LPK-D9

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Mundraub?” und “Nach dem Umzug” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Mundraub?" vom 17.07.2005

Hochsommerliche Grüße.

Soll man sich auf seine letzten Tage hier in dem Haus noch mit
ungezogenen Jugendlichen herumstreiten? Eigentlich nicht, würde
man sagen, aber man muss Gegenmittel finden. Also folgendes. Am
vergangenen Sonntag und auch am Montag haben hier auf der
Innenwiese direkt am Haus etliche Jugendliche den ganzen Tag
Fußball gespielt. Es ist normal, dass Kinder spielen und keiner wird
etwas dagegen haben, aber stellen Sie sich bitte vor, diese Rüpel
schießen den ganzen lieben langen Tag dort Bälle mit voller Wucht
gegen die Hauswand, das ist ein unbeschreiblicher Lärm und ein
dauerndes Geknalle. Schließlich ist man aber so genervt und muss
etwas unternehmen. Deshalb bin ich runter und habe die in ruhig
sachlichem Ton dazu aufgefordert, ihr Spiel hier einzustellen und auf
einen dafür geeigneten Bolzplatz zu verlagern. Einen solchen
Bolzplatz gibt es sogar in nur 300 m Entfernung, es ist also nicht so,
als würde es keine andere Möglichkeit geben. Es waren sogar auch
schon etliche Flecke an der Hauswand. Nun, Sie mögen es ahnen, wie
diese Jugendlichen reagiert haben. Erziehung findet ja heute nicht
mehr statt, weder im Elternhaus noch in der Schule und so wurden die
Bürschlein frech und beschimpften mich noch. Andererseits muss man
in seinen Reaktionen heute noch vorsichtig sein, weil die Eltern sich
zwar sonst nie um ihre Kinder kümmern, aber wehe ein Fremder sagt
den Bengels etwas, dann plötzlich fühlen sich die Eltern in ihren
Grundrechten angetastet und nehmen ihre Rotzlöffel in Schutz. Vor 30
Jahren hätte man denen eine Tracht Prügel verpasst und die hätten
gewusst, wo's lang geht, aber das ist heute nicht mehr möglich. Also
habe ich mich in dem Moment auf keine weiteren Diskussionen
eingelassen, habe die links liegen lassen und bin wieder ins Haus
gegangen. Wie Sie wissen, bin ich aber auch einer der letzten, der sich
so etwas wirklich gefallen lässt. Ich neige bekanntlich dann zu etwas
verspielten, schelmischen Gegenreaktionen, die zuweilen auch später
mit zeitlichem Abstand gestartet werden, damit für die Betroffenen
kein direkter Zusammenhang zu mir erkennbar wird. Wichtig ist mir
dabei auch stets, dass diese Gegen-Aktion dann für mich selbst einen
belustigenden Faktor hat. Am Montagmittag habe ich dann zum ersten
Gegenschlag ausgeholt. Aufräumen ist diesen Burschen ja ohnehin ein
Fremdwort und genau das habe ich schon mal gleich ausgenutzt. Ihre
Fußbälle lagen noch am Rand der Wiese und zwei weitere im
Treppenflur, während sie selbst vermutlich zum Mittagessen
abgezogen waren. Ich habe die Bälle an mich genommen und bin
damit in den Keller verschwunden. Dort habe ich aus allen Bällen die
Luft rausgelassen und sie mittels eines Adapterventils aus dem
Hausmeisterwerkzeug an die Wasserleitung angeschlossen und dann
mit Wasser vollgepumpt. Normalerweise dient das Adapterventil zum
Aufpumpen von Bällen über einen Kompressoranschluss wie man ihn
zur Luftkontrolle am Autoreifen benutzt. Aber mittels einer
Schlauchschelle kann man ihn auch ganz einfach mit dem
Gartenschlauch verbinden. So habe ich das jedenfalls gemacht. Schön
schwer waren die Bälle danach und sahen ansonsten genauso aus, wie
sonst mit Luft. Natürlich können Sie sich den Effekt vorstellen, wenn
man mit Wucht dagegen tritt. Die so mit Wasser gefüllten Bälle habe
ich wieder dort platziert, wo sie zuvor lagen. Sie ahnen was kommt.
Am Nachmittag wollten die wieder losbolzen und in altbekannter
Manier dagegen treten. Der erste hat nur verduzt geguckt, während
sich der zweite ordentlich den Fuß verstaucht hat und damit
fußballuntauglich wurde. Der ist dann in die Wohnung gehumpelt und
ich hätte mich fast kaputtgelacht, denn das war genau der Rotzlöffel,
der auch am frechsten war. Wie schon angedeutet, war dies erst der
erste Schlag. Solchen Lümmeln zahle ich mit voller Kanne heim, nicht
mit solch einer einmaligen Kleinigkeit. Bei den anderen, die sich
Montag nachmittags wieder draußen herumtrieben, habe ich wieder zu
meinem alten Hausmittel gegriffen. Da habe ich im Keller eine alte
Wasserpistole liegen, die ich mit Altöl gefüllt habe. Die hatte ich für
ähnliche Zwecke gegen freche Jugendliche vor längerer Zeit schon
mal genutzt. Sie wissen, dass Jugendliche heute in einem Modewahn
leben und meist teure Klamotten von Adidas oder so was anhaben, um
sich damit wichtig zu machen. Genau an diesem neuraligschen Punkt
kann man die am stärksten treffen. Nun, wenn die hier am Haus
herumlungern gehe ich einfach in den Keller, verstecke mich hinter
einem solchen feinmaschigen Gitterfenster, welches kurz über dem
Boden in einem halb eingelassenen Schacht ist. Dort können die mich
gar nicht sehen, ich die aber sehr gut. Dann ziele ich zwischen den
Gitterrosten mit der altölbefüllten Wasserpistole denen in den Rücken
wenn die vorbei gehen und zwar dann, wenn sie schon gerade vorbei
gegangen sind. Die merken davon zu diesem Zeitpunkt überhaupt
nichts, nur Sie können sich vorstellen, wie deren Klamotten dann von
hinten aussehen und diese Flecken gehen garantiert nicht wieder raus!
Im Gegenteil, diese Flecken laufen mit der Zeit sogar noch weiter
auseinander, werden breiter, wie dieser Löschblatteffekt. Bevor die
selbst das sehen, sind die schon wieder ganz woanders und bringen es
mit mir nicht mehr in Verbindung, noch nicht einmal damit, dass es
hier am Haus passiert sein könnte. Damals hatte ich ähnliches auch
schon öfters mit alten Medikamenten-Spritzen gemacht, die aber nur
mit neuem Öl befüllt waren. Diese Neuöl-Flecken kriegt man in der
chemischen Reinigung meist wieder halbwegs raus, die Altölflecken
nicht, die werden bestenfalls etwas schwächer. Mit den Spritzen kann
man gezielter und feiner dosieren, sie funktionieren jedoch bei Altöl
nicht, weil das zu grob und dickflüssig ist. Aber bei großen
Rüpelhaftigkeiten wird mit Altöl und mit dieser so umgemodelten
Wasserpistole geschossen, haha! Das klappt so gut, als wäre es nie für
etwas anderes konstruiert worden. Praktisch bedeutet das für die auch,
dass die sich eine neue Jacke kaufen können, und ich denke, das ist
eine Bestrafung, die der Frechheit besser gerecht wird. Aber ich habe
da auch noch andere Sachen auf Lager. Um hier aber keinen falschen
Eindruck zu erwecken, diese ganz ekligen Sachen wende ich nur an,
wenn man mir zuvor entsprechend negativ gekommen ist, mich
beleidigt hat oder dergleichen. So hat vor 3 Wochen einer der
Rotzlöffel den ganzen Nachmittag ohne Pause hier seinen Motorroller
aufgebockt und mit Geheul laufen lassen. Ohne jeden Sinn, nur so, um
Krach zu machen. Sie wissen, wie diese Zweitaktdinger stinken und
zudem das lärmende Geräusch über mehrere Stunden. Ein ähnliches
Gefährt hatte ich ja selbst einmal, aber nicht um damit hier
stundenlang die Leute zu nerven, sondern nur um damit zu fahren. Ich
hatte dem Bübchen zweimal ordentlich und sachlich bescheid gesagt,
aber es nützte gar nichts. Als er weg war und sein Motorroller noch
vorne am Eingang stand, habe ich aus der Hausmeisterwerkstatt
Salzsäure geholt, diese auf eine Medizinspritze gezogen und das Zeug
vom Kellerfenster aus dem von ferne auf die Reifen vom Motorroller
gespritzt. Auf die Distanz konnte man allerdings leider nur wenig
genau zielen. Eigentlich wollte ich nur die Reifen treffen, in der
Hoffnung, dass deren Gummi sich unter der Salzsäure auflöst. Aber es
lief auch einiges von dem Zeug auf das Fahrzeug selbst und am Reifen
herab auf das Radlager. Nun ist Salzsäure ja ein extremer Rosttreiber.
Eine Verkleidung von dem Motorroller löste sich an einer Stelle
komplett auf, weil sie nur aus billigstem Plastik bestand, ich dachte
das wäre aus Metall. Ein Radlager vorne blühte kurz danach richtig
vor Rost auf, an anderen Stellen löste sich die rote Farbe des Gefährts
auf und das Ding sah aus, als habe er es von der Müllhalde gezogen.
Nur die Gummimischung der Reifen ist wohl stabiler, als ich dachte,
jedenfalls wurden die Reifen von der Salzsäure nicht platt, wie ich
anfangs beabsichtigt hatte. Fahren konnte er unterdessen trotzdem
nicht mehr richtig damit, wegen dem rapide eingerosteten Radlager
vorne, was dann wohl klemmte. Und mit den klappernden
Plastikteilen, die keinen Halt mehr fanden, weil sich
dazwischenliegende Plastikteile durch die Säure aufgelöst hatten,
machte ihm das Fahren wohl auch keine rechte Freude mehr. Sie
hätten den fluchen hören müssen. Er hat dann mit viel Theater Rache
geschworen und verdächtigte irgend einen anderen Jugendlichen aus
der Schule, mit dem er wohl schon länger im Clinch liegt. Darüber
habe ich mich dann tagelang amüsiert. Sehen Sie, so habe ich am
Schluss die größere Freude und genieße die Genugtuung wie einen
warmen Regen, wenn ich sehe, wie diese Rotzbengel auf diese, etwas
andere Art ihre gerechte Strafe bekommen. Großartige Streitigkeiten
mit deren Eltern oder durch Hinzuziehung der Polizei bringen nicht
viel, so aber haben die eine richtige Strafe, die denen auch wenigstens
richtig weh tut.

