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Teil 2 von: Lappenkeuler - Email / Brief „Nancy" vom 25.10.2009
.... Dann, vielleicht 50 - 70 km von Nancy entfernt, trafen wir in Baccarat ein. Ein beschauliches Städtchen mit vielen einheitlichen Häusern. Eine Ortsbesichtigung stand dort aber nicht auf dem Programm, sondern es ging gleich zu einer in der Nähe gelegenen Glasfabrik, wo außergewöhnlich schöne Glaskunst hergestellt wird. Aber da hatten die Organisatoren einen schweren Patzer gemacht. Die Fabrik war nämlich geschlossen. Dort saß nur ein Pförtner am Eingangstor und erläuterte dem Pascal, dass man aus Rationalisierungsgründen schon seit längerem immer nur einige Monate arbeite, bis die Lagerhäuser an Ware wieder voll sind und das vorrätige heisse Glas in der Glaswanne aufgebraucht sei. Dann würde der Betrieb wieder für etwa 3 bis 4 Monate geschlossen, ehe er dann wieder zur Fertigung von Nachschub neu angeheizt würde. Im Moment hätten wir eben Pech, weil der Laden gerade seit 2 Wochen dicht sei. Er gab die Empfehlung, dass wir uns ein spezielles Glasmuseum vor Ort ansehen sollten, wo man die Produkte der letzten 300 Jahre sogar bestaunen könne, nur leider nicht ihre Herstellung, was mich ehrlich gesagt mehr interessiert hätte. Na ja. So ging es in das schöne Museum, welches in mehreren alten Arbeiterhäusern untergebracht ist, die dazu innen durch Mauerdurchbrüche zu einem Großgebäude zusammengelegt wurden. Das war schon toll, keine Frage, und man kam aus dem Staunen nicht heraus, wie die Leute früher solche filigranen Muster und Farbzeichnungen oder Schliffe so perfekt und auch so einheitlich ins Glas gebracht haben. Die hatten ja kaum Maschinen und trotzdem sah ein Glas aus wie das andere, obwohl alle Gläser dieser Serie einzeln von Hand gefertigt wurden. So schön die Ausstellungsstücke auch waren, haben wir uns am Ausgang nicht überreden lassen, von den heutigen Kollektionen z.B. an künstlerisch gestalteten Trinkgläsern, welche zu kaufen. Schön waren die zweifellos, aber hören Sie mal, 125 Euro für ein einzelnes Trinkglas, da weiss ich andere Methoden das Geld zu verbrauchen, die effektiver sind, von denen unsereins mehr hat. Nun war dieser Museumsbesuch deutlich kürzer, als es der Aufenthalt in der laufenden Glasfabrik gewesen wäre. Dadurch kam der Pascal mit seinem abzuarbeitenden Programm ziemlich in Schwierigkeiten. Von dort sollte die Reise nämlich nur 20 km weiter zu einer Wanderung durch eine frühere Grube gehen, in der besonders viele Fossilien gefunden wurden. Das war aber nur unter fachkundiger Führung möglich, weil die Grube ein etwas eigenartiges Gemisch aus Tagebau und Untertagebau ist, wo man nur mit geschultem Führungspersonal rein darf. Da waren wir aber 2 Stunden zu früh und der bestellte Führer noch nicht da. Diese Grube lag ziemlich abseits, nebenbei nur ein kleines Dorf mit vielleicht 150 Einwohnern. So schlenderten Kayla und ich etwas durch die Gegend, andere versuchten krampfhaft in dem kleinen Ort eine Art Gaststube oder so was zu finden, weil sie Hunger und Durst hatten. Damit hatten wir überhaupt kein Problem, weil wir uns vom Hotel - Frühstück, was immer zu reichhaltig war, etliches für unterwegs eingepackt hatten, ergänzt von solchen kleinen erfrischenden Orange- oder Apfelsaftbeuteln waren wir damit gut versorgt. Die meisten anderen hatten darauf vertraut, immer und überall etwas zu essen und trinken zu bekommen. Aber in dem 150 - Seelendorf war in dieser Beziehung, wie wahrscheinlich auch in jeder anderer Beziehung, tote Hose. Da gab es rein gar nichts. Gut, schöne ruhige Lage, fernab von jedem Verkehr, hat ja auch seinen Reiz und seinen Wert, aber dort gabs kein einziges Geschäft, keine Wirtschaft, kein Garnichts. Ich hatte manchmal sogar den Eindruck, dass es dort noch nicht mal Einwohner gab, weil man sah niemanden auf der Straße oder am Haus. Einige vorwiegend etwa 100 Jahre alte Häuser in einer Art Bruchsteinbauweise, aber wieder völlig anders, als Bruchsteinhäuser bei uns aussehen, die im Zustand vorwiegend alle relativ marode wirkten und die sich entlang der Haupt - Dorfstraße aufreihten sowie in 2 oder 3 kleinen Seitensträßchen verstreuten. Ein solch totes Dorf habe ich zuvor noch nie gesehehn. Da ist selbst bei uns zuhaus in der Siedlung noch mehr los, obwohl da ja sogar nur 5 Häuser und die Fabriksachen stehen. Das einzige lebende Objekt, was sich dort bemerkbar machte, war ein einsames, weisses Huhn, welches gackernd über die vereinsamte Straße stolzierte. So streiften wir etwas in der Gegend herum, andere streiften in anderen Ecken der Landschaft umher und zusehends ging die Koordination in der Gruppe verloren. Die Zeit verstrich, irgendwann traf der Grubenführer ein und es sollte im Programm weiter gehen, aber dafür fehlten dann rund 70 % aller Teilnehmer, die sich inzwischen unauffindbar in der weiteren Umgebung verstreut hatten. Der Pascal wurde schnell nervös und zappelig, weil alles nicht so lief, wie er sich das eigentlich vorgestellt hatte. Der wurde regelrecht hysterisch, kann man sagen. Soweit das zu Fuß machbar war, durchstreiften die schon vorhandenen Teilnehmer noch mal die wenigen Straßen von dem Nest, um dort die verloren gegangenen Mitreisenden aufzuspüren. Das brachte einen Teilerfolg, aber am Ende fehlten immer noch 8 Leute. Unterdessen setzte der Grubenführer dem Pascal ein Ultimatum, dass er wieder nach Hause gehen würde, wenn nicht spätestens in einer halben Stunde alle da wären. Als Option bot er an, die Führung wie geplant, aber dann nur für die kleinere, unvollständige Gruppe durchzuführen. Eigentlich die naheliegendste Möglichkeit, aber damit war, aus mir unbekannten Gründen, der Pascal überhaupt nicht einverstanden. Kayla meinte, das habe vielleicht versicherungstechnische Hintergründe, was gut möglich ist. Die 8 Leute waren und blieben verschwunden und so fiel die Führung ins Wasser. Der Grubenführer stritt sich noch eine Weile mit dem Pascal in französisch, wobei der Pascal wild gestikulierend sichtlich genervt herum zappelte. Dann setzte sich der Grubenführer in einen betagten, rundum unten schon stark rostenden Peugeot - Lieferwagen und fuhr davon. Der Pascal telefonierte per Handy mehrmals herum und bekam von seinem Gesprächspartner am anderen Ende wohl eine bestimmte Adresse in diesem tot wirkenden Kaff genannt, wohin er sich wenden soll. Er fand das selbst komisch, machte es aber. Er ging dann zum vierten oder fünften Haus in der Hauptstraße von diesem Nest, ein leicht rötlich gestrichenes Haus, dort klingelte er. Nach einiger Wartezeit trat eine sehr voluminöse Frau heraus, die ihn dann zu uns hin begleitete. Sie werden sich sicher fragen, warum ich den seltsamen Begriff „voluminös" verwende und nicht einfach sage, dass sie dick war, aber das hat seinen Grund. Die Dame war wirklich sehr voluminös und das Wort „dick" beschreibt ihre Figur nicht. Wenn ich sage, jemand ist dick, dann bezieht sich das in erster Linie auf den Bauchbereich und gewisse Speckanteile, vielleicht am gesamten Körper, besonders meist an Oberarmen, Beinen u.s.w., aber diese Frau war in alle Richtungen, die es gibt im erheblichen Übermaß, wenn man so will. Sie war sehr groß, schätzungsweise fast 2 Meter, sie war sehr breit, also in den Schultern und überhaupt der ganze Körper war sehr breit, so wie man es bei einem Mann als Kleiderschrank bezeichnen würde, und bei alle dem war sie dann natürlich auch noch sehr dick, also der angesprochene Bauchbereich und diese Dinge. Also alles, was an einem Menschen dick und übergroß sein kann, war an dieser Frau auch übergroß, jedenfalls soweit man das „von außen" sehen konnte. Entgegen ihrem total schockierenden Äusseren im King - Size - Format, hatte sie eine sehr schöne Stimme und wenn Sie nur deren Stimme gehört hätten, würden Sie glauben, eine ganz extrem tolle und schöne Frau zu hören. Ich schätzte sie um die 30 Jahre alt, aber so genau vermochte man das bei dem trügerischen Gesamtbild nicht zu erkennen. Nun hieß es, dass diese Kampfmaschine von einem Weib uns diese Grube genau so gut zeigen könne, wie der entschwundene Grubenführer. Na gut, warum auch nicht, dachten wir. Soweit kam es allerding erst gar nicht, weil der Pascal nun wieder der entspannte und eher witzige Typ wurde und hinter der voluminösen Frau im Watschelgang schaukelnd hinterher schritt und dabei so ein wenig die Gangart nachahmte, wie die Sumo - Ringer aus Japan vor dem Kampf schaukelnd aufeinander zu watscheln, so wankend von einem Bein auf das andere stampfend. Das war zwar als lustige Einlage gedacht, natürlich auf Kosten der Frau, weil er sie damit ja in gewisser Weise verunglimpfte, zumal er dabei noch bei jedem Schritt mit dem Mund so was wie „Bomm, bomm, bomm" vor sich her brummte. Die Frau bekam das auch mit, trat den Pascal vors Schienbein, was uns wiederum belustigte, ihn natürlich nicht, drehte sich um und ging wieder nach Hause, wobei sie leise vor sich her schimpfte. Damit war die Besichtigung der Grube endgültig im Eimer, zumal es mittlerweile schon so spät geworden war, dass die Reise weiter gehen musste. Das stieß auf neue Probleme, weil die 8 fehlenden Leute immer noch nicht da waren. Der Busfahrer dieser Besichtigungsreise, der nichts mit dem Busfahrer des Busunternehmers aus Stuttgart zu tun hatte, es war auch ein anderer Bus eines örtlichen Unternehmers aus der Region, ein sehr kleiner, hagerer Mann mit dickem Schnauzbart, bei dem man immer den Eindruck hatte, dass er den Schnauzbart brauchte, um sich dahinter zu verstecken, begann dann mit dem Reiseleiter Pascal zu diskutieren. Eigentlich war es längst Zeit, zum nächsten Reiseziel dieser Regionaltour aufzubrechen. Nun schien es jedoch dem Pascal unmöglich zu sein, die 8 fehlenden Teilnehmer einfach zurück zu lassen, was der Busfahrer nicht akzeptieren wollte. Wie Kayla aus der Diskussion heraus verstehen konnte, wollte der Busfahrer darauf bestehen, nun halt ohne die 8 Leute weiter zu fahren, da es deren eigene Schuld sei, wenn sie sich so weit und unauffindbar von der Gruppe entfernen würden. Dann sollten sie halt zusehen, wie sie auf eigene Kappe wieder zurück kommen. Der Pascal meinte jedoch das könne man keinesfalls machen, notfalls müsse eben das restliche Reiseprogramm zusammen gestrichen werden. Sie können sich vorstellen, dass den vorhandenen Reisenden das aber auch nicht so recht gefiel, weil man sich schöneres vorstellen kann, als in dieser eher langweiligen Ecke weitere Stunden auf die Entschwundenen zu warten. Und wer weiss, ob die nicht längst einfach per Taxi zurück nach Nancy gefahren sind und wir Idioten dort noch stundenlang ohne Sinn und Zweck auf die warten. Der Busfahrer setzte dem Pascal ein Ultimatum von 30 weiteren Minuten, dann würde er in jedem Fall mit dem Bus wieder zurück nach Nancy fahren, weil er dort einige Zeit später eine andere Bustour übernehmen müsse. Die 30 Minuten verstrichen und so kam, was kommen musste. Der Busfahrer blies zur Abfahrt und auch ein noch so schimpfender Pascal konnte ihn daran nicht hindern, also sind alle notgedrungen in den Bus, auch der Pascal, und die Rückreise dieser etwas mißlungenen Tour startete. Etwa 5 km von dort zurück in Richtung Nancy wurden dann 7 der 8 fehlenden Mitreisenden in einem etwas größeren Dorf am Ortseingang zufällig aufgegabelt, wohin die zu Fuß gewandert waren. Nur einer blieb verschollen. Der sei die ersten 20 Minuten noch mit diesen 7 mitgewandert, habe dann aber einen anderen Weg über abseitige Feldwege eingeschlagen, während diese 7 einfach entlang der Straße dorthin gewandert waren. Nun war auch der Pascal wieder mehr beruhigt, fluchte aber ziemlich, dass die ganze Reise doch eher ein Reinfall war. Wir ärgerten uns ehrlich gesagt auch etwas, weil wir dadurch ja einen erheblichen Anteil an wertvoller Zeit verloren hatten. Da wären wir lieber auf eigene Kappe durch Nancy und Umgebung gestreift. Der Oberwitz kommt noch, denn als wir in Nancy angekommen wieder ins Hotel gingen, begegneten wir gleich unten im Hotelrestaurant dem fehlenden Mitreisenden, der saß zu dem Zeitpunkt schon gemütlich am Tisch und verspeiste so einen komischen Fischteller, der dort als Spezialität des Hauses ständig angepriesen wurde. Dieser Fischteller konnte uns aber nicht begeistern, im Gegenteil, wir fanden den eher eklig. Es stellte sich heraus, dass dieser Abtrünnige gleich nach dem Verlassen der Gruppe zwar kurz auf einem Feldweg gewandert war, dann aber tatsächlich an einer Landstraße ein Taxi fand und sich davon zurück nach Nancy kutschieren ließ. Doch genug zu diesem misslungenen Tagesausflug. Wir nutzten den kargen Rest des Tages, um vorwiegend zu Fuß noch etwas von Nancy zu erkunden. Übrigens, da fährt man rund 250 km woanders hin, um dann erst dort erstaunt festzustellen, dass Nancy die Partnerstadt von Karlsruhe ist, was wir vorher überhaupt nicht wussten. Auf einem bunten Schild stand das dort. Ich habe mich dann immer gewundert, dass man dort offensichtlich den Komponisten Bach sehr verehrt, denn an allen möglichen Ecken fand man Bildnisse, Symbole und Zeichnungen, die vermeintlich das Konterfei eines noch relativ jungen Johann - Sebastian Bach zeigten. Wie sich uns erst am letzten Tag eröffnete, war das gar kein Bildnis von Bach, sondern von einem Stanislaus Lescynsky oder so ähnlich, der früher mal polnischer König oder so was war und nach einem Krieg nicht mehr polnischer König blieb, sondern irgendwie dafür die Gegend um Nancy als Herzog, sozusagen zum Trost, zugesprochen bekam. Dort soll er aber wohl einiges bewirkt haben, besonders auch Bauherr vieler bedeutender Schlösser, Häuser, Plätze und Anlagen in und um Nancy gewesen sein, so dass man ihn heute noch verehrt, obwohl das alles schon 250 Jahre her ist. Also der muss dem Bach sehr geähnelt haben, wenn man diese alten Karikaturen von selbigem mal so sieht. Zig Straßen, Plätze und Wege, aber auch Häuser und öffentliche Einrichtungen sind irgendwie nach diesem Stanislas benannt und wenn man das nicht kennt, rennt man schnell in die Irre.
