise in Fetzen heraus und im Haus hörte man
deutlich das Geschrei von einem sich streitenden Ehepaar. Es wirkte
auch alles etwas desolat. Die Lage passte überhaupt nicht zum inneren
Zustand des Hauses. Dann schlug der Collmer vor, noch schnell eine
weitere Wohnung in der Winterbacher Straße im Stadtteil Bad
Cannstatt zu besichtigen. So fuhren wir dort hin, was sich schon etwas
zieht. Ich weiß selbst nicht genau warum, aber lieber würde ich
eigentlich auf der linken Stadtseite des Neckars wohnen, Bad
Cannstatt liegt aber auf der rechten Stadtseite. Eigentlich ist das aber
Unsinn, den ich selbst nicht wirklich begründen könnte, es ist nur eine
Art Zugehörigkeitsgefühl. Nun trennt der Neckar nicht wirklich, da es
in Stuttgart Brücken satt gibt. Gegen 12.30 Uhr trafen wir dann vor
dem besagten Haus in der Winterbacher Straße in Cannstatt ein. Wir
schauten uns nur sprachlos an. Das war äußerlich fast ein villenartiges
Gebäude, mit riesigem sehr gepflegten Rasen rund ums Haus. Ein
recht ansehnlich-üppiges Haus, aber trotzdem nur ein
Dreifamilienhaus, weil die einzelnen Wohnung recht groß waren.
Satte 115 m², war die uns angebotene Wohnung und alles sehr sehr
schön. Auch eine nahezu perfekte Raumaufteilung für unsere Zwecke
und eine sehr ruhige Gegend, wie ich schon während der Besichtigung
feststellte. Die Autos, die dort innerhalb einer Stunde vorbei fahren
können sie noch an den Händen abzählen. Kayla war ebenso
begeistert, wie ich. Hinter dem Haus, welches selbst am südlichen
Grundstücksende steht, befindet sich ein großer betonierter Platz, der
nach Westen zu den großen Rasenflächen weit geöffnet ist und in
einem Winkel zum Haus vorbei eine Einfahrt zur Straße bildet, nach
Osten befindet sich ein Tor, welches ebenfalls auf die rund ums Haus
reichenden Rasenflächen führt, und das nördliche Ende dieses
betonierten Platzes wird von einer langen Reihe massiv gemauerter
PKW - Garagen begrenzt, wovon gleich 2 zu der möglichen Wohnung
in spe gehören. Insgesamt sind dort 8 Garagen für 3 Wohnungen, ein
etwas schräges Verhältnis, aber manche dienen wohl auch nur als
Geräteschuppen. Man kann es nicht anders sagen, gehobene
Wohngegend, eigentlich also überhaupt gar nichts für uns, wenn man
mal ganz ehrlich ist. Ich will nicht wissen, was die normale Miete dort
kosten würde, aber ich bin überzeugt, dass wenn unsere mietfreie Zeit
abgelaufen wäre, dann würde es uns wie Schuppen von den Augen
fallen und wir könnten uns diese Wohnung keinesfalls auch nur 2
Monate leisten. Wissen Sie, vor lauter Schönheit bekamen wir da
schon Zukunftsängste. Das mag komisch klingen, aber wenn man dort
ständig mit der Angst im Nacken wohnen müsste, irgendwann einmal
Mietforderungen von vielleicht 1.500 Euro pro Monat gegenüber zu
stehen, wenn die mietfreie Zeit abgelaufen ist, dann überlegt man sich
das doch lieber 2 mal. Der Collmer erkannte unsere Bedenken und
verstand es eigentlich ganz gut, diese zu zerstreuen. Er erläuterte, dass
diese Wohnung zwar normalerweise 1.290 Euro pro Monat an Miete
kosten würde, na bitte, wir sie aber vertraglich zugesichert für unsere
Restlaufzeit vom Campingplatz, sprich über 9 Jahre, tatsächlich
absolut mietfrei zu den reinen Nebenkosten bewohnen dürften.
