LPK-D4

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Au-to” und “VW” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Au-to" vom 09.05.2005

Desillusionierte Grüße.

Es ist um aus der Haut zu fahren! Das ist dann aber auch das Einzige,
was noch fährt. Sie entsinnen sich, schön war mein Suzuki wieder
instand gesetzt und so haben Kayla und ich einen etwas
umfangreicheren Maiausflug gemacht. Das heißt, schon am 30. April
sind wir abgefahren in Richtung Bodensee. Wir wollten so hinreisen,
dass wir morgens am 1. Mai schon am Ufer des Bodensees sitzen.
Montag, den 2. Mai wollten wir dann am späten Vormittag
vorwiegend über Landstraßen zurück fahren. So wären wir jedem
Ausflugsverkehr weitgehend entgangen. Der Routen von Stuttgart
zum Bodensee gibt es viele, wir stellten uns eine Individualroute
zusammen, die teils über Autobahnen, teils über Landstraßen führte
und in Konstanz, der nach meiner Auffassung mit Abstand schönsten
Stadt am Bodensee, enden sollte. Man hätte sich natürlich einfach in
Stuttgart auf die A 81 schwingen können und bis Konstanz
durchbrausen. Wir wollten die A 81 aber bei Horb wieder verlassen
und ab dort über kleine unbedeutende Landstraßen relativ
schnurstracks gen Süden fahren. Die A 81 macht ab dort nämlich
einen seichten Bogen in Richtung Westen, an Villingen-
Schwenningen vorbei, übrigens ein ziemlich grün verseuchter Ort.
Früher, ja früher, da war Villingen noch etwas, hatte Bedeutung und
war eine kleine Wirtschaftsmetropole für sich, aber ich glaube, keine
wirklich bedeutende Firma gibt es dort mehr. Vor 30 Jahren gab es
dort sicherlich derer 10. Egal, jedenfalls wollten wir ab Horb in
Richtung Balingen und dann über Obernheim, Böttingen und
Tuttlingen nach Singen und ab dort wieder auf die A 81 weiter bis
Konstanz. Schon rund 10 km hinter Herrenberg, vielleicht in Höhe der
Ortschaft Reusten, die an der A 81 keinen direkten Anschluss besitzt,
obwohl der Ort direkt daneben liegt, roch es plötzlich seltsam im
Suzuki. Wir waren bis dahin die ganze Strecke konstant mit 110 km/h
gefahren, also keineswegs Bleifuß, da war noch tüchtig Luft. Ich sagte
dann zu Kayla, ob man vielleicht mal an der nächsten Ausbuchtung
anhalten sollte, um zu prüfen, ob der komische Geruch aus dem
Motorraum oder einfach nur von draußen stammt. Während der Fahrt
ließ das sich so nicht ermitteln. Etwas weiter habe ich dann angehalten
und wir sind ausgestiegen, haben den Motorraum betrachtet, es roch
dort zu diesem Zeitpunkt aber nichts mehr, weder im Auto noch
draußen und auch sonst schien alles in Ordnung zu sein. Somit war für
uns der Fall klar, dass der seltsame Geruch vermutlich an einer Stelle,
die wir hinter uns gelassen hatten, von draußen gekommen sein
musste. Die Fahrt wurde in Richtung Horb fortgesetzt, was von dieser
Stelle schon die übernächste Abfahrt gewesen wäre, vielleicht in
ungefähr 15 km Entfernung. Wir passierten noch die Abfahrt nach
Bondorf und Horb-Eutingen. Kurz nach dieser Abfahrt gab es ein
seltsames Geräusch, als sehr lautes „Krännngggg" würde ich es
beschreiben und der Wagen begann sofort zu hoppeln, wie ein altes
Karnickel, wobei die Geschwindigkeit ohne mein Zutun von 110 km/h
auf etwa 70 km/h absackte. Zum Glück war zu dieser Zeit kaum
Verkehr, ein ungeduldiger Mensch mit einem Audi hupte aber
trotzdem, obwohl er ohne Schwierigkeiten überholen konnte. Kayla
und ich verzogen die Mine und wir starrten uns gegenseitig an, wie
eine vom Tod bedrohte Henne in der Legebatterie. Auch der komische
Geruch war wieder da, jetzt aber viel intensiver. Wir also wieder
angehalten, schon in dem Moment, wo ich den Fuß vom Gaspedal nur
etwas nachließ, ging der Motor ganz aus. Am Randstreifen öffnete ich
die Motorhaube, ein ekliger Gestank qualmte uns entgegen und
seitlich lief am Motorblock überall heißes Motoröl runter. Auch war
innen im Motorraum alles mit heißem Öl vollgespritzt, dass es nur so
qualmte und triefte. Von einer Notrufsäule wurde der ADAC gerufen.
Nach 40 Minuten kam dann ein Pannenwagen von denen. Der ADAC-
Helfer betrachtete Motor und Wagen mit einem Blick aus Mitleid und
Erleichterung darüber, das solch ein Fahrzeug nun endlich von
unseren Straßen verschwindet, und sagte dann, dass hier nur noch
Abschleppen helfe, der Motor sei im Himmel angekommen. Dann
fügte er leise hinzu, dass sich eine Reparatur eines solchen
Schadumfanges bei diesem Wagen wohl ohnehin nicht mehr lohne.
Ich erklärte ihm kurz, dass er doch gerade erst wieder repariert worden
sei und wie davor die Fehlerlage gewesen sei, mit einer defekten
Zündkerze. Darauf meinte der ADAC-Mann direkt, dass vermutlich
dann wohl doch ein Teil der Zündkerze noch im Verbrennungsraum
gelegen habe, was jetzt erst den Exitus bewirkt habe. Größere
Werkstätten hätten dafür eine Art Endoskop mit dem sie über das
Zündkerzenloch in den Motor reinsehen können, ob dort
Ablagerungen, Reste, abgebrochene Stücke oder sonstige Teile
herumliegen und Schäden im Motorinneren drohen. Solch eine
Hinterhofwerkstatt, wie die von meinem Autobekannten, kann sich
solch teures Gerät nicht leisten, daher kann man ihm nicht verübeln,
diese Prüfung nicht machen zu können. Abschleppen ist nun auch
nicht gerade billig und da wir Verzweifelten nun auch noch diese
Kosten bezahlen sollten, obwohl man nachher eigentlich gar nichts
mehr davon hat, wenn man den Wagen nicht mehr hinbekommt, das
tut doppelt weh. Der ADAC-Mann war sehr freundlich und hatte
unsere schmale Finanzlage richtig eingeschätzt, daher bot er an, uns
bis zur nächsten Suzuki- oder freien Werkstatt mit seinem ADAC-
Dienstwagen zu schleppen. Das hätte uns jedoch wenig gebracht, da
am Folgetag ja Sonntag war und ich ohnehin keine teure Reparatur
bezahlen könnte. Dann bot er an, uns zurück bis Herrenberg zu
schleppen und den Wagen dort auf einem autobahnnahen Parkplatz
abzustellen, sofern er von seiner Zentrale nicht vorher einen anderen
Pannenauftrag erhält. Dort könnten wir dann selbst in Ruhe
entscheiden, wie es weiter gehen soll. So zog er uns an der nächsten
Abfahrt Horb runter und dann wieder auf die Auffahrt in
Gegenrichtung rauf und dort zurück bis Herrenberg. Dazu müssen Sie
wissen, Herrenberg ist schon ziemlich nah an Stuttgart, vielleicht 20
km. So wurde das dann gemacht. Wir standen mit Gesichtern, die bis
auf den Boden reichten, in Herrenberg auf einem Parkplatz herum.
Mir kam dann der Gedanke, zu versuchen, meinen Autobekannten
anzurufen. Das habe ich von einer Telefonsäule aus gemacht, die dort
in der Nähe stand, so ein Ding, welches eine Telefonzelle ersetzt. Ich
hatte Glück und der war noch da und hatte sogar Zeit. So kam er mit
seinem PKW-Transportanhänger hinter seinem 20 Jahre alten
Mercedes-Geländewagen und holte uns ab. Montags danach hat er
dann gleich den neuen Schaden unter die Lupe genommen und gesagt,
dass da nichts mehr zu machen sei. Der Motor sei total fertig und
springe jetzt auch gar nicht mehr an. Mit extrem viel Aufwand könne
ein Motoren-Instandsetzungs-Spezialbetrieb den zwar wieder
herrichten, das koste aber rund 2.500 Euro, eingerechnet der
Arbeitskosten zum Aus- und Einbau. Soviel in diesen Wagen zu
stecken, der nach dieser Reparatur mit viel Wohlwollen einen Wert
von vielleicht nur 1.200 Euro hätte? Damit wurde das Ende meines
heißgeliebten Suzuki-Alto leider besiegelt! Da wäre es mir lieber
gewesen, wenn man das 2 Wochen vorher gewusst hätte, denn dann
hätte ich die 180 Euro Reparaturkosten von neulich nicht mehr
hineingesteckt. Ich habe mich in dem Moment so darüber geärgert,
dass ich vor Wut eine Beule in die Tür vom Suzuki getreten habe.
Etwas was ich sonst nie gemacht hätte und was mir anschließend
trotzdem gleich wieder leid tat, obwohl ich ja genau wusste, dass er
nun in die Schrottpresse kommt.
Ja, ich wieder ohne Auto, ein absolut grässlicher Gedanke! Zuerst
haben wir unsere Utensilien aus dem Auto in die Wohnung geschafft
und konnten einen Tag lang vor Trauer über den Verlust des Wagens
keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Dann haben Kayla, mein Autobekannter und ich sich eine ganze
Weile lang zusammengesetzt und überlegt, wie man sehr preiswert
und kurzfristig wieder an ein Auto kommen könnte. Dabei wurde
zuerst ausgelotet, was heißt in meinem Fall preiswert? Zurzeit könnte
ich mir selbst ein Auto für 800 Euro nicht leisten, weil ich soviel Geld