Am gleichen Abend war ein großes, kostenloses Abendessen im Hotel angesagt. Das heisst, kostenlos war es eigentlich nicht, sondern im Reisepreis enthalten. Dabei muss man aber sagen, dass es eben nur im normalen Reisepreis enthalten war, der vom Hauptveranstalter für seine Gäste bezahlt wurde, wozu wir ja genau betrachtet nicht zählten. Offensichtlich war das der Hotelführung nicht bekannt oder egal, ich vermute ersteres, jedenfalls rechnete man uns so dazu, als wären wir ganz normale Mitglieder dieser Reisegesellschaft und somit erhielten auch wir eine persönliche Einladungskarte aufs Zimmer zu diesem kostenlosen Abendessen. Sie kennen uns inzwischen so gut, dass es auf der Hand liegt, dass wir da nicht nein sagten. Das große Fressen, wie ich die Veranstaltung scherzhaft nannte, ging um 18.30 Uhr los. Wir gingen runter ins Hotelrestaurant, welches über 3 unterschiedliche Speisesäle verfügt, einen großen Hauptsaal, der sich u-förmig um die Hauptküche über einen großen Teil des Erdgeschoßes erstreckt. Das ist ein schier riesiger und völlig unüberschaubarer Raum, mit endlosen Tischreihen und ebenfalls reichhaltig altmodischer Glühbirnenbeleuchtung, die einen gefühlsmässig ein wenig ins Jahr 1950 versetzt. Energiesparer würden sich dort gewiss nicht heimisch fühlen. Zurück zu den Tischreihen, davon sind viele so lang aneinander gestellt, dass dadurch zusammenhängende Tischeineiten von locker 40 Metern entstehen, eigentlich eine ungemütliche Saalatmosphäre, wenn da nicht die recht altbacken - vornehme Jugendstil - Ausgestaltung wäre. 2 weitere kleinere Speisesäle schließen sich im Bereich hinter der Küche an, wovon einer auch noch recht groß ist und für besondere geschlossene Veranstaltungen gemietet werden kann, während der kleinere ständig geöffnet ist, aber nur für Wohlbetuchte, die dort gegen entsprechend höhere Preise einen noch besseren Service erhalten. Das soll keineswegs heissen, dass der Service hier in unserem Bereich zu wünschen übrig ließ, das war schon in einer Kategorie, die uns persönlich mindestens 5 Nummern zu nobel erscheint. Wissen Sie, nobel und edel ist ja zuweilen ganz schön, aber ich fühle mich in solchem Ambiente nicht wirklich wohl. Da komme ich mir vor wie ein Fremdkörper und ich finde das unbehaglich und hohl. Viele Leute machen ein Gehabe um sich und ihre Lebensart und alles zum reinen Selbstzweck, sie projezieren in sich selbst eine Bedeutung hinein, die sie nicht haben und wahrscheinlich auch nie erlangen werden. Ich hasse eigentlich solche Hohlfiguren, wie ich die immer nenne, aber habe normalerweise trotzdem kein Problem damit, weil ich Leuten solchen Schlages im normalen Leben immer problemlos aus dem Weg gehen kann und die nicht (be)achte und nicht würdige. In diesem speziellen Fall hier ging das aber verständlicher Weise nicht so ohne weiteres. Kayla tut sich mit solchen Situationen wesentlich leichter als ich, sie ist da deutlich wandlungsfähiger. Man könnte überspitzt sagen, sie ist das Chamäleon in unserer Gemeinschaft und das macht sie ganz geschickt. Ich meine das keineswegs abwertend, im Gegenteil, ich sehe darin eine besondere Fähigkeit, die mir selbst völlig abgeht. Sie perfektioniert das zuweilen so, dass man glauben könnte, dass sie sich zeitlebens nie in anderer Gesellschaft aufgehalten hätte. Ich finde das durchaus gut, denn dadurch erleichtert sie in solchen Situationen die notwendige Kommunikation und alles drum herum. An den endlos langen Tischreihen waren immer Tischgrüppchen vom Veranstalter zusammengestellt worden, wo man dann Namenskarten aufgestellt hatte, so dass man alsbald seinen Tisch, bzw. seine Sitzecke fand. An jedem Platz waren in greifbarer Nähe schon zahlreiche Menübestandteile aufgebaut und es duftete herrlich nach den edelsten Speisen. Das war schon gekonnt gemacht. Man wollte, soweit wie möglich, den Leuten eine reichhaltige und vor allem abwechslungsreiche, stark unterschiedliche Auswahl bieten, ohne dass da ständig irgendwelche Kellner herumflitzten und jedem Gast sein persönliches Menü nachtragen mussten. Es war also eine Art warmes Büffet, nur ohne Büffet, bzw. wo die zu wählenden Menübestandteile gleich vor einem in jedem Tischgrüppchen standen. Probleme hätte es höchstens dann geben können, wenn alle Gäste in der Tischgruppe das gleiche Menü zusammengestellt hätten. Aber so war das schon toll. Egal ob Backwaren, Nudeln, Reis, Kartoffeln, mindestens 20 Gemüsesorten, 30 verschiedene Frischsalate, Fleisch in allen erdenklichen Varianten, besonders immer wieder hevorzuheben unzählige Fischgerichte, Meeresfrüchte, labberige Muscheln, Hummerzeugs, Pilzgerichte, äusserst einfallsreiche Desserts und Speiseeis und auch an Getränken blieb kaum ein Wunsch offen. Kayla meinte schon unter vorgehaltener Hand zu mir, dass dieses Abendessen für die ganze Reisegesellschaft zusammengerechnet mindestens 5.000 Euro, eher das Doppelte, kosten würde. Aber noch war ja Anfang. Wir nahmen Platz wo unsere Namensschildchen standen und waren gleich sehr erfreut darüber, dass wir 2 rare Eckplätze am Ende der Tischreihe erwischt hatten und die Anordnung so war, dass Kayla mir direkt gegenüber saß. Somit hatten wir beide einen Eckplatz, wo man immer gut weg kommt, wenn man genug hat oder mal aufs Klo muss und wo man vor allem beim Essen nicht irgendwelchen Fremden gegenüber sitzt. Ich hasse es, beim Essen wildfremden Leuten gegenüber zu sitzen und mir von denen beim Essen zuschauen zu lassen. Etwa 5 Plätze weiter in Richtung Tischgruppenmitte fiel mir gleich auf, dass an einem Platz ein Suppenteller weniger stand, als an allen anderen Plätzen. Die Gäste für diese Plätze waren aber noch nicht gekommen, dort war noch alles frei. Wir saßen so da, langsam füllte sich der Saal. Einige pikfein gekleidete Kellner mit Jackettwesten, die rubinrot - seidig schimmerten, also eine tolle Arbeitskleidung, hasteten eiligen Schrittes zwischen den Tischreihen her und ergänzten die büffetartigen Menüs. Eine Art Oberkellner, der die unter seinen Fittichen hatte, schritt alle Reihen mit kritischem Blick ab und entdeckte dabei alsbald den fehlenden Suppenteller. Mit energischem Blick rief er einen ganz bestimmten Keller dort hin. Der kam dann auch, ich verstehe ja kein Französisch, aber laut Kayla, beteuerte dieser Kellner, dass er 100 %ig auch dort einen Suppenteller hingestellt habe. Irgend jemand müsse den an sich genommen haben, war seine Schlußfolgerung. Der Chefkellner befand dies als den Versuch einer Ausrede, wogegen sich der dadurch gedemütigte Kellner aber sofort entschieden und erstaunlich lautstark wehrte. Er beschwor fast schon brüllend, dass er überall komplette Tischeindeckungen aufgebaut habe. Dann kam ein anderer Kellner hinzu, der beteuerte, dass er selbst gesehen habe, dass sein Kollege alle Teller ordnungsgemäss platziert habe und dass er sich sicher sei, dass der fehlende Suppenteller vor einer halben Stunde noch dort stand. Durch diese Bestätigung bekam der Oberkellner wohl gewisse Zweifel an einem möglichen Fehlverhalten seines Untergebenen und empfand es als ungeheuerlich, dass jetzt schon Gäste dort die Teller stehlen würden. So etwas habe es in der 150jährigen Geschichte des Hauses noch nie gegeben und es zeige, mit welchem Abschaum man sich heute herum schlagen müsse. Das wiederum hörte ein leitender Angestellter des Hotels, der wohl davon ausging, dass viele der Reisenden auch Französisch verstehen würden und dass solche Auseinandersetzungen vor den Gästen einfach nicht stattfinden dürften. Daraufhin schimpfte der Chefkellner, wo man denn hier wäre, dass nun schon Teller gestohlen würden und morgen kämen vielleicht noch Serviettenschnorrer angekrochen, nur um eine kostenlose Papier - Serviette zu erbetteln oder gar die Krumen vom Fußboden zu fressen. Der leitende Angestellte wies den Chefkellner dann aber barsch in die Schranken und verordnete ihm sofortige Ruhe und keine weiteren Worte vor den Gästen. Ein gepflegt wirkender Herr aus unserm Bus hatte das auch alles verstanden, ergriff den leitenden Angestellten beim Arm und sagte lächelnd zu ihm, das sei ja wohl alles nicht so schlimm. Daraufhin meckerte der einfache Kellner wieder irgendwas, Kayla meinte, er habe so etwas gesagt wie, ja vielleicht hat dieser Herr ja den Teller mitgenommen, wobei er auf den gepflegten Herrn zeigte. Dann ging aber eine lautstarke Diskussion zwischen diesen allen los, so etwas haben Sie noch nie erlebt. Ich dachte fast schon, dass dieser vorher so gepflegt und freundlich wirkende Herr mit einer Gabel auf den Kellner los gehen wollte, weil er damit heftig in der Luft herumstocherte. Der leitende Angestellte war fast den Tränen nahe und mühte sich redlich den Streit zu schlichten. Es entstand schon ein richtiger Tumult, in den sich noch weitere Leute, teils aus unserer Reisegruppe, aber auch andere sowie weitere Hotelbedienstete einmischten. Also so ein Riesentheater wegen eines einzelnen verschwundenen, blöden Suppentellers und das wo die doch bestimmt 50.000 solcher Teller haben, das verstehe ich nicht. Jeder normale Oberkellner hätte gesagt, dann holen wir halt einen neuen und ergänzen den, fertig. Was soll so ein blöder Teller schon wert sein? Also ich fand die Teller von denen nicht irgendwie besonders wertvoll, gemessen an der sonstigen Ausstattung des Hotels sogar eher sehr schlicht. Wenn so ein Ding vielleicht 3 oder höchstens 4 Euro wert ist, dann ist es viel, aber dafür solch einen Zirkus zu veranstalten, das war schon eigenartig. Die Diskussionen um den verschollenen Teller dauerten noch eine Weile an, währenddessen wir uns schon mal über das wirklich gute Essen hermachten. Die so genannte Meeresfrüchteplatte war überhaupt nicht mein Fall, so habe ich dieses glibberige Zeug gemieden. Das war kein Problem, man musste ja nichts essen, was man nicht wollte, dafür gab es reichhaltig genug andere Sachen, die man sich frei auswählen konnte. Einen grandiosen Bäcker hatten die. Ich weiss, es wird normalerweise kaum einer die tollen Brotsachen erwähnen, wenn er in einer Art Feinschmeckerlokal isst, aber ich muss das einfach tun, weil diese Brotbeilagen so unverschämt gut waren. Also ohne Quatsch, ich hätte mich alleine an den tollen Broten satt essen können, obwohl die eigentlich mehr nur zur Abrundung und zur Geschmacksneutralisation zwischen verschiednen Sachen gedacht waren. Kayla war unterdessen von überbratenen Hähnchenfilets sehr angetan. Die sahen überhaupt nicht nach Hähnchen aus, sondern mehr wie ein glasiert-panniertes Schnitzel, aber die waren so raffiniert gewürzt und gebraten, toll! Zwischendurch tauchte dann eine sehr elegant gekleidete Dame auf, deren Kleidung nicht nur elegant, sondern auch sehr extravagant war. Ein Kleid, welches hinten mit einer Art hochstehenden hauchdünnen Federn besetzt war und dazu einen passenden Hut mit ähnlichen Federn, Kayla bezeichnete diese Dame auf Anhieb treffend als Pfau. Kaum betrat die Dame den Raum, verstummten sofort die nach wie vor noch heftigen Diskussionen um den blöden Suppenteller. Wie sich heraus stellte, war diese Dame die Haupt - Chefin von dem ganzen Hotel, oder wohl sogar die Eigentümerin. Mit dezenten, aber offensichtlich bestimmenden Worten mahnte sie die Kellner und besonders den Oberkellner. Man kann nicht sagen, dass sie die zur Sau gemacht hat, das lief alles auf die feine, sanfte, aber nicht minder heftige Tour ab. Man sah förmlich, wie die Beschäftigten in ihrer Gesellschaft zu bedeutungslosen Zwergen zusammen schrumpften, genau dieser Eindruck drängte sich mir bei dem Anblick auf. Die Suppenteller - Diskussion war schlagartig vergessen, ein junger Bursche eilte aus der Küche herbei und ergänzte den fehlenden Suppenteller wort- und gestenlos, so mehr im Vorbeigehen und damit war die Sache plötzlich gut und ausgestanden. Doch zurück zu den gekonnten Menüs. Also jetzt können wir nur bestätigen, wenn man den Franzosen nachsagt, dass sie etwas von gutem, feinen Essen verstehen, dann trifft das den Nagel auf den Kopf. Also diese Geschmacklichkeit, einfach umwerfend. Ich bin gewiss kein Kenner auf dem Gebiet, kein Feinschmecker, wie man so sagt, und würde mich noch nicht mal als Hobbykoch bezeichnen, wenngleich ich auf uns bezogen sagen kann, dass mir das, was ich koche, auch meistens gelingt und wir damit geschmacklich voll zufrieden sind. Kayla ist, nach meiner Meinung, eine absolute Meisterin in der Zubereitung von Gemüsen aller Art, mit Fleischgerichten tut sie sich hingegen schwer, da kann ich dann eher helfend eingreifen, aber wie schon gesagt, trotzdem würden wir uns noch nicht mal als Hobbyköche bezeichnen, weil man damit immer bestimmte Ambitionen verbindet, die wir nicht haben. Aber was dort geboten wurde, sprengte unsere Vorstellungkraft von dem, was wir bis dahin unter schmackhaft oder wohlschmeckend verstanden haben. Ich würde mir erst gar nicht zutrauen, solche Gerichte mit dem gleichen Ergebnis nach zu kochen, deshalb lasse ich es auch. Sei es drum. Die geschmackliche Vielfalt war schon so, dass sie zugleich unsere Neugierde auf eben diese Vielfalt weckte und so haben wir uns bei der Veranstaltung wirklich ordentlich die Bäuche voll geschlagen. Man mag uns deshalb vielleicht schräg ansehen und für Schnorrer oder Vielfraße halten, aber das war uns in dem Moment auf deutsch gesagt scheißegal. Wann hat unsereins schon noch mal die Gelegenheit, solch eine Vielfalt an Wohlgeschmäckern zu erleben? Wahrscheinlich im ganzen Leben nicht mehr. Wie schon weiter oben erwähnt, nur der Meeresfrüchte - Kram blieb von uns unangetastet, aber sonst haben wir so ziemlich alles durchprobiert, was dort geboten wurde. Natürlich rächt sich solch ein Verhalten. Bei mir noch mehr, als bei Kayla, die auf Grund ihres jüngeren Alters und ihrer gesundheitlichen Zähigkeit mehr wegstecken kann, als ich alter Zausel. Um es klar zu sagen, nachts wurde mir so schlecht von der ganzen Fresserei, dass ich einiges davon wieder ausgespeit habe, wenn Sie wissen was ich meine. