LPK-D2

Auf dieser Seite finden Sie den zweiten Teil des Lappenkeuler - Beitrages “Granada” aus dem Jahre 2005. Wegen der Größe dieses Beitrages wurde aus Übersichtsgründen auf dieser Seite nur ein Beitrag eingestellt.

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Teil 2 / Fortsetzung von:

Lappenkeuler - Brief / Email „Granada" vom 09.04.2005

Zurück zu dem gemieteten Wagen und diesem Tag. Das war genau an
dem Tag, als der Papst gestorben ist. Die Spanier sind in ihrem
Glauben größtenteils noch kräftiger verwurzelt als unsereins, aber
ohne gleich in extreme Übertreibung zu verfallen, wie man es
manchmal von Italienern so hört, wenn man mal von den
überwältigenden Prozessionen absieht. An dem Tag jedenfalls und
auch schon am Tag davor versammelten sich dort viele Leute vor und
in den Kirchen, viele Zuwegungen waren gar weiträumig verstopft
und sogar viele Busverbindungen fielen aus. Mit dem Ausfall der
Busverbindungen das hatte mehrere Gründe. Einerseits eben weil
wichtige Verbindungswege versperrt waren, aber auch weil sich
etliche Busunternehmer kurzfristig entschlossen hatten, ihre Busse
zum Transport von Trauernden zu Kirchen oder sogar manche nach
Rom einzusetzen und diese Fahrzeuge im hiesigen Verkehr einfach
abzuziehen. Alles dies bestärkte uns übrigens im Anmieten des
Fahrzeugs zusätzlich, um wenigstens halbwegs ein
Besichtigungsprogramm nach unseren Vorstellungen
hinzubekommen. Wir sind dann zunächst etwas in den nördlichen
Gebieten vor Granada herumgefahren, mussten aber feststellen, dass
diese für uns besonders reizvolle Gegend, die wir auf der Hinreise am
Rande gesehen hatten, doch über 400 km weit entfernt liegt. So sind
wir dann nach Westen abgedreht und durch das sogenannte
Guadalquivier-Gebiet unter weiträumiger Umfahrung Cordobas in
Richtung Sevilla gefahren. Ich sage Ihnen, das ist wirklich eine schöne
Landschaft und dort war es für meinen Geschmack noch mindestens
fünfmal so schön, wie im Bereich von Granada, weil fruchtig grün,
mehr Frische und weniger karstige Berge, ab Ecija eigentlich fast gar
keine mehr, herrlich. Dorthin sollte man auch noch mal in einer
separaten Reise fahren. Das geht dann schon in Richtung
Atlantikküste. Dorthin wären wir zwar gerne auch noch gefahren, z.B.
nach Cadiz oder nach San Fernando oder sogar runter bis zur Straße
von Gibraltar und dann ab dort sozusagen im Kreis zurück über
Algeciras, La Linea, Marbella, Malaga, Motril nach Granada, aber das
wäre eine Rundreise von über 800 km Länge geworden und nicht in
einem Tag zu schaffen. Dann noch der entsprechende Spritdurst des
Vitara-Geländewagens dazu, nein, dann hätten wir den Rest der Tage
hier gar nichts mehr machen können, weil wir keinen Cent mehr übrig
gehabt hätten. So sind wir an einem eigenwilligen, schönen,
riesiggroßen Flussstausee bei Guadajoz einige Stunden geblieben und
dann ab dort über einige Seitentäler gemütlich zurück nach Granada
gefahren. Guadajoz liegt, von Granada aus betrachtet, ungefähr 40 km
vor Sevilla, ist selbst aber auch schon gut 250 km von Granada
entfernt. Auf diese Weise kamen wir auf eine Tageskilometerleistung
von fast 600 km mit dem Suzuki-Vitara und wegen seines hohen
Benzinverbrauchs mussten wir dafür schon zweimal nachtanken. Bei
der Rückfahrt erlebten wir dann noch bei Palma del Rio eine
Eigenartigkeit eines verrückten Jugendlichen. Wir fuhren eine sehr
einsame, aber sehr breit mit solchen hellbeigen Betonfahrbahnen
ausgebaute Steigungsstrecke und mussten an einer Baustellenampel
anhalten. Hinter uns tauchte dann ein Jugendlicher mit einem uralten
Mofa auf, der dann ebenfalls wartend hinter uns stand. Als dann die
Ampel grün zeigt fuhren wir los und bemerkten, dass eben dieser
Jugendliche sich mit seinem Mofa mittels eines Textilbandes an die
Anhängerkupplung des Vitara gehangen hatte, um sich so bergauf
ziehen zu lassen. Weil wir das nicht gut fanden, hielten wir an und
versuchten mit dem zu diskutieren und dem das auszureden, vielmehr
Kayla versuchte das, weil der natürlich nur spanisch sprach. Dann
wurde er aber böse und beschimpfte uns, wollte gar nach uns treten,
als er bemerkte, dass wir seinen Vorstellungen nicht nachkommen.
Wissen Sie, ich lasse mich nicht von Jugendlichen treten, auch nicht
im Ausland, und da ohnehin weit und breit keine Menschenseele war,
habe ich dem daraufhin ordentlich einen aufs Maul geklopft. Dann
war er zufrieden und hat verstanden.
Bei dieser Autorundfahrt fiel uns auf, dass es beinahe in jedem Ort
Stände mit Pistazien-Eis gab. Diese Eissorte gibt es bei uns in
Deutschland fast gar nicht, hier aber in zahlreichen Zwischennuancen.
