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Lappenkeuler - Email / Brief „Verschiedene Katastrophen" vom 17.10.2009
Grüße aus dem bunten Herbst! Da sieht man wieder, wie das geht. Kaum glaubte man, die Anfänge des Sommers erkannt zu haben, schon ist er längst wieder vorbei und man steht schon mitten im Herbst. Nun war ich eigentlich immer jemand, der jeder Jahreszeit ihren Reiz abgewinnen konnte, trotzdem kam mir der diesjährige Sommer ganz besonders kurz vor, fast schon so, als habe man ihn auf ein bis zwei Wochen komprimiert. Wie Sie sicher bemerkt haben, bin ich besonders im letzten Jahr etwas schreibmüde geworden. Das liegt nicht daran, dass es nicht genug zu berichten gäbe und auch nicht daran, dass ich keine Lust hätte, ihnen zu schreiben, sondern schlicht und ergreifend am totalen Zeitmangel, der hier bei uns seit längerm vorherrscht. Der Tag hat nun mal nur 24 Stunden und man kann sich nicht zweiteilen. Ich weiss nicht, wo die ganze Zeit bleibt, man hat hier einfach immer jede Sekunde Beschäftigung und weiss nicht, was man zuerst machen soll.
Neulich habe ich mich tierisch aufgeregt. Wissen Sie, wenn man Opfer von Bestimmungen, Verordnungen oder dergleichen wird, die keinen anderen Sinn erfüllen, als die Wirtschaft und bestimmte Unternehmenszweige anzukurbeln und das dann unter dem angeblichen Deckmäntelchen des Umweltschutzes, dann könnte ich platzen. Man macht den Leuten nur sinnlos für spinnerte grüne Ideen das Geld kaputt. Wenn diese Grünaffen diese Regeln so haben wollen, dann sollen sie diese gerne bei sich anwenden, habe ich ja nichts dagegen, aber die Spitze der Verrücktheit ist, dass sich alle nach deren Schwachsinnsideen richten sollen. Die Grünen haben nach meiner Meinung zwar viel zu viele Stimmen bei den Wahlen erhalten, trotzdem sind sie insgesamt noch in einer bescheidenen Minderheit, aber trotzdem werden deren blöde Gedanken aufgegriffen und umgesetzt. Jetzt erhalte ich vor einiger Zeit ein Schreiben der Verwaltung, dass ich bis spätestens Dezember 2011 nachweisen muss, dass die Kanalisationsrohre, die vom Haus bis zur Grundstücksgrenze verlaufen, wo sie dann an die öffentliche Abwasserleitung angeschlossen sind, alle 100 % dicht sind. Dazu ist eine Prüfung dieses Rohrstücks von einer zugelassenen Fachfirma notwendig. Diese Fachfirmen können mit einer im Rohr fahrbaren Kamera einen Videofilm erstellen, der den Innenzustand aufzeigt. Zugleich bewertet ein Fachmann von denen diese Sichtung und schreibt gegebenenfalls einen Mängelbericht, unterbreitet wahrscheinlich auch gleich ein Reparaturangebot, weil die meist eine Firma im Schlepp haben, die solche Dinge dann auch reparieren kann. So schustert der eine dem anderen Aufträge zu und das auf meine Kosten. Eine andere Möglichkeit die es gibt, diese recht teure Prüfung zu umgehen ist, gleich von vornherein diese Anschlußrohre von einer zugelassenen Fachfirma neu verlegen zu lassen. Die müssen dann ein Dokument abstempeln, wo sie bestätigen, dass das von ihnen fachgerecht alles erneuert wurde und somit in einem absolut 100 % dichten Zustand ist. Das ist natürlich noch teurer, als diese Kameraprobe, aber bei einem solch alten Haus kann man davon ausgehen, dass die bei der Kamerafahrt mit Sicherheit Mängel finden, die dann behoben werden müssen. Die Behebung sieht meistens so aus, dass diese Rohre neu müssen. Somit fällt dann der Preis für die Kameraprobe plus der Reparatur an, während bei der vorgenannten Möglichkeit der Sofort - Erneuerung nur der Reparaturpreis anfällt. Jetzt habe ich mich bei einigen Unternehmen erkundigt, was das so im Schnitt kosten würde. Darauf hin haben die befragten Unternehmen einen Fachmann zu uns rausgeschickt, der die Sache mal betrachtet und ausgemessen hat und darauf hin ein Preisangebot schickte. Da werden Sie aber wahnsinnig! Der eine Betrieb verlangt dafür satte 34.000 Euro, der andere will 28.500 Euro und ein weiterer begnügt sich mit 18.750 Euro! Und wofür das alles? Nur um die schwachsinnigen grünen Ideen zufrieden zu stellen, damit angeblich kein auch noch so winziger Tropfen Abwasser ins Erdreich gelangen kann. Die sind doch hochgradig geisteskrank. Politiker, die so was beschließen und durchsetzen, sollte man in die Klapse stecken oder denen diese Kosten vom Gehalt abziehen. Überhaupt entwickelt sich die Politik in unserem Land immer mehr zum Wegbereiter von Abzocke unter dem Deckmäntelchen der Umweltentlastung, von Bespitzelung, von Korruption und derartigen Auswüchsen. Denn ohne die von der Politik geschaffenen Möglichkeiten, solche hirnverbrannten und im Endeffekt weitgehend sinnlosen Maßnahmen durchzusetzen, gäbe es das alles gar nicht. Aber dann wird sich bei den Wahlen wieder gewundert, wenn die Wahlbeteiligung so gering ist, weil eigentlich keine einzige Partei mehr wirklich wählbar ist, da inzwischen alle solch einen Schwachsinn mit tragen und durchsetzen. Überhaupt habe ich auch den Eindruck, dass wir uns hier im „Westen", um diesen alten Ausdruck mal zu gebrauchen, immer mehr an die früheren Wahnsinsideen und Methoden des „Ostens" angleichen, siehe lückenlose Bespitzelung, wer welche Internetseiten besucht, Überwachung und Durchsetzung von noch so hirnrissigen vom Staat verordneten Zielen u.s.w., siehe diese Kanalgeschichten oder diesen Quatsch mit den Umweltplaketten etc.
Zu etwas völlig anderem. Sehr oft hört man in den letzten beiden Jahren von Überschwemmungen und Hochwasserkatastrophen. Das ist alles schlimm und sicher oft auch ein hausgemachtes Problem, weil Bächen keine Ausweichflächen mehr zur Verfügung stehen, wo sich bei Starkregen mal kurzfristige Übermengen von Wasser auf harmlose Weise auf Wiesen oder ähnlichem zurückstauen können oder auch, weil man oftmals einfach viel zu nah an gefährdeten Bachläufen Straßen und Häuser errichtet hat. Weiterhin kommen noch schlecht durchdachte Straßenführungen hinzu, wo es vielleicht in eine Senke geht oder unter Unterführungen her führt, die dann nicht ausreichend entwässert sind, weil man dort nur Abflußrohrdurchmesser eingebaut hat, wie sie für den Normalregen ausreichen, die aber bei plötzlichem Starkregen überfordert sind. Hinzu kommt noch das klassische Beispiel der verstopften Gullis, die nur zäh oder gar nicht mehr anstehende Wassermassen ableiten. Auf dem Fabrikgelände hier gibt es einige Bereiche, die auch zuweilen zu Überschwemmungen bei Starkregen oder Tauwetter neigen, aber das hat dort einen ganz besonderen Grund, weil bestimmte Abwasserführungen in dem Gelände absichtlich so angelegt sind, dass sie Wassermassen zurückhalten können, dafür aber dann zum Ausgleich über elektrische Großpumpen ab einem bestimmten Wasserstand entwässert werden müssen. Da dort aber seit 25 Jahren alles still steht, ausser den Pumpen, die nach wie vor immer betriebsbereit sein müssten, kommt es immer wieder mal vor, dass einzelne dieser Pumpen ausfallen, weil sich keiner mehr regelmässig darum kümmert. Dann schwappt dort zuweilen schon mal das Wasser in diesen Bereichen auf einigen innerbetrieblichen Wegen. Das alles betrifft uns persönlich aber so gut wie gar nicht. Nur diese unterirdischen Verbindungskellergänge werden dann manchmal auch etwas nass, aber nicht so, dass wir darunter im Haus oder in der Werkstattgarage leiden müssten, weil die alten Gänge mit dichten Doppelstahltüren verschlossen sind. Aber was hier ganz in der Nähe vor ein paar Monaten los war, das habe ich bislang noch nie erlebt. Zum Glück waren wir selbst davon auch diesmal nicht betroffen. Ich habe aber die Gelegenheit genutzt, um einige Fotos davon zu machen. An diesem Tag schien wunderschön die Sonne, ungefähr bis 14 Uhr. Bis dahin sah man keine Wölkchen und nichts am Himmel. Dann tauchten flugs riesige schwarze Berge von Wolken am Himmel aus Richtung Südwesten auf. Ein Gewitter mit mehrstündigem Starkregen folgte. Da prasselten Wassermassen herunter, wie ich sie in solch anhaltender Stärke so gut wie noch nie erlebt hatte. Gewiss hat es in meinem Leben schon stärkere Regengüsse gegeben, aber die ließen in ihrer Intensität dann meist nach 10 Minuten nach, um dann in normalen Regen überzugehen. Aber diesmal war es anders. Der Starkregen behielt wirklich über mehrere Stunden seine enorme Intensität bei. Dann vielleicht gegen 19 Uhr hörte er fast schlagartig auf und die Sonne kam langsam wieder hervor. Am Weg unten zu den Mühlen brauste die Feuerwehr entlang, was uns natürlich neugierig machte und so radelten wir nach dem Regen dort hin. Einige 100 Meter vor den Mühlen, neben dem Weg, hatte vor längerer Zeit ein Bauunternehmer ein freies Grundstück gekauft, um dort diverse Baumaterialien zu lagern. Das sind vorwiegend Pflastersteine und ähnliche Sachen, die er dort auf Vorrat gelagert hat. Auf dem Grundstück befindet sich auch noch eine etwas ausstaffierte Baubude als Aufenthaltsraum. Wie dem auch sei, dieses Grundstück liegt etwas tiefer, als die kleine Straße zu den Mühlen und ist mehr oder weniger von allen Seiten mit Erdwällen oder ansteigenden Flächen umgeben. Dadurch wirkte das wie ein Schwimmbad und das Gelände ist bei dem Starkregen komplett voll gelaufen. Wie das dann aussah, sehen Sie auf dem Bild „Hochwasser01". Hochwasser01: der Baumateriallagerplatz des Bauunternehmers meldet „Land unter" nach Starkregen. Die Feuerwehr müht sich redlich, die braune Brühe abzupumpen.
Wir waren schon sehr überrascht, dass diese Wassermassen unweit von hier so zugeschlagen haben. Wenn man so was fast direkt vor der eigenen Haustüre erleben muss, ist es immer ein anderes Gefühl, als wie wenn man so etwas im Fernsehen sieht, wenn eine ferne Region davon betroffen ist. Dann fiel uns ein, dass wir noch einkaufen fahren wollten. Wir fuhren dann noch in Richtung Karlsruhe und erlebten unterwegs die nächste Überraschung der feuchten Art. Inzwischen hatte es erneut stark zu regnen begonnen. Am Rande eines Dorfes war ein Bach im Bereich einer ihn überquerenden Straßenbrücke kurz mächtig über die Ufer getreten und hatte sogar die Brücke nebst Landstraße überflutet. Als wir dort eintrafen sank der Hochwasserstand aber bereits wieder. Obwohl einige Passanten, die als Zuschauer das Ereignis verfolgten uns zuwinkten, dass wir mit dem Auto doch einfach durch die Wassermassen fahren sollten, zogen wir es vor das sein zu lassen. Ich hielt 50 m vor dieser Stelle seitlich an und bin dann zufuß zu der überfluteten Brücke gegangen, hab noch ein paar Fotos gemacht und danach haben wir gewendet und sind wieder nach Hause gefahren, weil es wieder heftig anfing zu regnen. Polizisten hatten mit Pylonen schon einen Abzweigweg abgesperrt, weil dieser im weiteren Verlauf seitlich dem Bachlauf folgt und dort dann sehr tief unter Wasser stand. Das alles sehen Sie auch auf dem Foto „Hochwasser02". Hochwasser02: eine Bach - Brücke und die darüber führende Landstraße sind vom tosenden Gewässer überflutet worden. Ein ungläubig dreinschauende Frau mit Regenschirm steht auf dem noch so gerade trocken gebliebenen Bürgersteig der Brücke und betrachtet entsetzt das Geschehen.
Auf solche Naturgewalten kann einjeder natürlich dankend verzichten und am Schluß ist man einfach nur noch heilfroh und dankt Gott dafür, dass man selbst sowie unser Haus davon verschont blieb. Das sind schon immense Schäden, die bei den betroffenen Leuten entstanden sind und solche Hochwasserschäden zahlt in der Regel keine normale Versicherung.
