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Lappenkeuler - Email / Brief „Kayla's Design" vom 25.04.2010
Ein hastiges Hallo! Die letzten Wochen waren wieder sehr hektisch. Vieles war los, vieles hat sich getan und wir hatten beide viel Arbeit.
Vielleicht zuerst gleich zum letztgenannten Punkt, der Arbeit. Wie ich Ihnen schon in der letzten Email schrieb, üben wir derzeit wieder verstärkt Aushilfsjobs aus, um die Finanzlage aufzubessern. Nun hatten wir eigentlich vor, mal wieder eine längere Pause in Sachen Jobs einzulegen, weil einerseits die Finanzlage schon deutlich entspannter war und weil andererseits die Lust so was zu tun nachließ, weil wir da ja schon etliches gemacht hatten und nun wieder etwas mehr Zeit für uns brauchten. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Sie kennen diese alte Grundregel sicher auch.
Ich hatte ja in Rastatt den durchaus gut bezahlten Kurzzeitjob in einer Recycling - Firma. Es sollte so laufen, dass ich bis Mitte Februar Kräfte der Stammbelegschaft zu ersetzen hatte, die durch Krankheit ausgefallen waren. Die anfängliche Arbeit an einem Säurebad war mir nicht ganz geheuer, aber ab dem zweiten Tag die Arbeit beim Zerlegen alter Elektrogeräte und von ähnlichem Zeug, hatte mir sogar Spaß gemacht, zumal man neben dem guten Lohn dort auch noch feine Sachen für wenig Geld abstauben konnte. Diesen Job war ich aber schlagartig wieder los, was auf eine etwas seltsame Weise kam. An einem Tag begann ich morgens mit der Arbeit, als der Chef mit einem Mann tobend durch die Halle hastete und den zur Sau machte. Diesen Mann kannte ich nicht. Es stellte sich heraus, dass dies einer der krank gemeldeten Leute war, dessen Arbeit ich gerade machte. Dieser Mann wollte sich im Betrieb etwas abholen, was er in seinem Spind vergessen hatte. Dabei stieß er in der Halle auf den Chef, der wohl nach der weiteren Fortdauer seiner Krankmeldung fragte. Zu diesem Zeitpunkt waren noch knapp 2 Wochen Krankheit verordnet. Da ist der Chef explodiert und hat den zur Sau gemacht, dass er ihn rauswerfen würde, wenn er nicht sofort wieder arbeiten käme. Wenn er rumlaufen könne, um im Spind etwas abzuholen, dann könne er auch arbeiten. Ich hatte diesen Chef bis dahin immer als eher ruhigen und kollegialen Typen erlebt, dass der so ausrasten könnte, hätte ich nie gedacht. Die Explosion des Chefs machte jedenfalls mächtig Eindruck auf den Kranken und so beschloß der, trotz Krankschreibung ab sofort wieder zu arbeiten. Damit konnte ich wieder nach Hause gehen und war noch am gleichen Tag nach der zweiten Arbeitsstunde meinen Job los. Der Chef zahlte mir für den Tag sogar noch 5 Stunden, verabschiedete sich freundlich und meinte, dass er lange genug „wegen dieses am Faulfieber Erkrankten", wobei er auf den Wiederkehrer zeigte, meine Dienste in Anspruch genommen hätte. Sie sehen, so schnell kann das gehen. Guter Verdienst, gute Arbeit, gute Möglichkeiten etwas abzustauben, alles binnen Sekunden weg. Ich will mich aber nicht beklagen, denn so richtig eingeplant war diese Arbeit ja gar nicht.
Nur wenige Tage danach war ich auf Vermittlung der gleichen privaten Arbeitsagentur für einen einzigen Tag als Hilfsarbeiter in einer Schraubenfabrik in Ettlingen. Dass es so was heute überhaupt noch gibt, hätte ich nicht gedacht. Ich war immer im Glauben, dass Schrauben heute Massenware sind, die zu Millionen alle in den gleichen Größen in riesigen Fabriken vollautomatisch hergestellt würden. Das mag auf die einfachen Allerweltsschrauben auch sicher zutreffen, aber es gibt für Sonderfälle Spezialschrauben, die zum Beispiel besonders präzise gefertigt sein müssen, ein feineres Gewinde haben müssen oder aus speziellen Materialien sein müssen und genau solche Spezialschrauben stellt diese Firma her. Eine eher kleine Fabrik, die aber schon immerhin 85 Jahre existiert, wie mir der Personalchef voller Stolz erläuterte. Man müsste wohl eher von einem Mittelbetrieb sprechen, denn immerhin haben die rund 70 Leute festes Personal. Spezialschrauben sind nur ein kleiner Teil des Herstellungssortiments. Nun, mein Arbeitsbereich war schnell erklärt, damit ich sofort mit der Arbeit anfangen konnte, ohne viel Zeit mit Vorbereitungen zu verlieren. Eine anspruchslose Tätigkeit. Es war von Anfang an klar, dass ich nur diesen einen Tag dort arbeiten sollte. Meine simple Aufgabe bestand darin, in einem werkstattähnlichen Saal, der in den Seitentrakt einer Produktionshalle nachträglich eingebaut war, immer eine kurze dicke Schraube zusammen mit einer dazu passenden dicken Mutter in einen einzelnen kleinen Pappkarton aus sehr stabiler, ölgetränkter Pappe einzupacken. Auch eine Tätigkeit, die heute normalerweise automatisch von Maschinen erledigt wird. Hier war der Grund ein spezieller Auftrag eines Schiffsausrüsters aus dem Raum Bremen. Der hatte diese Schrauben extra so bestellt, wo eben jede einzelne Gewindeschraube zusammen mit einer dazu passenden Mutter in einem Extra - Karton verpackt werden musste. Ich wurde anfangs nur kurz von einem Betriebsmeister in meine Arbeit eingewiesen, was vielleicht 10 Minuten in Anspruch nahm. Die größte Beleidigung für den Meister war, wenn man die Schrauben Schrauben nannte, das waren im Fachjargon keine Schrauben, sondern Sechskant - Molybdän - Feingewindebolzen. Immerhin waren die Muttern Muttern, wenngleich offiziell im Fachbegriff selbstsichernde Molybdän - Sechskant - Feingewindemuttern. Nebenbei bemerkt, der Unterschied von Feingewinde zu den uns bekannten üblichen Normalgewinden ist wohl der, dass die mehr Gewindegänge auf der Schraubenlänge aufweisen. Wie soll ich das erklären? Vielleicht mit einem Vergleich. Wenn sich auf einer 3 cm langen Normal - Schraube vielleicht 15 Gewindeumrundungen befinden, dann sind es bei diesen Feingewindedingern vielleicht 25 Gewindeumrundungen, also deutlich mehr. Zugleich ist die Schräge des Gewindeverlaufs bei den Feingewindedingern geringer, was ja logisch ist, denn sonst würde das Mehr an Umrundungen nicht auf die gleiche Schraubenlänge passen. Dadurch muss man zum Eindrehen solcher Schrauben wesentlich öfter kurbeln und drehen, aber die halten dann auch viel besser, lassen sich wesentlich leichter eindrehen und sind in ihrer Anzugskraft feiner zu dosieren. Zudem sind diese Gewinde wesentlich präziser gearbeitet, also mit weniger Toleranz. Hinzu kam hier in dem speziellen Fall noch, dass sie aus einer ganz besonderen Metalllegeriung waren, wodurch sie sich auch bei extremsten Temperaturschwankungen z.B. zwischen - 50° C und + 500° C nicht verziehen dürfen. Man lernt ja im Leben bekanntlich nie aus, diese Dinge wusste ich vorher selbst nicht. Trotz aller Präzision gab es für mich kaum die Notwendigkeit, sich bei der Arbeit aufmerksam zu konzentrieren, da ich ausschließlich 22er - Schrauben mit 22er Muttern zusammen in den Einzelkarton bringen musste. Also die 22 bezogen auf den Schraubschlüssel mit 22 mm Maulweite, den man haben müsste, um die Schraube fest zu ziehen. Ein Verwechseln mit Muttern oder Schrauben anderer Größe war an meinem Arbeitsplatz schier unmöglich, denn dort existierten gar keine anderen Schraubengrößen, mit denen ich das hätte durcheinander werfen können. Der Arbeitsplatz war sehr überschaulich. Ein großer, sehr gut von 7 Neonlampen beleuchteter Arbeitstisch in der angenehm geheizten Saalhalle, was bei den Außentemperaturen zu dieser Zeit geradezu wohlig war, links eine große Kiste mit den 22er Schrauben, sprich Sechskant - Feingewindebolzen, rechts eine große Kiste mit den dazu passenden Sechskant - Feingewindemuttern, in der Mitte war von links hinten heran kommend eine große Reihe der genannten leeren kleinen Hartpappekartons, in die ich dann Schraube und Mutter vereinigen musste, ein geknülltes Stück Ölpapier drauf, damit die Teile später in der Kiste nicht rappeln, dann obere Pappkartondeckelhälfte drauf, nach rechts auf einen großen Nebentisch schieben, fertig. Alle 10 Minuten kam eine sehr kleine blonde Frau mit auffallend großem, kugelrunden Busen und brachte Nachschub an leeren kleinen Hartpappekartons, schob diese dann mit einem einzigen, gekonnten Handgriff von links her in einer absolut gleichmässigen Reihe auf die Mitte meines Arbeitstisches zu. Danach huschte die kleine Frau fast wie auf Rollen wieder weg. Die hatte natürlich nicht wirklich Rollen unter den Schuhen, aber die hatte so eine komisch gleichmässige Art zu gehen, dass wirkte fast schon, als würde sie rollen. Etwas häufiger, vielleicht alle 7 Minuten, kam eine humpelnde jüngere Frau, mit sehr hübscher Figur und häßlichem Gesicht, und holte mit einem Rolltisch mit 2 Ebenen die fertig gefüllten Kartons ab und brachte die auf einen anderen Arbeitsplatz, der sich im gleichen Raum an einer Wand befand. Dort stapelte sie die vollen Kartönchen zu einem ansehnlichen Haufen. Das ging so eine Weile, bis dieser Haufen eine gewisse Größe überschritten hatte, dann schaltete sie an diesem Arbeitsplatz das Licht und eine Maschine ein und spannte von Hand jedes einzelne Kartönchen der Reihe nach in die Maschine. Dort rasselte es kurz und die Maschine zog dabei mit rasanter Geschwindigkeit automatisch ein selbstklebendes Gewebeband ganz stramm über die Naht von Karton- Ober- und Unterseite, so dass die kleinen Kartons bombenfest zu waren. Dann kam auf jeden Karton noch ein zweifarbiger gelb-oranger Aufkleber auf dem im gelben Feld die Schraubengröße und der Name der Firma stand und im orangen Feld eine Kontrollnummer plus Tagesdatum. Wenn die so, nach vielleicht 15 Minuten den angesammelten Berg an Kartönchen abgearbeitet hatte, lud sie die auf einen wannenartigen Rollwagen und schob den Krempel in eine benachbarte Halle, wo der Versand saß. Die Arbeit war zwar eintönig, kam einem aber trotzdem nicht so vor, weil die Umgebung noch neu und interessant war. Über eine große, verglaste Zwischenwand hatte man Blick in die benachbarte Maschinenhalle, wo die speziellen Schrauben hergestellt wurden. Da war noch recht viel Handarbeit im Spiel. Exakt jede halbe Stunde, zur 25. und 55. Minute kam der Meister und prüfte, wieviel Kartönchen man in der Zeit geschafft hatte. Eigentlich war er nie zufrieden. Schaffte man es, anfangs pro halber Stunde 50 Kartönchen zu bestücken, motzte er, was einem als Anfänger in diesem Metier noch einleuchtete, schaffte man vielleicht ab Mittag, wo man sich eingewöhnt hatte, in der gleichen Zeit 130 Stück, motzte er ebenso und meinte, also 200 müsse man schon schaffen. Der war verrückt, das war unmöglich. Aber Sie hätten sehen sollen, was da los war, als ich plötzlich ohne leere Kartons da saß. Die kleine blonde Frau, die für den Kartonnachschub zuständig war, kam auf einmal nicht mehr. Zuerst maulte der Meister mich an, ob ich keine Lust mehr hätte und nun anstatt zu arbeiten lieber Löcher in die Luft starren würde. Ich verwies ihn notgedrungen auf den fehlenden Kartonnachschub, obwohl ich die Kollegin nicht in die Pfanne hauen wollte, aber was blieb mir übrig? Ich wusste ja auch nicht, wo ich vielleicht notfalls selbst neue leere Kartons hätte holen können. Der Meister kochte zur Weissglut auf und schrie durch den Saal: „Wo ist die Olga?" Es rührte sich nichts, weit und breit keine Olga. Unterdessen stand sich die humpelnde Frau die Beine in den Bauch und wartete auch schon auf Nachschub, weil ich nichts mehr fertig stellen konnte, saß auch sie auf dem Trockenen. Die Wut des Meisters sollte sich aber noch deutlich steigern, als nach vielleicht einer halben Stunde Stillstand die Olga etwas schläfrig wieder auftauchte und erzählte, dass sie auf Toilette war und dort auf dem Klo eingeschlafen wäre. Mindestens 10 Minuten lang schrie der Meister die Olga an und bedachte sie mit allen erdenklichen Ausdrücken und Beschimpfungen, wobei er besonders gerne das Wort „Faultier" verwendete. So weit, so gut. Also ich habe meinen Tag dort mit der wenig anspruchsvollen Arbeit abgeleistet, dafür einen durchaus guten Lohn kassiert, der sicherlich das heute Übliche weit überstieg. Ich glaube kaum, dass die Festangestellten in dem Betrieb auch nur die Hälfte dieses Lohns erhalten, aber für einen Tag Aushilfe müssen die wohl schon was bieten, um den kurzfristig besetzen zu können. Danach waren einige Tage Leerlauf ohne Hilfsjob, bis sich diese private Rastatter Agentur wieder meldete und nachfragte, ob ich vielleicht Interesse an einem Job bei Demontagearbeiten als Helfer hätte. Zusammen mit der Arbeitsvermittlerin beschloss ich, wieder nach meinem bereits bewährten Konzept vorzugehen, also diese Arbeitsstelle erst mal ansehen und dann ein endgültiges Urteil fällen, ob ich den Job mache oder nicht. Positiv war schon mal, dass der Job in einem Industriegebiet von Karlsruhe war. Das erforderte keine übermässig weite Anfahrt. Etwas ungewöhnlich war der Job schon und hatte im weitesten Sinne auch was mit Recycling zu tun. Es ging darum, ein Lagergebäude von einer Fabrik innen zu demontieren. Das heisst, die Gebäude sollten so stehen bleiben wie sie waren, nur die riesigen Lagerregalsysteme, Beleuchtungsanlagen, die über die normale Deckenbeleuchtung hinaus gingen, auch Büromöbel, Computeranlagen und alles mögliche an Zeug, sollten demontiert und verschrottet werden. Als mein Job hatte man mir zugedacht, dass ich bei der Demontage von riesigen Lagerregalen helfen sollte. Nun stellt man sich bei Regalen gleich so etwas ähnliches vor, wie man vielleicht zuhause bei sich im Keller stehen hat oder wie man es in Gaschäften oder Baumärkten schon mal zur Bevorratung der Waren sieht, also etwas größer als so ein Kellerregal. Man macht sich da keine Vorstellung, wie diese Großregale aus dem Lager der Firma aussahen. Diese bestanden aus zusammengeschraubten dicken Eisenträgern, auf denen wieder Querträger eingeschraubt waren, auf diesen waren dann die Zwischenböden, die so groß waren, dass man auf jedem Zwischenbodenfach mühelos ein ganzes großes Wohnzimmer hätte unterbringen können. Derartige Zwischenböden folgten dann bis in eine Höhe von rund 12 Metern, jeweils im 2 m Abstand. Jeder Boden hatte eine Tiefe von 4 m und