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Lappenkeuler - Email / Brief „Durchhänger" vom 25.04.2012
Einen wunderschön-frischen Guten Tag.
Möglicherweise bin ich bei Ihnen schon auf der Vermisstenliste gelandet, vielleicht haben Sie sich aber auch eher von mir und meinen Berichten erholt. Wie dem auch sei, es ist nun schon weit über ein Jahr her, dass ich Ihnen zuletzt berichtet habe. Eine ungewohnt lange Zeit, und für uns doch eine kurze Zeit. Vor allem gibt es triftige Gründe für diese lange Pause. Ein völlig verrücktes Jahr liegt hinter uns, was aus unserer Sicht meist nicht so besonders schön war. Und das neue Jahr 2012 geht bereits mindestens genauso verrückt weiter. Wo soll das noch enden? In diesen zurückliegenden Ereignissen des Jahres 2011 liegt der Grund für mein langes Schweigen. Hektik, Hin und Her, gesundheitliche Probleme, vor allem bei Kayla, aber auch bei mir, dann immer wieder allen möglichen Mist, der einen auf Trab hielt, Ärger ohne Grenzen, also insgesamt rückblickend ein mässiges Jahr 2011 aus unserer Sicht. Mit einigen Lichtblicken, zweifelsohne, aber vor allem mit viel Scheisse, um es mal bewusst vulgär auszudrücken. Wir bekamen keinen Fuß auf die Erde, keine Zeit, einen Bericht zu verfassen und einige eher unschöne Schicksalsschläge warfen einen immer wieder zurück und verwirrten einen, so dass man manchmal Mühe hatte, sich selbst zu sortieren. Manch einer hätte über diese Ereignisse schon längst einen Herzkasperl bekommen oder sich am nächsten Baum vor lauter Frust aufgehangen.
Es macht keinen Sinn, jetzt rückblickend alle Dinge haarklein aufzulisten, die bei uns in 2011 schief gelaufen sind, dann würde dieser Bericht hier sicher 25 Seiten stark, ohne dass es einem etwas brächte. Auch möchte ich nicht meinen gesamten Ärger wie ansteckendes Pulver ins Volk streuen. Die wichtigsten Sachen werde ich dennoch kurz anreißen, damit Sie halbwegs einen Geschmack davon bekommen, wie es uns ergangen ist. Beginnen wir gleich bei Kaylas Gesundheitsproblemen, was sicher im Grunde genommen die schlimmste Sache ist. Sie werden sich vielleicht erinnern, vor einigen Jahren hatte Kayla in der Weihnachtszeit eine mehrwöchige Phase der Ermattung, wo sie mehr oder weniger nur so dahin vegetierte. Sie hatte keine Schmerzen oder so was, war aber irgendwie nicht mehr sie selbst. Sie dämmerte wie eine halb Schlafende nur so in den Tag hinein, ohne es selbst überhaupt so recht zu registrieren. Damals gab es einen etwa zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt ohne jedes Ergebnis, danach war sie aber wieder topfit und diese Probleme tauchten etwa 2 Jahre lang nicht mehr auf. Wie ich Ihnen vielleicht berichtete, hatten wir zuletzt einen gebrauchten Audi - A 4 - Avant TDI, also einen Kombi, als Auto. Ich kann es so sagen, das beste Auto, was wir selbst bis dahin je hatten, die Betonung liegt auf hatten, denn an dem Wagen hatten wir nicht lange Freude. Um genauer zu sein, noch nicht mal 2 Monate. Kayla fuhr eines morgens damit alleine nach Stuttgart. Dort ist sie aber nie angekommen, weil sie etwa 20 km südöstlich von hier auf einer Landstraße von einem plötzlichen Ohnmachtsanfall heimgesucht wurde und im Straßengraben landete. Ein Notarzt hat Kayla dann wieder aufgepeppelt und sie konnte sich an absolut gar nichts erinnern. Zum Glück hatte sie selbst bei diesem Unfall überhaupt keine Blessuren erlitten, außer einer leicht verstauchten Hand. Das ist sicher auch dem Airbag im Audi - Lenkrad mit zu verdanken. Trotzdem wurde sie auf Grund des Schwächeanfalls ins Krankenhaus eingeliefert, wo man sie dann über endlose 4 Wochen lang behielt. Nebenbei bemerkt, der gute Audi war danach nur noch schrottreif, nicht weil er nicht mehr fuhr, er fuhr trotz etlicher großer Beulen eigentlich noch recht gut, aber der komplette Wagen war total verzogen und zwar derart, dass man es nicht mehr reparieren konnte. Ein Sachverständiger der Werkstatt kam schnell zu dem Schluß, dass eine Reparatur nicht mehr lohne, obwohl er selbst einräumte, dass in osteuropäischen Hinterhofwerkstätten daraus sicher wieder ein Fast - Neuwagen gezaubert würde, jedenfalls rein äusserlich. Was uns aber nicht weiter half. So dauerte unsere Audi - Phase leider nur wenige Wochen. Kayla wurde vom Notarzt zuerst in ein Krankenhaus nach Pforzheim eingewiesen. Der Notarzt war anfangs im Glauben, dass Kayla schwanger sei und deshalb wohl einen Schwächeanfall erlitten habe, da derartiges wohl öfters vorkommt. Die Ärzte in Pforzeim haben sie aber nur 2 Tage dort behalten und dann in eine Spezialklinik nach Stuttgart eingeliefert, die besonders solche unerklärlichen Schwächephänomene gut behandeln kann, denn eine Schwangerschaft lag eindeutig nicht vor. Dort verblieb sie dann über 4 lange Wochen. Trotz aller Mühen haben auch diese Ärzte nicht definitiv heraus finden können, woran es lag, obwohl sie ähnliche Schwächeanfälle in der ersten Woche nach ihrer Einlieferung noch mehrmals hatte, allerdings nicht mehr so intensiv, wie an dem Morgen im Auto. Der Haupt - Facharzt von denen geht aber davon aus, dass, so simpel das auch klingen mag, eine Art Lebensmittel - Allergie der Auslöser ist und Kayla diese Probleme immer dann wieder bekommen kann, nicht muss, aber kann, wenn sie Lebensmittel mit bestimmten Zutaten zu sich genommen hat. Trotz endloser Testreihen, die man mit ihr dort absolviert hatte, weiss man leider noch immer nicht, welche Zutaten das sind, soweit ließ sich das bis heute noch nicht klären. Kayla wurde dann aus dem Krankenhaus entlassen, muss aber, zur weiteren Suche nach dem wahren Grund, jede Woche einmal für eine Untersuchung nach Stuttgart in diese Spezialklinik fahren. Damit ist dann jede Woche auch ein Tag automatisch für nichts anderes mehr zu gebrauchen, weil dieses Hin und Her und die Untersuchung selbst den ganzen Tag ausfüllt. Zum Unfallhergang kann sie selbst überhaupt keine Angaben machen. Nicht etwa, weil sie nicht will, sondern alles woran sie sich erinnern kann ist noch, dass sie einen bestimmten Ort durchfahren hatte, sie entsinnt sich nocht genau, dass sie dort am Ortsendeschild vorbei gefahren ist und ab kurz danach weiss sie gar nichts mehr. Es gab bei ihr auch davor keinerlei Warnzeichen, wie Übelkeit oder Schwindelgefühle, das kam so plötzlich, wie man einen Schalter umlegt. Die Unfallstelle lag von diesem Ortsendeschild etwa 3 km entfernt, also muss sie diese 3 km noch ohne Bewusstsein gefahren sein, bis es dann in den Straßengraben ging. Ein Zeuge hatte den Unfallhergang beobachtet und sagte, dass sie auf der Landstraße recht langsam fuhr, höchstens 50 km/h nach dessen Schätzung, dort sind 100 km/h erlaubt und dann sei sie plötzlich ohne ersichtlichen Grund nach rechts in den Graben gefahren. Der Wagen wurde auf Veranlassung der Polizei von einem Sachverständigen auf technische Mängel untersucht, die aber von diesem absolut ausgeschlossen wurden. Danach gab es noch Ärger mit der Versicherung, die trotz sogenannter Vollkaskoversicherung nicht zahlen wollte und auch bis heute nicht gezahlt hat, weil die steif und fest behaupten, Kayla habe den Unfall absichtlich selbst verursacht. Die kommen dann mit diversen Spitzfindigkeiten und diese Geschichte wird demnächst sogar die Gerichte beschäftigen. Auf Vermittlung des ADAC haben wir da schon einen Spezialanwalt eingeschaltet, der uns beruhigte und meinte, es sei eigentlich eine reine Formsache, aber es frisst halt Zeit und Nerven und genau darauf bauen die Versicherungen. Die wissen, dass viele Leute in dieser Zermürbungsphase schlapp machen und auf ihre Forderungen aus Frust verzichten, um wieder ihre Ruhe zu haben. So war an eine kurzfristige, normale Anschaffung eines vergleichbaren Ersatzautos aus Kostengründen nicht zu denken. Aber hier wendete sich kurz danach das Blatt aus anderen Gründen zu unseren Gunsten. Wie Sie wissen, der Rentner hier aus der Siedlung, zu dem wir einen recht guten Kontakt pflegen, fuhr einen alten Mercedes aus den 80iger Jahren, der aber trotz des hohen Alters noch gut läuft. Da der Rentner den in den letzten Jahren nur noch äusserst selten benutzt hat und er selbst besonders im letzten Jahr stark abgebaut hat, wie man so sagt, wollte er nicht mehr fahren und hat uns diesen alten, aber technisch gut erhaltenen Wagen für 1200 Euro verkauft. Der alte Wagen hat kurz danach ohne jegliche Reparatur neue 2 Jahre TÜV geschafft, was zeigt, wie gut der Zustand ist, zumal der TÜV - Prüfer bei so einem alten Fahrzeug wesentlich genauer nachsieht, da diese aus Erfahrung eher Sicherheitsmängel haben, als neue Autos. Das ist eben Mercedes - Qualität, die doch irgendwie besser ist, als der Rest. Der TÜV - Termin war kurz nach dem Kauf fällig. Für seine über 25 Jahre fährt der wirklich noch sehr gut, angenehm und richtig bequem. Viele neue Autos anderer Marken sind weitaus weniger bequem und nicht halb so laufruhig wie dieser alte Mercedes. Natürlich ist der Verbrauch bei heutigen modernen Autos bei vergleichbarer Leistung etwas geringer, aber wenn man seine 136 PS nicht ständig fordert, dann kann man bei unserer relativ geringen Jahresfahrleistung gut damit leben. Da habe ich schon andere, wesentlich kleinere Autos mehr saufen sehen. Wir hegen daher auch keinerlei Wünsche mehr, nach einem anderen, vielleicht moderneren Auto, ich denke den werden wir jetzt so lange fahren wie es nur eben geht. Erst neulich bin ich mal als Aushilfe bei einem Kurierdienst einen koreanischen Billigmarkenwagen gefahren und da muss man sagen, obwohl dieser Wagen fabrikneu war und noch keine 3.000 km gelaufen hatte, kam er bei weitem nicht an die angenehmen Fahreigenschaften des über 25 Jahre alten Mercedes heran, ich war abends wieder richtig froh, als ich in dem Mercedes saß, aber soviel nur nebenbei am Rande.
