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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Die ersten Reisen” und “Schnapsnase” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Die ersten Reisen" vom 26.05.2005
Frische Grüße!
Ach ist das schön! Wir waren nun neulich 3 Tage am Bodensee und es ist herrlich. Das Wetter war zwar besonders an einem der Tage recht durchwachsen, trotzdem konnte das der Freude über die Landschaft, den Bodensee und vor allem über das angenehme Reisen mit dem VW-Golf nicht schmälern. Den Bodensee kann man eigentlich immer noch ungeprüft vollinhaltlich und garantiert ohne schlechtes Gewissen als Reisziel empfehlen. Langeweile am Bodensee gibt es ohnehin nicht, wer dort Langeweile bekommt, bekäme sie auch überall anderswo und ist selbst dran schuld. Ich muss es sagen, die 3 Tage Bodensee haben mir nochmals dreimal so gut gefallen, wie die Spanienfahrt nach Granada, ohne letztere damit in den Dreck ziehen zu wollen. Zuerst sind wir über Singen und Radolfzell nach Konstanz gefahren. Konstanz ist für jeden Bodenseebesucher ein absolutes Muss, weil es mit deutlichem Abstand die schönste und aufregendste Stadt am Bodensee ist. Damit will ich keinesfalls den Wert der anderen Orte der Bodenseeregion schmälern, die sind ja fast alle sehr schön, aber Konstanz bietet eigentlich fast alles, was man von einer landschaftlich schön gelegenen Stadt erwartet und zugleich aber auch alles, was man von einer größeren Stadt erwartet. Beschreiben kann man das nicht, man muss dort gewesen sein. Ursprünglich hatten wir geplant, die gesamte Zeit in Konstanz und näherer Umgebung zu verbringen, was auch kein Problem wäre, da Konstanz endlos viel bietet. Aber wenn man einmal dort ist, so die Überlegung, sollte man sich doch vielleicht auch noch etwas anderes ansehen. So sind wir dann 2 Tage in Konstanz als Stützpunkt geblieben, den ersten und den dritten Tag, während wir am zweiten Tag von Konstanz aus dann Meersburg, Friedrichshafen und die südlichste Stadt Deutschlands, Lindau sowie auch noch nebenan Bregenz auf der österreichischen Seite besucht haben. Dazu haben wir die nicht gerade preiswerte Fährverbindung von Konstanz nach Meersburg genutzt, weil man andernfalls hätte einen sehr weiten Bogen über die Schweiz fahren müssen, um zum Beispiel nach Lindau zu kommen. Das wäre aber in nur 3 Tagen zuviel des Guten gewesen, dann hätte man schon mindestens eine Woche dort bleiben müssen. Eine Woche so auf Rundreise ist aber deutlich teurer, als eine Woche zuhause und das war finanziell momentan nicht drin. 3 Tage waren schon recht knapp, da wir natürlich auch mal tanken mussten, dann die Verpflegung, die wir teils unterwegs einkauften und so neigte sich der Inhalt unseres Portemonnaies recht schnell dem Ende zu. Außerdem hatte die Fähre gerade eine Sonderaktion, bei der man eine Art Rückfahrticket, also mit Rückübersetzung zum Preise von einem normalen Ticket + 10 % erhalten konnte, sofern man die Rück-Übersetzungsmöglichkeit noch am gleichen Tag bis zu einer bestimmten Uhrzeit nutzte. Sonst kostet so ein Rückfahrticket nahezu das Doppelte, wie ein normales Ticket, dafür behält es aber länger seine Gültigkeit. Am dritten und letzten Tag haben wir uns dann ganz spät abends, vielleicht gegen 23 Uhr ab Konstanz zitternd mit dem restlichen Tankinhalt auf den Rückweg nach Stuttgart gemacht. Der Tankzeiger schlummerte schon vorher am unteren Anschlag. Um nicht Gefahr zu laufen, doch noch mit leerem Tank auf der halben Strecke liegen zu bleiben, haben wir dann die restlichen Inhalte unserer Portemonnaies und das Kleingeld, was man immer mal so vom Wechsel im Auto herumliegen hat, zusammengesucht und kamen damit auf immerhin 9,87 Euro, davon haben wir dann für 9,18 Euro noch an einer Nachttankstelle in Engen nachgetankt. Mit diesen zusätzlichen 9 Litern ging es dann problemlos und sicheren Gefühls bis Suttgart. Es hätte auch vielleicht so noch ausgereicht, aber die Reservebirne im Armaturenzeiger leuchtete schon seit Beginn der Abfahrt in Konstanz und da hätte es vielleicht knapp werden können. Ich weiß ja noch nicht, wie viele Liter tatsächlich bei dem Golf zur restlichen Verfügung stehen, wenn diese Reservebirne aufleuchtet. Manche sagen dann sind noch 5 Liter drin, was sicher für diese Strecke zu wenig gewesen wäre, andere sagen 7 Liter, was so gerade genügt hätte, wieder andere behaupten sogar 10 Liter wären dann noch da, was dann keinen Grund zur Sorge gegeben hätte. Aber ich wollte es nicht darauf ankommen lassen.
Wie angedeutet, war Konstanz der eindeutige Mittelpunkt unserer Bodenseereise und dort hat es uns auch mal wieder am besten gefallen. Ich war ja schon öfters dort, Kayla natürlich noch nicht, aber die war auch erfreut. Wenn man unbedarft durch Konstanz fährt, wechselt man fast unbemerkt öfters zwischen Deutschland und der Schweiz, weil die eindeutigen Kennzeichnungen, wenn es innerhalb der Straßenzüge nach Kreuzlingen übergeht, welches schon Schweiz ist, bei manchen kleinen Straßen weggefallen sind. Das heißt, dort steht irgendwo am Straßenrand noch ein Schild, was darauf hinweist, aber wer liest heute noch jedes Schild, welches am Straßenrand steht? Die offiziellen Übergänge an den eigentlichen Durchfahrts- und Hauptstraßen sind natürlich deutlich gekennzeichnet und dort stehen auch nach wie vor die Zollinspektoren herum und warten auf Kundschaft oder wollen von vielen den Ausweis sehen. Kayla wurde dann auch mehrmals kontrolliert und manchmal musste ich versichern, dass ich Kayla auch wieder mit zurück nehme. Na hätte ich solch ein Goldstück wie Kayla in der Schweiz gelassen? Die hätten sich gefreut und mir hätte was gefehlt. Unterdessen haben wir es auch unterlassen, weitere Abstecher in die nahe Bergwelt zu machen, auch weil es zeitlich und geldlich nicht drin war. So haben wir uns nun überlegt, vielleicht mal einige Monate extra etwas Geld zu sparen, um dann vielleicht unter dem Einsatz von 300 Euro mit dem Wagen nochmals dorthin zu fahren und dabei dann auch die anderen Bodenseeorte sowie ein paar Schweizer Berglandschaften zu erkunden. Sie werden sicher sagen, 300 Euro sind dafür auch noch zu wenig, aber ich denke, damit kämen wir hin, davon ausgehend, dass wir im Auto übernachten und maximal eine Woche so herumfahren. Stets mit Eigenverpflegung. Der Löwenanteil ginge für Kraftstoff weg. Gut, vielleicht würde es auch auf 350 Euro hinauslaufen, aber mehr nicht. Was das Übernachten im Auto betrifft, so geht das in dem VW-Golf-Variant sehr gut, wie sich nun in diesen 3 Tagen mit 2 Übernachtungen herausgestellt hat. Es ist Platz genug, um sich nicht gegenseitig niederzuwalzen, wenn man sich im Schlaf mal herumdreht. Natürlich ist es auch keine breite und bequeme Spielwiese, wenn man zu zweit dort einliegt, aber es ist akzeptabel. Kayla hat dann noch einige kleine Decken aus Stoffresten gebastelt, die man mit Ösen wie eine Art Behelfsvorhang rundum von innen an die Scheiben hängen kann, damit nicht jeder ins Auto schauen kann, wenn wir dort liegen. Sie hat dazu absichtlich dezenten, dunkelgrauen unifarbenen Stoff gewählt, das wirkt von weitem, als hätte man nur dunkel abgetönte Scheiben und wird gar nicht als Vorhang erkannt. Wir hatten so ziemlich alles mit, was man unterwegs braucht, weil es viel billiger und bequemer ist, als wenn man bestimmte Dinge vor Ort erst noch organisieren muss. Ein großer 30-Liter-Wasserkanister reicht für 2 Personen durchaus 3 Tage aus für leichte Körperpflege und Nahrungszwecke. Dann haben wir ein chemisches Campingklo, welches sich zu einem mittelkleinen Koffer zusammenschieben lässt, damit sind auch solche Bedürfnisse fachgerecht betreut. Das Ding stinkt nicht und man braucht nie nach einem öffentlichen Klo zu suchen, die es heute ohnehin kaum noch gibt. Das Ding hatte ich im Neuzustand vor wenigen Monaten mal sehr günstig aus einer Konkursmasse für 12 Euro erstanden, normal kosten die deutlich mehr. Weiterhin hat Kayla günstig eine Elektro-Kühlbox fürs Auto bei ihrem Arbeitgeber beschaffen können. Die schließt man an den Zigarrenanzünder an und sie kühlt so wunderbar. Darin hatten wir ausreichend Lebensmittel und Getränke für 3 Tage. Trotzdem haben wir unterwegs öfters Lebensmittel hinzugekauft, weil ich immer neugierig bin, wie beispielsweise die Würste der örtlichen Metzger schmecken. Die Wurst als Visitenkarte eines Ortes gewissermaßen. Kayla lacht über diesen Spleen von mir immer ein wenig, findet es aber dann am Ende selbst sehr interessant, so dass sie meist als Erste von der frisch gekauften Wurst kostet. Nur leider sind die Metzger heute so teuer oder wir verdienen so wenig, je nach Betrachtungswinkel, dass man sich kaum noch traut, bei einem normalen Metzger einkaufen zu gehen. Das bedaure ich sehr, denn eigentlich ziehe ich den echten Metzger jeder Supermarktwursttheke vor. Nur leider sind uns sehr enge finanzielle Grenzen gesetzt und wenn man das dann über die geringe Menge an Wurst ausgleichen will, dann schauen die Bedienungen in den Metzgereien einen oft auch blöd an. Manche drehen einem, der nur so wenig kauft dann noch alte Ware an und damit verliert man dann auch erst recht die Lust dort zu kaufen. Ähnlich sehe ich es im Bäckerhandwerk. Da geht viel vor die Hunde, weil für Leute, die nicht gerade reich