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Lappenkeuler - Email / Brief „In Sachen Auto" vom 05.08.2010
Schöne, sich langsam fortbewegende Grüße!
Nach meinem Vorbericht von vor ein paar Wochen ahnen Sie sicher schon, was für ein Thema heute die beherrschende Rolle spielen wird. Unser Auto! Ich hatte Ihnen ja geschrieben, wie es unserem schönen Opel - Corsa ergangen war, als Kayla früh morgens nach Pforzeim zu einem Gelegenheitsjob in einer Bäckerei fuhr. Schon wenige Tage nach meinem letzten Schreiben folgte dann die bereits befürchtete Hiobs - Botschaft und damit das Aus für unseren treuen Corsa. Ein Sachverständiger hat sich den Wagen in der Werkstatt des Pforzheimer Autohauses genau angesehen. Mit einem absolut niederschmetterndem Ergebnis. Nicht nur die bereits bekannten Mängel, die ich Ihnen letztes mal schrieb taten sich auf, der mit Abstand größte Mangel war, dass die gesamte Karosserie verzogen war. Der Sachverständige zeigte uns, dass man diesen Mangel sogar als versierter Laie schon ohne genaues Vermessen der Karosserie erkennen konnte. Im Dachbereich war, bei genauer Betrachtung, ein leichter, etwas schräger Knick zu erkennen, dem eine seichte Eindellung folgte, obwohl bei dem Vorfall ja gar nichts das Dach berührt hat. Diese Sachen waren aber so gering, dass sie mich persönlich vom Aussehen her überhaupt nicht gestört hätten. Allerdings ist das keine Frage des Aussehens, sondern eine der entschwundenen Stabilität der Karosserie. Er meinte, diese leichten Verformungen in dem Bereich sind ein eindeutiges Zeichen dafür, dass der Wagen verzogen ist. Ich muss zugeben, als blutiger Laie habe ich zuvor weder diesen Knick noch die leichte Dellung gesehen, weil es so gering war, dass es beim normalen Anschauen des Wagens überhaupt nicht auffiel. Wäre der Wagen wieder so zusammengeflickt worden, hätte ich das vielleicht irgendwann per Zufall beim Autoputzen entdeckt, aber so auf Anhieb nicht, weil es dafür zu unscheinbar war. Trotzdem wurde zur Sicherheit der Wagen noch vermessen, was diese Sache eindeutig belegte. Auf der Beifahrerseite war sogar das untere Türscharnier an der Karosserieseite etwas ausgerissen. Der Sachverständige ermittelte die Gesamtreparaturkosten, die auf uns zukämen, falls wir den Corsa doch in der Fachwerkstatt wieder herrichten lassen würden. Darin enthalten wäre die Richtung der Karosserie und die Erneuerung und Einstellung aller anderen defekten Teile, die ich in meiner Email von vor einigen Wochen bereits aufzählte. Er kam in der Gesamtsumme auf einen Schwindel erregenden Betrag von 7.400 Euro. Und das bei einem anschließendem Zeitwert von etwa 3.000 Euro. Ich denke, da ist alles klar. So endete die Ära Corsa für uns mit trauriger Gewissheit. So im Rückblick kann man sagen, was man will, der Corsa ist sicher ein unscheinbares Auto und zählt nicht gerade zu den Traumautos im Allgemeinen, aber wir sind immer sehr gerne und gut damit gefahren. Für unsere Bedürfnisse war der wie maßgenschneidert und sehr gut. Als wäre sein Verlust nicht schon schlimm genug, gab es ab diesem Zeitpunkt zusätzlich diverse Mißstimmungen mit dem Pforzheimer Autohaus, wo der Corsa zu dem Zeitpunkt ja noch stand. Die hatten sich insgeheim schon Hoffnungen darauf gemacht, dass wir bei denen einen neuen oder zumindest einen gebrauchten Wagen kaufen würden. Das hatten wir jedoch nicht vor, weil es mir einfach zu lästig ist, jedes mal, wenn man was am Wagen hat, dafür nach Pforzheim fahren zu müssen. Ausserdem befand sich in deren Gebrauchtwagenpool nichts, was uns wirklich zusagte und ein Neuwagen wäre für uns wegen der Kosten ohnehin niemals in Frage gekommen und so verrückt, für ein Auto Schulden zu machen, sind wir nicht. Bei den Gebrauchten von diesem Autohaus war entweder der verlangte Preis zu hoch oder das Fahrzeug selbst sagte uns nicht zu, meistens sogar beides. Dazu hatte ich Ihnen ja vor Wochen schon einiges geschrieben. Der Serviceleiter des Autohauses meinte, dass sie dann unseren alten Corsa dem Schrotthändler übergeben würden, was mir aber nicht gefiel, weil es sind doch immerhin noch gut verwertbare, teure Teile drin, wie der Turbo - Dieselmotor, der ja noch wie neu lief, aber auch andere Sachen, die nicht beschädigt waren. Das habe ich dem auch so gesagt, da wurde der aber gleich sehr ungehalten und meinte, dass diese Sachen keinen Wert mehr hätten, weil man sie zu nichts mehr gebrauchen könne. Das käme alles in die Schrottpresse, dann gäbs mit viel Glück noch 50 Euro für den Metallschrott und das wars dann gewesen. Wissen Sie, vielleicht bin ich dafür zu altmodisch, aber diese Wegwerfkultur werde ich niemals im Leben verinnerlichen und ich kann das nicht ausstehen. So verbot ich dem Autohaus, unseren alten Corsa zu verschrotten, da er ja nach wie vor unser Eigentum war. Nur wenige Tage später flatterte uns per Post eine saftige Rechnung von denen ins Haus. Da verlangten die 1.100 Euro Standgebühr für einen Zeitraum von rund 7 Wochen, die der Corsa bei denen auf dem Gelände gestanden hatte. Also ein teurer Parkplatz, wenn man so will. Weiterhin wurden wir aufgefordert, den Wagen innerhalb einer Woche abzuholen oder sie könnten uns den auch für eine Gebühr von weiteren 280 Euro bringen. Ich kann Ihnen sagen, in dem Moment war ich auf 180, wie man so sagt, und das ohne jedes Auto. Die Affenärsche hätten ja vorher sagen können, dass sie eine Standgebühr verlangen, dann hätte ich sofort irgend was veranlasst, dass der Wagen zu uns geliefert wird, denn rumstehen kann der hier bei uns umsonst. Dafür brauche ich kein Geld auszugeben. Ich habe dann mit dem Leiter der Werkstatt telefoniert und der sagte ganz unverholen dreist, dass all diese Kosten komplett weg fallen würden, wenn wir bei ihnen einen Gebrauchtwagen im Mindestwert von 5.000 Euro kaufen würden und da wir ja jetzt ohnehin einen neuen Wagen bräuchten, wäre das doch sinnvoll. Aber damit nicht genug. Weitere 2 Tage später traf eine Rechnung des Sachverständigen ein, der für seine Dienste 945 Euro haben will. Da wird man noch doppelt und dreifach bestraft dafür, dass solche Arschlöcher wie die Kanaldeckelklauer einem den Wagen kaputt machen. In dem Moment war ich so in Fahrt, wenn einer der Kanaldeckeltypen hier aufgetaucht wäre, ich glaube ich hätte dem primitiven Arschloch ohne lange zu überlegen eine Axt in den blöden Schädel getrieben oder ihn in der alten Fabrik in so einen alten Schacht geworfen, der mehrere 100 Meter tief ist. Ich habe das alles auch dem Rentner erzählt und der meinte, dass ich mal mit seinem Anwalt sprechen soll, der wäre sehr gut und auch nicht teuer. Bei den drohenden hohen Kosten konnte sich das durchaus lohnen. So sind wir mit dem Mercedes des Rentners nach Karlsruhe zu dessen Anwalt gefahren und haben mit dem diese Geschichte mal beredet. Der meinte, dass wir vor allem zuerst mit der Versicherung mal Tacheles reden sollten, denn nach dem er unseren Versicherungsvertrag mal durchgelesen hat, meinte er, könnten die das nicht einfach als Vandalismusschaden abtun. Nach seiner Meinung läge ein Vandalismusschaden dann vor, wenn die Arschlöcher unser Auto direkt beschädigt hätten, aber nicht so, wie das hier gelaufen ist. Der Vandalismusschaden wäre bestenfalls der fehlende Kanaldeckel, aber nicht der daraus resultierende Totalschaden an unserem Auto. Das heisst, die Stadt Pforzheim könnte die Täter als Vandalen verklagen und den Schaden an unserem Auto, den müsste unsere Autoversicherung begleichen, die sich das Geld dann wieder bei den Vandalen oder eventuell sogar bei der Stadt Pforzheim wieder holen könne, jedenfalls theoretisch. Weiterhin befand der Rechtsanwalt, dass das Autohaus zuvor über die anfallenden Abstellgebühren hätte informieren müssen. Es sei zwar durchaus üblich, dass Abstellgebühren verlangt würden, über deren Höhe gibt es auch stark unterschiedliche Auffassungen, die können durchaus zwischen 1 Euro pro Tag und 35 Euro pro Tag schwanken, aber das Autohaus dürfe nicht im Nachhinein kommen und sagen: ätsch, wir verlangen das jetzt in dieser enormen Höhe, ohne vorher jemals darüber informiert zu haben. Das ist ja genau meine Auffassung gewesen. Der Rechtsanwalt war bereit, für 150 Euro Honorar sowohl meiner Versicherung, als wie auch dem Autohaus einen Brief mit entsprechenden Darlegungen zu schreiben. Das hat er dann auch gemacht und wir waren zunächst schon wieder um 150 Euro ärmer. Aber der Einsatz dieser 150 Euro hat sich gelohnt. Womit ich am wenigsten gerechnet hätte, die Versicherung hat als erste geantwortet und von sich aus einen Vergleich angeboten, der so aussieht, dass sie uns zwar keinesfalls die Reparaturkosten zahlen will, die ja mit 7.400 Euro auch weit den eigentlichen Zeitwert des Wagens übersteigen, aber man bot uns 2.500 Euro an, mit dem Hinweis, dass dies eine Kulanzregelung sei, da wir schließlich gute alte Kunden wären und dass sie damit nicht anerkennen würden, dass sie für diesen Schaden wirklich aufkommen müssten. Der Rechtsanwalt meinte, wir sollten dieses Angebot annehmen, denn wenn wir es auf einen Prozess ankommen ließen, stünden unsere Chancen zwar relativ gut, den zu gewinnen, aber dann bekämen wir im besten Fall auch nur den Zeitwert und der lag bekanntlich bei 3.000 Euro, also gerade mal 500 Euro mehr, als so. Dafür spart man sich so viel Hektik, Lauferei und vor allem viel Zeit, denn ehe so ein Prozess wirklich mal verhandelt würde, da könnten durchaus bis zu 2 Jahre vergehen und es bleibt auch ein Restrisiko, dass der Richter sich doch der Auffassung der Versicherung anschließen würde und wir verlieren, dann hättten wir sämtliche Prozesskosten auch noch am Hals. Also wurden wir mit der Versicherung schnell einig und bekamen die 2.500 Euro binnen weniger als einer Woche überwiesen. Das Autohaus in Pforzheim stellte sich tot und reagierte erst mal gar nicht. Daraufhin hat der Anwalt dort zusätzlich noch mal angerufen und dann kamen die langsam in die Gänge. Plötzlich eine seichte Kehrtwende, wir erhielten von denen ein Schreiben, dass man auf Grund eines Versäumnisses eines Mitarbeiters, der uns auf die Abstellkosten hätte hinweisen müssen, vorschlägt, die Abstellkosten auf 180 Euro zu reduzieren und uns den Wagen für 300 Euro Transportkosten nach Hause zu bringen. Also Gesamtkosten 480 Euro. Auch hier meinte der Rechtsanwalt, dass wir dieses Angebot annehmen sollten. Jetzt kam noch der Punkt der Sachverständigenkosten. Der Anwalt meinte, dass die Versicherung theoretisch diese Kosten zum größten Teil auch noch übernehmen müsste, wenn wir selbst nicht einen groben Fehler begangen hätten. Wir hätten das mit Anwalt und Versicherung zuerst klären sollen und dann hätte die Versicherung von sich aus einen Gutachter geschickt und den auch bezahlt. So aber wurde der Gutachter über das Autohaus angefordert, wofür wir auch unterschreiben mussten und somit ist die rechtliche Lage die, dass wir selbst den Vertrag mit dem Gutachter geschlossen haben, ohne die Versicherung zu beteiligen und somit diese Kosten leider auch an unser eigenes Bein binden müssen. Es ist und bleibt ärgerlich, aber immerhin kann man so rechnen, wir haben 2.500 Euro erhalten - besser als nichts, davon müssen wir dann 945 Euro für den Gutachter, 480 Euro für das Autohaus und 150 Euro für den Rechtsanwalt abziehen, verbleiben 925 Euro auf der Habenseite und ein schrottreifer Opel - Corsa im Garten hinter dem Haus. Obwohl wenn man den so da stehen sah, wirkte er von weitem gar nicht mal sonderlich kaputt. Der Rentner hatte den auch gesehen und meinte, da müsse es doch eine Möglichkeit geben, einen versierten Autobastler aufzutreiben, der den mit billigen Teilen vom Schrottplatz für kleines Geld wieder hin bekommt. Dadurch angespornt habe ich mich mal bei einigen sehr kleinen Autowerkstätten in der Umgebung umgehört. Da der Corsa ja nicht fahrbereit war, konnte ich den nicht zu denen in die Werkstatt fahren, um eine Beurteilung von billigen Reparaturmöglichkeiten vorzunehmen. 2 von denen haben sich dann nach Absprache tatsächlich die Mühe gemacht und sind hierher gekommen, um das aus ihrer Sicht auszuloten. Das Ergebnis war aber so ernüchternd, dass ich auf weitere Versuche in dieser Richtung verzichtet habe. Der erste Mechaniker, der Inhaber einer winzigen Einmann - Autowerkstatt in Bretten ist, prüfte den Wagen sehr lange und machte sich wirklich enorme Mühe. Dann kalkulierte er auf einem großen Papierbogen seinen ganzen Aufwand zusammen und kam zu dem Ergebnis, dass er dafür einen Arbeitslohn von insgesamt 3.500 Euro ansetzen müsste, billiger keinesfalls. Wenn man vorwiegend Teile vom Schrottplatz verwendet, kämen für die nötigen Ersatzteile weitere 1.000 Euro hinzu. Das ist so viel, weil man generell keine Bremsteile vom Schrott verwenden sollte und diese Teile als vollwertiges Neuersatzteil kaufen müsste, was alleine schon gut die Hälfte der Teilerechnung ausmacht. Die restlichen Teile kämen dann vom Schrottplatz. Also Gesamtkosten rund 4.500 Euro, eindeutig zu viel. Der zweite Autofritze, der eine ähnlich winzige Werkstadt am Stadtrand von Karlsruhe betreibt, machte gleich einen ernüchternden Blick, sah sich unseren Corsa kurz aber genau an, rechnete gar nichts vor und sagte, dass er für die Herrichtung einschließlich aller Teile knapp 5.000 Euro verlangen würde. Als wir dann abwinkten, meinte er noch im Weggehen, dass er aber vielleicht Interesse an dem Motor hätte, sofern wir den Wagen verschrotten lassen würden. Er bot uns nur für den Motor alleine, den er vorher mal hatte laufen lassen, um auszuschließen, dass daran noch versteckte Mängel lauern, immerhin 700 Euro. Mit etwas Verhandlungsgeschick gelang es mir schließlich, ihm für 1.000 Euro den ganzen Wagen mit Motor schmackhaft zu machen. Er hat den dann noch am gleichen Tag abgeholt. Damit sind wir unseren lieben Corsa los und haben noch wenigstens einen nennenswerten Preis dafür erlangt. Es hätte sicher nichts gebracht, noch auf ein besseres Ergebnis zu warten und wenn der Corsa in defektem Zustand hier bei uns jahrelang rumgestanden hätte, das wäre auch zwecklos und man sieht sich dann an so einem nicht nutzbaren Wrack leid. So kam eine Bestandsaufnahme der Gesamtkosten dieses Vorfalls, die man eigentlich so nur schwer zusammen fassen kann. Wenn man dazu den Zeitwert des Corsa ansetzt, verkörperte er vor dem Kanaldeckelunfall einen Wert von 3.000 Euro, die so gesehen durch diesen Anschlag vernichtet wurden. Demgegenüber stehen Einnahmen in Höhe von 2.500 Euro von der Versicherung, von denen aber nur 925 Euro verbleiben, wegen dem Abzug der Unkosten von Gutachter, Autohaus und Rechtsanwalt, dazu gesellen sich die 1.000 Euro für den Rest - Corsa, somit standen 1.925 Euro auf der Habenseite. Es verbleiben also 1.075 Euro Verlust oder besser gesagt Schaden, die uns keiner ersetzt. Würde man die ganzen Unannehmlichkeiten und die Lauferei noch berechnen, wäre der Schaden wesentlich größer, aber das kann man bekanntlich nicht. Natürlich hatten wir damals Anzeige gegen Unbekannt erstattet, gegen die Kanaldeckeldiebe, die man aber wohl nie fangen wird. Aber Sie wissen ja wie das ist. Für 1.925 Euro kriegt man keinen brauchbaren Gebrauchtwagen. Sicher man kriegt dafür irgend etwas, was vielleicht 3 Tage fährt, aber in aller Regel wird man in solche billigen Gebrauchtwagen so viel an Reparaturen rein stecken müssen, dass man da auch den Corsa hätte reparieren können. Selbst für den Zeitwert von 3.000 Euro ist kein auch nur annähernd gleichwertiges Auto wirklich zu bekommen. So musste erst mal die Frage näher geklärt werden, wieviel wir denn wirklich für ein „neues" Auto ausgeben wollen. Langer Rede kurzer Sinn, wir legten uns nach mindestens 2 Tagen Beratung und Grübeln auf etwa 4.000 Euro fest. Kayla meinte anfangs, dass wir lieber bei maximal 3.500 Euro die Grenze ziehen sollten, damit wir insgesamt bei der Angelegenheit nicht zu viel drauf zahlen müssen. Sie befand, dass wir dann eben lieber einen etwas größeren Gebrauchtwagen kaufen sollen, bei denen man in der Preisklasse wirklich schon ein reichhaltiges Angebot vorfindet. Während ich sogar zeitweise meinte, dass wir dann gleich die Chance nutzen sollten und rund 5.000 Euro in ein neues Gefährt stecken sollten, in der Hoffnung, dafür etwas besseres und im Unterhalt billigeres zu erhalten. Solch eine Diskussion will geführt sein und am Ende einigten wir uns auf ungefähr 4.000 Euro an Kaufbudget. Natürlich war das kein absoluter Festpreis, wenn man ein passendes Auto für 3.000 Euro fände, wäre uns das natürlich lieber, aber wenn ein besonders gutes für 4.500 Euro aufgetaucht wäre, hätte auch das in Frage kommen können. Ich hatte Ihnen bereits ausführlich erläutert, was eigentlich für uns an Auto in die engere Wahl kommen sollte. Doch es kam ganz und gar anders.
