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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Lebensmut per CD” und “Aufenthaltsvisum” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Lebensmut per CD" vom 25.09.2005

Nachwahlige Grüße!

Wahltag ist Qualtag könnte man sagen. Endlich liegt das ganze
Wahltheater hinter uns. In letzter Zeit konnte man das Wort Wahl ja
schon langsam nicht mehr hören und es hing einem zum Halse heraus.
Im Wahllokal meines Stimmbezirks hatte man sich einen
ungewöhnlichen Lapsus geleistet. Gewählt wurde im Klassenraum
eines Gymnasiums und um dorthin zu gelangen musste man erst durch
einen langen Flur. Ich weiß nicht, ob Sie das wissen, aber in
Wahllokalen selbst und auch in deren direktem Umfeld darf keinerlei
Wahlwerbung mehr aufgestellt sein oder gemacht werden. Nun sind
Parteimitglieder von Parteien auch häufig als Wahlhelfer eingesetzt,
was durchaus gut so ist, aber dabei kommen manche offensichtlich
nicht aus ihrem Eifer heraus, etwas für ihre Partei zu tun. Nun war der
lange Flur bis zum Klassenraum, in dem die Wahlkabinen standen,
gepflastert mit Wahlplakaten der SPD, vorwiegend mit solchen, die
einen überdimensionalen Schröder-Kopf zeigten. Des weiteren sauste
im Flur ein Helfer herum, der eigentlich den Leuten nur helfen sollte,
das Wahllokal am Ende des Flures leichter zu finden, indem er ihnen
den Weg zeigte. Was aber machte der zusätzlich? Er zeigte auf die
genannten Plakate und machte dabei halbleise, fast im Flüsterton noch
Bemerkungen in der Art: „Da weiß man wenigstens was man hat..."
Ich rege mich über Politik nicht schnell wirklich auf, aber solches 
ausgerechnet am Wahltag in greifbarer Nähe der Wahlkabine, das ist
eine Unverschämtheit. Das habe ich in diesem Schulflur dem dann
auch lautstark vorgeworfen und ihn dort kritisiert. Das fand der nun
gar nicht gut, Sie können sich vorstellen, dort herrschte bis zu diesem
Zeitpunkt ziemliche Ruhe, die ich mit meiner lautstarken Kritik in
diesem schallenden Flur heftig durchbrach. Ich war schon recht früh
dort, vielleicht gegen 8.10 Uhr, aber es waren sicherlich schon 10
andere Wähler auch zugegen, die diesen Streit mitbekamen. Einer,
wohl ein CDU - Mitglied, wurde durch meine Kritik erst richtig darauf
aufmerksam, dass der ganze Flur mit diesen SPD - Plakaten
ausstaffiert war, die man mit Tesafilm einfach an Mantelbretter
geheftet hatte, die beidseitig auf der vollen Länge an den Flurwänden
sind. Dann noch diesen komischen Wink von dem SPD - Wahlhelfer,
na ja, das wurde dem CDU - Mitglied dann endgültig zu bunt und er
unterstützte meine Kritik, indem er die sofortige Entfernung dieser
Plakate forderte und auch dem Wahlhelfer abnötigte, solche
versteckten Wahltipps, von wegen, da weiß man was man hat, sofort
zu unterlassen. Ziemlich pikiert stellte der Wahlhelfer dann auch seine
Hinweise ein, jedoch die Plakate wollte er unbedingt hängen lassen.
Daraufhin entstand im Flur eine ziemlich laute Diskussion, deren
Teilnehmeranzahl rasch anwuchs. Es kamen aus dem eigentlichen
Wahllokal dann auch noch einige Parteileute verschiedenster Couleur
hinzu, die durch den Lärm aufmerksam geworden waren. Auch
weitere Wähler, die gerade zur Flurtür reinkamen, um zum Wahllokal
zu gehen, beteiligten sich an der Debatte und manche hätten fast das
eigentliche Wählen über die Diskussion vergessen. Einige SPD -
Leute, die sich wohl nicht wirklich mit den Bestimmungen
auskannten, ließen sich dann aber belehren und entfernten gemeinsam
die SPD - Plakate. Sie sagten zu ihrer Entlastung, dass sie selbst diese
Plakate aber gar nicht dort aufgehangen hätten, so sehr man es ihnen
vielleicht auch zutrauen möchte. Angeblich hätten diese Plakate schon
morgens dort gehangen, als sie selbst dort eintrafen und die Plakate
seien wohl von Schülern des Gymnasiums bereits am Vortag
aufgehangen worden, anders könne man sich das nicht erklären.
Immerhin hat dieses teils auch lustige Theater dazu geführt, dass es
am Folgetag sogar hier in einer Zeitung mit ein paar Zeilen erwähnt
wurde. Dort stand freilich nichts davon, dass ich im Prinzip der
Aufdecker dieses Übels war oder wenigstens der Erste, der es moniert
hat. Normalerweise hätten die anderen Wahlhelfer das ja auch schon
vor mir sehen müssen, denn die beginnen ihre Arbeit ja sicherlich
schon wenigstens eine Stunde vor Öffnung der Wahllokale und es sind
dort ja nicht nur Wahlhelfer von einer Partei, wie der SPD, meistens
ist die Gruppe der Wahlhelfer bunt zusammengemischt, aus mehreren
Parteimitgliedern, aber auch parteilose Bürger. Vermutlich steckten
die aber schon so im Wahlstress, dass man diese Wahlplakate schon
gar nicht mehr als unzulässige Besonderheit wahrgenommen hat, weil
heute überall solche Plakate hängen.
Das Wahlergebnis selbst finde ich erstaunlich. Es ist meines Erachtens
tatsächlich ein tiefes Zeichen von totaler Unentschlossenheit in der
Bevölkerung. Sehr viele Leute scheinen wirklich jede Orientierung
verloren zu haben. Das erkennt man auch schon daran, dass die Leute
sich wirklich von öffentlichen Rede-Duellen im Fernsehen
beeinflussen lassen. Viele Menschen haben die Fähigkeit verloren,
sich nach Fakten ein eigenes Urteil zu bilden oder eine Sache
realistisch zu bewerten. Ich sehe in dem Wahlergebnis die große
Gefahr, dass damit diese Unentschlossenheit auch als politischer Weg
manifestiert wird und das, was man bislang gelegentlich als
Blockadepolitik bezeichnete, wird zum durch diese Wahl amtlich
festgeschriebenen Normalfall. Andererseits habe ich hier auch schon
öfters gesagt, dass die tatsächlichen Unterschiede zwischen CDU und
SPD in den letzten 15 Jahren auf so ein geringes Maß
zusammengeschmolzen sind, dass es von daher in einer großen
Koalition eigentlich vorzüglich klappen müsste. Aber die gegenseitige
Blockadepolitik ist ja meist parteipolitisches Programm und hat mit
der Sache selbst nichts zu tun. Ich hätte der Bevölkerung da mehr
Mumm zugetraut, nun endlich für den Wechsel zu stimmen und meine
eigenen Prognosen hätten ungefähr 5 bis 7 % mehr für die CDU
ausgemacht. Aber hier hat sich die CDU in inzwischen schon
altbekannter Manier kurz vor der Wahl vieles selbst kaputt gemacht.
Die Festlegung auf die Mehrwertssteueranhebung hat viele Wähler
regelrecht in die Flucht geschossen. Ich sehe allerdings eine gewisse 
Gefahr, dass diese Regierung auch wieder nicht lange überlebt und
spätestens in 2-3 Jahren wieder Neuwahlen fällig werden. Eine
absurde Frechheit finde ich ist, was der Nochbundeskanzler Schröder
sich da leistet, und behauptet die SPD habe die meisten Stimmen, weil
die CSU ja gar nicht zur CDU gehöre. Wenn man auf diesem Pferd
reiten will, dann käme es gleich, als würde man sagen, dass man dann
auch alle SPD-Stimmen abziehen müsse, die die SPD über den
Landesverband Bayern geholt habe, denn in Bayern steht die CSU
bekanntlich anstelle der CDU, dort kann man ja gar keine CDU
wählen. Betrachtet man, was an sonstigen Koalitionen möglich wäre,
kann einen das auch nicht wirklich ermuntern. Alles, woran die
Grünen wieder beteiligt wären, wäre schon von vorneherein schlecht,
alles woran die Superlinken beteiligt wären, wäre noch schlechter. So
unbefriedigend jede der möglichen Koalitionen auch ist, zunächst
erscheint tatsächlich eine große Koalition schwarz-rot noch als die
harmloseste und beste Alternative. Aber lieber dadurch wenigstens in
der Auswirkung einigermaßen am heutigen Zustand festhalten, als
aktiv eine Politik der Rückschritte betreiben, die unter Beteiligung von
Grünen und ganz besonders den Ultralinken stattfinden würde. Die
Frage bleibt wirklich, ob eine Neuwahl nicht wenigstens für etwas
klarere Verhältnisse sorgen könnte. Na ja, aus unserer Sicht bringt es
nichts, jetzt in endlose Debatten über diese Wahl zu verfallen, ändern
können wir es nicht.

Ich war nie ein Fan von dem Grünen Joschka Fischer, aber immerhin
muss man dem hoch anrechnen, wenn er seine Ankündigung wahr
macht, dass er nicht weiter für neue Ämter zur Verfügung steht. Im
Gegensatz zum Schröder steht er damit auch dazu, dass eine künftige
Zusammenarbeit zwischen Grün, Gelb und Schwarz oder Grün, Gelb
und Rot in keinem Fall eine Sache ist, die zu dem passen würde, was
die Grünen immer gesagt haben. Wie man die Grünen aber kennt,
machen die zunächst viel Wirbel, als würden sie auf eine
Regierungsbeteiligung lieber verzichten, aber wenn sich dann die
Chance bietet, doch wieder mit an der Macht zu sein und der Politik
ihre grünen Hemmschuhe aufzudrücken, dann wird eine solche
Koalition gar nicht mal so unwahrscheinlich.
Ich muss ganz klar sagen, dass mir eine Koalition an der die Grünen
doch wieder beteiligt wären, überhaupt nicht gefallen würde, selbst
auch dann nicht, wenn ansonsten CDU und FDP die maßgeblichen
Teile dieser Koalition darstellen würden. Der Grund liegt auf der
Hand, denn man kennt das demokratiefeindliche Verhalten der
Grünen, die gerne den Erpresser spielen und mit dem Platzen der
Koalition drohen, wenn sie nicht ihre Minderheitenziele durchgesetzt
kriegen.
Aber jetzt genug mit dem Politikgeschwätz.

