LPK-D7

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Wut und Marmelade” und “Wohn-Geld”  aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Wut und Marmelade" vom 23.06.2005

Erneute Grüße.

Ich muss Ihnen das sagen, das ist so unwahrscheinlich, dass man sich
vor Begeisterung in die Hose machen könnte. Sie ahnen schon, die
Briefmarken. Der Herr Schwarz, dieser Sachverständige, bei dem ich
diese Briefmarkenalben zur Bewertung und zum Verkauf abgegeben
hatte, bat mich zu einer persönlichen Unterredung vorbei zu kommen.
Ich dachte schon, das klingt eigentlich nicht gut, vielleicht hat er im
Nachhinein festgestellt, dass alle Marken keinen Cent wert sind, weil
es alles Fälschungen oder so was sind. Für 19 Uhr hatten wir uns bei
ihm im Büro verabredet. Ich also dorthin. Er eröffnete mir, dass er
inzwischen die Alben 2 bis 7 komplett durchgesehen habe. Das erste
hatte er ja bereites zuvor überprüft. Dabei sei er zwischen vielem
wertlosen Zeug auf weitere Schätze von erheblicher Qualität gestoßen.
Sie mögen sich bitte hinsetzen, ich hatte das dann auch nötig, darunter
eine Marke aus dem ehemaligen deutschen Kaiserreich, die im
vorliegenden Zustand sage und schreibe für sich alleine genommen
3.500 Euro wert ist!!! Mir ist bei der Verkündung dieser Botschaft
tatsächlich schlecht geworden, obwohl es ein Anlass zur Freude ist,
aber an solche Nachrichten bin ich nicht gewöhnt. Hätte der gesagt,
alles wertlos, tut mir leid, dann hätte ich schulterzuckend gesagt, na ja,
schade, aber ich hab's irgendwie erwartet. Das schien mir alles so
unwirklich, so etwas passt einfach nicht in mein Leben. Bin ich das
wirklich, der das gerade erlebt, dachte ich immer. Darüber hinaus fand
er noch etliche andere Schätzchen, die zwar einzeln betrachtet nicht so
viel wert sind, wie diese eine Marke, aber alle zusammen sind sie auch
noch mal für über 1.500 Euro gut. Dann kommt zusätzlich die schon
neulich aus dem Album Nr. 6 erwähnte Uruguay-Marke, die bei den
anderen mit 450 Euro bewertet wurde. Die berechnet der Herr
Schwarz mit exakt 100 Euro mehr, also mit 550 Euro. Jetzt muss man
noch immer dazu sagen, dass das alles Preise sind, die er mir
tatsächlich sofort und in bar dafür geben würde, also keine imaginären
Preise, die vielleicht mit vielen wenn und abers bei einem eventuellen
Weiterverkauf erzielt werden könnten. Er geht zumindest bei etlichen
davon aus, dass er sie binnen weniger Monate sogar zu einem deutlich
höheren Preis weiter verkaufen kann, wodurch dann durch unsere
besondere Vereinbarung vielleicht mit einigem Glück auch noch die
eine oder andere Nachzahlung im Bereich von ein paar hundert Euro
auf mich zukäme. Ein wenig problematisch sieht er die Lage der
restlichen Marken, weil er darunter sehr viele entdeckt hat, die zwar
unter unsere selbst gesetzte Bewertungsgrenze von letztendlich 5
Euro pro Marke fallen, die aber durchaus im Verkaufswert nicht bei 0,
sondern sehr oft zwischen 2 und 4 Euro liegen. Es wäre also eine
Schande, die nicht auch zu verwerten und ungeachtet links liegen zu
lassen. Durch die große Menge, in der diese Sorte von Marken
vorliegt, kommt dann auch noch einiges an Wert zusammen. Man
sollte deshalb darauf nicht so einfach verzichten und sie ebenfalls
bewerten und verkaufen. Nur ist der für mich verbleibende Erlös bei
diesen Marken dann deutlich geringer, jedenfalls im Bezug auf deren
Gesamtwert, weil ja jede einzelne Marke normalerweise angefasst,
bewertet und verkauft werden muss, was ja auf Seiten von Herrn
Schwarz Kosten verursacht, die er sich von dem Erlös abzieht.
Allerdings sieht Herr Schwarz da eine vielleicht für uns beide
günstigere Lösung im Bezug auf diese Flut von Marken mit
Einzelwerten zwischen 2 und 5 Euro. Für solche Marken hätte er
vielleicht einen Sammelabnehmer, der in Ungarn sitzt und diese zu
einem Festpreis en bloc kaufen würde. Das brächte dann in der
Summe theoretisch etwas weniger an Einnahmen, als würde man sie
alle einzeln verkaufen, aber der Verkauf dieses Typs von Marken und
dann in der vorliegenden Menge, würde sich ansonsten über viele
Jahre hinziehen. Zudem ist dann der Einzelbearbeitungsaufwand bei
Herrn Schwarz wesentlich geringer, wodurch er dann wieder weniger
Arbeitskosten davon abzieht, das gleicht sich somit ziemlich aus und
man ist gleich alle los und hat auch dafür einen garantierten Erlös
binnen relativ kurzer Zeit. Solche Marken kauft sich der echte
Sammler mal so zwischendurch, nebenbei, sozusagen zur Garnierung
seiner Sammlung oder halt Anfänger, die das Hobby künftig
ernsthafter betreiben wollen, um so weg von den ganz billigen Marken
im ersten Schritt zu diesen Marken zu kommen, die immerhin
weltweit zu diesen Preisen zwischen 2 und 5 Euro oder Dollar das
Stück gehandelt werden. Wie dieser Festpreis für alle en bloc genau
aussehen würde, könne er jetzt noch nicht sagen, aber er wird seinem
ungarischen Handelspartner diese Marken zeigen, sofern ich
einverstanden bin, und er geht davon aus, dass dabei nochmals eine
Gesamtsumme von weiteren 2.000 bis 3.000 Euro heraus kommt, eben
durch die große Menge an Marken im Einzelwertbereich zwischen 2
und 5 Euro. Alle diese Betrachtungen beziehen sich noch nicht auf die
Inhalte der Alben 8 bis 11, weil er die noch gar nicht angerührt hat.
Auch kommt noch der Inhalt des Albums Nr. 1 hinzu, der ja auch
schon beträchtlich war, wie ich Ihnen beim letzten Mal schon
schreiben konnte. Es stellte sich nun auch heraus, dass der Herr
Schwarz mit Abstand die höchsten Preise für die Vergleichsstücke
bietet, so bin ich also bei der richtigen Adresse gelandet und dass trotz
fehlender Kenntnisse auf diesem Gebiet. Auch theoretische Preise
hätten mir nichts genutzt, die erst dann zustande kämen, wenn ein
Weiterverkauf oder eine Auktion erfolgt ist. So bei Schwarz's
bekomme ich gleich mein Geld und später vielleicht noch einen
Nachschlag. Mit dem Geld bekommen das haben wir nun so
vereinbart, dass Herr Schwarz mir zunächst pauschal schon mal 1.200
Euro gegen Quittung ausgegeben hat, die dann vom späteren
Gesamtwert abgezogen werden. Die restliche Summe gibt er mir dann
in einem Stück, wenn er alle Alben komplett durch bewertet hat. Die
vereinbarten Nachzahlungen nach eventuellen Verkäufen zu einem
höheren Preis als erwartet innerhalb eines Jahres, erhalte ich jeweils
dann, wenn sich soviel dort zusammengetragen hat, dass die daraus
resultierende Summe 100 Euro oder mehr erreicht hat.

Mein Notebook zankt mich zuweilen wieder. Manchmal wenn ich das
Gerät einschalte, gibt es keine Laufwerke mehr. Das heißt, weder die
Festplatte im Gerät noch das CD-Laufwerk oder das
Diskettenlaufwerk werden erkannt. Das heißt, Windows läuft schon
hoch, so ist es nicht, aber schaltet man in den Explorer werden dort
keine Laufwerke angezeigt, sondern nur die beiden Symbole für
Arbeitsplatz und Desktop, aber man kann keine Laufwerke aufrufen.
Man kann zwar noch eine CD einlegen, es geht auch die Klappe zu
und man hört, wie die CD sich dreht, aber auf die Daten oder
Programme hat man keinen Zugriff. Schaltet man das Gerät dann aus
und nach kurzer Zeit wieder neu an, dann ist wieder alles in Ordnung.
Dieser Fehler taucht ungefähr jeden zweiten Tag mal auf. Ich weiß
nicht recht, aber manchmal habe ich den Eindruck, als würde in dem
Gerät noch ein schlafender Fehler ruhen, der irgendwann mal ganz
ausbricht. Auch Kayla hat den besagten Fehler schon erlebt, aber
nichts dagegen tun können.

Diese Tage geriet ich neben dem Königsbau in eine Umfrage des
Südfunks. Ein Reporter befragte dort alle vorbei kommenden Leute.
So kam auch ich an die Reihe, obwohl ich eigentlich schnell in
Richtung Friedrichsbau weiterhuschen wollte, der schräg
gegenüberliegt. Aber die raffinierten Südfunkleute hatten dort
ebenfalls einen Reporter platziert, der dann die Ausweichler abfing
und mit der gleichen Frage bombardierte. Die Frage verwunderte mich
dann um so mehr. Ich hätte vielleicht damit gerechnet, zur aktuellen
politischen Lage oder zu irgendwelchen stadtbezogen Dingen gefragt
zu werden, aber die Frage lautete: „Stellen sie sich vor, es verschlägt
sie auf eine einsame Insel und das einzige, was sie dabei haben, ist ein
dickes Buch. Welches von beiden Büchern würden sie sich in dem
Fall wünschen, A ein sehr gutes Lexikon oder B die Bibel?" Weil mir
gerade keine wirklich ernst gemeinte Antwort einfiel, sagte ich, da es
mir sogleich als Gag durch den Kopf schoss: „Weder A noch B, denn
ich kann gar nicht lesen!" Sofort johlten und kicherten einige
herumstehende Leute, aber der Reporter selbst wusste nicht, wie er
darauf reagieren sollte. Ob er nun einen armen Tropf vor sich hat, der
wirklich nicht lesen kann und den er damit beleidigt hätte, wenn er
auch gelacht hätte oder ob er es eher munter angehen sollte. So
druckste er etwas herum, bis er begriff, dass ich ihn damit auf den
Arm genommen hatte. Ich glaube, die brauchen das für eine Sendung
über Religion oder so was. An dieser Ecke trifft man ja genug
Menschen an, die man befragen kann.
Übrigens, im Friedrichsbau, der ja eines der größten Varietehäuser
Deutschlands ist, könnte ich bald einen Aushilfsjob antreten. Für
jeweils nur am Samstag als Bühnenräumer. Die Aufgabe ist, zwischen
einzelnen Darbietungen den Krempel zusammen mit 8 anderen Leuten
wegzuräumen, den die Artisten und sonstigen Künstler auf der Bühne
zurückgelassen haben oder auch neue Utensilien dort hinter
geschlossenem Vorhang aufzufahren oder aufzubauen. Ich hatte das
von einer Frau gehört, die dort als feste Kraft schon seit Jahren
arbeitet. Die bezahlen nicht schlecht und eigentlich wäre das,
zumindest vorübergehend, ein willkommenes Zubrot, um die durch
den Autokauf mager gewordene Kriegskasse wieder zu füllen. Durch
die Briefmarken bin ich etwas unschlüssig, ob ich das noch machen
soll oder lieber doch nicht. Geld kann man immer gebrauchen und die
Arbeit im Friedrichsbau an nur einem Tag pro Woche, dann noch
diese Fußarznei-Lieferantentätigkeit an einem anderen Tag pro
Woche, da käme schon einiges zusammen. In diesem Friedrichsbau-
Variete ist übrigens ein Herr Bernhard Paul der Chef, der einen Zirkus
in Köln besitzt. Das ist aber auch kein Kölner, das hört man gleich an
der Sprache, es scheint ein Österreicher zu sein, jedenfalls der
Aussprache nach. Sein Zirkus ist überall bekannt, der heißt Roncalli.
Bis zum 29. Juni habe ich noch Zeit, mich zu entscheiden, ob ich diese
vorübergehende Hilfsarbeitertätigkeit im Friedrichsbau annehme oder
nicht. Eigentlich habe ich mich aber schon entschieden, das zu
machen, weil ich es interessant finde. Es ist ohnehin keine Arbeit, die
man über lange Zeit machen wird, vielleicht ein paar Monate. Wissen
Sie, ich bin im Moment in einer Phase, wo ich sage, wenn ich jetzt für
ein halbes Jahr oder auch ein ganzes Jahr mehrere Dinge nebenbei
mache, die mir Geld bringen, zusätzlich zu der zufälligen
Briefmarkensache und zum Alg2, dann kann ich etwas Geld als
Sicherheitsreserve horten, um danach wieder für einige Jahre frohen
Mutes alles ablehnen zu können, was man mir aufdrücken will. Man
weiß ja auch nie, wie sich die Lage verändert und es ist zu befürchten,
dass die Handhabung von Sozialleistungen bald noch viel schärfer
wird. Dann ist es gut, eine volle Kriegskasse zu haben. So komme ich
auch auf den Begriff Kriegskasse. Im Moment habe ich auch echt Lust
dazu und fühle mich fit genug, bei solchen Gelegenheitsjobs
anzupacken, was beileibe nicht immer der Fall ist. Es hängt natürlich
von der Art des Jobs ab und vor allem darf es nichts sein, wo man
täglich hin muss. Wenn ich das jetzt vielleicht noch ein paar Jährchen
in einem solchen Wechsel mache, dann bin ich ohnehin bald in einem
Alter angekommen, wo mich kein Fallmanager mehr ernsthaft in
einen Job wird vermitteln wollen. Sehen Sie, aber so zweimal die
Woche, einen Tag die Fußmedizin ausfahren, einen anderen Tag dann
bald vielleicht im Friedrichsbau helfen, das ist ok und reicht dann
auch, dann bleiben mir immer noch 5 volle Tage die Woche, an denen
ich machen kann, was ich will. Wäre das Verhältnis umgekehrt, und
ich hätte nur 2 Tage zur freien Verfügung, das würde ich heute gar
nicht mehr aushalten, da würde ich dran zugrunde gehen oder
wahnsinnig werden. Und holen wir mal den spitzen Bleistift herbei.
Rechne ich zusammen, das Geld als Fußarzneimittel-Lieferant, dann
das Alg2 plus dann vielleicht noch das Geld als Bühnenräumer
samstags im Friedrichsbau, dann komme ich im Monat ganz locker
auf einen Verdienst, der erheblich über dem liegt, was ich für einen
blöden Hilfsarbeiterjob bekäme, den mir diese Verwaltungshengste
zuweisen würden, wo ich dann auch noch jeden Tag hinmüsste. Zum
Glück dürfen die das mit mir aus Gesundheitsgründen ja nicht mehr
machen. So kann ich mir das alles schön einteilen und falls ich
wirklich einmal keine Lust mehr zu einem der Hilfsjobs habe, dann
kann ich von heute auf morgen aufhören. In diesen Topf habe ich jetzt
die bald noch folgenden Einnahmen durch die Briefmarkenverkäufe
noch gar nicht einbezogen und schon gar nicht Kalays Einkünfte, die
sie ja ohnehin voll selbst behalten soll. Sehen Sie, Kayla hat ja von
ihrem Geld einen Großteil des Autos bezahlt, ich würde ihr diesen
Anteil gerne von meinem Geld wieder ausgleichen, aber das möchte
sie nicht. Gut, sie nutzt das Auto ja nun auch richtig, wo sie ihren
Führerschein hat. Naja, ich werde ihr deshalb auch nicht weiter auf die
Nerven gehen, wenn sie das nicht will, dann lassen wir es eben so.

