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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Ein Job weniger” und “Wer die Wahl hat, hat die Qual”  aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Ein Job weniger" vom 21.08.2005

Grüße aus Stuttgart.

Der Herr Schwarz, der mir die Briefmarken verwertet hatte, hat sich
noch einmal bei mir gemeldet. Er lässt im Auftrage des Ungarn, der
all die Marken mit Werten zwischen 2 und 10 Euro en bloc gekauft
hatte, nachfragen, ob von einer speziellen Serie nicht zufälliger Weise
noch bestimmte Marken übrig wären, da diese zusammen mit den
schon vorhandenen einen kompletten Satz ergeben würden, den der
Ungar gut absetzen könne. Wären diese fehlenden Marken zufällig
noch vorhanden, würde er dafür pro Stück 30 Euro ausloben, obwohl
sie eigentlich bestenfalls 8 Euro wert wären, er aber so diese Sätze
komplett machen könne und dann dafür in der Gesamtsumme
erheblich mehr Geld bekommen würde, was diese Überzahlung
wieder wettmache. Nun habe ich wirklich keine Ahnung von so was.
Übrig gehalten habe ich nur ein dünnes Album, welches ich mir aus
einer Auswahl aus den dicken Alben wahllos zusammengestellt hatte.
Sozusagen als Erinnerung und ohne jede fachlich fundierte Anregung
hatte ich das gemacht. Na ja, so habe ich mich von Herrn Schwarz
breitschlagen lassen, ihm dieses dünne Restalbum zu zeigen. Der
Schwarz war indes sichtlich entzückt, denn er fand darin nicht nur die
jetzt aktuell gesuchten Stücke, sondern auch weitere Marken, die für
insgesamt 900 bis 1.000 Euro, eher sogar für bis zu 1.200 Euro, gut
wären. Da gerät man natürlich ins Zweifeln, ob man diesen letzten
Überrest bei einem solch guten Preis doch noch verkaufen soll und auf
die Erinnerung lieber pfeift. Herr Schwarz ist da durchaus
verständnisvoll und wir haben eine Zeit zum Überlegen von 2 Wochen
vereinbart. Je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr festigt sich
mein Entschluss, ihm dieses dünne Erinnerungsalbum auch noch
abzutreten. Ich kann mich daran nur wenig ergötzen und im Schrank
stehend bringen sie mir auch nichts, könnten vielleicht sogar noch
gestohlen werden. Bekomme ich das Geld, dann könnte ich es derzeit
anlegen, weil ich es aktuell nicht benötige, und es so für schlechte
Zeiten aufheben, die gewiss irgendwann wieder kommen werden.

Mit dem Auto habe ich diese Tage etwas Pech gehabt. Zusammen mit
Kayla war ich gerade auf dem Weg nach Dettenhausen, dort hatten
wir neulich eine wunderschöne Wiesenlandschaft zwischen zwei
Waldstücken entdeckt, wo man sehr schön wandern kann. Wir sind,
wie ich das bei solchen Fahrten meistens mache, über kleine einsame
Landstraßen gefahren, anstatt über die Hauptzugangsstrecken, weil
das einfach mehr Spaß macht, auch wenn es vielleicht 15 Minuten
länger dauert. Kurz hinter dem Dorf Steinenbronn in Richtung
Waldenbuch tat es einen tierisch lauten Knall und der Wagen wurde
sehr ungehalten und wollte sogar hinten ausbrechen, was sich aber
noch verhindern ließ. Der rechte Hinterreifen war mit viel Getöse
geplatzt. Das war dann auch noch ausgerechnet in einer
unübersichtlichen Kurve mit Gefälle. Es half alles nichts, an
weiterfahren war so nicht zu denken. Dann fiel die Idee auf das
Reserverad, welches nun zum Einsatz kommt. Erst jetzt fiel mir
richtig auf, dass der VW-Golf nur solch ein komisches Spielzeugrad
als Reserverad besitzt, Notlaufrad, nennen die das. Es ist wesentlich
kleiner und schmaler, als das originale Rad und man darf damit nur
maximal 80 km/h fahren. Auch soll man nicht mehr als 300 km damit
zurücklegen. Aber was bleibt einem anders übrig? Um der großen
Gefahr aus dem Weg zu gehen, beim Radwechsel in dieser
unübersichtlichen Gefällekurve über den Haufen gefahren zu werden,
habe ich dann den Wagen noch mit kriechender Fahrt bis zum
nächsten Waldweg bewegt, das waren höchstens 100 Meter, und habe
dort mit dem Wechsel begonnen. Zum Glück ließen sich die
Schrauben gut lösen und der Wagenheber hielt dank eines kleinen
Brettchens, welches ich untergeschoben hatte, auch auf dem
unbefestigten Waldweg gut. Nach 25 Minuten waren wir wieder
fahrbereit, wenngleich auch mit diesem ulkigen Notlaufrad. Man hatte
ständig den Eindruck in einem verknickten Auto zu sitzen, weil der
Wagen hinten rechts nun richtig herunterhing, aufgrund des kleineren
Rades. Auch war das Fahren in engen Kurven sehr unangenehm, weil
die Fahreigenschaften sich sehr nachteilig und unberechenbar
verschlechtert hatten. So machte es keine Freude, weiter bis
Dettenhausen zu fahren, obwohl es vielleicht nur noch 15 km entfernt
lag. Wir haben gewendet und sind kriechend zurück nach Stuttgart
gefahren. Selbst die zulässigen 80 km/h mit dem Notrad habe ich mich
nicht getraut zu fahren, meist um die 50 km/h, sehr gelegentlich mal
60 km/h wo es schnurstracks geradeaus ging. Schweißgebadet war
ich, als wir wieder in Stuttgart ankamen. Ich bin dann direkt zu
meinem Autobekannten damit gefahren, der hatte zum Glück noch
geöffnet. Da zeigte sich wieder der große Vorteil, dass der VW-Golf
ein sehr weit verbreitetes Auto ist, denn der Autobekannte hatte gleich
passende Gebraucht-Kompletträder montagefertig da herumliegen, die
er binnen weniger Minuten montierte. Er stellte dann auch fest, dass
man die Stahlfelge vom geplatzten Reifen ohnehin nicht mehr hätte
brauchen können. Die hatte bei dem Platzer erheblichen Schaden
genommen. Es war oben eine große Querrinne entstanden und wie
mein Autobekannter sagte, bekommt man dann einen neuen Reifen
nie mehr luftdicht aufgezogen, da heute bei PKW nur noch
schlauchlose Reifen verwendet werden. Da man niemals auf einer
Achse unterschiedliche Reifen fahren sollte, hat mein Autobekannter
dann hinten beidseitig die gleichartigen zusammengehörigen
Gebrauchträder montiert. Die haben beide 5 mm Profil, was noch
lange ausreicht und er hat mir beide mit Montage aufgrund unserer
Bekanntschaft zusammen für 45 Euro gelassen, da kann man nicht
meckern, zumal auch die Felgen mit enthalten sind. Ich war froh, als
ich das Notrad wieder im Kofferraum verstauen konnte. Sicher ist es
besser damit noch wegfahren zu können, als irgendwo mit der
Reifenpanne fest zu hängen, aber das Fahren mit dem Notlaufrad
macht wirklich keine Freude.

Es ist schon erschreckend, welche eigenartigen Krankheiten einen
ganz plötzlich und unerwartet ergreifen können. Diese Tage musste
ich zu einer Routine-Nachuntersuchung wegen meiner früheren
Krankheit. Dort bekam ich nebenbei mit, wie gerade ein vielleicht
55jähriger Mann eingeliefert wurde, der mit dem Fahrrad eine Tour
über verschiedene Dörfer gemacht hatte. Unterwegs, zwischen zwei
Orten hat er dann angehalten, weil er schlagartig jede Orientierung
verlor. Er hatte vergessen wo er war und auch was er dort wollte. Es
war aber nicht so, dass ihm das in der Fremde passierte, sondern der
stammte aus einem Ort, der von dieser Stelle nur 8 km entfernt liegt.
Ein Polizist hatte den hilflosen Mann aufgefunden, weil der irgendwie
verzweifelt und sogar weinend zwischen den Orten am Wegesrand auf
sein Rad gestützt stand und nichts mehr wusste. Der wurde über seine
Unentschlossenheit, ob er weiter in die Richtung fahren sollte oder ob
er wieder zurück fahren sollte regelrecht verrückt, weil ihm plötzlich
alles fremd vorkam und er, wie gesagt, nicht mehr wusste, wo er war,
wohin er wollte oder was er überhaupt wollte. Seinen Namen kannte
er noch, aber sonst hatte er so ziemlich alles vergessen und das
schlagartig. Sprechen, Bewegen und all dies ging auch noch völlig
normal nur der Kopf hatte erhebliche Aussetzer und wusste nicht mehr
wo vorne und hinten ist. Der Arzt meinte, ein Schlaganfall wäre es
nicht, das müsse etwas anderes sein. Ich habe den Bemitleidenswerten
gesehen, da er später einfach mit ins Wartezimmer zwischen die
anderen Leute gesetzt wurde, weil ziemlich viel Betrieb dort herrschte.
Wie ein Häufchen Elend saß er da, ab und zu stand er, von einem
Impuls der Unruhe getrieben, auf und fragte verzweifelt, wo denn sein
Fahrrad sei und er wolle nun doch weiterfahren. Ich hatte den
Eindruck, dass langsam seine Erinnerung bruchstückhaft wiederkehrte
und er sich nun wunderte, wieso er plötzlich in der Klinik im
ambulanten Dienst sitzt, anstatt draußen mit seinem Fahrrad
unterwegs zu sein.