nicht daliegen habe. Eine genaue Überprüfung aller Reserven ergab
knapp 400 Euro in bar, dazu kämen vielleicht noch um die 50 Euro,
die ich als Schrottpreis für die Susi erhalte, alles nicht sehr erbaulich.
Kayla machte den Vorschlag, nun schnell den von ihr entdeckten,
gebrauchten VW-Golf-Diesel zu kaufen, auf ihre Rechnung und auf
ihren Namen angemeldet, gefahren von mir. Mein Autobekannter zog
unterdessen etwas völlig Gegenläufiges an Land. Einen ganz großen
Citroen CX Turbo-Diesel mit fetten 115 PS, von 1995, im Lack etwas
matt, aber sonst gut erhalten, aber schon 195.000 km gelaufen, für
ganze 200 Euro wäre er zu haben! Diese riesigen Schlachtschiffe will
derzeit gebraucht keiner mehr haben, schon gar nicht mit einer solch
hohen Laufleistung. Vom Kauf her wäre das noch machbar, aber man
muss dazu auch wissen, dass man dann vom Finanzamt geschlachtet
wird, weil eine hohe KFZ-Steuerforderung aufkommt, da dieser
Wagen überhaupt nicht schadstoffbegrenzt ist und viel Hubraum hat.
So wird der mindestens 1.000 Euro Steuer pro Jahr kosten und die
Versicherung dürfte auch nicht sehr billig sein. Also für mich von
dieser Kostenseite her absolut undenkbar. Schade, wäre sonst eine
lustige Alternative gewesen, wenn man nur den Kaufpreis beachten
müsste. Mein Autobekannter selbst hat zurzeit nur 3 Autos zum
Verkauf stehen, die aber allesamt nicht in Frage kommen. 2 davon
wären selbst Kayla zu teuer, die bereit ist, bis maximal 5.000 Euro
auszugeben, da die Wagen noch zu neu sind und als dritten hat er
einen Mitsubishi-Colt dastehen von 1999, der würde nur 3.200 Euro
kosten, ist sehr gut erhalten, ungefähr 90.000 km gelaufen, hat sogar
83 PS, was mir eigentlich schon zu viel ist, und uns würde er ihn sogar
für nur 2.700 Euro überlassen, aber Kayla will absolut keinen
asiatischen Wagen haben, sondern am liebsten einen deutschen
Wagen oder vielleicht noch einen französischen, aber alles andere
möchte sie nicht. Wie schon vor einiger Zeit geschildert, habe ich so
meine Probleme damit, dass Kayla den Wagen finanzieren würde und
ich ihn fahre. Das sieht dann immer so aus, als ließe ich mich von ihr
aushalten, was ich nicht möchte. Andererseits, wenn der Wagen ihr
gehört, auf sie zugelassen und eingetragen ist, dann ist und bleibt sie
eindeutig die Besitzerin, behält also den Wert des Fahrzeuges in ihrer
Obhut. Damit könnte ich eigentlich leben. So wurde schon heftig
geplant und diskutiert, welche Fahrzeuge überhaupt in Frage kämen,
was sie maximal aus Kaylas Sicht kosten dürften, wie der Zustand
sein sollte. Das alles unter Abwägung realistischer Möglichkeiten und
Angebote führte dazu, dass wegen des niedrigen und kostengünstigen
Verbrauches eigentlich ein Diesel zu bevorzugen wäre. Hier käme uns
sogar die derzeitige öffentliche Diskussion um Rußpartikelfilter
zugute, da seit Beginn dieser eigentlich sinnlosen Diskussion
besonders die Preise für gebrauchte Dieselfahrzeuge, die 5 Jahre und
älter sind und die noch nicht einmal einen Diesel-Kat haben doch
deutlich gesunken sind. Mein Autobekannter sagte, dass man beim
Diesel trotzdem die Vorteile des niedrigen Verbrauches, der
geringeren Störungsanfälligkeit, der längeren Haltbarkeit des Motors,
nicht zu niedrig werten sollte. Wenngleich man mit spitzem Bleistift
rechnen sollte, da besonders bei den preiswerteren Fahrzeugen, die für
uns nur in Frage kämen, die Abgaswerte meist nur der Euro-2-Norm
entsprechen, wodurch die KFZ-Steuer halt deutlich höher ist. So muß
man gegenrechnen, ob der ansonsten günstigere Unterhalt das
wettmacht. Also ich stehe auf dem Standpunkt, wenn Diesel im
gleichen Zustand und Preisbereich im Angebot sind, sollte man sich
dafür entscheiden, aber wenn man nichts passendes findet, sollte auch
durchaus wieder ein Benziner in Frage kommen. So sagte ich, wenn
wir diesen Schritt der Anschaffung eines anderen Autos nun doch tun,
dann sollte man ihn sofort tun und nicht lange zuwarten, nur um ein
bestimmtes Dieselmodell zu finden. Überstürzen darf man auch nicht,
aber Kayla und ich sind zu dem Entschluss gekommen, uns für den
Kauf eine Zeitspanne von etwa zwei Wochen zu setzen, dann muss
das über die Bühne sein. Bei möglichen Probefahrten hätte ich dann
schon gerne meinen Autobekannten dabei, da er mehr Ahnung hat und
auch die Tricks der Verkäufer alle kennt. Nur kann ich dem
andererseits nicht zumuten, jetzt ein bis zwei Wochen lang uns ständig
bei der Suche nach dem richtigen Suzuki-Nachfolger zu begleiten. So
hat Kayla in diversen Zeitungen schon kräftig in Frage kommende
Autos angekreuzt. Wenn wir merken, dass Türken als Verkäufer
dahinter stecken: sofort Hände weg. Die tun vorne scheißfreundlich
während sie hinten schon ansetzen, Sie bei den Beinen zu packen und
über den Tisch zu ziehen. Bei den deutschen Anbietern gibt es schon
schwarze Schafe genug, da brauche ich die nicht auch noch dazu. Das
hat mein Autobekannter auch bestätigt. Natürlich kann man nicht alle
in einen Topf werfen, das weiß ich auch, aber die Gefahr über den
Tisch gezogen zu werden ist bei diesen Konsorten relativ hoch. Ein
Nachhaken von Kayla wegen eines VW-Golf-Diesel, den sie vor 2
Wochen entdeckte, von dem ich schon mal sprach, verlief erfolglos,
da der Wagen inzwischen schon weg ist. Wir haben uns nun schon
vielleicht 15 Fahrzeuge bei verschiedenen Händlern und
Privatverkäufern angesehen, aber irgendwie war nicht das Richtige
darunter. War der Wagen gut und wurde von einem Händler
angeboten, dann war meist im Preis nichts mehr drin, wodurch er uns
dann im Verhältnis doch zu teuer war. War im Preis einiges drin, dann
waren die Wagen meistens Ladenhüter, die schon auf Anhieb
verschlissen und ausgeleiert aussahen. Bei den Privatleuten war es auf
eine andere Weise komisch. Einer mit einem scheinbar perfekten
Ford-Fiesta-Diesel, der supergut aussah und auch sonst einen
hervorragenden Eindruck zu einem günstigen Preis machte, dazu noch
in Kaylas Lieblingsfarbe einem satten metallic-blau, wollte uns
absolut keine Probefahrt zulassen. Selbst dann nicht, wenn er selbst
auf dem Beifahrersitz mitfahren sollte. Da musste doch etwas faul
sein, der kann doch nicht erwarten, dass wir einen Wagen kaufen, den
man vorher keinen Meter gefahren hat. Bei einem Opel-Astra-Diesel
hätten wir dann fast den Kauf schon perfekt gemacht, aber der
mitgenommene Autobekannte riet uns im letzten Moment ab, weil der
Wagen nach seiner Meinung zwar sehr gut aussah, aber ein
Unfallfahrzeug sei, obwohl der Privatverkäufer beteuerte, er habe
keinen Unfall damit gehabt. Mein Bekannter sagte aber und deutete
auch auf diese Stellen hin, dass man das u.a. daran erkenne, dass jede
Tür einen anders breiten Luftspalt zur Karosserie hin habe, das deute
auf einen schweren Unfall hin und der Auspuff hing mehr schräg nach
oben, auch dies zeige verzogene Aufnahmepunkte der Befestigungen
an. Als mein Autobekannter dann zum Verkäufer sagte, ob er ihm
ausdrücklich schriftlich geben würde, dass der Wagen unfallfrei sei,
sagte der Verkäufer nur: „Lecken sie mich doch am Arsch!" und ging
in seine Wohnung zurück. Bis dahin war er eigentlich sehr freundlich
und eher zurückhaltend. Also hatte mein Bekannter damit wohl doch
den wunden Punkt getroffen. Dann war in dem Preisbereich sogar ein
BMW darunter, den man ja eigentlich schon mehr den Nobel- und
Rasermarken zuordnet. Der kam nach kurzer Betrachtung aber für
mich nicht in Frage. Ich war sehr enttäuscht über den äußerlich doch
schon relativ groß wirkenden Wagen, weil innen nur sehr wenig Platz
ist. Ich weiß nicht, wo die Bayern den ganzen Raum vergeuden. Es
war ein 316 i, also die sogenannte 3er-Reihe, Benziner, ich glaube um
die 100 PS, auch eigentlich zuviel, aber ich sage ihnen, dafür das der
Wagen in den Außenabmessungen fast doppelt so groß wie mein nun
leider gestorbener Suzuki ist, hat er innen kaum mehr Platz als der.
Sehr enttäuschend. Damit fällt gleich alles weitere von BMW auch
raus, obwohl ich diese Marke wegen der sonst üblichen Preise erst gar
nicht ernsthaft in die Liste der infrage kommenden Kandidaten
aufgenommen hatte. Nun kann ich gar nicht mehr verstehen, wieso
viele Leute BMW so hoch loben. Nun wie dem auch sei, die Betrübnis
über den Totalausfall und letztendlich den Verlust des Suzuki ist
weiterhin groß, man könnte heulen, noch ist kein Ersatz gefunden, wir
arbeiten aber mit Volldampf daran.