sind, solche traditionellen Dinge heute unerschwinglich geworden sind. Denen fehlt dann die Kundschaft, weil alles zum billigeren Supermarkt rennt und sie können zumachen. Ich halte die Aussage nur für eine Halbwahrheit, wenn man immer von den Innungen hört, dass diese Metzgereien und Bäckereien in solch großer Zahl schließen mussten, weil die Leute in den billigeren Supermarkt rennen. Die meisten rennen dort heute hin, weil sie sich das teurere Brot vom Bäcker oder die bessere und teurere Wurst vom echten Metzger eben gar nicht mehr leisten könnten, das ist nicht nur blinde Sparwut oder die Jagd nach dem ewigen Schnäppchen, wie das oft dargestellt wird. Doch ich schweife zu sehr vom Thema ab. Bei einem der weiter vor erwähnten Grenzübertritte von Konstanz nach Kreuzlingen hielt uns einmal ein recht kantiger Schweizer Zollmann an. Er schaute mir kritisch ins Gesicht, musterte mich kurz, dann fiel sein Blick auf Kayla und kam nicht mehr los von ihr. Seine Augen wanderten auf- und abwärts. Eine Asiatin hier, das mochte ihm irgendwie nicht in den Kram passen. Obwohl Kayla vom Gesicht her nicht extrem asiatisch ausschaut, man würde sie vielleicht hier eher als Mischlingskind zwischen Asien und Europa einordnen, aber man kann das Asiatische dennoch nicht verleugnen. Er bat uns auszusteigen. Nun hatte Kayla zum Glück erst wenige Tage vor unserer Abreise endlich richtige Ausweispapiere erhalten. Was von der Seite für klare Verhältnisse und fehlenden Diskussionsstoff sorgte. Der Zollmann lispelte, ob Kayla denn eine richtige Deutsche sei. Ich fand die Art, wie er die Frage stellte, schon recht widerlich und ich hatte auf der Zunge, ihn zu fragen, ob er denn ein richtiges Hirn in seinem Schädel trage, schluckte diese Bemerkung aber nach dem ersten Ansatz runter. Naja, was soll man sich die schöne Reise von solch einem eingefleischten Behördenkarle versauen lassen? Man darf sich nur nicht aus der Reserve locken lassen, obwohl es Momente gibt, wo man dann übereilig falsch reagiert. Ich habe Kayla dann nur zugezwinkert und nachdem der Kontrollmann sie noch mehrmals kritisch beäugt hatte, lies er von uns ab, mit der schon seufzenden Bemerkung in langgezogenem Schweizerdeutsch:" Jaaa, dann fahren sie mal!" Wir wollten ja gar nicht tief in die Schweiz, dazu war, wie schon gesagt, die Zeit zu kurz, aber Kreuzlingen auf der Schweizer Seite und Konstanz ist im Prinzip eins. Wissen Sie, ob Sie in Stuttgart von Feuerbach nach Zuffenhausen fahren, beides ist Stuttgart und ein Übergang den man nicht bemerkt, so ähnlich verhält sich das mit Konstanz und Kreuzlingen, nur dass Kreuzlingen quasi ein Konstanzer Stadtteil ist, der halt in der Schweiz liegt. Wir sind dann auf Schweizer Gebiet mit dem Auto langsam entlang der schönen Bodensee-Uferstraße über Münsterlingen bis Romanshorn gefahren. Leider kann man ab dem Dorf Landschlacht dann von der Straße aus nicht mehr oder kaum noch auf den Bodensee blicken, weil sich dort die Eisenbahn an die Stelle der Straße drängt und die Straße einen Sprung ins Hinterland macht. Es wurde gesagt, daran wären die reichen Bonzen aus Rotfarb, Schloss Moosburg und Ottwil schuld, die damals, als sie dort ihre Villen am Ufer erbauten, mit ihrer Macht dafür sorgten, dass die Straße weiter hinten verlaufen müsse, damit ihre Grundstücke direkt ans Wasser grenzen konnten. Romanshorn ist praktisch vom See her gesehen genau gegenüber von Friedrichshafen, also wenn man auf Schweizer Seite in Romanshorn ins Wasser springen würde und dann immer geradeaus quer durch den See schwimmen könnte, käme man auf deutscher Seite in Friedrichshafen wieder an Land. Gerade in diesem Bereich hat aber der See so ziemlich seine größte Breite, mit Rüberschwimmen das dürfte wohl selbst ein geübter Schwimmer nicht schaffen. Einige Kilometer hinter Romanshorn kommt dann das Städtchen Arbon, aber soweit wollten wir dann schon nicht mehr fahren, das Schweizer Bodenseeufer werden wir bei einer späteren Bereisung dann noch genauer besuchen. Kayla schlug dann vor, die Rückfahrt von Romanshorn bis Konstanz nicht entlang der Bodenseestraße zu absolvieren, sondern eine Route mehr im Landesinneren zu wählen. Dazu hatte ich eigentlich weniger Lust, aber zur Freude von Kayla habe ich das dann gemacht. Wissen Sie, was die Schweizer ja so Straßen nennen, das spottet in manch kleinen Dörfern jeder Beschreibung. Es gibt dort zweifelsohne sehr gute Straßen, aber unter den kleinen Dorfstraßen würde jeder drittklassige Feldweg in Deutschland deren Neid erwecken. Ich habe die Ortsnamen nicht alle behalten, kleinste Nester, Ansiedlungen mit vielleicht gerade mal 5 bis 7 Wohnhäusern, eine Piste, die gerade mal breit genug für einen normalen PKW war, bei Gegenverkehr musste einer in eine Ausweiche und warten, so was habe ich ja noch nie gesehen, ha! Dann überall zu den Seitenrändern hin bröckelte der Asphalt teils in großen Platten ab und in der Mitte Löcher, wo schon die Steine vom Untergrund durchschimmerten. Schlechter Zustand wäre noch eine lobende Beschreibung für das. Ich vermute, diese Ministraßen wurden vor vielleicht 50 Jahren mal angelegt und seitdem hat sich nie mehr einer darum gekümmert. Dann waberte über unzählige Kilometer bei einer Fahrtzeit von sicherlich 45 Minuten oder mehr, ein unerträglicher Güllegestank in der ganzen Luft, dem man sich durch nichts entziehen konnte. Ich schätze, dass dieser Extremmief den Einwohnern hier schon jeden Geruchsnerv weggeätzt hat, so intensiv war das, ekelhaft! Ab einer verbogenen Kreuzung gerieten wir dann wieder auf eine gute Straße und es folgte ein etwas größerer Ort Happerswil, dann querten wir eine Bahnlinie bei Graltshausen und Siegershausen gleich noch mal. Ab dort war der unerträgliche Güllemief endlich weg, dafür nervte ein seltsamer Bahnübergang, der schräg über mehrere Schienen verlief, obwohl die Strecke selbst nur eingleisig zu sein schien. Irgendwie hatten die findigen Schweizer Eisenbahner wohl einen Teil des Ortsbahnhofes mit seinen Rangiergleisen mit über die Straßenquerung gelegt. Na schon komisch. Durch die seltsame Anordnung musste man eine halbe Ewigkeit warten, weil laufend irgendwelche Loks oder Züge vorbeigezogen kamen, mal auf dem Gleis gleich vorne am Straßenüberweg, mal weiter hinter, alles sehr umständlich. Ich war dann froh, als wir nach weiteren 20 Minuten Fahrt, nachdem wir zuvor dort mindestens genauso lange warten mussten, dann von einer ganz anderen Seite wieder in Kreuzlingen eintrafen. Auf diesen kleinen Landstraßen, bevor wir nach Happerswil kamen, hatte ich jeden Orientierungssinn verloren. Normal weiß ich immer aus dem Bauch heraus, wo Norden, Süden, West und Ost ist, aber dort wusste ich gar nichts mehr. Wenn man mir erzählt hätte, dass ich eine Frau wäre, hätte ich auch das noch geglaubt. Ich war total aufgelöst und verstand nicht warum. Nachdem wir uns in Konstanz wieder etwas gesammelt und erholt hatten, habe ich Kayla dort die Stadt gezeigt, die ich ja schon von früheren Besuchen her kannte. Wissen Sie, ich sage immer, dass ich sehr gerne in Stuttgart wohne und mir eigentlich nicht gut vorstellen könnte, wirklich dauerhaft woanders leben zu wollen. Konstanz wäre da sicher die berühmte Ausnahme von der Regel. Dort könnte ich mich auf Anhieb wohlfühlen ohne etwas, was ich in Stuttgart hatte, zu vermissen. Also, falls man mich mal aus Stuttgart vertreiben würde, würde ich dorthin als erste Wahl umziehen. Nein, nicht wirklich. Solange es in Stuttgart geht, werde ich dort bleiben, aber Konstanz wäre auf Anhieb gesagt die einzige Stadt, die mir mindestens genauso lieb wäre. Andererseits ist Konstanz für mich unerschwinglich, weil es auch eine eher teure Stadt ist, aber so einfach lässt sich das nicht festmachen. Es gibt dort auch billige Ecken und billige Einkaufsmöglichkeiten, so ist es nicht. Sagen wir es einmal so, Konstanz bietet, obwohl viel kompakter als Stuttgart, alles das, was man auch in einer echten Großstadt erwartet, aber halt auch alles das, was man in einer landschaftlich reizvollen Landregion erwartet. Dort ist die Symbiose ideal gelungen und sie ist dort absolut selbstverständlich, das eine schließt das andere nicht aus. Zudem ist der Menschenschlag dort sehr freundlich und nett. Würde es am Bodensee ein Pflichtprogramm geben, so stünde dort ganz oben auf der Liste ein Besuch der weltberühmten Blumen-Insel Mainau, die etwas nordöstlich von Konstanz im Bodensee liegt. Das haben wir uns aber gespart, da die Eintrittspreise uns missfielen, vor allem aber, weil man in der Kürze der Zeit Prioritäten setzen muss. Vielleicht ringen wir uns ja bei einem späteren, erneuten Besuch von Konstanz, der sicher folgen wird, einmal zu einer Stippvisite auf die Mainau durch. Es gäbe da noch so viel am Bodensee zu sehen, wozu uns die Zeit nicht einmal halbwegs reichte, wie Überlingen, in Meersburg sind wir auch nicht näher gewesen nur nach dem Übersetzen der Fähre angekommen und später wieder abgefahren, aber so richtig im Ort waren wir nicht, Immenstaad, Friedrichshafen, Langenargen, Kressbronn, Rorschach bei den Schweizern, und und und, nein, da müssen wir noch mal hin. Vielleicht fahren wir zum August, wenn es dort das berühmte Seefest mit dem immensen Feuerwerk in Konstanz gibt. Damit jetzt aber genug von der Bodenseereise.