Im Prinzip können mich all solche Vorfälle aber nicht mehr wirklich
verärgern, weil wir uns schon richtig auf den Umzug freuen oder mehr
noch auf die Zeit danach, denn ein Umzug bringt nur Stress, Hektik
und Arbeit, keine Zeit für etwas anderes. Wissen Sie, noch vor
wenigen Wochen hätte ich selbst niemals geglaubt, dass ich mich
jemals darüber freuen könnte, hier wegzuziehen, weil ich immer sehr
gerne hier gewohnt habe. Es war mir die liebste Wohnung und
Wohngegend in meinem ganzen Leben. Auch wenn das vielleicht ein
wenig anders klingen mag, wenn ich Ihnen manchmal Geschichten
mit dem gelegentlichen Ärger hier erzähle, wie jetzt oben mit den
ungezogenen Jugendlichen, aber solche Vorfälle sind die absolute
Ausnahme hier, nicht dass Sie glauben, so etwas wäre hier an der
Tagesordnung. Vielleicht 3 mal pro Jahr, mehr nicht. Außerdem muss
man immer alles als Gesamtes sehen und da habe ich immer sehr
gerne hier gewohnt. Was nicht geht, das geht nicht und ich hatte Ihnen
neulich schon alle Fakten dargelegt, die uns den Umzug in die
Mobilheime auf dem Campingplatz schmackhaft gemacht haben. Man
mag daran erkennen, dass man sich nur auf etwas freuen kann, wenn
das Neue noch besser ist, als das Alte. Aus meiner Sicht kann ich
ruhig sagen, wir wechseln von etwas Gutem in etwas Besseres. Wie
hieß es noch so schon: Das Bessere ist des Guten Feind, oder so
ähnlich. Na ja, ein Bleiben wäre am jetzigen Wohnsitz für uns
mittelfristig ja auch überhaupt nicht möglich gewesen, da freundet
man sich noch leichter damit an, in eine andere und noch schönere
Wohnung zu ziehen. Der einzige Nachteil aus meiner Sicht ist der,
dass wir bis dato in einem sehr stabilen Betonhaus gewohnt haben,
was ich durchaus sehr schätze, während diese Mobilheime dagegen ja
aus recht dünnem Zeug bestehen. Ich habe mir diese Konstruktionen
einmal näher betrachtet. Die bestehen aus einem doppelten
Metallrahmen, der von außen mit beschichteten Aluminiumblechen
als Außenhaut beschlagen ist, dann folgt eine etwa 6 cm dicke
Isolierschicht aus Mineralwolle und dann auf dem innenliegenden
Rahmen folgt eine Wandverkleidung aus speziellen Kunststoffplatten,
auf diese wiederum sind flächendeckend schöne Holzpaneele
geschraubt, die auch nochmals wärmedämmende Eigenschaften
haben. Das sieht alles sehr wohnlich und keineswegs primitiv oder
billig aus, es herrscht hier kein Wohnwagenambiente, es ist mehr wie
eine ganz normale Wohnung. Trotzdem, Beton bleibt Beton, was die
Stabilität anbetrifft, aber für unsere Zwecke wird es so völlig
ausreichen und Sie glauben gar nicht, wie leicht man hieran
Reparaturen selbst machen kann, wenn man ein wenig einfallsreich
ist. Wir haben in den Mobilheimen in den letzten Tagen schon viele
Vorbereitungen getroffen und es ist einfach herrlich dort. Ja, ich
glaube, ich kann jetzt schon sagen, dass es dort noch viel schöner als
hier in der alten Wohnung ist. Alleine wenn man schon sieht, wie viel
Platz bis zu den nächsten bewohnten Wohnwagen hier ist. Die ganzen
Mobilheime neben uns stehen ja noch leer. Sie sollen auch verkauft
werden, ob mit oder ohne Weiternutzung des Standortes, das bleibt
dem Käufer überlassen. Die Nummer 1 wurde ja schon gekauft, von
einem, der sie abholen und woanders aufstellen will. Diese
Mobilheime stehen alle auf einem eigenständigen
Grundstücksbereich, dann folgt ein Weg und auf der anderen Seite des
Weges stehen dann einige Wohnwagen und an den Enden dieser
Teilparzelle ein paar Wohnmobile, die natürlich nur einige Wochen
hier stehen. Danach folgt ein weiterer Querweg, der sich später in eine
nördliche und östliche Richtung aufgabelt und zu den nächsten
Parzellen für Wohnwagen und Wohnmobile führt. Noch viel weiter,
ganz oben, am nordöstlichen Ende des Campingplatzes sind dann 2
Parzellen für Zelte. Die sind so weit von unseren Mobilheimen
entfernt, bei normaler Gehweise benötigt man sicherlich 15 Minuten,
bis man dort ist. Je weiter man auf diesem großen Campingplatz in
Richtung Norden geht, um so kleiner werden die Grundstücksanteile,
die den einzelnen Nutzern zugebilligt werden. Ich sage es offen, da
oben möchte ich nicht wohnen, so dicht gepfercht gleich an den
nächsten Campern. Die Wohnmobilisten bleiben ja nirgendwo lange,
sonst bräuchten sie ein solches Fahrzeug nicht, deshalb werden immer
die ersten Flächen von jeder Parzellenkante, die direkt an Wege grenzt
nur von Wohnmobilen belegt. Dahinter, mehr zur Mitte einer jeden
Parzelle, folgen dann die Wohnwagen. Aber hier die Ecke mit den
Mobilheimen, das ist zugleich mit Abstand die schönste Ecke von
dem ganzen großen Campingplatz. Riesige Grünflächen mit ein paar
Baumreihen und sehr viel Abstand zum Weg und zu den nächsten
Behausungen anderer Leute. Das ist sozusagen die ruhige Luxusecke
des Platzes. Die turbulente Ecke befindet sich im Prinzip am völlig
entgegengesetzten Ende der Anlage. Dort ist ein ständiges Kommen
und Gehen und auch die Leute dort sind lauter, grillen oft, feiern, was
Urlauber und Freizeitler halt so machen. Dank der Tatsache, dass der
Platz so groß ist, bekommt man davon hier aber nichts mit. Von
weitem kann man hier das Verwaltungshäuschen neben der
Einfahrtsschranke sehen, in ungefähr 250 m Entfernung am
südwestlichen Ende der Mobilheim-Wiese hinter den Bäumen.
Dadurch sieht man in weiter Ferne zwar alles was hier rein und
rausfährt, aber bei dieser Entfernung bemerkt man davon nichts, wenn
man es nicht bemerken will. Am östlichen Ende der Wiese sieht man 
eine Eisenbahnstrecke vorbeilaufen, wo gelegentlich ein Güterzug
auftaucht und kurz hinter der Eisenbahnstrecke kommt dann schon der
Neckar. Ich habe noch gar nicht herausgefunden, wohin diese
Eisenbahnstrecke überhaupt führt. Vielleicht ist es auch nur eine
Werksbahn für Betriebe, die einige Kilometer weiter südlich liegen,
da ich bislang immer nur Güterzüge dort gesehen habe, die sehr
gelegentlich gemächlich vorbeirumpeln. Was auf den ersten Blick
etwas umständlich erscheint, ist die Müllentsorgung. Da die
städtischen Müllwagen nicht in die Anlage fahren dürfen, muss man
seine Abfalltonnen am Abfuhrtag bis vorne auf einen gesonderten
Platz dafür fahren, der direkt neben der Einfahrtsschranke ist. Das sind
von hier etwa 250 Meter, also eine Art Müllrallye wird jede zweite
Woche fällig, wenn die Abfuhr kommt. Die Wohnwagen- und
Zeltbesitzer haben keine eigenen Mülltonnen, die werfen ihren Mist in
riesig große Müllbehälter, die immer auf diesem Platz neben der
Schranke stehen. So müssen die sehen, dass sie ihren Müll immer in
Säcken oder mit einem Abfallkorb täglich dort entleeren. Das ist noch
lästiger. Aber die nette Verwalterin hat uns eine holländische
Konstruktion zur Ausleihung bereit gestellt, das Ding heißt Dustvelo
und es ist ein eigenartiges Fahrrad, bei dem vorne zwei Räder sind
und dazwischen ist eine sehr tiefliegende Plattform, auf die man zwei
solcher Mülltonnen mit einem leichten Handgriff ziehen kann. Es ist
etwas gewöhnungsbedürftig zu fahren, da die Lenkung auf das
einzelne Hinterrad wirkt und nicht, wie bei einem normalen Fahrrad,
auf das vordere Rad. Zudem sind vorne zwei Räder, wie bei einem
Auto, natürlich sind es Fahrrad-Räder einer kleinen Größe mit
Speichen. Dadurch sind Wendekreis und Fahrverhalten etwas
eigenwillig, aber wenn man es einmal kennt nicht weiter
problematisch. Man sollte vielleicht eine Viertelstunde damit üben,
dann hat man es im Griff. Beim ersten Versuch bin ich immer auf den
Rasenflächen, anstatt auf dem Weg damit gelandet. Mit diesem Ding
kann man dann seine Tonnen schnell und bequem diese 250 Meter
nach vorne befördern. Wie es damit allerdings im kalten Winter, bei
Eis und Schnee aussieht, wage ich mir nicht vorzustellen. Kayla
meinte schon, ich soll dann einen kleinen Anhänger fürs Auto
besorgen, um diese Tonnen dann leicht dorthin zu befördern.

Einen neuen Nachbarn habe ich auch schon kennen gelernt, sofern
man dort überhaupt von Nachbarn reden kann. Wie schon erwähnt,
sind die Mobilheime ringsum alle leer, aber bei unseren
Reinigungsarbeiten kam ein vielleicht 50jähriger Mann vorbei und
begrüßte uns. Er hat auch seinen Hauptwohnsitz auf dem
Campingplatz und das schon seit fast 5 Jahren. Der bewohnt einen
normalen Wohnwagen, der ungefähr 100 m rüber auf der
übernächsten Parzelle steht. Ihn hat es in seinem ganzen Berufsleben
quer durch die ganze Welt getrieben, gebürtig sei er sogar aus
Stuttgart, sagte er. In seinem Berufsleben sei er aber ungefähr 8 Jahre
lang Seemann gewesen und habe die Weltmeere bereist. Mit vielen
weiteren Berufen in aller Welt habe er sich dann mehr schlecht als
recht durchgeschlagen. Die letzten 6 Jahre, bevor er vor 5 Jahren
wieder nach Deutschland zurückgekommen ist, hat er in
Lateinamerika gewohnt, ich glaube in Panama oder so was hat er
gesagt. Eigentlich habe er auch dort alt werden wollen, weil er vor Ort
eine liebe Frau kennen gelernt und sogar geheiratet hatte. Sie wären so
glücklich gewesen und hätten zwar einfach aber immerhin sogar in
einem eigenen, selbst erbauten Häuschen in einer kleinen Stadt
gewohnt. Es gibt sogar eine Analogie zu meiner Geschichte, denn
seine Frau war wohl auch wesentlich jünger, als er. Nun, ich denke,
das ist fast immer eine gute Kombination. Das Leben sei dort sehr
billig und man käme mit sehr wenig Geld lange aus. Er meinte, vom
Gegenwert von etwa 100 Euro könne man dort problemlos ein halbes
Jahr lang leben. Allerdings wären die Arbeitseinkommen auch
entsprechend gering. Erzählen kann man viel, ob es stimmt, wer weiß?
Dann habe ihn aber ein schwerer Schicksalsschlag getroffen, denn
seine über alles geliebte Frau sei binnen zweier Tage ganz plötzlich
schwer erkrankt und gestorben. Zunächst habe er versucht, weiter dort
in seinem Häuschen zu leben, hat aber den Verlust seiner Frau dort nie
verkraften können, weil alles immer an die gemeinsamen Dinge
erinnerte. Da habe er dort alles verkauft und beschlossen, wieder in
sein eigentliches Heimatland Deutschland zurückzukehren. Hier war
er dann überrascht, wie teuer inzwischen alles geworden ist und
konnte sich von seinem ganzen Geld nicht das leisten, was er erwartet
hatte. So kam ihm der Gedanke mit dem Wohnwagen hier, da er
keinesfalls irgendwo zur Miete wohnen wollte. Er sagte, hier wohne er
für weniger als 10 % der Mietkosten einer billigen Wohnung und
brauche keinem Vermieter das Geld in den Rachen zu werfen, sondern
hat von dem wenigen, was ihm geblieben ist, dann wenigstens selbst
noch etwas. Es gibt halt so Schicksale, mit denen man nicht unbedingt
tauschen möchte, auch wenn einige lichte Momente darunter sind. Der
fragte dann schon, wahrscheinlich mehr aus Scherz, ob Kayla nicht
vielleicht eine nette Schwester habe, die er als Frau nehmen könne,
weil Kayla ihm wohl gefallen hat. Kayla meinte schon, na das wäre ja
wohl ein seltsamer Vogel. Er sieht auch etwas seltsam aus, hat ein
gegerbtes Gesicht wie eine uralte Lederhandtasche. Man würde ihm
vom Gesicht her auch locker ein Alter von 70 zutrauen.