In einer regionalen Wochenzeitung hatte ein Autohändler aus Karlsruhe eine ganzseitige Verkaufsanzeige, die mit rund 50 winzigen Autofotos gespickt war, mit der Überschrift, ständig über 300 preiswerte und gute Gebrauchte auf Lager. Das Interessante daran war vor allem die riesige Auswahl. Man geht davon aus, dass unter 300 Gebrauchtwagen eher ein passendes Gefährt dabei ist, als bei einem Händler, der gerade mal 5 Stück da stehen hat. So sind wir da hin gefahren. Sehr am Stadtrand gelegen, eigentlich schon ziemlich außerhalb in einem abgesetzten Gewerbegebiet, war auf einem ehemaligen Fabrikgelände eine längliche Halle, die zum Autohaus umfunktioniert worden war sowie auf sehr großen asphaltierten Grundstücksbereichen daneben und vor allem dahinter eine unüberschaubare Flut an Gebrauchtwagen geparkt. Auf den ersten Blick war da wirklich alles drunter, was man sich vorstellen kann. Autos in einem Altersbereich von einem halben Jahr, also praktisch noch Neuwagen, bis hin zu richtig alten Schätzchen aus den 60er Jahren, die schon fast 50 Jahre auf dem Buckel hatten. Anteilsmässig überwogen die Fahrzeuge im Altersbereich zwischen 4 und 10 Jahre, wobei besonders viele Jahreswagen darunter waren. Wir gingen in die Halle, wo vorne groß „Eingang" dran stand. Ein etwas schlacksiger Mann, vielleicht um die 40 Jahre, empfing uns und meinte, wir könnten in aller Ruhe alle Fahrzeuge ansehen und bei Fragen stünde er gerne zur Verfügung oder ob wir ganz gezielt etwas spezielles suchen würden? Zugleich entschuldigte er sich dafür, dass derzeit die Fahrzeuge ziemlich durcheinander stehen würden. Normalerweise stünden die nach Marken sortiert, aber weil die Maler die Geschäftsräume innen und außen neu anstreichen, habe man die Fahrzeuge fast alle draußen auf den weiter entfernten Abstellplätzen untergebracht, damit die keine Farbspritzer abbekommen. Solche Halden von Gebrauchtwagen habe ich schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen. Der Begriff Halden ist hier wirklich angebracht. Ich bin überzeugt davon, dass wenn man die nachgezählt hätte, wären es sogar weitaus mehr als 300 Stück gewesen, obwohl 300 Stück auf einem Haufen ja schon sehr viel ist. Kayla meinte, da wir mit dem Corsa doch eigentlich recht zufrieden waren, schauen wir erst mal, welche Corsas mit Turbodieselmotor er da stehen hat. Bei aller Menge, wenn man die ganz alten Corsas der ersten Bauserie ausklammert, die ja heute schon etwa 20 bis 30 Jahre alt wären, gab es von den etwas neueren, so wie wir ihn hatten, nur 4 Stück, davon einer mit Erdgasantrieb und einer mit Propangasantrieb, also diesem LPG - Gas. Diese Gaswagen waren beide sehr teuer, weil die momentan sehr gefragt sind, da die Kraftstoffkosten hier ungefähr bei der Hälfte der Benzinkosten liegen. Der dritte war ein Diesel, aber mit 7.500 Euro viel zu teuer für uns. Der vierte ein Benziner, sogar in der Ausführung mit 100 PS, aber die Sitze darin sahen schon aus, als ob täglich Horden von Leuten damit gefahren worden wären, richtig total zerschlissen. Also ich habe noch nie an einem Auto so zerschlissene Sitze mit aufgeplatzten Stoffbahnen, herausquellenden Fuseln, abgescheuerten Rändern und schwarz geschwitzten Sitzflächen gesehen. Der Wagen war mit 3.200 Euro zwar in unserem Bereich, aber dann die Laufleistung von 275.000 km und das für einen Benziner, das wollten wir nicht. So suchten wir nach VW - Polo, VW - Golf, Opel - Astra, Ford - Fiesta und ähnlichem Zeug. Das Angebot daran konnte sich durchaus sehen lassen, aber für uns trotzdem nichts Passendes dabei. Es offenbarte sich auch hier, das neulich schon angesprochene Problem. Günstige Wagen ja, aber dann immer nur mit dem schwächsten Benzinmotor, hier gab es zwar auch etliche gut motorisierte Dieselvarianten, aber die waren überteuert oder zu sehr verschlissen. Kayla meinte alsbald entnervt, dass man sich vielleicht doch besser stünde, wenn man in die nächst höhere Wagenklasse, also diese sogenannte Mittelklasse wechselt, wo man Wagen wie z.B. VW - Passat, Ford - Mondeo, Opel -Vectra, Mercedes - C - Klasse und ähnliches findet. Von Fahrzeugen in dieser Wagenklasse fand man auf den Abstellplätzen schier unüberschaubare Mengen. Alleine über 40 VW - Passat habe ich zählen können, wobei ich nach dem Durchzählen der gut sichtbaren Reihen aufgehört habe, weil ich keine Lust mehr hatte, noch weiter hinten stehende Exemplare mühsam zum Mitzählen heraus zu suchen. Ähnlich erging es mit den Opel - Vectra - Modellen, wenn auch etwas weniger, aber es waren auch davon locker 30 Stück da. Aber den absoluten Vogel, sowohl in der Menge, als wie auch im günstigen Preis, schoß das Modell Ford - Mondeo ab. Davon waren fast doppelt so viele zu finden, wie vom VW - Passat. Vermutlich weil die davon so extrem viele hatten, waren die Preise dafür wirklich erstaunlich niedrig. Ein Ford - Mondeo - Turnier, das ist der Kombi davon, Erstzulassung 2002 mit 115 PS Turbodieselmotor, sogar mit Klimaanlage und Schiebedach war beispielsweise für 3.200 Euro ausgeschildert und das mit einer Laufleistung von 94.000 km, sofern der Tacho nicht manipuliert wurde. Der schlacksige Verkäufer hatte mitbekommen, dass der Ford - Mondeo mir zu diesem Preis wohl interessant erschien. So eilte er herbei und bot gleich eine Probefahrt an und wies schon freundlich aber doch sehr auffällig darauf hin, dass er selbst bei diesem günstigen Preis noch etwas machen könne, wobei er schon Andeutungen machte, dass wir den Wagen für 2.900 Euro Endpreis haben könnten. Das unterbot ja sogar unser selbst gesetztes Budget. So machten wir eine Probefahrt. Einerseits war ich von dem großen, gemütlichen Wagen beeindruckt, weil wir ja eigentlich immer nur kleine Autos gefahren sind, aber andererseits hätte ich für 115 PS deutlich mehr Spritzigkeit erwartet. Ich würde sagen, wenn man mal von der höheren Endgeschwindigkeit absieht, war er in Sachen Beschleunigung sogar lahmer, als unser verblichener Corsa und der hatte nur 75 PS. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass man in dem großen Wagen die Beschleunigung gar nicht so merkt. Jedenfalls mir kam er recht lahm vor. Zurück von der Probefahrt sagte ich das auch so dem Verkäufer. Der zuckte mit den Schultern und meinte, ja das sei nicht gerade eine Rakete, das wäre bei dem Modell normal. Da wäre ich mit dem direkten Nachfolgemodell des Mondeo, der ungefähr 1 - 2 Jahre jünger ist und auf dem Papier etwa 20 PS mehr hat, deutlich besser bedient, weil der dann richt gut durchziehen würde. Er meinte, auf dem Papier hat der Nachfolger zwar nur 20 PS mehr, aber vom Fahren her meint man, der hätte mindestens 50 PS mehr. Von diesem neueren Mondeo hätten sie auch etliche da. Die wollte er uns zeigen, aber die waren dann auch alle gleich deutlich teurer. Hinzu kam, dass Kayla sowohl der alte als wie auch der neue Mondeo aus nicht näher erklärbaren Gründen überhaupt nicht gefalle. Sie befand das Auto für hässlich. Nun, langer Rede kurzer Sinn, wir haben dort mindestens 3 Stunden auf dem Gelände zugebracht, es war durchaus einiges Interessantes darunter, aber entscheiden konnten wir uns nicht. Von einigen Wagen hatten wir uns Notizen gemacht, um uns das zu Hause noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen. Sehr günstig waren auch eingie Mittelklasse - Kombifahrzeuge von Renault, Peugeot und Citroen darunter. Noch günstiger welche von Fiat sowie etliche Japaner, die im Preis zwischen den Fiat und den französischen Wagen lagen. Während die französischen Wagen durchaus noch eine Überlegung wert gewesen wären, konnten die Japaner mich nicht wirklich begeistern, Kayla will sowieso kurioserweise nichts Asiatisches, obwohl sie ja selbst aus dem asiatischen Umfeld stammt, vielleicht gerade deshalb. Über Fiat brauchen wir ohnehin kein Wort zu verlieren, kommt für uns nicht in Frage, ebensowenig Marken aus dem koreanischen, rumänischen oder russischen Bereich. In den darauf folgenden Tagen haben wir im Umkreis von vielleicht 30 km noch etliche Autohändler besucht. Nach dem wir bei einem Händler, der ebenfalls in Karlsruhe ansässig ist, fast alle Fahrzeuge durch gesehen hatten, sagte der Verkäufer mehr aus Jux, wenn das ihnen alles nicht zusagt, hätte ich noch was ganz Besonderes für sie. Er zeigte in die hintere Ecke gleich neben einer Hecke, die das Grundstück hinter dem Autohaus begrenzte. Dort standen ein paar etwas ältere Fahrzeuge, die den Anschein erweckten, dass sie eigentlich nicht mehr wirklich für den Verkauf gedacht waren. Darunter ein so genannter VW 181 - Kübelwagen. Ich weiss nicht, ob Ihnen das etwas sagt, ob Sie wissen, was das für ein Fahrzeug ist? Das ist im Prinzip vereinfacht gesagt ein Geländewagen auf Käfer - Basis. Der Ursprungs - Kübelwagen wurde wohl bereits vor dem zweiten Weltkrieg entwickelt und VW hat dieses Konzept in den sechziger Jahren neu aufgegriffen und modernisiert, verbessert und dann neu aufgelegt. Diese neueren Kübelwagen hiessen dann VW 181 und hatten ein zwar kantiges, aber im Vergleich zu der ursprünglichen Ausführung gefälligeres Aussehen, welches sich mit einer neuen Lackierung auch so ziemlich den militärischen Look oder den Look des Försterautos nehmen lässt. Der dort stehende VW 181 war schon auf 2 unterschiedliche Beigetöne lackiert, die angesetzten Kotflügel dunkelbeige und die eigentliche Karosserie hellbeige, das hochklappbare Textil - Gewebeverdeck war hingegen dunkel - natooliv - grün. Man könnte von einem Safari - Look sprechen. Also der Wagen ist sowohl als Cabrio wie auch als normales Auto nutzbar. Im Gegensatz zu heutigen modernen Geländewagen hat er aber noch keinen Allradantrieb, sondern nur Heckantrieb. Da der schwere Motor ja auch, wie beim Käfer, hinten ist, wirkt sich das in schwerem Gelände durchaus positiv aus und der Antrieb bleibt erhalten, wo er bei manch anderem Fahrzeug mit normalem Heckantrieb und schwerem Motor vorne schon verloren geht. Wie gesagt, zuerst war das nur als Scherz gedacht, aber Kayla sprang als erste sofort auf diesen ja durchaus etwas seltsamen, schräg - kantigen Wagen an. In jedem Fall ein Auto, was nicht jeder hat. Der Verkäufer erkannte unsere Sympathie für den Wagen sofort und bot eine Probefahrt an. Der alte Knochen sprang sofort an und fuhr wirklich ganz gut, sofern man es nicht eilig hat. Eigentlich wollten wir ja jetzt einen etwas kräftiger motorisierten Wagen, hier das war das Gegenteil davon. Mit nur 48 PS in dem nicht ganz leichten Wannenkarosseriegebilde darf man da keine rasanten Wunder erwarten. Aber bei Geschwindigkeiten bis ungefähr 80 km/h kann man durchaus gut im normalen Alltagsverkehr mit schwimmen. Oberhalb von 80 km/h wird es dann zunehmend zäh und zwischen 125 und 130 km/h ist dann das Ende der Fahnenstange erreicht. Im Brief sind sogar nur 115 km/h als Höchstgeschwindigkeit angegeben. Aber so ein Auto ist auch nicht zum Rasen gedacht. Ab 90 km/h wird es lärmmmässig sowieso ungemütlich, es rauscht der Wind, es dröhnt, klappert und knistert, so dass man vom eingebauten Uralt - Blaupunkt - Autoradio gar nichts mehr hört. Das Radio natürlich noch ohne Stereo, ohne Cassette, ohne CD und man vermisst das alles auch nicht wirklich. Der Wagen stammt vom Baujahr 1976 und zeigte trotzdem keinen Rost. Der Verkäufer meinte, der Wagen sei vor 10 Jahren mal von einem Fachmann völlig aufgearbeitet worden, daher der gute Zustand. Das Schöne daran ist, man kann sogar als Laie die meisten Sachen selbst machen und selbst eine Umlackierung kann man hier mit der Farbrolle und Pinsel selbst machen, weil es eben nicht auf eine chromglänzende Show - Optik ankommt. Aus Neugierde fragte ich dann, wass der kosten soll. Der Verkäufer wand sich ein wenig und meinte dann 3.200 Euro müsse er dafür haben. Kayla sprang dann direkt ein und meinte, dass man für 3.200 Euro ja schon ein richtig bequemes Auto mit über 100 PS bekommen würde. So begann eine teils etwas kindische Diskussion, die aber immer wieder ins sachliche zurück fand. Es ist klar, dass man so ein Spezialfahrzeug nicht mit einem normalen Auto vergleichen kann und somit auch nicht im Preis einen Vergleich mit irgendwelchen Alltagslimousinen anstrengen sollte. Aber die Preisdiskussion war angeworfen und als wir den Platz ohne zu kaufen verlassen wollten, gab sich der Verkäufen noch einen Stoß und sagte, dass er ihn uns für 2.900 Euro lassen würde und zugleich noch ohne Aufpreis die Anmeldung sowie eine komplett neue 2- Jahres - TÜV -Abnahme übernehmen würde. Das war doch ein Wort! Also wurde eine weitere, jetzt ausgiebige Probefahrt gemacht. Natürlich hat der Wagen in gewisser Hinsicht auch die früher käfertypischen Nachteile, wie wenig Koffer- und Laderaum, kein Diesel, unter bestimmten Bedingungen vorne zu leicht, wodurch die Lenkungswirkung bei Bergauffahrten (besonders im Regen) nachlässt usw. Aber das Ding fährt gut, ist mal etwas völlig anderes, war billig zu haben, gut erhalten, kein Rost, läuft einwandfrei, wie jetzt im Sommer auch als vollwertiges Cabriolet mit viel Frischluft zu verwenden. Kurzum, wir haben den ungewöhnlichen „Karren" gekauft. Was vielleicht eigentlich ein Nachteil ist, was man aber durchaus positiv sehen kann, es ist ein absolutes Anti - Stress - Auto, weil man weiss von vorne herein, dass die Fahrleistungen eher bescheiden sind, weshalb es sich erst gar nicht lohnt, mit anderen Autofahrern irgendwie in einen Wettbewerb zu treten oder auch nur annhähernd genau so schnell sein zu wollen. Man fährt gemütlich damit und kommt auch so an sein Ziel. Im Winter wird es wohl etwas zugig, weil die Heizung den Innenraum unter dem Planenverdeck nur dürftig angewärmt kriegen wird. Wie sich inzwischen heraus stellte, gibt es einen weiteren Pluspunkt, denn als er vor rund 10 Jahren mal total überholt wurde, erhielt er einen neuwertigen Austauschmotor und ist mit diesem seither erst 56.000 km gefahren, was für den robusten Käfermotor sicher