Ich hatte eine Einladung bekommen zu einer Ausstellung im biologischen Haus der Landwirtschaftlichen Universität Stuttgart- Hohenheim. Diese Ausstellung sollte den Wandel der Insektenwelt in Deutschland seit dem Ende des zweiten Weltkrieges bis heute beleuchten. So frage ich mich, wie ich zu der zweifelhaften Ehre komme, dazu eine Einladung zu erhalten. Ich habe weder mit Landwirtschaft noch mit Insekten irgendwas zu tun. Insekten sehe ich eher als sinnlose Plagegeister und bin alles andere als ein Freund davon. Natürlich weiß ich, dass manche Insekten auch Nützlinge sind, solange sie dass nicht in meinem Wohnumfeld sind, sollen sie ruhig, jedenfalls erstrebe ich die insektenfreie Wohnung, wenn es nicht anders geht auch mit chemischer Unterstützung. Trotzdem, Einladung ist Einladung und wenn man dort kostenlos rein kommt, wofür andere vielleicht noch Eintritt bezahlen müssen, so sind wir also hin gefahren. Es gab wirklich viel Krabbelgetier und Fluginsekten zu sehen, da juckte es einen schon vom bloßen hinsehen. Aufgrund der erdrückenden Vielzahl haben wir die Ausstellung nicht ganz gesehen, sondern sie wegen fehlender Begeisterung schon nach wenigen Minuten verlassen. Wenn ich dann noch die langen Vorträge höre, die manche Biologen dort abhielten, dann bekomme ich einen Anfall. Man sollte meines Erachtens lieber mehr Geld in die Forschung stecken, wie man solches Ungeziefer wieder möglichst schnell los wird, anstatt sich mit sinnlosen Erkundungen über die einzelnen Lebensweisen dieses Viehzeugs aufzuhalten. Hätten Sie gedacht, dass sich die Anzahl der unterschiedlichen Insektenarten, die in Deutschland so herum kreuchen und fleuchen seit dem Ende des zweiten Weltkrieges sage und schreibe verfünfhundertfacht hat? Also ich nicht. Vor allem die Anzahl der Nur-Schädlinge hat dabei drastisch zugenommen. Es kann mir doch keiner erzählen, dass es mit heutigen Mitteln unmöglich wäre, diese ungebetenen Kriechmonster auszurotten oder zumindest auf ein Zehntel ihrer heutigen Population zu beschränken. Aber nein, dann kommen die schwachsinnigen grünen Ökofreaks ins Spiel, die den Einsatz solcher Mittel verbieten. Dadurch schläft zugleich die Forschung nach entsprechenden Gegenmitteln ein, weil die Industrie für solche Produkte dann keine Absatzmärkte mehr sieht, weil sie ja, dank der grünlichen Verordnungen, nicht eingesetzt werden dürften. So wird Europa vielleicht eines Tages im Ungeziefer ersticken, nur weil die sogenannten Ökos dessen wirksame Vernichtung blockiert haben.
Noch eine kleine Anmerkung zu unserem VW-Golf. Ich lege es nicht auf tolle Höchstgeschwindigkeitswerte an, aber neugierig ist man ja doch. So hatte ich unterwegs auf der Autobahn einmal versucht, was er so an Höchstgeschwindigkeit auf gerader Strecke ohne Steigung und ohne Kurven hergibt. Sicherlich sind 90 PS schon ganz schön viel, gemessen an meinem Vorgänger-Suzuki, aber es gibt heute sehr viele Wagen, die noch wesentlich mehr PS haben. Aber ich sage Ihnen, und ich hätte selbst nicht damit gerechnet, für seine 90 PS läuft der sehr flott, denn beim genannten Test erreichte er locker 190 km/h und es wären wahrscheinlich sogar noch 5 km/h mehr drin gewesen, wenn man es weiter darauf angelegt hätte. Sicherlich fahre ich nun nicht mehr, wie meist mit dem Suzuki auf der Autobahn zwischen 100 und 110 km/h, aber auch mit diesem schnellen Wagen begnüge ich mich meist mit 120 bis 130 km/h. Auch den Verbrauch, über den wir inzwischen vorzeigbare Werte bei der Bodenseerundfahrt ermittelt haben, ist erfreulich niedrig. Mit einem Durchschnittsverbrauch von knapp 5,5 Litern für dieses zügige und geräumige Fahrzeug kann man wirklich nur noch staunen. Der viel kleinere Suzuki brauchte ja auch in diesem Bereich, sogar eher etwas mehr in Richtung 6 Liter, aber das dann an teurerem Benzin und mit doch wesentlich schlechteren Fahrleistungen und viel weniger Fahrkomfort. Man konnte den Suzuki zwar auch mit 4,5 Litern fahren, habe ich anfangs auch getan, aber dann durfte man nur 90 km/h allerhöchstens reisen, was man dann doch auf Autobahnen nicht lange durchhält, weil einen dann sogar die Laster überholen. So gesehen könnte man sagen, sind die teureren Preise von dem VW auch irgendwo dann gerechtfertigt, wenn sie nur nicht gar so viel teurer wären. Kayla hat übrigens am Mittwoch nächster Woche ihre Führerschein- Fahrprüfung in Böblingen bei der Ferienfahrschule, von der ich vor einigen Wochen berichtete. So sind wir gespannt, wie das ausgeht und ich fiebere fast mehr, als sie selbst. Sie geht das sehr gelassen an und ist sich ihrer Sache sicher. Der Haupt-Fahrlehrer von denen lobt Kayla auch sehr, sowohl was die theoretische Seite betrifft, aber auch in den praktischen Fahrstunden. Fehler macht natürlich jeder einmal, gerade am Anfang, aber das war nichts ernsthaftes. So hatte sie in ihrer zweiten Fahrstunde beim Rückwärtseinparken eine Mülltonne auf dem Übungsgelände der Fahrschule leicht angeschoben, da sie im toten Winkel verschwunden war. Der Fahrlehrer meinte aber, dass die meisten bei dieser Übung die absichtlich so ungünstig platzierte Tonne gleich mit Schwung umlegen würden, anstatt sie nur sanft anzuschieben. Ein Führerschein ist heute ein teures Vergnügen. Wenn Kayla beim ersten Anlauf die Prüfung besteht, wird sie etwa 1.400 Euro für den Führerschein bezahlt haben. Ferienfahrschulen sind immer etwas teurer, dafür ist man aber in 3 bis 4 Wochen durch, wenn nicht allzu viel schief geht. Der Haupt-Fahrlehrer und Inhaber der Schule ist ein wahrer Suppenkaspar. Bei fast jeder Fahrstunde, die er persönlich macht, muss Kayla den zu einem bestimmten Imbiss in der Nähe von Böblingen kutschieren, wo er sich dann immer eine große Plastikschale mit Grießklösschensuppe für 2 Euro holt. Die wird dann erst ausgelöffelt, bevor der Unterricht weitergeht. Danach zischt er dann sogleich eine ebenfalls dort erworbene Flasche eiskaltes Coca- Cola und sein Magen wird seine Freude an diesem Kontrastprogramm haben. Ich könnte das nicht. Zuerst heiße und relativ fettige Suppe, dann gleich danach eiskalte Cola, nein, dann könnte ich sicherlich eine Woche lang vor lauter Magenkrämpfen nicht mehr aus dem Haus.