Genug von dieser feuchten Angelegenheit. Zum Geschehen rund um den Computer hätte ich noch mal kurz etwas beizusteuern. Bei meinem normalen, betagten Computer, mit dem ich auch jetzt gerade diese Zeilen hier schreibe, also nicht dem Notebook, entstand ein fahler Fehler, wenn man so will. An einem sehr sehr heißen Sommertag schaltete ich den Rechner morgens vielleicht gegen 7 Uhr ein, weil ich noch einige Zeilen schreiben wollte. Er lief dabei ganz normal ohne jegliche Auffälligkeiten. Dann etwa gegen 7.20 Uhr schoben wir das Frühstück dazwischen und es war kurz nach 8 Uhr, als ich wieder an den noch immer im Leerlauf betriebenen Rechner zurück kehrte. Durch die lange Wartezeit hatte sich der Bildschirmschoner aktiviert, den ich immer so eingestellt habe, dass dann einfach ein schwarzer Bildschirm erscheint, also dass eigentlich gar nichts erscheint. Manche Leute bevorzugen es, dann solche sogenannten Bildschirmschoner herumsausen zu lassen, die irgendwelche Aktionen auf dem Bildschirm auslösen, aber ich finde das kitschig und ausserdem ist es ja dann keine wirkliche Schonung. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass der Monitor mit diesem Kitsch genau so viel Strom verbrauchen würde, wie im normalen Betrieb, manchmal sogar noch mehr, während er bei schwarzem Bildschirm weniger verbrauchen soll. Aber sei es drum, das nur am Rande. Als ich den Rechner durch Bewegen der Maus dann wieder aktivierte, kam zwar auch das Bild wieder, aber es war sehr flau und eben fahl. So als habe man den Kontrast ganz weit runter geregelt. man konnte zwar so eben noch etwas lesen, aber das kam darauf an, auf welcher Hintergrundfarbe mit welcher Schreibfarbe geschrieben war, sonst ging es gar nicht. Also helle Buchstaben, z.B. weiss oder gelb auf schwarzem Hintergrund, das ging noch halbwegs, aber grüne Buchstaben auf gelbem oder weissen Hintergrund, was sonst auch kein Problem ist, war quasi nicht mehr erkennbar. Alles wirkte wie eine neblige Matsche und alle größeren Darstellungen, z.B. Bilder, Buttons oder solche Pop-Up-Einblendungen warfen jeweils rechts einen schlierigen Schatten von sich selbst, der eher wie eine Teilspiegelung als wie ein Schatten wirkte. Sehr komisch. Ich habe dann alles abgeschaltet und abkühlen lassen, dann den PC neu angeworfen, aber sogleich war dieser komische Fehler wieder da. Kayla, die sich mit der Computertechnik immer etwas leichter tut, als ich, schaute sich das Phänomen auch an, konnte es aber auch nicht beseitigen. Änderungen in den Einstellungen der Bildschirmauflösung oder dergleichen brachten keine Besserung. Kayla und ich wir waren uns eigentlich gleich einig, dass da wohl der Monitor defekt sein müsse. Wir überlegten schon, ob es Sinn mache, für einen über 10 Jahren alten Computer noch einen neuen Monitor zu kaufen. Ansonsten will man sich deswegen auch nicht gleich einen neuen Computer kaufen, zumal die meisten lieb gewordenen älteren Programme mit diesem komischen Windows - Vista gar nicht funktionieren. Zum Glück fiel mir da aber der eigenwillige Computerladen am Stadtrand von Karlsruhe ein, der dort in einem ehemaligen Edeka - Laden seinen Sitz hat. Wir also den kränkelnden Computer plus Monitor in den Kofferraum gepackt und dorthin gesaust. Der Inhaber, ein stets recht ungepflegt wirkender, sehr dicker Mann mit Fuselbart und komischer Billigstkleidung, aber fachlich hoch kompetent, stellte unseren PC auf, schloß alles an, schaltete ein. Der Fehler war auch sofort unverändert wieder da, dann ging er in das Menü der Systemsteuerung, wo man die Darstellungsform der Farben u.s.w. ändern kann, schaltete sozusagen da etwas herum schaute sich dabei kritisch das Verhalten am Bildschirm an und kam zu dem Entschluß, dass unser Monitor kerngesund sei, aber die Grafikkarte hätte wohl das Zeitliche gesegnet. Flugs öffnete er das Gerät und entdeckte auch gleich, dass der kleine Lüfterventilator auf der Grafikkarte fest klemmte. Er bekam den sogar wieder gelöst, so dass der wieder los schnurrte, was aber keine Änderung mehr brachte. Der Fachmann meinte, durch das Festklemmen sei das Hauptbauteil dieser Grafikkarte wohl überhitzt und davon unwiederbringlich zerstört worden. Ein Austausch dieses einzelnen Bauteils gehe nicht, da müsse man die ganze Grafikkarte austauschen. Bei dem alten Rechner kann man aber nicht so ohne weiteres eine nagelneue Grafikkarte einbauen, die würde darin gar nicht funktionieren. Da waren wir bei dem Mann aber genau richtig, denn der hat auch haufenweise alte Teile herum fliegen, auch alte Grafikkarten, die aus geschlachteten Geräten stammen. Er fand dann eine, wo er meinte, dass die aus dieser Zeit stamme und in unserem PC funktionieren müsse. Baute sie ein, suchte noch eine CD mit einem passenden Treiber dafür, der dann schnell noch installiert wurde und siehe da, unser PC lieferte wieder gestochen scharfe Bilder. Er sagte, dass die nun von ihm eingebaute Grafikkarte aber eine Nummer schwächer sei, als die vorherige, was man aber nur bei sehr aufwändigen Spielen mit schneller verschachtelter 3-D-Darstellung merken würde. Also ich merke gar keinen Unterschied zu den besten Zeiten und Spiele spielen wir mit dem Computer sowieso nie, also für uns die ideale Lösung. Die Kosten hielten sich mit 35 Euro einschließlich Arbeit in erfreulich niedrigen Grenzen.
Ich weiss nicht, ob ich es Ihnen schon mal geschrieben hatte, ich muss ja täglich 5 verschiedene Medikamente einnehmen. Das ist seit meiner schweren Erkrankung so, die inzwischen auch schon ungefähr 9 oder fast 10 Jahre zurück liegt. Das heisst, genau genommen musste ich anfangs nach dem Krankenhaus und nach der Reha - Klinik sogar 8 verschiedene Medikamente täglich einnehmen, im Laufe der letzten 4 Jahre fielen dann 4 davon weg und nach einiger Zeit kam wieder eines dazu, weil sich bestimmte Blutwerte etwas verschlechtert hatten. Wenn ich bedenke, welchen Wandel der umständlichen Art ich in diesen Jahren mitgemacht habe, der nur durch die laufend geänderten Bestimmungen im Gesundheitswesen verursacht wurde, dann krieg ich schon einen Hals vom Ausmaß des Stammes einer tausendjährigen Eiche und die dafür verantwortlichen Politiker gehören in die Wüste geschickt. Aber darum soll es hier jetzt nicht gehen. Immerhin habe ich es bei meinem Hausarzt und den betreuenden Fachärzten erreicht, dass die nicht mehr nur kleine Packungsgrößen dieser 5 Medikamente verschreiben, sondern wenigstens mittlere Packungsgrößen, sonst müsste man für Neuverschreibungen noch öfter zum Arzt und zur Apotheke, als so schon. Trotzdem muss ich dadurch mindestens einmal monatlich zum Arzt, mir ein neues Rezept für das eine oder andere Medikament ausstellen lassen und damit dann wieder in die Apotheke. Früher hatte ich ja meinen Hausarzt in Stuttgart, das wäre von hier aus zu weit und auf Empfehlung dieses Hausarztes kam ich nun zu einem fachlich ebenso kompetenten Hausarzt am Stadtrand von Karlsruhe. Das waren ungefär 17 km Entfernung bis zu dem und das ist so gerade noch ein erträglicher Wert, um zum Hausarzt zu fahren. Jetzt ist kürzlich dieser „neue" Hausarzt mitsamt seiner ganzen Praxis umgezogen und residiert ungefähr in einem Abstand von über 2 km zum vorherigen Praxisort. Das hat für mich aber eigentlich keinen Nachteil, im Gegenteil, von uns zuhause ist die neue Praxis sogar ein wenig näher. Unweit von der früheren Praxis gab es eine Apotheke, bei der ich dann immer die verschriebenen Medikamente abgeholt hatte. Das wäre aber heute ein Umweg, weil gleich neben seiner neuen Praxis eine andere Apotheke ist. Deswegen hole ich seit dem meist dort die Medikamente ab. Nun tut dort meist eine relativ junge Apothekerin ihren Dienst, die eine, sagen wir mal extrem laszive Art hat, gerade so, als wolle sie darlegen, dass sie immer äusserst sexbegeistert sei. Na ja, sie ist eine sehr hübsche Person, das kann man nicht anders sagen, im Alter schätze ich sie ein wenig jünger als Kayla, vielleicht so um die knappe 25 oder so. Solch ein Verhalten erwartet man sicherlich in einer Apotheke noch weniger, als vielleicht bei einer Bedienung in einem Laden. Nun sage ich mir, wird sich diese Frau wohl kaum nach einem alten Knacker wie mir sehnen, vielleicht ist es ja ihr Wesenszug, dass sie sich immer so verhält, das gibt es ja auch. Wie Sie wissen bin ich mit Kayla gut versorgt und zufrieden, ich sehne mich da eigentlich nicht nach Abwechslung oder dergleichen, räume aber ein, dass man bei einem derartigen Verhalten durchaus leicht schwach werden könnte. Das erzählte ich auch Kayla und die meinte, dass sei vielleicht ein Trick zur besseren Kundenbindung, zumindest was die männliche Kundschaft betrifft. Mag sein, dachte ich schon, dass sie damit gewisse Defizite bei dieser Apotheke auch ausgleichen will, denn mir ist aufgefallen, dass es bei dieser Apotheke noch deutlich häufiger vorkommt, dass Medikamente zuerst bestellt werden müssen, als bei der früheren Stamm - Apotheke. Man muss sie dann immer gegen einen Abholzettel umständlich einen halben oder ganzen Tag später abholen, also zweimal hin. Ich finde das sehr lästig, schreibe es aber in erster Linie auch den Folgen der Gesundheitsreform zu, denn wie ich hörte, wechseln die Generika - Medikamente, also diese Ersatz - Medikamente anderer Hersteller, relativ häufig, die von den Kassen gerade noch bezahlt werden und daher wagen viele Apotheken es gar nicht mehr, sich von vielen Medikamenten einen Vorrat hin zu legen, weil sie vielleicht im nächsten Monat darauf sitzen bleiben, da die Kassen dann plötzlich nur noch ein Vergleichsmedikament einer anderen Pharmafirma bezahlen. Früher, vor vielleicht 20 Jahren, da kam es doch höchstens einmal im Jahr bei einem einzelnen Medikament vor, dass man in der Apotheke mit einem Abholzettel vertröstet wurde, weil es nachbestellt werden musste, aber in den letzten Jahren ist das fast zur Regel geworden. Wenn man ein Rezept von nur 2 Medikamenten abholen will, dann kann man vorher schon darauf wetten, dass mindestens eines davon nicht da ist und gegen Abholzettel lästig später abgeholt werden muss. Dieser Effekt ist aber bei der Apotheke mit der hübschen lasziven Apothekerin noch deutlich heftiger, als bei der früheren Stammapotheke. Da kam das vielleicht bei jedem zweiten Rezept mal vor, dass eines von den 2 bis 5 verschriebenen Medikamenten auf obige Methode nachgeholt werden musste, während es hier bei der neuen Apotheke, wie beschrieben, die Regel ist sobald man 2 Medikamente benötigt, dass mindestens eines davon nicht vorrätig ist. Ich habe schon zu Kayla gesagt, wenn das so weiter geht, dann fahre ich demnächst lieber zusätzlich den Umweg zur alten Stamm - Apotheke und hole die Medikamente wieder dort. Andererseits so ein paar Späßchen mit der lüsternen Neuapothekerin sind ja auch ganz nett, aber in der Sache bringt es im Endeffekt ja nicht wirklich was.
Vor etlichen Monaten berichtete ich Ihnen über ein geradezu lächerliches Schreiben bezüglich Anliegerdaseins an einem Bachlauf. Einen Bachlauf gibt es hier zwar, aber nicht vor, nicht hinter, nicht neben und schon gleich gar nicht auf unserem Grundstück, sondern über die Straße hinweg ein Stück weiter hinten in einer tiefer liegenden Wiese. Nach dem Versuch, die Sache telefonisch zu klären und den Behördenapparatschiks deutlich zu machen, dass es auf unserem Grundstück nun mal keinen Bachlauf gibt, kehrte zunächst Ruhe ein. Man erklärte mir, dass man meine Angaben überprüfen werde. So vergingen etliche Monate ohne weitere Belästigungen dieser Art. Wir gingen schon davon aus, dass die endlich erkannt haben, dass bei denen da wohl etwas falsch gelaufen war und die möglicherweise den Bachlauf, der vielleicht 200 m weiter gegenüber am anderen Ende einer Wiese verläuft, versehentlich in ihren Plänen falsch eingezeichnet hatten und der so „verrutscht" war, dass es so wirkte, als würde er unser Grundstück berühren. Aber weit gefehlt. Diese Begriffsstutzigen schrieben nach einigen Monaten Sendepause dann doch wieder einen Wisch, fast im gleichen Wortlaut, wie der erste, mit einem Erhebungsbogen dabei, den wir ausfüllen und zurück schicken sollen. In dem Bogen werden zahlreiche Fragen, teils in Ankreuzform, teils zum schriftlich ausfüllen zu besagtem Bachlauf auf unserem Grundstück gestellt, der dort gar nicht existiert. Da Telefonieren offensichtlich nichts bringt, habe ich meine Erläuterungen dazu schriftlich ausgedruckt und denen zu ihrer Postfachadresse in Karlsruhe geschickt. Darauf reagierten die schneller, denn nach etwa einer Woche traf ein Schreiben ein, in dem man mich fast schon beschuldigt, dass ich einerseits behördliche Arbeiten behindern wolle und dass ich andererseits wohl böse Späße und Scherze mit ihnen treiben würde, in dem ich einfach behaupten würde, dass es diesen Bachlauf nicht geben würde. Man verweist darauf, dasss auf beides auch empfindliche Geldbußen stehen können, die teils bis 50.000 Euro reichen, weil man zur Mitwirkung verpflichtet sei und all solchen Blabla - Käse. Da habe ich zu Kayla gesagt, dass wir nun den Spieß wirklich umdrehen und überhaupt nicht mehr auf deren Schreiben reagieren. Sollen die doch versuchen uns eine Geldbuße aufzubürden, dann machen sie sich nur lächerlich, weil man spätestens dann feststellen wird, dass es auf unserem Grundstück keinen Bachlauf gibt.
Zu etwas ganz anderem, was dann leider auch eine der Haupt - Negativseiten der Wiederansiedlung von Industrie aufzeigt. Viele Arten von Industriebetrieben bergen immer eine gewisse Gefahr, dass dort Unfälle passieren. Nun gab es hier gleich einen durchaus schon als spektakulär zu bezeichnenden Vorfall, der trotz seiner duchschlagenden Wirkung zum Glück keine Verletzten forderte. Ich war Anfang August gerade draußen den Weg spaziert, der hinter den andern Häusern, vorbei am Haus des Rentners in Richtung Regenwasser - Behälterfabrik führt. Ich hatte zum Glück den Fotoapparat dabei, weil ich dort etwas knipsen wollte. Ich marschierte so gemütlich des Weges, als es auf einmal mehrmals kurz hintereinander einen heftigen Knall gab, dass man meinen mochte, die ganze Welt stürzt über einem zusammen. Also so eine Intensität von Knall habe vorher ich noch nie erlebt. Der Knalldruck war so stark, dass man das Gefühl hatte, jemand drückt einem von außen auf die Zähne. Es klingt komisch, aber ich weiss nicht, wie ich es anders beschreiben soll, man konnte den Knalldruck an den Zähnen und auch an den Augen spüren, so als drücke man flächendeckend gegen die Augäpfel. Noch ärger traf es die Ohren, die waren danach gleich mehrere Minuten total betäubt und ich hörte gar nichts mehr. Das ist schon verrückt, da kriegt man schon ein wenig Panik, weil man gleich denkt, ab nun zukünftig taub zu sein und zugleich Angst hat, was denn nun noch folgen wird, ob jetzt alles hier hoch geht und was mit Kayla und unserem Haus ist. Diese Gedanken, die einem da zuerst durch den Schädel hämmern kann man überhaupt nicht steuern, die sind einfach da. Zudem bekam ich ein heftiges Pfeifen und Rauschen in den Ohren, als Folge der lauten Knallgeräusche. Dabei war ich mir anfangs noch nicht mal sicher, ob diese Pfeifgeräusche nicht sogar in echt draußen so existierten, was aber nicht so war, nur die vorangegangenen Knallgeräusche waren echt. Nach vielleicht 5 Minuten kehrte das normale Hören langsam wieder, anfangs ziemlich dumpf und undeutlich. So etwas hätte ich auch nicht für möglich gehalten. Im ersten Moment registriert man gar nicht richtig, was da überhaupt abläuft und wird orientierungslos. In vielleicht 250 m Entfernung sah man einige Feuerbälle oder eher helle Feuerwolken regelrecht am Himmel über der Regenwasser - Behälterfabrik in den Himmel schießen, die aber sogleich von selbst wieder erloschen. Ohne wirklich bewußt nachzudenken, rupfte ich die Kamera hervor, um diese Feuerbälle zu knipsen, die aber bis zu dem Zeitpunkt des Drückens auf den Auslöser schon wieder verschwunden waren und sich scheinbar in nichts aufgelöst hatten. Nur noch ein nebelähnlicher Dunst quoll dort empor. Dann knipste ich halt den und beim zweiten Druck auf den Auslöser, exakt im gleichen Moment, folgte ein weiterer ohrenbetäubender Knall, dem nach meinem Gefühl um Sekundenbruchteile ein neuer Feuerball voraus eilte. Genau den habe ich dann aufs Bild bannen können. Aus Neugierde getrieben eilte ich und andere Leute dann in Richtung der Fabrik von der Rückseite, wo der Waldbereich anfängt. Dort konnte ich an einem primitiven Tor noch ein Foto einer in Brand geratenen alten kleinen Anbauhalle knipsen. Da man aber keinen Zutritt hatte und Bäume die Sicht verdeckten, sieht man auf dem zweiten Bild die Brandstelle nur schlecht, zumal die Sonneneinstrahlung etwas ungünstiges Gegen - Streulicht verursachte. Beide Fotos habe ich hier mal beigefügt und besonders beim ersten sieht man schon, welche Wucht und Kraft dahinter steckte. Nach dieser auf Bild 1 abgebildeten Explosion, war dann zum Glück auch Schluß mit den Verpuffungen. Nach vielleicht knapp 10 Minuten eilten zig Feuerwehren herbei und die Regenwasser - Heinis haben ja auch eine eigene Werksfeuerwehr, die aus speziell ausgebildeten Beschäftigten besteht, die also im Normalalltag ihrer üblichen Beschäftigung an den Maschinen nachgehen und nur bei Bränden oder Übungen den Feuerwehrjob ausüben. Als diese Explosionen vorbei waren, sah der eigentliche Brand im Verhältnis dazu fast schon harmlos aus. Wie ich später erfuhr, lag das Glück im Unglück wohl noch darin, dass in dem in Brand geratenen kleinen, alten Hallenanbau irgend ein Ventil eines Behälters mit chemischen Gasen dadurch abgebrochen und undicht wurde, weil ein Arbeiter aus Versehen mit einem Gabelstapler dagegen gefahren war. Im Dach dieser Halle befanden sich große Entlüftungsöffnungen, durch die dann dass leichte Gas nach oben entschwebte. Es war also schon kurz über dem Hallenanbau außen angekommen, bevor es sich dann dort explosionsartig entzündete. Diese Explosionswolke verbrannte dann schlagartig das explosive Gemisch in einem dicken Feuerball mit entsprechendem Knall. Dann war dadurch zunächst kein explosives Gas mehr da, weil aber dieser Hahn immer noch abgebrochen war, strömte neues Gas nach, schwebte wieder nach oben und dieser Effekt wiederholte sich, wobei sich dann irgendwann auch das Dach des Hallenanbaus entzündete. Die hatten wirklich Schwein gehabt, es ist keinem Arbeiter etwas passiert. Tage später hieß es, der Sachschaden belaufe sich auf etwa 40.000 Euro, was angesichts der erschreckenden Wirkung, mit der sich das zunächst darstellte, wohl sicher als eher gering zu bezeichnen ist. Ich hätte da eher mit einer halben Million an Schaden gerechnet. Der stets gut informierte Rentner meinte, dass von dem Hallenanbau lediglich etliche Quadratmeter des mit Dachpappe gedeckten Daches und dessen Unterkonstruktion zerstört wurden sowie einige eher leichte Brand- und Hitzeschäden in diesem Anbau. Da soll nun der ganze Anbau ein neues Dach aus sogenanntem Trapezblech erhalten. Das ist dann dauerhafter und qualitätsvoller, als der alte ohnehin schon morsche Dachpappenkram.