Das war nur ein kleiner Teil des Malheurs, was uns in 2011 zu schaffen machte. Vor längerem schrieb ich Ihnen mal, dass man hier irgendwelche Gewässer - Anliegerbeiträge oder einen ähnlichen Unfug erheben wollte für einen Bach, der angeblich durch unser Grundstück fließt, obwohl hier gar kein Bach fließt. Irgendwann flatterte dann eine saftige Rechnung in Höhe von fast 11.000 Euro ins Haus. Das muss man sich mal vorstellen. 11.000 Euro für nichts. Die Behörden werden immer bekloppter. Ich hatte dann mehrfach schriftlich Einspruch eingelegt, darauf haben die es noch nicht mal nötig befunden, überhaupt zu reagieren. Aber Mahnungen am laufenden Band bezüglich der 11.000 Euro mit Androhungen von Pfändungen und Zwangsmaßnahmen. Es half alles nichts, wir mussten auch in dieser Sache einen Rechtsanwalt einschalten. Das führte dann gleich zu mehreren Ortsterminen auf unserem Grundstück, wo die Behördenhirnis sich selbst ein Bild vom völligen Fehlen eines Bachbetts machen konnten. Beim ersten Mal glaubten die das einfach nicht. Der Vertreter der Behörde meinte doch allen ernstes, dass es noch lange kein Beweis für die Nichtexistenz eines Baches sei, wenn man diesen nicht sehen würde. Nun aber mal halblang. Unser Grundstück ist nicht so groß, dass man einen darauf fließenden Bach übersehen könnte. Wir haben schließlich damals nicht das Fabrikgrundstück gekauft, sondern nur das kleine Nachbargrundstück, welches zum Haus gehört, auch wenn es ein Teil des früheren Fabrikgeländes ist. Ich habe dem Behördenfuzzy dann gezeigt, wo der gesuchte Bach tatsächlich entlang läuft, nämlich zwischen 2 Feldern östlich von der Straße hier, das sind fast 300 m von unserem Grundstück entfernt. Im Zeitalter von GPS - Navigation und ähnlichem Zeugs sollte eine Abweichung von 300 m unmöglich sein, finde ich. Das habe ich dem Behördenhengst auch so ähnlich erklärt, darauf meinte er, nein, das sei angeblich nicht der gesuchte Bach, sondern ein ganz anderer Bachlauf, der allerdings komischerweise gar nicht in seinem Plan enthalten sei, obwohl der Plan einen Geländeunmkreis von 1,5 km exakt abilden sollte. Ansonsten hatte ich ihm dann nur einige bachähnliche Gewässer im Bereich des Fabrikareals anzubieten, doch auf das Gelände traute sich von denen keiner und es hieß auch gleich, das könne nicht sein. Die Gewässer auf dem Fabrikareal wären angeblich alle künstlich erbaute Einrichtungen, für die auch lückenlose Pläne vorlägen, während hier bei uns auf dem Grundstück ein echter alter Bach, den die Natur mal erschaffen hatte, verlaufen soll. Der Irrsinn zieht sich bis heute hin und ist noch nicht geklärt. Der stellvertretende Leiter einer so genannten unteren Gewässerbehörde war sogar persönlich bei einem zweiten Termin mit hier und versicherte uns da noch, dass wir keine weiteren Zahlungsaufforderungen erhalten würden, bis diese Sache endgültig geklärt ist. Trotzdem schicken die Schwachköpfe noch immer weiter Mahnungen wegen der 11.000 Euro, die sie von uns mit Sicherheit nie kriegen werden. Erst vorige Woche waren noch mal 3 Mann von einem speziellen Geologentrupp hier, die mit seltsamen Sonden den gesamten Boden im Garten vermessen und abgehorcht haben. Mit zuweilen atemberaubenden Erebnissen, allerdings ohne Bach. Da wurden noch weitere alte Schächte entdeckt, die unter einer Erdschicht mit Betonplatten verschlossen waren, von denen wir auch selbst noch nichts wussten. Einige meinten schon, dass der besagte Bach vielleicht irgendwann mal in ein künstliches Beton - Bachbett in der Tiefe verlegt und oben abgedeckt wurde, um den damaligen Betriebsablauf nicht zu stören. Aber in den Schächten fand man keinen Bachlauf, obwohl in einem sehr viel Wasser stand, aber eben stand und nicht floß. Ich hatte zudem den Eindruck, dass die Behördenheinis und die Geologen froh waren, sich hier einen bezahlten Außenurlaub machen zu können. Die brachten schon Gartenstühle in ihrem VW - Bus mit und hockten den halben Tag hier draussen gemütlich an den Wiesen herum, wie ein Skatclub auf Wochenendtour. Was zwar bei dem zeitweise kühlen Wetter eigentlich auch nicht gerade angenehm ist, aber die sind so was gewöhnt und hatten sich dick eingekleidet. Dann verschwanden sie mal immer wieder zum Aufwärmen für eine halbe Stunde in ihrem VW - Bus, wo eine Standheizung ballerte und für eine warme Bude sorgte. Wenn man die Zeit zusammenzählt, in der die hier wirklich aktiv arbeiteten, dann kam man bestenfalls auf 90 Minuten pro Tag, der ganze Rest von der etwa 6 Stunden langen Gesamtzeit an Aufenthalt pro Tag wurde wie beschrieben vergammelt.
Aus etlichen anderen Gründen gab es auch noch mehrfach Ärger. Ich schrieb vor über einem Jahr mal, dass meine ehemalige Frau, die quasi aus einem früheren Leben stammt, wenn man so will, weil das alles schon so lange her ist, wieder irgendwelche Unterhaltsansprüche durchsetzen wollte. Das ist doch wohl ein an Frechheit nicht mehr zu überbietender Witz. Seit über 20 Jahren sind wir glücklich geschieden, sie hat damals alles, was nur ein bisschen Wert hatte, eingesackt und mit einigen Hanswursten auf großem Fusse gelebt. In der anfänglichen Zeit nach der Scheidung, wo es mir wirtschaftlich zeitweise sehr dreckig ging, teils auch eben weil sie alles von Wert an sich gerissen hatte, da wäre die im schönsten Traum niemals auf die Idee gekommen, mir auch nur einen Cent zu geben und jetzt wo sie selbst weitgehend mittellos ist und mitbekommen hat, dass es uns wirtschaftlich halbwegs erträglich geht, mit eigenem Haus und so weiter, da ist sie hellhörig geworden und will nun vom „ewigen Versager Lappenkeuler", wie sie mich damals immer genannt hat, auf diese billige Tour mit partizipieren. Als das alles nicht fruchtete, hat sie Kayla bei den Behörden denunziert, dass sie angeblich ohne Genehmigung hier dem ältesten Gewerbe der Welt nachgehen würde, was natürlich völliger Blödsinn ist. Diese These stützt sie auf den primitiven Denkvorgang in ihrem Spatzenhirn, dass „der Lappenkeuler" ansonsten niemals zu so viel Geld hätte kommen können, um sich ein eigenes Haus zu kaufen. Diese blödsinnige Vermutung ist für sie schon Beweis genug, dass es so sein müsse. So erhielten wir aber unschöne Anfragen, auch wieder von irgendwelchen Behörden und sogar vom Finanzamt, wegen möglicher dafür zu entrichtender Steuern. Eine bodenlose Unverschämtheit. Sie wollte dazu auch ihrerseits einen Rechtsanwalt einschalten, weil sie glaubte, auch heute, über 20 Jahre nach unserer Scheidung, noch irgendwelche Ansprüche gegen mich geltend machen zu können. Mit dieser Idee ist sie aber schnell gescheitert, weil ein Rechtsanwalt ja auch sein Geld haben will und da sie das derzeit selbst nicht bezahlen kann und die Chancen einen eventuellen Prozess unter den gegebenen Umständen zu gewinnen wohl mehr als gering sind, hatte der Anwalt keinerlei Interesse, sie in der Sache zu vertreten. Das hatte ich aber nur dadurch heraus bekommen, weil sie in ihrer grenzenlosen Überheblichkeit mir mit diesem Anwalt namentlich gedroht hatte, dass dort angeblich schon alles für einen Prozess vorbereitet sei. Ich habe dann bei dem Anwalt angerufen und dem die Sachlage erklärt, worauf er mir dann in einem gemütlichen Ton erläuterte, dass ich mir da keine Sorgen machen müsse, da er dieses Mandat erst gar nicht angenommen habe, weil er unter den vorliegenden Fakten keine Erfolgsaussicht sähe und dann auf seinen eigenen Kosten sitzen bleiben würde, weil meine Ex ihn nur dann bezahlen könnte, wenn sie diesen Prozess gewinnen würde. Also ich müsste den in einem solchen Fall ja bezahlen, wenn die gewinnt. Aber das ist damit zunächst mal vom Tisch. Wie ich die kenne, wird die aber damit nicht aufgeben und nach anderen Wegen suchen, einen neuen Anlauf zu nehmen.
Zwischenzeitlich ging es mir selbst gesundheitlich vorübergehend nicht gut, vermutlich war mir der ganze Ärger doch zu sehr auf die Pumpe geschlagen. Die arme Kayla, die selbst genug mit ihren eigenen Gesundheitsproblemen zu kämpfen hatte, hat mich dann aber wieder aufgerichtet. Trotzdem musste ich zwischenzeitlich häufiger zu einigen Spezialärzten, die, mit einer Ausnahme, ebenfalls alle in Stuttgart ansässig sind, was wieder mit viel Fahrerei und Zeitaufwand verbunden war. Nur einer dieser Spezialisten ist in Karlsruhe ansässig, was von hier ja nicht so weit ist. Nach diversen Untersuchungen wurden mir neue Medikamente verschrieben, die ich anfangs jedoch überhaupt nicht vertragen konnte. Nach einer Sorte bekam ich ständige Angstzustände ohne jeden ersichtlichen Grund. Man kam sich vor, als würde man dauernd von einer Meute mordlustiger Ganoven gehetzt, verbunden mit ständigem Herzrasen. Man glaubt gar nicht, was manche Medikamente alles auslösen können. Die Medikamente wurden mehrfach abgeändert und neu dosiert, was wiederum andere Zwischenzustände mit sich brachte. Von einem anderen Medikament, welches zwar gefühlsmässig ein entspanntes Dasein ermöglichte, bekam ich im ganzen Gesicht üppige knallrote Hautausschläge, teils mit Bildung von dicken Pocken. Ich sah zum Fürchten aus. Die Ärzte feilten weiter an der Dosierung und nach einigen Wochen und einer seltsamen Zwischenstation mit ständig trockenem Mund und permanentem Dauerdurst auf Mineralwasser, waren wir dann bei einer erträglichen Abstimmung angelangt. Die roten Flecken kriege ich zwar sporadisch immer noch im Gesicht, aber sie sind nicht mehr so ausgeprägt wie anfangs und mehr nur vereinzelt. Alles ein Mist!
Schon mehrfach berichtete ich über gewisse Probleme mit asozialen Hundehaltern, die öfters ihre Köter hier bei mir auf dem Privatgrundstück scheissen ließen. Ein ganz bestimmter unter denen fühlte sich durch meine Ansprache, weil ich ihm und seiner vierbeinigen Kackmaschine jedes Bereten meines Privatgrundstücks verboten hatte, erst recht besonders angespornt, dies nun möglichst täglich extra zu tun. Selbst dann, wenn ich dort stand und das erkennbar beobachtete. Ich habe ihm dann angedroht, beim nächsten mal seinen Köter zu erschiessen. Da hätten sie den Schwachkopf aber mal sehen sollen. Der tobte wie ein Wildschwein und drohte mir an, mich tot zu schlagen und zusätzlich seinen Scheisser auf mich zu hetzen. Er betrat dann frech erneut mein Grundstück und meine Aufforderung, das sofort zu verlassen, ermunterte ihn und seinen lebenden Kotklumpen nun erst recht weiter darauf herum zu schreiten, wobei er das Mistviech noch dazu ermunterte dort zu scheissen. Da platze mir endgültig die Hutschnur und ich habe dem Arschloch einen mit einem Spaten auf seine blöde Rübe geklopft, so dass er eine kleine blutende Wunde davon trug. Daraufhin ging mich sein Drecksköter an, den habe ich dann aber dermaßen mit dem Spaten bearbeitet, dass er freiwillig Reißaus nahm. Offensichtlich war das aber für dieses asoziale Abschaumgesindel genau die richtige Therapie und die einzige Sprache, die der verstanden hat, denn seit dem ist er nicht mehr hier aufgetaucht, noch nicht mal im weiteren Umfeld. Die Leute werden immer verrückter, als gebe es hier nicht Platz genug, wo er seinen Mistköter hätte scheissen lassen können, aber wenn 4 Millionen Quadratmeter frei sind, wo niemand wohnt, dann sucht sich so ein Abschaum mit Absicht ausgerechnet die paar Quadratmeter aus, wo jemand wohnt und wo Privatbesitz ist, damit es auch absichtlich jemanden stört.
Dann folgten noch zahlreiche weitere Schwierigkeiten, die ich hier nicht alle noch einzeln auflisten möchte, die sich in gewisser Hinsicht fast alle auf das Haus hier oder die näheren Lebensumstände hier bezogen. Darunter auch Dinge, die möglicherweise in den nächsten Jahren ganz erhebliche Kosten erwarten lassen, mit denen bislang niemand rechnen konnte. So traurig es auch klingen mag, aber manchmal waren wir schon so weit, dass wir ernsthaft überlegten, das ganze Anwesen hier zu verkaufen und wieder nach Stuttgart in eine kleine übersichtliche und wenig arbeitsaufwendige Mietwohnung zu ziehen. Erstens weil man damit auf einen Schlag den Großteil der ganzen Ärgernisse los wäre, die sich hier nun vielleicht abzeichnen und zweitens weil wir erst kürzlich von jemandem ein nicht ganz uninteressantes Angebot erhalten haben, der möglicherweise das Haus hier kaufen möchte. Außerdem ist es schon so, dass man hier ständig sehr viel Arbeit für die Instandhaltung investieren muss, wo man ansonsten in so einer kleinen Mietwohnung diese Zeit für andere Dinge nutzen könnte, die auf Dauer mehr Spaß machen. Andererseits fragt man sich dann natürlich, haben wir uns dafür jahrelang abgekämpft und krumm gelegt, oft von morgens bis abends an der Renovierung und dem Umbau gearbeitet, um jetzt, wo fast alles schön gemütlich ist, die Flinte ins Korn zu werfen? Das wäre eigentlich erst recht nicht unsere Art. Andererseits hat man in meinem Alter auch nicht mehr so den Kampfesgeist, wie in früheren Jahren und möchte sich lieber ein angenehmes und streßfreies Leben gönnen. Außerdem war die ganze Arbeit ja nicht wirklich umsonst, wenn man dafür einen besseren, deutlich höheren Kaufpreis erzielt. Das besagte Angebot, was uns zwar nicht gerade reich machen würde, von dem man aber sagen kann, dass wir damit deutlich mehr Geld erzielen würden, als uns das alles selbst gekostet hat, ist also in gewisser Weise verlockend. Selbst unsere eigene Arbeit wäre damit mehr als gut entlohnt, die man ja meist nie so richtig bezahlt kriegt. Ich glaube, wenn Kayla nicht wäre, hätte ich schon lange das Handtuch geworfen und mir wieder eine winzige Wohnung in Stuttgart genommen, mit der man so gut wie keine Arbeit hat. Es ist schon ein erheblicher Anreiz, diese Summe an Geld für den Verkauf, denn damit könnte man sicher problemlos bis zu meinem Lebensende sorgenfrei leben. Aber Kayla, die bekanntlich wesentlich jünger ist, hätte dann auch nichts mehr von dem Haus und bis zu deren Lebensende würde das daraus erzielte Vermögen sicher nicht reichen. Was mich zusätzlich etwas abhält, ist die enorme Lästigkeit eines erneuten Umzuges. Es ist ja nicht damit getan, alles irgendwie einzupacken und zu transportieren, bevor man an einem neuen Domizil dann wieder alles halbwegs behaglich eingeräumt und gestaltet hat, vergehen Jahre. Ich will aber keine kostbare Lebenszeit mehr nur für Umzugsstreß opfern, dafür ist diese Zeit einfach zu schade und ich bin darüf eigentlich auch schon zu alt. Außerdem hängen wir doch schon sehr an diesem Haus, der superruhigen Lage und der Gegend hier, das möchte man nicht wirklich aufgeben, denn in der Hinsicht kann es nur schlechter werden, egal wo man auch hinziehen würde. Dann wägt man jedoch wieder ab. Andererseits ist man hier ständig auf immer und ewig aufs Auto angewiesen, weils keine fussläufig erreichbaren Dinge gibt und es gibt keinen richtigen Nahverkehr. Wenn aber die Gesundheit irgendwann mal so marode ist, dass man nicht mehr autofahren kann, dann ist man hier von selbst aufgeschmissen und muss spätestens dann zusätzlich zur Krankheit auch noch einen aufwendigen Umzug schultern. Dieses Thema wird uns sicher noch eine Weile beschäftigen, so ganz zu einem Entschluß sind wir da noch nicht gekommen. Wenn ich aus jetziger Sicht, aktuell bezogen auf den heutigen Tag, eine Wahrscheinlichtkeit nennen soll ob wir doch hier bleiben oder das Angebot nutzen, so würde ich sagen es steht etwa 60 : 40, also etwas mehr dafür, dass wir doch hier bleiben.