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert und sollte mir eigentlich auch nicht passieren, aber die Verlockung war einfach zu groß. Kayla haderte zwar auch etwas mit ihrer Befindlichkeit, aber so weit kam es bei ihr dann doch nicht. Zum Glück war im Nachbargebäude eine Apotheke, die sogar bis 1 Uhr nachts geöffnet hatte und dort beschaffte Kayla sagenhaft gut wirkende Tabletten gegen diese Magenbeschwerden. Die bekam man dort auch völlig ohne Rezept und für nur 2,50 Euro die 20iger Packung. Ich vermute, dass die Apotheke dieses Magenmittel sehr häufig verkauft, weil das dort durch die vielen gebotenen Leckereien entsprechend oft vorkommt, dass sich die Leute überfressen. Das Mittel half wirklich hervorragend, etwa 30 Minuten nach der Einnahme war ich sämtliche Beschwerden los. Rund eine Stunde später war dann noch mal ein dicker Toilettengang angesagt, bei dem man sich der angefressenen Mengen auf normale Weise entledigen musste. Auch Kayla hat zur Sicherheit dann eine genommen und fühlte sich kurz danach wieder wie neu geboren. Allerdings man sagt das so. Durch diese Entwicklung gab es in der Nacht nur wenig Schlaf und deshalb waren wir am nächsten Morgen ziemlich kaputt und schläfrig. Eigentlich hatten wir vor, an diesem schon letzten Tag ein Auto zu mieten und in Eigenregie das Umland zu erkunden. Aber ich sage es ehrlich wie es war, ich war so müde, das ich mich dafür nicht fit genug fühlte. Kayla erging es ähnlich, wenngleich sie fitter war, als ich. So verzichteten wir darauf im Sinne der Verkehrssicherheit. Von der Firma, die die gesamte Reise eigentlich bestellt hatte, wurde eine Rundreise durch etliche Kaufhäuser und ähnliche Kaufparadiese angeboten, was uns aber ehrlich gesagt nicht die Bohne interessierte. Wissen Sie, da wurden solche Fassadentempel für eingebildete Leute abgeklappert und da wir ohnehin nicht viel Geld ausgeben wollten, bot es sich mehrfach an, dabei nicht mit zu machen. So blieben wir zunächst mal bis kurz nach 10 Uhr im Hotel. Dann wurde kurioser Weise das Wetter schlechter und unsere Befindlichkeit zugleich noch mal deutlich besser. Die Nachwirkungen des Überfraßes in der vergangenen Nacht verschwanden mit Einzug des Regens nahezu schlagartig. Komisch, ob das Wetter da wirklich einen Einfluß auf solche Unpäßlichkeiten hat und dann noch in umgekehrter Wirkung, also gutes Befinden bei schlechtem Wetter? Wahrscheinlich war es nur Zufall, weil vielleicht bis zu diesem Zeitpunkt auch die restlichen Nahrungsmittel der Vornacht, die man noch nicht ausgetreten hatte, größtenteils durchverdaut waren und ihre belastende Wirkung verloren hatten. Bis zum Start der Heimreise in Richtung Karlsruhe waren noch etliche Stunden, denn die sollte um 18 Uhr starten. Also zu schade, um die Restzeit einfach im Hotel rum zu hängen. Eine gut deutsch sprechende kleine Dame an der Rezeption des Hotels gab uns einige Tipps und etliche Broschüren dazu, speziell über Dinge, die man alle sogar zu Fuß im Umkreis des Hotels innerhalb von etwa einer Stunde erreichen kann. Gut, das große Museum der zeitgenössischen Kunst kannten wir ja schon; da gab es im näheren Umkreis auch noch weitere 3 Museen, aber wir hatten keine rechte Lust, diese verbleibenden Stunden drinnen in Museen zu verbringen, obwohl es bei dem inzwischen verfestigten Regenwetter auch keine schlechte Idee gewesen wäre. Eine Broschüre wies auf ein so genanntes Überraschungs - Kaufhaus hin, welches ständig etwas eigenartige Ideen in Kauflandschaften umwandeln würde. Da das nicht sehr weit war, entschieden wir uns dafür, allerdings gleich mit der Einschränkung, dort nach Möglichkeit nichts zu kaufen, um die Gesamtkosten der Reise niedrig zu halten. So verrückt dieser Laden auch war, wir haben es keine Sekunde bereut da rein gegangen zu sein. Man muss bedenken, es war Ende September, aber schon gleich hinter dem Eingang schritt man in ein riesiges Weihnachtsparadies. Eine sehr eigenartige künstliche Landschaft, ein dunkelblauer Dachhimmel, ausgekleidet mit abertausenden Sternen die weisslich, bläulich, goldig und teils auch rötlich glimmten. Ich vermute, dass da solche kleinen LED - Lämpchen drin waren. Man dachte an nichts schlimmes, da schwebte auf einmal von der Decke eine Art Engelsfigur über einem herein, die unter einer Fanfare aus Weihnachtsklängen die Kunden begrüsste. Ich sagte schon zu Kayla, dass mir das mehr eine Art Weihnachtskirmes zu sein scheint. So in Weihnachtsstimmung eingelullt folgte dann aber der Bruch, der Weihnachsengel ließ die Hüllen fallen und entpuppte sich als junge hübsche Badenixe im Bikini. Das Licht änderte sich und aus der Weihnachstlandschaft wurde binnen weniger Minuten durch geschickte Ausleuchtung, Projektionen in einen halbrunden Raum und eine drehbare Präsentationsbühne eine absolut toll ausgestaltete Strandlandschaft mit Palmen und ähnlichem Zeugs, wie in Hawaii oder sonstwo in der Südsee. Erst jetzt begriff ich das Konzept, denn alle Dinge, die man dann dort sah, konnte man kaufen, natürlich nicht die Badenixe - vormals Engel, aber solch ein Bikini oder auch die ganzen Ausgestaltungsgegenstände. Man mag es zunächst vielleicht als Kitsch abtun, aber das war so gekonnt umgesetzt, dass es schon eine Sonderform von Kunst war, würde ich sagen. Überhaupt scheint man in Nancy einen Hang zu Projektionen aller Art zu haben. Wie ich viel weiter oben schon erwähnte, die Geschichtsshow in Form von Projektionen auf die Rathauswände am Abend und dann das hier, oder es werden auch an anderen Stellen oft Projektionen verwendet, zB. als Informationssystem. Auf mehreren Etagen, die nach Artikelgruppen unterteilt waren, wurden so in diesem absolut ungewöhnlichen Kaufhaus alle möglichen Sachen feilgeboten. Gekauft haben wir dort wirklich nichts, weil ganz offensichtlich die aufwändige Show mit auf die Preise geschlagen wurde. So kostete beispielsweise eine einfache 500er - Packung Kopierpapier, wie man sie auch gerne für den heimischen Drucker verwendet, gleich 8,95 Euro, also rund 9 Euro. Die bekommt man in Karlsruhe im Normalfall schon für 3,90 Euro nachgeworfen. Nun wird natürlich keiner nach Frankreich fahren, um sich dort Kopierpapier zu kaufen oder sich ausgerechnet so was als Reisemitbringsel zuzulegen, ich sage das nur so als Beispiel, weil es gerade mal ein Artikel ist, den man gut vergleichen kann. Trotzdem ist dieses Kaufhaus sehr zu empfehlen, aber nur zum gucken. So waren dort auch schnell 2 Stunden verflossen und eigentlich wurde es Zeit, etwas zu essen. Aber durch die Eß - Strapazen der vergangenen Nacht war das bestenfalls etwas, um uns das Gruseln beizubringen. Durst hatten wir unterdessen wohl, so haben wir draußen eine etwas eigenwillige Traubenzucker - Limonade getrunken, die einerseits herrlich erfrischend schmeckte, aber andererseits für noch mehr Durst sorgte, als man vorher hatte. So kamen wir nicht umhin, gleich danach ein Mineralwasser nachzuschütten, was übrigens unverschämt teuer war, das hatten wir aber zu spät bemerkt. Man muss sich das einmal vorstellen, an einer Art Büdchen, in Deutschland würde man es Kiosk nennen, es war aber etwas größer, eher wie ein kleiner Laden mit Außentheke, wurden da 10 verschiedene Sorten von Sprudelwasser angeboten, von ein paar Cent pro Glas bis hin zu einem Zeug von 7 Euro pro Glas. Nur wir Dummen hatten das natürlich nicht erwartet und einfach nur 2 Gläser Mineralwasser ohne genauere Bezeichnung verlangt und daraufhin ein mittelteures für 3,80 Euro pro Glas ausgeschenkt bekommen. Na ja, der eingefleischte Optimist hätte das dann sicher positiv gesehen und gesagt, wir sollten uns doch freuen, dass man uns dann nicht gleich das Zeug für 7 Euro pro Glas serviert hätte. Sei es drum, ich bin denen auch nicht mehr wirklich böse deswegen, es zeigt nur, dass man heute wirklich überall aufpassen muss wie ein Schloßhund, sonst wird man abgezockt und über den Tisch gezogen wo es nur geht. Danach verblieben uns noch knapp 4 Stunden bis zur Abreise. 4 Stunden sind nicht wirklich viel, um etwas zu unternehmen, aber andererseits zu schade, um nichts zu unternehmen, wo man doch einmal da ist und wahrscheinlich so bald nicht wieder dort hin kommt. Dann passierte etwas Lustiges. Kayla musste plötzlich dringend zur Toilette. An einem großen Gebäude war eine Seitentür, die mit „wc" beschriftet war, so wie ich es hier schreibe, mit kleinen Buchstaben. Nun denkt man, wc ist eine internationale Abkürzung für eine Toilette, also Kayla dort rein. Da mir auch inzwischen ein gewisser Drang entstand, bin ich mit gegangen und dachte, da ja keine Unterteilung zwischen Mann und Frau an dieser Tür stand, dass diese Aufteilung wahrscheinlich hinter der Tür erfolgt. Was aber hinter der Tür folgte, war ein sehr langer Flur zwischen mit kostbaren Marmorplatten getäfelten Wänden, der auf eine schön gestaltete matte Glastür zulief. Wir also diesem Flur nach, in der Hoffnung an dieser Glastür auf das ersehnte Örtchen zu treffen. Doch weit gefehlt, wir öffneten die Glastür und standen mitten in einem riesigen Schalterraum einer noblen Bank, also ein Geldinstitut für Wohlbetuchte. So wie die da rumliefen, schätze ich, dass sich da normalerweise keiner verläuft, der nicht mindestens eine halbe Million Euro schwer ist. Es ist klar, dass wir mit unserem simplen Outfit dort gleich als Fremdkörper jedem ins Auge sprangen. Ein fein gekleideter junger Mann, schmal und riesengroß, kam relativ freundlich auf uns zu und frage etwas auf Französich, was ich natürlich nicht verstand. Kayla verstand es und fragte dann in ihrem etwas hakeligen Französisch zurück, wo denn hier die Kundentoiletten wären, sie müsse mal ganz dringend. Etwas verunsichert stutzte der Mann, grinste dann aber über alle zur Verfügung stehenden Gesichtswinkel und zeigte ihr eine Nebentür, hinter der sie dann das heiss ersehnte Örtchen fand. Da die Dringlichkeit meines Bedürfnisses sich noch in überschaubaren Grenzen hielt, zog ich es vor, nicht auch noch Gebrauch von dem Finanzörtchen zu machen. Kayla berichtete mir, dass die meisten Menschen wohl nicht so ein nobles Wohnzimmer hätten, wie dort die Klos ausgestattet waren. Diese „wc" - Tür war wohl eine Art Nebeneingang oder Notausgang und hatte tatsächlich überhaupt nichts mit einem Hinweis auf eine Toilette zu tun. Von dort war es nicht besonders weit zu unserem Hotel und so zog ich es vor, dort schnell rein zu springen, um mein Geschäft zu erledigen. Danach waren noch knapp 3 Stunden übrig. Da wir ohnehin Leute sind, die immer wenn es geht einen zeitlichen Sicherheitsfaktor einbauen, wollten wir die letzte Stunde komplett im Hotelzimmer verbringen und unser geringes Gepäck zusammenstellen, um dann zeitig zum Reisebus zu gehen. Unter dieser Betrachtungsweise blieben also noch höchstens 2 Stunden übrig. Da das Wetter sich inzwischen wieder gebessert hatte, beschlossen wir dann noch mal über den wunderschönen Place Stanislas zu schlendern. Das ist der große Platz mit dem alten Rathaus u.s.w., den ich eingangs schon erwähnte, wo auch das von uns besuchte Museum neben liegt. Vom Hotel aus war dieser Platz schnell zu erreichen und dank seiner Größe und der einmalig schönen Gestaltung bietet er viel Abwechslung, wo man 2 Stunden im Fluge verbringen kann, zumindest bei schönem Wetter. Ein knotteriger Herr aus dem Hotel empfahl uns zuvor noch, dass wir auch unbedingt einen anderen, kleinen Platz der Allianz besuchen sollten, was aber in der kurzen Zeit nicht mehr ging. Das hat aber wohl nichts mit der gleichnamigen deutschen Versicherung zu tun. Überhaupt gibt's in Nancy schöne Plätze und historische Orte wie Sand am Meer. Da weiss man gar nicht, was man sich zuerst ansehen soll. 3 Tage sind für Nancy effektiv zu kurz, eine Woche ist das Minimun, würde ich sagen, was man braucht, um halbwegs die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kurz zu besuchen. Die Stadt hat eine bestimmte, völlig eigenständige Wirkung auf uns als Besucher gehabt, die man so mit keiner anderen Stadt vergleichen kann. Ich weiss nicht, wie ich es besser ausdrücken soll. Es gibt viele Städte, die sind in wesentlichen Teilen untereinander fast austauschbar, Nancy gehört mit Sicherheit nicht dazu, ist in jeder Beziehung völlig eigenständig und irgendwie auf eine sanft - freundliche Art beeindruckend. Nach nunmehr über 12 Stunden ohne Essen, Sie entsinnen sich, wegen dem strapazierten Magen vom Vorabend, meldete sich dann doch langsam der Hunger wieder. Das erschien auch sinnvoll, denn jetzt war noch Zeit etwas zu essen, wenn man erst mal im Bus sitzt, hört das auf. Ich meine, in dem Bus konnte man durchaus auch Kekse und Getränke in solchen Tetrapackbeuteln kaufen, aber ich krümele bei der Fahrt nicht gerne im Bus herum. Bei richtig langen Fahrten, wie seinerzeit nach Wien, da geht das manchmal nicht anders, aber auf einer rund dreistündigen Fahrt kann man getrost aufs Essen verzichten. Vielleicht ein kleines Getränk und einige Halsbonbons, aber mehr auch nicht. So war aber vorher noch genug Zeit. Wir entdeckten etwas versetzt in einer Nebenstraße von dem Platz ein kleines Schnellrestaurant, wo man sowohl drinnen als wie auch draußen essen und trinken konnte. Da zu dem Zeitpunkt wieder der herrlichste Sonnenschein war, gab es natürlich nur eine Lösung: draußen. Eine winzig kleine Kellnerin kam und bediente uns. Kayla ist ja schon nicht sehr groß, aber diese Kellnerin war schon extrem klein, ich hatte die deswegen zuerst gar nicht als solche wahrgenommen und dachte wirklich, das ist ein Kind was da rumläuft, vielleicht von einem der Beschäftigten. Es war kein Kind, sondern tatsächlich die Bedienung, bei näherer Betrachtung sah man dann auch am Gesicht, dass sie eindeutig kein Kind mehr war, ich schätzte sie vom Gesicht her so um die 35 bís 40 Jahre. Ich vermute, dass man sie zu der Gruppe der Kleinwüchsigen zählen kann, die man früher auch gerne als Liliputanerin bezeichnet hätte. Von der Größe her kam das hin, nur bei den Liliputanern ist der Kopf meist im Verhältnis zur Gesamtkörperhöhe viel zu groß und die Körperdicke ist bei denen meist dem Alter entsprechend normal, nur dass die Höhe zu gering ist und die Beine zu kurz sind, wenn man so will. Das war hier bei der kleinen Bedienung nicht so, die war insgesamt viel kleiner, also die Hamonie zwischen den einzelnen Körperpartien stimmte. Da wir von den gebotenen Speisen keine wirkliche Ahnung hatten, wir aber in jedem Fall nur etwas kleines, ganz leicht verdauliches essen wollten, hat Kayla der kleinen Frau das so gesagt. Daraufhin empfahl sie ein kleines Kalbsmedaillion mit Gebäckkartoffeln und frischem Mischsalat. Das haben wir dann bestellt. Besonders die Gebäckkartoffeln interessierten mich, das hatte ich zuvor noch nie gehört, geschweige denn gegessen. Weniger als 5 Minuten nach der Bestellung kam für uns beide das fertige Menü schon und wir staunten nicht schlecht. Das Kalbsmedaillion war wirklich ausgesprochen klein, wodurch wir uns keine Sorgen um eine erneute Magenüberfüllung machen brauchten. Kayla machte schon Scherze darüber, so in der Art, ob denn gleich auch noch das Mikroskop zum Auffinden des Fleisches nachgereicht werde. Der Mischsalat war einfach super lecker frisch, herrlich, so mag man Salat und für so einen gekonnten, leichten Salat lasse ich sogar zur Not das schönste Fleischstück stehen. Das war hier wegen der überschaubaren Mengen aber nicht notwendig. Absolut einzigartig fand ich die Gebäckkartoffeln. Die Dinger