LPK-E6

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Wassermüll” und “Oh, Mosella!”  aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Wassermüll" vom 29.10.2005

Lustige Grüße!

Sehr erheitert haben am Rand von Stuttgart einige Betreiber von
Geflügelzuchtbetrieben auf die Verordnung vom Trittin reagiert,
wonach alle Tiere ab sofort in Ställen verbleiben müssen. Das geht gar
nicht, weil die so viele Tiere haben, dass davon höchstens 20 %
gleichzeitig in die Ställe passen. Dann hieß es, dass die ersatzweise
solche Netzkonstruktionen aufbauen müssten, die eine abgeschottete
Haltung draußen ermöglichen. Das ging aber nicht, weil alle
Vertreiber solcher Netzsysteme ausverkauft waren, da man die Leute
ja schon seit einigen Wochen mit solchen Nachrichten in den Medien
irre macht.
Den gleichen Effekt in gleicher Sache, nur auf einem anderen
Spielfeld erlebte man dann auch in der Medizin. Seit Wochen heißt es
in allen Medien viertelstündlich, die Vogelgrippe sei im Anmarsch.
Die Leute werden irre gemacht und in diesem Zusammenhang wird in
der Öffentlichkeit auch das einzige vermeintliche Gegenmittel
Tamiflu von Roche erwähnt. Was passiert ist klar, alle die ihre
Gesundheitsbetreuung in Selbstmedikation machen, haben sich dann
schon mal mit Tricks dieses eigentlich verschreibungspflichtige Mittel
in den Apotheken gekauft, um damit, wie ein Hobbybastler, mal
versuchsweise schon im Vorfeld etwas gegen die Vogelgrippe zu tun,
die für den Menschen hier ja bislang noch gar nicht existiert. Der
Effekt ist jetzt der, dass dieses Mittel ausverkauft ist und für den Fall,
dass diese Vogelgrippe wirklich zu einer menschenschädlichen
Variante mutiert, nicht mehr für die wirklichen Fälle zur Verfügung
steht. Roche freut sich über diese unbezahlbare Werbekampagne und
produziert rund um die Uhr neue Tamiflu - Pillen, um wenigstens
langsam die Apotheken wieder beliefern zu können. Wie Sie wissen,
komme ich ja jeden Donnerstag in mehrere Apotheken, wenn auch in
anderer Sache, aber man redet ja mit den Leuten. Es ist keine
Apotheke mehr unter denen, die ich beliefere, die auch nur noch eine
einzige Packung Tamiflu vorrätig hat, alles wurde leer gekauft. Die
Leute die sich das dann unbedingt von ihrem Hausarzt verschreiben
lassen wollten, haben dem oft vorgelogen, dass sie zum Urlaub nach
Asien oder Rumänien fliegen und dann verschreibt der das als
Prophylaxe für solche stärkeren Grippegeschichten.
Die Leute sind verrückt und die Medien sind noch verrückter. Es
müsste den Medien untersagt werden, solche künstliche Panikmache
zu betreiben, denn es ist nichts anderes. Die bauschen das zu einem
großen Ding auf, was so angelegt ist, dass besonders bei Leuten, die
nicht die Spreu vom Weizen in einer Aussage trennen können, Ängste,
ja sogar regelrechte Überlebensängste entstehen. Eine solche
überzogene Berichterstattung darüber ist weder dienlich noch wirklich
informativ, es ist reine Panikmache und manchmal habe ich den
Eindruck, dass die Medien von Roche hinterrücks geschmiert worden
sind, um so kostenlos Werbung für deren Produkt platzieren zu
können.
Zurück zu den Geflügelzüchtern, diejenigen, die keine Netze mehr
bekommen können, haben schon gesagt, dass sie dann lieber die
angedrohten 25.000 Euro Strafe riskieren und sobald sie diese
aufgebrummt bekämen, würden sie dicht machen und damit hätte
Trittin dann jeweils mehrere Arbeitsplätze vernichtet. So gesehen ist
die Erheiterung darüber wohl mehr eine Art Galgenhumor.

Bleiben wir in gewisser Weise bei Geflügel. Es geht mal wieder um
Tauben, auch Flugratten genannt. Ein Streit zwischen einem
Taubenzüchter und einem seiner Nachbarn ist letzte Woche eskaliert.
Der Nachbar hatte sich laufend darüber beschwert, dass die Tauben
bei ihm auf dem Dach und in der Dachrinne landen und dort alles mit
ihrem ätzenden Kot verunreinigen, bevor sie zurück nebenan in den
Schlag ihres Besitzers fliegen. So verlangte er seit Jahren
Gegenmaßnahmen, Abhilfe oder wenigstens eine Entschädigung für
erhöhten Renovierungsaufwand. Alles dies hatte der Taubenzüchter
immer abgelehnt. Nun wurde es dem Nachbarn zu bunt und er hat eine
elektrische Knallanlage installiert, die alle paar Minuten
Knallgeräusche von sich gibt, wodurch die Tauben dann nervös
wegfliegen. Das hat den Taubenzüchter so gestört, dass er diese
Knallanlage auf dem Dach des Nachbarn zerstört hat, weil nach seinen
Angaben die Knallanlage viele seiner Vögel so irritieren würde, dass
die nicht mehr nach Hause gefunden hätten oder sich nicht mehr in
den Bereich trauen würden. Daraufhin eskalierte es weiter, der
Nachbar hat dann im großen Stil Körner mit Taubengift ausgestreut,
wonach viele Tauben verendeten. Schließlich wurde sich sogar unten
am Gartenzaun geprügelt, wobei der Taubenzüchter unterlag und ins
Krankenhaus musste. Unterdessen werden sich die Gerichte damit
beschäftigen müssen und eine Ordnungsbehörde hat dem
Taubenzüchter auferlegt, seinen Bestand um mindestens 70 % zu
reduzieren, weil das sonst für das Wohngebiet nicht zumutbar wäre.
Der hat aus dem Krankenhaus aber schon verlautbaren lassen, dass er
diese Entscheidung nicht hinnehmen werde.

Sie kennen meine gelegentlichen Anmerkungen zu Problemen mit
dem Computer. Kayla sagte nun, dass in dem Betrieb, wo sie ihren
Gelegenheits-Abrufjob als Dolmetscherin macht, nun alle umlernen
müssten. Die arbeiten dabei auch mit Computern und die Fachleute
von dem Betrieb hätten nun auf den meisten Rechnern Windows von
Microsoft in die Wüste geschickt, weil es zu viel Arbeitsleistung mit
Ausfällen blockiere, die betriebssystembedingt wären und zu unsicher
sei. Die haben dort nun Linux als System eingeführt, von dem man
hier und da gelegentlich mal etwas hört. Am Anfang habe es zwar
auch damit einige Probleme gegeben, die aber inzwischen fast alle
gelöst wären und seitdem wären die Probleme mit Computern, wie
Abstürze und dergleichen wesentlich seltener geworden. Der
Computer - Fachmann von deren Betrieb habe gesagt, dass 98 % aller
Computerprobleme in der Windowswelt nur durch Fehler und
Unzulänglichkeiten im Betriebssystem selbst verursacht würden.
Solch ein Betrieb rechnet ja anders, als ein Privatmann. Die führen
genau darüber Buch, wie oft, wie lange und warum ein Computer
ausfällt oder zumindest Einschränkungen verursacht und daher rühren
diese Zahlen. Jeder dieser Ausfälle verursacht Kosten, die meisten
sogar doppelt, weil der Servicetechniker raus muss, weil die
eigentliche Arbeitskraft an dem Gerät blockiert wird und weil, wenn
man Pech hat, sogar noch wichtige Daten verloren gehen, die dann in
zusätzlicher Arbeitsleistung wieder neu eingegeben oder zusammen
gesucht werden müssen. Die gehen davon aus, dass mit der
Einführung von Linux die Computerpannen um 90 % sinken werden
und das zahlt sich in barer Münze aus, denn zurzeit beschäftigen die 3
Leute als Vollzeitkraft zur Betreuung der Computer und wenn es eng
wird, kommen weitere hinzu, die von einer Firma geschickt werden.
Wenn Linux erst flächendeckend überall richtig läuft, dann will man
die dritte Kraft für andere Aufgaben ausbilden, so dass nur noch 2
Kräfte den Computerapparatismus betreuen müssen.

Es geht langsam wieder auf Weihnachten zu, man bemerkt es an der
drastisch ansteigenden Zahl von Bettelbriefen und jetzt gar von
auftauchenden Bettelvertretern, die einen an der Haustür belästigen.
Diese Bettelvertreter wollen einem eine Art Abonnement
aufschwatzen, bei dem man für irgend eine Afrikahilfe monatlich
Spendengelder vom Konto abgebucht bekommt. Die Dreistigkeit
dieser Bettelvertreter kennt dabei keine Grenzen und sie fordern ohne
mit der Wimper zu zucken, dass man ja mindestens 15 Euro pro
Monat dafür abbuchen lässt. Natürlich kriegt man auch ein
Hochglanzprospekt in die Hand gedrückt, auf dem einige
schmachtende Fotos, vorwiegend von leidenden Kindern in Afrika
sind, damit das Portemonnaie lockerer sitzt. Hätten die schon mal das
Geld, was die Hochglanzprospekte gekostet haben, an echte
Hilfsprojekte überwiesen, wie vielleicht Unicef, dann wäre damit der
Sache gewiss mehr gedient. Wissen Sie, ich habe bekanntlich selbst
nicht viel und habe bis zu einem gewissen Rahmen Verständnis dafür,
wenn wirklich ärmliche Leute betteln. Die Frage ist immer nur wie die
das tun. Es gibt aber nichts was ich mehr hasse, als organisierte
Bettelei, bei denen diejenigen, die an die Haustüre kommen nicht
selbst die Betroffenen sind, sondern vorgeben, im Namen der
Notleidenden dies zu tun. Ich behaupte einmal, dass das generell alles
Betrüger sind, die vor allem selbst an den so erzielten Einnahmen
verdienen wollen. So weise ich denen auch ohne jede Diskussion und
ohne mir deren Argumente erst anzuhören, gleich die Tür und verbiete
denen, mich jemals wieder zu belästigen. Neulich traten im Verlauf
von 2 Wochen gleich mehrere dieser Sorte hier auf. Die haben aber
hier auf dem Campingplatz gar nichts verloren, die dürfen zu diesem
Zweck den Campingplatz noch nicht einmal betreten. So habe ich
jedes Mal die Campingplatz - Verwalterin davon in Kenntnis gesetzt.
Die hat diese Typen dann schnell aufgespürt und sie vor die Wahl
gestellt, entweder sofort freiwillig das Gelände zu verlassen und nie
wieder zu kommen oder Bekanntschaft mit der Polizei zu machen. In
der Regel verschwinden die dann schnell. Die neue Masche ist, nicht
jugendliche Bettelvertreter an die Tür zu schicken, wie das in der
Vergangenheit meist der Fall war, nein, jetzt kommt ein seriös
gekleideter älterer Herr, den man zuerst als netten Opa ausmacht, der
schon längst aus dem Berufsleben raus ist. Einem, bei dem man sagt,
der hat es nicht nötig, für eine windige Sache Türklinken zu putzen,
der macht das aus der echten Überzeugung zu helfen. Aber nicht mit
mir! Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen schon einmal geschrieben hatte,
aber bei Betteleien spende ich generell nie etwas, gerade weil ich aus
meiner Situation weiß, dass dies keine Methode der wirklichen Hilfe
ist. Eine andere Sache ist es, wenn ich von der bettelnden Seite dafür
selbst eine gewisse Gegenleistung erhalte, darüber kann man unter
Umständen mit mir reden. So hatte ich vor einigen Jahren, in der
vorherigen Wohnung, zum Beispiel mal mit Hilfe eines Bettelnden
einige alte Möbel aus dem Abstellkeller geräumt. Dafür habe ich dem
dann auch einen höheren Betrag, vielleicht 10 Mark, gegeben. Da
hatten dann beide was von und der konnte dann ja selbst entscheiden,
ob er das macht oder nicht. Hätte er es nicht gemacht, hätte er auch
gar nichts bekommen.
Dann werden auch sicherlich bald wieder diese unangeforderten
Zusendungen von Weihnachts-Postkarten kommen, deren Erlös
angeblich für SOS - Kinderdörfer oder ähnliche Einrichtungen
verwendet wird. Die versuchen ja, dadurch, dass sie den ersten Schritt
tun und einem vermeintlich etwas geben, einen in Zugzwang zu
setzten, damit man sich nicht nachsagen lassen muss, auf Kosten von
Behinderten oder Kindern in Not kostenlos Postkarten zu schnorren.
Durch diesen Zugzwang sind viele Leute, die dann wenigstens 5 bis
10 Euro oder so was dorthin überweisen. Die haben von mir noch nie
einen Pfennig oder einen Cent gesehen, trotzdem schicken die den
Krempel immer wieder. In einem Jahr, es ist noch gar nicht so sehr
lange her, vielleicht vor 3 Jahren, haben die mir sogar den gleichen
Kram 4 mal im Abstand von knapp 2 Wochen geschickt. Ich habe
schon 2 Schuhkartons voll, mit den Karten, weil ich die nie
weggeworfen habe. Da sind noch welche bei, die stammen von 1965,
daran sieht man, wie lange die schon auf dieser Masche reiten.
Einmal, vor vielleicht 15 Jahren, hatte ich sogar von denen einige
Monate später böse Briefe erhalten, dass ich diese Karten nicht
bezahlt hätte und sie forderten in einer regulär aufgemachten
Rechnung damals 20 DM plus einer Bearbeitungsgebühr. Auf diesen
Unfug habe ich seinerzeit gar nicht reagiert. Dann folgte noch ein-
oder zweimal eine Mahnung, dann aber nichts mehr. Da hätte ich es
auch durchaus gerne auf einen Prozess ankommen lassen, wenn die
weiter auf dem Geld bestanden hätten, aber so dumm sind die dann
auch nicht, das zu riskieren. Wenn ihre Wand aus Drohgebärden
zusammenbricht, ziehen sie den Schwanz ein.