Chemiegasexplosion 1: der letzte Verpuffungs - Feuerball mit einem unbeschreiblichen Knall, dass einem fast die Zähe aus dem Mund flogen.
Chemiegasexplosion 2: der von den Explosionen ausgelöste Brand in einem alten Hallenanbau ist hier durch ungünstige Licht- und Sicht- Verhältnisse nur schlecht zu erkennen, aber immerhin.
Das obere der beiden Bilder macht deutlich, dass nicht alles, was spektakulär aussieht, auch entsprechend extreme Folgen hat. Ehrlich gesagt, da bin ich auch wirklich froh drum, dass da nicht mehr passiert ist. Als ich diese Explosionen von dem ausgeströmten Chemiegas in Echt gehört habe, da wurde mir schon anders und in diesem Moment habe ich tatsächlich befürchtet, dass nun die ganze Siedlung hier in die Luft fliegt. Für einen Außenstehenden mag das lächerlich klingen und mancher wird einen als überempfindlich bezeichnen, aber demjenigen sage ich, dass er sicher nicht wesentlich anders empfunden hätte, wenn er selbst dabei gewesen wäre. Doch damit genug davon.
Gaukler haben manchmal schon komische Ideen. Es gab einen so genannten Mittelaltermarkt in Karlsruhe und wir sind da mal drüber geschlendert. Da war ein Gaukler, der sich damit brüstete, Tapetenkleister zu essen. Nun frage ich mich, was hat das Essen von Tapetenkleister mit Mittelalter zu tun, aber das war halt dessen Kunststück. Eine extrem fette Frau, die aussah, wie ein hochkant gestelltes dickes Weinfaß mit Kopf, rührte eine normale Packung Tapetenkleister, wie man sie in jedem Baumarkt bekommt, in einer riesengroßen Schüssel an. Nach kurzem Abwarten und Umrühren, bis der Kleister seine normale Konsistenz erreicht hatte, nahm der Gaukler einen großen Suppenlöffel und schlürfte damit etliche Löffelladungen dieses Kleisters, wobei er einen Gesichtsausdruck entwickelte, der glauben machen wollte, dass er damit ein wunderbar köstliches Mahl zu sich nähme. Mit Sicherheit war ein Trick dabei, aber ergründen konnte ich ihn nicht. Eine Frau, die neben mir stand, und sich das Treiben angewidert ansah, meinte, dass es mit Sicherheit kein echter Kleister wäre, sondern nur eine Art Pudding, dessen Rohmasse man in den Kleisterkarton eingefüllt habe. Das schien mir auch die plausibelste Erklärung zu sein. Daraufhin bot das fette Weib des Gauklers dieser Frau ein kleines Pröbchen des Kleisters auf einem kleinen Plastiklöffelchen an. Die Frau nippte kurz daran und meinte dann, dass es fast nach nichts schmecken würde, mit einem Hauch Kartoffelgeschmack. Sie zog es dennoch vor, keine größeren Mengen davon zu essen, über das Nippen hinaus kam sie nicht. Auf dem Mittelaltermarkt wurde vieles geboten, aber wenn man nach ungefähr anderthalb Stunden diese Stände alle passiert hat, dann kommt man doch eigentlich zu dem Schluß, dass es nur darum geht, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Man muss sich allen Ernstes fragen, wie viele Leute denn wirklich so dumm sind, und sich vormachen lassen, dass irgendwelche Tinkturen oder sonstige fragwürdigen Produkte, die angeblich mit dem Hauch des Mittelalters gebraut wurden, wie es zum Beispiel an einem Stand verkündet wurde, gegen besondere Krankheiten helfen beziehungsweise vor besonderen Krankheiten schützen. Das ist nur ein Beispiel für viele dieser dort gebotenen Produkte. Eigentlich, ganz nüchtern betrachtet, würde ich alle dort angebotenen Waren als völlig sinnlos bezeichnen, wenn man mal von normalen Lebensmitteln und Imbißsachen absieht, die natürlich auch zu hauf dort geboten wurden. Hunger und Durst entwickeln sich immer bei Besuchern solcher Veranstaltungen, das ist völlig klar und so ist es normal, dass man da Stände aufschlägt, die entsprechendes anbieten, aber wer braucht schon wirklich eine mittelalterliche Duftsalbe, die angeblich böse Geister fern halten soll, Steine, die einem den Guten Geist der Gestirne ins Haus bringen oder ähnliches Schwachsinnszeug? Nebenbei bemerkt, diese tolle Salbe, die laut Marktschreier nach geheimen mittelalterlichen Rezepten in den Karpaten hergestellt würde, kostete im kleinen Töpfchen 17,90 Euro und im größeren Töpfchen 32,90 Euro. Ich habe zu Kayla gleich gesagt, das ist nur billige Vaseline, die etwas mit Parfüm vermischt ist, mehr nicht. Plus Töpfchen vielleicht ein reiner Materialwert von 40 Cent, eher noch weniger. Hauptsache, es finden sich genug esoterisch angehauchte Kälber, die solch einen Schwachsinn glauben und den Mist für teures Geld kaufen. Die Anbieter von so was kringeln sich anschließend vor Lachen über deren Dummheit, wenn sie abends wieder zuhause sind und das Geld zählen.
Es gibt ja notorische Nörgler und notorische Besserwisser sowie Leute, die hoch gesteckte Maßstäbe grundsätzlich nur bei anderen anlegen, aber nie bei sich selbst. Am schlimmsten ist dann die Kombination aus all den Dreien. Wie Sie wissen, bin ich keiner, der Wert auf Besuche legt, weder als Besuchter, noch als Besucher. Manche Leute fühlen sich nur wohl, wenn sie ständig bei irgendwem zu Gast sind oder im Gegenzug selbst Gäste empfangen. Beides ist mir im Großen und Ganzen völlig zuwider, ich kann solches Gehabe nicht ausstehen und Kayla denkt auch in diesem Punkt ziemlich ähnlich. Trotzdem ergeben sich zuweilen Situationen, in denen man es nicht vermeiden kann, dass sich zuhause Besuch einstellt. Diese Gefahr ist bei mir allerdings eigentlich relativ gering, weil ich keinen wirklichen Verwandtenkreis mehr habe. Auch der Kreis an Bekannten, mit denen man so eng verbandelt ist, dass man sich gegenseitige Besuche abstattet, ist überschaubar klein. Einen davon kennen Sie aus meinen Schilderungen, mein so genannter Autobekannter. Ansonsten kommt da nicht mehr viel. Der letzte echte Verwandte verstarb vor ein paar Jahren. Es gibt noch einige nahe Bekannte, die in meiner Kindheit teils ähnlich nah standen, wie sonst nur echte Verwandte, aber diese Zusammenhänge zu erläutern, das würde den Rahmen hier weitaus mehr als nur sprengen. Diese Verhältnisse entstanden teils aus den Nachkriegswirren heraus und alleine daraus ließe sich schon ein dickes, eigenständiges Buch schreiben. Unterdessen würde es nicht zu dem beitragen, was ich Ihnen jetzt hier berichten möchte. Es geht um den Besuch eines solchen verbliebenen Bekannten. Ich hatte den zum letzten mal bei der Beerdigung des „Onkel Fritz" gesehen, von dessen Ableben ich Ihnen vor vielleicht knapp 2 Jahren mal berichtete und den ich ansonsten nur noch aus meiner eigenen Kindheit oder Jugend kannte, weil ich ihn vor besagter Beerdigung zuletzt zu einer Zeit gesehen hatte, in der ich selbst vielleicht 15 Jahre alt war, also vor fast 50 Jahren. Neulich, es war ein bis dahin schöner Samstag, klingelte es an der Haustür. Da stand der Theo nebst Gattin vor der Tür. So heisst der, wie angedeutet auch kein richtiger Verwandter, aber irgendwie in damaliger Zeit ähnlich verwurzelt, wie ein Verwandter, am ehesten zu vergleichen mit der Stellung eines Onkels. Er hatte gehört, dass wir hier inzwischen ein eigenes Haus haben. Nun war dieser Theo früher schon für seine notorische Besserwisserei berüchtigt, obwohl er eigentlich von nichts wirklich Ahnung hat. Daher war man damals immer froh, wenn der wieder abzog. Es gab einfach kein Thema auf dieser Welt, zu dem dieser Theo nicht seinen Senf dazu gab und das nie, ohne seine Äusserungen zugleich mit einem Haufen an besserwisserischen Thesen auszuschmücken, die vor allem erläuterten, was andere alles falsch gemacht haben und wie sie es hätten anders machen sollen. Sie können sich vorstellen, wenn ein Mensch früher schon immer so war, dann wird er heute im Alter nicht von diesen Gewohnheiten ablassen. Der ist heute schon über 80 Jahre alt, aber nach einer schweren Herzoperation vor etlichen Jahren, wo manche schon mit seinem Ableben gerechnet hatten, ist der seither wieder fit wie ein Turnschuh, wie man so sagt und das ist erstaunlich. Er sagt auch von sich selbst, dass er sich heute, mit über 80 Jahren, besser fühlen würde, als im Alter von 60 Jahren. Seine Frau war immer ein sehr launischer Mensch, noch mehr, als er selbst, wobei sie aber nicht seine Macke mit der besagten Besserwisserei teilt. Früher haben wir die oft als Echo bezeichnet, weil die immer ohne eigene Meinung dumm nachplapperte, was ihr Göttergatte vorkaute. Also dieses Gespann war nun einmal da und man will ja auch nicht unfreundlich sein, also haben wir die erst mal ins Haus gebeten. Sogleich bewies dieser Theo, dass er nichts von seiner früheren lästigen Art verloren hat. Schon beim Betreten unseren Hauses entdeckte er vermeintliche Risse zwischen den Treppenstufen der Hauseingangstreppe. Dann meinte, dass er schon von außen mit Entsetzen gesehen habe, dass wohl ein unfähiger Dillettant das Haus mal verputzt habe. Dabei reichte er noch in einem fast befehlsartigen Ton nach, dass wir das Haus sicherlich in den nächsten beiden Jahren neu verputzen lassen werden. Noch bevor ich Luft holen konnte und auf seine bisherigen Beanstandungen reagieren konnte, schob er nach, dass es sehr eigenartig wäre, so dicht neben einer Fabrikruine zu wohnen. Er fragte dann, wie ich denn überhaupt auf dieses Gemäuer gestoßen wäre, ließ mir aber nicht die geringste Chance, diese Frage zu beantworten, weil er gleich einen langen Vortrag nachschob, in dem er erläuterte, warum er nie im Leben ein Haus gleich neben einer Fabrik gekauft hätte und dann noch in dieser verlassenen Gegend, so weit von Stuttgart entfernt. Als ich dann gerade damit begann, ihm unsere Beweggründe für den Kauf dieses Hauses zu erläutern, prahlte er damit, dass er kürzlich auch umgezogen sei, allerdings innerhalb Stuttgarts und dass er sich dort eine Eigentumswohnung in einem Neubau gekauft habe, der in einem ruhigen Nobel - Vorortviertel läge. Da habe ich ihm dann gleich den ersten Dämpfer verpaßt, in dem ich meinte, dass ich von Eigentumswohnungen überhaupt nichts halten würde, weil man viel Geld dafür bezahlt, um nachher doch so wohnen, wie zur Miete. Man ist stets von anderen Fremdentscheidungen mit abhängig und lebt auch genau so wie im Mietshaus. Entweder eigenes Haus oder gar nichts, sagte ich. Da wurde er schon unlustig, weil ich damit seine erhabene Meinung angekratzt hatte. Als ich ihm dann noch zeigte, dass uns nicht nur das Haus, sondern auch noch ein recht großes Grundstück sowie die große Werkstattgarage nebst Anbau gehört, war er tatsächlich erst mal einen Moment lang sprachlos, was bei ihm eher selten vorkommt. Man konnte richtig sehen, wie das Räderwerk seines Gehirns arbeitete und schon bald spuckte er die Frage aus, die ihn jetzt am meisten beschäftigte, nämlich die, wie ich das überhaupt finanzieren könne und was das alles gekostet habe. Er kennt mich ja von früher, als der ewig arme Tropf, der es normalerweise zeitlebens wirtschaftlich niemals auf einen grünen Zweig gebracht hätte, und dann jetzt so was. Dann fing er noch an, dass es Banken gäbe, die Kredite wesentlich günstiger vergeben würden, als meine Bank. Als ich ihm daraufhin noch eröffnete, dass der günstigste Kredit immer der ist, den man gar nicht braucht, weil wir das alles hier ohne einen Cent Kreditaufnahme gekauft haben, wurde er richtig weiss im Gesicht. Sie ahnen es, er wollte dann wissen, wie ich denn überhaupt an soviel Geld gekommen wäre oder, nach seiner Logik die naheliegendste Möglichkeit, ob Kayla das Geld mitgebracht habe. Da ich keine Lust hatte, ihm diese ganzen Zusammenhänge zu erläutern, wie es dazu kam und mit der früheren Mietwohnung und dem Wohnrecht usw., habe ich einfach frei eine halbwegs plausibel klingende Story erfunden, dass ich nach meiner schweren Krankheit einen sehr gut bezahlten Job gefunden hätte und mir davon das Geld zusammengespart hätte. Man konnte zwar sehen, dass er das nicht so richtig glaubte, aber er musste es so fressen, wie ich es ihm hingeworfen habe. Er hakte dann auch noch mal nach, ob ich denn nicht auch mal eine Zeit lang nur auf einem Campingplatz gehaust hätte, damals hatte er mich dort nie besucht, das wäre auch unter seiner eingebildeten Würde gewesen, aber er hatte das mal von jemandem gehört. Ich habe ihm dann gesagt, dass das schon mit ein Stein meines damaligen Konzeptes zum Kauf eines Hauses gewesen wäre, weil ich auf dem Campingplatz kostenlos, also ohne Mietkosten, hätte wohnen können und so dieses Geld immer schön gespart hätte. Aber dann stellte er seine Verwunderung über die finanziellen Dinge hinten an und besann sich auf seine alte Tugend des Besserwissens und Meckerns. Im Haus monierte er so ziemlich alles, was man nur beanstanden konnte, ohne jede Form von Zugeständnissen, im Gegenteil, er legte dabei sogar völlig übertriebene Maßstäbe an. Da waren ihm die Elektroleitungen stellenweise nicht schön genug verdeckt oder die Steckdosen und Schalter zu altmodisch, auch die Wasserarmaturen an den Waschbecken erregten sein Mißfallen, wobei er stets betonte, dass er bei sich wesentlich bessere habe, die