Währenddessen haben die Aufräum- und Reinigungsarbeiten an und
in den Mobilheimen 3 und 4 gute Fortschritte gemacht, im Prinzip
könnten wir schon morgen einziehen. Es bleibt aber beim
Umzugstermin 19. Juli, was ein Dienstag ist. Dann werden wir
morgens um 6 Uhr frühzeitig mit dem Umzug beginnen und ich gehe
davon aus, dass wir mindestens eine von beiden Wohnungen an
diesem ersten Tag komplett ins neue Domizil umgezogen bekommen,
wahrscheinlich sogar beide, weil wir ja so viel an Material gar nicht
haben. Einen gesonderten Tag wird man dann noch für die Inhalte der
Kellerräume brauchen. Am 19. steht mir der Ford-Transit von meinem
Bekannten ganztägig zur Verfügung und falls wir damit nicht
auskommen, z.B. für die Kellerinhalte, kann ich ihn am Samstag den
23. noch einmal haben. Auch in unseren hiesigen Wohnungen ist alles
schon weit vorbereitet. Schrankinhalte wurden in Kisten sortiert, nur
noch das Allernötigste, wie einige einzelne Teile an Besteck und so
was liegt griffbereit, alles andere braucht nur noch mittels der Kisten
eingeladen zu werden. Einige kleinere Sachen haben wir schon mit
dem VW-Golf-Variant rübergefahren, wo ja auch bei umgeklappten
Rückbänken viel Zeug rein geht. Daher gehe ich schon davon aus,
dass wir den Umzug komplett einschließlich Kellerräumen innerhalb
von 2 Tagen, also für Kaylas und meine Wohnung
zusammengerechnet, durchgezogen kriegen. Die Leute hier werden
gewiss blöde schauen.
Auch die Telekomummeldung habe ich schon abgeschickt und die
Verwalterin vom Campingplatz hat für Kayla und mich jeweils ein
eigenes Briefkastenpostfach vorne am Eingang vergeben. Wenn die
Post zum Campingplatz kommt, dann fahren die nicht auf den Platz
selbst, sondern jedes dauerbewohnte Mobilheim und jeder
dauerbewohnte Wohnwagen hat vorne im Häuslein neben der Einfahrt
im Vorraum eine Art Postfach. Das ist eine große Wand mit
Briefkästen, deren Anordnung im übertragenen Sinne ungefähr der
räumlichen Anordnung der Mobilheime und Wohnwagenparzellen
entspricht. Aber jeder bekommt schon sein eigenes Namensschild
daran, sonst wüsste der Briefträger ja nicht, wo er das einwerfen soll.
Etwas umständlicher wird es bei Paketen, die werden vorne bei der
Verwalterin abgegeben und die muss sich dann jeder dort persönlich
abholen. Also haben wir jetzt vorrübergehend sogar zwei Post-
Adressen, schon die neue und noch immer die alte, letztere aber nicht
mehr lange. Beim Einwohnermeldeamt habe ich auch schon
nachgefragt, aber dort wollte man noch keine Ummeldung
akzeptieren, weil das frühestens zu dem ersten Tag möglich wäre, an
dem man auch wirklich dort wohnt. Die befragte Frau von der
Meldebehörde zeigte sich gar sichtlich entrüstet über mein
frühzeitiges Vorhaben. Die Dame war sicher an diesem Tag mit dem
linken Fuß zuerst aufgestanden, denn ein Bekannter von mir, der war
im letzten September vom Stadtteil Gaisburg in den Stadtteil Fellbach
umgezogen und man hat das dann aber schon auf Anfang August
zurück datiert, obwohl er erst Mitte September in seine neue
Mietwohnung eingezogen war. Mir ist das ja egal, wenn die das so
haben will, dann melden wir uns eben später erst um. Dadurch
bekommen wir weder mehr noch weniger Geld. Aber ohne solche
Einwände kämen die sie sich sicher sinnlos vor und daher schaffen sie
sich so ihre eigene Existenzberechtigung. Die wird vielleicht abends
ihrem Mann noch mit schüttelndem Kopf erlebnisreich vorjammern:
"Stell dir vor, da war doch heute jemand, der wollte schon seinen
Wohnsitz ummelden, obwohl er erst in einigen Tagen umzieht." Und
beide werden sich an diesem skandalösen Vorfall den ganzen Abend
hochziehen.

Etwas ganz anderes und eine eigenartige Sache. Am Montagnacht
vernahm man hier ständig seltsame Geräusche, eine Art Rauschen
gemischt mit sehr tiefen, wabernden Säuseltönen. Es war immerhin so
laut, dass man es selbst bei fest verschlossenen Fenstern noch gut
hörte. Natürlich kann man bei den Sommertemperaturen ohnehin die
Fenster nicht lange geschlossen halten, wodurch der Effekt noch mehr
störte. Zuerst dachten wir, draußen hätte jemand sein Autoradio zu
laut aufgedreht, aber das konnte es nicht sein, weil es eindeutig keine
Musik war, die für diese Schallkulisse sorgte. Als nächstes glaubten
wir, dass vielleicht der Wind ungünstig steht und irgendwelche
Fabrikgeräusche aus der Ferne herüberträgt, aber es herrschte
eigentlich kaum Wind. Kayla fand das immerhin so unheimlich, dass
sie sich gar nicht mehr alleine in ihre Wohnung traute und die ganze
Nacht bei mir verbrachte, was jetzt nicht unbedingt so selten ist, aber
an diesem Tag lag es eindeutig nur an diesem komischen
Geräuschteppich und nicht an anderen Absichten. Das war dann
vielleicht gegen 1 Uhr in der Früh, da stieg der Lärmpegel dieser
Geräusche nochmals für längere Zeit erheblich an und man sah in der
ganzen Umgebung, wo Leute ratlos aus den Fenstern blickten und
nach der Ursache suchten. Einige Polizeiwagen fuhren kriechend
durch die Straßen, hielten alle 50 Meter an, ein Beamter stieg sichtlich
horchend aus, dann wieder ein und man setzte die Fahrt langsam mit
offenen Fenstern fort. Manche hatten die Polizei wohl deswegen
angerufen. Zwei Tage später stand auch ein kleiner Artikel darüber in
der Zeitung. Die Polizei habe deswegen im ganzen Bereich von
Stuttgart über 600 Anrufe von besorgten Leuten erhalten. Das
Problem sei aber, dass es nicht gelungen wäre, die Geräuschquelle
ausfindig zu machen, weil das Geräusch überall gleich laut zu
vernehmen gewesen wäre. Normalerweise kann man ja einem
Geräusch folgen, dort wo es herkommt wird es immer lauter, aber das
ging hier wohl nicht. In dem Artikel stand, dass sogar in den Wäldern
ringsum, wo nachts ja normalerweise ziemliche Ruhe herrscht, der
Geräuschpegel in gleicher Stärke zu vernehmen gewesen wäre. Des
weiteren habe man selbst in den Außenbezirken droben in Korntal und
in Oeffingen auf der anderen Neckarseite sowie auch unten in
Leinfelden-Echterdingen oder Kemnat das Geräusch konstant in
gleichlautem Pegel gehört. Mitten im Stadtkern sei es von den Leuten
etwas weniger stark empfunden worden, aber das liegt wohl nur daran,
weil dort mehr andere Nebengeräusche anfallen, die das etwas
überlagert haben. Aber es war wirklich schon heftig und auch ein sehr
unangenehmes, Furcht einflössendes Geräusch. Vor allem trat es nicht
nur für vielleicht 2 Minuten auf, sondern über einen Zeitraum von
schätzungsweise 2-3 Stunden. Gegen dreiviertel 2 Uhr in der Früh
bestand es noch, da bin ich aber wegen starker Müdigkeit dann doch
eingeschlafen. Als ich gegen 3 Uhr dann mal wach wurde, weil ich auf
die Toilette musste, war das Geräusch vollständig weg. Nun, halb
Stuttgart rätselte, was es gewesen sein mag, aber keiner kann's
erklären. In dem Zeitungsartikel stand dann aber auch, dass selbst in
Schwäbisch Gemünd und sogar in Ostfrankreich das Geräusch in
gleicher Lautstärke zu vernehmen gewesen sei. Das ist doch komisch.
Versuche das aufzuzeichnen seien jedoch recht schwierig gewesen
und wären meist fehlgeschlagen, weil es nicht nur ein definierbarer
Ton, sondern dieses eigenartige tiefe Wabern gemischt mit Rauschen
dabei war, was sich nicht so ohne weiteres mit normalen Mikrofonen
aufzeichnen ließ. Einige Tage später drang durch, dass man es selbst
in Memmingen noch vernommen habe, dort aber schwächer und das
ist ja schon recht weit von hier entfernt, etwa 150 km. Vielleicht war
es ja auch noch in der Eifel zu hören? Die einen meinten, es wäre ein
Naturphänomen, welches durch auf- und gleichzeitig absteigende
Luftmassen ausgelöst worden sei, also eine Art Luftpfeifen oder
Luftwabern. Sie ahnen es, andere meinten gar, UFOS wären der
Auslöser. Einige Wissenschaftler meinten aber auch, die etwas
eigenartige Wetterlage an diesem Tag habe in einer bestimmten
Höhenschicht dafür gesorgt, dass von dieser Schicht, im Gegensatz zu
sonst, Schall gebündelt und reflektiert wurde, der an einer ganz
bestimmten anderen Stelle entstand. Man verglich das ein wenig mit
einem Parabolspiegeleffekt, wo vielleicht ein bestimmtes
Schallereignis von einer Fabrik oder so was, die mitunter auch in
einigen hundert km Entfernung ihren Lärm erzeugt, von dieser
ungewöhnlichen Höhenschichtkonstellation reflektiert und über ein
breites Gebiet verteilt abgestrahlt wird. Jedenfalls haben die klugen
Köpfe nun wieder etwas zum rätseln. Neugieriges Horchen an den
Folgetagen brachte nichts, es waren keine vergleichbaren Geräusche
mehr wahrzunehmen.