Pistazien-Zitrone ist dabei die am weitesten verbreitete und auch die
erfrischendste Sorte. Mit nur wenig Zuckergehalt, säuerlich-herb,
angenehm kühlend. Das ist eine der wenigen Eissorten, die keinen
Nachdurst verursacht. Sonst bekomme ich nach Eis immer einen
Riesendurst, wobei man aber bekanntlich vermeiden soll, kurz nach
dem Genuss eines Eises gleich ein Getränk zu sich zu nehmen, weil
das Magenkoliken hervorrufen kann. So ungefähr 20 Minuten soll
man da warten, ist bei uns in Stuttgart so eine alte Regel, außer bei
Wasser-Eissorten, die keine Milch oder Sahne enthalten, da soll man
schon nach 10 Minuten wieder problemlos trinken können. Daher ist
das bei Eis ja immer so ein Problem, einerseits bekommt man nach
fast jedem Eis einen riesigen Nachdurst, andererseits soll man nicht
gleich danach trinken. So kommt dieses Pistazien-Zitrone-Eis an
heißen Tagen wie gerufen. Es löscht zugleich den Durst oder
verhindert zumindest erfolgreich, dass man gleich danach dem Durst
verfällt. Und das Eis ist spottbillig. Nicht wie in Deutschland, wo man
für ein gutes Speiseeis schnell mal 1,50 bis 3 Euro weg hat, ach was,
hier kriegen sie gleich große Portionen für maximal 45 Cent
nachgeworfen, jedenfalls in den kleineren Orten. Ausnahmen sind
natürlich Nobel-Cafes in Granada selbst, dort bezahlen sie die teure
Ausstattung und das arge Verdienstbestreben der Inhaber gleich
doppelt mit.

Geschäftstüchtig sind die Spanier auch. Es wurden Halbtags-
Busreisen an einen kleinen Bach in der Sierra Nevada organisiert. Die
Touristen konnten sich dann dort als Goldschürfer betätigten, genauer
als Goldwäscher. Sie glauben gar nicht, wie verrückt manche
Touristen wurden, als sie nur das Wort Gold hörten. Diese Busse
waren immer randvoll und damit wurden gute Geschäfte gemacht. Das
war wirklich eine Goldgrube, aber nicht wegen dem Gold, was dort
gefunden wurde, sondern für die Veranstalter, weil viele Touristen ihr
Hirn abschalteten unter der angeblichen Voraussicht, dort fündig zu
werden. Natürlich kostete die Busreise ordentlich Geld, weil alles
inklusive durchorganisiert war. So war darin dann eine Leihgebühr für
spezielle Werkzeuge, wie Siebe, Schutzstiefel u.s.w. und die
Einweisung durch einen Spezialisten enthalten. Ferner eine
Schutzgebühr für das Suchen selbst. So kostete eine Mitfahrt in diesen
Bussen mit allem drum und dran pro Person fette 185 Euro, obwohl
die Entfernung von Granada unter 50 km lag. Hätte es dort wirklich
soviel Gold gegeben, dann hätten die Veranstalter das alles selbst
ausgewaschen und sich gehütet, dort massenweise Touristen
hinzuschleppen, die ihnen dann alles vor der Nase weg schnappen.
Schon im Hotel hatte uns das Personal vor diesen Busfahrten gewarnt.
Die sagten, dort würde man vielleicht fündig, ginge dann bestenfalls
mit einem halben Gramm Goldstaub nach Hause, welches vielleicht
einen Echtwert von 4-5 Euro habe, zahle dann dafür aber die 185
Euro. Es ist klar, dass wir keine Sekunde lang über die Teilnahme an
einer solchen Busfahrt nachgedacht haben.

Es mag banal klingen, jedoch wenn man eine solch weite Reise tut,
wundert es einen sehr und ist bemerkenswert. In der gesamten Region
dort, egal ob in Granada selbst oder in den Städtchen im Umkreis
findet man etliche Lidl - Filialen, die wir ja aus Deutschland her
reichlich kennen. Ungefähr 15 Gehminuten vom Hotel war auch eine
und ich habe es mir nicht nehmen lassen, dort auch einige
Kleinigkeiten zu kaufen. Die Aufmachung der Filiale ist fast identisch
mit denen in Deutschland und man findet sich daher sofort zurecht.
Zum größten Teil sind sogar die Waren die gleichen und ich frage
mich, ob die wirklich so weit durch Europa transportiert werden, nur
um auch hier verkauft zu werden. Meines Wissens befindet sich die
Lidl - Zentrale in Neckarsulm, also gar nicht einmal so weit von
Stuttgart entfernt. Vermutlich kaufen die europaweit ein, den Eindruck
hatte ich vor längerer Zeit schon, da ich bei uns in Stuttgart in einer
Filiale diese abgepackte Milch kaufte und zuhause las ich, dass sie in
Spanien hergestellt worden war.