Es klingt fast schon wie ein Hohn und ich weiß noch nicht, ob
wirklich etwas an der Sache dran ist, aber wenn es so wäre, dann wäre
es schon ziemlich derb. In den letzten Tagen gingen öfters mehrere
wohlgekleidete Herren zusammen mit etlichen anderen weniger teuer 
gekleideten Damen und Herren mit zahlreichen Plänen in der Hand
hier über das Campingplatzgelände. Es waren keine Leute dabei, die
hier wohnen oder die ihren Urlaub hier verbringen. Die fielen sofort
als Fremdkörper auf. Da sie augenscheinlich Pläne hier vom Gelände
mit sich führten, in denen sie ständig nachsahen und einige der
weniger gut gekleideten Leute dann mit irgendwelchen Messapparaten
und Bandmaßen hier auf dem Gelände etwas nachmaßen, wurde klar,
dass die wohl etwas planen. Das Ganze dauerte etwa 4 Tage und jede
Ecke wurde genau inspiziert und vermessen, teils sogar fotografiert.
So etwas sorgt schnell für Spekulationen und einige Campingplatz -
Bewohner meinten, dass hier bald neue Abwasserleitungen verlegt
würden. Das hielt ich für unwahrscheinlich, denn um neue
Abwasserleitungen zu planen, kommen nicht solch noblen Leute
hierher, dann wären das nur Leute der zweiten Sorte gewesen, mit
normaler Kleidung. Noch am Abend machten dann ganz andere
Gerüchte die Runde, die dem Gesamtbild meines Erachtens auch eher
entsprechen könnten. Eine Investorengesellschaft möchte, zusammen
mit einem Entwicklungsbüro der Stadt, den ganzen Campingplatz
übernehmen und für städtebauliche Zwecke nutzen. Das darf doch
wohl nicht wahr sein. Übernehmen sogenannte Investoren hier bald
alles? Und was wird dann aus uns? Gerade hierher gezogen und dann
soll uns hier vielleicht das gleiche Schicksal drohen, wie es uns
gedroht hätte, wenn wir in dem vorherigen Mietshaus wohnen
geblieben wären? Das kann doch gar nicht sein. Es verstärken sich
jedoch leider die Anzeichen dafür, dass derartiges im Busch liegen
muss. Da der Campingplatz recht innenstadtnah liegt, was heute völlig
ungewöhnlich für einen Campingplatz ist, wird dies von der Stadt als
vertane Chance angesehen, wenn man den nicht anderweitig in
Bauland für große Stadthäuser, Bürohäuser oder Gewerbebauten
ummünzen würde. Die Verwalterin hat noch in Erfahrung gebracht,
dass dieser Verbund aus Stadt und Investoren der heutigen
Eigentümergemeinschaft einen exorbitanten Preis für das ganze
Gelände geboten hat, der so hoch läge, dass die gar nicht mehr nein
sagen könnten. Von 39 Millionen Euro war die Rede, ob die Zahl
stimmt weiß ich aber nicht. Überhaupt weiß man jetzt noch nicht, wie
viel Wahrheit an dieser Sache ist oder ob es nur eine Verkettung von
falsch kombinierten Einzel - Informationen oder Teilgerüchten ist.
Man muss aber am Ball bleiben, um nicht nachher von einer aus dem
Ruder gelaufenen Entwicklung überrollt zu werden. Falls das so
kommen sollte, wie befürchtet, dann drohte uns ja bald schon wieder
ein Umzug. Aber es wird ja noch komplizierter, denn die Mobilheime
gehören ja uns selbst, nur das Grundstück nicht, auf dem sie hier
stehen. Dafür haben wir aber, durch die Vermittlung des früheren
Hauseigentümers unseres vorangegangenen Mietshauses, der ja auch
zu 20 % Miteigentümer an diesem Campingplatz ist, einen Vertrag,
der uns für 10 Jahre ein unentgeltliches Verbleiben in der jetzigen
Flächengröße mit den Mobilheimen gestattet, selbstverständlich
ausgenommen der  Verbrauchskosten. Also wenn die uns hier weg
haben wollen, dann wird das nicht so ohne weiteres gehen. Und ich
glaube, ich brauche Ihnen auch nicht gesondert zu sagen, dass wir hier
gar nicht weg wollen, da es hier landschaftlich so schön ist, obwohl
man fast mitten in Stuttgart lebt. Es ist eine grüne und für
Stadtverhältnisse recht ruhige Oase und hier könnten wir alt werden,
wenn man uns nur ließe. Man stelle sich vor, worauf das hinauslaufen
könnte. Zweimal in einem Jahr umziehen, das kann doch einfach nicht
wahr sein. Kayla ist auch schon außer sich, meint allerdings trotzdem,
wir sollten uns momentan nicht weiter aufregen, erst einmal abwarten,
was wirklich geschieht und falls es wie befürchtet kommt, welche
Angebote man uns dann macht. Vielleicht folgt dann ja ein Angebot,
welches auch uns zusagt, womit wir sogar noch unsere Situation
verbessern können. Wenn die so mit dem Geld um sich werfen, nur
um dieses Grundstück zu bekommen und hier viel investieren wollen,
dann können die auch den Betroffenen vielleicht etwas bieten. Leider
erlebt man nur allzu oft, dass dann gerade an der Stelle gespart wird
und es heißt, dass dafür kein Geld da wäre, da man wirtschaftlich
denken müsse. Auf diesen Schock würde man normalerweise nun aus
der Haut fahren, aber wir warten erst einmal ab, was überhaupt an
Wahrem daran ist, denn noch ist alles zu vage. Vielleicht spreche ich
auch einfach mal mit dem früheren Mietshausbesitzer, mit dem konnte
ich es ja immer gut, und wenn der heute ja noch 20 % Anteil an dem
Campingplatz hält, dann muss der ja wissen, was sich da anbahnt und
er kann mir dann möglicherweise auch sagen, wie es mit uns
weitergeht oder weitergehen könnte.

Es gibt unweit von hier einen sogenannten Sonderposten - Markt, der
Restposten, aber auch teils leicht beschädigte Ware zu Sonderpreisen
anbietet. Sie kennen sicherlich Papiertaschentücher, z.B. die Tempo-
Taschentücher. Genau solche, aber von einer Billigmarke, hat jetzt der
Markt auch und zwar zum sensationellen Preis von nur 89 Cent pro
Paket. In einem Paket sind 30 Einzel-Packungen. Der Originalpreis
liegt im Supermarkt immer um die 2,50 Euro für diese Sorte. Der
Grund für das Billigangebot ist aber der, dass es sich um Fehlerware
handelt. Der Fehler ist aber meines Erachtens überhaupt nicht
gravierend. Sicher kennen Sie die Einzelpackungen von diesen
Taschentüchern. Daran befindet sich ein roter Tesafilm-Streifen, mit
dem man das Paket öffnen kann - und wenn es ideal verläuft auch
wieder schließen kann, nach dem man sich vielleicht 2 von den 10
darin enthaltenen Taschentüchern entnommen hat. Das geht aber
meistens nicht, weil schon beim ersten Aufreißen dieses ganze
vorperforierte Packungsstück aus Plastikfolie mit abreißt. Nun, der
Fehler an der Sonderpostenware ist einfach der, dass dieses rote Stück
Tesafilm völlig fehlt. Man muss also jede Einzelpackung mit den
Fingern aufpulen, was aber mit etwas Übung fast genauso gut geht,
wie mit dem roten Stück Tesafilm. Kayla hatte dieses Sonderangebot
entdeckt und da wir relativ viele Taschentücher verbrauchen, haben
wir gleich 10 solcher großen Pakete gekauft. Damit dürften wir fürs
nächste halbe Jahr mit Papier-Taschentüchern gut versorgt sein.
Man wundert sich immer wieder, welche Artikel dieser Sonderposten-
Markt zwischendurch so rein bekommt. Für Freunde des chemischen
Fotofilms hätte der nun auch interessante Angebote gehabt.
Kleinbildfilme, die normalen 21 Din mit 36 Bildern drauf von Fuji im
Zehnerpack für nur 1,50 Euro! Der Grund war aber, dass diese Filme
jetzt im Oktober in ihrem Haltbarkeitsdatum abgelaufen sind. Aber
früher, als ich noch mit normalem chemischem Film fotografierte,
habe ich festgestellt, dass das Überschreiten dieses Datums meist
keine großen Probleme mit sich bringt. Ich habe damals schon mal
Filme benutzt, die schon seit 2 Jahren abgelaufen waren und das hat
noch funktioniert. Vielleicht waren die Farben nicht mehr ganz so
schön, aber das kann auch einen anderen Grund gehabt haben.

Aber ich sage so leicht, als ich noch chemisch fotografierte, im
Prinzip ist das derzeit für mich die einzige Möglichkeit zu
fotografieren, denn bislang habe ich mir noch immer keine neue
Digitalkamera gekauft. Nicht aus Absicht, es hat sich einfach nicht
ergeben. Es ist schon schade, dass meine damals in Spanien oder im
Bus geklaut wurde. Andererseits fotografiere ich kaum, jedenfalls
solange ich nur auf herkömmlichem Film fotografieren kann. Ein
großer Fotograf war ich nie. Trotzdem vermisse ich die
Digitalkamera. Ich kann mich einfach nicht so recht dazu aufraffen,
mir eine neue Digitalkamera zu kaufen, vor allem, weil ich keine
rechte Lust habe, etliche Läden abzuklappern. Das aber sollte man,
wenn man Informationen einholen und Preise vergleichen will. Es ist
auch schwierig, wirklich vergleichbare Informationen zusammen zu
tragen. Es gibt heute so viele verschiedene Modelle, und kaum hat
man einige in die engere Wahl gezogen, so gibt es die schon gar nicht
mehr und wurden durch gleich mehrere Nachfolgemodelle ersetzt,
deren Merkmale man aber wieder nicht kennt. Wie ich vor einigen
Monaten schon einmal sagte, möchte ich keine ganz billige, aber auch
keinesfalls eine ganz teure kaufen. Ungefähr 150 Euro habe ich als
Maximalpreis ausgelotet, die ich ausgeben möchte und unter 100 Euro
will ich auch nichts kaufen, weil das ganz gewiss meistens
unbrauchbarer Müll ist. Da hatte ich mir vor einiger Zeit schon 3
Modelle ausgemacht, die hier in verschiedenen Läden alle zwischen
120 und 160 Euro angeboten wurden, aber als es dann ernst wurde,
waren diese Modelle schon nicht mehr im Programm oder gerade
vergriffen. Später hatte ich dann keine Lust mehr, mich weiter darum
zu kümmern. Kayla meinte dazu schon etwas erheitert, ich solle ruhig
weiter zuwarten, denn je länger ich warten würde, um so bessere
Kameras würde ich fürs gleiche Geld bekommen. Wo sie recht hat,
hat sie recht, denn vor einem halben Jahr bekam man für 150 Euro mit
viel Glück gerade mal eine Kamera mit 3 Megapixeln, wenn man mal
von Noname-Produkten absieht, aber heut kriegt man für diesen Preis
in jedem Fall schon 4 Megapixel - Geräte und mit etwas Glück sogar
5 Megapixel - Ausführungen. Solche Baumarkts-Kameras von
unbekannten Marken ziehe ich erst gar nicht in Betracht. Die
schreiben zwar manchmal 5 Megapixel für 99 Euro, das ist aber ganz
gewiss unbrauchbarer Schrott, das haben mir auch mehrere
voneinander unabhängige Fachleute gesagt, die ich vor ein paar
Monaten mal befragte.