Ein Herr Magmarsen oder so ähnlich macht hier starke Werbung für gesunde Ernährung. Natürlich nicht ohne Hintergedanken, der will am Verkauf seiner Ernährungsratschläge verdienen. Der läuft rund, verteilt Handzettel und hängt Plakate an Lampenmasten, Bäumen und Hauseingängen auf für Vorträge, die er in angemieteten Sälen abhält. Natürlich kostet dort dann der Eintritt Geld, und das nicht wenig, denn 16 Euro verlangt er. Von einigen Damen hier im Haus hörte ich, dass seine Masche so abläuft, da sie darauf hereingefallen sind und dort waren. Die guten Ratschläge, die er dort binnen seines witzlosen anderthalbstündigen Vortrages auftischt, sind dümmlich und jeder halbwegs gebildete Mensch wusste das dort Gesagte auch schon vorher. Dann verspricht sein Konzept, dass übergewichtige Leute binnen eines halben Jahres mindestens 5 Kilo abnehmen, eventuell sogar bis zu 10 Kilo. Hören Sie, das ist lachhaft und man kann immer sagen, hätten sich die Leute daran gehalten, nur die Hälfte zu fressen, wären sie auch dünner, um es mal auf den Kern seines Konzeptes zu bringen. Nur weil er das jetzt sagt soll das bei den Leuten plötzlich besser funktionieren? Vielleicht gibt es bei manch einem einen neuen Anstoß, die Essgewohnheiten etwas auszubremsen, aber die Erfahrung zeigt doch, dass dies von den Leuten nur bestenfalls einige Wochen durchgehalten wird, bevor sie wieder in ihren alten Trott verfallen. Ich meine, ich habe ohnehin keine Gewichtsprobleme und Kayla schon gleich gar nicht, trotzdem kann ich gut nachvollziehen, auf welchem Ross dieser komische Magmarsen da reitet und sich an der Dummheit und Gutgläubigkeit sowie vor allem der Hoffnung der Leute dumm und dämlich verdient. Es genügt ihm natürlich auch nicht, nur den teuren Eintritt für seine lächerlichen Vorträge einzukassieren, er bietet darüber hinaus auch noch eigenartige und wirkungslose Produkte an, die sein Konzept unterstützen sollen. So hatte die eine Dame hier aus dem Haus sich Tropfen gekauft, die in die Getränke eingeträufelt werden sollen. Die Wirkung soll sein, dass der Hunger gezügelt wird. Die Tropfen kosten im kleinsten Fläschchen gleich 25 Euro. Ein Student, der hier im Hause wohnt, hatte die Tropfen mit in die Uni genommen und dort analysieren lassen, dabei stellte sich heraus, dass sie nur aus Wasser mit etwas Kochsalz und etwas Ascorbinsäure, sprich Vitamin C bestehen. Also nichts, was wirklich den Hunger bremsen könnte. Gerade in den heutigen Zeiten, wo eigentlich das Geld knapper sitzt, fallen viele Leute bereitwillig auf solche Scharlatane herein und werfen denen das gute Geld in den Rachen. Dann bietet der Kerl noch für 5 Euro kleine Broschüren an, die er selbst herausgegeben hat, die sind jedoch einfach mit dem Kopierer erstellt und selbst zusammengeheftet. Man kann sich nur wundern und könnte zu der Neigung gelangen, selbst so die Dummheit vieler Leute gewinnbringend auszunutzen.
Ein Verrückter versucht hier im Haus die Leute auf seltsame Weise gegeneinander aufzuwiegeln, was ihm manchmal auch gelingt, besonders bei Leuten, die nicht lange eine Sache oder ihre Ursache hinterfragen. Die Briefkästen für alle Wohnungen befinden sich unten im Haupteingangsflur in der Mitte des Hauses. In den Bereichen der Seiteneingänge sind keine Briefkästen, obwohl das für die Mieter, die in den dortigen Flügeln des Hauses wohnen günstiger wäre. So aber ist es für den Briefträger einfacher, der braucht den ganzen Gebäudekomplex nur einmal anzusteuern und kann dort alles in die Briefkästen verteilen. Nun bekommen viele Leute ja auch Zeitschriften, die dann halb aus dem Briefkasten heraushängen, weil sie gar nicht ganz reinpassen. Ein Scherzbold geht nun seit Wochen regelmäßig hin und zieht die Zeitschriften raus und steckt sie bei anderen Leuten wieder in den Briefkasten. Das führte dann anfangs zu Verwicklungen, da die eigentlichen Empfänger schon glaubten, diese Leute wollten sich deren Zeitschriften unrechtmäßig aneignen. Natürlich ist es auch vorgekommen, dass fehlerhafte Empfänger die Zeitschrift dann einfach behalten haben, anstatt sie dem eigentlichen Empfänger zukommen zu lassen. In der zurückliegenden Woche war nun ich das Ziel dieses Idioten. Am Donnerstag hole ich nichts schlimmes ahnend die Post aus dem Briefkasten und sehe schon von weitem, dass mein ganzer Briefkasten mit etlichen Zeitschriften regelrecht mit Gewalt zugequetscht wurde. Ich hatte bestimmt eine Viertelstunde Arbeit damit, den Salat überhaupt wieder irgendwie aus dem Briefkasten herauszubekommen. Die Briefe für mich waren dadurch auch geknickt, aber besonders getroffen hatte es diese Zeitschriften. Die sahen teilweise aus, wie Stücke zerriebenen Toilettenpapiers und bei manchen war der Aufkleber mit der echten Empfängeradresse schon gar nicht mehr lesbar. Das habe ich nun dem Hauseigentümer gemeldet und diese Vorfälle sind natürlich Wasser auf dessen Mühlen, dass er durchboxt, endlich Überwachungskameras in den Eingangsbereichen und Fluren anzubringen, ein Ziel welches er schon länger verfolgt. Einige Mieter sträuben sich ja vehement dagegen. Ich denke, wir werden hier bald Überwachungskameras bekommen. Unterdessen habe ich die Zeitschriften, die ich keinem echten Empfänger mehr zuordnen konnte, oben auf das Podest der Briefkastenanlage gelegt, dort kann der wahre Empfänger sie dann ja heraussuchen, denn der dürfte ja wissen, welche Zeitung für ihn ist. Aber es bleibt eine Schweinerei, die Leute haben für ihre Zeitungen ja viel Geld bezahlt und erhalten dann nichts oder nur noch zerfleddertes Zeug. So bin ich schon froh, keine Zeitung im Abonnement zu bekommen. Lediglich vom Wohlfahrtsverband kommt monatlich so ein Heft, welches aber nichts kostet und wenn ich es nicht bekäme, wäre es mir auch völlig egal, da ich es meist ohnehin gar nicht lese. Schlimmer könnte da werden, wenn wichtige Post dadurch verschwände oder derart beschädigt würde, dass sie unleserlich ist. Mir soll es nur recht sein, wenn hier Überwachungskameras hinkommen, damit diese idiotischen Dinge endlich aufhören.
So, für jetzt schließe ich hier, weil wir gleich noch einen Ausflug nach Groß - Bottwar und ins Löwenstein-Gebirge machen wollen. Das liegt ungefähr 40 bis 50 km nordöstlich von Stuttgart und dort ist es erfahrungsgemäss an Feiertagen nicht ganz so überlaufen, wie an manch anderen bekannteren Fremdenverkehrszielen, obwohl es dort mindestens ebenso schön ist. Kayla ist schon runter gegangen zum Auto, um dort die Kühlbox mit der Wegzehrung reinzupacken.
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Schnapsnase" vom 06.06.2005
Sommerliche Grüße.
Der Computer scheint neben einem nützlichen Werkzeug auch dazu konzipiert worden zu sein, um uns zu ärgern und vor scheinbar unlösbare Aufgaben zu stellen. Wie Sie wissen arbeite ich nur noch mit dem Notebook von Toshiba, weil es wesentlich moderner ausgerüstet und schneller ist, als mein alter Großcomputer. Diese Tage hatte er es aber auf mich abgesehen. Vor allem der Browser, den man ja unverzichtbar für das Internet benötigt, spielte verrückt und tat nicht das, was er sollte. Es gibt ja Dinge, die benötigen eine sogenannte Javascript-Sache und alles was damit lief funktionierte schon mal gar nicht. Ich weiß, dass es irgendwo unter dem Begriff Internetoptionen ein Häkchen gibt, mit dem man das Javabrimborium abschalten kann, das war aber nicht abgeschaltet sondern korrekt eingeschaltet. So suchte ich bestimmt 2 Tage vergeblich nach einem möglichen Grund für diesen Fehler. Auf einmal gingen aber auch andere Sachen mit dem Browser nicht mehr. Es gibt Internetseiten, bei denen ist jede Seite mehrmals unterteilt in einen Kopf würde ich mal sagen, wo völlig andere Sachen eingeblendet werden, zum Beispiel Werbung, und dann in der Mitte der Hauptinhalt und unten wieder etwas anderes. Jedenfalls schaffte es der Browser nicht mehr, solche Seiten anzuzeigen. Entweder kam ganz groß auf der gesamten Seite nur das, was eigentlich oben drüber nur als Werbung oder Mitteilung in einer Spalte sein sollte oder es kam nur das was unten war, jedenfalls meistens kam nicht das, was in der Mitte hin gehörte, wo der eigentlich wichtige Inhalt steht. Das kam mal gar nicht oder es wurde in einer gesonderten Bildschirmseite angezeigt, die dann anfangs unbemerkt irgendwo aufsprang. Um die dann zu sehen, musste man unten in der Leiste zuerst gesondert auf dieses neue Fenster klicken. All diese Mängel habe ich nicht mehr wegbekommen. Dann kam Kayla, die inzwischen mehr Ahnung von Computern hat, als ich, das muss ich offen zugeben, die hat wohl in der Firma viel abgekupfert, die hat dann auch mindestens 4 Stunden ohne jeden Erfolg gesucht. Am Tag danach kam ihr jedoch eine, wie sich herausstellte, grandiose Idee. Sie hatte auf einer CD aus einer Computerzeitschrift, die sie vor einigen Wochen kostenlos aus dem Pausenraum ihrer Arbeitsstelle mitnehmen konnte, einen neuen Browser entdeckt und dachte sich, dann installiere ich den einfach mal, vielleicht geht's damit. Und so war es dann auch. Der sieht zwar etwas anders aus und heißt nicht Explorer sondern Firefox, aber er bedient sich ähnlich und klappt sogar besser weil nach meiner Meinung damit aller schneller geht. Alle genannten Mängel sind damit weg, nur meine Favoritenlesezeichen auch restlos, die muss ich jetzt alle neu von Hand eingeben. Aber so bin ich froh, dass wenigstens das wichtigste wieder funktioniert.