Granada scheint des weiteren ein Mekka für sogenannte
Numismatiker, also Münzsammler zu sein. In einem Viertel fand man
dicht gedrängt, verteilt auf insgesamt vielleicht 4 verschiedene
Straßen unzählige Münzläden, kleine und große. Bei einigen der
großen könnte man fast schon von regelrechten Münz-Supermärkten
sprechen. Die Schaufenster dicht gefüllt mit den Angeboten, Münzen,
Scheine, Goldstücke, Prägungen aller Art und Sammlerzubehör, also
eine unüberschaubare Flut an solchem Zeug. Ich interessiere mich
nicht wirklich ernsthaft dafür und bin auch in keinen solchen Laden
gegangen, aber die hatten alle gut zu tun. Vermutlich trifft sich hier
die Elite der Münzsammlerwelt und feilscht um ihre Bestände.

Bei der ganzen Reise hat es an den Grenzen nirgendwo Probleme
gegeben. Die befürchteten Schwierigkeiten bezüglich Kaylas
primitivem Ersatzausweis, der nur mit einem beigelegten
fünfsprachigen Zusatzschreiben von der Einwohnermeldebehörde
gültig ist, gab es somit auch nicht. Kein Wunder, denn wir sind an
keiner Grenze kontrolliert worden. Bei der Rückfahrt stand kurz hinter
dem Übergang von einer Nebenstraße hinter Strassburg, aber schon
auf deutschem Gebiet, ich glaube Rheinbischofsheim hieß der Ort,
eine Truppe Grenzschutzbeamter und wir dachten schon, dass die uns
jetzt filzen werden. Aber die haben dann andere Fahrzeuge auf einen
kleinen Parkplatz gewunken und unser Bus konnte weiterfahren. Ein
Herr aus der Reisegesellschaft meinte schon scherzhaft, schade, dass
wir heute vergessen haben unsere Atombomben oder wenigstens ein
paar billige Arbeitskräfte mitzubringen. Da dies aber eine
Firmengruppe war, diese Leute gehörten alle zu einer Firma und ein
vorgesetzter Chef oder so was war auch dabei, meinte der dann zu
dem, er solle doch solche blöden Bemerkungen sein lassen und sich
darüber nicht lustig machen. Überhaupt war dieser Chef ein
knochentrockener Typ ohne jeden Funken Humor, das war mir schon
bei der Hinreise aufgefallen. Eine tote Seele, wie man hier so sagt, der
nur noch wie eine Maschine für seinen Beruf lebt. Überhaupt waren
diese Firmenleute teils eigenartige Gestalten. Da fährt man zum
Beispiel durch wunderschöne Landschaften in Frankreich und die
haben nichts besseres zu tun, als sich über irgendwelche
Bilanzierungsprogramme zu unterhalten. Dann eine Art
Jungsekretärin war darunter, das war garantiert ein Wanderpokal
innerhalb des Betriebes, wenn Sie wissen, was ich meine. Mein Fall
wäre die nicht gewesen, da sie zu 95 % aus Schminke bestand. Das
kann ich nicht abhaben, Frauen die sich so einkleistern, einfach eklig.
Ich habe immer gescherzt, wenn von der alle Schminke mit einem
Schlag abfallen würde, dann bliebe nur ein Streichholzgestell übrig.
Naja, jedem das Seine und wenn es denen gefällt, sollen sie's so
machen. Irgendwie war die Rückreise sehr ermüdend. Vielleicht lag es
auch am Klimawechsel. Als wir in Granada abfuhren fühlte ich mich
topfit und zum Bersten voll mit neuem Tatendrang und Energie.
Bereits noch im Bus auf den letzten 200 Kilometern der Rückfahrt,
wurde ich plötzlich binnen weniger Minuten schwer wie Blei, fühlte
mich endlos müde, träge und steif, gerade so, als habe mir jemand
etwas in den Kaffee gemixt. Ich war wirklich saufroh, dass wir in
Stuttgart direkt bei dem Busunternehmer auf dem Hof aussteigen
konnten, weil das nicht sehr weit von unserer Wohnung entfernt liegt,
vielleicht knapp einen Kilometer. Normalerweise war der Endpunkt
an einem zentralen Busbahnhof in der Nähe vom Bundesbahnhof, dort
stiegen auch alle anderen aus. Ich hätte es kaum noch geschafft, vom
Hauptbahnhof nach Hause zu kommen, so fertig war ich. Kayla war
da fitter, schlief aber zu Hause auch automatisch im Sessel ein und
wurde erst spät nach Mitternacht wieder wach. Das ständig meckernde
Ehepaar war auf der Rückreise wesentlich ruhiger und den Grund
dafür nahmen wir mit Schmunzeln hin. Die Frau hatte sich in ihrer
Gier kurz nach Antritt der Rückreise kräftig den Mund an heißem
Kakao verbrannt, den sie irgendwo im Hotel noch in eine vor Ort
gekaufte Thermoskanne umgefüllt hatte. So jammerte sie nur
zeitweise über ihre verbrannte Mundhöhle und die schmerzende
Zunge. Der Mann hatte schon einige Tage vorher seinen Deckel
bekommen, denn er war von einer Hornisse in die Backe gestochen
worden und musste damit sogar in Granada zu einem Arzt. Die Backe
sah aus, wie ein rot gefärbtes Puddingteilchen und der war froh, wenn
er nichts sagen brauchte. Hornissen oder ähnliche Großbienen
brummten in Granada auffallend viele herum, wir hatten damit aber
keine Probleme. Der Busfahrer durfte nicht die ganze Strecke am
Stück fahren, wegen bestimmter Ruhezeiten, die eingehalten werden
mussten. Da aber keine längeren Fahrpausen eingelegt werden sollten,
außer einmal eine Stunde in Frankreich und ungefähr 45 Minuten in
Spanien, lösten die das so, dass die eine Kooperation mit spanischen
und französischen Busunternehmen hatten. In Spanien, irgendwo bei
Alicante oder Alacant, wie es hier eigentlich heißt, hielt der Bus und