Ein komisches, aber kurzes Thema wage ich nun anzuschneiden.
Hätten Sie gedacht, dass Klobrillen gefährlich sind? Nun, beim
täglichen Geschäft auf dem stillen Örtchen tat es bei mir am letzten
Montag ganz plötzlich einen riesigen Kracks mit ohrenbetäubendem
Lärm und zugleich ergaben sich im „Heckbereich" bei mir
unerträgliche Schmerzen und ich stürzte von der Kloschüssel. Ich
muss ziemlich geschrieen haben, jedenfalls eilte Kayla herbei. Was
war passiert? Ich war von dem unerwarteten Ereignis benommen und
wusste zunächst nicht recht, wo oben und unten ist, als ich so
schlagartig neben der Schüssel lag. Die Klobrille war ganz plötzlich in
der Mitte zerborsten, messerspitze Plastikteile bohrten sich in mein
verlängertes Rückgrat und da die so schlagartig ohne jede
Vorwarnung abgebrochene Klobrille keinen Halt mehr bot, glitt ich
einschließlich der vorderen Hälfte der Klobrille von dem WC und kam
zu Fall. Das alles ging so schnell und vor allem so völlig unerwartet,
dass es gar keine Chance zu einer Gegenreaktion gab und sich noch
irgendwo festzuhalten oder abzustützen. Die Schäden in meinem
Podex und den Oberschenkeln waren durchaus sehr unangenehm und
mit Blut getränkt. Das sah schon herb aus und Sie können sich
vorstellen, dass es vor allem sehr unangenehme Schmerzen erzeugt,
die gleich wiederkehren, wenn man sich irgendwo hinsetzt. Im
rückwärtigen Bereich kann man sich auch nur schlecht selbst
verarzten, aber Kayla hat mir da die Doktorin gemacht und das
perfekt. Am Tag danach, als die Schmerzen langsam erträglich
wurden, musste ich eine neue Klobrille besorgen. Im Baumarkt wird
man ja von einer Auswahl unter sicher 50 verschiedenen Klobrillen
erschlagen, früher gab es dort meistens nur 4 zur Auswahl, 3 übliche
Plastikbrillen in weiß, schwarz und rose sowie die klassische
Holzbrille. Heute findet man welche mit allen möglichen Aufdrucken,
Bildern, Mustern und alleine 10 verschiedene Holzbrillen. Auffallend
ist, dass die guten Holzbrillen heute sehr teuer sind, da ist man 30
Euro los, bevor man den ersten Furz dadurch gelassen hat,
Verzeihung, aber dieser Gedanke kam mir dabei. Die Motivbrillen
sind ähnlich teuer und so für 6 bis 12 Euro gibt's dann diese üblichen
Plastikbrillen, heute wohl in 20 verschiedenen Farben. Als wir so
unentschlossen vor dieser endlosen Auswahl standen, gesellte sich
zum Glück ein Berater vom Baumarkt hinzu. Ich konnte nicht anders
und habe dem mein Missgeschickt erläutert. Den wunderte das aber
gar nicht und er meinte, ein solcher Klounfall wäre gar nicht so selten,
wenn auch vielleicht nicht gerade in diesem schmerzhaften Ausmaß.
Er sagte, das sei eine typische Schwäche von Plastik - Klobrillen, vor
allem wenn diese einige Jahre auf dem Buckel hätten, dann würde der
Kunststoff spröde und neige zum Bersten. Er beschwor die gute alte
Holzbrille, bei der es so etwas gar nicht geben könne. Holz kann zwar
theoretisch auch splittern, aber diese Holz-Klobrillen wären aus solch
dickem Massivholz, dass bei der Belastung mit dem Gewicht eines
Menschen so etwas auf gar keinen Fall passieren könne. Ihm sei auch
noch nie ein solcher Fall im Zusammenhang mit einer Holzbrille
bekannt geworden, hingegen wohl hunderte bei Plastikbrillen. Auch
sitze man auf den Holzbrillen angenehmer, vor allem im Winter, dann
bekäme man keinen Kälteschock am Hintern. Wenn man sich auf dem
kalten Klo auf eine Holzbrille setzt, überträgt das Holz die Kälte
kaum, währen die Plastikbrille dann selbst eiskalt und unangenehm
ist. Ich habe mich sehr schwer getan mit den ungeheuren Preisen der
Holzbrillen. Die billigste 30 Euro, dann 32 Euro bis hin zu 55 Euro,
und das nur für eine Klobrille? Das tut weh. Andererseits tut solch ein
Erlebnis, wie ich es hatte, noch weher und wer einmal dieses Erlebnis
der besonderen Art gehabt hatte, kann dankend auf eine Wiederholung
verzichten, auch wenn diese vielleicht erst in ein paar Jahren auftreten
würde. So habe ich mich mit Kayla beraten und wir haben dann gleich
2 Holz-Klobrillen der Sorte für 32 Euro gekauft, weil uns die am
besten gefiel. 32 Euro mal 2 also 64 Euro sind schon wirklich happig.
Wir haben selbstverständlich deshalb gleich 2 gekauft, damit Kayla in
ihrem Mobilheim ein ähnliches Schicksal wie mir erspart bleibt, da
sich dort eine ähnlich blöde Plastikbrille befand, wie auf meiner
Fäkaliengarderobe.

Es gibt ja so einen deutschen Rocksänger, der auch Schauspieler ist,
Marius Müller-Westernhagen heißt der. Da herrschte hier in Stuttgart
ein großes Geschimpfe, weil seit Wochen mit viel Aufwand ein
Konzert von dem hier beworben wurde. Nun hätte das Konzert vor
einigen Tagen sein sollen und im letzten Moment wurde es dann
abgesagt, weil der Westernhagen eine Grippe hätte und das, nachdem
Tausende Leute Karten gekauft hatten. Ich selbst interessiere mich
nicht dafür, bekam es aber von Leuten hier auf dem Campingplatz
mit, die zuerst stolz waren, noch im letzten Moment Karten für dessen
Auftritt bekommen zu haben und dann wie die begossenen Pudel vor
den Eingängen standen, weil nichts statt fand. Die werden wohl das
Geld zurück bekommen oder für spätere Veranstaltungen anrechnen
lassen können, aber Vorfreude ist bekanntlich die größte Freude und
die war damit zerstört, weil sie sich auf ein Ereignis konzentrierte,
welches es am Schluss dann nicht gab.

Es gibt schon eigenartige Leute. Ich will nun nicht behaupten, dass
wir, Kayla und ich, für manche nicht auch als eigenartig gelten, aber
ich denke, so weit vom Begriff des Normalen sind wir dann auch nicht
entfernt, wie die beiden Personen, die ich neulich am Neckarstrand
beobachtete. Weil so schönes Wetter war, haben wir uns einfach mal
einen Faulenzer-Nachmittag gegönnt und uns am Neckarufer in der
Nähe der Gaisburger Brücke auf Bänke gehockt und uns von der
Sonne bescheinen lassen. Von weitem schlenderte direkt am Ufer eine
ältere, zerzaust wirkende Frau mit im Wind wehenden langen, grauen
Haaren und weiter oben ein noch zerzauster wirkender älterer Mann,
ebenfalls mit langen grauen Haaren und grauem Strupp-Bart den
Neckar entlang. Die Frau fischte mit einer sehr langen
Aluminiumstange, an der sich vorne ein Haken befand, einen alten
Nachttopf aus dem Neckar. Das Teil wurde am Ufer ausgelegt, der
Mann kam hinzu und beide bewunderten das Fundstück ausgiebig und
verfielen darüber in eine Diskussion. Der Mann nahm dieses
verrottete, wertlose und regelrecht abstoßende Ding mit, ging wieder
weiter oben parallel zum Ufer, während die Frau wieder fest am
Wasserrand vorbei marschierte. Nach wenigen Metern hüpfte die Frau
richtig erfreut auf, stocherte wieder mit ihrer Alustange im Neckar,
fluchte dann wie ein Rohrspatz, weil ihre Fangversuche wohl
misslangen, stocherte dann weiter und zog schließlich einen alten,
triefenden Lappen oder so was Ähnliches aus dem Neckar. Aus der
Distanz sah es für uns aus, als sei es ein alter Öllappen, den man
vielleicht einmal von Bord eines Schiffes geworfen hat. Wieder wurde
das Fundstück am Ufer ausgebreitet, der Mann kam hinzu, es wurde
kurz diskutiert, dann verstaute der Mann das Ding in dem alten
Nachttopf und die Suche ging auf die gleiche Weise weiter. Als die
beiden sich ungefähr auf unserer Höhe befanden, machte die Frau
wieder einen Satz und mühte sich ab, etwas aus dem Neckar zu
ziehen. Erneut kam ein alter Nachttopf hervor, der noch vergammelter
aussah, als der erste. Hier muss wohl einmal eine Versenkstelle für
Nachttöpfe gewesen sein, meinte ich zu Kayla, die dem Treiben der
beiden ebenfalls sehr belustigt zusah. Und nun war das Hallo am Ufer
noch größer, denn über diesen schäbigen Fund freuten sie sich noch
wesentlich mehr, als über die bisherigen Fundstücke. Der Mann küsste
vor Freude die Alte mehrmals ab, als hätten sie eine Million im Lotto
gewonnen. Dann ging die Prozedur im bekannten Stil weiter. In
weiterer Entfernung sah ich noch, wie ein altes, schon mit Algengrün
besetztes Holzteil herausgezogen wurde, welches nach meiner
Vermutung mal die Rückenlehne eines Stuhls war. Zunächst freuten
sich beide sehr, aber dann begann ein Streit, weil dieses Ding so
unhandlich und glitschig war, dass der Mann Probleme bekam, dies
noch zusammen mit dem anderen Zeugs zu tragen. Die Frau wollte
unterdessen weiter suchen, der Mann wollte das aber nicht, denn die
hätte garantiert noch weitere Fundstücke an Land gezaubert und die
hätte der dann nicht mehr tragen können. Ich hörte nur noch ein paar
Wortfetzen von dem Geschimpfe, irgendwas mit Fahrrad und dass die
Frau dem Mann im Befehlston einige Anweisungen gab, denen der
aber zuerst nicht folgen wollte. Nach einiger Zankerei tat er es dann
wohl doch. Die Frau setzte sich auf die nächste Bank, die neben uns
frei war, in ungefähr 30 m Entfernung, während dessen ging der Mann
den Weg wieder zurück, in die Richtung, aus der sie gekommen
waren. Zuvor legte er noch alle Fundstücke neben der Frau auf der
Bank ab. Wir wunderten uns, aber damit schien die Sache zunächst
beendet. Die Frau blieb wie ein Wachhund neben diesem wertlosen
Zeug sitzen und der Mann war weg. Über eine Stunde später, wir
wollten gerade aufbrechen und nachhause gehen, kam der Mann
ächzend mit solch einem alten Bäckerfahrrad auf dem sich vorne über
dem kleiner gebauten Vorderrad ein großer, fest montierter Drahtkorb
befindet und hinten ein kleiner Drahtkorb, während in der Mitte am
Rahmen noch ein plattes, schwarzes Reklameschild einer früheren
Bäckerei war. Im hinteren Drahtkorb befanden sich bereits zig ähnlich
„wertvolle" Dinge, die von denen wahrscheinlich vorher schon auf
ähnliche Weise geborgen worden waren. Ich vermute, dass die das
Rad weiter südlich abgestellt hatten und dann ab dort zu Fuß weiter
gegangen sind, um besser den Müll aus dem Fluss zu fischen. Dann
irgendwann waren sie so weit von ihrem Transportrad entfernt, dass
ihnen das erst auffiel, als der Mann die weiteren Fundstücke nicht
mehr schleppen konnte. Kaum tauchte der Mann im Blickfeld auf,
hastete die Alte wieder zum Ufer und spürte mit ihrer Alustange
erneuten Wassermüll auf. Nach vielleicht 3 Minuten zog sie einen
alten Lampenschirm oder besser gesagt das, was davon noch übrig
war, am Haken der Alustange aus dem Wasser. Sie stellte das vor
Nässe triefende Ding oben neben das Fahrrad des Mannes. Der
bewunderte stolz den Fang seiner Gefährtin. Das war solch ein
Lampenschirm, wie man sie früher öfters an Stehleuchten in den
Wohnzimmern fand. Die Textilbespannung hatte sich größtenteils
schon aufgelöst oder zumindest in eine graubraune, faulige
Matschmasse verwandelt. Selbst das korbartige Drahtgerüst war schon
recht unvollständig, aber sie nahmen mit Begeisterung auch dieses
Ding mit. Also ich sage Ihnen, in diesen Körben waren Sachen, da ist
die Bezeichnung Müll noch viel zu gut dafür. Es hätte mich ehrlich
gesagt unter diesem Zeug noch nicht einmal mehr verwundert, wenn
die Frau einzelne Haufen Kacke mit einem Anfall der Freude aus dem
Neckar gezogen hätte. Gut, ganz so schlimm war es nicht, aber wenn
Sie gesehen hätten, was das für ein verkommenes Dreckszeug war,
hätten auch Sie sich selbst darüber nicht mehr gewundert. Natürlich
drängte sich die Frage auf, was mögen diese Leute mit diesen Dingen
tun? Kayla meinte, die betreiben vielleicht ein privates kleines
Abfallmuseum mit der Spezialrichtung „Abfälle in Flüssen", worin sie
diese Dinge ausstellen. Mit Mühe verstauten sie die neuen Funde in
den beiden Körben am Rad, die dann so vollgestopft waren, dass der
Lampenschirm beim Weiterschieben des Fahrrades wieder heraus
purzelte. Nun hatten sie offensichtlich genug, es wäre auch wirklich
nichts mehr in die Körbe gegangen. Die schrullige Frau nahm sorgsam
den abgestürzten Lampenschirmüberrest wieder auf und band ihn
dann mit einer dünnen Kordel an dem Fahrradkorb fest, damit sich ein
solch verlustreiches Schicksal mit dem wertvollen Zeug nicht
wiederholen konnte. Der Mann schob dann das so beladene Fahrrad,
während die Frau nun ebenfalls auf dem oberen Uferweg neben ihm
herlief. Ich glaube, nun wegen der Überladung nicht weitere Schätze
aus dem Neckar fischen zu können, hat der Frau echt weh getan, weil
sie immer so wehmütig aufs Wasser rüber blickte. Nach wenigen
Minuten sah ich noch, wie sie das Neckarufer verließen und in
Richtung Untertürkheim gingen. Vielleicht wohnen die ja dort.

