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Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Frühlingsluft” und “Waschmaschine” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email "Frühlingsluft" vom 13.02.2005

Einen glänzenden guten Tag!

Der Frühling ist irgendwie schon in der Luft, man riecht ihn förmlich,
besonders wenn man am frühen Nachmittag etwas raus fährt und spazieren
geht. Man lebt auf und nicht nur die Tage, sondern auch die Gedanken
werden heller.
Es ist eine Zumutung, wie inzwischen Handybetreiber krampfhaft
versuchen, neue Kunden zu gewinnen. In der Stadt wird man im
Erdgeschoss von großen Kaufhäusern schon von sparsam bekleideten
Werbedamen angemacht, einen Handyvertrag nun zu unterzeichnen.
Zusätzlich soll es für nur 1 Euro das Handygerät selbst dazu geben und
damit noch nicht genug, es gibt Freikarten für Veranstaltungen hier in
Stuttgart. Liest man die Bedingungen genauer, dann soll man monatlich 26
Euro abdrücken, selbst dann, wenn man nicht mit dem Scheißding
telefoniert. In den 26 Euro sind aber auch eine gewisse Anzahl Telefonate
frei, wenn man sie denn benutzt. Ich bin ein Feind des Handys für
Jedermann, das kann man ruhig so ohne jede Übertreibung sagen, auch
wenn ich deshalb von vielen schief angesehen werde.
Das sind reine Geldvernichtungsmaschinen, mehr nicht. Wenn ich schon
auf der Strasse Kinder und Jugendliche wichtigtuerisch mit dem Handy
herummachen sehe, dann packt mich die Wut und ich würde denen das
blöde Ding am liebsten aus der Hand schlagen und zertreten. Nicht dass ich
so etwas wirklich mache, aber jede noch so unwichtige Null meint heute
sich mit dem Handy aufplustern zu müssen. Auf mich bezogen, sehe ich es
nicht ein, auch nur 1 Euro dafür auszugeben. Das habe ich den zwar
bildschönen, aber trotzdem lästigen Damen von der Handywerbung auch
gesagt, als sie mir auf den Wecker fielen. Ein anderer Laden machte
neulich Reklame, Handy + Kaffeemaschine für nur 1 Euro, natürlich nur
wenn gewisse kleingedruckte Dinge erfüllt werden, wie Mindestlaufzeit 2
Jahre mit monatlichen Gebühren. Welch eine idiotische
Zusammenstellung!

Man ist nur noch sprachlos, wenn man zuweilen sieht, was heute alles
weggeworfen wird. Am letzten Montag hatte der Bekannte von mir, der
Kleintransporte und Umzüge durchführt, dem ich ab und zu schon mal
helfe, eine Geschäftsentrümpelung übernommen. Ein Laden für
Kunstblumengestecke hatte aufgegeben und die verbliebenen Sachen
mussten kurzfristig geräumt werden. So hatte mein Bekannter noch einige
andere Helfer und mich zur Ergänzung geholt. Also, neuwertige Regale,
Tische, fahrbare Tische, Werkzeuge zum Herstellen der Kunstblumen und
der Gestecke, Stühle, Büroutensilien alles in den Müll, auch vielleicht 40
nicht verkaufte Gestecke. Die ganzen Sachen waren keine 2 Jahre alt, weil
der Laden erst Mitte 2003 gegründet wurde und es nicht länger geschafft
hatte. Ich hätte gesagt, die meisten Teile lassen sich noch irgendwie
verkaufen oder im Internet mit Ebay versteigern, zumal sie fast alle so neu
waren. Nun habe ich eine kleine Wohnung und will mir nicht zuviel
reinstellen, sonst hätte ich schon etliches mitgenommen. Aber einen
kleinen fahrbaren Tisch und einen Umzugskarton voller Büroutensilien
habe ich mir mitgenommen. Bleistifte, Blöcke, Radiergummis,
Rechenmaschine, sogar ein guter, teurer Tintenfüller aus Vollmetall mit
mindestens 200 Ersatzpatronen, Kulis, Locher und all so was kann man
immer mal gebrauchen. So nahm sich jeder von den Helfern schon mal
etliches mit, trotzdem blieb ein enormer Berg neuwertiger Sachen, der nun
notgedrungen zur Müllverwertung gefahren werden musste. Ich sage
Ihnen, da wurden Werte vernichtet und ich kann es nicht verstehen, wieso
man das macht, wenn der Laden, wie ich hörte, wegen zu hoher
unbezahlter Rechnungen bei Lieferanten pleite machte, dann müsste doch
versucht werden, wenigstens die vorhandenen Werte wieder flüssig zu
machen, indem man diese Sachen verkauft. Sicher hätte das in dem Fall
hier keine 50.000 Euro gebracht, so hoch sollten wohl die unbezahlten
Rechnungen sein, aber nach meiner Meinung wäre der Kram selbst für
Preisbewusste immer noch für zusammengerechnet 10.000 Euro gut
gewesen, die so aber letztendlich auf der Müllhalde landeten.

Sie mögen sich entsinnen, dass wir ab und zu kostengünstige Restreisen
mit einem Busunternehmen machen. Das ist ja alles sicher nichts
weltbewegendes und Kleinkram, mal für einen Tag ins Ruhrgebiet, in die
Schweiz, nach Ulm oder Augsburg, das waren bislang so die Ziele, die wir
für ein paar Euro ansteuerten. Bequem und gemütlich in meist modernen
Bussen, sogar mit Toilette an Bord und immer nur Restsitzplätze, denn
sonst wären solche Preise nicht machbar. Nun flatterte uns ein neues
Angebot des Busunternehmens ins Haus, wo es gilt 5 Restsitzplätze zu
verwerten. Diesmal ist es aber keine Eintagesreise, sondern schon eine
richtige Fernreise. Granada in Spanien, genauer in Andalusien, lautet das
Ziel und zwar für die eigenartige Zahl von 9 Tagen. Der Clou an der Sache
ist, wie immer, der Preis. Für ganze 92 Euro wären wir dabei, pro Person
versteht sich. 92 Euro sind für mich viel Geld, aber in Relation was dafür
alles geboten wird, denn die Bus- An- und Abreise, die Unterbringung in
einem schönen 3-Sterne-Hotel nebst Frühstück und Abenddiner, des
weiteren wäre auch ohne Zusatzkosten die Teilnahme an 2 ausgedehnten
Stadtführungen sowie der Zutritt zu vielen interessanten Museen im Preis
enthalten. Normal kostet diese Reise ein Vielfaches. Aber ein
Kosmetikunternehmen hat für die gesamte Führungsetage diese Reise als
vergrößerten Betriebsausflug gebucht, weil das Geschäftsergebnis im
letzten Jahr so gut war, sozusagen als Belohung. Einige haben aber wohl
ihre Teilnahme trotzdem abgesagt und so blieben 5 Plätze nebst dem vollen
Programm frei. Für 92 Euro über eine Woche nach Granada und mal etwas
völlig anderes sehen, das wäre schon reizvoll. Viel Zeit zur Entscheidung
bleibt nicht, denn bereits Ende nächster Woche soll es losgehen und
Anmeldungen werden bis einen Tag vor der Abreise angenommen. Ich
wäre diesmal sehr geneigt mitzufahren, auch wenn ich mir sonst nicht
unbedingt sehr viel aus Fernreisen mache. Kayla würde eigentlich auch
ganz gerne, aber sie hat geringfügige Bedenken, weil sie derzeit keinen
richtigen Personalausweis besitzt, sondern nur so eine komische
Ersatzschrift, die aber für Deutschland ausgestellt ist. Sie befürchtet, dass
es damit Probleme geben könnte. Das versuchen wir in den nächsten Tagen
noch zu klären. Zum Glück kam diese Mitteilung von dem
Busunternehmen auch zu einem günstigen Zeitpunkt, wo ich noch das
Einkommen einteilen kann. Ich verteile die restlichen Euros dann anders
als üblich, so dass ich im Monat, trotz dieser schon recht hohen
Sonderausgabe, immer noch mit dem Einkommen auskomme. So geht das
noch. Sehen Sie, wenn wir 9 Tage dort unterwegs sind, dann fahre ich auch
9 Tage nicht mit dem Suzuki, verbrauche also schon mal für ungefähr  15
Euro weniger Benzin in diesem Monat. Dann lassen sich an anderen
Stellen auch noch Einsparungen bewirken, so dass von den zusammen 184
Euro Zusatzbelastung in diesem Monat am Schluss vielleicht nur noch 100
Euro an Zusatzbelastung übrig bleiben. Betrachtet man es so, dann müsste
man also real sagen, für 100 Euro mit 2 Personen für rund 9 Tage nach
Granada, das ist doch ein Angebot, wo man eigentlich geprügelt werden
müsste, wenn man es nicht annehmen würde. So ganz einig sind wir uns
noch nicht, aber die Tendenz ist beiderseits da, dies zu machen.

