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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Wut und Marmelade” und “Wohn-Geld” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Wut und Marmelade" vom 23.06.2005
Erneute Grüße.
Ich muss Ihnen das sagen, das ist so unwahrscheinlich, dass man sich vor Begeisterung in die Hose machen könnte. Sie ahnen schon, die Briefmarken. Der Herr Schwarz, dieser Sachverständige, bei dem ich diese Briefmarkenalben zur Bewertung und zum Verkauf abgegeben hatte, bat mich zu einer persönlichen Unterredung vorbei zu kommen. Ich dachte schon, das klingt eigentlich nicht gut, vielleicht hat er im Nachhinein festgestellt, dass alle Marken keinen Cent wert sind, weil es alles Fälschungen oder so was sind. Für 19 Uhr hatten wir uns bei ihm im Büro verabredet. Ich also dorthin. Er eröffnete mir, dass er inzwischen die Alben 2 bis 7 komplett durchgesehen habe. Das erste hatte er ja bereites zuvor überprüft. Dabei sei er zwischen vielem wertlosen Zeug auf weitere Schätze von erheblicher Qualität gestoßen. Sie mögen sich bitte hinsetzen, ich hatte das dann auch nötig, darunter eine Marke aus dem ehemaligen deutschen Kaiserreich, die im vorliegenden Zustand sage und schreibe für sich alleine genommen 3.500 Euro wert ist!!! Mir ist bei der Verkündung dieser Botschaft tatsächlich schlecht geworden, obwohl es ein Anlass zur Freude ist, aber an solche Nachrichten bin ich nicht gewöhnt. Hätte der gesagt, alles wertlos, tut mir leid, dann hätte ich schulterzuckend gesagt, na ja, schade, aber ich hab's irgendwie erwartet. Das schien mir alles so unwirklich, so etwas passt einfach nicht in mein Leben. Bin ich das wirklich, der das gerade erlebt, dachte ich immer. Darüber hinaus fand er noch etliche andere Schätzchen, die zwar einzeln betrachtet nicht so viel wert sind, wie diese eine Marke, aber alle zusammen sind sie auch noch mal für über 1.500 Euro gut. Dann kommt zusätzlich die schon neulich aus dem Album Nr. 6 erwähnte Uruguay-Marke, die bei den anderen mit 450 Euro bewertet wurde. Die berechnet der Herr Schwarz mit exakt 100 Euro mehr, also mit 550 Euro. Jetzt muss man noch immer dazu sagen, dass das alles Preise sind, die er mir tatsächlich sofort und in bar dafür geben würde, also keine imaginären Preise, die vielleicht mit vielen wenn und abers bei einem eventuellen Weiterverkauf erzielt werden könnten. Er geht zumindest bei etlichen davon aus, dass er sie binnen weniger Monate sogar zu einem deutlich höheren Preis weiter verkaufen kann, wodurch dann durch unsere besondere Vereinbarung vielleicht mit einigem Glück auch noch die eine oder andere Nachzahlung im Bereich von ein paar hundert Euro auf mich zukäme. Ein wenig problematisch sieht er die Lage der restlichen Marken, weil er darunter sehr viele entdeckt hat, die zwar unter unsere selbst gesetzte Bewertungsgrenze von letztendlich 5 Euro pro Marke fallen, die aber durchaus im Verkaufswert nicht bei 0, sondern sehr oft zwischen 2 und 4 Euro liegen. Es wäre also eine Schande, die nicht auch zu verwerten und ungeachtet links liegen zu lassen. Durch die große Menge, in der diese Sorte von Marken vorliegt, kommt dann auch noch einiges an Wert zusammen. Man sollte deshalb darauf nicht so einfach verzichten und sie ebenfalls bewerten und verkaufen. Nur ist der für mich verbleibende Erlös bei diesen Marken dann deutlich geringer, jedenfalls im Bezug auf deren Gesamtwert, weil ja jede einzelne Marke normalerweise angefasst, bewertet und verkauft werden muss, was ja auf Seiten von Herrn Schwarz Kosten verursacht, die er sich von dem Erlös abzieht. Allerdings sieht Herr Schwarz da eine vielleicht für uns beide günstigere Lösung im Bezug auf diese Flut von Marken mit Einzelwerten zwischen 2 und 5 Euro. Für solche Marken hätte er vielleicht einen Sammelabnehmer, der in Ungarn sitzt und diese zu einem Festpreis en bloc kaufen würde. Das brächte dann in der Summe theoretisch etwas weniger an Einnahmen, als würde man sie alle einzeln verkaufen, aber der Verkauf dieses Typs von Marken und dann in der vorliegenden Menge, würde sich ansonsten über viele Jahre hinziehen. Zudem ist dann der Einzelbearbeitungsaufwand bei Herrn Schwarz wesentlich geringer, wodurch er dann wieder weniger Arbeitskosten davon abzieht, das gleicht sich somit ziemlich aus und man ist gleich alle los und hat auch dafür einen garantierten Erlös binnen relativ kurzer Zeit. Solche Marken kauft sich der echte Sammler mal so zwischendurch, nebenbei, sozusagen zur Garnierung seiner Sammlung oder halt Anfänger, die das Hobby künftig ernsthafter betreiben wollen, um so weg von den ganz billigen Marken im ersten Schritt zu diesen Marken zu kommen, die immerhin weltweit zu diesen Preisen zwischen 2 und 5 Euro oder Dollar das Stück gehandelt werden. Wie dieser Festpreis für alle en bloc genau aussehen würde, könne er jetzt noch nicht sagen, aber er wird seinem ungarischen Handelspartner diese Marken zeigen, sofern ich einverstanden bin, und er geht davon aus, dass dabei nochmals eine Gesamtsumme von weiteren 2.000 bis 3.000 Euro heraus kommt, eben durch die große Menge an Marken im Einzelwertbereich zwischen 2 und 5 Euro. Alle diese Betrachtungen beziehen sich noch nicht auf die Inhalte der Alben 8 bis 11, weil er die noch gar nicht angerührt hat. Auch kommt noch der Inhalt des Albums Nr. 1 hinzu, der ja auch schon beträchtlich war, wie ich Ihnen beim letzten Mal schon schreiben konnte. Es stellte sich nun auch heraus, dass der Herr Schwarz mit Abstand die höchsten Preise für die Vergleichsstücke bietet, so bin ich also bei der richtigen Adresse gelandet und dass trotz fehlender Kenntnisse auf diesem Gebiet. Auch theoretische Preise hätten mir nichts genutzt, die erst dann zustande kämen, wenn ein Weiterverkauf oder eine Auktion erfolgt ist. So bei Schwarz's bekomme ich gleich mein Geld und später vielleicht noch einen Nachschlag. Mit dem Geld bekommen das haben wir nun so vereinbart, dass Herr Schwarz mir zunächst pauschal schon mal 1.200 Euro gegen Quittung ausgegeben hat, die dann vom späteren Gesamtwert abgezogen werden. Die restliche Summe gibt er mir dann in einem Stück, wenn er alle Alben komplett durch bewertet hat. Die vereinbarten Nachzahlungen nach eventuellen Verkäufen zu einem höheren Preis als erwartet innerhalb eines Jahres, erhalte ich jeweils dann, wenn sich soviel dort zusammengetragen hat, dass die daraus resultierende Summe 100 Euro oder mehr erreicht hat.
Mein Notebook zankt mich zuweilen wieder. Manchmal wenn ich das Gerät einschalte, gibt es keine Laufwerke mehr. Das heißt, weder die Festplatte im Gerät noch das CD-Laufwerk oder das Diskettenlaufwerk werden erkannt. Das heißt, Windows läuft schon hoch, so ist es nicht, aber schaltet man in den Explorer werden dort keine Laufwerke angezeigt, sondern nur die beiden Symbole für Arbeitsplatz und Desktop, aber man kann keine Laufwerke aufrufen. Man kann zwar noch eine CD einlegen, es geht auch die Klappe zu und man hört, wie die CD sich dreht, aber auf die Daten oder Programme hat man keinen Zugriff. Schaltet man das Gerät dann aus und nach kurzer Zeit wieder neu an, dann ist wieder alles in Ordnung. Dieser Fehler taucht ungefähr jeden zweiten Tag mal auf. Ich weiß nicht recht, aber manchmal habe ich den Eindruck, als würde in dem Gerät noch ein schlafender Fehler ruhen, der irgendwann mal ganz ausbricht. Auch Kayla hat den besagten Fehler schon erlebt, aber nichts dagegen tun können.
Diese Tage geriet ich neben dem Königsbau in eine Umfrage des Südfunks. Ein Reporter befragte dort alle vorbei kommenden Leute. So kam auch ich an die Reihe, obwohl ich eigentlich schnell in Richtung Friedrichsbau weiterhuschen wollte, der schräg gegenüberliegt. Aber die raffinierten Südfunkleute hatten dort ebenfalls einen Reporter platziert, der dann die Ausweichler abfing und mit der gleichen Frage bombardierte. Die Frage verwunderte mich dann um so mehr. Ich hätte vielleicht damit gerechnet, zur aktuellen politischen Lage oder zu irgendwelchen stadtbezogen Dingen gefragt zu werden, aber die Frage lautete: „Stellen sie sich vor, es verschlägt sie auf eine einsame Insel und das einzige, was sie dabei haben, ist ein dickes Buch. Welches von beiden Büchern würden sie sich in dem Fall wünschen, A ein sehr gutes Lexikon oder B die Bibel?" Weil mir gerade keine wirklich ernst gemeinte Antwort einfiel, sagte ich, da es mir sogleich als Gag durch den Kopf schoss: „Weder A noch B, denn ich kann gar nicht lesen!" Sofort johlten und kicherten einige herumstehende Leute, aber der Reporter selbst wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Ob er nun einen armen Tropf vor sich hat, der wirklich nicht lesen kann und den er damit beleidigt hätte, wenn er auch gelacht hätte oder ob er es eher munter angehen sollte. So druckste er etwas herum, bis er begriff, dass ich ihn damit auf den Arm genommen hatte. Ich glaube, die brauchen das für eine Sendung über Religion oder so was. An dieser Ecke trifft man ja genug Menschen an, die man befragen kann. Übrigens, im Friedrichsbau, der ja eines der größten Varietehäuser Deutschlands ist, könnte ich bald einen Aushilfsjob antreten. Für jeweils nur am Samstag als Bühnenräumer. Die Aufgabe ist, zwischen einzelnen Darbietungen den Krempel zusammen mit 8 anderen Leuten wegzuräumen, den die Artisten und sonstigen Künstler auf der Bühne zurückgelassen haben oder auch neue Utensilien dort hinter geschlossenem Vorhang aufzufahren oder aufzubauen. Ich hatte das von einer Frau gehört, die dort als feste Kraft schon seit Jahren arbeitet. Die bezahlen nicht schlecht und eigentlich wäre das, zumindest vorübergehend, ein willkommenes Zubrot, um die durch den Autokauf mager gewordene Kriegskasse wieder zu füllen. Durch die Briefmarken bin ich etwas unschlüssig, ob ich das noch machen soll oder lieber doch nicht. Geld kann man immer gebrauchen und die Arbeit im Friedrichsbau an nur einem Tag pro Woche, dann noch diese Fußarznei-Lieferantentätigkeit an einem anderen Tag pro Woche, da käme schon einiges zusammen. In diesem Friedrichsbau- Variete ist übrigens ein Herr Bernhard Paul der Chef, der einen Zirkus in Köln besitzt. Das ist aber auch kein Kölner, das hört man gleich an der Sprache, es scheint ein Österreicher zu sein, jedenfalls der Aussprache nach. Sein Zirkus ist überall bekannt, der heißt Roncalli. Bis zum 29. Juni habe ich noch Zeit, mich zu entscheiden, ob ich diese vorübergehende Hilfsarbeitertätigkeit im Friedrichsbau annehme oder nicht. Eigentlich habe ich mich aber schon entschieden, das zu machen, weil ich es interessant finde. Es ist ohnehin keine Arbeit, die man über lange Zeit machen wird, vielleicht ein paar Monate. Wissen Sie, ich bin im Moment in einer Phase, wo ich sage, wenn ich jetzt für ein halbes Jahr oder auch ein ganzes Jahr mehrere Dinge nebenbei mache, die mir Geld bringen, zusätzlich zu der zufälligen Briefmarkensache und zum Alg2, dann kann ich etwas Geld als Sicherheitsreserve horten, um danach wieder für einige Jahre frohen Mutes alles ablehnen zu können, was man mir aufdrücken will. Man weiß ja auch nie, wie sich die Lage verändert und es ist zu befürchten, dass die Handhabung von Sozialleistungen bald noch viel schärfer wird. Dann ist es gut, eine volle Kriegskasse zu haben. So komme ich auch auf den Begriff Kriegskasse. Im Moment habe ich auch echt Lust dazu und fühle mich fit genug, bei solchen Gelegenheitsjobs anzupacken, was beileibe nicht immer der Fall ist. Es hängt natürlich von der Art des Jobs ab und vor allem darf es nichts sein, wo man täglich hin muss. Wenn ich das jetzt vielleicht noch ein paar Jährchen in einem solchen Wechsel mache, dann bin ich ohnehin bald in einem Alter angekommen, wo mich kein Fallmanager mehr ernsthaft in einen Job wird vermitteln wollen. Sehen Sie, aber so zweimal die Woche, einen Tag die Fußmedizin ausfahren, einen anderen Tag dann bald vielleicht im Friedrichsbau helfen, das ist ok und reicht dann auch, dann bleiben mir immer noch 5 volle Tage die Woche, an denen ich machen kann, was ich will. Wäre das Verhältnis umgekehrt, und ich hätte nur 2 Tage zur freien Verfügung, das würde ich heute gar nicht mehr aushalten, da würde ich dran zugrunde gehen oder wahnsinnig werden. Und holen wir mal den spitzen Bleistift herbei. Rechne ich zusammen, das Geld als Fußarzneimittel-Lieferant, dann das Alg2 plus dann vielleicht noch das Geld als Bühnenräumer samstags im Friedrichsbau, dann komme ich im Monat ganz locker auf einen Verdienst, der erheblich über dem liegt, was ich für einen blöden Hilfsarbeiterjob bekäme, den mir diese Verwaltungshengste zuweisen würden, wo ich dann auch noch jeden Tag hinmüsste. Zum Glück dürfen die das mit mir aus Gesundheitsgründen ja nicht mehr machen. So kann ich mir das alles schön einteilen und falls ich wirklich einmal keine Lust mehr zu einem der Hilfsjobs habe, dann kann ich von heute auf morgen aufhören. In diesen Topf habe ich jetzt die bald noch folgenden Einnahmen durch die Briefmarkenverkäufe noch gar nicht einbezogen und schon gar nicht Kalays Einkünfte, die sie ja ohnehin voll selbst behalten soll. Sehen Sie, Kayla hat ja von ihrem Geld einen Großteil des Autos bezahlt, ich würde ihr diesen Anteil gerne von meinem Geld wieder ausgleichen, aber das möchte sie nicht. Gut, sie nutzt das Auto ja nun auch richtig, wo sie ihren Führerschein hat. Naja, ich werde ihr deshalb auch nicht weiter auf die Nerven gehen, wenn sie das nicht will, dann lassen wir es eben so.