ein spanischer Busfahrer übernahm das Steuer, während sich unser
Originalbusfahrer im hinteren Busteil ausruhte. Nach ungefähr 3
Stunden Fahrt wechselten die sich wieder ab und der spanische Fahrer
stieg an einer Umgehungsroute von Barcelona bei einem hübschen
Städtchen Caldes wieder aus. So fuhr unser Originalfahrer wieder und
der wählte eine kleinere Route über die französische Grenze, bis zu
einer Stadt die hieß Carcassonne, wie Sonne mit Carcas davor, kurz
danach hielt er wieder kurz und dort stieg dann eine französische
Busfahrerin zu und übernahm das Steuer. Das war vielleicht ein geiler
Feger und die meisten Männer im Bus klebten mit ihren Augen an der,
wie die Fliegen an einem Fliegenfänger. Die trug nur eine enge
Hotpants-Hose, so eine kurze Jeanshose und ein fast durchsichtiges
Hemd ohne BH darunter. Es war relativ mildwarmes Wetter dort, aber
trotzdem war die schon auf Hochsommer gekleidet, also für rund 10
Grad mehr. Sie geizte nicht mir ihren Reizen und so rasant, wie sie
gekleidet war, fuhr die auch. Von unserem Sitz aus konnte man gut
auf den Tacho blicken und auf den Autobahnen in Frankreich kam sie
selten unter 120 km/h, wohlgemerkt ja mit dem Bus, nicht mit einem
PKW. Nur gezielt, wenn sie wusste, wo irgendwelche
Kontrollautomaten standen, ähnlich wie unsere Starenkästen, aber
dann an der Autobahn und wie man mir erzählte kein Radar sondern
mit Lichtschranken, weil das nicht von sogenannten
Radarwarngeräten vorgemeldet werden kann, ging sie mit der
Geschwindigkeit runter. So brauste sie zuerst noch von Carcassonne
über recht gut ausgebaute Landstraßen durch eine sehr schöne Gegend
zu einem Ort Millau und ein Stück danach folgte eine noch viel
schönere Gegend. Also da müsste man wohnen, einfach herrlich.
Dann hielt sie in einem kleinen Nest Cevennes-Laissac an, das
bestand fast nur aus einer komischen Burg, an der einfach alles rund
war und vielleicht 20 Häuslein sowie eine riesige alte Fabrikhalle
daneben, mit einem Schornstein, der ebenso alt wie hoch war. Dort
besprach sie sich mit unserem Originalbusfahrer und man einigte sich
wohl aus irgendwelchen Gründen darauf, anstatt von dort aus die
direkte Route zu einer Autobahn Nationale 7 über eine andere
Autobahn Nationale 75 und 71 weiter zufahren. Das war, soweit
Kayla das verstanden hat, zwar insgesamt dann fast 150 km länger, als
die andere Route, aber zeitlich sollte es trotzdem über 2 Stunden
einsparen, weil an der anderen Autobahn derzeit ständig Stau
herrsche, wogegen hier diese Umwegroute fast immer leer wäre. So
ging das dann weiter. Die Frau sauste wieder, dann kamen wir in eine
größere Stadt mit einem ebenso großen, langen Namen, ich glaube
Clemont-Ferrand oder so ähnlich hieß die und ab dort ging es wieder
über Landstraßen, teils auch über sehr kleine Landstraßen, plötzlich
tauchten alles Schilder auf, egal wo man hinfuhr standen die, und sie
wiesen auf einen großen Nationalpark mit dem Namen Morvan hin.
Auch wieder eine wunderschöne Gegend, herrlich. Irgendwann
landeten wir dann an einer sehr futuristisch wirkenden Stadt Troyes
mit komischen Glasbauten am Stadtrand. Dort fuhr die Fahrerin aber
nicht in die Stadt, sondern wechselte am Stadtrand auf eine Autobahn,
die relativ neu wirkte und man hatte ab hier den Eindruck, als wisse
außer uns keiner etwas von der Existenz dieser Autobahn, denn es gab
bestimmt Streckenstücke von über 5 km, auf denen uns kein einziges
Auto begegnete, wohlgemerkt am helllichten Tag, nicht zu einer
nachtschlafenden Zeit. Diese leergefegte Autobahn fuhren wir dann
bis zu einem sehr schönen, vermutlich von Menschenhand künstlich
angelegten riesigen See, der einsam in der Landschaft lag. Meistens
hat man in der Nähe von Seen Ortschaften, hier nicht, da war mit
Sicherheit im Umkreis von 15 km kein Dorf. Kurz hinter dem See
folgte ein relativ bekannter Fluss, die Marne und ab dort ging es
wieder über Landstraßen südlich vorbei an der bekannten Stadt
Nancy. Neben Nancy verließ uns die scharfe Busfahrerin wieder und
unser Originalfahrer fuhr ab dort den Rest bis Stuttgart. Er nun wieder
in seiner eher ruhigen Art mit möglichst konstanter Geschwindigkeit,
meist um die 100 km/h, das war irgendwie angenehmer vom Fahren
her. Vom Blickfang her war die Fahrerin allerdings nicht zu toppen, es
sei denn, sie hätte die Reste ihrer Bekleidung auch noch abgelegt,
obwohl ich mit Kayla ja gut bedient bin und daher weniger Bedarf an
so was habe, aber man guckt ja schon mal. Weshalb bei der Rückfahrt
so häufig zwischen Landstraßen und Autobahn gewechselt wurde,
weiß ich nicht. Vermutlich hing es mit der Umfahrung von bekannten
Stau-Schwerpunkten oder Baustellen zusammen, vielleicht auch, um
Mautgebühr zu sparen, denn die gibt es dort an jeder Autobahn, aber
nicht wie hier mit automatischem Zeug, sondern größtenteils als käme
man zur Einfahrt eines Vergnügungsparks, mit Kassenhäuschen. Das
wirkt nach meiner Meinung etwas lächerlich. Auf der Rückfahrt haben