Ob Neuwagen eigentlich wirklich immer im Werk geprüft werden,
bevor sie zur Auslieferung gelangen? Dass dies getan wird, davon war
ich bislang immer überzeugt, jedoch wenn man von folgendem Fall
hört, mag man es zurecht bezweifeln. Hier auf dem Campingplatz kam
am Mittwoch eine Familie Armbruster mit ihrem Wohnwagen im
Schlepp von ihrem fabrikneuen Renault-Megane an. Eigentlich sollte
die Familie, die aus der Gegend von Oberkochen auf der
Schwäbischen Alb stammt, schon eine Woche früher hier eintreffen.
Herr Armbruster, ein sehr redegewandter Mann, erzählte mir seine
Leidensgeschichte, nachdem sie ihre Sachen abgestellt hatten. Er hatte
kurz vor dem Urlaub seinen fabrikneuen Renault-Megane erhalten,
mit Anhängerkupplung für seinen Wohnwagen. Seit Jahren haben es
sich die Armbrusters zur Gewohnheit gemacht, ihren Urlaub in
Städten zu verbringen. Weil sie auf dem Land leben, ist das für die
mal etwas anderes. Das machen sie immer mit ihrem Wohnwagen,
weil ihnen die Hotels in den Städten zu teuer sind und es eigentlich in
allen Städten schöne Campingplätze gibt, was viele Leute gar nicht
wissen. Nun war dieses Jahr ein neues Auto fällig, nachdem ihr
vorheriger Wagen, ein 10 Jahre alter Peugeot verschlissen war. Die
Armbrusters sind Freunde französischer Autos, warum auch nicht, und
es musste ein Wagen sein, der auch genug Leistung hat, um einen
Wohnwagen dieser Größe ohne Schwindsuchtsanfälle in Steigungen
ziehen zu können. Die Peugeots, die sie sonst bevorzugt hatten, waren
ihnen inzwischen zu teuer geworden, das gleiche galt für die größeren
Citroen-Modelle. Bei Renault fand man diesen Megane, der mit 109
PS wohl auch genug Leistung bieten sollte, um das Schneckenhaus zu
ziehen und der zugleich 30 % billiger war, als ein vergleichbar
ausgestatteter Peugeot. Kurz vor dem Urlaub wurde der neue Renault
geliefert. So sind die dann bepackt mit ihrem Wohnwagen im Schlepp
am geplanten Abreisetermin in Oberkochen abgefahren. Gekommen
sind sie nur bis Essingen bei Aalen, also etwa 15 km, dann beulte sich
die Motorhaube von innen nach oben aus, der Wagen blieb stehen und
es qualmte etwas, außerdem lief vorne Benzin und Kühlwasser aus.
Nicht schlecht erstaunt, über eine dicke Beule in der Motorhaube, von
innen nach außen und den Fehler, versuchte man die verbeulte
Motorhaube zu öffnen, was nicht gelang. Der ADAC wurde gerufen
der bekam aber auch die Motorhaube nicht auf. Da der Wagen
fabrikneu war, wollte der ADAC-Mensch nicht viel basteln und man
beschloss, den Wohnwagen abzuhängen, in Essingen stehen zu lassen
und den Megane zurück zu der Renault-Vertretung zu schleppen, wo
er den Wagen gekauft hatte. Dort hatte man so etwas wohl auch noch
nicht gesehen und gleich formierten sich in der Werkstatt alle
Beschäftigten erwartungsvoll um den Wagen mit der von innen
ausgebeulten Haube, die regelrecht einen Höcker bekommen hatte.
Ein Lehrling soll sogar noch gescherzt haben, dass sei wohl ein
Kamel-Auto für die Wüste. Unter Beisein von dem ADAC-Menschen,
Herrn Armbruster und allen anderen der Werkstatt, öffnete der
Werkstattmeister vorsichtig mit großer Mühe die Haube. Allen fielen
die Augen vor Verwunderung aus dem Kopf, denn der Motor stand
nahezu hochkant im Motorraum und hatte dadurch auch die
Motorhaube zerstört. Weitere Überprüfungen ergaben, dass man im
Werk wohl vergessen hatte, den Motor an allen Aufhängungspunkten
festzuschrauben. Bei der ersten kräftigen Belastung mit
Wohnanhänger und in den Steigungen der Alb war dann die einzig
korrekte Aufhängung abgerissen und der Motor machte sich dank
seiner Kräfte selbstständig und sprang im Motorraum hoch, wo er
zuerst die Motorhaube ausbeulte und sich dann zwischen Blechteilen
verkeilte. Das Ende vom Lied war, dass Herr Armbruster von Renault
gleich ein völlig neues, gleichartiges Fahrzeug, natürlich ohne solchen
Mangel, zugesichert wurde, nur dass er darauf dann ungefähr 5 Tage
warten musste, bevor das greifbar war. Immerhin wollte man ihm
nicht zumuten, diese Kiste nun noch instand zu setzen. Für den Ärger
mit dem verschobenen Urlaub hat man dann für die ganze Familie
Armbruster eine Reise in einen Vergnügungspark in der Nähe von
Köln spendiert, weil die deutsche Vertretung von Renault dort
ansässig ist und noch kostenlos eine Klimaanlage für den Austausch-
Renault spendiert. Immerhin haben die Renault-Leute damit kulant
reagiert, manche Firmen legen es dann ja noch auf einen Rechtsstreit
an und behaupten, der Fahrer wäre an der Sache schuld.