Immer mehr Firmen stehen vor der Pleite. Hier in der Nähe gibt's eine kleine Gummifabrik, die immer nur eine kleine Klitsche war, wie man so sagt. Immerhin konnte die sich 59 Jahre lang halten und macht jetzt in wenigen Wochen, kurz vor ihrem 60. Jubiläum doch zu. Zu ihren besten Zeiten hatten die mal 75 Arbeiter, das war vielleicht zwischen 1965 und 1975, dann wurde es etwas weniger und in den letzten 5 Jahren waren es vielleicht noch 25 Leute, die dort Arbeit fanden. Die Anlage besteht aus 4 alten Backsteinhallen kleiner bis mittlerer Größe und einem Verwaltungsgebäude, was mehr wie ein normales 3- Familienhaus aussieht. Eine von den Hallen steht aber bestimmt schon seit 10 Jahren ungenutzt herum. Ein Bekannter hier aus dem Haus arbeitet dort, daher weiß ich das alles. In den letzten Jahren haben die vorwiegend solche Dichtungsgummiringe hergestellt, wie sie in Abwasser-Kunststoffrohre zum Zusammenstecken an den Übergängen zum jeweils nächsten Rohr kommen und solche Gummidinger, die zwischen Rohrschellen zum Befestigen von Rohrleitungen an Wänden und Decken kommen. Ich glaube diese Gummidinger zwischen den Rohrschellen und dem eigentlichen Rohr sollen wohl Erschütterungen mildern. An sich werden solche Produkte auch heute noch gebraucht, oder gerade heute, weil man solche Gummidinger früher, vor vielleicht 20 Jahren, doch gar nicht kannte oder verwendete, da wurden die Rohre in die Schellen doch ohne Gummi eingehangen. Trotzdem machen die Ende Juli zu. Der Bekannte hat mir erzählt, dass eine Konkurrenzfabrik aus Tschechien deren Produktpalette und gleich auch alle Kunden übernommen habe. Die Tschechen können die gleichen Gummisachen zu 40 % des hier üblichen Preises herstellen und dann fragt keiner mehr nach weiteren Dingen, nur das zählt. Ich meine, ich hatte im Prinzip nichts davon, ob diese Fabrik weiter arbeitet oder nicht, aber trotzdem finde ich es sehr schade, wenn ein solches alt eingesessenes Unternehmen auf dem Tablett der europäischen Vergrößerung hingerichtet wird. Je nachdem wie der Wind stand, konnte man hier manchmal einen leicht süßlich-bitteren Gummigeruch wahrnehmen, das wird sich dann ja bald ändern. Die Ökodackel wird's freuen, für die zählt ja nur der Wegfall der Emissionen, der Wegfall der Arbeitsplätze interessiert die nicht. Mir wird der gelegentliche Gummigeruch fehlen.
Von den Wiesen unterhalb des Heimbergs starten in jüngster Zeit häufig Heißluftballone. Also ich finde das sehr interessant und seit ich vor vielleicht 8 Jahren einmal gegen eine Gebühr mitgefahren bin, bin ich ein absoluter Fan dieser Fortbewegungsart. Als ich damals mitfuhr, war das aber nicht von dort aus, sondern wir waren draußen von den großen Wiesengebieten um Ostfildern gestartet. Das war ein Privatveranstalter, also eine Firma, die damit ihr Geld verdient, wogegen hier das ein Club ist. Aber hier von den Heimberg-Wiesen finde ich persönlich es noch viel schöner. Ich war schon öfters zuschauen und hoffte schon auf eine Gelegenheit, vielleicht für eine kleine Gebühr zusammen mit Kayla einmal mitfahren zu können, aber bislang durften nur Mitglieder des Clubs mitfahren. Nun habe ich gehört, dass die im Juli wahrscheinlich dort einen Tag der offenen Tür veranstalten und dann gibt es bestimmt eine Möglichkeit, gegen Gebühr mitzufahren. Wissen Sie, mit meiner angeschlagenen Finanzlage, wie sie noch letzte Woche herrschte, wäre ich nie auf die Idee gekommen, aber jetzt wo einiges Geld von den Briefmarkenverkäufen reinkommt, werde ich für diesen Zweck davon gerne 20 bis 50 Euro für eine 2 Personen-Mitfahrt abzweigen. Das ist einfach wunderbar, dort wie auf einem Thron über die Landschaft zu gleiten, in absoluter Ruhe, die nur ab und zu vom Aufflammen des Brenners und dem Piepen des Navigationsgerätes und des Höhenmelders unterbrochen wird. Falls Sie das noch nie gemacht haben, kann ich es Ihnen nur wärmstens empfehlen, Sie werden es mit Sicherheit nicht bereuen und ich bin davon überzeugt, danach werden Sie ebenso ein Fan davon sein, wie ich. Getreu einem alten Schlager „Wenn ich einmal reich wär..." würde ich dann Mitglied in einem solchen Heißluftballon-Club, weil das hat mich damals so fasziniert, dafür könnte man vieles vergessen. Aber keine Angst, wegen der zusätzlichen Einnahmen aus dem bald folgenden Briefmarkenverkauf werde ich jetzt nicht leichtsinnig und Mitglied in einem solchen Club. Dazu ist mir dieses Geld zu schade, trotz der hohen Begeisterung für diese Sache. Vielleicht ein- oder zweimal eine Mitfahrt zusammen für Kayla und mich, das ja, aber eine ständige Mitgliedschaft in einem solchen Club nicht, dazu ist mir dieses Hobby zu teuer oder anders gesagt, das Geld zu schade und die Einnahmen aus den Briefmarkenverkäufen sind leider nur eine einmalige Sache. Wenn ich den Stand von ungefähr 1997 in Euro umrechne, das war, als ich diese Ballonfahrt mal mitgemacht hatte, dann dürfte dieses Hobby pro Jahr im günstigsten Fall etwa 2.000 Euro verschlingen, das ist für mich undenkbar. Das würde ich vielleicht dann wagen, wenn ich ein regelmäßiges Einkommen von mindestens 2.000 Euro pro Monat hätte. Dann könnte man eine solche Summe abzweigen, so aber nicht. Man muss sich im Leben auch immer einige Träume offen halten, selbst dann, wenn man weiß, dass man sie sich nie wird erfüllen können.
Kayla sieht man sehr selten richtig wütend, eigentlich nie. Selbst bei Missgeschicken, die mir schon manchmal die Zornesröte ins Gesicht treiben und so manchen giftigen Spruch entgleiten lassen, verzieht sie etwas die Mine und nimmt es eher gelassen hin. Aber so wütend, wie am letzten Mittwoch habe ich sie zuvor noch nie gesehen. Es klingelte an ihrer Wohnungstür und wir befanden uns beide gerade in ihrer Wohnung. Sie öffnete und an der Tür stand ein asiatisch aussehender Mann, vermutlich ein Landsmann von ihr, schätzungsweise um die 40 Jahre alt, und fragte Kayla etwas auf Thai, was ich natürlich nicht verstehen konnte. Kayla winkte ab und wollte dann sogleich die Tür zumachen. Der Mann rief aber dann mit überhöhter Lautstärke und in wohl bösem Ton etwas hinterher. Daraufhin explodierte Kayla förmlich und knallte dem eine lautstarke Predigt in Thai um die Ohren, so etwas habe ich an ihr noch nie gesehen. Der grunzte daraufhin nur noch einige wenige kleinlaute Worte und verschwand. Da ich von alledem natürlich kein Wort verstanden hatte, fragte ich Kayla, was der denn wollte und was er gesagt hat. Kayla erzählte, dass dies ein Idiot gewesen sei, der behauptet hätte, dass Kaylas Bruder derzeit in Bremen weile und sie ihn dringend besuchen müsse. Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen schon mal erzählt habe, aber Kayla hat ja mit ihrer ganzen früheren Familie gebrochen, auch mit ihrer alten Heimat Thailand, wo sie nach eigenen Angaben zeitlebens nie mehr hin will. Nun kommt ein dahergelaufener Kerl, den sie in ihrem ganzen Leben noch nie gesehen hat, und verlangt von ihr, dass sie extra nach Bremen fahre, nur um sich mit ihrem dort kurzzeitig weilenden Bruder zu treffen. Sie hat mir dann erzählt, das dieser Bruder tatsächlich existiere und 8 Jahre älter sei, als sie und zur See fahre. Wie es der Zufall wohl will, hat ihn sein Beruf nun für einige Tage nach Bremen oder Bremerhafen verschlagen und Kayla fragt sich, woher der überhaupt wissen kann, dass sie jetzt in Stuttgart wohnt, da sie es niemals dem Bruder oder anderen früheren Verwandten mitgeteilt hat. Das gefällt ihr sichtlich gar nicht. Der verrückte Kerl, also dieser Bote, der hier an ihrer Tür war, wäre dann mit Worten noch aufdringlich geworden, dass es ihre Pflicht sei, dem Wunsche des Bruders nach einem Treffen nachzukommen. Da habe sie den aber abserviert und sie sagte, wenn der noch mal hier im Hause auftauchen würde, dann würde sie ihn erschlagen. Nun hoffe ich nicht, dass das ernst gemeint war, sondern mehr nur eine Form ihres Wutausbruchs über seine unverschämte Art, ihr Vorhaltungen darüber machen zu wollen, was ihre Pflicht sei. Aber irgendwie hatte dieses Ereignis sie doch mehr mitgenommen, als sie anfangs zugeben wollte, denn am gleichen Abend traute sie sich kaum noch in ihre eigene Wohnung und hat sich während der Nacht dauernd regelrecht an mich geklammert und zwischendurch immer wieder nachgesehen, ob keiner des Weges kommt. Also irgendwie schon komisch. Jetzt, einige Tage später, ist alles wieder normal und als ich dieses Thema noch einmal aus Neugierde aufgreifen wollte, hat sie sofort abgewiegelt und gesagt, dass sie darüber nicht mehr sprechen wolle.