wir auch nirgendwo im Stau gestanden, bei der Hinfahrt schon an
einigen Stellen in Frankreich, allerdings nicht sonderlich lange,
vielleicht alle zusammengerechnet 30 Minuten. Durch diesen häufigen
Wechsel zwischen Autobahn und Landstraße waren einige Leute der
Firmengruppe nachher total desorientiert. Ein Mann von denen meinte
ungefähr ab diesem Morvan - Nationalpark felsenfest, dass wir wieder
zurück nach Spanien fahren würden und er war von dieser Ansicht
nicht abzubringen. Erst als hinter Troyes die ersten größeren
leuchtenden Hinweisschilder auf Paris und Nancy auftauchten, ließ
sein Gezeter etwas nach, aber so richtig überzeugt war er noch immer
nicht, das folgte erst, als bei Nancy Schilder mit dem Namen
Strasbourg auftauchten.

Was bleibt abschließend über Granada oder Spanien überhaupt zu
sagen? Die Fahrt war insgesamt wunderbar, es war goldrichtig sie
mitzumachen. Wir haben viel gesehen, unterwegs sind wir durch
Landschaften gekommen, die mir persönlich besser gefallen haben, als
die ganze Umgebung von Granada selbst. Ganz besonders die
fruchtbaren Gebiete im Großraum Sevilla - Cordoba finde ich
persönlich viel schöner, als diese doch etwas karge Berglandschaft bei
Granada und auch an vielen anderen Stellen. Leider haben wir von
dieser Gegend, die von Granada gar nicht so sehr weit entfernt liegt,
nur wenig gesehen. Dort ein Land zum Träumen, also da würde ich
sehr gerne wohnen, lieber als in Stuttgart. Im Direktvergleich
Granada-Stuttgart ziehe ich dann doch Stuttgart eindeutig vor. Diese
anderen Landschaften, die mehr flächiger und weniger bergig sind, als
die Granadagegend, fand ich wirklich einzigartig. Wir werden mit
Sicherheit innerhalb der nächsten 2 Jahre dorthin mal separat
verreisen, ebenso in die Gebiete ungefähr 400 km nördlich von
Granada und auch nach Frankreich. Davon haben wir ja bei der
Busdurchfahrt wenig mitbekommen, aber vieles was ich dort sah, hat
mir sehr gefallen. Das werden wir dann aber nach Möglichkeit doch
mit dem eigenen Wagen tun. Solche weiten Reisen haben mit dem
Bus zwar die Vorteile, dass man sich die Strapaze der langen Fahrt in
unbekanntem Terrain nicht antun muss und viel Geld sparen kann,
wenn man solche Restplätze ergattert, dafür aber den viel
schlimmeren Nachteil, dass man vor Ort nicht richtig mobil ist.
Gerade dort würde man das aber benötigen. Besonders wenn die
schönsten Landschaftsstellen, wie hier, nicht unbedingt den gut
erschlossenen Touristenzielen entsprechen, dann ist man ohne eigenes
Auto ziemlich aufgeschmissen. Die anfänglich scheinbare
Bequemlichkeit des Busreisens kehrt sich auf die gesamte Zeit
betrachtet eher sogar um. Die Reise war schön, aber auch irgendwo
eine Strapaze und ich bin auch einerseits froh, dass sie insgesamt nur
9 und nicht 14 Tage gedauert hat. Auch hier bin ich überzeugt davon,
dass in der Gesamtheit eine Reise mit dem eigenen Wagen eine
geringere Strapaze gewesen wäre. Man wäre dann nicht die gesamte
Strecke so durchgefahren, sondern hätte vielleicht alle 500 oder 700
km einen Tag Pause eingelegt und sich die dortige Landschaft auch
mal etwas angesehen. Wissen Sie, das ist ein wenig, wie wenn man
einem das Herz bluten lässt, wie man früher als Kind sagte, wenn man
zusehen musste, wie andere ein Spielzeug bekamen, welches man
selbst begehrte. Man durchfährt mit dem Bus Landschaften, wo man
am liebsten sofort aussteigen möchte oder dort herumfahren möchte,
aber nein, der Bus hat seinen strengen Zeitplan, an solche Eskapaden
ist nicht zu denken. Alles in allem also, verschiedene Gebiete
Spaniens oder Frankreichs ja, Granada selbst nicht unbedingt wieder,
aber auch nicht schlecht. Es ist doch so, man sieht im Leben viele
Dinge, die einem gut gefallen, aber etliche davon gefallen einem so
gut, das man sie immer wieder sehen oder haben möchte, andere
davon haben einem ganz klar gefallen, aber eben doch nicht so sehr,
dass man sich um eine Wiederholung bemühen würde. Genauso
verhält es sich für mich persönlich mit Granada. Aber dieser
Landeszipfel um Cordoba, noch mehr um Sevilla und stellenweise
mehr nördlich sowie etliches in Frankreich bei der Durchreise, die
geistern mir seither unauslöschlich im Kopf herum und ich würde
dorthin am liebsten gleich morgen schon aufbrechen, aber mit dem
eigenen Wagen. Das ist jedoch derzeit nicht drin. Die Kasse ist leer
und an außergewöhnliche Belastungen ist in den nächsten 3 Monaten
mit Sicherheit nicht zu denken. Das Wertvollste an meiner
Haushaltskasse ist derzeit die Geldkassette selbst, also das Gehäuse
dieser Kassette, die ich dazu verwende. Von Inhalt keine Spur, außer
ein paar Dokumenten und dem Fahrzeugbrief vom Suzuki. Kayla hat
mir schon angeboten, meine Haushaltskasse ein wenig aufzubessern,
da sie derzeit durch ihre Dolmetschertätigkeiten vor Ostern eine recht
gut gefüllte Kasse hat, aber das will ich nicht. In manchen Dingen
legen wir zusammen, aber nicht generell und ich will schon gar nicht,
dass sie meine Haushaltskasse sponsert. Das käme mir irgendwie
schäbig vor.