Übrigens dazu passt dann auch, dass Kayla bereits ihre 4. Fahrstunde
hatte. Seit fast einer Woche büffelt sie in einer Ferienfahrschule in
Böblingen und das täglich, außer Dienstag und Wochenende. Wenn
ich ihre Fortschritte besehe, dann kann man davon ausgehen, dass sie
den Schein schon im ersten Anlauf schafft, aber so etwas soll man ja
nicht beschwören. Der Fahrschulchef hat gesagt, dass sie in spätestens
3 Wochen den Führerschein habe. Das hätte dann auch eine weitere
gute Seite, denn wenn sie dann das Auto kauft, bin ich nur noch
Mitbenutzer und nicht der Alleinfahrer. Ich sehe darin eine
Verbreiterung des Nutzens, denn wenn sich 2 Leute wie wir einen
Wagen teilen, ist das sinnvoller. So häufig braucht jeder einzelne von
uns den ja nicht, dass dies nicht möglich wäre. Bislang ist es so, dass
Kayla bei ungefähr einem Drittel aller Fahrten, die ich mit dem Suzuki
machte, mit im Wagen saß. Ihr Gesamtfahrbedürfnis ist etwas
geringer, als meines. Die Fahrt zu ihrer Dolmetschertätigkeit möchte
sie später auch mit Führerschein, bis auf Ausnahmen weiter mit dem
Bus machen, da diese Arbeitsstelle damit sehr günstig zu erreichen ist
und weil es dort kaum Parkplätze gibt. Das gilt besonders für die
Uhrzeiten, wann sie dort anfängt. Während die Stammbelegschaft
schon um 7.30 Uhr die Arbeit aufnimmt und dann alle Parkplätze
blockiert, beginnt Kayla meistens erst gegen 10 Uhr. Ausgenommen
in den letzten Wochen, da beginnt sie auch so früh, weil viel anfällt.

Wir werden sehen, lautet ein altes Motto. Es schreibt mir ein Herr
Bluschnarek, er sei ein alter Bekannter von mir, ehemaliger Kollege,
der mir angeblich früher immer viel geholfen habe und dem ich mein
berufliches Fortkommen erheblich mit zu verdanken habe. So möchte
man lachen. Ich kenne keinen Bluschnarek, habe nie einen gekannt
und von beruflichem Fortkommen kann man bei mir sicher auch nicht
wirklich reden, wie Sie wissen. Bluschnarek ist zudem ein solch
außergewöhnlicher Name, den man nicht so leicht vergisst. Würde in
der Vergangenheit ein Kollege Müller oder Meyer geheißen haben,
gut den kann man bei den vielen Müllers und Meyers dieser Welt
vergessen haben, aber einen Bluschnarek nicht so schnell, das ist fast
schon wie mit meinem eigenen Namen. Nun bettelt er mich an, ihm
ginge es heute sehr schlecht, weil die Firma, in die er 1995 gewechselt
habe, Konkurs gemacht habe und er seither arbeitslos sei. Nun sei vor
6 Jahren seine Tochter schwer erkrankt, vor 4 Jahren seine Frau
gestorben und seit letztem Jahr er selbst ebenfalls schwer erkrankt.
Das alles koste viel Geld und es wäre ihm selbst ja für sich noch egal,
wenn er sich keine Medikamente und Arztbehandlungen mehr leisten
könne, aber für seine nach wie vor schwerstkranke Tochter nicht. Sie
benötige Spezialmedikamente, wovon ein Päckchen mit 10 Tabletten
schon 230 Euro kosten würde und sie muss pro Tag eine Tablette
einnehmen. Die Krankenkasse zahle jedoch nicht mehr und seine
Tochter müsse unendlich leiden, wenn er ihr dieses Medikament nicht
kaufen könne. Nun soll ich einspringen, und ihm wenigstens entweder
pro Monat aus alter Freundschaft 100 Euro zuschustern oder vielleicht
anstatt dessen einmalig 2.000 Euro geben, da ich ihm ja angeblich
auch viel zu verdanken habe. Vielleicht sollte ich ihm ja mal meinen
beruflichen und gesundheitlichen Werdegang schreiben und ihm eine
Gegenrechnung aufmachen, worin ich ihn dann bitte, im Gegenzug
mir vielleicht 2.000 Euro zu überweisen, da seine berufliche Hilfe
wohl ein Fehlschuss war. Aber im ernst, ich kenne den Kerl gar nicht,
habe noch nie von dem gehört und es ist ein Verbrecher, ein Betrüger,
der so hofft, genug Dumme zu finden, die im Schweif ihrer
Vergesslichkeit die Geschichte glauben, auch wenn sie sich selbst
nicht mehr an den erinnern können und ihm dann das geforderte Geld
aus Mitleid und vermeintlicher Kameradschaft zusenden. Ich überlege
sogar, ob ich damit zur Polizei gehen soll. Andererseits sind das für
mich wieder Umstände und Lauferei, wozu ich gar keine Lust habe.
Heute wird man an vielen Schlachtbänken abgezockt und solche
Drecksäcke tun ihr übriges dazu.

Die Krankenkassen bestehen fast auch nur noch aus Verwaltung und
dafür scheinen dann auch die immer steigenden Gebühren verbraucht
zu werden. Als Sohi hat man ja da ohnehin so seine Probleme, in der
Krankenkasse mitversichert zu bleiben, in der man früher zu aktiven
Berufszeiten war. Da ich jedoch immer nur in einer einfachen
Allgemeinen Krankenkasse gewesen bin, durften die mich nicht
rauswerfen, als ich damals aufgrund meiner schweren Erkrankung
arbeitslos wurde. Das haben die sicherlich bitter bereut, weil gerade
meine Heilung ja viel Geld gekostet hat. Den genauen Betrag kenne
ich selbst nicht, weil die Originalbelege gleich zwischen Kliniken,
Ärzten, Professoren, Reha-Klinken und dieser Krankenkasse
abgerechnet wurden, ich bekam die erst gar nicht in die Hand. Jedoch
dürften es ungefähr 80.000 Euro oder eher etwas mehr gewesen sein,
wie mir ein Arzt versicherte. Nunmehr erhalte ich ein Schreiben der
Allgemeinen, dass man wissen möchte, ob innerhalb der nächsten 5
Jahre eine erneute Behandlung in diesem Umfang fällig wird. Woher
soll ich wissen, ob oder wann ich künftig wieder vergleichbar
erkranke oder einen Rückfall erleide? Ich hoffe nicht, das ist klar, und
soweit es in meinem Einflussbereich steht, werde ich alles dafür tun,
dass es nicht erneut dazu kommt, aber die Einflussmöglichkeiten sind
da sehr begrenzt, weil man keine genauen Faktoren ausmachen kann,
die zu dieser Erkrankung führen oder sie verhindern. Ein
Sachbearbeiter Schöninger möchte diese Auskunft haben, um ein
sogenanntes Bedarfs-Budget für die nächsten 5 Jahre zu erstellen,
damit die Allgemeine leichter ihren Finanzbedarf planen könne. Eine
Frau Hirschhausen, die früher mal im Schwabenzentrum solche
Anträge für die Allgemeine bearbeitete, hat mir neulich gesagt, dass
die in Wahrheit planten, künftig kostenaufwändige Patienten aus ihrer
Kasse herauszudrängen, indem man denen dann von einem
befreundeten Konzern den Wechsel in eine vermeintlich günstige
Privatversicherung anbietet. Dazu sollte man wissen, wenn man erst
einmal in eine private Krankenversicherung gewechselt ist, dann
verliert man den Anspruch darauf, in der Allgemeinen versichert zu
werden. Schafft man es dann nicht, die vielleicht ein halbes Jahr nach
dem Eintritt drastisch ansteigenden Beiträge aufzubringen, dann fliegt
man aus der privaten Krankenversicherung raus und ist aber auch
zugleich nicht mehr in der Allgemeinen, weil die einen dann nicht
mehr aufnehmen muss. So kann man dann, wenn überhaupt, jede
Behandlung voll aus der eigenen Tasche bezahlen. Ein Ding der
Unmöglichkeit. Selbst bei einer leichten Zahnarztbehandlung hat man
heute schnell mehrere hundert Euro weg. Alleine nur meine
Nachsorgeuntersuchungen kosten 1.400 Euro, noch nicht einmal die
Medikamente eingerechnet, die ich ständig nehmen muss. Da kämen
locker weitere 450 Euro pro Halbjahr dazu. Krank zu sein ist ein
teures Vergnügen, sagte mein Professor immer, der, der heute in
Potsdam an einer Klinik ein hohes Tier ist. Wobei man auf solch ein
Vergnügen sicher gerne verzichten kann.