Immer mehr Firmen stehen vor der Pleite. Hier in der Nähe gibt's eine
kleine Gummifabrik, die immer nur eine kleine Klitsche war, wie man
so sagt. Immerhin konnte die sich 59 Jahre lang halten und macht jetzt
in wenigen Wochen, kurz vor ihrem 60. Jubiläum doch zu. Zu ihren
besten Zeiten hatten die mal 75 Arbeiter, das war vielleicht zwischen
1965 und 1975, dann wurde es etwas weniger und in den letzten 5
Jahren waren es vielleicht noch 25 Leute, die dort Arbeit fanden. Die
Anlage besteht aus 4 alten Backsteinhallen kleiner bis mittlerer Größe
und einem Verwaltungsgebäude, was mehr wie ein normales 3-
Familienhaus aussieht. Eine von den Hallen steht aber bestimmt schon
seit 10 Jahren ungenutzt herum. Ein Bekannter hier aus dem Haus
arbeitet dort, daher weiß ich das alles. In den letzten Jahren haben die
vorwiegend solche Dichtungsgummiringe hergestellt, wie sie in
Abwasser-Kunststoffrohre zum Zusammenstecken an den Übergängen
zum jeweils nächsten Rohr kommen und solche Gummidinger, die
zwischen Rohrschellen zum Befestigen von Rohrleitungen an Wänden
und Decken kommen. Ich glaube diese Gummidinger zwischen den
Rohrschellen und dem eigentlichen Rohr sollen wohl Erschütterungen
mildern. An sich werden solche Produkte auch heute noch gebraucht,
oder gerade heute, weil man solche Gummidinger früher, vor
vielleicht 20 Jahren, doch gar nicht kannte oder verwendete, da
wurden die Rohre in die Schellen doch ohne Gummi eingehangen.
Trotzdem machen die Ende Juli zu. Der Bekannte hat mir erzählt, dass
eine Konkurrenzfabrik aus Tschechien deren Produktpalette und
gleich auch alle Kunden übernommen habe. Die Tschechen können
die gleichen Gummisachen zu 40 % des hier üblichen Preises
herstellen und dann fragt keiner mehr nach weiteren Dingen, nur das
zählt. Ich meine, ich hatte im Prinzip nichts davon, ob diese Fabrik
weiter arbeitet oder nicht, aber trotzdem finde ich es sehr schade,
wenn ein solches alt eingesessenes Unternehmen auf dem Tablett der
europäischen Vergrößerung hingerichtet wird. Je nachdem wie der
Wind stand, konnte man hier manchmal einen leicht süßlich-bitteren
Gummigeruch wahrnehmen, das wird sich dann ja bald ändern. Die
Ökodackel wird's freuen, für die zählt ja nur der Wegfall der
Emissionen, der Wegfall der Arbeitsplätze interessiert die nicht. Mir
wird der gelegentliche Gummigeruch fehlen.

Von den Wiesen unterhalb des Heimbergs starten in jüngster Zeit
häufig Heißluftballone. Also ich finde das sehr interessant und seit ich
vor vielleicht 8 Jahren einmal gegen eine Gebühr mitgefahren bin, bin
ich ein absoluter Fan dieser Fortbewegungsart. Als ich damals
mitfuhr, war das aber nicht von dort aus, sondern wir waren draußen
von den großen Wiesengebieten um Ostfildern gestartet. Das war ein
Privatveranstalter, also eine Firma, die damit ihr Geld verdient,
wogegen hier das ein Club ist. Aber hier von den Heimberg-Wiesen
finde ich persönlich es noch viel  schöner. Ich war schon öfters
zuschauen und hoffte schon auf eine Gelegenheit, vielleicht für eine
kleine Gebühr zusammen mit Kayla einmal mitfahren zu können, aber
bislang durften nur Mitglieder des Clubs mitfahren. Nun habe ich
gehört, dass die im Juli wahrscheinlich dort einen Tag der offenen Tür
veranstalten und dann gibt es bestimmt eine Möglichkeit, gegen
Gebühr mitzufahren. Wissen Sie, mit meiner angeschlagenen
Finanzlage, wie sie noch letzte Woche herrschte, wäre ich nie auf die
Idee gekommen, aber jetzt wo einiges Geld von den
Briefmarkenverkäufen reinkommt, werde ich für diesen Zweck davon
gerne 20 bis 50 Euro für eine 2 Personen-Mitfahrt abzweigen. Das ist
einfach wunderbar, dort wie auf einem Thron über die Landschaft zu
gleiten, in absoluter Ruhe, die nur ab und zu vom Aufflammen des
Brenners und dem Piepen des Navigationsgerätes und des
Höhenmelders unterbrochen wird. Falls Sie das noch nie gemacht
haben, kann ich es Ihnen nur wärmstens empfehlen, Sie werden es mit
Sicherheit nicht bereuen und ich bin davon überzeugt, danach werden
Sie ebenso ein Fan davon sein, wie ich. Getreu einem alten Schlager
„Wenn ich einmal reich wär..." würde ich dann Mitglied in einem
solchen Heißluftballon-Club, weil das hat mich damals so fasziniert,
dafür könnte man vieles vergessen. Aber keine Angst, wegen der
zusätzlichen Einnahmen aus dem bald folgenden Briefmarkenverkauf
werde ich jetzt nicht leichtsinnig und Mitglied in einem solchen Club.
Dazu ist mir dieses Geld zu schade, trotz der hohen Begeisterung für
diese Sache. Vielleicht ein- oder zweimal eine Mitfahrt zusammen für
Kayla und mich, das ja, aber eine ständige Mitgliedschaft in einem
solchen Club nicht, dazu ist mir dieses Hobby zu teuer oder anders
gesagt, das Geld zu schade und die Einnahmen aus den
Briefmarkenverkäufen sind leider nur eine einmalige Sache. Wenn ich
den Stand von ungefähr 1997 in Euro umrechne, das war, als ich diese
Ballonfahrt mal mitgemacht hatte, dann dürfte dieses Hobby pro Jahr
im günstigsten Fall etwa 2.000 Euro verschlingen, das ist für mich
undenkbar. Das würde ich vielleicht dann wagen, wenn ich ein
regelmäßiges Einkommen von mindestens 2.000 Euro pro Monat
hätte. Dann könnte man eine solche Summe abzweigen, so aber nicht.
Man muss sich im Leben auch immer einige Träume offen halten,
selbst dann, wenn man weiß, dass man sie sich nie wird erfüllen
können.

Kayla sieht man sehr selten richtig wütend, eigentlich nie. Selbst bei
Missgeschicken, die mir schon manchmal die Zornesröte ins Gesicht
treiben und so manchen giftigen Spruch entgleiten lassen, verzieht sie
etwas die Mine und nimmt es eher gelassen hin. Aber so wütend, wie
am letzten Mittwoch habe ich sie zuvor noch nie gesehen. Es klingelte
an ihrer Wohnungstür und wir befanden uns beide gerade in ihrer
Wohnung. Sie öffnete und an der Tür stand ein asiatisch aussehender
Mann, vermutlich ein Landsmann von ihr, schätzungsweise um die 40
Jahre alt, und fragte Kayla etwas auf Thai, was ich natürlich nicht
verstehen konnte. Kayla winkte ab und wollte dann sogleich die Tür
zumachen. Der Mann rief aber dann mit überhöhter Lautstärke und in
wohl bösem Ton etwas hinterher. Daraufhin explodierte Kayla
förmlich und knallte dem eine lautstarke Predigt in Thai um die
Ohren, so etwas habe ich an ihr noch nie gesehen. Der grunzte
daraufhin nur noch einige wenige kleinlaute Worte und verschwand.
Da ich von alledem natürlich kein Wort verstanden hatte, fragte ich
Kayla, was der denn wollte und was er gesagt hat. Kayla erzählte, dass
dies ein Idiot gewesen sei, der behauptet hätte, dass Kaylas Bruder
derzeit in Bremen weile und sie ihn dringend besuchen müsse. Ich
weiß nicht, ob ich es Ihnen schon mal erzählt habe, aber Kayla hat ja
mit ihrer ganzen früheren Familie gebrochen, auch mit ihrer alten
Heimat Thailand, wo sie nach eigenen Angaben zeitlebens nie mehr
hin will. Nun kommt ein dahergelaufener Kerl, den sie in ihrem
ganzen Leben noch nie gesehen hat, und verlangt von ihr, dass sie
extra nach Bremen fahre, nur um sich mit ihrem dort kurzzeitig
weilenden Bruder zu treffen. Sie hat mir dann erzählt, das dieser
Bruder tatsächlich existiere und 8 Jahre älter sei, als sie und zur See
fahre. Wie es der Zufall wohl will, hat ihn sein Beruf nun für einige
Tage nach Bremen oder Bremerhafen verschlagen und Kayla fragt
sich, woher der überhaupt wissen kann, dass sie jetzt in Stuttgart
wohnt, da sie es niemals dem Bruder oder anderen früheren
Verwandten mitgeteilt hat. Das gefällt ihr sichtlich gar nicht. Der
verrückte Kerl, also dieser Bote, der hier an ihrer Tür war, wäre dann
mit Worten noch aufdringlich geworden, dass es ihre Pflicht sei, dem
Wunsche des Bruders nach einem Treffen nachzukommen. Da habe
sie den aber abserviert und sie sagte, wenn der noch mal hier im
Hause auftauchen würde, dann würde sie ihn erschlagen. Nun hoffe
ich nicht, dass das ernst gemeint war, sondern mehr nur eine Form
ihres Wutausbruchs über seine unverschämte Art, ihr Vorhaltungen
darüber machen zu wollen, was ihre Pflicht sei. Aber irgendwie hatte
dieses Ereignis sie doch mehr mitgenommen, als sie anfangs zugeben
wollte, denn am gleichen Abend traute sie sich kaum noch in ihre
eigene Wohnung und hat sich während der Nacht dauernd regelrecht
an mich geklammert und zwischendurch immer wieder nachgesehen,
ob keiner des Weges kommt. Also irgendwie schon komisch. Jetzt,
einige Tage später, ist alles wieder normal und als ich dieses Thema
noch einmal aus Neugierde aufgreifen wollte, hat sie sofort
abgewiegelt und gesagt, dass sie darüber nicht mehr sprechen wolle.