jedes Regal war rund 50 m lang. Dann folgte ein Zwischengang mit Querbahnen und Schienen dazwischen, wo früher mal Wägelchen drauf fuhren, die die Sachen enthielten, die aus oder in das Lager sortiert werden mussten. Die Wägelchen mussten wohl eine Hubhydraulik gehabt haben, um damit sowohl Produkte auf der untersten Erdebene als wie auch noch in der höchsten 12 m - Ebene aufnehmen zu können. Aber diese halleninterne Beschickungsbahn hatte schon eine andere Firma eine Woche zuvor abgebaut, weil die die noch irgendwo wieder gebrauchen konnten. Von derartigen 50 m langen, 12 m hohen und jeweils 4 m tiefen Regalsystemen standen dort in der Halle mindestens 25 Stück hintereinander. Unsere glorreiche Aufgabe bestand nun darin, genau diese Mammutregale in ihre Einzelteile zu zerlegen und die nach draußen in bereit gestellte Schrottcontainer zu verfrachten. Sie ahnen es, diese Aufgabe gefiel mir nicht wirklich, weil es mit andauerndem Klettern in 12 m Höhe verbunden war. Man ist ja schließlich keine 20 mehr und in meinem Rentenalter muss ich so was nicht mehr haben. Andererseits lockte die wirklich sehr gute Bezahlung. Es lief somit auf das bewährte System hinaus, erst mal einen Tag lang probieren und dann die endgültige Entscheidung fällen. Damit war die Abrißfirma, die alle Leute hier nur für dieses eine Projekt kurzfristig angeheuert hatte, einverstanden. Schwer heben brauchte dort keiner, das war schon mal wichtig. Dafür gab es extra sogenannte Geländestapler, das ist so etwas ähnliches wie Gabelstapler nur 3 Nummern größer und die sind universeller einsetzbar. Da ist nicht einfach nur so eine Staplereinrichtung dran, sondern man kann so einen Kranausleger anbauen, der dann von oben mühelos die Stahlträger einhaken, herablassen und nach draussen transportieren konnte. Der Abbautrupp bestand mit mir aus 14 Leuten plus 2 Vorgesetzte, die zugleich die einzigen Leute waren, die fest bei der Abbruchfirma beschäftigt waren. Die kontrollierten alles und gaben die Anweisungen, was wann wie gemacht werden musste. Die Arbeit entpuppte sich letztendlich als wesentlich einfacher, als ich erwartet hatte. Da die einzelnen Bodenebenen der riesigen Regale so hoch waren, konnte man sich darin praktisch bewegen, als würde man in einem Haus von Stockwerk zu Stockwerk gehen. Das Lösen der dicken Trägerschrauben - genau müsste es auch hier Gewindebolzen heissen - ging meist einfacher, als ich dachte. Wir hatten dafür extra so genannte Schlagschrauber, das sind druckluftbetriebene automatische Ratschen, wie man sie auch beim Reifenmontieren in der Autowerkstatt zum Anziehen der Radmuttern verwendet. Nur hier wurden die Dinger zum Lösen verwendet. Das Einzige, wo man höllisch drauf aufpassen musste, das war, dass man die Schrauben immer von oben nach unten in einem bestimmten Reihenfolge - Schema löste, denn sonst konnte es passieren, dass sich so eine ganze Etage des Regals verzog und die darauf befindlichen Arbeiter entweder runter gepurzelt wären oder gar schräg schwebende Eisenträger auf die Rübe bekommen hätten. Natürlich wäre man dann auch selbst abgerutscht und in die Tiefe gestürzt. Wenn dann bis auf 4 bestimmte Schrauben alle gelöst waren, kam unten ein Kollege mit dem Geländestapler und fuhr dessen Teleskopausleger bis in Höhe der so gelösten Teile. Mit einigen stabilen Seilen wurden diese Trägerteile dann an dem Haken des Teleskopausleger befestigt, alle Arbeiter im Umfeld mussten dann das Weite suchen, nur ich musste dann noch die besagten 4 Schrauben lösen und mit dem Geländestapler konnte dann der so gelöste Träger oder Boden sanft zur Seite geschwenkt, herab gelassen und aus der Halle transportiert werden. Na ja, die Arbeit hört sich schwerer an, als sie wirklich war. Der größte körperliche Einsatz war dabei das Klettern auf die jeweiligen Bodenebenen der Regalsysteme, was über spezielle, eingehangene Alu - Trittleitern geschah. Für einen Menschen, der sich noch halbwegs normal bewegen kann, aber alles kein Problem. So hatte ich mich entschlossen, diesen Job doch zu machen. Heute hat ja fast alles Termindruck. Das führte in diesem Job dann dazu, dass wir ab der zweiten Woche täglich rund 12 Stunden antanzen sollten, weil alle Regale bis zu einem bestimmten Termin raus sein mussten. Das lag daran, weil die frühere Nutzerfirma diese Halle nur gemietet hatte und deren Mietvertrag zu diesem besagten Termin auslief. Ab dann musste die Halle in leerem Zustand besenrein an den Eigentümer übergeben werden. Das war für die schon wichtig, diesen Termin einzuhalten, weil sie schon bei einem lächerlichen Tag Überschreitung für einen ganzen weiteren Monat hätten Miete zahlen müssen. Der Chef unserer Abbautruppe, ein Herr Prötel, der sagte, dass ein Monat weitere Miete für die eine Halle über 18.000 Euro kosten würde, da kann man schon verstehen, dass die das unbedingt vermeiden wollten. Sie können sich vorstellen, dass man das in meinem Alter dann sicher keine 12 Stunden am Stück machen will. Da habe ich gleich interveniert und gesagt, dass ich das nicht mit mache, zumal vorher immer nur von 7 Stunden pro Tag die Rede war, wie es in der ersten Woche auch lief. Dem Prötel war das egal, der sagte, das ist eine Personalangelegenheit und für Personalangelegenheiten bin ich nicht zuständig. Ich sollte mich an eine Frau Heisterkamp wenden, die nicht hier irgendwo greifbar war, sondern in einem regionalen Verwaltungssitz der Abbruchfirma in Stuttgart in ihrem Büro saß. So habe ich dort angerufen. Die wollte mir doch tatsächlich zuerst dumm kommen und drohte, dass wenn ich nicht die erforderlichen 12 Stunden dort antrete, dann würde ich den Lohn für die bereits geleistete eine Woche mit je 7 Stunden pro Tag nicht erhalten. Sehen Sie, das ist genau der Fall, den ich neulich mal meinte, wo ich die Handhabung in der Recyclingfirma in Rastatt loben muss, weil man dort jeden Tag sein Geld bekam, bar auf die Hand, direkt nach Feierabend. Da kann einem so was nicht passieren. Ich hab der Heisterkamp dann sofort zu verstehen gegeben, dass sie die Wahl habe, mir sofort den ausstehenden Lohn zahlen zu lassen und mich ab dann sofort aus ihrer Arbeiterliste zu streichen, da ich ab morgen nicht mehr erscheinen werde oder dass ich im anderen Fall noch am gleichen Tag bei ihr mit der Polizei aufkreuzen werde und deren Firma u.a. wegen Betruges und Verstoßes gegen diverse arbeitsrechtliche Vorschriften anzeigen werde. Sie hielt dann Rücksprache mit ihrem Chef, was dazu führte, dass man mich sofort aus der Arbeit entließ und zusagte, den ausstehenden Lohn für die eine Woche Arbeit auf mein Konto zu überweisen. Da war ich anfangs dann doch etwas skeptisch, ob die das wirklich auch machen, aber 3 Tage später war das Geld tatsächlich da. Somit war dieser Job für mich dann auch wieder Geschichte. Kurz danach habe ich mich dann tierisch mit der Arbeitsvermittlerein in Rastatt gestritten. Die rief mich an und moserte, weil ich den Job hingeschmissen hätte. Ich erläuterte ihr genau wieso und weshalb es dazu kam, aber das wollte sie nicht gelten lassen, weil ich ja schließlich anfänglich zugesagt hätte, diesen Job zu machen, dann hätte ich nach ihrer Meinung gleich am ersten Tag sagen sollen, dass mir der Job nicht passt. Da habe ich ihr erneut vorgehalten, dass sich ja plötzlich die Arbeitsbedingungen total verändert hätten und damit sei ja gewissermaßen der Arbeitgeber der Auslöser für diese Aufkündigung der Arbeit gewesen und nicht ich. Ich kann nicht von heute auf morgen verlangen, dass man täglich 12 anstatt 7 Stunden dort arbeitet, davon war vorher nie die Rede, denn dann hätte ich diesen Job nie angenommen. Wären mal für einen Tag 12 Stunden verlangt worden, hätte ich ja auch noch mit gemacht, aber doch nicht generell jeden Tag. Ich vermute, dass die Vermittlerin durch meinen nachträglichen Ausstieg weniger Provision bekommen hat und deshalb sehr sauer war. Sie meckerte jedenfalls einhellig und stark nervend weiter, was dazu führte, dass ich sie als blöde Ziege bezeichnete und dass sie mir künftig mit ihren Arbeitsangeboten vom Leib bleiben soll und sich diese in die Haare schmieren oder selbst erledigen soll. Die wollte dann noch etwas sagen, aber ich habe dann einfach aufgelegt. Somit wird es von der Seite her keine weiteren Arbeitsangebote mehr geben. Auch egal! Das ist doch eine Unverschämtheit. Ich kann nicht einfach so im Nachhinein die Arbeitsbedingungen so drastisch ändern und dann noch ernsthaft auf die Einhaltung dieser einseitig veränderten Bedingungen pochen. Da wäre es ja umgekehrt das Gleiche, als wenn ich plötzlich während der Arbeit verlangen würde, dass ich nicht mehr 12 Euro pro Stunde, sondern ab sofort 20 Euro pro Stunde erhalten soll und die dann noch zwingen wollte, sich auf diese einseitig von mir veränderte Lohnhöhe einzulassen. Die sind ja verrückt!
Kayla hatte inzwischen auch mehrere Nebenjobs. Ein Institut in Karlsruhe, welches mit der dortigen Technischen Uni eng zusammen arbeitet, musste binnen kurzer Zeit 3500 Informations - Broschüren über irgendwelche Forschungsprojekte und Ergebnisse zusammen stellen. Die haben dazu einige riesengroße Kopiermaschinen, die schon sehr weit automatisiert sind, so dass man eigentlich fast schon eher von einer kleinen Druckerei sprechen müsste. Aber auf die Erstellung von 3500 Broschüren in kurzer Zeit, jeweils rund 300 Seiten stark, sind die nicht ausgelegt. Dabei ist der Personalbestand der Knackpunkt, nicht die technische Ausrüstung. So suchten die jemanden für eine Woche, der an diesen riesigen Kopiermaschinen Anlern - Arbeiten verrichtet. Darauf hatte Kayla sich gemeldet und prompt den Job bekommen, obwohl noch mindestens 20 andere Bewerberinnen und Bewerber anstanden. Sie musste dann u.a. Vorlagen nach einer bestimmten Anzahl von Kopiervorgängen wenden oder austauschen, die fertigen Kopien nach bestimmten Vorgaben sortieren und in eine automatische Heftmaschine spannen, die aus den unzähligen Einzelblättern, die wohlgemerkt beidseitig bedruckt waren, die kompletten Broschüren zusammen heftete. Dabei wäre sie fast gleich am ersten Tag wieder raus geflogen. Sie hatte ja nur die Aufgabe, die Vorlagen so in die Kopiermaschinen einzulegen, wie sie ihr angeliefert wurden. Dabei war ihr aber aufgefallen, dass in der Vorlage ein Seitensprung von 224 auf 256 war, weil die Vorlage am Entwurfsdrucker in der falschen Reihenfolge ausgedruckt worden war. Damit wäre die ganze Broschüre unbrauchbar geworden, weil immer beidseitig bedruckte 2-Seitenblätter in der Mitte zusammen geheftet wurden, das führt dazu, dass wenn beispielsweise 10 Seiten falsch bedruckt sind, am Ende 20 echte Seiten unbrauchbar sind, da nützt dann auch kein Nachsortieren etwas, solange die Vorlage schon falsch ist. Das hat sie bemängelt. Diese Vorlagen waren von einem hochrangigen Professor höchstpersönlich am Computer erstellt worden und ein Professor macht natürlich nichts falsch. So war die erste Reaktion auf ihre Anmerkung die Frage, was sie sich denn überhaupt einbilden würde und es wäre eine Anmaßung, Sachen zu bewerten, von denen sie ohnehin so rein gar nichts verstehe. Es war wirklich kurz davor, dass man sie wieder nach Hause schicken wollte. Trotzdem hat sich der besagte Professor dazu „herab gelassen", selbst in den Kopierraum zu kommen und sich das alles mal anzusehen. Eigentlich zunächst wohl nur, um sich die seltsame Kreatur mal anzusehen, die es wagt, als fremder Neuling in dem Laden gleich seine Arbeit zu kritisieren. Ziemlich mißgestimmt muss der da rein geplatzt sein, habe dann aber immerhin noch gefragt, wie sie dazu käme, seine Vorlagen in Frage zu stellen. Sie hat ihm die betroffenen Stellen in den Vorlagen dann gezeigt, worauf er doch sehr geschockt die Stirn runzelte und ihr kleinlaut recht gab. Am Schluß bekam Kayla sogar noch ein Riesenlob, denn wenn das erst aufgefallen wäre, nachdem alle Broschüren fertig waren, dann wären die mit ihrem Terminplan nicht mehr hingekommen und vor allem hätte das etliche Tausender mehr gekostet, weil alle Broschüren dann noch mal neu hätten gemacht werden müssen. Einige fest dort Beschäftigten hätten schon zu Kayla gemeint, dass sie selbst dann nichts gesagt hätten, wenn sie diesen Fehler entdeckt hätten, nur um sich die Stimmung mit dem Professor nicht zu verderben, auch wenn dadurch am Ende die Mehrkosten entstanden wären. Aber man glaubt es kaum, seit diesem Tag hatte Kayla bei dem Professor einen Stein im Brett, obwohl er sie am ersten Tag am liebsten erschlagen hätte. Ansonsten verlief dieser Job ab dann mehr trist und eintönig. Ein anderer Kurzzeitjob brachte sie für 2 Tage nach Zweibrücken. Das ist ja schon ziemlich weit weg von hier, vielleicht um die 130 km. Um die An- und Abreise brauchte sie sich selbst nicht zu kümmern, die wurden mit einem Kleinbus dorthin gebracht und auch wieder zurück. Dort bei Zweibrücken gibt es ein großes Billigwaren - Center, Factory - Outlet - Center oder so ähnlich nennen die das heute. Das ist eine Art übergeordnete Einkaufspassage auf der grünen Wiese, wo dann wieder etliche kleinere und mittlere Geschäfte Billigwaren anbieten, die oftmals gleich vom Hersteller dort hin zum Verkauf verfrachtet werden, weil es sich vielleicht um leicht fehlerhafte Ware handelt oder weil es Restbestands - Waren aus früheren Produktlinien sind, die aktuell gar nicht mehr hergestellt werden. Insbesondere auch Mode - Artikel, die ja fast jährlich neu kommen. In diesem Center wurden, bedingt durch Erweiterungen, zeitgleich 2 neue Einzelläden eröffnet und da der Eröffnungstermin schon bedrohlich nahe gerückt war, die Regale in den Geschäften aber noch nicht bestückt waren, musste die gesamte Warenbestückung innerhalb dieser beiden Tage von den Hilfskräften wie Kayla zusammen mit den Beschäftigten der Läden vorgenommen werden. Das hätten die 3 bis 4 Beschäftigten der Läden in der Kürze der Zeit niemals alleine geschafft. Die Verzögerung war wohl dadurch entstanden, weil die Ladenbauer auf Grund des Winterwetters nicht rechtzeitig mit der Inneneinrichtung der Läden fertig geworden waren.