In den ganzen Jahren, in denen ich hier, an meinem Noch-Wohnsitz
lebe, ist mir nie nennenswert etwas gestohlen worden und jetzt kurz
vor dem Umzug passiert es dann doch noch. Es ist nicht viel und es ist
zum Teil auch meine eigene Schuld oder besser gesagt mein eigner
Leichtsinn. Ich war am Mittwoch ganz früh noch beim Plus-Markt
hinten an der Ecke, so die alltäglichen Lebensmittel nachkaufen. Als
ich zurückkehrte, fiel mir an der Wohnungstüre auf, dass ich meinen
Wohnungsschlüssel im Auto liegen gelassen hatte. Also musste ich
zurück zum Auto, um den zu holen. Da ich keine Lust hatte, die ganze
Einkaufstüte wieder mit zum Auto zu schleppen und weil die ganze
Sache ohnehin höchstens 5 Minuten dauern würde, habe ich die volle
Einkaufstüte in die Türnische meiner Wohnungstür gestellt, so dass
man sie von der Flurseite auf Anhieb gar nicht sehen konnte. Wer
durch den Flur ging und auf gleicher Höhe mit meiner Tür
ausgerechnet dorthin blickte, der konnte sie natürlich sehen. So eilte
ich zum Treppenflur, die Etagen runter bis zum Auto, Schlüssel holen
und den gleichen Weg zurück. Unterwegs ist mir auch keine
Menschenseele begegnet. Nur als ich wieder vor meiner
Wohnungstüre stand, war die volle Einkaufstüte weg. Komplett weg,
also alle Einkäufe weg. Nun war der wertmäßige Schaden nicht
extrem hoch, es waren ein paar abgepackte Wurst- und
Käsepackungen, eine Packung Leinsamen-Brot, eine Rolle Kekse und
eine Dose löslichen Kaffee, diese Sorte, von der man nur einen
Teelöffel in eine Tasse streut und dann kochendes Wasser drübergießt.
Der Gesamtwert des Inhalts lag bei 8,98 Euro, daran entsinne ich mich
noch gut, weil ich diesen Betrag beim Bezahlen noch an Kleingeld
zusammenkratzen konnte und dadurch einen 10-Euro-Schein vor dem
Verlassen meines Portemonnaies bewahrt hatte. Sicher ist auch dieser
Wert ärgerlich, zumal für mich auch 8,98 Euro noch viel Geld sind,
von dem man locker 4-5 Tage leben kann, jedenfalls bezogen auf den
Verbrauch an Lebensmitteln, wenn man das Mittagessen nicht
hinzurechnet. Noch viel mehr ärgerte ich mich darüber, dass ich nun
diese Einkäufe ja noch einmal wiederholen musste, was lästige Zeit
kostet. Ganz besonders ärgerte ich mich über meine eigene
Dummheit, das riskiert zu haben. Da hätte ich die Sachen lieber
doppelt mit mir herumgeschleppt. Kayla war zur Arbeit, bei ihrer
Dolmetschertätigkeit, sonst hätte ich vermutet, dass sie zufällig
vorbeigekommen wäre und die Tüte schon an sich genommen hätte.
So habe ich mal in den benachbarten Wohnungen nachgefragt, aber
dort wusste keiner etwas. Anschließend bin ich gleich wieder zum
Plus-Markt gefahren und habe die gleichen Sachen noch einmal
gekauft. Wie es der Zufall so wollte, bin ich auch wieder von der
gleichen Kassiererin bedient worden, wie vielleicht eine Stunde zuvor
und die schaute mich nur blöd an, als ich kurz danach die gleichen
Waren noch mal kaufte. Ich habe ihr dann gesagt, dass mir die ganzen
Waren, die ich zuvor gekauft hatte, gestohlen worden wären. Dann
fragte die, ob mir diese Waren auf dem Parkplatz vom Plus-Markt
gestohlen worden wären, weil das wäre in der Woche zuvor öfters
geschehen. Das konnte ich jedoch verneinen und ich hatte auch keine
Lust, ihr die genaue Sache zu schildern und damit meine eigene
Dummheit, die ja gehörig dazu beigetragen hatte, hier sozusagen am
schwarzen Brett zu präsentieren. So etwas passiert mir nicht noch
einmal, da schleppe ich lieber alles nach, bevor ich mich von irgend
welchem Gesindel, dank meiner eigenen Leichtfertigkeit, bestehlen
lasse.

Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen schon mal erzählt hatte, einige hundert
Meter weiter südlich, also hier an meinem bisherigen Wohnsitz,
befindet sich ein Kiosk, wo ich gelegentlich einen Kaffee oder jetzt
bei der Hitze ein sogenanntes Zitronenwasser trinke, manchmal
bekomme ich auch kostenlos einige alte Zeitschriften, die paar Tage
zuvor nicht gekauft wurden, die aber auch nicht vom Verlagsdienst
wieder mitgenommen wurden, wie das eigentlich meistens der Fall ist.
Die Betreiberin von dem Kiosk ist eine 42 Jahre alte Frau, mit der ich
mich sehr gut verstehe, man könnte sogar ohne Übertreibung sagen,
wäre Kayla mir nicht begegnet, dann wäre ich Gefahr gelaufen, mich
näher auf sie einzulassen, aber so blieb es, bis auf ein paar Ausnahmen
vor Kaylas Zeit, bei einem freundschaftlichen Verhältnis. Gut, die
Ausnahmen sind mehr nur im Sinne einer Gefälligkeit gewesen, es
kam schon mal vor, dass sie sagte, dass sie, weil sie allein lebe,
gewisse Dinge vermisse und so weiter, na ja, wenn man sich auch
ohne Beziehung so gut versteht, kann man ihr ja mal den Gefallen tun,
warum eigentlich auch nicht. Die Kioskbesitzerin ist in dieser
Beziehung auch sehr unkompliziert, sagt frei nach Schnauze, was sie
gerne hätte, was man ja bei einer Frau eher selten antrifft, und sie hat
kein Problem damit, mit einem darüber zu verhandeln, ob man sich
nicht mal gegenseitig diesen Spaß gönnen sollte. Wie gesagt, alles
noch vor Kaylas Zeit, denn eigentlich bin ich ein sehr treuer Mensch.
Die Sachlage mit der Kioskbesitzerin ist da auch ein wenig anders und
zu kompliziert, sie hier wirklich genau zu erklären. Das kann man vor
allem nicht als große Sache sehen und darf es nicht überbewerten.
Dort war ich diese Tage noch einmal und ich war innerlich ein wenig
zerrüttet mit der Frage, ob ich wenigstens ihr schon von dem baldigen
Umzug in der nächsten Woche erzählen sollte oder lieber doch noch
nicht. Wenn wir erst einmal umgezogen sind, werde ich dorthin nur
noch sehr selten kommen, weil das dann doch etwas weit weg wäre.
Sie kennen vielleicht solche Situationen, wo man sich sagt, solchen
doch eher enger befreundeten Leuten sollte man frühzeitig wichtige
Dinge mitteilen, die im Prinzip ja auch diese freundschaftliche
Beziehung beeinflussen werden. Andererseits habe ich große Angst
davor, dass sie dass dann von ihrem Kiosk aus relativ frühzeitig
anderen Leuten weiter erzählt, von denen ich selbst es nicht gerne
hätte, wenn die das nun schon erfahren. Ich mag diese Frau durchaus
sehr, aber sie ist, und daran führt kein Weg vorbei, ein Plappermaul.
Das muss man als Kioskbetreiberin wohl auch sein, denn sonst kann
man den guten Kontakt zu der Stammkundschaft nicht halten und
gerade die Stammkundschaft macht dort sicherlich 70 % des
Umsatzes aus. Also habe ich vorsichtshalber bei meinem jüngsten
Besuch noch nichts von Umzug und dergleichen gesagt und ich hatte
ein schlechtes Gewissen dabei. Nun ist diese Kioskbetreiberin durch
ihren ständigen Umgang mit Menschen auch eine gute
Menschenkennerin und hat mir wohl gleich angemerkt, dass da irgend
etwas nicht stimmt. Jedenfalls schon nach 10 Minuten bohrte sie
ständig nach, was ich denn auf dem Herzen hätte, da ist doch was,
sagte sie. Sie handhabt aber auch Probleme meist sehr locker und
scherzte dann noch, falls es eine Beziehungskrise mit Kayla gäbe,
dann wäre sie ja schließlich auch noch da und sie wäre gerne bereit, in
die Lücke zu springen, die Kayla hinterlässt. Natürlich Unfug, zum
Glück, denn ich sage es bei der Gelegenheit ganz ehrlich, ich möchte
Kayla nicht mehr missen. Obwohl, wäre Kayla nicht da, na ja, da
könnte man sicherlich gerne auf dieses eher scherzhaft gemeinte
Angebot zurückgreifen. Sie wissen ja, wie man sich so seine
Gedanken macht. Ich war immer jemand, der Frauen miteinander
verglichen hat. Normalerweise sagt man, das soll man nicht tun, weil
man sich dann nie richtig für eine entscheiden könnte, weil man dann
aus dem Vergleichen nicht mehr heraus kommt. Dann kommen die
Probleme mit der Abstimmung darüber, welche Fähigkeiten oder
welche Dinge und Eigenarten einem an einer Frau wichtiger sind und
welche nicht. Das gibt einen endlosen Reigen und es soll schon
Männer gegeben haben, die dann Vergleichs-Strichlisten gemacht
haben, in denen sie die positiven und negativen Dinge angekreuzt oder
gar mit Punktsystemen oder Noten bewertet haben und sich dann am
Schluss für die entschieden haben, die in diesen Vergleichslisten die
meisten Punkte geholt hat. Davon bin ich dann aber doch meilenweit
entfernt, trotzdem vergleichen tue ich wirklich sehr ausgiebig, das
gebe ich zu, oft, eigentlich immer, zumindest alle Frauen, die ich
etwas näher kenne und die für mich bei rein theoretischer Betrachtung
als Partnerin in Frage kämen. Keine Angst, ich bin ja mit Kayla gut
versorgt, aber die grauroten Zellen arbeiten deshalb ja trotzdem weiter
und man ertappt sich selbst bei solchen theoretischen Überlegungen,
die ohne ein absichtliches Tun automatisch in Gang kommen. Ob das
aber eine spezielle Marotte von mir ist, weiß ich nicht. Ich glaube das
macht doch fast jeder. Also diese Kioskbesitzerin ist auch wieder ein
völlig anderer Typ als Kayla. Natürlich schon einmal deshalb, weil
Kayla eine sehr zierliche Asiatin ist, die aber nicht so sehr asiatisch
ist, wie viele sich das gleich vorstellen mögen, wenn sie hören, dass es
eine Asiatin ist, ohne sie zu kennen. Man sieht es zwar, würde aber
vom Optischen her eher auf eine Mischung aus Europa und Asien
tippen, bei der Europa den größeren Anteil stellt. Ich sage es mal so,
die Ausprägung der Schlitzaugen, woran man asiatisch immer
besonders festmacht, ist bei Kayla relativ gering, aber erkennbar.
Darüber hinaus ist Kayla, wie sicherlich schon einmal beschrieben,
äußerst zierlich-schlank, extrem kleinbusig, mit sehr kleiner Stupsnase
und hat lange, dunkelbraune Haare, fast schwarz, aber eben doch noch
dunkelbraun und dunkelbraune Augen. Demgegenüber ist die
Kioskbesitzerin äußerlich eher eine Vertreterin der typisch deutschen
Frau. Normalschlank, für eine Frau relativ groß, ungefähr 1,70 m, mit
ordentlich Holz vor der Hüttn, wie man so sagt, man kann sicherlich
nicht sagen, sie wäre großbusig, das wäre übertrieben, aber die
Tendenz geht doch etwas in diese Richtung, stahlblaue Augen und
dann natur-hellblond, also nicht gefärbt, sondern tatsächlich in echt.
Ach ja, und sie hat eine relativ große Nase, wodurch sie bei manchen
schon den Spitznamen „Kartoffelnase" erntete. Beiden gemeinsam ist
aber, dass sie sich nicht oder bestenfalls nur sehr dezent schminken,
was ich sehr schätze. Ich hasse stark geschminkte Frauen und finde
das widerlich, wenn die sich so in Farbe und Spachtelcremes
einlagern, wie ein Hering in Senfsoße. Natürlich sauber gepflegt ja,
das versteht sich von selbst, aber das hat ja mit Schminken überhaupt
nichts zu tun. Manche Idioten setzen ja geschminkt mit gepflegt
gleich, was aber ein Riesentrugschluss ist. Gerade die stark
geschminkten Frauen sind oft wasserscheu und zu faul sich richtig und
regelmäßig zu waschen, wobei ich jetzt keinesfalls die Männerwelt als
besser herausstellen will, da gibt es gewiss ebenfalls viele
Waschmuffel, die das Wort Bad inzwischen schon keinem
Verwendungszweck mehr zuordnen können, weil sie solange keines
mehr von innen gesehen haben. Kurzum, beide sind sehr gepflegt, ich
nenne es mal so, aber nicht geschminkt. Was will ich damit eigentlich
sagen? Fakt ist, wäre Kayla nicht, was ich mir keinesfalls wünschen
würde, wäre die Kioskbesitzerin eine denkbare Alternative, so
komisch das vielleicht klingen mag, wenn man das so dahersagt. Und
das, obwohl sie von der figürlichen Erscheinung her eigentlich nicht
ganz so mein Typ wäre, ich stehe halt mehr auf zierliche Frauen mit
sehr kleinem Busen, aber es kommt immer auf das Gesamtwesen an
und im Ernstfall wird man nicht Zuneigung in Zentimetern messen
können, obwohl das heute immer mehr Leute glauben. Ich könnte ja
schon zerspringen, wenn ich sehe, wie sich wirklich bildhübsche,
kleinbusige Frauen heutzutage mit solchen furchtbar hässlichen
luftballonähnlichen Silikon-Möpsen im OP verunstalten lassen. Für
mich ist das gleichzusetzen mit Selbstverstümmelung und ich finde
das ganz furchtbar. Vor allem finde ich die Entwicklung furchtbar,
dass so viele das heute machen, fast schon, wie man sich im
Supermarkt im Regal an einem neuen Haarspray bedient, tauscht man
mal gerade seinen Balkon aus, einfach grässlich und kleinbusig wie
sie einmal waren, wären alle diese Frauen viel schöner gewesen! Nur
die Werbung oder ein falscher Zeitgeist suggeriert denen, dass nur
Masse zählt und die sind so dumm und fallen darauf herein. Auch die
Behauptung, dass die meisten Männer nur auf großbusige Frauen
abfahren, halte ich für völligen Blödsinn. Nicht nur, weil ich selbst auf
Kleinbusiges stehe, womit ich auch kein Problem habe, das
zuzugeben, sondern wenn ich mich so in meinem Bekanntenkreis
umschaue, dann sind dort mindestens genau so viele Liebhaber von
klein und fein, wie auch von groß und prall. Na ja, was soll es?
Derzeit überlege ich, wann, ob und wie ich der Kioskbesitzerin das
mit dem Umzug diese Tage doch noch verklickern kann, ohne dass sie
es anschließend unter den Leuten dort weiter verbreitet. Das ist ein
Punkt, der fast unlösbar scheint. Nicht dass ich ihr dabei böse
Absichten unterstelle, überhaupt nicht, das geht im Gesprächsfluss
dann irgendwann ganz automatisch, unbedacht heißt es dann, ja der
Lappenkeuler zieht ja auch um. Nun wird die Welt auch nicht davon
untergehen, wenn etliche andere Leute frühzeitig wissen, dass ich
umziehe, ich habe aber bei etlichen ganz bestimmten Leuten keine
Lust dazu, denen erklären zu müssen, warum ich umziehe und wie das
alles gekommen ist. Ganz genau weiß ich aber, dass diese bestimmten
Leute mir keine Ruhe lassen, sobald sie hören, dass ich umziehe. Die
sind so neugierig, dass sie einen regelrecht verfolgen, bis sie alles
haarklein und ganz genau wissen. Hinter dem Rücken versuchen die
dann, aus diesem Wissen Kapital zu schlagen, nicht in barer Münze,
aber im Sinne von sich wichtig machen, indem sie dann anderswo
groß damit prahlen, welche tolle Neuigkeit sie wüssten, dass ich
umziehe, obwohl ich doch immer gesagt habe, wozu ich ja auch bis
heute felsenfest stehe, dass ich hier immer gerne gewohnt hätte. Vor
allem verdrehen die einem dann das Wort im Mund und es heißt dann
am Schluss, ich hätte mit dem Hausbesitzer gemeinsame Sache gegen
alle anderen Mieter gemacht und deshalb von ihm günstig diese
Mobilheime bekommen und mir ginge es deshalb besser, als den
anderen. Wissen Sie, solche Äußerungen schüren dann wieder große
Neidgefühle und jeder zweite wird mich dann darauf ansprechen, was
ich vermeiden möchte. Heute ist der Schritt, der genügt, um bei
Mitmenschen Neid und Missgunst auszulösen viel kleiner, als noch
vor 10 oder 20 Jahren. Keiner gönnt dem anderen etwas, außer Arbeit
und Ärger ohne Grenzen. Wie man hört, ist das in Deutschland eine
besonders verbreitete Einstellung, die man in den USA kaum kennen
würde. Wenn hier jemand sich viel erarbeitet hat, egal wie er das
getan hat, dann sagen die Leute: „Dieser Schweinehund, wer weiß wie
er andere über den Tisch gezogen hat.", und betrachten ihn
geringschätzig. In den USA wäre die Reaktion bei gleicher Sache:
„Den sollte man sich als Vorbild nehmen, der hat es zu etwas
gebracht.", und man schaut eher zu demjenigen auf. Ich verfranse
mich zu sehr und bin nun von den Eigenheiten der Frauenwelt in ganz
andere Bereiche abgedriftet.