Diese geldgierigen Behördenhunde! Erhalte ich doch tatsächlich ein achtseitiges Schreiben plus vierseitigem Fragebogen von einem angeblich für mich zuständigen Fallmanager. Darin heißt es, durch eine Kontrollmitteilung anderer Behörden habe man davon Kenntnis erhalten, dass ein neues Auto auf mich angemeldet wurde. Nun will man in dem Fragebogen wissen, wie viel das Auto gekostet hat und woher ich das Geld dafür hatte. Es wird weiterhin in einem sehr klein gedruckten Erläuterungstext auf der Rückseite beschrieben, dass im Allgemeinen ein Auto bis zu einem Wert von maximal 5.000 Euro behalten werden darf, ein Fahrzeug höheren Wertes müsse aber verkauft werden und dann dürfe man sich von dem Erlös unter bestimmten Voraussetzungen ein anderes Gebrauchtauto unter diesem Wert anschaffen und den verbleibenden Rest bekomme man sozusagen vom Sohi-Alg-Geld abgezogen, um es zum Lebensunterhalt mit zu verwenden. Nun wird es aber kompliziert. Was das Auto gekostet hat, muss ich mit einer Kopie des Kaufvertrages nachweisen. Vom Kaufpreis her lagen wir bei dem VW-Golf ja knapp unter 5.000 Euro, wie Sie sich vielleicht erinnern. Schwierig wird aber nachzuweisen, dass ich ja selbst davon nur den geringeren Teil getragen habe und dass Kayla den größeren Teil bezahlt hat, weil der Wagen wegen der günstigeren Versicherungsprämie auf mich zugelassen wurde und da Kayla zum Kaufzeitpunkt selbst noch keinen Führerschein hatte. Die Beamten schauen ja nur stur danach, auf wen der Wagen zugelassen ist. Da muss ich also einen Aufsatz schreiben und beifügen, wie das alles genau abgelaufen ist und wie sich das verhält. Auch den Namen von diesem Heini, der sich plötzlich als mein Fallmanager ausgibt, habe ich zuvor noch nie gehört. Wahrscheinlich wechseln die wöchentlich. Ein Herr Brkic ist nun zuständig. Ich habe mich nicht verschrieben. Soweit sind wir nun schon, dass Leute, die Brkic heißen, uns Vorschriften machen, uns kontrollieren, uns auf der Nase herumtanzen! Das ist eine grenzenlose Schweinerei. Ich habe nichts gegen Ausländer, wie Sie selbst wissen, siehe die hervorragende Beziehung zu Kayla, aber dass man jetzt schon vor solchem Gesindel wie Brkic's Rechenschaft ablegen soll, da hört der Spaß auf! Man hört doch schon am Namen, dass dies mit Sicherheit einer aus dem ehemaligen Jugoslawien oder dieser Umgebung ist. Man sollte mit der Axt in diese Behördenstuben schlagen, würde jetzt wieder ein alter Bekannter von mir sagen! Nein, was ist nur aus Deutschland geworden? Es wird aufgefressen und unterwandert. Aber was bleibt mir übrig? Ich kann ja schlecht zurückschreiben, dass ich mich von einem Brkic nicht ausfragen und kontrollieren lasse. Trotzdem kriege ich bei so was einen Hals vom Ausmaß eines mittleren Industrieschornsteines. Diese Lümmel haben doch nur ihren Spaß daran, wenn sie unsereins durchnudeln können. Was ist zu tun, was kann man tun? Die haben mir natürlich auch eine Frist gesetzt, bis Ende des Monats muss ich das schon ausgefüllt zurückgeschickt haben, also komme ich wohl nicht daran vorbei. Was meinen Sie, was diese Burschen mir erst schreiben würden, wenn die von den Briefmarken wüssten? Oje, die würden mir doch gleich weg den vollen Ertrag daraus abziehen, indem sie mir für mehrere Monate das Geld sperren. Ich wäre ja schön dumm, wenn ich denen gegenüber auch nur eine Silbe von den Briefmarken erwähnen würde. Unterdessen ärgert mich die Vorgehensweise bezüglich des Autos schon heftig, aber nicht in der Sache, da bin ich überzeugt, dass wir das so hingedeichselt bekommen, dass die mir nichts anhaben können. Was mich daran ärgert ist der Aufwand, den man mir damit wieder aufbürdet und zudem dass man nun schon von solchen Figuren, wie Brkic's, kontrolliert wird. Kayla hat schon gesagt, dass sie sich immer darüber wundert, wie viel und was alles hier in Deutschland kontrolliert und vorgeschrieben wird. Würde eines Tages rosafarbenes Toilettenpapier staatlich vorgeschrieben, so kämen sicherlich auch noch Kloprüfer unangemeldet ins Haus, die das überprüfen. Die Leute können mir alle erzählen, was sie wollen, aber seit der sogenannten Wiedervereinigung hat „unser" Deutschland leider auch viel von dem kommunistischen Bespitzelungswesen übernommen und das verbreitet sich wie eine Seuche immer mehr in diesem Land. Ich will damit jetzt nicht einfach den schwarzen Peter für all solche Maßnahmen auf die Bürger der neuen Bundesländer schieben, das wäre zu einfach und großer Unsinn obendrein, aber eine gewisse Grundhaltung solchen Methoden gegenüber hat sich seit dem Mauerfall hinaus ins Land getragen oder wurde, besser gesagt, ins Land gestreut. Wenn Leute in Behörden- oder Parteipositionen von solchen Grundhaltungen unterwandert beziehungsweise angetan sind, dann ist das schon ein erheblicher Schritt auf dem Weg in den lückenlosen Überwachungsstaat und die Zerstörung jeder Freiheit. Früher wurde auch vieles kontrolliert, aber doch längst nicht solch eigentlich harmlosen Sachen. Man erfindet ja fast täglich neue Dinge, die vom Staat auch noch bespitzelt werden, genau wie in der alten DDR. Wenn das so weitergeht, dann gibt es hier bald einen Volksaufstand, bei dem fast alle Politiker aus dem Land getrieben werden. Die meisten von denen tun doch nur noch etwas für andere Länder und Völker, aber nichts mehr fürs eigene Volk. Die freuen sich, wenn sie sich in der EU als große Gönner und die Gutmenschen schlechthin aufplustern können.
Auch kleine Geschenke und Gewinne können große Freude machen. Das beweist ein Hochzeitsgeschenk, welches mein Autobekannter und seine Griechin während der Hochzeitsveranstaltung vom Getränkelieferanten des Gasthauses überreicht bekamen. Und zwar mehr symbolisch wurde eine einzelne 1-Liter-Kunststoffflasche Mineralwasser überreicht. Da schmunzelten schon viele Gäste und dachten, es ist ein knauseriger Spender, der noch in aller Öffentlichkeit groß herausstellt, dass er eine Flasche Mineralwasser schenkt. Aber der Getränkelieferant holte dann zu einer kurzen Rede aus, die zum Teil auch Werbung für sein Unternehmen war. Es ist also nicht nur diese eine Flasche Wasser, aus der das Geschenk besteht, sondern eine Flasche pro Tag und das ein ganzes Jahr lang! Da kommt schon einiges zusammen. Dieses Sprudel wird von dem Getränkedienst dann auch noch vor der Haustüre angeliefert. Natürlich nicht täglich, sondern einmal pro Monat rückt der Getränkewagen dort an und stellt so viele volle Kästen bei denen ab, wie für den nächsten Monat nötig sind, wenn man eine Flasche pro Tag rechnet. Zugleich betonte der Redner, dass er diese Mineralwassermarke aus der Eifel auch hier bekannter machen möchte und sie hier in größeren Mengen absetzen kann. Das Wasser dürfte also demnach aus Ihrer Heimatnähe stammen und trug hellgrüne Etiketten, war in solche großen 1-Liter- Plastikflaschen abgefüllt, die ihrerseits in schwarzen Kunststoffkästen angeliefert wurden. Es ist aber nicht Apollinaris oder Gerolsteiner, die kenne ich und die haben andere Etiketten. Der Getränkelieferant war wohl auch deshalb so großzügig, weil mein Autobekannter von dem in seinem Laden einen Getränkeautomaten stehen hat, wo man gekühlte Coladosen und so was dran ziehen kann, wenn man auf sein Auto wartet. Aber die Hochzeit, von der ich Ihnen neulich kurz berichtete, war eine sehr angenehme Hochzeit, also aus meiner Sicht jedenfalls. Ich weiß nicht recht, wie ich das beschreiben soll. Wissen sie, alles ging sehr ruhig und harmonisch, ja geradezu gemütlich zu, ohne übertriebenen Pomp und solch verrücktes Gehabe, wie es heute viele durchführen. Kein Gewerfe mit Reis oder Konfetti, keine Böllerschüsse, keine Brautentführung und all solche Ausgeburten des Schwachsinns. Solchen Mist gab es rein gar nicht. Einziger vielleicht übertriebener Punkt war das Aufspielen einer Musikband, die etwa anderthalb Stunden lang wirklich gute Musik darboten, teils auch zum Tanzen, für diejenigen, die das können. Kayla und ich sind absolute Nichttänzer unter dem Himmel. Die Eltern der Braut, die Griechen, waren natürlich auch da, sehr grundsolide und nette Leute übrigens. Also früher sagte man oft, schau dir die Eltern genau an, dann weißt du ungefähr wie die Braut in 20-30 Jahren sein wird. Das sollte man sicher nicht so verallgemeinern, aber macht man es, dann hat mein Bekannter mit der Frau sicher einen guten Fang gemacht. Wissen Sie, das sind keine überheblichen Affen, wie man sie heute oft antrifft, die in ihrem eigenen Anspruchsdenken untergehen, nein, es sind wirklich sehr vernünftige Leute, die mit beiden Beinen im Leben stehen und trotzdem für vieles offen sind. Kayla und ich, wir haben uns angeregt mit denen unterhalten, also wirklich, sehr guter Eindruck. Auch die Braut selbst glänzte durch ihr nettes Wesen und sie scheint überdurchschnittlich intelligent und vielseitig gebildet zu sein und mit vielen Begabungen ausgestattet. Da stören ihre schlechten Augen nun wirklich nicht. Das scheint in Griechenland eine Art Volkskrankheit zu sein, mit den Augen, jedenfalls trugen auch beide Elternteile ähnlich kräftige Glasmaschinen als Brille auf ihrer Nase und der Vater sagte, dass in Griechenland der europaweit größte Anteil von Brillenträgern wohne, weil über 70 % der Bevölkerung schon von Kind an Probleme mit den Augen hätten. Die Frau fügte dann so halb als Witz hinzu, das läge an der schönen Landschaft dort, die Leute wären davon geblendet. Mütter sind ja meist bei Hochzeiten besonders gerührt und schwelgen gerne in alten Zeiten, als sie selbst in dieser Situation waren. Die Brautmutter erzählte dann, dass ihre Tochter, also die jetzige Braut, schon seit über 15 Jahren immer vergeblich einen Mann gesucht habe, aber nie wäre der Richtige dabei gewesen. Hier bei meinem Bekannten hätten alle gleich gespürt, der ist es! Naja, warten wir mal ab, Sie wissen ja, ich hegte so meine Bedenken, weil die sich erst 2 Monate zuvor kannten. Trotzdem war das auf dieser Feier eine Stimmung, als würden die sich alle schon 100 Jahre kennen, da muss es irgendwie innere Verbindungen oder so was geben, die man so nicht nachvollziehen kann, meinte Kayla, die ja aus ihrer Heimat ein wenig an solche etwas übersinnlichen Drähte zwischen Menschen glaubt, auch zwischen solchen, die sich nie im Leben wirklich begegnet sind und die vielleicht 5.000 Kilometer weit auseinander wohnen. Nein, aber die Braut, ich sagte es schon, hat viele Fähigkeiten. Sie muss wohl eine exzellente Köchin sein, obwohl sie sehr schlank ist. Früher galt ein dummer Spruch, das schlanke Köche nichts taugen, aber das ist natürlich Unfug. Ich weiß, ich bediene damit gleich wieder ein altes Klischee, dass man bei Frauen gleich wieder die typischen Eigenschaften wie Kochen, Haushalt, Nähen, Kinder großziehen u.s.w. in den Vordergrund stellt, aber da kann ich dann gleich kontern, denn diese Frau soll auch ein Ass in Buchhaltung und Finanzverwaltung sein. Naja, Buchhaltung, das könnte mein Bekannter in seinem Autobetrieb schon gut gebrauchen, denn da blickt er selbst nie durch, das ist bei dem Kraut und Rüben. Er sammelte deshalb schon mehrere Rügen von Betriebsprüfern des Finanzamtes, die an seiner Buchhaltung bei Stichproben verzweifelt waren. Und zusätzlich ist sie wohl auch noch handwerklich geschickt, da ihr Hobby neben Malen auch noch das Restaurieren alter Möbel ist. Besonders die Arbeit mit Holz in jeder Form habe es ihr angetan, schon seit der Kindheit.