Dass Kinder Scherze machen und Streiche spielen hat es immer
gegeben und ist in gewissem Rahmen normal. Eine ausgefeilte
Krönung dieser Art haben sich einige Lausmädchen, abgeleitet vom
Begriff Lausbuben, einfallen lassen. Eine Clique aus 4 Mädchen, die
schätzungsweise um die 10 Jahre alt sind, streift hier oft in der
Gegend und auch im Haus herum. Die hatten nun einen verblüffenden
Einfall. Hier in den Fluren sind zum Treppenhaus hin und auch
dazwischen ungefähr alle 10 m sogenannte Brandabschnittstüren.
Diese sollen bei einem Großbrand verhindern, dass das Feuer und der
Rauch sich gleich ungehindert im ganzen Haus ausbreiten können,
aber auch dafür sorgen, dass es in den Fluren nicht ständigen
Durchzug wie in einem Ventilatorschacht gibt. Diese Türen sind zwar
im Normalfall geschlossen, weil sie automatisch langsam zugehen,
nachdem man durchgegangen ist, aber ihre Schlösser sind nicht
abgeschlossen, also man kann immer durch, wenn man sie aufdrückt.
Nun hatte sich diese Mädchenclique irgendwie passende Schlüssel
dafür besorgt und über Nacht alle diese Zwischen - Türen im Haus
abgeschlossen. Am Morgen danach herrschte größtes Chaos, da keiner
mehr aus dem Haus raus kam, nur noch bis zur nächsten Flurtüre. Sie
können sich lebhaft vorstellen, welch ein Tohuwabohu hier herrschte.
Leute die zur Arbeit wollten, kamen nicht aus dem Haus, ebenso alle
Kinder die zur Schule sollten nicht. An diesen Türen drängelten sich
alsbald kleine Menschentrauben und diskutierten lautstark. Sie wissen
ja, wie so etwas ist, selbst die Leute, die eigentlich gar nicht raus
wollten, kommen dann angelaufen, in der Panik nicht rauszukönnen,
falls ein Notfall eintritt. Nun obliegt mir ja hier im Haus so eine Art
Hilfs-Hausmeisterposten, der aber mehr nur für die Aussenanlagen
und den Keller zuständig ist. Ich wüsste überhaupt nicht, ob oder wo
es Schlüssel für die besagten Türen gibt. So habe ich dann beim
Hausbesitzer angerufen, der schon darüber verwundert war, dass ich
ihn morgens um halb 6 Uhr aus dem Bett klingele. Der wusste selbst
jedoch auch nichts von Schlüsseln für diese Türen. Dann hat er seinen
Servicemann angerufen, der ist im Prinzip so etwas wie ein wirklicher
Hausmeister, allerdings nicht nur für unser Haus, sondern gleich für
mindestens 5 Gebäude des Hauseigentümers. Heute wird ja alles
rationalisiert, so gibt es, einmal abgesehen von meiner Hilfsposition,
hier bei uns im Haus inzwischen gar keinen eigenständigen
Hausmeister mehr. Dieser Oberhausmeister kam dann gegen 7 Uhr
mit seinem blauen VW-Bus hier angebrummt und brachte große
Ringe mit jeweils 50 unterschiedlichsten Schlüsseln dran mit, dann
noch einige Kisten mit Schlüsseln. Er war mit dieser Aufgabe aber
auch überfordert, da er keinen Schlüssel wusste und fand, der speziell
für diese Türen war. Der meinte sogar, dass dafür niemals Schlüssel
ausgehändigt worden wären, eben weil man sagt, dass diese Türen
niemals abgeschlossen sein dürfen, damit Fluchtwege erhalten bleiben
u.s.w. Bis er all seine Schlüssel probiert hatte, war es nach 9 Uhr und
alles ohne Erfolg. Alle Türen aufbohren wäre auch ein wahnsinniges
Unterfangen gewesen, da es im ganzen Haus, verteilt auf alle
Stockwerke, den Seitentrakt und den Anbau sicherlich über 25 solcher
Türen gibt, und alle waren ja zu. So wurden die Leute beruhigt und
ein spezieller Fachservice des Schlossherstellers kontaktiert, der zum
Glück aus der Nähe von Stuttgart stammt. Jedoch bevor dort etwas
erreicht werden konnte, war es irgendwie zutage getreten, dass die
besagte Mädchenclique das verbockt hatte und ein Mitglied davon
wohnt hier im Haus. Irgendwie hat die dann den Schlüssel von ihrer
Mitstreiterin besorgt und alle Türen wieder aufgeschlossen. Einerseits
waren viele Leute sehr böse auf die Mädchenclique, andererseits sagte
der Hauseigentümer, dass so eine gefährliche Schwachstelle im
ganzen System aufgedeckt worden sei, die nun behoben werden
müsse. Daher will er von einer Anzeige oder weiterem Vorgehen
absehen. Wie dann später noch zu erfahren war, war es ein absolut
purer Zufall, dass es denen gelungen ist, diese Türen abzuschließen,
denn in einem Abstellraum im zweiten Stock hatten die Mädchen
beim Spielen einen alten Schlüsselbund mit vielleicht 10 Schlüsseln
dran gefunden, darunter einer, der auf all diese Türen gleichermaßen
passte. In diesem Abstellraum lagern normalerweise nur die
Putzmittel und Geräte der Raumpflegerinnen, die hier einmal pro
Woche die Flure und Treppenhäuser putzen. Das wird hier schon ewig
nicht mehr von den Mietern gemacht, weil das zu unzuverlässig war.
Aber woher dieser Schlüsselbund dort kam und von wann der
stammte, dass wusste gar keiner mehr.

So geht es nun weiter.

Sie wissen, dass Stuttgart eine schöne Stadt ist, jedenfalls wenn man
gewisse Zugeständnisse macht. Zugeständnisse muss man überall
machen, egal ob in einem Bergdorf in den Alpen, einer Metropole im
Herzen des Landes oder einer beschaulichen Stadt am Meer. Wenn ich
die Orte, die ich kenne, alle mit Stuttgart vergleiche, dann ist mir
Stuttgart immer noch am liebsten. Natürlich kann ich mich nicht als
weltgewandter Mann geben, der schon alle Städte, viele Länder und
Landschaften kennt, darauf lege ich auch gar keinen Wert. Ich werde
mich hüten, mich als fanatischer Stuttgart-Anhänger zu betiteln, das
nun auch wieder nicht. Aber Stuttgart ist meine Lieblingsstadt und das
nicht nur, weil ich hier wohne. Andererseits will ich auch nicht eines
Tages so ins Grab springen, wie es früher die Leute oft taten, die
zeitlebens nie den Umkreis ihres Heimatortes weiter als 10 Kilometer
verlassen hatten. Ich bin gemäßigt interessiert am Kennenlernen
fremder Städte, das wäre vielleicht eine passendere Umschreibung.
Dabei interessieren mich Landschaften eigentlich noch mehr, als
Städte, obwohl beides zweifellos seinen Reiz hat.
Den einen stören die verkrüppelten Bäume am Stadtrand, für den
anderen machen gerade sie den Reiz aus. Es ist zwar doch irgendwie
interessant neues zu sehen, jedoch ich reise nicht durch die Welt, um
einen Ort zu finden, der besser ist als Stuttgart, um vielleicht meinen
Wohnsitz dorthin zu verlegen. In Stuttgart wohne ich gerne und hege
keine Absicht, woanders hinzuziehen. Das ergänzt sich derzeit dann
perfekt mit der bislang für mich gültigen Erkenntnis, dass ich auch
noch keine Stadt gesehen habe, die mir in ihrer Gesamtsumme besser
gefällt. Wie ich schon vor längerem sagte, gibt es gewiss
Landschaften, wo ich meinte, dort müsse man wohnen, weil sie so
schön sind. Schöne Landschaft ist aber nur eines von vielen 
Qualitätsmerkmalen, was einen guten Wohnort ausmacht. Würde ich
vielleicht im wunderschönen spanischen Vorland von Sevilla wohnen,
so würde ich viele Möglichkeiten vermissen, die nur eine Stadt wie
Stuttgart bietet. Aber solche Darlegungen sind eigentlich überflüssig,
da ich keine Absicht hege, hier wegzuziehen.

Damit soll für heute zunächst einmal Schluss sein. Am späten
Nachmittag möchten Kayla und ich wieder auf die Suche nach einem
neuen Gebrauchtwagen gehen, damit wir endlich wieder ans fahren
kommen. Es ist einfach unerträglich ohne Auto, wenn man erst wieder
daran gewöhnt ist. Wir haben einen Spickzettel gemacht, mit ungefähr
10 bis 12 Adressen von Anbietern möglicherweise interessanter
Fahrzeuge. Da wir, wie oben bereits beschrieben, einen bestimmten
Preisbereich von allermaximalstens 5.000 Euro nicht überschreiten
wollen, lieber nur bis 4.000 Euro, da ja auch noch Anmeldekosten
u.s.w. anfallen, kann man sagen, dass vorwiegend Autos ab 5 Jahre
Alter in Frage kommen. Da Kayla partout nichts asiatisches will,
obwohl man aus alter Heimatverbundenheit da eigentlich anderes
erwarten würde, wird die Suche ja heute schon stark eingeschränkt, da
in diesem Preissegment fast die Hälfte aller angebotenen Wagen aus
Japan oder Korea stammen. Eigentlich haben wir uns schon auf die
Marken VW, Ford und Opel eingeschossen. Mercedes fällt weg, weil
zu teuer; BMW fällt weg weil zu teuer und bei den kleineren
Modellen zu wenig Platz im Verhältnis zum Preis. Vielleicht käme
auch noch ein Renault, Citroen oder Peugeot infrage, aber da habe ich
schon wieder etwas Bauchschmerzen. Italienische Autos gehen
laufend kaputt und rosten doch noch mehr, das gilt laut meinem
Autobekannten auch heute noch und ich persönlich habe nie ein Faible
dafür gehabt, egal ob Alfa, Fiat, Lancia und wie die alle heißen.
Vielleicht könnte man da noch einige Modelle von Skoda, Seat oder
Volvo in Erwägung ziehen, wie mein Autobekannter anregte. Er sagte,
die Modelle von Skoda und Seat, die schon unter VW-Regie
entwickelt und produziert wurden, wären zum Teil durchaus ein
Geheimtipp für Preisbewusste, da sie relativ zuverlässig liefen, wenn
sie nicht zu abgefahren sind, und vom Preis her im Bereich
gebrauchter Japaner angesiedelt sind. Wobei sie im Verbrauch
zumindest in Dieselversionen noch deutlich günstiger da stünden, als
manche japanischen Diesel. Volvo sehe ich dann eher weniger als
Alternative, weil die in gutem Zustand meist nicht wirklich günstig zu
haben sind und mir zudem auch optisch überhaupt nicht gefallen.
Wenngleich Optik für mich kein wichtiges Kriterium ist, Hauptsache
die Kiste fährt gut. Trotzdem ist mir zumindest bei den typischen
Volvomodellen die Optik so zuwider, dass ich mir keinen kaufen
möchte. Auch sagt der Bekannte, dass die preislich in Frage
kommenden etwas älteren Volvo-Wagen mehr Sprit verbrauchen, als
vergleichbare Fahrzeuge von VW, Opel oder Ford, hinzu käme noch,
dass deren Fahrleistungen schlechter wären. Nun will ich aber nicht
diese ganzen Überlegungen hier erneut breit treten. Vielleicht kann
ich Ihnen in meinem nächsten Schreiben schon konkrete Angaben
machen, wie sich die Sache entwickelt hat. Für heute ende ich hier
und jetzt.