Erst in der zurückliegenden Woche hatte ich gesagt, dass ich
Sonntagmorgen um 5 Uhr in der Frühe ziemlich abgeschlagen von
meinem Bühnenräumer-Gelegenheitsjob im Friedrichsbau
zurückgekommen bin und heute, knapp eine Woche später bin ich den
Job los! Das hat gleich mehrere Gründe und kam so. Vorweg bemerkt,
war mir von Anbeginn an bekannt, dass es nur ein Job für wenige
Monate sein wird, weil es ein vorübergehender Bedarf war.
Vorübergehend nur deshalb, weil gleich mehrere fest angestellte
Mitarbeiter ausgefallen waren, u.a. wegen Kur und Krankheit. Nun hat
sich derjenige, dessen Job ich quasi gemacht hatte, von einer langen
Kur zurück gemeldet, damit bin ich dort überflüssig. Allerdings hätte
man mich noch weiter als Springer verwendet, sozusagen als Mädchen
für alles, wenn andere Bühnenräumer ausfallen oder zusätzliche
Helfer gebraucht werden. Aber das habe ich mir dann selbst
verscherzt, ich bin aber nicht böse darum. Dazu muss man sagen, die
einzelnen Darbietungen, die es dort auf der Bühne gibt, werden von
den Künstlern und Artisten in Eigenverantwortung auf die Beine
gestellt, jeder ist für seine Nummer selbst verantwortlich. Da sind
diese Artisten auch sehr eigen und lassen niemanden so leicht an ihre
Utensilien, noch nicht einmal, um sie auf der Bühne ein paar
Zentimeter hin- und herzuschieben. Uns als Bühnenräumer sollte das
nur recht sein, was die selbst machen, das brauchen wir nicht zu tun.
Dem entgegen steht, dass besonders nach Abschluss einer Darbietung
die Bühne in Windeseile für die nächste Nummer geräumt sein muss,
da man dem Publikum keine toten Wartezeiten zumuten will, die mehr
als 2 Minuten ausmachen. Wie wenig Zeit 2 Minuten sind, das sehen
Sie erst einmal, wenn man vor Augen hat, was in dieser Zeit alles von
der Bühne abgeräumt werden muss und dann muss ja auch noch
wieder neues Equipment aufgefahren werden, für die nächste
Nummer. So, und für diesen Gesamtablauf gibt es dann aber noch
einen künstlerischen Regisseur, der also nicht in die einzelnen
Nummern der Artisten und Künstler eingreift, der aber das
Gesamtprogramm in seinem Ablauf gestaltet, also bestimmt, welche
nächste Nummer nach welcher Darbietung folgt und auch etwas, wie
die ihre Nummer einleiten, damit es ein harmonisches Gesamtbild
gibt. Genau dieser Gesamtablaufs-Regisseur wurde in der letzten
Woche aber ausgewechselt, weil der vorherige eine Tournee von einer
Artistengruppe in einem großen Zirkus für 4 Monate betreut und mit
denen durch die Welt reist, dann kommt der wieder. Die Oberhand im
Friedrichsbau hat theoretisch der Herr Bernhard Paul, der auch
Zirkusdirektor vom Zirkus Roncalli aus Köln ist. Ich habe den selbst
aber hier erst 2 mal gesehen und das nur kurz, bei einer Besprechung.
Der scheint mir auch ein sehr kompetenter Herr zu sein, mit sehr
hohem Fachwissen und auch mit dem richtigen Gespür. Das gilt
ebenso für den früheren Gesamtablaufs-Regisseur, der nun für einige
Monate auf Reise geht. Der hatte das immer so gut gemacht, dass
nach einer aufwändigen Nummer, bei der man sehr viel Krempel auf-
und abbauen musste, eine wenig aufwändige Nummer folgte, bei der
man vielleicht nur ein fahrbares Flightcase, so nennen die Künstler
ihre Geräte- oder Utensilienbox, auffahren musste, welche alles
enthält, was der Künstler auf der Bühne braucht. Dadurch glich sich
der Aufwand aus und man kam mit der knappen Zeitvorgabe von
maximal 2 Minuten aus. Diese 2 Minuten schwebten ständig wie ein
ungeschriebenes, stahlhartes Gesetz über allem was man dort machte,
keine Sekunde mehr durfte gebraucht werden, Pannen hatte es nicht
zu geben. Seit Samstag, den 6. August begann der neue Regisseur für
diesen Ablauf seine Tätigkeit. Ein widerlicher Wichtigtuer ohne jede
praktische Erfahrung und ohne Ahnung. Der hat mit dieser geheimen
Regel, wenig aufwändige Nummern auf aufwändige folgen zu lassen
nichts am Hut. Darauf und auf die Gründe dafür hingewiesen, sagte er
nur rechthaberisch: „Ich bin der Regisseur und ich bestimme ab jetzt,
wie die Abläufe zu sein haben und da lasse ich mir nicht von solchen
Bequemlichkeiten meine künstlerische Gestaltung kaputt machen!" So
bekam man den Eindruck, dass der es geradezu darauf anlegt, 5 oder 6
sehr aufwändige Nummern Schlag auf Schlag folgen zu lassen. Damit
wurde aber die Zeit mehr als knapp und der Umbau war eigentlich gar
nicht mehr innerhalb der 2 Minuten zu schaffen. Es kam, was
kommen musste. Beim Aufbau einer Artisten-Nummer musste auch
ein fahrbares Rahmengestell mit nur 2 Flügelschrauben
zusammengeschraubt werden. Das hatte keine wirklich artistische
Bedeutung, weil die Artisten an die Dinge, die für ihre eigene
Sicherheit verantwortlich sind, keinen Bühnenräumer dranlassen, aber
es war ein flimmerndes Glanzschild, welches den Namen der
Artistengruppe trug, mehr nicht. Nun wegen der Eile war es mir nicht
gelungen, die Flügelschrauben 100 % festzuziehen oder vermutlich
hatte ich eine sogar ganz vergessen, das räume ich ein. Ausgerechnet
genau während der Vorstellung, als ein Artist mit Schwung einen
Handstand auf den Händen eines anderen Artisten machte, fiel dieses
Schild dann einseitig herunter, weil durch deren stürmische
Bewegungen auch der Boden vibrierte. Das sorgte im Publikum kurz
für Heiterkeit, hat aber keinen irgendwie gefährdet oder so was, auch
hat es die Darbietung in gar keiner Weise gestört. Ich glaube viele
Leute im Publikum glaubten sogar, das es zum Programm gehört, um
einen heiteren Aspekt mit einzubauen. Der neue Ablauf-Regisseur
indes ging hinter der Bühne in dem Moment hoch wie eine Atom-
Rakete. Der warf sein Ablaufskript auf den Boden und trampelte
darüber, tobte, was dass den sei, welcher schwachsinnige Idiot dieses
Schild denn aufgebaut habe und dass er den persönlich an der
Scheinwerfergalerie aufhängen werde. Nun habe ich kein Problem
damit, zu meinen Fehlern zu stehen, wenn ich genau weiß, dass ich sie
gemacht habe. Während der noch tobte bin ich gleich zu ihm rüber
und habe ihm mitten ins Gesicht gesagt, dass ich das Ding aufgebaut
hatte und es mir sehr leid täte, dass es da wohl ein Missgeschick
gegeben habe. Dann beschimpfte er mich aufs Ärgste, ich wäre ja
wohl ein geisteskranker Mutant und das Produkt einer Paarung
zwischen Elefant und Fledermaus und weitere Derbheiten folgten.
Dann habe ich ihm sachlich gesagt, dass er mit seiner eigenartigen
Regie zumindest eine Teilschuld an dieser Panne hätte, weil durch die
oben geschilderten Abläufe zu wenig Zeit verbleibt, all diese
Schrauben oder auch andere Dinge noch mal richtig zu kontrollieren.
Da ging er aber erst recht hoch und bezichtigte gleich alle
Bühnenräumer als geistige Volltrottel und unfähiges Pack, die man
alle in die Wüste schicken sollte und er verlange, dass man ihm nur
noch wahre Profis zur Seite stellen soll. Da habe ich ihm einfach auf
den Kopf zugesagt, dass der einzige, der dort kein Profi wäre, er selbst
ist und dass er sich ja nur nach Profis sehne, damit die sein eigenes
Nichtkönnen ausgleichen, weil er selbst absolut unfähig wäre. Das
wars dann. Auf der Stelle hat er gebrüllt, dass ich nach Hause gehen
könne und er dafür sorgen werde, dass ich dort nie wieder einen Job
bekäme, noch nicht einmal um die Klos zu putzen. Das alles war jetzt
am Samstag. Einige Mitkollegen haben zwar zu mir gesagt, dass der
gar nicht über Personalfragen entscheiden könne, wohl aber als
Regisseur ein gewichtiges Wort mitreden könne. Die meisten meinten
aber, dass es da besser wäre, solche Sachen, auch wenn sie wie hier
zutreffen, in sich reinzufressen, als sich ausgerechnet mit dem
Regisseur anzulegen. Das tut mir leid, das kann ich nicht! Da
verzichte ich lieber und ich lege keinen Wert darauf, unter solch
einem eingebildeten Schwachkopf weiter zu arbeiten. Am nächsten
Dienstag habe ich zwar deswegen zuerst einmal eine Unterredung im
Personalbüro, aber da ich davon ausgehe, dass die ja nicht diesen
blöden Regisseur auswechseln, werde ich dort aufhören, selbst dann,
wenn die mir anbieten, es noch einmal versuchen zu können, wovon
ich aber auch nicht wirklich ausgehe. Zudem besteht das
Personalproblem ja nicht mehr wirklich, weil mein Vorgänger, der ja
fest angestellt ist, aus seiner Kur zurück ist. Somit geht diese Ära für
mich wohl zuende. Ich habe gerne dort gearbeitet und neben dem
zweifellos vielen Stress war es schön, diese ganzen Nummern und
Darbietungen von hinter der Bühne zu sehen und auch noch dafür
bezahlt zu werden. Besonders lustig ist es, wenn man sieht, wie fast
schon beschämend einfach manche komplizierten Zaubertricks
funktionieren, was man dort hinter der Bühne teils auch mitbekommen
hat. Man denkt ja dann immer, das müsse riesig kompliziert sein, aber
das Einfachste ist in der Regel das Naheliegende. Doch darüber
vielleicht später einmal mehr. So gesehen ist es etwas schade, unter
dem vorherigen Regisseur war es wirklich wunderbar, aber da sieht
man, wie ein einzelner die ganze Stimmung kaputt machen kann und
auch mit seinem Nichtkönnen mit Sicherheit auf Dauer auch die
Attraktivität des Gesamtprogramms nach unten zieht. Stellen Sie sich
doch bitte vor, wenn Sie in eine vielleicht 3stündige Variete-
Abendvorstellung gehen und dann ungefähr in der Mitte des
Programms gleich die 6 aufwändigsten Hauptnummern Schlag auf
Schlag hintereinander verdauen müssen und danach kommen nur noch
kleine Nummern, die zwar auch für sich betrachtet gut gemacht sind,
aber im Vergleich zu diesen Hauptnummern doch eher schläfriges
Beiwerk sind und von solchen weniger tollen Nummern folgen dann
gleich 8 Stück bis zum Ende des Abends. Dann gehen Sie gelangweilt
nach Hause, obwohl sie die guten Nummern gesehen haben, aber weil
alle weniger zugkräftigen Nummern am Schluss konzentriert waren,
erinnern Sie sich später besonders an diese und wie Sie sich da
gelangweilt haben. Also für mich kann der Mann nichts und hat sein
Handwerk nicht gelernt. Ich will damit gar nicht von meinem Fehler,
der vergessenen Flügelschraube, ablenken, aber ich bin überzeugt,
dass meine vergessene Flügelschraube dem Publikum nicht nachhaltig
negativ in Erinnerung bleiben wird, wogegen dessen langweilige
Programmabläufe schon. Also ich bin dort raus, so sehe ich das.
Zudem muss ich offen zugeben, dass solch eine Tätigkeit nichts mehr
für jemanden in meinem Alter ist. Das ist gut, wenn man vielleicht 20
oder 30 Jahre alt ist, aber wenn man langsam auf die 60 zusteuert
nicht mehr. In der späten Nacht noch solche Hektik und dann kommt
man morgens erst zwischen 3 und 5 nach Hause, auch wenn es in
meinem Fall nur einmal pro Woche war, aber irgendwie bin ich auch
froh, diesen Job wieder los zu sein, obwohl ich ihn unter dem alten
Regisseur sehr gerne noch ein Jahr lang weiter gemacht hätte, eben
weil es trotz der Hektik auch Spaß machte und weil die Bezahlung gut
war. Man mag das vielleicht nicht glauben, aber die meisten der
Artisten und Künstler selbst, das sind hinter der Bühne ganz einfache
Leute wie Sie und ich, obwohl die ja wirklich etwas drauf haben. Aber
dieser Wasserkopf von Nachfolge-Hilfs-Regisseur vierter Klasse kann
nichts, ist selbst die Wurzel aller Bedeutungslosigkeit und kommt sich
vor wie der Oberboss der ganzen Welt.

Hier laufen jetzt ausländisch sprechende Kerle herum, die sich für
leichte Haus- und Reparaturarbeiten billig anbieten, vor allem für
Arbeiten wie Rasen mähen, Gartenpflege und dergleichen, aber auch
für Sachen, wie beispielsweise einfache Maler- und Tapezierarbeiten
oder das Verlegen von Gehwegplatten, was ich ja demnächst hier in
begrenztem Umfang vorhabe. Diese Typen sind mir aber suspekt, sie
wirken sehr unseriös. Bei uns hatten sie sich angeboten zum Mähen
der Rasenflächen um die Mobilheime. Sie hätten für das Mähen der
Flächen an Kaylas und an meinem Mobilheim zusammen 12 Euro
verlangt. Das heißt, zuerst hatten sie 15 Euro verlangt, gingen dann
aber auf 12 Euro runter, als wir ablehnten. Dazu muss man wissen,
dass das schon relativ große Flächen sind, weil die noch weit nach
hinten, südöstlich auf einer Wiese auslaufen. Trotzdem spare ich mir
lieber die 12 Euro und mache das selbst. Ich vermute, dass es
Bulgaren, Rumänen oder so was aus dieser Umgebung sind. Bei
anderen hatten sie es auch probiert, bis dass die Campingplatzleiterin
sie entdeckt und vom Platz verwiesen hat. Dabei hat sie zugleich ein
Haus- und Betretungsverbot für die auf dem gesamten Gelände
ausgesprochen.