keine nennenswerte Laufleistung ist. Inzwischen fahren wir ihn ja schon einige Zeit, es ist zwar kein Diesel und der Verbrauch liegt mit etwa 8,5 Litern bei normaler Fahrweise nicht in dem Bereich, den man heute als sehr günstig bezeichnen würde, aber das ist bei den insgesamt eher wenigen km, die wir im Jahr fahren nicht so tragisch. Wäre der Verbrauch im Bereich von 10 Litern, fände ich das nicht so gut, aber 8,5 Liter damit kann man bei einer Jahresfahrleistung von vielleicht 10.000 km so gerade noch leben. Wenn man hingegen damit rast und flott unterwegs ist, kann man auch schon mal rund 12 Liter auf 100 km als Verbrauchresümee beim nächsten Tankstopp ziehen müssen. Aber die Begriffe rasen und flott relativeren sich hierbei schnell, denn in dem Wagen kommt einem alles oberhalb von 80 km/h schon als flott vor und ab 100 km/h beginnt gefühlsmässig das zügellose Rasen. Durch dieses Verhalten kommt erst gar kein Bedürfnis auf, schneller als 80 km/h mit dem Wagen zu fahren, selbst auf der Autobahn erwische ich mich, dass ich gemütlich mit 90, allerhöchstens 100 km/h dahin schleiche, was schon wieder manchen LKW - Fahrer zur Weissglut treibt, weil das für viele von denen wohl so ein ungünstiger Bereich ist, wo sie gerne noch 5 km/h schneller fahren würden, aber dann doch nicht genug Reserven haben, um wirklich noch zügig überholen zu können. Aber mit dem Wagen hat man ohnehin keine Lust auf Autobahnfahrten und nutzt lieber gemütlich die Landstraßen und das dann wieder nur bis 80 km/h. Keine Frage, ein Auto für Vielfahrer ist das nicht und ein Auto für Angeber, die mit noblen Accessoires und Hochglanz ihr eigenes Ego stärken wollen, erst recht nicht. Man hält den Wagen ja für äußerst unpraktisch, weil nur vorne der kleine Kofferraum im Vorbau ist, der aber immerhin durch die eckige Bauform schon deutlich größer ist, als der Kofferraum beim Käfer, wobei der Verkäufer sagte, dass es von dem Wagen 2 Ausführungen gab, eine, bei der man vorne den Kofferraum gar nicht aufmachen konnte, was bei uns aber nicht so ist. In Sachen Koffer- und Laderaum haben wir im Eigenbau schnell Abhilfe geschaffen, was man auf Anhieb gar nicht sieht, in dem wir mit wenigen Handgriffen die hinteren Sitze völlig entfernt haben, weil wir die ja ohnehin nicht brauchen. An deren Stelle wurde von uns eine dicke, beschichtete Spanplatte mit aufgeklebter Gummimatte als ebenen Boden eingeschraubt, wo man nun in diesem gesamten Hinterbereich auch richtig sperrige Ladung in rauen Mengen sehr gut verstauen kann. Die Gummimatte verhindert, dass die Ladung während der Fahrt immer hin und her rutscht. Die Beladung dieses 181 ist dort auch relativ bequem möglich, weil bei dem ja keine störende Dach - Karosserie im Weg ist, sofern man das Textilverdeck nach hinten klappt. Zudem hat unsere Ausführung sogar 4 Türen, also hinten auch welche, beim Käfer gab es das ja nicht. Diese hinteren Türen erleichtern bei unserem Eigenbau - Stauraum die Beladung auf sehr angenehme Weise. Der Wagen hier ist im „Safari - Look" lackiert, also hellbeige Karosserie und dunkelbeige, fast bräunliche Kotflügel, Verdeck natooliv - dunkelgrün. Eigentlich könnte die Farbgebung von mir aus so bleiben. Wäre sie insgesamt in diesem Militär - Natooliv, so hätten wir das sofort geändert. Andererseits gefällt diese „Safari - Lackierung" Kayla überhaupt nicht. Sie würde sich wünschen, den Wagen in Moosgrün zu lackieren, das ist so ein freundlich-dunkler Grünton, wie man ihn meist an Maschendrahtzäunen, Eisenzäunen oder auch oft an solchen Unimog - Fahrzeugen sieht, man könnte vereinfacht auch Waldgrün oder Forstgrün dafür sagen. Eine Farbe, die zwar grün ist, aber dennoch weit von jedem militärischen Eindruck entfernt ist. Zudem eine leicht zu verarbeitende Farbe, die Fehler bei laienhaftem Lackieren gut verzeiht und nicht gleich sichtbar werden lässt. Zugleich würde dieser Farbton recht dezent wirken und dem Wagen etwas von seiner Auffälligkeit nehmen, die ohnehin schon durch die schräg - kantige Bauform entsteht. Die heutige Farbgebung unterstreicht diese Kantform ja noch zusätzlich, durch die beiden abgesetzten Beigetöne. Ich muss sagen, das Fahren mit der Gefährt macht wirklich gute Laune, besonders bei heissem Wetter mit dem offenen Dach, jedenfalls solange man Autobahnen und vergleichbare Schnellstraßen meidet. Autobahnen sind nicht das Metier dieses Wagens. Obwohl er kein Allradantrieb hat, kann man damit mühelos hier durch die Wald- und Feldwege sausen, wo man mit jedem normalen PKW schon längst in Matschlöchern hängen geblieben wäre. An dem Wagen hätte der frühere Militärauto-Schrottplatzbesitzer seine Freude gehabt, der hatte ja damals etliche davon herum stehen, allerdings alle defekt und teils zertrümmert. An eng gefahrene Kurven muss man sich allerdings erst etwas gewöhnen. Obwohl der Wagen ja nicht sonderlich schnell ist, die robuste, aber fahrwerkstechnisch primitive Pendelachse reagiert da oft anders, als man es inzwischen von moderneren Fahrzeugen gewöhnt ist. Aber wie schon oben gesagt, mit solch einem Wagen hat man es grundsätzlich nicht eilig, also werden auch Kurven ab sofort gemütlich angefahren. Insgeheim bin ich allerdings mal gespannt, ob wir im nächsten Winter in dem Wagen nicht einfrieren. Die Heizung funktioniert durchaus sehr gut und hat sogar eine kräftige Unterstützung durch ein großes elektrisches Gebläse, aber jetzt ist es ja auch warm und im Winter wird das Verdeck wenig Wärme - Isolierwirkung haben, wenn ich mir das so betrachte. Ob dieses Elektro - Heizluftgebläse an dem Wagen original ist oder ob es vielleicht bei der späteren Überarbeitung nachgerüstet wurde, weiss ich nicht. Nur das Gebläse ist dabei elektrisch, die warme Luft wird der normalen Fahrzeugheizungsluft entnommen. Optisch wirkt es ein wenig, wie nachträglich eingebaut. Es sind ja nun schon einige Wochen, in denen wir damit herum kurven und bis jetzt macht er einen abslut unkaputtbaren und zuverlässigen Eindruck. Hoffentlich bleibt es so, dann wäre mir für die 2.900 Euro kein modernes Fahrzeug dieser Preisklasse lieber gewesen. Das Blech scheint mir deutlich dicker zu sein, als bei normalen Autos und die vorwiegend geradlinigen Ausformungen aller Blechteile kommen im Bedarfsfall jeder Eigenreparatur oder Eigen - Lackierung sehr entgegen. Ebenso die Tatsache, dass von so einem Fahrzeug kein normaler Mensch die üblichen Schönheitsideale erwartet. Sie wissen ja, wie das heute ist, ein Auto muss glänzen wie ein polierter Affenarsch, am besten sollte man sich im Lack spiegeln, aber für solch ein Spezialfahrzeug gilt das alles nicht. Jeder fände es normal, wenn der Lack in einem dezent - unscheinbaren Farbton ist und selbst wenn er völlig matt wäre, würde jeder denken, das muss so sein. Der Autofritze hatte in allen Punkten Wort gehalten. Der Wagen bekam noch ganz frischen TÜV-Segen, wurde von ihm auf uns angemeldet und er hat vor der Übergabe sogar noch eine normale Inspektion mit Ölwechsel, Filterwechsel und neuen Zündkerzen spendiert. Da kann man nicht meckern. Die Reifen haben auch alle noch rund 80 % Profil und es sind spezielle Allwetter - Reifen, die man auch im Winter weiter drauf lassen kann. Dank der Tatsache, dass der Wagen mit Baujahr 1976 immerhin stolze 34 Jahre alt ist, hat der Autofritze ihn als Historisches Fahrzeug angemeldet. Dann kommt hinten am Ende auf dem Nummernschild noch zusätzlich der Buchstabe „H" drauf. Das erbringt den Vorteil, dass trotz fehlender Abgasklassifizierung, weil der ja gar keinen Katalysator hat, die Steuer auf einheitlich 191 Euro pro Jahr festgelegt wird. Ein Auto mit diesem Schadstoffausstoß ohne diese Oldtimer - Klassifizierung würde im Jahr ansonsten locker über 600 Euro Steuer kosten. Es bringt auch sonst noch einige Vorteile. Ich weiss jetzt aber immer noch nicht genau, ob man damit auch zugleich eine Ausnahmegenehmigung für das Befahren von Umweltzonen in den Großstädten hat oder nicht. Das muss ich noch abklären. Aber selbst wenn nicht, ist mir das auch ziemlich egal, denn heute ist man für Einkäufe und dergleichen nicht mehr auf die Innenstädte angewiesen, wie das früher einmal war. Da müssen diese Innenstadtbereiche künftig eben auf uns als Kunden verzichten und wir kaufen nur noch in den Märkten auf der grünen Wiese am Stadtrand. Die Autoversicherung hält sich auch in freundlich niedrigen Grenzen, weil der Autoverkäufer mir da einen Tipp gegeben hatte, wo man bei einer Versicherungsgesellschaft spezielle Oldtimer - Tarife für die Haftpflichtversicherung erhält. Da habe ich mal nachgefragt und günstig sind die allerdings nur dann, wenn man es bei der Haftpflicht lässt, also ohne Teil- oder Vollkasko, weil Oldtimer ja oftmals viel wert sind und dann würde das für die ein unkalkulierbares Risiko, wenn die den Oldtimerwert gegebenenfalls auch noch ersetzen müssten. So haben wir uns gesagt, ein solch wertvoller Oldtimer ist es sicher nicht, dass man damit rechnen muss, dass er gleich an der nächsten Ecke gestohlen wird und so begnügten wir uns mit der puren Haftpflichtversicherung, die hierfür nun bei dieser Gesellschaft ungefär 150 Euro pro Jahr kostet. Das ist selbst deutlich billiger, als unser Corsa war. So kann man sagen, haben wir die fixen Unterhaltskosten durch diese Sache sogar ungefähr auf ein Drittel reduziert. Was wohl gewöhnungsbedürftig ist, sind die Benzinkosten. Wie Sie wissen, war unser Corsa ja ein Turbodiesel, der sich bei normaler Fahrweise mit 4 bis 5 Litern begnügte. Wie ich oben schon andeutete, braucht dieser VW 181 bei normaler Fahrweise etwa 8,5 Liter und die dann noch vom teureren Benzin. So kann man rein von den Kraftstoffgesamtkosten her sagen, dass man mit dem Corsa - Turbodiesel 100 km für ungefähr 5,50 Euro zurück legte, während einen die gleiche Strecke mit dem VW 181 etwa 10,80 Euro kostet, also preislich fast das Doppelte. Für jemanden, der viel fährt eine unbrauchbare Situation, da wir jedoch die Anzahl unserer Autofahrten in den letzten Jahren ohnehin um über 50 % reduziert haben, bleibt es im erträglichen Rahmen. Doch ich will das nicht verharmlosen. Selbst wenn man nur 10.000 Kilometer im ganzen Jahr fährt, dann ergeben sich da schon schmerzliche Unterschiede. Rechnet man das nämlich hoch, dann würde man mit dem 181er - Kübel im ganzen Jahr immerhin Sprit für rund 1.080 Euro verfahren und wogegen man mit dem Corsa - Turbodiesel nur Sprit für 550 Euro verfuhr, also ein Unterschied von 530 Euro. Dagegen kann man rechnen, dass der 181er VW durch den Oldtimerstatus im Jahr an Versicherung und Steuer zusammen genommen etwa 250 einspart. Fasst man die Gesamtkosten so zusammen, ist unser „neuer Oldtimer" nur noch etwa 280 Euro im Jahresunterhalt teurer. Macht umgerechnet auf den Monat gerade einmal 23,33 Euro an höheren Kosten aus. Also in Wahrheit ein eigentlich vernachlässigbarer Betrag, der allerdings nur so lange in diesem geringfügigen Bereich bleibt, wie man so wenig fährt. Im Moment sehe ich bei uns aber keinen Bedarf mehr zu fahren. Es ist schon ein etwas paradoxes Verhältnis, einerseits ist man hier unbedingt aufs Auto angewiesen, wenn man es dann aber hat, braucht man nicht wirklich viel damit zu fahren. Jedenfalls haben uns die ersten Fahrten der letzten Wochen schon sehr viel Spaß bereitet. Es war ja sehr schönes Wetter, so konnten wir fast immer offen fahren, gemütlich und teils auch hier über Waldwege und Stock und Stein, was mal ein ganz anderes Reiseerlebnis ist. Da gab es dann auch gleich eine etwas verrückte Begebenheit. Wir waren damit einen Waldweg gefahren, den wir bislang nur im ersten Teilstück kannten, was von hier aus in Richtung Rinklingen bei Bretten führen sollte, wie wir jedenfalls glaubten. Den Weg zu Fuß vorher zu erkunden, war uns immer zu lästig, weil er uns dafür zu lang erschien. Wir waren letztes Jahr mal einige km darauf spaziert, wurden dann aber müde und sind wieder das gleiche Stück zurück gewandert. Da der Weg sehr breit und gut befestigt ist, entschlossen wir uns nun, den gleich als Wald - Teststrecke für unsere Neuerwerbung zu nutzen und dann aber, weil mit Auto schneller, bis zum vermuteten Ende am Ortsrand von Ringklingen zu fahren. So fuhren wir durch schönsten Wald, mit viel frischer Luft, dann aber nach vielleicht 4 km Fahrtstrecke folgte eine kleine Holzbrücke über einen Bachlauf oder eine Art Talmulde. Die war mit einem schweren Auto nicht befahrbar. Von der Breite her hätte es vielleicht so gerade noch gepasst, aber unter der hohen Last wäre diese Primitivbrücke garantiert eingekracht. Da in dem Bereich seitlich der ganze Waldboden zu matschig und mit Gräben abgesenkt war, erschien es mir unmöglich, dort zu wenden und so musste ich fast die Hälfte der 4 km rückwärts fahren, um wieder an eine Stelle zu gelangen, wo man gefahrlos wenden konnte. Eine solch lange Strecke rückwärts zu fahren ist irgendwie Scheisse, weil sehr ungewohnt und man bekommt dann Genickstarre. Genau das passierte dann auch und ich konnte den Kopf nicht mehr richtig bewegen. Da es zudem äusserst schmerzhaft war, setzte Kayla sich ans Steuer und fuhr uns wieder bis nachhause. Die Genickstarre ließ nach etwa 3 Tagen wieder nach. Also nicht alle Waldwege sind befahrbar und man muss schon etwas aufpassen. Doch damit erst mal genug von unserem Ersatz - Auto. Hauptsache ist, wir sind wieder mobil und das zu erträglichem Preis. So brauchen wir auch nicht mehr auf den Leih - Mercedes von dem Rentner auszuweichen. Der guckte zuerst schon etwas mitleidig, als er unseren Kübel sah und fragte, ob man sich so was wirklich freiwillig antun müsse? Wir haben ihn dann mal auf eine kleine Spritztour mitgenommen, wohlgemerkt bei schönstem, heissen Sommerwetter, und da war er richtig begeistert von dem 181. Er meinte dann, es sei doch ein guter Kauf gewesen und es mache große Laune, in dem offenen Wagen bei gemütlichem Tempo die vorbeiziehende Landschaft zu genießen.