Das war's das dann für jetzt. Es bahnen sich bereits neue Ereignisse
an, siehe auch die Campingplatzangelegenheit und auch andere Dinge,
doch darüber beim nächsten Mal mehr. Der Mensch kommt einfach
nie zur Ruhe, man wird nicht in Ruhe gelassen, wenn man so will.
Soweit nun, viele Grüße von hier, Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Oh, Mosella!" vom 05.11.2005

Moselaner Grüße und ereignisbeladene Grüße!

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, sagt man, und
so ist es. Das gilt für mein heutiges Schreiben gleich in mehrfacher
Hinsicht. Einerseits, weil die Sache mit dem vermeintlich
verschwundenen Herrn Becht eine wirklich süffisante Reise-
Angelegenheit war, die selbst den Herrn Becht noch heute amüsiert,
obwohl er die Sache ja erst im Nachhinein mitbekommen hat, als ich
ihm erzählte, welche angeblich großen Sorgen sich hier verschiedene
Leute gemacht hatten. Andererseits, weil wir selbst das schöne Wetter
der letzten Tage dazu genutzt hatten, endlich die schon länger geplante
Moselreise mit unserem eigenen Wagen durchzuführen. Das Wetter
musste man einfach ausnutzen und man hätte sich in den Hintern
beißen mögen, wenn bald das echte Schmuddelwetter kommt, wo
einem die Reiserei nicht mehr viel Freude bereitet.
Mir liegen jetzt nähere Informationen vor, was uns hier wirklich
erwartet und da sieht es tatsächlich düster aus. Der Campingplatz wird
wohl schon im nächsten Jahr zu einer Baustelle mutieren, doch dazu
später weiter unten mehr.