Ob es eine Idee aus den USA ist? Es scheint mir so, weil es irgendwie
zu Amerika passt. Fliegende Händler verkaufen hier an Straßenecken
immer häufiger sogenannte Mut-CDS. Mir wurde nun eine geschenkt,
als ich keine kaufen wollte. Was man hat, das hat man, und ich dachte,
da kann man sich ja mal anhören, was für Lieder darauf sind. Aber es
sind keine Lieder drauf, nur gesprochene Texte. Ein Mann mit einer
sehr tiefen Stimme, jedoch mit sehr deutlicher Aussprache, trägt Texte
vor, die Mut machen sollen, das Leben so zu meistern, wie es gerade
kommt. Man kann das nicht als Weisheiten bezeichnen, was der da
von sich gibt, es sind mehr allgemeingültige Regeln, die mir zum
großen Teil fast schon so vorkommen, als wären sie ins heutige Leben
übertragene Passagen der Bibel, wo ja zweifellos auch anhand von
Gleichnissen eine Art Lebenshilfe oder sagen wir mal Situationshilfe
enthalten ist. Es kommt einem ein wenig so vor, als würde eine Art
halbreligiöser Glaubensgemeinschaft hinter diesen CD stecken. Der
junge Mann, der dort stand und mir die CD schenkte, hatte einen
Bauchladen umhängen, mit sicherlich 200 solcher CD, die sich auf
vielleicht 10 verschiedene Titel gleichartigen Zeugs verteilten.
Eigentlich wollte er für jede CD 4 Euro haben, er klammerte sein
Gespräch ganz fest an mich, hörte selbst dann nicht auf, als ich schon
weiterging. Er lief mir regelrecht ein Stück nach. Als ich mich
trotzdem nicht erweichen ließ, wollte er mir eine CD zuerst zum
halben Preis von nur 2 Euro anbieten, als auch das nichts half,
schenkte er mir die schließlich. Zuvor wusste ich gar nicht genau, was
drauf ist, ich dachte irgendwelche Lieder, aber wie gesagt, es sind nur
etliche Texte, vielleicht 25 verschiedene, in der oben geschilderten
Machart drauf. Jeder Text dauert etwa 3 Minuten und richtet sich an
bestimmte Lebenssituationen. Es handelt sich dabei vornehmlich um
die Sorten unschöner Lebenssituationen, wie sie im Alltag so auftreten
können. Auffallend oft geht es vor allem um Situationen der
Einsamkeit, aber auch um ausweglos erscheinende Situationen, wie
Armmut, Tod von liebgewonnen Mitmenschen, Verlust wichtiger
Dinge, des Arbeitsplatzes, der Wohnung oder des Besitztums. Ich
habe es nicht geschafft, diese eine CD an einem Stück zu hören, dafür
fehlt mir der Draht. Nach dem ich vielleicht 5 der 25 Texte gehört
hatte, habe ich abgeschaltet. Wissen Sie, manchmal denkt man, da
oder dort hat der Sprecher recht, weil man solche oder ähnliche
Situationen schon durchlebt hat und sie vielleicht mit einer ähnlichen
Haltungsweise gemeistert hat, wie sie dort umschrieben wird, aber
wenn man sich dann solche Ratschläge auf Vorrat anhört, dann wirkt
es lächerlich und wird vor allem auch bald langweilig, um nicht zu
sagen stinklangweilig. Es mag vielleicht die Idee dahinter stecken,
dass man im Ernstfall gewappnet ist, wenn man sich solche Dinge
schon im Vorfeld ständig anhört und vor Augen führt, oder dass man
dann gleich sein Leben nach anderen Qualitätsmaßstäben ausrichtet,
damit solche Situationen erst gar nicht auftreten oder dass man sie auf
Anhieb leichter meistert, falls sie doch auftreten, weil man schon mit
der Problematik vertraut ist. Zumindest wird auf der CD-Hülle darauf
hingewiesen, in einer Art Gebrauchsanleitung, dass man sich täglich
wenigstens Passagen aus dieser CD andächtig anhören soll. Auch wird
auf die zeitgemäße Möglichkeit verwiesen, eine MP3-Version davon,
die auch bereits auf der CD enthalten ist, auf einen tragbaren MP3-
Player zu kopieren und dann beim Joggen oder bei ähnlichen
Tätigkeiten anstelle von Musik ablaufen zu lassen. Kayla hat das
Ganze sehr entzürnt angesehen und angehört und meinte, dass
dahinter eine versteckte Botschaft stecke, die zum Beitritt in eine
Sekte verlocken soll. Wenn man diesen Schritt dann erst einmal getan
hätte, dann hätten die erreicht was sie wirklich wollten. Nun kann ich
selbst in dem bislang Gehörten keine Ansprechadresse für irgend eine
Sekte oder ähnlichen Humbug entdecken, jedoch halte ich es durchaus
für möglich, was Kayla da sagt, dass es vielleicht mehr eine Art
Vorbereitung im Sinne von Weichkochen und empfangsbereit machen
ist, für eine bestimmte Botschaft, die dann später noch folgt. Sie sagt,
in ihrer alten Heimat wären oft indische Bettelmönche unterwegs
gewesen, die mit ähnlichen Methoden auf Menschenfang gingen. Aber
in Wahrheit hätten die Bettelmönche als Abhängige nur für den
Wohlstand ihres Vorherren gearbeitet und dabei auch vor
ungewöhnlich rabiaten Methoden nicht zurückgeschreckt. Da wären
sogar Mädels zur Prostitution gezwungen worden, nachdem sie zuvor
so irre gequatscht worden wären, nur um damit dem Vorherrn einen
guten, luxuriösen Lebensstandard abzusichern. Nun kennen Sie mich
schon ein wenig und dürften erkannt haben, dass ich mich von solchen
Phrasen nicht weich kochen lasse. Ich betrachte die Angelegenheit
mehr schulterzuckend und leicht erheitert. Kayla hingegen wollte die
CD sogar schon zerbrechen, damit sie kein Unheil mehr anrichten
könne.

Im Gegensatz zu allem bislang geschilderten finde ich das derzeitige
Wetter sehr erfreulich und es baut einen so richtig auf. Man bekommt
richtig Lust auf lange Spaziergänge an der überaus frischen Luft, weil
einerseits die Sonne schön klar scheint, es aber andererseits recht
angenehm frisch dabei ist. Da macht das Spazieren viel mehr Spaß, als
wie wenn es sehr warm wäre oder natürlich auch als bei grauem
Regenwetter. Bei Regen gehen wir ohnehin nicht spazieren, aber das
schöne Wetter der letzten Tage haben wir so richtig ausgenutzt. Von
uns aus könnte gleich der ganze Herbst und Winter so sonnig-frisch
bleiben. Ich brauche kein Eis und Schnee. Gut, etwas Regen muss
schon mal sein, das ist klar und manche grauen Tage haben auch
zweifellos ihren schön-melancholischen Reiz, besonders solche, an
denen man weiß, dass es zwar grau bleibt, aber nicht regnen wird, das
hat was. Trotzdem klar, sonnig und frisch hat mehr. Die Nächte sind
teils ja schon recht kalt und ich habe selbst ein wenig gestaunt, wie
leicht und schnell man die Mobilheime mittels Gas auf angenehme
Temperaturen bringt. Das sieht man ja erst jetzt so langsam, denn
bislang war es zuvor ja immer noch relativ mild. Ich sage Ihnen, wenn
ich den ganzen Tag die Heizung völlig abgeschaltet hatte und es dann
vielleicht abends um 21 Uhr im Wohnzimmer auf nur noch 10 Grad
abgekühlt ist, dann starte ich die Gasheizung und binnen weniger als
10 Minuten sind es schon überwarme 24 Grad. Dann muss ich schon
zeitig, nach vielleicht 4 Minuten Laufzeit, die Heizungsanlage auf ein
Viertel ihrer Leistung zurückdrehen, um die Temperatur auf
ausreichende 20 bis 22 Grad einzupendeln. Das ist dann wohl auch der
gravierendste Nachteil der Heizungsanlage in meinem Mobilheim
gegenüber der schon moderneren Anlage in Kaylas Mobilheim. Ihre
Anlage stellt man an einem Thermostat auf die gewünschte höchste
Raumtemperatur ein, z.B. 20 Grad und dann hält die diese
automatisch konstant, ohne dass man, wie ich, dann nach 4 Minuten
wieder zum Herabregeln laufen muss, damit es nicht unnötig zu warm
wird, was ja auch dann zusätzliches Gas verbraucht in einem Maße, 
wie man es nicht benötigt. Ich bleibe natürlich gespannt, wie es bei
richtig kalten Wintertemperaturen aussehen wird, aber man bemerkt
jetzt in den kühlen Nächten schon, dass die Anlage noch ganz
erhebliche Reserven hat, wodurch ich da guter Dinge bin, dass wir
nicht im Kalten bibbern werden. Hier auf dem Platz leben auch
findige Köpfe. Ein Herr Stein hat sich selbst für seinen Wohnwagen,
der ja deutlich weniger Wohnfläche als unsere Mobilheime hat, ein
eigenes Heizkraftwerk gebaut, wie er das nennt. Mittels eines alten
Auto-Dieselmotors, den er sich für ein paar Euro vom Schrottplatz
geholt hat, erzeugt er Strom und Wärme immer nur dann, wenn man
diese Dinge benötigt. Er sagt, das wäre im Jahresmittel billiger, als
Gas und Strom zu beziehen. Er lässt den Motor mit preisgünstigem
Heizöl laufen, was bei diesem Verwendungszweck auch zulässig ist,
weil das Ding ja quasi die Heizung bildet. Damit keine störenden
Geräusche von dem Motor nach außen dringen, hat er selbst einen
großen Kasten darum gebaut, der mit 2 Lagen von dem ganz dicken
16 cm - Dämmstoff isoliert ist. Ich habe gestaunt, wie flüsterleise das
Ding dadurch selbst dann ist, wenn man direkt daneben steht.