sahen wirklich aus, wie gekochte Salzkartoffeln am Stück. Ihre wahre Substanz entpuppte sich erst beim zerteilen, denn innen sahen die aus wie so ein Zitronenkuchen oder wie das Helle von einem Marmorkuchen, also so ein wenig bisquitartig. Die schmeckten aber wirklich sehr gut und gar nicht nach Kuchen, wie man nun auf Grund der inneren Optik erwartet hätte, sondern etwas undefinierbar, vielleicht etwas vergleichbar mit dem Geschmack von leicht gewürzten Semmelknödeln. Aber lecker und wirklich sehr luftig leicht, bestens für Leute mit Problemen im Verdauungstrakt. Im Gegensatz zum Reinfall mit dem teuren Sprudelwasser einige Stunden zuvor, haben wir bei diesem Imbiss für beide Menüs einschließlich einem Glas Cola für jeden zusammen 12,30 Euro löhnen dürfen, was gemessen an dem wirklich ausgesprochen leckeren Essen als äusserst billig zu bezeichnen ist. Danach noch mal kurz über den Platz vom alten Stanislaus zum Hotel und das wars dann eigentlich schon mit dem Aufenthalt in Nancy. Der Reisebus kam überpünktlich. Als wir in den Bus einstiegen, setzten wir uns auf 2 Plätze im Bereich der hinteren Tür, eigentlich ohne diese Plätze gezielt ausgesucht zu haben, es ergab sich so, dann kam aber nach 10 Minuten ein älterer Herr der schon von weitem schimpfte, dass er und seine Gattin auf der Hinreise vor einigen Tagen dort gesessen hätten und das wäre ihr Platz. Es gab im Bus aber keine Platzreservierung. Da ich keine Lust hatte, mich mit dem alten Zausel zu zanken, ich meine ich bin selbst nicht mehr der Jüngste, aber der war sicher weit über 80, bot ich ihm an, dass wir uns halt andere Plätze aussuchen und er mit seiner Gemahlin seinen alten Platz wieder haben kann. Es waren noch genug Plätze frei, da die meisten Mitreisenden nur sehr zögerlich eintrudelten. Das gefiel ihm aber auch nicht, er wollte sich streiten, was so aber nicht gelang. Er meckerte uns weiter blöd an, dass er schließlich da schon gesessen habe und dass es eine bodenlose Unverschämtheit von uns wäre u.s.w. Ich habe dann gar nicht mehr auf ihn reagiert und wir haben uns umgesetzt, fertig. Er stand dann aber noch eine ganze Weile maulend und gestikulierend im Gang herum, bis seine Alte sich dann auch gesetzt hatte und ihn zu sich herüber zerrte. So startete die Heimfahrt. Eigentlich viel zu früh, denn wie schon angedeutet, 3 Tage für Nancy sind viel zu wenig. Andererseits waren wir auch wieder froh in unser eigenes Haus zu kommen. Ich finde, es ist doch etwas anderes, wenn man von einer Reise in ein eigenes Heim zurück kehrt, als wie wenn man in eine Mietwohnung zurück kehrt. Also beim Eigentum ist die Wiedersehensfreude deutlich größer und man ist bei längerer Abwesenheit deutlich unruhiger, weil man immer an das Haus denkt und überlegt, wie mag es dort jetzt wohl sein. Auch deshalb legen wir auf länger andauernde Reisen momentan überhaupt keinen Wert, natürlich auch wegen der Kosten, die man meiden will.
Wie ich Ihnen schon vor kurzem andeutete, sieht unsere Finanzlage derzeit nicht mehr ganz so rosig aus, wie noch vor einem Jahr. Die laufenden Kosten für den Unterhalt des Hauses sind doch in der Jahressumme deutlich höher, als erwartet. Das liegt zum Teil auch an erst kürzlich drastisch gestiegenen Preisen für Abfall- und Abwasserentsorgung sowie an hohen Strompreisen. Ich weiss nicht, die grünlichen Umweltpolitiker glauben, mit der angeblichen Verbesserung des Entsorgungsaufwandes Meilensteine zu setzen und viel zu erreichen, aber Fakt ist, dass sie mit den dadurch ständig steigenden Entsorgungskosten vielen Menschen mit eher geringem Einkommen das eigene Häuschen zerstören, weil es für die nicht weiter im Unterhalt zu finanzieren ist. Daran sollten die Leute beim Wählen auch mal denken. Ich kann in der Öffentlichkeit immer schön Liebkind mit den erzielten Umwelterrungenschaften machen und mich selbst dadurch als Umweltengelchen oder Retter der Welt aufspielen, wenn ich es auf Kosten anderer tue, und die tun das immer auf Kosten anderer. Das alles trägt natürlich nicht alleine die Schuld an den Gesamtkosten, aber es ist ein wesentlicher Bestandteil davon. Das ist für uns auch kein Grund, sich wirklich graue Haare wachsen zu lassen, bei mir sowieso nicht, weil da inzwischen viel freie Fläche ist, wo selbst graue Haare keine Chance mehr hätten. Man kann finanziell angespannte Lagen bekanntlich durch mehrere verschiedene Maßnahmen erleichtern. Früher in Stuttgart wäre man vielleicht noch kurz auf die Idee gekommen, darüber nachzudenken, das Auto abzuschaffen, da es, neben den Heizkosten, der größte Kostenfaktor im heutigen Leben ist. Daran braucht man hier überhaupt keinen Gedanken zu verschwenden. Erstens möchte ich nicht wieder, wie früher, viele Jahre, aufs Auto verzichten, zweitens kann man hier in der ländlichen Lage auch nicht wirklich darauf verzichten, ohne sich damit zugleich einen Wust von unzähligen Unannehmlichkeiten aufzubürden. Wir fahren ja schon ein sehr preisgünstiges Auto und ich denke, soviel muss wenigstens noch möglich sein. Wie Sie wissen, ich erwähnte es vor längerer Zeit schon, hier in der Siedlung fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel. Eine Idee, die Ende 2008 mal aufkam, hier einen Kleinbus einzuführen, der zur nahen Regenwasser - Behälterfabrik zumindest werktags einen regelmässigen Verkehr sicher stellt, hat man mit Verschärfung der Finanzkrise schnell wieder zu den Akten gelegt. Es ist auch logisch, denn so groß diese Firma für hiesige Verhältnisse auch ist, so hat sie trotz der Größe nur recht wenige Arbeiter und wenn man es dort wirklich schaffen würde, von den inzwischen vielleicht 30 Beschäftigten 2 Leute zur Nutzung des Busverkehrs zu bewegen, dann würde sich dieser Busverkehr davon nicht tragen können. Die gelegentlichen Fahrgäste aus den 4 Häusern brauche ich erst gar nicht zu erwähnen. Doch zurück zu uns. Wie ich schon neulich andeutete, werden wir einen anderen Weg zur finanziellen Entlastung beschreiten. Wir werden wieder, ohne uns zu verausgaben, öfters Kurzzeit - Aushilfsjobs annehmen. Damit ist es sicher möglich den einen oder anderen Hunderter pro Monat dazu zu verdienen und zugleich hat man etwas zusätzliche Abwechslung im Leben, was ja auch nicht schlecht ist. Alleine schon wegen der Abwechslung habe ich früher solche Kurzzeitjobs eigentlich relativ gerne gemacht, so lange sie über mein selbst gesetztes Maß von einem Tag pro Woche nicht hinaus gingen.
Erst vor wenigen Tagen hatte ich einen solchen Kurzzeitjob absolviert. Eigentlich fast schon eine eher traurige Angelegenheit, aber heute auch wieder alltäglich: ein Supermarkt am Stadtrand von Karlsruhe hatte dicht gemacht. Am ersten Tag nach der Schließung musste der gesamte noch vorhandene Warenbestand in einer Art Inventur erfaßt werden und zugleich die schon erfassten Waren in besondere Gitterboxen eingelagert werden, die auf solchen Lager - Fahrwägelchen standen. Damit aber nicht genug, zudem sollten in einem Aufwasch alle Produkte, die ein Haltbarkeitsdatum aufweisen, daraufhin überprüft werden. Alle Sachen, deren Datum innerhalb der darauf folgenden 2 Wochen ablief, mussten in gesonderte Kisten eingelagert werden, weil man sich mit denen nicht mehr die Mühe machen wollte, sie in anderen Filialen, die noch weiter bestehen, wieder einzuräumen. Der Leiter der Aktion, ein Herr Gwinner, zeigte sich ausgesprochen großzügig, denn bestimmte Lebensmittel, die unter diese 2 - Wochen - Ablaufzeit fielen, durften sich die hier tätigen Leute einfach mitnehmen. Er erläuterte, dass diese Lösung billiger sei, als diese Sachen noch an Sonderpostenmärkte abzugeben. Etliche Kunststoffkästen voller bald abgelaufener Lebensmittel wurden auch für so genannte Tafeln bereit gestellt, die sie dort mit einem Kühlwagen selbst abholen kamen. Das sind diese Sammelstellen, die für sozial schwache und arme Leute Lebensmittel billig oder kostenlos abgeben, die sie meist als Restbestände von Geschäften umsonst bekommen. Ich kann Ihnen sagen, so ein Tohuwabohu, wie dort entstand, habe ich nur selten gesehen. Nach Abschluß dieser Arbeit hätte ich Sie ausserdem mit Harzer und Mainzer Käse totwerfen können, weil ich u.a. davon riesige Bestände zu prüfen hatte und alle Käseröllchen, die unter die obige Ablauffrist fielen, konnte ich mir mit nach Hause nehmen. Ich mag diesen Magerkäse eigentlich sehr gerne und war damit der einzige aus der Truppe, der das Zeug mochte. Auch für die Tafeln die Leute nahmen diese Harzer und Mainzer nicht mit, weil deren „Kunden" das angeblich nicht mögen und immer liegen lassen und dann fängt das an fürchterlich zu stinken. Mir war es aber zu schade, davon größere Mengen weg zu werfen, wie schon der Gwinner anleiern wollte. So habe ich alle diese Mainzer - Käseröllchen, auf die das bald ablaufende Haltbarkeitsdatum zutraf, mit genommen. Das waren am Schluß sicherlich über 50 Stück, die dann unseren Kühlschrank überfüllten. Auch noch Unmengen anderer Käsesorten hatte ich mit geholt, weil ich die Kontrolle der ganzen Käseecke nebst Käsetheke und Käseregal mit fertig abgepackten Käsen übertragen bekommen hatte. Diese Mengen waren aber nicht ganz so groß, wie die der Harzer und Mainzer, weil ich da gut mit anderen tauschen konnte, die vielleicht Wurst, Schokolade, Gebäck oder anderes Zeug zu kontrollieren hatten. Wir haben heute noch den Kühlschrank zum Bersten voll und bei uns im Keller steht noch eine alte Kühltheke aus dem Laden, die auch noch reichlich mit Käse und eingetauschtem Zeug befüllt ist. Diese Kühltheke ist so ein beleuchtetes Kühl - Verkaufsregal für Käse und weil das Teil schon etwas älter war, vielleicht 15 Jahre, wollten die das weg werfen, obwohl die noch einwandfrei funktionierte. Die sagten, da lohnt sich der Transport nicht mehr, weil man diese alten Modelle in einem neuen Laden ohnehin nicht mehr einsetzen kann. Da es mir um das Ding irgendwie leid tat und wir gelegentlich etwas mehr Kühlmöglichkeiten für Vorräte gebrauchen können, habe ich dem Fahrer der Abtransportkolonne 10 Euro spendiert und dafür hat der mir das Ding, was eigentlich auf einen Entsorgungsplatz bei Pforzheim gefahren werden sollte, zu uns nach Hause gebracht, wo wir es im Keller aufgestellt haben. Das lag ja fast auf dem Weg dahin, mit einem kleinen Abstecher. Wissen Sie, diese abgepackten Käse sind in aller Regel selbst 2 Wochen nach dem Verfallsdatum noch sehr gut und lecker, weil die Verpackungen ab Werk so gut und dicht sind, dass da so schnell nichts dran kommt. Kritischer ist es natürlich bei offenen Käsen, die sozusagen im Laden vorportioniert worden sind, bei Schimmelkäse und ähnlichen Sorten oder bei solchen Harzer Käsen. Letzere werden dann auch nicht gleich schlecht, aber die werden immer weicher und zerfließen dann regelrecht, auch kippt der Geschmack dann ins Scharfe um und die Dinger stinken dann bestialisch. Der Geschmack erinnert dann ein wenig an überchlortes Wasser oder wie chlorhaltige Reinigungsmittel riechen, so schmeckt das. Also ich sage Ihnen, ich habe in der ersten Woche nach diesem Job hier die ganze Siedlung mit Käse versorgt und meinem Autobekannten nach Stuttgart haben wir auch noch eine große Tasche voller Käse gebracht. Aber zurück zu dem Job. Durch ein großes Plakat war ich auf diesen Job überhaupt erst aufmerksam geworden, das hing am Parkplatz des Ladens, wo wir öfters mit dem Auto vorbei kommen. Morgens punkt 7 Uhr ging es los. Jeder Helfer bekam einen bestimmten Bereich zugewiesen, ich also die Käseecke, und dann eine etwa 15-minütige Einweisung, was man wie alles zu machen hatte. Das war nicht kompliziert, wenn mans einmal drin hatte, lief das automatisch. Vorgedruckte Listen ausfüllen, manchmal auch nur ankreuzen, meist aber die abgezählten Stückzahlen eintragen, dann aufs Datum achten und in die entsprechenden Gitterboxen räumen. Alle 2 Stunden gab es eine viertel Stunde Pause und gegen Mittag eine halbe Stunde. Um 14 Uhr war ich mit der Käseecke durch und meldete das dem Gwinner. Der zeigte sich mit meiner Leistung sehr zufrieden und beorderte mich daraufhin zu den Leuten, die sich mit dem Tiefkühl - Gefriergut befassten, weil sich dort im Laden sowie in einem angrenzenden Kühlraum Unmengen von dem Zeug befanden. In erster Linie handelte es sich um Gefriergemüse, diese Packungen von Iglo u.ä. Firmen, die man zu Hause nur noch in der Mikrowelle fertig machen muss. Aber auch Fisch, Fleisch und Speiseeis sowie unzählige Gefrier - Kuchen befanden sich darunter. Also diese Leute, die daran gesteckt worden waren, verzweifelten beinahe, weil davon solche unüberschaubaren Mengen vorhanden waren, die darüber hinaus auch noch an mehreren verschiedenen Stellen einsortiert waren. Dort half ich ab dann weiter, damit es bei denen schneller ging. Der Gwinner machte etwas Dampf, weil er die Aktion bis 18 Uhr durchziehen wollte. Das klappte nicht ganz. Es wurde schließlich rund 20 Uhr und ich muss sagen, wir waren alle so fertig nach diesem einen Arbeitstag, dass uns in der letzten halben Stunde schon im Laden von selbst die Augen zu fielen. Kein Wunder, von 7 bis 20 Uhr, das ist auch schon was. Aber was solls? Die Bezahlung war gemessen daran mit 280 Euro gut und dann noch Lebensmittel im Wert von locker 200 Euro abgestaubt, gut, sie waren nur stark begrenzt noch haltbar und für 10 Euro eine Kühltheke, also quasi einen großen Kühlschrank abgestaubt, das hat sich doch rentiert. Andererseits möchte ich solchen Streß wirklich nicht jeden Tag haben. Erst gestern hörte ich, dass in diesem nun leeren Laden Zwischenwände gezogen werden und er in 2 separate Läden aufgeteilt wird. In einen Teil soll ein so genannter Schuh - Discounter, der also billige Schuhe anbietet und in den anderen Teil will ein Augenoptiker mit seinem Brillenladen einziehen. Ich finde in der Hinsicht die momentane Zeit ohnehin etwas komisch. Wenn man sich mal in den mittleren und größeren Städten umsieht, dann stellt man einerseits fest, dass selten so viele Geschäfte dicht gemacht haben, wie im letzten Jahr, aber zugleich sind auch selten so viele neue aufgemacht worden, wie in dieser Zeit. Natürlich ersetzt sich das nicht 1 : 1, denn es ist schon auffällig, dass bestimmte Ketten, die inzwischen als Discounter für Fachartikel fungieren, eben wie beispielsweise die Schuhkette, immer mehr Läden neu aufmachen, wogegen jetzt die normalen Einfachsupermärkte, über deren Erscheinen man sich Ende der 70iger und in den 80iger Jahren so freute, und die normalen Fachgeschäfte stark auf dem Rückzug sind. Diese Entwicklung findet aber in den kleineren Orten auf dem Land praktisch nicht oder kaum statt, dort haben damals die Tante Emma - Läden zu gemacht und da kommt auch heute nichts neues hin, es bleibt einkaufspolitische Öde.