Eine ganz andere Sache, die indirekt noch mit dem längst vergangenen Weihnachtsfest zu tun hat. Sie kennen sicher diese Tafeln, die es in nahezu allen größeren Orten gibt, wo finanziell schlecht gestellte Menschen sich preiswert Lebensmittel und andere Artikel des täglichen Bedarfs sehr günstig kaufen können. Die dort gebotenen Lebensmittel sind meist von Geschäften gespendet, weil sie nah am Mindest - Haltbarkeitsdatum angelangt sind. Bei einer dieser Tafeln in unserer Umgebung hatte man vor Weihnachten einen Aufruf gestartet, dass man u.a. klassische Weihnachtsartikel, wie Weihnachtsgebäck, Weihnachtssüßigkeiten und dergleichen für die Bedürftigen und deren Kinder suchen würde. In dem Zusammenhang entstand dann ein kleiner Skandal, das heisst, zum Skandal haben es die Betreiber der Tafel erst selbst hoch gepeitscht. Ein unbekannter Spender hatte kartonweise Spekulatius, Schokoladenfiguren, gefüllten Schoko - Baumbehang und all solches Zeug dort angeliefert. Wegen der enorm großen Mengen wird es mit ziemlicher Sicherheit ein Süßwarenvertrieb, also ein Großhändler für solche Sachen gewesen sein. Man hatte das gleich vom Lieferwagen schnell abgeladen, ohne zu registrieren, von wem es genau kam. Dann war der wieder weg. An eine Firmenaufschrift auf dem Lieferwagen konnte sich auch keiner erinnern. Als die Leute das Zeug im Tafel - Laden in die Regale verteilten, stellten sie fest, dass bei ausnahmslos allen Sachen das Mindesthaltbarkeitsdatum schon seit über 4 Jahren abgelaufen war; bei manchen Artikeln sogar schon seit über 6 Jahren. Das ist ja wirklich eine sehr lange Zeit. Optisch soll es aber noch gut ausgesehen haben. Die Vermutung ist nun, da muss wohl ein Betrieb den Kram in irgend einer Ecke mal vergessen und ihn jetzt wieder entdeckt haben. Ansonsten wird sicher niemand solche Sachen absichtlich so lange einlagern. Aber die Tafelleute haben daraus einen herrlichen Aufstand gezimmert, worüber mehrmals sogar mit voller Empörung in regionalen Rundfunksendungen berichtet wurde. Das wäre ja eine Schweinerei sondersgleichen, die sozial schwach gestellten Mitmenschen auf diese Weise als lebendige Müllschlucker und Abfallvernichter mißbrauchen zu wollen. Sicher ist das nicht unbedingt fein und die Verantwortlichen der Süßwarenfirma sollten sich da mal etwas am Kopf kratzen. Vielleicht war es auch keine unbedingt böse Absicht, weil die im Glauben waren, das Zeug sei, dank guter Verpackung, doch noch genießbar und zu schade für den Müll, was ja vielleicht sein kann, ich weiss nicht, wie lange sich Schokolade bei guter Lagerung und guter Verpackung über das Haltbarkeitsdatum hinaus hält, aber über 4 Jahre sind sicher schon etwas heftig. Einige Monate wären bei Schokolade sicher eher unbedenklich. Aber die Tafelleute haben daraus dann ein derartiges Gezetere gemacht, dass es so klang, als sei dies ein gezielter Mordanschlag auf die betroffenen Empfänger gewesen und sie wollten die Kripo eingeschaltet wissen. Man unterstellte gar, dass die Verursacher auf diese Weise ungeliebte Empfänger von Sozialleistungen eleminieren wollten. Eine Folge davon nahte bereits kurz danach. Jetzt beklagen die gleichen Tafelleute, dass sie ihre Tafel bald schließen müssten, weil die Anzahl der Spenden um über 80 % zurück gegangen wäre. Das große Gezeter hat zugleich wohl viele potenzielle Spender verschreckt und verunsichert, die nun Angst haben, dass bei möglicherweise verdorbenen Waren ihnen ebenfalls so ein Aufstand droht, selbst dann, wenn deren Waren nicht übers Haltbarkeitsdatum hinaus ragten. Sicher wird kein Spender die Hand dafür ins Feuer legen können, dass nicht auch mal ein verdorbenes Teil darunter ist, das kann ja auch im normalen Handel keiner wirklich zu 100 % garantieren, selbst dann nicht, wenn die Waren innerhalb des Mindest - Haltbarkeitszeitraumes liegen. Und so sagen die, wenn man uns nachher noch für unsere Gutmütigkeit anklagt und so vorführt, dann lassen wir es lieber gleich ganz.
Mitte Januar waren wir in einem Konzert eines mir unbekannten Pianisten, eigentlich nicht aus Absicht, sondern weil Kayla die Karten von einem Verlag geschenkt bekommen hatte. Also das war schon recht gewöhnungsbedürftig. Können Sie sich vorstellen, dass man ein etwa 15-minütiges Stück, welches aus rund 12 Minuten Ruhe besteht, zum Besten gibt, und dass dabei die Zuhörer noch gebannt ruhig sitzen bleiben? Also ich nicht. Ich wusste ja auch nicht, was da auf uns zu kam, sonst hätten wir die Eintrittskarten verfallen lassen. Moderne zeitgenössische Musik, haha, ein Witz! Modernes zeitgenössisches Nichts hätte den Kern der Sache besser getroffen. Immerhin waren doch tatsächlich einige Leute im Publikum, die anschließend meinten, dass keiner diese mehrminütigen Pausen so perfekt spiele, wie dieser Pianist, ich glaube Zander oder so ähnlich hieß der. Ich habe mich gefragt, ob diese Leute auch die Schallplatten bzw. CDs von diesem Nichtklimperheini kaufen, um sich dann zuhause vor ihrer HiFi - Anlage gebannt endlose Minuten des Nichts anzuhören? Na da könnte ich denen einen tollen Hörgenuß empfehlen, sie sollen einfach ihre Anlage abschalten und dann gebannt stundenlang dem Nichts zuhorchen, ein Genuß! Immerhin hat diese Musik einen großen Vorteil, besonders für Bewohner von Mietshäusern, da wird sich so schnell kein Nachbar wegen zu lauter Musik beschweren können. Nichts ist nichts und bleibt nichts, egal wie laut man die Anlage auch aufdrehen mag. Da werden dann höchstens die Störgeräusche lauter und der Schreck um so größer, falls dann doch mal wieder eine kurze Passage mit einigen wie dahin geworfen wirkenden einzelnen Klaviertönen kommt. Nein, wie blöd muss man eigentlich sein, dass man solche Leute dann noch als große Künstler belobhudelt? Immerin, der brachte dieses 15minütige Stück, von dem 12 Minuten aus „gekonnter" Stille bestanden gleich am Anfang und ich sagte zu Kayla, wenn das zweite Stück auch solch ein Schmarren ist, dann fahren wir sofort nach Hause. Als hätte der Künstler es geahnt, wagte er so was nicht. Im Gegenteil, das zweite Stück war ein äusserst hastiges, geradezu rasendes Klavierstück, bei dem es einem nahezu schwindelig wurde, weil man dem niederprasselnden Geklimpere nicht mehr recht folgen konnte. Man meinte, dass sich die Finger des Pianisten geradezu überschlagen und verknoten müssten. Dieses eher recht kurze, vielleicht 4 Minuten andauernde Rennstück verlangte dem Künstler dann auch soviel ab, dass er danach schweissgebadet war. Er sah aus, als wäre er in ein Schwimmbad gefallen, so dass er darauf eine wohlverdiente 20-minütige Pause einlegen musste, in der er sich erfrischte und neue, einfachere Klamotten anzog, mit denen er dann wieder auf die Bühne trat. Um hier keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, dieses hastige Stück fand ich auch nicht schön, sogar noch grässlicher als das Stück der 12 Minuten Stille, weil in der Stille langweilt man sich nur, während man bei dem hastigen Stück furchtbar genervt wurde. Keine Musik für mich. Kayla fands im Ansatz interessant, tat sich aber mit dem längeren Zuhören auch sehr schwer. Ich sagte schon zu Kayla, dass der vorher dieses langatmige Pausenstück sicher extra gespielt habe, um seine Kräfte für dieses rasante Klimpergetöse zu sammeln. In der Künstler - Erfrischungs - Pause kam erneut die Überlegung, vielleicht doch lieber die Gelegenheit zu nutzen, um hier abzubrechen und das Weite zu suchen. Was wir dann aber doch nicht taten. Es war schon komisch. Obwohl wir eigentlich total entnervt waren, hatte der seltsame Klimperheini eine gewisse Neugierde geweckt, die in Verbindung mit dem kostenlosen Eintritt und der Aussicht auf einen kleinen, ebenfalls kostenlosen Imbiß im Foyer während einer noch folgenden Pause, bei uns zu einer Art Verharrungsstarre führte. So blieben wir da. Und man muss sagen, das erste Stück nach dieser Pause war wirklich sehr schön und gekonnt, auch aus unserer Laiensicht. Dafür hatte es sich gelohnt zu bleiben und es sollte das beste Stück des Abends werden. Eine Art Klavierballade oder so was, recht lang dauernd, aber nie langweilig. Ach hätte der Mann doch nur so was gespielt. Sie ahnen es, hat er aber nicht! Geradezu wie eine Verarschung kam einem das darauf folgende Stück vor. Er verneigte sich ein paar mal vor dem Publikum, setzte sich fingerschnipsend vors Klavier, vielleicht um in einen bestimmten Takt zu kommen oder so was, schlug dann mit beiden Händen lautstark einen Menge von Tönen an, wahrscheinlich ein Akkord und das war dann ein ganzes Musikstück. Dauer vielleicht 15 Sekunden. Also ein krasses Pendant zu so manchem langatmigen Zeug, was vorher geboten wurde. Da stand er wieder auf und hastete hinter die Bühne. Über Lautsprecher wurde dann verkündet, dass nun die Büffetpause im Foyer eröffnet werde. So strömten alle dort hin und man muss sagen, die hatten so sauleckere Lachsstapel, so nannten die das, davon konnte man einfach nicht genug kriegen. Das waren aufgespießte Lachsstückchen mit 2 Lagen Brötchenwürfeln, jeweils oben und unten eines, darüber Käse und einer Art Eiersoße drauf, also unbeschreiblich lecker waren diese Dinger. Auch die Getränke nur vom feinsten. Wie erwartet, wirkten wir dort gleich wie sehr auffällige Fremdkörper, was einige hochnäsige Herrschaften offen raus ließen. Sie wissen es, uns stört so was schon lange überhaupt nicht mehr. Dem einen passte unsere Kleidung nicht, die ihn angeblich an blau gefärbte Aufnehmer erinnerte, wir hatten beide normale Jeanshosen an, eine Wolljacke und ähnliches, aber das schien denen nicht gut genug zu sein. Eine total überschminkte Frau mit Zentern von Creme - Spachtelmasse in ihrer spitznäsigen Visage, bemängelte unser „Fressen" am Büffet und tat sehr wichtig. Na ja, wenn ich deren Gesichtsprofil auf den Reifen am Auto hätte, könnte man damit im schlimmsten Schneematsch die Zugspitze hoch fahren, also die hatte eigentlich allen Grund zu schweigen. Das ist ja oft so. Frauen, die sich ihr Lebtag wie die Ölsardinen eingeschminkt haben, die oft auf die Sonnenbank gehen oder die oft in sonnige Urlaubsländer fahren und sich dort im Sonnenschein aalen, die sehen im Alter viel viel schrumpeliger aus, als solche, die das nicht gemacht haben. Also da geht die ganze Kosmetik auf Dauer nach hinten los, aber bevor die das gemerkt haben, ist es zu spät. Sei es drum. Nach dem großen Fressen ging es wieder in den Saal zu neuen Klimperattacken. Das Schlimmste schien jedoch überstanden, denn nach dieser Pause wirkte der Pianist sehr abgeschlafft und ausgelaugt. Einige halbwegs nette Jazzstücke, wechselten sich mit etwas undefinierbarem Geklimpere ab, welches ich nicht als Lied oder Titel ausmachen würde und rund eine knappe halbe Stunde nach dem Buffet war das Konzert zu Ende. Das war auch gut so, es reichte! Mit einem Stück hatte er kurz vor Schluß den halben Saal in den Schlaf gespielt, weil es so langsam, wiegend und leise war. So brausten wir in der Nacht wieder nach Hause, auf total vereinsamten Landstraßen. An diesem Abend hatte wohl keiner Lust aufs Autofahren, weil wir auf der gesamten 17 km langen Strecke von Karlsruhe bis zur Siedlung keinem einzigen anderen Auto begegneten. Das gibt es heute normalerweise gar nicht mehr. An solche Momente kann ich mich bestenfalls noch aus der Zeit um 1970 herum erinnern, als noch ein relativ großer Prozentsatz der Deutschen gar kein Auto hatte. Heute hat doch fast jeder Haushalt gleich 2 Autos und es werden auch viele völlig belanglose Fahrten gemacht. Die gab es zwar immer schon, aber damals wurde nach meiner Meinung doch noch eher darüber nachgedacht, ob man fahren soll oder nicht. Um solche einsamen Autofahrten heute noch erleben zu können, muss man schon spät nachts kleinste Schwarzwaldstraßen oder Feldwege aussuchen, da ansonsten auf normalen, halbwegs bedeutenden Straßen heute doch eigentlich immer Betrieb ist. Also solch eine Ruhe auf so einer Bundesstraße wie in dieser Nacht, das habe ich schon Jahrzehnte nicht mehr erlebt.