Diese geldgierigen Behördenhunde! Erhalte ich doch tatsächlich ein
achtseitiges Schreiben plus vierseitigem Fragebogen von einem
angeblich für mich zuständigen Fallmanager. Darin heißt es, durch
eine Kontrollmitteilung anderer Behörden habe man davon Kenntnis
erhalten, dass ein neues Auto auf mich angemeldet wurde. Nun will
man in dem Fragebogen wissen, wie viel das Auto gekostet hat und
woher ich das Geld dafür hatte. Es wird weiterhin in einem sehr klein
gedruckten Erläuterungstext auf der Rückseite beschrieben, dass im
Allgemeinen ein Auto bis zu einem Wert von maximal 5.000 Euro
behalten werden darf, ein Fahrzeug höheren Wertes müsse aber
verkauft werden und dann dürfe man sich von dem Erlös unter
bestimmten Voraussetzungen ein anderes Gebrauchtauto unter diesem
Wert anschaffen und den verbleibenden Rest bekomme man
sozusagen vom Sohi-Alg-Geld abgezogen, um es zum
Lebensunterhalt mit zu verwenden. Nun wird es aber kompliziert.
Was das Auto gekostet hat, muss ich mit einer Kopie des
Kaufvertrages nachweisen. Vom Kaufpreis her lagen wir bei dem
VW-Golf ja knapp unter 5.000 Euro, wie Sie sich vielleicht erinnern.
Schwierig wird aber nachzuweisen, dass ich ja selbst davon nur den
geringeren Teil getragen habe und dass Kayla den größeren Teil
bezahlt hat, weil der Wagen wegen der günstigeren
Versicherungsprämie auf mich zugelassen wurde und da Kayla zum
Kaufzeitpunkt selbst noch keinen Führerschein hatte. Die Beamten
schauen ja nur stur danach, auf wen der Wagen zugelassen ist. Da
muss ich also einen Aufsatz schreiben und beifügen, wie das alles
genau abgelaufen ist und wie sich das verhält. Auch den Namen von
diesem Heini, der sich plötzlich als mein Fallmanager ausgibt, habe
ich zuvor noch nie gehört. Wahrscheinlich wechseln die wöchentlich.
Ein Herr Brkic ist nun zuständig. Ich habe mich nicht verschrieben.
Soweit sind wir nun schon, dass Leute, die Brkic heißen, uns
Vorschriften machen, uns kontrollieren, uns auf der Nase
herumtanzen! Das ist eine grenzenlose Schweinerei. Ich habe nichts
gegen Ausländer, wie Sie selbst wissen, siehe die hervorragende
Beziehung zu Kayla, aber dass man jetzt schon vor solchem Gesindel
wie Brkic's Rechenschaft ablegen soll, da hört der Spaß auf! Man hört
doch schon am Namen, dass dies mit Sicherheit einer aus dem
ehemaligen Jugoslawien oder dieser Umgebung ist. Man sollte mit der
Axt in diese Behördenstuben schlagen, würde jetzt wieder ein alter
Bekannter von mir sagen! Nein, was ist nur aus Deutschland
geworden? Es wird aufgefressen und unterwandert. Aber was bleibt
mir übrig? Ich kann ja schlecht zurückschreiben, dass ich mich von
einem Brkic nicht ausfragen und kontrollieren lasse. Trotzdem kriege
ich bei so was einen Hals vom Ausmaß eines mittleren
Industrieschornsteines. Diese Lümmel haben doch nur ihren Spaß
daran, wenn sie unsereins durchnudeln können. Was ist zu tun, was
kann man tun? Die haben mir natürlich auch eine Frist gesetzt, bis
Ende des Monats muss ich das schon ausgefüllt zurückgeschickt
haben, also komme ich wohl nicht daran vorbei.
Was meinen Sie, was diese Burschen mir erst schreiben würden, wenn
die von den Briefmarken wüssten? Oje, die würden mir doch gleich
weg den vollen Ertrag daraus abziehen, indem sie mir für mehrere
Monate das Geld sperren. Ich wäre ja schön dumm, wenn ich denen
gegenüber auch nur eine Silbe von den Briefmarken erwähnen würde.
Unterdessen ärgert mich die Vorgehensweise bezüglich des Autos
schon heftig, aber nicht in der Sache, da bin ich überzeugt, dass wir
das so hingedeichselt bekommen, dass die mir nichts anhaben können.
Was mich daran ärgert ist der Aufwand, den man mir damit wieder
aufbürdet und zudem dass man nun schon von solchen Figuren, wie
Brkic's, kontrolliert wird. Kayla hat schon gesagt, dass sie sich immer
darüber wundert, wie viel und was alles hier in Deutschland
kontrolliert und vorgeschrieben wird. Würde eines Tages rosafarbenes
Toilettenpapier staatlich vorgeschrieben, so kämen sicherlich auch
noch Kloprüfer unangemeldet ins Haus, die das überprüfen. Die Leute
können mir alle erzählen, was sie wollen, aber seit der sogenannten
Wiedervereinigung hat „unser" Deutschland leider auch viel von dem
kommunistischen Bespitzelungswesen übernommen und das
verbreitet sich wie eine Seuche immer mehr in diesem Land. Ich will
damit jetzt nicht einfach den schwarzen Peter für all solche
Maßnahmen auf die Bürger der neuen Bundesländer schieben, das
wäre zu einfach und großer Unsinn obendrein, aber eine gewisse
Grundhaltung solchen Methoden gegenüber hat sich seit dem
Mauerfall hinaus ins Land getragen oder wurde, besser gesagt, ins
Land gestreut. Wenn Leute in Behörden- oder Parteipositionen von
solchen Grundhaltungen unterwandert beziehungsweise angetan sind,
dann ist das schon ein erheblicher Schritt auf dem Weg in den
lückenlosen Überwachungsstaat und die Zerstörung jeder Freiheit.
Früher wurde auch vieles kontrolliert, aber doch längst nicht solch
eigentlich harmlosen Sachen. Man erfindet ja fast täglich neue Dinge,
die vom Staat auch noch bespitzelt werden, genau wie in der alten
DDR. Wenn das so weitergeht, dann gibt es hier bald einen
Volksaufstand, bei dem fast alle Politiker aus dem Land getrieben
werden. Die meisten von denen tun doch nur noch etwas für andere
Länder und Völker, aber nichts mehr fürs eigene Volk. Die freuen
sich, wenn sie sich in der EU als große Gönner und die Gutmenschen
schlechthin aufplustern können.

Auch kleine Geschenke und Gewinne können große Freude machen.
Das beweist ein Hochzeitsgeschenk, welches mein Autobekannter und
seine Griechin während der Hochzeitsveranstaltung vom
Getränkelieferanten des Gasthauses überreicht bekamen. Und zwar
mehr symbolisch wurde eine einzelne 1-Liter-Kunststoffflasche
Mineralwasser überreicht. Da schmunzelten schon viele Gäste und
dachten, es ist ein knauseriger Spender, der noch in aller
Öffentlichkeit groß herausstellt, dass er eine Flasche Mineralwasser
schenkt. Aber der Getränkelieferant holte dann zu einer kurzen Rede
aus, die zum Teil auch Werbung für sein Unternehmen war. Es ist also
nicht nur diese eine Flasche Wasser, aus der das Geschenk besteht,
sondern eine Flasche pro Tag und das ein ganzes Jahr lang! Da kommt
schon einiges zusammen. Dieses Sprudel wird von dem
Getränkedienst dann auch noch vor der Haustüre angeliefert. Natürlich
nicht täglich, sondern einmal pro Monat rückt der Getränkewagen dort
an und stellt so viele volle Kästen bei denen ab, wie für den nächsten
Monat nötig sind, wenn man eine Flasche pro Tag rechnet. Zugleich
betonte der Redner, dass er diese Mineralwassermarke aus der Eifel
auch hier bekannter machen möchte und sie hier in größeren Mengen
absetzen kann. Das Wasser dürfte also demnach aus Ihrer Heimatnähe
stammen und trug hellgrüne Etiketten, war in solche großen 1-Liter-
Plastikflaschen abgefüllt, die ihrerseits in schwarzen Kunststoffkästen
angeliefert wurden. Es ist aber nicht Apollinaris oder Gerolsteiner, die
kenne ich und die haben andere Etiketten. Der Getränkelieferant war
wohl auch deshalb so großzügig, weil mein Autobekannter von dem in
seinem Laden einen Getränkeautomaten stehen hat, wo man gekühlte
Coladosen und so was dran ziehen kann, wenn man auf sein Auto
wartet. Aber die Hochzeit, von der ich Ihnen neulich kurz berichtete,
war eine sehr angenehme Hochzeit, also aus meiner Sicht jedenfalls.
Ich weiß nicht recht, wie ich das beschreiben soll. Wissen sie, alles
ging sehr ruhig und harmonisch, ja geradezu gemütlich zu, ohne
übertriebenen Pomp und solch verrücktes Gehabe, wie es heute viele
durchführen. Kein Gewerfe mit Reis oder Konfetti, keine
Böllerschüsse, keine Brautentführung und all solche Ausgeburten des
Schwachsinns. Solchen Mist gab es rein gar nicht. Einziger vielleicht
übertriebener Punkt war das Aufspielen einer Musikband, die etwa
anderthalb Stunden lang wirklich gute Musik darboten, teils auch zum
Tanzen, für diejenigen, die das können. Kayla und ich sind absolute
Nichttänzer unter dem Himmel. Die Eltern der Braut, die Griechen,
waren natürlich auch da, sehr grundsolide und nette Leute übrigens.
Also früher sagte man oft, schau dir die Eltern genau an, dann weißt
du ungefähr wie die Braut in 20-30 Jahren sein wird. Das sollte man
sicher nicht so verallgemeinern, aber macht man es, dann hat mein
Bekannter mit der Frau sicher einen guten Fang gemacht. Wissen Sie,
das sind keine überheblichen Affen, wie man sie heute oft antrifft, die
in ihrem eigenen Anspruchsdenken untergehen, nein, es sind wirklich
sehr vernünftige Leute, die mit beiden Beinen im Leben stehen und
trotzdem für vieles offen sind. Kayla und ich, wir haben uns angeregt
mit denen unterhalten, also wirklich, sehr guter Eindruck. Auch die
Braut selbst glänzte durch ihr nettes Wesen und sie scheint
überdurchschnittlich intelligent und vielseitig gebildet zu sein und mit
vielen Begabungen ausgestattet. Da stören ihre schlechten Augen nun
wirklich nicht. Das scheint in Griechenland eine Art Volkskrankheit
zu sein, mit den Augen, jedenfalls trugen auch beide Elternteile
ähnlich kräftige Glasmaschinen als Brille auf ihrer Nase und der Vater
sagte, dass in Griechenland der europaweit größte Anteil von
Brillenträgern wohne, weil über 70 % der Bevölkerung schon von
Kind an Probleme mit den Augen hätten. Die Frau fügte dann so halb
als Witz hinzu, das läge an der schönen Landschaft dort, die Leute
wären davon geblendet. Mütter sind ja meist bei Hochzeiten besonders
gerührt und schwelgen gerne in alten Zeiten, als sie selbst in dieser
Situation waren. Die Brautmutter erzählte dann, dass ihre Tochter,
also die jetzige Braut, schon seit über 15 Jahren immer vergeblich
einen Mann gesucht habe, aber nie wäre der Richtige dabei gewesen.
Hier bei meinem Bekannten hätten alle gleich gespürt, der ist es! Naja,
warten wir mal ab, Sie wissen ja, ich hegte so meine Bedenken, weil
die sich erst 2 Monate zuvor kannten. Trotzdem war das auf dieser
Feier eine Stimmung, als würden die sich alle schon 100 Jahre
kennen, da muss es irgendwie innere Verbindungen oder so was
geben, die man so nicht nachvollziehen kann, meinte Kayla, die ja aus
ihrer Heimat ein wenig an solche etwas übersinnlichen Drähte
zwischen Menschen glaubt, auch zwischen solchen, die sich nie im
Leben wirklich begegnet sind und die vielleicht 5.000 Kilometer weit
auseinander wohnen. Nein, aber die Braut, ich sagte es schon, hat
viele Fähigkeiten. Sie muss wohl eine exzellente Köchin sein, obwohl
sie sehr schlank ist. Früher galt ein dummer Spruch, das schlanke
Köche nichts taugen, aber das ist natürlich Unfug. Ich weiß, ich
bediene damit gleich wieder ein altes Klischee, dass man bei Frauen
gleich wieder die typischen Eigenschaften wie Kochen, Haushalt,
Nähen, Kinder großziehen u.s.w. in den Vordergrund stellt, aber da
kann ich dann gleich kontern, denn diese Frau soll auch ein Ass in
Buchhaltung und Finanzverwaltung sein. Naja, Buchhaltung, das
könnte mein Bekannter in seinem Autobetrieb schon gut gebrauchen,
denn da blickt er selbst nie durch, das ist bei dem Kraut und Rüben. Er
sammelte deshalb schon mehrere Rügen von Betriebsprüfern des
Finanzamtes, die an seiner Buchhaltung bei Stichproben verzweifelt
waren. Und zusätzlich ist sie wohl auch noch handwerklich geschickt,
da ihr Hobby neben Malen auch noch das Restaurieren alter Möbel ist.
Besonders die Arbeit mit Holz in jeder Form habe es ihr angetan,
schon seit der Kindheit.