Man schnappt ja immer wieder kuriose Dinge auf. In einer Zeitschrift las ich neulich, dass es eine neue Mode unter zahlreichen suchtgefährdeten Jugendlichen sein soll, ein ganz bestimmtes Rasierwasser zu trinken. Die haben raus gefunden, dass es selbst in sehr geringen Mengen für einen extrem starken Vollrausch sorgen soll, der sogar mit diversen Rauschmitteln wie LSD vergleichbar wäre. Es soll sich dabei, zu deren besonderer Freude, um ein sehr billiges Rasierwasser von einer namhaften Discounterkette handeln und so werden diese asozialen Dauerrauschsucher denen bald die Regale an Rasierwasser leer kaufen, wenn dass in dieser Szene weiter bekannt wird. Den Rauschgift - Dealern wird es keine Freude machen, weil so ein Fläschchen Rasierwasser beim Discounter gewiss erheblich billiger ist, als die Mittelchen aus deren Angebot. Natürlich erübrigt es sich eigentlich zu erwähnen, dass der „Genuss" dieses Rasierwassers erhebliche Gesundheitsschäden mit sich bringen kann.
Es gibt schon eigenartige Krankheiten. Neulich war ich zu einer Nachuntersuchung bezüglich meiner damaligen schweren Erkrankung. Ich muss da ja mindestens einmal pro Jahr, eigentlich sogar 2 mal pro Jahr noch zu einem Facharzt. Ich gehe immer nur einmal pro Jahr, weil mir das sonst zu lästig ist und ich denke, das reicht auch. Früher war der ja in Stuttgart ansässig, weil wir aber damals hier in die Nähe von Karlsruhe umgezogen sind, wäre es äusserst ungünstig gewesen, weiterhin zu dem Doktor nach Stuttgart zu reisen, zumal man manchmal für die Untersuchung ein so genanntes Kontrastmittel gespritzt bekommt, welches die Nebenwirkungen haben kann, dass man danach etwa 4 Stunden lang nicht autofahren soll, wegen Beeinträchtigung der Reaktion durch leichte Benommenheit, Müdigkeit und leichte Sehstörungen. So hatten die in Stuttgart mir damals einen ihnen bekannten Fachkollegen in Karlsruhe empfohlen, zu dem ich seit einigen Jahren fahre. Nun ist dieser Facharzt in einer relativ großen Gemeinschaftspraxis in einem großen Ärztehaus ansässig, wo sich insgesamt 6 verschiedene Ärzte die Verwaltung, also u.a. die Annahmetheke mit einigen Arzthelferinen, die die Abläufe managen und die Wartezimmer teilen. Die einzelnen Sprechzimmer und Behandlungsräume sind natürlich in getrennten Räumen untergebracht. So kam es, dass ich im Wartezimmer auf einen Mann traf, der mir seine Krankheit erläuterte, die wirklich recht seltsam erschien. Er hat nämlich eine relativ seltene Form der Nierenerkrankung, die dazu führt, dass er nicht schwitzen darf. Das heisst, er muss unbedingt Anstrengungen vermeiden, die dazu führen würden, dass er vermehrt schwitzt. Wer käme schon auf die Idee, dass Schwitzen mit den Nieren etwas zu tun haben kann? Er meinte, im normalen Alltagsleben hätte er durch seine Krankheit gar nicht mal übermässig große Probleme und Nachteile. Er könne soviel trinken wie er will, so lange es nicht im Übermaß ist, ebenso essen was er will u.s.w., er braucht auch nicht an eine Dialyseeinrichtung, da seine Nieren ihre Hauptaufgaben erfüllen, nur sie erzeugen im Zusammenhang mit Schwitzen unangenehme Nebeneffekte. Jeder Mensch schwitzt ja unterschiedlich stark und immer etwas, dieser Ruheschweiss, also wenn der Körper nicht in sonderlichen Aktivitäten ist, der würde bei seiner Erkrankung nahezu gar nichts ausmachen, außer vielleicht an sehr heißen Sommertagen, aber sobald er vermehrt ins Schwitzen gerät, bekommt er am ganzen Körper, vornemlich aber im Gesicht, knallrote stark juckende Flecken, die sich, wenn er dann nicht gleich gegensteuert und mit der Anstrengung aufhört, sogar entzünden können und dann für wochenlange Hautprobleme sorgen. In Einzelfällen kann das sogar so weit gehen, dass sich in den entzündeten Hautbereichen richtig offene, nässende Wunden entwickeln. Natürlich beginnt bei sommerlichen Wetterlagen oberhalb von 25 Grad im Schatten seine besondere Leidenszeit. Da genügt es nicht, nichts zu tun, um jede Anstrengung zu vermeiden, dafür bekommt er dann extra Medikamente verschrieben, die das Schwitzen deutlich reduzieren, sowie Salben, die die Abheilung der roten Flecken begünstigen. Inzwischen gäbe es sogar eine Salbe, die die Entstehung der roten Flecken ausbremst, zwar nicht auf Null, aber immerhin verbleiben die Flecken dann im Entstehungsstadium als kleine Punkte, die nach einem Tag meistens abheilen. Aber besonders diese Medikamente, die er einnehmen muss, müssen ganz genau eingestellt sein. Wenn er zu viel davon einnimmt, wird die restliche Nierenfunktion, die die normale Flüssigkeitsverwertung regelt, beeinträchtigt und dann wird ihm schlecht bis zum Zusammenbruch. Nimmt er zu wenig davon, dann ist die Wirkung so gering, dass er an Sommertagen auch ohne jede Anstrengung viele dieser roten Pusteln bekommt, die sich dann auch teils entzünden. Sport darf er dadurch aus gesundheitlichen Gründen keinen betreiben, mit Ausnahme von Schwimmsport, aber den nur in sehr gedämpftem Ausmaß und nur in kaltem Wasser, welches bis maximal 22 Grad warm sein darf. Damit fallen heute fast alle Schwimmbäder raus, denn man findet keine mehr, die einigemaßen kühles Wasser anbieten. Seit Jahrzehnten sind das alles nur noch Weicheier - Schwimmbäder mit schwülen Wassertemperaturen. Vielleicht der eine oder andere See bietet noch brauchbare Temperaturen. Einer normalen Berufstätigkeit kann er deswegen auch nicht mehr nachgehen und ist schon seit 4 Jahren Frührentner. Bei einem Alter von ungefähr 40 Jahren kann man diesen Begriff sicher noch gut anwenden. Wenn man, was man auch oft hört, einen beispielsweise 57jährigen als Frührentener bezeichnet, dann finde ich das eigentlich albern. Gut, der wäre dann auch ein paar Jährchen früher aus der Tretmühle raus, aber mit 57 Jahren, oder sagen wir mal mit allen Altersstufen ab 50 aufwärts, passt der Begriff Frührentner nicht mehr wirklich. Also dieser Mann war dort, um sich neue Medikamente neu einstellen zu lassen. An dem Tag war es sehr heiss, es hatte morgens um 9 Uhr schon 28 Grad Außentemperatur. Da der Mann mit seinen Medikamenten noch nicht richtig eingestellt war, hatte er im Gesicht sicherlich über 25 dicke rote Flecken; manche kreisrund, andere großflächig oval. Man kann eigentlich sagen, dass zusammengezählt die nicht geröteten Flächen in seinem Gesicht in der Minderheit waren. Nun mag man sich fragen, wie kann so was kommen. Der Mann hat das auch ein wenig erläutert, aber ich bin kein Mediziner und kann es grob nur ungefähr so wiedergeben, dass eine bestimmte Funktion der Nieren bei ihm nicht exakt so ausgeführt wird, wie es sein soll. Dadurch bleiben bestimmte Schadstoffe, ich nenne das einfach mal so, er sagte was von Salzen, im Blut enthalten, die normalerweise dort nicht rein gehören oder zumindest nur in sehr geringer Konzentration. Das führt dann dazu, dass bestimmte Hautpartien mit diesen roten Flecken reagieren, sobald sich in diesen Zonen zusätzlich noch salzhaltiger Schweiss bildet. Man könnte vereinfacht sagen, es ist eine Art Allergie von innen heraus, die sich durch diese Nieren - Fehlfunktion bildet und so äussert. Also das war das erste mal, dass ich was von dieser Krankheit gehört habe. Der Mann sagte noch, dass er jetzt mittels Unterstützung seines Facharztes bei der Krankenkasse dafür kämpft, dass die einen Zuschuss für die Einrichtung einer Klimaanlage in seinem Wohnhaus geben, weil dadurch wieder die Schwitzattacken vermindert werden und damit auch die Dosierung der Medikamente verringert werden kann, wass der Krankenkasse dann auf Dauer wieder mehr sparen würde, als der Zuschuß zu der Klimaanlage kostet.
So hört man in Wartezimmern alle möglichen Storys von Krankheiten, die zuweilen auch ein wenig belustigend wirken. Ein anderer Mann erzählte, er leide unter Diabetes, also stark erhöhten Blutzuckerwerten, weil er immer viel zu viel Süssigkeiten zu sich nehmen würde, dabei würde er die eigentlich nicht mögen, aber die Bonbons würden ihm immer beim Vorbeigehen in den Mund springen. Er könne sich beim Einkauf nicht kontrollieren, auch wenn er sich vorher fest vorgenommen hätte, keine neuen Tüten mit allen möglichen Bonbons zu kaufen, so erledige sich dass während des Einkaufs völlig automatisch. Er würde wie von Geisterhand gesteuert ohne nachzudenken die Süßwarenabteilung aufsuchen und mindestens 25 Beutel diverser Bonbons kaufen. Zu Hause angekommen springen ihm diese dann laufend automatisch in den Mund, er könne das nicht verhindern. Der Arzt habe ihm schon eine Art Reha - Kur verordnet, wo er über 4 Wochen lang in Bad Harzberg oder so ähnlich neue Essgewohnheiten antrainiert bekommen sollte. Er meinte, dass was die Therapeuten dort gemacht hätten, wäre ja alles ganz lustig gewesen, aber schon dort vor Ort habe er in der Freizeit alle Supermärkte der Umgebung aufgesucht und bei denen insgesamt während des Kuraufenthalts mindestens für 150 Euro Bonbons gekauft, die er dann in zig Verstecken in seinem Zimmer untergebracht hatte, ohne dass es von denen je einer bemerkt hat. Selbst während der Therapiesitzungen habe er sich Bonbons aus den Schuhen gepuhlt und gelutscht, ohne dass es denen aufgefallen wäre. Als er das erzählte, jammerte eine Frau im Wartezimmer, die das mitbekommen hatte, dass sie sich wünschen würde, dass ihre Tochter wenigstens ein Viertel der Eßlust dieses Bonbonsüchtigen übernehmen könnte, denn diese würde seit 2 Jahren fast gar nichts mehr essen und wäre in einem Schlankheitswahn, wo sie schon so abgemagert sei, dass die jetzt schon aussehen würde, wie eine Leiche auf Urlaub. Unterdessen klagte ein stark muskulöser Mann über andauernde Schmerzen in den Oberarmen und schimpfte zugleich, dass ein bestimmter Sportarzt in Stuttgart nichts taugen würde, und er deshalb jetzt extra dorthin nach Karlsruhe gekommen sei, um sich von einem vermeintlich besseren Fachmann behandeln zu lassen. Der sah so aus, als ob er an solchen Bodybuilder - Veranstaltungen teilnehmen würde und ich weiss nicht, in meinen Augen sind das meistens Schwachköpfe, die sich wichtig vorkommen, weil sie muskelbepackt wie ein Steinzeitgorilla sind. Primitives Angebergehabe, welches sich geistig mit dem Wettbewerb unter Kleinkindern im Kindergarten auf eine Stufe stellen lässt. Die trainieren dann ewig, nur um solche immensen Muskelpakete zu bekommen, die ja eigentlich völlig nutzlos sind, viele unterstützen das dann noch mit diversen Anabolika - Mittelchen oder ähnlichem Zeug und wundern sich dann, wenn irgendwann der Körper nicht mehr mitspielt. Manche scheinen das ja schön zu finden, ich hingegen finde solche Muskelfiguren äusserst häßlich, zugleich auch völlig lächerlich und wer behauptet, dass Frauen so was angeblich schön finden sollen, na ja, es wird sicher ein paar geben, die das schön finden, aber die meisten eher nicht, Kayla gehört auch nicht dazu. Die bricht immer in schallendes Gelächter aus, wenn sie solche Typen sieht und sagt, da kommt wieder so ein Mister Popeye - Imitat, vielleicht packt der ja jetzt noch eine Dose Spinat aus. Na ja, die Gesellschaft ist voll von Hirnkranken!