Habe ich mich diese Tage doch halb tot gelacht. Seit Wochen ärgere ich
mich über einen Fettsack, der hier in einer Erdgeschosswohnung wohnt
und der ständig dicke Zigarren raucht. Kann er ja, wenn er will, aber der
zugewachsene Kerl setzt sich immer unten im Flur hin, dort steht im
Zwischenflur zwischen Erdgeschossflur und Treppenhaus ein Tisch mit 4
Stühlen, wo man sich ab und zu zwanglos hinsetzen kann und mit
Mitbewohnern plauschen kann. Also der setzt sich dorthin und hockt dort
stundenlang Zigarrerauchend. Die dicken Qualmwolken von seinen
Bengeln steigen im gesamten Treppenhaus empor und überall stinkt es
nach diesen Dingern. Mal eine Zigarre riecht ja ganz angenehm, aber
mittlerweile tagtäglich mehrmals über Stunden hinweg, das ist unzumutbar.
Ich habe das dem auch schon mehrmals gesagt, aber dann kommt nur ein
lässiges Schulterzucken und die Bemerkung: Na und, das war's dann aber
auch. Es interessiert diesen Faulklotz gar nicht, ob es andere belästigt oder
nicht. Ich denk beim heilgen Häberle, du kriegst schon deine Lektion. Mir
fiel ein, dass es früher in Scherzartikelgeschäften solche flachen Plättchen
zu kaufen gab, fast wie eine halblange Nadel, aber halt flach. Die konnte
man in Zigaretten und Zigarren reinschieben und wenn das Teil bis zu
dieser Stelle abgeraucht war, dann explodierte die Zigarre. Die Dinger
wurden meines Wissens aber schon vor 20 Jahren verboten. Sie wissen ja,
heute gibt es mehr Vorschriften und wegen Schadstoffen und so was. Auch
würde ich kein Geld ausgeben, um dem Fettsack eine Lektion zu erteilen.
Der Zufall kam aber zur Hilfe. Wie Sie wissen, erledige ich so nebenbei
hier im Haus einige kleinere Hausmeisterarbeiten, jedenfalls gelegentlich.
So hatte ich neulich einige Schächte von den Kellerfenstern gereinigt und
in einem fanden sich etwa 20 nicht geplatzte Sylvesterkracher. Nur mittlere
und kleine. Nun war mir eine Unsitte von dem Fettsack aufgefallen, der
kommt vielleicht gegen 12 Uhr mittags, stellt eine kleine Pappschachtel
mit 4 Zigarren auf oben besagten Flurtisch, zündet sich davon eine an und
wenn er die verqualmt hat, dann geht er in seine Wohnung zurück, um etwa
eine viertel Stunde später wieder zu kommen und sich die nächste Zigarre
anzustecken. In der Zwischenzeit lässt er leichtsinnigerweise diese
Zigarren-Handschachtel auf dem Tisch liegen. Jetzt schlug meine Stunde.
Schnell habe ich die Handschachtel stibitzt, bin damit in den Keller
gehuscht, habe in jede der 3 noch enthaltenen Zigarren von vorne einen
kleinen Kracher reingeschoben, mit der Zündschnur nach vorne, dann den
Tabak wieder zusammengedrückt. Perfekt! Man konnte keiner Zigarre von
außen etwas ansehen. Bei einer Zigarre schob ich den Kracher ziemlich
weit nach hinten, also näher zum Mundende hin. Dann habe ich die so
präparierten Zigarren in ihrer Handpackung unbemerkt wieder auf den
Flurtisch gelegt. Knapp 5 Minuten später kam der Wanst wieder und tat
seinen gewohnten Gang. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen und so
tat ich so, als hätte ich aufwändige Reinigungsarbeiten an einem
Fensterrahmen im Treppenhaus zu erledigen. Das war weit genug weg,
dass er mich eigentlich als Person nicht mehr erkennen oder überhaupt
richtig wahrnehmen konnte, aber für mich war es immer noch nah genug,
ihn unter ständiger Beobachtung zu haben, weil der Standort dort auch
gegenüber ihm etwas erhöht auf einem Zwischenpodest lag. Na wurde ich
dort vielleicht auf die Folter gespannt. Nach 20 Minuten immer noch kein
Knall oder sonst was, der schmauchte gemütlich weiter und nichts
passierte. Die Zigarre war schon beachtlich kurz. Meine Vermutung
tendierte schon in die Richtung, dass die Knaller wohl durch die Lagerzeit
im Schacht feucht geworden waren und nicht mehr funktionieren mögen.
Die Überlegung war aber noch nicht ganz aus meinem Kopf, da sah ich,
wie sein Zigarrenstummel zuerst vorne hell aufleuchtete, aber noch bevor
der dann reagieren konnte, zerplatzte die Zigarre mit einem
ohrenbetäubendem Knall. Verwirrt rotierte der Dicke durch den Flur und
schrie, als würde er am Spieß gebraten. Im Gesicht alles schwarze Punkte
von verbrannten Tabakresten, der sah aus, wie der erste Mensch mit
schwarzen Sommersprossen und er schrie weiter. Etliche Leute kamen, von
dem Geschrei aufgeschreckt, aus ihren Wohnungen geeilt. Trotz der etwas
prekären Situation konnte ich nicht anders und während bei ihm die Zigarre
geplatzt war, zerplatzte ich plötzlich vor Lachen und das obwohl ich
zugleich von Befürchtungen geplagt wurde, dass er sich vielleicht doch
ernsthafter verletzt haben könnte, was ich ja gar nicht beabsichtigt hatte.
Vermutlich hatte er direkt am Anfang die Zigarre erwischt, bei der ich den
Kracher so weit nach hinten geschoben hatte. Die Wirkung war fatal.
Niemals werde ich das Bild vergessen, wie dieser Fettsack wie eine
taumelnd rotierende Trommel durch den Flur eierte und schrie wie am
Spieß. Seine Frau kam aus der Wohnung und musste Trost spenden. Nach
10 Minuten beruhigte er sich. Das Geschrei war wohl mehr die Folge des
unerwarteten Schrecks, als die einer ernsthaften Verletzung. Aber der
Dumme, damit ist die Geschichte ja noch nicht zu ende! So verschwand er
aus dem Flur. Am gleichen Abend noch vernahm man aus seiner Wohnung
erneut einen lauten Knall und der Idiot hatte sich wohl drinnen die zweite
Zigarre mit Kracher angezündet. Bei einem solchen Vorfall hätte ich ja
doch 1 und 1 zusammengezählt und wäre mit den Zigarren die draußen im
Flur gelegen hatten vorsichtig gewesen. Aber nein, dieser Fettkoloss hat
wohl dazu nicht mehr genug Hirn in seiner Birne und sich prompt die
andere auch noch angezündet. Ich habe wirklich genüsslich gelacht und bei
dem seiner Dummheit würde es mich nicht wundern, wenn er in den
nächsten Tagen die dritte Knallzigarre auch noch raucht. Vielleicht kommt
er so auch ganz vom Rauchen, da hätte ich noch zum Erhalt seiner
Gesundheit beigetragen.