gleich pro Stück mehrere hundert Euro kosten würden. So ging die Rundführung weiter durchs Haus, obwohl wir eigentlich wenig Lust dazu hatten, ihm das alles zu zeigen, drängte er mit seiner Gattin, die ihrerseite immer nur den einen Satz relativ leise von sich gab: „...aber ist doch schön...." Sie sah das offensichtlich alles nicht so verbissen eng, wie dieser Theo, der ja im Grunde seines Wesens über jedes gefundene Haar in der Suppe froh war, nur damit er sich damit wichtig tun konnte. Ja, er war noch ganz der Alte, so wie ich ihn von früher her in Erinnerung hatte, daran hat auch das scheinbar weise Alter nichts geändert. Selbstverständlich wollte er dann auch noch die Werkstattgarage von innen sehen, wobei er dann schon ziemlich blaß wurde und zu seiner Frau sagte: „Guck mal, so was haben die als Garage, das hat in Stuttgart manche Autowerkstatt nicht als Werkstatthalle." Da er aber immer noch der Alte ist, schob er dann gleich eine Meckerliste mit etlichen von ihm scheinbar entdeckten Mängeln nach und entsprechende Erläuterungen, was er wie alles anders machen würde. Diese unverlangte Bewertung und kleinkrämerische Kritik ging mir, aber noch mehr Kayla auf die Nerven. Sie fragte ihn dann, was das soll, ob irgend jemand ihn um seine Meinung gefragt habe. So eine spontane Missfallensbekundung hatte er nicht erwartet. Er sperrte nur weit das Maul auf, starrte Kayla an, als habe er soeben ein kleines grünes Männlein oder besser Weiblein von einem anderen Planeten entdeckt und sagte abrupt nichts mehr. Man sah richtig, dass seine grauen Zellen nun ins Rotieren kamen, um darauf eine passende Reaktion zu finden, was aber nicht gelang. Zu seiner Frau, die inzwischen mehr teilnahmslos nur noch ihm nach folgte, sagte er dann, dass ihm plötzlich einfalle, dass sie ja noch Karlsruhe einen Besuch abstatten wollten, weil er dort vor 7 Jahren zum letzten mal gewesen sei. Seine Frau erwachte durch diesen Wink wie aus einem Schlaf und nahm das dankbar an, um auf diesem Hinweis aufzubauen. Sie sagte: „Ja das hätten wir fast vergessen, ihr wohnt hier wirklich ganz schön, aber wir müssen jetzt fahren, sonst kriegen wir Karlsruhe nur noch im Dunkeln zu sehen, es wird ja schon so früh düster." Er stimmte ein: „Die Tage sind schon so kurz und wir wollten noch im Hellen wieder nach Hause kommen." Dann folgte eine kurze, sachlich - nüchterne Verabschiedung und die beiden waren schneller wieder weg, als sie gekommen sind. Da hatte Kayla wohl den richtigen Umgangston für ihn gefunden und ehrlich gesagt, ich war mehr als froh, als dieser Eierkopf endlich wieder weg war. Wissen Sie, das ist auch einer von den Menschen, die jede Situation im Leben nur dazu ausnutzen, um sich selbst scheinbar damit zu profilieren. Profilieren heisst bei denen meist jedoch keine echten Qualitäten zu zeigen, sondern anzugeben. Oder wie sollte man sein Verhalten anders werten? Wenn schon einer bei der Betrachtung des Bads in einem Satz sagt, dass unsere Fliesen ja ganz schön sind, aber er in seinem Bad Fliesen hätte, die pro Einzelstück, nicht pro Quadratmeter, angeblich 27 Euro gekostet hätten oder sich fast schon lachend über unseren billigen Fernseher mukiert und dann nachschiebt, dass er selbst gerade einen neuen Apparat mit integrierter Festplatte für 4800 Euro gekauft habe, wie soll man das werten? So oder mit ähnlich aufgebauten Sätzen kommt der aber immer daher, er benutzt die Bewertung der bei anderen gesehenen Dinge immer nur dazu, seine eigenen Sachen als haushoch überlegen heraus zu stellen. In wie weit man das dann wirklich alles glauben kann, das ist noch die zweite Frage, denn wenn das alles stimmen würde, dann müsste er eine Rente beziehen, die mindestens 5.000 Euro pro Monat ausmacht oder irgendwelche hohen Rücklagen haben. Beides kann ich mir nicht vorstellen, weil er in seinem früheren Berufsleben auf keiner Arbeitsstelle lange gehalten hat und auch immer nur Jobs hatte, die eigentlich nicht sonderlich gut bezahlt werden. Da war er mal ein paar Jahre Kleinlaster - Fahrer bei einer Straßenbaufirma, dann mal Fahrer bei einem Verwaltungschef, bei der Bahn hat er mal einen Job in so einer Art Güterabfertigung gehabt, dazwischen immer lange arbeitslos. Das alles werfe ich ihm nicht vor, würde ich niemandem vorwerfen, weil ich diese beruflichen Stotterstellen, wie ich so was nenne, selbst zur Genüge kenne, aber sich dann so aufspielen wie er das macht, das ist bei dem Werdegang schon herb.
Zu was anderem. Versicherungsagenten sind ja eine Pest für sich. Irgend ein Herr Fischbach meldete sich bei mir, ich kannte den überhaupt nicht, er sagte, dass er bei meiner Gebäude- und Hausratversicherung den Bezirk vom bisherigen Agenten übernommen habe. Angeblich habe der bisherige Agent, ein Herr Pfeiffer, den ich selbst aber auch nur ein einziges mal gesehen hatte, als wir die Versicherung für das Haus abschlossen, die Agentur aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Er, also dieser Fischbach, habe nun den ganzen Kundenstamm vom Pfeiffer übernommen und betreue diesen ab sofort. Da sein Vorgänger die Kundenbetreuung in den letzten Jahren wegen der gesundheitlichen Einschränkungen etwas hätte schleifen lassen, würde er nun alle Verträge Stück für Stück mal durchgehen und überprüfen, ob die Kunden noch zeitgemäß abgesichert wären. Bei uns sei er da auf erhebliche Ungereimtheiten gestoßen, vor allem weil hier ein komplettes Einfamilienhaus steht, was der Größe nach schon eher ein Zweifamilienhaus wäre und dann noch mit einem großen Nebengebäude, was alles auf einen Wert versichert wäre, für den man heute kaum mehr eine Baracke aufgebaut bekäme. Es war mir sofort klar, der will entweder gleich einen ganz neuen Vertrag abschließen, mit entsprechend höheren Summen und vor allem mit saftiger Provision für sich oder den bestehenden Vertrag aufstocken mit einem ähnlichen Ergebnis. Er malte die schlimmsten Schreckensszenarien aus, sozusagen von A bis Z, also vom Abbrand aller Gebäude über Diebstahl bis hin zur völligen Zerstörung durch Naturereignisse, wie Erdbeben, Vulkanausbrüche, Sturm, Gewitter, Überschwemmungen und dergleichen, weil angeblich ihre Versicherung als eine der wenigen bundesweit nun auch eine völlige Abdeckung aller Elementarschäden beinhalte plus, und das sei einzigartig, ein Vollabdeckung aller Schäden die durch Vandalismus entstehen. Dann malte er ein Bild aus mit den atemberaubendsten Worten, wie marodierende Jugendbanden ganze Stadtviertel kurz und klein schlagen, bis dass kein Stein mehr auf dem anderen steht oder wie ein Vulkan ausbricht, der lange unbekannt war und dabei eine Spur der Verwüstung hinterlässt. Ich meine, gut je nach dem wo man wohnt, mag der erste Fall mit den zerstörungswütigen Jugendlichen noch eine gewisse Wahrscheinlichkeit besitzen, aber ein Vulkanausbruch, das ist doch lächerlich. Die höchste Wahrscheinlichkeit für einen Vulkanausbruch besteht laut einer Wissenschaftssendung, die ich vor ca. 2 Jahren mal im Fernsehen sah, in Deutschland nur in der Eifel, aber hier doch sowieso gar nicht. Was also bliebe, wäre die Vandalismuswahrscheinlichkeit. Nun kennen Sie unsere abgelegene Lage, zwar ist theoretisch heute alles möglich, aber trotz der sicher interessanten „Location", wie man heute wohl sagen würde, verlaufen sich hier nur äusserst selten Jugendliche. Die sind ja auch bequem und wer hat da schon Lust, erst 5 km durch die Prärie zu laufen, um dann hier alles kurz und klein zu schlagen und anschließend wieder den ganzen Weg zurück, was bei der hiesigen Straßenführung ja auch ein gewisses Risiko birgt, schnell entdeckt und entlarvt zu werden, weil es im Prinzip nur einen Weg gibt. So konnte der Versicherungslulli uns eben nicht einlullen und schon gleich gar nicht überzeugen. Wir fanden, dass wir derzeit völlig ausreichend versichert sind, was er natürlich überhaupt nicht so sah. Er lobte unseren Fleiß, den wir hier mit viel Liebe und noch mehr Mühe rein gesteckt hätten und beim derzeitigen Versicherungsstand wäre bei einem größeren Schadensfall der tatsächliche Wert bestenfalls zu einem knappen Drittel abgedeckt, eher sogar nur ein Viertel. Und Sie kennen solches Geschwafel von Versicherungsheinis ja, er schob dann nach, dass wir für nur den doppelten Versicherungsbeitrag am Ende mehr als die vierfache Versicherungsleistung erhalten würden. Anderswo zahlen sie dafür glatt das Drei- bis Vierfache, wiederholte er ständig und dass solche günstigen Tarife nur ganz besondere Kunden erhalten würden, zu denen man besonderes Vertrauen habe und denen man diesen endlosen Vorteil zugesteht, weil sie ein so hohes Ansehen genießen und man von ihrer Ehrlichkeit ausgeht, wobei er darauf abzielte, dass wir keine von der Sorte wären, die eigene Mißgeschicke zu einem Versicherungsfall umdeuten, um sich dann jede zerbrochene Blumenvase teuer ersetzen zu lassen. Als ich ihm dann klar machte, dass alles, was uns am Schluß mehr Beitrag kostet, von Grund auf generell abgelehnt wird, auch wenn er hier noch eine Stunde lang herum quatschen würde, packte er wieder seine Schreckensszenarien aus. Er berichtete von einem Fall im nahen Bretten, also gar nicht so weit weg von hier, wo ein Rentner auch sein frisch renoviertes Einfamilienhaus niemals in der Versicherungsleistung angepasst hätte und dann sei dieses schöne Haus im letzten Jahr bis auf die Grundmauern abgebrannt. Wegen der alten, unzureichenden Versicherungsleistung habe er dann nur 32.000 Euro ersetzt bekommen, womit man heute nicht mal mehr eine Garage neu gebaut kriegt. Der Rentner sei dann gezwungen gewesen, in ein Altersheim zu ziehen. Auch diese unschöne Story konnte uns jedoch nicht erweichen und ich fragte ihn, ob er noch was wirklich wichtiges wolle, da ich noch einen dringendem Termin in Karlsruhe wahrnehmen müsse und nun keine Zeit mehr für ihn habe. Da wurde er kurz etwas böse, dachte sich aber sicher, dass ein vergrämter Kunde bald gar kein Kunde mehr ist und deshalb hinterließ er noch seine Karte mit dem dringenden Hinweis, dass wir uns das alles noch mal genau durch den Kopf gehen lassen sollten und uns dann gegebenenfalls bei ihm melden könnten, er stünde jederzeit für uns zur Verfügung. Also wissen Sie, das ist auch so eine furchtbar lästige Sorte von Vertretern, die ich ja sowieso schon in mein Herz geschlossen habe. Ich will nicht wissen, wie viele Leute jährlich von denen über den Tisch gezogen werden, nur mit dem Ziel, dem Vertreter eine saftige Provision zu bescheren.
Vor ein paar Monaten war hier in einer Regionalzeitung eine etwas seltsame Story zu lesen. Ein Mann hatte sein Gedächtnis zeitweise verloren. Nun mag man sagen, dass so etwas nahezu alltäglich ist, zumindest bei alten Leuten, aber in dem Fall war der Betroffene erst 28 Jahre alt und zuvor auch nie mit Problemen in dieser Richtung aufgefallen. Daran sieht man, wie plötzlich einen solche seltsamen Krankheiten überfallen können, doch etwas näher zu der Sache. Der Mann hatte sich in einem Pforzheimer Autohaus ein neues Auto im Wert von über 35.000 Euro gekauft und wusste am Tag danach überhaupt nichts mehr davon, konnte sich an nichts erinnern, hat auch das Auto nie abgeholt und bezahlt. Auch war er beispielsweise in über 100 km entfernte Städte gefahren und wusste davon gar nichts mehr, wunderte sich selbst nur über diverse eingekaufte Gegenstände die er von dort in Tüten mit Quittungen von diesen weit entfernten Geschäften plötzlich einen Tag später bei sich zu Hause wiederfand, und das obwohl er sich selbst zu 100 % sicher war, dass er zeitlebens noch niemals in diesen Städten gewesen wäre. Die Krönung sei aber gewesen, dass er nach Heidelberg gefahren wäre, was von hier ungefähr 50 km nördlich liegt, und dort schnurstraks in einen See spaziert wäre und darin fast ertrunken sei. Rettungskräfte hatten ihn raus gefischt und auch von diesem Vorfall wusste er am Tag danach überhaupt nichts mehr. Durch diesen Vorfall wurden dann aber die Behörden auf ihn aufmerksam und deren Maschinerie setzte sich in Gang. Es hiess, dass man ihn dann zur Beobachtung in eine Spezial - Nervenklinik in Baden - Baden eingewiesen habe. Diese Ausfälle hatte er wohl immer nur ziemlich genau einen Tag lang, danach war dann wieder ungefähr eine Woche gar nichts und alles normal. Wenn man sich das vorstellt, plötzlich so komische Sachen zu machen, von denen man kurz nachher selbst absolut nichts mehr weiss, dann ist das schon im wahrsten Sinne des Worte verrückt, aber es ist vor allem beängstigend, wenn man ein unbekanntes zweites Ich entwickelt. Nebenbei bemerkt, wo ich gerade Heidelberg erwähnte, da Heidelberg von hier ja nur ungefähr 50 km entfernt liegt, wir aber noch nie dort waren, wollen wir demnächst diese Stadt mal inspizieren. Heidelberg wird ja sehr oft als besonders schöne Stadt beschrieben, von da her wäre das ein interessantes Ziel für einen Tagesausflug mit dem Auto.