Ziemlich empört war ich im letzten Jahr über ein Schreiben von irgend so einem blöden Institut, welches im Auftrage der Landesregierung im ganzen Land 5000 Haushalte per Zufall auserwählt hatte, bei denen man, stellvertretend für alle Haushalte, eine Umfrage durchführen wollte. Es hieß, dass ausgerechnet unser Haushalt mit unter diesen 5000 erwählten ist. Man sei angeblich sogar gesetzlich zur Auskunft und zum korrekten Ausfüllen aller Fragebögen verpflichtet, die die verstreut über das ganze Kalenderjahr zusenden wollten. Man muss dazu sagen, dieses Schreiben traf hier bereits im Februar 2011 ein. Na was sollen solche Zwangsbefragungen? Erwarteten die von diesem Unfug brauchbare Ergebnisse? Wenn ich so was nicht ausfüllen will und von denen dazu gezwungen werde, dann lasse ich es entweder darauf ankommen oder ich kreuze ungelesen nur irgend einen Scheiss an, um mir den Quatsch möglichst schnell vom Hals zu schaffen. Dementsprechend sinnvoll wird die Auswertung ausfallen, nämlich völlig unbrauchbar. Ein zusätzlicher Aberwitz dabei, man sollte die ausgefüllten Bögen auf eigene Portokosten spätestens 2 Wochen nach deren Zustellung an deren Zentrale zurück schicken. Ich dachte mir, ich werde denen was husten. Zunächst reagierte ich mal gar nicht darauf. Meine Idee war, wenn die dann doch noch mal nachhaken, reagiere ich zunächst wieder nicht. Erst bei einem zweiten Nachhaken wollte ich zurück schreiben, dass ich das alles für eine Betrügermasche halte, um an Daten von Privatleuten zu kommen. Dann hätte ich abgewartet, wie die darauf reagieren. Wenn sie dann noch immer keine Ruhe gegeben hätten, wäre ich so verfahren, wie anfangs erwähnt, ich hätte ungelesen die Punkte dort irgendwie ausgefüllt, denn es hieß im Begleitschreiben, dass diese Daten nicht den Haushalten und Personen in der Auswertung zugeordnet werden dürfen, wegen dem Datenschutz. Hätten die dann die Daten als unplausibel reklamiert, wäre es ja ein Beweis dafür gewesen, dass bei der Auswertung doch personenbezogen ausgewertet wird und dann hätte ich denen daraus einen Datenschutzskandal gezündet. In dem Fall hätte ich notfalls den Gang vors Gericht und in die Medien nicht gescheut. Ich lasse mich doch nicht einfach zu solchen Befragungsaktionen auslosen. Wenn die die Leute anständig fragen würden, ob man zu so was bereit wäre, das wäre etwas anderes, darüber könnte man ja vielleicht reden, wenn es einem seriös erscheint, aber so nicht. Die ersten echten Fragebögen folgten dann Mitte März 2011. Ich habe sie ungeachtet in eine Ecke geworfen, da liegen sie heute noch, also über ein Jahr später. Bis jetzt kam noch keine Reklamation und das offizielle Ende der ganzen Aktion ist schon sehr lange her, denn im Herbst 2011 sollten die letzten Sätze an Fragebögen kommen. Da ich die ersten Fragebögen vom März nie zurück geschickt habe, kam dann auch nichts mehr. Vermutlich haben die begriffen, dass das so nicht funktioniert. Denn bevor die dann einen regen Schriftwechsel über das Für und Wider mit mir angezettelt hätten, wäre die Aktionszeit ohnehin längst zuende gewesen. Ich denke, dass ich nun über ein Jahr später davon auch nichts mehr hören werde. In diesen ersten Fragebögen waren schon ziemlich genaue Fragen zum Einkommen, ob man Sparguthaben hat, oder ob man Kredite bedienen muss, aber auch zu Ausgaben. In dem zweiten Bogen des ersten Satzes gab's etliche Fragen zur Wohnsituation, von der Größe bis hin zu Kosten für Wohnung, Haus, Heizung, Energie, Möblierung und all solches Zeug. Im dritten Bogen des Formularsatzes waren auch Fragen zu privaten Dingen, die die nun wirklich nichts angehen, wobei die anderen Sachen, besonders wie Einkommen usw. die natürlich auch nicht angehen. Komischerweise hatte der Rentner hier aus der Siedlung den gleichen Mist ebenfalls bekommen, ist also auch unter die 5000 Musterhaushalte im ganzen Land geraten. Das ist schon seltsam. Er hat sich gleich einen Spaß draus gemacht und denen auf den Fragebogen den Text vom Weihnachtslied „Oh Tannenbaum" geschrieben und das dann unfrei an die zurück geschickt. Darauf folgte allerdings auch keine Reaktion.
Zu etwas ganz anderem. Bei uns herrscht seit Dezember 2010 sozusagen eine Schraubenzieherflut. Damals gab es große Schneemassen und da war oben auf der Bundesstraße, knapp 3 km weit weg von hier, der LKW einer Werkzeugfirma verunglückt. Nichts wirklich dramatisches, der war ins Rutschen geraten und halb seitwärts in den Straßengraben gekippt und dort dann halbschräg in Schnee und Böschung stecken geblieben. Dem Fahrer und auch anderen Leuten ist dabei nichts passiert. Er lag jedoch so ungünstig, dass seine Bergung 3 Tage beanspruchte, weil zuerst Berge von Schneemassen weggebaggert werden mussten, damit die Leute mit einem Bergekran von der anderen Seite an den Laster ran kamen und Platz genug zum agieren hatten. Die Seitenplane des LKW, der von einer Spedition aus Hamburg stammte, war bei dem Unfall zur Böschungsseite hin aufgerissen. Dabei purzelten etliche Kartons der Ladung in den Graben. Soweit alles nichts besonderes, diese Sachen wurden vom Abschleppunternehmen mit geborgen und nach 3 Tagen war scheinbar alles weg. Als nach einigen Wochen auch der letzte Schneerest weg getaut war, sah ich beim langsamen vorbei fahren an der ehemaligen Unfallstelle, dass halb unter Gestrüpp 2 total aufgeweichte und halb aufgerissene Kartons im Graben lagen. Die sahen eigentlich nur nach alter aufgeweichter Pappe aus. Trotzdem, instinktiv, weil eine innere Stimme es befahl, habe ich mal angehalten und mir diese Kartons oder das, was davon übrig war, genauer angesehen. Dabei staunte ich nicht schlecht, die aufgeweichten Pappdinger waren beide randvoll mit fabrikneuen Schraubenziehern. Da die nach so vielen Wochen immer noch dort lagen, wird die auch von der Spedition keiner mehr vermisst haben. Vemutlich wurde der Schaden komplett von der Versicherung getragen und da kümmert sich dann keiner mehr weiter um den Rest, denn sonst hätten die ja längst dort mal genauer gesucht und diese Sachen noch entdeckt. Um die Werkzeuge einfach weiter verrotten zu lassen, waren sie zu schade. Andererseits wird man sie nicht mehr als Neuteil verkaufen können, da sie alle sehr feucht geworden waren. So habe ich beide Kartons in den Kofferraum gelegt, was gar nicht so einfach war, denn durch die Aufweichung zerfielen die beim Anheben in mehrere matschige Papp - Lappen, die dem Inhalt keinen Halt mehr boten. Da ich im Auto aber immer einige Kunststoff - Klappboxen für Einkäufe drin liegen habe, habe ich die Sachen dort hinein umverlagert. Zuhaus wurde der etwas sonderbare Fund dann genauer inspiziert und gründlich gereinigt. Es ist schon einiges an Zeug. Es handelt sich dabei exakt um 3 verschiedene Größen von gleichen Schraubenziehern und insgesamt sind es 56 Stück, also beide Kartons zusammen. Möglicherweise fehlten auch schon etliche, die vielleicht andere schon geholt hatten oder die im Matsch des Straßengrabens untergegangen sind. Wie gesagt 56 offensichtlich hochwertige Handwerker - Schraubenzieher, kein fummeliges Billigzeug, das sieht man direkt. Alle mit handfester, stabiler, leicht durchsichtig - gelblichen Kunststoffgriffen, sehr stabiler Metallklinge und noch direkt unterhalb des Griffs so einem Vierkantansatz dran, wo man bei Bedarf bei sehr fest sitzenden Schrauben mit einem Maulschlüssel zusätzlich noch an dem Schraubenzieher ansetzen kann, um mehr Gewalt ausüben zu können. Als ungewöhnliche Besonderheit sind trotz unterschiedlicher Klingenbreiten die Hangriffe bei allen völlig gleich groß, ebenso ist die Länge der Stile absolut gleich. Als Privatmann braucht man natürlich keine 56 Stück, zumal die sich nur in 3 verschiedene Größen aufteilen, das ist klar. So habe ich schon welche an den Rentner verteilt, an die Eto in Karlsruhe, hier im Haus und der Werkstattgarage an verschiedenen Plätzen etliche 3er - Sätze sowie einen im Auto davon platziert. Trotzdem sind immer noch etliche übrig. Man müsste damit einen Stand auf einem Flohmarkt aufmachen, aber dafür ist das übrig gebliebene Sortiment wieder zu klein.
Es gab wieder einmal ein Tag der offenen Tür an der Uni Karlsruhe. Wie Sie uns inzwischen kennen, lassen wir uns solche Gelegenheiten nicht entgehen. Solche Sachen finde ich immer sehenswert und man hat was zu staunen, ohne dass es etwas kostet, wenn man mal von dem verbrauchten Sprit für die An- und Abfahrt absieht. Diesmal gab es Einblicke in die Forschungsanstalt für Fluß- und Gewässerkunde. Das war wirklich hochinteressant. Die haben dort u.a. in einer riesigen Halle ein beachtliches Teilstück des Rheins maßstabsgetreu exakt nachgebaut. Das Ganze hat aber keinen Modellbaucharakter und dient nicht als Spielzeug für gelangweilte Studenten, sondern man kann dort mit echtem Wasser die exakten Strömungsverhältnisse im Rhein bei den unterschiedlichsten Wasserständen nachbilden. Der Maßstab ist so groß gewählt, dass es locker möglich wäre in der Halle mit einem kleinen Paddelboot auf diesem Modellrhein zu fahren. Natürlich nicht mit richtigen Binnenschiffen, so groß ist es dann wieder nicht. Also der Kunstrhein hat da durchaus die Dimensionen eines mittelprächtigen Bachlaufs, ich glaube, etwa 6 oder 7 m ist der Modellrhein dort breit. Dann kann man daneben ebenso exakt nachgebaute alte Polderflächen wieder freigeben, die beim echten Rhein schon seit vielen Jahrzehnten oder gar teils seit über 100 Jahren abgetrennt wurden, um einerseits dem Rhein ein gleichmässiges und besser schiffbares Bett, mit höherer und für die Schifffahrt günstigerer Wasserströmung zu bieten, und um andererseits seitlich neben dem Rhein zusätzlich Nutzflächen, z.B. für Ackerland zu gewinnen. Nun hat man aber festgestellt, dass gerade bei Hochwassersituationen die alten Polder sinnvoll wären, sofern sie wieder Verbindung zum echten Rheinlauf hätten, damit sich auftretende Hochwassermassen dort sozusagen verlaufen und einen Ausgleich bilden könnten. Dadurch würden die Auswirkungen der künftigen Hochwässer geringer, weil deren Pegel nicht mehr so extrem ansteigen würde, da sich ja dann große Wassermassen bereits in diesen Polderflächen verlaufen, die dadurch im weiteren Verlauf des Rheins erst gar nicht mehr enthalten sind. Nur wenn das Wasser im Rhein wieder sinkt, dann laufen diese Polder langsam wieder leer, bis dass irgendwann, vielleicht erst Jahre später, eine erneute Hochwassersituation aufkommt, die zum gleichen Effekt führt. Die haben bei dem nachgebauten Rhein maßstabsgetreu die Möglichkeit, diese Nebenflächen als Polder wieder mit dem Rhein zu verbinden, wo es im Vorbild, dem Originalrhein, noch keine Verbindung gibt. Dann können die an dem Modell die Auswirkungen ertesten. Das wird natürlich per Computer umgerechnet auf die wahre Größe des Rheins und man weiss dann vorher, wo man welche baulichen Maßnahmen am Rheinufer oder auch direkt im Rhein in den nächsten Jahren einleiten muss, um künftig besseren Hochwasserschutz hin zu bekommen. Die Versuche sind vielfältig und dienen nicht nur dem Erforschen von Hochwasser - Verhaltensmustern, sondern auch zum Ermitteln, wie z.B. der Rheinboden gestaltet werden müsste, um möglichst günstige Wasser - Verhältnisse für die Schifffahrt, aber auch zugleich für die Lebewesen im Rhein zu erhalten. Als außenstehender Laie weiss man ja gar nicht, welches immenses Forschungspotenzial dieser vermeitlich einfach so daher fließende Rhein bietet. Ich wusste zuvor auch noch nicht, dass man im Rhein regelmässig im Mittelbereich große Mengen an Gestein rein schütten muss. Ich habe eher immer umgekehrt gehört und geglaubt, dass man da angeschwemmtes Geröll weggbaggern muss, um die Fahrtrinne frei zu halten. Das ist zwar an vielen Stellen auch tatsächlich so, aber es gibt andererseits recht große Bereiche, da muss immer wieder Gestein und Geröll in der Mitte des Rheins verklappt werden, weil sich der Rhein sonst immer tiefer in die Landschaft eingraben würde, was im Extremfall sogar dazu führen könnte, dass er auf lange Sicht in Teilbereichen seinen ganzen Verlauf ändert. Wäre für die Anlieger und auch für die Häfen nicht gerade schön.