Die Zeiten der Fasnet sind vorbei, auch wenn einige Nachzügler das in
ihrem Vollrausch noch nicht ganz bemerkt haben. Kamen doch gestern hier
einige kostümierte und volltrunkene Gestalten vorbeigezogen, oder mehr
gekrochen, denn sie hatten ziemliche Schwierigkeiten einem aufrechten
Gang zu frönen. Ich hatte Ihnen schon mal geschrieben, was ich von
solchen Narrenumzügen halte. Nun hat sich die Fasnet hier in Stuttgart und
direkter Nachbarschaft, wie beispielsweise Esslingen, eigentlich
inzwischen mehr am Vorbilde von Mainz orientiert, das finde ich ja
durchaus tolerierbar. Was ich abgrundtief hasse, ist ja diese badisch-
alemannische Fasnet, einfach grässlich, ich berichtete schon darüber. Nur
keine Bange, ich will hier nicht erneut ein Fass damit aufmachen, das ist
diese Sache ja gar nicht wert. Trotzdem muss ich eine kleine Geschichte
nachreichen, die mich eigentlich auf die Palme gebracht hätte, wäre an
diesem betreffenden Tag nicht so schönes Wetter gewesen und überhaupt
meine Laune so gut gewesen, dass sie durch nichts erschüttert werden
konnte. Ich glaube, es war am Fasnetsonntag. Es klingelte an der
Wohnungstüre, nicht unten an der Haustüre, schon hier direkt im Flur. Vor
der Tür standen zwei Gestalten, davon eine mit so einer Holzmaske, sie
sammelten vom Verein zum Erhalt der badisch-alemannischen
Fasnetskultur und wollten also eine Spende. An einem normalen Tag hätte
ich denen einige böse Worte an den Kopf geworfen und sie von dannen
gejagt, aber an diesem herrlichen Tag habe ich sie förmlich weggelacht. Ich
bin in schallendes Gelächter ausgebrochen und habe mit dem Finger auf sie
gezeigt. Das kam denen dann wohl so komisch und ungewöhnlich vor, dass
sie mit großen Augen ohne weitere Erläuterungen schnell abzogen, ohne
weiter im Flur noch an andere Wohnungstüren zu gehen. Also man muss
nur etwas machen, womit diese Konsorten mit Sicherheit nicht gerechnet
haben und schon ist man sie los. Mit einer Einlassung auf eine Diskussion
wäre man diese Ärsche mit Sicherheit nicht so schnell los geworden.

Was sich liebt, das neckt sich, lautete ein alter Spruch. Nun mag man
darüber debattieren wie man will und eine derartige inhaltliche Aussage
nicht unbedingt zu bierernst betrachten, aber Kayla ist für so manche
Albernheit gut. Jeden zweiten Tag esse ich morgens beim Frühstück ein
weichgekochtes Ei. Darauf streue ich Salz und einen Hauch Maggi-
Fondantpulver, so mag ich's am liebsten. Gestern war aber nichts mit Salz,
obwohl im Streuer sichtlich genug Salz enthalten war, kam nichts heraus.
Auch war der Streukopf nicht verstopft, die Löcher waren offen. Zunächst
bestürzt stellte ich dann fest, dass das ganze Salz im Streuer mit Wasser
getränkt war und dadurch zu einem Klumpen wurde. Das war wieder einer
dieser neckischen Scherze von Kayla. Sie beweist viel Einfallsreichtum
beim Ausbaldowern solcher und ähnlicher Foppereien.

Hier in der Umgebung wurden in den letzten Wochen viele Autos
gestohlen. Direkt vor der Haustüre über Nacht entwendet. Wo wir gerade
beim Autodiebstahl sind, da hat mein Suzuki sicherlich auch einen großen
Vorteil, da es ein wenig begehrtes Modell ist, mit dem die Diebe kein Geld
machen können, werden sie wohl eher gleich die Finger davon lassen. So
kommt es sicher auch, dass der Wagen in der Versicherung günstig
eingestuft ist und weil es auch für Raser kein Auto ist. Na sage ich Ihnen,
Raser! Da ist mir diese Tage ein Verrückter in einem BMW auf der B 29
zwischen Waiblingen und Schorndorf sehr unangenehm aufgefallen. Ich
fahre da so gemütlich, vielleicht mit knapp 100 km/h und gelange an eine
Baustelle bei Klein-Scheppach, lasse die Geschwindigkeit langsam auf 85
km/h absinken, weil man dort nur 80 darf und da nähert sich ein BMW in
Sausetempo von hinten, der hätte gar nicht mehr bremsen können, noch
bevor ich überhaupt nachdenken konnte, was nun wohl passiert, zischte er
an mir vorbei und schaffte es so gerade noch vor dem Gegenverkehr
wieder auf seine Spur zu kommen. Der Wahnsinnige hatte mit Sicherheit
200 km/h drauf und der Gegenverkehr leuchtete auch schon wie wild mit
der Lichthupe. Eigentlich bin ich gegen allgemeine Diskriminierungen und
Vorurteile, aber derartiges Verhalten ist mir besonders häufig bei BMW-
Fahrern aufgefallen, zumindest ist das meine bisherige Erfahrung.
Überdurchschnittlich viele derer, die da rasen wie die Wilden, hupen und
lichthupen, wenn es ihnen nicht schnell genug geht oder drängeln, sind
BMW - Fahrer. Beim kleinsten Hauch Winterwetter ist dann gerade bei
denen oft das krasse Gegenteil zu beobachten, dann behindern sie den
Verkehr schon bei leichter Glätte, weil sie entweder zu blöde sind, sich
Winterreifen zu besorgen oder weil besonders die etwas älteren BMW so
miserable Winterfahreigenschaften haben. Eigentlich müssten dann alle
anderen normalen Autofahrer denen auch mal lichthupen, so wie sie es
sonst immer tun.

Die moderne Computertechnik hat mich vor wenigen Tagen erneut ins
Schwitzen gebracht und ich war zu einem Teil selbst daran schuld. Meine
übertriebene Freude an Dingen, die es umsonst gibt, trug dazu bei. In einer
Zeitschriftenecke eines Kaufhauses stand ein Korb mit diversen älteren
Zeitschriften, die man kostenlos mitholen konnte. So habe ich ein wenig
die Sache durchwühlt und stieß auf eine Computerzeitung PC-Direkt vom
Mai letzten Jahres. Die wurde dann mitgenommen. Zuhause stellte ich fest,
darin befand sich eine CD. Nun bin ich aus vergangenem Jahr eigentlich
vorsichtig geworden mit kostenlosen CDS, weil oft mangelhafte
Programme darauf sind, die möglicherweise seinerzeit für die fehlerhaften 
Verstellungen an Registereinstellungen an meinem Notebook gesorgt
hatten. Die CD aus besagtem Heft habe ich aber doch eingelegt, um
genauer zu sehen, was alles geboten wird. Dabei entstand automatisch ohne
mein Zutun gleich eine Startseite, wo erklärt wird, welche Inhalte alles auf
der CD zu finden sind, aber auch zum Installieren von einem angeblich
neuen Compuserve - Internetprogramm zum Internetzugang für wenig
Geld. Brauche ich nicht, da ich ja schon ins Internet gelange, dachte ich
noch und wollte auf einen Button klicken, wo die enthaltenen Programme
aufgelistet werden. Dabei zerstieß ich aber irgendwie das sogenannte
Touchpad am Notebook, welches gleiche Wirkung wie die Maus hat, die
ich aus alten Gewohnheitsgründen aber immer noch zusätzlich am
Notebook angeschlossen habe, obwohl man sich das eigentlich sparen
könnte und dadurch fuhr der Mauszeiger auf den Button Compuserve
installieren. Noch bevor ich reagieren konnte, begannen Computer und CD
mit der Arbeit. Ein Abbrechen war nicht mehr möglich, so schaltete ich
während dieses Vorgangs den Computer ganz ab. Danach funktionierte
zwar alles noch, nur mein Internetzugang nicht mehr. Es kam ständig eine
Fehlermeldung, dass meine Proxyauthentifikation fehlerhaft sei und ich
daher keine Berechtigung habe, Proxy zu benutzen. Ja sagen Sie das mal
einem! Damit weiß man nichts anzufangen. In meiner ersten Verzweiflung
sah ich mich schon wieder mit dem Gerät zu dem kleinen Computerladen
schleppen, von dem ich Ihnen vor Monaten schon erzählte. Doch dann
dämmerte es, ich hatte damals in der Beschreibung mal irgendwo gelesen,
dass es auf dem Notebook irgendwo so halb versteckt im Hintergrund ein
Programm gibt, welches immer wieder automatisch den vorherigen
Zustand, vor einer neuen Programminstallation herstellen kann. Andere
Programme hatte ich nach diesem Vorfall keine neuen installiert, also
könnte das mit viel Glück klappen, dachte ich mir. So suchte ich und
wurde auch schnell fündig. Das Programm habe ich dann auch angeworfen
und der Rest ging automatisch. Dann musste ich den Computer nur noch
neu starten und ich hatte Glück, alles funktionierte wieder. Fragen Sie mich
bitte nicht, was da genau schief gelaufen war, ich weiß es selbst nicht.