Erst neulich hatte Kayla dann noch für 4 Tage eine Aushilfsstelle in einer Großgärtnerei angenommen. Ich hatte sie zuvor gewarnt, weil ich befürchtete, dass sie dort an so einen ähnlichen Ausbeuter gerät, wie es mir voriges Jahr passierte. Aber sie hatte Glück. Eigentlich sollte sie beim Anfertigen von Blumengestecken und beim Binden von Trauerkränzen helfen, die Chefin des Betriebes entschloß sich spontan um, als sie erfuhr, dass Kayla den Führerschein hat und so war es Kaylas Hauptaufgabe, Blumen an Kunden zu liefern, z.B. zu etlichen Hotelbetrieben, die täglich Unmengen an Frischblumen bekamen. Man macht sich als Laie da keine Vorstellung von. Da waren durchaus Hotelbetriebe darunter, die pro Tag für rund 250 Euro frische Blumen bekamen, wohlgemerkt Tag ein Tag aus und das an 365 Tagen im Jahr. Weiterhin musste sie so genannte Friedhofsrunden fahren, wo sie vollgepackt mit Trauerkränzen, Gestecken und dergleichen zu etlichen Friedhöfen im Umkreis von bis zu 60 km fahren musste. Dabei war höllisch aufzupassen, dass keine Kränze vertauscht wurden, das wäre sehr peinlich gewesen, wenn dann vielleicht auf einem Trauerflor auf einmal gestanden hätte „Ewige Grüße von Deiner Martina", wenn in Wahrheit die Ehefrau Barbara den Kranz bestellt hatte. Bei einer Tour musste sie sogar Sachen zu einer Beerdigung bis nach Frankreich bringen. Nun klingt das für Ortsfremde weit, aber das war eine etwa 60 km weite Tour. Es gibt inzwischen in Sachen Beerdigungskultur preisbewußte Leute, die rein sachlich aussuchen, wer für den gleichen Preis am meisten bietet oder wer eben den günstigsten Preis für solche Dinge hat. Dadurch haben die öfters Aufträge aus Frankreich, weil die dort ansässigen Floristen in solchen Dingen zuweilen teurer sind. Das letzte Geleit eine Frage des Preises? Klingt würdelos, aber eigentlich logisch. Kann man heute noch jemandem zumuten, nur für die Beerdigungskultur ein stolzes Vermögen auszugeben, für das man vergleichsweise einen sehr guten Gebrauchtwagen bekommt? Ich weiss, ein herber Vergleich, aber nüchtern betrachtet, die Beerdigungskultur wirkt im Wesentlichen nur an dem einen Tag der Beerdigung, dann ist der Hochglanz der Zermonie vorbei, das Geld verpulvert und keiner, außer den Beerdigungsunternehmen und den Floristen, hat noch was davon, an einem guten Gebrauchtwagen hingegen kann man viele Jahre Freude haben und etwas damit anfangen. Den Toten wird es ohnehin egal sein, weil die so oder so nichts mehr davon haben und nichts mehr davon mitbekommen. Aber man will sich von anderen Leuten ja nichts nachsagen lassen, z.B. dass man das Ansehen des Verblichenen nicht ausreichend würdige, wenn man eine allzu preiswerte Ausstaffierung der Beerdigung wählt und genau auf diesen Effekt hoffen die ganzen Beerdigungsinstitute und auch gewissermaßen viele Floristen ja. Egal, Kayla hat also dort einen vorwiegend fahrenden Job gemacht und an manchen Tagen wurde es sehr spät, weil die wirklich reichlich zu tun hatten. Als Fahrzeug diente ihr dabei vorwiegend so ein kleiner kombiähnlicher Kastenwagen von Ford, mit dem sie abends sogar nach Hause fahren durfte und morgens wieder zur Arbeit. An einem Tag hatte sie so ein ähnliches Gefährt, aber dann von Citroen. Sie kennen diese Fahrzeugarten sicher auch, so ein Gemisch aus normalem Kombi - PKW und Kleintransporter, wo dann der hintere Teil wie so ein etwas aufgeblasener Blechkasten ohne Fenster aufgebaut ist. Der Lohn für die 4 Tage konnte sich durchaus sehen lassen. Soviel zu unseren Jobs der letzten Zeit und ich muss zugeben, in meinem Alter steckt man das alles doch nicht mehr so leicht weg, wie vielleicht noch vor 10 Jahren. Kayla tut sich da gewiss noch etwas leichter, aber nun wollen wir wirklich erst mal Pause machen in Sachen Jobs. Ich bin fertig und brauche den Rest meiner Kraft noch für hier weiter an den eigenen Sachen zu arbeiten.
Kayla hat eine sehr gute Idee gehabt, wie man einen Raum optisch erheblich vergrößern und aufwerten kann. Es gibt verschiedene Bauweisen von Wandelementen, die eigentlich dazu dienen sollen, Räume nachträglich in mehrere kleinere Räume aufzuteilen. Die bekanntesten Elemente dieser Art sind zweifellos die Rigipsplatten oder ähnliche, die mit so genannten Metall- oder Holz - Ständerbauwerken leicht zu einer kompletten, isolierten Wand aufgebaut werden können. Mit deren Verarbeitung kenne ich mich ziemlich gut aus, weil ich mal vor etlichen Jahren, noch in meiner Stuttgarter Zeit, bei einem Bauunternehmer ausgeholfen hatte, der solche Trockenbauarbeiten in Erweiterungsbauten der Uni machte. Nun gibt es solche Ständerbauwerke inzwischen auch als Glaswände, wo man dann spezielle, meist diffus ornamentierte Glasscheiben anstelle der Rigipsplatten einsetzt. Vorteil: die Dinger lassen das Licht durch, Nachteil: sie dämmen wärmetechnisch wenig, weil man keine Dämmstoffe in diesen Wänden einbringen kann und weil das Glas selbst bekanntlich auch wenig dämmt, es sei denn, man verwendet sehr teures Wärmedämmglas. Aber diese Elemente, die es von manchen Firmen heute fertig zu kaufen gibt, vorwiegend zur Raumteilung und Raumaufwertung zu verwenden, um halt dem Raum eine schönere und großzügigere Wirkung zu verleihen, das ist Kaylas Idee. So haben wir in dem einen Großraum im ersten Stock, den wir sporadisch mal als Arbeitszimmer, mal als Ruhezimmer oder zweites Wohnzimmer benutzen, in der letzten Zeit etwas gebastelt, wobei Kayla sich mit ihren Ideen mal so richtig austoben konnte. Ich habe schon zu ihr gesagt, mit diesen Ideen sollte sie sich vielleicht mal als Innenarchitektin oder Raumdesignerin bewerben. Sie hat für dieses Zimmer alle Entwürfe gemacht und wir haben sie dann gemeinsam in die Tat umgesetzt. Man muss wohl anmerken, dass es dabei 2 Negativpunkte gibt: der größte Negativpunkt sind normalerweise die Kosten, weil diese Glaselemente unverschämt teuer sind, das gilt ebenso für die speziellen Metallständeraufbauten, weil man die Ausführungen für Rigipsplatten hierzu nicht verwenden kann, da diese in der Optik störende dunkle Kanten an den Übergängen und an den Enden erzeugen würden. Es gibt diese Glaselemente natürlich mittlerweile auch als wärmegedämmte Elemente, die funktionieren dann nach dem Prinzip der Isolierglasfenster, es sind also 2 oder 3 Glasscheiben mit Vakuum oder Schutzgas dazwischen zu Wärmedämmglas verarbeitet. Aber die Dinger kamen für uns sowieso nicht in Frage, weil die für einen Otto - Minimalverbraucher, wie wir es sind, unbezahlbar sind und auch weil der Wärmedämmeffekt uns nichts genutzt hätte, weil wir daraus ja keine kompletten Wände bauen wollten. Wir haben uns da mal erkundigt, da würde eine einzelne Trennwandscheibe der billigsten Sorte schon über 1.100 Euro kosten und für unser Vorhaben hätten wir davon immerhin 6 Stück gebraucht und dann noch die passende Tür dazu, die etwa 2.700 Euro gekostet hätte. Da unser Haus insgesamt aber geheizt wird und in einem, na sagen wir mal mittelmässigen Standard gedämmt ist, und weil die Raumaufteilelemente nicht komplette Einzelräume abtrennen, braucht man für eine Innenabtrennung ja keine Wärmedämmung, das würde keinen wirklichen Sinn machen. Also konnten wir auf das erheblich billigere Einscheiben - Material zurück greifen. Selbst das ist schon teuer genug und wie Sie wissen, sieht es bei uns finanziell derzeit nicht so rosig aus. Keine Angst, wir haben keine Schulden und werden auch nie welche haben, weil wir beide strikte Gegner jeder Form von Schuldenmachen sind und lieber auf alles verzichten, bevor wir auch nur einen Cent Schulden machen würden, aber die „Geldvorräte" sind so, dass sie zur eigenen Sicherheit dienen und deshalb nicht für solche Maßnahmen angetastet werden dürfen. Es war aber noch etwas von den Gelegenheitsjobs der letzten Monate übrig, was wir dann zusammengekratzt haben und für diese optische Verschönerung einsetzen wollten. Kayla hat bestimmt 3 Tage lang rumtelefoniert und ist persönlich zu zig Firmen im Umkreis von 100 km gefahren, um schließlich den günstigsten Anbieter von solchen Glaselementen und den dazu passenden Ständersystemen zu finden. Das war letztendlich eine Glasfirma aus dem Raum Pforzheim. Da haben wir noch viel Glück dabei gehabt, das muss man sagen. Diese Firma betreibt nämlich neben Herstellung und Aufbau solcher Elemente auch noch Messebau, also die baut Messestände auf und stattet diese aus. Von einem früheren Messestand, den diese Firma mal für eine Versicherung vor etwa 3 Jahren auf einer großen Messe aufgebaut hatte, lagen noch zahlreiche solcher ungedämmten Einscheiben - Glaselemente herum, die nun keiner mehr haben wollte, weil sie den „normalen" Kunden zu speziell waren. Wir haben uns die Dinger angesehen und befanden, dass die für unser Vorhaben ideal waren. Andere Kunden hatte der etwas spezielle Zuschnitt gestört, aber vor allem, dass diese Scheiben bläulich und grünlich getönt waren, einige wenige hingegen waren gräulich getönt. So wurde 2 Tage lang verhandelt, weil wir gemerkt hatten, dass die eigentlich froh waren, die Dinger endlich los zu werden. Am Schluß haben wir den ganzen Satz für 200 Euro bekommen, wohlgemerkt für den ganzen Satz, mit allem, was man für den Aufbau benötigt. Normalerweise wären wir mit einem Drittel der Scheiben und des Ständersystems ausgekommen. Normalerweise hätte dieses Drittel schon weit über 1500 Euro gekostet und damit wäre das Projekt schon gestorben gewesen, bevor es begonnen hatte. Aber so hat das wie die Faust aufs Auge gepaßt. Nun ist es nicht so, dass wir mit diesen Glaselementen einfach den besagten Großraum in 2 Teile aufgespalten haben, nein, wir haben die Glaselemente nur streng nach Kaylas Plan stellenweise als Raumteiler verwendet, ohne den Raum selbst komplett in separate Einzelräume aufzuteilen. Da hat man dann z.B. an einigen Stellen in den Raum hinein ragende Glasscheiben, wo man vielleicht davor einen Schreibtisch mit Computer und dergleichen stellen kann und dahinter tut sich dann eine völlig andere Raumlandschaft mit einem Sofa und einer Fernsehecke auf und wieder ein paar Meter weiter folgt noch eine weitere ähnliche Trennung, hinter der sich dann eine kleine Küchenzeile verbirgt. Ich muss zugeben, dass ich an dieser Idee von Kayla anfangs ziemliche Zweifel hatte, die Vorteile habe ich erst erkannt, als alles fertig aufgebaut war. Jetzt gefällt es mir so gut, dass ich es gar nicht mehr missen möchte. Das ist sehr praktisch, man behält so das großzügige Raumgefühl und das freie Atmen eines großen Raumes in jedem einzelnen Teilbereich, ohne dass der eine Bereich den anderen optisch stört oder beeinträchtigt. Ich finde diese Idee inzwischen großartig. Die unterschiedlichen Farbtöne der Scheiben kamen uns dabei noch entgegen, weil wir die so eingesetzt haben, dass alle Scheiben, die zu dem eher nüchternen Schreibtischbereich gehören, mit dem gräulich getönten Glas abgetrennt haben, die zum dem Sofabereich gehörenden in dem bläulichen Farbton und in dem grünlichen Farbton die, die zum Küchenzeilenbereich gehören. Nun brächte so eine Einteilung nichts, wenn sich dahinter nur ein leerer, ungenutzer Raum befände. Andererseits hatten wir ja nicht viele Möbel, die man dort hätte unterbringen können, weil alle normalen Möbel, die wir haben, ja schon in den anderen Wohnräumen wie Küche, Wohnzimmer u.s.w. untergebracht sind. Neukauf von zusätzlichen Möbeln war aus finanziellen Gründen absolut nicht drin, das war gar keine Frage. Da fiel mir das Gebrauchtmöbelkaufhaus in Stuttgart ein, wo man eine schier endlose Auswahl unter gebrauchten, teils auch aufgearbeiteten Möbeln und Haushaltsgeräten hat, die meistens zu Preisen zwischen 2 und 35 Euro abgegeben werden. Ein einfacher Holzstuhl ist schon ab 2 Euro zu haben, während eine Schrankwand oder elektrische Geräte dann schon mal bis 35 Euro kosten können. Ich glaube, ich hatte vor Jahren schon mal von diesem Kaufhaus berichtet, als wir noch in Stuttgart wohnten. Nun war natürlich klar, dass man mit unserem kleinen Opel - Corsa keine großen Möbel die rund 70 km Entfernung von Stuttgart bis hier hin bugsiert bekommt, aber man konnte ja zuerst mal unverbindlich gucken fahren. So sind wir dorthin gebraust und erlitten erst mal eine herbe Enttäuschung, denn am alten Standort war nichts mehr. Das war früher in einer alten kleinen