Was mag ein Hang-Doktor sein? Vielleicht ein Psychologe oder
Psychiater, der den Leuten einen bestimmten, als ungut geltenden
Hang zu irgendwas austreibt? So stand ich leicht erheitert vor einem
Rätsel, als ich den Begriff diese Tage zum ersten Mal gelesen habe.
Aber nein, man hat wohl sehr große Hohlräume in einem bebauten
Hang im Bereich der Karlshöhe festgestellt. Man sieht sie außen nicht,
aber eine Forschungsgruppe von Studenten hat das mehr zufällig
entdeckt, als sie für andere Zwecke den Boden mit Infraschallsonden
abgetastet haben. Nähere Folgeuntersuchungen eines Instituts haben
dann ergeben, dass einige Häuser dort Gefahr laufen einzustürzen,
weil ein Stück des Hangs ab- oder eher einzubrechen droht. Sie
können sich vorstellen, die Aufregung bei den Hauseigentümern ist
groß und auch die Ungewissheit, weil man an keinem einzigen der
Häuser bislang überhaupt irgendwelche Vorschäden ausmachen kann.
Normalerweise gibt es an den Häusern dann auch Risse und
dergleichen, aber das Institut beschwört, dass die Gefahr sehr groß sei,
da sich innerhalb des Hanges, vielleicht in einer Tiefe von 20 Metern
unter den Häusern, schon ein erheblicher Hohlraum von mehreren
Metern Größe gebildet habe. Man vermutet Ausspülungen als Ursache
dahinter, die dadurch entstanden sind, dass man vor ungefähr 10
Jahren dort die ganze Oberflächen-Entwässerung geändert hat und
dabei falsch vorgegangen sei. Das Wasser suche sich nun teilweise
selbst neue Wege, anstatt ausschließlich die vor 10 Jahren
eingebrachten Drainage-Rohrsysteme zu nutzen und habe dabei
sozusagen alte unterirdische Wasserläufe wieder entdeckt, die
inzwischen zu einem gefährlichen Ausmaß ausgespült wurden. Dazu
muss man wissen, dass es schon seit mindestens 40 Jahren dort am
südlichen Ende der Karlshöhe im Bereich der Hasenbergsteige und
der Hohentwielstraße, etwas weiter weg ein sogenanntes See-
Wasserwerk gibt, welches alte Entwässerungsabläufe der Karlshöhe in
einem See zusammenfasst, darin sammelt und dann zur
Trinkwassergewinnung nutzt, da dieses dort zusammenlaufende
Wasser eine hervorragende Qualität aufweist. Man vermutet, dass
auch dessen Zuläufe irgendwie zumindest teilweise eine Rolle spielen.
Nun habe man einen sogenannten Hang-Doktor aus Chur in der
Schweiz ausfindig gemacht, der könne Problemlösungen anbieten.
Der Mann habe weltweit schon mehrere hundert ähnliche Probleme
erfolgreich gelöst, ohne dass Häuser, Straßen u.s.w. ernsthaften
Schaden nahmen oder gar abgerissen werden mussten. Nur hakt es
derzeit an einem gravierenden Problem, wie so oft, am Geld. Wie man
sich denken kann, kennt der Mann seine Qualitäten und lässt sich die
fürstlich bezahlen. Der sagt sich wohl, dass durch seine Arbeit
mehrstellige Millionenschäden vermieden werden, dann soll er
wenigstens einen Bruchteil dieser eingesparten Kosten für sich
beanspruchen. Die Kassenlage der Stadt ist jedoch nicht die beste und
man scheut hier weitere Millionenausgaben. Andererseits ist die Stadt
hier irgendwie in der Verantwortung, da sie damals die Abänderungen
der Oberflächenentwässerung veranlasst hatte, die letztendlich erst zu
diesen Problemen führten. Die versuchen natürlich die Verantwortung
auf andere abzuschieben, indem sie sagen, dass sie ja nur die
Auftraggeber waren und die Fehler wären von einem Planungsbüro
oder der bauausführenden Firma gemacht worden. Beide kann man
aber heute nicht mehr belangen, da das Ingenieurbüro, welches die
Planungen seinerzeit machte, schon 1996 pleite gemacht hat und
aufgelöst wurde. Die ausführende Baufirma war damals ein großes
Tiefbauunternehmen mit bundesweit 800 Beschäftigten und wurde im
Jahre 2000, im Rahmen der Gesundschrumpfung neu firmiert, zu
einem kleinen, regionalen Unternehmen mit aktuell nur noch 17
Beschäftigten. Also genau genommen gibt es diese Tiefbaufirma von
damals gar nicht mehr. Die Bürger sehen darin allerdings mehr ein
grundsätzliches Problem, denn die Stadt hatte damals die Idee, die
Oberflächenentwässerung in diesem Bereich völlig zu verändern, sei
also durchaus der Auslöser der Misere. Es habe seinerzeit keine
Hinweise oder Erfordernisse von außen gegeben, die eine
Veränderung der alten Oberflächenentwässerung notwendig gemacht
hätten. Das sei mehr eine spontane Idee der Stadtverwaltung gewesen.
Es wurden auch schon Stimmen laut, dass der damalige Leiter des
zuständigen Abwasserverbandes bei der Stadt auf diese Weise
befreundeten Unternehmern Aufträge künstlich zugeschoben hat. Der
Mann ist heute, wie soll es anders sein, natürlich auch nicht mehr zu
belangen, da er schon seit 1995 im Ruhestand ist und angeblich seit
einigen Monaten geistig verwirrt in einer Alters-Residenz in Bad
Cannstatt lebe.

Auch hier bei uns in der Wohngegend ist wieder einiges los.
Allerdings mehr im Verborgenen. Wie Sie vielleicht wissen, befinden
sich hier mehrere große Wohnblocks, die zwischen 1955 und 1965
entstanden, die stellenweise von schönen grünen Wiesen durchsäumt
werden. Im Wechsel zwischen, jedoch meistens hinter den Häusern
sind die Wiesen. Diese rückwärtigen Wiesen werden am Ende wieder
von Hecken und kleinen Baumreihen begrenzt. Auf der
gegenüberliegenden Straßenseite stehen dann aufgelockert in sehr
großem Abstand zueinander vereinzelt ähnliche Wohnblocks und an
den kleinen abzweigenden Seitenstraßen gibt es, ebenfalls
aufgelockert von kleinen Wiesenflächen, Einzelhäuser, also das sind
Ein- bis Vierfamilienhäuser. Auch die Wohnblocks sind keine
Hochhäuser, um da keine falschen Vorstellungen zu wecken, das sind
halt große Mietshäuser mit 2 bis 5 Obergeschossen, teils mit kürzeren
L-, U- oder T-förmigen Quertrakten und weiter vorne ist ein einzelnes
mit 6 Obergeschossen. Von den seitlichen kleineren Häusern, also
diesen Ein- bis Vierfamilienhäusern von den schräg gegenüber
liegenden kleinen Seitenstraßen, wurden in den letzten beiden Jahren
zahlreiche an Privatpersonen verkauft. Die gehörten bis dato einer
Wohnbaugenossenschaft, die sich aber nun von solchen kleineren
Häusern verabschieden will, weil der Verwaltungsaufwand für viele
kleine Häuser im Verhältnis zum Ertrag zu groß wäre. Nun bin ich
kein Immobilienfachmann, aber wie man mir sagte, wurden diese
Häuser sehr günstig verkauft, dafür aber zuvor nicht renoviert. Sie
können sich vorstellen, dass sich da von 1965 bis heute einige Mängel
angestaut haben. Wenn dafür der Kaufpreis stimmt, dann ist das ja
auch sicherlich in Ordnung und die Käufer wussten das, wenn auch
vielleicht nicht jeder Mangel im einzelnen schon im Voraus bekannt
war. Jetzt beginnt, angestachelt von einigen Einzelkäufern, jedoch das
große Theater, eben wegen dieser Mängel und man stellt sich
verwundert und getäuscht, dass in die Häuser erst einmal viel Geld
rein gesteckt werden muss, um sie auf den heutigen Stand zu bringen.
Besonders ein Herr Schirmer hat sich zum selbsternannten Sprecher
der Käufer erhoben und versucht nun alle Käufer aufzuwiegeln, weil
sogar Mauerwerks- und Dacharbeiten nötig wären und weil sogar die
teure Heizungsanlage erneuert werden müsse, auf all dies sei man
zuvor nicht explizit schriftlich einzeln hingewiesen worden. Wie
schon gesagt, dass solche Arbeiten zu erwarten sind, bei einem Haus
welches vor 1965 gebaut wurde und an dem seither nicht mehr viel
gemacht wurde, dass weiß doch sogar ich als Nichthäusle-Besitzer
und wenn dann im Vertrag allgemein auf Mängel hingewiesen wurde
und eine Haftung dafür ausgeschlossen wurde, dann muss das sicher
genügen. Die verkaufende Gesellschaft hat schon im Radio gesagt,
dass die meisten Käufer sogar vor dem Kauf eigens mit Gutachtern
angerückt wären und den Zustand des jeweiligen Hauses bewerten
ließen, da hätte dieser Gutachter denen doch schon sagen müssen,
welche größeren Mängel im einzelnen zu beheben sind und der hätte
auch gesagt, dass der überaus günstige Preis diese Mängel ja
berücksichtigt, denn sonst wäre er nicht so günstig. Beispiel Heizung.
Wenn selbst ich als Laie doch schon sehe, dass dort noch eine
Heizungsanlage von 1965 sich abmüht, die Bude warm zu kriegen,
dann wird mir sofort klar, dass die sofort gegen eine modernere
ausgetauscht werden muss, wegen Verschleiß und auch weil doch
heute ganz andere Umweltauflagen gelten, die von diesen Uralt-
Apparaten nicht mehr zu erfüllen sind. Geschweige denn diese
Gutachter, die ja Fachleute sind und täglich mit solchen Dingen zu tun
haben, die hätten solche Dinge doch schon ohne hinzugucken ertasten
können. Man muss außerdem immerhin bedenken, die Häuser stehen
in einer Großstadt, in Stuttgart und nicht irgendwo auf dem Lande, wo
ganz andere, billigere Immobilienpreise gelten. Meine Vermutung ist,
dass hinter diesem ganzen Theater eine Finte steckt, um Geld zurück
zu verlangen. Leute, wie dieser Schirmer werden sich gedacht haben,
dann kaufe ich erst einmal zu dem ohnehin schon günstigen Preis,
damit habe ich das Haus sicher und mache später einen Haufen
Mängel geltend, wodurch ich dann von dem Geld wieder etwas
zurückerstattet bekomme und das Haus damit unter dem Strich noch
billiger habe und mit diesem Geld schon die Renovierung größtenteils
finanziert kriege. Ich weiß nicht, manche Leute stellen sich dümmer
als kleine Schulbuben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass die
ernsthaft geglaubt haben, die Mängel werden nicht so schlimm sein,
da könne man direkt einziehen und alles lassen, wie es ist? Wer Wurst
anfasst, der darf sich nicht wundern, wenn er fettige Finger bekommt,
sage ich immer.

Ich komme nicht umhin, auch wieder das in der letzten Zeit viel
strapazierte Thema Auto anzuschneiden. Die Erfahrungen mit dem
VW-Golf-Variant werden mehr und nun hatten wir mal versucht,
bewusst ganz sparsam zu fahren. Nicht in der Form, dass wir als
lebendiges Verkehrshindernis unterwegs waren, aber in Form der
Selbstbeschränkung, auf Autobahnen nicht schneller als 120 km/h,
außer vielleicht kurz beim Überholen von LKW oder erheblich
langsameren Fahrzeugen, damit der Überholvorgang schneller ging, in
der Stadt wo möglich 60 km/h im vierten Gang, in 30iger -Zonen 40
km/h im dritten Gang, auf Landstraßen etwa 90 km/h und immer
frühzeitig hoch schalten. Auf diese Weise haben wir dann eine ganze
Tankfüllung lang uns daran gehalten. Sie glauben es nicht, aber
obwohl der Wagen ja ganz gewiss kein Kleinwagen ist, aber wir
haben rein rechnerisch so exakt nur 4,4 Liter auf 100 km/h verbraucht!
So muss man sich ernsthaft fragen, wozu um alles in der Welt soll
man sich noch ein Schrumpfauto vom Ausmaße eines Smart o.ä.
kaufen, wenn man die gleichen niedrigen Verbräuche mit einem Auto
hinbekommt, wo richtig Platz drin ist? Und billig ist so ein komischer
Smart ja auch nicht, also ich meine jetzt in der Anschaffung, dafür
aber total unpraktisch, einmal ausgenommen vom Einparken, da
haben solche Winzlinge eindeutige Vorteile. Wissen Sie, wenn man
nach billigen Möglichkeiten Auto zu fahren sucht, dann stößt man
heute automatisch auch auf diese Kleinstwagen, wie Smart oder mein
früherer Suzuki-Alto war ja im Prinzip auch schon eher ein
Kleinstwagen anstatt ein Kleinwagen, obwohl er im Vergleich zum
Smart dann doch größer war, zumindest innen, da der Smart ja keine
richtige Rückbank hat. Vergleicht man nun den Kaufpreis eines
gleichaltrigen gebrauchten Smart zum Beispiel mit dem VW-Golf,
dann ist der Smart im Verhältnis viel zu teuer. Und der bietet, außer
vielleicht dem optischen Reiz des Komischen, eigentlich gar nichts,
was ihn begehrenswert macht, das ist jedenfalls meine Meinung. Der
Smart ist nach meiner Meinung weder praktisch noch wirklich
umweltfreundlich und preiswert im Unterhalt auch nicht, wenn man
sieht, wie wenig Auto man hier für dieses Geld geboten bekommt. Für
mich sind die Smart-Liebhaber Leute ohne richtigen Durchblick, die
sich nur auf Werbeschlagworte, modische Aspekte und vorgegaukelte
Umweltfreundlichkeit einschwören lassen. Wie ich hörte, beweisen
die inzwischen stark zurück gegangenen Verkaufszahlen ja auch, dass
viele Leute erkannt haben, dass der Smart eigentlich eine Luftnummer
ist. In einer Zeitung stand neulich, dass die Produktion vielleicht sogar
eingestellt werden soll, weil trotz des im Verhältnis zum Gebotenen
hohen Preises seine Produktions-Unkosten kaum gedeckt würden. Das
ist bei solchen Comic-Autos halt meistens so, die Leute, die das
wirklich toll finden, weil sie auf solche komischen Sachen abfahren,
die kaufen sich gleich am Anfang eines, wodurch dann die
Verkaufszahlen zunächst sprunghaft hoch schnellen und eine falsche
Begeisterung der Autofahrer vortäuschen. Haben aber alle diese Fans
des Komischen ihr motorisiertes Ei, dann brechen die Verkaufszahlen
in sich zusammen, weil dann wieder nur noch halbwegs normale
Autokäufer übrig sind, die für einen konstanten Absatz sorgen
könnten, die jedoch mehr überlegen und sich für diesen Preis lieber
ein richtiges Auto kaufen. Das sagt auch mein Autobekannter und der
sagt, dass dies in der Geschichte des Autobaus immer wieder mal
vorgekommen wäre. Auch in unserer heutigen Zeit sogar öfter, als
man denkt. Mein Autobekannter sagt, dass Ford ähnliche Probleme
mit dem Ford-Ka hat, der zwar durchaus mehr Auto bietet, als der
Smart, der aber auch so komisch aussieht, dass die Fans des
Komischen ihn gleich in Scharen gekauft haben und danach hat ihn
dann kaum noch einer haben wollen. Sehe ich ähnlich. Bevor wir nun
auf den VW gekommen waren, hatte ich ja schon lange mit dem Ford-
Fiesta-Diesel geliebäugelt, weil der von der Fahrzeuggröße her, vom
Unterhalt und vom Preis her für mich das Richtige gewesen wäre.
Aber ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, mir einen Ford-
Ka zu kaufen, weil ich dieses Auto absolut potthässlich, ja geradezu
widerlich finde. Ich weiß nicht, welche Designstümper Ford da hat
machen lassen, aber nach meiner Meinung ist das Auto im Vollrausch
entstanden, anders kann ich mir solche trunkene Formgebungen nicht
erklären. Und vom Preis her kostet ein gebrauchter Ford-Ka in etwa
genau soviel, wie ein etwas größerer, angenehmerer und besser
motorisierter Ford-Fiesta, der auch im Verbrauch ähnlich liegt. Mein
Autobekannter, der ja nun wirklich ein guter Fachmann ist, der hält
auch fachlich vom Smart gar nicht viel und ähnlich wenig vom Ford-
Ka. Er nennt diese Wagen immer aufgeblasene Spielzeug-Autos und
sagt, sein früheres Kettcar -Tretauto in seiner Kindheit, sei besser
verarbeitet gewesen, als diese Dinger. Naja, ich hab mir zum Glück
etwas anderes gekauft und so dieses Problem nicht.