Einer der anderen Ärzte in diesem Ärztehaus würde u.a. den Leuten beibringen gezielt und gesteuert alles zu vergessen und das Denken einzustellen, jedenfalls vorübergehend. Nun ist dieser Arzt kein Denkverhinderer, der die Leute dumm machen will, damit sie vielleicht seine hohen Rechnungen akzeptieren, nein, er ist Fachmann für gesunden Schlaf, bzw. er behandelt besonders Einschlafstörungen, unter denen bundesweit angeblich immerhin bis zu 15 % der Bevölkerung zumindest zeitweise leiden sollen. So kommen sehr viele Leute mit Schlafstörungen aus einem Umkreis von über 100 km zu ihm. Einer im Wartezimmer, der bei ihm in Behandlung ist erzählte, dass laut diesem Arzt 60 % aller Einschlafstörungen daran lägen, dass der Mensch sein Gehirn im Normalfall nicht einfach abschalten und ruhig stellen kann. Jeder kennt das, da liegt man im Bett, will einschlafen, aber um irgendwas kreisen die Gedanken immer weiter und man kann diese Gedanken einfach nicht abschütteln. Dadurch wird verhindert, dass man einschlafen kann. Und genau da soll einem dieser Arzt vermitteln können, wie man in solchen Situationen gezielt die Rübe ruhig stellen und in die Schlafphase bringen kann. Dieser Patient war voll des Lobes für den Arzt. Er betonte, dass er seit fast 2 Jahren extremste Einschlafstörungen hätte, die dazu führten, dass er meistens erst morgens um 4 Uhr total übermüdet einschlief und da er um 6 Uhr wieder aufstehen muss, um zur Arbeit zu gelangen, war dann im Beruf immer müde und nicht mehr leistungsfähig. Der Arzt habe es bereits in nur 3 Sprechstunden geschafft, dass er jetzt spätestens 10 Minuten nach dem ins Bett gehen einschlafen würde und das völlig ohne Medikamente. Da noch weitere Sprechstunden folgen, geht er davon aus, dass der Arzt ihm wieder dauerhaft zu einem normalen Schlaf verhelfen kann.
Meine eigene Untersuchung verlief schnell und erfreulich, ohne negatives Ergebnis. Das heisst, ich muss natürlich meine zig Medikamente schon wie gehabt weiter einnehmen, aber irgendwelche Nachbehandlungen oder Umstellungen von Medikamenten sind nicht erforderlich. Wissen Sie, man mag sagen, was will er sich aufregen über Umstellungen, es sei doch egal, ob man nun Medikament X oder Y einnehmen muss, der Aufwand ist gleiche. Aber ich habe durchaus eine gewisse Angst vor Medikamentenumstellungen. Vor einigen Jahren wurde mal ein Präparat gegen ein anderes ausgetauscht, weil der Doktor meinte, das neue Mittel sei besser geeignet. Ich kann Ihnen sagen, mir war nach dem Austausch wochenlang sehr seltsam und komisch zumute. Ich war zeitweise nicht mehr ich selbst. Schweissausbrüche, gut, die hat man jetzt auch, aber wegen der Hitze, damals hatte ich die sogar im Winter. Ein schummeriges Unwohlsein als Dauerzustand, dauernder Durchfall, dann plötzliche Anfälle von extremer Müdigkeit und Kraftlosigkeit. Das alles wurde nur durch den Austausch eines einzelnen Medikaments ausgelöst. Zum Glück erkannte der Arzt das auch und verschrieb dann wieder das vorherige Mittel, obwohl die Krankenkasse das eigentlich nicht zahlen wollte, weil dieses Mittel einige Euro teurer ist. Nach dem Rückschwenk auf das vorherige Präparat waren die ganzen Beschwerden innerhalb von knapp 2 Tagen völlig weg. So was will ich nicht noch mal erleben und deshalb kriege ich schon eine Gänsehaut, wenn der Arzt nur andeutet, dass er ein Präparat vielleicht gegen ein anderes ersetzen möchte oder auch nur wenn er die Dosis verändern will. Wegen der damaligen Erfahrung bin ich auch sehr präzise in der Einhaltung der regelmässigen Einnahme der Medikamente geworden.
Forschung ist zuweilen ja im Nutzen etwas relatives. Da werden Milliarden Euro und Dollar für Raumfahrt ausgegeben, aber man hat es bis heute noch nicht geschafft, die Welt insektenfrei zu bekommen. Damit meine ich keineswegs, dass man alle Insekten von der ganzen Welt verbannen soll, weil manche Insekten ja auch einen Nutzen haben, aber es müsste doch heute längst möglich sein, zum Beispiel ein ganzes Haus oder sogar ein ganzes Grundstück auf Knopfdruck insektenfrei zu kriegen. Ich will z.B. keine Insekten in meinem Haus haben, weil ich Insekten nicht ausstehen kann und es ist meine Bestimmung, was in meinem Haus geschieht, was ich dort dulde und was nicht. Trotzdem gibt es heute immer noch nichts, womit man sozusagen einfach per Fingerschnips diese Biester kalt stellt. Mir wäre es ja schon genug, wenn man etwas entwickeln würde, was dazu führt, dass sich alle Insekten in meinem Haus so unwohl fühlen, dass sie freiwillig das Weite suchen oder noch besser, erst gar nicht in mein Haus kommen. Mehr will ich ja gar nicht. Ich bin davon überzeugt, wenn man nur 5 % der Summen, die man bislang in die Raumfahrt gesteckt hat, in solche Forschungen gesteckt hätte, dann würde es längst entsprechende Möglichkeiten geben, die es einem erlauben, sein Haus ohne Anstrengung und auch ohne schädliche Chemikalien völlig insektenfrei zu bekommen und auch so zu belassen. Solche Forschungen fände ich letztenendes für die Menschheit in der heutigen Zeit wesentlich sinnvoller, als die Erforschung des Weltalls, was zweifellos auch interessant ist. Ich plädiere ja auch nicht dafür, diese Forschungen einzustellen, sondern nur deren Budget zugunsten „erdnützlicher" Forschungen wie der Insektensache zu kürzen.
Sicherlich haben Sie auch mitbekommen, dass die Banken auf normale Spareinlagen wie Sparbücher, Termingelder und ähnliches seit längerem kaum noch Zinsen geben. Die Anlagen, wo die mehr Zinsen geben, sind dann wieder solche Sachen, die mit Vorsicht zu genießen sind oder die unüberschaubar lange Laufzeiten haben. Da ich es nicht einsehe, dass ich unser sauer erspartes Geld den Banken quasi kostenlos zur Verfügung stelle, nur damit andere damit Wind machen können, habe ich vor kurzem sämtliche Sparkonten geplündert. Da lagere ich das Geld lieber an einer, nach meiner Meinung, genau so sicheren Stelle hier im Haus oder in der Werkstattgarage, anstatt ich es denen für 0,2 bis 0,3 % Zinsen zur Verfügung stelle, das ist ja so gut wie umsonst. Vor allem komme ich dann immer und jederzeit mühelos dran. Ich finde, so sollten alle Sparer vorgehen, dann wären die Bankmanager gezwungen, sich langsam mal wieder etwas kundenfreundlicher zu verhalten. Diese Typen haben mit ihrem Unvermögen dafür gesorgt, dass vielen Leuten ein Großteil des Ersparten vernichtet wurde und heute sitzen sie wieder auf dem hohen Ross und probieren so auf Kosten der Sparer ihre eigenen Fehler und Verluste wieder wett zu machen. Aber nicht mit uns! Nun wird es sicher für sich genommen keine große Auswirkung haben, wenn nur wir kleinen „Lappenkeulers" das mit unserem leicht überschaubaren „Notgroschen - Vermögen" machen, aber wie schon gesagt, wenn das alle oder wenigstens ein großer Teil der Sparer machen würden, dann sähe es anders aus. Dann hätten die nämlich kein Geld mehr, was sie anderen mit viel Gewinn verleihen könnten
Ein Künstler hatte an einem Park in Karlsruhe eine mechanisch anzeigende Uhr aufgebaut. Das ist ein Eisenmastgestell, an dem oben an mehreren schwenkbaren Auslegern verschiedene drehbare und klappbare Blechscheiben angebracht sind. Mich erinnert das Ding ein wenig an alte Eisenbahnsignale, hier aber mit vorwiegend runden und halbrunden Blechscheiben, nicht wie beim Bahnsignal mit so einer eckigen Scheibe die nur vorne wie ein Löffel rund ist. Auch hat diese Scheibenuhr nicht nur eine Scheibe, sondern an mehreren Auslegern dürften sich insgesamt etwa 15 Scheiben befinden. Die Art und Weise, wie diese Scheiben hochgeklappt, ausgefahren, oder auch nur halb hochgeklappt sind und die diversen Kombinationen aus den Stellungen dieser Scheiben ergeben dann die Uhrzeitanzeige, sofern man weiss, wie man das entschlüsseln soll. Wie das genau geht, steht unten an einer Beschreibungstafel auf der Wiese vor dem Ding. Mittels elektrischem Antrieb werden diese Blechscheiben, je nach Uhrzeit, hochgeklappt, in bestimmte Positionen zueinander verdreht und ausgefahren oder auch teilweise nur halb ausgefahren oder halb auf geklappt. Als Laie kann man daraus keine Uhrzeit ablesen, erst wenn man das System der Anzeige genauer kennt, in welcher Kombination die verschiedenen Scheiben und Halbscheiben welche Zahl bzw. welche Uhrzeit bedeuten. Leicht ist das System nicht. Vor allem finde ich, vergisst man das System sofort wieder, weil dabei der überzeugende Aspekt fehlt, der einen irgendwie fasziniert oder der von der Logik her schlüssig erscheint, so dass man beim nächsten Besuch dieses „Zeitobjekts" wieder erneut die Anleitungstafel lesen muss, um daraus die Zeit abzulesen. Meistens erspart man sich diese Mühe aber gleich ganz, weil man ja heute weitaus einfacher ablesbare Uhren überall und am Armband zur Verfügung hat, wo man mit einem schnellen Blick die Zeit erfährt. Wie gesagt, das System ist einfach zu verschroben, da es keine direkte Logik enthält. Als Laie, der es vorher nicht irgendwoher weiss, käme man noch nicht mal im Ansatz auf die Idee, dass das Ding überhaupt eine Zeitanzeige ist. Für immerhin 98.000 Euro, die diese Blechscheibenuhr gekostet haben soll, hat man dann eine Kunstuhr. Nicht ganz so billig, wie heute eine Quarzarmbanduhr im Supermarkt ist, aber dafür ist das Ablesen wenigstens schwieriger, wenn nicht sogar als äusserst umständlich und lästig zu bezeichnen. Ich vermute mal, das kein Mensch dieser Welt diese Uhr wirklich zum Ermitteln der aktuellen Uhrzeit verwendet. Aber immerhin es ist ja „Kunst" und damit wertvoll. Nun hat der Künstler in seinem Schaffen wohl nicht die Kräfte der Natur, vor allem nicht die des Windes bedacht, denn schon bei relativ geringem Wind werden diese Blechscheiben vom Wind in eine völlig andere Richtung gedreht, dagegen kann der Elektroantrieb des Uhrwerks nicht anstinken und so ist schon bei leichtem Wind nur noch Humbug aus dem Ding abzulesen, sofern man sich denn überhaupt die Mühe gemacht hat, das Anzeigesystem zu entschlüsseln. Bei starkem Wind oder gar Sturm wird das Gebilde zudem regelmässig stark beschädigt und muss nachher vom Künstler höchstpersönlich in wochenlanger Kleinarbeit repariert werden. Wind hat halt viel Kraft und wenn ich flache Blechscheiben in ansehnlicher Höhe und Größe genau in den Wind halte, dürte die Segelwirkung eigentlich vorab klar sein, aber soweit wird der Künstler in seinem Schaffensdrang nicht gedacht haben. Als vor einigen Wochen ein leichter Sturm fegte, waren danach die meisten der normalerweise kreisrunden oder halbkreisförmigen Scheiben sogar verknickt und verbeult. Wie ich hörte, gibt es inzwischen Diskussionen, ob man das Ding nicht abbauen und in einer Kunsthalle oder in sonst einem geschlossenen, aber öffentlich zugänglichen Raum wieder aufbauen könnte. Aber angeblich will dass der Künstler auf keinen Fall, weil er die Blechdeckeluhr ausdrücklich für außen gebaut hat. Na ja, so ausdrücklich kann das nicht gewesen sein, sonst hätte er selbst schon frühzeitig im Vorfeld die Windprobleme erkannt. Wenn der Künstler einem Umzug in eine windgeschützte Aufstellung nicht zustimmt, soll es möglicherweise ersatzlos abgebaut werden, das kann er nicht verhindern, weil er das Kunstwerk „Uhr" ja verkauft hat und weil der heutige Standort nicht in seinem eigenen Eigentum ist.
Es hatte ja mehrere Wochen echten Hochsommer mit sogenannten Hundstagen satt, was seinerseits schon wieder unsere alte Erfahrung bestätigt, dass meist einem heftigen Winter auch ein heftiger Sommer folgt. Nun kamen wir auf die Idee, dass man sich eine angenehme Abkühlung an einem schönen kleinen See im Schwarzwald verschaffen könnte, der von hier aus in knapp 60 km Entfernung liegt. Im Schwarzwald ist es auch an heissen Tagen immer noch deutlich angenehmer als hier. Dieser kleine See liegt in einem Tal mitten im Wald, ist rundum von Bäumen umgeben und man kann auf dem See mit Tretbooten fahren, die man für 2,50 Euro pro halbe Stunde mieten kann. So sind wir mit dem offenen VW 181 an frischer Luft gemütlich dort hin gefahren. Wie gemütlich das war, mag man schon daran erkennen, dass wir alleine für die knapp 60 km Hinfahrt fast 90 Minuten gebraucht haben. Wir befürchteten wegen der enormen Hitze schon einen riesigen Andrang dort, was aber zum Glück nicht der Fall war, weil es noch kurz vor den Sommerferien und mitten in der Woche war. Mit uns dazu gerechnet befanden sich nur 2 Tretboote unterwegs auf dem See. Das war einfach herrlich. Viel frische kühle See- und Schwarzwaldluft einatmen, dann gemütlich über den See strampeln, das tat wirklich richtig gut. Wer die Mietzeit des Bootes verlängern wollte, brauchte dafür nicht nach einer halben Stunde zurück zum Bootsanlieger, es genügte, wenn man vom See aus dem Vermieter ein zuvor vereinbartes Handzeichen rüber winkte und die entsprechend erhöhte Mietgebühr dann später bei der Rückkehr bezahlte. So machten wir das auch. Das Schöne an dem See war auch, dass bestimmte Seebereiche durch die Rundum - Waldlage immer im Schatten lagen, welcher Bereich das gerade war, das hing natürlich von der Tageszeit ab. So strampelten wir vornehmlich in den angenehm kühlen Schattenbereichen. Bis auf einmal wurde unser Strampeln jäh von einem Geräusch wie „Plopp" unterbrochen. Auf das Plopp folgte ein heftiger Wassereinbruch im Boot. Wie eine Fontäne schoß aus einem Loch im Boden das Seewaser ins Boot. Während Kayla sich mühte, mit ihrer Kappe das Wasser aus dem Boot zu schippen, radelte ich was das Zeug hielt, um bis zum Bootssteg zu gelangen. Immerhin, wir haben es geschafft, dem Untergang des Bootes zu entgehen, aber am Ende hatten wir schon fast bis zum Hintern im Wasser gesessen. Der Verleiher entschuldigte sich mehrfach und erließ uns die Gebühr. Diese Boote haben am Boden ein paar Stopfen, die man raus drehen kann. Diese dienen eigentlich für den umgekehrten Vorgang, man kann mit diesen Stopfen sämtliches Wasser aus dem Boot ablassen, wenn das Boot bereits auf Land gezogen wurde. Bei unserem Boot war wohl das Verschlußgewinde des vorderen Stopfens ausgebrochen, wodurch der Stopfen mit dem Plopp nach innen geschossen ist und dann dort das Wasser rein kam. Das war dem Vermieter wirklich peinlich und er bot an, dass er uns zum Mittagessen in einem nahe gelegenen Lokal mit anschließendem Eisessen einlädt. Was wir dankend annahmen. Er füllte einen grünen Zettel aus, den wir nur dem Lokalbetreiber zeigen sollten, dann könnten wir uns dort ein entsprechendes Menü aussuchen und er würde das dann bezahlen. Der Verleiher selbst konnte nicht mit kommen, weil er ja weiter seinen Bootsverleih betreuen musste. Kayla meinte schon, wenn der das mit solchen Zetteln mit dem Restaurant geregelt hat, dann wird so was wohl öfters mal vorkommen, dass er wegen absaufender Boote eine Entschädigungsleistung anbietet. So haben wir zuerst auf einer Liegewiese neben dem See unsere nassen Hosen getrocknet, was bei der heissen Sonnenbestrahlung innerhalb von weniger als 30 Minuten erledigt war. Dann sind wir in das etwa 1,5 km entfernt liegende Lokal gefahren und haben dort wirklich sehr leckere Schnitzel mit Nudeln und Gemüsemix gegessen. Anschließend jeder noch einen riesigen Eisbecher, einfach lecker. Alles zusammen, einschließlich Getränke zum Nulltarif. So verlief diese Tour trotz des plötzlichen Schocks, wo wir fast schon einen auf Titanic gemacht hätten, sehr schön und abgesehen von den Benzinkosten auch noch zum Nulltarif.