Lagerhalle untergebracht, an der solch eine Verladerampe dran war. Wir wollten schon wieder abdrehen, da entdeckte ich auf der Laderampe ein altes, verwittertes Pappplakat, mit dem aufgedruckten Hinweis, dass sich das Gebrauchtmöbelkaufhaus ab 1. Juni in der Magirusstraße in einem Industriegebiet in Zuffenhausen befände. Damit war wohl der 1. Juni 2009 oder vielleicht aucht schon 2008 gemeint, wir waren ja schon Jahre nicht mehr dort. So fuhren wir dort hin, was von der alten Stelle etwa 5 bis 7 km in nordwestliche Richtung entfernt liegt. Wir hatten dann aber bei unserem Besuch an dieser neuen Verkaufsstelle wohl einen sehr ungünstigen Tag erwischt, denn es war extrem voll in dem Laden. Obwohl Laden kann man inzwischen wirklich nicht mehr sagen. Am alten Standort war das in einer alten, eher kleinen Lagerhalle untergebracht, die zwar auch nicht wirklich klein war, vielleicht mit 250 m² Verkaufsfläche. Der neue Standort ist in einer ehemaligen Industriehalle und dürfte nach meiner Schätzung die 1.500 m² Verkaufsfläche überschreiten und trotzdem war es in diesem großen Gebäude brechend voll. Vielleicht liegt es auch daran, dass inzwischen immer mehr Menschen auf die Idee gekommen sind, sich gebrauchtes Mobiliar für wenig Geld zuzulegen, denn vor 2 Jahren, als wir vielleicht zum letzten mal am alten Standort waren, war diese Art des Möbelkaufs noch nahezu unbekannt und galt als Insidertipp. Heute hört man sogar im Radio oder Fernsehen manchmal von dieser Möglichkeit. Es mag auch der neue Standort dazu beitragen, weil er einfach näher zur Innenstadt liegt, während der alte Standort schon mehr im außenliegenden Vorortbereich war, wo nicht so viele Leute mit mageren Finanzen wohnen, wie in diesem heutigen Bereich. Wie dem auch sei, es war so voll dort, dass ein vernünftiges Aussuchen von Teilen völlig unmöglich war. Eigentlich war fast alles umlagert und man hatte den Eindruck, sobald man sich für ein Möbelstück näher interessierte, tauchten gleich mindestens 2 weitere Interessenten dafür auf, selbst wenn vorher eine Viertelstunde an diesem Prunkstück keine Sau gestanden hatte. Auch hat sich das Verkaufs- und Preissystem ein wenig verändert. Früher standen feste Preise an den Dingen, heute nur noch ein Startpreis. Wenn keine weiteren Interessenten für das Teil da sind, kriegt man es auch zu diesem Preis, aber wenn mehrere da sind, dann wird gegen Höchstgebot verkauft. So kamen wir schnell zu der Überzeugung, dass es, zumindest an diesem Tag, dort keinen Zweck hatte. Von einer Frau, die dort ebenfalls etwas suchte, erfuhren wir, dass es in Pforzheim eine ähnliche Einrichtung geben würde, natürlich wesentlich kleiner. Die war so freundlich und sagte uns sogar die genaue Adresse. So sind wir auf dem Rückweg gleich über Pforzheim gefahren und haben auch die dortige Einrichtung gefunden. Die erinnerte uns von Aufmachung und Größe her wieder sehr an die frühere alte Einrichtung in Stuttgart. Die hatten zum Glück auch geöffnet und im ganzen Laden trieben sich vielleicht ausser uns noch 3 weitere Kunden herum, mehr nicht. Die Gesamtmenge an feilgebotenen Gebrauchtmöbeln war dort deutlich geringer, als in Stuttgart, aber dafür war der Anteil guter Stücke darunter wesentlich höher. Zuerst wollte uns eine Angestellte des Gebrauchtwarenlagers günstig eine nahezu schwarze Küchenzeile andrehen, aber nie mehr schwarze Möbel! Den Fehler habe ich bei einigen kleinen Büromöbeln, Schreibtisch und so was, damals einmal gemacht und den werde ich mit Sicherheit nicht wiederholen. Schwarze Möbel können, zumindest bei Büromöbeln, zwar durchaus elegant aussehen, aber man kommt aus dem Putzen nicht mehr heraus. Jeden winzigen Hausstaub sieht man sofort wie ein Staubteppich darauf, weil der eher hell ist und ich garantiere Ihnen, bei schwarzen Möbeln werden Sie wahnsinnig, weil man diese spätestens jeden dritten Tag, eher jeden zweiten Tag feucht reinigen muss, ansonsten sehen die aus, als hätte man ein halbes Jahr lang nicht mehr geputzt. Einfach gräßlich! Kurzum haben wir dann dort eine fast neuwertige Kompakt - Küchenzeile gekauft, einschließlich recht modernem Ceran - Kochfeld - Elektroherd, Abzugshaube, diversen Schrank- und Unterbaukomponenten, alles in gediegenen Brauntönen, nicht in schwarz. Wegen der kompakten Bauform also ideal für einen Teilbereich in unserem neuen „Kayla-Designzimmer". Wie schon mehrfach angedeutet, ließ unsere Finanzlage überhaupt nichts teures zu, eigentlich sogar gar nichts und wir hatten uns innerlich schon damit abgefunden, dass diese Kompakt - Küchenzeile zwar schön, aber für uns sicherlich unbezahlbar sein dürfte. Hier kommt nun ins Spiel, dass die dort überhaupt keine Preise an den Teilen stehen hatten. Für jedes Teil, welches einen interessierte, musste man den Preis bei einer Bedienung erfragen. Die fragte dann dumm zurück: „Was würden sie denn freiwillig dafür geben?" So fragten wir eigentlich mehr aus Spaß, was denn diese Kompakt - Küchenzeile kosten solle, worauf eben diese Antwortfrage folgte. Eigentlich hätte ich erwartet, dass die für so eine schon recht aufwändige Küchenzeile mit all den Teilen mindestens 200 Euro haben wollen. Mehr aus Tollerei sagte ich, dass bei unserer miesen momentanen Finanzlage 25 Euro das Äusserste der Gefühle sei; wobei ich schon erwartete, dass die Bedienungsfrau mit einem Anfall hinter ihrem Schreibtisch zusammen klappt. Aber im Gegenteil. Sie zog zwar zuerst einen etwas langen Mundwinkel, überlegte kurz, wobei sie sich einen Bleistift seitlich in den Mund schob, schnellte dann hinter ihrem Schreibtisch hoch und sagte: „Ja, ist in Ordnung!" Sie versuchte noch nicht mal, durch verhandeln den Preis nach oben zu treiben. Kayla und ich, wir schauten uns nur ungläubig an und es dauerte eine Zeit, bis wir wirklich registriert hatten, dass wir gerade für 25 Euro den Zuschlag für eine nahezu neue Küchenzeile erhalten hatten. Irgendwie müssen wir auf die Gute wohl tatsächlich den Eindruck von sehr bedürftigen Leuten gemacht haben. Die Frau nannte dann wohl folgende Bedingungen: das komplette Zeilenensemble muss innerhalb von 3 Tagen dort vor Ort in Eigenregie abgeholt und abtransportiert werden; 10 Euro mussten sofort angezahlt werden und die restlichen 15 Euro bei Abholung und wir sollten bei uns zuhause in der Gegend insgesamt 4 Werbeplakate für diesen Gebrauchtmöbelladen aufhängen, weil er dort noch so gut wie unbekannt ist. Alles Bedingungen, die wir schnell und gerne erfüllen konnten. Am schwierigsten war noch der Abtransport. Da fiel mir der Umzugsbekannte ein, dem ich früher in Stuttgart gelegentlich bei seiner Arbeit geholfen hatte. Mit dessen Hilfe und seinem Ford - Transit - Kastenwagen haben wir die Sachen dann 2 Tage später abgeholt und inzwischen tun sie schon nach einer gründlichen Reinigung u.a. mit Desinfektionsmittel, in neuem Glanz hier im besagten Raum ihren Dienst.
Das Dach unseres Hauses hat wohl doch einige altersbedingte Mängel, die uns bislang entgangen waren. Leider, und das ist auch das größte Problem daran, wird es mit runter werfen der alten Dachziegel und Auflegen neuer Dachziegel alleine nicht getan sein. An vielleicht 4 Stellen müssen auch Teile des Dachstuhls erneuert werden, weil die alten Holzbalken dort marode sind. Wenn man dann schon ein neues Dach machen lässt, muss heute selbstverständlich auch eine vernünftige Isolierung als Wärmedämmung und als Feuchtigkeitsschutz mit eingebracht werden. Wie Sie wissen, hatten wir vor Jahren einen sehr günstigen flinken Dachdecker, der in der Werkstattgarage preiswert und gekonnt alle Schwachstellen im Dach und im Dachstuhl ausgebessert hat, ohne dass man gleich das komplette Dach erneuern musste, wie es zuvor alle anderen „Spezialisten" empfohlen hatten. Diese günstige Firma können wir leider nicht mehr beschäftigen, weil es die schon länger nicht mehr gibt. Wirklich preiswerte Firmen im gesamten Baubereich zu finden, ist ungeheuerlich schwer, das gilt besonders, wenn die dann noch fachlich gute Arbeit abliefern sollen. Aufwändige Erneuerungen zu den üblichen Preisen lässt unsere Finanzlage derzeit überhaupt nicht zu. Macht man andererseits gar nichts, dann werden gerade solche Schäden im nu immer schlimmer und arten später erst recht in unbezahlbare Monsterschäden aus. Eigentlich ein Teufelskreis. So stocherte Kayla mehr blind im Internet nach preiswerten Dachreparaturmöglichkeiten. Dabei hat sie eine Firma gefunden, die würde die komplette Neueindeckung des gesamten Hausdaches bezahlen und dabei zugleich die komplette Südwestseite des Daches mit Solarzellen bestücken. Der damit gewonnene Strom wird ins normale Stromnetz eingespeist und den Gewinn daraus bekäme in den ersten 20 Jahren vollständig diese Firma. Das müsste man der Firma dann vertraglich zusichern sowie denen ein Betretungsrecht von Dach und allen Anlagenteilen einräumen. Das machen die aber nur dann, wenn der Dachstuhl nicht komplett erneuert werden muss, sondern nur die Eindeckung, diese allerdings dann einschließlich einer guten Wärmedämmung nach den heutigen Standards. Wie in unserem Fall, wo kleine Teilbereiche vom Dachstuhl erneuert werden müssten, kann es sein, dass die das auch mit bezahlen oder je nach Lage der Dinge, gäbe es in solch einem Fall auch die Möglichkeit, dass man diese Teilbereiche separat abrechnet und selbst bezahlen müsste. Es ist aber ein gewaltiger Unterschied, ob ich 50.000 Euro für eine komplette Dachsanierung oder nur 4.000 Euro für den Teilbereich der Dachstuhlreparatur bezahlen muss. Sonderaufbauten darf man dann auch nicht aufs Dach machen lassen, wie z.B. Gauben oder ähnliches, weil das die Kosten fürs Dach unverhältnismässig hoch treiben würde und zugleich die nutzbare Solarfläche verringern würde. Wenn die 20 Jahre um wären, ginge die Solaranlage in unseren Besitz über und auch den Gewinn dafür durch Einspeisung ins Netz würden wir ab dann kassieren. Nun ist letzteres nicht der Punkt, der mich an diesem Modell interessiert, sondern nur die Tatsache, dass wir mit diesem System eine komplette Neueindeckung einschließlich guter Dachisolierung zum Nulltarif oder knapp darüber bekämen, sofern paar Ausbesserungsstellen im Dachstuhl selbst bezahlt werden müssten. Natürlich würden die eine eigene Vertragsfirma schicken, die das Dach neu macht und das alles aufbaut, man kann sich dann nicht irgend einen beliebigen Dachdecker aussuchen. Die haben da wohl bestimmte günstige Dachdeckerfirmen, die mit denen immer zusammen arbeiten und dadurch die Kosten niedrig halten. Die eigentlichen Solarzellen werden dann nach Abschluß der Dachdeckerarbeiten von eigenen Handwerkern der Firma installiert und ein so genannter Wechselrichter muss im Haus nebst eines speziellen Vergütungszählers eingebaut werden. Der Vergütungszähler zählt halt die aus der Solaranlage gewonnenen Kilowattstunden und den Betrag dafür erhält in voller Höhe diese Firma 20 Jahre lang. Es gibt zudem die Auflage, dass wenn man das Haus verkaufen sollte, die Fortführung dieses Vertrages dem neuen Käufer übertragen werden muss. Derzeit überlegen wir noch, ob wir uns vielleicht bei denen mal melden sollen, denn eine komplett neue Eindeckung plus Wärmedämmung und das ohne auch nur einen Cent dafür bezahlen zu müssen, das wäre schon was. Die dafür notwendigen Verpflichtungen klingen soweit sehr fair und locker hinnehmbar. Man muss wohl noch anmerken, dass die vorher einen Fachmann vorbei schicken, der mit Meßgeräten die genaue Dachlage und Größe ermittelt und daraus errechnet, wieviel Strom sich an dem Standort erzeugen lässt. Vorab ist klar, dass Dächer, die nach Norden ausgerichtet sind, grundsätzlich nicht in Frage kommen, eigentlich kommen nur solche Dächer in Frage, die nach Süden, Südwesten oder Südosten ausgerichtet sind und in manchen Einzelfällen noch solche nach Westen oder Osten. Alle Zwischenrichtungen, wo ein Nord drin enthalten ist, kommen auch nicht in Frage. In der Regel sieht es so aus, dass nur eine Dachseite brauchbar ist, ist ja logisch, denn wenn die eine Seite nach Süden ausgerichtet ist, ist bei halbwegs normaler Hausbauweise die andere Seite zwangsläufig nach Norden ausgerichtet. Auch muss die Dachfläche eine gewisse Mindestgröße haben, sonst rechnet sich das vom Stromertrag für die auch nicht. Aber die würde bei uns wohl locker ausreichen.