Urlaubszeit = Baustellenzeit, diese alte Weisheit bemerkt man nun
hier wieder. Am Donnerstag wurden wir um 6 Uhr in der Früh unsanft
geweckt. Fast direkt vor unserem Mietshaus, quasi unter meinem
Fenster, könnte man sagen, begann ein Trupp von Bauarbeitern die
Straße aufzureißen. Mit dicken Kompressoren und gleich 4 Baggern
ging man zu Werke. Ein Getöse, dass man glauben möchte, die wollen
Stuttgart neu erschaffen oder in Schutt und Asche legen. So ging die
Lärmerei bis 9 Uhr und dann war Kaffeepause. Solche Bauarbeiten
bei dieser extremen Hitze finde ich grässlich. Die offensichtlich
kampferprobten Bauarbeiter schmissen ihre Hemden zur Seite und
machten schwitzend wie die Rennpferde ab halb 10 weiter wie die
Wilden. Binnen weniger Stunden entstand so auf einer Straßenhälfte
ein Schacht von sicherlich 15 Metern Länge und 4 Metern Tiefe. Bei
den Mengen, die dort an Aushub entstanden, rollte die Karawane der
LKW pausenlos weiter, die diese Massen abfuhren. Dann kam ein
Spezialbagger mit Seilzügen heran, der hob ein breites Betonrohrstück
von der Kanalisation aus dieser Grube heraus, welches vom
Durchmesser her auch locker als Personen-Unterführung hätte dienen
können, dabei sabberte ganz übel stinkende Brühe aus diesem
herausgerissenen Stück, und das alles ist bei dieser Hitze ja noch viel
krasser. Die gesamte Umgebung war mit diesem elenden Gestank
verseucht, man hätte kotzen können. Aus mit der Ruhe und
Beschaulichkeit. So brauchte ich keine Überredungskunst, um Kayla,
die an dem Tag nicht zu ihrer Dolmetschertätigkeit brauchte, dazu zu
bewegen, dass wir gemeinsam schon in unsere zukünftigen
Wohnungen in den Mobilheimen gehen. Dort herrschte herrliche
Ruhe, zwar warme aber wenigstens frische Luft wehte vom Neckar
herüber ohne üblen Kanalisationsgestank. Gegen 20 Uhr sind wir dann
zurück in unsere Wohnung und die Bautrupps hatten ganze Arbeit
geleistet, denn als wir dort eintrafen war die Grube auf mindestens 40
m Länge angewachsen. Ein Herr hier aus dem Haus erzählte mir, dass
man bei dem Auswechseln des wohl defekten Zwischenstückes aus
Versehen das weiter fortlaufende Rohr gleichen Durchmessers
beschädigt habe und deshalb noch weiter aufbaggern musste. Am
Freitag ging das gleiche Gewühle hier wieder punkt 6 Uhr in der Früh
los und die arbeiten bis halb 8 am Abend durch. Samstags und
sonntags arbeiten die aber nicht, immerhin. Wie ich Ihnen schon
schrieb, ist nächsten Dienstag ohnehin unser Umzugstag und es sieht
jetzt nicht so aus, als ob diese Bauarbeiten in absehbarer Zeit ein Ende
finden. Deshalb sind wir schon froh, ab Dienstag oder spätestens ab
Mittwoch hier weg zu sein und mit dem Getöse nichts mehr zu tun zu
haben. Die fragen auch nicht großartig, die herausgerissenen, elend
schweren Kanalrohrstücke wurden teils einfach auf der Wiese hier am
Haus abgelegt und haben dort den Rasen und ein paar Blumenbeete
nachhaltig beschädigt. Wenigstens kommt man noch mit dem Auto
ans Haus, das ist ja für unseren Umzug am Dienstag überaus wichtig.

Ich wünsche Ihnen im positiven Sinne heiße Tage,

Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email "Nach dem Umzug" vom 23.07.2005

Fliegende Grüße vom Umzug!