Noch viel wichtiger, als die Leiden unseres Notebooks finde ich, dass Kayla in der vergangenen Woche tatsächlich die Führerscheinprüfung auf Anhieb mit Bravour geschafft hat. Der Fahrprüfer habe sogar ausdrücklich ein Lob ausgesprochen. Nun als frisch gebackene Führerscheininhaberin muss sie natürlich viel üben und meistens fährt sie jetzt, so dass ich schon langsam Entzugserscheinungen kriege. Nein, das ist aber gut, denn jetzt brauche ich für die normalen Lebensmittel-Einkäufe, die sie ohnehin managt, meistens gar nicht mehr mitzufahren und kann mich in dieser Zeit anderen Dingen widmen. Sie hat einen sehr besonnenen und konzentrierten Fahrstil. Sicherlich fährt man am Anfang immer noch etwas anders, als später, aber gewisse Grundzüge zeichnen sich doch ab. So mag sie es gar nicht, wenn beim Fahren das Autoradio relativ laut ist, nur so, dass man es gerade versteht. Ich finde das auch besser, weil ich es selbst nicht sonderlich abhaben kann, wenn da manche Lärmsüchtigen mit dröhnenden Bummsbässen die ganze Straße gleich mitbeschallen. Im Auto ist das meines Erachtens fehl am Platze. Wenn jemand auf diese Weise zuhause Musik genießt ist es etwas anderes und er soll es tun, sofern es nicht mitten in der Nacht ist, aber ich bin überzeugt, dass es die Aufmerksamkeit im Verkehr stark stört. Kayla und ich freuen uns über den erstandenen Lappen, wie man so sagt, weniger über damit verbundenen Unkosten. Nach der Abschlussrechnung der Ferienfahrschule in Böblingen und der Prüfungsgebühr und den sonstigen Nebenkosten, wie für den Sehtest und den Lehrgang in Erster Hilfe beim Roten Kreuz sind wir auf Gesamtkosten von beachtlichen 1.650 Euro gekommen. Aber ohne geht es nicht. Man hätte vielleicht 200 Euro sparen können, wenn man anstatt einer Ferienfahrschule eine ganz normale konsultiert hätte, aber dann hätte das Ganze viel länger gedauert und garantieren kann es da auch keiner, ob sie dort nicht vielleicht mehr Fahrstunden gebraucht hätte, wie hier und dann am Schluss möglicherweise sogar noch teurer dagestanden hätte. Wie teuer heute alles ist, da bekommt man einen geschwollenen Hals. Ich kann mich noch einigermaßen gut daran zurückentsinnen, als ich meinen Führerschein machte, hat mich das exakt 350 Mark gekostet, ganz glatte Summe, einschließlich Prüfungsgebühr, die war damals nämlich in den Fahrschulkosten mit drin enthalten. Sicherlich waren es andere Zeiten, weniger Verkehrsregeln, überhaupt weniger Verkehr und die Behörden weniger verrückt mit ihren teils absurden Auflagen und Kontrollen. Erste Hilfelehrgang, der war damals umsonst und wichtig war, das man da war, ob man dabei zugehört hat oder nicht, das hat keinen interessiert. Nun finde ich den ja noch wichtig, auch den Sehtest, so ist das nicht. Es wäre ja unschön, wenn man jeden Blinden auf die Straße lässt.
Den Suzuki hatte ich ja ständig in einem älteren Holzschuppen geparkt, der weit hinten am Ende der mittleren Wiese hier hinter den Häusergruppen steht. Ursprünglich diente der Schuppen ganz früher zum Unterbringen von Fahrrädern der Mieter, das war aber noch vor meiner Zeit hier, vielleicht vor 30 und mehr Jahren. Heute will es sich kein Mieter mehr zumuten, sein Fahrrad 100 m vom Haus entfernt am Ende der Wiese holen zu müssen, sondern stellt es in seinen zur Wohnung gehörenden Kellerraum. Manche lassen es auch einfach am Hauseingang stehen. Jedenfalls wurden später nur noch Gartengeräte und Gerümpel in dem Schuppen untergebracht und ich hatte dann vom Hausbesitzer auf Anfrage die Möglichkeit erhalten, dort den Suzuki unterzustellen, also den Schuppen als Garage zu nutzen, wenn ich zuvor den Schuppen etwas ausbessere und entrümpele. Das hatte ich ja dann im vergangenen Jahr gemacht. Nun habe ich, wie Sie wissen, den Suzuki nicht mehr, dafür haben Kayla und ich gemeinsam den VW-Golf-Variant, der aber so nicht in den Schuppen passt. Erstens ist die Schuppentüre dafür etwas zu schmal und zweitens ist der Schuppen selbst dafür auch zu schmal. Man könnte zwar bei einer breiteren Schuppentüre reinfahren, dann aber innen nicht mehr aussteigen, weil man so dicht an die Wände fahren müsste, dass die Türen am Auto nicht mehr zu öffnen sind. Auch birgt es die Gefahr, dass man sich früher oder später garantiert Beulen ins Auto fährt, wenn man immer so eng kalkulieren muss, um so gerade in die Einfahrt zu kommen. Seit wir den Golf haben, muss ich notgedrungen draußen auf dem Parkstreifen parken, was mir jedoch missfällt, weil es doch gelegentlich Beschädigungen durch Jugendliche gibt und auch weil ich ja das Nutzungsrecht an dem Schuppen habe. So habe ich nun mit dem Hausbesitzer gesprochen, ob er es zulassen würde, wenn ich eine Schuppenwand ganz herausreiße die Dachbalken verlängere und in vielleicht 1,5 bis 2 m zusätzlicher Breite eine neue Schuppenwand setze und natürlich ein neues Tor reinbastele, alles auf meine Kosten. Kosten würde mir das eigentlich keine nennenswerten machen, da ich noch Verbindungen zum städtischen Bauhof in der Zamenhofstraße habe. Dort liegt ein großer Haufen gebrauchter Bauhölzer, die entsorgt werden sollen, obwohl sie noch gut sind. Die könnte ich kostenlos haben und würde mir die dementsprechend zurecht sägen. Nur die Arbeit, aber ich habe ja Zeit genug und selbst, wenn ich 4 Monate daran werkeln würde, wäre das ja egal. Dazu muss man wissen, der ganze Schuppen besteht nur aus Holz. Es sind Holzbalken hochkant als Stützen und quer als Dachträger. Die Zwischenräume sind dann mit einfachen Holzdielen zu Wänden und als Dach vernagelt, wobei die Wände aussen mit einem dunklen, fast schwarzen Speziallack gegen Wettereinflüsse überzogen sind und das Dach mit Dachpappe in 2 Lagen belegt ist. Das hat so bislang sicherlich schon über 40 Jahre gehalten, wie mir der Hausbesitzer bestätigte und ist immer noch so stabil, dass es weitere 20 Jahre halten würde. Ich müsste aber, für meinen Umbauzweck nun eine Seitenwand ganz herausnehmen, zuvor natürlich die Decke an dem Ende mit Stützen abfangen, damit die dann nicht runterkommt. Die Einfahrtswand müsste ich am besten sicher auch vollständig herausbrechen und eine ganz neue anfertigen mit einem neuen selbstgebastelten, breiten Holztor als Einfahrt. Da könnte ich sicherlich einen Flügel der originalen alten Einfahrtstüre wieder verwenden, dann würde die Tür halt unsymmetrisch, da die neu anzufertigende Hälfte größer würde, um auf eine Gesamtbreite von vielleicht 2,5 m zu kommen. Die Dachbalken könnte ich entsprechend verlängern, indem ich dort andere Balken bis auf die gewünschte Länge anflansche. Man sagt zwar, das macht man ohne Zusatzstützen normalerweise nicht, aber Zusatzstützen kann ich in der Garage ja nicht brauchen, weil die dem Auto im Wege stünden und wenn ich Balken, die vielleicht selbst 3 m lang sind, um einen Meter durch seitliche Anflanschung eines weiteren Balkens um ungefähr 1,5 m verlängere, so dürfte das stabil bleiben ohne einzuknicken, wenn man diese Anflanschung mit jeweils 3 oder 4 dicken Gewindebolzen macht. Das einzige, was ich dann kaufen müsste, wären diese Gewindebolzen, die sind aber sehr teuer. So habe ich schon Ausschau gehalten und wüsste, wo ich auf einem Schrottplatz gebrauchte für je 1 Euro das Stück bekomme. Normal kosten die neu im Baumarkt 12,60 Euro das Stück. Insgesamt würde ich davon 36 Stück benötigen, gerechnet für die Verlängerung aller Dachbalken. Naja, ich habe diese ganzen Ideen dem Hausbesitzer vorgetragen und nach kurzer Überlegung hat er zugestimmt, mit der Auflage, dass ich daraus für mich keinerlei festgeschriebenen Rechte ableite. Auch wies er darauf hin, dass es baurechtlich irgendwann Probleme geben könne, weil diese Änderung ja nicht mit einem Bauantrag gemacht würde. Haha, das fehlt noch, für solche Lappalien auch noch bei einer Behörde nachfragen, wo leben wir denn? Der Hausbesitzer meinte, das wäre aber eigentlich erforderlich, weil heute die Bestimmungen halt so kleinlich wären, er würde das aber nicht machen und es wäre alles mein Risiko, er habe aber nichts dagegen. Die einzige Auflage von seiner Seite bleibt die, dass ich den Schuppen und sein Umfeld dann ständig kostenlos in Ordnung halte. Das würde ich ja im Eigeninteresse schon tun. So habe ich schon mit den Leuten von der Zamenhofstraße gesprochen und ich kann mir die erste Fuhre Holzteile schon am nächsten Dienstag abholen. Dazu leihe ich mir den Ford-Transit von meinem Bekannten, dem ich öfters bei Umzügen u.ä. helfe. So bin ich dann reichlich beschäftigt. Kayla ist sowieso an den meisten Tagen bei ihrer Dolmetschertätigkeit, da dort die Aufträge derzeit brummen. Nachmittags kann sie mir dann bei den Arbeiten helfen, die man alleine nicht hinbekommt. Aber ich denke, dass ich, wenn ich die Materialien erst mal daliegen habe, innerhalb von 2 Wochen diese Umbauaktion fertig bekomme. Ich werde auch keine großartigen Betonfundamente dort gießen, auf denen ich die versetzte Wand befestige. Da kommen hier und da ein paar einfache Löcher mit Betonankern in den Erdboden rein, dafür genügt jeweils ein großer Eimer voll Beton, fertig! Es lohnt sich nicht, dafür selbst mit der Betonmischerei zu beginnen, sondern ich lasse von einem Fertigbetonunternehmen eine Wanne voll Fertigbeton kommen, das reicht völlig aus. Die kostet 31 Euro und es wäre kaum billiger, wenn ich Säcke Zement und einen Haufen Sand bestelle und dann noch selbst zusehen muss, wie man das vernünftig gemischt bekommt. Mischen per Hand in einer Wanne ist nämlich auch eine Drecksarbeit, ab einer bestimmten Menge unzumutbar und wird dann auch ungleichmäßig. Dann benötigt man vor allem zuerst ja auch noch eine alte Wanne, in der man solche Mengen mischen kann, hab ich aber nicht. Dafür noch extra im Baumarkt eine Mörtelwanne kaufen, damit sie danach dann Jahre ungenutzt herumsteht und das für 12 Euro, dann lohnt es erst recht nicht. So bringen die für 31 Euro eine volle Wanne in optimaler Mischung und wenn ich die Wanne Fertigbeton verbraucht habe, dann rufe ich an und die holen die leere Wanne wieder ab. Rechnet man das alles mit ein, dann ist es sogar billiger, als selbst zu mischen. Billiger wäre Selbstmischen nur dann, wenn man Sachen wie Wanne und am besten noch eine Betonmischmaschine selbst kostenlos zur Verfügung hat, aber wer hat das schon?