So streicht die Zeit ins Land. Nach rund anderthalbem Jahr Pause in meiner Berichterstattung ist selbst das aktuelle Jahr schon wieder angebraucht, eingelaufen könnte man sagen. Schon obligatorisch sind hier meine Berichte über die alte Fabrik nebenan, wenngleich es in den letzten Monaten deutlich ruhiger geworden ist, weil uns wegen der eingangs erwähnten Vorfälle einerseits die Zeit für weitere Erkundungen fehlte und andererseits, weil wir das Meiste sicher schon gesehen haben. Aber auch sonst passierte hier an den alten Anlagen im zurück liegenden Jahr eigentlich nichts. Hatte man im Herbst 2010 noch mit dem Abriss eines schon ziemlich verfallenen Fabrikgebäudes begonnen, so führte man selbst dieses Vorhaben nach dem anstrengenden Winter 2010 / 2011 nicht mehr weiter. Heute stehen dort einige angeknabberte Gebäudeteile, die jetzt noch schlimmer aussehen, als vorher schon. Was das soll, weiss keiner. Da hätte man sich damals die Mühen und Kosten gleich ganz sparen können, überhaupt mit dem Abriss dieser bereits stark verfallenen Gebäudeteile zu beginnen. Auch die schon Ende 2010 begonnene Erweiterung des Gewerbegebiets auf freigewordenen Flächen hinter der Regenwasserbehälterfabrik wurde gestoppt. Offiziell hieß es, weil das Geld knapp sei, warte man mit diesem Vorhaben jetzt so lange, bis sich konkret Firmen melden, die sich dort niederlassen und ein Grundstück kaufen wollen. Man beschreitet also nicht mehr den bislang verfolgten umgekehrten Weg, erst mal brauchbare freie Grundstücke zu schaffen, um genau damit potenzielle Investoren anzulocken. Naja, heute muss überall gespart werden und die Kämmerer in den Rathäusern können nicht mehr soviel Geld im Voraus verschleudern, was sie kurzfristig nicht mehr reinholen können, weil längere Zeit keine Firma anbeisst, um betreffende Grundstücke zu kaufen. Zu unserer alten Fabrik selbst ist zu sagen, gerne sucht man verschiedene Orte zum wiederholten mal auf, einfach weil es hochinteressant ist und man sich an den Dingen nicht satt sehen kann, aber auch weil ich schon oft festgestellt habe, dass ein zweiter oder dritter Blick die Dinge in einem anderen Licht erscheinen lässt. Es mag blöd klingen, aber ich finde es zudem total entspannend dort durch die schier endlosen alten Anlagen zu wandern und das alles in der Totenstille, die dort herrscht, auf sich wirken zu lassen. Wenn man zuvor einen stressigen Tag hatte und der innere Nervenpegel auf 200 ist, dann kommt der dort binnen einer halben Stunde Fabrikswanderung wieder auf 10 runter, um es mal bildlich zu verdeutlichen. War es anfangs mehr nur pure Faszination über die einfach erschlagenden Ausmaße der ganzen Anlagen und das in solch einer abgelegenen Ecke oder auch die etwas mystische Stimmung in den dem Verfall preisgegebenen Gebäuden, so gerät es nun immer mehr in Richtung sachliches Wissen und Entspannung. Wenn man manche Anlagen zum wiederholten male sieht, dann erklärt sich teils im Groben, wie diese Anlagen überhaupt funktioniert haben, was in den Maschinen und Behältern überhaupt vor sich ging, wozu sie dienten. Wissen Sie, ich bin nicht einer von der Sorte Mensch, der das einfach sieht und nur optisch konsumiert, und danach ab zum nächsten Objekt, nein, wenn ich da bestimmte Anlagen gesehen hatte, die mich irgendwie in ihren Bann zogen, dann habe ich mir öfters Notizen über alte Beschriftungen gemacht, die mir zu dem Zeitpunkt noch nichts sagten, und dann später im Internet nachgesucht, was das überhaupt bedeutet. Dadurch komplettierte sich stellenweise in bestimmten Anlagen immer mehr das Gesamtbild und man weiss heute, was da früher zu Betriebszeiten passierte. Und ich muss Ihnen sagen, trotz des einerseits entspannenden Effekts, dass mich manches dabei auch geschockt hat, weil sich dadurch immer mehr der Eindruck erhärtet, dass besonders in den hinteren Hallen am südwestlichen Ende des Areals hochbrisante Sachen produziert wurden, die vermuten lassen, dass dort auch heute noch extremste Belastungen im Boden und in den Resten der Gebäude und Anlagen sein könnten. Es sagt zwar keiner, aber vielleicht liegt auch gerade darin mit ein Grund dafür, dass man mit dem Abriss nicht weiter gemacht hat, einfach weil man insgeheim befürchtet, dabei auf derart kostenintensive Altlasten zu stoßen, dass immense Beträge für deren Entsorgung zu befürchten wären. So stoppte man vielleicht kurz vor dieser definitiven Erkenntnis, die zum sofortigen Handeln gezwungen hätte, frei nach dem altbewährten Motto: „Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss." Wie dem auch sei. Mir ist es ohnehin lieber, wenn hier alles so bleibt, wie es jetzt ist. Hier vorne in den ganz alten, aber besser erhaltenen Hallen, die nah bei unserem Haus liegen, wurden hingegen wohl vorwiegend eher harmlose Produkte hergestellt, wie es der Rentner auch stets erzählte; zum Beispiel solche Gummizüge, Gummibänder, Zurrbänder und all solche Befestigungssachen wo Gummi und Textil zu strapazierfähigen Materialien zusammen gebacken wurden. Aber hinten die Hallen haben es in sich, dort wurde, nach meinem heutigen „Ermittlungsstand" nicht nur harmlose Kunstdüngersachen hergestellt, wie man immer behauptete. Ich vermute, und das sage ich inzwischen offen, dass dort hochgiftige Substanzen, vermutlich für Munition und Bomben oder für Sprengstoffe und so was, hergestellt wurden. Dafür spricht auch, was der Rentner und auch andere mehrfach erzählten, dass es den normalen Beschäftigten des vorderen Bereichs mit Entlassungsandrohung strikt untersagt war, diese hinteren Bereiche auch nur aufzusuchen. Da durften nur die Leute hin, die auch dort gearbeitet haben und von denen kann heute keiner mehr was erzählen, weil die schon längst alle tot sind. Die sind wahrscheinlich nicht nur zufällig alle früh gestorben, könnte man vermuten, sondern wegen der hohen Schadstoffbelastung, der sie an ihrem früheren Arbeitsplatz täglich ausgesetzt waren. Wie schon angedeutet, es gibt auch Gerüchte, dass der Abriss der dortigen Hallen mittendrin gestoppt wurde, weil sich kein Abrissunternehmen mehr bereit erklärte, in diesen Resten weiter zu wühlen. Die Vermutung existiert nicht nur bei uns als direktem Anlieger. Jemand hier aus dem Ort erzählte mir in der Bäckerei, wo ich jede zweite Woche schon mal Brot und Brötchen kaufe, dass von den Leuten des Abrissunternehmens gleich 3 Mann innerhalb von einem halben Jahr plötzlich gestorben wären und ausgerechnet in der Zeitspanne, als die dort gearbeitet haben. Vorher wären die alle 3 immer kerngesund gewesen und hätten teils schon Jahrzehnte für den Abrissunternehmer andernorts gearbeitet. Offiziell hätte man angeblich wegen Denkmalschutz mit dem Abriss aufgehört. Nun ist es so, hier vorne die Gebäude, die für uns in Reichweite liegen, sind sicherlich auch innen wie außen völlig harmlos. Aber wie schon gesagt, hinten die Anlagenreste sind auch heute nach nunmehr 28 Jahren Stillstand mit äusserster Vorsicht zu genießen und wir werden in dem Bereich wohl keine neuen Exkursionen wagen, weil uns dafür die Gesundheit zu schade ist. Andererseits ist es dadurch besonders geheimnisvoll und besonders interessant. Sogar der Rentner meinte, dass dort mit Sicherheit noch unentdeckte Werte schlummern würden, wo sich damals keiner mehr traute, diese wegen der Gefahren zu bergen und heute weiss es keiner mehr. Angeblich sollte es dort in den Laboren für manche Testreihen viele Edelmetalle wie Gold, Silber und so was gegeben haben. Aber nicht nur für Testreihen, auch bestimmte Anlagen benötigen wohl, um chemische Prozesse in Gang zu setzen Edelmetalle, weil das sonst nicht funktioniert oder weil nur diese Edelmetalle gegen bestimmte Chemikalien unempfindlich sind. Ich meinte zu ihm, dass die früheren Firmenchefs da doch bestimmt schon für gesorgt hätten, dass gleich nach dem Betriebsende solche hochwertigen Sachen in Sicherheit gebracht wurden. Er meinte jedoch, das das eher unwahrscheinlich wäre, weil er noch genau wisse, dass dort von einem Tag auf den anderen Schluß war und die eigentlichen Chefs sich auch nicht mehr blicken ließen. Das mit dem Betriebsende in dem Bereich der Firma muss auch alles irgendwie komisch gewesen sein. Dort ist es wie so oft bei Nachforschungen, je mehr man an neuen Fakten in Erfahrung bringt, um so mehr neue Fragen werden damit aufgeworfen.
Weiter oben sprach ich schon vom Sparen, zum Beispiel im Rathaus. Aber da haben die Finanzchefs der Verwaltung inzwischen einen ganzen Katalog an Maßnahmen zusammen gestellt, der die Finanzen der öfftenlichen Kommunen schonen oder aufbessern soll. Sie ahnen es, weil es wahrscheinlich überall so ist, natürlich auf Kosten der dort wohnenden Bürger. Man bedient sich dann einfach ungefragt aus deren Taschen. Die Grundsteuern stiegen hier innerhalb nur eines Jahres um satte 60 %, eine Unverschämtheit. Das Gros davon entfällt auf neue Abrechnungsarten bei der Müll- und Abwasserentsorgung. So fanden wir den erstaunlichen Posten der Straßenreinigungsgebühr auf unserer letzten Steuerabrechnung, obwohl hier bei uns in der Siedlung gar keine öffentliche Straßenreinigung stattfindet. Immerhin 79 Euro für nichts. Da hagelte es natürlich Protest, aber die Oberen sagen, es sei rechtens, das sei nur eine Gemeinschaftsumlage für alle Bürger bezogen auf die Straßenreinigung vor allen öffentlichen Grundstücken, Straßen und Plätzen der Gemeinde und dafür seien nun mal alle Einwohner verantwortlich, weil die ja auch den Nutzen aus öffentlichen Grundstücken ziehen würden. Die Leute, die im Ortskern wohnen, wo tatsächlich auch noch eine wöchtentliche Straßenreinigung durch ein Unternehmen mit Kehrwagen bei denen tatsächlich vor der eigenen Tür stattfindet, zahlen noch deutlich mehr an Straßenreinigungsgebühr, abhängig von der Länge ihres Grundstücks. Dann wurde experimentiert mit einer Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung. Punkt 0.00 Uhr wars überall zappenduster, mit einziger Ausnahme auf der Haupt - Durchgangsstraße im Ortskern, dort blieb wenigstens noch jede zweite Straßenlampe auch nach 0 Uhr an. Der anfangs aus Spar- und Umweltgründen begrüsste Abschaltewahn führte dann aber doch sehr schnell zu großen Bürgerprotesten, da sich viele Leute nachts im total finsteren sehr unsicher fühlten. Es mag Zufall sein oder tatsächlich damit zu tun haben, aber genau in der Finsterniszeit stiegen die Zahlen der Wohnungseinbrüche sowie die Zahlen der nächtlichen Verkehrsunfälle, bei denen sogar ein Radfahrer zu Tode kam, weil er selbst im Ort mit einem unbeleuchteten Fahrrad fuhr und von einem Autofahrer nicht erkannt wurde. Nach vielleicht 2 Monaten war der Spuk vorbei und die Straßenbeleuchtung bleibt seit dem wieder über Nacht durchgehend an. Offiziell hiess es aber, dass man das System noch mal neu überdenken müsse, es sei nur ausgesetzt, aber nicht abgeschafft. Da gibt's dann verschiedene Denkmodelle, u.a. dass die Straßenlampen auf LED - Technik umgerüstet werden sollen, das kostet zwar erst mal über 700.000 Euro, wenn man zeitgleich alle Lampen im inneren Gemeindegebiet umrüsten wollte, aber ab dann käme man bei gleicher Helligkeit mit weniger als 20 % der Energiekosten aus, es würden beim E-Werk auch nur noch 20 % der Kohlendioxyd - Emissonen dafür anfallen usw. Mit den Energiekosten das leuchtet im wahrsten Sinne des Wortes ein, aber dass in gleichem Masse die Emissionen von Kohlendioxyd sinken, ist so eine typische Milchmädchenrechnung von den Grünen und diesen Umweltschützern mit ihrem wohl genährten Halbwissen. Das stimmt nämlich nicht, weil die Kraftwerke ständig mit gleicher Belastung laufen, da sie sonst im Netzausgleich nicht richtig funktionieren würden. Bezüglich der Energiekosten hat man aber auch berechnet, dass es durch die Ausgaben für die neuen Lampen erst mal fast 10 Jahre dauern würde, bevor sich das dann wirklich rechnet. Hinzu kommt noch, dass im genannten Betrag von etwa 700.000 Euro Umrüstungskosten nur der Ortskern enthalten ist, wenn man außerdem wirklich alle Außenorte und alle Wohnstraßen ebenfalls restlos damit umrüsten möchte, käme man noch nicht mal mit dem doppelten Betrag aus. Hier hofft man allerdings darauf, dass man zunächst im laufenden Jahr den Ortskern umrüstet, und dass die Preise für derartige LED - Straßenlampen in ein paar Jahren deutlich sinken und man dann den Rest für weniger Geld umrüsten kann.