Die Medizinforschung bringt auch immer eigenartigere Dinge hervor.
Ein Arzt hier in Stuttgart, der auch zusätzlich in der Forschung tätig
ist, hat bei seinen Forschungen festgestellt, dass ein bestimmtes
Desinfektionsmittel als „Sexbremse" z.B. bei krankhaft sexsüchtigen
Menschen oder gar Triebtätern zum Unterbinden der sexuellen
Gelüste eingesetzt werden kann. Ich weiß jetzt nicht welches
Desinfektionsmittel das genau ist, es soll aber eines der schon seit
Jahrzehnten altbekannten Mittel sein. Der hat herausgefunden, dass
dies bei Männern das Aufkommen von sexueller Lust verhindert,
wenn man es irgendwie in ganz geringer Dosierung mittels einer
Spritze verabreicht. Eine solch geringe Dosis soll angeblich keine
anderen negativen Nebenwirkungen haben und je nach Konstitution
des Patienten zwischen 1 und 2 Wochen vorhalten, bevor sich dann
langsam wieder träge neue Gelüste aufbauen. Man könnte also etwas
abgewandelt sagen, dass dieses Desinfektionsmittel so ziemlich das
Gegenteil von Viagra ist, obwohl Viagra ja nicht die Lust selbst
steigern soll, sondern nur eine gewisse Funktion verbessert. Jeder
Vergleich hinkt halt. Ich finde das schon leicht erheiternd und fände es
zunächst nüchtern betrachtet eigentlich sogar eher schade, denn wozu
um alles in der Welt soll man die Gelüste künstlich abbauen oder
verhindern? Andererseits zur Behandlung von Triebtätern oder in
vergleichbaren Fällen wäre es sicherlich eine sinnvolle Sache, wenn
man es noch hinbekäme, eine Langzeitwirkung zu erzielen. Im
normalen Privatbereich finde ich es ansonsten Unsinn, wie gesagt,
wozu sollte man sich da seine schöne Lust kaputt machen lassen?
Jedoch sagte in dem Bericht der Arzt, es gibt wohl auch Leute, die
jetzt keineswegs Triebtäter sind, die aber so von ihrer extremen,
ständigen Sexlust ungewollt überwältigt werden, dass sie an gar nichts
anderes mehr denken können und sozusagen vor lauter Sex keiner
Arbeit und keinem halbwegs geregelten Leben mehr nachgehen
können, die sogar ständig und überall Sex betreiben wollen oder
müssen. Allerdings wäre es schwierig, solche Kandidaten dann von
einem derartigen Mittel zu überzeugen, da die ja ihren Sex haben
wollen und nicht darauf aus sind, dies zu verhindern. Sexsüchtige
Frauen, von denen zwar in der Öffentlichkeit eher seltener berichtet
wird, die es nach den Angaben prozentual gesehen ungefähr genauso
häufig gibt, was ich auch durchaus glaube, sollen sich mit diesem
Mittel aber kaum behandeln lassen. Es zeige zwar auch dort Wirkung,
allerdings sei sie nur etwas abmildernd und sie halte nur 1 bis 2 Tage
vor. Also Vorsicht, kein Desinfektionsmittel trinken, sonst ist es aus
mit der Lust! Haha, nein Spaß beiseite, es soll ja auch nur in geringen
Dosen gespritzt wirken und nicht wie Hustensaft eingenommen
werden. Ich fand diesen Bericht nur durchaus sehr interessant, weil es
zeigt, welche recht eigenwilligen Ergebnisse die Forschung zu selbst
altbekannten Mitteln, bei denen man glaubt, alles über deren Wirkung
zu wissen, noch nach Jahrzehnten hervorbringen kann.

Am nächsten Samstagnachmittag hat das Max-Planck-Institut im
Stadtteil Büsnau für 4 Stunden Tag der offenen Tür. Da wollen Kayla
und ich vielleicht einmal hinfahren. Jemand hat mir mal erzählt, dass
die dort geheimnisvolle Forschungen mit Laserstrahlen machen, ob
das stimmt, weiß ich nicht, aber das wird man ja dann vielleicht bald
sehen. Wenn das Wetter dann schön ist, ist das gleich eine doppelt
schöne Gelegenheit, denn unweit von diesem Institut, welches schon
mehr wie am Rande des dörflichen Außen-Stadtteiles Büsnau liegt,
gibt es den schönen Katzenbach-See, der dort mitten im Büsnauer
Rain liegt. Nach dem Besuch des Instituts wird dann dieser See noch
einmal umwandert. Ich selbst bin sicherlich schon einige Jahre nicht
mehr an dem See gewesen, eigentlich schade, denn der ist sehr schön,
weil er und die ganze Landschaft drum herum so eine angenehme
Ruhe ausstrahlt, die man regelrecht spüren kann. Kayla kennt diesen
See noch gar nicht. Auch in diesem Stadtteil war sie noch nie, wie
gesagt, das ist mehr schon ein Dorf. Relativ berühmt wurde Büsnau
1974 durch das dortige Forschungs-Klärwerk, in dem damals eine
sensationelle Neuerung auf dem Gebiet der Kläranlagen entwickelt
wurde. Was das aber genau war, weiß ich nicht, mit solchen Dingen
kenne ich mich nicht aus. Dieses Forschungs-Klärwerk besteht meines
Wissens auch heute noch, zumindest war es vor vielleicht 3 Jahren
noch dort. Soweit ich weiß, wohnen in Büsnau vorwiegend Forscher,
Professoren und Lehrer. Früher war es dort immer so sauber, Sie
hätten da problemlos direkt vom Bürgersteig essen können. Das wird
heute sicher auch nicht mehr so sein.

Der Busunternehmer hat sich bei mir gemeldet und wollte noch
einmal um Entschuldigung bitten, für die missglückte Eifel- /
Moselreise, wobei der Moselanteil uns ja größtenteils gefallen hatte,
wenn man einmal von den Schwierigkeiten des Busfahrers absieht.
Nun wollte er mir anbieten, dass wir übernächste Woche völlig
kostenlos an einer zweitägigen Reise nach Münster in Westfalen
teilnehmen könnten. Auch das sind Restplätze. Aber Sie können sich
vorstellen, dass uns derzeit überhaupt nicht mehr der Kopf nach
Busreisen steht, besonders Kayla hat da noch mehr die Nase voll, als
ich. Wissen Sie, ich vertrete ja noch ein wenig den Standpunkt, dass
ich ohnehin hier nicht viel versäumen würde, sofern es nicht an einem
Donnerstag ist und es daher fast schon egal wäre, besonders wenn es
ganz kostenlos ist, aber Kayla ist ganz strikt dagegen. Donnerstags
fahre ich ja immer für diese Fußmedizinfirma einige Apotheken als
Lieferant ab, da ginge es ohnehin nicht. Kayla sagt, dass wir in der
Zeit lieber unseren VW-Golf voll tanken und an die Mosel fahren,
auch wenn es mehr kostet. Na ja, ich bin auch nicht wirklich scharf
darauf, wieder viele Stunden im Bus herumzuhängen und am Schluss
vielleicht wieder solch eine Enttäuschung zu erleben. So habe ich dem
Busunternehmer dann auch gleich abgesagt. Er fand es schade und
hofft, dass wir ihm nicht nachhaltig böse sind, was wir ganz gewiss
nicht sind. Er selbst war nur am Rande an diesem Fehlschlag schuld.
Was man ihm als Schuld auf die Fahnen schreiben könnte ist, dass er
a) einen solch unerfahrenen Aushilfsfahrer auf den Bus gesetzt hat
und dass er b) ein solch unattraktives Ziel wie Mayen in der Eifel
ansteuert. Die Fahrt wäre ja super gewesen, wenn man am ersten Ziel,
in Cochem an der Mosel geblieben wäre. Ich kann bis heute nicht
nachvollziehen, weshalb jemand eine Reise nach Mayen organisiert.
Was soll das? Das habe ich dem Busunternehmer auch ganz klar
gesagt. Da kann man auch hingehen, mit dem Finger wahllos irgend
ein Nest in Deutschland auf der Landkarte herauspicken und dorthin
fahren. Es herrscht dabei noch die große Wahrscheinlichkeit, einen
Ort zu erwischen, der interessanter ist und mehr bietet, als Mayen. Ich
will mich jetzt hier nicht wieder erneut über Mayen aufregen, möchte
aber meiner Verwunderung Luft machen, wie man solch einen Ort als
Fremdenverkehrsort vermarkten kann. Es ist einfach nicht zu
begreifen. Was weiß ich, hätte man wahllos hier in der Nähe mit dem
Finger in der Landkarte gestochert und dabei z.B. auf das Nest
Manolzweiler gezeigt, fast keiner kennt es, ich bin mal per Zufall
wegen einer Umleitung durchgefahren, das liegt vielleicht 50 km
östlich von hier, aber das ist zwar größenmäßig nur ein Zehntel von
Mayen oder eher noch kleiner, ist aber mindestens 10 mal so schön,
obwohl es dort auch eigentlich gar nichts gibt. Der Busfirmeninhaber
war über diese Kritik von mir noch nicht einmal erbost, weil er sich zu
Mayen wohl schon von vielen anderen Teilnehmern der Reise noch
erheblich härtere Kritik hat anhören müssen. Er sagte, dass er auch
nicht alle Orte vorher schon kennen würde, die sie ansteuern. Mayen
sei ihm selbst zuvor auch, außer vom Vorbeifahren auf der Autobahn,
nicht bekannt gewesen. Die Orte würden oft von
Fremdenverkehrsverbänden den Reiseveranstaltern in monatlichen
Rundschreiben oder Fachzeitschriften als Reiseziel vorgeschlagen und
so habe man sich halt auch mal darauf eingelassen, da für Mayen in
diesem Jahr in diesen Rundschreiben besonders massiv Werbung
gemacht worden wäre. Sie als Busunternehmen wären immer darum
bemüht, den Leuten abwechslungsreiche Reiseziele anzubieten, anstatt
immer stur zu den gleichen Orten zu fahren. In aller Regel würde man
damit auch die Stammkundschaft mehr anlocken, weil gerade die
wohl kaum auf die Idee käme, im Jahr zweimal z.B. nach Bingen zu
fahren. Habe man aber nur einmal Bingen im Programm und dafür
beim nächsten Mal wieder andere Ziele, die die Stammkunden noch
nicht kennen, so lassen sich, vereinfacht gesagt, die Stammkunden
eben dazu bewegen, pro Jahr mehrmals mitzufahren, wogegen sie
sonst nur einmal mitgefahren wären. Das leuchtet ein. Dass man dabei
als Veranstalter natürlich auch auf die Nase fallen kann, nur weil man
den Ratschlägen der Fremdenverkehrsverbände gefolgt ist, beweist
der Fall Mayen nur überdeutlich. Er sagte, dass von seinem
Unternehmen Mayen garantiert nie wieder angesteuert würde, da man
schließlich bemüht sei, seinen Kunden schon etwas Ordentliches zu
bieten. Im Gegenzug würden verschiedene Moselorte, darunter
natürlich auch Cochem, zum festen Bestandteil seiner Reisen, die
künftig sogar mehrmals jährlich angesteuert würden. Die gesamte
Eifel ist dabei nicht gleichzusetzen mit Mayen, betonte er, was ich ja
auch schon wusste, weil ich früher mal in Prüm war, was ich nicht
schlecht fand. Die nun gemachten Eifel-Erfahrungen führen dazu, dass
diese Fahrt zum Nürburgring ebenfalls zum festen Bestandteil seiner
Reiserouten wird. Ebenfalls möchte er sein Reiseangebot ins
europäische Ausland deutlich ausbauen. So gibt es in einigen Wochen
Fahrten nach Brüssel, Rom, Padua, Manchester, Salzburg und gleich
mehrmals nach Paris. Alles natürlich zum normalen, hohen Preis, es
sei denn, es bleiben Restplätze über, aber das soll uns derzeit
schnuppe sein. Wie gesagt, Mayen wird er aber nie mehr ansteuern
und damit tut er seinen Reisenden einen guten Dienst.