Wie dumm doch viele Leute zu sein scheinen, wenn es um angeblich
spektakuläre Fernsehprogramme geht. Die lassen sich von anderen
aufdiktieren, welche Sendungen als interessant und sehenswert zu gelten
haben und werden so zum Spielball der rein finanziellen Interessen. Schon
wieder treiben sich Premiere-Scouts hier in der Gegend herum, um neue
Kunden für eines oder mehrerer dieser, nach meiner Auffassung
idiotischen Bezahl-Fernsehprogramme aus dem Premiere-Angebot zu
ködern. Schwarz-rot gekleidete Uniformisten mit einer Kappe, auf der
ebenfalls Premiere steht, wie auch auf der Kleidung klingeln überall und
labern die Leute zu, mit den angeblichen Vorteilen. Premiere-Sport 1 bis
12, Krimikanal, Start-Kanal, Spielfilmkanäle und weiterer Unsinn und
dann hinterlassen sie Broschüren im Briefkasten, die die vermeintliche
Vielzahl der dortigen Beiträge ähnlich einer Programmzeitschrift auflisten.
In sozialen Brennpunkten liegt wohl auch der größte Abnehmerkreis dieser
Bezahlkanäle, wo genügend  Idioten wohnen, die sich kritikunfähig jeden
noch so blöden Mist ansehen, wenn nur vermeintlich Action oder Sport
darin vorkommt und dann auch noch extra dafür bezahlen. Offensichtlich
haben diese Premiere-Scouts hier in der Siedlung in der Vergangenheit
auch große Zuwachserfolge feiern können, denn sonst kämen die nicht im
Abstand von 2-3 Monaten immer wieder. Und diese Schweinenasen sind
hartnäckig, man muss denen ohne Scheu mitten im Gespräch die Tür vor
der Nase zuschlagen, anders wird man die nicht los. Man bemerkt sofort,
dass die eine gute Schulung hinter sich haben, um die Leute an der Türe
platt zu reden und mit vermeintlich guten Argumenten für das Bezahl-
Fernsehen zu überschütten. Die so Übertölpelten stellen dann plötzlich am
nächsten Monatsende erst so richtig fest, wie teuer dieser Schwachsinn ist.
Die Leute hören an der Tür Premiere-Sonderpaket für nur 35 Euro und
dafür 4 tolle Programme mehr. Später stellen sie dann fest, dass Premiere
ja nicht ein einzelner Kanal ist, sondern es vielleicht 25 verschiedene
Premiere-Unterkanäle gibt, und je nach dem welche davon der schlaue
Scout den Blöden aufschwatzen konnte, wird für jeden dieser Kanäle diese
Gebühr fällig, wohl bemerkt ab dann monatlich! So gibt es hier in den
Wohnkasernen nicht wenige Sohis, die pro 300 Euro abdrücken müssen,
nur um ihre 12 oder 15 zugekauften Kanäle zu bezahlen. Grundsätzlich
stehe ich dem Bezahlfernsehen gar nicht einmal so negativ gegenüber,
wenn jeder nur das bezahlen müsste, was er sich wirklich ansieht. Aber
dann müssten die Preise auch so gestaffelt sein, dass man das für jede
gesehene Sendung irgendwie nachvollziehen kann und nicht so pauschal
für fette 15, 35 oder gar 50 Euro pro Kanal und Monat. Zudem müssten
dann die normalen Fernsehgebühren dafür wegfallen, aber das ist ja auch
nicht der Fall. Nie im Leben käme ich auf die Idee, für den dort
dargebotenen Schrott auch nur 10 Cent pro Monat mehr auszugeben. Ich
betrachte diese Werbeaktionen von diesen Premiere-Scouts als Belästigung
und hab denen schon mehrfach ordentlich die Leviten gelesen, als die bei
mir an der Türe klingelten. Aber beim nächsten Mal sind es ohnehin wieder
andere Leute. Ich vermute, dass Aushilfsstudenten das so nebenbei machen
und die zuvor wohl eine ausgefeilte Schulung im Beschwatzen der Leute
machen.

Das liebe Thema Nebenjobs habe ich lange nicht mehr angeschnitten und
da es derzeit bei mir wieder aktuell ist, möchte ich von meiner neuen
Einkommensquelle sprechen. Sie macht nicht reich, weiß Gott nicht, aber
wenn man für sehr wenig tun etwas Geld bekommt, warum sollte man dies
nicht mitnehmen? In einem Kino, etwa 500 m von hier, gibt es Donnerstag,
Freitag und Samstag nur spezielle Vorführungen für vorangemeldete
Besucher. So etwas habe ich zuvor auch noch nie gehört, aber es ist so und
die Filme die dann einem eher kleinen Publikum gezeigt werden, sind wohl
auch etwas besonderes, denn es kommen Leute zum Teil über 100 km
angereist, nur um diesen Film zu sehen. Da die Karten nur über
Vorbestellung laufen, erhält jeder Besucher eine Nummer zugeordnet, die
auch seinen späteren Sitzplatz bestimmt. Nun komme ich ins Spiel. Wenn
die Besucher ihre Karten vorbestellt haben, dann ist es nun meine güldne
Aufgabe, unter den wöchentlich etwa 300 Bestellungen die Sitzplatz- und
Zuteilungsnummern zu verteilen, wenn man so will auszulosen. Jeder
bekommt dann ein Antwortschreiben mit seiner Karte und seiner Nummer,
die auf einem gesonderten Bon, einem kleinen neonpinkfarbenen Zettel,
steht. Die Antwortschreiben sind alle gleich und die nehme ich von einem
Stapel, klebe darauf einen von einem Computer mit Spezialdrucker
ausgeworfenen Adressaufkleber, der natürlich speziell auf den Bestellter
zugeschnitten ist, sowie einen Streifenaufkleber, der den Filmtitel und die
Uhrzeit der Vorstellung enthält. Das wird dann in eine eigenartige
Blechmaschine gesteckt, die dieses Antwortschreiben vollautomatisch in 3
Lagen faltet und ebenso automatisch in ein Fenstercouvert von einem
Vorratsstapel einsackt. Nur diesen Sitzplatz-Bon muss ich dann noch von
Hand ins Couvert hinzu stecken, dann das Couvert um 180 Grad drehen
und dieser Blechmaschine erneut per Hand an einem seitlichen Schlitz als
Futter anbieten. Die saugt es dann ein und klebt es ordentlich zu und es
fällt dann hinten in einen Plastikkorb, der am nächsten Tag in aller
Herrgottsfrühe von einem sogenannten Frankierservice abgeholt,
freigestempelt und zu Post gegeben wird. Das ist ein Job für an einem
Nachmittag etwa 2 Stunden, in seltenen Fällen auch mal 3 Stunden. Meist
mache ich das Dienstags. Beim ersten Mal tut's nicht nur weh, sondern da
habe ich für die gleiche Menge über 2 Tage gebraucht, die ich heute in 2
Stunden schaffe. Aber man hat dann doch schnell den Bogen raus. Für
diese, jetzt 2 Stunden Arbeit, wohlgemerkt pro Woche, kassiere ich direkt
nach getaner Arbeit jedes Mal 75 Euro in bar. Das sind im Monat rund 300
Euro ohne Eichels Hand in der Tasche und für wenig Arbeit. Nun kann
man natürlich nicht behaupten, es wären gesicherte Einkünfte auf Dauer,
denn es kann sicher vorkommen, dass die Anzahl der Bestellungen mal
absinkt und es in einem Monat nur 3 oder gar 2 Mal notwendig ist, diese
Arbeit zu tun. An diesen Job bin ich durch blanken Zufall geraten. Mein
Weg führt öfters an diesem Kino vorbei und drinnen war ich zuvor noch
nie, weil ich kein Geld zum Sehen von Kinofilmen ausgebe. Beim letzten
Mal des Vorbeigehens hing eine gelbe Banderole im Schaukasten, auf der
stand "Vorübergehend Hilfskraft gesucht". Ich dachte zuerst, das sei so
etwas wie Eisverkäufer oder Reinigungskraft im Kinosaal. Habe dann aber
trotzdem mal gefragt, weil's an meinem Weg lag. Mein Vorgänger dort
war ein 76jähriger Rentner, der den Job aber wegen gesundheitlicher
Beschwerden nicht mehr machen konnte. Der Kinobetreiber, ein
zugegeben etwas eigenartiger Kauz, wollte zuerst nur 50 Euro dafür
anbieten, weil der Rentner auch nur 50 Euro bekommen habe. Da habe ich
ihm gesagt, dass ich das dafür nicht mache, da müsse er eben weitersuchen
und habe für mich 100 Euro verlangt. Wir haben uns dann in der Mitte
getroffen. Es gibt keinen Vertrag, der kann mich von heute auf morgen
auch wieder rauswerfen, ich kann aber auch ohne Konsequenzen jederzeit
das Handtuch werfen und einfach nicht mehr erscheinen. Dann kann er
seine Karten selbst verschicken. Als ich die Tätigkeit zum ersten Mal
machte, dachte ich noch, oje da brauchst du für die 75 Euro jedes Mal zwei
Tage, also zumindest zwei volle Nachmittage, um satte 300 Bestellungen
zu bearbeiten. Aber mit dieser komischen Blechmaschine, wenn man den
Bogen erst einmal raus hat, wie gesagt, ungefähr 300 Stück in gut 2
Stunden, mit Übung. Ohne Übung 2 Tage. Als Zubrot ist das sehr
willkommen und Sie werden zugeben, dass es leicht verdientes Geld ist.
Da habe ich früher schon mal für weniger Geld mehr geschwitzt. Ich
mache mir da nichts vor und vermute, dass es ein Job für vielleicht 3
Monate ist und dann wird der Kinobetreiber eine andere Idee haben.