Das große Wahljahr ist inzwischen wieder auf ein ganz normales Jahr zurück gefallen, weil alle Wahlen vorbei sind. Zuweilen nahm die Propaganda ja schon seltsame Züge an. In diesem Jahr wurde hier in der Umgebung besonders stark von Wahlplakaten Gebrauch gemacht. Eine so massive Ausstattung mit endlos vielen Wahlplakaten habe ich zuvor in meinem ganzen Leben noch nie beobachtet. Hier gab es Straßenzüge, an denen man auf einer Strecke von vielleicht gerade einmal 100 Metern 25 Wahlplakate fand. Besonders auffällig trat diese Überfrachtung in Ortseingangs- und ausgangsbereichen auf. An jedem Laternenpfahl, an jedem Baum, an jeder Tafel und jedem Ding, was sich auch nur im entferntesten zur Anbringung solcher Plakate eignete, hingen die lästigen Dinger. Es war schon derart verwirrend, dass durch die Vielzahl die Wirkung auf 0 zurück fiel. Wissen Sie, wenn in einem bestimmten Bereich ein Plakat hängt oder vielleicht auch noch 2, dann registriert man noch jedes einzelne, aber wenn alles damit zu tapeziert ist, dann schaut man an allen nur noch vorbei und schaut sich kein einziges davon mehr genauer an. Das ist ähnlich einem Buch, bei dem man alle Seiten herausreissen würde, um sie dann parallel alle gleichzeit auf dem Tisch zu platzieren, in der Hoffnung, so alle Seiten zugleich lesen zu könnnen, um damit die Lesedauer des Buches zu verkürzen. Das geht nach hinten los, weil man dann gar keine Seite liest, da man alle zugleich gar nicht lesen kann. Der Blick wendet sich dann ab oder erkennt nur noch grob, dass da irgend was ist, aber nicht mehr die Details.
Es ist doch erstaunlich, wie wichtig unbewusst die Anordnung von Waren im Supermarkt ist. Am Stadtrand von Karlsruhe hat vor etwa einem halben Jahr ein neuer Discounter - Supermarkt der Kette Netto aufgemacht. Bislang war ich in diesem Laden 3 mal drin. Sicher haben Sie auch im Unterbewusstsein beim Besuch von solchen Läden wie Aldi, Lidl & Co eine bestimmte Anordnung und Reihenfolge in der Platzierung der Waren im Kopf, die Sie dann fast schon automatisch auf der Suche nach dem Gewünschten abgehen. So ist es bei mir natürlich auch. Nur bei dieser relativ neuen Kette der Firma Netto klappt das absolut nicht. Die haben irgendwie alles anders angeordnet, als die üblichen anderen Discounter und dazu nach meiner Meinung noch völlig unübersichtlich. Jedes mal, wenn ich dort war, habe ich höchstens ein Drittel der Waren gefunden, die ich eigentlich kaufen wollte. Das lag aber mit ziemlicher Sicherheit nicht daran, dass sie diese Waren nicht hatten, sondern weil sie so unübersichtlich, ja fast schon unauffindbar im Laden verstaut sind. Man hat ja auch keine Lust, ständig zu dem wenigen Personal zu rennen und die zu fragen: „Wo ist dies und wo ist das"; weil man bei der dortigen Anordnung aus dem Fragen gar nicht mehr raus käme. Also mittlerweile ist es schon so, dass ich eigentlich gar nicht mehr dort einkaufen gehe, nur weil mir deren Warenanordnung so zuwider ist. Fast jedem Artikel rennt man wie in einem Suchspiel hinterher und verliert übers Einkaufen die Lust dort weiter einzukaufen. Mich nervt das. Es ist sinnlos vertane Zeit und da nur 200 m weiter eine Lidl - Filiale ist, gehe ich dann lieber gleich dort hin, weil ich dort immer alles gleich auf Anhieb finde. Früher waren in den Läden oft Plus - Filialen, und ich habe mal gehört oder gelesen, dass Plus und Netto zusammen gehören und viele Plusmärkte in Nettomärkte umgewurschtelt wurden. Damals zu Plus - Zeiten da konnten die die Waren doch vernünftig und auffindbar platzieren, ich verstehe nicht, warum das nun unter Netto nicht mehr klappt. Vermutlich wurden die Netto - Manager in Sachen Warenanordnung falsch beraten, denn wie ich mal hörte, lassen sich solche Firmen da extra für viel Geld aufwändig beraten, wie und wo bestimmte Waren am optimalsten angeordnet werden sollten, damit der Kunde möglichst viel kauft. Vielleicht ist aber auch gerade diese unübersichtliche Anordnung das gezielte Konzept bei denen, die Kunden erst zu anderen Waren zu leiten, in der Hoffnung, dass der Kunde dann davon auch was kauft, obwohl er das nicht haben wollte, weil er sich nach den eigentlich gewünschten Dingen ohnehin mit Sicherheit auf die Suche begibt, auch wenn die etwas mehr versteckt einsortiert sind. Aber bei Leuten wie mir, und vermutlich auch bei vielen anderen, geht dieses Konzept nicht auf, es funktioniert nicht, denn ich verliere dort wirklich jede Lust am einkaufen und sehe nur noch zu, dass ich möglichst schnell aus dem Laden wieder raus komme. Auch die ganze Atmosphäre dort ist nach meiner Meinung irgendwie unbehaglich und fast schon abstoßend, obwohl ich die Gründe dafür jetzt auf Anhieb auch nicht wirklich genau erklären könnte. Ich würde es vielleicht so umschreiben, die Atmosphäre ist so ähnlich, wie sie in den ersten simplen einfachen Ketten - Supermärkten anfang der 70iger Jahre war. Damals war das völlig ok so, aber heute passt das einfach nicht mehr in die Zeit.
Vor einigen Jahren berichtete ich Ihnen schon öfters über meine große Abneigung gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich hasse es, zusammengepfercht mit zig anderen, fremden Leuten in einem Fahrzeug zu hocken oder zu stehen. Etwas anders verhält es sich bei den gelegentlichen Busreisen, die wir bekanntlich mitmachen, man kann solche Reisen nicht mit Linienreisen vergleichen. Hinzu kommt noch mein enormes Glück, welches häufig dazu führt, dass wenn ich dann mal mit einem öffentlichen Verkehrsmittel fahre, es dort ausgerechnet dann auch Probleme gibt, sei es in Form von Verspätungen, Ausfällen, Störungen oder auch technischen Defekten an den Fahrzeugen selbst oder halt sonstigen Vorfällen. Nun war es so, an einem Tag Ende August benötigte Kayla unseren Wagen ganztägig. Da ich aber wegen einer Sache unbedingt nach Bretten wollte, kam mir die zugegeben kühne Idee, seit langem noch mal mit der Bahn zu fahren. Dürfte eigentlich kein Problem sein, denn hier im eigentlichen Ortskern kann man am Bahnhof sogleich in die Überland - Straßenbahn steigen, so nenne ich die immer, es ist aber eine normale Bahnstrecke, die von Karlsruhe nach Bretten führt und auf der aber zeitweise straßenbahnähnliche Fahrzeuge fahren. Mit der Bahn ist Bretten gar nicht mal sonderlich weit von hier, das sind vielleicht 4 Stationen. Keine Frage, ich fahre lieber mit dem Auto, zumal ich dann von zuhause fahren kann und nicht erst noch mit dem Fahrrad in den Ort radeln muss, der ja von unserer Siedlung rund 5 km entfernt liegt. Aber ich habe es dann doch getan, zumal das Wetter an dem Tag sehr schön, ja sogar richtig heiss war. Und Sie werden es nicht glauben, kaum dass ich im Zug saß, habe ich diesen Entschluß auch schon wieder bereut. Die Bahn fuhr ab, bis Bahnhof Wössingen noch alles ok, dann etwa 1 km dahinter trat im Triebwagen kurz ein lautes Brummen auf, fast wie man es bei einem Blitzeinschlag schon mal hört, dann wurde der Zug immer langsamer, bis wir schließlich noch mit vielleicht halbem Schritttempo über die Strecke krochen. Das war wirklich so extrem langsam, weil an einer Stelle parallel zur Bahntrasse ein Wanderweg führt, auf dem einige Leute gemütlich mit Rucksack bepackt ihres Weges schlenderten und die waren deutlich schneller, als wir mit dem Zug. Ein älterer Mitreisender, der mir schräg gegenüber saß und eine komische Fehlstellung des Unterkiefers aufwies, rief schon maulend: „Ei solle mir schiebe, da getsch vielleicht schnöller?" Es kam, was kommen musste, nach vielleicht einem weiteren halben Kilometer des Kriechens war dann ganz Schluß und der Zug stand mitten auf freier Strecke. Die Leute schimpften, zumal es so sehr heiss war und diese Züge haben ja keine Klimaanlage. Über die Lautsprecheranlage des Zuges wurde nach etwa 10 Minuten Stillstand verkündet, dass die Bahn wegen einer technischen Panne nicht in der Lage wäre, weiter zu fahren. Die Reisenden würden aber gebeten Ruhe zu bewahren, es käme bald ein Reparaturtrupp oder ein Ersatzbus, in den man dann mittels Unterstützung von heraneilenden Helfern umsteigen könne. So lange müssten wir aber alle im Zug noch warten. Als nach weiteren 15 Minuten nicht die geringsten Anzeichen einer Änderung oder auch nur einer Fortentwicklung der Situation sichtbar waren, beschloß ich, aus dem Zug auszusteigen und zu Fuß entlang der Strecke zurück zum Ausgangsbahnhof zu wandern, was ab dieser Stelle etwa 7 km waren, und dann wollte ich ab dort wieder mit meinem Fahrrad nach Hause radeln. Nun sagt sich das so einfach. Die Türen waren nämlich zu und die Türen von diesen komischen Triebwagen kann man nicht so einfach öffnen, weil die normalerweise irgendwie mit Druckluft arretiert sind. Da ich aber nicht die geringste Lust hatte, dort in dem Mief und der Hitze auch nur noch eine Minute weiter zu verbleiben, rupfte ich schon ziemlich heftig an dem Türgriff und siehe da, die Falttür ging dann in der einen Hälfte auf. Das reichte aus, um nach außen zu entfleuchen und sogleich kamen etwa 10 weitere Mitreisende nach draußen. Ich habe mich aber dann um das weitere Geschehen an und im Zug nicht mehr gekümmert und mich sogleich auf den Fußweg zurück gemacht. Nach fast 2 Stunden Wanderung traf ich gemächlich wieder am Ausgangsbahnhof ein, ab dort fuhr ich dann mit dem Rad die restlichen 5 km nach Hause, wobei die letzten 2 km noch ein heftiges Gewitter über mir herein brach und mich durchnässte. Weil es zuvor aber so heiss war, empfand ich den kräftigen Regen gar nicht mal als unangenehm. Da meine Rückwanderung zum Ausgangsbahnhof an der Bahnlinie vorbei führte, fiel mir auf, dass während der gesamten Wanderzeit kein einziger Zug vorbei kam. Sonst rasseln die um diese Nachmittagszeit dort im 20 - Minuten - Takt pro Richtung vorbei, also im Mittelwert alle 10 Minuten. Ein Zeichen, dass sich in Sachen Störungsbehebung wohl nichts tat. Einige Tage später habe ich dann erfahren, dass die noch ungefähr 4 Stunden dort gestanden haben. Erst dann soll ein Linienbus gekommen sein, in den man die Leute verfrachtet hat. Somit erwies sich mein Entschluß, zu Fuß zurück zum Ausgangsbahnhof zu wandern, als goldrichtig. Zugleich wurde damit wieder meine Abneigung gegen öffentliche Verkehrsmittel kräftig untermauert und ich glaube, dass ich in den nächsten beiden Jahren keinen erneuten Anlauf zur Nutzung solcher wagen werde.