Was mag ein Hang-Doktor sein? Vielleicht ein Psychologe oder Psychiater, der den Leuten einen bestimmten, als ungut geltenden Hang zu irgendwas austreibt? So stand ich leicht erheitert vor einem Rätsel, als ich den Begriff diese Tage zum ersten Mal gelesen habe. Aber nein, man hat wohl sehr große Hohlräume in einem bebauten Hang im Bereich der Karlshöhe festgestellt. Man sieht sie außen nicht, aber eine Forschungsgruppe von Studenten hat das mehr zufällig entdeckt, als sie für andere Zwecke den Boden mit Infraschallsonden abgetastet haben. Nähere Folgeuntersuchungen eines Instituts haben dann ergeben, dass einige Häuser dort Gefahr laufen einzustürzen, weil ein Stück des Hangs ab- oder eher einzubrechen droht. Sie können sich vorstellen, die Aufregung bei den Hauseigentümern ist groß und auch die Ungewissheit, weil man an keinem einzigen der Häuser bislang überhaupt irgendwelche Vorschäden ausmachen kann. Normalerweise gibt es an den Häusern dann auch Risse und dergleichen, aber das Institut beschwört, dass die Gefahr sehr groß sei, da sich innerhalb des Hanges, vielleicht in einer Tiefe von 20 Metern unter den Häusern, schon ein erheblicher Hohlraum von mehreren Metern Größe gebildet habe. Man vermutet Ausspülungen als Ursache dahinter, die dadurch entstanden sind, dass man vor ungefähr 10 Jahren dort die ganze Oberflächen-Entwässerung geändert hat und dabei falsch vorgegangen sei. Das Wasser suche sich nun teilweise selbst neue Wege, anstatt ausschließlich die vor 10 Jahren eingebrachten Drainage-Rohrsysteme zu nutzen und habe dabei sozusagen alte unterirdische Wasserläufe wieder entdeckt, die inzwischen zu einem gefährlichen Ausmaß ausgespült wurden. Dazu muss man wissen, dass es schon seit mindestens 40 Jahren dort am südlichen Ende der Karlshöhe im Bereich der Hasenbergsteige und der Hohentwielstraße, etwas weiter weg ein sogenanntes See- Wasserwerk gibt, welches alte Entwässerungsabläufe der Karlshöhe in einem See zusammenfasst, darin sammelt und dann zur Trinkwassergewinnung nutzt, da dieses dort zusammenlaufende Wasser eine hervorragende Qualität aufweist. Man vermutet, dass auch dessen Zuläufe irgendwie zumindest teilweise eine Rolle spielen. Nun habe man einen sogenannten Hang-Doktor aus Chur in der Schweiz ausfindig gemacht, der könne Problemlösungen anbieten. Der Mann habe weltweit schon mehrere hundert ähnliche Probleme erfolgreich gelöst, ohne dass Häuser, Straßen u.s.w. ernsthaften Schaden nahmen oder gar abgerissen werden mussten. Nur hakt es derzeit an einem gravierenden Problem, wie so oft, am Geld. Wie man sich denken kann, kennt der Mann seine Qualitäten und lässt sich die fürstlich bezahlen. Der sagt sich wohl, dass durch seine Arbeit mehrstellige Millionenschäden vermieden werden, dann soll er wenigstens einen Bruchteil dieser eingesparten Kosten für sich beanspruchen. Die Kassenlage der Stadt ist jedoch nicht die beste und man scheut hier weitere Millionenausgaben. Andererseits ist die Stadt hier irgendwie in der Verantwortung, da sie damals die Abänderungen der Oberflächenentwässerung veranlasst hatte, die letztendlich erst zu diesen Problemen führten. Die versuchen natürlich die Verantwortung auf andere abzuschieben, indem sie sagen, dass sie ja nur die Auftraggeber waren und die Fehler wären von einem Planungsbüro oder der bauausführenden Firma gemacht worden. Beide kann man aber heute nicht mehr belangen, da das Ingenieurbüro, welches die Planungen seinerzeit machte, schon 1996 pleite gemacht hat und aufgelöst wurde. Die ausführende Baufirma war damals ein großes Tiefbauunternehmen mit bundesweit 800 Beschäftigten und wurde im Jahre 2000, im Rahmen der Gesundschrumpfung neu firmiert, zu einem kleinen, regionalen Unternehmen mit aktuell nur noch 17 Beschäftigten. Also genau genommen gibt es diese Tiefbaufirma von damals gar nicht mehr. Die Bürger sehen darin allerdings mehr ein grundsätzliches Problem, denn die Stadt hatte damals die Idee, die Oberflächenentwässerung in diesem Bereich völlig zu verändern, sei also durchaus der Auslöser der Misere. Es habe seinerzeit keine Hinweise oder Erfordernisse von außen gegeben, die eine Veränderung der alten Oberflächenentwässerung notwendig gemacht hätten. Das sei mehr eine spontane Idee der Stadtverwaltung gewesen. Es wurden auch schon Stimmen laut, dass der damalige Leiter des zuständigen Abwasserverbandes bei der Stadt auf diese Weise befreundeten Unternehmern Aufträge künstlich zugeschoben hat. Der Mann ist heute, wie soll es anders sein, natürlich auch nicht mehr zu belangen, da er schon seit 1995 im Ruhestand ist und angeblich seit einigen Monaten geistig verwirrt in einer Alters-Residenz in Bad Cannstatt lebe.
Auch hier bei uns in der Wohngegend ist wieder einiges los. Allerdings mehr im Verborgenen. Wie Sie vielleicht wissen, befinden sich hier mehrere große Wohnblocks, die zwischen 1955 und 1965 entstanden, die stellenweise von schönen grünen Wiesen durchsäumt werden. Im Wechsel zwischen, jedoch meistens hinter den Häusern sind die Wiesen. Diese rückwärtigen Wiesen werden am Ende wieder von Hecken und kleinen Baumreihen begrenzt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen dann aufgelockert in sehr großem Abstand zueinander vereinzelt ähnliche Wohnblocks und an den kleinen abzweigenden Seitenstraßen gibt es, ebenfalls aufgelockert von kleinen Wiesenflächen, Einzelhäuser, also das sind Ein- bis Vierfamilienhäuser. Auch die Wohnblocks sind keine Hochhäuser, um da keine falschen Vorstellungen zu wecken, das sind halt große Mietshäuser mit 2 bis 5 Obergeschossen, teils mit kürzeren L-, U- oder T-förmigen Quertrakten und weiter vorne ist ein einzelnes mit 6 Obergeschossen. Von den seitlichen kleineren Häusern, also diesen Ein- bis Vierfamilienhäusern von den schräg gegenüber liegenden kleinen Seitenstraßen, wurden in den letzten beiden Jahren zahlreiche an Privatpersonen verkauft. Die gehörten bis dato einer Wohnbaugenossenschaft, die sich aber nun von solchen kleineren Häusern verabschieden will, weil der Verwaltungsaufwand für viele kleine Häuser im Verhältnis zum Ertrag zu groß wäre. Nun bin ich kein Immobilienfachmann, aber wie man mir sagte, wurden diese Häuser sehr günstig verkauft, dafür aber zuvor nicht renoviert. Sie können sich vorstellen, dass sich da von 1965 bis heute einige Mängel angestaut haben. Wenn dafür der Kaufpreis stimmt, dann ist das ja auch sicherlich in Ordnung und die Käufer wussten das, wenn auch vielleicht nicht jeder Mangel im einzelnen schon im Voraus bekannt war. Jetzt beginnt, angestachelt von einigen Einzelkäufern, jedoch das große Theater, eben wegen dieser Mängel und man stellt sich verwundert und getäuscht, dass in die Häuser erst einmal viel Geld rein gesteckt werden muss, um sie auf den heutigen Stand zu bringen. Besonders ein Herr Schirmer hat sich zum selbsternannten Sprecher der Käufer erhoben und versucht nun alle Käufer aufzuwiegeln, weil sogar Mauerwerks- und Dacharbeiten nötig wären und weil sogar die teure Heizungsanlage erneuert werden müsse, auf all dies sei man zuvor nicht explizit schriftlich einzeln hingewiesen worden. Wie schon gesagt, dass solche Arbeiten zu erwarten sind, bei einem Haus welches vor 1965 gebaut wurde und an dem seither nicht mehr viel gemacht wurde, dass weiß doch sogar ich als Nichthäusle-Besitzer und wenn dann im Vertrag allgemein auf Mängel hingewiesen wurde und eine Haftung dafür ausgeschlossen wurde, dann muss das sicher genügen. Die verkaufende Gesellschaft hat schon im Radio gesagt, dass die meisten Käufer sogar vor dem Kauf eigens mit Gutachtern angerückt wären und den Zustand des jeweiligen Hauses bewerten ließen, da hätte dieser Gutachter denen doch schon sagen müssen, welche größeren Mängel im einzelnen zu beheben sind und der hätte auch gesagt, dass der überaus günstige Preis diese Mängel ja berücksichtigt, denn sonst wäre er nicht so günstig. Beispiel Heizung. Wenn selbst ich als Laie doch schon sehe, dass dort noch eine Heizungsanlage von 1965 sich abmüht, die Bude warm zu kriegen, dann wird mir sofort klar, dass die sofort gegen eine modernere ausgetauscht werden muss, wegen Verschleiß und auch weil doch heute ganz andere Umweltauflagen gelten, die von diesen Uralt- Apparaten nicht mehr zu erfüllen sind. Geschweige denn diese Gutachter, die ja Fachleute sind und täglich mit solchen Dingen zu tun haben, die hätten solche Dinge doch schon ohne hinzugucken ertasten können. Man muss außerdem immerhin bedenken, die Häuser stehen in einer Großstadt, in Stuttgart und nicht irgendwo auf dem Lande, wo ganz andere, billigere Immobilienpreise gelten. Meine Vermutung ist, dass hinter diesem ganzen Theater eine Finte steckt, um Geld zurück zu verlangen. Leute, wie dieser Schirmer werden sich gedacht haben, dann kaufe ich erst einmal zu dem ohnehin schon günstigen Preis, damit habe ich das Haus sicher und mache später einen Haufen Mängel geltend, wodurch ich dann von dem Geld wieder etwas zurückerstattet bekomme und das Haus damit unter dem Strich noch billiger habe und mit diesem Geld schon die Renovierung größtenteils finanziert kriege. Ich weiß nicht, manche Leute stellen sich dümmer als kleine Schulbuben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass die ernsthaft geglaubt haben, die Mängel werden nicht so schlimm sein, da könne man direkt einziehen und alles lassen, wie es ist? Wer Wurst anfasst, der darf sich nicht wundern, wenn er fettige Finger bekommt, sage ich immer.
Ich komme nicht umhin, auch wieder das in der letzten Zeit viel strapazierte Thema Auto anzuschneiden. Die Erfahrungen mit dem VW-Golf-Variant werden mehr und nun hatten wir mal versucht, bewusst ganz sparsam zu fahren. Nicht in der Form, dass wir als lebendiges Verkehrshindernis unterwegs waren, aber in Form der Selbstbeschränkung, auf Autobahnen nicht schneller als 120 km/h, außer vielleicht kurz beim Überholen von LKW oder erheblich langsameren Fahrzeugen, damit der Überholvorgang schneller ging, in der Stadt wo möglich 60 km/h im vierten Gang, in 30iger -Zonen 40 km/h im dritten Gang, auf Landstraßen etwa 90 km/h und immer frühzeitig hoch schalten. Auf diese Weise haben wir dann eine ganze Tankfüllung lang uns daran gehalten. Sie glauben es nicht, aber obwohl der Wagen ja ganz gewiss kein Kleinwagen ist, aber wir haben rein rechnerisch so exakt nur 4,4 Liter auf 100 km/h verbraucht! So muss man sich ernsthaft fragen, wozu um alles in der Welt soll man sich noch ein Schrumpfauto vom Ausmaße eines Smart o.ä. kaufen, wenn man die gleichen niedrigen Verbräuche mit einem Auto hinbekommt, wo richtig Platz drin ist? Und billig ist so ein komischer Smart ja auch nicht, also ich meine jetzt in der Anschaffung, dafür aber total unpraktisch, einmal ausgenommen vom Einparken, da haben solche Winzlinge eindeutige Vorteile. Wissen Sie, wenn man nach billigen Möglichkeiten Auto zu fahren sucht, dann stößt man heute automatisch auch auf diese Kleinstwagen, wie Smart oder mein früherer Suzuki-Alto war ja im Prinzip auch schon eher ein Kleinstwagen anstatt ein Kleinwagen, obwohl er im Vergleich zum Smart dann doch größer war, zumindest innen, da der Smart ja keine richtige Rückbank hat. Vergleicht man nun den Kaufpreis eines gleichaltrigen gebrauchten Smart zum Beispiel mit dem VW-Golf, dann ist der Smart im Verhältnis viel zu teuer. Und der bietet, außer vielleicht dem optischen Reiz des Komischen, eigentlich gar nichts, was ihn begehrenswert macht, das ist jedenfalls meine Meinung. Der Smart ist nach meiner Meinung weder praktisch noch wirklich umweltfreundlich und preiswert im Unterhalt auch nicht, wenn man sieht, wie wenig Auto man hier für dieses Geld geboten bekommt. Für mich sind die Smart-Liebhaber Leute ohne richtigen Durchblick, die sich nur auf Werbeschlagworte, modische Aspekte und vorgegaukelte Umweltfreundlichkeit einschwören lassen. Wie ich hörte, beweisen die inzwischen stark zurück gegangenen Verkaufszahlen ja auch, dass viele Leute erkannt haben, dass der Smart eigentlich eine Luftnummer ist. In einer Zeitung stand neulich, dass die Produktion vielleicht sogar eingestellt werden soll, weil trotz des im Verhältnis zum Gebotenen hohen Preises seine Produktions-Unkosten kaum gedeckt würden. Das ist bei solchen Comic-Autos halt meistens so, die Leute, die das wirklich toll finden, weil sie auf solche komischen Sachen abfahren, die kaufen sich gleich am Anfang eines, wodurch dann die Verkaufszahlen zunächst sprunghaft hoch schnellen und eine falsche Begeisterung der Autofahrer vortäuschen. Haben aber alle diese Fans des Komischen ihr motorisiertes Ei, dann brechen die Verkaufszahlen in sich zusammen, weil dann wieder nur noch halbwegs normale Autokäufer übrig sind, die für einen konstanten Absatz sorgen könnten, die jedoch mehr überlegen und sich für diesen Preis lieber ein richtiges Auto kaufen. Das sagt auch mein Autobekannter und der sagt, dass dies in der Geschichte des Autobaus immer wieder mal vorgekommen wäre. Auch in unserer heutigen Zeit sogar öfter, als man denkt. Mein Autobekannter sagt, dass Ford ähnliche Probleme mit dem Ford-Ka hat, der zwar durchaus mehr Auto bietet, als der Smart, der aber auch so komisch aussieht, dass die Fans des Komischen ihn gleich in Scharen gekauft haben und danach hat ihn dann kaum noch einer haben wollen. Sehe ich ähnlich. Bevor wir nun auf den VW gekommen waren, hatte ich ja schon lange mit dem Ford- Fiesta-Diesel geliebäugelt, weil der von der Fahrzeuggröße her, vom Unterhalt und vom Preis her für mich das Richtige gewesen wäre. Aber ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, mir einen Ford- Ka zu kaufen, weil ich dieses Auto absolut potthässlich, ja geradezu widerlich finde. Ich weiß nicht, welche Designstümper Ford da hat machen lassen, aber nach meiner Meinung ist das Auto im Vollrausch entstanden, anders kann ich mir solche trunkene Formgebungen nicht erklären. Und vom Preis her kostet ein gebrauchter Ford-Ka in etwa genau soviel, wie ein etwas größerer, angenehmerer und besser motorisierter Ford-Fiesta, der auch im Verbrauch ähnlich liegt. Mein Autobekannter, der ja nun wirklich ein guter Fachmann ist, der hält auch fachlich vom Smart gar nicht viel und ähnlich wenig vom Ford- Ka. Er nennt diese Wagen immer aufgeblasene Spielzeug-Autos und sagt, sein früheres Kettcar -Tretauto in seiner Kindheit, sei besser verarbeitet gewesen, als diese Dinger. Naja, ich hab mir zum Glück etwas anderes gekauft und so dieses Problem nicht.