So und jetzt ist bei uns ab sofort Schluß mit der Mülltrennung! Ich habe noch nie viel von diesem idiotischen System gehalten, 3 getrennte Abfuhren für Bio-, Recycling- und Restmüll zu veranstalten. Das kostet uns alle nur viel Geld und verpestet in Wahrheit die Umwelt mehr, als es bringt, eben weil 3 verschiedene Müllwagen die Müllstrecken abfahren müssen, was früher, vor vielleicht 15 Jahren, vor Einführung dieses blöden Systems von einem einzigen Müllwagen eingesammelt wurde. Es ist ja der dreifache Arbeits-, Material- und Zeitaufwand, der für die Müllabfuhr mit dem System notwendig wird. Der Hauptgrund für unsere Trotzreaktion ist, dass seit Jahreswechsel hier die Müllgebühren um 35 % angehoben wurden. Es ist mir scheißegal, was die als Begründung dafür vorbringen, aber wenn dieses hirnlose Entsorgungssystem mit dem unermesslichen Dreifach - Aufwand schon so teuer sein muss, dann soll man nicht zusätzlich noch von uns verlangen, sich ständig damit beschäftigen zu müssen, den Müll zu Hause zu sortieren. Nun könnte man sagen, durch meinen kurzzeitigen Job in der Recyclingfirma müsste ich für die Thematik sensibilisiert sein, aber aus Sicht des betroffenen Haushalts muss man das ja jetzt sehen. Wenn die schon so viel an Müllgebühren verlangen, dann sollen sie den Dreck auch selbst sortieren! Ab sofort werden wir den Müll so auf die Tonnen verteilen, dass es vom Platz aufgeht, fertig. Das ist das einzige Kriterium, wonach künftig der Müll auf die Tonnen verteilt wird. Wenn die Restmülltonne bald voll ist, kommt eben der gesamte restliche Müll in die gelbe oder in die Biotonne, bunt gemscht, so wie er eben gerade anfällt. Die können mich mal kreuzweise! Gerade durch meine Beschäftigung in dem Recyclingbetrieb weiss ich, dass es für solchen Hausmüll längst vernünftige Anlagen gibt, die das alles automatisch trennen können und das wäre sogar viel billiger, als 3 unterschiedliche Tonnen mit 3 unterschiedlichen Abfuhren zu 3 unterschiedlichen Terminen und 3fachem Personalbedarf einzusammeln. Diese Anlage kostet in Anschaffung und Aufbau vielleicht ein mal 800.000 Euro und danach nichts mehr, aber 3 verschiedene Müllwagen zu schicken, das kostet dauernd, mehr an Kraftstoff, mehr an Fahrzeugen, mehr an Personal. Man bräuchte nur noch eine Sorte von Müllwagen, wo eben alles rein kommt. Manche Orte sollen ja sogar schon aus diesem dreigeteilten System ausgestiegen sein und in ihrer Müllverwertung solch eine vollautomatische Sortier - Anlage mit großem Erfolg aufgestellt haben. Egal, ob die das hier auch machen oder nicht, es ist beschlossene Sache, wir trennen ab sofort nicht mehr, basta! Sollte es wirklich mal dazu kommen, dass die so eine Art Müllpolizei voraus schicken, die den korrekten Tonneninhalt kurz vor der Abfuhr kontrolliert und bei fehlerhafter Befüllung dafür sorgt, dass die Tonnen ungeleert stehen bleiben, dann habe ich kein Problem damit, den Müll nachts irgendwo in den Straßengraben zu kippen. Das ist ja dann deren Schuld und nicht meine. Ich zahle für die Müllentsorgung, sehe mich deshalb aber nicht gezwungen, jede Idiotie mit zu machen, die sich irgendwelche ehemaligen Waldorfschüler und heutigen Verwaltungsbeamten oder ähnliche Konsorten dort haben einfallen lassen. Die kämen auch noch auf die Idee, Hurra - wir tanzen den Müll weg.
Nicht nur die neumodische Art der Müllentsorgung bereitet uns derzeit etwas Kopfschmerzen, da gibt es schlimmeres. Wie Sie wissen, fahren wir seit einigen Jahren einen kleinen Opel - Corsa - Turbodiesel, nach wie vor mit großer Freude an dem Fahrzeug, weil wenig Verbrauch, gute Fahreigenschaften und trotzdem für so einen kleinen Wagen auch recht bequem. Nun hatten wir bislang nie größere Reparaturen daran, aber es gibt ja auch Verschleißteile, die zwangsläufig irgendwann fällig werden. Neulich rasselte es unter dem Boden und es stellte sich heraus, dass der Dieselkatalysator durchgerostet ist und mit der Oberfläche am Wagenboden scheuert. Also muss der neu. Leider existiert die Autowerkstatt von meinem Autobekannten ja nicht mehr, sonst wäre das sicher alles kein nennenswertes Thema gewesen. So bin ich in eine Opel - Vertragswerkstatt vor den Toren Karlsruhes gefahren. Man wurde auch prompt und freundlich bedient, aber die Handhabung wird kostspielig. Der Werkstattmeister von denen empfahl mir, dass ich bei der Gelegenheit gleich einen Partikelfilter mit einbauen lassen soll, denn dann bekäme ich die grüne Umweltplakette, bislang hatte ich nur die gelbe Plakette, und ausserdem sollte es Steuervergünstigung geben. Der preisliche Unterschied wäre der, dass der Austausch des defekten Dieselkatalysators gegen einen neuen mit Arbeitslohn 670 Euro kosten würde und der Austausch dessen gegen eine Kombination aus Dieselkatalysator mit Partikelfilter würde 990 Euro kosten, wovon Vater Staat in Form von Steuerfreiheit 300 oder 330 Euro übernehmen würde. Somit hätte ich in jedem Fall 600 bis 700 Euro zu zahlen. Früher, als ein normaler Auspuff mit Schalldämpfer genügte, war solch eine Reparatur mit 200 Euro locker erledigt. Aber nein, wir sind ja alle Umweltengel auf staatliche Verordnung und sollen für dieses Trugbild natürlich entsprechend tief in die Tasche greifen. Alles pure Geschäftemacherei, nur darum geht es! Aber der eigentliche Witz folgt noch. Man kann ja nicht ohne dieses Ding fahren, dann würde der Motor kaputt gehen, weil diese ganze Regelung darauf irgendwie abgestimmt ist. So haben wir einen Tag hin- und her überlegt und uns dann für die schweineteure Sache mit dem Partikelfilter entschieden, weil das nach Abzug des Steuergeschenks ja ungefähr auf den gleichen Preis raus kommt und man dafür noch die grüne Plakette erhält, die einem die Zufahrt in alle Stadtkernbereiche sichert. So haben wir der besagten Opel - Werkstatt den entsprechenden Reparaturauftrag erteilt. Die sagten, kein Problem, sie können auf den Wagen warten, die Sache ist in spätestens 2 Stunden erledigt, was in unserem Fall ja sinnvoll ist, weil wir wieder 17 km zurück fahren mussten. Nach nur 20 Minuten kam ein Mann aus der Werkstatt und meinte, dass kein passender Partikelfilter mehr im Lager sei und man den erst nachbestellen müsse. Das haben die dann gemacht. Das geht ja alles über Computer und dabei stellte sich heraus, dass der bestellte Ersatzfilter erst in 1 bis 2 Wochen lieferbar ist. So vertröstete man uns auf einen späteren Termin in 2 Wochen. Das war so eben noch mit dem Klapperauspuff möglich. Als ich nach 2 Wochen wieder dort auftauchte, hiess es, dass sich die Lieferung neuer Partikelfilter um über ein halbes Jahr verzögere. Wohlgemerkt, über ein halbes Jahr! Das lag nicht an Opel, sondern am Zulieferhersteller der Partikelfilter. Das muss man sich mal vorstellen! In welcher Bananenrepublik leben wir eigentlich? Besoffene oder zugekiffte Grünpolitiker verordnen den Leuten Dinge, die gar nicht lieferbar sind, die es quasi gar nicht gibt und die Hersteller können nicht liefern. Da längeres warten unmöglich war, weil bis dahin nichts mehr von der ehemaligen Auspuffanlage übrig gewesen wäre, wurde somit beschlossen, doch wieder einen neuen, normalen Dieselkatalysator anstelle des vorgesehenen Partikelfilters einzubauen. Ohne Steuervergünstigung, mit Beibehaltung der gelben Plakette und dauerhaft für fette 670 Euro mit Einbau. Eine Frechheit! Das alles dient doch nur noch der Abzocke. Normalerweise hätte ich gesagt, scheiss der Hund drauf und in einer Hinterhofwerkstatt hätte man notdürftig etwas zurecht geflickt, um weiter störungsfrei fahren zu können, aber das geht so ohne weiteres heute alles nicht mehr. Es wundert mich, dass die Bevölkerung diesen ganzen vorgeschobenen Umweltquatsch so geduldig mit macht und sich so von diesen Berufs - Bedenkenträgern einlullen lässt. Da wäre mal eine Revolution angesagt, mit der man diese Ökohirnis vertreibt, die uns allen mit ihren blöden Ideen auf der Nase herum tanzen und nur unnötig das Geld kaputt machen. Genug davon, man könnte sich endlos aufregen, wenn man heutzutage den ganzen bürokratischen Schwachsinn und die uferlose Überreglementierung sieht, aber dafür ist einfach die Zeit zu schade. Es kommt bald so weit, dass man am besten gar keine Regeln mehr beachtet und nur noch das macht, was man will, weil es inzwischen so viele Regeln gibt, die eh keiner mehr alle kennen kann und weil sich die Regeln alle selbst ad absurdum führen. Ich sage ja immer, Deutschland und die ganze EU verkommen zu einem zähen Pudding von Regeln, Verhinderungsmaßnahmen und Bedenkenvorschriften, in dem sich bald nichts mehr bewegt, wo alleine dadurch bald alles den Bach runter geht.