Damit für heute genug von Arbeit und Vergnügen,

Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email "Waschmaschine" vom 18.02.2005

Hallo, einen rotierenden Gruß.

Na sage ich Ihnen, normalerweise spricht man darüber nicht, aber eine
Begebenheit die mir dennoch erzählenswert erscheint. Sie wissen, ich bin
kein Freund vom Fahren mit Öffentlichen Verkehrsmitteln, trotzdem bin
ich vor einigen Tagen noch mal mit dem Linienbus gefahren, weil ich eine
Vorladung zu einem Amt hatte und die Buskosten wurden dafür immerhin
ersetzt, was heute schon eine große Ausnahme ist. Das lasse ich dann nicht
ungenutzt verstreichen. Also fahre ich mit dem Bus. Ungefähr in Busmitte,
kurz vor dem hintern Ausgang, der bei diesem Bustyp mehr in
Fahrzeugmitte ist, hockt ein seltsamer Kerl, der ständig laut vernehmbar
am furzen ist. Mit einer Lautstärke, das glaubt man kaum. Auch die dazu
passenden Duftnoten verbreiten sich zusehends im Bus und die ersten
Mitreisenden beschweren sich bereits. Der Gasmuffel grinst nur hämisch
und furzt weiter. Der Gestank im Bus wird wirklich unerträglich und es
wirkt schon wie ein Wunder, dass eine Einzelperson so viele Gase bilden
kann. Zwei Stationen weiter steigen bereits die ersten Leute aus Protest aus
und warten lieber auf den nächsten Bus. Dazu muss man wissen, die Busse
verkehren um diese Tageszeit im 15-Minuten-Takt. Der unangenehme
Zeitgenosse indessen setzte seine Reise leider fort und furzte auch weiter.
Irgendwann wurde es dem Fahrer zu bunt und er hielt an einer Nische an,
die normalerweise keine Haltestelle ist. Über Lautsprecher befahl er dem
Furzer sofort das Fahrzeug zu verlassen. Den interessierte das aber gar
nicht. Er blieb sitzen und furzte grinsend weiter. Dann stand der Fahrer auf
und begab sich zu dem Kerl. Er diskutierte eine Weile mit ihm, dann wurde
der Furzer laut und schimpfte, dass es schließlich kein Gesetz gebe,
welches das Furzen in Bussen verbiete und dass der Busfahrer ihn bloß
nicht anfassen solle. Der Busfahrer fragte dann noch dreimal nach, ob er
freiwillig aussteige, was der Furzer vehement verneinte. Dann öffnete der
Busfahrer die hintere Tür und packte den Furzkerl am Kragen und zerrte
ihn raus. Der begann sich dann aber strampelnd zu wehren und wollte auf
den Busfahrer einschlagen. Der war aber recht kräftig, was man ihm auf
den ersten Blick nicht ansah, und verpasste dem Furzer in Windeseile einen
ordentlichen Schlag auf die Nase. Davon war der Furzer so benommen,
dass er schneller draußen war, als er es selbst mitbekam. Der Busfahrer
schloss die Tür und die Fahrt ging ohne den Furzer weiter. Ich hätte nicht
gedacht, dass der Busfahrer so restriktiv durchgreifen würde, fand es aber
vollkommen richtig.