Ein Hobbyinitiative macht hier mit Plakaten Werbung für eine
Veranstaltung von Modellbahnsammlern, die am ersten
Oktoberwochenende hier stattfinden soll. Die Zahl der
Modellbahnfreunde scheint ja jedes Jahr größer zu werden und ich
glaube, der Reiz an einer Modellbahn liegt auch mit darin, dass sich
die Leute dort ihre eigene kleine Welt erschaffen können, sozusagen
einmal Herrgott spielen dürfen. Der Hang zur Perfektion spielt für
viele dabei wohl auch eine gewisse Rolle. Im Februar hatte es hier mal
eine kostenlose Ausstellung gegeben, die ich mal kurz besucht hatte.
Wissen Sie, Modellbahnhobby, das interessiert mich eigentlich nicht
wirklich, aber ein bisschen hat es doch einen Reiz, weil es eine Sache
ist, mit der man sich auch autark im kleinen Kämmerlein beschäftigen
kann, ohne auf andere angewiesen zu sein. Daher verstehe ich es nie
so richtig, weshalb sich gerade in diesem Bereich so viele zu Clubs
und Vereinen zusammentun, um dann gemeinsam eine Anlage zu
gestalten, wo doch jeder viel besser zu Hause seine eigenen
Vorstellungen verwirklichen könnte. Na ja, die deutsche
Vereinsmeierei wird mir ohnehin ewig fremd bleiben und mir kommt
es sehr suspekt vor, wenn jemand für eine Modellbahnlokomotive z.B.
1.200 Euro ausgibt, nur weil deren Nachbildung in einigen kleinen
Details genauer sind, als die vom vergleichbaren Großserienmodell
der Marke Märklin oder Fleischmann, welches auch schon stattliche
250 Euro kostet. Einige wenige Modellbahnteile besitze ich sogar
auch noch, die gemeinsam in 2 Schuhkartons Platz finden. Das sind
noch Relikte aus meiner Kindheit und ein Sammler hatte mir sogar für
eine der drei Lokomotiven, die ich da noch habe, genauer eine
Dampflok 01 von Märklin ganz aus schwerem Metall, die sogar
richtig Rauch erzeugen kann, schon vor vielen Jahren einmal 500
Mark geboten. Trotz damaliger Finanznot habe ich die aber nicht
verkauft. Wissen Sie, ungefähr einmal im Jahr, dann stecke ich die
paar verbliebenen Schienenstücke aus dem Schuhkarton zusammen
und lasse die Loks mit ein paar Wagen dran mal hin- und herfahren,
damit sie nicht einrosten, aber um eine richtige Anlage aufzubauen
fehlt mir der Platz. Obwohl dank der Mobilheime könnte ich nun
eigentlich in dem dritten Mobilheim im ehemaligen Wohnzimmer dort
durchaus eine kleine Anlage aufbauen und genügend Material dazu
hätte ich noch in diesen Schuhkartons.

Neulich gab es eine spontane Demonstration von aufgebrachten
Studenten gegen Studiengebühren. Beileibe nicht die erste und wie ich
schon in den Nachrichten hörte, hat es auch besonders in Nordrhein-
Westfalen neulich öfters derartige Demonstrationen gegeben. Dass die
Betroffenen dagegen demonstrieren war klar, weil es das alles bislang
umsonst gab, aber ich finde Studiengebühren völlig in Ordnung.
Warum soll die Allgemeinheit deren Studium bezahlen? Das ist eine
Sache, die ausschließlich denen später zugute kommt, also sollen sie
dafür auch bezahlen! Sicher, sollte ein gewisser Grad an
Mindestbildung staatlich gefördert und finanziert werden, aber ein
Studium gehört nach meiner Ansicht keinesfalls mehr zu diesem
Mindestgrad. Es ist auch ungerecht gegenüber all denen, die kein
Studium machen, weil die diese Leistungen ja nicht ersatzweise in
anderer Form kassieren. Es kann nicht die Aufgabe der Allgemeinheit
sein, private Studien zu finanzieren. In anderen Ländern lacht man
auch darüber, weil es dort das Selbstverständlichste von der Welt ist,
dass ein Studium nun einmal Geld kostet. Nun genieße ich selbst
gerne Leistungen aus staatlicher Hand, aber ich denke, man muss da
doch anders bewerten, ob jemand, der noch nie etwas aktiv zum
Leistungsstand der Staatskassen beigetragen hat, sich erst mal gleich
sein ganzes Studium vom Staat finanzieren lässt, obwohl es später
ausschließlich ihm zugute kommt oder ob jemand, der vielleicht
immerhin 15 bis 20 aktive Berufsjahre immer Steuern und sonstige
Abgaben einbezahlt hat, dann irgendwann aus Krankheitsgründen aus
diesem Staatstopf Geld bezieht.

Allgemeine Heiterkeit, die dennoch im übertragenen Sinne einer
Beleidigung oder zumindest einer provokanten Darstellung der
Geringschätzung gleich kommt, entstand letzte Woche bei einem
klassischen Konzert, welches im hinteren Teil des Schlossplatzes
unter freiem Himmel kostenlos dargeboten wurde. Es waren dort auch
rund 100 Sitzplätze in Form von leichten Gartenstühlen für die
Liebhaber der klassischen Musik aufgestellt worden. Bei bestem, aber
relativ kühlem Wetter trudelten mehr Zuhörer als erwartet ein. Nun
hatte sich dort aber auch eine vielleicht 30 Mann starke Gruppe
vagabundierender Jugendlicher auf entsprechend vielen Stühlen breit
gemacht, die jedoch allesamt die Ohrhörer von ihrem Walkman oder
MP3-Player in den Ohren hatten und während der Vorstellung ihre
Primitiv-Rapmusik hörten und herumalberten, anstatt tatsächlich der
Darbietung zu lauschen. Unterdessen blockierten sie so vielen
ernsthaften Zuhörern der Musikdarbietung die Sitzgelegenheit und
damit teils auch überhaupt die Gelegenheit zuhören zu können, weil
Stehplätze gab es seitlich wegen der Platzverhältnisse kaum. Die
Musiker und deren Dirigent hatten das auch mitbekommen und sich
bereits erfolglos über Lautsprecher an die Jugendlichen gewandt, sie
mögen doch diese Sitze bitte räumen, da sie ja sichtlich nicht der
Musik zuhören würden.
Was die dort betrieben, das wäre ungefähr das Gleiche, als ginge man
zu einer heiligen Messe in die Kirche und würde sich dort hin auf die
Kirchenbank setzen und während der Pfarrer vorne die Messe liest,
inmitten der betenden Gläubigen eine Zeitung lesen. Wer das ja nicht
wirklich hören will, der ist ja nicht gezwungen es zu hören und
braucht ja erst gar nicht dorthin zu kommen und dort zu bleiben, das
gilt sowohl für dieses Konzert, als wie auch den Vergleichsfall der
Kirchen-Messe. Nun ja, der Vorfall selbst entbehrt auch nicht einer
gewissen Spur an Heiterkeit, trotzdem kann man natürlich nicht alles
gut finden, nur weil es auch einen heiteren Aspekt hat.
In Sachen Konzert ging es dann so weiter, dass der Veranstalter die
Polizei gerufen hat und eine einsame Streifenwagenbesatzung sich
gegenüber den 30 nun gröhlenden Jugendlichen durchsetzen sollte.
Was anfangs danach aussah, als könne es nicht funktionieren, änderte
sich dann doch schnell, als die Polizisten damit begannen, sich
einzelne Jugendliche herauszufischen und deren Personalien zu
notieren, was die zuerst abwehren wollten. Die hatten denen wohl klar
gemacht, dass wenn sie die Personalien nicht rausrücken, dann eine
Polizei-Hundertschaft als Verstärkung geordert würde und sie dann
zumindest vorrübergehend inhaftiert würden, bis dass alle Personalien
feststünden. Nach dieser Darstellung versprengten sich die
Jugendlichen binnen weniger Minuten in alle Himmelsrichtungen und
die Polizisten konnten nur noch von bestenfalls 5 Störern die
Personalien festhalten. Nach rund 30minütiger Unterbrechung ging
dann das Konzert weiter.