Bleiben wir beim Thema Verkehr, wenn auch nicht dem öffentlichen, sondern dem Autoverkehr. Ich habe den Eindruck, dass viele Städte und Orte nun vehement versuchen, mit aller Gewalt unter Vorschiebung angeblicher Sicherheitsaspekte Bußgelder für Verkehrsübertretungen einzuspielen. Der Rentner hier aus der Siedlung meinte zu diesem Thema mal, dass es insgeheime Kampagnen gegen das Autofahren wären, mit denen man möglichst vielen Leuten das Autofahren vermiesen möchte. Doch zunächst zu dem Erlebten. Nach dem ich bislang in den zurückliegenden 20 Jahren kein einziges Verwarn- oder Bußgeld aufgebrummt bekommen hatte, gelang mir dies innerhalb von nur einer Woche nun gleich 2 mal. Beide mal wegen Geschwindigkeits - Übertretungen. Und das, obwohl ich eigentlich besonders darauf achte, Verkerhsübertretungen zu vermeiden, da mir mein Geld einfach zu schade ist, um es für solche sinnlosen Bußgelder aus dem Fenster zu werfen, denn so dicke haben wir es ja bekanntlich nicht. Zudem haben wir ohnehin kein Rennauto, der Wagen ist zwar nicht gerade lahm, sondern schon für unsere Verhältnisse recht angenehm zügig, aber ich bin auch so weit Realist, dass ich weiss, dass sicherlich 50 % aller Autos noch zügiger sind, wenn man es darauf anlegen würde. So fehlt auch meist der Ansporn besonders schnell unterwegs zu sein. Ich will mich da nicht als strikter Hüter der Verkehrsmoral bezeichnen, das bei weitem nicht, aber meine selbst gesetzten Toleranzen z.B. in Sachen Geschwindigkeit, sind normalerweise in der Übertretung immer so gering, dass sie noch in den Bereich fallen, der nicht geahndet wird. Keiner ist fehlerfrei und schon gleich gar kein Engel! An einem frühen Sonntagmorgen fuhr ich durch ein Industriegebiet am Stadtrand von Karlsruhe. Dort führt eine sehr breit ausgebaute Straße hindurch, links und rechts liegen diverse Werksanlagen und an einigen wenigen Stellen dazwischen etwas zurück, vielleicht 4 Wohnhäuser. Eigentlich kann man sagen, es gibt dort gar keine Wohnbebauung. Diese Straße durch das Industriegebiet zieht sich geschätzt über etwa 3 km Länge hin, bis sie nach einer Kurve an einer Ampel auf eine Bundesstraße mündet, wo dann auch schlagartig das Industriegebiet endet. Eine weitere Besonderheit dieser Straße ist, dass sich ständig Abschnitte mit 70 km/h - Begrenzung und 50 km/h - Begrenzung abwechseln. Wozu das dienen soll, erschließt sich einem absolut nicht, da es ständig im gleichen oben geschilderten Trott weiter zwischen Industrieanlagen her geht. Also man erkennt überhaupt keinen Grund, weshalb einzelne Teilabschnitte auf 50 km/h reduziert sind. Ich bin der Meinung, 70 km/h wären dort überall angebracht, weil der Ausbauzustand dementsprechend ist und es in den 50iger Bereichen nicht mehr erkennbare Gefahrenstellen gibt, als in den 70iger Bereichen. Nun, an einem Sonntagmorgen, weit und breit kein Schwein auf der Straße und schon gleich gar keine Fußgänger oder Kinder, dort sowieso nicht, weil es praktisch nur Fabriken gibt und so gut wie keine Wohnungen und gleich gar keine Schulen, die darüber hinaus Sonntags ohnehin geschlossen hätten. Schönster Sonnenschein herrscht. Sei es drum. Ich fahre da so, achte in erster Linie auf die durchaus interessante Kulisse der Werke und halte mich ungefähr im Bereich von 70 km/h. Leider war dabei wohl einer dieser kurzen 50 km/h - Abschnitte meiner Aufmerksamkeit entgangen und 2 seitlich versteckt stehende Polizeibeamte mit einer Laserpistole hatten mich registriert. Ich habe die im letzten Moment noch gesehen und mich in der Frühe gewundert, was das an dieser Stelle bewirken soll. Prompt wurde ich 200 m später von Kollegen dieser Polizisten angehalten und man verlangte 35 Euro von mir, weil ich böser Mensch mit knapp 20 km/h zuviel dort lang „gerast" sei. Die rechneten dann so, laut der Laserpistole des vorangegangenen Kollegen wäre ich 21 km/h zu schnell gewesen, mit 71 km/h, anstatt 50 km/h, davon zog man aber 3 km/h Meßtoleranz ab, so dass man auf tatsächlich zu bemängelnde 18 km/h hinaus kam, was halt mit 35 Euro zu Buche schlägt. Da die aber nur bargeldlos per Kreditkarte Geld einnehmen durften und ich keinen Kreditkarten - Geldverkehr nutze, wurde mir das dann eine Woche später schriftlich mit Überweisungsvordruck zugestellt. Auf meine Beanstandung, dass diese wechselnden 70 und 50 km/h - Abschnitte ja wohl keinen wirklichen Sinn hätten und dass diese Aktion vor allem am Sonntagmorgen einen sehr fragwürdigen verkehrstechnischen Sinn hätte, meinte der Beamte nur, dass Schulanfang wäre, es war kurz nach dem Ende der Sommerferien, und da würde man besonders scharf auf Temposünder aufpassen. Na das ist doch wohl Verarsche hoch zehn. Schulanfang und das dann am Sonntagmorgen in einem Industriegebiet, haha! Damit nicht genug. Knapp eine Woche später suchte ich in Pforzheim einen Parkplatz. Es war ein furchtbar verregneter Tag. Ich war der Beschilderung exakt nachgefahren, nächste Straße rechts sollte es 2 große öffentliche Parkplätze geben. Ich kannte diese Straße überhaupt nicht, war die noch nie zuvor jemals gefahren. Ich fuhr gewiss nicht schnell, guckte rechts und links, wo denn nun die verdammten Parkplätze wohl sind, die ich nicht fand. Dann blitzte es rot und ich dachte, ich wäre wohl im falschen Film. Schaute gleich auf meinen Tacho, der ungefähr zwischen 40 und 45 km/h anzeigte. Erst 100 m weiter entdeckte ich, dass dort eine Tempo 30 - Zone war und zu allem Überfluss auch noch etwas hinterrücks eine Schule. Na Kinder waren keine unterwegs, sonst wäre mir das sicher vorher aufgefallen, es mag gegen 10 oder 11 Uhr gewesen sein und da sind die Kinder ja in der Schule und nicht unterwegs. Was folgte war ungefähr 2 Wochen später ein Bußgeldbriefchen, wieder über 35 Euro, weil ich angeblich laut der Messung mit abgezogener Toleranz 19 km/h zu schnell gewesen wäre, also 49 anstatt 30 gefahren wäre. Da war ich überzeugt, dass es vom Meßwert her mit Sicherheit eine Falschmessung war. Ich behaupte nicht, dass ich nicht zu schnell war, aber niemals 19 km/h zu schnell, alleine schon deshalb nicht, weil ich ja verzweifelt einen Parkplatz suchte und das macht man in einer unbekannten Straße nicht mit rund 50 km/h. Ich überlegte schon, ob ich Einspruch erheben sollte, aber dann für 35 Euro da ein Riesenfaß aufzumachen, um dann am Ende vielleicht 25 Euro, anstatt 35 Euro zahlen zu müssen, das war mir dann auch zu blöde und den Aufwand nicht wert. Zähneknirschend habe ich den Scheissdreck bezahlt. Wenn alle Leute, die mit solchen doch übertriebenen „Sicherheitsmethoden" nicht einverstanden sind, nicht mehr wählen gehen würden, dann sähen die Politiker alt aus. Damit Sie mich nicht falsch verstehen, ich bin nicht dafür, dass man zügellos jeden fahren lässt, wie er gerade will und auch nicht dafür, dass man in Ortschaften wie ein halber Rennfahrer unterwegs sein muss, aber man muss doch die Kirche im Dorf lassen und nicht päpstlicher als der Papst sein wollen. Vor allem haben die ganzen teils doch übertriebenen Geschwindigkeitskontrollen ja einen politischen Hintergrund. Ohne das mal irgendwelche politischen Gremien oder Veranlassungen die Voraussetzungen dafür geschaffen hätten, gäbe es das ja nicht. Somit wäre im Umkehrschluß auch wieder der Weg über die Absetzung solcher Politiker, die das mit tragen der Richtige. Natürlich wird es da sehr schwierig, denn unter dem Deckmäntelchen der angeblichen Sicherheit lässt sich immer wohlig leben und damit kann man fast alles begründen und den lückenlosen Überwachungsstaat rechtfertigen. Nur bei wirklich gravierenden Verbrechen, da ist kein Polizist oder sonstiger Ordnunghüter unterwegs und selbst wenn man die Ganoven zu packen kriegt, werden die meist noch mit Samthandschuhen angefasst.
Etwas völlig anderes. Jemand aus meinem eher spärlichen Bekanntenkreis hatte zeitlebens immer große Schwierigkeiten, eine passende Partnerin zu finden. Das ist halt so, manche Typen von Mensch tun sich da schwer und irgendwie springt die „Damenwelt" nicht auf die an, da kann man machen, was man will. Die genauen Gründe dafür lassen sich, zumindest aus Männersicht, oft gar nicht oder nur sehr mühsam ergründen. Sind es vielleicht besondere Punkte des Aussehens oder überhaupt des äusseren Erscheinungsbildes oder liegt es viel mehr an der Art, wie sich jemand nach außen gibt und verhält, oder weil er Schwierigkeiten hat, eine passende Konversation mit einer Frau zu führen; was genau dazu führt, das Frauen kein Interesse zeigen, man weiss es nicht. Ich glaube, wenn man das wirklich ergründen wollte, dann müsste man nach einer Testbegegnung zwischen dem betroffenen Mann mit verschiedenen Frauen diese Frauen befragen. Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus all diesen Punkten und noch mehr. Also dieser Bekannte, er wohnt in der Nähe von Stuttgart, hat immer so seltsame Effekte bei der Suche nach einer Partnerein erlebt und genau so ergeht es ihm jetzt auch schon wieder, jetzt allerdings anders herum. Wissen Sie, eigentlich ist es Tratsch, was ich Ihnen hier nun erzähle, aber manchmal ist auch an Tratsch etwas erwähnenswertes, sofern dieser Tratsch zugleich ein besonderes Phänomen beschreibt. Zurück zu diesem Bekannten, der Heinz mit Vornamen heisst. Dieser Heinz hatte früher, vor vielleicht 20 - 30 Jahren, lange Zeit krampfhaft eine Frau gesucht, zwecks Heirat und dem üblichen Programm. Auch wenn sie nicht so oft darüber sprechen, aber die meisten Männer wünschen sich letztendlich ja doch nichts sehnlicher, als eine Frau zum Heiraten bzw. für eine Partnerschaft, mit der dann ein gemeinsames Leben aufgebaut wird. Sogar Anzeigen von Heiratsinstituten hatte der Heinz damals zu Hauf ausprobiert, geklappt hat es nie und meistens war spätestens nach dem ersten Treffen mit einer Frau gleich wieder Schluß. Falls es doch mal darüber hinaus ging, dauerte eine entstehende Beziehung nie länger als eine Woche und selbst das war dann schon ein absoluter Rekord. Wissen Sie, es ist ja so, da stoßen zwei Menschen mit bestimmten Erwartungen aufeinander und wenn diese Erwartungen dann immer weiter auseinander laufen, was man bei etwas Gespür nach spätestens einer Woche feststellen müsste, dann ist es besser die Sache frühzeitig zu beenden, als sich auf ein langes Leiden einzulassen. Ich persönlich bin ja ohnehin der Meinung, dass die Anbahnung einer Beziehung dann am besten klappt, wenn beide Partner in einer Situation ohne jede Erwartung aufeinander treffen. Das kann also bei Eheinstituten daher fast nie richtig klappen, weil da immer beide beladen mit bestimmten Erwartungen antreten. Manche arbeiten dabei ja regelrecht einen selbst erstellten Pflichtenkatalog ab. Natürlich kann man meist nicht wirklich Zufälle künstlich herbei führen, mit dem Ziel bei diesem „Zufall" eine passende Partnerin zu finden. Kurzum, dieser Heinz hatte dann früher nach wirklich vielen Mühungen immer in die Tonne gegriffen, wie man hier so sagt. Oft war die Frau zu anspruchsvoll, der Heinz konnte ihr keine zwei Urlaubsreisen pro Jahr, kein Leben in Reichtum etc. pp. bieten oder die Frau passte aus sonstigen Einstellungsgründen nicht zu ihm oder er nicht zu ihr. Ich entsinne mich z.B. daran, er hatte mal eine, die war wirklich bildhübsch, wirkte sehr nett und solide gebildet, also nicht dümmlich oder eingebildet, und man hätte gesagt, vom Wesen her passt die auch gut zu ihm, aber wie sich bald herausstellte, hatte die einen stark religiösen Tick. Die ging jeden Tag in die Kirche, betete täglich mindestens 10 mal und achtete sehr auf die Einhaltung religiöser Gebote, was alles zweifellos nichts Verwerfliches ist, aber wenn man selbst ein eher wenig religiöser Mensch ist und dann auch noch gerne sexuell sehr aktiv ist, was ja in vielen dieser vermeintlichen Gebote stark beschränkt wird, dann stößt das bei solch sehr religiösen Menschen schnell an Barrieren, die unüberwindbar sind. So war auch die Sache damals schnell vorbei. Danach wurde es ruhig und der Heinz hatte wohl keine Gelegenheit mehr genutzt, eine Partnerin kennen zu lernen. Kürzlich traf ich ihn wieder und jetzt hat er, sozusagen nach langer Abstinenz, genau das gegenteilige Problem. Immerhin mal ein anderer Verlauf, als sonst. Bei einer Veranstaltung, wo er als Organisations - Helfer tätig war, lernte er eine sehr nette 42jährige philipinische Krankenschwester kennen, die schon seit 10 Jahren in Deutschland lebt und arbeitet. Ich kenne diese Krankenschwester auch flüchtig, eine wirklich sehr nette Frau, die nach meiner Meinung sehr gut vom Wesen her zu ihm passen würde. Sie ist eher der ruhige Typ und genau so ist er auch. Justament auf der gleichen Veranstaltung, vielleicht knapp 2 Stunden später, sprach ihn dann eine 34jährige Frau aus sich heraus an, die offensichtlich Gefallen an ihm gefunden hatte und woraus sich dann innerhalb kürzester Zeit etwas mehr entwickelte. Diese Frau stammt nicht hier aus der Gegend, sie sagte wohl, dass sie aus Korbbach oder Korbach kommt, das muss wohl irgendwo in Hessen liegen. Diese Frau ist sogar Unternehmerin, ich weiss nicht in welcher Branche, und wirkt irgendwie sehr geheimnisvoll. Es ist verrückt, da hat einer Jahrzehnte nur Pech bei der Suche nach einer Partnerin und dann hat er innerhalb von kürzester Zeit gleich 2, die ihm beide sehr zusagen und wo er nicht weiss, für welche er sich entscheiden soll. Diese deutsche Frau, also die aus Hessen, hat von ihrem vor 2 Jahren sehr früh verstorbenen ersten Mann eine Firma geerbt und ist relativ reich, was bei solch einer Betrachtung natürlich keine Rolle spielen sollte. Aber warum sich so eine Frau einen armen Tropf wie den Heinz aussucht, das ist auch schon etwas seltsam. Andererseits spielen die Selbstzweifel einem da gerne einen Streich. Vielleicht meint diese Frau es wirklich ehrlich mit ihm und mag ihn halt, aber er wird sein Mißtrauen nicht los, weil er sich selbst nicht so recht erklären kann, warum eine finanziell unabhängige Frau sich ausgerechnet einen eher grauen, unscheinbaren und fast schon langweiligen Typen wie ihn angelt. Rein von der Theorie her würde ich sagen, dass die zuvor erwähnte Philipinin vom Wesen her eindeutig besser zu ihm passen müsste. Da gäbe es auch keine Gründe für solche Zweifel, weil sie ist relativ arm und er ist relativ arm; sie ist ein eher zurückgezogenes Leben gewöhnt und er ist ein solches gewöhnt. Da kommt dann aber das Teufelchen ins Spiel, welches einem als innere Stimme später immer vorzuhalten droht, dass man solch eine tolle Chance wie mit der reichen und hübschen Geschäftsfrau ausgeschlagen hat, nur um sich dann mit einer eher unscheinbaren, wenn auch netten Frau zurück zu ziehen. Na ja, ich glaube, man kann so alt werden, wie man will, Themen um die Liebe, um dieses große Wort mal zu benutzen, bleiben immer prickelnd und oftmals auch unerklärlich. Ich entsinne mich noch gut, als ich noch etliche Jährchen jünger war, vielleicht um die 25 Jahre alt, da sagten viele ältere Leute, die damals in dem Alter waren, in dem ich jetzt bin, dass mit zunehmendem Alter das Interesse an Liebe und insbesondere an Sex verschwinden würde. Also bezogen auf diesen Heinz und bezogen auch auf mich, merke ich davon bis heute noch rein gar nichts. Auf mich bezogen besitze ich sogar die Frechheit zu behaupten, dass mein sexuelles Leben damals, als ich 25 Jahre alt war im Vergleich zu heute, wo wir über 40 Jahre weiter sind, eine langweilige Gewohnheitskutsche war, ohne besondere Höhen und Tiefen. Doch zurück zum Heinz, um den es hier ja eigentlich geht, der ist von der jetzigen Situation sichtlich überfordert. Die Hessin und fast zeitgleich die Philipinin, da weiss er nicht mehr, wo vorne und hinten ist. Die Philipinin hat das auch schon mitbekommen und geheult wie ein Wasserspeier, durchaus verständlich, nicht dass Sie jetzt glauben, ich würde mich über die Gefühle der Frau auch noch lustig machen. Solch eine Situation ist einfach zum Zerbersten. Und der Heinz will keiner von beiden einen Korb geben, weil er sich selbst nicht wirklich entscheiden kann. Genau das ist aber auch keine Lösung und es wird am Schluß mit Sicherheit dazu führen, dass er wieder ganz alleine da steht, denn beide Frauen werden sicherlich nicht noch zugleich die jeweils andere an ihrer Seite oder irgendwie im Gespann dulden. Da muss er nun durch und sich entweder für eine von beiden entscheiden oder für keine von beiden, denn selbst wenn er sich theoretisch für beide entscheiden würde, bliebe ihm keine. Wie ich Frauen im allgemeinen so kenne, muss er sich da auch schnell entscheiden, denn eine solche Konkurrenzsituation macht keine normale Frau lange mit, was ja durchaus verständlich ist.