Kayla hatte auch ganz kurz einen Stundenjob, kann man sagen. Bei einem Subunternehmen, welches für einen weltbekannten Pharmakonzern aus Karlsruhe Routine - Büroarbeiten erledigt, hatte sie für ganze 2 Stunden ausgeholfen. Diese pharmazeutische Fabrik in Karlsruhe stellt diverse Medikamente, aber auch Chemikalien her und vertreibt diese weltweit. Trotz moderner Datentechnologie werden die Papierberge an Akten in den Unternehmen nicht kleiner, eher ist das Gegenteil der Fall. Und die haben dort in manchen Büros wohl solche fremdorganisierten Ablagesysteme, wo dann Kräfte kommen und bestimmte Aktenordner, deren Inhalte ein gewisses Alter oder einen erledigten Status erreicht haben, aussortieren in fahrbare Container packen, die dann ihrerseits wieder in Möbel - Lastwagen gepackt werden und in ein zentrales Aktenlager nach Berlin verfrachtet werden. Kayla hatte die Aufgabe, solche vorsortierten Aktenordner nach einem bestimmten Schema in diese fahrbaren Container zu packen. Also eine richtige Hilfsarbeiter - Tätigkeit, wenn man so will. So was ist natürlich langweilig, aber wenn die Knete stimmt und dann nur für kurze Zeit, was solls. Vor allem fand Kayla sehr seltsam, dass der Subunternehmer strenge Regeln vorgab, die besagten, dass sein Personal, also auch Kayla, keine Gespräche mit den Beschäftigten des Pharmakonzerns führen durften, sonst gab es heftige Ermahnungen und auch Rauswurf. Auch wurde ihnen untersagt, dort in den Pausen die Betriebskantine zu besuchen. Immerhin durften sie wenigstens die Toiletten benutzen. Ihre Aufgabe hatte Kayla nach knapp 2 Stunden erfüllt und konnte dann immerhin mit 79 Euro mehr in der Tasche wieder nach Hause fahren. Dieses Subunternehmen scheint mir überhaupt sehr seltsame Personalkalkulationen zu betreiben. Die haben vom gesamten Personalbedarf vielleicht allerhöchstens 5 % fest angestellt, die ganzen restlichen 95 % an Personal werden tagesaktuell je nach Auftragslage nur so sprunghaft eingestellt und sofort nach Erledigung der Arbeit wieder frei gesetzt.
Ich will da nicht meckern, denn gerade das sind ja die Jobs, wie sie unsereins gebrauchen kann. Was nützt mir der schönste Job, wo man aber von mir erwartet, dass ich jeden Tag dort antanze? So was ist nichts für uns. Dann lieber mal einen Tag pro Woche oder noch seltener, richtig ranklotzen und den Rest der Woche wieder Ruhe. Wissen Sie, mit diesem Konzept habe ich die letzten 20 Jahre oder eher noch mehr, gut überstanden und für mich gibt's nichts besseres, ausser wenn man gar nicht arbeiten gehen muss und nur noch sein eigenes Ding machen kann. Eigentlich bin ich ja in dem Alter, wo ich das machen kann, aber wie oben erwähnt, die finanziellen Gegebenheiten sind im Moment eben so, dass man zusehen muss, dass die Kasse etwas aufgebessert wird. Ich bin da jedoch zuversichtlich und gehe davon aus, dass es nur vorübergehend notwendig ist, vielleicht ein halbes oder höchstenfalls ein ganzes Jahr. Kayla hat übrigens für nächste Woche sogar gleich für 2 Tage einen Job in Aussicht. Dafür muss sie sogar etwas weiter weg, nämlich nach Schwetzingen, das liegt rauf in Richtung Mannheim und Heidelberg, aber nicht ganz so weit. Ich schätze, es werden ungefähr 45 km Entfernung sein. Sie soll dann bei einem Zulieferbetrieb für Fahrzeugteile aushelfen, die Kupplungen herstellen und überholen. Den Firmennamen hat man früher in den 50iger- und 60iger Jahren öfters mal gehört, weil die damals wohl Motoren für Mopeds, Vergaser für Autos und so was mal herstellten, Fichtel & Sachs, heissen die. Heute machen die wohl nur noch Kupplungen und so was.
Neulich hatte ich beim Fahrrad fahren etwas Pech. Kurz vor der Siedlung hier gibt's auf der schmalen Zufahrtsstraße, die oben von der Bundesstraße abzweigt, ein kräftiges Gefälle. Wenn man zurück nach Hause kommt ist das natürlich angenehm, weil man da nicht in die Pedale treten braucht. In umgekehrter Richtung ist es aber dafür jedes mal echt ein Kampf, weil es sich dann ja als lang gezogene Steigung darstellt. Es war aber bei der Rückfahrt, also mit Gefälle. Wenn man nicht bremst, was ich aber keinem empfehlen würde, dann ist es mit dem Fahrrad überhaupt kein Problem, in dem Gefälle über 50 km/h drauf zu kriegen. Ich habe mir angewöhnt, dort immer so zu bremsen, dass das Fahrrad nicht wesentlich über ca. 30 km/h hinaus kommt, das ist so ein Wert, wo ich den Eindruck habe, dass man das Rad da noch beherrschen kann. Es war ein sehr schöner, milder Tag. Ich ließ das Rad rollen und wie gewohnt, setzte ich beide Bremsen am Rad, also vorne und hinten, behutsam ein, um die Geschwindigkeit bei 30 km/h zu halten. Plötzlich knackte es am Vorderrad und diese zangenähnliche Halterung der Backenbremse brach ab. Dabei verzog sich das u-förmige Teil, auf dem die beiden Bremsbeläge sitzen, so ungünstig, dass es sich zwischen Reifen und Schutzblech verklemmte und schlagartig das Vorderrad blockierte. Das alles geschah in Bruchteilen von Sekunden, trotzdem sehe ich es noch heute wie ein Zeitlupenfilm vor mir. Blockierendes Vorderrad bei einem Zweirad kennen Sie sicher, normalerweise macht man dann gleich einen Satz über den Lenker und fliegt auf die Schnauze. Es wurde zwar sehr unangenehm, aber ich hatte trotzdem noch Glück, weil das an einer Stelle passierte, wo die Straße leicht mit feuchtem Laub bedeckt war. Dadurch wirkte das blockierende Vorderrad nicht gleich wie ein Katapult, sondern glitschte schmierig und ohne rechte Spurhaltung weiter. Da ich zugleich die Rücktrittbremse getreten hatte, wurde das Rad dann doch trotz allen Geflatters deutlich langsamer, bevor ich dann unvermeidlich mit dem Drahtesel zur Seite in den Straßengraben stürzte. Genau in nasses Laub, was den Vorteil hatte, dass der Sturz abgemildert wurde. Zugleich hatte es den Nachteil, dass ich danach aussah wie ein Schwein, welches gerade im Schlamm gesuhlt hat. Na ja, besser ein Loch in der Hose und selbige dreckig, als ein Bein gebrochen oder noch schlimmeres. Zudem war ich froh, dass in dem Bereich gerade keine anderen Leute oder Autos kamen, einerseits wegen der zusätzlichen Gefahren, aber auch, weil die sich dann über mich totgelacht hätten, denn ich kann mir gut vorstellen, dass meine Bauchlandung im Straßengraben für Unbeteiligte recht lustig ausgesehen hat. Ich weiss, so etwas klingt banal, aber für den Rest des Tages war ich total fertig mit mir und dem Rest der Welt. In den darauf folgenden 5 Tagen habe ich mich nicht mehr aufs Fahrrad getraut, obwohl ich den Bremsschaden gleich am Tag danach repariert habe. Wie gefährlich diese Gefällstrecke wirklich sein kann, entpuppte sich nur wenige Tage später bei einigen übermütigen Jugendlichen, doch das lesen Sie weiter unten, da möchte ich jetzt nicht vorgreifen.
Der Rentner - Nachbar sagte diese Tage, dass die ehrgeizigen Pläne, die ein Unternehmer mit Teilen des Areals und der alten Fabrik hier hatte, das gezielt umzubauen, in Einzelflächen aufzuteilen, zu modernisieren, auch Teile dazwischen abzureißen, die nicht in sein Konzept passten und dann den modernisierten Kram sozusagen wie Kuchenstückchen in kleineren Portionen zu verkaufen, derzeit vom Tisch wären. Auch hier muss man sagen, der Finanzkrise sei Dank. Dieser Investor wollte auch nicht pur auf Risiko bauen und hatte heftig anderswo die Werbetrommel gerührt, um diese späteren Aufteilungsstücke zu verkaufen. Er dachte sich, auf diese Weise könne er zumindest zu einem Teil diese Sachen schon verkaufen, bevor sie überhaupt umgebaut sind und dann mit dem so vorzeitig eingenommenen Geld den Umbau finanieren. Das war aber wohl ein Schuß in den Ofen, weil wegen der Finanzkrise so ziemlich alle Interessenten vorzeitig abgesprungen waren und sich auch keine neuen mehr fanden. Wie ich Ihnen schon vor längerem berichtete, gab es für die rund 2 km entfernten Mühlen wieder einen neuen Besitzer, nach dem der Computerheini gescheitert war. Der Neue wollte sich vorerst nur riesige Wohnräume für sich darin einrichten und sich später überlegen, was er genau mit dem riesigen Rest macht. Der hat dann auch mal mit einem etwa 4 Mann starken Bautrupp dort angefangen ungefähr 2 Monate heftig zu schuften, die LKW von dieser Baufirma kamen täglich mehrfach hier vorbei, aber seit ungefähr 2 - 3 Monaten scheint dort wieder alles eingeschlafen zu sein. Man sieht nichts, keiner macht was und wenn man dorthin spaziert scheint auch nie einer da zu sein, es sieht schon richtig etwas trostlos aus. Unkraut beginnt schon wieder den Eingangsbereich zu überwuchern. Ob der nun auch von der Finanzkrise erwischt wurde oder ob das andere Gründe hat, weiss ich noch nicht.
Man merkt aber auch immer mehr, dass man alt wird. Im normalen Alltag will ich mich da aber noch gar nicht beklagen, da läuft so ziemlich alles noch frisch. An einer etwas ungewöhnlichen, anderen Sache bemerkte ich es vor wenigen Wochen. Wir hatten einen Abstecher nach Pforzheim gemacht. In einem Stadtteil war dort gerade eine Art Oktoberfest oder so was ähnliches wie der Cannstadter Wasen, natürlich etliche Nummern bescheidener, aber auch schon ganz ansehnlich. Wir schlenderten da so gemütlich in der Abenddämmerung über den Platz, da kam Kayla auf die Idee, dass sie mal mit so einem Fahrgeschäft mit fahren möchte. Das war so ein Ding, wie eine verkleinerte Mischung aus Riesenrad, Raupe, Karussell und Octopus. Man könnte vereinfacht sagen, ein Riesenrad, welches schräg lief. Beim Einsteigen standen die Zweier - Gondeln und der ganze Kreis an dem die hingen waagerecht, wie bei einem normalen Karussell, beim Lauf hob sich das Ding dann, so dass dann die Anordnung der Gondeln zu dem mittleren Aufhängungkreis ähnlich wie bei einem Riesenrad war, nur nicht ganz senkrecht gerade, sondern schräg. Als das dann so eine Zeit lang lief, zerteilte sich während der Fahrt der Aufhängungskreis in einzelne Segmente, die in unterschiedlicher Länge ausgefahren wurden und die dabei noch auf und ab wippten, also so ähnlich wie bei so einem Octopus - Gerät. Deren Bewegung wippte schließlich nach einer Weile synchron wellenförmig im Wechsel mit allen anderen Gondeln auf und ab, so ähnlich wie man den Effekt bei so einer Raupenbahn hat. Also man kann sagen ein Alles-in-Einem-Gerät. Fehlt nur noch, dass man noch irgendwie eine Autoscooter - Funktion eingebaut hätte, was aber bei so einer Konstruktion wohl nicht möglich wäre. Also ich sage Ihnen, früher in meiner Jugend, da hätte ich stundenlang mit solchen Apparaturen rund sausen können, ohne dass es mir im Geringsten etwas ausgemacht hätte, aber heute absolut nicht mehr. Für mich war danach Sense. Kayla musste den Wagen nachhause fahren, ich hätte das nicht mehr gekonnt. Ein permanent bedröhntes Gefühl bekam ich 2 Tage lang nicht mehr aus dem Kopf. So richtig beschreiben kann man das nicht, wie eine Mischung aus Seegang, Rotation, Flauheit, Schummerigkeit, Trägheit und Fluggefühl. Wenn ich die Augen schloß, sah ich nur noch rotierende bunte Kreise oder eine Art leuchtenden Sternschnuppenregen. Fazit ist für mich, dass ich inzwischen zu alt für so was bin, da spielt mein Kreislauf und meine Rübe nicht mehr mit. Da kann man sagen, dass dies wohl das aller letzte Mal war, wo ich in meinem Leben mit so einem Ding gefahren bin.