Mit dem VW 181 fällt man fast überall wo man hin kommt gleich auf. Die Leute verrenken sich die Hälse und neulich, bei oben genannter Schwarzwald - Tour sind wir über Freudenstadt zurück gefahren. Dort haben wir in einer Metzgerei schnell noch ein Wurstpaket gekauft und als wir zum Wagen zurück kamen, stand dort ein Mann, vielleicht ungefähr in meinem Alter, der fragte schon, ob wir den Wagen nicht verkaufen wollten. „Der käme ja überall durch", sagte er und meinte weiter, dass der sogar bessere Geländeeigenschaften habe, als heute die ganzen modernen japanischen und koreanischen Geländewagen, die alle Allradantrieb haben, was der 181 ja nicht hat. Na ja, er kam jedenfalls ins Schwärmen und hätte uns den offensichtlich wirklich gerne abgekauft. Aber dann hätten wir wieder ohne Auto da gestanden, wo wir uns doch gerade noch an diesen Wagen am gewöhnen sind. Bei solch einem Heißwetter wie in den letzten Wochen ist das natürlich das perfekte Auto. Wir sind bestimmt über 4 Wochen damit gefahren, ohne ein einziges mal das Verdeck zuklappen zu müssen. Kayla kann auch gar nicht genug davon bekommen.
Im oberen Teilabschnitt dieser still liegenden Abzweignebenbahn hier, der mehr in Richtung Bretten liegt, hat man neulich auf einer Länge von vielleicht 2 bis 4 km die alten Gleisanlagen mit einem ziemlichen Arbeitsaufwand wieder frei gelegt. Mehrere Trupps haben teils mit Baggern und teils von Hand mit Kettensägen, Hacken, Schaufeln und dergleichen die Bäume und Sträucher entfernt, die dort schon sehr hoch im Gleis wucherten. Es hieß, dass wären die ersten Bemühungen diese Strecke wieder befahrbar herzurichten. Nun muss man dazu sagen, wir waren ja vor etwa 2 Jahren mal die komplette brach liegende Strecke in mehren Etappen abgewandert, Sie mögen sich vielleicht noch an einige Fotos erinnern, die ich vor Jahren beifügte, dieser Teilabschnitt, wo die jetzt am herrichten sind, der war damals schon in einem verhältnismässig guten Zustand. Dagegen sieht es hier nach wie vor so aus, dass nach meiner Meinung jede Bemühung in Richtung Wiederinbetriebnahme fast einem Neubau gleich käme. Diese Trupps haben in etwa 5 Wochen Arbeit immerhin diesen genannten Abschnitt so weit gerichtet, dass sie inzwischen schon mit solchen gelben kleinen Arbeitszüglein im Schritttempo darauf fahren können. Das ist von hier aus aber sicher noch 6 bis 8 km entfernt und wie gesagt, ich sehe nicht, dass man mit der Herrichtung jemals bis zur Siedlung hier vordringen wird. Wozu auch? Ein Sinn würde sich vielleicht daraus ergeben, wenn hier wieder mehr Unternehmer in die alten Hallen einziehen und die dann noch ausgerechnet ihre Produkte vorwiegend per Bahn verfrachten wollten, was sicher mehr als unwahrscheinlich wäre. Wegen der Hand voll Einwohner hier macht es bestimmt kein Sinn. Wenn man es in diesem Bereich beläßt, wo die jetzt am herrichten sind, mag das vielleicht noch funktionieren, weil dort erstens in den Anliegerorten viel mehr Leute wohnen und zweitens dort noch mehr Betriebe sind, die vielleicht größere Mengen an Gütern transportieren wollen. Dort ist z.B. eine große Firma, die Unmengen von Zement, Kalk, Sand und dergleichen vertreibt und die haben früher schon viel per Bahn verfrachtet, als diese Bahnstrecke noch lief, das sieht man heute noch an den Resten der alten, umfangreichen Anlagen zur Verladung. Heute geht das natürlich alles per LKW. Man wird sehen und ich denke, wenn die Verantwortlichen noch einen Funken Verstand haben, dann werden die den nachfolgenden Bereich der Strecke bis hierher nicht neu herrichten, weil es wirtschaftlich niemals tragfähig wäre. Es wäre das Gleiche, als würde man eine neue Autobahn von Karlsruhe hier in die Siedlung bauen, nur mit dem Zweck, die 5 Häuser hier per Autobahn an Karlsruhe anzubinden.
Wir hatten ja neulich etliche Woche extremster Hitze und selbst in den Wohnräumen mochte man es nicht mehr aushalten. So fiel mir genau für diese Tage die optimale Arbeit ein. Einige Räume im Keller sowie im Keller der Werkstattgarage und ihres Anbaus sollten neu gestrichen werden. Als es draußen plus 37 Grad hatte, waren es dort immer noch angenehme 22 Grad und es machte da richtig Spaß in der Kühle zu arbeiten. In einer Nacht war es so schwülheiss, dass wir einfach nicht einschlafen konnten. So sind wir mit Sack und Pack in den Keller umgezogen, in der Hoffnung dort guten Schlaf zu finden. Das hätte vielleicht auch geklappt, aber es war so gesehen kurz gedacht, weil wir wenige Tage zuvor im Keller die Wände neu gestrichen hatten, stank alles noch nach frischer Farbe und dabei kann man auch nicht schlafen. Kayla hatte dann die Idee zu einer Art Abenteuer - Übernachtung und sie überredete mich so lange, bis ich schließlich mitmachte. So zogen wir mit einem kleinen Bündel rüber in die alte Fabrik und haben dort in einem großen Kellerraum bei sogar nur 16 Grad wirklich vorzüglich geschlafen. Anfangs konnte man wegen diverser unerklärlicher Geräusche dort nicht gut einschlafen, aber dann irgendwann doch und wir waren am nächsten Morgen richtig erfrischt. Es tut insgesamt dem Körper gut, wenn er dann mal über mehrere Stunden die Chance hat, wieder richtig abkühlen zu können. Danach fühlt man sich wie neugeboren und ist richtig gut entspannt. Eine ungewöhnliche, negative Seite der Hitzewelle zeigte sich für den Rentner. Der wohnt ja, wie damals schon mal beschrieben, in dieser eigentlichen Siedlungsstraße hier, wo die restlichen 5 Häuser stehen, wir wohnen ja als einzige etwas abseits neben der alten Haupt - Fabrikeinfahrt. Dafür ist die alte Siedlungsstraße wo der Rentner wohnt, heutzutage zugleich die Hauptzufahrtsstraße zu der Regenwasserbehälterfabrik. Während diese Siedlungsstraße bis vor wenigen Jahren noch nach dem letzten Haus der Siedlung in einen Waldweg überging, der weiter hinten aber wieder am nördlichen Rand des Fabrikgeländes vorbei lief, eben genau an den alten Hallen, die später zur Regenwasserbehälterfabrik umgebaut wurden und wo dann die neue Zufahrtsstraße ab dort gebaut wurde. Soweit zu den erläuternden Vorworten. Nun wird die Regenwasserbehälterfabrik täglich von etwa 30 Lastwagen angesteuert, die Rohstoffe bringen und fertige Wasserbehälter abholen. Die LKW - Fahrer machen dann auch oft auf dem eigens eingerichteten LKW - Parkplatz der Firma Pause, wenn sie warten müssen oder wenn sie ihre Ladung aufgenommen haben. Nun hat dieser LKW - Parkplatz an solchen Sommertagen den Nachteil, dass er komplett in der prallen Sonnenbestrahlung liegt. Da ist nichts Schatten spendendes und besonders in der Mittagszeit knallt dort die Sonne flächendeckend auf alles. Viele LKW haben zwar heute Klimaanlagen im Fahrerhaus, viele aber auch nicht und manche haben solche ähnlichen Anlagen, wie PKW, die nur während der Fahrt funktionieren. Da die Fahrer natürlich nicht in der Hitze schmoren möchten, haben viele davon es sich an heissen Tagen zur Gewohnheit gemacht, einfach in der Siedlungsstraße zu parken, weil dort zahlreiche große Bäume neben den 5 Häusern und in dem ganzen Umfeld stehen, die reichlich Schatten spenden. Das wirkt fast wie eine kleine Allee und es ist dort wirklich viel angenehmer, als in den freien Flächen. Das wiederum führt dazu, dass dem Rentner seine Haus- und Garageneinfahrt nun fast täglich zwischen etwa 10 und 18 Uhr von irgendwelchen LKWs zugeparkt ist. Die meisten LKW - Fahrer von heute fragen ja nicht lange danach, ob dann jemand nicht mehr aus seiner Einfahrt kommt. Die fühlen sich wie die Könige und machen was sie wollen. Der Rentner hatte schon mit einigen gesprochen, die meisten verstanden ihn gar nicht, weil sie kein deutsch sprechen, das sind sehr oft Russen, aber auch zuweilen Türken oder Bulgaren. Manche wurden auch direkt frech und dachten, mit dem alten Mann kann mans ja machen, notfalls hauen wir dem ein paar auf die Schnauze. Nun fährt der Rentner ja nicht mehr viel Auto, aber ungefähr 2 mal pro Woche eben doch und oft kam er nicht raus. Auch weil diese Idioten dann ihren LKW dort abgestellt haben, damit er sich innen nicht aufheizt, aber selbst sind sie dann in den benachbarten Wald gewandert oder sonst wohin, jedenfalls nicht greifbar. Nun hat ja alles seine Grenzen und bei einem besonders frechen, der mehrmals dort stand und selbst auf Ansprache nicht weg gefahren ist, hat der Rentner dann aber Rache geübt. Er wollte dem zuerst die Reifen am Anhänger zerstechen. Das ging aber nicht so einfach, weil die doch so stabil sind, dass er mit dem Messer da nicht durch kam. Da ist er hingegangen und hat die Ventilstummel mit einem Teppichmesser abgetrennt und zischend verabschiedete sich die Luft. Der wird nach einigen Metern Fahrt schön blöd geguckt haben. Seit dem geht der Rentner jetzt hin und hat entlang seinem Grundstück auf der Straße einen alten Anhänger abgestellt, den er noch von früher hinter seiner Garage stehen hatte und wir haben den Wassertank - Anhänger, den ich mal von einem Bauern billig gekauft hatte, um darin Diesel aus der Fabrik zu bunkern, der aber längst wieder leer ist, der lange bei uns hinter dem Haus stand, unter Nutzung eines geliehenen Gabelstaplers noch die rund 300 m rüber zum Renter gefahren und den ebenfalls vor dessen Haus postiert. Diese beiden Anhänger stehen jetzt so da, dass seine eigene Garageneinfahrt noch gut frei bleibt, dass aber kein LKW mehr vor sein Haus passt. Das hat wirklich gut gewirkt. Den Gabelstapler hatte der Rentner über einen Bekannten von der Regenwasserbehälterfabrik ausgeliehen. Von mir aus kann er unserenWassertank - Anhänger den ganzen Sommer da stehen lassen, wir brauchen ihn derzeit ohnehin nicht. Die LKW - Fritzen haben dann mal sauer geguckt, aber was wollen sie machen, die Anhänger wegrollen das wäre denen auch zu lästig und dazu werden sie sich sicher auch nicht trauen.
Es ist manchmal verwunderlich, auf welche doch eigenwilligen Ideen die Chefs der Bauhöfe kommen. Es sind da schon kleine Sadisten drunter. Ich meine, ich kenne das ja noch aus meiner Stuttgarter Zeit, wo ich vor etlichen Jahren mal kurzfristig in einer Art ABM - Maßnahme im Bauhof eingesetzt wurde, aber was sich hier der Bauhofchef hatte einfallen lassen, das war schon besonders idiotisch. Auf der Straße zur Regenwasserbehälterfabrik wurde neulich ein einzelner Bauhof - Mitarbeiter mittags gegen 11 Uhr bei brütender Hitze mit einer Außentemperatur von 38 Grad, von seinem Chef ausgesetzt, bewaffnet mit einem Handeimer voller weisser Markierungsfarbe und Pinsel. Mit dieser Primitivausrüstung sollte er dann im gesamten Straßenverlauf bis 18 Uhr alle Fehlstellen in der seitlichen Markierung ausbessern. Der Chef wollte ihn dann kurz vor Feierabend wieder nach verrichteter Arbeit abholen und hatte ihm aufgetragen, bloß keine Stellen zu übersehen und vor allem keinesfalls länger als eine halbe Stunde Pause zu machen. Der Chef muss den Mann wirklich ziemlich unter Kontrolle gehabt haben, ich habe den nämlich angesprochen und der hatte richtig Höllenangst, dass gerade in dem Moment, wo er mit mir spricht vielleicht sein Chef zur Kontrolle auftaucht und ihn dann fertig machen würde, weil er anstatt zu arbeiten, mit mir gesprochen hätte. Also ich sage Ihnen, wenn damals der Bauhofchef mit mir das so gemacht hätte, da hätte ich doch drüber gelacht. Sobald der weg gewesen wäre, hätte ich mir in dem Wetter das nächste schattige Plätzchen gesucht und es mir dort ausgiebig gut gehen lassen. Gerade in einer Gegend wie hier, wo es nur eine Zufahrt gibt, hätte ich mir da noch eine Stelle gesucht, wo ich von weitem hätte sehen können, wenn der Chef mit seinem Bauhofwagen im Anmarsch ist, um dann rechtzeitig wieder mit der Arbeit zu beginnen. Und selbst wenn der Chef mich erwischt hätte, dann hätte er eben gemotzt, na und? Aber hier der Mann hatte halt eine andere Mentalität als ich und hatte vor allem richtig Angst vor seinem Chef. Wissen Sie, der Chef, vor dem ich in meinem früheren Berufsleben wirklich richtig Angst gehabt hätte, der müsste heute noch nachträglich erst erfunden werden. So was kannte ich nicht. Mir konnte auch nie ein Chef wirklich mit irgendwas drohen. Das heisst nicht, dass ich mich dem Chef gegenüber despektierlich verhalten hätte, nein, das nie, jedenfalls nicht so lange es dazu keinen Anlaß gab. Es gab auch Momente, wo dessen Argumente einleuchteten und durchaus im Rahmen des Erträglichen befolgt wurden, das ist gar keine Frage, aber wenn einer schon so was wie der hier mit mir gemacht hätte, dem hätte ich schön was gehustet. Wie schon gesagt, hier der Arbeiter mühte sich sichtlich, alleine aus Angst vor seinem Chef, das Gespräch mit mir zu beenden. So wollte ich ihn nicht länger quälen und verschwand. Tatsächlich tauchte sein Bautruppleiter nach einer halben Stunde mit dem orangen Bauhofwagen auf, um ihn zu kontrollieren. Obwohl der Typ fleissig zu dem Zeitpunkt einige Stellen einer Markierung neben einer Kanaldeckeleinfassung beipinselte, schrie der Chef ihn an, warum er nicht schon wesentlich weiter sei. Ich dachte mir, den Spaß gönne ich mir und treibe jetzt den Idioten von Chef auf die Palme. Ich setzte mir eine große bedeutungsvolle Sonnenbrille und einen weissen Hut auf, der eigentlich sonst seit Jahren nur sinnlos auf der Garderobe liegt und ging wieder rüber zu den beiden. Der Chef schaute schon mißmutig, als er mich bloß kommen sah. Ich grüßte ihn freundlich und tat so, als ob ich den Arbeiter zuvor noch nie gesehen hätte. Der hütete sich alleine aus Angst schon davor zu sagen, dass ich mich mit ihm bereits unterhalten hatte. Der Chef grunzte eine halbe Begrüssung zurück und machte schon eine Geste, die wohl bedeuten sollte, dass ich weiter gehen sollte. Was ich natürlich nicht tat. Gemütlich stellte ich mich zu den beiden, der Arbeiter hastete mit dem Pinsel über die weissen Striche und der Chef moserte ihn an, was er denn da wieder für einen Scheiß machen würde. Jeder andere hätte das sauberer, korrekter und vor allem in einem Viertel der Zeit geschafft. Er würde den Lack zu dick und zu verschwenderisch auftragen, schließlich koste eine Dose davon schon 93 Euro und der Steuerzahler müsse es dann berappen. Und überhaupt, so wie er den Lack auftrage wäre das Scheisse, der gehöre „flachgepinselt" und nicht „dickgepinselt", dann bemängelte er, was für Volltrottel ihm doch heute immer als angeblich ausgebildete Straßen- und Tiefbauer geschickt würden. Als ich dabei so eine Weile zugesehen hatte, schaute dieser Chef zu mir rüber und meinte gelangweilt: „Und was wollen sie hier, haben sie keine Arbeit, sind sie arbeitslos? Wir können sie nicht anstellen, wir haben schon genug Kreuz mit solchen Typen wie dem da!" Daraufhin meinte ich lässig, dass ich gerade ja meiner Arbeit nachgehen würde. Von ihm kam dann nur: „Wie?" Dann sagte ich, dass ich von der Baden- Württembergischen Fachstelle für Arbeitsrecht und Arbeitssicherheit wäre und dass er sich schon darüber bewusst sei, dass er gerade ganz gewaltig gegen Paragraph 459 sowie gegen Paragraph 128 der Arbeitsschutzverordnung verstoße, wenn er bei diesen Temperaturen Beschäftigte auf diese ungeschützte Weise draußen arbeiten lasse. Außerdem habe er einen zur Personalführung völlig ungeeigneten Stil, der darauf schließen lasse, dass er selbst nie eine richtige Ausbildung genossen habe. Da wurde der richtig weiss im Gesicht. Als ich ihn dann noch nach seinem Namen und seiner auftraggebenden Dienststelle fragte, fing der regelrecht an zu betteln, das sei ja nur eine Ausnahme, weil man so unter Zeitdruck stünde und das hätte bis dann und dann fertig sein müssen usw. Also glauben Sie mir, ich hatte innerlich größte Mühe, mich vor einer Explosion des Lachens zu bewahren, als ich sah, dass er mir diese Nummer absolut abkaufte. Nach einer Weile fragte er dann: „Ja und jetzt? Können wir das nicht so regeln, dass es für alle gut ausgeht?" Darauf hin meinte ich, dass ich schließlich kein Unmensch sei, und mal davon ausgehen würde, dass er wegen der großen Hitze sicherlich mehr Streß habe als sonst und dass er vielleicht mal auf Kosten der Krankenkasse ein Antistress - Seminar besuchen solle. Wenn er seinem Mitarbeiter jetzt bei der Hitze weniger strapaziöse Aufgaben gäbe, würde ich den Vorfall vergessen und hätte das nie gesehen. Sie hätten das sehen sollen, wie schnell der den Pinsler in seinen Wagen verfrachtete und dann das Weite suchte. Ich habe das anschließend Kayla und dem Rentner erzählt und wir haben noch stundenlang darüber gelacht.