Es gibt vielleicht Verrückte! Am frühen Abend gehe ich gerne noch etwas spazieren, meist fahre ich dazu aber erst mit dem Auto irgendwo hin. Nicht weit, oft sogar innerhalb Stuttgarts Stadtgrenzen. Auch nicht jeden Tag, vielleicht zweimal pro Woche. So fahre ich letzten Dienstag mal in den Stadtteil Weilimdorf, weil ich den noch nicht so kenne. Dort soll es mehrere schöne Seen geben, die oft gelobt werden. Einen größeren, den Tachensee im sogenannten Maierwald, dann unweit von dort, etwas südlicher den Göslarer Weiher, der aber auch Lindenbach-See, oder Lindenbach-Weiher oder Pfuhl oder so genannt wird. Welches nun die korrekte Bezeichnung ist, weiß ich gar nicht. Wie schon angedeutet, liegen beide Seen nicht weit auseinander, dazwischen vielleicht 700 Meter oder allerhöchstens einen Kilometer. Während der größere Tachensee in nur spärlich bebautem Gelände liegt, liegt der andere am Bebauungsrand von Weilimdorf und ringsum gibt es noch adrette Wohnstraßen, deren Häuser vorne teils ringförmig um den See gruppiert sind, während manche Grundstücke nach hinten in den Wald ragen, andere wiederum in Richtung anderer bebauter Grundstücke. Sie können sich vorstellen, dass man so was als gehobene Wohngegend bezeichnen muss und ganz bettelarme Leute wohnen dort deshalb eher nicht. Ziemlich genau zwischen beiden Seen hat man an der Maierwaldstraße einen schönen Parkplatz eingerichtet, wo man an normalen Wochentagen immer bequem einen Parkplatz findet, nur an Wochenenden kann es schon mal eng werden, aber dann brauche ich ja nicht dorthin fahren. So parkte ich am Dienstagabend dort und wanderte zuerst zum größeren Tachensee. Alles sehr schön und hat mir gut getan. Kayla war nicht mit, weil sie diese Wanderungen nicht immer mitmacht, nur ungefähr jede zweite macht sie mit. Als ich den Tachensee genügend abgeklappert hatte, hatte ich aber noch keine Lust, nach Hause zu fahren und bin dann den Fußweg am Parkplatz vorbei weiter zu dem anderen, kleineren See gegangen. Den kannte ich zuvor noch gar nicht. So umrundete ich diesen kleinen See auch noch und machte mich dann von dort aus zurück auf den Weg zum Parkplatz. Der Weg führte kurz hinter dem kleineren See zuerst ein Stück durch die Göslarer Straße, bevor man dann wieder in nördliche Richtung einen halben Fußweg erreicht, den man aber auch mit dem Auto so gerade befahren kann, also eine Art besserer Feldweg mit Asphalt oben drauf ist das, der zum Parkplatz führt. Eben an dieser Göslarer Straße ein schönes Haus neben dem anderen, alles sehr gepflegt und sichtlich teuer. Schöne Vorgärten mit hübschem Baumbestand und bunten Blumen und fast alle Grundstücke umzäunt mit gleichartigen weißen Zäunen aus beschichteten Holzpfählen. So ging ich dort entlang, dann huschte auf dem Bürgersteig ein Bengel mit dem Fahrrad so dicht an mir vorbei, dass ich einen Schritt in Richtung eines dieser Holzzäune springen musste. Soweit nicht tragisch, aber ich kam dabei ein wenig ins Wanken und fasste aus Reflex an einen Zaunpfahl um wieder mehr Halt zu finden. Da bekam ich jedoch einen gehörigen Schreck, weil dieser Zaunpfahl dann gleich unten, kurz über dem Boden abknickte und sich schräg in Richtung Grundstück neigte. Damit nicht genug, dieser Zaunpfahl war ja über Querstege mit den daneben befindlichen Pfählen verbunden und von denen neigten sich dann gleich 4 oder 5 mit in Richtung Grundstücksinneres und drohten auch ganz umzukippen. Der schöne Schein trügte also, die Dinger waren alle kurz über dem Boden abgefault. Was macht man in solch einer Situation? Ich konnte ja nichts dafür. Sollte ich warten bis sich einer meldet oder beim zugehörigen Haus klingeln und den Vorgang schildern? Sollte ich mich nicht besser leise aus dem Staub machen und so tun, als habe ich mit allem nichts zu tun? Während ich schon innerlich mehr zur letztgenannten Möglichkeit tendierte, wurde mir die Entscheidung abgenommen. Die Zauntür sprang auf, es kam ein zerknirscht dreinblickender Mann, etwa um die 65 Jahre, mit eckiger Brille und schütterem graumeliertem Haar, schimpfend auf mich zu. Das war wohl der Hausbesitzer. Was das den soll, warum ich seinen Zaun beschädigen würde u.s.w. kanonierte er verbal auf mich ein. Die ersten Ansätze von mir, ihm den Vorgang zu erklären, wurden von neuen Unmutsäußerungen seinerseits stets abgeblockt und überrollt. Beim vierten oder fünften Versuch meinerseits erhob ich dann etwas mehr die Stimme und das wirkte und er hörte zu. Er meinte zuerst jedoch nur, das könne ja jeder erzählen und wäre sicher nur eine dumme Ausrede von mir. So entstand eine herbe Diskussion, die oft nahe an der Beleidigungsgrenze verlief, allerdings von beiden Seiten. Bald gesellte sich noch ein Nachbar von ihm hinzu, der ungeprüft und nichts wissend auch noch über mich herschimpfte. Das fand ich zunächst gar nicht gut, entpuppte sich aber bald als Vorteil. Schließlich wies ich den Geschädigten darauf hin, dass er ja sicher seiner Verkehrssicherungspflicht auch nicht genüge, wenn er derart morsche Zaunpfähle dort stehen habe, die nur Stabilität vortäuschen und bei der geringsten Belastung nebst der Person, die daran kommt umfallen. Das bestritt der natürlich energisch. Dann entdeckte ich aber bei genauem Hinsehen, dass die meisten anderen Zaunpfähle unten ebenso morsch waren. Das konnte man trotz der relativ dicken und noch neuen Farbe erkennen, weil die im unteren Bodenbereich richtig aufgeweicht und grünlich aussahen. Dann verlangte ich von ihm, er solle doch einfach selbst mal an dem einen oder anderen Pfahl rütteln. Er lehnte das aber ab und titulierte mich als geistigen Grenzgänger, der nur von seiner Schuld ablenken wolle. In diesen Kanon stimmte auch dieser eigentlich blöde Nachbar gleich ein, tat aber dann zu meinem Glück unbewusst etwas, was eigentlich mir demonstrieren sollte, wie stabil die Zäune sind. Er griff oben an einen Zaunpfahl, rüttelte daran und sagte dabei noch: "Sehens doch, wie stabil die sind." Zapf – hatte er den Zaunpfahl in der Hand und drei Pfähle daneben fielen um, rückwärts in Nachbars Garten. „Ei schau da!", sagte ich. Der Nachbar wurde sehr verlegen, lief rot an, rang nach Luft und Worten, während der Grundstücksbesitzer nur entsetzt rief, was das denn nun wohl wäre. Da der Nachbar natürlich selbst nicht als ebensolch ein Schädiger wie ich tituliert werden wollte, sagte der dann auf einmal zu dem Grundstücksbesitzer: „Ja dein Pfähl die sind jo wirklich beschisse und erfault!" Eine neue Diskussion begann, nun aber mit umgedrehtem Kräfteverhältnis, weil ab sofort der komische Nachbar auf meiner Seite war. Zu zweit bekamen wir den Grundstücksbesitzer dann doch noch überredet, selbst einmal an einem seiner eigenen Pfähle zu rütteln und ich konnte mir dann das Lachen wirklich nicht mehr verkneifen, da nach seinem Rütteln gleich ein ganzer Verband aus Pfählen, sicher auf einer Länge von über 3 Metern in Richtung seines Grundstücks umstürzte. So blamiert winkte der Mann nur noch ab und bezichtigte einen mir unbekannten Jonas, dass der daran schuld sein müsse. Der habe sicherlich Säure über die Pfähle gekippt. Das halte ich für Unsinn, die sahen nur neu aus, waren aber sicherlich schon über 30 Jahre alt und nur immer neu lackiert worden. Holz das fault halt gerne im Bodenbereich, je nach Holzsorte besonders gerne, und genau das war hier passiert. Vielleicht suchte der auch nur einen Dummen, der ihm einen neuen Zaun bezahlt und er wusste im Grunde genau, wie es um dieses morsche Werk bestellt war. Gerade Leute, die gut betucht sind, die hadern mehr mit dem Geldausgeben, wie unsereins, das kenne ich und die hier sind gewiss gut betucht. So war ich aus der Sache raus und schritt nicht schlecht erheitert weiter in Richtung Parkplatz.