Haben Sie schon von den Plänen gehört, die unsere Regierung nun
schon wieder für die Autofahrer in den Schubladen liegen hat?
Angetrieben durch TÜV, Dekra und ähnliche Prüforganisationen will
man bald die einjährige TÜV-Pflicht einführen, zumindest für
Fahrzeuge die älter als 5 Jahre sind. Also man müsste dann jährlich
zum TÜV. Grund sei, weil die Autos heute öfters mit Mängeln
angetroffen würden. Das liegt nun wieder daran, weil viele Leute sich
wegen des knappen Geldes kaum noch Inspektionen leisten und
fahren, bis es nicht mehr geht. Dass natürlich TÜV & Co für jährliche
Fristen sprechen, ist doch klar, denn es verdoppelt deren Verdienst auf
einen Schlag, weil ja alle doppelt so oft hin müssen. Ich will gar nicht
bestreiten, dass es Fälle gibt, in denen es Sinn macht, aber deswegen
allen Autofahrern so etwas wieder aufzubürden, ist eine grenzenlose
Schweinerei! Zugleich beklagt man, dass bis vor einigen Jahren das
deutsche Druchschnittsauto 6 Jahre lang gefahren wurde und heute
würde es schon ungefähr 8 Jahre lang gefahren. Was sind denn schon
8 Jahre für ein halbwegs gut verarbeitetes und normal gepflegtes
Auto? Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in den 60iger Jahren, da
war es doch völlig normal, dass ein Auto 12, 15 Jahre und mehr
gefahren wurde, wenn es noch lief. So belastet man die Autofahrer
weiter zusätzlich mit neuen Kosten für TÜV und zusätzliche
Reparaturen, die davor nötig oder auch nicht immer nötig sind, aber
doch gemacht werden, um den TÜV-Prüfer milde zu stimmen.
Zugleich werden immer mehr alte Autos hier ausgemustert und nach
Afrika verschifft oder in östliche Richtung verscherbelt. Es folgt, dass
hier sich bald sehr viele gar kein Auto mehr leisten können, dafür
dann die Afrikaner aber munter für ein paar Cent alle mit den hier
ausgemusterten Autos noch 20 Jahre und mehr herumfahren können.
Der Umwelt bringt es ohnehin nichts, nur das die an anderer Stelle
verdreckt wird. Wenn die Afrikaner sich mit verkehrsunsicheren
Autos umfahren, ist es gewiss deren Problem und wir haben nichts
mehr damit zu tun, aber ich finde, die hiesige Politik tut immer mehr
dafür, dass hier immer weniger Leute sich ein Auto leisten können
und da steckt meines Erachtens böse Absicht dahinter, bei der diese
ganzen Sicherheits- und Umweltaspekte teils nur vorgeschoben sind.
Deutschland will wieder mal als Musterknabe dastehen, aber man
braucht ja nur einmal in die europäischen Nachbarländer zu schauen,
die sind nicht so verrückt und kommen auf derartig abstruse Ideen.
Wenn man sich sonst immer gerne auf Europa beruft, dann sollten
auch diese Dinge nicht mehr hier so übertrieben pingelig geregelt
werden, sondern an europäische Standards angeglichen werden, eben
auch, wenn diese lockerer sind. Es gibt sogar Länder in Europa, wo es
selbst heute eine vergleichbare Einrichtung wie den TÜV noch
überhaupt nicht gibt und wo es die Abgasnormen nur am Rande gibt,
beim Autokauf. Ob die Abgaswerte später noch stimmen, wird in den
meisten Ländern überhaupt nicht überprüft. Wie gesagt, soweit kommt
das dann, dass hier sich keiner mehr ein Auto leisten kann, aber die
Leute in Drittewelt - Ländern, die kommen endlich alle ans
Autofahren, finanziert durch uns!
Erneut eine Politik, gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung.
Wie ich schon vor einiger Zeit sagte, manche Politikkreise haben es
sich zur unangenehmen Gewohnheit gemacht, nur noch die Interessen
anderer zu vertreten, nicht aber die Interessen des eigenen Volkes,
welches so dumm war, sie zu wählen. Es muss endlich wieder eine
Politik her, die etwas für und nicht ständig gegen die Menschen aus
dem eigenen Land bewirkt.

Grausommerliche Grüße,

Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Wer die Wahl hat, hat die Qual" vom 01.09.2005

Frisch verwirrte Grüße!

Ich habe eine Einladung erhalten, zu einem Kongress der
Namensgeschädigten, wo sich Leute zum Erfahrungsaustausch treffen
sollen, die wie ich, mit einem seltsamen Nachnamen geschlagen sind.
Diese Veranstaltung soll nächsten Samstag ab 14 Uhr in Bremgarten
in einem Tagungshotel stattfinden. Bremgarten liegt noch nicht einmal
in Deutschland, sondern in der Schweiz, ungefähr bei Zürich. Bei
allem Interesse, welches ich durchaus für diese Namensprobleme
hege, aber ich habe besseres zu tun, als dafür vielleicht 250 km bis
Bremgarten zu fahren und danach wieder 250 km zurück. Geradezu
belustigend wirkt selbst auf mich eine beigefügte Liste derer, die
schon ihre Teilnahme zugesagt haben. Da bin ich mit meinem Namen
ja noch relativ gut bedient. Ein Herr Krautpfahl hat den Wisch
unterschrieben. Als Teilnehmer tauchen u.a. auf: Frau Odette Morast,
Herr Edgar Rossvigg, Herr Heinrich Brechkübel, Frau Katharina Piss,
Frau Rita Pisske, Frau Marianne Wurfstengl, Herr Robert
Warzenzwicker, Herr Harald Fick, Herr Johann Schwein, Herr
Manfred Schweinshaupt (wohl eine vornehme Form von
Schweinskopf), Frau Elisabeth Busen, Herr Rudolf Schaumschläger,
Frau Simone Kinderkopf, Frau Beate Babbegapf, Herr Peter
Quetschbalg, Herr Ernst Biersack, Frau Jutta Fliegentod (haha - die
Frau hat wohl Aktien von Paral), das alles ist nur ein winziger Auszug
ohne Wertung von sicherlich vielen noch besser wirkenden Namen
dieser Art. Immerhin mag das dem Tagungshotel gut munden, denn so
kriegt man ein volles Haus und man weist auch darauf hin, dass man
dort gleich günstig übernachten könne, wenn man sich die Strapaze
ersparen möchte, noch spät abends wieder den weiten Weg nach
Hause zu fahren. Nun, Schweiz und günstig, das schließt sich
eigentlich gegenseitig aus, aber weiter. Das Tagungshotel scheint mir
auch der tatsächliche Absender dieser Einladung zu sein, denn auf
dem Briefumschlag ist ein Werbe-Stempel mit den Umrissen und dem
Namen des Hotels. Innen aus dem Schreiben hingegen geht nicht
hervor, dass das Hotel mit dahinter stecken könnte, darunter steht nur
der Name Eugen Krautpfahl als Veranstalter. Dieser Krautpfahl will
dann auch dort gleich einen Verband oder einen Verein der
Nachnamensgeschädigten gründen, der die Interessen der Zielgruppe
gegenüber Behörden und Firmen vertritt. Sie werden sich erinnern,
schon des öfteren habe ich über gewisse Probleme geklagt, die im
Zusammenhang mit meinem extravaganten Namen entstanden sind,
aber so schlimm, dass ich mich deshalb gleich einem europäisch
agierenden Verband, mit Sitz in der Schweiz anschließen muss, finde
ich das dann auch wieder nicht. Zudem würde es mich nicht wundern,
wenn die dann auch von Mitgliedern eine Mitgliedsgebühr verlangen.
Vielleicht ist das Ganze nur eine raffiniert angelegte Sache, mit der
der Krautpfahl und das Tagungshotel sich fröhlich Einnahmen
verschaffen wollen.