Zum Schluss noch etwas Nahrhaftes. Als Kayla und ich neulich im Supermarkt einkauften, entdeckte sie eine Dose mit sogenannter Pflaumen-Marmelade mit dem etwas verspielten Namen „Aachener Pflümli". Kayla, die ihren Geschmack schon längst für Marmeladen entdeckt hat, kaufte dann zum Probieren eine dieser Dosen, zumal sie gerade mit 99 Cent im Sonderangebot waren. Zuhause hat sie dann probiert und ist seither fast schon süchtig danach, also dieses Zeug hat es ihr ganz besonders angetan. Ich selbst habe mir auch einmal davon ein Brot gemacht, es schmeckt nicht schlecht, aber dass ich dieser Pflaumen-Marmelade gleich verfalle, so toll find ich's dann auch wieder nicht. Jedenfalls die erste Dose war nach 4 Tagen leer und da es noch immer zum gleichen Preis zu haben war, hat Kayla gestern noch 5 Dosen nachgekauft. Sie sagte übrigens einmal, dass Marmeladen in der hierzulande üblichen Art in Thailand gänzlich unbekannt wären. Dort gibt es zwar auch Gelees aller Art, die wären aber doch in der Machart grundverschieden zu dem, was man hier so Marmelade nennt.
Jetzt mache ich für heute Schluss, sonst bekommt man nichts anderes mehr getan. Viele sommerliche Grüße von Kayla und mir, Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Wohn-Geld" vom 01.07.2005
Sommerlich heiße Grüße.
Die Welt dreht sich weiter, auch wenn die Ereignisse einen zuweilen überrollen wollen. Wo fange ich an?
Da kommt doch diese Tage eine Vorladung ins Behördenzentrum zu meinem sogenannten Fallmanager Brkic, wegen des Autokaufs. Sie erinnern sich vielleicht, der hatte mir neulich einen mehrseitigen Fragebogen bezüglich des Autos geschickt. Gleich letzten Montag um 10 Uhr sollte ich dort hin. Das habe ich dann auch gemacht. Im fünften Stock hat man diesen Brkic ins letzte Zimmerchen gequetscht, was am Ende eines langen Flures noch übrig war. Ich treffe dort pünktlich 10 Uhr ein und klopfe an der Tür, da weit und breit kein anderer zu sehen ist. Es freute mich schon, dass es dort keine Warteschlange gab. Auf mein Klopfen folgt keine Antwort. So klopfte ich noch mehrmals, wieder ohne Antwort, dann bin ich einfach eingetreten. Am Schreibtisch saß ein vielleicht 35 Jahre alter schwarzhaariger Mann mit durchtrainiertem, kräftigen Körperbau und finsterem Blick und der ging hoch wie eine Rakete. „Hab ich herein gesagt?!", schimpfte er. Darauf erwiderte ich freundlich: „Ich meine so etwas wie herein gehört zu haben." Was natürlich nicht stimmte, aber ich wollte es mir nicht gleich von Anbeginn an mit dem verderben und konnte es so als Irrtum darstellen. Dann schob ich meinen Namen nach und zeigte die Vorladung hoch. „Herein haben ich nicht gesagt! Aber jetzt wo sie einmal sind da, setzen sie sich dahin.", grunzte er missmutig in leicht holperigem Deutsch hinterher und wies mir einen Stuhl am gegenüberliegenden Ende seines Schreibtisches zu. Während ich mich dorthin setzte, packte er ein stark nach Zwiebeln stinkendes Brötchen aus und biss einen großen Happen dort raus. „Normal heißt herein nur herein, wenn ich sage herein!", rülpste er mit vollem Mund in bestimmendem Ton. Vor ihm auf dem Tisch stand ein Namensschild „Bogdan Brkic", also war das dieser Typ und sein Erscheinungsbild passte zu dem, was ich vermutet hatte, wie die Faust aufs Auge. Typisch meiner Vermutung folgend, das muss ein Ex-Yugo sein. Wissen Sie, Yugos erkenne ich meist sofort am Aussehen, vor allem am Gesicht. Ich weiß, Sie werden sagen, der Lappenkeuler kramt wieder alte Klischees aus der Mottenkiste, aber ich habe darin Übung, weil ich früher viel mit Yugos zu tun hatte, mir macht da keiner etwas vor. Ich picke Ihnen aus 500 Leuten den einzigen Yugo heraus! Damit wir uns nicht falsch verstehen, das ist keinesfalls abwertend gemeint, es ist für mich vergleichbar, als ob ich Ihnen sagen würde, ich picke Ihnen aus 500 Kugeln, von denen 499 rot sind, die einzige blaue heraus, nur mit dem Unterschied, das letzteres so ziemlich jeder könnte. Dieser Brkic, ein Widerling, wie er im Buche steht, Marke Mister Wichtig und dem Aussehen nach zugleich auch wohl noch ein Anhänger von Bodybuilding und Tätowierungen, der auch in der Behörde mit einem ärmellosen Asozialen-T-Shirt seine Muskelpracht nach außen präsentierte. Je größer die Muskeln, desto kleiner das Hirn, eine alte Weisheit, die zwar in der heutigen Zeit immer häufiger von selbsternannten Stars in Abrede gestellt wird, die aber trotzdem nicht viel an Aktualität verloren hat, wenngleich es sicherlich Ausnahmen davon geben wird. Jedoch Ausnahmen sind die Ausnahme, sonst wären es ja keine Ausnahmen. Hier der komische Brkic zählte ganz gewiss nicht zu diesen Ausnahmen. Dem sprangen Dummheit und Herrschsucht nur so aus den Augen. Ganz ehrlich gesagt, solche Typen hätte man noch vor wenigen Jahren nicht einmal als Besucher in die Behörde rein gelassen, zu Zeiten, als dort noch vernünftige Menschen, wie der Herr Smelka das Sagen hatten. Aber heute scheint man selbst dort die Einstellung von Primaten und Halbmonstern zu bevorzugen. Ob das die Früchte der Erziehung mittels Sesamstraße und ähnlichen Kindersendungen sind, in denen es seit über 30 Jahren munter nur so von Monstern und ähnlichen Ungestalten wimmelt? Die ersten Sesamstraßengenerationen sind ja mittlerweile im Alter von zwischen 30 und 40 Jahren und schon öfters unter den leitenden Beschäftigten. Also dieser Brkic ist ein echter Sympathieträger und ich hatte ihn gleich in mein Herz geschlossen, allerdings auf die denkbar negativste Weise. Dieser Abschaumtyp übertrifft noch das Schlimmste, was ich erwartet hatte. Dann holte er einen Fragebogen hervor, von der Sorte, die ich auch zugeschickt bekommen hatte, den ich aber noch nicht ausgefüllt habe, weil die gesetzte Zeitspanne dafür noch gar nicht abgelaufen war. Er pickte sich nun wahllos, völlig nach Belieben und teils aus dem Zusammenhang herausgerissen, einige der Fragen aus diesem Bogen heraus und stellte die mir dann vor Ort mündlich, wobei er lächerlicherweise öfters Mühe hatte, den Fragentext halbwegs korrekt vom Blatt abzulesen. Er bemerkte seine eignen Schwierigkeiten damit und so formulierte er die Fragen mit eigenen Worten meist etwas um, was allerdings dann bei manchen einen anderen oder sogar gar keinen Sinn ergab. So folgte als zweite Frage: „Was haben Auto wozu!?" Es sollte wohl eine Frage sein, wurde aber betont wie ein Befehl. Ich schaute ihn auf diese nichts sagende Frage nur groß an und zuckte mit den Schultern. Daraufhin wurde er sehr böse und schimpfte: „Sie müssen doch selbst wissen! Sie müssen dann eine Sperrung bekommen und solange bis Geld von Auto verbraucht ist." Dann erläuterte ich ihm kurz, die etwas komplizierte Geschichte mit dem Kauf des VW-Golf und vor allem, dass der Kaufpreis unter der kritischen 5.000 Euro-Grenze gelegen habe und teils von Kayla bezahlt wurde. Wie ich schon während des Gesprächs befürchtet hatte, konnte er meinen Darlegungen vermutlich wegen mangelnder Deutschkenntnisse gar nicht richtig folgen. „Sie brauchen keine Auto!", war knapp und kurz das Einzige was er brüllend auf meine Darlegungen sagte, wobei er zu Unterstützung dieser Aussage noch mit der Faust auf den Tisch schlug. Ich nahm meine Unterlagen und stand von dem Stuhl auf und ging zur Tür. Nun schaute er sehr überrascht und fragte, was das soll und er wäre noch nicht fertig mit mir. Da habe ich ihm gesagt, dass ich aber fertig mit ihm sei und mich keine Sekunde weiter auf sein unqualifiziertes und unfreundliches Gehabe einlassen würde. Dann tobte er hinter seinem Schreibtisch, dass er mir dann alle Gelder sperren würde. Sie hätten den sehen sollen, wie der hinter seinem Schreibtisch rumorte und am liebsten wäre der aufgesprungen und hätte mich persönlich am Kragen gepackt und wieder auf den Stuhl gezerrt oder mich sogar verprügelt. Er hatte sichtlich Mühe, diesen Drang zu unterbinden. Da habe ich zu ihm beim Rausgehen nur noch gesagt, dass er bald selbst sämtliche Gelder gesperrt bekommen würde und ich für seine Entlassung sorgen werde. Dann tobte er noch mehr und sprang hinter seinem Schreibtisch auf und kam in meine Richtung gerannt, ich habe davon aber nicht mehr viel mitbekommen, weil ich die Tür laut zugeschlagen habe, wohlgemerkt von außen, von der Flurseite. Sie werden lachen, aber just in diesem Moment habe ich beschlossen, diesen miesen Schweinhund fertig zu machen. Ich werde nicht eher Ruhe geben, bis dass der seinen Job verloren hat und wenn ich mir 2 Jahre lang dafür Tricks ausdenken muss! Letzteres habe ich dem natürlich nicht gesagt. Ich bin dann runter ins Erdgeschoss zu diesem Informationsposten und habe verlangt, dass ich dringend die oder den Vorgesetzten von dem Herrn Brkic sprechen müsse. Nach einigem Suchen bekam ich dann die Auskunft, dass ein Herr Stellenleiter Bölz oder Bölts in Zimmer EA 509 im fünften Stock im Erweiterungs-Anbau sein direkter Vorgesetzter sei. Dort bin ich dann hingegangen. Der war ein eher ruhiger Typ, ungefähr in meinem Alter. Entsetzt brachte ich bei ihm meine Klagen über den widerlichen Brkic vor. Das wollte der Herr Bölz aber zuerst gar nicht gerne hören. Er meinte, wenn er nach allen Klagen, die er über seine Personalgruppe hört, irgendwelche Maßnahmen gegen die einleiten würde, dann wäre übermorgen seine Abteilung ohne Personal, da sich Streichungen von Leistungen nun einmal leider meist nicht freundlich vermitteln lassen und bei den Betroffenen von Anbeginn an eine feindliche Haltung erzeugen. Trotzdem ließ ich nicht locker und beschrieb ihm den Brkic als schon einen besonders aggressiven und schäbigen Fall. Bis dahin beeindruckte ihn das alles nicht sehr, bis dass irgendwann zufällig bei mir der Name von Herrn Smelka fiel, der ja bis Herbst letzten Jahres eine gewichtige Position inne hatte und nun leider im Ruhestand sein Dasein fristet. Der Herr Bölz war gleich freundlicher und es stellte sich heraus, dass er dort im Amt eine Art Dienst-Freund von dem Smelka gewesen war und er ihn dort auch sehr vermisste. Damit hatte ich uns auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: Smelka. So wurde das Gespräch immer freundlicher und am Schluss beschloss Herr Bölz zusammen mit mir nochmals rüber zum Herrn Brkic ins Büro zu gehen, und mir zu helfen, die Probleme wegen des Autos oder mehr wegen der dazugehörigen Fragen von dem doofen Brkic aus der Welt zu schaffen. Nun, genau diese Aktion artete dann ungewollt, ich konnte das ja nicht ahnen, in eine große Schmach für den Brkic aus. Man könnte sagen, die besten Nägel für seinen eigenen Sarg steuerte der Brkic selbst bei. Als wir in seinem Büro ankamen, war keiner da. Das war vielleicht inzwischen 10.55 oder 11 Uhr und alles Suchen halft nichts, der Brkic war außer Haus. Wie sich später herausstellte war er schon in die Mittagspause entwichen, obwohl seine offiziell erst um 12 Uhr beginnt. Damit aber noch nicht genug. Als er dann am frühen Nachmittag, vielleicht gegen 13.30 Uhr wieder von Herrn Bölz angetroffen wurde, roch er kräftig nach Alkohol, hatte glasige Augen und redete noch seltsamer, als ohnehin schon. Mit anderen Worten, der Affenschädel war reichlich angetrunken und hatte sich wohl in der verlängerten Mittagspause draußen in einer Wirtschaft einen tüchtig hinter die Binde gekippt. Na der wird sich später schön von seinem Chef etwas anhören haben können. Natürlich war ich dabei selbst schon nicht mehr anwesend, jedoch konnte ich das über Umwege später erfahren. Für mich selbst ging es zunächst so aus, dass der Herr Bölz sich mein Problem anhörte, sich einige Stichwortnotizen dazu machte und mir versprach, sich um die Angelegenheit selbst zu kümmern. Ich werde dann binnen 2 Wochen von denen dazu noch näher benachrichtigt, ich könne aber eigentlich davon ausgehen, dass bei den geschilderten Umständen die Sache erledigt sei und wir das Auto ohne Abstriche behalten könnten. Das klang doch schon mal ganz gut, oder nicht? Aber wer sich nicht wehrt und wer vor den Behördenfürsten gleich kuscht, der wäre jetzt der Dumme gewesen und hätte sich durch eine blindwütige und ungerechtfertigte Aktion von solch einem miesen Arschloch wie dem Brkic das Auto abspenstig machen lassen.