Diese Tage war im Fernsehen ein Bericht über Freiburg und dabei
ging es auch um eine dortige Besonderheit, die ich früher immer für
baren Unsinn gehalten habe, an der aber dann doch aus mir
unerklärlichen, ja fast schon mystischen Gründen, etwas Wahres zu
sein scheint. Wer die Altstadt von Freiburg kennt, der kennt auch die
seitlichen Wasserrinnsale entlang der Straßen, die von den
Freiburgern als Bächle bezeichnet werden. Das sind irgendwie von
richtigen Bächen abgezweigte Rinnsale, die in künstlich geschaffenen
Steinbetten am Wegesrand zwischen Straße und Bürgersteig daher
fließen, die ganz früher zur Wasserversorgung der Stadt dienten und
später mehr aus Tradition und sogar als Antriebsquelle für kleine
Betriebe sowie als Löschwasserzufluss für Brandfälle beibehalten und
gepflegt wurden. Das ist aber noch nicht die Sache, die ich für baren
Unsinn halte, sondern der Spruch der immer verbreitet wurde, dass
wenn ein Mann, der nicht aus der Freiburger Gegend stammt, dort
unbeabsichtigt in solch ein Bächle hineintritt, was sehr schnell passiert
ist, weil die in einer Ebene mit der Straße und dem Gehweg meistens 
ohne jede Abdeckung verlaufen, dass der dann bald eine Freiburgerin
kennen lernen und heiraten und für immer in Freiburg ansässig
werden wird. Nun, wenn man heute so etwas hört, fasst man sich an
den Kopf, nickt vielleicht noch milde grinsend und sagt jaja und denkt
sich ansonsten seinen Teil. In aller Regel etwas wie „alberner
Quatsch" oder „mittelalterliches Geschwätz". Jedoch ganz ohne jeden
Quatsch, und gerade das stimmt mich selbst etwas nachdenklich, ich
selbst kenne inzwischen persönlich 4 Leute, denen es wirklich so
ergangen ist. Ich kann von mir behaupten, dass ich nicht anfällig bin
für verklärtes Gehabe und dass ich solche sagenumwobenen Dinge
eigentlich aus Prinzip her schon generell nicht glaube. Nun im
Fernsehen wurde auch einer gezeigt, der wohlgemerkt vor 40 Jahren
aus Köln zum Arbeiten kurz nach Freiburg gekommen war und dann
aus Versehen in ein solches Bächle getreten hatte, weil er neu
gekaufte Schuhe an hatte, wodurch er mit einem Fuß etwas umknickte
und so nur durch Zufall in dieses Bächle trat, aber nur 3 Tage später
hat er dort eine Frau kennen gelernt, die geheiratet und dieses Paar
lebt heute noch zufrieden mit inzwischen einer Horde von Kindern
und Enkeln in Freiburg, will nie mehr dort weg. Wie gesagt, ich selbst
kenne 4 Leute, denen ähnliches widerfahren ist und darunter sogar
einer, der zeitlebens immer großspurig damit geprahlt hatte, dass er
niemals im Leben je heiraten wird, dafür sei er zu modern eingestellt,
um sein Leben nur an eine Frau zu verschwenden. Der vierte Fall aus
meinem Bekanntenkreis kam erst vor einigen Wochen hinzu. Ein Herr
Peters, der vor 7 Jahren von Hannover hier nach Stuttgart gezogen
war. Na dieser Peters fuhr an einem Sonntag im Mai dieses Jahres,
sozusagen als Ausflugstour, mal nach Freiburg, wanderte dort durch
die Stadt, und es passiert, was passieren muss, er tappt in eines dieser
Bächle und holt sich nasse Füße. Einheimische, die das beobachtet
hatten, riefen ihm schon lächelnd zu, dass er dann bald eine Frau von
dort heiraten würde. Der fand das geradezu lächerlich und hatte denen
noch einen Vogel gezeigt. Na ja, der Tag und die Tour gingen zu Ende
und er war wieder in Stuttgart. Nur 2 Tage danach machte er Einkäufe
in einem großen Kaufhaus hier in der Innenstadt von Stuttgart und
rennt mitten im Kaufhaus eine Frau um, aus Unachtsamkeit, weil er es
eilig hatte, die dann noch hinfällt und sich leicht verletzt. Sie glauben
das jetzt nicht, und mir ging es nicht anders, die kam aus Freiburg und
er hat sich dann entschuldigt, sie aus Freundlichkeit zum Arzt
gefahren und um es abzukürzen, dann hat es gefunkt und die haben
tatsächlich neulich geheiratet. Damit nicht genug, der will jetzt seinen
Job in Stuttgart aufgeben und im Oktober nach Freiburg zu seiner
Frau ziehen. Nun habe ich persönlich, und das hat mit diesen
abstrusen Heiratsgeschichten nichts zu tun, ein zwiespältiges
Verhältnis zu Freiburg. Die Stadt ist einerseits recht hübsch und die
Leute, die ich von dort kenne, sind auch sehr in Ordnung, aber
trotzdem ist mir Freiburg ein wenig ähnlich suspekt wie Villingen -
Schwenningen. Wissen Sie, wenn sich eine Stadt schon selbst damit
brüstet, eine gewisse autofeindliche Haltung an den Tag zu legen und
grüne Politik für immens wichtig zu halten, das verunsichert mich
zunächst per se schon mal. Baut man dann noch künstliche
Hindernisse und verbietet in vielen Straßen sogar jeglichen
Autoverkehr, dann stuft man die Stadt oder vielleicht sogar deren
Bewohner etwas als unangenehme Sonderlinge ein, die einem nur
unnötig das Leben schwer machen, um vielleicht ihrer grünen
Traumideologie zu folgen.
Nun komme ich sehr selten nach Freiburg, vielleicht jedes zweite Jahr
einmal, es ist auch schon zu weit weg, um öfter hinzufahren, ungefähr
200 km von hier, und ich bin auch bis heute noch nie in ein Bächle
dort getreten, was ich mir dank Kayla auch keinesfalls wünschen
würde, aber wie schon gesagt, es hat etwas Mystisches, wenn man im
eigenen Bekanntenkreis nun schon 4 Fälle hat, in denen sich diese
komische Heirats-Sage bewahrheitet hat. Wie schon angedeutet, die
Stadt Freiburg als solche ist eigentlich sehr sehenswert, wenn man
Gefallen an alter historischer Bausubstanz findet, nur die
Machtherrschaft grünen Denkens beziehungsweise deren
Auswirkungen begegnen einem dort relativ häufig, was so ziemlich
das einzige Manko an diesem Ort ist, aber es ist dann irgendwo auch
noch im erträglichen Maß, weil es doch wieder zu viele kluge Leute
dort gibt, die dieses grüne Gehabe wenigstens in eine abgemilderte
Bahn gelenkt haben.       

Jetzt Anfang Herbst ist wieder die Zeit für Verkaufsausstellungen und
Hocketse oder ähnliche Kirmesveranstaltungen. Unweit vom
Campingplatz befindet sich ein großer Parkplatz, der für dieses 
Wochenende zum Kirmesplatz umfunktioniert wurde. In den letzten
Tagen wurde dort gehämmert und aufgebaut, oft bis spät in die Nacht
hinein. Zelte, Autoskooter, hochschnellende Anlagen, Karussells,
Weltraumrotatoren in die sich Leute setzen können und was weiß ich
nicht alles für modernes Zeug, aber es gibt auch noch das gute alte
Ketten- Karussell mit vielen Verspiegelungen, bunten Birnen und
dergleichen, wie in meiner eigenen Kindheit. Das scheint auf viele
Leute trotz allen technischen Schnickschnacks, den die anderen Dinge
bieten, mehr Reiz auszuüben. Mir ergeht es da ähnlich, das atmet noch
diesen Hauch echter Kirmesromantik, während die anderen Dinge
wieder so ein Nachjagen nach Superlativen sind, wie man sie heute
schon aus dem Alltag leidlich genug kennt. Auf dieses große Ketten -
Karussell werde ich heute Nachmittag mit Kayla sogar einmal drauf
gehen, denn Kayla kennt so etwas gar nicht. Es ist auch ein großes
Teil, welches also nicht nur speziell für Kinder gedacht ist, dort sieht
man fast mehr Erwachsene mitfahren, als Kinder. Diesen Spaß gönnen
wir uns einfach mal, auch wenn es heute beachtliche 2,50 Euro pro
Fahrt und Person kostet. In meiner Jugend gab es das noch für 20
Pfennig.
Soweit für jetzt, Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Aufenthaltsvisum" vom 04.10.2005

Da bin ich wieder!