Es gibt ja manche Leute, die von bestimmten Sportarten extrem überzeugt sind und sogar versuchen, andere mit zu reissen und für diesen Sport zu begeistern. Wie Sie wissen, bin ich ein total unsportlicher Mensch. Ich habe zeitlebens nie nennenswert Sport betrieben, außer früher mal etwas schwimmen und Radfahren, aber letzteres schon mehr im Sinne von Spazierenfahren, wobei wir ja auch heute noch oft ausgiebig Radfahren. Trotz der Verschmähung von Sport im Allgemeinen würde ich mich selbst nicht als kraftlosen und muskellosen Schwächling bezeichnen, denn durch gewisse Tätigkeiten, denen ich regelmässig nachgehe, erfährt der Körper ja auch ein Mindestmaß an Betätigung und Trainig, wenn man so will. Allerdings ein Kraftprotz bin und war ich nie und hätte auch im ganzen Leben bislang keiner sein wollen. Das hat aber alles nichts mit Sport zu tun. Noch weniger als für den Sport selbst interessiere ich mich für Sportergebnisse. Also wer wann wo welchen Rekord aufgestellt oder in einer Sportart welches Ergebnis erzielt hat, das ist mir absolut völlig gleichgültig. So gleichgültig, wie einem nur irgendwas gleichgültig sein kann. Genau so verhält es sich auch mit Fußballergebnissen und ähnlichem Zeug. Was habe ich davon, ob die Mannschaft XY 3:2 gegen die Mannschaft ABC gewonnen oder verloren hat? Mir bringt das gar nichts, ich habe keinen Cent mehr in der Tasche, wenn der eine oder andere gewinnt, ich fühle mich dann auch nicht besser, wozu auch? Was habe ich damit zu tun, wenn die gewinnen? Das ist doch deren Bier, die haben sich den Sport ausgesucht und wenn sie halt verlieren, dann ist es deren Pech und mir ebenso egal. Wenn das denen nicht gefällt, dann sollen sie diesen Sport eben an den Nagel hängen und sind damit das Problem los, es zwingt sie ja keiner dazu. Zeitlebens habe ich nie Leute verstanden, die sich beispielsweise tagelang darüber grämen, wenn ihr Lieblingsfußballverein verloren hatte. So was kann ich bestenfalls mit Schulterzucken und einem desinteressierten : „Na und?" kommentieren. Sie kennen meine Einstellung zu solchen Dingen, weil ich das vor längerer Zeit schon mal erläutert hatte. Worauf ich aber hinaus will ist etwas anderes. Hier im benachbarten Ort ist einer, der macht immer solche Volksläufe und ähnlich sinnfreien Quatsch mit, was mir natürlich auch egal ist. Ich habe nichts dagegen, wenn es ihm Freude bereitet, kann der von mir aus rund um die Uhr tageintagaus laufen bis er tot umfällt. Nun dient in letzter Zeit hier bei uns vorbei der Weg zu den Mühlen oft als seine Trainingsstrecke. Früher kam der vielleicht einmal im Monat hier vorbei gelaufen und nach einer Stunde wieder zurück oder manchmal auch nicht, weil er einen anderen Nebenweg gewählt hat. In jüngster Zeit kommt der bestimmt jeden zweiten Tag hier vorbei, manchmal sogar zweimal am Tag. Nun blieb er öfters hier stehen und versucht mich oder Kayla zu überreden, auch mit diesem Laufsport zu beginnen. Das gäbe einem angeblich eine neue innere Freiheit und einen klaren Kopf, wenn man das regelmässig machen würde. Nun ist er auch nicht mehr der Jüngste, ich schätze, er wird vielleicht 5 Jahre jünger sein, als ich, und er erzählte, dass man da ganz bequem und langsam - schonend mit anfangen könnte. Er meinte, dass er früher mal Berufssoldat war, was oftmals eine gewisse körperliche Fitness voraus setzt, die sich solche Leute dann in regelmässigem Training holen. Von da her war der Draht dazu für ihn schon vorgegeben. Trotz seiner guten Werbung für den Laufsport gelang es ihm nicht, mich zu überreden, auch damit anzufangen. Ich finde es wirklich obskur, da plagen die sich das ganze Jahr ab und es ist für die das Größte, wenn sie dann an etlichen Groß - Laufveranstaltungen teilnehmen, wo hunderte Läuferinnen und Läufer gleichzeitig irgend eine Strecke in einer möglichst guten Zeit ablaufen müssen. Damit nicht genug, die geben sogar noch viel Geld dafür aus, weil diese Laufveranstaltungen oftmals so weit entfernt statt finden, dass alleine An- und Abreise mehrere hundert Euro kostet. Dann müssen die ja auch noch dort übernachten, also ein Hotelzimmer mieten usw., also ich weiss nicht und alles nur um am Ende sagen zu können: „Ich war dabei." Tut mir leid, ich kann so etwas nicht nachvollziehen, weder das Interesse daran als solches, noch die Begeisterung dafür, dort im Rudel zu laufen. Ich weiss nicht, ich finde, die Menschen werden immer eigenartiger. Das merkt man natürlich nicht nur an solchen Dingen, sondern an allen möglichen Sachen. Sind wir mal ehrlich, denken wir mal ungefähr 5 Jahrzehnte zurück. Stellen Sie sich doch mal vor, damals hätte einer gesagt, dass er zuerst 800 km fährt, um dann dort in einem Haufen Laufverrückter mit zu laufen. Da hätten Ihnen damals nahezu alle Leute einen Vogel gezeigt und Sie für total verrückt erklärt. Die hätten gefragt, ob man nichts besseres zu tun hätte und gezwungen sei, auf diese sinnlose Weise die Zeit tot zu schlagen. Gewiss gab es damals auch Sport und auch Laufveranstaltungen, aber dass große Massen von Leuten das auf eine derartige Weise betrieben hätten, das wäre damals völlig undenkbar gewesen. Das ist meines Erachtes auch eine dieser vielen Sinnlosigkeiten unserer heutigen Zeit.
Es ist schon komisch, dass Heizungen immer in der kalten Jahreszeit kaputt gehen müssen, aber das scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein. Das war schon früher in den Mietshäusern so, in denen ich überall damals mal gewohnt habe und heute bei uns im eigenen Haus ist es nicht anders. Nur mit dem blöden Unterschied, dass wir die Kosten für entsprechende Reparaturen jetzt selbst bezahlen müssen und keinem Vermieter aufs Auge drücken können, wie das früher üblich war. Es begann eigentlich harmlos und ich bin mir auch nicht sicher, ob das eine mit dem anderen überhaupt etwas zu tun hat, wahrscheinlich ist es nur Zufall, dass die beiden Fehler fast zeitgleich auftraten. Eines Nachts vor einigen Wochen wurden wir vor Hitze wach. Es war brütend heiss im Schlafzimmer, weil der Heizkörper volles Rohr heizte, obwohl wir das Dreh - Thermostat daran im Schlafzimmer immer nur auf einer kleinen Stufe eingestellt haben, so dass es dort normalerweise nie wärmer als 16 Grad wird. Aber da waren es 27 Grad und an normales Schlafen nicht mehr zu denken. Es stellte sich wie erwartet heraus, dass das aufgeschraubte Dreh - Thermostat defekt war und durch ein neues ersetzt werden musste. Das kann man normalerweise selbst machen, sofern man eines bekommt, welches das gleiche Montagegewinde hat. Im Baumarkt, die haben meist nur 1 oder 2 sehr gängige Größen, bei uns das war natürlich, wie sollte es auch anders sein, in einer nicht gängigen Größe. So war mehrfaches Hin- und Herfahren zu etlichen Spezial - Sanitärfritzen nötig, um an das passende Teil zu einem völlig überzogenen Preis von 43 Euro zu kommen. Die normalen Größen im Baumarkt kosten meist zwischen 9 und 15 Euro. Manchen Sanitärfritzen genügt das Absahnen mit stolzen 43 Euro aber noch bei weitem nicht, die verkaufen einem das Ding nicht als Ersatzteil, sondern verlangen, dass man es auch von ihnen montieren lässt, weil angeblich sonst ein fachgerechter Anbau dieses Teils nicht möglich wäre. Dann werden aus 43 Euro schnell 150 Euro. Die behaupten, dass ein Laie die Spezial - Madenschraube in der Halterung nicht korrekt zuschrauben könne. Fakt ist, das dort eine winzige Imbusschraube drin sitzt, die noch eine Spezialeinlage hat, die beim letzten festen zuschrauben den Kopf der Imbusschraube unbrauchbar macht, so dass nachher nur noch ein Santitärfritze mit einem Spezialwerkzeug das Ding wieder austauschen kann. Das ist also vom Hersteller so als verkaufsfördernde Maßnahme für Sanitärbetriebe absichtlich eingebaut. Eigentlich für mich gleich ein Grund, die Produkte dieses Herstellers künftig zu meiden, was aber hierbei nicht so ohne weiteres geht, weil man dazu das ganze Heizungsventil austauschen müsste, was natürlich kaum jemand machen wird, weil man dazu die gesamte Heizungsanlage abschalten und leer laufen lassen müsste, das Ventil wechseln, dann wieder alles auf Druck voll laufen lassen, den Kessel und alle Heizkörper im Haus entlüften etc, daraus würde dann also eine Arbeit für mindestens 2 Tage. Dort ist nämlich ein Heizungsventil eingebaut, auf welches die normalen Thermostat - Drehkköpfe erst gar nicht passen, sondern nur diese blöden speziellen Mistdinger von diesem einem Hersteller. Sei es drum, also für 43 Euro bekam ich dann einen einzelnen Thermostat - Drehknopf bei einem diese Sanitärheinis und habe es eingebaut und die Heizung lässt sich in dem Schlafzimmer wieder perfekt regeln. Aber das war erst der erste Teil der Serie an Heizungspannen. Vielleicht eine Woche später, es war ein sehr kalter Tag, wir saßen im behaglich geheizten Arbeitszimmer, wie ich den großen Raum im ersten Stock nenne, als es plötzlich zusehends kälter wurde und mit der behaglichen Wärme aus war. In allen anderen Räumen wurde es auch kalt. So bin ich in den Heizungskeller und dort flackerte schon eine Warn - Kontrollleuchte vom Brenner, dass da eine Störung dran wäre. Sie wissen, was man dann zuerst prüft, ob noch genug Heizöl im Tank ist und ob das Öl beim Brenner ankommt u.s.w., aber das schien noch alles zu funktionieren, nur der Brenner selbst wollte nicht mehr. Man kann bei diesem Modell den Brenner an einem rückseitigen Knopf auch von Hand zünden, also ohne diese eingebaute Automatik - Elektronik, die die Temperatur ermittelt und dann nur bei Bedarf automatisch zündet. Wenn ich auf den besagten Knopf drückte zischte es heftig im Brenner, mehr aber auch nicht, er blieb aus. Wir schauten noch, ob irgendwo am aufgeklappten Brenner zu starke Verrußungen oder Verstopfungen erkennbar sind, viel mehr kann man als Laie auch nicht mehr tun. So blieb uns nichts anderes übrig, als einen Fachbetrieb anzurufen. Der Rentner hier aus der Siedlung hatte uns einen Heizungspezialisten aus Karlsruhe empfohlen, der sei kompetent und preiswert zugleich. Den riefen wir an und schon nach weniger als einer Stunde stand der hier auf der Matte. Der Handwerker schaute sich alles an, sah den Brenner und meinte, dass diese Sorte von Brenner heute gar nicht mehr zulässig sei. Natürlich gibt's Bestandsschutz, wo das Ding noch läuft darf es bis zu seinem bitteren Ende weiter laufen, sofern gewisse Abgaswerte nicht überschritten werden, aber bei einem Austauschbedarf muss ein ganz anderer Typ eingebaut werden. Er stellte auch fest, dass der Brenner von Baujahr 1987 ist, was wir persönlich beim Kauf des Hauses noch als einigermaßen modern empfanden, aber heute ticken die Uhren da anders. Baujahr 1987 gilt in Heizungskreisen heute schon als Methusalem. Ist doch so, wenn man vielleicht 1975 ein Haus hatte, wo eine Heizungsanlage von 1950 drin war, die noch funktionierte, dann fand man das toll und schon fortschrittlich, was sind schon 25 Jahre für so eine aufwändige Sache, wie eine Heizung, zumal wenn sie noch funktioniert? Aber heute wird anders gerechnet. Der Heizungsexperte erläuterte, dass heute alle Heizungen, die älter als 12 Jahre sind, als hoffnungslos veraltet gelten, weil zu diesem Zeitpunkt wohl entscheidende Veränderungen eingeführt wurden. Da nützt es auch nichts, wenn die noch funktioniert, bei einer Gebäudebewertung würden solche alten Schätzchen mit 0 angesetzt, auch wenn sie die Wohnung noch behaglich wärmen. Nun wurde bei uns ja nichts mehr gewärmt, sonst hätten wir den ja gar nicht angerufen. Wir fragten den, ob man den alten Brenner denn nicht preiswert reparieren könne, da wir auch nicht zu viel Geld für so was ausgeben können. Er prüfte dann noch einiges, kam aber leider zu dem Schluß, dass das Ding endgültig über die Wupper sei und eine Reparatur nicht mehr möglich ist, zumindest nicht mehr aus wirtschaftlicher Sicht. Er meinte, wer wird schon für eine krampfhafte Reparatur mit ungewisser Haltbarkeit vielleicht 1800 Euro ausgeben, wenn ein ganz neuer Brenner mit 3 Jahren Garantie 2400 Euro kostet? Na ich sage Ihnen, da kriege ich die Krise. Wie schon weiter oben erwähnt, befinden wir uns gerade jetzt nicht in einer Phase des Überflusses, wo man mal eben so 2400 Euro aus dem Ärmel schüttelt. Solche Zusatzkosten passen uns derzeit überhaupt nicht ins Konzept. Das habe ich dem Heizungsfachmann dann auch gesagt. Der verzog nur etwas die Miene und meinte, dass er da überhaupt keine anderen Alternativen sehen würde, ausser vielleicht, dass man die Heizung abschalte und sich ins Kalte setzt. Das ist natürlich auch kein Zustand. Wie dem auch sei, dieser Heizungsmensch kassierte 117 Euro für seine bisherigen Bemühungen, also die Fehlersuche und zog ohne Beseitigung der Schäden von dannen. Darüber sprach ich dann mit dem Rentner, der mir diesen Knilch ja empfohlen hatte. Er meinte, ja so sind die heute und da ist das normal, alles gleich neu einzubauen, aber ansonsten würde der gut und preiswert arbeiten. Das nützte uns in dem speziellen Fall aber gar nichts. Dann kam mir, der zugegeben etwas gewagte Einfall, dass doch in den alten Fabrikhallen bestimmt auch irgendwo noch Heizungsbrenner installiert sind, die vielleicht auf unsere Heizung passen könnten. Der Rentner hielt von der Idee schon gleich gar nichts, erstens weil die ja mit Sicherheit noch viel älter sind, als der kaputte Brenner in unserem Keller, zweitens weil die nach so langer Standzeit von weit über 20 Jahren Stillstand nicht mehr funktionieren dürften, drittens weil ich als Laie auf dem Gebiet das wohl nicht selbst aus- und einbauen könne und man auch keinen echten Fachmann finden wird, der das für einen macht und viertens, weil spätestens bei der nächsten Kontrolle und Einmessung der Heizungsanlage durch den Schornsteinfeger Ärger droht, weil der solch ein Gehudel dann nicht durchgehen lässt und weil diese Uraltbrenner mit Sicherheit die heutigen Umweltauflagen nicht einhalten. Trotz seiner zahlreichen Bedenken ließ mich der Gedanke nicht mehr los. So bin ich noch am gleichen Tag zusammen mit Kayla über 5 Stunden durch die alten Fabrikhallen gestreift. Dort stießen wir natürlich auf zahlreiche Brenner, aber fast immer waren sie viel zu groß. Entnervt brachen wir