Zum Schluss noch etwas Nahrhaftes. Als Kayla und ich neulich im
Supermarkt einkauften, entdeckte sie eine Dose mit sogenannter
Pflaumen-Marmelade mit dem etwas verspielten Namen „Aachener
Pflümli". Kayla, die ihren Geschmack schon längst für Marmeladen
entdeckt hat, kaufte dann zum Probieren eine dieser Dosen, zumal sie
gerade mit 99 Cent im Sonderangebot waren. Zuhause hat sie dann
probiert und ist seither fast schon süchtig danach, also dieses Zeug hat
es ihr ganz besonders angetan. Ich selbst habe mir auch einmal davon
ein Brot gemacht, es schmeckt nicht schlecht, aber dass ich dieser
Pflaumen-Marmelade gleich verfalle, so toll find ich's dann auch
wieder nicht. Jedenfalls die erste Dose war nach 4 Tagen leer und da
es noch immer zum gleichen Preis zu haben war, hat Kayla gestern
noch 5 Dosen nachgekauft. Sie sagte übrigens einmal, dass
Marmeladen in der hierzulande üblichen Art in Thailand gänzlich
unbekannt wären. Dort gibt es zwar auch Gelees aller Art, die wären
aber doch in der Machart grundverschieden zu dem, was man hier so
Marmelade nennt.

Jetzt mache ich für heute Schluss, sonst bekommt man nichts anderes
mehr getan. Viele sommerliche Grüße von Kayla und mir, Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Wohn-Geld" vom 01.07.2005

Sommerlich heiße Grüße.

Die Welt dreht sich weiter, auch wenn die Ereignisse einen zuweilen
überrollen wollen. Wo fange ich an?

Da kommt doch diese Tage eine Vorladung ins Behördenzentrum zu
meinem sogenannten Fallmanager Brkic, wegen des Autokaufs. Sie
erinnern sich vielleicht, der hatte mir neulich einen mehrseitigen
Fragebogen bezüglich des Autos geschickt. Gleich letzten Montag um
10 Uhr sollte ich dort hin. Das habe ich dann auch gemacht. Im
fünften Stock hat man diesen Brkic ins letzte Zimmerchen gequetscht,
was am Ende eines langen Flures noch übrig war. Ich treffe dort
pünktlich 10 Uhr ein und klopfe an der Tür, da weit und breit kein
anderer zu sehen ist. Es freute mich schon, dass es dort keine
Warteschlange gab. Auf mein Klopfen folgt keine Antwort. So klopfte
ich noch mehrmals, wieder ohne Antwort, dann bin ich einfach
eingetreten. Am Schreibtisch saß ein vielleicht 35 Jahre alter
schwarzhaariger Mann mit durchtrainiertem, kräftigen Körperbau und
finsterem Blick und der ging hoch wie eine Rakete. „Hab ich herein
gesagt?!", schimpfte er. Darauf erwiderte ich freundlich: „Ich meine
so etwas wie herein gehört zu haben." Was natürlich nicht stimmte,
aber ich wollte es mir nicht gleich von Anbeginn an mit dem
verderben und konnte es so als Irrtum darstellen. Dann schob ich
meinen Namen nach und zeigte die Vorladung hoch. „Herein haben
ich nicht gesagt! Aber jetzt wo sie einmal sind da, setzen sie sich
dahin.", grunzte er missmutig in leicht holperigem Deutsch hinterher
und wies mir einen Stuhl am gegenüberliegenden Ende seines
Schreibtisches zu. Während ich mich dorthin setzte, packte er ein stark
nach Zwiebeln stinkendes Brötchen aus und biss einen großen Happen
dort raus. „Normal heißt herein nur herein, wenn ich sage herein!",
rülpste er mit vollem Mund in bestimmendem Ton. Vor ihm auf dem
Tisch stand ein Namensschild „Bogdan Brkic", also war das dieser
Typ und sein Erscheinungsbild passte zu dem, was ich vermutet hatte,
wie die Faust aufs Auge. Typisch meiner Vermutung folgend, das
muss ein Ex-Yugo sein. Wissen Sie, Yugos erkenne ich meist sofort
am Aussehen, vor allem am Gesicht. Ich weiß, Sie werden sagen, der
Lappenkeuler kramt wieder alte Klischees aus der Mottenkiste, aber
ich habe darin Übung, weil ich früher viel mit Yugos zu tun hatte, mir
macht da keiner etwas vor. Ich picke Ihnen aus 500 Leuten den
einzigen Yugo heraus! Damit wir uns nicht falsch verstehen, das ist
keinesfalls abwertend gemeint, es ist für mich vergleichbar, als ob ich
Ihnen sagen würde, ich picke Ihnen aus 500 Kugeln, von denen 499
rot sind, die einzige blaue heraus, nur mit dem Unterschied, das
letzteres so ziemlich jeder könnte. Dieser Brkic, ein Widerling, wie er
im Buche steht, Marke Mister Wichtig und dem Aussehen nach
zugleich auch wohl noch ein Anhänger von Bodybuilding und
Tätowierungen, der auch in der Behörde mit einem ärmellosen
Asozialen-T-Shirt seine Muskelpracht nach außen präsentierte. Je
größer die Muskeln, desto kleiner das Hirn, eine alte Weisheit, die
zwar in der heutigen Zeit immer häufiger von selbsternannten Stars in
Abrede gestellt wird, die aber trotzdem nicht viel an Aktualität
verloren hat, wenngleich es sicherlich Ausnahmen davon geben wird.
Jedoch Ausnahmen sind die Ausnahme, sonst wären es ja keine
Ausnahmen. Hier der komische Brkic zählte ganz gewiss nicht zu
diesen Ausnahmen. Dem sprangen Dummheit und Herrschsucht nur
so aus den Augen. Ganz ehrlich gesagt, solche Typen hätte man noch
vor wenigen Jahren nicht einmal als Besucher in die Behörde rein
gelassen, zu Zeiten, als dort noch vernünftige Menschen, wie der Herr
Smelka das Sagen hatten. Aber heute scheint man selbst dort die
Einstellung von Primaten und Halbmonstern zu bevorzugen. Ob das
die Früchte der Erziehung mittels Sesamstraße und ähnlichen
Kindersendungen sind, in denen es seit über 30 Jahren munter nur so
von Monstern und ähnlichen Ungestalten wimmelt? Die ersten
Sesamstraßengenerationen sind ja mittlerweile im Alter von zwischen
30 und 40 Jahren und schon öfters unter den leitenden Beschäftigten.
Also dieser Brkic ist ein echter Sympathieträger und ich hatte ihn
gleich in mein Herz geschlossen, allerdings auf die denkbar negativste
Weise. Dieser Abschaumtyp übertrifft noch das Schlimmste, was ich
erwartet hatte. Dann holte er einen Fragebogen hervor, von der Sorte,
die ich auch zugeschickt bekommen hatte, den ich aber noch nicht
ausgefüllt habe, weil die gesetzte Zeitspanne dafür noch gar nicht
abgelaufen war. Er pickte sich nun wahllos, völlig nach Belieben und
teils aus dem Zusammenhang herausgerissen, einige der Fragen aus
diesem Bogen heraus und stellte die mir dann vor Ort mündlich,
wobei er lächerlicherweise öfters Mühe hatte, den Fragentext
halbwegs korrekt vom Blatt abzulesen. Er bemerkte seine eignen
Schwierigkeiten damit und so formulierte er die Fragen mit eigenen
Worten meist etwas um, was allerdings dann bei manchen einen
anderen oder sogar gar keinen Sinn ergab. So folgte als zweite Frage:
„Was haben Auto wozu!?" Es sollte wohl eine Frage sein, wurde aber
betont wie ein Befehl. Ich schaute ihn auf diese nichts sagende Frage
nur groß an und zuckte mit den Schultern. Daraufhin wurde er sehr
böse und schimpfte: „Sie müssen doch selbst wissen! Sie müssen dann
eine Sperrung bekommen und solange bis Geld von Auto verbraucht
ist." Dann erläuterte ich ihm kurz, die etwas komplizierte Geschichte
mit dem Kauf des VW-Golf und vor allem, dass der Kaufpreis unter
der kritischen 5.000 Euro-Grenze gelegen habe und teils von Kayla
bezahlt wurde. Wie ich schon während des Gesprächs befürchtet hatte,
konnte er meinen Darlegungen vermutlich wegen mangelnder
Deutschkenntnisse gar nicht richtig folgen. „Sie brauchen keine
Auto!", war knapp und kurz das Einzige was er brüllend auf meine
Darlegungen sagte, wobei er zu Unterstützung dieser Aussage noch
mit der Faust auf den Tisch schlug. Ich nahm meine Unterlagen und
stand von dem Stuhl auf und ging zur Tür. Nun schaute er sehr
überrascht und fragte, was das soll und er wäre noch nicht fertig mit
mir. Da habe ich ihm gesagt, dass ich aber fertig mit ihm sei und mich
keine Sekunde weiter auf sein unqualifiziertes und unfreundliches
Gehabe einlassen würde. Dann tobte er hinter seinem Schreibtisch,
dass er mir dann alle Gelder sperren würde. Sie hätten den sehen
sollen, wie der hinter seinem Schreibtisch rumorte und am liebsten
wäre der aufgesprungen und hätte mich persönlich am Kragen gepackt
und wieder auf den Stuhl gezerrt oder mich sogar verprügelt. Er hatte
sichtlich Mühe, diesen Drang zu unterbinden. Da habe ich zu ihm
beim Rausgehen nur noch gesagt, dass er bald selbst sämtliche Gelder
gesperrt bekommen würde und ich für seine Entlassung sorgen werde.
Dann tobte er noch mehr und sprang hinter seinem Schreibtisch auf
und kam in meine Richtung gerannt, ich habe davon aber nicht mehr
viel mitbekommen, weil ich die Tür laut zugeschlagen habe,
wohlgemerkt von außen, von der Flurseite. Sie werden lachen, aber
just in diesem Moment habe ich beschlossen, diesen miesen
Schweinhund fertig zu machen. Ich werde nicht eher Ruhe geben, bis
dass der seinen Job verloren hat und wenn ich mir 2 Jahre lang dafür
Tricks ausdenken muss! Letzteres habe ich dem natürlich nicht gesagt.
Ich bin dann runter ins Erdgeschoss zu diesem Informationsposten
und habe verlangt, dass ich dringend die oder den Vorgesetzten von
dem Herrn Brkic sprechen müsse. Nach einigem Suchen bekam ich
dann die Auskunft, dass ein Herr Stellenleiter Bölz oder Bölts in
Zimmer EA 509 im fünften Stock im Erweiterungs-Anbau sein
direkter Vorgesetzter sei. Dort bin ich dann hingegangen. Der war ein
eher ruhiger Typ, ungefähr in meinem Alter. Entsetzt brachte ich bei
ihm meine Klagen über den widerlichen Brkic vor. Das wollte der
Herr Bölz aber zuerst gar nicht gerne hören. Er meinte, wenn er nach
allen Klagen, die er über seine Personalgruppe hört, irgendwelche
Maßnahmen gegen die einleiten würde, dann wäre übermorgen seine
Abteilung ohne Personal, da sich Streichungen von Leistungen nun
einmal leider meist nicht freundlich vermitteln lassen und bei den
Betroffenen von Anbeginn an eine feindliche Haltung erzeugen.
Trotzdem ließ ich nicht locker und beschrieb ihm den Brkic als schon
einen besonders aggressiven und schäbigen Fall. Bis dahin
beeindruckte ihn das alles nicht sehr, bis dass irgendwann zufällig bei
mir der Name von Herrn Smelka fiel, der ja bis Herbst letzten Jahres
eine gewichtige Position inne hatte und nun leider im Ruhestand sein
Dasein fristet. Der Herr Bölz war gleich freundlicher und es stellte
sich heraus, dass er dort im Amt eine Art Dienst-Freund von dem
Smelka gewesen war und er ihn dort auch sehr vermisste. Damit hatte
ich uns auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: Smelka. So wurde
das Gespräch immer freundlicher und am Schluss beschloss Herr Bölz
zusammen mit mir nochmals rüber zum Herrn Brkic ins Büro zu
gehen, und mir zu helfen, die Probleme wegen des Autos oder mehr
wegen der dazugehörigen Fragen von dem doofen Brkic aus der Welt
zu schaffen. Nun, genau diese Aktion artete dann ungewollt, ich
konnte das ja nicht ahnen, in eine große Schmach für den Brkic aus.
Man könnte sagen, die besten Nägel für seinen eigenen Sarg steuerte
der Brkic selbst bei. Als wir in seinem Büro ankamen, war keiner da.
Das war vielleicht inzwischen 10.55 oder 11 Uhr und alles Suchen
halft nichts, der Brkic war außer Haus. Wie sich später herausstellte
war er schon in die Mittagspause entwichen, obwohl seine offiziell
erst um 12 Uhr beginnt. Damit aber noch nicht genug. Als er dann am
frühen Nachmittag, vielleicht gegen 13.30 Uhr wieder von Herrn Bölz
angetroffen wurde, roch er kräftig nach Alkohol, hatte glasige Augen
und redete noch seltsamer, als ohnehin schon. Mit anderen Worten,
der Affenschädel war reichlich angetrunken und hatte sich wohl in der
verlängerten Mittagspause draußen in einer Wirtschaft einen tüchtig
hinter die Binde gekippt. Na der wird sich später schön von seinem
Chef etwas anhören haben können. Natürlich war ich dabei selbst
schon nicht mehr anwesend, jedoch konnte ich das über Umwege
später erfahren. Für mich selbst ging es zunächst so aus, dass der Herr
Bölz sich mein Problem anhörte, sich einige Stichwortnotizen dazu
machte und mir versprach, sich um die Angelegenheit selbst zu
kümmern. Ich werde dann binnen 2 Wochen von denen dazu noch
näher benachrichtigt, ich könne aber eigentlich davon ausgehen, dass
bei den geschilderten Umständen die Sache erledigt sei und wir das
Auto ohne Abstriche behalten könnten. Das klang doch schon mal
ganz gut, oder nicht? Aber wer sich nicht wehrt und wer vor den
Behördenfürsten gleich kuscht, der wäre jetzt der Dumme gewesen
und hätte sich durch eine blindwütige und ungerechtfertigte Aktion
von solch einem miesen Arschloch wie dem Brkic das Auto
abspenstig machen lassen.