Eine Woche, in der sich einiges ereignet hat liegt hinter uns. Die Welt
ist verrückt, ich hab's ja gewusst und hätten wir keine Behörden, wer
sollte uns sonst auf die Palme bringen? Doch der Reihe nach.
Schon am Montag kam ein bedeutungsvolles Schreiben für Kayla an.
Ein mehrseitiger Brief, in dem die Ausländerbehörde Kayla mitteilt,
dass ihr touristisches Aufenthaltsvisum am 7. November ablaufe und
sie spätestens zu diesem Tage Deutschland verlassen müsse. Haha!
Idioten! Nun liegt Kayla seit Februar schon ein ganz anderes
Schreiben der gleichen Behörde vor, sowie eines vom Ordnungs- und
Meldeamt und ein weiteres von einer Bundesstelle für
Einbürgerungswesen beim Bundesverwaltungsamt oder so ähnlich,
dass sie als Antragstellerin auf die deutsche Staatsbürgerschaft
anerkannt wurde und infolgedessen ein uneingeschränktes
Aufenthaltsrecht bis 2008 genießt. Ferner hat sie zur gleichen Zeit
auch ein Arbeitsrecht erhalten, darf also in Deutschland offiziell einer
beruflichen Tätigkeit nachgehen, was sie ja auch zumindest zeitweise
mit ihrem Dolmetscherjob macht. Das hätte vielleicht alles nicht
geklappt, wenn sie vom Staat Leistungen beansprucht hätte, diese hat
sie aber bei der Antragstellung ausdrücklich ausgeschlossen. Zur
Klärung wurde die Sachbearbeiterin in der Ausländerbehörde gleich
angerufen, eine Frau Däuerling, Säuerling hätte vielleicht besser
gepasst. Na diese Frau wusste am Telefon aber nichts und sagte, dass
ihr Vorgesetzter wohl der wirkliche Ansprechpartner wäre, ein Herr
Zaiser. Das wäre aber kompliziert und am besten kämen Kayla und
ich persönlich vorbei, weil sich so was am Telefon nicht klären lasse.
Zugleich solle man dienliche Unterlagen mitbringen. So haben wir
diese ganzen Schreiben und Verfügungen vom Februar
zusammengerafft und sind noch am gleichen Tag mit einiger Wut im
Bauch dorthin gefahren, ins Behördenzentrum, wo sonst? Das Zimmer
war sogar schnell gefunden, weil sogar im Erdgeschoss und weit
vorne. Die Frau Däuerling saß dort, eine etwas ungewöhnlich
aussehende schmale Frau mit dicken, dunkelblauen Rändern um die
Augen, fast als hätte man ihr ein paar blaue Augen verpasst. Aber es
gibt Leute, bei denen schimmert die Haut dort halt so. Dadurch wirkte
die Frau irgendwie sehr kränklich, war sie aber wohl nicht. Im
Nebenraum hockte der Herr Zaiser, zu dem wir dann gebeten wurden.
Mit bedeutungsvoller Mine begann der Zaiser gleich zu erklären,
warum Kayla bis spätestens 7. November das Land verlassen müsse.
Er richtete sein Gespräch immer an mich, weil er davon ausging, dass
Kayla ohnehin kein Wort Deutsch verstehen würde. Als Kayla sich
dann persönlich mit ihm in perfektem Deutsch unterhielt, fiel dem fast
das Gebiss aus dem Mund. Der hörte sich trotzdem erst gar nicht
unsere Gegenargumente an und auch die mitgebrachten Beschlüsse
und Verfügungen vom Februar las er zunächst nicht. Er habe keine
Zeit, das alles durchzulesen und die Rechtslage sei angeblich klar. Da
habe ich ihm klar gesagt, dass wir das so nicht hinnehmen werden und
schließlich in dem Beschluss vom Februar ganz eindeutig etwas
anderes steht. Dann hat er diesen Beschluss doch überflogen und
wurde etwas nachdenklich. Er fand das seltsam und meinte, dass er
das nicht begreife, da es völlig von den üblichen Gepflogenheiten
abweiche. So griff er zum Telefon und rief eine Nummer im Hause an,
die auf dem damaligen Beschluss als Ansprechpartner vermerkt war.
Offensichtlich wollte er aber nicht in unserem Beisein mit diesem
Kollegen sprechen und bat uns deshalb, kurz im Nebenraum bei der
Frau Däuerling zu warten. Das war schon seltsam, wir vermuteten,
dass er die anderen Kollegen negativ beeinflussen wollte. Nach 5
Minuten bat er uns wieder in sein Büro und meinte, dass sich die
Angelegenheit so leider nicht in wenigen Minuten klären lasse, das
könne ein paar Tage dauern und wir würden dann wieder von ihm
hören. Ich habe ihm dann aber ganz klar gesagt, dass wir notfalls auch
vor Gericht zögen, wenn nun im Nachhinein ein negativer Bescheid
über eine eigentlich schon längst positiv geklärte Sache geschoben
würde. Daraufhin meinte er nur: „Achwas, machen sie sich nur mal
keine voreilige Hektik." Nun, der hat gut reden, er ist ja nicht selbst
betroffen. Damit war die Angelegenheit für diesen Tag durch, wenn
auch unerledigt, wir konnten wieder gehen. Nun denke ich ja einen
Schritt weiter und hielt es für ratsam, mich einmal genau zu
erkundigen, welche Schritte möglich sind, um Kayla hier zu behalten
und wie es zum Beispiel ablaufen müsste, wenn ich Kayla zur
Sicherheit heiraten wollte, um mit absoluter Sicherheit eine
Abschiebung zu verhindern. Da gibt es auch ein Büro, mit dem
schlichten Namen Ausländerberatung und so sind wir dort
reingesprungen und haben unser Anliegen frei Schnauze vorgetragen.
Immerhin, es scheint ja widersinnig, weil auch dieses Büro sogar von
der selben Stadtverwaltung bezahlt wird, wie das andere Büro,
welches die Leute ausweisen will. Dort wurde uns gleich die Adresse
von einem Fachanwalt gegeben, der mit der Stadt zusammenarbeite.
So habe ich dort vorgesprochen und der Mann, ein Herr Dr. Roscher,
hatte gleich Zeit, weil gerade anders nichts zu tun war. Der hat sich
gemütlich alle diese Schreiben, Beschlüsse und Verordnungen
durchgelesen. Dann zog er seine Brille von der Nase und meinte, dass
uns der Herr Zaiser demnach gar nichts könne. Die Stelle, die den
Duldungsbeschluss bis 2008 aufgrund der Beantragung der deutschen
Staatsbürgerschaft ausgestellt habe, sei wesentlich höher angesiedelt,
als dieser Zaiser. Diese Stelle sei eine Bundesbehörde, während der
Zaiser nur der kommunalen Stadtverwaltung unterstellt sei, da lägen
laut seinen Angaben sogar 2 Hierarchie - Ebenen dazwischen, die
Bundesebene, also Bundesbehörden, wären die höchste und generell
vorrangige Ebene, dann folgten Landesbehörden und erst dann die
kommunalen Stadtbehörden. Er meinte, dann müsse es der Zaiser
schon schaffen, die entsprechenden Stellen bei dieser Bundesbehörde
davon zu überzeugen, dass Kayla aus irgend einem Grund hier nicht
weiter geduldet werden könne. Das wäre z.B. dann der Fall, wenn sie
sich kriminellen Handlungen schuldig gemacht hätte, und selbst dann
müsste das schon eine Sache von einem gewissen Ausmaß sein, um
deswegen eine Aufhebung eines schon bestehenden
Duldungsbeschlusses zu erreichen. Er riet uns trotzdem vorsichtig zu
sein und den Termin 2008 im Auge zu behalten, denn wenn die
kommunale Behörde nun pingelig ist und sich exakt auf diesen
Termin vorbereitet und wenn bis zum 01.01.2008 das
Anerkennungsverfahren zur Erteilung der deutschen
Staatsbürgerschaft noch nicht abgeschlossen ist, dann könnte es
passieren, dass die gleich am 01.01.2008 oder wegen des Feiertages
eher am 02.01.2008 mit einer Kolonne von Polizisten vor der Tür
stehen und Kayla abschieben. Er sagte, falls Kayla ungefähr ein halbes
Jahr vor diesem Termin, also spätestens Juli 2007 noch keinen
Bescheid über die endgültige Anerkennung als deutsche
Staatsbürgerin oder ersatzweise eine Verlängerung des
Duldungsbeschlusses erhalten habe, dann sollten wir noch einmal zu
ihm kommen und dann wäre es wirklich an der Zeit, doch zu heiraten.
Eine Heirat und die dazu notwendigen Formalien benötigen auch Zeit
und so sollte man damit nach seinem Rat nicht bis zum letzten
Moment warten, weil es dann zu spät sein könnte. Mit einem halben
Jahr Vorlaufzeit wäre man aber immer im sicheren Bereich und da
könne dann eigentlich nichts mehr schief gehen. Nach seiner Meinung
wäre es jedoch so, falls wir uns diesem ganzen Stress der
Unwägbarkeiten nicht länger aussetzen wollten und wenn wir uns
sowieso über ein dauerhaftes Zusammenbleiben einig wären, dann
sollten wir doch einfach jetzt schon heiraten, denn dann könne mit
Sicherheit nichts mehr dazwischen kommen und Kayla ihre deutsche
Staatsbürgerschaft später immer noch erhalten. Dieses Verfahren
würde dadurch ja nicht angehalten. Nun ja, wir werden das gründlich
überdenken und Sie kennen meine Haltung zur Ehe, wenn es sich
vermeiden lässt, sollte man es vermeiden. Andererseits ist es mir
zweifellos wichtiger, Kayla hier zu behalten, als die Furcht vor einer
neuen Ehekatastrophe zu vermeiden. Außerdem deutet mit Kayla nun
überhaupt nichts auf eine denkbare Ehekatasrophe hin, selbst mit noch
soviel Phantasie nicht. Das war, wenn ich ehrlich bin, bei meiner
damaligen Ehe eigentlich schon von Anbeginn an anders. Eigentlich
hätte ich schon mindestens ein halbes Jahr vor der Heirat erkennen
müssen, dass meine damalige Frau und ich überhaupt nicht zusammen
passten. Ich weiß gar nicht, weshalb man sich damals selbst etwas
vorgemacht und die Realität ignoriert hat. Aber dieses Gefühl habe ich
mit Kayla überhaupt nicht. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter
und sage, Kayla ist die erste Frau in meinem Leben, für die ich im
Notfall wirklich alles tun würde. So etwas klingt immer abgetragen
und zugleich aufgeplustert, ich meine das aber eher ganz sachlich und
nüchtern. Wissen Sie, wenn man schon die ersten Konflikte durchlebt
hat, dann kann man das erst wirklich beurteilen. Kayla und ich leben
nun doch schon so lange zusammen, dass wir ganz klar auch schon
Konflikte hatten, aber die ließen sich stets leicht lösen, weil einer
lieber nachgab, anstatt eine wirkliche Vergrämung des anderen zu
riskieren und das ohne dabei selbst ein innerliches Wut- oder
Ungerechtigkeitsgefühl zu haben, weil man vielleicht glaubt, selbst
dabei den Kürzeren gezogen zu haben oder sich ungerecht behandelt
zu fühlen. Man findet immer einen Weg aus den eigenen Konflikten
ohne sich gegenseitig platt zu machen oder sich gar deshalb
gegenseitig zu hassen, sagen wir es mal so. Sie kennen meine
Ansichten bereits und ich sage, dass ich keinen Moment mit Kayla
bereue, selbst die Momente nicht, an denen wir unterschiedlicher
Meinung waren und käme wirklich irgendwann einmal der
rabenschwarze Tag, an dem Kayla aus meinem Leben verschwinden
würde, sei es, weil sie sich auf einen jüngeren Mann umbesonnen hat,
anstatt weiter mit dem alten Lappenheini zusammen zu sein, der mehr
als doppelt so alt wie sie selbst ist und der schon einige
gesundheitliche Zipperlein hat oder sei es, wegen anderer Dinge, also
käme solch ein rabenschwarzer Tag, dann wäre ich trotzdem froh über
jeden Tag zuvor, den ich mit ihr hatte. Na ja, ich gerate hier ins
Schwelgen für Kayla, was ich eigentlich gar nicht wollte. Jedenfalls
hat der Rechtsanwalt Dr. Roscher uns guten Mut gemacht und fast
jede Angst genommen. Ein kleiner Rest Unbehaglichkeit bleibt immer
zurück, weil man nie genau weiß, wie solche Behördenhengste
reagieren. Die tun vielleicht vorne freundlich, während sie hinten
schon mit dem Messer kurz vor deinem Rücken sind. Ich denke, wir
werden uns in etwa an die Ratschläge von Dr. Roscher halten. Erst
einmal abwarten, wie die Behörden weiter reagieren und dann, je nach
Lage der Dinge, vielleicht doch noch heiraten. Kayla ist von diesem
Gedanken sehr angetan, sie würde durchaus jetzt schon gerne heiraten,
macht aber dennoch keinen Druck, weil sie weiß, dass ich mich mit
dem Thema Heirat etwas schwer tue und sie kennt selbstverständlich
auch die Gründe dafür. Wissen Sie, ich neige zuweilen fast schon
dazu, mir im Inneren zu sagen, man sollte den Schritt Heirat mit Kayla
doch tun und falls es wirklich schief gehen sollte, dann kann ich
sagen, wenn es ein Fehler war, so habe ich diesen Fehler gerne
gemacht, denn alleine die Zeit vor dem Fehler war es schon wert, ihn
zu machen. Ich weiß, eine etwas komische Begründung für eine
Haltung, aber sie passt absolut auf das innere Gefühl, was ich dazu
habe. Es entsteht auch ein wenig ein innerer Druck, der mir sagt, dass
ich das Kayla irgendwie inzwischen schuldig bin, ihr diesen Gefallen
zu tun und damit auch sicher eine schwere Last von ihr zu nehmen,
die diese ganze Ungewissheit ja mit sich bringt, denn Kayla hat im
übertragenen Sinne mir bislang soviel gegeben, was man nicht mit
Worten recht beschreiben kann. Die ist nicht nur einfach Geliebte,
Freundin oder wie man es nennen will, die ist zugleich auch ein
absoluter Kumpel, der immer noch zu 100 % hinter einem steht, wenn
schon alle anderen sagen, der bekloppte Lappenkeuler und einen am
liebsten ins Jenseits wünschen würden. Manchmal ertappe ich mich
schon dabei, dass ich mich regelrecht dafür schäme, das alles als fast
schon selbstverständlich hinzunehmen und ihr im Gegenzug dafür
nicht wenigstens genug Geborgenheit zu bieten oder so ähnlich. Wenn
es eine Frau verdient hat, geheiratet zu werden, dann Kayla, so könnte
man es auf eine einfache Formel bringen. Doch weg von den
melancholisch-selbstkritischen Gedanken, die ja auch irgendwie zur
Jahreszeit passen. Ich denke, wir werden in den nächsten Wochen
bedeutsame Entscheidungen treffen, die heute noch völlig offen sind,
weil es von dem abhängt, wie die Behörden weiter vorgehen.