Zuerst einmal zum Ausflug an die Mosel. Fast hätten wir dieses
Vorhaben schon vergessen, jedoch dank des schönen Wetters drängte
es einen zum Reisen. Da fiel uns diese Sache wieder ein, allerdings
hieß die erste Überlegung, wie machen wir es mit den
Übernachtungen, der Unterkunft u.s.w.? Wäre ich alleine gefahren,
hätte ich mir darum gar keinen Kopf gemacht und im Auto
übernachtet, weil das in dem VW - Golf - Variant gar kein Problem
ist. Da wir jedoch 3 oder 4 Tage bleiben wollten, war das keine
Lösung für 2 Personen. So wurde überlegt, vielleicht die erste
Übernachtung im Auto zu machen, dann hätte man 2 Tage Zeit, sich
vor Ort ein billiges Quartier zu suchen, am Ankunftstag und dem
danach folgenden bis zum Abend. Diese Überlegungen kamen aber
nicht richtig voran und ich hatte auch keine rechte Lust, für viel Geld
in verschiedenen Hotels oder Pensionen an der Mosel anzurufen. Um
keine Schönwettertage zu verlieren, denn man wusste ja nicht, wie
lange das schöne Wetter noch anhielt, haben wir uns dann am
Dienstag ganz früh, vielleicht gegen 4 Uhr, ins Auto gesetzt und sind
in Richtung Mosel gefahren. Bei der Abfahrt wussten wir noch nicht
einmal, welchen Ort wir an der Mosel zuerst ansteuern sollten. Das
erste Stück über die A 8 bis Karlsruhe und ab dort auf die A 65 bis
zum Rastplatz Edenkoben - Pfälzische Weinstraße hinter Landau hat
Kayla gefahren, ab dort habe ich dann das Steuer übernommen.
Spritsparen ist uns wichtiger als eine kurze Fahrzeit und so fahre ich
meist um die 120 km/h auf der Autobahn, obwohl der TDI mit seinen
90 PS auch 190 km/h läuft. Kayla hat einen noch ruhigeren Fahrstil
und dort, wo ich 120 km/h fahre, fährt sie höchstens 110 km/h, eher
100 km/h. Am Kreuz Mutterstadt, das liegt bei Ludwigshafen, sind
wir dann auf die A 61 gewechselt und wollten darauf eigentlich
einfach bis Koblenz fahren und dann ab dort die Mosel runter wieder
nach Südwesten verschwenken. Es kam aber anders. Bei Bingen, kurz
dahinter, ich glaube Waldlaubheim hieß es, gab es plötzlich einen
endlosen Stau. Man stand mal 5 - 10 Minuten, dann ging es im
Schritttempo mal wieder 500 Meter weiter und dann stand man wieder
10 Minuten. So ging das bis zur nächsten Ausfahrt, die Stromberg
hieß. Der Stau setzte sich aber endlos über diese Ausfahrt fort so weit
das Auge reichte. So beschlossen wir, in Stromberg die Autobahn zu
verlassen. Mehr nach Instinkt bin ich dann in die Richtung gefahren,
wo ich glaubte, über Landstrassen an die Mosel zu gelangen. Bald
folgte der eigentliche Ort Stromberg. Über hübsche Landstraßen und
seltsam klingende Orte ging es gemächlich weiter. Da ich vergessen
hatte, in Stuttgart vor der Abfahrt noch voll zu tanken, meldete sich
nun die Reservebirne im Armaturenbrett. Da in den kleinen Dörfern
dort nirgendwo eine Tankstelle existierte, mussten wir zusehen, einen
größeren Ort anzusteuern, der über eine Tankstelle verfügt. So
gerieten wir in ein Städtchen Kirn, wo wir getankt haben.
Unverschämte Dieselpreise zwar, aber teuer ist es derzeit überall.
Hinter Kirn brach dann meine Orientierung in sich zusammen. Es
wirkte so, als gebe es nur 2 Richtungen, in die man dort fahren könnte,
entweder nach Idar-Oberstein, wohin wir sicherlich nicht wollten oder
nach Simmern, was uns auch nicht als Ziel willkommen war, weil der
Name mir nichts sagte. Irgendwo stand noch was mit Kirchberg, was
aber in die gleiche Richtung wie Simmern lag und uns noch weniger 
sagte. Also hieß es zunächst einmal die Landkarte hervor wühlen und
sich Orientierung verschaffen. Jetzt stellten wir fest, dass wir die
Landkarte zuhause in Kaylas Mobilheim bei der Vorplanung auf dem
Küchentisch haben liegen lassen, aus der Traum von Orientierung.
Man kann ja Leute fragen. An dem Parkplatz kurz hinter Kirn kam
gerade eine ältere Dame vorbei, die habe ich gleich gefragt. Ich weiß
nicht, das war wohl eine Ausländerin, die sagte zwar etwas und zeigte
auch irgendwo hin, aber ich habe kein Wort von dem verstanden, was
die sagte. Es klang mehr wie Hühnergegacker. Auf der anderen
Straßenseite lackierte ein Mann mit Arbeitsanzug und Kappe einen
Zaun. Da habe ich den gefragt. Der kannte sich aber selbst nicht aus
oder war ein wenig blöde, denn der sagte nur, dass es dort weit und
breit keine Mosel geben würde. Ich hatte den ja auch nicht gefragt, ob
dort irgendwo die Mosel sei, sondern ob er mir sagen könne, wie ich
in den Bereich der Mosel käme, aber Pustekuchen. So beschloss ich,
wieder zurück rein nach Kirn zur Tankstelle zu fahren und dort im
Kassenhäuschen die Bedienung zu fragen, die müssten es ja wissen.
Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem kleinen Abzweig vorbei,
der mit Berschweiler und Niederhosenbach beschildert war. Letzteres
fand ich lustig und war nach meinem langsam wieder aufkommenden
Orientierungssinn ungefähr die richtige Richtung. Winzige Straßen
und wir fuhren sehr langsam. Kayla meinte schon, ob das aber alles so
richtig sei? Als wir durch Niederhosenbach durch waren, kam lange
Zeit überhaupt nichts mehr, nur Wald, Wiesen, etwas auf und ab und
unterwegs nur ein paar kleine Wegweiser auf andere Orte, die aber
nicht an dieser Straße lagen, sondern von dieser über noch kleinere
Straßen abzweigten. Nachdem wir so sicherlich 45 Minuten gefahren
waren, folgte tatsächlich, man glaubte es schon nicht mehr, ein Ort
dessen Name ich so leicht nicht wieder vergesse, weil er ein wenig
wie eine Erleichterung wirkte, einerseits, weil man nach so langer
Strecke ohne jeden Ort schon gar nicht mehr glaubte, dass es hier
oben noch menschliches Leben gibt, andererseits, weil ich in
Erinnerung hatte, diesen Ortsnamen bei der Planung in Stuttgart im
Unterbewusstsein in der Nähe der Mosel gelesen zu haben: Hinzerath.
Wir durchfuhren den Ort, dahinter folgte eine gut ausgebaute Straße,
die später in ein Gefälle mit atemberaubenden Kurven überging,
welches direkt ans Moselufer in den schönen Ort Bernkastel-Kues
führte. Hier waren wir richtig, wenn auch schon viel weiter südlich an
der Mosel, als es ursprünglich für den Beginn der Moselerkundung
geplant war. Nach der Fahrt waren wir zwar hoch erfreut, über diese
schöne Fahrt selbst und ebenso über die Mosel und überhaupt, auch
dieses Bernkastel-Kues ist ein sehr schöner Ort. Aber wir waren
hundemüde und hatten zugleich Hunger dabei. Schließlich waren wir
gegen 3 Uhr aufgestanden und gegen 4 Uhr abgefahren. Ich war in
meinem ganzen Leben noch nie dort, Kayla natürlich erst recht nicht.
Ich kann Ihnen das nur empfehlen, es ist sehenswert. Was hatte
Vorrang? Der Hunger oder die Müdigkeit? Wir beschlossen, die
Müdigkeit hat Vorrang, denn wenn man im Halbschlaf durch die
Gassen stolpert, um etwas Essbares zu kaufen, das ist auch nichts
Richtiges. So aßen wir ein paar trockene Kekse und tranken etwas
Mineralwasser, was man so dabei hat, dann suchten wir einen
abgelegenen Parkplatz. Den fanden wir, einen ganz winzigen in den
Weinbergen, vielleicht 4 km von Bernkastel-Kues entfernt. Dort
haben wir uns im Auto erst mal hingelegt. Eigentlich wollten wir nur
1-2 Stunden schlafen, damit wir wieder halbwegs soweit fit sind, um
etwas vernünftiges zuessen zu kaufen. Nun, als wir wach wurden,
wurde es schon dunkel und wir hatten sicherlich hier oben 5 Stunden
tief geschlafen. Ein ungünstiger Zeitpunkt, um auch noch nach einer
Bleibe für die wirkliche Nacht zu suchen. Egal, wir fuhren zuerst
wieder in den Ort. In einer Seitenstraße fanden wir eine wunderbare
billige Wirtschaft, die  günstiges und gutes Essen anbot, auch um
diese Uhrzeit noch, es war inzwischen etwa 19.30 Uhr. Wir aßen uns
erst mal richtig satt, weil wir den Abend so gestärkt dazu nutzen
wollten, einerseits die Mosel bei Nacht kennen zu lernen und
andererseits zuvor noch eine billige Pension zu suchen. Das war gar
nicht einfach, weil es ziemlich bevölkert war, obwohl die Haupt-
Urlaubszeit ja vorbei ist. Aber dort gibt es derzeit viele Winzerfeste
und ähnliches Zeug. Die sind zwar meist am Wochenende, aber viele
Gäste bleiben dann ein paar Tage mehr dort oder kommen schon
früher. Alle Pensionen, wo wir nachfragten hatten keine Zimmer mehr
frei. Einige Hotels schon, aber die waren uns zu teuer. In einem Hotel,
wo sich unten auch eine große Winzer - Gaststätte befand, zog uns ein
älterer Kellner zur Seite und gab uns den Tipp, über die Brücke zu
fahren und auf der anderen Moselseite ein Stück der Mosel entlang bis
zu einem kleinen Ort Lieser und von dort ein Stückchen in die Eifel
hinein, nur 6 km bis zu einem Ort mit dem lustigen Ortsnamen
Platten, wo man unweigerlich an eine Reifenpanne denkt, dort gebe es
schöne Zimmer in einer Pension für wenig Geld, mit Frühstück und
garantiert wären dort noch Zimmer frei. Na ja, als wir Eifel hörten, fiel
uns zuerst Mayen wieder ein, aber die ganze Eifel ist nicht Mayen
oder umgekehrt. So haben wir das zuerst gemacht und auch diese
Pension in dem etwas komischen Ort gefunden. Für 27 Euro pro
Person und Nacht wollte man uns zwei Einzelzimmer anbieten. Wir
wollten aber für 27 Euro beide in ein Zimmer. Die Zimmerwirtin, eine
etwas kauzige Dame, wollte das nicht ohne Trauschein, da hatte die
etwas vorsintflutliche Ansichten. Als wir notgedrungen schon fast für
die getrennten Zimmer einwilligen wollten, wurde diese Dame gerade
von einem jungen Spund abgelöst, der dort den Nachtdienst versah.
Also dort war rund um die Uhr besetzt wenn man so will. Der sah das
nicht so eng und so bekamen wir ein Zimmer mit Doppelbett für 27
Euro. Nachdem das geklärt war, deponierten wir ein paar Sachen im
Zimmer und fuhren wieder zurück nach Bernkastel-Kues und
genossen dort die Nacht an der Mosel. Erst gegen 1 Uhr sind wir dann
zurück in die Pension, das war dort kein Problem. Das Zimmer war
gemütlich und zugleich relativ modern eingerichtet, sogar mit kleinem
Fernseher, der im Preis ebenso inbegriffen war, wie ein sehr leckeres
Frühstück. Da muss man die Pension in Platten in der Eifel loben,
frische Brötchen, ein Gedicht, besser als alle Brötchen, die ich in den
letzten 5 Jahren in Stuttgart gegessen habe. Die Brötchen schmeckten
für sich so gut, dass wir uns für unterwegs welche so einfach trocken,
ohne jeden Belag mitgenommen haben. Einen sehr guten Bäcker
haben die dort in Platten wohl. Nun fährt man nicht an die Mosel, um
sich an Brötchen zu erfreuen. Am folgenden Tag wollten wir ein
Stück Mosel erkunden. Die Frage war, ob man von Bernkastel - Kues
ein Stück in südlicher Richtung erkunden sollte oder lieber in
nördliche Richtung. In südliche Richtung gelangt man in Richtung
Trier, was ja relativ bekannt ist, allerdings ist das noch recht weit weg
von dort. In nördliche Richtung geht es zu dem bekannten Ort
Cochem, auch Traben-Trarbach liegt noch dazwischen, was auch
selbst hier in Stuttgart noch bekannt ist. Weit dahinter folgt dann
irgendwann Koblenz, wo bekanntlich Mosel und Rhein
zusammenfließen. Größere Städte wie Koblenz und Trier wollten wir
uns sparen. Man braucht nicht an die Mosel zu fahren, um sich
Großstadtgetriebe anzusehen, da hätte man auch in Stuttgart bleiben
können. Kayla schlug vor, zuerst die südliche Mosel, von Bernkastel -
Kues aus gesehen, zu bereisen und dann abends wieder nach Platten
zurückzukehren, um dann am Folgetag das Pensionszimmer in Platten
aufzukündigen und Bernkastel - Kues selbst ein wenig zu erkunden
sowie danach in die nördliche Moselseite abzudrehen und dort
irgendwo ein neues Zimmer für 1 oder 2 Nächte zu nehmen. So
begannen wir dann auch. Wir fuhren die Parallelstraße zur Mosel und
gelangten in teils seltsam klingende Orte, wie Piesport oder
Neumagen. Aber alles sehr schön und eine Landschaft zum Verlieben.
Also man kann sagen was man will, die Mosel finde ich eigentlich
noch schöner, als den Rhein, obwohl mir der auch gefällt. In diesem
südlichen Teil hat mir Piesport und die nähere Umgebung am besten
gefallen, aber auch die anderen Orte sind vorwiegend recht schön. Da
müsste man wohnen, habe ich zu Kayla gesagt. Und wenn man etwas
Geld hätte, ich meine jetzt keine Millionärsreichtümer, aber vielleicht
knapp 100.000 Euro, dann könnte man dort eines der wunderschön
gelegenen alten Winzerhäuser kaufen und herrichten. Viele solcher
Häuser stehen dort nämlich in einem etwas verrotteten Zustand leer
und relativ günstig zum Verkauf. Danach habe ich nicht absichtlich
geschaut, nur es sprang uns ins Auge, weil an vielen Häusern das
Schild „Zu verkaufen" hing und an einem Bankgebäude in einem
Schaukasten über 30 solcher Häuser aus der ganzen Umgebung
aushingen. Teils prunkvolle Jugendstilhäuser, aber auch kleine
gemütliche Häuslein, die teils schon ab enorm niedrigen 28.000 Euro
zu haben waren. Sicherlich musste man in die ganz billigen noch ein
Vielfaches an Renovierungskosten stecken, aber wenn man im Laufe
der Zeit vieles selbst machen kann, geht das auch billiger. Kayla ist
handwerklich auch relativ geschickt, könnte bei solch einem
Vorhaben also auch recht gut mit anpacken. So denkt man da mehr im
Traum durchaus über derartige Dinge nach, wenn man auch in
Wahrheit weiß, dass unsereins sich nie im Leben ein eigenes Haus
wird leisten können, außer vielleicht einem alten Mobilheim, haha.
Der nächste Tag lies uns dann das Pensionszimmer in Platten
abbuchen, wir haben uns Bernkastel und Kues, was ja eigentlich
getrennte Ortsteile jeweils gegenüberliegend an der Mosel sind, etwas
genauer angesehen, sehr schön. Dann sind wir in nördlicher Richtung
der Mosel gefolgt. Man fährt ja viele Kilometer, weil die Mosel viele
Biegungen macht. Ein Einheimischer hatte uns geraten, die
Abkürzungen über die Bergrücken zu nehmen, aber wenn ich an der
Mosel bin, will ich auch die Mosel sehen und nicht irgend ein
Hinterland, nur um möglichst schnell von Bernkastel nach Cochem zu
gelangen. So ging es über viele hübsche Orte, die nach meiner
Meinung noch schöner waren, als die in dem südlichen Bereich.
Inzwischen war es Mittag und wir wollten irgendwo essen gehen. Sie
kennen uns, wenn ich essen gehen sage, dann meine ich billig essen
gehen. Da wollte uns wohl jemand auf den Arm nehmen. In einem
kuriosen Ort namens Alf, wie diese komische Fernsehpuppe aus den
achtziger Jahren, hatte ich einen Einheimischen gefragt, wo man billig
essen könne. Der hat dann gesagt, wir sollen ein Stückchen zurück
fahren und dann auf das Hotel-Restaurant Marienburg, bei einer
gleichnamigen Burgruine fahren. Dort gäbe es billiges Essen und
Getränke fast kostenlos dazu. Das kam mir zwar gleich etwas komisch
vor, billiges Essen in einem Hotel an einer Burgruine und dann noch
hoch droben thronend über der Mosel, aber trotzdem sind wir
hingefahren. Schon am Endparkplatz wurde eigentlich klar, dass der
Passant in Alf uns verulken wollte, denn dort standen nur
Luxuskarossen, selbst ein Mercedes C - Klasse hätte dort noch
Naserümpfen erzeugt. Aber da bin ich ja frech. Für mich gibt es keine
Oberklasse, jedenfalls nicht, wenn Leute sich selbst dafür halten.
Auch eine Portion Neugierde trieb mich zusätzlich, wenigstens einmal
einen Blick auf deren Speisekarte zu werfen. Das Billigste war, für
12,50 Euro, ein Pfirsich - Eisbecher „Moselblick", was aber ja kein
Essen in diesem Sinne ist. Die wirklichen Speisen starteten ab 54 Euro
und bei 170 Euro war noch immer nicht Schluss, das war nur die
höchste Zahl, pro Menü, bei der ich aufhörte, die Speisekarte weiter
zu studieren. Der Ausblick von dort oben war aber wirklich grandios,
weil man genau in eine Moselschleife hineinschaut. Wir sind dann
zurück nach Alf, aber dort gleich weiter bis zu einem Ort Bremm.
Dort hätte ich fast einen Autounfall gehabt, allerdings unverschuldet,
weil von einer Seitenstraße, die von einem Berg herabführte jemand
mir die Vorfahrt nahm. Dafür haben wir dort in Bremm eine Rast
gemacht und ein tatsächlich einigermaßen preiswertes Lokal
gefunden. Ein Versuch, dort ein Zimmer für die nächste Nacht zu
finden, schlug fehl, in Bremm war alles belegt. Wir sind dort mal kurz
ausgestiegen, um uns am Moselufer die Beine zu vertreten, welches
man durch eine kleine Unterführung erreicht. So schön die Mosel dort
auch ist, aber die Ortsverwalter in Bremm müssen unbedingt etwas
gegen die vielen Leute tun, die dort gleich entlang des Uferweges ihre
Hunde ihr Geschäft machen lassen. Das stinkt dort zum Himmel und
es reiht sich ein Hundehaufen an den nächsten. Deshalb sind wir
schon nach 10 Minuten wieder zurück zum Wagen gegangen. Wir
sind dann weiter bis Cochem gefahren und machten uns keine
Illusionen, dort die geringste Chance auf freie Gästezimmer zu haben,
denn wenn in den unbekannteren Orten schon alles voll ist, dann wäre
dort wohl erst recht alles restlos dicht. In Cochem herrschte auch
dichter Betrieb, es war, als gebe es etwas umsonst, richtig überfüllt
war das Städtchen. Dort kannten wir uns ja schon etwas aus und
suchten deshalb das Hotel auf, wo wir damals ja schon mal waren.
Man bot uns an, ab übernächstem Tag ein freies Zimmer haben zu
können, aber an diesem Tag war nichts mehr möglich. Einige
Versuche in anderen Häusern schlugen ebenfalls fehl. In einer kleinen
Pension gab man uns aber den Tipp auf der anderen Moselseite wieder
ein kleines Stück zurück zu fahren, dann dort bei Bruttig-Frankel oder
in Beilstein eine kleine Seitenstraße in Richtung Kastelan oder Bell
ins Landesinnere zu fahren, da käme man unterwegs nach vielleicht
10 km an einem Kloster Maria Engelport vorbei, wo man ganz billig
übernachten könne und ein gutes Frühstück gebe es obendrein. Das
haben wir gemacht. Eine Verwalterin wollte schon gleich Meldezettel
für uns ausfüllen, bestand aber darauf, dass jeder von uns in einem
kleinen Einzelzimmer übernachten sollte. Nun gut, das tun wir in den
Mobilheimen ja auch öfters, da jeder sein eigenes hat, wäre also
eigentlich nicht so tragisch gewesen, aber weitere Auflagen mit
mehreren Kapellenbesuchen galt es zu erfüllen und außerdem wollten
wir in dieser Nacht nun wirklich nicht alleine schlafen. Jede
Diskussion darüber war völlig unmöglich, da die Dame da gar nicht
weiter drüber diskutierte. Sie sagte immer nur, dass diese Regeln ohne
jede Abweichung gelten oder wir müssten halt darauf ganz verzichten.
Gekostet hätte die Übernachtung dann pro Person nur 11 Euro,
wogegen man sicher eigentlich nichts haben konnte. Das war uns
trotzdem zu eigenartig und wir beschlossen, diese Nacht im Auto zu
verbringen und das hat sich gelohnt und war gut so. Wir fanden eine
tolle einsame Stelle wo man gut nächtigen konnte und dabei noch aus
der Höhe einen Blick bei sternenklarer Nacht über das Moseltal hatte,
herrlich ist eine bodenlose Untertreibung dafür. Heiter im ganz
besonderen Sinn ging der nächste Tag dann los. Wieder zurück in
Cochem beschlossen wir, eine der vielen Mosel-Schiffsrundfahrten
mitzumachen. Die sind zwar nicht ganz billig, aber wir suchten uns
die billigste raus und hatten aber leider das Pech, dass eine komplette
Reisegesellschaft einer Firma aus Leipzig auch diese Fahrt mitmachte.
Nichts gegen Leipziger als solche, aber meiden Sie, in ein Rudel aus
120 Leipzigern zu geraten, von denen mindestens 30 sternhagelvoll
sind. So was bringt natürlich unvergessliche Erlebnisse mit sich. Einer
von diesen total betrunkenen Leipzigern erbrach sich vom Oberdeck 
herunter genau auf einen anderen Mann, der auf dem Unterdeck stand
und mit seiner Videokamera filmte. Das heißt, der kotzte dem genau
auf die Kamera. Danach gab es gewaltigen Streit, der Geschädigte
kam aufs Oberdeck geeilt und der Betrunkene prügelte sich mit dem
und anderen Leuten, bis er selbst zu Boden fiel und dort im Rausch
liegen blieb. Selbst der Kapitän vom Schiff hatte das mitbekommen
und steuerte einen nicht vorgesehenen Anleger im Pommern an, hihi,
was für ein Ortsname, Pommern, das war doch was ganz anderes. Dort
kam die Polizei und kassierte erst einmal den Trunkenbold und die
Geschädigten ein, die das alles bei der Polizei darlegen mussten. Nach
40 Minuten ging Reise weiter in Richtung Winningen. Jedoch schon
wenig nach Pommern, in Treis-Karden kam eine
Lautsprecherdurchsage, wonach man einen Maschinenschaden am
Schiff festgestellt habe und deshalb in Treis-Karden anlegen und
etwas kontrollieren müsse. In Treis-Karden wurde also angelegt und
über Lautsprecher verkündet, dass man dort in jedem Fall 2 Stunden
Aufenthalt habe und die Leute in dieser Zeit den Ort erkunden
könnten, aber unbedingt spätestens nach 2 Stunden wieder an Bord
sein müssten, dann könne man definitiv sagen, wie es weiter gehe.
Nun ist man ja etwas neugierig. Als wir in Richtung Landungsbrücke
gingen, kamen wir an der Tür zum Maschinenraum vorbei, die weit
offen stand. Da ich so etwas noch nie gesehen hatte, gingen wir einige
Schritte in diesen Raum, dann folgte aber eine steile Gitterrosttreppe
nach unten in den Bauch des Schiffes, wo dann erst der wirkliche
Maschinenraum kam. Ein Mechaniker im Blaumann hatte das
beobachtet und meinte freundlich, ob wir die Maschine einmal
besichtigen wollten. Da sagte ich nicht nein und er hat uns dann knapp
10 Minuten einen Blick auf die Anlage gewährt und auch etwas
erklärt. Natürlich ist das dort bei weitem nicht so groß, wie in einem
Ozeanriesen, aber dennoch schon imposant und teils auch
hochmodern. Wie ich mehr nebenbei mitbekam, ist
Maschinenschaden ja so ein breiter Oberbegriff. Nicht der
Dieselmotor hatte einen Schaden, sondern irgend ein hydraulisches
Teil, welches von Öl angetrieben wird und die Ruderanlage unterstützt
oder so ähnlich. Da es daran irgendwelche Ungereimtheiten gab, die
sich zwar noch nicht direkt auf die Fahrtüchtigkeit des Schiffes
auswirkten, wollte man auf Nummer sicher gehen und das erst genau 
abklären, um einem wirklichen Ausfall vorzubeugen. Der Maschinist
sagte, dass nämlich vor ein paar Jahren mal auf dem Rhein ein Schiff
mit ähnlichem Schaden plötzlich manövrierunfähig geworden sei und
ans Ufer aufgefahren sei. So weit wolle man es hier auf keinen Fall
kommen lassen, da die Moselschifffahrt einen besonders guten Ruf
genieße und als die sicherste Binnenschifffahrtsgeschichte
Deutschlands mit den wenigsten Unfällen gelte. Den Ruf wollte man
nicht aufs Spiel setzen. Aus den zugestandenen 10 Minuten wurde
dann doch eine halbe Stunde und wir verließen dann den recht
warmen Maschinenraum schwitzend. In Treis - Karden liegen die
beiden Ortsteile, ähnlich wie in Bernkastel - Kues, jeweils auf der
gegenüberliegenden Moselseite und werden durch eine großzügige
Brücke miteinander verbunden. Im Gegensatz zum Rhein fällt an der
Mosel direkt auf, dass es dort überhaupt viel mehr verbindende
Brücken gibt, das finde ich praktikabler und ich finde auch nicht, dass
diese Brücken das Landschaftsbild beeinträchtigen, da die sich gut
und fast unscheinbar einfügen. Die Ortslagen selbst, von Treis auf der
rechten und vor allem von Karden auf der linken Moselseite, sind
irgendwie etwas abgesetzt von der Mosel, jedenfalls zum Teil.
Besonders Karden liegt wie hinter einem Betonwall, auf dem die
Eisenbahn verläuft, dadurch ist das Stadtbild nicht ganz so schön.
Trotzdem ist es keine Kunst, sich hier die Zeit zu vertreiben, da man
ja auch an der Mosel entlang gehen kann oder sich auf Bänke
beschaulich niederlassen kann. Die Zeit war schnell vorbei und wir
waren pünktlich wieder auf dem Schiff Undine. Über Lautsprecher
wurde verkündet, dass die große Moselrundfahrt weiter gehen könne.
Ursprünglich sollte die Fahrt noch bis zu einem Weindorf Güls gehen,
welches bereits kurz vor Koblenz liegt, aber aufgrund der
Verzögerungen hatte der Kapitän beschlossen, nur noch bis
Hatzenpott zu reisen und dort umzudrehen, da manche Reisende
wieder zu einer bestimmten Uhrzeit in Cochem sein mussten. Das
wäre sonst nicht zu schaffen gewesen. Wir haben es genossen. Bei der
späteren Rückfahrt ab Hatzenpott hat der Kapitän richtig Gas gegeben
und keine Anleger mehr angesteuert, um in der Zeit zu bleiben.
Obwohl man nun gegen den Strom fuhr, erreichte das Schiff eine
erstaunliche Geschwindigkeit und auf dem Oberdeck zerzauste es
einen ganz mächtig, was aber dank des sonnigen Wetters an der
frischen Moselluft richtig Laune machte. Am Ende waren wir sogar
noch 20 Minuten vor der Zeit wieder in Cochem. Eine Fahrt, die zwar
nicht billig war, uns fast schon zu teuer schien, aber die trotzdem ganz
unbedingt empfehlenswert ist. Ich glaube aber, wenn ich das richtig
gelesen habe, stellen die bald diese Fahrten über den Winterzeitraum
ein und starten erst im nächsten Frühjahr damit wieder. Aber falls es
Sie mal in diese Gegend verschlagen sollte, machen Sie das ruhig
einmal mit. Also irgendwie haben wir uns in die Mosel vernarrt.
Natürlich hat unser liebgewordenes Stuttgart auch seine Vorteile und
wir möchten das eigentlich nicht wirklich missen. Der berühmte
Schwarzwald und die Schweiz, der sehr schöne Bodensee, die Alb, all
dies liegt bei uns im nahen Bereich. Aber jeder Mensch hat ja auch
landschaftliche Vorlieben und seit ich die Mosel zum ersten Mal
gesehen habe, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass mir
persönlich beispielsweise die Mosel besser gefällt, als der
Schwarzwald und auch besser als die Alpen. Mit den Alpen habe ich
sowieso so meine Probleme, auch schon immer gehabt, ich glaube,
das hatte ich Ihnen sogar mal vor längerer Zeit geschrieben. Die sind
einfach zu groß und wuchtig, erdrücken alles, also mir vergeht dort
jede Stimmung, wenn ich mich über längere Zeiträume dort aufhalte.
Zurück zur Mosel. Wieder zurück in Cochem war dieser Tag mit
einigen Spaziergängen dort sehr schnell vorbei. Für den nächsten Tag
hatten wir eigentlich schon die Rückreise nach Stuttgart geplant, weil
es uns an der Mosel aber so gut gefiel und das Wetter so schön war,
haben wir beschlossen noch einen Tag dran zu hängen. Für diese eine
Zusatz - Nacht konnten wir in einem Hotel am südlichen Ende von
Cochem ein günstiges Zimmer haben. Mit Balkon und wunderbarem
Blick auf die Mosel. Am folgenden Tag haben wir dann mit dem Auto
noch einige Orte nördlich von Cochem in Richtung Koblenz besucht.
In Kobern - Gondorf war eine Festvorbereitung und verschiedene
Winzer bauten Stände an einer Straße und auf einem kleinen Platz auf.
Einer der Winzer verwechselte mich mit einem Gastwirt aus Bruchsal,
der einer seiner Großkunden wäre. Ich muss dem wohl wirklich sehr
ähnlich sehen und welch ein Zufall, Bruchsal ist ja auch in Baden-
Württemberg und sprachlich klang mein Akzent dem wohl auch sehr
ähnlich. Dabei bin ich selbst der Meinung, eigentlich kaum zu
schwäbeln, da ich die Mundart selbst nie wirklich gelernt habe. Mit
diesem Winzer, der Schneiders hieß, haben wir dann eine Weile
geplaudert und der fand Kayla so schön, das wiederholte er so oft,
dass Kayla schon richtig verlegen wurde. Er nannte sie ein süßes
kompaktes Fräulein, eine eigenwillige Bezeichnung. Dann ließ er sich
noch zusammen mit Kayla an seinem Weinstand stehend von seinem
Sohn fotografieren. Ich vermute, er verwertet die Bilder zu
Werbezwecken, damit er sagen kann, dass er sogar mit Asien im
Geschäft sei. Am Schluss hat der uns dann noch 2 Flaschen Wein
geschenkt, zum Verkosten, natürlich in der Hoffnung, dass auch wir
so auf den Geschmack kommen und dann echte Kunden werden, da er
seinen Wein auch per Versand in alle Welt verschickt. Langsam aber
sicher drängte die Zeit. Wir mussten noch einmal zurück nach
Cochem, um das Zimmer abzumelden und einige Sachen dort zu
holen, anschließend sind wir noch mal im Schnelldurchgang durch
Cochem gegangen, haben dann auf einer Bank am Moselufer noch 2
Stunden entspannt und gedöst. Nun hieß es schweren Herzens
Abschied nehmen von unserem Lieblingsfluss. Wir haben uns nicht
die sinnlose Mühe gemacht, rauf bis Koblenz zu fahren, um auf die
Autobahn zu kommen, sondern sind von Cochem über Bruttig wieder
an dem oben erwähnten Kloster Engelpott vorbei und dann kam man
nach etlichen geruhsamen Waldkilometern nach Kastellaun, was ich
früher immer für Kastelan gelesen hatte. Von dort aus sind wir dann
weiter über kleine Landstraßen bis Rheinböllen und dort auf die A 61
und den Rest, wie schon bekannt zurück. Auf der Rückfahrt hatten wir
Glück und es gab nirgendwo Staus, wahrscheinlich auch deshalb, weil
es schon tiefe Nacht war, bevor wir auf der Autobahn waren. Eines
steht jetzt schon fest, nächstes Jahr fahren wir wieder zur Mosel. Es ist
mir in meinem ganzen Leben noch nie passiert, dass mir eine
Landschaft auf Anhieb so gut gefallen hat, wie die Mosel. Wissen Sie,
man hat es sicher schon oft erlebt, dass man erkennt, da oder dort ist
es schön, vielleicht auch wunderschön, aber man gleicht dann doch
auch immer im Kopf vollautomatisch die Vorteile der optisch schönen
Landschaft mit den gleich erkennbaren Nachteilen ab. Dann entsteht
ein Gesamtbild, welches die zunächst vermeintlich schöne Landschaft
dann gar nicht mehr so schön dastehen lässt. Ein gutes Beispiel dafür
sind die Alpen. Gut, ich war nie ein besonderer Freund der Alpen, es
ist aber auch nicht so, dass ich die Alpen hasse. Die Alpen haben ihre
wunderschönen Gebiete, das steht ganz außer Zweifel, aber diese
groben Felsklötze ohne Ende, die schmachtende Kahlheit, die
ungemütliche Kälte, der lange Winter, die umständlichen Wege zu
Geschäften oder kulturellen Möglichkeiten und weitere Nachteile
ohne Ende bringen dann doch schnell Ernüchterung. Sicherlich hat
jeder Mensch auch andere Vorlieben. Ich finde, an der Mosel da
stimmt dieser Mix, auf den es ankommt, einfach zu 100 %, jedenfalls
für meinen Geschmack. Wenn mir jemand anbieten würde,
kostenneutral von Stuttgart an die Mosel zu ziehen, ich glaube, ich
würde nicht lange überlegen und das tun. Nun hänge ich ziemlich an
Stuttgart, nicht weil ich Stuttgart als die Stadt schlechthin vergöttere,
sondern weil ich von Natur aus ein etwas träger Mensch bin, der nur
schwer Gewohnheiten aufgibt. Ich fühle mich in Stuttgart wohl, was
mein Bezug zur Stadt betrifft, obwohl ich auch mit dieser Stadt so
meine Problemchen habe. Aber wo hat man die nicht? Nun, wenn ich
irgendwann einmal doch von Stuttgart wegziehen sollte, dann nur,
wenn es mich an die Mosel führt. Dort kann man in einem einerseits
beschaulichen, kleinen, aber sehr schönen Städtchen wohnen hat aber
trotzdem mit Orten wie Koblenz, Trier oder zur Not ja auch noch
Köln oder Mainz einige größere Städte in Reichweite. Auch vor Ort
wird aber eigentlich fast alles geboten, was unsereins heute so
gewohnt ist. Man lebt einerseits in einer Dorfidylle, trotzdem hat man
schon in den Orten selbst, wie in Cochem, unserem Lieblingsort an
der Mosel, sogar namhafte Kulturveranstaltungen und Geschäfte im
Umkreis, wie man sie in größeren Städten auch hat. Suchen Sie das
mal in einem kleinen Ort am Neckar. Da ist dann aber wirklich der
Hund begraben und kulturell tut sich da schon gleich gar nichts, außer
den grundsätzlich mit Großbesäufnissen und Polkamusik verbundenen
Ortsfesten, die dann den Punkt Kultur in diesen Nestern darstellen.
Dann obwohl die Mosel ja eigentlich auch eine typische
Flusstallandschaft ist, verströmt alles eine endlose Weite, das ist
meines Erachtens total atypisch und gerade darin liegt auch ein
besonderer Reiz. Das Rheintal ist auch sehr schön und ja nicht weit
von dort weg, aber das Rheintal ist mir schon wieder eine Spur zu
imposant oder zu mächtig, ich weiß jetzt nicht genau, wie ich das
Gefühl ausdrücken soll, was ich dabei habe. An der Mosel verbindet
sich die schöne Landschaft mit der Weite, der Offenheit, einem
legeren Lebensgefühl, der richtigen Portion Internationalität und
Kultur sowie all dem, was man so vom Leben erwarten würde, wenn
man alle Wünsche frei hätte. Ich brauche kein St. Tropez, ich brauche
kein New York oder San Francisco, auch Paris, London, Kopenhagen
und Berlin können mich nicht wirklich begeistern, da würde ich in
jedem Fall eine Wohnung in Cochem bevorzugen. Wäre ich ein
Lottospieler, würde ich jetzt sagen, falls ich irgendwann mal meine 6
Richtigen habe, dann kaufe ich mir so eine alte Moselvilla in Cochem
oder der Nähe und ließe die total nach meinen Wünschen renovieren
und umbauen. Da ich aber nicht Lotto spiele, fällt diese Illusion für
mich schon mal flach. So bleibt uns die Mosel als wiederkehrendes
Reiseziel, ich denke vielleicht 1 oder 2 mal pro Jahr. Im nächsten Jahr
könnte man dann vielleicht anstatt nur 4 Tage mal 2 oder 3 Wochen
dort verbringen. Es hängt natürlich auch alles wieder irgendwie mit
dem Fortgang der Dinge bezüglich unserer Wohnung
beziehungsweise der Mobilheime auf dem Campingplatz zusammen.
Da habe ich gar nicht alle Erlebnisse von der Mosel hier mehr
untergebracht bekommen. Vielleicht ergänze ich das Eine oder Andere
demnächst noch.