Weiterhin kamen einige unschöne Briefe vom Finanzamt. Da fordern die von mir eine Steuernachzahlung in Höhe von immerhin 2.300 Euro, zusammen gerechnet für die Jahre von 2006 bis 2010. Der Grund wären bislang nicht angegebene Renteneinkünfte meinerseits. Demnächst kommen die noch, und wollen jeden Cent, den man mal verdient hat, doppelt und dreifach versteuern. Ich habe gegen diesen Bescheid Einspruch erhoben. Die einzige Reaktion, die bislang darauf kam war ein sehr kurzer Brief, in dem man mir nur mitteilt, dass mein Einspruch keinerlei aufschiebende Wirkung hätte. Ich müsste den Betrag zunächst in jedem Fall bis Ende Mai bezahlen. Sollte sich später heraus stellen, dass diese Forderung teilweise oder sogar ganz unberechtigt war, dann bekäme ich das zuviel gezahlte Geld zurück erstattet. Ansonsten nehmen die zu der Sache selbst überhaupt keine Stellung. Kayla erhielt ebenfalls eine Steuernachforderung, allerdings im moderaten Rahmen von 24 Euro. Fragen Sie mich nicht wie die auf so einen eigenartigen Betrag kommen. Es ist zwar ein 7 seitiges Schreiben dabei, daraus kann man als Laie aber überhaupt nichts erkennen. Es werden in Tabellen nur Zahlenkolonnen hin und her gerechnet, wo ich noch nicht mal zuordnen kann, woher die diese Zahlen überhaupt nehmen und was das bedeuten soll. Es scheint aber irgendwie im Zusammenhang mit Kaylas gelegentlicher Arbeit als Übersetzerin für Bücher aus Thai in Deutsch zu stehen. Nun ist natürlich die Frage, soll man wegen 24 Euro auch Einspruch erheben oder es lieber lassen? Wie man diese Schreibtischtäter ja kennt, kriegen die fertig und verfassen dann eine neue Nachforderung, die noch höher ist. Ebenfalls vom Finanzamt flatterte ein Fragebogen ins Haus, wo die jetzt wissen wollen, wie wir damals 2006 den Hauskauf hier finanziert haben. Ob wir dafür Kredite aufgenommen hätten und wenn ja wo oder ob wir Sparguthaben da eingebracht hätten und wo die vorher geparkt waren usw. Hier breiten sich immer mehr die alten DDR - Methoden aus. Eine bodenlose Unverschämtheit! Überall in jeden Cent wollen die ihre Nase stecken, nur damit sie genug abzwacken können, um damit wieder irgendwelche vollkommen sinn- und zwecklosen Projekte wie beispielsweise in Afghanistan zu finanzieren. Für solch einen Mist in einem Land mit dem wir gar nichts zu tun haben, da ist immer Geld genug da, nur für die eigenen Leute nicht. Man sollte alle Politiker, die an diesen seltsamen Finanzregelungen schuld sind, auf den Mond schießen. Man versteht eigentlich kaum noch, warum das Volk das alles mit sich machen lässt und denen nicht schon längst auf die Füsse tritt. Aber nein, wenn in Stuttgart ein Bahnhof neu gebaut wird, für solch einen Firlefanz, der schon seit 20 Jahren beschlossene Sache ist, da können sich die Idioten jetzt auf einmal gleich haufenweise aufregen und organisieren jetzt Widerstand. Hätten die das vor 20 Jahren bei der Planung gemacht, hätte man es ja noch verstehen können, aber da haben die kaum einem Mucks von sich gegeben, anstattdessen blasen die sich jetzt auf, wo alles anläuft und bereits mehrstellige Millionenbeträge in die Sache investiert wurden. Sogar für jeden lächerlichen Baum, der dafür gefällt wird, organisieren sich Hirnis in Widerstandsgruppen, nur für wirklich wichtige Dinge, da interessiert sich scheinbar keiner, dafür läuft keiner Sturm. Ich weiss nicht, ich habe immer mehr den Eindruck, dass ein Großteil der Menschheit zunehmend unter einer kollektiven Verblödung leidet.
In der Siedlung hier tut sich langsam auch wieder etwas. Nachdem weiter vorne, an der Straße, wo die anderen Häuser stehen, schräg gegenüber vom Haus des Rentners, ein Haus über ein Jahr lang leer gestanden war, da sich die früher dort wohnende junge Familie das Haus bzw. seine Unterhaltskosten nicht länger leisten konnte, wurde es seit Anfang 2011 zum Verkauf angeboten. Nun hat es ein etwas gesetzteres Ehepaar gekauft, ich schätze die Leute beide etwa knapp 10 Jahre jünger ein, als ich bin. Altersmässig liegen die sicher zwischen 55 und 60. Das heisst, die sind gar nicht verheiratet, sondern haben eine fast schon leicht kuriose Partnerschaftsgeschichte, wie ich neulich bei einem sehr angeregten Gespräch über den Zaun so erfuhr. Es ist immer wieder erstaunlich wie das Leben manchmal so spielt. Die Frau war ursprünglich ganz früher mal die erste große Liebe von dem Mann, wohlgemerkt als beide ungefähr 16 Jahre alt waren, das liegt also schon rund 40 Jahre zurück. Damals ist daraus aber nichts geworden, weil die Frau mit ihren Eltern in eine andere Stadt gezogen war und sie sich aus den Augen verloren haben. Kurz danach lernte sie dort ihren ersten Ehemann kennen, von dem sie selbst sagte, dass es eigentlich kein Mann zum heiraten war, sondern eher ein Kumpeltyp von der Sorte guter Freund, mit dem man zwar die berühmten Pferde stehlen kann, mit dem sich aber eben nicht die typische Liebe entwickelt. Trotzdem wurde der dann gleich geheiratet, teils auch weil die Familien, also die Eltern der beiden, etwas sanften Druck machten und das für eine sehr gute Partnerschaft hielten. Mit dem zog sie dann kurz nach der Heirat wieder in eine andere Stadt um, natürlich unter dessen Nachnamen und es gelang dem früheren Freund, also hier dem Mann, nicht mehr, heraus zu bekommen, wie die dann hiess und wo sie lebte. Es hätte ihm damals ja auch nichts genützt. Allerdings wusste er damals von dieser Heirat gar nichts und hatte noch einige Versuche unternommen, in Erfahrung zu bringen, wo die lebt, aber das klappte alles nicht. Dieser erste Ehemann der Frau hatte eine große Bäckerei, wo sie dann auch jahrelang beruflich mit eingespannt wurde, dann kam noch ein gemeinsamer Sohn dazu. Die Bäckerei wurde immer weiter ausgebaut und irgendwann hatte der erste Ehemann der Frau sogar eine Filialkette gegründet, mit immerhin 4 Bäckereifilialen. Nach sage und schreibe 35 Ehejahren ging diese Ehe dann zu Bruch, weil dieser Bäcker plötzlich durch den Verkauf all seiner Bäckereien sehr reich geworden war. Der Reichtum war ihm wohl irgendwie zu Kopf gestiegen und da war ihm seine „Alte" nicht mehr gut genug, und er hat sie sozusagen raus geworfen und sich scheiden lassen. Was dem früheren Ex - Freund natürlich noch immer nichts nutzte, er wusste ja davon nach wie vor nichts, wobei dieser in der ganzen Zeit ledig geblieben war, teils auch, weil er sich noch lange Zeit Hoffnungen machte, die entschwundene Geliebte irgendwann wieder zu finden. Dann kam sicher ein gewisser Zufall ins Spiel. Weil die Frau durch die spät gescheiterte Beziehung sich in der Umgebung nicht mehr wohl fühlte, da sie dort alles an das erinnerte, zog sie wieder in das Umfeld ihrer Jugend zurück. Zwar nicht in den gleichen Ort hier in der Gegend, wo sie früher gewohnt hatte, aber ein paar Orte weiter. Durch Zufall beim Einkauf in einem Supermarkt begegnete sich die alte Jugendliebe wieder und beide entschlossen sich nahezu im gleichen Moment, ihren Lebensweg ab sofort gemeinsam fortzusetzen und zogen zusammen. Wie gesagt, das alles nach rund 40 Jahren Pause dazwischen, das ist schon etwas besonderes, meine ich. Nun mag manch ein Mann sicher sagen, wenn ich so lange diese Frau nicht haben konnte und noch ledig wäre, dann würde ich die doch nicht jetzt zur Frau nehmen, sondern vielleicht nach einem „jüngeren Modell" Ausschau halten, aber ich kenne ein wenig diesen Effekt, wenn man sich damals richtig innig geliebt hat, das geht auch mit der langen Zeit nicht kaputt, irgendwie bleibt das und wenn man noch so alt und schrumpelig ist. Zudem ist der Mann ja genau so alt geworden. Sie werden jetzt sicher sagen, das muss der Lappenkeuler gerade sagen, wo er in seinem Alter mit einer nunmehr inzwischen 29jährigen Asiatin zusammen lebt, aber ich denke, das kann man ohnehin nicht vergleichen. Unsere Partnerschaft ist ein Sonderfall, der so auf seine Weise sicherlich auch nur sehr selten vorkommt. Jedenfalls finde ich diese gemeinsame Story von den beiden großartig, immerhin haben sie sich dann doch noch gefunden, auch wenn es erst auf die alten Tage ist. Ist doch besser, als wenn beide einsam und alleine in den Tag hinein leben würden. Natürlich kann man sich das gerade im Alter nicht immer aussuchen und man sollte deshalb auch nicht jeden x-beliebigen Partner akzeptieren, nur um ein Alleinsein zu verhindern. Ich denke, das gilt für Frau und Mann gleichermaßen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass eine Partnerschaft meistens eben besser ist, als wie auf Dauer alleine zu leben, aber eben nicht um jeden Preis. Nunja, die beiden müssen sich hier erst noch einleben. Auf mich machen sie aber einen ruhig - gediegenen Eindruck, wo ich sage, das sind Leute, die sehr gut hierhin passen. Nun wollen sie das gesamte Haus erst in Eigenregie renovieren, wobei ich erstaunt feststellte, dass die Frau handwerklich wesentlich mehr drauf hat, als der Mann. Sie begründete das u.a. damit, dass sie früher in der Anfangszeit in den Bäckereien ihre Ex-Mannes auch viele Reparaturen habe selbst machen müssen, weil es sonst zu teuer geworden wäre. Da haben die noch einen Brocken Arbeit vor sich. Ich war nämlich mal in dem Haus, welches von außen noch relativ gut erhalten aussieht, aber innen herrschen in manchen Räumen wirklich schreckliche Zustände. Da hat sicher in den letzten 50 Jahren keiner mehr renoviert. Da hätte ich dem jungen Paar, was früher dort gewohnt hat, mehr zugetraut, dass die da einiges modernisiert hätten oder so, aber nichts. Die haben da so gelebt, wie sie es selbst beim Kauf ihrerseits vorgefunden haben, mit all dem alten Dreck und Speck der Vorvorbesitzer.
Derzeit ertrinken wir in einer Schokoladen - Flut. Das kam so, der Rentner hier aus der Siedlung hat in einem komischen Preisausschreiben einer Süßwarenfirma mitgemacht, wo es u.a. als zehnten Preis 10 große Kartons randvoll gefüllt mit jeweils 20 Tafeln Schokolade von unterschiedlichen Sorten zu gewinnen gab. Also insgesamt 200 Tafeln Schokolade. Diesen zehnten Preis hat er also dort gewonnen. Aus Gesundheitsgründen darf er selbst aber so gut wie keine Süßigkeiten essen, ausgenommen Zartbitterschokolade, die darf er sogar ausdrücklich, die hat sein Arzt sogar empfohlen. Aber in dem Berg an Schokolade war nur ein einziger dieser 10 Kartons mit Zartbitterschokolade gefüllt, alle anderen Schokoladenkisten waren bestückt mit Vollmilch oder mit Schokoladen, die Kaffee-, Nougat-, Karamell- und sonstige Aromen haben. Er traute sich auch nicht, bei der Firma nachzufragen, ob man ihm nicht alle Kartons mit Zartbitterschokolade füllen könnte, weil er meinte, das sähe dann frech aus. Es würde so wirken, als wolle man bei einem schließlich kostenlosen Gewinn auch noch Forderungen stellen. Deswegen kam er auf die Idee, die übrigen Nicht - Zartbitter - Kisten unter seinen Bekannten zu verschenken. Da sein Bekanntenkreis überschaubar ist, und sich darunter auch noch Leute befinden, die keine Schokolade mögen, erhielten wir gleich 5 der verbliebenen 9 Kartons, also insgesamt 100 Tafeln. Kayla mag Schokolade extrem gerne und ich mag sie durchaus auch, so sind wir fürs nächste Jahr also gut versorgt, denn mehr als jeweils eine solche Rippe von einer Tafel pro Tag essen wir nicht. Unter diesen Bedingungen kommen wir damit sicherlich ein Jahr aus.