Mögen Sie gekochten Schinken? Bei mir gibt es da zwei Extreme. Ich mag guten gekochten Schinken äußerst gerne, andererseits hasse ich dieses mit Salzwasser vollgepumpte Zeug, was man häufig als gekochten Schinken verkauft bekommt. Genauso widerlich finde ich dieses gekochte Pressfleisch, was als gekochter Schinken verkauft wird. Man sollte diesen Dreck gesetzlich verbieten, weil es eine Irreführung, ja geradezu Betrug des Kunden darstellt. Guter gekochter Schinken ist immer teuer, daher bei uns leider nur sehr selten auf dem Speiseplan bzw. selten im Kühlschrank als Brotbelag vorrätig. Aber nun habe ich da einen hervorragenden Tipp entdeckt, wirklich geschmacklich und auch sonst hervorragender gekochter Schinken und das vom Discounter! Sagen Sie nicht das gibt es nicht. Ich hatte dort selbst schon öfters diesen normalen gekochten Schinken gekauft, der fertig abgepackte in der kreisrunden Form, aber das Zeug entpuppte sich auch als solches billiges Pressfleisch, ist also gar kein echter gekochter Schinken, obwohl es drauf steht, es wirkt nur so ähnlich. Nun boten die auch schon länger zusätzlich einen etwas teureren gekochten Schinken, ebenfalls fertig abgepackt, aber in größerer ovaler Form. Weil ich ja immer dem Spargedanken verpflichtet bin, kaufte ich bislang diesen nie, weil er ungefähr 50 Cent teurer ist, als dieses andere Zeug, was ich aber auch nicht mehr kaufte, weil es nichts taugt. Anfangs dachte ich immer, der ovale Kochschinken ist das selbe Zeug, halt nur größer. Weit gefehlt. Zum ersten Mal hatte ich letzte Woche die 50 Cent mehr riskiert und eine Packung von diesem ovalen Kochschinken gekauft. Sagenhaft! Eine gute Ware, die der Sorte vom echten, guten Metzger nicht viel nachsteht und geschmacklich ein Genuss. Ich weiß natürlich nicht, ob das immer so ist und ob dieser Schinken in allen Filialen in Deutschland gleich ist, aber hier der war wirklich ganz hervorragend. Trotz der 50 Cent mehr im Vergleich zu dem runden „angeblichen" Kochschinken, ist dieser ovale Kochschinken immer noch um 60 % billiger, als der vom echten Metzger. Versuchen Sie's mal und wenn Sie guten gekochten Schinken gerne mögen, werden Sie sich den dann zukünftig sicher auch dort besorgen. Wie gesagt, immer Obacht geben, nicht den billigeren kreisrunden, sondern die größeren Packungen mit dem für Kochschinken auch eher typischen ovalen Formschnitt.
In der Nacht vom 24. auf den 25. Juni hat das hier vielleicht Unwetter gegeben. Gewitter sind kein Wort dafür, wahre Explosionen am Himmel, bei denen wohl ganze Seen und Staudämme im Himmel gesprengt wurden, weil solche Unmengen Regen in kürzester Zeit runter kamen. Trotz gut und dicht schließender Fenster, mit denen wir bislang noch nie Probleme hatten, lief durch den Druck, den das extrem kräftig anprasselnde Regenwasser erzeugte, Wasser unten an den Fenstern rein und überschwemmte die Fensterbank. Durch Blitzeinschläge sind auch hier im Haus viele Geräte kaputt gegangen. Bei mir in der Wohnung blieb zum Glück alles heil, einmal von dem besagten Wasser abgesehen. Im Etagen - Flur hängt an der nördlichen Kopfseite eine große elektrische Uhr, die hat es erwischt. In der Mitte am Zifferblatt, wo der Motor hinter sitzt, ragt eine schwarze Schmauchspur heraus und die Uhr ist auf 23.23 Uhr stehen geblieben. Eine Etage tiefer funktioniert die ganze Flurbeleuchtung seither nicht mehr. Wissen Sie, in den Fluren befinden sich alle paar Meter Druckknöpfe an der Wand, womit man diese Flurbeleuchtung einschalten kann. Die geht dann nach exakt 12 Minuten von selbst wieder aus. Jedoch dort geht's nicht mehr und ein bereits benachrichtigter Elektriker meint, dass ein Automatikschalter im Zählerkasten wohl vom Blitz zerstört wurde, obwohl er noch nicht hier nachsehen war, weil er so viele Aufträge durch dieses Unwetter reinbekommen hat, die er nun der Wichtigkeit nach abarbeitet. Kühlgeräte haben dabei verständlicher Weise Vorrang vor Lampen. Bei einer Familie im dritten Stock ist der Videorecorder nach dem Blitzschlag in Brand geraten, sie konnten ihn aber sofort selbst löschen. Wäre keiner in der Wohnung gewesen, hätte das übel ausgehen können und die Bude wäre abgebrannt. Unter dem normalen Keller befindet sich stellenweise noch ein sogenannter Sicherheitskeller, den aber keiner der Bewohner betreten darf. Der erstreckt sich auch nur über einen kleinen Teil des Hauses, besteht insgesamt aus 6 großen Beton-Räumen, die über einen sehr langen, separaten Kellergang in der Tiefe erreicht werden. Dieser Keller liegt ziemlich genau in der Mitte des Hauses unter dem normalen Keller. Darin sind auch mehrere Entwässerungsschächte mit dicken, alten elektrischen Pumpen. Diese Schächte führen dann noch einmal tiefer, als dieser ohnehin schon tiefere Zusatzkeller liegt. Das stammt alles noch aus dem Jahr, wo das Haus gebaut wurde, also ungefähr von 1962. Ich als sogenannter Hilfs-Hausmeister habe für diesen Unterkeller einen Schlüssel und darf als einziger Hausbewohner offiziell da rein. Dort hatte es eine Steuerung von einer solchen Pumpe erwischt. Sie können sich vorstellen, dass diese Pumpen bei den schlagartig auftretenden Regenmassen viel Arbeit bekamen. Aber zugleich mit dem Gewitter ist dann bei einer Pumpe die Steuerung entzwei gegangen und sie schaltete nicht mehr ab, auch als dieser tiefe Entwässerungsschacht, für den sie zuständig ist, schon leergepumpt war. Nun bin ich Laie, und habe über 3 Minuten suchen müssen, bevor ich einen Notschalter für diese Pumpe fand, um sie per Hand abzuschalten. Gestern war ein Spezialist für solche Anlagen hier und hat da ein Ding in einem Schaltkasten ausgetauscht, an dem der Schwimmer aus dem Schacht angeschlossen ist. Es ist trotz des Trockenlaufs noch gut gegangen und die eigentliche Pumpe ist nicht daran zugrunde gegangen. Die seltsam stoßartigen Windböen, die manchmal dieses Gewitter begleiteten, haben zu allem Überfluss einige angenagelte Bretter von meiner Garagenerweiterung runter gerissen. Leider war ich nicht mehr dazu gekommen, die Seitenwand völlig fertig zu stellen, dadurch konnte der Wind genau dort unter das Dach des Garagenschuppens blasen, wobei sich dann insgesamt 4 Bretter gelöst haben. Es ist zwar ärgerlich, aber schlimmerer Schaden ist nicht entstanden, nur dass ich diese Bretter nun auf der einen Seite wieder neu befestigen muss.
Es gibt schon seltsame Dinge, mit denen sich manche Leute befassen. Gab es doch neulich einen Vortrag in der Schwabenlandhalle in Fellbach über die Geschichte und Bedeutung des Leichenschmauses in verschiedenen Kulturkreisen. Sage und schreibe über 3 Stunden hielt dort ein Wissenschaftler einen Vortrag darüber. Ich war aber nicht dorthin gefahren, sondern hatte nur die Plakate dafür gesehen.
Was die Briefmarken betrifft, so liegen noch keine weiteren Erkenntnisse über die Alben 8 bis 11 vor, da der Herr Schwarz eine Geschäftsreise in die Schweiz unternehmen musste, die ihn dort zu einem Kongress für Markensammler führt. Seine Frau kennt sich zwar auch gut mit Briefmarken aus und hält hier die Stellung, aber für die endgültige Bewertung ist der Herr Schwarz dann immer selbst zuständig.
Oh ist das peinlich und ich hoffe, es erfährt keiner. In einem Kaufhaus in der Königstraße hatte ich für Kayla eine Einhängestange für Gardinen gekauft, die ihr an einem Fenster in ihrer Wohnung fehlte. Wissen Sie, es gibt Leute, die mögen keine Gardinen und die brauchen ständig freie Sicht durch alle Fenster, andere Menschen können ohne Gardinen vor dem Fenster nicht leben, fühlen sich gleich unwohl und ständig beobachtet, wenn sie fehlen. Kayla und ich gehören eher zu der letzten Gruppe. In dem Kaufhaus gab es Gardinen und Zubehör jetzt im 2 Stock, früher hatten die diese Sachen im Erdgeschoss. Ich wurde schnell fündig, fand das Teil mit 8,90 Euro zwar etwas teuer, aber ich hatte keine Lust wohlmöglich noch lange vergeblich nach billigeren Ausführungen in diversen Baumärkten oder anderen Kaufhäusern zu suchen. Die Frau an der Kasse drehte noch einen Papierwickel darum, auf dem überall der Name des Kaufhauses stand, na ja, so konnte nicht jeder sehen, was ich dort Geheimnisvolles gekauft hatte. Ich machte mich also mit dem etwas langen Ding auf den Weg nach Hause. Im Laden fiel mein Blick auf einen bereit stehenden Aufzug und da ich schon lange nicht mehr Aufzug gefahren war, beschloss ich, den Weg nach unten mit diesem Aufzug anzutreten, obwohl es ja nur 2 Stockwerke waren. Im ganzen Kaufhaus war es zu dieser Zeit relativ leer und so war ich auch alleine im Aufzug. Nun passierte mir schon beim Eintreten in den Aufzug das Missgeschick, dass diese lange Gardinenstange genau mit der Spitze auf einen Schaltknopf von dem Bedienfeld des Aufzuges stieß. Dadurch brach dieser Knopf ab und fiel in 2 Teilen zu Boden. Es war ein grüner Knopf am unteren Ende des Bedienfeldes und ich kenne seinen Zweck nicht, die anderen Knöpfe für die Stockwerke waren alle weiß und mit der jeweiligen Stockwerkszahl beschriftet. Schon setzte sich der Aufzug nach unten in Bewegung. Aber anstatt zum vom mir zusätzlich noch eingetasteten Erdgeschoss zu fahren, fuhr das Gerät ohne Zwischenhalt weiter ins Kellergeschoss, wo es Lebensmittel und Putzeimer gibt. Dort angekommen drückte ich dann wieder die Erdgeschoss-Taste, um wieder bequem gleich hochfahren zu können. Aber der Aufzug funktionierte nicht mehr. Er blieb regungslos im Keller stehen. Vermutlich war diese blöde abgebrochene Taste daran schuld. So ging ich dort raus und fuhr dann ein Stück weiter mit einer Rolltreppe wieder hoch zum Erdgeschoss. Ich dachte schon, nachher will man noch einen Schadenersatz von mir und behauptet, ich hätte den grünen Schalter mutwillig zerstört. So war es schon gut, dass es an dem Tag so leer dort war und es kein anderer gesehen hat.