Mögen Sie gekochten Schinken? Bei mir gibt es da zwei Extreme. Ich
mag guten gekochten Schinken äußerst gerne, andererseits hasse ich
dieses mit Salzwasser vollgepumpte Zeug, was man häufig als
gekochten Schinken verkauft bekommt. Genauso widerlich finde ich
dieses gekochte Pressfleisch, was als gekochter Schinken verkauft
wird. Man sollte diesen Dreck gesetzlich verbieten, weil es eine
Irreführung, ja geradezu Betrug des Kunden darstellt. Guter gekochter
Schinken ist immer teuer, daher bei uns leider nur sehr selten auf dem
Speiseplan bzw. selten im Kühlschrank als Brotbelag vorrätig. Aber
nun habe ich da einen hervorragenden Tipp entdeckt, wirklich
geschmacklich und auch sonst hervorragender gekochter Schinken
und das vom Discounter! Sagen Sie nicht das gibt es nicht. Ich hatte
dort selbst schon öfters diesen normalen gekochten Schinken gekauft,
der fertig abgepackte in der kreisrunden Form, aber das Zeug
entpuppte sich auch als solches billiges Pressfleisch, ist also gar kein
echter gekochter Schinken, obwohl es drauf steht, es wirkt nur so
ähnlich. Nun boten die auch schon länger zusätzlich einen etwas
teureren gekochten Schinken, ebenfalls fertig abgepackt, aber in
größerer ovaler Form. Weil ich ja immer dem Spargedanken
verpflichtet bin, kaufte ich bislang diesen nie, weil er ungefähr 50
Cent teurer ist, als dieses andere Zeug, was ich aber auch nicht mehr
kaufte, weil es nichts taugt. Anfangs dachte ich immer, der ovale
Kochschinken ist das selbe Zeug, halt nur größer. Weit gefehlt. Zum
ersten Mal hatte ich letzte Woche die 50 Cent mehr riskiert und eine
Packung von diesem ovalen Kochschinken gekauft. Sagenhaft! Eine
gute Ware, die der Sorte vom echten, guten Metzger nicht viel
nachsteht und geschmacklich ein Genuss. Ich weiß natürlich nicht, ob
das immer so ist und ob dieser Schinken in allen Filialen in
Deutschland gleich ist, aber hier der war wirklich ganz hervorragend.
Trotz der 50 Cent mehr im Vergleich zu dem runden „angeblichen"
Kochschinken, ist dieser ovale Kochschinken immer noch um 60 %
billiger, als der vom echten Metzger. Versuchen Sie's mal und wenn
Sie guten gekochten Schinken gerne mögen, werden Sie sich den dann
zukünftig sicher auch dort besorgen. Wie gesagt, immer Obacht
geben, nicht den billigeren kreisrunden, sondern die größeren
Packungen mit dem für Kochschinken auch eher typischen ovalen
Formschnitt.

In der Nacht vom 24. auf den 25. Juni hat das hier vielleicht Unwetter
gegeben. Gewitter sind kein Wort dafür, wahre Explosionen am
Himmel, bei denen wohl ganze Seen und Staudämme im Himmel
gesprengt wurden, weil solche Unmengen Regen in kürzester Zeit
runter kamen. Trotz gut und dicht schließender Fenster, mit denen wir
bislang noch nie Probleme hatten, lief durch den Druck, den das
extrem kräftig anprasselnde Regenwasser erzeugte, Wasser unten an
den Fenstern rein und überschwemmte die Fensterbank. Durch
Blitzeinschläge sind auch hier im Haus viele Geräte kaputt gegangen.
Bei mir in der Wohnung blieb zum Glück alles heil, einmal von dem
besagten Wasser abgesehen. Im Etagen - Flur hängt an der nördlichen
Kopfseite eine große elektrische Uhr, die hat es erwischt. In der Mitte
am Zifferblatt, wo der Motor hinter sitzt, ragt eine schwarze
Schmauchspur heraus und die Uhr ist auf 23.23 Uhr stehen geblieben.
Eine Etage tiefer funktioniert die ganze Flurbeleuchtung seither nicht
mehr. Wissen Sie, in den Fluren befinden sich alle paar Meter
Druckknöpfe an der Wand, womit man diese Flurbeleuchtung
einschalten kann. Die geht dann nach exakt 12 Minuten von selbst
wieder aus. Jedoch dort geht's nicht mehr und ein bereits
benachrichtigter Elektriker meint, dass ein Automatikschalter im
Zählerkasten wohl vom Blitz zerstört wurde, obwohl er noch nicht
hier nachsehen war, weil er so viele Aufträge durch dieses Unwetter
reinbekommen hat, die er nun der Wichtigkeit nach abarbeitet.
Kühlgeräte haben dabei verständlicher Weise Vorrang vor Lampen.
Bei einer Familie im dritten Stock ist der Videorecorder nach dem
Blitzschlag in Brand geraten, sie konnten ihn aber sofort selbst
löschen. Wäre keiner in der Wohnung gewesen, hätte das übel
ausgehen können und die Bude wäre abgebrannt. Unter dem normalen
Keller befindet sich stellenweise noch ein sogenannter
Sicherheitskeller, den aber keiner der Bewohner betreten darf. Der
erstreckt sich auch nur über einen kleinen Teil des Hauses, besteht
insgesamt aus 6 großen Beton-Räumen, die über einen sehr langen,
separaten Kellergang in der Tiefe erreicht werden. Dieser Keller liegt
ziemlich genau in der Mitte des Hauses unter dem normalen Keller.
Darin sind auch mehrere Entwässerungsschächte mit dicken, alten
elektrischen Pumpen. Diese Schächte führen dann noch einmal tiefer,
als dieser ohnehin schon tiefere Zusatzkeller liegt. Das stammt alles
noch aus dem Jahr, wo das Haus gebaut wurde, also ungefähr von
1962. Ich als sogenannter Hilfs-Hausmeister habe für diesen
Unterkeller einen Schlüssel und darf als einziger Hausbewohner
offiziell da rein. Dort hatte es eine Steuerung von einer solchen Pumpe
erwischt. Sie können sich vorstellen, dass diese Pumpen bei den
schlagartig auftretenden Regenmassen viel Arbeit bekamen. Aber
zugleich mit dem Gewitter ist dann bei einer Pumpe die Steuerung
entzwei gegangen und sie schaltete nicht mehr ab, auch als dieser tiefe
Entwässerungsschacht, für den sie zuständig ist, schon leergepumpt
war. Nun bin ich Laie, und habe über 3 Minuten suchen müssen,
bevor ich einen Notschalter für diese Pumpe fand, um sie per Hand
abzuschalten. Gestern war ein Spezialist für solche Anlagen hier und
hat da ein Ding in einem Schaltkasten ausgetauscht, an dem der
Schwimmer aus dem Schacht angeschlossen ist. Es ist trotz des
Trockenlaufs noch gut gegangen und die eigentliche Pumpe ist nicht
daran zugrunde gegangen. Die seltsam stoßartigen Windböen, die
manchmal dieses Gewitter begleiteten, haben zu allem Überfluss
einige angenagelte Bretter von meiner Garagenerweiterung runter
gerissen. Leider war ich nicht mehr dazu gekommen, die Seitenwand
völlig fertig zu stellen, dadurch konnte der Wind genau dort unter das
Dach des Garagenschuppens blasen, wobei sich dann insgesamt 4
Bretter gelöst haben. Es ist zwar ärgerlich, aber schlimmerer Schaden
ist nicht entstanden, nur dass ich diese Bretter nun auf der einen Seite
wieder neu befestigen muss.

Es gibt schon seltsame Dinge, mit denen sich manche Leute befassen.
Gab es doch neulich einen Vortrag in der Schwabenlandhalle in
Fellbach über die Geschichte und Bedeutung des Leichenschmauses in
verschiedenen Kulturkreisen. Sage und schreibe über 3 Stunden hielt
dort ein Wissenschaftler einen Vortrag darüber. Ich war aber nicht
dorthin gefahren, sondern hatte nur die Plakate dafür gesehen.

Was die Briefmarken betrifft, so liegen noch keine weiteren
Erkenntnisse über die Alben 8 bis 11 vor, da der Herr Schwarz eine
Geschäftsreise in die Schweiz unternehmen musste, die ihn dort zu
einem Kongress für Markensammler führt. Seine Frau kennt sich zwar
auch gut mit Briefmarken aus und hält hier die Stellung, aber für die
endgültige Bewertung ist der Herr Schwarz dann immer selbst
zuständig.

Oh ist das peinlich und ich hoffe, es erfährt keiner. In einem Kaufhaus 
in der Königstraße hatte ich für Kayla eine Einhängestange für
Gardinen gekauft, die ihr an einem Fenster in ihrer Wohnung fehlte.
Wissen Sie, es gibt Leute, die mögen keine Gardinen und die
brauchen ständig freie Sicht durch alle Fenster, andere Menschen
können ohne Gardinen vor dem Fenster nicht leben, fühlen sich gleich
unwohl und ständig beobachtet, wenn sie fehlen. Kayla und ich
gehören eher zu der letzten Gruppe. In dem Kaufhaus gab es Gardinen
und Zubehör jetzt im 2 Stock, früher hatten die diese Sachen im
Erdgeschoss. Ich wurde schnell fündig, fand das Teil mit 8,90 Euro
zwar etwas teuer, aber ich hatte keine Lust wohlmöglich noch lange
vergeblich nach billigeren Ausführungen in diversen Baumärkten oder
anderen Kaufhäusern zu suchen. Die Frau an der Kasse drehte noch
einen Papierwickel darum, auf dem überall der Name des Kaufhauses 
stand, na ja, so konnte nicht jeder sehen, was ich dort Geheimnisvolles
gekauft hatte. Ich machte mich also mit dem etwas langen Ding auf
den Weg nach Hause. Im Laden fiel mein Blick auf einen bereit
stehenden Aufzug und da ich schon lange nicht mehr Aufzug gefahren
war, beschloss ich, den Weg nach unten mit diesem Aufzug
anzutreten, obwohl es ja nur 2 Stockwerke waren. Im ganzen
Kaufhaus war es zu dieser Zeit relativ leer und so war ich auch alleine
im Aufzug. Nun passierte mir schon beim Eintreten in den Aufzug das
Missgeschick, dass diese lange Gardinenstange genau mit der Spitze
auf einen Schaltknopf von dem Bedienfeld des Aufzuges stieß.
Dadurch brach dieser Knopf ab und fiel in 2 Teilen zu Boden. Es war
ein grüner Knopf am unteren Ende des Bedienfeldes und ich kenne
seinen Zweck nicht, die anderen Knöpfe für die Stockwerke waren
alle weiß und mit der jeweiligen Stockwerkszahl beschriftet. Schon
setzte sich der Aufzug nach unten in Bewegung. Aber anstatt zum
vom mir zusätzlich noch eingetasteten Erdgeschoss zu fahren, fuhr das
Gerät ohne Zwischenhalt weiter ins Kellergeschoss, wo es
Lebensmittel und Putzeimer gibt. Dort angekommen drückte ich dann
wieder die Erdgeschoss-Taste, um wieder bequem gleich hochfahren
zu können. Aber der Aufzug funktionierte nicht mehr. Er blieb
regungslos im Keller stehen. Vermutlich war diese blöde
abgebrochene Taste daran schuld. So ging ich dort raus und fuhr dann
ein Stück weiter mit einer Rolltreppe wieder hoch zum Erdgeschoss.
Ich dachte schon, nachher will man noch einen Schadenersatz von mir
und behauptet, ich hätte den grünen Schalter mutwillig zerstört. So
war es schon gut, dass es an dem Tag so leer dort war und es kein
anderer gesehen hat.