Also es ist schon zuweilen erstaunlich, wie groß Ähnlichkeiten sein können. Wir waren in einem Supermarkt in Karlsruhe einkaufen und auf dem Parkplatz fuhr in die Parkbucht neben uns ein roter, älterer BMW. Dem entstieg ein Mann, der eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Schlagersänger Heino hatte. Er trug auch so eine fette Sonnenbrille. Dieser „Ersatz - Heino" wirkte bei genauer Betrachtung wohl etwas jünger, ich schätzte ihn auf 40 bis 50 Jahre, während der original Heino um die 70 sein muss. Der Ersatz - Heino war aber wohl ein sehr eingebildeter und streitsüchtiger Mensch, denn er brach gleich mit dem Fahrer eines anderen Wagens, der auf der anderen Seite von seinem BMW eingeparkt hatte einen heftigen Streit vom Zaun. Er beanstandete, dass dieser zu nah an seinem Fahrzeug geparkt habe und überhaupt, was das denn für ein Parkstil wäre, er hätte zudem wesentlich weiter nach vorne ziehen können. Dieser Nachbarparker ließ sich das aber nicht sagen und erkannte ebenfalls gleich die hohe Ähnlichkeit mit Heino, worauf er dann mit dem Satz konterte, dass er gleich eine Haselnusstorte ins Gesicht bekäme. Dieser echte Heino ist ja dafür bekannt, dass er ursprünglich mal Bäcker und Konditor war und die Anfertigung von Haselnusstorten sei wohl seine Spezialität gewesen. Mit dieser Antwort hatte der Ersatz - Heino nicht gerechnet und tat sich gleich wichtig, dass er den Wagen seines Kontrahenten gleich entfernen lasse, wenn dieser noch mal das Maul auftun würde. Daraufhin beschimpfte der so angegangene Autofahrer den Ersatz - Heino als billigen Mutanten und ging gemütlich in den Laden. Schließlich verschwand der Ersatz - Heino dann auch im Laden.
Neulich kam öfters ein Student aus Frankreich öfters bei uns vorbei gelaufen und blieb manchmal hier stehen und wir kamen etwas ins Gespräch. Der studiert in Karlsruhe, stammt aber aus einem grenznahmen Dorf in Frankreich. Es kam dabei unter anderem die Sprache auf so einige deutsche Besonderheiten. Er sagte, ihr Deutschen seid ein Volk der Widersprüche, einerseits macht man nirgends sonst auf der Welt so ein Gehabe um mögliche Umweltprobleme, andererseits gibt's kein anders Volk, wo so viel sinnlos gestunken und gequalmt wird, wie bei euch, egal ob es beim sommerlichen Grillen, beim veralteten Heizen mit Holz oder bei riesigen Feuerwerksspektakeln zu allen möglichen Anlässen, bei all diesen Dingen spielt die Umweltbelastung plötzlich gar keine Rolle mehr, nur mit dem Unterschied, dass diese Umweltbelastungen wirklich vermeidbar, weil sinnlos sind. Aber wehe, es kommt einer ohne passende Umweltplakette in einen Stadtbereich, dann ist das gleich eine Todsünde. Ähnlich verhält es sich mit der Mülltrennung, wegen der Deutschland bekanntlich weltweit belächelt wird. Was soll man da sagen? Ich konnte ihm in diesen Punkten nur recht geben.
Wissen Sie, Streit zwischen Kayla und mir gibt es eigentlich so gut wie gar nicht. Normalerweise sagt man, und das ist ja auch üblich, dass es in jeder Gemeinschaft, in jeder Form des Zusammenlebens irgendwann mal Steit gibt, aber das ist bei uns nahezu nie der Fall. Bis auf neulich und vor allem bei einem von mir niemals erwarteten Thema. Ein Anlaß, den man hierzulande sicher eigentlich als völlig bedeutungslos betrachten würde. Hier bei uns am Haus haben Schwalben ihr Nest gebaut. Ich muss zugeben, das gefällt mir gar nicht, obwohl ich grunsätzlich überhaupt nichts gegen Schwalben habe, aber bitte nicht bei uns am Haus, weil diese Vögel rund um ihr Nest alles voll scheissen. Das ist natürlich doppelt unangenehm, wenn die ausgerechnet ihr Nest an einer Wand bauen, die man vor kurzem frisch gestrichen hat und wo man unten den Gehweg gerade vor ein paar Monaten mit viel Mühe und Kosten frisch gepflastert hat. Nun ärgerte mich das so, dass ich beschloß, mit einer langen Stange dem Treiben ein Ende zu setzen und das Nest von unter in Stücke zu stoßen, also herunter zu schlagen. Kayla sah das und kam entzürnt aus dem Haus gelaufen, schrie richtig wütend was das Zeug hält, dass ich bloß nicht das Nest zerstören solle. Sie war sichtlich aufgeregt und kochte innerlich deswegen. Ich verstand das nicht so recht, zumal ich sie so tobend mir gegenüber vorher noch nie erlebt habe und solch eine Wut an ein paar blöden Vögeln fest zu machen, das verstand ich noch weniger. Ich erklärte ihr, warum ich das Nest entfernen wollte, das sah sie zwar einerseits ein, aber sie erklärte mir dann, was sie in ihrer Kindheit in Thailand über Schwalben gelernt habe, nämlich dass es für die Hausbesitzer eine sehr große Ehre bedeute, wenn die Schwalben deren Haus zum Nestbau auswählen würden, es gelte in ihrer Heimat zugleich als Zeichen, dass in dem Haus sehr gute Menschen wohnen und vor allem, dass es sozusagen ein ungeschriebenes Gesetz gäbe, welches das Zerstören von bewohnten Schwalbennestern verbiete, da es enormes Unglück bingen soll. In meiner Art von Humor sagte ich, ok, es bringt Unglück, vor allem für die Schwalben, weil die sich nach einer neuen Bleibe umsehen müssen. Sie erläuterte dann, dass es viel mehr Unglück noch über die ganze Familie desjenigen brächte, der das Nest zerstört. Also das ist ein so tief verwurzelter Aberglaube in der Gegend, wo sie her kommt oder vielleicht auch anderswo, dass ich diesen Humbug Kayla absolut nicht ausreden konnte. Da ich ihr natürlich nicht den inneren Seelenfrieden rauben wollte, verzichtete ich notgedrungen auf das Herabschlagen des Schwalbennestes. Als ich ihr zusicherte, das Nest doch nicht abzuschlagen, so lange die Schwalben noch drin wohnen, war sie wieder sichtlich gut gelaunt. Aber sobald die Anfang Herbst wieder weg fliegen, ist Schluß mit Schwalbennest, dann wird das Ding runter geschubst, natürlich in der Hoffnung, dass sie nächstes Jahr nicht wieder kommen und ein neues Nest hier bauen. Normalerweise neigen Schwalben ja dazu, an den gleichen Ort zurück zu kehren. Ich bin jetzt gewarnt und nächstes Jahr werde ich frühzeitig ein Auge darauf haben, um spätestens sofort bei beginnendem Nestbau die Anfänge davon schon herab zu schlagen, damit die gleich die Möglichkeit haben, sich anderswo ein neues Nest zu bauen. Sollen die sich im Bereich der alten Fabrik die Dächer aussuchen, da gibt es doch genug Stellen, wo es keinen stört. Zum Schutz vor dem Bescheissen des neuen Pflasters habe ich jetzt unter dem Nestbereich auf einer Fläche von vielleicht 2 Quadratmetern Plastikfolien auf dem Pflaster ausgelegt. Aber da sieht man, was Aberglaube auch heute noch alles bewirken kann. Ich meine, wenn Kayla nicht wäre, dann wäre das Nest schon längst Geschichte, es ist doch schlicht und ergreifend Blödsinn hoch 10 eine Verbindung vom Schicksal einiger Schwalben zum Schicksal des Menschen herzustellen, aber na ja, wenn solche Ansichten in einem Menschen prägend eingegeben sind, kriegt man die wohl nicht so einfach wieder raus.
Manche Menschen machen sich das Leben selbst mühsamer, als es heute eigentlich nötig ist. So kommt seit einigen Wochen ein hagerer, schätzungsweise 60-jähriger Mann nahezu täglich mit einem Handwagen zu Fuß aus einem rund 7 km entfernten Nachbarort hier vorbei, um sich weiter hinten in dem Waldbereich, wo früher der Militärautschrottplatz war, Brennholz für den nächsten Winter zu holen. Gewiss, es gibt heute wieder viele Kaminbetreiber, die sich ersteigertes Brennholz in den Wäldern holen, aber die holen es heutzutage normalerweise mit dem Traktor und Anhänger ab oder wenigstens mit einem PKW, an dem ein kleiner Anhänger hängt, aber hier der Mann macht das alles zu Fuß mit einem normalen alten Handwagen. So ein richtig altes Handwagenmodell mit eisenbeschlagenen Holzspeichenrädern ist das noch. Der Handwagen selbst ist schon ein Museumsstück. Das erinnert mich sehr an meine Kindheit und die frühe Jugend, so in den 50er und frühen 60er Jahren, da war das durchaus noch üblich, dass die Leute sich so ihr Brennholz holten. Der Mann scheint auch ein etwas komischer Kautz zu sein. Wenn ich schon mal draußen stand und ihn beim Vorbeigehen grüßte, hob er stets die linke Hand und stieß als Gegengruß so eine Art Grunzlaut wie „Urks" oder „Hurks" aus, wandte sich dann aber schnell ab und blickte wo anders hin und beschleunigte erheblich seinen Gang, damit er offensichtlich möglichst schnell aus meiner Gegenwart verschwindet. Auch wenn mal Wanderer oder sonstige Leute ihm begegnen, die hier ja eher selten anzutreffen sind, dann hastet er gleich doppelt so schnell mit seinem Handwagen, nur um der Gesellschaft dieser Leute zu entfliehen. Der Rentner hier aus der Siedlung meinte, dass er ihm vom Gesicht her bekannt vor käme, dass müsse ein Verwandter von einem seiner früheren Arbeitskollegen hier aus der Fabrik sein, weil die Ähnlichkeit so frappierend sei.