Es ist schon verrückt, wie manche in Fernsehsendungen Realität nicht von Erfindung in einem Krimi auseinander halten können. Da sagte mir doch neulich ein Heini, den ich hier öfters treffe, ob ich auch davon mitbekommen hätte, dass jetzt aufgeflogen wäre, dass es die Stadt Bielefeld, die da oben irgendwo in der Kante von Westfalen oder Niedersachsen liegt, überhaupt nicht geben würde. Das wäre irgendwie nur eine fiktive militärische und politische Erfindung oder so was, wo ein Übungsgelände ist. Er habe daraufhin auch im Internet recherchiert und dort stünde angeblich auch, dass es nur eine sogenannte „Bielefeld - Verschwörung" geben würde, aber nicht die Stadt selbst. Ich surfe ja nicht viel im Internet und hatte auch keine Lust, damit jetzt viel Zeit zu vertun, aber bei einem Internetbesuch habe ich mal kurz danach gesucht und bin auch tatsächlich auf solche Thesen gestoßen. Es erwies sich aber schnell als Inhaltsstoff eines Krimis, der wohl vom ZDF gedreht wurde und dieser Knilch hier hat das gleich für bare Münze genommen, weil auch die angeblichen Beweise für die Nichtexistenz von Bielefeld auf den ersten Blick relativ echt wirkten. Aber wenn man schon wenige Sekunden genauer recherchierte, war schnell alles klar, dass es eben nur um den Inhaltsstoff dieses Krimis geht.
Vor Jahren hatten wir schon mal das Thema Digitalkamera hier behandelt, wo ich selbst eine Billigkamera erworben hatte, mit der ich nicht wirklich glücklich wurde. Kayla hatte sich später eine sehr gute Minolta - Digitalkamera gekauft, die stets hervorragende Bilder lieferte, die aber einerseits wirklich schon mehr etwas für anspruchsvolle Halbprofis ist, andererseits mir als Nachfolgemodell zu teuer wäre. Wermutstropfen an dieser Kamera waren aber einerseits, dass nach vielleicht etwas über einem Jahr das Kabel vom kleinen Ladegerät des Akkus abbrach und es nicht repariert werden konnte. Da musste das gesamte Ladegerät, ein winziges Ding, mitsamt Kabel neu nachbestellt werden. Es wurde vom Händler auf Garantie geregelt, dauerte aber über 4 Monate, bis ein Originalteil zur Verfügung stand, solange konnte man mit dem guten Stück nichts anfangen. Danach arbeitete sie wieder hervorragend. Der zweite Wermutstropfen war, dass schon nach etwas über 3 Jahren der Akku verschlissen war und ein neuer Ersatzakku her musste. Da kommt man dann aber in die Bredouille. Beschafft man sich aus Kostengründen einen passenden Akku von einer Nachahmerfirma, also kein Originalteil, dann kostet der nur 23 Euro, was zu verkraften ist, aber der taugt gar nichts, weil er schon nach weniger als einem halben Jahr genauso schlapp ist, wie der alte Originalakku nach 3 Jahren. Ein neuer Originalakku sollte 119 Euro kosten, dafür gibt's inzwischen von weniger namhaften Firmen schon gute brauchbare Kameras, die natürlich weniger aufwendig sind, aber immerhin. Da hat man schon keine rechte Lust, nur für einen Akku soviel Geld raus zu werfen. Die gute Minolta wird gelegentlich immer noch gebraucht, aber noch mit dem alten Akku, der inzwischen nach knapp 20 Fotos wieder leer ist, was also kein wirklicher Zustand ist. Den billigen Ersatzakku, der ja über 3 Jahre jünger ist, kann man inzwischen schon überhaupt nicht mehr brauchen, denn wenn man den lädt und gleich danach in die Kamera einlegt, dann kann man exakt ein einziges Foto schießen und schon schaltet sich die Kamera wieder ab. Verwendet man den Blitz noch dazu, dann kommt es erst gar nicht so weit und sie stirbt beim Auslösen des Blitzfotos ab. Wir überlegen noch, ob wir wirklich für so viel Geld da einen neuen Originalakku kaufen sollen. Unterdessen fand ich in einem der Läden, wo wir nach Ersatzakkus Ausschau hielten, eine überaus kompakte Canon - Digitalkamera aus dieser Ixus - Serie, die so schön superflach ist und blitzschnell nach dem Einschalten ihr Objektiv ausfährt. Die gab es dort in verschiedenen Ausführungen, die sich nur durch die maximale Pixelzahl in den ungefähren Stufungen 10, 12 und 14 Megapixel unterschieden und natürlich im Preis. Die 10er davon war gerade im Sonderangebot für 149 Euro anstatt 219 Euro. Da habe ich mir die gekauft. Im Preis enthalten ist natürlich auch ein Ladegerät. Und ich sage Ihnen, das ist die beste normale Digitalkamera, die ich jemals gesehen habe. Natürlich spielt Kaylas Minolta in einer anderen Liga, und ist in den Möglichkeiten noch besser, einfach weil das ein wesentlich aufwendigeres Modell ist, solche gibt's von Canon ja auch, aber in der Liga der normalen Digitalkameras halte ich diese Canon für unschlagbar, jedenfalls nach meiner Ansicht. Man vergleicht ja auch keine Mercedes S - Klasse mit einem Fiat 500, wenn dann muss man solche Vergleiche in der selben Klasse machen, sonst ist es Selbstbetrug. Man könnte sagen, die Canon macht fast immer perfekte Bilder, wo alle anderen Modelle, die ich bislang gesehen habe, schon längst wegen Dunkelheit, Gegenlicht oder sonstigen Unbilden die Segel gestrichen hatten. Auch beim Unterschreiten einer gewissen Mindestentfernung, wo alle anderen Kameras, die ich bislang mal getestet habe, nur noch unscharfe Matschfotos lieferten, regelt diese Canon das automatisch so gut nach, dass selbst davon die meisten Aufnahmen noch in einer brauchbaren Qualität gelingen. Oder man muss es schon extrem über- bzw. untertreiben. Es ist auch die erste Kamera unter den Normalkameras, die ich bislang gesehen habe, bei der diese Makrofunktion für extreme Nahaufnahmen so problemlos, perfekt und scharf funktioniert, auch selbst bei widrigen Lichtverhältnissen. Da werden ja immer gewisse Abstandsbereiche für diese Makrofunktion genannt, die man bei den meisten Kameras recht genau einhalten muss, sonst wirds unscharf, hier nicht. Bei solchen Nahaufnahmen ist der Bereich, in dem das gut klappt so groß, wo sich die Kamera auch selbsttätig wieder entsprechend blitzschnell nachregelt, dass man sich darüber erst gar keine langen Gedanken machen muss, Makro einschalten - nah dran - fotografieren - fertig! Einfach herrlich! Auf Anraten des Fachverkäufers habe ich mich für diese 10 Megapixel - Ausführung entschieden, obwohl die 12er nur 30 Euro teurer gewesen wäre. Er meinte, kein normaler Mensch auf dieser Welt kann die Unterschiede in der Qualität zwischen der 10er und der 12er noch sehen, ausser in der Dateigröße auf der Speicherkarte. Durch die geringere Dateigröße werden die Daten natürlich schneller gespeichert, das geht so schnell, man merkt es eigentlich gar nicht, es hängt aber etwas von der verwendeten SD - Card ab, da gibt's wohl deutliche Unterschiede in der Schreibgeschwindigkeit mit der die Daten darauf gespeichert werden. Jedenfalls bei den meisten SD - Karten aus meinem Bestand ist die Speicherzeit für ein Foto so gut wie nicht merkbar, aber bei zweien davon, die auch mal extrem billig in einem Supermarkt erstanden wurden, da merkt man dann doch pro Foto etwa 2 bis 3 Sekunden Speicherzeit. Dann durch die äusserst kompakte, leichte, aber dennoch sehr stabile Metallbauweise kann man diese Kamera wirklich überall hin mitnehmen, ohne dass sie stört. Ruckzuck ist sie betriebsbereit, es gibt quasi so gut wie keine Einschaltverzögerung vom Zustand total abgeschaltet bis betriebsbereit, wie es bei allen anderen Kameras war, die ich bislang gesehen habe. Und was mich fast noch mehr wundert ist die enorme Ergiebigkeit einer Akkuladung. Nun ist ja alles noch relativ neu, obwohl wir diese Kamera inzwischen auch schon dreiviertel Jahr lang haben, aber ich schätze mit einer Akkuladung kann man locker 250 Fotos schießen, eher mehr. Selbst mit Blitz merkt man keine nennenswerte Einbußen der Ladung, es werden dann auf die Gesamtzahl vielleicht 150 Fotos anstatt 250 Fotos werden. Also ein rundum gelungenes Gerät, welches ich uneingeschränkt jedem empfehlen würde, der eine gute und trotzdem sehr leicht zu bedienende Allerweltskamera sucht. Der Rentner hatte sich vor einem halben Jahr bei einem Discounter eine immerhin 12 Megapixel - Digitalkamera für 79 Euro gekauft, was auch ein recht gutes Gerät ist, ich will da nicht meckern, aber im Vergleich zu dieser Canon - Ixus, die darüberhinaus noch viel kompakter ist, hat die Discounter - Kamera nicht die Spur einer Chance zu bestehen. Bei seiner Kamera ist die Bildqualität trotz der höhern Pixelzahl eindeutig schlechter, besonders in Sachen Kontrast und Farbreinheit, die Farben wirken dort immer irgendwie etwas unnatürlich und verrauscht. Dann kriegt der kaum die Hälfte an Fotos auf eine Speicherkarte und der Akku ist beim Knipsen ohne Blitz schon nach spätestens 40 Bildern am Ende. Nutzt man den Blitz bei ihm, dann sind ungefähr 15 Bilder die oberste Grenze der Fahnenstange. Ohne überheblich zu wirken, kann man da wirklich sagen, würde man es mit der Autowelt vergleichen, wäre es ein Unterschied, als würde man von einem modernen teuren Mercedes auf so einen billigen Kia oder ähnliches umsteigen. Fahren tun irgendwie beide, klar, aber in der Art wie man fährt und in der Qualität liegen mehrere Welten an Unterschied.
Nach dem man jahrelang nicht mehr viel von so genannten Sekten gehört hat, scheinen jetzt gleich mehrere dieser religiösen Phantasten ein neues Aufblühen dieses Irrsinns anzetteln zu wollen. Neulich hatten wir jedenfalls im Abstand von nur wenigen Wochen etliche verschiedene Reklamebroschüren gleich von verschiedenen derartigen Sektensystemen im Briefkasten. Die einen versuchen die Leute mit Vorhersagen für eine blühende Zukunft für sich zu gewinnen, die anderen wählen lieber den genau entgegengesetzten Weg und faseln von Weltuntergangsszenarien. Im Prinzip ist es eher schon lustig, wenn man nicht wüsste, dass die das ernst meinen. Man versteht vor allem nicht so recht, weshalb Leute überhaupt so dumm sein können, und denen auf den Leim gehen. Jeder normal denkende Mensch sollte eigentlich schon bei diesem Gefasel gleich im Ansatz erkennen, dass es nur Mumpitz ist. In einem dieser Pamphlete wurde prophezeit, dass wir es noch erleben werden, dass immerhelle Tage ohne Nächte und ein Leben frei von allen negativen Dingen und frei von Sorgen jeglicher Art und wo alle Menschen sich wirklich bedingungslos lieben, kommen wird. Natürlich nur, wenn man sich deren Sektenbewegung anschließt. Der andere Schwachmatenclub stellte es als definitiv erwiesen dar, dass im Verlaufe des Jahres 2012 nicht weniger als gleich die ganze Welt untergehen werde. Alles würde rückstandsfrei hinweggefegt und zum Nichts vernichtet. Angeblich hätten die Inkas vor ein paar tausend Jahren das schon exakt gewusst und in alten Überlieferungen präzise vorher gesagt, dass 2012 die Welt, wie wir sie kennen, untergehen wird. Und, Sie ahnen es, selbstverständlich böte nur ihre Sekte die einzige Möglichkeit quasi unbeschadet aus diesem Untergang hervor zu gehen, respective diesen zu überleben, sofern man sich deren Heilseinstellungen anschließe, die einem den Übertritt in eine völlig andere Dimension gestatten würde, die von diesem Untergang nicht betroffen wäre. Die stellten das so dar, dass alles, was es gibt und was wir kennen nur in einer bestimmten Dimension bestehen würde, in Wahrheit gäbe es jedoch abertausende Dimensionen zeitgleich parallel, nicht in ferner Zukunft, sondern aktuell jetzt schon, beziehungsweise schon immer. Diese anderen Dimensionen könnten dabei durchaus alles gleiche wie hier noch mal beinhalten, eine sogenannte Doubletten - Dimension, weitere andere Dimensionen enthielten hingegen natürlich auch völlig andere Dinge und andere Möglichkeiten der Wahrnehmung und das alles ohne, dass wir etwas davon bemerken, nur weil uns dafür sozusagen der Draht, also die Wahrnehmungsmöglichkeit fehlt. Somit wird da eine Art Wechselmöglichkeit zwischen etlichen parallel existierenden Welten versprochen. Und wenn die eine davon untergeht, dann muss man es nur irgendwie schaffen, kurz davor in eine der übrig bleibenden Welten zu wechseln. Genau diesen Schritt würde einem deren Sektensystem ermöglichen. Das war fast schon so simpel beschrieben, als wäre es ähnlich einfach, wie im Verkehr eine andere Straße zum Fahren auszuwählen. Fraglos geht es mit Sicherheit darum, wieder genügend Dumme zu finden, die man ausnehmen kann, weil sie vielleicht viel Geld für Sekten - Schulungen oder Mitgliedsbeiträge ausgeben. Ich glaube Talam-Durab oder so ähnlich nannte sich einer dieser Idiotenhaufen. Ich weiss jetzt aber nicht mehr auswendig genau, ob es der zuerst genannte oder der zweite davon war. Ich meine, diesen Namen bereits vor über 30 Jahren schon mal gehört zu haben, also eine Art Wiederbelebungsversuch. Offensichtlich wollen die Verantwortlichen von diesen Sektenheinis ihre wahre Adresse aber verschleiern, weil zumindest bei einer dieser Broschüren nur eine Postfach - Kondaktadresse in der Schweiz angegeben war.