Mögen Sie gerne Pommes Frites? Also ich mag die sehr gerne, wenn
sie gut gemacht sind und am liebsten mit etwas guter Mayonnaise
oder einem Hauch Curry-Ketchup. Wichtig ist für mich dabei, dass
relativ wenig Mayonnaise oder Ketchup dran ist, damit der Pommes-
Geschmack überwiegt. Manche lassen die Pommes regelrecht in dem
Zeug versinken, das mag ich nicht so sehr. Kayla mag sie auch gerne.
Nun esse ich die nicht sehr häufig, aber was ist schon häufig?
Ungefähr 2 mal im Monat, würde ich sagen. Leider stelle ich in der
letzten Zeit, vielleicht seit knapp einem Jahr, immer mehr fest, dass
ich anscheinend keine Pommes mehr vertrage. Sicherlich ist es ein
Leichtes, sich an Pommes zu überfressen, das mache ich aber nicht.
Ich hole generell nur kleine Portionen, das habe ich früher so gemacht
und auch heute noch. Es ist auch nicht so, dass ich normale
Magenschmerzen oder normale Übelkeit davon kriege. Ich habe das
jetzt über einen längeren Zeitraum einmal systematisch beobachtet.
Jedes Mal, wenn ich welche gegessen habe, geht es mir nicht kurz
danach, sondern erst ungefähr einen Tag später sauübel. Oder wenn
ich mittags welche aß, treten die Symptome frühestens in der Nacht
danach auf, meist aber erst gegen Morgen des nächsten Tages.
Kreislaufprobleme, hämmernde Kopfschmerzen, ein flaues Gefühl im
Magen, zittrige Hände mit kalten Schweißausbrüchen,
Schwindelgefühle und ähnlichen unangenehmen Unfug. Diese
Beschwerden halten im günstigsten Fall etwa 4 Stunden an, manchmal
aber auch 2 Tage, dann verschwinden sie meist plötzlich, ja man
könnte sagen schlagartig, so als ob man einen Schalter umlegt und die
Beschwerden sind dann von einem Moment auf den nächsten weg.
Wenn diese Beschwerden in der Nacht auftreten und einen aus dem
Schlaf reißen, werden sie meist etwas geringer, wenn ich mich aus der
Rückenlage, in der ich bevorzugt schlafe, in Bauchlage drehe. Aber
diese Linderung tritt nicht immer ein, sondern nur ungefähr in der
Hälfte aller Fälle und es ist auch nicht so, dass die Beschwerden dann
völlig verschwinden, sondern eben sich nur um vielleicht ein Drittel
reduzieren. Anfangs brachte ich diese Beschwerden auch gar nicht mit
den Pommes Frittes in Verbindung. Dass da ein Zusammenhang
besteht, ist mir erst im Laufe der Zeit aufgefallen, weil diese Dinge
immer erst dann auftraten, wenn ich entsprechende Zeiträume zuvor
Pommes gegessen hatte. Wissen Sie, wenn man etwas sehr gerne mag,
dann redet man sich selbst zuerst ein, dass es von etwas anderem
herrühren müsse, um nicht auf den geliebten Genuss verzichten zu
müssen, das habe ich auch getan. Aber es hat keinen Zweck. Nachdem
ich nun sicherlich 3 Monate keine einzige Pommes mehr angefasst
hatte, habe ich es in der letzten Woche noch einmal riskiert. Keine
Buden - Pommes, sondern vom Lidl habe ich ein gefrorenes Paket
zum Selbstbacken mitgebracht, die man dann in einem Kessel mit
heißem Speiseöl oder, sofern man hat, in einer Friteuse selbst fertig
frittieren kann. Da wir keine eigene Friteuse besitzen, machen wir das
nach der ersten Methode. So haben Kayla und ich sich die Packung
geteilt und es hat gemundet, schöne, leckere Pommes, ohne schwarze
Fusel drin, die verzehrte Menge war auch nicht übermäßig groß, ich
habe sogar noch einen guten Anteil übergelassen, weil ich bewusst nur
sehr wenig davon zu mir nehmen wollte, um die genannten
Beschwerden nicht zu riskieren. Es half nichts. Am Tag danach hatte
ich gleich morgens beim Aufstehen pochende Kopfschmerzen auf der
linken Kopfseite, so als werkele da einer mit dem Presslufthammer,
im Magen ein Gefühl, als hätte ich 100 heiße Würste hintereinander
gefressen, ich war bleich im Gesicht, wie eine Leiche auf Urlaub,
meine Hände waren zittrig und Kayla bekam schon echt leichte Panik,
was denn mit mir wohl los wäre und wollte einen Arzt herbei rufen.
Ich habe ihr das aber ausgeredet, weil ich natürlich das sofort wieder
mit den Pommes in Verbindung brachte. Bei Kayla erzeugte der
Genuss der Pommes wie immer keinerlei Beschwerden, obwohl sie
eine größere Menge davon verzehrt hatte, als ich. Also kann man auch
davon ausgehen, das nichts wirklich Verdorbenes oder Übles an den
Pommes war, sondern nur, das darin immer ein Stoff enthalten ist, den
ich nicht mehr vertrage. Ungefähr gegen 11 Uhr war der Spuk
schlagartig vorbei, ich fühlte mich wie neu geboren, keinerlei
Beschwerden, und das ohne, dass ich irgendwelche Medikamente oder
Behandlungen gehabt hätte. Für mich steht nun schweren Herzens
fest, dass ich keine Pommes Frittes mehr essen werde, denn diese
Beschwerden brauche ich nicht, will sie nicht haben.