Nebenkosten und Nebenkosten sind zweierlei und deshalb wollten wir
wissen, wie hoch diese Nebenkosten dort denn sind. Er blätterte in
seinen Unterlagen und sagte, dass die letzten Mieter dort, ein älteres
Ehepaar, welches früher mal in der Stadt einen Schuhladen hatte,
Nebenkosten von monatlich 270 Euro gehabt hätten. Das wäre dann
für uns, als könne man für 270 Euro pro Monat eine solche
Luxuswohnung bewohnen. Klingt eigentlich nicht schlecht. Aber nur
zum Vergleich, in unseren Mobilheimen zahlen wir an Nebenkosten
monatlich aktuell 95 Euro, wohlgemerkt für alle 3 Mobilheime
zusammen. Diese Nebenkosten auf dem Campingplatz setzen sich
zusammen aus einem Umlage-Anteil für die Grundsteuer, der hängt
davon ab, wie viel Stellfläche man für die Mobilheime und deren
selbstgenutztes Umland vertraglich angepachtet hat. Ich glaube, in
unserem Fall beträgt der Grundsteuer-Umlageanteil auf den Monat
gerechnet 2 Euro, weil er fürs ganze Jahr bei etwas über 20 Euro liegt.
Der Hauptanteil dieser Nebenkosten wird verständlicherweise von
Strom-, Gas-, Wasser- und Abwasseranteilen bestimmt. Ferner kommt
noch eine sogenannte Müllumlage hinzu, womit also die Entleerung
unseres Müllkübels beglichen wird. So kommen diese Kosten
zusammen. 95 Euro im Vergleich zu 270 Euro, das wäre dann beinahe 
schon eine Verdreifachung der laufenden Kosten und so günstig es
gemessen an der schönen Wohnung auch wäre, es wäre uns langfristig
zu teuer. Für einen Otto-Normalverbraucher sind 270 Euro im Monat
sicherlich ein Klacks, aber für unsereins nicht. Auch wenn wir derzeit,
im Vergleich zu sonst, gewisse Rücklagen haben, Sie erinnern sich,
meine Briefmarkenverkäufe, so will ich diese Rücklagen keinesfalls
dafür verbrauchen, mir eine luxuriöse Wohnung zu leisten. Gewiss
wäre es in diesem speziellen Fall so, wenn man die mietfreie Zeit
ausnutzen würde und danach rechtzeitig vor dem Ablauf dieser Frist
umziehen würde, in eine billigere Wohnung, dann hätte man
wenigstens gute 9 Jahre zu einem Spottpreis so toll gewohnt.
Trotzdem müssten wir alleine für diese Nebenkosten im
Jahresdurchschnitt noch von unserem Geld zuschustern, und das
wollen wir nicht. Es muss so sein, dass die Nebenkosten, die ja die
einzigen Kosten für diese Restlaufzeit von über 9 Jahren sind, locker
alleine von meinem Sohi-Geld abgezweigt werden können. Trotzdem,
nun waren wir einmal dort und haben uns die Wohnung in Ruhe
angesehen. Rein vom Gefallen her kam diese Wohnung gleich auf
Platz 1, das ist gar keine Frage. Ich sage Ihnen, diese Wohnung war
wirklich fantastisch! 115 m² aufgeteilt auf 6 sehr schöne Zimmer,
wovon 5 fast gleich groß waren und eines, das Wohnzimmer, war
deutlich größer, ungefähr 40 m². Im letzten der kleineren Zimmer war
nochmals eine Nasszelle mit Toilette und Duschtasse abgetrennt. Alle
Zimmer lagen links und rechts an einer zentralen, schlauchförmigen
Diele, gleich vorne rechts neben der Wohnungs-Eingangstür befand
sich ein wunderschönes, großes Bad mit luxuriöser Rund -
Badewanne, zusätzlicher Duschtasse, WC, BD, riesengroßem
Waschbecken in zitronengelb, Fußbodenheizung, Klimaanlage und
sonstige Annehmlichkeiten, so was habe ich noch nie gesehen. In
diesem Bad überhaupt ein interessanter Farbkontrast. Alle Becken,
wie Waschbecken, Wanne u.s.w. in diesem Zitronengelb, dann tolle,
große Rechteck-Wandkacheln in dunkelgrau-marmorierter
Hochglanz-Ware, in der man sich spiegeln konnte, so glatt war deren
Oberfläche, und rundum ein schmaler Streifen mit wieder
zitronengelbem Hintergrund, der mit dezent rosa und hellgrauen
Motiven belegt war. Der gekachelte Fußboden war ebenfalls in einem
leicht melierten Grauton, der aber etwas heller war, als die
Wandkacheln. Normal sagt man aus der Theorie, das Grau langweilig
und trist wirke, aber hier das war Vornehmheit aus einem Guss, wenn
man so sagen darf. Für angenehmes Badeklima sorgte zudem eine
Fußbodenheizung, die zusätzlich zum normalen Wandheizkörper
dafür sorgt, dass man sich beim Baden keine kalten Füße holt. Das
sah alles äußerst vornehm, aber keinesfalls steif aus. Vornehme Dinge
wirken meist entweder steif und statisch oder veraltet, hier war das
nicht so, das wirkte zweifelsfrei sehr vornehm und trotzdem lebendig
und modern, ja geradezu erfrischend. Kayla hätte sich am liebsten
gleich in die vornehme Wanne gelegt und ein Probebad genommen.