In der Nähe des Hauses, in dem mein Autobekannter seine Wohnung
hat, wurde vor einigen Monaten in einem ehemaligen Friseur-Salon
im Erdgeschoss ein sogenanntes Tätowier-Studio eröffnet. Das ist
heute ja leider teils eine krankhafte Mode geworden, dass sich immer
mehr Menschen mit solch einem Mist verunstalten lassen. Jeder mag
dazu seine eigene Meinung haben und es ist deren Körper, aber ich
finde es einfach beschämend, primitiv, lächerlich und grenzenlos
dumm, dass man sich ausgerechnet an der Gruppe des wirklich
asozialen Abschaums ein Vorbild nehmen soll, die vor allem früher
für das Tragen von Tätowierungen bekannt war. Es zeigt, wie defekt
die Hirne vieler Menschen von heute sind. Es gibt natürlich auch
Ausnahmen, wie unter manchen Seefahrern war es teils eine Art
Berufsehre, wenigstens eine kleine Tätowierung zu haben oder es gab
auch Leute, die zu einer Tätowierung gezwungen wurden, obwohl sie
nie eine haben wollten, so hat auch Kayla eine, allerdings winzige,
vielleicht 3 cm lange Tätowierung, zu der sie gezwungen wurde, als
sie nach Deutschland kam. Jedoch möchte ich mich nicht auf die
Bewertung von Tätowierungen einschießen, sondern es geht um eine
Begebenheit, die mir offen gestanden sehr gut gefallen hat. Also
einige Häuser neben dem Wohnhaus meines Autobekannten hatte
dieses Tätowier-Studio eröffnet und der Inhaber heißt Monka mit
Nachnamen. Dort wo früher der Name des Friseursalons über dem
Fenster prangte, hat der ein selbst gemaltes Holzschild aufgehangen,
auf dem stand Tattoo - Monka. Jetzt war vor ein paar Tagen das
Theater groß und ein Geschimpfe und Auflauf dort, weil wohl über
Nacht Jugendliche - vermutlich waren es Jugendliche - diesen
Schriftzug mit neonpinkfarbenem, ganz grellen Sprühlack abgeändert
hatten in Tattoo - Monkey und daneben noch ein großes Symbol eines
Schimpansenkopfes, aber sehr naturgetreu, gesprüht hatten. Das
bedeutet ja jetzt wohl, soweit geben das meine Englischkenntnisse
noch her, Tätowier - Affe und als ich das von meinem Autobekannten
gehört habe, habe ich stundenlang lachen müssen und mich daran sehr
erfreut. Wissen Sie, das trifft den Nagel auf den Kopf und so wenig
ich eigentlich von Sprayern auch halte, aber denen hätte ich noch die
Sprühfarbe bezahlt vor Begeisterung. Man muss auch ganz deutlich
sagen, der Schimpansenkopf ist wirklich gekonnt gemacht, diese
Leute hatten schon Übung. Ich konnte nicht anders und bin dort vorbei
gefahren, um es mir anzusehen und war wirklich überrascht über die
Fertigkeit, aber vor allem hat mir die Verhohnepipelung dieser im
wahrsten Sinne des Wortes „Tätowier-Affen" gefallen. Den Tätowier-
Affen selbst hat es sichtlich nicht gefallen. Ganze Scharen von
wütenden Tätowierfans, Asozialen, Motorradrockern, Naziglatzen und
ähnlichem Rattengesindel standen noch tagelang schimpfend und
diskutierend vor dem Laden, so als habe man ihr Allerheiligstes
beschädigt. Die hätten sich nichts mehr gewünscht, als die
Verursacher in die Finger zu bekommen, um sie zu lynchen. Gleich
nach der Entdeckung war natürlich auch die Polizei wegen
Sachbeschädigung und Geschäftsschädigung gerufen worden und
mein Autobekannter kennt einen von den Polizisten sehr gut und er
sagte, dass die Polizisten sich selbst das Lachen nicht verkneifen
konnten.

Völlig gegen den Trend der Zeit hat diese Tage im Bereich Möhringen
eine Tankstelle neu eröffnet. Heute machen Tankstellen
normalerweise dicht. Nun muss man dazu sagen, eine richtige
Neueröffnung ist es auch nicht, dort wurde eine Tankstelle, die schon
vielleicht 10 Jahre geschlossen war, kräftig modernisiert und wieder
eröffnet. Schwach entsinne ich mich noch, dass das früher eine Esso -
Tankstelle war. Das Gelände wurde noch vor einem halben Jahr von
Unkraut überwuchert, obwohl die alten Gebäude und das Wetterdach
noch standen. Dann rückten auf einmal Bagger an, rissen alle alten
Anlagen ab, hoben die großen Betonplatten heraus und erweiterten das
Gelände auf locker die vierfache Fläche gegenüber früher. In
Windeseile wurden aus Metallbau und containerähnlichen Fertigteilen 
neue Kassengebäude und eine Waschanlage errichtet, ein modernes
Dach und neue Zapfsäulen gebaut. Neulich war wohl Eröffnung, als
ich vorbeifuhr lief schon alles auf Hochtouren. Billiger als andere
Tankstellen ist die aber auch nicht, der Liter Diesel kostete dort diese
Tage 1,14 Euro, bei den anderen im Umfeld lag er auch zwischen 1,12
und 1,17 Euro und Superbenzin liegt ja schon bei 1,40 Euro für den
Liter. Wenn man die Zeit nur ein lächerliches Jahr zurückdreht, da gab
es Diesel noch deutlich für unter 1 Euro und ich beneidete damals die
Dieselfahrer, weil ich da ja noch den Benzin-Suzuki hatte. Heute habe
ich einen Diesel und man liegt man damit schon auf dem Benzin-
Niveau von letztem Jahr. Aber diese Überlegung nützt nichts, denn
hätte ich heute noch einen Benziner, anstelle des Diesel-Golfs, dann
müsste ich ja schon fast 1,32 Euro pro Liter entlöhnen und zudem
verbraucht ein in der Größe vergleichbarer Benziner ja auch noch
mindestens 2 Liter mehr auf 100 km.

Man hört zuweilen von Dingen, da glaubt man, entweder ins
Mittelalter zurück gefallen zu sein oder ins falsche Land geraten zu
sein. Was davon zu halten ist, mag jeder für sich entscheiden. So
langsam lernt man hier auf dem Campingplatz immer mehr Leute
kennen. Das geht bei uns eher träge, da weder Kayla noch ich zu dem
Typ Mensch zählen, der ständig neue Kontakte zu anderen sucht.
Darunter nun ein Ehepaar mit dem etwas lustigen Nachnamen Gaul,
wie das Pferd, und der Mann erzählte großspurig, wie er zu seiner
Gattin, die wohl Erika heißt, gekommen ist. Eine eigentlich lustige
Geschichte, die einen dennoch nachdenklich stimmt. Der Herr Gaul,
mit Vornamen Peter heißt er, war schon 3 mal verheiratet. Alle diese
Ehen gingen nach seinen Worten spätestens nach 2-3 Ehejahren in die
Brüche. Er schob die Gründe dafür immer auf die Ehefrauen, die er
erwischt hatte, dass die wohl nicht so recht etwas taugten. Hätte man
seine geschiedenen Frauen befragt hätte die Antwort sicher anders
ausgesehen und ich halte den Gaul für einen überheblichen Menschen,
mit dem ich es kaum länger als einen halben Tag aushalten könnte.
Trotz dieser 3 Fehlschläge war der Gaul nicht ehemüde und hielt
gleich Ausschau nach seiner vierten Frau. Diesmal hatte er sich aber
eine andere Strategie zurecht gelegt. Früher hatte er die ersten 3
Frauen immer irgendwie so kennen gelernt, wie das oft halt so geht,
während er bei der vierten eine Anzeige in einer Zeitung geschaltet
hatte: „Reicher Mann sucht treue Frau." Mit dem Begriff reich lockt
man ja nun manche leicht an, jedoch käme ich niemals auf die Idee,
damit ernsthaft eine brauchbare Partnerin finden zu können. Er sagt
aber, dass gerade diese protzige Kleinanzeige ihm seine vierte und
heutige Ehefrau eingebracht habe und das sei endlich die richtige.
Immerhin ist das alles schon länger her und mit der ist er nun auch
schon seit 11 Jahren verheiratet. Aber ich weiß es nicht. Also der sagt,
auf seine damalige Kleinanzeige mit dem oben genanntem Text hätten
sich insgesamt etwa 10 Frauen gemeldet, davon seien etwa 7 Huren
gewesen, die von ihren Zuhältern vorgeschickt wurden, um ihm mit
viel freizügigem Sex den Kopf zu verdrehen und dann den „reichen
Mann" abzukassieren. Da er aber nicht auf den Kopf gefallen wäre,
habe er das immer gleich durchschaut und die freizügigen
Sexleistungen solange in Anspruch genommen, wie es kostenlos ging
und diese Huren dann rausgeworfen, als sie nach einiger Zeit auf das
vermeintliche Geld zu sprechen kamen. Unter den 3 anderen wäre
dann seine Frau gewesen, mit der er nun bis heute glücklich ist. Na ja,
also die Frau, ich weiß nicht, die ist recht hübsch, eigentlich viel zu
hübsch für den komischen Hund, aber die macht alles was der sagt.
Ich glaube, die würde dem sogar ohne zu murren die Füße küssen,
wenn er es verlangt. Ich habe den Eindruck, dass die dem regelrecht
hörig ist. Ein Typ wie der, kann vermutlich nur mit einer solchen Frau
auskommen, die alles macht, was der sagt und sich gnadenlos
unterordnet.

Mit viel Brimborium wurde diese Tage von der Verbraucherzentrale
ein Urteil gefeiert, welches hier in Stuttgart vor Gericht gegen die
Supermarktkette Lidl erstritten wurde. Sie kennen diese Angebote, wo
bestimmte Dinge besonders günstig angeboten werden und wenn man
dann in den Laden kommt, ist nichts mehr davon da, weil vielleicht
nur eine Handvoll oder sogar nur ein Einzelstück von diesen Artikeln
vorgehalten worden war. Hauptsache, der Kunde ist erst einmal im
Laden, dann wird er sicher auch etwas anderes kaufen. Im
Zusammenhang mit Computerangeboten war es wohl zu dem jetzigen
Urteil gekommen, welches da lautet, dass Supermarktbetreiber wie
Lidl künftig wenigstens so viele Teile von einem angebotenen Artikel
in jedem Laden vorrätig halten müssen, dass sie die Nachfrage in den
ersten beiden Tagen des Angebots bedienen können. Gewiss wird man
bei einem plötzlichen, unerwarteten Überansturm auf bestimmte
Artikel das frühzeitige Vergreifen nicht immer verhindern können,
aber Praktiken, wie sie sich im erstrittenen Fall zugetragen hatten, sind
dann eindeutig nicht mehr zulässig. Hier hatte man wohl viele Filialen
mit nur 5 bis 15 der billigen Computersachen ausgestattet, obwohl
klar war, dass pro Filiale mindestens 100 davon abzusetzen waren.