Kayla hat jetzt relativ viel Zeit, weil ihre Dolmetschertätigkeit ja eine
Sache nach Bedarf und auf Abruf ist. Waren noch vor wenigen
Monaten regelrechte Sonderschichten notwendig, um das
Arbeitspensum halbwegs bewältigt zu kriegen, so braucht sie derzeit
nur noch an einem Tag pro Woche dorthin und selbst dann nur für
ungefähr 3 bis 4 Stunden, um alles durchzuarbeiten, was in
thailändischer Sprache in der Woche an Korrespondenz angefallen ist.
Selbstverständlich sinkt ihr Lohn dann auch entsprechend. Wie Sie
jedoch wissen, sind wir daran gewöhnt, auch mit wenig problemlos
auszukommen, was uns derzeit bedeutend leichter fällt, als noch vor
einem Jahr, wegen der verkauften Briefmarken, wovon wir uns ja
noch ein schönes Polster zurückgelegt haben, von dem wir aber bei
Bedarf nur ganz vorsichtig zehren. Weiter zur deutlichen Entspannung
unserer Finanzlage trägt bei, dass die Unterhaltskosten der
Mobilheime bislang erheblich geringer sind, als die der Mietwohnung.
Das macht sich bemerkbar obwohl früher die Sohi-Behörde einen
Großteil der Miete getragen hatte. Unter dem Strich sparen wir so 
etwa 150 Euro monatlich. Dafür kostet der Unterhalt des VW – Golf
vor allem durch die höheren KFZ – Steuern und die höhere
Versicherungsprämie auf den Monat umgelegt etwa 40 Euro mehr, als
damals der Suzuki – Alto, aber im Gegenzug spart man wieder an
Kraftstoffkosten, weil der Golf mit Diesel fährt und der Suzuki
teureres Benzin brauchte. Mein donnerstäglicher Job als Fußmedizin-
Apotheken-Ausfahrer wäre mit dem Suzuki gar nicht möglich
gewesen, weil die Pakete darin keinen Platz gefunden hätten. Diese
Einnahmen übersteigen die Unterhaltskosten des Golf, wodurch man
sagen könnte, dass sich der Golf-Variant derzeit selbst trägt und ich
im übertragenen Sinne zum Nulltarif fahre. Natürlich hinkt diese
Auslegung, weil ich dafür ja etwas tun muss, mit dem Ausfahren der
Fußmedizin und dieser Job ist eine unkalkulierbare Sache, die
theoretisch schon nächste Woche wieder zuende sein könnte. Von
meiner Sicht aus habe ich aber nicht vor, dort in absehbarer Zeit das
Handtuch zu werfen. Gewiss hat auch diese Tätigkeit ihre kleinen
Schattenseiten, welche Tätigkeit hat das nicht, aber eigentlich mache
ich das sehr gerne. Ich sehe es so, man fährt spazieren und kriegt es
auch noch gut bezahlt. Die Apothekenleute, die ich beliefere, in der
Regel sind es immer die gleichen, außer neulich, wo ein Kollege
ausgefallen war und die anderen, so auch ich, dessen Touren mit
übernommen hatten, diese Apothekenleute sind fas alle sehr
freundlich und nett.

Geschäftsschädigung ist wohl ein weites Thema, welches teuer
werden kann. So hatte eine junge Frau, die in den Häusern in der
Zufahrtsstraße zum Campingplatz wohnt, in einem sogenannten
Elektromarkt einen neuen Kühlschrank gekauft. Dieser quittierte
jedoch schon nach weniger als einer Woche seinen Dienst. Nun ist ein
Kühlschrank ein Gerät, auf welches man nicht gut eine Reparatur
abwartend einige Wochen verzichten kann, genau das verlangte der
Elektromarkt aber. Die wollten das defekte Neugerät zwar kostenlos
reparieren, aber in der Form, dass es für einige Wochen in deren
Fachwerkstatt bearbeitet würde. Die Frau unterdessen bestand darauf,
entweder gleich ein funktionsfähiges Ersatzgerät zu erhalten, damit
man weiter die Lebensmittel kühlen kann oder andernfalls würde sie
den Kaufvertrag wandeln und das Gerät gegen Rückgabe des
Kaufpreises zurück geben. Letzteres wollte der Elektromarkt aber
nicht akzeptieren, obwohl er gesetzlich dazu verpflichtet wäre, da man
innerhalb einer Woche sogar ohne Angabe von Gründen einen solchen
Kauf rückgängig machen kann, geschweige denn, wenn Mängel oder
totale Fehlfunktion vorliegen. Die Zentrale des Elektromarktes zog die
Sache in die Länge und behauptete schließlich, der Mangel sei erst
viel später bekannt gegeben worden, wodurch solche Fristen nicht
mehr gelten würden. Die haben ja Geld und Rechtsanwälte genug, den
Kunden auflaufen zu lassen und die Sache hinzuziehen. Das zog sich
dann insgesamt schon ohne Erfolg über ein viertel Jahr hin,
inzwischen hatte die Frau sich anderswo einen funktionsfähigen
Kühlschrank gekauft, weil man darauf heute ja nicht mehr so einfach
verzichten kann. Ihr ging es nun nur noch darum, ihr Geld wieder zu
bekommen. Weil dieser Elektromarkt aber nur Hinhaltetaktik übte, hat
die Frau mit ihrem Computer Plakate gedruckt, auf denen groß stand:
„Vorsicht beim Gerätekauf im Elektromarkt!" und darunter in einigen
Stichworten ihren Fall geschildert. Diese Plakate hat sie dann im
ganzen Umkreis von vielleicht 2 km an diversen Stellen aufgehangen
und sich damit eine Klage des Elektromarktes wegen
Geschäftsschädigung und auf Unterlassung eingehandelt. Die fordern
nun von ihr 65.000 Euro Schadensersatz, für angeblich durch diese
Negativwerbung von dort fern gebliebene Kunden. Nun ist die Frau
wohl eine recht streitbare Persönlichkeit und lässt sich davon nicht
einschüchtern. Sie hat gleich wieder neue Plakate gedruckt, auf denen
nun steht, dass man sie damit mundtot und klein kriegen wolle und
diese überall aufgehangen. Demnächst soll sie sogar im Fernsehen in
einer Verbrauchersendung auftreten und dort ihren Fall schildern, was
den Leuten vom Elektromarkt natürlich gar nicht gefällt. Ich bin
gespannt, wie sich die Sache weiter entwickelt, denn je mehr der
Elektromarkt die unter Druck setzt, um so mehr lädt die Frau ihren
Frust in der Öffentlichkeit ab, egal mit welchen Drohgebärden die
auch ankommen. Desto mehr erlangt es an Bekanntheitsgrad. Gerade
solche Dinge halten vielleicht dann doch mehr Leute von einem Kauf
dort ab.