Ich glaube, wenn der Collmer mal für eine halbe Stunde rausgegangen
wäre, hätte die das auch gemacht. Überhaupt war die ganze Wohnung
so, dass man hätte sofort ohne jede Änderung einziehen können. Die
meisten Leute tapezieren ja erst neu, um ihren eigenen Geschmack in
die neue Wohnung zu bringen, das würden wir in dieser Wohnung
keinesfalls tun, denn dort wäre alles so, wie es jetzt ist schon mehr als
angenehm und nicht mehr zu verbessern. Eigentlich war es ein Fehler,
die Wohnung trotz der kritischen Nebenkostenrechnung überhaupt
noch zu besichtigen, denn da wären wir schon gerne eingezogen. Im
übertragenen Sinne läuft einem da schon das Wasser im Munde
zusammen. In einer solchen Situation neigt man leicht zu
Fehlentscheidungen. Aber man muss Realist bleiben und darf sich
nicht, nur weil es einem sehr gut gefällt, damit selbst ein Bein stellen,
worüber man dann später stolpert. Das haben wir dem Collmer dann
auch gesagt. Der dachte schon, er hätte uns mit dieser Wohnung auf
den Punkt gebracht und bliebe von weiteren Suchbemühungen mit uns
verschont. Man sah, dass er etwas grimmig wurde, als wir diese
wirklich fantastische Wohnung mit der Erklärung der für uns zu hohen
Nebenkosten ablehnten. Er telefonierte über sein Handy etwas herum
und sagte dann, dass er nun keine Zeit mehr habe, uns weitere
Wohnungen aus der Liste zu zeigen, da er dringend zu einem
Neubauprojekt im Stadtteil Wangen müsse. Kaum hatte er das gesagt,
brauste er auch schon mit einem halbwegs mürrischen Aufwiedersehn
- Gruß davon. Wir dachten schon, dass wir es uns nun mit ihm
verscherzt hätten, weil wir solch eine Perle von Wohnung
ausgeschlagen hatten. Aber Perlen wollen eben auch zu Perlenpreisen
bezahlt sein. Nun waren solche Befürchtungen fehl am Platze, denn
schon einen Tag später meldete sich der Herr Collmer wieder bei uns.