Fast kein Mensch traut sich heute mehr, über seine Finanzlage zu sprechen. Gekauft wird nach wie vor viel, trotzdem scheinen nun immer mehr Leute von der Wirklichkeit der Finanzkrise eingeholt worden zu sein. Oftmals liegt es auch daran, dass die Banken jetzt mehr auf die Einhaltung ihrer Kreditbedingungen achten, wodurch viele säumige Kreditrückzahler, denen man früher mehr Spielraum zuließ, nun in Schwierigkeiten kommen. Sehen Sie sich nur mal die Rubriken mit den Zwangsversteigerungen an. Die machten hier früher in so einer Wochenzeitschrift vielleicht eine achtel Seite aus, aber jetzt stehen dort oft 2 volle Seiten pro Woche, in denen vorwiegend Immobilien zwangsversteigert werden. Nun, ich sage es offen, auch wir haben derzeit finanziell eine etwas schwierige Phase. Zum Glück brauchen wir keine Kredite zu bedienen, sondern nur die laufenden Kosten zusammen zu kratzen, und wir könnten noch unser Notkonto im schlimmsten Fall anzapfen, aber das wollen wir nicht. Für die finanzielle Durststrecke sind mehrere Faktoren verantwortlich. So sind beispielsweise Kaylas Übersetzungsaufträge auf absolut 0 zurück gefallen, es läuft da momentan einfach gar nichts. Das heisst, genau genommen läuft schon das ganze Jahr da nichts. Wenn ich noch erinner, was hatte die im letzten Jahr viele Aufträge, eigentlich schon zu viele, weil sie oft an unseren Arbeiten Abstriche machen musste. Wie gesagt, dieses Jahr bis jetzt keinen einzigen Übersetzungsauftrag, und das Jahr ist ja zum größten Teil schon gelaufen. Da wird sicher auch nichts mehr kommen. Was mich betrifft, so habe ich natürlich geringe Einkünfte durch 2 verschiedene Renten, einmal eine ganz geringe Rente durch die Krankheitsgeschichte und dann mittlerweile eine vorgezogene Altersrente, weil ich ja schon so ein alter Zausel bin, der nicht mehr arbeitsfähig gilt. Beides zusammen ist aber auch nicht wirklich hoch. Da ich immer gewöhnt war, mit sehr wenig auszukommen, und Kayla ist aus ihrer früheren Heimat da noch ganz anderes Darben gewöhnt, also daher haben wir damit keine wirklichen Probleme. Nur mit den Notgroschen ist es so, dafür bekam man im letzten Jahr wenigstens noch etwas an Zinsen, aber die Dreckshunde von den Banken erdreisten sich jetzt nur noch magere 0,3 % an Zinsen zu zahlen. Für den Mist, den die gebaut haben, sollen nun die Sparer bluten. Nicht mit uns! Wir werden demnächst alles Geld abholen und hier in einem sicheren Versteck bunkern, bis dass es wenigstens wieder Zinsen von oberhalb 1,5 % dafür gibt, denn ich sehe es nicht ein, dass ich denen das Geld praktisch umsonst zur Verfügung stelle, damit die damit den Mist ausbügeln können, den ihresgleichen angerichtet haben. Wenn das alle Leute machen würden, dann könnten Sie sehen, wie schnell die wieder halbwegs akzeptable Zinsen zahlen. Nun, was ich damit sagen will ist, dass die, wenn auch geringen Zinseinkünfte auch inzwischen weggefallen sind. Die Summe der Gesamteinkünfte ist gewaltig gesunken. Zugleich wird aber fast alles teurer, besonders solche Sachen wie Müll- und Abwassergebühren steigen ständig, nur weil grüne Schwachköpfe mit ihren übertriebenen Forderungen, die sie langfristig in der Politik durchgesetzt haben, den Aufwand in diesen Bereichen ständig nach oben treiben. Das sind ja alles Ausgaben, für die man als Mensch sozusagen überhaupt keinen Gegenwert erhält. Vor 20 Jahren wurde der Müll auch entsorgt und es kostete weniger als ein Fünftel, als heute. Vor 20 Jahren liefen die Abwässer auch in die Kläranlage, trotzdem lagen die Abwassergebühren bei vielleicht einem Achtel wie heute. Vor 20 Jahren kostete der Strom weniger als ein Drittel des heutigen Preises, nur weil die ganzen angeblich umweltfreundlichen Wind- und Solarenergiegeschichten von unseren heutigen Gebühren mit finanziert werden. Natürlich bedienen sich die Konzerne bei der Gelegenheit auch gleich ordentlich mit und füllen die eigenen Taschen auf unsere Kosten. Aber ich will nicht übermässig klagen. Solange wir hier unser Haus als Eigentum halten können, wollen wir zufrieden sein und das sehe ich trotz der momentan schmalen Finanzlage nicht wirklich in Gefahr. Ich wollte zwar eigentlich ab 2009 keinerlei Gelegenheitsjobs mehr annehmen, aber bei der jetzigen Lage werde ich da wohl doch noch ab und zu aktiv werden, um die Haushaltskasse aufzubessern. Kayla siehts ähnlich und wenn sie eben nichts zu übersetzen hat, dann nimmt sie ab und zu kurzfristig andere Aushilfsjobs an.
Trotzdem gönnten wir uns vor ungefähr einem Monat noch mal etwas Abwechslung, weil es extrem billig möglich wurde. In meiner letzten oder vorletzten Email schrieb ich Ihnen, dass uns der Busunternehmer aus Stuttgart damals eine Liste neuer Restplatz - Verwertungen zugeschickt hatte. Die darin von mir angesprochenen möglichen Reiseziele wurden es alle nicht. Wir schwankten damals noch zwischen gar nicht fahren, erneut Wien oder erstmals Cuxhaven. Ich hätte ohne lange nachzudenken eine erneute Wienreise bevorzugt oder Variante 1, gar nicht fahren und das Geld sparen. Andererseits war alles so enorm billig wie noch nie, so dass man nicht wirklich viel sparen konnte, wenn man nicht fuhr. Kayla wäre gerne nach Cuxhaven gefahren, so meldeten wir uns für die beiden Restplätze der Cuxhaven - Reise an. Der Reisetag rückte näher, jedoch einen Tag vor der Reise rief uns der Busunternehmer an, dass wir nicht mitfahren könnten, weil Leute die urspünglich abgesprungen waren und damit diese Restplätze überhaupt erst erzeugten, würden nun doch mitfahren und somit sei der Bus bis auf den letzten Platz mit regulären Mitfahrern besetzt. Nicht schlimm, dachten wir, dann bleiben wir eben zuhause. 2 Tage danach meldete sich der Busunternehmer erneut, um uns weitere Restplätze anzubieten, die ganz brandaktuell bei anderen Touren frei wären. Darunter war eine dreitägige Busreise nach Nancy in Frankreich, wo wir auch noch nie waren, ausser mal bei einer Durchreise. Die jetzige Reise war mit bester Unterkunft und Halbpension so unschlagbar billig, dass nicht fahren und hier bleiben fast schon teurer gewesen wäre. Der Busunternehmer war es so leid, Leuten wegen möglicher Restplätze für diese Reise nachzulaufen, dass er uns 2 von insgesamt 6 Restplätzen dieser Reise für sage und schreibe 25 Euro überließ. 25 Euro für 2 Personen zusammen wohlgemerkt, für Hin- und Rückfahrt mit Übernachtungen in einem sehr guten Hotel! Diese Reise bot trotz der Kürze so viel Erwähnenswertes, dass ich Ihnen darüber in den nächsten Wochen einen gesonderten Kurzbericht schreiben werde. Das alles würde den Rahmen von dieser Email sprengen und auch ist die Zeit etwas knapp, es jetzt noch zu schreiben. Deswegen ende ich für heute hiermit.
Im Namen von Kayla und natürlich auch von mir wünsche ich Ihnen alles Gute und sage, bis auf bald, Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Teil 1 von: Lappenkeuler - Email / Brief „Nancy" vom 25.10.2009
Hier nun ein zusammengestauchter Reisebericht über unsere Busreise nach Nancy und anschließend daran noch einige kleine andere Dinge.
In meiner vorletzten Email schrieb ich Ihnen, dass uns der Busunternehmer aus Stuttgart wieder eine Liste neuer Restplatz - Verwertungen zugeschickt hatte. Die damals von mir angesprochenen möglichen Reiseziele wurden es alle nicht. Wir schwankten damals noch zwischen gar nicht fahren, erneut Wien oder erstmals Cuxhaven. Ich hätte ohne lange nachzudenken eine erneute Wienreise bevorzugt oder Variante 1, gar nicht fahren und das Geld sparen. Andererseits war alles so enorm billig, dass man nicht wirklich viel sparen konnte, wenn man nicht fuhr und wir hatten uns wirklich mal wieder etwas Entspannung verdient. Kayla wäre gerne nach Cuxhaven gefahren, so entschlossen wir uns kurzum für die beiden Restplätze der Cuxhaven - Reise. Der Reisetag rückte näher und exakt einen Tag vor der Reise rief uns der Busunternehmer an, dass wir da nicht mitfahren könnten, weil Leute, die urspünglich abgesprungen waren und damit diese Restplätze überhaupt erst erzeugt hätten, würden nun doch mitfahren und somit sei der Bus bis auf den letzten Platz mit regulären, voll zahlenden Teilnehmern besetzt. Auch nicht schlimm, dachten wir, dann bleiben wir eben doch zuhause. Aber der Busunternehmer ist ja in dem Punkt sehr rührig und meldete sich 2 Tage später erneut, um uns andere Restplätzen anzubieten. Darunter war dann eine dreitägige Busreise nach Nancy in Frankreich, wo wir auch noch nie waren, ausser mal bei einer Durchreise, die dort aber keinen richtigen Halt machte. Diese Reise war mit bester Unterkunft und Halbpension so unschlagbar billig, dass nicht fahren und hier bleiben fast schon teurer gewesen wäre. Ich erzähle Ihnen damit ein halbes Geheimnis, aber der Busunternehmer war es nachher so leid, Leuten wegen möglicher Restplätze für diese Reise nachzulaufen, dass er uns 2 von insgesamt 6 Restplätzen dieser Reise für sage und schreibe 25 Euro überließ. 25 Euro für 2 Personen wohlgemerkt, für Hin- und Rückfahrt in klimatisiertem Luxusbus, für 2 Übernachtungen in einem grandiosen Hotel, was ich als erste Klasse bezeichnen würde, wenngleich es dort nur den Ruf eines guten Durchschnittshotels hatte, für zusätzlich Eintrittkarten für 2 ganz tolle Museen, die für sich alleine betrachtet den Preis und die Anreise schon wert waren, dann inbegriffen 2 freie Sitzplätze auf dem Schloßplatz für abendliche Großprojektionen auf das dortige Rathaus, die ihres Gleichen suchen und das mit Sicherheit vergeblich, so was habe ich noch nie gesehen. Mir fehlen die Worte, das alles zu beschreiben. Wenn man das zunächst hört, klingt eine Reise nach Nancy sicherlich nicht unbedingt nach einem erstrebenswerten Reiseziel, es klingt zunächst, als würde man hier sagen, ich reise mal in irgend eine x-beliebige mittlere Großstadt wie Pforzheim oder Karlsruhe, aber weit gefehlt. Auch von der Entfernung her ist das von hier eher in einem Bereich, wo man sagen möchte, dass es fast noch Nahbereich ist und keine erwähnenswerte Strecke. Es mögen vielleicht um die 200 km sein, möglicherweise auch 250 km, mehr aber sicher nicht. In dem Luxusbus, der sichtlich kräftig motorisiert war und der durchgehend rund 110 bis 120 km/h fuhr, war die Reise in etwas über 2 Stunden erledigt, pro Strecke versteht sich. Was für uns auch ein zusätzlicher Anreiz war, war die Tatsache, dass wir zum Mitfahren nicht nach Stuttgart fahren mussten, sondern nur nach Karlsruhe, da die Reise dort startete, obwohl der Stuttgarter Busunternehmer sie durchführte. Das lag daran, weil eine Karlsruher Firma diese Reise ausgeschrieben hatte und der Stuttgarter Busunternehmer den Zuschlag bekommen hatte, weil er wohl der preisgünstigste Anbieter war. Was in dem Fall ungewöhnlich war, war zweifellos die Abfahrtszeit, die auf morgens 4.10 Uhr ab Karlsruhe festgesetzt worden war. Man wollte dadurch gleich den Anreisetag auch als Nutztag in Nancy verwerten, weil wir so bereits kurz vor 7 Uhr in Nancy eintrafen. Zuerst gings gleich zu unserem Hotel, welches in einem sehr schönen, aufwändig renovierten Jugendstil - Altbau untergebracht war. Ich spreche leider kein Französisch, Kayla tut sich da leichter, aber ich glaube, das Hotel nannte sich irgendwas wie Hotel du Rue de Magasin oder so ähnlich. Wahrscheinlich weil die Straße daneben auch so hieß, nur dann natürlich ohne das Vorwort Hotel. Ein Mitreisender meinte scherzhaft beim Betreten der Rezeptionshalle des Hotels, dass bei der Renovierung wohl keine neuzeitlichen Energiesparfüchse mitgewirkt hätten, weil die komplette Beleuchtung dort mit Glühbirnen in aufwändig verzierten Lampen gemacht war. Schon beim Betreten des großzügigen Eingangsbereichs strahlte einem förmlich die drückende Wärme dieser vielen Birnen - Lampen entgegen. Aber bei der Gelegenheit fällt einem erst richtig auf, dass man an diese Art des Lichts gar nicht mehr so gewöhnt ist, weil alles in dieses leicht gelbliche, warme Licht getönt war. Man fühlte sich dadurch irgendwie um über 50 Jahre zurück versetzt, Anfang der 50iger Jahre war das so noch normal und Gewohnheit. Trotz altmodischer Beleuchtungstechnik beeindruckte uns sogleich die hochmoderne Gepäckverfrachtungsanlage. So ein Ding hatte ich zuvor auch noch nie gesehen. Es ist klar, dass die meisten neu ankommenden Gäste Koffer oder dergleichen mitbringen, die dann erst mal auf das Zimmer gebracht werden müssen. Dort nicht. Ein freundlicher Herr, den wir als Gepäckmeister bezeichneten und der erstaunlich gewandt mindestens 5 Sprachen fließend beherrschte, so als wäre jede davon seine Muttersprache, erläuterte uns in völlig akzentfreiem Deutsch, wie die Anlage funktioniert. Wir hatten daneben an der Rezeption von einer stark parfümierten Dame, ein grünes Magnetkärtchen erhalten, welches zugleich der Schlüssel für unser Zimmer war. Darauf stand auch unsere Zimmernummer 327 im dritten Stockwerk. Der Gepäckmeister bekam dann kurz dieses Kärtchen, schob es in eine Bedientafel, die oberhalb von einem Nirostaveredelten Metallschlund in der Wand prangte und er sagte, es genüge, wenn wir ihm nun unser Köfferchen und die Tasche rüber reichen würden. Er schob die Teile dann in den Metallschlund, wohinter sie sofort wie abgesaugt verschwanden. Er meinte, in der Zeit, bis wir auf unser Zimmer gegangen wären, stünde unser Gepäck bereits dort gleich innen neben der Zimmertür, er erkärte noch kurz den Weg und gab uns eine mehrsprachige Broschüre über den Notfallplan des Hotels sowie eine weitere mit Werbung über das Hotel, in der alles erläutert war, was die so alles bieten. Der Weg war einfach und schnell, gleich neben dem Stand des Gepäckmeisters war eine mehrfache Aufzuganlage, wir huschten dann mit dem mittleren davon in die 3 Etage. Dort erschloß sich ein langer Flur nach links und ein kurzer nach rechts bis zu einem Quergang. Gleich gegenüber der Aufzugstür waren aber unübersehbare Hinweisschilder, in welche Richtung man welche Zimmernummern antraf. Wir mussten somit in den linken, längeren Flurteil. Kurz vor einem Eckfenster des Flurs war dann die Zimmernummer 327. Ein schönes, wertvoll eingerichtetes Zimmer, mit eigenem Bad und WC, alles sehr wohlriechend, zeitlos modern und doch ein Tick rustikal. Man kann das schlecht beschreiben, aber es war ein Stil, der eigentlich jeden ein bisschen anspricht. Und tatsächlich, kaum schlossen wir mit der Magnetkarte die Tür zum Zimmer auf, da stand unser eher spärliches