Die Kirchen werden auch immer einfallsreicher, was Geldeinnahmen betrifft. In verschiedenen Gemeinden hat man nun sogenannte Kollekten-Bons eingeführt. Sie wissen vielleicht, es wird in Kirchen gerne mit Geldkörbchen, Opferstöcken und dergleichen Geld für die sogenannte Kollekte gesammelt, die dann irgendwelchen von der Kirche bestimmten Hilfsprojekten, meist in der dritten Welt, zugeführt werden. Diese Kollekten-Bons sind Plastikchips, die die Leute im Pfarrbüro kaufen sollen und dann anstatt des echten Geldes bei diesen Sammlungen in die Körbchen und Opferstöcke werfen sollen. Der vorgeschobene Grund dafür ist, dass so Dieben der Anreiz genommen wird, die Opferstöcke aufzubrechen oder Sammelkörbe zu stehlen, da sie die Plastik-Bons ja selbst nicht mehr zu Geld machen können, was aber in Wahrheit wohl nur eine untergeordnete Rolle spielt, denn der Hintergedanke ist der, dass es diese Kollekten-Bons nur für bestimmte runde Euro-Beträge gibt. Wer also früher vielleicht die 20 Cent in den Opferstock gegeben hat, die er gerade zufällig als Kleingeld in der Hosentasche dabei hatte, muss jetzt schon mindestens 2 Euro spenden, weil es kleinere Bons gar nicht gibt. Ich weiß nicht, ob diese Rechnung am Schluss aufgehen wird, denn viele Gläubige haben gewiss zufällig mal Kleingeld über, welches sie gerne gespendet hätten, aber bevor die dann noch extra zum Pfarrbüro rennen, um diese Bons zu kaufen und dann auch gleich in dieser relativ hohen Höhe, daran habe ich so meine Zweifel. Verschärfend kommt hinzu, dass die Pfarrbüros ja nur begrenzte wöchentliche Öffnungszeiten haben und nicht immer gleich neben den Kirche liegen. Ich denke, übrig bleiben bestenfalls nur die, die sich schon vorher immer fest vorgenommen hatten, einen bestimmten Betrag in diese Sammelkörbe oder in die Opferstöcke zu spenden. Diese Leute geben dann vielleicht sogar auch etwas mehr, weil eben nur runde Euro-Beträge möglich sind, für die gibt's dann sogar Spendenquittungen, aber wegfallen werden dafür alle die, die wirklich immer nur ihr kleines Restgeld vom Einkauf oder was man halt so zufällig noch in der Tasche findet dort gespendet hatten. Die werden künftig gar nichts mehr spenden, denn was bedeutet es für einen Aufwand, extra für diese Bons in der Woche zum Pfarrbüro laufen zu müssen und wer nur diese kleinen Restbeträge spendete, wird deshalb künftig auch nicht unbedingt bereit sein, volle Euro-Beträge zu spenden. Außerdem halte ich es wirklich für überflüssigen Humbug und eine inszenierte Show, denn dann könnten die Spender im Pfarrbüro auch gleich den ganzen Betrag dort spenden, da dieses Geld, für welches sie diese Bons erwerben, ja in jedem Fall damit gespendet wird. Wozu soll man sich dann noch Bons mitnehmen und die während der einzelnen Messen ins Sammelkörbchen werfen? Das dient ja dann nur noch der Show, damit die mitanwesenden anderen Gläubigen sehen, ah, der Herr X oder die Frau Y haben gespendet. Kurzum, ich finde diese Idee absolut blödsinnig, allerdings sind es immer mehr Gemeinden, die das hier einführen.
Kaylas Arbeitgeber hat aus Unwissenheit eine gravierende Fehlinvestition gemacht. Was eigentlich gut gedacht war, entpuppte sich als Tiefschlag mit hohen sinnlosen Geldausgaben. Es gibt dort sehr viele Computerarbeitsplätze. Die Firmenleitung hat veranlasst, dass alle Computerdrucker an den Computern gegen funkelnagelneu angeschaffte Kombigeräte ausgetauscht wurden, die in einem Drucker, Scanner, Faxgerät und Kopierer zugleich sind. Die Idee ist ja ganz schön, aber die Qualität lässt in fast allen Bereichen sehr zu wünschen übrig. Die Arbeitsstellen, die wirklich öfters kopieren, haben ihre alten Kopiergeräte wieder aus dem Firmenlager geholt, weil diese Kombigeräte nur miserable Kopien schafften und dann auch noch ewig lange Zeit für eine einzige Kopie benötigten. Die echten alten Kopiergeräte sollten eigentlich nach der Neuanschaffung schon als Gebrauchtgerät verkauft werden. Ähnlich erging es den normalen Computer-Druckern, die größtenteils ebenfalls wieder installiert wurden, da das Schriftbild der Kombigeräte so schlecht war, dass man befürchtete, damit das Firmenimage zu schädigen, wenn Kunden den Eindruck erhalten, dass diese Firma sich noch nicht einmal vernünftige Drucker leisten kann. Zum Scannen taugen die Geräte gleichweg gar nichts, grobes und unscharfes Zeug entstand. Dann sind laufend die Tintenpatronen leer, weil sie zu klein sind und der Vertrieb kann gar nicht genug neue herbei schaffen. Die sind dann noch extrem teuer, wenn es denn überhaupt wieder welche gibt, denn öfters versiegt der Nachschub, weil der Hersteller nicht genügend Patronen vorrätig hat. Der Firmenchef war in Fahrt und will der Vertriebsfirma einen Prozess anhängen, da diese ihn so sehr beworben hatte, die angeblich guten Geräte zu kaufen. Es sei denn, die nehmen die Geräte wieder zurück. Immerhin wurden im ganzen Betrieb auf diese Weise auf einen Schlag 27 solcher Geräte aufgestellt, die inzwischen fast alle wieder abmontiert wurden.
Wie ich soeben erfahre, brauen sich am Horizont tiefgraue, nein, eher tiefschwarze Wolken zusammen! Alleine der Gedanke daran treibt mir die Galle hoch. Eine in ganz Europa tätige Investorengruppe, mit Haupt-Verwaltungssitz in der Schweiz, hat dem Hauseigentümer hier, der in Stuttgart auch noch mehrere andere Häuser besitzt, eine enorme Summe Geldes für sein gesamtes Immobilienpaket in Stuttgart geboten, davon ausgenommen nur die Villa, die er selbst bewohnt und ein Geschäftshaus, welches er selbst betreibt. Normalerweise wollte der Hauseigentümer nie verkaufen, aber er hat mir selbst gesagt, dass der Preis, den diese Investorengruppe gleich beim ersten Angebot unterbreitet hat, so extrem über dem tatsächlichen Zeitwert der Immobilien läge, dass er mehr als dumm wäre, wenn er dieses sicher sogar noch leicht steigerungsfähige Angebot ausschlagen würde. Er hat zwar keine exakten Zahlen genannt, aber ich kenne Frau Rossbach sehr gut, das ist seine rechte Hand in Verwaltungsfragen, wenn man so will seine Chefsekretärin und die hat mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit in groben Zahlenbereichen angedeutet, dass sein gesamtes Immobilienpaket in Stuttgart derzeit einen Wert von ungefähr 9 Millionen Euro verkörpern würde. Diese Schweizer Geldhaie hätten ihm nun die Summe von 16 Millionen dafür geboten und das gleich aus sich heraus. Man kann davon ausgehen, dass sich bei Verhandlungen mindestens sogar 17 bis 18 Millionen aus denen herauslocken lassen. Warum die so hinter diesen Häusern her sind, wird nicht ganz klar, aber klar ist, dass die nach einem Kauf alle Häuser erheblich umbauen wollen und darin teure Eigentumswohnungen einrichten möchten, für besser betuchte Leute, die dann einzeln wieder an diese weiter verkauft werden. Die Schweizer sind sicherlich nicht dumm und werden sich das schon so ausgerechnet haben, dass sie dabei am Schluss, trotz des derzeit überhöhten Kaufpreises, einen guten Schnitt machen. Das kann man heute auch gewiss nicht mit beliebigen Wohnungen machen, die Lage muss schon stimmen und vermutlich wird es auch deshalb hier für die interessant sein. Einerseits sind es günstige, noch relativ billige Sozialwohnungen, andererseits liegen die aber in einem Umfeld, welches überhaupt nicht den Sohi - Ghettos, sondern eher schon guten Mittelstands - Siedlungen entspricht. Nur was das für uns heißt, dürfte auch klar sein: wir müssen raus, weil wir uns eine Eigentumswohnung nicht leisten können, schon gar nicht eine solche, wie dann daraus entsteht. Nun gibt es zwar Gesetze, die einen als Mieter schützen, aber Sie wissen selbst sicherlich, wie angenehm man hier als Widersacher innerhalb einer Großbaustelle dann noch wohnen dürfte. Früher hatte ich eigentlich grundsätzlich nichts gegen einen Orts- oder Wohnungswechsel, ab und zu mal wieder etwas anderes sehen und sich an eine neue Umgebung gewöhnen, das belebt durchaus, aber wissen Sie, das frustriert mich jetzt deshalb so besonders, weil ich noch nirgendwo so gerne gewohnt habe, wie hier. Da glaubt man, endlich sein Idealdomizil gefunden zu haben: billig, schöne Lage, stabil ohne nennenswerte Reparaturen, ohne Ungeziefer, auch das Umfeld die ideale Mischung aus Stadtlage und Grün, die nächsten Waldgebiete am Kräherwald fast nur zwei Steinwürfe weit weg; dann eine Wohnanlage und Nachbarschaft, in der sich keiner um den anderen kümmert, aber trotzdem fast alle freundlich miteinander umgehen, nicht diese typischen asozialen Anzeichen die man in manchen Mietskasernen dieser Größe so findet, und dann das! Ich könnte heulen, wenn ich nur daran denke. Dabei kann ich dem Vermieter noch nicht einmal einen Vorwurf machen. Böte man mir soviel mehr, als eine Sache wert ist, und das sind ja erhebliche Millionenbeträge, dann würde ich nicht anders reagieren. Die Frau Rossbach ist auch selbst wenig erbaut davon, weil sie dann ihren Job verliert, denn der Hauseigentümer hat gesagt, dass er diese Chance nutzen wird, um sich mit dem Geld völlig zur Ruhe zu setzen. Die Rossbach trägts mit Fassung, aber trotzdem wird die sicherlich damit auch ihr Berufsleben beenden, denn sie ist 52 Jahre alt, obwohl sie sich sehr gut gehalten hat und deutlich jünger aussieht, eher wie 40, aber mit 52 kriegen sie heute keine Arbeit mehr, wenn man mal von indiskutablen Drecksjobs absieht. Der Hausbesitzer hat gesagt: „Wozu soll ich mir noch weiter die tägliche Hektik antun? Ich bin jetzt 46 Jahre alt und eine günstigere Chance mich zur Ruhe zu setzen und dabei noch einen solch guten Gewinn zu machen, die wird wohl nie mehr kommen und ich würde mir zeitlebens Vorwürfe machen, wenn ich das nicht nutze." Das kann man verstehen und bei dem Ertrag ist das für den ja soviel Geld, das kann der doch in seinem ganzen Leben niemals ausgeben. Stellen Sie sich vor, Sie bekämen auf einen Schlag zwischen 16 und 18 Millionen Euro, wovon dann praktisch noch 7 bis 9 Millionen völlig geschenkt sind, weil der Zeitwert der Immobilien nur bei 9 Millionen liegt. Das ist Geld, was man normalerweise selbst mit einem gehobenen Lebensstandard nicht mehr verbrauchen kann, wenn man es nicht gerade mit vollen Händen zum Fenster rauswirft. Letzteres wird der Hausbesitzer mit Sicherheit nicht machen, dazu ist der viel zu klug. Damit würde er dann schon ein Zielkandidat für Schröders neue, geplante Reichen-Steuer, falls Schröder die Bundestagswahl im Herbst wider Erwarten doch gewinnen sollte. Seine eigene Villa behält er, dort wohnt er ohnehin schon im Luxus, ein Geschäftshaus behält er auch, weil die dortigen Ladenlokale von seiner Adoptivtochter betrieben werden und dann hat er noch eine kleine, aber landschaftlich einmalig gelegene Luxusvilla in Steineloh am Bodensee, das ist bei Arbon in der Schweiz, wo er seinen Urlaub und manche Wochenenden verbringt. Es ist ja nicht so, dass der Hausbesitzer auf einen Verkauf wirklich angewiesen wäre, das bestimmt nicht. Alleine für sich selbst fährt der 4 Autos, davon ein offenes Sport-Mercedes-Cabriolet, eine Mercedes-Limousine, einen neuwertigen Mercedes - Geländewagen den er auch als Kombi benutzt und dann hat er noch einen englischen Triumph-Oldtimer-Cabrio- Zweisitzer, ein wunderschönes Auto. Diesen Oldtimer, ich glaube von 1965 stammt er, hat er perfekt restaurieren lassen. Seine Frau fährt aber auch noch eigene Autos, ebenso seine 18jährige echte Tochter, die gerade den Führerschein gemacht hat, wie auch seine Adoptivtochter, die ungefähr in Kaylas Alter ist, vielleicht 3 Jahre jünger. Letztere verdient allerdings ihr eigenes Geld, während die anderen von seinem Geld mitleben. Das alles kann er sich mit dem Geld problemlos weiter leisten und braucht sich nicht mehr mit dem Alltagsstress herumzuärgern. Er macht dann seinen ganzen Immobilienhaufen nebst Verwaltung zu, braucht nur noch zu leben, nur noch das tun, was ihm gefällt, auch wenn es einiges kostet, braucht er sich darüber keine Gedanken zu machen. Die Frage ist, was wird aus uns und in welchem Zeitraum wird der Verlust dieser Wohnung hier auf uns zukommen? Die Stadt wird uns danach sicherlich versprengt in