Mit stark verregneten Grüßen aus einem dunkelgrauen Stuttgart,
Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „VW" vom 15.05.2005

Ernüchternde und zugleich erfreute Grüße.

Das erste Thema ist und bleibt derzeit das Auto. Man muss ja den
Kopf schütteln, wenn man sieht, was einem manchmal für sein sauer
zusammengekratztes Geld so angeboten wird. Zahlreiche private
Autoverkäufer sind nach meinen Erfahrungen der letzten beiden
Wochen häufig keinen Deut besser, als die Autohändler. Es gibt
besonders oft Schein-Privatverkäufer, die in Wirklichkeit das Auto im
Auftrag eines meist kleinen Händlers verkaufen, nur um
Garantieansprüche auszuschließen. So hatten wir nun einen sehr
schönen Citroen – Berlingo – Diesel von 2001 in greifbarer Nähe. Der
hatte sogar 90 PS und ABS. Das ist so ein Wagen in Größe vom VW-
Golf, aber dann mit großem Kombi-Heck, fast wie so ein
Kastenwagen. Der sah sehr gut aus, sogar in silbermetallic, ohne
Beulen, hatte 115.000 km gelaufen, lief ganz schön, soweit ich das
beurteilen konnte. Wir standen kurz vor dem Kaufabschluss für 4.300
Euro, als ich dann beim letzten Besichtigungstermin aus
Sicherheitsgründen doch meinen Autobekannten mitgenommen hatte.
Der stellte aber leider fest, dass der Motor schon wesentlich mehr
Kilometer gelaufen haben musste. Der sah zwar im Motorraum wie
abgeleckt aus, aber der hat mit einem mitgebrachten Messgerät da
etwas geprüft und er sagte, dass die Kompression am Boden läge. Er
ging sogar davon aus, dass der Motor nur noch 70 % seiner Leistung
bringen würde und vermutlich bei kaltem Wetter nicht mehr zu starten
sei und er schon mehr als die doppelte Laufleistung hinter sich habe.
Darauf wurde der Anbieter zwar nicht direkt frech, aber er schmiss
uns regelrecht raus und sagte, dass er an solche Zweifler und Nörgler
erst gar nicht verkaufe. Sie sehen, es ist also doch oft besser, einen
Fachmann mitzunehmen. Kayla und ich hätten den Wagen sonst
gekauft. Ohne jetzt noch ungefähr 6 weitere Autos aufzuzählen, bei
denen wir schon sehr nahe am Kauf waren, so haben wir vor 4 Tagen
dann tatsächlich einen Kauf getätigt. Es wurde nun am Schluss ein
VW – Golf – Variant, also ein Kombi, ein Turbodiesel in der
abgespeckten Einfach-Version mit 90 PS, was eigentlich auch schon
wieder mehr ist, als wir haben wollten, aber normal hat der sogar 115
PS oder manchmal noch mehr. Uns hätten eigentlich 50 bis 75 PS
auch genügt. Der nun erstandene Golf stammt von 1999 und wir
haben ihn bei einem mittelgroßen Gebrauchtwagenhändler in Fellbach
erworben, der so ziemlich von allen Marken etwas da hat. 147.000 km
zeigt der Tacho, was auch schon eine Menge Zeug ist, aber nach
gründlicher Überprüfung durch meinen Bekannten scheint dieser Wert
glaubhaft und der Wagen ist einwandfrei. Es gibt einige wenige
geringfügige Rostpunkte an unbedeutenden Stellen, aber sonst alles
kerngesund. TÜV und ASU ist neu, die Reifen haben noch 80 %
Profil, einen gebrauchten Satz Winterreifen auf Felgen mit 70 %
Profil und ein Autoradio mit Cassettenteil gab es nach Verhandlungen
noch als Beigabe dazu. Sogar eine Anhängerkupplung hat er, die wir
aber wohl nicht benötigen. Auch ein Dachgepäckträger ist noch dabei.
ABS hat er auch schon, aber sonst gibt es keine Extras, die uns auch
nicht wirklich wichtig wären. Das Einzige, was ich wirklich vermisse,
ist eine Abdeckklappe oder so was für den Kofferraumteil. Wenn man
dort Dinge drin liegen hat, kann das von draußen gleich jeder sehen.
Es gibt ein Zugrollo welches in einer schon dafür vorhandenen
Schienenleiste über die Ladefläche gezogen werden kann, aber das
müssten wir bei VW als Extra nachkaufen, es ist nur die Schiene ohne
die Laderaumabdeckung vorhanden. Eine Nachfrage ergab, dass
dieses blöde Teil jedoch 240 Euro neu kostet und das sehen wir nicht
ein, da bastele ich mir im Laufe der Zeit selbst etwas. Zum Kaufpreis
selbst. Der Anbieter wollte zuerst 6.200 Euro haben, was uns
zweifellos zuviel war und dafür hätten wir ihn nie gekauft. Der Lack
ist schon etwas matt, was uns nicht stört, aber manch anderen schon.
So haben wir mehrere Tage lang verhandelt. Am Schluss stand dann
das Angebot 4.800 Euro plus unseren defekten Suzuki an den
Autohändler und wir bekamen dafür den VW-Golf-Variant mit dem
oben geschilderten Zubehör, unter der Vorraussetzung, dass wir Ab-
und Anmeldung selbst übernehmen, sonst macht dieser Händler das
für seine Kunden. Bevor wir jetzt noch lange auf bessere Angebote
warten und mit den positiven Worten unseres Bekannten, haben wir
uns dann schnell entschlossen, damit uns den keiner mehr
wegschnappen konnte. Von der Laufleistung her darf man sicherlich
erwarten, dass dieser Wagen mehr als 250.000 km aushalten dürfte,
das wären also noch mindestens weitere 100.000 km. Gewiss haben
wir festgestellt, das man meine anfänglich beim Suzuki gemachten
Prognosen zur geringen Jahresfahrleistung nicht wird halten können,
erstens weil ich doch etwas mehr fahre und zweitens, weil Kayla den
Wagen dann ja auch für zusätzliche eigene Fahrten nutzen wird,
sobald sie ihren Führerschein hat. Es dürfte am Schluss darauf
hinauslaufen, dass dieser Wagen jährlich mindestens 10.000 km und
höchstens 15.000 km im Durchschnitt abspulen wird. Setze ich mal
den höchsten Wert 15.000 km pro Jahr an, dann müsste er uns noch
mindestens 6 bis 7 Jahre seinen Dienst tun, wenn er 250.000 km
aushält. Mein Autobekannter meinte aber, dass diese VW-
Dieselmotoren meistens weit über 300.000 km oft sogar über 500.000
km aushalten würden. Nur heute spielt dann eher Vater Staat nicht
mehr mit, weil ab einer gewissen Verschleißgrenze die Abgaswerte
nicht mehr einzuhalten sind, obwohl der Wagen ansonsten noch gut
fährt. Einen Tag nach dem Kauf haben wir ihn zugelassen. Und ich
sage ihnen, wenn man den Suzuki gewöhnt ist, dann glaubt man hier
in einer Rakete zu sitzen, so wie der abzieht. Obwohl ich es nun
wirklich nicht darauf anlege, aber man merkt das sehr gut. Auch ist im
Vergleich wirklich viel Platz im Wagen und wenn man sehr viel zu
laden hat, kann man sogar die Rückbänke nach vorne klappen und hat
eine rollende Spielwiese womit man sogar Kleinmöbel problemlos
transportieren könnte. Natürlich kann man nach so kurzer Zeit über
den Verbrauch noch keine ausführlichen Angaben machen, aber der
Tankzeiger stand auf halb voll, als wir den Wagen übernommen haben
und gefahren sind wir nun schon 400 km damit und der Zeiger ist jetzt
erst im letzten Viertel der Anzeige. Der Verbrauch scheint also sehr
niedrig zu sein. Aber das sind grobe Angaben, die Ihnen und mir nicht
wirklich weiter helfen, da sollte man warten, bis wir verlässliche
Angaben in Litern bezogen auf die Kilometer machen können.
Natürlich werde ich Ihnen später davon berichten. Es ist ein ganz
anderes Fahren, als mit dem Suzuki, den ich trotzdem weiter schätze,
weil er endlos billig die Mobilität wieder verschafft hatte. Aber man
fährt entspannter und hat besonders in Kurven gleich ein viel höheres
Sicherheitsgefühl. In den Schwarzwaldkurven, wo man mit dem
Suzuki mit hohem Respekt den Gasfuß lieber kräftig zurück nahm,
saust der Golf unbeirrt gar mit der doppelten Geschwindigkeit weiter,
ohne dass man dabei den Eindruck erhält, bald die Straße in Richtung
Abgrund oder Straßenrand zu verlassen.