Man bemerkt, dass die alles recht zügig abarbeiten wollen. Wer raus
ist, der ist raus, vielleicht nach diesem Motto und wenn man es genau
betrachtet, so ist bis zum geplanten Baubeginn gar nicht mehr so viel
Zeit. Man sagt jovial, das ist ja erst nächstes Jahr, aber wenn man die
Rechnung schon nur in Monaten anstatt der Jahreszahl aufmacht, dann
sind es bis dahin, wo die spätestens mit den Arbeiten beginnen wollen
nur noch gerade mal 5 Monate, eher sogar nur gute 3, sofern der
Winter schon Ende Februar nachlässt. Nun braucht jemand wie der
Herr Collmer es ja ohnehin nicht persönlich zu nehmen, wenn wir
seine Angebote ausschlagen, da es ja nicht sein Geld kostet. Schon am
Folgetag meldete er sich wieder. Er hatte bei seinem Chef bereits in
Sachen einmaliger Abschlagszahlung vorsondiert. Sein Chef fand die
Idee gar nicht mal so schlecht und wunderte sich mehr darüber, dass
eine solche Idee ausgerechnet von Betroffenen kommt. Er soll sich
geäußert haben, dass es garantiert Proteste gegeben hätte, man wolle
die Leute nur abspeisen, ohne sich um sie zu kümmern, wenn dieser
Vorschlag von ihrer eigenen Seite gekommen wäre. Also sein direkter
Chef ist positiv dieser Sache gegenüber eingestellt, kann das aber auch
nicht alleine entscheiden. Dazu muss extra bei der Stadt, die ja der
größte Gesellschafter bei der Stadtentwicklungsgesellschaft ist,
nachgehakt werden und auch andere gewichtige Leute, die im
Vorstand sitzen u.s.w. müssen dazu ihren Senf hinzugeben. Er meinte
aber, es könne sein, dass diese Leute möglicherweise diese Sache
ebenfalls positiv sehen, weil es für die dann eine absolut endgültige
Sache wäre. Die zahlen einmal und haben dann definitiv für immer
Ruhe vor uns in Sachen Wohnungsumsiedlung, ohne sich selbst auch
nur noch einen Handschlag darum kümmern zu müssen und ohne
spätere Folgen befürchten zu müssen, die ja immer noch kommen
könnten, wenn wir wieder in eine Wohnung ziehen würden, die unter
deren Fuchtel steht. Die wichtige Frage ist bei einer solchen
Abfindung natürlich die nach einer fairen und akzeptablen Höhe.
Dazu hat der Herr Collmer noch keine einzige Zahl genannt, wollte
aber auch bislang von uns keine Zahl hören, was wir uns da so
vorstellen würden. Er meinte es sei in jedem Fall eine etwas
zweischneidige Sache, weil überall eigentlich das Geld knapp wäre
und aus Sicht von denen wäre es zunächst theoretisch billiger, eine
Wohnung zur Verfügung zu stellen, die sich ohnehin in deren Besitz
befindet. Allerdings bei kluger Berechnung auch wieder nicht, denn
würden die diese Wohnung in der Zeit an normal zahlende Mieter
vermieten, dann bekämen die damit mittelfristig deutlich mehr ein, als
sie an uns sparen. Herr Collmer meinte, dann müsse auch ausgelotet
werden, ob man nicht einen Nachahmeffekt bei anderen
Dauerbewohnern des Campingplatzes befürchten müsse, wobei sich
diese Abschlags-Summen ja dann entsprechend vervielfachen würden.
Ungeachtet dessen will er voraussichtlich am nächsten Montag mit
uns gleich 7 weitere Wohnungen besichtigen gehen und er meinte
schon, vielleicht finden wir ja darunter doch die ideale Wohnung und
wollen dann gar keine Abschlagszahlung mehr. Sicherlich kann man
auch das nicht ausschließen. Ich hatte Ihnen ja schon letzte Woche
geschrieben, dass im Falle einer Abschlagszahlung die hoch genug
dazu ist, Kayla und ich zusammenlegen würden und für dieses Geld
vielleicht ein altes Häuschen mit viel Renovierungsbedarf als
Eigentum kaufen würden, wobei wir da durchaus an die Mosel
denken. Erstens, weil die Mosel uns übergut gefällt und zweitens weil
diese alten Winzerhäuschen zu einem Preis zu haben sind, dafür
bekommt man hier im Umland von Stuttgart noch nicht einmal ein
winziges Baugrundstück. Gewiss kämen dann noch gewaltige
Renovierungsaufwendungen auf uns zu, aber die kann man sich auf
viele Jahre einteilen und wir stellen auch keine Luxusansprüche.