Das Leben ist gefährlich und die Gefahr holt einen überall ein, wenn es das Schicksal so verlangt. Manche Dinge, die geschehen, mögen einem dabei vorkommen, wie eine Mischung aus traurigem Unfall und lustiger Begebenheit, die sich die Leute sicherlich in 20 Jahren noch erzählen werden. So hat es vor kurzem eine Frittenbude und 2 ihrer Beschäftigten erwischt. Im Vorbogen an der Augustenstraße stand seit längerem schon eine solche Fritten- und Würstchenbude der üblichen Art, die man heute an festen Standorten eigentlich immer seltener sieht. Also so eine, wie man sie auch auf Jahrmärkten und ähnlichen Hocketsen findet, wie ein Wohnwagen, nur eben mit Bedienklappe und Brat- und Küchenapparaten drin. Heute hat man dort meist schon ortsfeste Buden. Besagte Bude stand dort in der Augustenstraße schon mindestens 2 Jahre und ich habe dort auch gelegentlich eine Portion Pommes genossen, weil die nicht so fürchterlich dunkel waren, wie an vielen anderen Imbissständen. Wissen Sie, ich hasse es, wenn Pommes so dunkel gebacken sind, weil sie dann einen widerlich bitteren Geschmack annehmen, den anscheinend manch andere Kunden aber mögen. Aber es geht hier nicht um meinen Pommesgeschmack und auch nicht um die Tatsache, das ich dort schon mal welche kaufte. Diese Stände sind ja einfach abgestellt und an den Enden aufgebockt, weil sie nur eine Achse in der Mitte haben, was natürlich für einen festen Stand ohne Stützen ungünstig ist. An eben diesem besagten Stand war es nun neulich passiert, dass wohl die Stützen auf der Rückseite umgefallen oder abgebrochen sind und das mitten im Hochbetrieb gegen 17 Uhr, was so eine beliebte Zeit dort ist. Die beiden beschäftigten Frauen der Bude hatten das nicht bemerkt und hasteten ihre Arbeit verrichtend in der Bude weiter umher. Als dann die Kati, so nennen die alle dort, weiter nach hinten ging, um kalte Getränke aus der dort befindlichen Kühltruhe zu holen, passierte das Malheur. Die Bude kippte schrägwärts hoch, dass heißt, die hintere Seite ging wie eine Waage zu Boden und die vordere Seite nach oben. Soweit wäre das alleine ja noch ein lustiger Anblick, aber Sie können sich vorstellen, das heiße, siedende Frittenöl lief dabei aus den Frittierapparaten und manche Apparate kippten sogar um, die heißen Würste rutschten nebst ihrem Bratfett vom Gasbräter und einiges davon traf vor allem die andere Beschäftigte, die gerade dabei war, Portionen für Kunden zu entnehmen. Mit viel Geschrei stürmten die dann aus der Wagenbude, die dann auch noch zu allem Überfluss durch die weiterlodernden Gasflammen unter dem Bräter in Flammen aufging und schneller ausbrannte, als die Feuerwehr kommen konnte. Ich habe das nicht selbst gesehen, aber als ich einen Tag später dort mir eine Bratwurst mit Pommes leisten wollte, sah ich nur noch die ausgeglühte Bude oder mehr nur das, was davon übrig war. Der Paul, ein flüchtiger Bekannter, der immer an dieser Bude herumlungerte, der war bei dem Vorfall Augenzeuge und hat mir dann alles haarklein erzählt.
Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen damals erzählt hatte, aber schon seit längerem ist ja mein Fernseher entzwei. Reparaturen davon sind heute so teuer, da können Sie sich günstiger gleich einen billigen neuen kaufen. Fernsehen ist mir persönlich jedoch bei weitem nicht so wichtig, schlimmer wäre es, wenn das Radio defekt wäre, weil ich Radiohören als wesentlich höherwertiger einstufe. Meine Hifi-Anlage ist ja auch schon lange kaputt, aber ich glaube, ich schrieb Ihnen mal, dass ich als Ersatz vom Antikflohmarkt ein altes Dampfröhrenradio von Nordmende aus den Zeit zwischen vielleicht 1950 und 1960 billig kaufte und das spielt nach wie vor tadellos. Keine Angst, es hat schon UKW, so nostalgisch ist es dann auch nicht, aber gut erhalten. UKW braucht man ja, wenn man es noch als Alltagsradio verwenden will. Damals wurde halt noch eine andere Qualität abgeliefert, als der heutige Plastikunfug. Zurück zum Fernseher. Mein alter Fernseher war zwar kaputt, aber nicht so kaputt, dass man ihn gar nicht mehr benutzen konnte. Manchmal stand das Bild schief und seit bestimmt 2 Jahren war das Bild recht dunkel. Aber man rettet sich so über die Runden, wenn man wenig Geld hat und wenn einem das Fernsehen ohnehin nicht so wichtig ist. Da war mir das Geld für den Wagen wesentlich wichtiger, obwohl man diese Dinge nicht wirklich miteinander vergleichen sollte. Wie Sie wissen, ist natürlich meine finanzielle Lage seit dem Gemeinschaftskauf des VW-Golf mit Kayla absolut zusammengebrochen. Ich bin derzeit froh, wenn es dann noch einmal im Monat zum Tanken reicht. Zum Glück verbraucht der Dieselgolf sehr wenig, das entschädigt dann wieder und macht es erträglich. Da Kayla durch ihre Tätigkeit derzeit gut verdient, bezahlt sie derzeit von jeweils drei Tankfüllungen zwei. Naja, zurück zum Fernseher. Der Zustand des defekten Gerätes ist durch die Weiterbenutzung nicht besser geworden und das Bild war inzwischen dermaßen schlecht, dass man überhaupt keine Lust mehr hatte, es einzuschalten. So kam es in letzter Zeit vor, dass ich manchmal 2 oder 3 Wochen lang nicht fern gesehen habe. Am letzten Wochenende war hier in der Nähe wieder ein sehr großer Antikflohmarkt und dort wurden auch mehrere gebrauchte Fernseher angeboten, vorwiegend tragbare Geräte. Es ist heute so, bei einem Radio, wie meinem uralten Nordmende-Gerät, hat man einen relativ guten Klang, obwohl es so alt ist. Der Klang ist sogar besser, als von preiswerten neuen Radios, nur halt nicht in Stereo, aber das hört man ohnehin bei normalen Sendungen kaum heraus. Aber bei einem Fernseher kann man sich solch alte Geräte nicht kaufen, weil die ja noch in Schwarzweiß die Bilder zeigen würden und wer will das heute noch? Ich jedenfalls nicht, da verzichte ich gleich lieber ganz darauf. Auf besagtem Antikflohmarkt wurde ich dann aber auf ein Gerät aufmerksam, welches ein tragbarer Farbfernseher ist, vielleicht 10 Jahre schon alt und von Grundig. Der Verkäufer, ein solide wirkender Mann, der diverses Zeug aus Haushaltsauflösungen anbot, kam auf Nachfrage gleich erheblich mit dem Preis entgegen und wollte unter dem Versprechen, dass das Gerät einwandfrei laufe, nachher nur noch 55 Euro haben, obwohl er mit 125 Euro begonnen hatte. Das ist für ein echtes Grundig-Gerät sehr billig, wenn es denn auch funktionieren würde, dachte ich mir. Zumal der Kasten nicht solch einen augenfressenden Minibildschirm hatte, sondern schon eine eher mittlere Bildgröße, nicht groß, aber doch deutlich mehr, als diese üblichen Kofferfernseher. Ich glaube 48 cm Bildgröße ist das und damit kann man gut leben. So blieb die Gefahr, ist das Gerät wirklich in Ordnung oder nicht. Während ich die anderen Stände am Antikflohmarkt begutachtete, hatte sich der Verkäufer bei einem seiner Standnachbarn, der über einen Stromanschluss verfügte, weil der vor Publikum Popcorn anfertigte, mittels Kabel Strom geliehen, um mir zu beweisen, dass die Kiste einwandfrei laufe. So rief er mir noch mal zu. Als Antenne diente auf dem Flohmarktsplatz nur ein alter Draht, aber damit erschien immerhin ein Programm einwandfrei, Bild und Ton fand ich in Ordnung. Leider hatte ich keine 55 Euro in der Tasche, mit Hängen und Würgen kratzte ich noch 19 Euro zusammen. Dafür war das Gerät natürlich nicht zu haben und Kayla war nicht mitgekommen, sonst hätte sie sicher den Fehlbetrag ergänzt. Ich war indes bereit, die 55 Euro dafür auszugeben, so wurden wir uns dahingehend einig, dass ich nach Hause fahre, den Fehlbetrag von Kayla pumpe und dann wieder komme, um das Gerät dann endgültig zu kaufen. So wurde es dann gemacht. Nach gut 30 Minuten war ich wieder zur Stelle und wurde stolzer Besitzer eines funktionsfähigen Farbfernsehers von Grundig. Hastig ging es nach Hause und der Apparat wurde aufgestellt und gleich zusammen mit Kayla eingeweiht. Also er funktioniert tatsächlich wunderbar, erst recht nachdem ich das Antennenkabel hier vom Haus angeschlossen habe. So kann ich zu einem erträglichen Preis wieder fernsehen und ich bin davon überzeugt, dass eine Reparatur meines alten Gerätes zu diesem Preis nicht möglich gewesen wäre.