Bei aller positiver Entwicklung in Sachen Auto gab es auch etliche
Probleme, die die Sache fast zum Scheitern gebracht hätten. Sie
wissen, dass der Wagen auf Kayla angemeldet werden sollte, damit
die Besitzverhältnisse ganz klar entsprechend den weitgehenden
Tatsachen ihre Ordnung haben. Das klappte so nicht. Doch dazu muss
ich etwas weiter ausholen. Zunächst einmal, da wir vereinbart hatten,
uns den Wagen künftig zu teilen, wobei Kayla als wahre Eigentümerin
immer den Vorrang gehabt hätte, sobald sie ihren Führerschein in der
Tasche hat, haben wir die Finanzierung am Schluss noch etwas
abgeändert. Für den defekten Suzuki hat uns bei Inzahlunggabe der
Gebrauchtwagenhändler unerwartet sogar 200 Euro gutgeschrieben.
Nun sind 200 Euro gemessen an 4.800 Euro nicht wirklich viel, aber
immerhin 150 Euro mehr, als erwartet. Vor langem erzählte ich Ihnen,
dass ich im Sperrgut mal wertvolle Schränke gefunden hatte, mit
denen ich meine Wohnung aufwertete. Diese Schränke hatten einem
Möbelsammler sehr gut gefallen, der mir dafür auf Anhieb 1.000 Euro
dafür geboten hat. 1.000 Euro sind für mich extrem viel Geld und so
habe ich ihm, nach etwas Verhandlungsaufwand, diese Schränke für
1.200 Euro verkauft. Meine Wohnung war dann zwar schrankmässig
leer und trist, dafür konnte ich aber kostenlosen Ersatz abstauben bei
einer Entrümpelung, die ich als Helfer bei dem Bekannten vollbrachte,
dem ich gelegentlich in seinem Kleintransport- und Umzugsdienst
helfe. Diese neuen Schränke sind einfaches Zeug, tun mir aber ihren
Dienst gut genug. Aus meinem schmalen Ersparten habe ich dann
noch weitere 300 Euro draufgelegen können, so kam ich auf genau
1.500 Euro, die ich zum Golf beisteuern konnte. Die verbleibenden
3.300 Euro sowie die Anmeldekosten hat Kayla dann übernommen.
Richtig Probleme gab es dann bei dem Versuch, den Golf auf Kayla
anzumelden, da Kayla noch keinen richtigen deutschen Pass hat. Sie
hat so ein Beglaubigungschreiben mit provisorischem Ersatzausweis,
jedoch wollte die Zulassungsstelle das nicht für ihre Zwecke
anerkennen. Dann wurde von der Bearbeitungsdame dort viel
telefoniert mit dem Einwohner-Meldeamt und anderen Verwaltungen.
Am Schluss hieß es dann trotzdem, das gehe nicht, dann müsse Kayla
eben warten, bis sie einen richtigen Pass habe, den sie in absehbarer
Zeit erhalten soll. Nun auf irgendeinen undefinierbaren Zeitpunkt zu
warten, wäre Unsinn und könnte noch Wochen oder Monate dauern,
wie man die Verwaltung so kennt. Also drehten wir nach kurzer
Beratung den Spieß um und haben den Golf dann doch auf mich
angemeldet, weil wir wieder kurzfristig ans Fahren kommen wollten.
Dadurch, dass ich einen doch bedeutenden Anteil zum Kaufpreis
besteuern konnte, lief mir dieser Akt auch nicht mehr ganz so sehr
gegen den Strich, wie bei den anfänglichen Überlegungen. Als die
Anmeldung dann ihren Lauf nahm, stockte es bald erneut, weil ich
keine Versicherungsbestätigung, früher nannte sich das Doppelkarte,
auf meinen Namen mitgebracht hatte, sondern eine auf Kaylas
Namen. Also musste ich die noch von dem Versicherungsfritzen
holen, dann wieder zur Zulassungsstelle, wo es dann viel voller war.
So hat uns die Zulassung über einen halben Tag Zeit gekostet. Auch
empfinde ich die inzwischen damit einhergehenden Gebühren als
absolut unverschämt. Die Zulassung um die 50 Euro, das Abmelden
des Suzuki um die 35 Euro und dann das Paar Nummernschilder
restlos unverschämte 70 Euro, wobei das noch der billigste
Nummerschilderdienst aus der Umgebung war. Die anderen wollten
noch über 10 Euro mehr haben. Aber was will man machen? Die
wissen ja ganz genau, wer einmal zum Anmelden hier ist, der wird
sich wegen der unverschämten Gebühren nicht auf dem Absatz
herumdrehen und den Wagen woanders anmelden, wo es vielleicht
billiger ist, das geht ja nicht. Aber glauben Sie nicht, dass man dafür
die bereits fürs ganze Jahr gezahlten KFZ-Steuern für den Suzuki
anteilig sofort zurück bekommt. Angeblich würden die dann
automatisch mit den Steuerforderungen für den Golf verrechnet. Da
der aber viel mehr Hubraum hat und dazu noch Diesel ohne
Partikelfilter, aber mit Diesel-Kat ist, werden wir steuerlich noch
nachzahlen müssen. Dieser Golf TDI hat 1,9 Liter Hubraum, die Susi
hatte nur 0,85 Liter, also über einen Liter weniger. Immerhin ist der
Golf durch den Diesel-Kat schon als Euro 3 – Schadstoffklasse
eingestuft, was dann wohl noch im halbwegs erträglichen Bereich
liegt, da die Euro 2 – Kisten steuerlich noch wesentlich teurer sind.
Genaue Zahlen kann ich Ihnen da aber noch nicht nennen, das kommt
dann noch per Rechnung. Bekäme man diese bereits bezahlte KFZ –
Steuer für den abgemeldeten Wagen gleich vor Ort zurück oder
wenigstens gleich dort gutgeschrieben, dann hätte man davon schon
die ganzen Anmeldegebühren begleichen können. Aber nein, das geht
ja nicht, die wollen nur kassieren, rausrücken gibts nicht. Bei unserem
zweiten Anlauf auf der Zulassungsstelle, wegen der nachträglich
besorgten Versicherungsbestätigung auf meinen Namen, war es dann
sehr voll dort und wir mussten lange im Flur warten. Ich hasse das wie
die Pest, auf Behördenfluren wie ein Ochse warten zu müssen.
Sinnlose Zeitvergeudung. Als wir zuerst morgens schon mal hier
waren, mit der falschen Versicherungsbestätigung auf Kaylas Namen,
hatten wir nur vielleicht 4 Leute vor uns an der Reihe, jetzt waren es
mindestens 30 Leute. Die haben zwar 16 Schalter in der
Zulassungsstelle, davon waren aber nur 7 geöffnet und die trödelten.
Hier eine Bestimmung, dort eine Verordnung, da eine Nachforderung,
dann wieder eine Frühstücks- oder Mittagspause, wo dann nur 4
Notschalter besetzt blieben. Einfach zum Kotzen, aber immerhin,
gegen 14 Uhr kamen wir mit erfolgreicher Anmeldung und neuen,
noch nach Lack riechenden Nummernschildern aus dem
Schwabenzentrum. Dagegen waren meine Termine beim Har(t)zer
Amt u.s.w. fast noch recht zügig gelaufen.
So gilt es nun mit dem VW - Golf erste Erfahrungen im tiefsten
Wortsinn zu sammeln. Wir werden viele Fahrten unternehmen,
allerdings zunächst auch nur im Umkreis von vielleicht maximal 100
oder 150 km, obwohl einem 150 km in dem VW – Golf weniger
strapaziös vorkommen, als 50 km in dem Suzuki, das muss ich ganz
klar sagen. Mit Sicherheit wird es demnächst einmal für 2 Tage an den
Bodensee gehen. Mit dem Golf – Variant ist man ja auch nicht auf
irgendwelche Unterkünfte angewiesen. Mit umgeklappten Rücksitzen
ist dort Platz genug für 2 Personen um gemütlich zu schlafen. Kayla
hat sogar schon vorgeschlagen, wir sollten dann gleich 3 Tage dort
bleiben. Ich weiß noch nicht so recht und denke, dass für den Anfang
mal 2 Tage genügen.

Pekinesen sind hässliche Hunde, Ihnen vielleicht bekannt, die so
ausschauen, als wären sie mit Schwung gegen eine herannahende
Dampfwalze gerannt. Jetzt erlebe ich öfters, dass eine Dame mittleren
Alters, vielleicht um die 50 Jahre, mit eben einem solchen Hund
täglich hier bei uns zwischen die Häuser auf die Graswiesen geht und
den dort sein Geschäft verrichten lässt. Die wohnt aber noch nicht
einmal hier in einem der anliegenden Häuser. Es ist nicht so, dass
Leute die dort wohnen das dürfen, das darf natürlich keiner, aber die
als absoluter Fremdling, da ist es ja eine besondere Unverschämtheit,
sich absichtlich mit dem Tier auf Privatgelände zu begeben, um sich
dort des Hundedrecks zu entledigen. Als ich das zum dritten Mal
beobachtet habe, bin ich zu der Dame hingegangen und habe das in
sachlich ruhigem Ton beanstandet und gefordert, dass sie das
wegmacht. Da kann ich Ihnen sagen wurde die aber frech und hat
mich aufs übelste als Tierfeind und dergleichen beschimpft. Nun, wo
die laut wurde, wurde ich dann auch laut, sogar sehr laut und habe ihr
angedroht, dass wenn ich sie nochmals hier auf dem immerhin
privaten Gelände antreffe, sie eigenhändig dort wegprügeln würde.
Wissen Sie, so was ist eigentlich überhaupt nicht meine Art, schon gar
nicht Frauen gegenüber, aber diese Kuh war dermaßen widerlich
frech, solche Leute verstehen das nicht anders. Dann wollte sie zu
weiterem Geschimpfe ansetzen, da habe ich dann aber den breiten
Rasenrechen geholt und bin damit auf den Pekinesen los gegangen
und habe zu ihr gesagt, dass ich den Pekinesen mit dem Rechen in
zwei Teile zerhacke, wenn sie nicht sofort verschwinde. Da hätten Sie
diese blöde Kuh einmal sehen sollen, die konnte plötzlich laufen wie
ein junges Mädchen. Man hätte das filmen müssen, ich habe mich
köstlich amüsiert und könnte heute noch ins große Lachen fallen,
wenn ich daran denke.