Schon wieder hatten wir in der letzten Woche diese irrsinnige
Uhrenumstellung von Sommer auf Winterzeit. Ich halte überhaupt
nichts von diesem Unfug und habe schon damals gesagt, als das
eingeführt wurde, dass es nichts außer Verwirrung und unnötiger
Arbeit bringt. Dazu brauchen die 9malklugen Wissenschaftler und
Politiker, die das damals beschlossen haben, über 25 Jahre, um das zu
erkennen. Das verhält sich ähnlich, wie mit den ganzen Trend-
Vorhersageinstituten, die z.B. Vorhersagen für den Verlauf der
Wirtschaft für horrende Honorare anfertigen, die dann nie zutreffen.
Man sollte diese Institute alle schließen, denn es ist sinnlos
rausgeworfenes Geld, da deren Vorhersagen in den letzten 5 Jahren
nie gestimmt haben und jeder halbwegs logisch denkende Mensch hat
bessere Vorhersagen getroffen, als die. Aber die Politik braucht
inzwischen diese Institute als ihr schlechtes Gewissen, weil die später
immer behaupten, sie hätten ihre politischen Anordnungen nach dem
ausgerichtet, was diese Institute vorhergesagt hätten. Diese Institute
erfüllen somit auch ein wenig die Funktion eines nicht greifbaren
Sündenbocks für den Fall von wirtschaftlichen Fehlentscheidungen,
denn haftbar zu machen, für eventuell aus deren Fehlprognosen
abgeleitete Folgen sind die ja nicht. Ich weiß auch nicht, welche
Grundvoraussetzungen jemand haben muss, um dort einen Posten zu
bekommen, vermutlich dürfte eine gehörige Portion Weltfremdheit
gepaart mit fehlendem Praxisbezug die allerwichtigste
Einstellungsvoraussetzung sein. Dort lungern garantiert vorwiegend
eingebildete Grünschnäbel herum, die sich für restlos intelligent
halten, weil sie gerade frisch von der Uni kommen und mit entrücktem
Scheinwissen vollgestopft sind, dem jeder Bezug zu Praxis fehlt.
Man ist es einfach leid, diese ständigen Prognosen in den Medien zu
hören oder zu lesen, die dann nur wenige Tage später schon wieder
korrigiert oder gleich ganz dementiert werden. Das ist doch alles
völlig sinnlos. Da kann man auch wahllos jemanden aus dem Volk
herausgreifen und den die Prognose stellen lassen oder gleich im
Kaffeesatz lesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Prognosen dann
zutreffen, ist vermutlich sogar noch höher, als bei diesen
überbezahlten und sinnlosen Instituten.