Etwas sehr kurioses hatte neulich der Rentner erlebt. Wie ich Ihnen schon mal schrieb, hat der einen relativ alten Mercedes der so genannten E - Klasse, vielleicht um die 25 Jahre alt. Nun war an dem Wagen neulich irgendwas kaputt, ich weiss nicht was, jedenfalls musste er in die Werkstatt. Da die Arbeiten längere Zeit beanspruchten und weil seine Werkstatt in Karlsruhe ist, bekam er von denen einen fast fabrikneuen Leihwagen. Nun ist das ein Autohaus, welches etliche Marken führt. Dadurch erhielt er als Leihwagen einen kleinen koreanischen Wagen. Ich weiss nicht mehr genau, von welcher Marke, ob es Kia oder Hyundai oder so was war. Er fuhr mit dem Kleinwagen also nach hause. Als er den bei sich in der Einfahrt abgestellt und abgeschlossen hatte, stellte er auf einmal fest, dass die Schlösser in unregelmässigen Abständen von selbst wieder auf sprangen, so wie es über die Funkfernbedienung des Schlüssels per Zentralverriegelung geschieht. Die meisten heutigen Fahrzeuge haben ja solch eine Funkfernbedienung im Autoschlüssel, um die Türen aus der Ferne zu entriegeln oder abzuschließen, so auch dieser Kleinwagen. Also das Ding spielte verrückt. Ein Abschließen war völlig unmöglich. Der Rentner holte uns dazu, um sich das Spektakel anzusehen. Er drückte auf die Verriegelung, es macht klack und der Wagen war abgeschlossen, so wie es sich gehört. Dann legte er den Autoschlüssel aufs Wagendach, machte nichts, aber nach vielleicht 4 Minuten machte es erneut klack und der Wagen war wieder offen. Dann hat er das Spiel mehrmals wiederholt, manchmal öffnete sich die Verriegelung nach 2 Minuten wieder, manchmal gleich sofort nach dem Abschließen, manchmal auch erst nach 8 Minuten, aber länger als 8 Minuten dauerte es nie, bis er von selbst wieder auf sprang. Umgekehrt passierte aber nichts, also wenn er einmal auf war, dann blieb er auch auf, es kam nicht vor, dass er von selbst verschlossen wurde. Die Lösung dieses unglaublichen Phänomens kam dann per Zufall. Als wir dort standen und wo einer den anderen nur blöd anguckte, kam gerade der Elektriker oben aus dem Ort vorbei gefahren und sah uns da stehen. Wissen Sie, dieser Elektriker, der uns anfangs hier im Haus auch schon mal geholfen hatte, bei Problemen mit den Entwässerungspumpen und den Stromkreisläufen rüber zum Anbau der Werkstattgarage. Der war eigentlich auf dem Weg zur Regenwasserbehälter - Fabrik, sah uns und blieb mit seinem Firmenwagen kurz hier stehen. Er beschaute sich die Sache, staunte selbst kurz, kam dann aber auf den Trichter, dass diese Schlüsselfernbedienungen auf der gleichen Frequenz senden, auf der auch neumodische kleine Handsprechfunkgeräte senden und auf der zufälliger Weise auch bestimmte „Fernwirkanlagen" senden, das sind wohl vereinfacht gesagt industrielle Fernsteueranlagen in der benachbarten Behälterfabrik. Auf diese Idee kam der Elektriker deshalb so schnell, weil er oft in der Regenwasserbehälterfabrik Aufträge hat und dort ist ein Beschäftiger angestellt, der ebenfalls solch ein koreanisches Billigauto hatte und der ähnliche Probleme hatte, sobald er mit seinem Wagen auf dem Firmenparkplatz stand. Zuhause hatte er die nie. Diesem Beschäftigten wurde dadurch geholfen, dass ein findiger Werkstattmonteur im Autohaus einen zusätzlichen Schalter in die Fahrzeugelektronik eingebaut hat, der es erlaubt, diese Funk - Zentralverriegelung abzuschalten. Dann muss der Beschäftigte immer wenn er in der Nähe der Fabrik parkt mit diesem versteckt angebrachten Schalter die Zentralverriegelung abschalten und per Hand, so wie man es früher nicht anders kannte, jedes Türschloß vom auto rein mechanisch mit dem Schlüssel abschließen, was ja nach wie vor immer auch noch geht, denn sonst käme man bei einem Stromausfall, z.B. durch leere Batterie, ja nicht mehr ins Auto. Natürlich sollten die Sender in den Autoschlüsseln irgendwie noch kompliziert codiert sein, damit solche Störungen durch Fremdanlagen eben nicht passieren, aber damit nehmen es die Anbieter von solchen Billigautos wohl nicht so genau und haben an Aufwand gespart. Dann stören sozusagen die Anlagen der Fabrik die Funktion der funkbedienten Autoschlösser dieses Wagens. Bei unserem Opel - Corsa, der ebenfalls solche Funk - Autoschlösser hat, bemerken wir keine negativen Folgen durch diese Fabrikanlagen, obwohl der Wagen mit Baujahr 2001 ja wesentlich älter ist, als dieser fabrikneue Koreaner. Also an solchen Dingen merkt man dann halt doch, dass die billigen Preise nicht nur alleine von den billigeren Löhnen in Korea kommen. Mein nun inaktiver Autobekannter meinte letztes Jahr schon, dass man sich da nichts vormachen soll. Wem es nur darum geht, vom Anschaffungspreis her so billig wie möglich mit einem neuen Auto fahren zu können, der liegt bei den koreanischen Wagen durchaus richtig, aber der sollte sich auch darüber im Klaren sein, dass diese Autos eben nicht völlig gleichwertig sind, wie beispielsweise teurere europäische Wagen. Er meinte, dass wohl vor allem in den Fahrwerken und in den Fahrleistungen oft noch relativ große Abstriche gemacht werden müssen, wo eben die teureren europäischen Wagen bessere Kurveneigenschaften aufweisen und meistens auch ein besseres Beschleunigungsvermögen sowie eine präzisere Verarbeitung und sparsamere Motoren haben.
Ich weiss, es klingt abenteuerlich, aber mir ist neulich wirklich der Kragen geplatzt, da habe ich jemandem eine Beule in sein Auto getreten. In der letzten Zeit hat irgend so ein schwachsinniger Idiot hier den Weg bei uns vorbei in Richtung der Mühlen zu seinem morgendlichen Hunde - Wanderweg auserkoren. Prinzipiell ist dagegen auch nichts zu sagen, aber der Knackpunkt ist der, dass dieser oberkranke Schwachkopf sein Auto dabei immer genau vor unserer Einfahrt abgestellt hat. Obwohl hier ja nun wirklich kilometerweit anderswo Platz genug ist, aber nein dieser Hirnkranke sucht sich auf 2 Kilometern freier Länge ausgerechnet unsere Einfahrt als Abstellplatz für seine Karre aus. Meistens hatte er seine Kiste, ein mittelkleiner Skoda, aber wenigstens noch so gestellt, dass wir mit viel Mühe und etwas Mut so gerade noch vorbei kamen. Aber letzten Donnerstag hat er ihn dann genau breitseits vor die Einfahrt gestellt und war mit seinen beiden blöden Kötern zum Abscheissen unterwegs. Nun ist es nicht so, dass der Arsch dann nach wenigen Minuten zurück kehrt, seine Köterwanderungen dauern meistens über 2 Stunden. Wir mussten aber auch mit dem Wagen raus und da ist mir der Kragen geplatzt. Mit Anlauf habe ich ihm dann gegen den Kotflügel getreten, mit der Folge, das dort nun eine richtig fette Beule klafft. Ich hätte gar nicht gedacht, dass man mit purer Menschenkraft ohne jedes Hilfsmittel, ausser den Schuhen, einem Auto solch eine riesige Delle verpassen kann. Das sah eher aus, als wäre er irgendwo gegen einen Baum gefahren. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, dann hätte ich den dort zugleich auch noch weg geschleppt, aber dazu müsste man ein Zugfahrzeug haben, wie vielleicht einen Bagger oder einen Traktor, so was habe ich ja leider nicht zur Hand. Damit ist die Sache aber noch nicht zu ende. Vielleicht knapp 2 Stunden nach der Beulen - Attacke meinerseits kam der dumme Arschkopf mit seinen Sabberkötern zurück und verfrachtete die in den Wagen, ohne die Beule zu bemerken, weil die auf der Beifahrerseite ist. Er fuhr davon. Aber die Aktion hatte trotzdem die erwünschte Wirkung. Irgendwann und irgendwo, wahrscheinlich bei sich zu hause, wird er die Beule entdeckt haben. Dann wird er gegrübelt haben, wo und wann die rein gekommen sein könnte. Jedenfalls danach ist er fast eine Woche lang nicht mehr hier aufgetaucht und erst vor wenigen Tagen kam er noch mal, hat seinen Wagen aber schätzungsweise 500 m entfernt von hier weiter in Richtung der Mühlen am Abzweig zu einer Weidenzufahrt geparkt. Es ist wirklich idiotisch. Das habe ich nun schon so oft erlebt, dass schwachsinnige Idioten ausgerechnet hier bei uns die Einfahrt zu parken, wenn sie wandern gehen. Gerade hier ist das völlig unnötig, weil kilometerweit freie Ränder neben der kleinen Straße sind, wo man den Wagen abstellen kann, ohne jemanden zu behindern, aber nein, diese hirnlosen Hornochsen parken ausgerechnet bei uns in der Einfahrt. Sie werden lachen, aber ich überlege tatsächlich ernsthaft, mir einen alten Traktor preisgünstig zu beschaffen, der so gerade noch läuft, mit dem ich dann solche Arschlöcher einfach wegschleppen werde. So einen alten Traktor kann ich ohnehin gut gebrauchen, weil ich vor Jahren mal einen Tankanhänger sehr billig von einem Bauern gekauft hatte, der aber seit dem unbeweglich hinter der Werkstattgarage herum steht. Den könnte ich damit auch ab und zu woanders hin stellen. Der Elektriker hier aus dem Dorf hat da irgendwo Beziehungen, über die er einen alten Traktor billig besorgen könnte, wir kamen mal zufällig auf dieses Thema zu sprechen. Er meinte für rund 1.500 Euro könne er so was beschaffen, wenn ich keine großen Ansprüche an Schönheit und Leistung stelle und er nicht auf der Straße fahren braucht, also nicht mehr zugelassen und ohne TÜV ist. Mal sehen, die 1.500 Euro wäre mir, angesichts der geschilderten Häufung der obigen Probleme die Sache trotz knapper Kassen noch wert. Kayla findet die Idee sogar fast schon romantisch und stellt sich im Sommer schöne Spazierfahrten durch die angrenzenden Wälder damit vor. Ich weiss aber nicht, ob das ohne Zulassung überhaupt geht, der Punkt ist jedoch auch erst mal zweitrangig, Hauptsache wäre, dass man diesen hirnlosen Zeitgenossen damit eine schöne Lektion erteilen könnte, in dem man deren Wagen damit vielleicht 100 m weiter schleppt, wenn die den hier vor der Einfahrt parken und dass man den Tankanhänger hin und her rangieren kann.
Eine recht lustige Begebenheit, trug sich neulich zu, jedenfalls für außenstehende Beobachter. In Karlsruhe war vor einigen Wochen eine Ausstellung von einem Bäcker- und Konditorverband, so eine Art Leistungsschau, wie man das wohl nennt. Ein namhafter Konditor hatte aus Marzipan, Schokolade, Zuckerguß und Gebäckteilen eine historische Burg aus der Region komplett als Modell nachgebaut. Die hatte er dann in besagter Ausstellung präsentiert und weil das Teil so schön originalgetreu gelungen war, glaubte fast jeder Betrachter, es wäre ein industriell gefertigter Modellbausatz aus Kunststoff. Deshalb hatte er zur eindeutigen Kennzeichnung einen Papp - Kuchenteller, wie sie beim Kauf von Kuchen unter dem Kuchen sind, davor gestellt mit der großen Aufschrift: „Alles eßbar!". Genau das wurde ihm und seinem Kunstwerk dann nach wenigen Minuten zum Verhängnis, als er gerade nicht vor Ort war. Eigentlich wollte er die filigrane und süße Arbeit einem Landesminister vorzeigen, der diese Leistungsschau später besuchte, doch dazu kam es nicht mehr. In den wenigen Minuten, in denen der Konditormeister mal kurz abwesend war, strömten 2 komplette Schulklassen durch die Ausstellung, die dorthin einen Schulausflug unternommen hatten. Der Papp - Kuchenteller mit der großen Aufschrift „Alles eßbar !" wurde von denen als Aufforderung interpretiert, sich daran selbst zu bedienen und zu naschen. Nun kann man sich vorstellen, 2 Schulklassen die können schon einiges an Naschwerk in kürzester Zeit verdrücken. Als der Konditor nach vielleicht 10 Minuten zurück kehrte, traf ihn fast der Schlag, denn von seinem mühsam in mehrwöchiger Kleinarbeit errichteten Burgmodell war außer ein paar kläglichen Resten nicht mehr viel übrig. Als der Minister kam, konnte er diesem nur noch von dem Vorfall berichten und immerhin wenigstens an einem PC noch ein Foto davon zeigen, welches er noch daheim in der Backstube von dem fertigen Teil geschossen hatte.
In die alte Fabrik kommt jetzt noch etwas mehr Leben. Wie ich Ihnen in der zurückliegenden Zeit immer wieder berichtete, haben sich neben der durchaus bedeutsamen Regenwasserbehälter - Fabrik im Laufe der Zeit auch noch einige Kleinbetriebe in diversen, meist kleineren, Nebengebäuden der Fabrik angesiedelt. Seit kurzem ist ein weiterer Betrieb dazu gekommen. Man könnte sagen, es ist eine Fahrrad - Fabrik, aber das klingt viel zu groß für das, was es wirklich ist. Die stellen zwar komplette Fahrräder her, aber in sehr kleinem Stil nach Kundenwünschen, also nach Einzelauftrag. Dazu haben die sich zunächst in einem abgetrennten Teilbereich einer größeren Halle nieder gelassen. Ich dachte zuerst, oha, diese Firma scheint ja etwas größer zu sein, weil sie in so eine relativ große Halle einzogen, aber am Eröffnungstag war zugleich ein Tag der offenen Tür bei denen und man konnte die Wirkungsstätten komplett besichtigen. Dabei stellte sich heraus, dass die von der größeren Halle nur einen winzigen Bruchteil abgetrennt haben, wo die ihre Fahrräder mit ganzen 2 Mann Personal produzieren. Ein weiterer Raum vorne am Eingang dient als Verkaufs- und Versandraum, daneben ein kleines Büro und ein WC - und Waschraum, das wars. Deren gesamte Produktionsstätte mag vielleicht 120 m² groß sein, mehr nicht. Wie ich erfuhr, ist die Nutzung eines kleinen Teils dieser größeren Halle nur eine vorübergehende Notlösung. Eigentlich wollten die eine der kleineren Hallen im westlichen Bereich hinter der Regenwasserbehälterfabrik kaufen und ihren Betrieb dort eröffnen, das hatte aber nicht fristgerecht geklappt, weil in dieser kleinen Halle unerwartete Bauschäden festgestellt wurden, die u.a. durch geplatzte Wasserrohre im Keller entstanden waren. Die dadurch entstandenen Bauschäden werden nun auf Kosten des Verkäufers beseitigt, was mindestens ein halbes Jahr dauern soll. Dafür können die so lange kostenlos in dieser nun abgetrennten größeren Halle ihren Betrieb eröffnen. Wenn diese kleine Halle dann instand gesetzt ist, ziehen die mit allem Kram dorthin um und die größere Halle steht wieder komplett leer, sofern sich bis dahin kein anderer Interessent findet. Na ja, ich weiss nicht, ob dieses Geschäftsmodell wirklich Zukunft hat, vielleicht ja, obwohl ich es mir aus meiner Sicht nur schlecht vorstellen kann. Viele Leute wollen heute ihr exklusives Fahrrad haben, wie es sonst kein anderer auf der Welt hat und solche Leute können dann Kunde bei denen werden. Man kann mit recht konkreten Vorstellungen dort antanzen und die bauen einem das Fahrrad dann genau so, wie man es haben möchte, sofern gesetzliche Bestimmungen dem nicht entgegen stehen. Als wir dort waren, wurde z.B. gerade ein Fahrrad gebaut, was eigentlich ein Dreirad ist, wo der Vorderteil wie ein ganz stinknormales, einfaches Fahrrad aussieht und der gesamte hintere Teil besteht aus einer flachen Ladefläche mit einer normalen Achse mit 2 Rädern. Man könnte von einer Kreuzung zwischen kleinem Anhänger und Fahrrad sprechen. Kundenideen so umzusetzen mag ja zunächst durchaus ganz zukunftsträchtig klingen, aber wenn man dann hört, dass diese eine Einzelanfertigung 3950 Euro kostet, also rund 4000 Euro, dann weiss ich nicht, ob es zahlreiche potentielle Kunden gibt, die soviel Geld für so eine letztendlich primitive Kiste bezahlen wollen. Dafür kriegt man ja schon einen Gebrauchtwagen und braucht sich dann nicht mühsam abstrampeln und kriegt sicherlich noch mehr Ladung transportiert, als in diesem Ding.