Der Umzug, unser derzeitiges Thema Nummero 1 ist in seinen gröbsten Abläufen vollbracht. Hach bin ich froh! Jetzt muss noch alles hier in den Mobilheimen seinen Platz finden und eingeräumt werden, aber unsere bisherigen Wohnungen sind blitzeblank und völlig leer. Auch wenn es vielleicht heute uncool erscheinen mag, aber am letzten Tag, mehr in den letzten Minuten in meiner alten Wohnung wurden mir dann doch die Augen etwas feucht, weil ich so gerne dort gewohnt habe. Kayla sieht's eher pragmatischer, aber sie hat ja auch nicht so lange dort gewohnt wie ich. Sie freut sich eigentlich ausschließlich über die neue Wohnung im Mobilheim und findet es dort wesentlich besser und schöner. Ich zwar auch, aber ein bisschen Wehmut bleibt doch, aber ich denke, das wird innerhalb von einer Woche verfliegen. Das schwerste Stück bei unserem ganzen Umzug war die gebraucht gekaufte Miele - Waschmaschine. Die hat nun ihren neuen Platz im Mobilheim 5 gefunden, wo auch alle Sachen aus den Kellerräumen eingelagert sind. Damit die Waschmaschine im Winter in dem eigentlich ungeheizten Mobilheim 5 nicht einfrieren kann, haben wir sie in dem kleinen Bad- und WC-Raum untergebracht. Zuvor wurden die Bad- und WC-Einrichtungen ausgebaut, damit der Platz ausreicht und weil wir die in diesem Mobilheim ja nicht benötigen, da in unseren Wohnungs-Mobilheimen 3 und 4 solche Einrichtungen drin sind. In diesem nun als Waschmaschinenraum bezeichneten kleinen Raum in Mobilheim 5 haben wir dann so eine kleine Notheizung installiert, die beim Unterschreiten von +5 Grad automatisch anspringt. Das ist selten und der winzige Raum ist mit dem Gerät schnell erwärmt, so dass wir auf der sicheren Seite bleiben. Ansonsten bewährte sich jetzt mein Konzept, grundsätzlich keine großen Möbelstücke anzuschaffen, sondern dafür lieber mehrere kleine. Kein großer, prunkvoller Wohnzimmerschrank, dafür ein paar vitrinenartige Beistellschränke, kein riesiger Wohnzimmertisch, lieber ein kleiner, sogenannter 4-Personentisch u.s.w. Etwas schwierig wurde noch die Kühl- Gefrierkombination. Die ist recht hoch und daher sehr unhandlich. Das Gewicht ist im Verhältnis zur Größe gar nicht einmal das Problem. Diese Kombination hatten wir vor vielleicht einem Jahr günstig erworben, weil sie auf einer Seite beschädigt war, sie hatte Beulen und einige Knicke im Außenblech an der rechten Seite. Das war deshalb nicht schlimm, weil wir sie hier mit dieser Seite genau an die Wand heranstellen konnten, wodurch man diese Mängel gar nicht bemerkt. Dafür gab es aber einen enormen Preisnachlass und das Gerät kühlt wunderbar. Durch die etwas ausufernde Höhe des Geräts gab es aber im Treppenhaus einige Probleme beim Abtransport. Sie glauben gar nicht, wie stark die so zierliche Kayla ist, da staune ich selbst immer wieder Bauklötze. Gemeinsam haben wir das unhandliche Gebilde dann pö a pö nach unten befördert, was leider nicht ohne die eine oder andere Kerbe im Treppenhausflur abging. Ausgerechnet die Frau Neef aus dem dritten Stock kam vorbei, als wir uns hier abmühten. Das ist so eine widerliche Meckerziege, wenn man der begegnet meckert die ohne Grund schon gleich los, bevor sie einen grüßt. Nun aber entdeckte ausgerechnet die, dass unser Gefriergerät an der Flurwand einige Kerben hinterlassen hatte und sie zeterte, dass wir das ja hoffentlich beseitigen werden. Damit nicht genug, sie forderte noch, dass wir einen neuen Anstrich für das ganze Treppenhaus bezahlen müssten. Das war so eine Situation, in der ich fast schon auf der Zunge gehabt hätte, dass sie ja auch bald hier raus müsse und sie sich deshalb nicht so aufspielen soll, weil ja alles bald umgebaut wird, aber das durfte ich ja nicht sagen. Da ich auch nicht die geringste Lust dazu hatte, mit der Ziege hier zu diskutieren, sagte ich zu ihr nur, das sei alles schon mit dem Hausbesitzer geregelt und ginge in Ordnung. Was sollte sie dieser Auskunft auch entgegensetzen? Die weiß ja noch gar nicht, dass der Hausbesitzer schon gar nicht mehr der Hausbesitzer ist, sondern dass die Schweizer jetzt schon Eigentümer sind. Die werden sich bald sowieso wundern, denn wie mir der alte Hauseigentümer mitteilte, bleiben unsere alten Wohnungen dort unvermietet und schon in einigen Wochen rücken dort die Handwerkerkolonnen an, um alles umfangreich umzubauen. Das wird dann im Haus ein Getöse und einen Dreck geben, wie man ihn sich schon gar nicht im Sommer wünscht. Fast schon erschreckend fand ich, was diese Schweizer Investoren da für Vorstellungen haben. Nach dem Umbau sollen die Wohnungen einzeln für etwa 300.000 bis 350.000 Euro verkauft werden, und das wohlgemerkt unsere kleinen Wohnungen mit gerade einmal 28 bis 35 m² Wohnfläche. Überhaupt will man das ganze Wohngebiet zu einer Gegend für Gutverdienende umfunktionieren. Bislang war es mehr so eine Art Schwellengebiet, wo sowohl einfache Arbeiter, teils auch Sohis, wie ich, vor allem aber Normalverdiener und auch einige Wohlhabende wohnten. Die ganze untere Hälfte dieser jetzigen Einkommensschicht will man dort kappen und die weiträumig umsiedeln. Das geschieht dann einfach in der Form, dass diese Sorte von Leuten sich zukünftig dortige Wohnungspreise nicht wird leisten können. Im näheren Umkreis gibt es dann auch keinen Ersatz in der niedrigen Preisgruppe und so sind diese Leute gezwungen, weit weg zu ziehen. Natürlich wird es einige Hartnäckige geben, die nicht so ohne weiteres hier ausziehen, aber man kennt das ja. Die zermürben sich dann einige Jahre, aber am Ende ziehen sie doch so oder so den Kürzeren. Entweder werden sie durch unbezahlbare Forderungen oder durch ständige Unannehmlichkeiten rausgeekelt. Und wer dann immer noch nicht raus ist, wird mit laufendem Prozess- und Drohungsterror überhäuft, bis er vor innerem Gram einen Herzinfarkt oder ähnliches erleidet. Wie ich Ihnen schon neulich schilderte, ist mir für solch sinnlose Auseinandersetzungen meine Kraft zu schade und so versuchte ich, wie man sieht mit Erfolg, gleich von Anbeginn zu kooperieren, dann kann man nämlich meist noch ein wenig von dieser Entwicklung selbst partizipieren und spart sich die jahrelangen Belastungen.

Fernsehen bildet, jedenfalls manchmal. Die Eifel liegt ja, wie ich jetzt in einer Fernsehsendung vom SWR erfuhr, teils in Nordrhein-Westfalen und teils in Rheinland - Pfalz. Ich weiß nicht, wo genau die Grenze verläuft. Vor einigen Tagen folgten mehrmals Berichte über Dörfer in der Eifel im Fernsehen. Jedes Mal wurde gesagt, dass diese Dörfer in Rheinland - Pfalz liegen würden. Zuvor war ich immer im Glauben, dass die gesamte Eifel zu Nordrhein-Westfalen angehörig ist. Rheinland - Pfalz ist ja so etwas wie das Partner-Bundesland von Baden-Württemberg, es werden wohl viele gemeinsame Ziele verfolgt. Diese Partnerschaft soll früher einmal besser gewesen sein, als Rheinland - Pfalz noch von der CDU regiert wurde. Der Busunternehmer, mit dem wir die Granadareise gemacht hatten, hat mir nun, als wir gerade an unserem früheren Wohnsitz die Möbel in den Ford-Transit am packen waren, eine neue Restplatz-Verwertungsliste seines Unternehmens in die Hand gedrückt. Auf diese Weise erfuhr er dann auch von unserem Umzug. Nun können Sie sich denken, dass wir derzeit keine Zeit mit Busreisen verplempern möchten, so schön das auch sein mag, aber die aktuellen Angebote von ihm werfen einen um. Hatten wir doch eigentlich mit Busreisen fürs erste abgeschlossen, auch weil wir den VW haben und daher lieber damit reisen, aber vor allem wegen des Umzuges und seiner Nachwirkungen. Zurück zu seinen Angeboten und zur Eifel! Vor allem gibt es sehr viele Restplatzverwertungen bei Eifelreisen in der nächsten Zeit und das zu Preisen, da rutscht einem die Hose runter. Die meisten der Fahrten sind Tagesfahrten, die morgens sehr zeitig hier in Stuttgart starten und nachts sehr spät zurück kommen. Es sind aber auch einige Fahrten darunter, die zwischen 2 und 4 Tage dauern. So darf ich Ihnen einige der Ziele einmal schildern, die mir auf Anhieb, außer einem, alle nichts sagen. Da wäre zum Beispiel eine 2tägige Reise nach Biersdorf in der Eifel mit 2 Übernachtungen in einem Nobelhotel am Ufer eines Sees. Es gibt 4 Restplätze zu je 11 Euro zu verwerten. In diesen 11 Euro ist An- und Abreise, die Übernachtungen und Frühstück in selbigem Hotel bereits enthalten. Was soll man dazu noch sagen? Weitere Fahrten sind: Eintagesfahrt nach Kyllburg in der Eifel, komischer Name, ob einem dort die Hälse abgeschnitten werden und man gekillt wird? 7 Restplätze zu je 5 Euro! Eintagesfahrt nach Nohn zu einem besonderen Wasserfall. 12 Restplätze, zu je nur 4 Euro, mit anderen Worten, der Bus ist halbleer. Eintagesfahrt nach Bitburg mit Besichtigung der bekannten Bitburger-Brauerei, deren Bier es sogar stellenweise hier in Stuttgart gibt. Es ist der einzige Ort, den ich vom Namen her kenne. Reiselustige Biertrinker gibt es mehr, als Wasserfallfreunde, denn dort sind nur 2 Restplätze zu je 9 Euro zu haben. Weiter 4tägige Rundreise zum Nürburgring, dann zum Schlagersänger Heino nach Bad Münstereifel in ein Kaffeehaus, weiter nach Monschau und sogar ins Ausland nach Belgien und Luxemburg nach Vianden wo man ein Wasserkraftwerk besichtigt, alles in 4 Tagen mit Übernachtungen in verschiedenen Pensionen, nebst Frühstück, 5 Restplätze je 17 Euro. Eintagesfahrt nach Manderscheid, wo es ein paar alte Burgen geben soll, 8 Restplätze zu je 6 Euro. 2-Tagesfahrt zur Mosel nach Cochem und zu einer Burg Ellz und von dort in die Eifel nach Mayen, 3 Restplätze einschl. Übernachtung mit Frühstück pro Person für 10 Euro. Die Preise sind mehr als günstig und selbst mit einem sparsamen Auto, wie dem VW-Golf-Diesel käme man alleine mit den verbrauchten Dieselkosten nicht in diesen Bereich. Gut, der Bus muss ja wohl fahren, selbst wenn die Restplätze nicht belegt werden und da lohnt es für den mehr, diese Restplätze so wenigstens für ein paar Euro zu verschleudern, als sie ganz leer zu lassen, wobei sie keinen Cent einbrächten. Sie ahnen es, wir überlegen, ob wir nicht doch nach dem Umzug uns zur Entspannung einfach mal wenigstens eine dieser Eintagesfahrten gönnen sollten. Da verliert man ja nicht viel Zeit hier beim Einräumen, aber man sieht mal wieder etwas anderes und kann abschalten. Wären diese Preise nicht so unverschämt günstig und verführerisch, kämen wir erst gar nicht auf diese Idee. Kayla ist jedenfalls sehr dafür, dass wir das mal machen und ich eigentlich auch. Entscheidungen sind schnell gefordert, da alle diese Reisen innerhalb der nächsten anderthalb Wochen ablaufen. Es ist nicht ganz einfach. Bitburg, würde ich sagen, fällt schon einmal heraus, da weder Kayla noch mir viel an Bier liegt und der Zeitanteil, der in dieser Brauerei verbracht wird, soll relativ groß sein. Manderscheid klingt gut, noch besser wäre die Moselsache mit Cochem, aber die dauert ja schon 2 Tage. Ich weiß nicht Kyllburg, das klingt nicht fein, irgendwie nach Abenteuerspielplatz oder Schloss Frankenstein, also solch ein Geister-Rummel liegt mir nicht. Biersdorf, das klingt gleich nach Betrunkenen die ständig im Bierrausch torkeln, vielleicht kann man da so was erwarten, spornt uns daher ebenfalls nicht recht an. Ein Wasserfall Nohn, na ja, Wasserfälle gibt's hier im benachbarten Schwarzwald oder in Schaffhausen auch genug, dafür brauchen wir nicht in die Eifel zu fahren. Die große Rundreise fänd ich, mit Ausnahme vom Heino, eigentlich auch sehr interessant, aber 4 Tage wollen wir auf gar keinen Fall weg bleiben, eigentlich nur einen oder allerhöchstens 2 Tage. Mit anderen Worten, wenn wir uns dafür entscheiden, dürfte entweder Manderscheid oder Cochem-Mayen das Rennen machen. Kayla wäre mehr für Cochem-Mayen, ich tendiere eher für die kürzere Manderscheid-Sache, werde mich aber im Ernstfall nach Kayla richten. Richtig kennen lernen kann man bei derartigen Kurztrips ja nicht wirklich etwas. Man sieht die vielleicht schönen Gegend, wie eine Momentaufnahme, aber bei so manch schöner Gegend stellte sich später heraus, dass es nur täuschende Fassade ist, hinter der andere Dinge sich verbergen, die alles andere als schön sind. Um Missverständnisse zu vermeiden, ich will der Eifel so etwas hiermit nicht andichten, das ist eine allgemeine Erfahrung. So möchte ich zum Beispiel nie in der Schweiz wohnen. Dort ist es zwar wunderschön, aber ich sage Ihnen, die dortigen Ansichten passen gar nicht zu mir, oder umgekehrt. Da sind die Liechtensteiner schon wesentlich aufgeschlossener, obwohl sie ja im Prinzip mehr oder weniger in der Schweiz liegen, wie ein Kern im Pfirsich oder eher wie ein Dotter im Ei, der etwas zum Rand gewandert ist. Aber Themenwechsel.