Wo wir gerade bei sinnlos sind. Kennen Sie im 3 TV-Programm vom
Südfunk die Mittwochssendung „Quergefragt"? Es ist meines
Erachtens die sinnloseste Sendung im deutschen Fernsehen, dicht
gefolgt von der Sendung „Christiansen" am Sonntagabend. Dort
diskutieren und debattieren, vor allem aber schwafeln meist die selben
Politiker und Wirtschaftsleute über vorwiegend politische Themen in
einer Art, die keinem auch nur irgend etwas bringt. Sie bringen keine
neuen Erkenntnisse, sie tragen vor allem zu keinem Lösungsansatz,
geschweige denn zu einer Lösung von Problemen bei, alles nur heiße
Luft, dummes Geschwätz, was niemandem etwas nützt und was rein
gar nichts bewirkt. Selbst der Unterhaltungswert dieser Sendungen
liegt nach meinem Empfinden bei Null, da immer die selben
Streitthemen mit den selben Antworten im selben Stil behandelt
werden. Wie ein Hund der im Kreis läuft und sich in den eigenen
Schwanz beißt.

In Berlin zerbröckelt alles, was man mit Mühe nun
zusammengeschustert hat oder zusammenschustern wollte. Die SPD
leidet unter einem Anfall der Selbstzerfleischung und auch der
Selbstaufgabe. Die CSU zerfällt ebenfalls in ihre Bestandteile,
jedenfalls was ihre Berliner Ambitionen betrifft und ich finde, die
CDU selbst gibt auch im Moment ein trauriges Bild ab. Kritische
Beobachter sagten diese Tage schon, dass die allgemeine
Politikverdrossenheit nun auch bei den Politikern selbst angekommen
sei. In der ganzen Politik sind die wirklichen Führungsköpfe ja schon
länger Mangelware, aber was dort jetzt passiert ist erstaunlich. Nun
hat man so ziemlich flächendeckend quer durch alle Parteien auch
noch die Führungskräfte der zweiten Ebene, sozusagen der
Ersatzgarde, so ziemlich komplett weggewischt. Im Ausland muss
man ja wirklich den Eindruck gewinnen, dass gar keiner mehr
Deutschland regieren will. Die eigenen Politiker lassen Deutschland
fallen, wie eine heiße Kartoffel, an der sich keiner mehr die Finger
verbrennen will. Ich glaube wir müssen uns noch nach Berlin
aufmachen und den Karren aus dem Dreck ziehen. Vielleicht gäbe es
dann auch endlich mal wieder eine Politik für Menschen und weniger
für Interessengruppen. Beschaut man sich die, die nun als sogenannter
Nachwuchs in den Startlöchern stehen, ich weiß nicht, die können
nach meiner Meinung alles nur noch schlimmer machen. Manche
davon haben gewiss reichlich Ehrgeiz, aber Ehrgeiz alleine reicht
nicht, um gute Politik zu machen, bestenfalls um eigene Ansichten
durchzusetzen, auch wenn sie noch so falsch sind. Ich finde das alles
schade, wie ziel- und planlos das derzeit dort alles läuft. Ich bin zwar
kein Freund der Einstellung „Wählen bis das Ergebnis so ist, wie man
es haben will", aber nun sind wir an einem Punkt angekommen, wo
ich fast der Überzeugung bin, dass nochmalige Neuwahlen jetzt die
beste Lösung wären, da ich glaube, dass die Leute nun ein
eindeutigeres Ergebnis zustande bringen würden, als im September.
Mit einem eindeutigeren Ergebnis würde es auch wieder mehr Mut bei
den Politikern geben etwas anzupacken, da sie nicht so sehr
befürchten müssten, dass der Beinahe-Gleichstand ohnehin alles
aufheben und unmöglich machen würde.

Nun aber dann doch noch in der Kürze einige Worte zu der
schrecklichen Androhung vom letzten Mal, wo die Gefahr droht, dass
der Campingplatz von einer Stadtentwicklungsgesellschaft, so oder so
ähnlich nennt sich das, aufgekauft wird, um ihn dann mit großen
Büro- und Wohnkomplexen zu bebauen. In der Kürze der Zeit konnte
ich noch nicht sehr viel in Erfahrung bringen, aber diese
Befürchtungen erhärten sich nicht nur, sondern sie wurden im Kern
bestätigt. Ich habe kurz und frech unseren früheren Hausbesitzer
kontaktiert, der ja bekanntlich 20 % Eigentum an diesem
Campingplatz hält. Normalerweise hätte man erwartet, dass er sich
keine Zeit nimmt, solche für ihn geschäftlichen Dinge, mit einem
kleinen Sohi wie mir zu bereden, aber Hut ab, der hat mir in nur 5
Minuten mehr Informationen dazu gegeben, als manch andere hier in
45 Minuten ausgiebigen Redens. Es hatte nämlich kürzlich sogar eine
Versammlung gegeben, zu der alle Dauerbewohner und Mieter von
Langzeit-Stellplätzen geladen worden waren. Einige Herren von der
Stadtverwaltung und ein feiner Pinkel von dieser eigenartigen
Stadtentwicklungsgesellschaft trugen zwar langatmig vor, was da
ungefähr geplant sei, aber alles was die sagten, war nichts Greifbares.
Da wurde dann gesagt, dass irgendwann das Gelände bebaut werden
soll, da aber nicht das komplette Gelände auf einen Schlag bebaut
würde, müssten immer nur die weg oder innerhalb des Geländes
umziehen, die gerade an der Stelle ihr Mobilheim oder ihren
Wohnwagen stehen haben, die aktuell bebaut werden soll. So könne es
unter Umständen noch geraume Zeit dauern, bis dann wirklich jeder
mit dem Umziehen dran wäre. Konkrete Zeitangaben wurden
überhaupt keine gemacht. Man hätte aus deren Worte heraushören
können, dass es noch etliche Jahre dauert, bevor man umziehen muss,
genauso gut hätte man aber auch zu der Ansicht kommen können, dass
man im nächsten Jahr schon weg muss, wenn man gerade das Pech
hat, in dem Bereich zu wohnen, in dem die mit ihren Bauvorhaben
beginnen. Ganz anders klangen da die Worte von besagtem früheren
Vermieter. Der sagte, dass er und ebenso die anderen Mitanteilseigner
des Campingplatzes, den Platz definitiv zum 1. Januar 2006 an diese
Entwicklungsgesellschaft verkauft haben und dass spätestens im April
auf der gesamten Fläche an zig Stellen zugleich mit enormen
Bauarbeiten begonnen würde. Er könne sich beim besten Willen nicht
vorstellen, dass dann zwischen diesem Baugewusel noch verstreut
irgendwelche Wohnwagen oder geschweige denn Mobilheime stehen
bleiben können. Selbst wenn es so wäre, dann wäre das kein Wohnen
mehr. Stellen Sie sich bitte einmal vor, man würde regelrecht rundum
von Baustellen und Baumaschinen eingekreist und das vielleicht über
Jahre hinweg, da würde man ja wahnsinnig. Er brachte aber auch eine
Information rüber, von der bei der Versammlung keiner etwas sagte.
Es dürften keine langzeitigen Verträge einfach angetastet werden,
ohne eine zumutbare Gegenleistung zu bieten, da die
Entwicklungsgesellschaft bei Erwerb sämtliche Verpflichtungen aus
diesen Altverträgen mit übernommen hat. Das könnte nach seiner
Meinung in unserem Fall bedeuten, dass man uns anderweitig eine
Wohnung beschafft und diese zu den reinen Verbrauchskosten zur
Verfügung stellt, zumindest bis zum Ablauf der 10 Jahre oder, und das
wäre wohl wahrscheinlicher, dass man an einem völlig anderen Ort,
z.B. am Stadtrand von Stuttgart, eine Stellfläche für unsere
Mobilheime für diesen Zeitraum kostenlos zur Verfügung stellt,
vielleicht sogar auf einem anderen Campingplatz. Nun ist es so, die
Mobilheime sind ja nach entsprechenden Aufrüstarbeiten, die
vielleicht ein paar Tage in Anspruch nehmen, als Schwertransport
beförderbar, sofern sie dabei nicht aufgrund ihres fortgeschrittenen
Alters auseinander brechen. Man weiß ja nie, wie stabil nach so langer
Stillstandszeit von vielleicht 20 Jahren der alte Tragrahmen noch ist.
Die sind ja damals mal hier so auf der Straße als Schwertransport
angeliefert worden und dann wurden die Achsen abmontiert, aber
diese Gestelle, auf denen das ganze Mobilheim ruht, sind ja noch dran.
Na ich weiß nicht, ich glaube für einen Transport am Stück sind die
heute nicht mehr geeignet, und in diesem Fall müsste die Stadt oder
diese Entwicklungsgesellschaft uns anstatt dessen eine Ersatzwohnung
zur Verfügung stellen und genau betrachtet auch noch den Wert der
Mobilheime erstatten. Gut, letzteres ist für deren Verhältnisse so viel
nicht, für uns schon, rund 1.000 Euro pro Heim. Über Feinheiten kann
jetzt ohnehin noch nicht gesprochen werden. Fakt ist, dass unser
früherer Vermieter meinte, dass er bei den Gesprächen mit der
Stadtentwicklungsgesellschaft mitbekommen habe, dass man da
durchaus auch dieses Problem der Dauerbewohner erkannt habe.
Insgesamt, und diese Zahl kannte ich vorher selbst nicht, ich hätte sie
niedriger geschätzt, haben 65 Menschen ihren Hauptwohnsitz hier auf
dem Campingplatz. Das ist auch sicherlich eine Entwicklung, an der
die für einen Normalbürger unbezahlbar hohen Immobilienpreise hier
im Raum Stuttgart schuld sind. Wenn man da sein eigenes Reich
haben will, ohne zur Miete zu wohnen, dann geht das nur mit solch
ausgefallenen Möglichkeiten. Diese schwinden aber immer mehr,
daran arbeitet die Stadt mit solchen Entwicklungsgesellschaften
schon, die natürlich vor allem ihren Profit dabei sehen. Da bleibt der
kleine Mann auf der Strecke und es interessiert die doch nicht, ob
unsereins sich hier überhaupt noch eine Wohnung leisten kann oder ob
man so regelrecht gezwungen wird, weit raus aufs Land zu ziehen, wo
die Mieten oder Immobilien weniger als ein Drittel kosten. Jedenfalls
eigentlich interessiert die das nicht. Nun ist es aber so, dass etliche
hier auf dem Campingplatz, ähnlich wie wir, zeitlich festgelegte
Pachtverträge für eine bestimmte Anzahl von Jahren haben. Wir mit
unseren 10 Jahren, fast sind es nur noch 9, liegen dabei sogar an der
Spitze. Die Verkäufer mussten das als Vertragsbedingung mit in den
Verkaufsvertrag an diese Entwicklungsgesellschaft übernehmen, dass
uns entweder zugesichert wird, die Restlaufzeit noch bleiben zu
können oder wenigstens einen adäquaten Ersatz gestellt zu kriegen.
Dabei bräuchten wir keinesfalls hinzunehmen, wenn diese
Entwicklungsgesellschaft nun käme und uns beispielsweise mit
unserem Mobilheim auf ein Grundstück nach Nürtingen verfrachten
würde, weil es dort billiger ist. Wir haben ein Anrecht darauf,
innerhalb Stuttgarts zu verbleiben. Der frühere Vermieter meinte, es
wäre unter vorgehaltener Hand davon gesprochen worden, dass man
denen, die noch sehr langfristige Vertragslaufzeiten haben, zunächst
kostenlos eine Behelfswohnung im Umkreis von 2 km innerhalb von
Stuttgart anbieten möchte und diesen Leuten dann später, wenn hier
die neuen Gebäudekomplexe fertig sind, jeweils eine kleine Wohnung
in den frischen Neubauten zur Verfügung stellen möchte. Nach Ablauf
der Vertragslaufzeit könne man dann vielleicht sogar weiter dort
wohnen bleiben, müsse ab dann aber eine ganz normale Miete dafür
bezahlen, wie jeder andere auch. Bis zu diesem Zeitpunkt braucht man
aber nur die Verbrauchskosten wie Strom, Wasser, Müll, Steueranteil
u.s.w. selbst zu tragen, damit die Sache für einen kostenneutral
verlaufe, denn in den Mobilheimen hätten wir ja auch keine anderen
Kosten gehabt. Genau ist das aber alles noch nicht abgeklärt und
offiziell schon gleich gar nicht. Wir wissen von offizieller Seite noch
überhaupt nicht, wie man dann mit uns verfahren möchte, diese
Visionen kenne ich nur vom besagten früheren Hauseigentümer, der
das mitbekommen hatte.

Es bleibt also spannend und man hat dadurch schon eine gewisse
innere Unruhe. Ich glaube, wenn jetzt morgen am Mobilheim etwas
größeres kaputt gehen würde, dann würde ich das zunächst mal nicht
reparieren, denn wer weiß, ob man in wenigen Wochen hier schon
wieder raus muss. Natürlich werde ich auch Sie über diese recht
eigenwillige Entwicklung auf dem Laufenden halten.
Damit wünsche ich Ihnen für heute alles Gute, Ihr

Egbert Lappenkeuler