Man muss sich immer wieder wundern, wenn vermeintlich berühmte, preisgekrönte Architekten heute neue Bauwerke planen, die irgendwie für Kunst verwendet werden sollen. Da wurde in Stuttgart eine renovierte oder umgebaute Ausstellungshalle eröffnet, die wohl einen besonderen Preis für eine tolle Gestaltung des Eingangsbereiches erhalten hat. Wenn Sie den Eingangsbereich sehen würden, dann fielen sie vor Verwunderung um. Der sieht nämlich genau so aus, wie in den frühen 70er Jahren Tankstellen ausgesehen haben, also mit so einem hohen, nach allen Seiten offenen Betondach, was auf 2 T- förmigen Beton - Stützen steht. Es fehlen nur die Zapfsäulen unten drunter, dann wäre das Bild komplett. Erst am Ende dieseser „Tankstellen - Dachkonstruktion" folgt der wirkliche Eingang zu dem Gebäude. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass der Architekt für diesen „tollen" Entwurf viel Geld kassiert hat, und dass der Bau davon natürlich besonders teuer war, weil es ja etwas Besonderes ist. Um ehrlich zu sein, als ich das gesehen habe, wurde ich den Verdacht nicht los, dass der Architekt zuvor lange gegrübelt hat, wie er den Eingangsbereich gestalten soll. Als ihm nichts eingefallen ist, hat er hinter sich in die Mottenkiste alter Entwürfe gegriffen und dabei diesen Zufallsfund gemacht. Die Pläne lagen noch dort aus der Zeit, als er vielleicht noch klein und eher unbedeutend war, da hat er früher vielleicht für Tankstellen solche Betonkonstruktionen entworfen. Heute brachte ihm dann das Kramen in alten Unterlagen die zündende Idee, sozusagen als Geistesblitz, das mal als Eingangsbereich für eine Kunsthalle zu verwenden.
Es gibt peinliche Vorfälle, da möchte man am liebsten im Erdboden versinken und wünscht sich, dass man nie dort gewesen wäre oder sich wenigstens in Luft auflösen könnte. Wenn man das so erzählt, klingt es, wie ein Stück aus einem Slapstickfilm der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Wenn man selbst dabei unfreiwillig den Part der tragischen Figur vom Schicksal auferlegt bekommt, findet man das in dem Moment gar nicht so lustig. In einem Saal in einem Vorort von Karlsruhe gab es vor einigen Wochen einen Einabend - Kurs über digitales Fotografieren. Ein interessantes Thema und da der Eintritt völlig kostenlos war, bin ich dort hin gefahren. Kayla blieb unterdessen zu Hause, weil sie sich für einige Stunden in die Badewanne legen wollte. Das ist eine ihrer Methoden, manchmal total abzuschalten und zu entspannen. Sie legt sich durchaus schon mal bis zu 3 Stunden in die Wanne, auch wenn sie danach mit total durchweichter Haut dem Wasser entsteigt, findet sie das sehr entspannend. Also ich fuhr alleine dorthin. An dem Abend war es draußen noch recht glatt, wodurch ich nur sehr langsam fahren konnte. Dadurch kam ich über eine halbe Stunde zu spät. Der Vortrag hatte schon begonnen. Durch das glatte Wetter waren aber viele nicht gekommen und zahlreiche Plätze noch frei. Der Vortragende vorne auf der Bühne, seines Zeichens Berufsfotograf, war gerade in intensiven Erläuterungen, als ich in den Raum trat und mir einen genehemen Sitzplatz suchte. Dafür schritt ich durch mehrere Reihen unbesetzer Stühle. Das waren so komische Schulstühle, die eine Plastikauflage auf verchromten Rohrelementen haben. Nun hatte der Hausmeister dort etliche dieser Stühle in den hintersten Reihen immer versetzt aufeinander gestapelt, weil man nicht mehr mit einem weiteren Besucheransturm rechnete. Da ich die bereits vorhandenen Teilnehmer in ihrer Aufmerksamkeit nicht stören wollte, näherte ich mich von hinten durch die unbesetzten Stuhlreihen. Dabei bedachte ich nicht, wie wenig standfest diese komischen Stühle sind, besonders wenn weitere Stühle auf ihnen gestapelt sind. So stieß ich an einen Stuhl, der ziemlich genau in der Mitte von diesem Stuhlhaufen stand. Die Folge war, das zunächst dieser eine Stuhl verschoben wurde, daraufhin stürzte der auf ihm gestapelte zweite Stuhl runter, stieß in der Reihe dahinter gleich 4 Stühle auf einen Schlag um, die ihrerseits wieder alle Stühle in ihrer Umgebung mit zum Kippen brachten. Das ergab eine sich kreisförmig fortpflanzende Umsturzlawine, fast wie so ein Dominoeffekt, nur kreisförmig in alle Richtungen gepaart mit dem entsprechenden Getöse. So fielen mindestens 40 dieser blöden Stühle zu Boden und ich kann Ihnen sagen, das schepperte gewaltig. Es ist wirklich nicht angenehm, sich vor etlichen Leuten auf diese Weise als Tölpel vom Dienst hervor zu heben. Sie können sich vorstellen, dass in dem Moment alle Blicke auf mir lasteten, die normalen Erläuterungen des Fotografen waren abrupt unterbrochen. Einige schauten erheitert, andere erschrocken, wieder andere schüttelten verständnislos den Kopf, einige wurden auch gleich frech und beschimpften mich als Idioten oder so ähnlich. Der Vortragende, also dieser Berufsfotograf, fragte nur trocken sachlich, ob ich auch noch zur Teilnehmerrunde gehören würde; was ich bejahte. Darauf schaute er bedenklich und meinte nur: „Tjaaa, dann!" Inzwischen war der Hausmeister herbei geeilt, um die gefallenen Stühle wieder aufzubauen. Der Fotograf bat ihn, das sein zu lassen, weil es unentwegt klapperte und seinen Vortrag störte und da diese Stühle nicht gebraucht wurden und auch keinem im Weg lagen, vertagte der Hausmeister das Aufrichten seines Stuhlbaus auf später, nach dem Vortrag. Zum Vortrag des Berufsfotografen selbst kann man eigentlich nicht viel sagen. Ich weiss nicht, ob ich in der ersten halben Stunde etwas verpaßt habe, ich kam ja bekanntlich zu spät, aber in der verbliebenen Zeit hat der Fachmann zumindest auf mich bezogen, keine Neuigkeiten gebracht. Eigentlich wusste ich alles schon, was der da erzählte. In manchen Punkten bestätigte es vielleicht Dinge, die ich zuvor nur vage gewusst bzw. geahnt hatte, aber richtig neues gab es nicht zu lernen. Manchmal hatte ich sogar den Eindruck, dass der Typ gar kein richtiger Berufsfotograf ist, sondern nur ein etwas besserer Laie, der sich vielleicht mit mehreren verschiedenen Digitalkameratypen durch häufige Benutzung etwas besser auskennt, als ein Normalbürger. Unterdessen gewann ich den Eindruck, dass viele Leute offensichtlich die Bedienungsanleitungen von ihren Kameras überhaupt nicht lesen und ihre Defizite nur dadurch entstehen. Natürlich lernt es sich unter praktischer Anleitung leichter, als wie wenn man sich erst alles selbst anlesen und ausprobieren muss, aber ich weiss nicht, viele Leute von den Teilnehmern wussten noch nicht einmal, dass man bei den meisten Digitalkameras den Blitz auch abschalten kann, wenn man ihn nicht haben möchte. Oder die wussten auch nicht, dass man die meisten Kameras in verschiedenen Auflösungsstufen betreiben kann, was sich ja unter Umständen erheblich auf den Speicherplatzverbrauch auswirkt. Überhaupt verstanden die meisten die Zusammenhänge zwischen hoher Auflösung und hohem Speicherplatzbedarf gar nicht. Solchen Leuten konnte der Mann natürlich noch viel beibringen. Die werden sicher mit dem Gefühl nach Hause gegangen sein, dort viel dazu gelernt zu haben. Mir persönlich hat der Kurs nahezu nichts gebracht. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich erst gar nicht durch die Glätte dorthin gefahren und hätte mir damit noch den peinlichen Auftritt mit den „Fall - Stühlen" erspart.
Das Leben hält zuweilen seltsame Begegnungen parat. Neulich traf ich jemanden wieder, von dem ich schon seit zig Jahren fest glaubte, dass er tot sei. Da kann man verrückt werden. Ich war mir sicher, dass dieser frühere Bekannte schon viele Jahre tot ist. Ach was heisst hier viele Jahre tot, über ein Jahrzehnt tot, glaubte ich. Zum besseren Verständnis zuerst etwas zur Vorgeschichte. Bereits lange vor meiner schweren Erkrankung, es war sogar zu der Zeit, als ich noch mit meiner ersten Frau, dieser konsumsüchtigen Gewitterziege, verheiratet war. Es muss mindestens über 20 Jahre her sein. Ich arbeitete damals für ein halbes Jahr bei einer Firma in Stuttgart, die Bürozubehör und allen möglichen Krimskrams, vorwiegend aus Metallblechen, Pappe und Kunststoff herstellte. Die produzierten Hefterleisten, Locher, Stifte, Bleistiftspitzer, Kugelschreiber, Bilderrahmen, Stiftablagen, Sortierfächer, Einhängesysteme und derartiges Kleinzeugs für Bürobedarf. Die Firma gibt es schon lange nicht mehr, die haben etwa ein Jahr nach meinem Weggang pleite gemacht. Ja nicht weil ich da weg gegangen bin, das haben die sicher ganz gut verkraftet, sondern eher weil der Firmeninhaber nach meiner Meinung ein absoluter Vollidiot war. Bei dem war es eher verwunderlich, dass der Betrieb es geschafft hat, bis dahin zu überleben, doch das ist eine andere Story. Der besagte Bekannte, der auf den Namen Jürgen hörte, ich glaube mit Nachnamen hieß er Plumacher, also auch ein eher etwas eigenartiger Name, aber längst nicht so eigenartig, wie mein eigener Nachname, also dieser Bekannte arbeitete auch in der Firma. Dadurch hatte ich den kennen gelernt. Dieser schmächtig wirkende Jürgen war in der gleichen Abteilung wie ich. Damit nicht genug, wie sich heraus stellte, wohnte der in Stuttgart nur eine Straßenecke weiter, als ich damals zusammen mit meiner ersten Frau wohnte. Da der Weg zur Arbeit von dort etwa 5 km lang war, bot es sich an, dass wir eine Fahrgemeinschaft bildeten. In der einen Woche fuhren wir in seinem Wagen zur Arbeit, er fuhr damals einen alten Mercedes, den er mal günstig von einem Verwandten abgekauft hatte, und in der nächsten Woche fuhren wir mit meinem Wagen. Ich entsinne mich noch, als sei es erst gestern gewesen, ich fuhr damals kurze Zeit einen Ford - Capri, das war so eine Art Sportwagen für Arme von Ford. Den hatten wir vor allem gekauft, weil er meiner damaligen Frau so gefiel. Der Wagen sah auf den ersten Blick von außen etwas schnittig und sportlich aus. Damit war seine Sportlichkeit aber auch schon zu Ende, denn eigentlich war er in dieser normalen Alltagsversion, wie wir sie hatten, sogar ausgesprochen lahm und kurvenunwillig, also Eigenschaften, die man gerade bei einem Sportwagen nicht erwartet. Jeder einfache VW - Golf in der kleinsten Version mit nur 50 PS, die es damals noch gab, war sportlicher, als dieser Capri mit, ich glaube 84 PS. Es war damit nicht wirklich schön, Ausflüge beispielsweise in den kurvigen Schwarzwald zu machen, schon gleich gar nicht im Winter. Wohl passte sein stets exorbitant hoher Spritdurst zum Anspruch eines Sportwagens. An dem Wagen hatten wir aber ohnehin nicht lange „Freude", weil meine damalige Frau ihn nach einem halben Jahr versenkt hat, wonach wir immer auf die Melodie von dem alten Evergreenschlager „Capri-Fischer" umgetextet sangen: „wenn mein Capri im Meer versinkt...", obwohl sie den nicht im Meer versenkt hatte, sondern im Neckar. Na ja, ich muss zugeben, so blöd meine erste Frau auch war, aber dem ertrunkenen Capri habe ich keine einzige Träne nachgeweint, aber ich schweife wieder zu weit ab, schließlich soll es hier nicht um meinen früheren Wagen gehen. Soweit ich mich entsinne, stammte der Plumacher eigentlich gar nicht aus dem Raum Stuttgart. Er erzählte mal, dass er ursprünglich aus dem oft in Soldatenliedern besungenen Westerwald „entflohen" war. Neben dem gleichen Arbeitgeber und dem gemeinsamen Weg zur Arbeit waren wir von der Einstellung her in vielen Dingen ziemlich ähnlicher Ansicht. Man sagte diesem Jürgen nicht ohne Grund nach, dass er 2 linke Hände hatte. Auch wenn das gegensinnig klingen mag, aber er war einerseits vielseitig begabt, verstand was vom Reparieren von Autos und Rasenmähern, von günstigen Einkaufsquellen, aber auch Arbeiten wie Gehwege pflastern, tapezieren, Innenausbau und kurioser Weise Schuhe reparieren konnte er auch; aber andererseits bei allen Fähigkeiten gelang es ihm fast immer, bei seinen Reparaturen und Arbeiten ganz neue Fehler einzubauen, die vorher nicht da waren. Um mal ein einfaches Beispiel zu bringen, er sollte mal einen kleinen Türbeschlag an einem Holzschränkchen fest schrauben, der sich im Laufe der Jahre gelöst hatte. Der Türbeschlag war nur mit 2 einfachen Gewindeschrauben befestigt. Der Jürgen schaffte es, die erste Schraube normal fest zu ziehen, bei der zweiten Schraube wollte er es dann besonders gut machen und überdrehte die Schraube, so dass ihr Gewinde kaputt ging und sie danach völlig lose heraus fiel, weil sie ohne Gewinde keinen Halt mehr fand. Genau solche Effekte waren typisch für ihn wie ein Markenzeichen. Eine große Leidenschaft von ihm, die ich nie so richtig verstehen konnte, war das Angeln. Er war einer von denen, die sich