Ein grober, dicker Wermutstropfen entfaltet sich nun doch nach der
Spanienrückkehr, er hat aber mit der Spanienreise als solcher eher nur
am Rande zu tun. So hatte ich meine Digitalkamera nebst Ladegerät
und zuvor noch zusätzlich günstig beschafften Speicherkarten
mitgenommen und konnte sie auch im Hotel immer schön aufladen.
Durch die tägliche Lademöglichkeit ist es mir nur ein einziges Mal
passiert, dass sie nach bereits über 25 geschossenen Fotos akkumäßig
am Ende war und nichts mehr lief. Soweit die gute Seite. Damit hat es
sich dann aber auch, denn hier stellte ich erst heute früh fest, dass ich
meine Digitalkamera nicht mehr habe. Genaues Überlegen von Kayla
und mir führten dann zu dem Ergebnis, dass ich sie in jedem Fall noch
im Hotel vor der Abreise eingepackt hatte, also im Hotel vergessen
habe ich sie mit absoluter Sicherheit nicht. Eingepackt hatte ich sie in
eine kleine Textiltasche, die gesondert vom Koffer stets im Bus bei
mir war. Das Einzige was von der Kamera nicht in dieser Tasche war,
ist per Zufall eine einzige dieser Speicherkarten, die hatte ich in
Gedanken, nachdem sie voll war, in die Messertasche meiner
Jeanshose gesteckt, dort fand ich sie zuhause auch wieder. Dadurch
sind mir die Fotos dieser Karte erhalten geblieben, etwa 60 Bilder. Bei
dem Zwischenhalt bei Carcassonne hatte ich noch 4 Fotos geschossen.
Irgendwann ist dann aber die Textiltasche mitsamt Kamera
verschwunden, ohne dass wir es bemerkt haben. Neben der Kamera
war auch noch ein Buch und ein zu einem Ring zusammenschiebbarer
Zahnputzbecher drin. Ich finde keine Erklärung und in der
Rückbesinnung bin ich mir nur sicher, dass ich die Textiltasche schon
in Troyes in Frankreich nicht mehr hatte. Warum mir das dort aber
nicht richtig bewusst geworden ist, verstehe ich selbst nicht. Zur
Sicherheit habe ich bei dem Busunternehmer schon vorgesprochen
und der Bus, mit dem wir gefahren sind, stand zum Glück noch so auf
dem Hof, wie wir ihn verlassen hatten. Zusammen mit dem Fahrer
haben wir über eine halbe Stunde in dem Bus gesucht, ohne Erfolg.
Der Fahrer versicherte glaubhaft, dass er nichts aus dem Bus
genommen habe und dass, was man auch sehen konnte, der Bus innen
noch nicht gereinigt worden war, dieses würde erst in den nächsten
Tagen erfolgen, da dieser Bus erst nächste Woche wieder gebraucht
würde. Irgendwie wundert man sich vor allem über sich selbst, weil
man ist sich sicher, dass man die Tasche mit der Kamera bei der
Vorbeifahrt an Troyes schon nicht mehr hatte und das trotzdem nicht
richtig realisiert hat. Vielleicht hat man in der Reisemüdigkeit auch
gedacht, ach die Tasche ist sicher unter den Sitz gerutscht, dort hebe
ich sie später auf. Aber ich weiß es nicht wirklich, ob ich überhaupt
etwas gedacht habe oder den Verlust nur in einem Dämmerzustand
trübe wahrgenommen habe. Zu Kayla habe ich während der Fahrt mit
Sicherheit nichts davon gesagt, weil es mir vermutlich unwichtig
erschien, da ich, wie gesagt, wohl vermutete, die Tasche sei nur unter
den Sitz gerutscht oder sie stände neben mir am Fuß oder so was. Sie
können sich vorstellen, das ärgert mich schon sehr. Nicht nur wegen
der Bilder, vor allem wegen der Kamera selbst. Gut, sie hatte schon
ihre Macken, vor allem der Akku, aber auch die Bildqualität war nicht
mehr so, wie im ersten Jahr. Warum weiß ich nicht, aber nach einer
gewissen Zeit verschlechterte sich die Bildqualität ziemlich arg.