Lieber in einem einfachen Eigentum wohnen, als in einem gemieteten
Luxusobjekt, lautet unsere Devise. Natürlich zerplatzen solche
Träume, wenn die von der Entwicklungsgesellschaft vielleicht nur mit
Angeboten daher kommen, die bei 10.000 Euro liegen, es müssten
schon mindestens 35.000 Euro pro Person, also zusammen mindestens
70.000 Euro sein, sonst können wir diesen Traum gleich abschreiben.
Dann wäre auch zu überlegen, ob es aus unserer Sicht nicht doch
besser wäre, anstelle dieser Abfindung eine der angebotenen Ersatz-
Wohungen in Anspruch zu nehmen. Aber wie gesagt, Zahlen gibt es
noch keine, von keiner Seite und wir beide haben beschlossen, uns
dann erst einmal ein Angebot von der Entwicklungsgesellschaft
machen zu lassen. Wir wären ja schön blöd, wenn wir vielleicht als
erste einen Wunschbetrag vorbringen, der vielleicht bei 40.000 Euro
pro Person läge, wogegen die aus sich heraus möglicherweise schon
mehr geboten hätten, das weiß man ja vorher nicht. Und wenn die
vielleicht als erstes Angebot 30.000 pro Kopf machen, dann könnte
man ja sicher noch bis 40.000 oder wenigstens bis 35.000 verhandeln,
machen die hingegen ein Angebot von 50.000 pro Kopf, dann könnte
man vielleicht sogar noch bis 55.000 oder 60.000 herausholen. Düster
sähe es natürlich aus, wenn die, wie schon weiter vor angedeutet, mit
nur 10.000 - Euro - Beträgen ankämen. Aber warten wir's ab.

Verrückte haben letzten Sonntag absichtlich im Bodensee geöffnete
Giftfässer versenkt um das Trinkwasser daraus zu verseuchen. Wohl
ein wahnsinniger Erpresser droht, weitere noch giftigere Fässer zu
versenken, wenn man seinen Forderungen nicht nachkommt. Ich
glaube, der hat sich dann aber nicht mehr gemeldet. Zuerst glaubte
man, dass ein Landwirt dahinter stecken würde, weil der vor Jahren
mal derartige Dinge angedroht hatte und weil die Fässer wohl ein Gift
enthielten, welches früher mal in der Landwirtschaft eingesetzt wurde,
soweit man hier hörte, soll dieser Landwirt aber doch nicht dahinter
stecken.

Mein Autobekannter war diese Tage beim Frisör. Nun leidet er seit
Jahren unter sprödem Haar, welches immer wie raue Fusel vom Kopf
hängt, egal wie oft er sich kämmt. Auch fettet sein Haar in nur einem
Tag so stark nach, dass dann schon so aussieht, als wäre er durch eine
Margarine-Dose geklettert. Beim Haarschneiden bei diesem Friseur
kam dann zwangsläufig auch das Gespräch auf dieses Manko seiner
Haare. Der Friseur selbst empfahl dann eine teure Haartinktur - Kur in
Flaschen, die er mindestens ein Jahr lang täglich in die Kopfhaut
einmassieren müsse. Jede Flasche davon kostete 42 Euro und reicht
vielleicht für einen Monat. Sie wissen ja, wie das heute bei Friseuren
so ist. Besonders bei Männern schneiden die Lehrmädchen aus dem
ersten Lehrjahr die Köpfe, weil die üblichen Herrenschnitte einfacher
zu erlernen sind. So sauste eine junge Frau um seinen Schädel und
auch mit ihr kam das Gespräch auf dieses Thema. Die flüsterte ihm
dann zu, dass Urin als perfektes Haarwasser die gleiche Wirkung
habe, wie diese unbezahlbare Tinktur, das sei ein alter Frisör -
Geheimtipp. Das hatte meinen Autobekannten dann mehr belustigt, er
nahm es zunächst nicht ernst. Wissen Sie, wenn man angeblich alte
Geheimtipps von einem blutjungen Lehrmädchen bekommt, dann
wirkt das gleich etwas zweifelhaft, besonders wenn dann so was
kommt. Die junge Frau bemerkte natürlich auch selbst, dass er ihr das
nicht abkaufte. Dann holte sie eine erfahrene Kollegin hinzu, die
vielleicht schon 20 Jahre als Friseuse auf dem Buckel hatte und auch
ihren Meistertitel trug. Die bestätigte dann diese Urin - These zu 100
%, betonte aber, dass er dass keinesfalls gegenüber dem Chef publik
machen solle, da der ja lieber seine teure Tinktur verkaufen wolle.