stundenlang mit der Angel an einen See setzen können, nur um darauf zu warten, dass vielleicht irgendwann mal ein müder Fisch anbeisst, oder halt auch nicht. Aber ist ja ok, jeder hat so seine Interessen. Damals, in dem halben Jahr, wo ich in dieser Firma gearbeitet habe, sahen wir uns täglich, ausser natürlich am Wochenende. Als ich in dem Saftladen aufgehört hatte, trafen wir uns gelegentlich sporadisch noch, mal zu einem Kaffee mit Schwätzchen am Kiosk. Das ging so, bis kurz nach der erfolgreichen Scheidung von meiner ersten Frau. Durch die Scheidung zog ich in eine andere, wesentlich kleinere Wohung in einem anderen Stadtteil, weil ich mir die alte Wohnung nicht mehr weiter leisten konnte. Damit war ich aus der Gegend und der Kontakt zu diesem Jürgen brach dadurch automatisch ab. Vielleicht ein Jahr später traf ich ihn dann zufällig in der Stadt vor einem Kaufhaus wieder. Er sah da sehr schlecht aus, mit sehr grauer, kranker Gesichtsfarbe und er erzählte mir noch, dass es gesundheitlich um ihn sehr schlecht stehe. Er war schon so geschwächt, dass man seine Stimme kaum noch erkannte, sie war leise und zittrig. Danach habe ich ihn nie wieder gesehen. Nach vielleicht 2 Jahren erzählte mir ein anderer Bekannter, ob ich schon gehört hätte, dass dieser besagte Jürgen gestorben sei. Mir schien das durch die vorherige Begegnung in seinem stark angeknacksten Zustand so plausibel, dass ich es sofort absolut glaubte. Ich dachte, bei seinem desolaten Aussehen bei unserer letzten Begegnung konnte es gar nicht anders gekommen sein, als dass die nächste Stufe der Tod sei. Nun mag man im Moment der inneren Einkehr bedauern, nicht bei seiner Beerdigung gewesen zu sein, aber dazu hätte ich ja zum aktuellen Zeitpunkt wissen müssen, wann die war. Von seinem vermeintlichen Tod erfuhr ich ja erst, als er angeblich schon lange tot war. Ich habe das auch nie hinterfragt, wozu auch? Für mich war es absolut plausibel, dass der gestorben war. Aber jetzt zum Kern der Sache! Vor Wochen gehe ich mit Kayla zusammen mal in Rastatt durch eine Einkaufsstraße. In Rastatt kennen wir uns noch so gut wie gar nicht aus, obwohl das nur knapp 35 - 40 km von hier entfernt liegt. Als wir so dort herum schlenderten, kommt uns ein Mann entgegen, er geht vorbei, aber dabei denke ich schon, komisch, der kam mir irgendwie bekannt vor, wo hast du den mal gesehen? Vielleicht eine Ähnlichkeit mit irgend wem, denke ich, und wir gehen normal weiter. Ein paar Meter weiter entdeckt Kayla in einem Schaufenster eine blaue Jacke. Kayla liebt blaue Kleidungsstücke, sie ist aber keine Modenärrin und erst recht keine Shoppingmaus, wie man heute so sagt, aber diese blaue Jacke im Schaufenster hatte es ihr angetan, besonders wegen dem ungewöhnlichen, überkräftigen Blauton, aber wohl auch, weil es eine recht praktische Jacke war. So hielten wir vor dem Schaufenster ein und betrachteten die Jacke. Plötzlich fuhr ich zusammen, weil mir jemand heftig auf die Schultern klopfte, und das war doch dieser Mann, der uns einige Sekunden vorher entgegen kam, wo ich noch dachte, den kennst du doch irgendwo her. „Hallo, Egbert, bist du das wirklich, Egbert?", fragte der. Kayla staunte etwas und meinte: „Kennt ihr euch?" Ich grübelte, mir kam in diesem Moment gar nicht dieser Jürgen in den Sinn, mir war nur klar, dass ich diesen Mann irgendwoher kannte. Zugegeben eine etwas blöde Situation, der hatte mich zweifelsohne erkannt, ich ihn zu dem Zeitpunkt aber noch nicht genau. Ich wusste nur, den kennst du, sogar ziemlich gut, aber woher? Da kann man verrückt werden, in so einem Moment und es ist peinlich zugleich. Ich überlegte hin und her, dann fiel langsam der Groschen, aber was dieser Groschen hergab, das konnte ja gar nicht sein, weil der Groschen Jürgen hiess und schon Jahre tot ist, jedenfalls nach meinem bisherigen Glauben. Weil mir partout nichts anderes zu diesem Gesicht einfiel, meinte ich zu dem: „Du hast ne ziemliche Ähnlichkeit mit dem Jürgen Plumacher, aber dein richtiger Name fällt mir im Moment nicht ein." Da brach er in schallendes Gelächter aus und meinte, dass dieser Witz gut gewesen sei. Kurz danach bemerkte er aber, dass ich echte Zweifel daran hatte, wer da nun wirklich vor mir stand. Er klärte mich dann darüber auf, dass er tatsächlich auch dieser Jürgen sei und ich klärte ihn darüber auf, wer mir damals verkündet hatte, dass er an dieser schweren Erkrankung gestorben sei. So tauschten wir diese Dinge genauer aus. Er hatte damals tatsächlich über 2 Jahre sehr stark an dieser Krankheit gelitten, die ihn auch fast das Leben gekostet hätte, aber wo viele ihn schon aufgegeben hatten, kam im Krankheitsverlauf kurz nach Einführung einer neuen Behandlungsmethode eine drastische Wende. Die Krankheit ist zwar nicht 100 % geheilt, er hat sozusagen Reste davon auch heute noch im Leib, die ihn ein Leben lang begleiten werden, aber die Beschwerden, Auswirkungen und Folgen der Krankheit wurden um über 90 % gemildert und er kann ein relativ normales Leben als Rentner führen. Er sieht auch wieder richtig fit aus, allerdings doch irgendwie anders, als zu seiner noch gesunden Zeit früher. Klar, es liegen auch zig Jahre dazwischen, da mag sich der Mensch ohnehin schon verändern und erst recht, wenn so eine Erkrankung dazwischen liegt. Wegen dieser neuen Behandlungsmethode, die damals aufkam, musste er in eine Klinik nach München fahren, wo er dann rund 7 bis 8 Monate stationär behandelt wurde. Das ist eine lange Zeit und Sie können sich vorstellen, da vierliert man fast jeden Bezug zu seinem früheren Wohnumfeld und auch die Wohnung selbst. Aber Hauptsache man überlebt und kann danach wieder ein einigermaßen gutes Leben führen. So bewahrheitet sich erneut der alte Spruch, dass Totgesagte lange leben.
Es gibt 2 völlig unterschiedliche Typen von Mensch, die sich in ihrer Herangehensweise an die Aufgaben des Alltags total unterscheiden. Auf der einen Seite die Systemorientierten und auf der anderen Seite die Zweckorientierten. Das klingt hochtrabend und kompliziert, ist es aber nicht. Dazu ein sehr einfaches Beispiel, was die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen von Mensch gut beschreibt. Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, kann ich sagen, dass meine Mutter eindeutig zu der Gruppe der systemorientierten Menschen gehörte, während ich mich selbst zu der Gruppe der zweckorientierten Leute zähle. Und zwar am Beispiel des Fegens des Bürgersteiges vor dem Haus kann man das sehr schön erläutern. Der systemorientierte Mensch würde den Bürgersteig vor dem Haus prinzipiell beispielsweise jeden Samstag sauber kehren, weil man ihn dort immer jeden Samstag gekehrt hat. Das samstägliche Fegen des Bürgersteiges ist dort so üblich, also systembedingt und der Systemorientierte hält sich penibel daran. Der Zweckorientierte hingegen würde den Bürgersteig nicht fegen, weil beispielsweise wieder Samstag ist, sondern nur dann, wenn eine gewisse Mindest - Verschmutzung vorliegt, die das Kehren nötig macht, um wieder ein sauberes Gesamtbild zu erlangen. Das heisst, der zweckorientierte Mensch fegt nur dann, wenn es wirklich nötig ist, was ja auch bei Bedarf öfter sein kann, sofern genug Dreck da liegt, aber in aller Regel wird es wohl darauf hinaus laufen, dass im Jahresmittelwert der Zweckorientierte deutlich seltener fegt, weil sich meist innerhalb von einer Woche nicht so viel Dreck ansammelt, dass sich erneutes Fegen wirklich lohnt. In der Gesamtheit wird der Zweckorientierte sich viel unnütze Arbeit sparen. Was nicht unbedingt heissen muss, dass er sich insgesamt viel Arbeit spart, weil viele Zweckorientierte die so entstehenden Freiräume für weitere Aktivitäten nutzen, zu denen der Systemorientierte erst gar nicht kommt, weil er in dieser Zeit mit der Erfüllung seines Systemplans beschäftigt ist. Im Laufe meines Lebens habe ich festgestellt, dass man auf diese Weise die Unterschiede der grundsätzlichen Verhaltensmuster zwischen system- und zweckorientierten Menschen eigentlich auf alle Lebensbereiche übertragen kann. Seltsamer Weise ist es wirklich so, dass sich fast alle Menschen ziemlich strikt in diese 2 generellen Unterschiedsgruppen aufteilen lassen. Wie oben schon angedeutet, kann ich das aus dem eigenen Umfeld von früher her schon beschreiben. Nun ist das alles schon viele Jahrzehnte her, aber beispielsweise meine Mutter, Gott hab sie selig, zählte eindeutig zu den systemorientierten Menschen. Zu dem Haus, wo wir zu meiner Kindheit mal wohnten, gehörte beispielsweise eine Art Hofeinfahrt, die von der Straße über den Bürgersteig durch ein Tor innerhalb des Erdgeschosses dieses Hauses in den Hinterhof des Hauses führte, wo sich eine Art Platz sowie einige Garagen befanden. Dort wohnten wir damals, das muss ungefähr 1950 gewesen sein, zur Miete und meine Mutter hatte beim Vermieter eine deutlich günstigere Miete ausgehandelt, wenn sie dafür im Gegenzug das Kehren des Bürgersteiges und dieser besagten Durchfahrt übernahm. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Hauseigentümer, der nur 3 Häuser weiter an der gleichen Straße wohnte, das immer selbst erledigt. Pünktlich jeden Samstag um 9 Uhr schwang meine Mutter dort den Besen, egal ob wirklich Dreck lag oder nicht, obwohl vom Vermieter keine Vorgaben zu einem speziellen Zeitplan gemacht wurden. Genau so machte sie es eigentlich auch mit allen anderen Arbeiten, die so im Haushalt anfallen. Wenn ich heute vergleichbare Arbeiten mache, natürlich an anderer Örtlichkeit, dann immer nur dann, wenn auch wirklich ein gewisses Mindestmaß an Dreck überschritten ist, was im Durchschnitt dazu führt, dass ich nur alle 3 Wochen mal den Bürgersteig und die Einfahrt fege, weil in einer Woche dort eigentlich so wenig Dreck anfällt, dass man es gar nicht bemerken würde, ob gefegt wurde oder nicht.
Eine lustig-seltsame Sache aus einer kurzen Zeitungsmeldung hier vor einigen Wochen. In einem Linienbus war es recht voll. Dort stand unter anderem eine junge Frau mit riesigen modischen Ohrringen in den Ohren. Als der Bus an einer Steigungsstrecke ins Rucken kam, suchte ein älterer Mann in seiner Verzweiflung umzufallen wohl nach Halt und griff zum nächst Besten, was wohl Halt bieten konnte und das waren die riesengroßen Ohrringe der jungen Frau. Die Frau wurde dabei heftig am linken Ohr verletzt und musste ins Krankenhaus, weil der Ohrring auf diese Weise regelrecht raus gerissen wurde. Der Mann hatte nach eigenen Angaben im dichten Gedränge des Busses von hinten in dem Schreckmoment des Ruckes die Ohrringe der Frau mit den Halteschlaufen und Halteringen des Busses verwechselt, die sich dort an solchen umlaufenden Stangenrohren zum Festhalten befinden. Da sieht man, wie gefährlich die neue Mode ist. Man könnte auch sagen, wer schön sein will, muss leiden.
Alles was wichtig ist, ist unwichtig und belanglos, könnte man sagen. Ich weiss nicht, ob bei Ihnen auch diese Seuche ausgebrochen ist, aber hier bekommt man seit ungefähr einem halben Jahr fast jeden zweiten Tag Briefe per Post, die von der Couvert - Aufmachung her irgendwie fast amtlich aussehen und auf denen groß und fett drauf steht „Wichtig" oder „Wichtige Unterlagen" oder so ähnlich. Innen drin ist dann irgend ein Reklame - Scheiß, Werbung für Werbe - Busfahrten, solche Kaffeefahrten, Gewinnspiele, Lotto - Systeme, Termine von Verkaufsshows oder ähnlichen Mumpitz. Die Organisatoren davon versuchen nun wohl, die billigen Spam - Werbemaschen vom Email- Verkehr auf die echte Post zu übertragen, denn bei den Emails hat man das ja schon seit Jahren, dass alle Emails, die im Kopf schon mit Wichtig oder ähnlich bedeutsam gekennzeichnet sind, nur vergleichbaren Schrott enthalten und deshalb von uns gar nicht mehr geöffnet werden, sondern gleich ungelesen gelöscht werden. Diese Inflation der wichtigen Briefe hat für uns die Folge, dass wir so nun auch mit diesen „Wichtig - Briefen" verfahren, die wandern alle ungeöffnet gleich in den Müll oder ich verfalle wieder meiner schon etwas älteren Gewohnheit, und schreibe mit einem dicken Filzstift drauf: „Annahme verweigert, zurück an Absender!" Bei normalen Briefen muss der Versender dann die Rückportokosten auch noch zahlen und wenn das alle machen würden, dann gäbe es diese Werbeidioten gar nicht mehr. Leider ist der Käse auch oft als Wurfsendung gebucht und dann landen die Dinger wohl bei der Post im Müll, aber immerhin hab ich dann das Altpapier davon nicht hier rum liegen.
Das wars für heute aber endlich. Bis zum nächsten mal,
Ihr Egbert Lappenkeuler
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