irgendwelchen Bruchbuden unterbringen, denn dass man wieder in einem solchen qualitativ hochwertigen Haus unterkommt, ist bei den geringen Mietsätzen, die die Stadt für uns bezahlt, mit Sicherheit nicht zu erwarten. Dafür habe ich neulich noch meine Wohnung etwas umgebaut, wie Sie wissen und befinde mich derzeit noch in den Erweiterungsarbeiten für den Garagenschuppen. Es ist zum Kotzen! Über welche Zeiträume reden wird hier? Das ist ja eine ganz entscheidende Frage. Ich sehe es als sinnlos an, nach einem Verkauf abzuwarten, bis man von den neuen Eigentümern rausgeekelt wird. Mir ist meine Kraft einfach zu schade, um sie möglicherweise jahrelang an solchen Auseinandersetzungen sinnlos zu vergeuden, andererseits will ich in jedem Fall die verbleibende Zeit unter dem heutigen Eigentümer noch ausnutzen. Laut Frau Rossbach wird der Verkauf sicherlich noch in diesem Jahr abgewickelt, woran man erkennt, dass die Verhandlungen schon sehr weit sein müssen, aber die Übernahme der Verwaltungsgeschäfte wird die Investorengruppe vermutlich erst ab 2006 organisieren. Ein Herr Beli von dieser Investorengruppe halte sich schon mindestens 2 mal wöchentlich in ihrem Verwaltungsbüro auf und gehe systematisch alle Mietverträge durch und kopiere sich diese. Das heißt schon genug, die legen sich also jetzt schon eine Strategie zurecht, wie sie sich der lästigen Mieter entledigen können. Da ich nicht gerne bis auf den letzten Drücker abwarte, überlegen Kayla und ich jetzt schon, was wir machen könnten, um vielleicht dann doch gemeinsam eine neue Bleibe zu finden, die für uns wirtschaftlich tragbar ist und uns zugleich auch wirklich gefällt. Solange Fallmanager wie Brkic's für einen zuständig sind, braucht man dort erst gar nicht nachzufragen, aber ich habe ja Grund zur Hoffnung, dass ich bald von diesem Idioten als Fallmanager wieder befreit bin und ich weiß auch nicht, ob der wirklich in Wohnungsfragen eine Mitsprachefunktion hat. Dafür ist dann doch wahrscheinlich wieder eine andere Stelle zuständig. Genau dort wäre wichtig zu klären, inwieweit man vielleicht selbst eine Ersatzwohnung suchen kann, die dann auch von den Sohi-Behörden akzeptiert und bezahlt wird. So haben wir in den nächsten Wochen genug Arbeit, neben den anderen Tätigkeiten. Ich erzählte Ihnen ja bereits, dass ich einen Aushilfsjob als Fußmedikamenten-Ausfahrer einen Tag in der Woche sowie einen weiteren jeden Samstag im Friedrichsbau als Bühnenräumer angetreten habe. Das läuft ganz gut und diese Jobs machen mir sogar richtig Spaß. Darüber werde ich Ihnen demnächst ohnehin noch näher berichten. Obwohl man bei dem Bühnenräumer-Job ordentlich ins Schwitzen gerät, besonders bei der derzeitigen Wetterlage. Das hatte ich schon Ewigkeiten nicht mehr, dass ein Job auch noch Spaß gemacht hat. Das reicht mir als Job dann aber auch, mehr Zeit für Jobs will ich nicht opfern. So bleiben mir nun 5 Tage die Woche, die ich mich der Wohnungssuche und dazugehörigen Überlegungen widmen kann. So etwas ist doch schon eine erschütternde Nachricht, zumindest in diesem Fall jetzt, wo wir hier so wirklich schön wohnen. Jedoch kennzeichnet dieser Vorgang auf fast schon typische Weise den Verlauf meines Lebens und passt dort absolut hinein. Wenn auf der einen Seite sich etwas Gutes tut, wie die Sache mit den Briefmarken, dann kann ein Schicksalsschlag negativer Auswirkung nicht mehr weit sein, wie jetzt diese sich androhende Wohnungsangelegenheit zeigt. Das Ungleichgewicht ist allerdings in meinem Lebenslauf normalerweise noch größer, das heißt, dass ich, wie im Beispiel Briefmarken, einige tausend Euro einnehmen werde, bleibt da trotzdem schon absolut untypisch, obwohl es dann ja in gewisser Weise durch den Negativschlag mit der Wohnung wieder sehr aufgehoben wird, wenn auch in einem anderen Bereich. Kayla ist auch einigermaßen frustriert, hat sie doch ihre kleine Wohnung auch gerade erst so richtig gemütlich eingerichtet. Wissen Sie, das war auch hier wieder das Schöne, wechselten wir schräg gegenüber durch den Flur in Kaylas Wohnung, war man sofort in einer ganz anderen Wohnwelt, weil sie dort alles ausschließlich nach ihrem Geschmack eingerichtet hat und das sieht dann schon wieder ganz anders aus, als bei mir in der Wohnung. Während bei mir mehr eine Kombination aus sachlichem Nutzwert und sanfter Behaglichkeit herrscht, dominieren bei Kayla eindeutig die warmen Wohntöne. Beigegelbe Wandmuster mit kleinen roten Ziersträuchern drin gemalt, wenige Möbel, die aber aus rotbraunen Hölzern, was gut zu diesen Wandfarben passt, alles sehr dezent aber übergemütlich, nichts nervöses, keine kantigen Gegenstände. Aber ihre Wohnung ist wenig nach sachlichen Aspekten eingerichtet, mehr nur nach ihrem spontanen Geschmack. Erst kurze Zeit ist ihre Wohnung wirklich richtig fertig und dann kommt so was. Soll man sich nun die wenigen Haare raufen, die man noch hat? Soll man in endloses Grübeln und Gezeter verfallen? Man könnte es, das ganz gewiss, aber das wäre alles sinnlose Kraftvergeudung. Wie schon angedeutet, werden Kayla und ich uns hinsetzen und beraten, überlegen, was zu tun ist, wohin man vielleicht ausweichen könnte. Diese Kraft verbrauchen wir lieber dafür, einen für uns möglichst guten Ausweg aus dieser Situation zu finden. Andere Leute hier aus dem Haus hatten auch schon mitbekommen, was sich da zusammenbraut. Da wäre z.B. die Familie Oesterle aus dem zweiten Stock, da klappert jetzt der Herr Oesterle alle Wohnungen im ganzen Haus ab und will mit den Mietern eine Art Aufstand organisieren und alle aufwiegeln. Das halte ich für sinnlos und es zieht am Schluss bestenfalls das Leiden mehr in die Länge, die Ungewissheit und der ständige Ärger bleiben über längere Zeit erhalten. Ich kenne das, das bringt am Ende gar nichts, außer dass man seine eigenen Nerven daran aufreibt und seine eigene Lebensfreude über Jahre damit vernichtet. Wissen Sie, dann ist morgens nach dem Aufwachen schon gleich wieder der erste Gedanke der Ärger mit der fragwürdigen Wohnungszukunft und nachts vor dem Einschlafen ist der gleiche Mist der letzte Gedanke, wenn er einen überhaupt zum Einschlafen kommen lässt. Nein, so etwas mache ich nicht mit. Der Leidtragende ist man in jedem Fall, aber ob ich mir mit diesem Leid jetzt für einige Wochen die Stimmung vermiese, bis ich selbst etwas akzeptables gefunden habe, womit ich wenigstens vielleicht als Kompromiss leben kann oder ob ich jahrelang meinen Schädel mit diesem Problem belaste, indem ich ständig weiter für einen am Schluss doch erfolglosen Kampf meine Kräfte und mein Gemüt verheize, das habe ich selbst in der Hand. Es mag auch ein wenig daran liegen, dass ich den Hausbesitzer persönlich etwas besser kenne, als fast alle anderen hier und für seine Entscheidung volles Verständnis habe, auch wenn ich selbst darunter leide. Aber glauben die Leute, die nun aufbegehren, dass sie damit die Entscheidung des Hausbesitzers ändern können? Mit Sicherheit nicht, der Verkauf findet mit oder ohne deren Aufstand statt, daran ändert sich dadurch gar nichts. Der dann ehemalige Hausbesitzer hat nach dem Verkauf ohnehin gar nichts mehr damit zu tun und dann können diejenigen, die bis dahin im Kampf ausgehalten haben, sich mit dieser neuen Gesellschaft aus der Schweiz herumschlagen und was die will, wissen wir. Mit denen ist dann kein gutes Auskommen mehr möglich, was durch solch ein Aufbegehren mit Sicherheit nur noch verschärft wird. Ich mache mir da gar keine Illusionen. So ärgeren sich Kayla und ich vielleicht 5 Wochen, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben, die für uns gangbar ist, aber die Leute mit ihrem Aufbegehren, die ärgern sich vielleicht 5 Jahre. Gut, die können es dann vielleicht durch ihr Theater schaffen, wenigstens noch diese 5 Jahre hier wohnen zu bleiben, aber was meinen Sie, was das dann für ein Wohnen ist? Wohnen mitten in einer Großbaustelle, dann jeden Tag die Ungewissheit und jeden Tag den Ärger, jeden Tag die miese Stimmung durch diese Dauersorgen, nein, ohne mich! Ich sehe das auch nicht als eine Tat der Feigheit oder im Sinne von „Die Flinte ins Korn werfen", sondern ich sehe darin für mich selbst die beste Lösung, die mich selbst in der Gesamtsumme am wenigsten belastet und die mich selbst mit der geringst möglichen Menge an Sorgen und Ärger aus der Sache heraus kommen lässt. Wissen Sie, wenn ich in einer solchen Aktion wirklich eine Möglichkeit sehen würde, ernsthaft die Sache abzuwenden, ohne mir selbst damit jahrelangen Ärger und Sorgen einzuhandeln und aus einem Problem für Wochen ein Problem für Jahre zu machen, dann würde ich an diesem Aufbegehren mitmachen, aber so nicht. Im Prinzip habe ich das so auch schon der Frau Rossbach gesagt, die es vermutlich sogar dem Hausbesitzer weiter erzählt, aber warum soll ich dem auch etwas vormachen? Ich werde dem damit nicht die Füße küssen oder einen Diener vor dem machen, aber der Hausbesitzer hat es eigentlich gar nicht nötig, sich mit uns abzugeben, dessen bin ich mir bewusst. Trotzdem bin ich immer sehr gut mit dem ausgekommen, das prädestiniert ihn zwar nicht dazu, uns in den Hintern treten zu dürfen, aber seine Entscheidung empfinde ich auch gar nicht so. Wissen Sie, eine solche Entscheidung darf man einfach nicht persönlich nehmen, weil sie es nicht ist, aber genau das tun viele Mieter. Der Hausbesitzer verkauft die Häuser ja nicht, weil er den Mietern eins auswischen will, sondern weil man ihm einen exorbitant günstigen Preis dafür geboten hat. Wenn der Mieter XY sein Sofa jemandem verkauft, der ihm dafür viel Geld gibt, so lässt der sich ja auch nicht von seinem Nachbarn da rein reden, auch wenn dieser vielleicht bei gegenseitigen Besuchen gerne auf dem Sofa gesessen ist. Ich denke, man muss das alles mehr entkoppelt sehen. Auch die in Deutschland gerne geführte Neid-Diskussion ist da völlig fehl am Platze, tauchte aber auch hier gleich wieder auf. Da waren dann natürlich Leute, die gleich sagten, dass Leute vom Schlage des Hausbesitzers nur Kapitalistenschweine wären, denen dann für ein paar Millionen Euro die Mieter egal wären und dass es den Hauseigentümern in Deutschland viel zu gut gehe, wenn man alleine schon sieht mit welchen Autos die hier ankommen u.s.w. Gut, die Deutschen sind als die Neid-Nation schlechthin bekannt, wo einer dem anderen das Weiß in den Augen nicht gönnt und wehe einer hat nur einen winzigen Hauch mehr, als der andere. Da kann man nicht unbedingt Verständnis für eine solche Sache erwarten, wodurch jedoch nach meiner Meinung kein Grund für ein Aufbegehren tragkräftiger wird. Ganz nüchtern betrachtet, ich hatte es schon gesagt, wäre ich in der selben Situation, wie der Hausbesitzer, würde ich exakt genauso handeln.
Aufhören tue ich jetzt, nicht weil mir der Stoff ausgegangen ist, sondern im übertragenen Sinne im Gegenteil, weil Kayla gerade gerufen hat. Ich soll ihr helfen einige farbige Textilbahnen, also Stoff, auf ein Rohrrahmengestell aufzuziehen. Ich hatte im Keller noch 2 alte mehrfach zusammenfaltbare Patent-Rohrrahmen-Liegestühle herumliegen, deren Textilüberspannung zerrissen war. Die hatte ich vor ein paar Jahren mal irgendwo als schon stark strapazierte Gebrauchtteile geschenkt bekommen. Eigentlich wollte ich die jetzt wegwerfen, Kayla hat aber erstens gesagt, dass wir die bei Ausflügen gut gebrauchen könnten, weil man sie zum Transport so schön ganz klein zusammenklappen kann, dass sie die zweitens selbst mit neuen Textilbahnen wieder reparieren könnte und dass es drittens seltene Stücke wären, die von einem berühmten Möbeldesigner aus hier der Gegend entworfen worden wären, das habe sie in einem Museum zufällig entdeckt. Ich sagte zu ihr schon aus Hohn, nicht wenn es uns mit den Liegestühlen nachher noch so geht, wie mit den Briefmarkenalben und sie entpuppen sich als mehrere 1000 Euro teure Sammler-Kunstwerke. Im Laufe der nächsten Woche werde ich Ihnen sicher dann auch schon näheres über die Entwicklung unseres Wohnungsproblems schreiben können.
So wünsche ich Ihnen noch ein entspanntes Wochenende. Ihr Egbert Lappenkeuler
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