Alles geht kaputt, na ja, alles zum Glück nicht, aber gestern ist die letzte funktionsfähige Armbanduhr, die ich noch hatte, auch noch entzwei gegangen. Sie war einfach stehen geblieben und man denkt sich, die Batterieknopfzelle wäre wieder einmal leer, obwohl mir das schon verfrüht vorkam, denn erst im Februar war eine neue reingekommen. Meistens hielt die ein Jahr. Also sie stand und da ich ein preisbewusster Mensch bin, wechsle ich diese winzige Batterie seit  Jahren selbst. In einem Computerladen gab es die passenden Knopfbatterien dafür und die waren zu viert auf einer Karte für nur 6 Euro zu haben. Beim Uhrmacher oder in einem Supermarkt die haben die auch gewechselt, verlangten aber für Batterie mit Wechseln jedes mal 10 beziehungsweise später sogar 12 Euro. So kompliziert ist das Selbstwechseln nicht und so machte ich es halt. Jetzt hatte ich dann wieder gewechselt, aber es nützte nichts, die Uhr blieb stehen. Da ich ohnehin in die Stadt musste, um neue Putztücher und diverse Reinigungsmaterialien zu kaufen, bin ich mit der "Standuhr" schnell bei einem großen Uhrenladen reingesprungen. Ein freundlicher Herr bediente mich gleich und öffnete mit einer speziellen Plastikklammer die Uhr, wechselte die Batterie, ohne Erfolg. Aber er machte sich dann gar keine weitere Mühe, nach einem Fehler zu suchen, sondern schmiss meine Armbanduhr einfach im hohen Bogen in einen Müllkorb. "Die ist irreparabel kaputt, das Uhrwerk ist verschlissen, kann man nur noch wegwerfen, Reparatur lohnt nicht!", sagte er freundlich, aber bestimmend. Aber hallo, wann das Ding weggeworfen wird, das bestimme ja wohl immer noch ich. Das sagte ich ihm dann auch. Seine Freundlichkeit war dann auch gleich weg und er erläuterte, dass eine Reparatur davon keinesfalls lohnen würde. Man müsste dann schon ein ganz neues Quarzuhrwerk einbauen, das koste mit Arbeitslohn mindestens 120 Euro und die gleiche Uhr fabrikneu würde bei ihnen 45 Euro kosten. Das mag ja auch alles zutreffen, aber das ist doch kein Grund, mein, wenn auch defektes Eigentum, einfach wegzuwerfen ohne wenigstens nachzufragen. So zeigte er sich auch noch pikiert über meine Bemängelungen seiner Art und Weise. Das war mir aber egal und ich verlangte die Herausgabe meiner alten Uhr. Es entstand eine kurze Diskussion und dann hat er in dem Müllkorb herumgesucht und gesagt, er könne meine Uhr dort nicht mehr finden. Anstatt dessen wollte er mir einen Gutschein ausstellen über 5 Euro, den ich beim Erwerb einer neuen Armbanduhr nach freier Wahl in ihrem Laden angerechnet bekäme. Das klang zwar schon besser, trotzdem wollte ich mich nicht darauf einlassen. Ein anderer Herr kam nun hinzu, ließ sich von dem Verkäufer den Vorgang erklären und wandte sich dann mir zu. Er beteuerte, dass meine Uhr schließlich völlig wertlos, weil kaputt gewesen sei und ich deshalb mit einem 5 Euro-Gutschein sogar noch ein Schnäppchen gemacht hätte. Ich habe dem dann aber die Leviten gelesen und das mitten im Laden in ziemlicher Lautstärke, so dass sich die anderen anwesenden Kunden schon herüberwandten. Wenn meine alte Uhr ohnehin für sie keinen Wert darstelle, dann sollte es für sie auch keine Mühe sein, sie wieder einfach aus dem Müllkorb heraus zu angeln und mir zu geben, mehr würde ich ja gar nicht verlangen. Nun erblickte ich, dass in dem Müllkorb auch noch etliche alte Bananenschalen und diverser unappetitlicher Unrat lag, wodurch die sich vor dem Herauspulen ekelten. Da hätte er aber nicht so voreilig sein sollen und mein Eigentum einfach ohne zu fragen wegwerfen. Die inzwischen lautstarke Diskussion gefiel denen gar nicht und so lenkte der später hinzugekommene Herr, der auch etwas älter war, den Ton wieder in ruhigere Fahrwasser. Er entschuldigte dann sogar das voreilige Vorgehen seines Kollegen, das sei aus Gewohnheit entstanden, weil die meisten Kunden die Uhr dann entsorgen ließen. Dieser Kollege zeigte selbst aber kein Wort der Entschuldigung. Der Ältere bat mich einige Minuten zu warten. Dann kam er mit einem Tablett herangeilt, auf dem sich 4 verschiedene Plastik - Kinderarmabanduhren mit Quarzwerk befanden und er sagte, ich könne mir eine davon aussuchen und kostenlos mitnehmen, als Wiedergutmachung. "Ha! Sind wir hier in einem Kindergarten?", habe ich den darauf gefragt, stellen Sie sich vor, man bietet Ihnen billigste knallbunte Plastikuhren mit Mickymäusen und Donald-Duck-Enten auf dem Zifferblatt. Gut, diese Kinderuhr hätte sicherlich funktioniert, aber man macht sich doch überall zum Gespött der Leute, wenn man mit so etwas auftaucht. An diesen Kinderuhren hing ein Preisschild von 8,90 Euro und in diesem Preissegment dürfte es doch auch schon normal aussehende Uhren geben. Aber mehr wollte man wohl von deren Seiten dann nicht als Zugeständnis rüberwachsen lassen. Mit verbitterter Mine griff der jüngere, erste Verkäufer dann den Müllkorb und verschwand damit in einem Nebenraum. Nach einigen Minuten kam er finsteren Gesichts wieder zurück, legte mir meine defekte Uhr auf den Tresen und meinte kleinlaut: "Da, bitte, ist ihre Uhr wieder." Ich nahm sie an mich und bin dann gegangen. Nie wieder wird der Laden mich von innen sehen. Aber was mich noch mehr ärgert als diese Unverfrorenheit ist, dass ich auf diese Weise dort über eine halbe Stunde für nichts und wieder nichts verplempert habe. Bevor ich bei denen auch nur eine günstige Uhr kaufen würde, gehe ich lieber zum Tschibo - Kaffeeladen oder zum Aldi und kaufe dort eine.

Kayla zeigt sich über den nun absolvierten Wohnungswechsel doppelt erfreut, da sie nun nicht mehr befürchten muss, von irgendwelchen Bekannten ihres Bruders oder ihrer früheren Familie belästigt zu werden, die ihre bisherige Adresse ausfindig gemacht hatten. Ich schrieb Ihnen neulich von diesem eigenartigen Kerl, der sie zu einem Treffen mit ihrem Bruder nach Bremen oder Bremerhafen überreden wollte, was sie ja sehr beunruhigt hatte. Sie hier auf dem Campingplatz ausfindig zu machen, das dürfte für die noch schwieriger sein, wenn auch nicht unmöglich. Wir haben das hier jetzt so ausgelegt, dass ich das Mobilheim Nummer 3 bewohne, Kayla die Nummer 4 und die dann weiter nach vorne stehende Nummer 5 ist sozusagen unser Ersatz-Keller. Kayla wohnt also in der Mitte und im, nach meiner Meinung, am ruhigsten gelegenen Mobilheim.

Für Freunde des nassen Sports kündigt die Stadt Stuttgart Hiobsbotschaften an, da die Sparkommissare der Stadt bei den Hallenbädern gewaltig den Rotstift ansetzen wollen. Hallenbäder sind so ziemlich das kostenintensivste, was Städte zu unterhalten haben, das geht über den aufwändigen Gebäudeunterhalt, aber vor allem die enormen Heizkosten für warmes Wasser und die Räume, natürlich auch die Wasser- und Abwasserkosten und Strom, aber wie gesagt, besonders die Heizkosten stellen den größten Anteil. Heute wollen die Badegäste ja alle mindestens 26 bis 32 Grad, früher war man zufrieden, wenn 20 Grad erreicht wurden. Die Heizgasverbräuche sind alleine dadurch schon mehr als doppelt so hoch wie früher, dann kommen noch die heute wesentlich höheren Energiekosten hinzu. So lautet die Vorankündigung, dass man möglicherweise bis zu 60 % aller Hallenbäder ganz schließen will. Einige will man an private Betreiber verkaufen, jedoch geht man davon aus, dass sich private Interessenten nur für Bäder finden würden, die ohnehin so gut laufen, dass die Stadt sie auch selbst weiter betreiben könnte. Bestenfalls 2 Bäder von vielleicht 10, die betroffen wären, ließen sich an Interessenten verkaufen, also würden mindestens 8 zumachen. Nun gehen Kayla und ich nicht häufig in Hallenbad, weil auch einfach die Eintrittsgebühren dafür heute schon viel zu hoch sind und weil uns das Schwimmen in der warmen Plörre keinen richtigen Spaß macht, denn der Faktor Erfrischung bleibt dabei ganz aus und ich finde, der ist beim Schwimmen sehr wichtig. Vielleicht 2 mal pro Jahr gingen wir in ein Hallenbad, aber wenn das fortfällt, wird es uns daher nur wenig treffen, auf die beiden Besuche kann man dann auch noch verzichten.