Die Neuwahlen in einigen Wochen sind uns nun also sicher. Die
Wahlbenachrichtigung habe ich schon erhalten. Etwas kuriosen Ärger
gab es jedoch im Fall von Kayla und das in einer Art, wie es zu dem
passt, was uns gerne widerfährt. Sie hat zwar einen sogenannten
Duldungsausweis mit Aufenthaltsgenehmigung bis 2008, ist aber noch
keine richtige deutsche Staatsbürgerin, also darf sie auch nicht
wählen. Es läuft aber ein sogenanntes Einbürgerungs - Verfahren,
welches angeblich spätestens im nächsten Jahr abgeschlossen werden
soll. Falls das abschlägig beschieden wird, bliebe als naheliegendste
Möglichkeit immer noch die, dass ich Kayla doch richtig heirate.
Meine Bedenken gegen eine erneute Heirat werden im Fall Kayla
auch immer geringer, ich glaube, wir beiden könnten wirklich 100
Jahre zusammenleben ohne uns auseinander zu leben und ohne dass
Liebe und Lust verloren gehen. Zurück zum Thema. Trotzdem kam
zusammen mit meiner Wahlbenachrichtigung auch für sie eine. Wir
dachten schon, ok., dann gehen wir auch beide wählen und es wird
seine Richtigkeit haben. Ja da kennt man unsere Behörden aber
schlecht. Schon einen Tag später folgte ein Schreiben des sogenannten
Wahlamtes, dass Kayla irrtümlich eine Wahlbenachrichtigung
ausgestellt worden sei, die sie bitte persönlich unter Mitführung ihres
Personalausweises im Schwabenzentrum in einem bestimmten Büro
wieder abzugeben habe. Welch ein Aufwand! Eigentlich hätte ich ja
gesagt, wenn die etwas wollen, sollen sie her kommen oder
wenigstens eine Rücksendung per Post zulassen, anstatt einen derartig
idiotischen Aufwand zu betreiben, für einen Fehler, der denen
unterlaufen ist. Kayla sah das zwar genau so, aber andererseits hegte
sie Bedenken, weil sie es sich für die spätere Erlangung der richtigen
deutschen Staatsbürgerschaft nicht mit diesen Behörden verderben
will. Man weiß ja nie, ob die dann irgendwo einen negativen Vermerk
machen und solche Dinge dann deshalb später abgelehnt werden. Da
Kayla noch nie alleine im Behördenzentrum war, sind wir zusammen
hingefahren. Ich berichtete Ihnen schon öfters von meinen Odysseen
in diesem Hort der schwäbischen Verwaltungskultur, irgendwie kann
man manchen Besuch dort mit einer Schiffsfahrt auf einem völlig
fremden Weltmeer oder mit einer Autofahrt in einer völlig fremden
Stadt, wo auch noch andere Verkehrszeichen und Schriften gelten,
vergleichen. Raum Nr. 1035 sollte aufgesucht werden. Nun was kann
das heißen? Ein Raum im 10. Stock mit Nummer 35 oder im ersten
Stock? Weder noch! Nachdem ich diese Raumnummer auf der
Infotafel hinter dem Haupteingang nicht finden konnte, habe ich den
in seinem Glaskasten hockenden Pförtner gefragt. Der schaute mich
ungläubig über den Rand seiner Brille an, als wolle er sagen, wie
könne man nur so blöd sein und danach fragen. Trotzdem kam
spontan: „Sch iss s' Wahlamt! Im Erweiterungschbau gleich do noh
desch Trepple hinunter durch den Innenhof und rescht wieder rein, net
linckks, rescht! Ei, dann sehnsch scho!" Schwäbelte der Mann. Wir
also seiner Beschreibung nach und waren dann auch gleich richtig, da
war ich auf andere Verwirrungen gefasst. Eine junge Dame, vielleicht
20 Jahre alt, öffnete die Bürotür, na sagen Sie, so etwas habe ich
schon 10 Jahre nicht mehr gesehen, die junge Frau meine ich.
Eigentlich klein, sehr schlank und zierlich, aber einen Vorbau, bei der
Vergabe der Brüste muss die gleich für einen ganzen Damenchor
„hier" gerufen haben. Das als extrem großen Busen zu bezeichnen
wäre drastisch untertrieben, die Ärmste wird bestimmt früh
Rückenprobleme kriegen, bei dieser ständigen ungleichen
Lastverteilung. Na ja, die kannte sich aber nicht wirklich aus. Sie rief
per Telefon einen Herrn Schmauder herbei. Der kam dann aus dem
Nebenbüro, ein Mann mit Vergrößerungsbrille, Mehrschicht-
Isolierglasbrille, oder wie man es nennen will, also fast ein Blinder
könnte man sagen. Der nahm dann Kaylas irrtümliche
Wahlbenachrichtigung gerne an sich, wollte aber ihren
Personalausweis sehen. Sie hat aber keinen richtigen Personalausweis,
sondern diesen Duldungsausweis, der nur zusammen mit einem
bestimmten Schreiben gültig ist. Beides hatte sie mit und zeigte es
dem Schmauder. Der betrachtete das alles auch sehr genau, kam aber
zu dem Ergebnis, dass dies für ihn nicht mit einem Personalausweis
gleichzusetzen sei und er daher einen solchen sehen wolle. Sie müsse
ja wenigstens einen alten Personalausweis aus Thailand haben, das
wäre ihm schon genug. Hat sie aber nicht. Sie ahnen schon und ich
befürchtete es zu diesem Zeitpunkt schon, dass die Behördenhengste
sich da selbst wieder ein endloses Verwirrspiel aufbauen, welches sie
dann uns, der Bevölkerung anhängen wollen. Ich habe da ja
einschlägige Erfahrungen mit dem Wahn solcher Amtsstuben. Um die
Sache leichter zu klären, habe ich dem Schmauder mit einfachen
Worten die Sache noch mal komplett erklärt, wie das für uns
abgelaufen ist und dass von uns ja keiner jemals eine
Wahlbenachrichtigung für Kayla beantragt habe und man uns jetzt
nicht so in eine Art Zwangslage versetzen könne, die bei uns einen
Handlungsbedarf auslöst, der nur dazu dient, einen Fehler der
Behörden auszumerzen. Das alles hörte sich der Schmauder auch noch
gemütlich an, bis zu dem Satz „Fehler der Behörden" - das war für ihn
ein Rotes Tuch und vor allem ein Unding und das gibt es nicht. Da
wurde er sehr böse und versuchte, mir mit sehr eigenwilligen
Argumenten glaubhaft einzubläuen, dass es keine Fehler von
Behörden geben würde. Da er dies ziemlich unwirsch und laut tat,
sagte Kayla zu mir, mehr absichtlich in einem etwas gebrochenen
thai-deutsch, obwohl sie normalerweise wirklich fließend deutsch
spricht: „Böse Mann" und zeigte dabei auf den Schmauder. Ich dachte
zuerst, jetzt platzt der Kerl endgültig, aber das Gegenteil war der Fall,
er wurde sofort ruhig und versuchte danach Kayla mit süßen Worten
zu erklären, warum er sich an seine Vorschriften halten müsse. Dann
sprang die Tür auf und ein anderer, pikfein gekleideter Herr betrat das
Büro. Der Schmauder und die busenlastige Sekretärin tänzelten um
den herum, machten fast schon einen Hofknicks, und säuselten hier
und da. Wir kannten den Herrn nicht, sagten freundlich „Guten Tag",
das war's dann aber auch. Im gleichen Moment waren wir beim
Schmauder abgemeldet und er kümmerte sich nur noch um diesen
Herrn, verschwand dann mit dem im Nebenbüro, ohne uns zu sagen,
wie es mit uns weitergehen soll. Die schwerbusige Sekretärin blieb
zurück, wusste aber auch nichts und meinte, sie könne die Herren jetzt
nicht stören. Da sind wir einfach gegangen. Die falsche
Wahlbenachrichtigung hatten die ja schon zurück und damit war für
uns der Keks gegessen, wie man so sagt. Ob der deswegen einen
Ausweis von Kayla sieht oder nicht, soll nicht weiter unser Problem
sein. Wie gesagt, wir sind dann nach Hause gefahren und haben
bislang auch nichts mehr davon gehört.