Einen Tag der Vergesslichkeit gibt es so was? Jedenfalls muss es so
was geben, denn am letzten Montag war mir, als hätte man mein
Gehirn abgeschaltet oder ausgebaut. Ich weiß nicht, es fing gleich
morgens an, als ich wach wurde. Der Wecker war, wie fast immer, auf
halb 8 gestellt, den brauche ich aber eigentlich nie, da ich meist schon
spätestens um halb 7 wach werde und dann aufstehe, vielleicht noch
mal für 10 Minuten räkeln, um dann um 20 vor 7 oder dreiviertel 7
aus dem Bett zu springen. Oft stehe ich aber auch schon vor 6 Uhr auf.
Am Montag war alles anders. Der Wecker rasselt also um halb 8 und
ich wurde mit Mühe wach. Ich habe dann auf den Wecker gesehen,
aber obwohl ich ihn gesehen habe, habe ich nicht registriert, was er
anzeigt. Ich habe mich dann rumgedreht und weitergeschlafen. Gegen
9 Uhr hat mich dann Kayla geweckt, die aus ihrer Wohnung
rüberkam, um bescheid zu sagen, dass sie zur Arbeit zu ihrer
Dolmetschertätigkeit fährt. Ich habe das zwar vernommen, wusste
aber nichts mit den Begriffen Dolmetscher, Arbeit u.s.w. anzufangen.
Es war mir, als existiere ich zwar, wisse aber gar nichts. Ich glaube,
ich hätte Ihnen auf Nachfrage noch nicht einmal sagen können, wie
ich heiße und wo ich mich befinde. Das klingt übertrieben, ist es aber
keineswegs, mein Kopf war wie ausgebrannt, leergefegt oder mit
Wasser überschwemmt. Irgendwie zweifelte ich an meiner eigenen
Existenz und erinnere mich heute noch daran, dass ich immer
überlegte, ob es mich wirklich aktuell in diesem Moment geben würde
oder ich selbst nur ein Teil einer Einbildung oder eines Traumes wäre.
Verrückt nicht wahr? Dann klingelte es an der Wohnungstür und dort
stand eine Frau aus der Nachbarschaft, der ich tags zuvor versprochen
hatte, ihr im Keller einen ehemaligen Trockenraum aufzuschließen,
damit sie den 2 Tage lang zum Zwischenlagern von Möbeln nutzen
kann, weil sie eine neue Kücheneinrichtung bekommt. Ich muss auf
die ziemlich aufgelöst gewirkt haben, da ich gar nicht wusste was die
wollte und noch schlimmer, ich wusste noch nicht einmal wer das ist.
Im Hintergrund dämmerte es zwar, dass ich diese Frau schon mal
irgendwo gesehen hatte, aber wo und in welchem Zusammenhang, es
fiel mir nicht ein. Jedenfalls hat die Frau dann gelacht, sie nahms mit
Humor und meinte, dass sie später noch mal wiederkomme, falls es
nun ungelegen sei. Schon war sie weg. Das weiß ich heute alles noch,
aber in diesem Moment, wo das passierte, hatte ich absolut 0 Ahnung.
Aus einer mechanischen Bewegung heraus habe ich dann wohl das
Radio eingeschaltet und dort liefen Nachrichten, ich habe von dem,
was dort erzählt wurde, fast nichts verstanden und nichts begriffen.
Dann habe ich mich wieder automatisch hingelegt und bin gleich
wieder eingeschlafen. Ungefähr gegen 14 Uhr wurde ich wieder wach
und starrte an die Decke, die ich dann in einer Art Wachkoma
sicherlich eine Stunde lang angesehen habe und mir ernsthaft
Gedanken über diese Decke machte. Wie und wann sie wohl
entstanden ist, und im Geiste sah ich die Bauarbeiter vor mir, die
vielleicht 1962, als dieses Haus hier gebaut wurde, daran schufteten.
Dann stand ich erneut auf, öffnete das Fenster um frische Luft
einzuholen. Plötzlich drehte sich in mir alles und ich bin wohl
zusammengesackt und am Boden wieder eingeschlafen. Gegen 17 Uhr
kam dann Kayla und weckte mich besorgt dort aus meinem
Bodenschlaf. Ich setzte mich dann, habe etwas gegessen und
getrunken, aber trotzdem fand ich an diesem Tag den Faden einfach
nicht wieder. Immerhin an Kayla konnte ich mich erinnern und wusste
auch wer sie ist. Da das alles keinen Zweck hatte, dämmerte ich so
vielleicht bis 20 Uhr weiter und habe mich dann schlafen gelegt. Am
nächsten Morgen war ich aber wie ausgewechselt, wieder völlig der
Alte und schon kurz vor 6 hellwach und voller Tatendrang. Obwohl
ich mich jetzt im Nachhinein an alle Einzelheiten erinnere, die in
dieser komischen Phase abgelaufen sind, war das in diesem aktuellen
Moment wie eine matschige Soße des Nichtverstehens im Kopf. Ich
habe nichts begriffen und konnte mir nichts erklären. Komisch. Ich
hoffe, das so etwas nicht öfters passiert und keinen Zusammenhang
mit meiner früheren, schweren Krankheit hat.