Trotzdem ärgert mich der Verlust, da die Bildqualität für normale
Alltagsfotos immer noch dicke ausreichte. Wer weiß, vermutlich wird
schon ein anderer sich das Ding unter den Nagel gerissen haben. Ich
selbst habe leider im Moment auch nicht die finanziellen
Möglichkeiten, mir eine neue derartige Kamera zu kaufen, was die
Verärgerung noch zusätzlich steigert. Gewiss, man sieht heute oft
welche in Baumärkten oder solchen Geschäften für vielleicht sogar
schon 39 oder neulich gar 29 Euro bei einem Baumarkt droben in
Fellbach, allerdings erstens sind das Schrottgeräte, wie mir ein
versierter Fotospezialist sagte und zweitens würden mir selbst diese
niedrigen Kosten momentan nicht ins Finanzbudget passen, sofern
man hier überhaupt noch von einem Budget sprechen kann. Ich will
damit nicht wehklagen, halte es aber rein sachlich für hochinteressant.
Ein Blick in meine Haushaltskasse plus ein solcher in mein
Taschenportemonnaie brachten jetzt nach der Reise aktuell noch 12,83
Euro zutage. Davon muss ich aber auch noch Lebensmittel für über
eine Woche kaufen, bis es neues Geld gibt. An Tanken mit dem
Suzuki oder ähnliche teure Ausgaben wäre im Moment selbst im
Traum nicht zu denken, da werde ich mir schon gar keine neue
Digitalkamera kaufen. Zudem sage ich mir, bevor ich mir eine
schlechte Kamera für 39 Euro kaufe, spare ich lieber so lange, bis ich
mir dann eine für vielleicht 120 Euro leisten kann, denn in dieser
Preisklasse soll es laut oben besagtem Fotokenner heute schon gut
brauchbare Alltagsgeräte geben. Mehr erwarte ich ja gar nicht. Ich
benötige kein Spitzenmodell, aber Schund soll es schon gar nicht sein.
So leer wie jetzt nach der Reise war meine Kasse schon lange nicht
mehr. Reisen ist halt teuer, auch wenn die Fahrt selbst wenig kostet.
Ich meine, es ist nicht so, dass ich Zeiten leerer Kassen nicht kennen
würde, vor über einem Jahr hatte ich Phasen, in denen effektiv 0 in der
Kasse war. Ich habe mich immer bemüht, nirgendwo Schulden zu
haben, das ist mir wichtig. Da laufe ich lieber 2 Wochen ohne einen
Cent in der Tasche herum, bevor ich andere anbettele oder gar richtige
Schulden mache. Ich finde, das Schuldenmachen wird den Leuten
heute zu leicht und zu schmackhaft gemacht. Kauf dieses, kauf jenes,
heißt es dann jovial, als ob das alles gar nichts kosten würde. Naja,
aber das ist ein anderes Thema, zu dem ich mich vielleicht in einem
späteren Schreiben einmal näher äußern werde.

Als wir hier zuhause ankamen, traf mich fast der Blitz. Unser
Briefkasten drohte zu explodieren vor lauter Zeug, was sich in diesen
9 Tagen alles angesammelt hat. Darunter gleich mehrere amtliche
Schreiben, die ich aber bis heute noch nicht geöffnet habe. Am
nächsten Montag mache ich die erst auf, ich will mir den
Nachgeschmack der Granadareise nicht gleich mit amtlichem Müll
versauen lassen. Des weiteren ein anonymes Schreiben, ich vermute
von jemandem hier aus dem Haus, der übel über mich und meine
Beziehung zu Kayla herzieht. Darin gibt er zunächst vor als müsse er
für Kayla sprechen, in dem er mich bezichtigt, sie sexuell
auszunutzen, was absoluter Blödsinn ist. Gewiss betreibe ich sehr
gerne Sex mit Kayla, aber ohne Geflunker ist in 80 % der Fälle sogar
Kayla diejenige, die jedes Mal den ersten Auslöser für neue
Aktivitäten in dieser Richtung setzt und sie ist, ich denke das darf man
hier ruhig sagen, äußerst sexbedürftig. Andererseits müsste ich schon
kräftig lügen, wenn ich jetzt behaupten würde, dass mir das nicht sehr
gut gefällt. Ich genieße das und wäre ein Idiot, würde ich es nicht tun.
Auf diese Weise hat das aber ganz gewiss nichts mit Ausbeutung zu
tun, weil ich sie zu nichts zwinge und weil sie von mir doch überhaupt
nicht finanziell oder sonst wie abhängig ist. Durch ihre schon öfters
geschilderten Tätigkeiten als Dolmetscherin hat sie meist mehr Geld
zur Verfügung als ich und ich selbst plädiere hier für totale Trennung
unserer Haushaltskassen. Ich will nicht auf ihre Kosten leben. Aber
das alles geht so einen anonymen Idioten ja gar nichts an. Wenn der
damit ein Problem hat, kann er sich ja gerne persönlich bei mir
melden und wir können darüber, von mir aus auch gerne gemeinsam
mit Kayla diskutieren, wenn ihm das wieder einen ruhigen Schlaf
beschert, aber dafür sind solche Typen ja viel zu feige. Zudem basiert
es vermutlich alles nur auf Neid. Er hätte sicher gerne selbst so eine
süße Kayla und hadert mit seiner Situation, dass er keine hat oder
vielleicht zuhause unter dem Pantoffel von seiner aufgequollenen
Alten steht, mit der Sex bestenfalls noch eine Drohung anstatt eines
Vergnügens ist, ich weiß es ja nicht. Im weiteren Verlauf seines
anonymen Briefes wendet sich dann aber das Blatt und vom anfangs
vermeintlichen Menschenschützer wandelt er sich weiter hinten zum
einfach nur dumm und beleidigend daherschwafelnden Schwachkopf.