Wie ich schon eingangs erwähnte, eine Woche in der sich einiges
ereignet hat, also das war noch nicht alles. Es wirkt sich wieder eine
alte Eigenschaft von mir aus, bestimmte Verwicklungen magisch
anzuziehen, die normalerweise vielleicht nur jeden hundertsten
Menschen einmal im Leben treffen würden. Aus ganz normalen
Alltagssituationen werden dann im Handumdrehen komplizierte Fälle,
die man selbst noch wenige Augenblicke zuvor für völlig unmöglich
gehalten hätte. Am Dienstag war ich im Fuchsrain, um dort auf
jemanden zu warten, mit dem ich eine Verabredung hatte. Für Orts-
Unkundige: der Fuchsrain ist ein kleines Waldgebiet im Südosten vom
Stadtteil Gablenberg. Der Bekannte, mit dem ich mich dort um punkt
9.30 Uhr treffen wollte, kam aber nicht pünktlich und so kam
Langeweile in mir auf. Zu weit konnte ich mich von einer dort
verabredeten Stelle nicht entfernen, dann hätte ich nicht sehen können,
wann er endlich kommt, aber um dauerhaft dort wie angewurzelt
stehen zu bleiben war mir das auch zu öde. Also wanderte ich ein
wenig im Kreis, immer in einem Abstand, zu der verabredeten Stelle,
von dem ich diese noch überblicken konnte. Wenn man vom
Fuchsrain in Richtung Wohnbebauung von Gablenberg geht, dann
folgen dort eine Längs- und eine Querstraße. Die Längsstraße, das ist
der Hoffmann-Weg und die Querstraße heißt sinnvoller Weise Im
Fuchsrain. Da zwischen Fuchsrain und Hoffmann-Weg aber an einer
Stelle ein Höhenunterschied besteht, der sich zu einem gleich am
Waldrand liegenden, benachbarten Schulgelände fortsetzt, hat man
dort schon vor Jahren eine Steintreppe errichtet, damit einerseits
Fußgänger so in den Wald gehen können, Autofahrer dort aber auf
eine unüberbrückbare Barriere stoßen, für die endet der Hoffmann-
Weg dort als Sackgasse. So tapste ich die Treppe runter, ging ein
Stück des Hoffmann-Weges, drehte um und ging dann wieder zurück,
die Treppe rauf, in den Fuchsrain, dort im Kreis und das gleiche Spiel
wieder zurück, einige Male. Irgendwann tauchte aus einem kleinen
Seitenweg des Fuchsrains eine ältere Dame auf, die etwas gebrechlich
wirkte, aber nicht sehr. Sie steuerte die Treppe an und ging die paar
Stufen nach unten in Richtung Hoffmann-Weg. Auf der letzten Stufe
stürzte sie dann, verletzte sich zum Glück aber nicht nennenswert und
raffte sich selbst wieder auf. Zugleich kam ihr ein vielleicht 35jähriger
Mann entgegen und sie sagte zu dem laut hörbar, dass sie von
jemandem die Treppe hinunter gestoßen worden wäre. Das stimmte
aber überhaupt nicht, denn wäre dort noch eine andere Person
gegangen, dann hätte ich die sehen müssen, dort war aber keiner außer
der alten Dame, dem in einiger Entfernung entgegenkommenden
Mann und mir, ebenfalls in einiger Entfernung oben im Bereich des
Fuchsrains. Da der Mann, der wie ein Italiener aussah, außer mir
keinen anderen sah, fragte er die Dame darauf, ob ich sie gestoßen
hätte, in dem er aus der Ferne auf mich zeigte. Die Dame bejahte das
durch Nicken. Dann kam der Mann mit entzürntem Gesicht auf mich
zu und beschimpfte mich, was mir denn einfallen würde, die alte
Dame dort die Treppe runter zu stoßen. Ich vermute, die alte Dame
hatte seine Frage entweder gar nicht richtig verstanden oder das nur
bejaht, um sich selbst nicht die Blöße zu geben, so gebrechlich zu
sein, dass sie stolpert. Alte Leute können da sehr eigenwillig sein, nur
um ihre eigenen Unzulänglichkeiten zu verbergen. Schließlich
erläuterte ich dem Mann, wie ich die Sache beobachtet hatte und
versicherte ihm, dass ich die Dame weder geschubst hätte noch
überhaupt in ihrer Nähe gewesen wäre. Wissen Sie, der Abstand
zwischen mir und der alten Dame auf der Treppe betrug mindestens
10 m eher noch mehr und normalerweise müsste der andere Mann das
auch gesehen haben, dass ich von der recht weit entfernt war, als sie
stürzte. Trotzdem beschimpfte er mich weiter und schubste sogar
leicht an mir herum. Ich sagte ihm, dass er das sofort unterlassen soll,
da ich die Dame nicht zu Fall gebracht habe, ja noch nicht einmal
zugleich mit ihr die Treppe betreten hätte. Dann drohte er mit der
Polizei, worauf ich sofort einwilligte und sagte, dann möchte er die
bitte sofort rufen, damit wäre ich einverstanden, da ich ein reines
Gewissen hätte. Zum Überwitz, die betroffene Dame war inzwischen
weiter gegangen und kümmerte sich nicht weiter um den Streit, der
zwischen dem Mann und mir inzwischen durch die falsche
Beschuldigung entstanden war. Ich vermute, dass sie geradeaus den
Hoffmann-Weg weiter gegangen war, um in eine Kirche zu gehen, die
am anderen Ende des Hoffmann-Weges folgt, dort wo dieser auf die
Schäffle - Straße stößt. Eine erneute Befragung der Dame zur
endgültigen Abklärung war also gar nicht mehr möglich. Trotzdem
beharrte der Idiot auf seiner Meinung, dass ich die Dame gestoßen
hätte und schimpfte weiter auf mich ein. Dann habe ich ihm klar
gemacht, dass er endlich verschwinden soll und ich mir seine
unsinnigen Beleidigungen nicht weiter gefallen lasse. Darauf wurde er
noch böser und meckerte dauernd so etwas wie: „Ja was ist denn dann,
wenn ich weiter Ihnen die Leviten lese? Was wollen sie dann tun, sie
Würstchen...." In dieser Art schimpfte er weiter und wollte wieder
damit beginnen, an mir herumzuschubsen. Nun wollte es der Zufall,
dass jetzt mein Bekannter, auf den ich die ganze Zeit schon gewartet
hatte eintraf. Der hatte schon von weitem die seltsamen Attacken von
dem Mann auf mich beobachtet und sagte zu dem, er solle schleunigst
zusehen, dass er die Beine unter die Arme nimmt, sonst bekäme er
eine riesige Tracht Prügel die sich gewaschen hat. Ich hätte ja zuerst
noch versucht, den Blödmann zu beschwichtigen, aber mein
Bekannter kennt da keinen Spaß und als der Mann dann auch noch
gegen ihn sehr frech wurde und ihn gleich als meinen Komplizen
bezeichnete, der wohl alte Damen ausraubt, hat mein Bekannter ihn
wie einen frechen Schulbuben an den Ohren gezogen und ihn
regelrecht an den Ohren ein Stück hinter sich her gezogen. Das war
ein seltsames Bild, ich musste sogar lachen, weil es so komisch
aussah. Stellen Sie sich vor, man zieht einen erwachsenen Mann an
den Ohren ein Stück hinter sich her, damit rechnet doch keiner und
der Betroffene selbst war darüber wohl auch so erstaunt, dass er nicht
wusste, was er dagegen tun sollte. Mein Bekannter sagte ihm dann,
dass er sich jetzt ruhig losschlagen soll, aber dann wäre mindestens
ein Ohr weg, weil er ihn dermaßen fest am Ohr gepackt hatte.
Daraufhin wurde der Mann sofort sehr ruhig und friedlich. Ich wollte
dem dann nochmals die ganze Sache erklären, aber mein Bekannter
redete dazwischen und sagte, dass ich es nicht nötig hätte, solch einem
dahergelaufenen Arschloch irgendwas zu erklären. Das Arschloch
wollte der Mann dann aber nicht auf sich sitzen lassen und begann
dann meinen Bekannten zu beschimpfen, ich ahnte schon schlimmes.
Nun, die Auseinandersetzung war sehr schnell vorbei, denn mein
Bekannter hat dem ohne jede Vorwarnung dermaßen einen
Faustschlag auf die Nase geboxt, das diese sofort extrem stark blutete
und der Mann froh war, sich vor Schmerzen schreiend die Nase halten
zu können und wegzulaufen. Den Blödmann waren wir nun los, aber
ich sagte meinem Bekannten, dass ich eine solch krasse Reaktion
nicht unbedingt gut fände und was denn wäre, wenn der nun zur
Polizei laufe. Der meinte aber nur, dass man solch ein Pack anders
nicht los würde und dass solche Typen garantiert nicht zur Polizei
gingen. Mein Bekannter meinte sogar, dass dieser Typ vielleicht die
Verwirrung der Oma nur als willkommenen Anlass nehmen wollte,
um mit mir Streit anzufangen, weil er in mir ein willkommenes Opfer
sah. Nun versuche ich stets handgreiflichen Streitigkeiten aus dem
Weg zu gehen, allerdings muss ich zugeben, dass die Blödheit des
Mannes mich auch schon ziemlich an den Rand gebracht hatte, bei
dessen Überschreiten ich von gutmütig in aggressiv umgekippt wäre
und dem ein paar auf die blöde Fresse gehauen hätte. Mein Bekannter
kam diesem Punkt jedoch zuvor, da seine Hemmschwelle in dieser
Richtung viel niedriger angesetzt ist, als meine.
Abwechslung ist durchaus schön und langweilige Wochen sind auch
nicht das Wahre, aber auf Abwechslung der zuvor geschilderten Art
kann ich gerne verzichten.