Die Campingplatzleiterin klagt jetzt sehr darüber, dass die Stadt neue
Auflagen zur Gasbevorratung macht. Unweit des
Verwaltungshäusleins gibt es eine Bude mit einem großen Drahtkäfig
daneben, das sieht ein wenig aus, wie in einem Raubtiergehege. In
dem Käfig befinden sich aber keine Raubtiere, sondern ein großer
Vorrat an unterschiedlichen Gasflaschen, die man gleich dort für die
Beheizung der Mobilheime und Wohnwagen kaufen bzw. mieten
kann. Das wird bei den Dauerbewohnern, wie uns, dann aber über eine
Jahresumlage für Gas abgerechnet, man bezahlt also nicht jede
einzelne Gasflasche extra, sondern einen monatlichen Abschlag, wie
beim richtigen Bezug von Erdgas. Wenn bei uns eine Flasche leer ist,
bringen wir die leere in den oben genanntem Käfig und holen dort
gleich eine neue raus, die natürlich zur Abrechung vorher bei der
Platzverwaltung notiert wird. Die Heizung läuft in dieser Zeit aber
ungehindert weiter, weil wir an jedem Mobilheim 2 Gasflaschen
haben, eine große Hauptflasche und eine kleine Flasche, die in dieser
Wechselzeit den Betrieb aufrecht erhält. Nun ist Gas bekanntermaßen
gefährlich, oder kann es zumindest bei falscher Handhabung sein, hat
aber ja gegenüber Heizöl den Vorteil, das es kein Grundwasser
verseuchen kann, falls mal Undichtigkeiten entstehen. Explodieren
kann es eigentlich auch nur, wenn es bei Leckagen an den Flaschen
sich in einem geschlossenen Raum sammeln könnte. Gefahr geht
dabei eigentlich eher von leeren Flaschen aus, weil viele die nicht
mehr richtig zudrehen, weil sie glauben, die ist ja ohnehin leer, es sich
dann aber doch noch Reste drin befinden, die dann langsam
entweichen; während die neuen, vollen Flaschen immer zu sind, sonst
würde es ja zischen. Deswegen ist dieser Vorratsraum wie so ein
Raubtierkäfig, nach allen Seiten mit stabilen Drahtgittern zu, wo aber
die Luft ungehindert durchbläst, nur oben ist ein festes Dach aus
Wellplatten drüber, damit es nicht reinregnet. Gas kann sich dort so
gar nicht sammeln und explodieren. Das ging so sicherlich 30 Jahre,
nur jetzt hat ein Behördenspezialist das mitbekommen und veranlasst,
dass man eine Auflage macht, diese angeblich primitive Art der
Gasflaschenbevorratung gegen einen Neubau mit elektronischen
Gasüberwachungen und viel teurer Technik zu ersetzen. Man hat das
durchgerechnet und es würde ungefähr 150.000 Euro kosten, da es ein
massiv gemauertes Gebäude sein muss und alles nur, um die jetzt gut
aufgehobenen Gasflaschen etwas zeitgemäßer und moderner
aufzubewahren. Ein praktischer Nutzen entsteht dadurch keinem,
weder den Betreibern noch uns den Campingplatzbewohnern. Meines
Erachtens wird auch die Sicherheit dadurch um keinen Deut erhöht,
denn wo sich nichts ansammeln kann, wie jetzt, kann auch nichts in
die Luft fliegen. Der Neubau hingegen wäre nach allen Seiten zu,
würde zwar elektrisch belüftet und elektronsich überwacht, wo es
dann bei vorhandenem Gasaustritt im Raum Alarm geben würde, aber
eben weil er doch teils zu ist böte er sogar mehr die Gefahr einer
Explosion, als dieser alte Drahtkasten und kostet auch noch viel. Dann
kämen ja auch noch höhere laufende Unterhaltskosten hinzu, für den
Betrieb der elektrischen Be- und Entlüftung sowie dieser
Gasalarmelektronik. Diese ganzen Kosten müssten die Betreiber ja
dann irgendwie auf uns Bewohner umlegen, wohl durch höhere
Gaspreise. Sie können sich vorstellen, wie hier nur Seele der
Bewohner hoch kocht, gegen diese Wahnsinnsforderungen der
Verwaltungs - Aparatschiks. Es ist grässlich, in Deutschland gibt es
nichts mehr, in was sich diese Verwaltungslümmel nicht einmischen,
man könnte sich die Haare raufen. Nun gibt es da bei mir nicht mehr
viel zu raufen, aber bemerkt hier im Lande denn keiner, wie diese
ganzen Verwaltungsapparate ständig mit dem Fuß auf der Bremse
stehen, während man zugleich die Motoren auf Hochtouren laufen
lässt, um überhaupt noch halbwegs eine Funktion aufrecht zu halten?

Mein Notebook zeigte diese Tage einen neuen Fehler, der zwar nicht
sehr störend ist, aber man befürchtet ja immer, dass solche
Erscheinungen erst der Anfang von größeren Problemen sind. Am
oberen Bildrand erscheint unvermittelt oft ein weißer Streifen auf der
ganzen Bildbreite, der vielleicht einen halben Zentimeter groß ist. Im
Prinzip bleibt dieser Streifen von den Darstellungen auf dem
Bildschirm ungenutzt, man kann sagen, dass die sichtbare Bildhöhe
dadurch um diese Breite abgenommen hat, weil es dort ja nur weiß
leuchtet, anstatt Bild zu zeigen. Wenn man dann zwischen
verschiedenen Programmen hin- und herschaltet, z.B. zwischen dem
Texteditor und dem Browser, dann verschwindet er manchmal,
meistens bleibt er aber erhalten oder er färbt sich kurz von weiß in
dunkelblau, um danach von selbst gleich wieder weiß zu werden. Es
wirkt zumindest beunruhigend und so bemüht man sich, Abhilfe zu
schaffen, aber wo soll man da suchen? Ich habe schon Stunden nach
einem möglichen Grund gesucht, aber keinen gefunden. Dann hat
Kayla, die in so etwas eigentlich fixer ist als ich, ebenfalls lange
gesucht, auch ohne jeden Erfolg. Sie glaubt, dass sich eine
Grundeinstellung der Grafikkarte verstellt hat, aber bei dem Notebook
sagt man das so einfach, wie man es von einem großen Computer
gewöhnt ist, aber hierin ist eigentlich gar keine Grafikkarte. Diese
Funktionsteile sind alle mit auf einer Platte und man kann nicht sagen,
ich kaufe mir eine neue Grafikkarte und tausche die mal eben aus.
Jedenfalls hat Kayla ein Einstellungsmenü für solche Grafiksachen
gefunden und will in den nächsten Tagen einmal damit ihr Glück
versuchen. Ich hatte mal flüchtig in dem kleinen Computerladen
nachgefragt, wo ich damals schon mal leichte Reparaturen habe
machen lassen. Aber das war damals ein Anderthalb-Mann-Betrieb
und der frühere Chef hat nun den ganzen Laden an den halben Mann
von früher übergeben, also an den, der ihm früher nur halbtags
geholfen hat. Der ist aber nicht so freundlich und steht auf dem
Standpunkt, dass Kunden sich dort keine technischen Ratschläge zu
holen haben, sondern bei Problemen das Ding lieber zur Reparatur
bringen sollen. Ist klar, bei Ratschlägen könnte es ja passieren, dass
der Kunde erst gar keine Reparatur veranlassen braucht, weil er selbst
die Sache in den Griff kriegt, was ihm kein Geld bringt. So war der
sehr wortkarg und zuckte nur etwas mit den Schultern und meinte
abschließend, ich solle das Gerät eben vorbeibringen, dann würde man
schon sehen, was ihm fehlt. Aber spätestens dann kostet es ja auch
wieder Geld.

Vielleicht entsinnen Sie sich noch, beim letzten Mal schrieb ich Ihnen,
dass wir einen Besuch beim Tag der offenen Tür im Max-Planck-
Institut im Stadtteil Büsnau planten. Wir waren dort und es gestaltete
sich etwas verwirrend. Laut der Informationen, die wir hatten, sollte
zwischen 11 und 15 Uhr der Tag der offenen Tür stattfinden, also nur
4 Stunden. Wir waren ungefähr um 11.30 Uhr dort und es war alles
verschlossen. Vor großen Gittertoren standen neben uns vielleicht
noch weitere 6 Leute, die die gleiche Information hatten, also kein
wirklicher Andrang, aber immerhin waren wir nicht die einzigen
Doofen. Auf dem Gelände war auch weit und breit kein Mensch zu
sehen, es gab keinen, den man hätte fragen können. Kayla meinte
gleich, dass wir nicht länger als 10 Minuten warten sollten, sondern
dann lieber gleich um den Katzenbach-See wandern gehen, den ich ihr
ja als so schön geschildert hatte. Kurz bevor wir in Richtung
Katzenbach-See fahren wollten, kam ein Herr daher, der das Haupt-
Eingangs-Gittertor aufschloss und in das Institut ging, ohne aber die
Wartenden einzulassen. Den fragte ich dann. Der sagte, es handle sich
dabei nicht um einen Tag der offenen Tür, sondern um eine gezielte
Führung geladener Gäste und das beginne erst um 14 Uhr. Ich
erläuterte dem, welche Informationen mir jedoch vorlägen. Er sagte
dann recht unfreundlich, dass er keine Zeit habe, sich mit uns zu
unterhalten und genaueres wisse er dazu nicht, er habe damit nichts zu
tun. Um 14 Uhr wären andere Mitarbeiter anwesend, die darüber
vielleicht Auskunft geben könnten. So sind wir dann tatsächlich zum
wenig entfernten Katzenbach-See abgedreht und haben uns gedacht,
erst den See zu umwandern und danach noch einmal zum Institut zu
gehen, also umgekehrt, wie wir es eigentlich vor hatten. Lange war ich
nicht mehr dort und Kayla noch nie, es ist schön, jedoch hat sich viel
verändert, eher zum Nachteil gegenüber früher. Der Katzenbach-See
hat eine völlig eigene Stimmung, für die man eine Antenne haben
muss, es ist nicht so, dass man dort vorbei kommt und auf Anhieb
begeistert ist. Der See strahlt eine Ruhe aus einer fremden Welt aus.
Man vergisst jede Hektik und die Uhr wird unwichtig. Trotz
unwichtiger Uhr, fiel uns später ein, dass wir ja noch zurück zum
Institut mussten. Da waren es schon 13.50 Uhr und wir sollten ja um
14 Uhr am Institut sein. Das war nicht mehr zu schaffen, denn an der
Stelle, an der uns das einfiel, waren wir von unserem Auto sicher noch
1 km entfernt und mit dem Auto waren es dann nochmals ungefähr 3
km bis zum Institut. Mit etwas Zügigkeit schafften wir es dann, gegen
14.10 Uhr am Institut zu sein. Nun standen ungefähr 15 Leute vor der
Tür und wieder war weit und breit niemand auf dem Gelände zu
sehen. Die meisten waren ziemlich aufgebracht und hielten das Ganze
für eine groß angelegte Verarsche. Kayla schlug vor, anstatt hier
Wurzeln zu schlagen, sollten wir lieber nach Hause fahren. Das haben
wir dann auch getan. Wie ich später erfuhr, sei aus irgendwelchen
Gründen ein falscher Termin veröffentlicht worden und dieser Tag der
offenen Tür findet erst in 2 Monaten statt. Mal sehen, wenn wir Zeit
haben und uns dann noch trauen, vielleicht nehmen wir dann einen
erneuten Anlauf.

Manch einem scheint die Hitze der letzten Tage doch sehr zu Kopf
gestiegen zu sein. Sah ich doch eben vorne an der Zufahrtsstraße einen
Jogger vor Schweiß triefend verbissen vorbeilaufen und der war bei
seiner Lauferei alle paar Sekunden lauthals am Schreien, wie einer,
dem man kräftigen Schmerz zufügt. Ich weiß nicht, ob solch ein Sport
dann noch gesund sein soll?


Für heute soll es denn genügen,
mit den besten Grüßen von Kayla und mir aus einem brütendheißen
Stuttgart, Ihr

Egbert Lappenkeuler