Gepäck schon links gleich hinter der Tür. Da man dort aber keine Einrichtung von der modernen Gepäckanlage entdecken konnte, war meine Neugierde geweckt, wie das denn wohl so schnell dorthin gelangt sein mochte. Wie so oft, war die Erklärung viel einfacher, als man vermutet. Die moderne Beförderungsanlage zischt das Gepäck nämlich nur auf einen von 2 Schächten in der jeweiligen Etage. Neben jeder Ausgangsklappe dieser Schächte befindet sich ein kleines Zimmerchen, vielleicht etwas größer als ein Kloraum, in dem ständig ein junger Bediensteter sitzt, so eine Art Lehrling, der nur darauf wartet, dass in dem Schacht neues Gepäck hoch geschossen kommt. Auf einem elektronischen Anzeigefeld über dem Schacht leuchtet dann auf, in welches Zimmer das Gepäck gehört, von dort aus nimmt es dann der junge Bursche in Empfang und trägt es eilig in das jeweilige Zimmer. Das alles geht dann aber so schnell, dass das Gepäck eigentlich immer vor den Leuten dort ist. Bei der Abreise funktioniert die ganze Choose natürlich auch umgekehrt. Der Vorteil ist, dass der Hotelgast sein Gepäck niemals im Hotel schleppen muss und auch die Bediensteten brauchen es nicht von Stockwerk zu Stockwerk zu schleppen, sondern nur von dem Gepäckschacht zum Zimmer. Trotz allem ein ziemlicher Aufwand, denn wahrscheinlich werden ja auf jeder Etage 2 solcher Gepäckschächte ankommen und auch 2 solcher Burschen ab dort dann das Gepäck verteilen. Bei den insgesamt 4 Etagen, die das Hotel hatte, sind das schon mal 8 Burschen in jeder Arbeitsschicht, die immer nur darauf warten, dass Gepäck ankommt oder abgeht. Na mir solls egal sein, solange für uns der Preis billig ist. Wie schon angedeutet, die Zimmer waren sehr schön, nahezu luxuriös für unseren Geschmack. Auf jedem Zimmer gab es Telefon, Radio und Fernseher, auch noch einen kleinen Kühlschrank, eine automatische Zimmerbar, die durch eine Plexiglasscheibe Ausblick auf die gekühlten Getränke frei gab. Wenn man dann eines auswählte, musse man zuerst seine grüne Zimmerkarte einschieben, wonach das entsprechend an Knöpfen ausgewählte Getränkefläschchen unten schön gekühlt raus kullerte. Am Abreisetag gab es dann unten an der Reception über deren Computer eine Abrechnung über alle Getränke, Telefonate u.s.w., die man in der Zeit genutzt hat. So eine automatische Zimmerbar hatte ich zuvor auch noch nie gesehen. Im Fernsehgerät gab es kostenlos etwa 100 verschiedene Programme zu sehen, darunter sogar ein paar deutsche. Kayla fand den Programmplatz 99 sehr lustig, denn wenn man den anwählte, flimmerte kein reguläres TV - Programm über den Schirm, sondern das Bild von einer im großen Restaurant-Speisesaal im Erdgeschoss fest installierten Kamera. Da konnte man dann gemütlich den Leuten beim Essen zu sehen, was zuweilen wirklich lustig sein kann. Ein ähnlich unterhaltsames Programm wurde auf dem Platz 98 geboten, da sah man Bilder einer Außenkamera, die direkt über dem Haupteingang platziert war, man konnte also immer sehen, was gerade vor dem Hotel so los war. Allerdings hatte diese Kamera eine Macke, wodurch das Bild oft zersprang oder ganz ausfiel. Aber wir waren schließlich nicht nach Nancy gefahren, um uns dort etwas im Fernsehen anzusehen. Gleich am ersten Abend gab es eine wirklich ganz tolle Sache. Ich erwähnte es oben schon, einfach grandios! Auf dem so genannten Schloßplatz befindet sich an einer Seite das Rathaus. Das ist nahezu weiss gestrichen und eignet sich daher gut, um auf der Außenwand wie auf einer Leinwand etwas zu projezieren. Da haben Künstler eine gang tolle Bildershow zusammengestellt, die in ihren Bildern auch meist irgendwie immer einen Bezug zur Geschichte von Nancy hat. Das ist aber keine blanke Abfolge von Bildern, sondern ein richtig aufwändig künstlerisch gestaltetes Ineinandergreifen von mehreren Projektionen, die ihrerseits aus Animationen, Echtbildern, Filmfetzen, Trickfilmpassagen, Cartoons und vielen solcher Sachen bestehen und die so eine Art wandelndes Bildlexikon mit zusätzlich unterhaltsamem Charakter ergeben. Also die das gemacht haben, da ziehe ich den Hut vor, das ist so wirklich einzigartig. Passend zu diesen Projektionen erklingen dann über große, weit verstreute Lautsprecher auch noch Erklärungen, Gedichte, Musik, Hinweise u.s.w., die allerdings ausnahmslos in Französisch waren, wodurch ich sie nur mit Kaylas Hilfe über Umwege verstehen konnte. Interessierte Zuschauer können sich auf dem Platz dann Stühle in einem bestimmten Bereich mieten und sich das in Ruhe ansehen. Der Eintritt bzw. die Stuhlmiete hatten wir frei, das war mit einem grünen Billet, welches wir erhielten abgegolten. Pech hat nur der, der ausgerechnet bei schlechtem Wetter dort ankommt, denn dann fallen diese Vorführungen aus, weil ja alles unter freiem Himmel statt findet. Ich glaube, diese Sachen gibt's auch nur im Sommer. Am Nachmittag, längere Zeit bevor diese geschilderte Projektionsveranstaltung besucht wurde, hatten wir schon mal den engeren Innenstadtbereich zu Fuß erkundet. Zu Fuß geht dort sehr gut, weil viele Teile der Innenstadt großflächig zur Fußgängerzone erklärt sind. Trotzdem sieht diese Fußgängerzone größtenteils total anders aus, als hiesige Fußgängerzonen. Dort wirkt das mehr, als sei alles ein großer Platz, auf dem verstreut einzelne Häuser stehen und der sich an seinen weiten Enden in ausgreifende Arme verflüchtigt, also dort, wo er dann wieder in Straßen und Wege übergeht. Erst wenn man einen bestimmten Bereich verlässt wird die Bebauung dichter. Dadurch dass das Pflaster und die Bodenplatten in dem Bereich vorwiegend sehr hell gewählt wurden, hat das alles eine völlig andere optische Wirkung. Wir haben auch mal die Nase in einige Geschäfte gehalten, da muss ich aber sagen, dass ich den Eindruck hatte, dass die meisten Waren dort etwas teurer sind, als bei uns. Der Unterschied scheint nicht gravierend zu sein, aber doch leicht feststellbar. Vielleicht lag das aber auch nur daran, weil gerade die Geschäfte im Innenstadtbereich teurer sind und etwas weiter in den Außenbezirken dann doch die gleichen Preise vorherrschen, wie hier. Sie kennen das ja sicher auch von vielen Städten in Deutschland, wo es in den Innenstadtgeschäften meist teurer ist, als in den Märkten in Randlage. So war der erste Tag schon dicht gefüllt mit interessanten Dingen. Der zweite Tag startete mit einem umfangreichen Museumsbesuch in einem riesigen Kunstmuseum für zeitgenössische Kunst. Ich hätte nicht erwartet, dass man dort ein solch ranghohes Museum findet, welches in einer vorwiegend angenehmen, sehr modernen Atmosphäre namhafte Gemälde noch namhafterer Künstler zeigt. Da findet man Klassiker wie Rubens ebenso, wie etliche Sachen von Picasso oder Dali. Ich möchte sagen, dass wir in diesem Museum Zeit und Raum völlig vergessen haben. Eingeplant waren etwa 2 bis 3 Stunden für dieses Museum, weil wir ja nur diese 3 Tage hatten und da muss man mit der Zeit haushalten, zumal wir noch einiges von der Stadt und der Landschaft drumherum sehen wollten. Es war morgens gegen 9 Uhr, als wir das Museum betraten und als wir raus kamen waren es bereits nach 16 Uhr. Wir hatten einfach nicht bemerkt, wie die Zeit beim Gang durchs Museum verging. Noch nicht einmal unser Magen hatte uns durch etwaige Hungergefühle darauf aumerksam gemacht, dass die Mittagszeit längst fällig war. Für dieses Museum kann ich nur endloses Lob zollen, ohne jetzt aber auf die einzelnen Kunstwerke einzugehen. Eine Besonderheit bezüglich des Museums muss ich noch los werden, wenngleich sie sicherlich nichts mit der dort ausgestellten Kunst zu tun hat. Kaum waren wir in dem Museum, überfiel mich ein extrem starker Harndrang. Mit größter Mühe schaffte ich es so gerade noch, eines der vielen Besucher - WC's des Museums aufzusuchen. Kaum war ich von dort zurück, erging es Kayla genau so. Ab dann überfiel uns spätestens jede halbe Stunde, eher sogar alle 20 Minuten dieser starke Harndrang und das über mehrere Stunden. Normalerweise sagt man, das kann doch nicht sein, weil wir dazwischen nichts mehr getrunken hatten und so keinen Nachschub für weitere Harnproduktion geliefert hatten, aber trotzdem war es so. Erst in den letzten beiden Stunden im Museum beruhigte sich diese Sache. Ich vermute, dass das mit der besonderen Klimatisierung des Museums zusammen hing, die das auslöste. Kaum waren wir aus dem Museum raus, stellte sich schlagartig ein heftiges Hungergefühl ein und natürlich auch Durst. Kayla schlug vor, in ein kleines Eckrestaurant zu gehen, welches ungefähr 300 m vom Museum entfernt lag. Das machten wir dann. Da ich des Französischen überhaupt nicht mächtig bin, regelte Kayla das mit der Speisenauswahl alles, worüber ich heilfroh war. Ich sage es ganz ehrlich, ohne Kayla würde ich mich nicht in ein Land wagen, in dem man nicht deutsch spricht, weil ich da völlig hilflos wäre. Nun wusste sie aber auch nicht genau, was sich hinter den Speisennamen verbarg. Am Schluß bekamen wir eine etwas seltsam anmutende Zusammenstellung aus einer Art Brathähnchenfilet, jeweils 2 Backhörnchen, die mehr an solche süßen Schneckennudeln vom Konditor erinnerten und zusammengepreßten Spinatquadraten. Spinat in dieser Form hatte ich zuvor noch nie gesehen. Wie Würfel war der zusammengepresst. Nun gut, es schmeckte in der Zusammenstellung und dann noch mit einer eigenartigen graubeigen Soße völlig ungewohnt, aber nicht schlecht, ja sogar sehr interessant. Nachdem Hunger und Durst gestillt waren, zeigte die Uhr schon 17.20 Uhr, man kann sagen, der Tag war somit schon gelaufen. Man könnte ja mal nachts etwas unternehmen, dachten wir uns. Da war auch schnell einiges gefunden. In einer Konzerthalle bot gerade eine recht bekannte französische Sängerin, Patricia Kaas heisst die, haben Sie vielleicht schon mal gehört, einen einstündigen Auftritt als Warmlaufphase für eine größere Tournee durch Frankreich, Benelux und Deutschland. Da der Eintritt über die Hotelreception zu einem Vorzugspreis von nur 7 Euro zu haben war, beschlossen wir ohne jede Vorplanung spontan das sozusagen mitzunehmen. Das war eine gekonnte Sache, würde ich mal sagen, und wir waren erstaunt, wieviel Facetten diese Sängerin beherrscht, ich kannte zuvor nur einige recht rockigen Stücke von der, aber die hat ein erstaunlich breites Repertoire, wie dieses Kurzkonzert eindeutig bewies. Als diese Darbietung vorbei war, war der Abend aber noch relativ früh und wir landeten auf Anraten eines Hotelbediensteten in einer ganz üblen Spelunke, kann ich Ihnen sagen. Verzeihung, aber ich sage es, wie es ist, ein richtiger Hurenstall, der wirklich die untersten Klischees erfüllte, die man sich von so was vorstellen kann. Irgendwie passte das Etablissement gar nicht zum sonstigen Charme von Nancy. Billige Huren, die für ein paar Euro so ziemlich alles anbieten, was man sich in dieser Hinsicht nur vorstellen kann, nein, das war nicht unsere Welt und so waren wir da schneller wieder draußen, als wir rein gefunden hatten. Ich räume ein, früher, vor Kaylas Zeit, wäre ich je nach Stimmungslage vielleicht für so was manchmal empfänglich gewesen, aber dank Kayla brauche ich so was heute nicht mehr und mir fehlt das auch nicht. Ha! Noch am Rande bemerkt, so billig die Huren dort wohl waren, aber ein simples Getränk, wie Cola oder Bier, kostete in dem Stall schon 12 Euro, billigen Sektfusel, nix Champagner, wollte man sich sogleich ab 89 Euro aufwärts entlohnen lassen, wohlgemerkt für ein Glas, nicht für eine Flasche. Da waren die Huren noch das Billigste in dem Laden, so verrückt das klingen mag. Und trotzdem war es in der Sex - Kaschemme brechend voll, wodurch der Inhaber durch unseren schnellen Weggang dort gewiss nicht am Hungertuch nagen muss. Dann sind wir noch etwas durch die Straßen gewandert und man muss sagen, die haben ein Faible für Lichtspiele und optische Inszenierungen. Wie oben erwähnt, diese Projektionen aufs Rathaus, die als Attraktion angeboten werden, so findet man auch in der Stadt etliche Häuser oder Flächen, die mit außergewöhnlichen Lichtspektakeln, Projektionen und sonstigem angestrahlt werden. Vor allem vieles mit kräftigen bunten Farbspielen. Wieder im Hotel angekommen, hatte man uns auf dem Zimmer per Zettel schon eine Nachricht hinterlassen, dass wir am nächsten Morgen an einer organisierten Busrundfahrt in die Umgebung teilhaben könnten, wohlgemerkt kostenlos! Das heisst, das war eigentlich im Gesamtreisepreis enthalten, den wir aber nie bezahlt haben, wir hatten ja nur die 25 Euro für die „Resteverwertung" bezahlt, aber das spielte bei denen wohl keine Rolle. Für die Organisatoren gehörten wir mit zu der Gruppe, wie jeder andere auch. Zuerst sind wir nach dem doch anstrengenden Tag wie tot ins Bett gefallen und gleich tief eingeschlafen. Gegen 3 Uhr in der Frühe wurden wir von einem tierischen Getöse aus dem Schlaf gerissen. Es war aber harmlos. Im Flur war ein Etagenkellner mit einem riesigen Tablett voller Metall - Trinkbecher auf die Schnauze geflogen. Man macht sich keine Vorstellung, was für ein Geschepper solche harmlosen Becher auslösen können. Das Personal arbeitet nachts teils weiter, die machen dann Aufräumarbeiten und so was, wofür am Tag im Normalbetrieb keine Zeit ist, weil es stören würde. Nach Klärung des Lärmgrundes sind wir dann gleich wieder tief eingeschlafen. Um 6 Uhr gings dann raus, fertig machen, frühstücken und punkt 7.15 Uhr startete der Reisebus ins Umland gleich vor der Tür. Begleitet wurde die Tour neben dem Busfahrer noch von einem Reiseführer, der sich Pascal nannte. Der sah etwas ungewöhnlich aus, von der Seite glaubte man immer eine junge Frau vor sich zu haben, weil er lange, wehende blonde Haare und weibliche Gesichtszüge hatte. Aber dann im krassen Gegensatz dazu eine sehr tiefe Stimme. Er erklärte uns, dass nun die Reise nach Baccarat in eine Glasmanufaktur gehe. Erst jetzt stellte ich beim Überqueren etlicher Brücken fest, dass die gute alte Mosel auch durch Nancy fließt. Die Franzosen nennen sie natürlich Moselle. Sehen Sie, da kennt man zwar die Mosel in Deutschland, weiss aber gar nicht, wo die wirklich her kommt. Kurz hinter Nancy verließen wir aber östlich das Moselgebiet, überquerten den Marnekanal, in der Ecke waren wir schon mal kurz, als wir vor etwa 2 - 3 Jahren mit dem Bus aus Ganada zurück kamen.
Die Fortsetzung folgt auf der nächsten Seite LPK - J2
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