Meine eigene Finanzlage ist nun aber am unteren Endanschlag angelangt. Wäre Kayla nicht, soviel muss ich offen zugeben, dann sähe es sehr düster aus und ich könnte mir vorerst noch nicht einmal etwas zu essen kaufen. Andererseits hätte ich ohne Kayla den Fernseher und auch den VW-Golf ja niemals gekauft, das wäre überhaupt nicht möglich gewesen. Andererseits hasse ich es, Kayla, oder überhaupt anderen Leuten auf der Tasche zu liegen. Das mache ich normalerweise grundsätzlich nicht. Wie es sich bei dem VW ergeben hat, wissen Sie aus meinen vergangenen Schilderungen und jetzt mit dem Fernseher, das war eine absolute Ausnahme. Ich hätte das mit dem Fernseher auch nicht gemacht, wenn Kayla über einen Fernseher verfügen würde, aber sie hat ja gar keinen und so dient der uns beiden und so ganz ohne Fernseher ist heute auf längere Sicht doch irgendwie blöde. Bevor ich Kayla kannte, oder besser gesagt, bevor Kayla diesen gut bezahlten Job hatte, habe ich immer meine Anschaffungen ganz perfekt und eng nach den Grenzen gerichtet, die mir ohne jede fremde Hilfe möglich waren. Wer hätte vergangenes Jahr schon damit gerechnet, dass Kayla mal hier einen solch gut bezahlten Job bekommt? Das war ja alles eine glückliche Verkettung von Zufällen, wie man sie nicht alle Tage erlebt. Überhaupt, wer hätte damals jemals gedacht, dass ich alter Sack noch mal solch eine hübsche junge Freundin bekomme? - Ich selbst am allerwenigsten. Und dazu stehe ich, für Kayla lasse ich jede andere deutsche oder sonstige Frau stehen! So etwas wie Kayla gibt es heute eigentlich gar nicht mehr, zumindest nicht in Deutschland. Das sind doch heute meist alles verwöhnte Hühner und Konsumpüppchen, die nur daran gewöhnt sind, dass man ihnen Zucker in den Hintern bläst und sie vorne und hinten bedient, sie aber dafür überhaupt keine Gegenleistung erbringen brauchen und die wie die Made im Speck leben. Kayla ist da ganz anders und noch ein richtiger Mensch. Aber genug der Lobhudelei.
Ach ja, beim letzten Mal berichtete ich Ihnen von Idioten, die hier die Zeitschriften in den Briefkästen vertauschten und dabei auch noch zerquetschten, indem sie unzählige Hefte mit voller Wucht in einen einzelnen Briefkasten pressten. Diese Schwachköpfe hat man nun gefasst und es sind 2 Jungs aus einem anderen Wohnblock schräg gegenüber. Einer von denen ist Türke und der andere wäre erst voriges Jahr mit seinen Eltern von Berlin hier nach Stuttgart gezogen. Sie konnten dadurch gefasst werden, weil der Hauseigentümer ohne weitere Diskussion darüber eine versteckte Kamera im Eingangsbereich hat installieren lassen. Wie man das kennt wird ja nicht viel dabei herauskommen, was denen so als Strafe droht. Wahrscheinlich außer einer Ermahnung gar keine, wie es heute so läuft. Dann heißt es wieder „Kinder aus schwierigen Verhältnissen" oder Kinder überhaupt und das war's dann auch schon. Ich würde diese Typen alle beide zu jeweils 200 Stunden sozialer Arbeit verdonnern, notfalls im Herbst den Wald fegen, denn vor so etwas haben die mehr Angst, als davor vielleicht einige Tage Arrest zu bekommen. Na ja, Hauptsache ist, dass wenigstens dieser Unfug jetzt ein Ende hat.
Hat man so was schon gesehen? Hier in Haus wechseln in einigen Wohnungen häufig die Mieter, in anderen Wohnungen, wie der meinen, bleiben die Leute Ewigkeiten, weil es ihnen gut gefällt. In einer Wohnung im Erdgeschoss, ziemlich in der Mitte von unserem Gebäudetrakt, ist vor 2 Wochen ein älterer Herr eingezogen, der so aussieht, wie man sich als Kind den idealen Opa vorgestellt hat. Blitzblanke Glatze mit einem geringen Haarkranz am Rand, runde Brille, eine freundlich-gutmütige Ausstrahlung, aber der hat es dann faustdick hinter den Ohren. Ich vermute, dass er bestimmt schon um die 80 Jahre alt ist und es ist sehr selten, dass Leute dieser Altersguppe hier einziehen. Nun ist der sehr rüstig, aber was ich gestern gesehen habe, so etwas habe ich zuvor noch nie gesehen. Er setzt sich gerne an einen Campingtisch aus Plastik, der hier auf der Wiese steht, liest Zeitung, schaut sich die Leute an, die vorbeigehen und ruht aus. Etwas, was man jemandem in dem Alter in jedem Fall gerne gönnt. Dann packte er ein kleine Flasche Korn aus, ergoss daraus einen Schluck in ein sehr kleines, schmales Schnapsglas, welches er ebenfalls mitgebracht hatte, hielt dieses Schnapsglas an die Nase und zog mit der Nase den Schnaps ein. Mir fielen bald die Augen aus dem Kopf. Stellen Sie sich solches Tun schon nur mit Leitungswasser vor, geschweige denn mit scharfem Schnaps. Dann schüttelte er sich, sagte: „Brrr!", und las weiter in seiner Zeitung. Zuerst dachte ich, er habe vielleicht eine Medizin in dieser Flasche, die er so ungewöhnlich einnehmen muss, man weiß es ja nie, welch seltsame Krankheiten einen so im fortgeschrittenen Alter ereilen mögen. So ging ich näher vorbei, er hatte die Flasche und das winzige Schnapsglas noch auf dem Plastiktisch stehen. Auf der Flasche stand aber eindeutig Westfälischer Kornbrand. Dann gerieten wir ins Gespräch und dabei kam die Rede auch auf seine seltsame Schnapstrinkgewohnheit. Es stellte sich heraus, es war also tatsächlich Korn, den er so ungewöhnlich zu sich nimmt. Er sagte, das sei eine alte Gewohnheit, die er noch aus dem zweiten Weltkrieg mitgebracht oder sich dort irgendwie angeeignet hatte, weil ein damaliger Kamerad das immer so gemacht hatte. Ohne jetzt weiter auf sein Kriegsschicksal einzugehen, hatte er sich also im Laufe der Zeit daran gewöhnt, den Schnaps auf diese doch recht eigenartige Weise zu konsumieren und es bis heute beibehalten. Er sagte, dass er es sich heute gar nicht mehr vorstellen könne, Schnaps anders zu trinken, weil es ihm so viel mehr Genuss bereite. Er trinke auch nicht viel, was natürlich immer eine relative Aussage ist, er verstand darunter, dass er einen einzigen kleinen Schnaps pro Tag auf diese Weise und überhaupt trinke. Das stets morgens vor 10 Uhr, wenn es später würde und er den Schnaps bis 10 Uhr nicht verkonsumiert habe, dann lasse er ihn an dem Tag ausfallen, weil er um 13 Uhr nach dem Mittagessen Medikamente einnehmen müsse, die sich nicht mit Schnaps vertragen. Dieses winzige Schnapsglas ist nach meinem Eindruck nur ungefähr halb so groß, wie ein gewöhnliches Schnapsglas, eher sogar nur ein Drittel der Größe. Dann ergänzte er noch, dass er schon seit 1961 nur diese eine Sorte Westfälischer milder Kornbrand auf diese Weise zu sich nehme, davor habe er eine andere Sorte gehabt, die aber nicht mehr zu haben gewesen wäre, weil die Brennerei dicht gemacht hatte. Nun befürchtet er, dass auch diese Brennerei aus der Gegend von Münster bald aufhört und er seinen milden Kornbrand nicht mehr bekommt und in seinem Alter noch auf ein anderes Produkt umschwenken muss. Naja, werden Sie sagen, Probleme haben die Leute, aber er sagte, dass die Marke und die Sorte ganz wichtig für ihn sei, besonders bei dieser Art den Schnaps zu sich zu nehmen. Diese Marke, ich glaube genau nannte er sich Büchers echter milder westfälische Kornbrand oder so ähnlich, bekäme er hier in Stuttgart nur in einem einzigen SB-Markt in der Breitscheidstraße, also unweit von hier. Den Laden gibt es schon seit ich denken kann, seit ich diese Ecke von Stuttgart kenne, allerdings nannte der sich ganz früher einmal Kaisers - Kaffee - und SB-Markt und über der Haupteingangstür prangte damals ein rundes Leuchtschild mit einer dicken Kaffeekanne drauf, die ein lachendes Gesicht hatte, bei dem die Ausgießschnute die Nase war. Ich glaube heute steht einfach nur noch Rewe oder so was an dem Laden dran. Sie kennen das ja sicher, wenn man solch ungewöhnlichen Dinge beobachtet, dann wird man neugierig, es selbst zu versuchen. Nun bin ich kein Schnapstrinker, aber die Neugierde war dann doch zu groß und ich konnte es nicht lassen, im stillen Kämmerlein einen Selbstversuch zu starten. Als keiner da war, Kayla zur Arbeit und ich alleine zu Haus, habe ich gekramt und noch eine kleine Flasche Klaren gefunden. Die war bestimmt schon 10 Jahre alt, aber für solch einen Test reichte es. Ich sage Ihnen, so etwas mache ich nicht noch einmal! Nun war ich schon vorsichtig und habe nur eine winzige Menge versucht, aber mir blieb der Atem weg und ich habe danach sicherlich 10 Minuten gehustet und geröchelt wie ein Ertrinkender. Den ganzen Tag habe ich außerdem nichts mehr riechen können. Dieser Opa muss ja einen total verätzten Riechkolben haben, um das machen zu können, ohne solche Beschwerden zu bekommen. Also da war meine Neugierde schnell kuriert und am Schluss fragt man sich nur noch, wie man selbst so blöde sein konnte, dies überhaupt zu versuchen.
So sommerlich das Wetter heute früh hier begonnen hat, so regnerisch ist es nun und sieht gar nicht wirklich schön aus. So sende ich Ihnen trotzdem frische Grüße
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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