dann die Suche dort ab und gingen zurück ins kalte Haus. Inzwischen war dem Rentner noch ein ehemaliger Kollege eingefallen, der früher in der Fabrik solche Anlagen immer reparierte und bei Bedarf erweiterte. Dieser Mann ist selbst schon um die 70 Jahre alt, wäre aber noch recht rüstig und der Rentner hat auch noch etwas Kontakt zu dem. Er meinte, man könne den ja zumindest mal um Rat fragen, ob der eine billig umsetzbare Idee hat. So wurde der Mann kontaktiert, der heute in der Nähe von Bretten wohnt, was ja von hier nicht übermässig weit ist. Der war sichtlich erfreut sozusagen noch mal gebraucht zu werden, damit seine in Jahrzehnten erworbenen Kenntnisse nicht weiter sinnlos brach liegen. Der Mann war sehr redselig, besonders wenn es um seinen früheren Beruf ging. Wie ein Wasserfall quollen die Ideen aus ihm, als ich ihm unser Problem schilderte und dass wir sogar schon in seiner ehemaligen Wirkungsstätte, der alten Fabrik, nach einem passenden Ersatz gesucht hätten, wohl ohne Erfolg. Da blühte er gleich doppelt auf, als er hörte, dass in der Fabrik wohl so ziemlich alles noch vorhanden sei, wie er es vor vielleicht 25 Jahren an seinem letzten Arbeitstag verlassen hat. Vor allem die Aussicht darauf, sein altes Arbeitsumfeld noch mal wieder zu sehen, riß ihn förmlich aus dem Sessel. Am liebsten wäre er aufgesprungen und gleich mit uns gefahren. Das hätte an diesem Tag aber keinen Zweck mehr gehabt, weil es schon dämmerte und in der Fabrik ist bekanntlich kein Licht mehr, jedenfalls im Großen Ganzen nicht, bis auf ein paar kleine Stellen. Schon am nächsten Tag haben wir den Mann morgens zeitig abgeholt und sind mit dem durch die alten Hallen geschritten. Ich sage Ihnen, der Mann hatte die Tränen in den Augen stehen; wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob es Tränen der Verzweiflung waren, wenn er sich seine ehemals gepflegten Anlagen im heutigen Zustand ansah oder ob es Tränen der Freude waren, weil der größte Teil davon tatsächlich auch heute noch existiert, wenngleich seit damals im Dornröschenschlaf und unter entsprechenden Staubschichten. Zielsicher, als wäre er gestern noch hier gewesen, schritt er mit uns in den ersten Keller der vorderen ersten großen Halle. Er sagte, dort stünde die Heizungsanlage für die Büroräume, die oben in einem Nebenteil dieses Gebäudes waren. Bewaffnet mit zig guten Taschenlampen gingen wir staunend dem Mann nach. Ich glaube, der hätte die richtige Stelle sogar mit verbundenen Augen gefunden. Voila, plötzlich fanden wir uns in einem Neben- Nebenraum dieses Kellergeschosses wieder, in dem wir bislang trotz aller Erkundungen noch nie drin waren, was auch zeigt, dass wir da noch längst nicht alles kennen. Dort stand eine Batterie von Heizkesseln, große und mittlere. Er deutete auf die mittleren und meinte, dass man diese Brenner auch in unserer Hausheizung, die er auch kannte, problemlos verwenden könne, sofern sie noch funktionieren. Er meinte zudem, dass diese ganzen Brenner dort damals noch im letzten Jahr seiner Arbeit komplett erneuert worden wären, die hätten also bis zur Stillsetzung nicht viel gelaufen. Allerdings 25 Jahre Stillstand richten oft mehr Schaden an, als zig Jahre Arbeit, so einen Einwand machte ich dann. Darauf grinste er und meinte, dass wir ja immerhin die Auswahl unter 6 derartigen Brennern hätten, und wenns der eine nicht tut, versuchen wirs halt mit einem anderen. So haben wir meine umgebaute ex - Werks - Handkarre geholt und eifrig hat der Mann gleich binnen weniger Minuten 4 der 6 Brenner ausgebaut und unter dem Ächzen der Räder des Handkarrens vom Gewicht der durchaus schweren Brenner haben wir die Dinger zu uns rüber geschafft. Ich habe schon immer gesagt, dass diese Brenner dort nie im Leben passen, weil die schon rein optisch fast doppelt so groß waren. Aber der alte Fachmann, der auf Grund seines Alters natürlich nicht mehr schwer heben kann, hat uns dann angeleitet, wenn schwere Sachen zu heben waren, und obwohl der schon fast 25 Jahre aus dem Beruf raus ist, hatte der unseren alten Brenner in weniger als 5 Minuten komplett ausgebaut. Die rüber geschafften Brenner passten natürlich nicht auf Anhieb, aber er hat uns erklärt, wie wir diese Brenner von ihrer Grundplatte ab schrauben und dann auf die alte Grundplatte von unserem Brenner drauf montieren. Das ging binnen vielleicht einer halben Stunde. Dann dieses so neu entstandene Gebilde aus gebrauchter Original - Grundplatte, die praktisch wie eine schwenkbare Ofentür mit Brenner drauf wirkt, und gebrauchtem Fabriks - Brenner unter seiner Anleitung und Mithilfe an den Heizkessel angebaut. Nach rund einer Stunde war das Ding drin, der Mann hat dann noch alle Leitungen für Strom, Temperatursteuerung, Heizöl u.s.w. angeschlossen und dann folgte der erste Problelauf. Unter heftigem Getöse und Feuerspucken sprang der alte Brenner nach fast 25 Jahren Dornröschenschlaf zum ersten mal wieder an. Er donnerte gewaltig, wesentlich lauter, als unser originaler Brenner früher war. Kayla fand das recht beängstigend und meinte, dass da wohl bald die ganze Heizung explodieren wird. Der alte Fachmann beruhigte und meinte, das sei halt so, diese Sorte von Brenner wäre halt sehr laut, was in einer Fabrik natürlich früher keinen gestört hat, weil der Umgebungslärm ohnehin so laut war, dass das laute Brennergeräusch darin unter ging. Das habe aber nichts zu bedeuten und man wird sich ja später wohl kaum gemütlich in den Heizungskeller setzen wollen, um dort zu entspannen. Also glaubten wir ihm, er war ja der Fachmann, und ließen die Heizung so eine Weile donnern. Im Haus wurde es wieder behaglich warm. Dann wurde es aber immer wärmer, viel zu warm, weil der Brenner nicht mehr aus ging, als die Steuerung ihn eigentlich abschaltete. Da war dann schnelles Handeln gefragt, denn sonst wäre der Kessel durchgebrannt oder geplatzt. Wo Laien wie wir dann vielleicht nervös werden, blieb der alte Hase ganz ruhig, schraubte den Heizölhahn zu und nach einigem knatterigen Geflacker erlosch dann der Brenner. Der Mann prüfte dann noch einiges und kam zu dem Schluß, dass an diesem Brenner die Steuereinheit defekt sei, wahrscheinlich durch den langen Stillstand von rund 25 Jahren. So wurde mit einem Zeitaufwand von vielleicht 90 Minuten das selbe Procedere noch mal gemacht und der zweite von den 4 Fabriksbrennern auf die Grundplatte umgeschraubt. Handwerklich also die selbe Umbau - Geschichte wie zuvor. Dieser Brenner lief ähnlich gut, war sogar einen Hauch leiser und schaltete nach erreichen der Kesseltemperatur auch ordnungsgemäss ab. Das wurde dann noch etwa 2 Stunden lang beobachtet und unser Haus ist jetzt wieder rundum behaglich warm. Der alte Fachmann sollte natürlich dafür auch bezahlt werden, ist doch klar, gute Leistung soll schließlich belohnt werden. Er forderte auf Absprache 50 Euro, wir wollten ihm wegen der zufrieden stellenden Leistung sogar 70 Euro geben, was er aber ablehnte. Da wir mitbekommen hatten, dass er ein sehr großer Kaffee - Freund ist, haben wir ihm dann noch 2 Pakete Kaffee geschenkt, die er sehr gerne annahm. Ich hatte den Eindruck, dass er sich über den Kaffee noch mehr freute, als über das Geld. Wir haben ihn dann wieder zurück nach Bretten gefahren und er bot aus sich heraus gleich an, falls es wieder Heizungsprobleme gäbe, sollten wir ihn einfach ansprechen, er habe fast immer Zeit für so was. Ich glaube, der war wirklich richtig froh, so nochmal sein Können unter Beweis stellen zu können, als wie ansonsten das ganze Wissen seines Berufslebens nur noch sinnlos brachliegen zu lassen. Nun haben wir die anderen Brenner noch als Ersatz für zukünftige Ausfälle im Keller liegen. Ich bin allerdings mal gespannt, was der Schornsteinfeger bei der nächsten Überprüfung der Anlage sagen wird, die jährlich einmal statt findet. Ich glaube, die ist im März oder April nächsten Jahres wieder fällig. Nun waren wir sichtlich froh, dass wir keine 2400 Euro für einen neuen Brenner ausgeben mussten, was uns momentan im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt hätte. Es wäre gar nicht bezahlbar gewesen, oder wir hätten die eisernen Reserven antasten müssen, was wir aber unbedingt vermeiden wollen. Damit war in Sachen Heizung aber leider noch immer nicht alles überstanden. Wie Sie wissen, war im Oktober wieder diese blöde Umstellung von Sommer- auf Winterzeit, dieses hirn- und sinnlose Unterfangen. Die Steuerung der Heizung verfügt auch über eine so genannte Schaltuhr, die vornehmlich die Aufgabe hat, diese Nachtabsenkung ein- und auszuschalten. Die ist bei uns so eingestellt, dass der Vorlauf der Heizung zwischen 23.15 Uhr und 4.30 Uhr um rund 20 % kleiner gestellt wird. In Grad könnte man grob sagen, dass die Heizung im Mittelwert in dieser Zeit nur noch bis 17 Grad Zimmertemperatur erlaubt, während in der übrigen Zeit in einigen Räumen sogar bis zu 27 Grad möglich sind, in manch anderen Zimmern schafft man aber nicht mehr als 22 Grad. So fiel mir ein, dass ich diese Schaltuhr auch umstellen muss, weil es abends zu früh kalt wurde. Ich also wieder in den Heizungskeller gejumpt und diese Uhr ist noch eine elektromechanische Schaltuhr, die in einem Steuerkasten seitlich neben der Heizung an der Wand hängt. Zur Uhrumstellung muss man vorne ein Deckelchen ab ziehen und dann so ein Rad mit den Uhrzeiten drauf entsprechend verdrehen, bis die gültige Zeit mit der Zeitanzeige auf dem Rad durch Überdeckung mit einem feststehenden Zeiger identisch ist. Aber Pustekuchen! Beim ersten Versuch, das Ding zu verdrehen, machte es knacks in dem Teil und weiter innen drin in der Schaltuhr fiel hinten etwas runter, was ich aber nicht genau sehen konnte. Die Folge war, dass die Uhr nicht mehr weiter lief, sondern immer auf dem Zeitpunkt, wo mir das passierte stehen blieb, das war gegen 18 Uhr. Somit gab es auch keine Nachtabsenkung mehr. Immerhin wird noch ordentlich geheizt, aber weil auch über die Nacht voll geheizt wird, ist natürlich der Ölverbrauch höher. Das ist ja vornehmlich der Sinn der Sache, den Heizölverbrauch mit der Nachtabsenkung zu reduzieren. Momentan heizen wir quasi noch umsonst, weil wir nach wie vor alte gesammelte Ölreste aus der Fabrik im Tank haben, da ist das nicht ganz so schlimm. Man kann es aber nicht so lassen, da man den Tag schon kommen sieht, an dem alle kostenlosen Ölbestände aus der alten Fabrik verheizt sind und wir wieder Heizöl kaufen müssen. Es hängt von der Härte des Winters ab, aber ich schätze mal, dass wir noch ungefähr ein Jahr lang mit diesem „Altöl" der besonderen Art auskommen, aber dann fällt so ein kostenintensiver Posten wie Heizöl besonders schmerzhaft ins Gewicht, wenn man vorher rund 2 Jahre lang von völlig kostenlosem Heizöl den Hintern gewärmt bekam. Daher ist uns auch durchaus daran gelegen, die vorhandenen Vorräte zu schonen und nicht sinnlos zu verheizen. Nun bin ich kein Elektrotechniker, der solch eine Schaltuhr, die ja fest installiert ist, selbst austauschen kann und ich hatte auch keine Ahnung, wo man so ein Ding überhaupt her kriegen sollte. Der Rentner hier meinte einfach, ich soll es damit machen, wie mit dem Heizungsbrenner. In der Fabrik stehen doch hunderte, wenn nicht tausende Schaltkästen an den alten Maschinen und Anlagen, vielleicht ist da ja irgendwo auch solch eine Schaltuhr dabei. Aber was würde mir das nützen? Ausbauen könnte ich die vielleicht noch, einfach Drähte mit der Zange abzwacken und das Ding ausschrauben, fertig! Aber ich müsste dann ja hier die defekte Uhr ordnungsgemäß ausbauen, ohne etwas zu beschädigen und die Ersatzuhr korrekt anschließen, damit es auch funktioniert. Nichts für mich. Wäre es einfach eine Steckdose, ein Schalter oder eine Lampe, die anzuschließen ist, dann hätte ich mich deswegen nicht bange gemacht, aber so lieber nicht. Also wurde zuerst wieder der „Heizungs - Rentner" aus Bretten kontaktiert und vielleicht konnte der das ja. Als ich ihm das Problem erklärte, winkte er aber ab, weil solche Arbeiten in dem Betrieb damals immer die Betriebselektriker gemacht hätten. Da fiel mir als letzer Ausweg der Elektriker ein, der hier auch schon mal damals nach den Anlagen geguckt hat und mit uns zusammen einige Sachen durchprüfte, Sie werden sich sicher erinnern, an meine Berichte von vor ungefähr 2 Jahren. So habe ich den angerufen und am Tag danach kam der schon. Er schaute sich das alles an und meinte, das Anschließen davon sei überhaupt kein Problem, eher aber das Beschaffen einer genau passenden Schaltuhr dafür. Diese alten Bauformen gäbe es so nicht mehr, da müsse man eine neue besorgen und die entsprechend umstricken. Ich erzählte ihm dann, dass man vielleicht eine gebrauchte beschaffen könne, sofern man eine solche in der Fabrik findet und ob er die dann halt nur einbauen könnte. Damit war er einverstanden und wir einigten uns darauf, dass er 2 Tage später nochmal vorbei schaut und die dann einbaut, falls wir so was in der Fabrik finden. So sind wir fast 2 volle Tage durch die Fabrik gezogen. Etliche ähnliche Dinger fanden wir, aber keines was exakt dem Vorbild entsprach. Kayla meinte, dann sollten wir eben diese ähnlichen Dinger dort ausbauen und mitnehmen, vielleicht kann der Elektriker die ja dafür brauchen. So haben wir insgesamt eine Auswahl von 13 Stück dort teils mühselig unter Verrenkungen und auch etwas Angst ausgebaut, weil wir uns nie ganz sicher waren, ob diese alten Anlagen wirklich alle ohne Strom sind, denn es gibt dort vereinzelt durchaus noch Schaltkästen, an denen das eine oder andere Kontrolllämpchen leuchtet, was ja nichts anderes heisst, dass dort vereinzelt eben doch noch Strom ist. Natürlich haben wir die Dinger nur aus Kästen ausgebaut, wo weit und breit nichts leuchtete, im ganzen Raum nicht. Der Elektriker war dann später mehr belustigt von unserer Auswahl, weil er meinte, das kein einziges von diesen Dingern eine Schaltuhr wäre. Gut, im Gehäuse sahen die irgendwie ähnlich aus, aber es waren halt andere Apparaturen. So musste er dann doch eine neue Schaltuhr umstricken und einbauen, was dann einschließlich Arbeitslohn insgesamt mit sauren 172 Euro zu Buche schlug. Aber nun klappt wirklich wieder alles mit der Heizung bestens.