Die Kirchen werden auch immer einfallsreicher, was Geldeinnahmen
betrifft. In verschiedenen Gemeinden hat man nun sogenannte
Kollekten-Bons eingeführt. Sie wissen vielleicht, es wird in Kirchen
gerne mit Geldkörbchen, Opferstöcken und dergleichen Geld für die
sogenannte Kollekte gesammelt, die dann irgendwelchen von der
Kirche bestimmten Hilfsprojekten, meist in der dritten Welt, zugeführt
werden. Diese Kollekten-Bons sind Plastikchips, die die Leute im
Pfarrbüro kaufen sollen und dann anstatt des echten Geldes bei diesen
Sammlungen in die Körbchen und Opferstöcke werfen sollen. Der
vorgeschobene Grund dafür ist, dass so Dieben der Anreiz genommen
wird, die Opferstöcke aufzubrechen oder Sammelkörbe zu stehlen, da
sie die Plastik-Bons ja selbst nicht mehr zu Geld machen können, was
aber in Wahrheit wohl nur eine untergeordnete Rolle spielt, denn der
Hintergedanke ist der, dass es diese Kollekten-Bons nur für bestimmte
runde Euro-Beträge gibt. Wer also früher vielleicht die 20 Cent in den
Opferstock gegeben hat, die er gerade zufällig als Kleingeld in der
Hosentasche dabei hatte, muss jetzt schon mindestens 2 Euro spenden,
weil es kleinere Bons gar nicht gibt. Ich weiß nicht, ob diese
Rechnung am Schluss aufgehen wird, denn viele Gläubige haben
gewiss zufällig mal Kleingeld über, welches sie gerne gespendet
hätten, aber bevor die dann noch extra zum Pfarrbüro rennen, um
diese Bons zu kaufen und dann auch gleich in dieser relativ hohen
Höhe, daran habe ich so meine Zweifel. Verschärfend kommt hinzu,
dass die Pfarrbüros ja nur begrenzte wöchentliche Öffnungszeiten
haben und nicht immer gleich neben den Kirche liegen. Ich denke,
übrig bleiben bestenfalls nur die, die sich schon vorher immer fest
vorgenommen hatten, einen bestimmten Betrag in diese Sammelkörbe
oder in die Opferstöcke zu spenden. Diese Leute geben dann vielleicht
sogar auch etwas mehr, weil eben nur runde Euro-Beträge möglich
sind, für die gibt's dann sogar Spendenquittungen, aber wegfallen
werden dafür alle die, die wirklich immer nur ihr kleines Restgeld
vom Einkauf oder was man halt so zufällig noch in der Tasche findet
dort gespendet hatten. Die werden künftig gar nichts mehr spenden,
denn was bedeutet es für einen Aufwand, extra für diese Bons in der
Woche zum Pfarrbüro laufen zu müssen und wer nur diese kleinen
Restbeträge spendete, wird deshalb künftig auch nicht unbedingt
bereit sein, volle Euro-Beträge zu spenden. Außerdem halte ich es
wirklich für überflüssigen Humbug und eine inszenierte Show, denn
dann könnten die Spender im Pfarrbüro auch gleich den ganzen Betrag
dort spenden, da dieses Geld, für welches sie diese Bons erwerben, ja
in jedem Fall damit gespendet wird. Wozu soll man sich dann noch
Bons mitnehmen und die während der einzelnen Messen ins
Sammelkörbchen werfen? Das dient ja dann nur noch der Show, damit
die mitanwesenden anderen Gläubigen sehen, ah, der Herr X oder die
Frau Y haben gespendet. Kurzum, ich finde diese Idee absolut
blödsinnig, allerdings sind es immer mehr Gemeinden, die das hier
einführen.

Kaylas Arbeitgeber hat aus Unwissenheit eine gravierende
Fehlinvestition gemacht. Was eigentlich gut gedacht war, entpuppte
sich als Tiefschlag mit hohen sinnlosen Geldausgaben. Es gibt dort
sehr viele Computerarbeitsplätze. Die Firmenleitung hat veranlasst,
dass alle Computerdrucker an den Computern gegen funkelnagelneu
angeschaffte Kombigeräte ausgetauscht wurden, die in einem Drucker,
Scanner, Faxgerät und Kopierer zugleich sind. Die Idee ist ja ganz
schön, aber die Qualität lässt in fast allen Bereichen sehr zu wünschen
übrig. Die Arbeitsstellen, die wirklich öfters kopieren, haben ihre alten
Kopiergeräte wieder aus dem Firmenlager geholt, weil diese
Kombigeräte nur miserable Kopien schafften und dann auch noch
ewig lange Zeit für eine einzige Kopie benötigten. Die echten alten
Kopiergeräte sollten eigentlich nach der Neuanschaffung schon als
Gebrauchtgerät verkauft werden. Ähnlich erging es den normalen
Computer-Druckern, die größtenteils ebenfalls wieder installiert
wurden, da das Schriftbild der Kombigeräte so schlecht war, dass man
befürchtete, damit das Firmenimage zu schädigen, wenn Kunden den
Eindruck erhalten, dass diese Firma sich noch nicht einmal
vernünftige Drucker leisten kann. Zum Scannen taugen die Geräte
gleichweg gar nichts, grobes und unscharfes Zeug entstand. Dann sind
laufend die Tintenpatronen leer, weil sie zu klein sind und der
Vertrieb kann gar nicht genug neue herbei schaffen. Die sind dann
noch extrem teuer, wenn es denn überhaupt wieder welche gibt, denn
öfters versiegt der Nachschub, weil der Hersteller nicht genügend
Patronen vorrätig hat. Der Firmenchef war in Fahrt und will der
Vertriebsfirma einen Prozess anhängen, da diese ihn so sehr beworben
hatte, die angeblich guten Geräte zu kaufen. Es sei denn, die nehmen
die Geräte wieder zurück. Immerhin wurden im ganzen Betrieb auf
diese Weise auf einen Schlag 27 solcher Geräte aufgestellt, die
inzwischen fast alle wieder abmontiert wurden.