Nun auch das noch. Meine eigene Waschmaschine hat das Zeitliche
gesegnet. Der Apparat wollte einfach nicht mehr laufen und ich bin kein
Fachmann. Einen teuren Reparaturdienst kann ich mir nicht leisten, Sie
wissen, meine finanziellen Verhältnisse lassen dazu wenig Spielraum.
Trotzdem musste etwas geschehen, denn waschen muss man ja. Über
Mundpropaganda erfuhr ich von einem Elektriker, der auch
Waschmaschinen nebenbei repariert und der nur 200 m von hier wohnt. Da
habe ich mit dem gesprochen und der kam noch am gleichen Abend vorbei
und hat sich meine Waschmaschine angesehen. Nun sagte der, vielleicht
nach 15 Minuten Überprüfung, dass der Haupt-Elektromotor in meiner
Maschine defekt sei, weshalb sie nicht laufe. Selbst wenn man den
Keilriemen abzieht läuft der Motor nicht und sogar von Hand ließ sich die
Achse vom Motor nicht mehr drehen. Er sagte, die sei irgendwie
festgefressen, weil der Motor nur billige Lager hätte, die nichts taugten.
Ein Austausch nur dieser Lager wäre aber bei diesem Primitivmotor nicht
möglich, da müsse der ganze Motor neu und auch der sei wahrscheinlich
nicht mehr einzeln zu bekommen. Schlechte Aussichten also. Bis letztes
Jahr wäre so etwas alles kein Problem gewesen, weil es hier im Keller eine
alte Gemeinschaftswaschküche von früher gab, wo noch etliche alte
Maschinen betriebsbereit installiert waren, die aber nur noch von wenigen
Mietern benutzt wurden, weil doch inzwischen fast jeder seine eigene
Waschmaschine in der Wohnung stehen hat. Diese alten Maschinen
funktionierten größtenteils noch. Leider hat, wegen der mangelnden
Nutzung, der Hausbesitzer alle alten Maschinen im November abbauen
lassen und dieser ehemalige Gemeinschafts-Waschküchenraum wird
zurzeit umgebaut. Dort entsteht ein Lagerraum für Arzneimittel, den der
Hausbesitzer an einen Pharmavertreter aus seinem Bekanntenkreis
vermietet hat. Also was tun? Alle Lösungen, die viel kosten, kommen für
mich per se nicht in Frage. Der Fachmann empfahl, ich solle mir doch
anstelle einer neuen Maschine eine gute gebrauchte kaufen. Dabei riet er
dazu, sich lieber eine ca. 10 Jahre alte Miele-Maschine für 200 Euro zu
kaufen, anstatt für ungefähr gleiches Geld eine 3 Jahre alte einer anderen
Marke, weil die Miele-Maschinen so gut verarbeitet wären, dass sie auch
nach solchem Alter noch zuverlässig weitere 10 und mehr Jahre ihren
Dienst tun. Möglicherweise könne er auch noch AEG oder Bosch als
Ersatz empfehlen, wenn man sie günstig bekäme, aber Miele sei doch noch
besser, robuster und langlebiger. Dazu sollte man vielleicht noch
erwähnen, dass Bosch in Stuttgart ohnehin eine besonders beliebte Marke
ist, wohl weil hier deren Firmensitz ist, also eine Art Heimvorteil genießt.
Er selbst hatte da aber nichts Gebrauchtes anzubieten, er konnte bestenfalls
neue besorgen, was aber preislich bei mir völlig undenkbar ist. Auch ein
anderer Fachmann, den ich noch befragte, riet dazu, wenn man sich schon
eine gebrauchte Waschmaschine kaufe, dann sollte es möglichst eine Miele
sein, weil sich das bei den meisten anderen Maschinen gar nicht lohne,
wenn man nicht Gefahr laufen möchte, dort bald mit Reparaturen zu
beginnen. Nun findet man in den Wochen-Rundwurfblättern öfters solche
Kleinanzeigen, aber Sie ahnen es, ausgerechnet wenn man so etwas sucht,
dann findet sich nichts derartiges darin. Nun gibt es in Stuttgart und
Umland zahlreiche Gebrauchthändler, auch für Waschmaschinen und
anderes Haushaltszubehör. So bin ich in den letzten Tagen von Pontius zu
Pilatus gelaufen, ich war an manchen Tagen sicherlich 8 Stunden
unterwegs, nur um derartige Händler abzuklappern. Ich habe sie nicht alle
gezählt, aber es mögen 40 Händler gewesen sein, wo ich alles war. Am
schlimmsten sind die türkischen Händler, und davon gibt's viele. Wenn die
ein Geschäft wittern, die laufen ihnen nach und bemühen sich unter
Herbeizitierung von Allah und all ihrer Kinder, doch diese oder jene
Maschine aus ihrem Angebot zu kaufen, weil nur diese so unendlich gut
wäre. Aber glauben Sie, es wäre nur eine einzige Miele darunter gewesen?
Fehlanzeige, noch nicht einmal Bosch oder AEG, worauf ich mich ja dann
vielleicht auch noch eingelassen hätte. Irgendwelche italienischen und Ex-
Jugoslawischen Gebilde, deren Blechgehäuse schon beim Angucken
klapperten, eine aus unerklärlichen Gründen extrem teure Philco-Ford, das
ist wohl ein Co-Unternehmen von Philips und Ford oder so was, aber das
war auch nicht das Wahre. Bauknecht, Siemens, Zanker, Blomberg,
Constructa, Küppersbusch, Zanussi und Indesit, viel von Quelle,
Neckermann, Hanseatic-Otto und wie sie alle heißen mögen. Ich glaube,
inzwischen kann ich Ihnen so ziemlich alle Marken auflisten, die es da
wohl als Gebrauchtgerät gibt, nur von Miele war nichts dabei, keine
einzige. Ich sah im Geiste schon die Wäscheberge sich bei mir zuhause
auftürmen, die nicht mehr abgearbeitet werden konnten. Dann geriet ich an
einen Gebrauchtgerätehändler drunten in Vaihingen, der hatte zwar selbst
nichts, erzählte mir aber, dass es hier, droben in Zuffenhausen doch einen
alten Miele-Spezialisten gebe, ob ich den denn noch nicht befragt hätte. Ich
kannte den doch gar nicht. So bekam ich von dem Händler in Vaihingen
eine Adresse in Zuffenhausen, die ich dann aufsuchte. Vorne schien das
nur ein normales Vierfamilienhaus zu sein, aber man musste durch eine
Einfahrt, die mittig quasi durch das Haus verlief und hinter dem Haus
schloss sich ein breiter Hof an, auf den dann mehrere barackenähnliche,
lange Gebäude folgten. Es waren aber keine richtigen Baracken, diese
Gebäude waren schon gemauert, nicht aus Holz, aber sonst so im Stil von
Baracken. Gleich an der ersten hing ein altes Emailleschild mit der
Aufschrift Miele-Sammlung Rupp. Dort habe ich dann geklingelt. Es kam
ein vielleicht 60 Jahre alter Mann im grauen Arbeitskittel zur Türe, ein
kurzer freundlicher Gruß und ich erklärte ihm, wie ich hier gelandet bin. Er
bat mich dann einzutreten. Zuerst kam ein kleiner Büroraum, der sehr gut
geheizt war, bestimmt 25 Grad oder mehr. Dann bestand der Rest dieses
Gebäudes nur noch aus einem riesigen Saal, fast wie eine kleine, in der
Deckenhöhe zu niedrig geratene Halle. Dort standen unzählige Miele -
Waschmaschinen, alte, ganz alte, mittelalte, leicht betagte und fast neue
friedlich nebeneinander, weiter hinten standen sogar noch steinalte Miele-
Wäscheschleudern, Mopeds, Fahrräder, Butterschleudern und andere
Maschinen des Herstellers. Als ich mir schon fast eine Waschmaschine
aussuchen wollte, winkte der Mann ab, der übrigens der Herr Rupp war,
die könne man nicht kaufen, das sei seine Privatsammlung. Er zog mich
dann mit in das benachbarte zweite Gebäude, welches genau so gebaut war.
Dort standen noch mehr Maschinen herum, die aber optisch nicht so sehr
aufpoliert waren und die vornehmlich wohl innerhalb der letzten 20 Jahre
gebaut worden waren. Die sind alle zum Verkaufen, sagte der Herr Rupp.
Davon können sie sich aussuchen, was sie möchten und alle Maschinen
funktionieren absolut tadellos und wenn sie kaufen, bringe ich sie ihnen
persönlich vorbei, schließe sie an und bleibe bei der ersten Wäsche zum
Erklären der Bedienung dabei. Das war ein Angebot. Alle Maschinen
waren mit einer rot umrandeten weißen Pappkarte ausgestattet, auf der die
Typenbezeichnung, das genaue Alter, der Preis und eine Information über
etwaig eingebaute Neuteile enthalten war. Vor allem diktierte der Preis
meine Auswahlmöglichkeiten. Mehr als 200 Euro durfte das Teil auf gar
keinen Fall kosten, ich war geneigt, nach Möglichkeit sogar unter 100 Euro
zu bleiben, weil ich mir ja auch noch bald eine Fahrt nach Granada leisten
möchte. Eigentlich müsste die Granada-Busfahrt ohnehin dank der
kaputten Waschmaschine ins Wasser fallen, aber mal sehen. Aber selbst
mit 200 Euro war die Auswahl nicht sonderlich üppig, weil der Herr Rupp
selbst für eine 12 Jahre alte Maschine noch 300 Euro haben wollte. Ich
erklärte ihm meine kritische Finanzlage und als ich dann sagte, dass ich
trotzdem mir lieber eine gebrauchte Miele, als eine weniger gebrauchte
andere Maschine kaufen möchte, wurde sein Gesicht heller, weil er
vermutete, dass er in mir eine Art Miele-Liebhaber gefunden hatte. Nun
kenne ich mich nicht wirklich aus und plappere ja nur das nach, was mir
der Elektriker gesagt hatte, weil ich mir denke, lieber eine gebrauchte
Miele, die vielleicht noch mal 5-10 Jahre hält, als ein Mistding, was zwar
momentan billiger und trotzdem moderner ist, aber schon nach kurzer Zeit
wieder defekt ist. Also Miele-Liebhaber wäre sicher für mich der falsche
Ausdruck. Dann zog mich Herr Rupp zu einer Maschine, satte 18 Jahre alt,
Preis 90 Euro, und der sagte allen ernstes, wenn sie diese Maschine kaufen,
die hält garantiert noch mal 18 Jahre, wenn sie normal damit umgehen und
nicht öfter als 4 bis 5 mal pro Woche damit waschen. Ich kenne die
Maschine, die ist mechanisch völlig unverschlissen und absolut stabil,
robust bis ins letzte Schräuble, fügte er noch an. Nun, 18 Jahre auf dem
Buckel, das war dann nicht unbedingt das, was ich mir unter einer
Gebrauchtmaschine vorgestellt hatte, das muss ich zugeben. So 10 Jahre
weniger hätten es schon sein dürfen, dachte ich. Trotzdem betrachtete ich
die Maschine außen und innen einmal genauer, und man sah zwar, dass sie
schon betagt war, aber innen wirkte sie wie neu und auch außen Rost oder
so was war da nicht. Der Lack etwas matt und stellenweise leicht zerkratzt,
das Design halt wie vor 18 Jahren üblich, etwas anders als bei modernen
Geräten eben. Dann sprach ich die ökologischen Dinge an, da ja immer
gesagt wird, dass moderne Maschinen wesentlich weniger Strom, Wasser
und Waschmittel benötigen. Hier gab Herr Rupp mir zwar teilweise recht,
fügte aber hinzu, dass kaum einer sich die Mühe mache, einmal
aufzurechnen wie viel Mehrkosten durch den Mehrverbrauch gegenüber
einer neuen Maschine wirklich entstünden. Dafür die Wahrscheinlichkeit
von Reparaturen aber im Unverhältnis höher läge, wenn man ein anderes
Fabrikat als Miele wähle. Er sagte, die Mehrkosten im Punkt
Betriebskosten durch die ältere Bauweise lägen bei normaler Nutzung pro
Jahr garantiert unter 15 Euro, seien also aufs Jahr gerechnet überhaupt
nicht der Rede wert. Ansonsten lag die nächst billigere Maschine dann
schon bei 140 Euro, war auch schon 15 Jahre alt, sah aber schon sichtlich
moderner und im Lack besser aus. Was soll ich Ihnen sagen, langer Rede
kurzer Sinn, ich habe die 18jährige Miele gekauft! Zuerst wollte ich
versuchen, den Preis noch auf 70 Euro zu drücken, aber dabei spielte Herr
Rupp nicht mit. Als anerkennenswertes Zugeständnis legte er noch eine Art
Garantie oben drauf. Er sagte, wenn innerhalb des ersten Jahres an dieser
Maschine innen etwas kaputt gehen würde, so würde er das entweder
kostenlos reparieren oder die Maschine zurück nehmen, unter Abzug einer
Nutzungsgebühr von 2 Euro für jeden Monat, den die Maschine von mir
genutzt wurde. Na da konnte man doch gar nichts falsch machen. Ich habe
die Maschine gekauft, am gleichen Tag hat Herr Rupp sie noch mit seinem
kleinen Mercedes-Bus geliefert, angeschlossen und bei der ersten Wäsche
wie versprochen erläutert, wie die Bedienung abläuft. Die Maschine ist
wirklich ungeheuer solide, stabil und schwer gebaut und arbeitet besser als
meine vorherige in ihren besten Tagen, obwohl die erst 6 Jahre alt war. Die
Bedienung ist viel leichter, als an meiner Vorgängermaschine. Etwas
gewöhnungsbedürftig ist am Anfang nur, dass der Gang für die
Kochwäsche hier ungefähr 15 Minuten länger dauert, als bei der vorherigen
Maschine. Aber das stört mich nicht. Inzwischen habe ich sicherlich schon
4 mal damit gewaschen, auch Kayla hat sie schon mehrmals benutzt und ist
von der alten Kiste begeistert. Dagegen war meine alte, neuere Maschine
ein Utensil aus der Puppenküche ohne wertige Materialien, eine rotierende
Klapperkiste.