Es hat ja Zeiten gegeben, da gab es rein gar nichts! Diesen Satz verwendet der Rentner hier aus der Siedlung sehr gerne, wenn er sich an alte Zeiten erinnert. Ist klar, damit sind die bösen Kriegszeiten des zweiten Weltkriegs, sowie die nähere Zeit danach gemeint. Nun, die Zeiten des zweiten Weltkriegs kenne ich selbst natürlich nicht mehr, so alt ich auch bin, aber dafür bin ich dann doch zu jung. Aber an die mageren Zeiten kurz danach kann ich mich schon noch gut erinnern, zumindest an die, die ab Anfang der 50er Jahre folgten. Egal wo man hinfuhr, überall gab es noch zahlreiche Trümmerhäuser und je mehr man sich in größere Städte, wie z.B. Suttgart begab, um so mehr traf man auf die meist inzwischen aufgeräumten Reste zerbomter Häuser. Das sind sozusagen meine eigenen ersten Erinnerungen an die Nachkriegszeit. Manche Kriegsereignisse liegen dem Rentner zuweilen noch bös im Magen, obwohl sie schon so lange her sind, er gerät dann in eine Art leicht depressive Phase, die er aber gut damit bewältigt, dass er davon erzählt. Das ist dann eine Sache von vielleicht 2 Tagen, dann ist das kein Thema mehr und er ist wieder der Alte, also eher zur Fröhlichkeit neigend. Die Zeiten der Entbehrungen gingen bekanntlich bei manchen Leuten relativ schnell vorbei, bei anderen zog sich das Darben doch recht lange hin. An anderer Stelle berichtete ich bereits mehrfach darüber, dass ich in meiner Kindheit eigentlich immer daran gewöhnt war, dass wir sehr wenig hatten. Geld und Gut waren knapp und der Kauf von Dingen, die über den minimalsten Grundbedarf wie Nahrungsmittel, Putzmittel und dergleichen hinaus gingen, war so gut wie immer unmöglich. Selbst neue Kleidung, neue Schuhe, neues Geschirr oder sonstige Haushaltsgegenstände oder gar Haushaltsgeräte und ähnliches, waren stets Dinge deren Kauf mehrmals gründlich überlegt sein wollte und der, schlicht gesagt, meist unmöglich war. Heute sind es meist modische Aspekte, die viele Leute zum Neukauf von Kleidung bewegen, das war damals ohnehin erst recht überhaupt gar kein Thema. Da hätte einem fast jeder einen Vogel gezeigt oder sich darüber halb tot gelacht, wenn man behauptet hätte, sich aus modischen Gründen ein neues Kleidungsstück gekauft zu haben. Kleidung wurde im Durchschnitt sicherlich über ein Jahrzehnt getragen, bei Bedarf so oft geflickt, umgenäht oder sonstwie verwendungsfähig erhalten, bis es wirklich nicht mehr ging und nur noch Gefusel davon übrig war. Heute sicher undenkbar, da würden viele gleich sagen, dass der Erhaltungsaufwand teurer kommt, als der Neukauf. Damals kam ja keiner auf die Idee, den Zeitwaufwand für solche Erhaltungsmaßnahmen irgendwie in Arbeits - Lohngeld umzurechnen. Die Zeit, die man selbst für etwas aufbrachte, war im Gefühl der Menschen damals eigentlich nichts wert, zumindest wäre damals keiner auch nur im Traum auf die Idee gekommen, die eigene Zeit in Geld umzurechnen. Wir hatten ja nichts und da zählte alles, was uns auch nur einen halben Millimeter über den Status „Nichts" empor hob. Die Dinge hatten eine völlig andere Wertigkeit. Sachen, die man heute ungeachtet in den Müll tritt, um die wäre man damals von tausenden beneidet worden. Zurück in die 50iger Jahre. Damals wurde die Wäsche noch von Hand gewaschen oder später in einem Mietshaus gab es eine Gemeinschafts - Waschküche, wo eine große hölzerne Bottich - Waschmaschine stand, anfangs noch für Handbetrieb, wo man oben so einen langen Holzstab, ähnlich wie ein langer Axt - Stiel, immer hin und her bewegen musste, ähnlich, als wenn man rudern würde, was dann durch ein Getriebe in eine Drehbewegung der Waschklauen innerhalb der Waschmaschine umgesetzt wurde. Aber das war zu der Zeit schon was Tolles. Dann irgendwann, es wird gegen Ende der 50iger Jahre gewesen sein, hat der Vermieter diese Waschmaschine noch mit einem Elektromotor auf Elektrobetrieb umrüsten lassen. Damals eine unvorstellbare Errungenschaft, aus heutiger Sicht eine unvorstellbare Primitivkiste. Ich entsinne mich noch, als wäre es gestern gewesen, alle Mieter des Hauses versammelten sich am ersten Tag, wo dieser Elektroantrieb nachgerüstet worden war, in der Waschküche, um dieses Wunderding der Technik zu bestaunen. Heftige Diskussionen entrbrannten darüber, wie das wohl funktionieren würde und wer als erstes damit waschen dürfe. Andere meinten, das würde doch alles viel zu viel Strom brauchen und nur unnötiges Stromgeld kosten, und das bei den niedrigen Strompreisen von damals. Aber zu der Zeit rechnete man wirklich mit jedem Pfennig. Für die Nutzung dieser „modernen" Einrichtung wurde seinerzeit in der Miete extra ein Sonderposten „Waschküche" eingeführt. Oder der Kauf eines Radios, das war zu der Zeit eine finanzielle Hürde, die man im Wertigkeitsempfinden durchaus damit gleich setzen kann, was heutzutage für einen einfachen Normalbürger der Kauf eines neuen Autos bedeutet. An Fernsehen war für uns damals erst gleich gar nicht zu denken. Wobei ich persönlich sogar noch bis heute sagen muss, dass ich Fernsehen nicht so wichtig finde, wie Radio. Auf Fernsehen könnte ich problemlos verzichten, auch über Monate hinweg, aber auf Radio nicht. Dabei kommt ergänzend hinzu, dass ich finde, dass das Fernsehprogramm immer blöder wird, ganz besonders bei den Privatsendern, aber leider lassen sich die öffentlich rechtlichen Anstalten auch immer mehr von diesem Verblödungstrend anstecken. In den letzten 40 Jahren ist die Zahl der zur Verfügung stehenden Programme zwar mindestens um den Faktor 50 gestiegen, aber die Anzahl der Sendungen, die es wirklich zu sehen lohnt, ist im gleichen Zeitraum mindestens auf ein Drittel gesunken. Einfach weil viel zu viel total verblödetes Zeug darunter ist. Hat man früher, unabhängig von der Anzahl der Fernsehsender, im Verlaufe eines Jahres mal 100 Sendungen wahllos heraus gepickt, dann waren davon sicherlich 60 Sendungen sehenswert. Pickt man heute aus dem Gesamtprogramm aller Sender mal 100 Sendungen wahllos heraus, dann kann man darauf wetten, dass davon mindestens 80 Sendungen absoluter Schrott sind und es pure Zeitverschwendung wäre, sich diesen Müll anzusehen. Aber so gut so schlecht, das ist wieder ein völlig anderes Thema. Der Rückblick auf die Nachkriegszeit im weiteren Sinne, wobei ich damit durchaus eine Zeitspanne von etwa bis zu 25 Jahren nach Kriegsende meine, verdeutlicht so einiges und manche Leute täten heute gut daran, sich das alles noch mal vor Augen zu führen. Wenn ich zum Beispiel in der letzten Zeit immer wieder in Nachrichtensendungen von einer angeblich noch nie dagewesenen Kinderarmut in diesem Umfang wie heute höre, dann kommt es mir hoch. Das sind Leute, die in ihrer grenzenlosen Dekadenz anscheindend gar nichts mehr merken und ohne zu denken einfach solch einen Mist daher plappern, nur um wieder noch mehr kostenlose Zuwendungen vom Staat heraus zu holen. Ich behaupte, und dazu stehe ich, dass es den Kindern wirtschaftlich noch niemals zuvor in der ganzen Weltgeschichte so gut gegangen ist, wie heute! Nun ist Armut gewiss ein relativer Begriff. Wenn sich die armen Kleinen nicht jedes halbe Jahr ein neues Handy, eine kostspielige Klassenreise, teure Designerklamotten etc. leisten können, dann kriegen die schon Depressionen und sprechen von totaler Armut. Es wäre mal an der Zeit, dass man diese verwöhnten Früchtchen wieder zurück auf den Boden der Tatsachen holt. Früher in den 50iger Jahren wären viele Erwachsene froh gewesen, wenn sie nur ein Viertel des Geldes im ganzen Monat zur Verfügung gehabt hätten, was heute diese ach so armen Kinder wöchentlich ausgeben. Die Leute, die heute so jammernd von Kinderarmut sprechen, haben für mich die Zeitgeschichte verpasst und völlig verlernt, in normalen Größenordnungen zu denken. Wahrscheinlich ist deren Wertempfinden total gestört. Sind wir mal ehrlich, nur als Beispiel. Heute hat ein Großteil der Zehnjährigen schon ein eigenes Handy, um mal bei diesem typischen Ding der Zeitgeschichte zu bleiben. Damals, in den 50iger Jahren, hatte vielleicht jeder hundertste normale Haushalt überhaupt ein normales Telefon, wahrscheinlich noch weniger. Und wozu brauchen die Kinder so ein Handy? Nur um sich sinnlosen Quatsch zu erzählen und irgendwelche Klingeltöne und Spiele herunter zu laden. Mit dem Ding werden Berge von Kosten erzeugt, die rein überhaupt keinen tatsächlichen Sinn haben, außer dass einige Konzerne gut daran verdienen. Alles Zeug, was bei nüchterner Betrachtung völlig zweckfrei ist. Sicher, die denken heute alle anders und haben es nicht anders gelernt, genau da liegt offensichtlich der Knackpunkt. Man hat es versäumt, den nachwachsenden Generationen wirkliche Werte zu vermitteln. Sind wir mal ehrlich, wann hatten wir selbst in unserer Familie das erste Telefon? Wenn ich mich zurück besinne, wird das vielleicht ungefähr 1975 gewesen sein, ist also noch gar nicht so extrem lange her. Und heute meint jeder drittklassige Sonderschüler mindestens ein eigenes Handy haben zu müssen. Nun mache ich mich sicher schlecht als Erzieher, manch einer wird sagen, dass gerade ich den Mund halten müsste, weil ich ja nie Kinder großgezogen habe, das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass man Dinge beobachten und bewerten darf. Wenn jemand mit Vollgas mit seinem Auto absichtlich gegen eine Mauer fährt, darf man das schließlich auch als idotisch kritisieren, auch wenn man nicht mit in diesem Auto gesessen hat.
Wie Sie wissen, haben wir nur einen recht bescheidenen Bekanntenkreis, aber dort sterben sie auch in letzter Zeit wie die Fliegen. Erst neulich ist wieder ein guter Bekannter von mir verstorben, der sogar noch fast 5 Jahre jünger war, als ich. Und bei ihm kann man zweifellos ohne Heuchelei sagen „Plötzlich und unerwartet", was man heute ja fast schon prinzipiell als belanglose Floskel an beinahe jeden Todesfall anhängt, selbst bei Leuten, die schon lange sehr krank und uralt waren und wo eigentlich jeder jeden Moment immer damit gerechnet hat. In diesem Fall traf dieses Zitat aber 100 % zu, denn der Mann hatte zuvor keine bekannten Krankheiten, wenn man mal von Heuschnupfen absieht. Ich hatte vor wenigen Jahren mal kurz von ihm berichtet, weil der früher auch mal in Stuttgart gewohnt hatte und dann hier in die Gegend gezogen war, wo er sich in so einem schmucken, aber doch eigentlich recht langweiligen Einheits - Neubaugebiet ein schönes neues Haus gekauft hatte. Na er mag vielleicht 4, allerhöchstens 5 Jahre darin gewohnt haben. Wie berichtet wurde, ist er vor ein paar Wochen morgens noch gut gelaunt mit seinem Auto einkaufen gefahren, ohne jegliche Anzeichen einer gesundheitlichen Schwäche, auch noch gut zurück gekommen, aber dann am frühen Nachmittag plötzlich umgekippt und war tot. Wäre ihm das drinnen im Haus passiert, wäre es noch nicht mal aufgefallen, da er alleine lebte, es war ihm aber draussen in der Einfahrt zu seinem Haus passiert. Eine Frau aus der Nachbarschaft kam zufällig gerade vorbei, die hatte er noch freundlich gegrüsst, wie immer, dann ein paar Sekunden später sei er umgefallen wie ein nasser Sack, wie man so sagt. Der sofort herbei gerufene Notarzt muss wohl auch schnell da gewesen sein, aber der habe nur noch den Tod feststellen können. Hier auf unserem Außenposten habe ich das allerdings erst etwa 5 Wochen später erfahren, als er schon unter der Erde lag. Na ja, es hätte ihm ja auch nichts mehr genützt, wenn ich an seiner Beerdigung dabei gewesen wäre. Wenn ich es zeitig gewusst hätte, wäre ich natürlich dabei gewesen, aber so ging das ja nicht.
Also Sie sehen, bei uns läuft es in der letzten Zeit alles andere als optimal. Es ist nicht alles schlecht, aber irgendwie ist in einigen Dingen Sand im Getriebe.
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