Wie ich soeben erfahre, brauen sich am Horizont tiefgraue, nein, eher
tiefschwarze Wolken zusammen! Alleine der Gedanke daran treibt mir
die Galle hoch. Eine in ganz Europa tätige Investorengruppe, mit
Haupt-Verwaltungssitz in der Schweiz, hat dem Hauseigentümer hier,
der in Stuttgart auch noch mehrere andere Häuser besitzt, eine enorme
Summe Geldes für sein gesamtes Immobilienpaket in Stuttgart
geboten, davon ausgenommen nur die Villa, die er selbst bewohnt und
ein Geschäftshaus, welches er selbst betreibt. Normalerweise wollte
der Hauseigentümer nie verkaufen, aber er hat mir selbst gesagt, dass
der Preis, den diese Investorengruppe gleich beim ersten Angebot
unterbreitet hat, so extrem über dem tatsächlichen Zeitwert der
Immobilien läge, dass er mehr als dumm wäre, wenn er dieses sicher
sogar noch leicht steigerungsfähige Angebot ausschlagen würde. Er
hat zwar keine exakten Zahlen genannt, aber ich kenne Frau Rossbach
sehr gut, das ist seine rechte Hand in Verwaltungsfragen, wenn man
so will seine Chefsekretärin und die hat mir unter dem Siegel der
Verschwiegenheit in groben Zahlenbereichen angedeutet, dass sein
gesamtes Immobilienpaket in Stuttgart derzeit einen Wert von
ungefähr 9 Millionen Euro verkörpern würde. Diese Schweizer
Geldhaie hätten ihm nun die  Summe von 16 Millionen dafür geboten
und das gleich aus sich heraus. Man kann davon ausgehen, dass sich
bei Verhandlungen mindestens sogar 17 bis 18 Millionen aus denen
herauslocken lassen. Warum die so hinter diesen Häusern her sind,
wird nicht ganz klar, aber klar ist, dass die nach einem Kauf alle
Häuser erheblich umbauen wollen und darin teure
Eigentumswohnungen einrichten möchten, für besser betuchte Leute,
die dann einzeln wieder an diese weiter verkauft werden. Die
Schweizer sind sicherlich nicht dumm und werden sich das schon so
ausgerechnet haben, dass sie dabei am Schluss, trotz des derzeit
überhöhten Kaufpreises, einen guten Schnitt machen. Das kann man
heute auch gewiss nicht mit beliebigen Wohnungen machen, die Lage
muss schon stimmen und vermutlich wird es auch deshalb hier für die
interessant sein. Einerseits sind es günstige, noch relativ billige
Sozialwohnungen, andererseits liegen die aber in einem Umfeld,
welches überhaupt nicht den Sohi - Ghettos, sondern eher schon guten
Mittelstands - Siedlungen entspricht. Nur was das für uns heißt, dürfte
auch klar sein: wir müssen raus, weil wir uns eine Eigentumswohnung
nicht leisten können, schon gar nicht eine solche, wie dann daraus
entsteht. Nun gibt es zwar Gesetze, die einen als Mieter schützen, aber
Sie wissen selbst sicherlich, wie angenehm man hier als Widersacher
innerhalb einer Großbaustelle dann noch wohnen dürfte. Früher hatte
ich eigentlich grundsätzlich nichts gegen einen Orts- oder
Wohnungswechsel, ab und zu mal wieder etwas anderes sehen und
sich an eine neue Umgebung gewöhnen, das belebt durchaus, aber
wissen Sie, das frustriert mich jetzt deshalb so besonders, weil ich
noch nirgendwo so gerne gewohnt habe, wie hier. Da glaubt man,
endlich sein Idealdomizil gefunden zu haben: billig, schöne Lage,
stabil ohne nennenswerte Reparaturen, ohne Ungeziefer, auch das
Umfeld die ideale Mischung aus Stadtlage und Grün, die nächsten
Waldgebiete am Kräherwald fast nur zwei Steinwürfe weit weg; dann
eine Wohnanlage und Nachbarschaft, in der sich keiner um den
anderen kümmert, aber trotzdem fast alle freundlich miteinander
umgehen, nicht diese typischen asozialen Anzeichen die man in
manchen Mietskasernen dieser Größe so findet, und dann das! Ich
könnte heulen, wenn ich nur daran denke. Dabei kann ich dem
Vermieter noch nicht einmal einen Vorwurf machen. Böte man mir
soviel mehr, als eine Sache wert ist, und das sind ja erhebliche
Millionenbeträge, dann würde ich nicht anders reagieren. Die Frau
Rossbach ist auch selbst wenig erbaut davon, weil sie dann ihren Job
verliert, denn der Hauseigentümer hat gesagt, dass er diese Chance
nutzen wird, um sich mit dem Geld völlig zur Ruhe zu setzen. Die
Rossbach trägts mit Fassung, aber trotzdem wird die sicherlich damit
auch ihr Berufsleben beenden, denn sie ist 52 Jahre alt, obwohl sie
sich sehr gut gehalten hat und deutlich jünger aussieht, eher wie 40,
aber mit 52 kriegen sie heute keine Arbeit mehr, wenn man mal von
indiskutablen Drecksjobs absieht. Der Hausbesitzer hat gesagt: „Wozu
soll ich mir noch weiter die tägliche Hektik antun? Ich bin jetzt 46
Jahre alt und eine günstigere Chance mich zur Ruhe zu setzen und
dabei noch einen solch guten Gewinn zu machen, die wird wohl nie
mehr kommen und ich würde mir zeitlebens Vorwürfe machen, wenn
ich das nicht nutze." Das kann man verstehen und bei dem Ertrag ist
das für den ja soviel Geld, das kann der doch in seinem ganzen Leben
niemals ausgeben. Stellen Sie sich vor, Sie bekämen auf einen Schlag
zwischen 16 und 18 Millionen Euro, wovon dann praktisch noch 7 bis
9 Millionen völlig geschenkt sind, weil der Zeitwert der Immobilien
nur bei 9 Millionen liegt. Das ist Geld, was man normalerweise selbst
mit einem gehobenen Lebensstandard nicht mehr verbrauchen kann,
wenn man es nicht gerade mit vollen Händen zum Fenster rauswirft.
Letzteres wird der Hausbesitzer mit Sicherheit nicht machen, dazu ist
der viel zu klug. Damit würde er dann schon ein Zielkandidat für
Schröders neue, geplante Reichen-Steuer, falls Schröder die
Bundestagswahl im Herbst wider Erwarten doch gewinnen sollte.
Seine eigene Villa behält er, dort wohnt er ohnehin schon im Luxus,
ein Geschäftshaus behält er auch, weil die dortigen Ladenlokale von
seiner Adoptivtochter betrieben werden und dann hat er noch eine
kleine, aber landschaftlich einmalig gelegene Luxusvilla in Steineloh
am Bodensee, das ist bei Arbon in der Schweiz, wo er seinen Urlaub
und manche Wochenenden verbringt. Es ist ja nicht so, dass der
Hausbesitzer auf einen Verkauf wirklich angewiesen wäre, das
bestimmt nicht. Alleine für sich selbst fährt der 4 Autos, davon ein
offenes Sport-Mercedes-Cabriolet, eine Mercedes-Limousine, einen
neuwertigen Mercedes - Geländewagen den er auch als Kombi benutzt
und dann hat er noch einen englischen Triumph-Oldtimer-Cabrio-
Zweisitzer, ein wunderschönes Auto. Diesen Oldtimer, ich glaube von
1965 stammt er, hat er perfekt restaurieren lassen. Seine Frau fährt
aber auch noch eigene Autos, ebenso seine 18jährige echte Tochter,
die gerade den Führerschein gemacht hat, wie auch seine
Adoptivtochter, die ungefähr in Kaylas Alter ist, vielleicht 3 Jahre
jünger. Letztere verdient allerdings ihr eigenes Geld, während die
anderen von seinem Geld mitleben. Das alles kann er sich mit dem
Geld problemlos weiter leisten und braucht sich nicht mehr mit dem
Alltagsstress herumzuärgern. Er macht dann seinen ganzen
Immobilienhaufen nebst Verwaltung zu, braucht nur noch zu leben,
nur noch das tun, was ihm gefällt, auch wenn es einiges kostet,
braucht er sich darüber keine Gedanken zu machen. Die Frage ist, was
wird aus uns und in welchem Zeitraum wird der Verlust dieser
Wohnung hier auf uns zukommen? Die Stadt wird uns danach
sicherlich versprengt in irgendwelchen Bruchbuden unterbringen,
denn dass man wieder in einem solchen qualitativ hochwertigen Haus
unterkommt, ist bei den geringen Mietsätzen, die die Stadt für uns
bezahlt, mit Sicherheit nicht zu erwarten. Dafür habe ich neulich noch
meine Wohnung etwas umgebaut, wie Sie wissen und befinde mich
derzeit noch in den Erweiterungsarbeiten für den Garagenschuppen.
Es ist zum Kotzen! Über welche Zeiträume reden wird hier? Das ist ja
eine ganz entscheidende Frage. Ich sehe es als sinnlos an, nach einem
Verkauf abzuwarten, bis man von den neuen Eigentümern rausgeekelt
wird. Mir ist meine Kraft einfach zu schade, um sie möglicherweise
jahrelang an solchen Auseinandersetzungen sinnlos zu vergeuden,
andererseits will ich in jedem Fall die verbleibende Zeit unter dem
heutigen Eigentümer noch ausnutzen. Laut Frau Rossbach wird der
Verkauf sicherlich noch in diesem Jahr abgewickelt, woran man
erkennt, dass die Verhandlungen schon sehr weit sein müssen, aber
die Übernahme der Verwaltungsgeschäfte wird die Investorengruppe
vermutlich erst ab 2006 organisieren. Ein Herr Beli von dieser
Investorengruppe halte sich schon mindestens 2 mal wöchentlich in
ihrem Verwaltungsbüro auf und gehe systematisch alle Mietverträge
durch und kopiere sich diese. Das heißt schon genug, die legen sich
also jetzt schon eine Strategie zurecht, wie sie sich der lästigen Mieter
entledigen können. Da ich nicht gerne bis auf den letzten Drücker
abwarte, überlegen Kayla und ich jetzt schon, was wir machen
könnten, um vielleicht dann doch gemeinsam eine neue Bleibe zu
finden, die für uns wirtschaftlich tragbar ist und uns zugleich auch
wirklich gefällt. Solange Fallmanager wie Brkic's für einen zuständig
sind, braucht man dort erst gar nicht nachzufragen, aber ich habe ja
Grund zur Hoffnung, dass ich bald von diesem Idioten als
Fallmanager wieder befreit bin und ich weiß auch nicht, ob der
wirklich in Wohnungsfragen eine Mitsprachefunktion hat. Dafür ist
dann doch wahrscheinlich wieder eine andere Stelle zuständig. Genau
dort wäre wichtig zu klären, inwieweit man vielleicht selbst eine
Ersatzwohnung suchen kann, die dann auch von den Sohi-Behörden
akzeptiert und bezahlt wird. So haben wir in den nächsten Wochen
genug Arbeit, neben den anderen Tätigkeiten. Ich erzählte Ihnen ja
bereits, dass ich einen Aushilfsjob als Fußmedikamenten-Ausfahrer
einen Tag in der Woche sowie einen weiteren jeden Samstag im
Friedrichsbau als Bühnenräumer angetreten habe. Das läuft ganz gut
und diese Jobs machen mir sogar richtig Spaß. Darüber werde ich
Ihnen demnächst ohnehin noch näher berichten. Obwohl man bei dem
Bühnenräumer-Job ordentlich ins Schwitzen gerät, besonders bei der
derzeitigen Wetterlage. Das hatte ich schon Ewigkeiten nicht mehr,
dass ein Job auch noch Spaß gemacht hat. Das reicht mir als Job dann
aber auch, mehr Zeit für Jobs will ich nicht opfern. So bleiben mir nun
5 Tage die Woche, die ich mich der Wohnungssuche und
dazugehörigen Überlegungen widmen kann. So etwas ist doch schon
eine erschütternde Nachricht, zumindest in diesem Fall jetzt, wo wir
hier so wirklich schön wohnen. Jedoch kennzeichnet dieser Vorgang
auf fast schon typische Weise den Verlauf meines Lebens und passt
dort absolut hinein. Wenn auf der einen Seite sich etwas Gutes tut, wie
die Sache mit den Briefmarken, dann kann ein Schicksalsschlag
negativer Auswirkung nicht mehr weit sein, wie jetzt diese sich
androhende Wohnungsangelegenheit zeigt. Das Ungleichgewicht ist
allerdings in meinem Lebenslauf normalerweise noch größer, das
heißt, dass ich, wie im Beispiel Briefmarken, einige tausend Euro
einnehmen werde, bleibt da trotzdem schon absolut untypisch, obwohl
es dann ja in gewisser Weise durch den Negativschlag mit der
Wohnung wieder sehr aufgehoben wird, wenn auch in einem anderen
Bereich. Kayla ist auch einigermaßen frustriert, hat sie doch ihre
kleine Wohnung auch gerade erst so richtig gemütlich eingerichtet.
Wissen Sie, das war auch hier wieder das Schöne, wechselten wir
schräg gegenüber durch den Flur in Kaylas Wohnung, war man sofort
in einer ganz anderen Wohnwelt, weil sie dort alles ausschließlich
nach ihrem Geschmack eingerichtet hat und das sieht dann schon
wieder ganz anders aus, als bei mir in der Wohnung. Während bei mir
mehr eine Kombination aus sachlichem Nutzwert und sanfter
Behaglichkeit herrscht, dominieren bei Kayla eindeutig die warmen
Wohntöne. Beigegelbe Wandmuster mit kleinen roten Ziersträuchern
drin gemalt, wenige Möbel, die aber aus rotbraunen Hölzern, was gut
zu diesen Wandfarben passt, alles sehr dezent aber übergemütlich,
nichts nervöses, keine kantigen Gegenstände. Aber ihre Wohnung ist
wenig nach sachlichen Aspekten eingerichtet, mehr nur nach ihrem
spontanen Geschmack. Erst kurze Zeit ist ihre Wohnung wirklich
richtig fertig und dann kommt so was. Soll man sich nun die wenigen
Haare raufen, die man noch hat? Soll man in endloses Grübeln und
Gezeter verfallen? Man könnte es, das ganz gewiss, aber das wäre
alles sinnlose Kraftvergeudung. Wie schon angedeutet, werden Kayla
und ich uns hinsetzen und beraten, überlegen, was zu tun ist, wohin
man vielleicht ausweichen könnte. Diese Kraft verbrauchen wir lieber
dafür, einen für uns möglichst guten Ausweg aus dieser Situation zu
finden. Andere Leute hier aus dem Haus hatten auch schon
mitbekommen, was sich da zusammenbraut. Da wäre z.B. die Familie
Oesterle aus dem zweiten Stock, da klappert jetzt der Herr Oesterle
alle Wohnungen im ganzen Haus ab und will mit den Mietern eine Art
Aufstand organisieren und alle aufwiegeln. Das halte ich für sinnlos
und es zieht am Schluss bestenfalls das Leiden mehr in die Länge, die
Ungewissheit und der ständige Ärger bleiben über längere Zeit
erhalten. Ich kenne das, das bringt am Ende gar nichts, außer dass man
seine eigenen Nerven daran aufreibt und seine eigene Lebensfreude
über Jahre damit vernichtet. Wissen Sie, dann ist morgens nach dem
Aufwachen schon gleich wieder der erste Gedanke der Ärger mit der
fragwürdigen Wohnungszukunft und nachts vor dem Einschlafen ist
der gleiche Mist der letzte Gedanke, wenn er einen überhaupt zum
Einschlafen kommen lässt. Nein, so etwas mache ich nicht mit. Der
Leidtragende ist man in jedem Fall, aber ob ich mir mit diesem Leid
jetzt für einige Wochen die Stimmung vermiese, bis ich selbst etwas
akzeptables gefunden habe, womit ich wenigstens vielleicht als
Kompromiss leben kann oder ob ich jahrelang meinen Schädel mit
diesem Problem belaste, indem ich ständig weiter für einen am 
Schluss doch erfolglosen Kampf meine Kräfte und mein Gemüt
verheize, das habe ich selbst in der Hand. Es mag auch ein wenig
daran liegen, dass ich den Hausbesitzer persönlich etwas besser kenne,
als fast alle anderen hier und für seine Entscheidung volles
Verständnis habe, auch wenn ich selbst darunter leide. Aber glauben
die Leute, die nun aufbegehren, dass sie damit die Entscheidung des
Hausbesitzers ändern können? Mit Sicherheit nicht, der Verkauf findet
mit oder ohne deren Aufstand statt, daran ändert sich dadurch gar
nichts. Der dann ehemalige Hausbesitzer hat nach dem Verkauf
ohnehin gar nichts mehr damit zu tun und dann können diejenigen, die
bis dahin im Kampf ausgehalten haben, sich mit dieser neuen
Gesellschaft aus der Schweiz herumschlagen und was die will, wissen
wir. Mit denen ist dann kein gutes Auskommen mehr möglich, was
durch solch ein Aufbegehren mit Sicherheit nur noch verschärft wird.
Ich mache mir da gar keine Illusionen. So ärgeren sich Kayla und ich
vielleicht 5 Wochen, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben, die für
uns gangbar ist, aber die Leute mit ihrem Aufbegehren, die ärgern sich
vielleicht 5 Jahre. Gut, die können es dann vielleicht durch ihr Theater
schaffen, wenigstens noch diese 5 Jahre hier wohnen zu bleiben, aber
was meinen Sie, was das dann für ein Wohnen ist? Wohnen mitten in
einer Großbaustelle, dann jeden Tag die Ungewissheit und jeden Tag
den Ärger, jeden Tag die miese Stimmung durch diese Dauersorgen,
nein, ohne mich! Ich sehe das auch nicht als eine Tat der Feigheit oder
im Sinne von „Die Flinte ins Korn werfen", sondern ich sehe darin für
mich selbst die beste Lösung, die mich selbst in der Gesamtsumme am
wenigsten belastet und die mich selbst mit der geringst möglichen
Menge an Sorgen und Ärger aus der Sache heraus kommen lässt.
Wissen Sie, wenn ich in einer solchen Aktion wirklich eine
Möglichkeit sehen würde, ernsthaft die Sache abzuwenden, ohne mir
selbst damit jahrelangen Ärger und Sorgen einzuhandeln und aus
einem Problem für Wochen ein Problem für Jahre zu machen, dann
würde ich an diesem Aufbegehren mitmachen, aber so nicht. Im
Prinzip habe ich das so auch schon der Frau Rossbach gesagt, die es
vermutlich sogar dem Hausbesitzer weiter erzählt, aber warum soll ich
dem auch etwas vormachen? Ich werde dem damit nicht die Füße
küssen oder einen Diener vor dem machen, aber der Hausbesitzer hat
es eigentlich gar nicht nötig, sich mit uns abzugeben, dessen bin ich
mir bewusst. Trotzdem bin ich immer sehr gut mit dem
ausgekommen, das prädestiniert ihn zwar nicht dazu, uns in den
Hintern treten zu dürfen, aber seine Entscheidung empfinde ich auch
gar nicht so. Wissen Sie, eine solche Entscheidung darf man einfach
nicht persönlich nehmen, weil sie es nicht ist, aber genau das tun viele
Mieter. Der Hausbesitzer verkauft die Häuser ja nicht, weil er den
Mietern eins auswischen will, sondern weil man ihm einen exorbitant
günstigen Preis dafür geboten hat. Wenn der Mieter XY sein Sofa
jemandem verkauft, der ihm dafür viel Geld gibt, so lässt der sich ja
auch nicht von seinem Nachbarn da rein reden, auch wenn dieser
vielleicht bei gegenseitigen Besuchen gerne auf dem Sofa gesessen ist.
Ich denke, man muss das alles mehr entkoppelt sehen. Auch die in
Deutschland gerne geführte Neid-Diskussion ist da völlig fehl am
Platze, tauchte aber auch hier gleich wieder auf. Da waren dann
natürlich Leute, die gleich sagten, dass Leute vom Schlage des
Hausbesitzers nur Kapitalistenschweine wären, denen dann für ein
paar Millionen Euro die Mieter egal wären und dass es den
Hauseigentümern in Deutschland viel zu gut gehe, wenn man alleine
schon sieht mit welchen Autos die hier ankommen u.s.w. Gut, die
Deutschen sind als die Neid-Nation schlechthin bekannt, wo einer
dem anderen das Weiß in den Augen nicht gönnt und wehe einer hat
nur einen winzigen Hauch mehr, als der andere. Da kann man nicht
unbedingt Verständnis für eine solche Sache erwarten, wodurch
jedoch nach meiner Meinung kein Grund für ein Aufbegehren
tragkräftiger wird. Ganz nüchtern betrachtet, ich hatte es schon gesagt,
wäre ich in der selben Situation, wie der Hausbesitzer, würde ich
exakt genauso handeln.

Aufhören tue ich jetzt, nicht weil mir der Stoff ausgegangen ist,
sondern im übertragenen Sinne im Gegenteil, weil Kayla gerade
gerufen hat. Ich soll ihr helfen einige farbige Textilbahnen, also Stoff,
auf ein Rohrrahmengestell aufzuziehen. Ich hatte im Keller noch 2 alte
mehrfach zusammenfaltbare Patent-Rohrrahmen-Liegestühle
herumliegen, deren Textilüberspannung zerrissen war. Die hatte ich
vor ein paar Jahren mal irgendwo als schon stark strapazierte
Gebrauchtteile geschenkt bekommen. Eigentlich wollte ich die jetzt
wegwerfen, Kayla hat aber erstens gesagt, dass wir die bei Ausflügen
gut gebrauchen könnten, weil man sie zum Transport so schön ganz
klein zusammenklappen kann, dass sie die zweitens selbst mit neuen
Textilbahnen wieder reparieren könnte und dass es drittens seltene
Stücke wären, die von einem berühmten Möbeldesigner aus hier der
Gegend entworfen worden wären, das habe sie in einem Museum
zufällig entdeckt. Ich sagte zu ihr schon aus Hohn, nicht wenn es uns
mit den Liegestühlen nachher noch so geht, wie mit den
Briefmarkenalben und sie entpuppen sich als mehrere 1000 Euro teure
Sammler-Kunstwerke. Im Laufe der nächsten Woche werde ich Ihnen
sicher dann auch schon näheres über die Entwicklung unseres
Wohnungsproblems schreiben können.

So wünsche ich Ihnen noch ein entspanntes Wochenende.
Ihr
Egbert Lappenkeuler