Sicher haben Sie auch von diesem Vorfall mit 21 Toten bei der so genannten Love - Parade in Duisburg gehört. Nun wird das jeder anders sehen und ich bin keiner, der sich für diese Techno - Szene interessiert, weil dieses primitive Technogedudel nach meiner Meinung ohnehin schon einen Hirnschaden voraussetzt, damit man es schön finden kann, aber das ist ja eine andere Sache. Für mich ist an diesem Vorfall bei der Love - Parade nicht das Verwunderliche, dass dort in Duisburg jetzt dieser tragische Unfall mit den 21 Toten und 500 Verletzten geschehen ist, vielmehr liegt das Verwunderliche für mich darin, dass so etwas erst jetzt passiert ist und nicht längst schon viel früher bei den Paraden, die bereits vor Jahren stattgefunden haben. Es kann mir keiner erzählen, dass es möglich ist, Horden von über einer Million Jugendlicher, von denen mit Sicherheit auch noch über ein Viertel mit Alkohol oder Drogen „angeheitert" ist, irgendwie zu dirigieren oder zu erwarten, dass die bei einem Vorfall oder sonstigen Schwierigkeiten noch halbwegs normal reagieren. Solche Menschenmassen kann man auch mit 2000 Polizisten nicht dirigieren und schon gleich gar nicht in den Griff kriegen. Zweifellos mögen örtliche Verhältnisse in Duisburg in dem eigenartigen Tunneldurchgang das Geschehene begünstigt haben, das ist klar, aber ich bin überzeugt davon, der wahre Auslöser liegt in der Tatsache selbst, dass man überhaupt Veranstaltungen solcher Größe mit derartigen unbezähmbaren Menschenmassen durchführt. Es braucht dann nur innerhalb dieser Massen etwas Unvorhersehbares, einen bestimmten Vorfall zu geben und daraus entwickelt sich dann eine Eigendynamik, die keiner mehr aufhalten kann. Ich will keineswegs den Teufel an die Wand malen, aber was wäre denn, wenn unter der einen Million Besucher schon nur ein einziger ist, der eine Bombe zündet oder der auch nur eine Schußwaffe auf andere richtet? Und es soll mir bitte jetzt keiner erzählen, dass das unter über einer Million Menschen, insbesondere einer Million Jugendlicher aus aller Herrn Länder so unwahrscheinlich wäre, dass da ein Wahnsinniger dieser Couleur darunter ist. Es hätte sogar schon genügt, wenn nur einer in der Menschenmasse auf die Idee gekommen wäre, zu rufen „Bombe, Bombe! Gleich geht hier eine Bombe los!" Was glauben Sie, wass unter solchen Voraussetzungen da erst los gewesen wäre? Dagegen ist das jetzt Geschehene noch gar nichts, so schlimm es für die Betroffenen auch war. Wenn etwas als Leichtsinn oder Fehlplanung bezeichnet werden muss, dann höchstens das, dass man solche Veranstaltungen überhaupt jemals genehmigt hat. Für mich kann es nur eine einzig wirklich richtige und sichere Konsequenz daraus geben, nämlich dass Veranstaltungen ab einer bestimmten Größenordnung grundsätzlich nicht mehr genehmigt werden, weil sie generell mit einem kleinen Anlass ins Unbeherrschbare umkippen können. Ich weiss jetzt nicht, wo man da genau die Grenzen ziehen müsste, aber ich denke so ungefähr bei 50.000 Personen als Maximum wäre die erreicht. Ich sage aber noch etwas, was den Fans dort nicht schmecken wird. Jeder normal denkende Mensch hätte sich spätestens beim Anblick dieser Menschenmassen herum gedreht und wäre nachhause gefahren, anstatt sich mit in dieses Getümmel zu begeben. Somit trägt jeder der dabei mit macht auch ein großes Maß an Eigenschuld, wenn er dann in Mitleidenschaft gezogen wird. Für mich lautet das Fazit aus diesem Geschehen, auch wenn sich das für manche den Opfern gegenüber hart und unschön anhören mag, dass jeder, der sich in ein solches unüberschaubares Riesengetümmel hinein wagt, zu einem großen Teil selbst die Schuld daran trägt, wenn er dort zu Schaden kommt. Man könnte hier gerne an 2 uralte Sprichworte erinnern, die in dem Fall wirklich exakt zutreffen: 1) Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um und 2) Wenns dem Esel zu wohl wird, begibt er sich aufs Glatteis. Den größten Teil der Beschuldigungen, die nachher nahezu halt- und gedankenlos von Teilnehmern gegen alle möglichen Leute der Stadtverwaltung, von Polizei und Feuerwehr usw. ausgestoßen wurden, fand ich geradezu absurd. Das ist das Gleiche, als würde ich mit vollem Anlauf absichtlich mit dem Kopf gegen eine Betonmauer laufen und anschließend den Erbauer der Betonmauer verklagen, weil er die Schuld daran tragen würde, dass ich nun Kopfverletzungen habe. Das ist wohl die defekte Logik des Mobs. Fehlendes Wissen und fehlende eigene Denkfähigkeit werden von dem Mob in hirnloser Weise durch Scheisshausparolen mit Gegröhle ersetzt, die sich dann beim gemeinschaftlichen Gebrüll nach Rücktritt und Kosequenzen noch gegenseitig aufstacheln und hochkochen. Je lauter einige Deppen mitgröhlen, dass zum Beispiel Herr A die Schuld trägt, um so mehr andere Deppen übernehmen die gleiche Forderung ohne jedes Wissen um die wirklich Schuldigen und ohne jedes Nachdenken. Geradezu wie eine Viehherde. Jede Eigenverantwortung wird von dem Mob grundsätzlich abgelehnt, die Schuld hat immer ein anderer zu tragen, nur man selbst nie. Man sucht sich wahllos einen Schuldigen, weil man nicht damit leben kann, dass man die wahren Schuldigen nicht kennt, oder dass man gar selbst dazu gehört. Manch einer wird das vielleicht sogar erkannt haben und alleine schon deshalb mitgegröhlt haben, um bloß von dem eigenen Schuldanteil abzulenken. Und wenn man sich dann im gemeinschafltlichen Gröhlen auf einen Schuldigen eingeschossen hat, dann muss man den „wegblasen" egal wie. Das zeigt aber auch wieder sehr schön ein Phänomen der heutigen Gesellschaft, nämlich dass ein Großteil nicht mehr richtig denken kann und verblödet ist. Das habe ich vor Jahren schon anhand vieler anderer Beispiele erläutert, die als eindeutiges Indiz dafür zu werten sind, warum ich der Überzeugung bin, dass die Gesellschaft immer mehr verblödet. Dazu gibt es hier aus der Siedlung auch wieder ein sehr schönes, aktuelles Beispiel, was natürlich im direkten Vergleich unbedeutend und ohne nennenswerte Tragik ist. Hier bäumt sich wieder so ein verblödeter Hundehalter auf, weil er hinten im Bereich der stillgelegten Pulvermühle seinen blöden Köter zum Scheissen hat frei laufen lassen, obwohl man hier im ganzen Wald grundsätzlich keine Hunde frei laufen lassen darf. Hund sind ja meist sehr neugierige Tiere und so ist der Kläffi in der alten Pulvermühle verschwunden und hat dort wer weiss wo an allem möglichen geschnupptert. Dabei hat er wohl eine kräftige Dosis giftiger Restsubstanzen abbekommen und die ganze Schnauze und Nase verätzt, woran er dann auch einige Tage später eingegangen ist. Natürlich läuft der Vollpfosten von Halter jetzt Sturm und will von den heutigen Grundstücksbesitzern, ich glaube das ist dort in dem Bereich sogar die Ortsgemeinde oder das Land, a) eine großzügige Entschädigung für den verblichenen Hund, b) ein Schmerzensgeld für den Hund und c) ein Schmerzensgeld für sich für seine Traumatisierung durch diesen Vorfall und den Verlust des Köters. Es ist zwar eine ganz andere Art von Vorfall, aber die Denkweise dahinter seitens des verblödeten Halters ist genau die gleiche. Verantwortlich sind immer die Anderen, obwohl er selbst den eigentlichen Vorfall durch sein Fehlverhalten erst möglich gemacht hat. Er hat damit ja nichts zu tun, obwohl er seinen Fiffi hat frei laufen lassen, was er dort gar nicht darf, obwohl er den Kläffsack hat auf ein Gebiet laufen lassen, was ohnehin genau genommen für jedes Betreten gesperrt ist. Meines Erachtes wäre es völlig korrekt, wenn man dem Halter noch eine fette Strafe aufbrummen würde, eben weil er dort seinen Köter hat frei laufen lassen und weil er fremdes Gelände betreten hat. Na ja, nun mag es im Bereich der Hundehaltung ohnehin besonders viele Leute geben, die zur Verblödung neigen, das haben wir schon an anderer Stelle öfters festgestellt, ohne damit gleich sagen zu wollen, dass man alle über einen Kamm scheren kann. Auch dort gibt es selbstverständlich vorbildliche Halterinnen und Halter, das wollen wir gleich mal festhalten, nur leider scheinen die immer weniger zu werden, wenn ich das alltägliche Geschehen so beobachte. Überhaupt scheint sich die Hundehaltung immer mehr zu einem Hobby für asoziale Gestalten zu entwickeln, denn die Häufung der defekten Verhaltensmuster spricht eine eindeutige Sprache. Aber was solls, beide Dinge haben normalerweise nichts miteinander zu tun, aber sie haben beide eine gemeinsame Ursache, nämlich die zunehmende Verblödung der Gesellschaft.
Wie neulich einer Zeitschrift zu entnehmen war, hatten sich in Pforzheim einige Diebe unnütz sehr viel Arbeit gemacht. Sie brachen unter akribischer Vorbereitung von mehreren Wochen über Nacht in einen Betrieb ein, der Diamanten und andere Edelsteine zu Schmuck verarbeitet. Bei dieser Aktion waren sie im Glauben, den gesamten Vorrat an Roh - Edelsteinen erbeutet zu haben, der etwa 2 Millionen Euro wert gewesen wäre, wenn er es denn gewesen wäre. In ihrem Übereifer erbeuteten sie anstatt dessen die Behälter mit sogenanntem Verarbeitungsmüll, das waren wohl irgendwelche Reste, die bei der Schmuckherstellung anfallen. Diese sind zwar auch etwas wert, aber im konkreten Fall war die Rede von etwa 8.000 Euro, was im Vergleich zu 2 Millionen Euro schon wie der berühmte Tropfen auf den heissen Stein wirkt. Zu verdanken hatten die ihre mißlungene Beute dem Betriebsleiter, der nämlich jeden Abend die Behälter mit den echten Steinen und den echten Edelmetallen aus dem normalen Betriebs - Tresor ausräumt und an einen anderen, geheimen sicheren Ort verbringt und dafür in diesen Tresor die Behälter mit dem Verarbeitungsschrott stellt. Die Behälter sollen sich übrigens sehr ähnlich sehen. So führte dieser Coup dazu, dass der angerichtete Schaden durch den Einbruch selbst wesentlich höher als der Wert der Beute war. Die Ganoven hatten sich extra große Mühe gemacht und im Dachbereich Aluminium - Lüftungsgitter zersägt, die teuere Überwachungsanlage mit einem ziemlichen Aufwand matt gesetzt und viele Zwischentüren beschädigt. Es hieß, die Beute belaufe sich zwar nur auf etwa 8.000 Euro Wert, aber der Sachschaden durch den Einbruch selbst läge bei etwa 25.000 Euro.
Zu etwas anderem. Schon letztes Jahr äusserte ich leichte Befürchtungen, dass die jährliche Schornsteinfegerprüfung der Heizkessel und Brenner Probleme bringen könnte, weil wir den defekten Originalbrenner durch einen umgebauten Altbrenner aus der alten Fabrik nebenan ausgetauscht hatten. Sie mögen sich vielleicht an meinen damaligen Bericht erinnern. Nun stand diese Tage die erneute jährliche Überprüfung durch den Bezirksschornsteinfeger an. Es war diesmal ein anderer Mann, als sonst, der war noch nie hier. Ich führte ihn runter in den Heizungskeller und gleich beim ersten Anblick des Brenners zuckte er zusammen. Solch ein Gerät habe er zuletzt während seiner Ausbildung gesehen, meinte er, und das sei schon mehr als 20 Jahre her. Dann wollte er wissen, ob sein früherer Kollege deswegen nicht schon mal was gesagt habe. Ich meinte nur schulterzuckend: „Nicht das ich wüsste." Dann seufzte er noch vor jeder Messung: „Ohjeohje! Ob das was wird?" Das ließ also schon die schlimmsten Befürchtungen aufkommen. Zuerst reinigte und betrachtete er den Kamin, was ohne Beanstandung ablief. Dann schloß er am Abgasrohr sein Meßgerät an und startete den Brenner. Mit Gezische und Getöse nahm der seine Arbeit auf. Ich schrieb Ihnen schon damals, dass dieser „Ersatz - Nostalgiebrenner" aus der alten Fabrik deutlich lauter ist, als der frühere Brenner, der auch schon nicht gerade leise war. Aber bei solchen Industriebrennern hat früher nach dem Geräuschpegel keiner gefragt. Es ist schon so, wenn der Brenner voll aufheizt, dann ist in dem Heizungsraum keine normale Unterhaltung mehr möglich. Selbst mit brüllen versteht man kaum etwas und muss schon alle Laute mit Handzeichen untermalen. Die Messung braucht ja einige Minuten und als die abgeschlossen war, schüttelte er sein digitales Meßgerät und dann wechselweise seinen Kopf. Ich dachte schon, jetzt können wir die Anlage abschalten. Dann zog er den Meßfühler aus dem Abgasrohr, schaute sich diesen genau an und meinte, dass der wohl irgendwelche Kontaktprobleme hätte und er deswegen die Messung wiederholen müsse. Das machte er dann auch. Nach vielleicht 2 oder 3 Minuten war das neue Meßergebnis fertig und der Kaminkehrer auch, als er zu seiner eigenen Verwunderung fest stellte, dass die gesetzlichen Grenzwerte von dem Steinzeitbrenner doch tatsächlich so gerade eingehalten würden. Das habe er noch nie erlebt. Er meinte, eingehalten ist eingehalten, wenn auch nur so gerade eben. Er druckte von dem Meßgerät so einen Meßbeleg aus, der so ähnlich aussieht wie ein Kassenbon, kassierte rund 100 Euro und damit waren wir aus dem Schneider. Sie können glauben, mir fiel ein tonnenschwerer Felsklotz vom Herzen, weil ich damit niemals gerechnet hätte und der Schornsteinfeger selbst noch weniger. Er meinte vor seinem Weggang noch, dass man da aber wahrscheinlich bald was machen müsse, weil die Grenzwerte eben nur so knapp haarscharf gerade noch eingehalten wurden und dass die Gefahr bestünde, dass diese sich innerhalb des nächsten Jahres so weit verschlechtern, dass sie überschritten würden. Egal, dachte ich, überstanden ist überstanden und ich werde auch derzeit keine teuren Reparaturen oder Ersatzbeschaffungen anleiern, solange das nicht ausdrücklich nötig ist. Ein paar Tage später sprach ich mit dem alten Fachmann aus Bretten, der diesen Brenner damals auf Vermittlung des Rentners mit um- und eingebaut hatte. Der sagte, das sei kein Problem, er käme Anfang nächstens Jahres mal vorbei und würde dann an dem alten Brenner ein paar Dinge mit Düsenabständen oder so was anders einstellen, dann wäre zwar die Heizleistung etwas geringer, aber die Schadstoffe wären dann so niedrig, dass man auch dann wieder so gerade durch käme. Er sagte, bei dem Brennertyp wäre das kein Problem, weil der so reichlich bemessen ist, dass auch dann noch die Heizleistung für ein normales Wohnaus mehr als ausreichend ist. Zum Glück gibt es noch keine Messungen für den Lärm, den ein Brenner erzeugt, denn sonst hätten wir mit dem keine Chancen jemals durch zu kommen. Aber wer setzt sich auch schon in den Heizungsraum? Wenn dort die Tür zu ist, hört man den Lärm eigentlich im Rest des Hauses kaum, das heisst im Keller schon etwas, im Erdgeschoss hört man es im Wohnzimmer, welches über dem Heizungsraum liegt, ganz geringfügig rauschen, wenn sonst alles totenstill ist, aber ansonsten nirgends. Das heisst, draußen vor der Tür hört man es leicht im Bereich des Kellerfensters vom Heizungsraum, aber da stört es ja keinen.
Wie ich von jemandem hörte, der hinten im Ort im Gemeinderat sitzt, soll es eine Anfrage einer seltsamen Kirchenvereinigung geben, die gerne ein Gebäude auf dem alten Fabrikareal erwerben und zu ihrem religiösen Gemeindezentrum machen möchte. Diese Kirchenvereinigung gehört weder zur evangelischen noch zur katholischen Kirche, es ist so ein eigenständiger Verein, vielleicht schon fast eher im Sinne einer Sekte, wer weiß. Es soll sich bei dem Gebäude, an dem die Interesse haben, um so eine relativ gut erhaltene, mittelgroße, separate Halle handeln, die teilweise innen sogar über 2 Stockwerke verfügt, wo vor knapp 2 Jahren schon mal eine Firma einen Zweigbetrieb drin aufmachen wollte, was aber im letzten Moment an zu umständlicher Handhabung scheiterte, da der Rest der Firma mehrere 100 km entfernt seinen Sitz hat. Man hatte damals schon begonnen, diese Halle zu reinigen und vom Mauerwerk her gründlich auszubessern, innen wurden sogar schon einige Räume neu gestrichen und ein Durchgang zu einer benachbarten Halle, er über ein schmales, flurartiges Verbindungsgebäude führt, zu gemauert. Dieses Bauwerk befindet sich mehr auf der Südwestseite des Areals, ist aber noch gut über die Zufahrt zur Regenwasserbehälterfabrik zu erreichen. Damals wurde vom Wendehammer am Ende der Zufahrtsstraße schon kein kleiner asphaltierter Abzweig, ähnlich wie von einem Kreisverkehr, eingerichtet, der in diesen Bereich führt. Wir wären also nicht unbedingt direkt davon betroffen, da sich das mehr am anderen Ende des Fabrikgrunstücks abspielt. Trotzdem halte ich persönlich von so was gar nichts. Man weiss ja nicht, welche seltsamen Vögel das wieder hier in die Siedlung lockt. Vor allem macht gerade so was die Siedlung bei vielen Leuten bekannt, die sie bisher gar nicht registriert hatten und damit wird es dann zwangsläufig unruhiger. Auch Kayla und der Rentner sind nicht sonderlich von diesem Vorhaben begeistert. Es ist aber auch noch nicht das letzte Wort gesprochen, weil es hieß, dass diese Glaubensgemeinschaft mit dem Eigentümer über den Preis nicht einig würde und nun von der Gemeindeverwaltung erhofft, dass die eine Art Zuschuß leisten oder beim Verkäufer eine Preisminderung heraus kitzeln, was die aber beides kategorisch abgelehnt haben.
So, nun neigt sich meine Email schon wieder dem Ende. Wir wollten gleich noch dem Tipp eines Bekannten folgen und mit dem VW 181 zu einem kleinen See in ungefähr 15 km Entfernung von hier fahren, um dort eine Art Abendwanderung zu machen.
Im Namen von Kayla und mir alles Gute, Ihr Egbert Lappenkeuler
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