Eine Buchhandlung, etwas abseits von den Haupt-Einkaufsstraßen, in
einer Seitenstraße davon, die aber durchaus zu den mittelgroßen ihrer
Branche zu rechnen ist, hat neulich ihr Lager entrümpelt. Ähnlich wie
vor längerer Zeit bei einer anderen Buchhandlung, wovon ich damals
berichtete, hat nun diese Bestände aus dem Lager hervorgekramt, die
dort teils seit mehr als 30 Jahren unangetastet schlummerten. Darunter
befanden sich auch alte Dissertationen in Buchform, die natürlich
heute kaum jemand kaufen wird, weil sie wenig aktuell sind und sich
auf Themen beziehen, die heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen
hervorlocken. Solche Werke gab es dann auch in beliebiger Stückzahl
zum Mitnehmen, kostenlos wohlgemerkt. Wo es etwas kostenlos gibt,
ist ein Lappenkeuler nicht weit, jedenfalls sofern man davon zeitig
erfährt. Ich habe mich dort umgesehen und bin dann mit einer
Ausbeute von 156 Büchern zurück gekommen. Sie werden lachen und
sagen, der Blödmann soviel kriegt der in seinem Leben doch nie
gelesen, und Sie haben damit recht, aber so habe ich nun einen
Bestand, wo ich in ruhigen Stunden frei auswählen kann, was ich lese.
Je nachdem, wonach mir gerade ist. Es sind übrigens viele
zeitgeschichtliche Werke und Abhandlungen darunter, ein durchaus
interessantes Themengebiet. Nicht alle Bücher, die ich mitgebracht
habe, waren kostenlos, aber die meisten. Ich hatte eine
Gesamtrechnung von schmalen 6,50 Euro zu bezahlen und die junge
Frau an der Kasse grinste verschmitzt, als ich dort beladen mit 7
großen Kartons den Laden verließ. Bücher sind schwer, sauschwer,
die gleichen Inhalte verteilt auf ein paar CD wären zweifellos
angenehmer zu schleppen gewesen. Am Tag danach hatte ich starke
Rückenschmerzen. Obwohl ich der neuen Technik eher positiv
gegenüber stehe, ist mir beim Lesen das echte Papierbuch immer noch
um Welten lieber, als jede noch so schöne CD, die vielleicht sogar
noch mit ergänzenden Bildern untermalt ist. Bei meiner kleinen
Wohnung ist die Unterbringung von 156 zusätzlichen Büchern
natürlich ein Problem, zumal es sich dabei vorwiegend um echte
Bücher mit dickem Pappeinband handelt, aber da wir einen sehr
trockenen Kellerraum haben, konnte ich zuerst dort etwa 70 % der
Neuzugänge verstauen, ohne Gefahr zu laufen, dass die Bücher dort
Schaden nehmen. Überhaupt lobe ich gerne hier den Keller des
Hauses, nicht weil ich als Hilfshausmeister auch dafür ein wenig
verantwortlich bin, nein, er ist sauber, trocken, gepflegt, das hat man
eher selten, man könnte fast schon von einer nüchternen Behaglichkeit
sprechen. Ich sage Ihnen, manch einer wäre froh, wenn er solch einen
Zustand in seinem Wohnzimmer hätte. Seit einiger Zeit haben wir
eine neue Putzfrau, Raumpflegerin oder Pflegefachkraft muss man
heute wohl sagen, die nur für diese Kellergemächer zuständig ist. Der
Hausbesitzer hat die eingestellt und das ist ein drolliges Weib, wenn
ich das mal so sagen darf. Optisch eher unscheinbar, normalschlank,
eher etwas klein geraten, vielleicht 1,56 m groß, gepflegt aber
ungeschminkt, was ich sehr schätze, aber die hat's faustdick hinter den
Ohren, wie man so sagt. Jedenfalls hält die ihren Laden in Ordnung,
die bringt noch 2 Hilfsputzfrauen mit und rast durch die Kellerflure
und danach sieht es dort wie geleckt aus. Eine von diesen
Hilfsputzfrauen stammt aus Bolivien und ich dachte zuerst, das sei
eine Indianerfrau, wegen dem ovalrunden rotbraunen Gesicht. Die ist
vielleicht in Kaylas Alter, um die 25, aber ich sage Ihnen, die läuft
immer so aufreizend herum bei ihrer Arbeit, halb barbusig könnte man
schon sagen, weil die ein eigenwilliges Arbeits-Kostüm, eine Art
dunkelblaue Latzhose trägt, unter der sie nichts anderes anhat und
man durchaus ihre Ausstattung aufs Auge gedrückt bekommt. Nun
habe ich ganz gewiss nichts dagegen, ich räume ein, dass ich so was
gerne sehe, warum auch nicht? Ich bin jedoch bekanntlich kein
Busenfetischist und schätze in dieser Hinsicht eher den Begriff „klein
aber fein", aber ich sage ganz ehrlich, wenn etwas größere
Brustausstattungen so sind, wie bei dieser Bolivianerin, dann finde
selbst ich als Liebhaber der kleinen und kleinsten Größen das
durchaus reizvoll. Wissen Sie, ich hasse diese stylistischen
Ballonbrüste, wie man sie heute überall im Fernsehen um die Ohren
gehauen kriegt, aber nun ja. Nun ist es keineswegs so, dass sich Kayla
Sorgen machen müsste, dass ich ihr da ausbüchse, die ist mir in jeder
Hinsicht lieber, aber ich sage ganz offen, wenn ich Kayla nicht hätte
und derzeit solo wäre, dann hätte mich diese Bolivianerin durchaus
noch gereizt, zumal sie den Eindruck erweckt, selbst generelles
Interesse zu haben. Jedoch bei Kayla weiß ich, was ich habe und
werde den Teufel tun, mir da anderweitig die Finger zu verbrennen.
Aber auch diese kleine Haupt-Putze fände ich durchaus sehr
interessant und wäre nicht abgeneigt, wenn ich nicht bereits gut
versorgt wäre. Man kann das so sagen und ich breche mir dabei
keinen Zacken aus der Krone, ich halte noch viel von Treue. Solange
ich mit Kayla zusammen bin, stehe ich zu Kayla und da fange ich
nichts mit anderen an, auch wenn die Gelegenheit noch so günstig
wäre und ich im Voraus wüsste, dass es auf die Beziehung zu Kayla
keine negativen Auswirkungen hätte. Da habe ich Ansichten, die
heute vielleicht als etwas altmodisch gelten mögen. Solange Kayla zu
mir steht, stehe ich auch zu ihr, damit habe ich kein Problem und ich
finde, soweit sollten sich Partner auch aufeinander verlassen können.
Das schließt ja gewisse theoretische Betrachtungen nicht aus und
deshalb brauche ich ja auch nicht die Augen zu verschließen, wenn
man hier so etwas zu sehen bekommt. Es ist andererseits schon
eigenartig. Solange ich solo war, wo ich Kayla noch nicht kannte, da
hat sich auch anderweitig jahrelang nichts richtiges ergeben, keine
Gelegenheit oder wenn eine Gelegenheit da war, dann waren das
Frauen, die mir überhaupt nicht zusagten, wo ich von der Gelegenheit
keinesfalls Gebrauch machen wollte. Rabumms, jetzt ist man in festen
Händen, und das gerne, um da gleich alle Zweifel auszuschalten, aber
da bieten sich laufend Versuchungen, wo man sehr leicht einknicken
könnte, wenn man nicht sehr willensstark ist und die Pflege der
bestehenden Beziehung als vorrangig betrachtet. Komisch, wie
komme ich jetzt von den Büchern zu diesem Thema? Zurück zu den
Büchern. Durch die neulichen Zugänge und die Zugänge vom letzten
Jahr ist meine Büchersammlung nun wahrlich explodiert und der
Bestand dürfte schon insgesamt die Zahl 250 überschritten haben. Das
alleine ist bei weitem kein Qualitätsmerkmal, trotzdem finde ich, dass
unter diesen Büchern durchaus hochqualitative und aussagekräftige
Werke sind, obwohl die mich fast alle kaum etwas gekostet haben. Sie
können sich vorstellen, dass ich bei solchen Aktionen keine Werke
mitnehme, wie etwa Abhandlungen über das Populationsverhalten
hellgrüner und weißer Blattläuse in Mitteleuropa, ohne Quatsch, ein
solches Werk war neulich wirklich darunter, aber so was ist nur
Ballast im Sinne von Altpapier, das nehme ich erst gar nicht mit.
Zweifellos kann man bei einer kurzfristigen Auswahl von 156
Büchern, die man in weniger als 2 Stunden zusammenwühlt keine
vernünftig geordnete Zusammenstellung treffen, es wird viel Müll
darunter sein, der mich thematisch nicht interessiert, aber ich habe
bewusst versucht, dies zu verhindern. Ich vermute, dass man bei
vielleicht einem Drittel der Werke erst beim Einlesen feststellen wird,
dass es für einen selbst dermaßen uninteressant ist, dass das
Weiterlesen reine Zeitvergeudung wäre. Ich denke, dieses Risiko kann
man bei dem „Preis" getrost eingehen. Solche Bücher kann ich später
immer noch in die Altpapiersammlung geben. Kayla meinte, es könne
sich vielleicht lohnen, die dann lieber bei Ebay im Internet
wegzuversteigern, obwohl ich nicht richtig weiß, wie das funktioniert.
Ich fürchte, da ist der Aufwand größer, als der Nutzen. Kayla
beschäftigt sich in letzter Zeit immer mehr mit dem Computer und hat
meinen Wissensstand schon längst überholt. Da muss ich zugeben, bin
ich ein wenig faul, da ich immer nur soviel lerne, wie ich für meine
eigenen Zwecke benötige. Ich habe kein unbedingtes Interesse, in die
Tiefen der Computerwelt einzudringen, wenn ich meine Texte damit
schreiben kann und sonst noch ein paar Sachen damit funktionieren,
genügt mir das. Diese Einstellung rächt sich natürlich, sobald
Probleme auftreten, weil man dann schnell ins Schwimmen gerät und
auf Fachleute angewiesen ist. So bedauere ich, dass mit der
Verbreitung der Computer die grundsätzliche Handhabung fast aller
technischen Geräte verändert wurde. Früher kaufte man sich ein Gerät,
welches bestimmte Funktionen erfüllte und sobald das nicht klappte,
musste ein Fachmann her, den es dafür auch gab. Zu dieser Zeit waren
diese Geräte aber auch so perfektioniert, dass es meistens klappte und
Probleme eher die Ausnahme waren, vielleicht traten sie bei
zunehmendem Alter des Gerätes erst auf. Gemeint sind damit Geräte,
wie Radio, Waschmaschine, Fernseher, Schreibmaschine u.s.w. Heute
ist alles computergesteuert, die Probleme treten oft schon im
Neuzustand auf und die Fachleute wissen selbst oft nicht was los ist,
sofern man die meist angelernten Kräfte überhaupt als Fachkräfte
bezeichnen kann. Da Kayla viel an sich gearbeitet hat, steckt sie
inzwischen so manch einen selbsternannten Computerfachmann aus
dem Geschäft in die Tasche. Das kann mir natürlich nur recht sein,
aber problematisch ist es, sobald es über softwarebedingte Probleme
hinaus geht, weil in meinem Notebook da kann man hardwaremäßig
nichts machen. Bei einem großen Computer kann man das Gehäuse
aufschrauben und einige Sachen tauschen oder abstecken, aber
machen Sie so was mal im Notebook. Bevor man das Gerät soweit
geöffnet hat, fallen einem schon Teile entgegen, die man nachher
nicht mehr zuordnen kann. Aber Kayla hat sich nun meinen alten
Computer, den großen, zu sich rübergeholt. Dann hat sie aus ihrer
Dolmetscherfirma alte Bauteile, eigentlich einen ganzen Computer,
mitgebracht. Die Sachen konnte sie dort von deren
Computerfachmann umsonst haben, weil die neue erhalten hatten. So
hat sie diese große Platte mit den vielen bunten Bauteilen aus dem
Gehäuse meines alten Computer ganz ausgeschraubt und dort die
gebrauchte Mutterplatte von ihrer Arbeitsstelle eingebaut und alles
selbst angeschlossen. Jetzt ist dieser Computer mit den gebrauchten
Teilen immerhin wesentlich neuer und funktionsfähiger, als er mit
meinen originalen alten Sachen zuvor war. Der funktioniert richtig gut
und Kayla benutzt den jetzt ständig. Sie ist überhaupt sehr lernfähig,
das mag einerseits an ihrem Alter liegen, da lernt man doch noch
leichter, als in meinem Alter, aber es wird auch genetisch bedingt sein.
Also ich staune nur, wie schnell sie das alles begreift und man könnte
neidisch werden, wenn man selbst entdeckt, dass man über das gleiche
Problem damals wochenlang ohne Erfolg gegrübelt hat und sie das
binnen ein paar Stunden perfekt begreift und löst. Irgendwie hatte ich
damals immer am falschen Ansatz nachgebohrt, sie ist das Problem
dann, als es beim ersten Ansatz nicht lösbar war, von einer ganz
anderen Seite angegangen, die mir erst gar nicht in den Sinn
gekommen war, und hat es damit gelöst. Was würden Sie z.B.
machen, wenn Sie nach dem Zusammenbau immer angezeigt
bekommen, dass keine Festplatte angeschlossen wäre oder nicht
erkannt würde. Man steht wie ein Ochs vor dem Berge, überprüft alle
Kabel, die auch bei der zweihundertsten Prüfung immer noch korrekt
angeschlossen sind. Mit einem anderen Lösungsansatz stellte Kayla
dann fest, dass die Festplatte mit einem sogenannten anderen System
partitioniert war, welches so vom Computer nicht gelesen werden
konnte. Fragen Sie mich nicht wie, aber irgendwie hat sie das dann
ändern können und dann funktionierte es. Ich wäre an dem gleichen
Problem verzweifelt und hätte vermutlich die Festplatte als defekt in
die Ecke geworfen und eine neue besorgt, sofern das Geld dafür da
gewesen wäre. Sie hat das so mit einem Tag Arbeit und kostenlos
gelöst.

Nun aber genug für heute. Ich werde Ihnen selbstverständlich
demnächst weitere Erfahrungen mit dem neuen gebrauchten VW-Golf
berichten und wir möchten gleich zu einer zweitägigen Rundreise an
den Bodensee aufbrechen, als Nachholung der durch den Suzuki-
Schaden verpatzten Reise. Zu unserem Glück haben wir festgestellt,
dass heute früh die Dieselpreise an den Tankstellen um teils 5 Cent
gesunken sind, weshalb wir zuerst den Tank randvoll machen werden,
da dieser günstige Preis vermutlich nicht von langer Dauer sein wird
und wir so genug Vorrat für die Bodenseereise haben. Zusätzlich fürs
Händewaschen unterwegs werde ich einen 30-Liter-Wasserkanister
mit frischem Wasser befüllen, denn eine weite Reise ohne Wasser ist
einfach undenkbar und unangenehm. Wir werden vorwiegend über
Landstraßen fahren, ich habe heute keine Lust, über die Autobahnen
zu heizen und genieße lieber die Landschaft, außerdem sind die
derzeit recht voll.

Mit fröhlichen Grüßen aus einem hellgrauen, aber jetzt trockenen
Stuttgart, (das Wetter sieht hier so aus, als wolle gleich noch die
Sonne hervorkommen)
Ihr

Egbert Lappenkeuler