Immer mehr Leute müssen beim gewohnten Zurücklehnen in die soziale
Hängematte einen bösen Absturz hinnehmen. Neulich war ich beim Arzt zu
einer routinemäßigen Nachuntersuchung. Im Wartezimmer saß ein Mann,
mit dem ich etwas ins Gespräch kam. Der war nach eigenen Angaben nun
seit 14 Jahren arbeitslos, habe sich bislang aber immer noch seinen alten
Lebensstandard erhalten können. Nun habe sich plötzlich durch Hartz 4
aber die Welt drastisch für ihn verändert. Nichts mehr habe er bekommen
und es habe ein Spießroutenlauf zu verschiedenen Behörden gegeben,
damit er nun wenigstens pro Monat 180 Euro erhalte. Aus seiner
Mietwohnung, die er schon seit 1981 bewohnt hatte, ist er rausgeflogen,
weil er natürlich die Miete nicht mehr zahlen konnte. Dann sei er von der
Stadt in eine winzigste Kleinstwohnung eingepfercht worden. Ein
Zimmerle mit 8 Quadratmetern und angrenzendem Klo. Auf den 8
Quadratmetern Wohnen, Kochen und Schlafen auf engstem Raum. Ohne
Bad, und das heute, Bad gibt es auf dem Flurende und das teilen sich
jeweils 4 solcher Wohnungen nach einem festgelegten Stundenplan. Gut,
besser so wohnen, als auf der Strasse liegen oder, fast noch schlimmer, mit
anderen ein Zimmer teilen. In dem Zimmerle ist geheizt und man lebt in
seinen eigenen 4 Wänden. Ein leicht tröstender Vorteil, man hat bei 8
Quadratmetern wirklich keine Mühe mit dem Sauberhalten, einmal Tür und
Fenster zugleich auf und der Staub ist raus. Trotzdem, man kann beim
Wechsel in solch eine Kammerwohnung ja so gut wie nichts an Privatem
mit rüber nehmen, weil einfach der Platz dazu fehlt. So klagte der Mann,
dass er außer Fernseher, Stereoanlage, ein paar Bildern und einigen kleinen
persönlichen Erinnerungsstücken nichts von seinem früheren Mobiliar
mitnehmen konnte, noch nicht einmal sein Bett. Besonders hart traf ihn,
dass er auch sein Auto aufgeben musste, denn bis Ende 2004 hatte er es
immer noch geschafft, einen kleinen, etwas betagten Ford zu halten, der
noch anständig seinen Dienst tat. Er schimpfte darüber besonders, weil er
so gezwungen wurde, den Wagen zu verkaufen, obwohl der im Verkauf im
Prinzip keinen rechten Wert mehr hatte, es also nicht viel dafür gab. Aber
für ihn persönlich hatte er noch einen hohen Nutzwert, da er noch
störungsfrei lief und auch sonst keine nennenswerten Mängel hatte. Jetzt
sei der Wagen auf dem Schrott gelandet und die 70 Euro, die es vom
Verwerter gab, hätte er in einem Monat von den 180 Euro abgezogen
bekommen. Das ist hart und der Mann war so fertig, dass er sich schon
lauthals selbst den Tod wünschte. Jeder Mensch geht mit solchen
Situationen anders um. Solange ich meine eigenen 4 Wände habe, wo ich
nicht mit anderen ein Zimmer teilen muss, käme ich immer noch mit der
Situation zurecht, aber das schafft nicht jeder. Der Mann wurde dann auch
recht hämisch und schimpfte laut im Wartezimmer, dass er sich schon
wundere, dass das Sozialamt die Behandlung einer dicken Geschwulst an
seinem rechten Bein überhaupt bezahle. Man solle ihn doch einfach daran
krepieren lassen, dann habe man die 180 Euro im Monat auch noch
gespart. Dann begann er lauthals auf die Politiker zu schimpfen, die diese
Reform verfügt haben und wünschte denen alle nur erdenklichen
Schlechtigkeiten an den Hals, die er dann im Wartezimmer lauthals in den
schillerndsten Farben ausmalte. Einem wollte er gar eine Sonde in den
Magen einführen und diese dann an einen Hochdruckschlauch anschließen,
bis dass dieser Politiker mit einem lauten Knall wie ein Luftballon
zerplatzt. Weitere kuriose Vorschläge in dieser Richtung folgten. Etliche
Leute im Wartezimmer schüttelten dann auch schon den Kopf, als sie das
alles mitanhörten. Ein älterer Herr meinte dann, nu ist es aber gut. Das
brachte den Mann aber noch mehr in Rage und mir wurde das dann auch
schon unangenehm, weil er seine Reden vorwiegend an mich richtete, weil
ich zuvor ja mit ihm ein Gespräch geführt hatte. Ich war dann sehr froh,
dass ich als nächster aufgerufen wurde und beim Arzt an die Reihe kam
und dadurch aus dieser sich verselbstständigenden Euphorie des Hasses
gezogen wurde. Die Arzthelferin fragte mich dann auch schon, was denn
mit dem los sei. Ich erklärte ihr kurz, dann sagte sie, dass erst in der Woche
zuvor einer aus ähnlichen Gründen im Wartezimmer total ausgetickt sei
und einen Stuhl auf dem Tisch zerschlagen hätte, obwohl der Arzt ja nun
wirklich nichts dafür kann und gar nichts damit zu tun hat. Den hätten sie
dann mit einer Spritze beruhigen müssen und für einige Tage in eine
psychiatrische Anstalt zur Beobachtung eingeliefert. Derartige Anstalten
klagten aber laut der Arzthelferin auch schon über einen zu großen
Ansturm, weil sich derartige Fälle dort häufen.