Dass die Internetbenutzung hier schon funktioniert ist nur einem Behelf zu verdanken. Eigentlich sollte der neue Anschluss diese Tage schnell und unproblematisch über die Bühne gehen, aber dann ging es doch nicht. Ein Herr von der T-Com kam und zwitscherte etwas an einer flachen Dose mit Drähten herum. Dann zeigte er sich pikiert, weil es nicht klappte und das sei alles Drahtverhau. Er sagte, es wären keine Leitungen mehr frei, weil die früheren Leitungen, an denen unsere Mobilheime angeschlossen gewesen waren, inzwischen unerwartet doch schon anderweitig belegt wurden, aber zugleich auch noch über diese Drahtdose liefen. Das läge daran, weil wohl viele sich selbst in normale Wohnwagen schon einen Anschluss legen lassen, auch wenn sie nur für vielleicht 2 Monate bleiben. Früher habe das keiner gemacht, da wollten nur die einen Anschluss, die mindestens ein paar Jahre bleiben. In dieser Art wäre das aber unzulässig, weil wir im Prinzip diese flache Dose hier im Mobilheim aufschrauben könnten und würden wir uns dann dort auf unsere alten Anschlussdrähte oder so was klemmen, könnten wir dort die Gespräche anderer ablauschen, die heute auf diese gleichen Drähte oder so was geschaltet wären. Ich habe davon keine Ahnung, aber das es so nicht sein sollte, leuchtet selbst mir ein. So hat er in den Drähten etwas herumgesucht und gewühlt, dann sagte er, dass er ein Provisorium schalten gehe, und dann könnten wir das nutzen, aber in vielleicht 2 Monaten würde das dann wieder ganz anders umgeschaltet. Mit billigem Klingeldraht zog er dann von unserer flachen Dose durch einen Spalt oberhalb eines Fensters eine Strippe nach draußen, die legte er abenteuerlich durch zwei Bäume und ein Rohr auf dem Erdboden der Wiese bis zu einem Schaltkasten, der vorne am Wegesrand steht. Dann musste er noch weg in einen Betrieb oder so was, wo das dann auch noch angeschlossen werden musste und dann ging alles. Wie gesagt, in 2 Monaten wird das alles wieder geändert und in eine Form gebracht, wie sie sein sollte.

Durch den Umzug und durch Zufall sind jetzt andere unangenehme Dinge aufgefallen. Jemand muss meine Internet-Zugangsdaten kopiert und ausspioniert haben und auf meine Kosten zuweilen im Internet surfen. Ich wusste bislang noch nicht, dass man auf der Seite von T-Online in seinem Privatmenü auch seine Internetkosten separat einsehen kann, unabhängig von der Telefonrechnung. Nun fand ich das bei der Ummeldung der Wohnadresse zufällig als Nebenprodukt heraus und entdeckte dabei, dass an Tagen gesurft wurde, in denen mein Anschluss gar nicht existierte. Es ist für mich absolut unmöglich gewesen, an diesen Tagen ins Internet zu gelangen, da mein Anschluss in der alten Wohnung abmontiert war und im Mobilheim das jetzige Provisorium noch nicht funktionierte. So bin ich auch gespannt auf die Zeit, in der das Provisorium auf die reguläre Sache umgeschaltet wird, weil der T-Com-Herr sagte, es könne sein, dass mein Anschluss dann für 3-4 Tage gar nicht funktioniere. Ich habe bezüglich der Fremd-Nutzung in dieser Zeit dort schon nachgefragt. Das war aber komplizierter, als ich dachte. Die T-Com sagte, dass sie nichts mit meinem Internet zu tun habe, das sei Sache von T-Online in Darmstadt. Man gab mir aber eine kostenlose Telefonnummer zum Anrufen. Das habe ich versucht und nach dem vielleicht 10. Fehlversuch erreichte ich eine gähnend sprechende Dame. Die wollte dann von mir Benutzerkennung und Daten wissen, die ich selbst nicht kenne, bevor sie bei sich etwas überprüfen könne. Bei einem weiteren Anlauf einen Tag später hatte ich dann aber aus einem Schreiben von damals die Daten noch zusammensuchen können und die Dame hat nachgesehen und konnte nur bestätigen, dass über meine Zugangsdaten zu den Zeitpunkten das Internet benutzt wurde. Barsch sagte sie dann noch, dass ich selbst für die sichere Verwahrung der Zugangsdaten verantwortlich sei und die anfallenden T-Online-Gebühren in jedem Fall zahlen müsse. Nun werde ich deswegen keinen Gerichtsprozess herbei rufen, da in den strittigen Nutzungszeiten Gebühren im Bereich von vielleicht knapp 20 Euro entstanden sind. Trotzdem ärgere ich mich sehr darüber, denn für meine Verhältnisse sind auch 20 Euro viel Geld, auch wenn meine Finanzlage derzeit durch die Briefmarkenverkäufe ungewohnt entspannt ist. Was ich nun jedoch erreichen möchte ist, dass ich von T-Online völlig neue Nutzungsdaten erhalte. An dem Tag war eine andere Dame am Servicetelefon und die war netter und meinte, dass das wahrscheinlich in einem solchen Fall auch möglich sei, jedoch müsse sie sich erst noch genauer erkundigen. Vermutlich würde es aber eine Bearbeitungsgebühr kosten, wenn man mir neue Nutzungsdaten zuteile und zugleich die alten sperren würde. Dann sagte sie zu, dass sie sich wieder melden würde, das ist bis heute aber nicht geschehen.
Dem Techniker von T-Com hatte ich diese Geschichte auch beschrieben und stellen Sie sich vor, der sagte, er habe schon von Fällen gehört, in denen versehentlich die gleichen Benutzerdaten 2 mal ausgegeben wurden, was dann zu vielen Komplikationen in der Abrechnung geführt habe. Aber das dürfe er offiziell nicht sagen und zudem sei er ja als T-Com-Mitarbeiter nicht mit T-Online-Dingen betraut, das würde heute strikt getrennt.

Unterdessen laufen die groben Straßen-Bauarbeiten vor unserer alten Wohnung weiter. Das Theater war diese Tage wohl groß, wie ich von einer Hausbewohnerin erfuhr, da bei den umfangreichen Erdarbeiten mehrere uralte Blausäure-Tonnen gefunden wurden, die vermutlich noch aus den 40iger Jahren stammen. Bei der Bergung dieser Tonnen mussten alle Hausbewohner des Nachbarhauses vorrübergehend ihre Wohnungen räumen und wurden in drei umgebauten Straßenbussen solange betreut, die 500 m weiter auf einem großen Parkplatz abgestellt waren. In unserem ehemaligen Haus die Leute konnten bei geschlossenen Fenstern bleiben, weil man sagte dafür sei der Abstand weit genug und der Wind stand an dem Tag so, dass austretende Gase in eine andere Richtung geweht wurden. Das mit deren Entfernung war aber eine Aktion von weniger als einer Stunde, da konnten die Leute wieder zurück. Die Zeit ist bekanntlich ein riesiger Schwamm, der alles hinwegwischt und aufsaugt, was früher einmal war. Wie es einem Schwamm aber so zueigen ist, reinigt er meist nur an der Oberfläche und der Dreck in den tieferen Schichten bleibt. Als ich dort gerade mit der Hausbewohnerin einen Plausch hielt, kam dann ein Kleinbus mit Spezialisten vorgefahren, die mit ganz alten Plänen aus damaliger Zeit das Gelände sondierten. Dadurch neugierig geworden, habe ich mit einem dieser Mann- und Frauschaft, es waren auch 3 Frauen unter den 7 Spezialisten, gesprochen. Der war auch recht auskunftsfreudig, was die groben Umstände betrifft. Genau dort, wo heute die Straße verläuft, war bis 1954 noch die Grundstücksgrenze eines alten metallurgischen Betriebes, der früher auch Rüstungsaufträge bediente. Dazu muss man anmerken, dass diese ganzen Wohn- und Mietshäuser hier alle zwischen 1958 und 1965 gebaut wurden, das wo wir bis vor kurzem wohnten ist wohl 1962 entstanden. Davor waren hier viele Betriebe, kleine und mittlere Fabriken, die man heute nicht mehr so nah beim Stadtzentrum errichten würde, aber damals waren die Vorschriften ja lascher. Umweltschutz und Entsorgungsvorschriften gab es zu dieser Zeit nicht oder kaum, aber der Fachmann von dieser Spezialistengruppe hatte trotzdem in den alten Unterlagen dann aus dem Jahre 1957 eine handschriftliche Randnotiz eines damaligen Stadtbeschäftigten gefunden, der dort vermerkt hatte, dass vor dem Abriss der alten Firmengebäude des metallurgischen Betriebes in diesen noch über 200 Fässer diverser gefährlicher Chemikalien lagerten. Diese Firma war bereits im Krieg teilweise zerstört worden, hat dann aber noch bis etwa 1952 in kleinem Rahmen in paar verbliebenen Gebäuden weiter gearbeitet. Als dann Schluss war, hatte man dort diese 200 Giftfässer einfach in den stillgelegten Hallen mit eingeschlossen. Dann 1954 wurde abgerissen. Diese alten Fabrikhallen standen etwas weiter hinten, in östliche Richtung, ungefähr dort, wo heute auf der gegenüberliegenden Straßenseite die kammförmigen Stich- Seitenstraßen mit den kleineren Wohnhäusern stehen. Die alte Grundstücksgrenze hingegen verlief ziemlich genau dort, wo heute die breite Straße direkt vor meiner ehemaligen Wohnung ist. Die Firma, die damals die Abrissarbeiten leitete, hat zwar vermerkt, dass vor dem Abriss der Gebäude die alten Giftfässer ordnungsgemäß entfernt wurden, aber wohin, das wurde nicht weiter angegeben. Damals hat es wohl auch keinen wirklich interessiert, rascher Neuaufbau war wichtiger und das Gespür für Umweltbelange noch nicht ausgeprägt. So geht man heute davon aus, dass die damalige Abrissfirma es sich leicht gemacht hat, und entlang der damaligen Grundstücksgrenze, die immerhin 200 m von den abgerissenen Firmengebäuden entfernt lag, einen tiefen Graben gezogen hat und darin alle Fässer versenkt hat und dann wieder 4 m Erde drauf, fertig. So hat seither kein Hahn mehr danach gekräht und jetzt wo die hier aufbaggern sind die per Zufall darauf gestoßen. Sie ahnen, was man natürlich nicht zu Unrecht befürchtet, dass es nämlich mit den jetzt gefundenen 4 Fässern nicht getan ist, sondern dass weitere etwa 196 Fässer dort irgendwo schlummern. Ein älterer Herr, der früher schon in der Gegend wohnte, meinte aber, dass diese Fässer nicht beim Abriss dort verbuddelt worden wären, sondern schon viel früher von der Firma selbst, als diese noch in voller Blüte stand. Da hätten die immer wieder mal am Grundstücksrand diverse Altmaterialen einfach durch einbuddeln entsorgt. Das wäre dann insofern ein Lichtblick, dass die dort abgetauchten Mengen geringer sein könnten. Für uns alles mehr ein Grund, sich über den Umzug zu freuen.

Wie schon weiter oben erwähnt, könnte es sein, dass nun die Pause bis zu meiner nächsten Nachricht an Sie etwas länger wird, falls hier mein Anschluss und der Internetzugang durch die Änderungsarbeiten am Anschluss selbst und die Unklarheiten mit der Doppelbenutzung meines Internetzugangs länger ausfallen sollte. Es wurde mir jedoch versichert, dass diese Angelegenheiten nicht länger als etwa 2 Wochen brauchen.

Ansonsten wünsche ich Ihnen, auch im Namen von Kayla, die derzeit draußen ein streifenartiges Blumenbeet anlegt, schöne, stressfreie Sommer-Tage,

Ihr

Egbert Lappenkeuler