Er bezichtigt Kayla als billige asiatische Hure, die sich hier auf Kosten
der Deutschen ein schönes und geiles Leben machen wolle. Weitere
dumme Anschuldigungen in dieser Richtung folgen. Ich habe den
Mist Kayla noch gar nicht gezeigt, um sie nicht unnötig wegen eines
solchen Gehirnlosen zu beunruhigen. Dieser Brief trägt auch keine
Briefmarke und wurde sichtlich mit einer alten mechanischen
Schreibmaschine getippt. Im Text sind Unmengen von Fehlern,
sowohl rein vom Deutsch her, als wie auch Tippfehler, was zeigt, dass
der Schreiber in jeder Hinsicht ungeübt im Schreiben ist. Aber noch
mehr ärgert mich der Werbemüll, der sich in diesen nur 9 Tagen im
Briefkasten angesammelt hat. Man müsste eine Maschine erfinden, die
solchen Werbemüll automatisch erkennt und gleich im Briefkasten
shreddert und unten in einen Müllsack abfüllt. Dann ist ein Brief von
einem Verlag aus München darunter, bei dem ich angeblich ein dickes
Buch über die Tiere dieser Welt bestellt und bezogen hätte, aber leider
hätte ich dieses bis heute nicht bezahlt. So fordert man 49 Euro plus
15 Euro Mahnkosten. Ich habe nie was von dem Verlag zuvor gehört
und schon gar nichts dort bestellt und ganz bestimmt kein Buch über
Tiere, weil Tiere mich ehrlich gesagt nicht sonderlich interessieren.
Jeder hat so seine Interessensgebiete, bei mir gehören Tiere mit
Sicherheit überhaupt nicht dazu. Ich reagiere erst einmal gar nicht und
lasse es auf mögliche weitere Schritte dieser Gauner ankommen.

Auch noch zu etwas völlig anderem. Am ersten Tag nach der
Spanienrückkehr war ich froh, mal wieder mit meinem Suzuki fahren
zu können. Zuvor wollte ich nach dem Ölstand und so weiter mal
sehen. Da es in dem Schuppen zu dunkel ist, hatte ich den Wagen
vorne am Hauszuweg auf dem Beton abgestellt und die Haube
aufgemacht. Da kam doch eine ältere Dame, vielleicht um die 70 und
begann mich lauthals zu beschimpfen. Ich wäre ein ungezogener und
verantwortungsloser Umweltsünder. Zuerst dachte ich, ob die mich
vor einigen Wochen bei meiner nächtlichen Abfallentsorgung
beobachtet hat, was aber doch sehr unwahrscheinlich wäre. Dann
keifte sie aber weiter und es wurde klar, wo sie der Schuh drückt. Sie
glaubte doch allen ernstes, nur weil ich die Motorhaube offen stehen
hatte, würde unten automatisch Altöl rauslaufen. Sie ließ sich davon
auch nicht abbringen, dass bei einem Auto mit offener Motorhaube
unten Altöl herauslaufe, weil sie das so im Fernsehen gesehen habe.
Sogar beschrieb sie, dass im Sender Kabel-1 gezeigt wurde, wie
Umweltfrevler das machen würden, einfach ihr Altöl in die
Landschaft laufen zu lassen und die hätten auch die Motorhaube offen
stehen gehabt. So zeterte sie weiter und drohte mir sogar mit der
Polizei. Ich sagte ihr dann, sie solle ruhig die Polizei rufen, da hätte
ich aber gar nichts zu befürchten und die Polizei könne ihr dann
vielleicht besser erklären, wozu ich nicht imstande bin, dass offene
Motorhaube nicht gleichzusetzen mit ablaufendem Altöl ist. Das
einzige was sie dann machte war, zu weiteren Schimpfattacken
anzusetzen. Ich habe sie dann einfach links liegen lassen und so getan,
als wäre sie gar nicht da. Nach einigen Minuten ist sie dann
schimpfend weitergegangen und blieb alle 20 Meter nochmals stehen,
um sich noch lauter schimpfend wieder umzudrehen. Die alte
Giftziege lag neben der Spur und hätte in eine geschlossene Anstalt
gehört.

Soweit mit meiner ersten, ganz frischen Nachlese über die
Granadareise. Ich denke, dass ich in den nächsten Schreiben das
Thema Granada und Spanien sicherlich auszugs- und stellenweise
noch öfters aufgreife, da einem viele Sachen erst wieder richtig
einfallen, wenn man sich zuhause in Ruhe im Sessel zurückbesinnen
kann. Jetzt qualmt mir noch der Kopf von den ganzen
Reiseeindrücken und kaum zurück, tut sich hier auch wieder einiges,
jedoch davon werde ich Ihnen beim nächsten Mal berichten.

Mit südlichsonningen Grüßen aus dem heute graukühlen Stuttgart, Ihr

Egbert Lappenkeuler