Noch eine verrückte Anekdote am Rande. Da schreibt mir in letzter Zeit fast wöchentlich ein angeblicher Herr Quirin Baltus, den ich definitiv nicht kenne, dicke Briefe. Briefe, die meist über 5 oder noch mehr DIN - A4 - Seiten gehen und die vor allem eines enthalten: Beleidigungen. In seinen Beleidungen ist dieser Baltus sehr erfindungsreich und er lässt sich da teils schon seltsame Mixturen aus vulgärem Wortschrott und feinsilbigem Gehabe einfallen. Da unterstellt er mir beispielsweise in einer abstrusen Beschuldigung, dass ich ständig öffentliche Toiletten aufsuchen würde, nur um dort anstatt in die Urinale oder in die Kloschüsseln, an die Wände oder in die Flure pissen würde. Oder in einem anderen Brief schreibt er, dass ich eine zweistufige Missgeburt sei. Zweistufig deshalb, weil mein Körper in diesem Jahrhundert auf die Welt gekommen sei und mein Gehirn vor 1000 Jahren. Wieder an anderer Stelle schlägt er vor, dass ich am Müllabholtag in eine Mülltonne steige und mich so selbst entsorgen solle, ich solle dabei aber unbedingt in die Biotonne klettern, wegen der korrekten Mülltrennung. Alleine die Ideen sind schon so kaputt, dass man dem Mann mit Sicherheit eine Sonderform des Wahnsinns unterstellen muss. Ich weiss gar nicht, wie der ausgerechnet an meine Adresse kommt. In seinen Briefen erwähnt er oft, dass er in Bremen wohnt und wir haben inzwischen raus bekommen, dass fast alle Briefe tatsächlich in einem Zustellbereich von Bremen aufgegeben wurden.
Vor kurzem ist in der schmalen Zufahrtsstraße hier zur Siedlung ein schwerer Unfall passiert. Allerdings ganz anders, als Sie es vielleicht nun zuerst vermuten würden. Wenn man „Unfall auf Straße" hört, sieht man im Geiste immer direkt verunglückte Autos oder Motorräder vor dem inneren Auge. Hier das war eine ganz andere Sache. Wie ich schon öfters berichtete, trifft man hier eigentlich so gut wie nie auf Jugendliche, weil es denen zu weit ab vom Schuß liegt. Nun hatten aber doch einige Jugendliche die besagte schmale, kurvige und stellenweise sehr steile Straße für sich entdeckt und glaubten, es sei wohl eine ideale Piste, um mit so einem Rollbrett rasant runter zu sausen. Sie kennen diese komischen Dinger auch, die schon vor zig Jahren aus Amerika hier rüber geschwappt sind, diese Skateboard - Gebilde. Nun ja, wir sind früher Rollschuh gelaufen und so haben die halt das. Andererseits liegt es natürlich in der geistigen Unreife vieler Jugendlichen begründet, dass die gerne Gefahren eingehen, auch um sich damit bei ihren Kumpanen zu brüsten. Dass besonders männliche Jugendliche oft einen starken Hang zum Imponiergehabe als Folge von Pubertätsproblemen entwickeln ist altbekannt, aber ich meine, in den letzten 10 Jahren werden die Auswüchse immer heftiger, weil die kaum noch in ihre Schranken gewiesen werden und man denen einfach zu viel durchgehen lässt. Egal, darüber will ich hier gar nicht debattieren. Eine kleine Gruppe von solchen Jugendlichen mit Skateboard donnerte jedenfalls an einem Samstag hier einige hundert Meter vor der Siedlung in den Gefällstrecken wie die Idioten die Straße runter und das selbst zwischen vorbei kommenden Autos her. Durch die engen Kurven und die stellenweise dichte Bewaldung kann man an vielen Stellen nicht sehen, wann Verkehr entgegen kommt. Dann kam, trotz Samstag, ein schwerer LKW von der Regenwasserbehälter - Fabrik denen entgegen, der bergauf fuhr. Gleich hinter einer Kurve entdeckten die Jugendlichen den entgegenkommenden LKW, als sie mit einem Affenzahn talwärts zischten. Der LKW hat dann noch eine Vollbremsung hingelegt, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Die sind dann auch nicht mit dem LKW zusammen gestoßen, weil sie es vorher vorzogen, seitwärts ins Gebüsch zu rasen, da das Ausweichen auf diese Art gefahrloser schien, als gegen den LKW zu klatschen. Trotzdem hat sich ein etwa 16jähriger Junge dabei so stark verletzt, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb. Ein Kumpel von ihm erlitt ebenfalls sehr schwere Verletzungen und wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen. Ein weiterer Kumpel kam wohl mit normalen Verletzungen wie Knochenbrüchen davon und wurde mit einem normalen Krankenwagen abtransportiert. Ein vierter hatte Glück im Unglück, wie man später in der Zeitung las, war ihm beim Start das Skateboard seitlich weggerutscht, so dass er vorher schon auf die Schnauze geflogen war, dabei aber nicht ernsthaft verletzt wurde und bevor der dann wieder in Fahrt gekommen war, war der Unfall schon passiert. So was ist zweifellos kein schöner Vorfall und ich kann die betroffenen Eltern nur bedauern, aber an den Spätfolgen dieses Unfalls sieht man wieder, welche abstrusen Dinge manche Eltern daraus heute entwickeln. Niemand von denen kommt auch nur im Ansatz auf die Idee, dass es vielleicht ein wenig Sache der Eltern ist, sich um ihre Kinder zu kümmern und sie so zu erziehen, dass sie solche Gefahren erst gar nicht eingehen; nein im Gegenteil. Die haben dann noch groß die Schnauze aufgerissen, dass angeblich die Gemeinde oder die Straßenbauverwaltung schuld sei, wenn man solche unübersichtlichen Straßen vorhalte. Wieder andere tönten mit ein, dass es wohl am ungeeigneten Fahrbahnbelag läge, weil darin zu viele Flickstellen wären u.s.w. Man kann fast schon sagen, dass sich daraus eine Art Bürgerprotestgruppe entwickelt hat, die nun den schwarzen Peter für diesen Unfall krampfhaft irgendwelchen anderen in der Verwaltung oder sonst wo in die Schuhe schieben wollen. Solche Leute sind für mich doch krank, geisteskrank, um genauer zu sein. Fakt ist doch wohl, das man mit solchen Rollbrettern im öffentlichen Straßenverkehr, besonders auf solchen Straßen, absolut gar nichts zu suchen hat. Wo kämen wir da hin, wenn jeder Idiot mit irgendwelchen Gebilden dort so unkontrollierbar zwischen dem normalen Straßenverkehr her saust? Morgen fahren vielleicht andere Schwachköpfe mit einer Badewanne dort runter, an die sie Rädchen geschraubt haben und wenn dann was passiert, sind es natürlich andere schuld. Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass die meisten Menschen heute gar nicht mehr zu einer objektiven Bewertung von Dingen fähig sind. Ob das vielleicht eine Folge der Medienüberflutung ist, die die Leute in ihrem ganzen Empfinden abgestumpft und verdreht hat? Wahrscheinlich liegt es aber eher an einer zu konsequenzenlosen Behandlung solcher Schwachköpfe. Wenn derartiges Treiben ohne Folgen bleibt, dann macht halt bald jeder was er will. Sind wir doch mal ehrlich, wenn wir früher in unserer Jugendzeit solch einen Mumpitz gemacht hätten und auf die Idee gekommen wären, mit einem Brett eine solch gefährliche und öffentliche Straße runter zu sausen, dann hätte man uns grün und blau geschlagen und anschließend für ein halbes Jahr in die Klapsmühle gesteckt, um auszuloten, ob man noch alle Sinne beisammen hat. Und zu was? Zu Recht! Der Rentner hier aus der Siedlung hat für so was seine ganz eigene, sehr spezielle Theorie, er sagt an allem sei Tschernobyl schuld. Die dort freigesetzten Stahlungswolken, die ja auch hierher nach Deutschland wehten, hätten vielen Leuten kollektiv das Gehirn kaputt gemacht, das stünde für ihn fest, weil vor dieser Katastrophe waren die Menschen viel vernünftiger. Er setzt da so einen Schnittpunkt, der sich mit seinen Folgen auch in alle nachfolgenden Generationen fortsetzt. Nun, eine gewagte Theorie, aber wer weiss, vielleicht ist es wirklich so. Ich meine, wenn man so zurück denkt, dann kann man grob sagen, dass die Verhaltensmuster der meisten Menschen ungefähr bis Mitte der achtiziger Jahre des letzten Jahrhunderts anders und viel vernünftiger waren und dann kam irgendwie ein Schnitt, ab dem immer alles abstruser wurde. Möglicherweise ist das alles aber auch nur eine Frage des eigenen Betrachtungswinkels, der sich mit dem älter werden verschoben hat oder der sich heute mehr auf andere Sachen konzentriert und man vor 30 Jahren solche Dinge einfach nicht richtig wahrgenommen hat, auch wenn sie da vielleicht auch passierten. Aber ich glaub nicht, es scheint mehr doch daran zu liegen, dass man Leute, die so ausrasten heute zu wenig in die Schranken weist.
Jetzt scheint sich die Wirtschaftskrise mit Verzögerung bei vielen Autohäusern breit zu machen. Während man fast überall von einer leichten Erholung der Wirtschaft und einem Aufwärtstrend spricht, beobachte ich, dass so viele Autohäuser und Werkstätten wie noch niemals zuvor innerhalb kürzester Zeit dicht gemacht haben. Noch vor wenigen Monaten, als man täglich von der Wirtschaftskrise sprach, schien bei denen noch alles rund zu laufen, aber jetzt, wo es angeblich wieder aufwärts geht, gehen viele bankrott. Wie Sie wissen, fahre ich seit längerem einen kleinen Opel - Corsa - Turbodiesel und daher fiel mir gleich besonders auf, dass hier am Stadtrand von Karlsruhe ein Opel - Autohaus von heute auf morgen geschlossen hatte. Nun sind die Opelaner ja im letzten halben Jahr besonders gebeutelt worden. Das ganze blöde Gezerre zwischen GM, Opel, Magna und dann der doch recht eigenartige Rückzug von GM und überhaupt das ganze Hin und Her, hat sicherlich mehr Kunden verunsichert, so dass sich viele gar nicht mehr trauen, einen Neuwagen von Opel zu kaufen, weil die Angst haben, dass kurz nach dem Kauf die Existenz von Opel endet und alle Garantieansprüche flöten gehen. Nun betrifft mich die Schließung dieser Opel - Werkstatt in Karlsruhe nicht wirklich, weil ich ja alles nach wie vor bei meinem markenunabhängigen Autobekannten am Stadtrand von Stuttgart machen lasse. Einzige Ausnahme wäre, wenn ein Mangel vorläge, der es nicht mehr gestattet, die rund 70 km bis Stuttgart zu fahren. Trotz dieser Opel - Krise, die Opel - Autohäuser sicherlich derzeit besonders anfällig für Schließungen macht, habe ich auch in den letzten Wochen zahlreiche Autohäuser anderer Marken sterben sehen. Ebenfalls im Bereich Karlsruhe schloß ein Autohaus von Mercedes und eines von Ford. Auch etliche freie Händler und Werkstätten haben dicht gemacht, wobei es da wohl 2 gegenläufige Trends gibt. Weil die Markenwerkstätten meistens relativ hohe Preise haben, flüchten viele Kunden mit ihren Reparaturen und Inspektionen in preisgünstige freie Werkstätten. Es gibt aber auch freie Werkstätten, die nicht wesentlich günstiger sind und die haben nun das Nachsehen und viele davon können ebenfalls dicht machen. Ebenso haben etliche Autohäuser im Bereich Stuttgart kürzlich die Pforten geschlossen. Ich habe da nicht genau nachgezählt, aber ich schätze mir dürften ohne größere Schwierigkeiten etwa 15 Autohäuser einfallen, die hier im Umkreis von knapp 100 km in den letzten 4 Wochen zu gemacht haben. Früher haben vielleicht 2 Autohäuser pro Jahr das Handtuch geworfen, aber jetzt scheint es da wirklich eine Schließungswelle zu geben. Ich habe über dieses Thema neulich auch schon mit meinem Autobekannten gesprochen und ich war schon etwas erschrocken, als er mir sagte, dass er vielleicht auch bald den Laden zu macht. Man kann sagen, falls es so weit kommt, da geht für mich eine Art Autowelt unter, weil der sich zusammen mit seiner Griechin, Sie erinnern sich, in den letzten Jahren so schön hoch gearbeitet hat. Vor vielleicht knapp 5 Jahren noch eine winzige Hinterhofwerkstatt in Stuttgart, die man nur fand, wenn man genau wusste, wo sie ist, bis zu einem großen vorzeigbaren Autohaus im Vorortbereich von Stuttgart, welches damals ja auch schon längere Zeit leer gestanden hatte. Das muss doch weh tun und es ist eine Tragödie. Aber er selbst sieht es nicht so. Es ist auch noch nicht amtlich, aber er trägt sich mit dem Gedanken. Er sagt, dass die Geschäfte in den letzen 3 Monaten um über 80 % zurück gegangen sind. Er wird nicht tatenlos zusehen, wie seine Ausgaben, die nötig sind, um das Autohaus am Leben zu erhalten, seine Rücklagen anknabbern, da macht er eher zu. Das leuchtet besonders dann ein, wenn man bedenkt, dass er früher ja immer ein Einmann - Betrieb war, aber inzwischen hat er 8 Beschäftigte, die alle jeden Monat ihren Lohn haben wollen. Dann sind auch jeden Monat entsprechende Ausgaben für den Unterhalt des riesigen Gebäudes, der Werkstatt, des Grundstücks wie Strom, Heizung und was weiss ich nicht sonst noch alles fällig, da fließen die Tausender nur so da hin und das jeden Monat aufs neue. Auch haben seine Exporte von billigen Gebrauchtwagen nach Griechenland extrem nachgelassen, fast auf 0, das war ja auch jahrelang ein kräftiges Standbein für ihn. Es ist in seinem Fall sicher so, dass man sich trotz dieser schlechten Nachrichten nicht um seine wirtschaftliche Existenz Sorgen machen muss, er macht dann halt zu und lebt erst mal von seinen sicher beachtlichen Rücklagen, die er in den letzten Jahren bilden konnte, als die Geschäfte noch wie Gold liefen. Für seine Beschäftigten sieht es da schon eher düster aus. Na ja, warten wir ab. Ich hoffe ja, dass er nicht dicht macht, denn so preiswert wie bei ihm, habe ich noch nie alle Arbeiten am Auto gemacht bekommen. Er selbst als Fachmann ist übrigens davon überzeugt, dass ungefähr bis Mitte nächsten Jahres etwa 30 bis 50 % aller Autohäuser zu machen wird oder irgendwelchen Autohausketten angehangen wird. Er sagt, dass unter den heutigen Bedingungen das einzelne inhabergeführte Autohaus eine sterbende Spezies sei.
Jetzt ziehe ich aber die Notbremse und beende diesen zusammengefassten Bericht hiermit, obwohl ich noch einiges vorzutragen hätte.
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