Wichtig bei der Handhabung mit Urin als Haarwasser sei aber, dass
man die Haare damit vollständig einwasche und das dann maximal 2
Minuten einziehen lasse und dann sofort mit einem sehr milden
Shampoo und sehr viel lauwarmem Wasser den Kopf nachwasche.
Das ist wichtig, weil man sonst wie ein Berserker stinken würde,
wenn das mit Rückständen eintrocknet, das kann man sich vorstellen.
Wäscht man es hingegen mit einem kräftigen Shampoo nach, dann
werden die Wirkstoffe wieder ausgetragen und die Wirkung ist dahin.
Sie ahnen es. Mein Autobekannter hat trotz aller Zweifel und trotz
aller Vermutungen, dass die beiden Friseusen ihn nur auf den Arm
genommen hatten und sich jetzt halbtot lachen würden, das versucht.
Man kann ja nicht viel damit falsch machen. Seine Haare waren eh
schlecht und noch schlechter ging kaum und danach wurde der Urin ja
sowieso wieder wie beschrieben ausgewaschen. Sie werden es nicht
glauben, aber es stimmt, schon nach dem ersten Versuch waren die
Haare deutlich kräftiger und etwas heller geworden. Zudem ist die
Neigung zu fetten bei ihm jetzt wesentlich geringer als früher.

Seit Dienstag wurde das Wetter doch recht ungemütlich. Kayla hat
sich gleich ein heißes Bad einlaufen lassen und sich dann für 2
Stunden darin verkrochen. Sie war dann im warmen Wasser
eingeschlafen und sah nachher aus wie ein aufgeweichtes Toastbrot.

Betteln macht die Runde und wir waren entsetzt, da an einem einzigen
Tag gleich 4 verschiedene Bettler sowie eine Bettlerin bei uns an den
Mobilheimen lästig wurden. Wie ich schon öfters bemerkte, ist das
hier auf dem Campingplatz grundsätzlich verboten, die dürfen noch
nicht einmal das Gelände betreten, aber trotzdem türmten sich
sozusagen am letzten Donnerstag hier die Bettler. Jeder von denen
begann eine andere Story aufzutischen, die einem die Tränen in die
Augen treiben sollte und das Geld lockert. Auf diese Tour läuft bei
uns jedoch gar nichts. Mit etwas Menschenkenntnis erkennt man
ohnehin schnell, wenn die Sache System hat und keine wirkliche
Bedürftigkeit vorliegt. Bei allen, die an diesem Tag hier lästig wurden
war das so. Wissen Sie, früher bin ich dann meist gleich unfreundlich
geworden und habe die sofort weggeschickt. Das mache ich heute in
der Regel anders. Wenn ich es selbst nicht eilig habe, dann lasse ich
die an der Haustüre ihre ganzen Märchen erzählen, und wenn es 10
Minuten dauert, erst dann lehne ich eine Gabe freundlich und dezent
ab. Manche versuchen dann, erneut eine Diskussion zu starten, warum
man denn nichts geben würde, auch darauf lasse ich mich ein, sofern
ich in diesem Augenblick Zeit genug habe, dann verbrauchen die noch
mehr Zeit und ich weiß als einziger schon im Voraus, dass ich trotz
allem keinen Cent spenden werde. Wenn die dann erkennen, dass sie
viel Zeit umsonst vertan haben, dann kommen die Gleichen garantiert
nie wieder. Manche werden dann auch sehr frech, aber das kann ich
dann auch werden. Vor 2 Jahren hatte ich einem sogar mal ein
Eisenrohr ins Kreuz geworfen, als der sehr abfällig wurde und sogar
vor meine Wohnungstüre gespuckt hatte. Als er mir dann noch
Schläge androhte, habe ich ihm gesagt, dass er es darauf lieber nicht
ankommen lassen sollte, dann würde ich ihn durch den Fleischwolf
drehen.

Für heute bin ich wieder am Ende, jedenfalls was meine Email
betrifft, mit aufhellenden Grüßen Ihr

Egbert Lappenkeuler