Wenn ich jetzt schon wieder höre, dass man Beitrittsverhandlungen
mit der Türkei für die EU erneut führen will, dann läuft mir die Galle
über. Die Verantwortlichen machen die EU restlos kaputt durch zu
bereitwillige Aufnahmen von allen möglichen Staaten in die EU, die
dort gar nicht reinpassen. Die begreifen gar nichts. Ich sage immer,
die Türken passen überhaupt nicht in die EU. Europa ist in gewissem
Maße auch eine Mentalitätsfrage und deren Mentalität passt so rein
gar nicht dazu. Da stehe ich einen Beitritt noch eher einigen der
Kandidaten aus dem Osten zu, als den Türken, obwohl ich auch damit
so meine Probleme habe. Die Türken befinden sich vielfach doch in
einer Geisteshaltung, gegen die das tiefste Mittelalter hier bei uns
noch eine Perle des Fortschritts war. Morgen kommt noch ganz Afrika
angekrochen und will auch in der EU aufgenommen werden. Wissen
Sie, wenn ich so was höre, dann bin ich gleich doppelt froh, dass ich
nicht mehr im aktiven Berufsleben stehe, wo man weiß, dass ein Teil
seines erarbeiteten Geldes in Form von Steuern auch dafür verwendet
wird. Ich hätte keine Lust dazu, auch nur eine halbe Sekunde im
Monat für so etwas zu arbeiten, damit die Subventionen kassieren
können. Hier lobe ich ganz ausdrücklich die Haltung der Österreicher,
die ja vehement gegen einen Türkeibeitritt sind. Ich hoffe, dass die
Österreicher in dieser Frage hart bleiben und so am Schluss den
Rettungsanker bilden, der das verhindert. Wahrscheinlich wird man
aber in der mittlerweile typisch matschigen EU – Denkweise eher die
Österreicher solange weich kochen, bis sie einem Beitritt zustimmen,
anstatt erst einmal die Türken beweisen zu lassen, dass sie europäisch
denken, das würden die nämlich nie tun, weil sie es nicht sind. Der EU
– Gedanke war eine großartige Sache, und ich war damals immer ein
sehr großer Anhänger davon, aber damit ist nun endgültig Schluss.
Mit dem schwammigen Aufnehmen aller möglichen Staaten macht
man alles kaputt. Ein Berg voller Schrott wird nicht dadurch zu neuem
Stahl, dass man ständig weiteren Schrott noch schlechterer Qualität
dazu kippt! Eine Gemeinschaft macht stark, aber nur solange, die
meisten Mitglieder selbst eine gewisse Mindeststärke haben. Wie das
jetzt läuft, kippt die Sache, weil die Zahl der Schrott-Staaten innerhalb
der EU überhand nimmt. Grenzen sind eigentlich eine schlechte
Sache, aber nicht immer. Es gibt Ausnahmen, die Türkei zählt meines
Erachtens dazu. Grenzen können auch Gefahren abwehren oder
wenigstens klein halten.

In den Medien wird in den letzten Tagen immer wieder mit viel
Aufwand an den fünfzigsten Todestag von diesem amerikanischen
Jugendschauspieler James Dean erinnert. Ich kann den ganzen Kult,
der ständig um diesen James Dean gemacht wird, überhaupt nicht
verstehen. Das konnte ich damals schon nicht verstehen. Ich habe, ich
glaube es waren 2 verschiedene Filme von dem mal gesehen und es tut
mir leid, ich fand diese Filme nicht besonders und die Rolle dieses
James Dean darin noch weniger besonders. Er spielte dort nichts
anderes als einen dauernd aufständischen und über alles meckernden
Jugendlichen, heute würden wir es schlicht und ergreifend Rotzlöffel
nennen, wahrscheinlich damals auch schon. Was daran nun so eine
Paraderolle sein soll oder worin sein besonderes schauspielerisches
Können dabei gelegen haben soll, das kann ich einfach beim besten
Willen nicht erkennen. Vermutlich hat man den nur deshalb so hoch
glorifiziert, weil er kurz nach den Dreharbeiten damals durch einen
spektakulären Unfall in jungen Jahren schon ums Leben kam und so
der ewige Rebell blieb, aber mit positiver Anhaftung, weil man über
Tote nichts schlechtes sagt. Eine Art Märtyrer für die damalige
Jugend, was er meines Erachtens ganz gewiss nicht war. Hätte der
sein normales Schauspielerleben weitergelebt, dann würde ihn heute
vielleicht gar keiner mehr kennen, weil er es mit seinen
schauspielerischen Leistungen möglicherweise gar nicht einmal weit
gebracht hätte und schon längst in der Schublade des Vergessens
untergegangen wäre. Vielleicht wäre er auch trotzdem groß
rausgekommen, wie man so sagt, kann natürlich auch sein, aber selbst
dann wäre er im Nachhinein nicht der große Held als den man ihn
heute den Leuten verkauft, sondern eben nur ein berühmter
Schauspieler unter vielen. Wie gesagt, ich kann diesen ganzen Kult
um den nicht begreifen. Ich habe den auch damals, in meiner eigenen
Jugend nicht gemocht und schon gar nicht verehrt, ich fand den
schlicht und ergreifend nur blöde, was damals allerdings vor allem an
seiner Rolle in diesen Filmen lag, nicht an ihm persönlich. Wissen Sie,
berechtigte Kritik finde ich gut, in diesem Bereich betätige ich mich ja
auch gerne selbst, aber was der Dean ja damals in den Filmen von sich
gab, war ja keine berechtigte Kritik, sondern hirnloser Aufstand gegen
alles, oder einfacher ausgedrückt typisches Rotzlöffel - Halbstarken -
Verhalten, unbedeutendes Hilfswixer - Getue, welches keinem
wirklich nützt und keinen weiter bringt!

Der Winter scheint sich schon versteckt im Schwarzwald hinter
einigen Bergen aufzuhalten. Nachts befuhr ich diese Tage gegen
vielleicht 1 Uhr die Landstraße von Eisenbach in Richtung Donau-
Eschingen, um dort dann bei Bad Dürrheim auf die A 864 und über
diese wieder auf die A 81 rauf nach Stuttgart zu gelangen. Das zieht
sich aber noch ziemlich hin, also dieses Stück Landstraße und ich
habe ja ein Faible für solche kleinen Landstraßen, selbst auch nachts.
Bei Mistelbrunn habe ich dann eine kleine Pause gemacht und als ich
aus dem Auto stieg, um mal frische Luft zu schnappen und ein paar
Bewegungen zu machen, traf mich fast der Schlag, weil es draußen so
extrem kalt war. Ich kam mir vor, als würde ich in eine Kühltruhe
steigen, als ich die Autotür öffnete, man bekam einen richtigen
Kälteschock. Auch Kayla, die mit im Wagen war, begann sofort zu
bibbern, obwohl die sich nicht schnell etwas anmerken lässt.
Vielleicht sind wir ja auch noch zu sehr an die milden Temperaturen
gewöhnt und vor allem unpassend gekleidet, denn wir tragen immer
noch kurzärmelige Sommerkleidung ohne Unterwäsche, weil uns von
der Umgebungstemperatur in Stuttgart das noch als angemessen
erscheint. Gut, wenn man in den letzten Tagen raus musste, hat man
eben eine Jacke oder so was zusätzlich übergezogen. Dort bei
Mistelbrunn waren es nach meinem Gefühl schon jetzt um die 0 Grad
oder vielleicht noch kälter. Am nächsten Tag kam man sich dann im
Fernsehen etwas vergackeiert vor, weil ausgerechnet jetzt ein Heini
über die globale Erderwärmung sprach, dass diese noch stärker sei, als
bislang angenommen. Der sagte, dass der Klimawandel in den
nächsten 40 Jahren noch drastischer weitergehe, als bis vor kurzem
berechnet, und das sei schon schlimm gewesen. In 40 Jahren wäre die
Jahresdurchschnittstemperatur in unseren Breitengraden etwa 3 Grad
höher, als heute; und heute wäre sie schon 2,5 Grad höher, als vor 40
Jahren. Das klänge zwar zunächst nach wenig, meinte er, aber das sei
sehr viel, weil das Gleichgewicht dadurch so aus den Fugen gerate,
dass es schon in knapp 90 bis 100 Jahren überhaupt kein antarktisches
Eis mehr geben würde und die Weltmeere deshalb um fast 40 cm im
Gesamtpegel ansteigen und sich das Wetter verändern würde. Hier
würde es weiter wärmer, in Afrika sogar so heiß, dass in weiten Teilen
absolut keiner mehr leben könnte und in nördlichen Gebieten und
tiefliegenden Landschaften, sowie in Küstengebieten würde viel Land
unter dem Meeresspiegel versinken. Also ich hätte dem Entwarnung
entgegen gerufen und ihm geraten, er solle nachts gegen 1 Uhr einmal
aktuell in Mistelbrunn draußen herumlaufen, dann würde er nicht
mehr von Erderwärmung sprechen, sondern sich diese vielleicht
bestenfalls herbeiwünschen.

Viel Regen hat uns diese Tage erfasst, zugleich ist dieses Wetter eine
Bewährungsprobe für einige Abdichtarbeiten, die ich neulich an
meinem Mobilheim an zwei Fenstern vorgenommen hatte. Dort
bildeten sich bei kräftigem Regen zwei leichte Rinnsale am Glas
vorbei nach innen. Es scheint aber, dass meine Bemühungen mit viel
Silicon von Erfolg gekrönt sind. Das reicht für heute leider, weil die
Zeit mir wieder einmal davon läuft, Ihr

Egbert Lappenkeuler