Das Schwelgen in alten Zeiten kann manchmal zu Beulen führen. Sie sagen
das kann nicht sein? Also folgendes, der Autobekannte von mir, ich meine
den, der Autofachmann ist und mir nebenbei eventuelle Reparaturen an
meinem Suzuki macht, falls denn welche nötig sein sollten, der hat jetzt
eine riesige Beule am Kopf. Die Entstehung der selben möchte einen zum
Lachen reizen, ihn selbst sicherlich weniger. Also der war einkaufen und
als Sonderangebot gab es in dem Supermarkt einen Sonderposten von
richtig schönen alten Weckern, wie man sie früher kannte. Zum Aufdrehen,
nichts mit Quartzelektro, Radiomusik oder dergleichen und mit großen
Schellen obendrauf und richtig mit Ticktack-Uhrwerk, wie sich das früher
gehörte. Ein Import aus Russland glaube ich oder aus dieser Ecke. Nun,
das Stück für 2,69 Euro, da wollte er sich in die Nostalgiewelle einreihen
und kaufte einen solchen Wecker. Den hat er dann oberhalb seines Betts
auf einem Regal platziert und aufgedreht, die gewünschte Weckzeit auf 6
Uhr eingestellt. Geweckt wurde er auch pünktlich, aber sehr unsanft, denn
der Wecker klingelte, wie er sollte, aber da seine Füße nicht aus Gummi
sondern Metallstifte waren, rutschte der Wecker beim Klingeln immer
weiter auf dem glatt lackierten Regalbrett, bis er schließlich die Kante
erreichte und runterstürzte, genau auf den Kopf meines darunter im Bett
liegenden Bekannten. Das Ding ist ziemlich schwer, weil ganz aus Metall,
nichts mit Plastik oder so, und der Höhenunterschied des Sturzes war auch
nicht wenig. Jedenfalls war er wach, hellwach und wurde noch wacher,
weil er sich mit kaltem Wasser seine Beule kühlen musste, damit sie nicht
noch größer wurde, als sie so schon ist. Für die Zukunft hat er daraus
gelernt, nun den dicken Wecker am Überbett-Regal zur Absturzsicherheit
zusätzlich mit einem Draht festzubinden.

Ich bin wahrhaftig kein Tierfreund, das heißt aber keineswegs, dass ich ein
Tierfeind oder gar ein Tierquäler bin. Tierquälerei finde ich dumm, pervers
und primitiv. In der letzten Zeit hat es hier in der Umgebung jedoch
seltsame Vorfälle gegeben, vermutlich alle von ein und dem selben
Schwachkopf angerichtet. Erst vorgestern wurde deswegen sogar die
Polizei bemüht. Ein Autofahrer, der des Morgens in der Klopstockstraße
aus dem Hause kam, um mit seinem Wagen zur Arbeit zu fahren, wäre
beinahe schon losgefahren, als er einen winselnden Schatten im
Heckbereich seines Wagens vorfand. Ein Verrückter hatte ihm einen total
entkräfteten Hund mit einer Leine an der Anhängerkupplung festgebunden.
Dies wohl in der Hoffnung, dass der Wagenbesitzer unbemerkt abfahren
möge und den Hund hinter sich her schleifen wird. Ähnliche Vorfälle
dieser Machart gab es nun schon häufiger. So wurde erst vor weniger als
einer Woche in der Parlerstraße eine Katze in einer Katzentransportbox,
das ist so eine Plastikkiste mit Griff, wie man sie zum Transport von
Katzen zum Tierarzt verwendet, unter einem Fahrzeughinterreifen eines
geparkten Wagens platziert. Beim Losfahren des Autos war aber die
Rechnung des Täters nicht ganz aufgegangen, weil die Dame zuerst den
Rückwärtsgang einlegte und nur beim Rangieren aus der Parklücke die
Katzenbox leicht anknackste, das Tier aber verschont blieb und mit einem
gewaltigen Schrecken davonkam. Dafür wurde wiederum wenige Tage
davor ein Hund zu Tode geschleift, aber diesmal von einem Güterzug. Der
Wahnsinnige hatte den Hund mit einer Leine vermutlich während eines
kurzen Haltes eines Güterzuges an der Bahnstrecke nach Vaihingen und
Böblingen, aber noch hier im Stadtgebiet, in Höhe der langen Unterführung
im Bereich der Schottstraße, am Puffer des letzten Güterwagons
festgebunden. In der Lokomotive hatte das keiner bemerkt und als ein
Signal wieder grün zeigte, schlug für den Hund das letzte Stündlein. Dazu
muss man wissen, dass die Schottstraße und diese Unterführung nur wenig
entfernt sind von der Parlerstraße, was vermuten lässt, dass der entartete
Tierquäler in diesem Umfeld wohnt. Ebenso in dieser Umgebung gab es
nach Polizeiangaben innerhalb des letzten halben Jahres etwa 8 weitere
Vorfälle dieser Art, die mehrmals für die Tiere tödlich endeten. Der
spektakulärste Vorfall war wohl im November letzten Jahres in der
Hermann-Kurz-Straße, das ist im Prinzip die Verlängerung der Parlerstraße
in Richtung Norden. Einem Hundehalter, der jeden Morgen mit 3 Hunden
zugleich gassi ging, war seine Gewohnheit, diese Hunde beim Gang an
einen Zeitschriftenkiosk in einem nahen Kleinpark an einem Eckbaum
anzubinden zum Verhängnis geworden. Als er zurückkehrte, vielleicht nur
3 Minuten später, waren alle 3 Hunde weg. Diese Hunde wurden dann
einen Tag später alle 3 ertränkt in einem kleinen See im Rosenstein-Park
aufgefunden. Der Peiniger hatte sie mit ihren Leinen wohl lebendig an
solche Betonfüße gebunden, wie sie zum Aufstellen vorübergehender
Verkehrsschilder und von Bauzäunen benutzt werden, und dann die Tiere
mitsamt den Betonfüßen in den See geworfen. Dahinter steckte schon ein
gewisser logistischer Aufwand, denn der See im Rosensteinpark, der gleich
südlich an die Wilhelma grenzt und nordwestlich vom Schloss Rosenstein
liegt, der ist von der Hermann-Kurz-Straße über 2 Kilometer entfernt. Der
Tierhalter konnte sich nicht vorstellen, dass seine Tiere einfach willenlos
mit dem Fremden mitgelaufen sind. Derart schwere Betonfüße schleppt
man auch nicht ohne Fahrzeug durch den Park. Auch müsste man erwarten,
dass eine derart aufwendige Aktion im Rosensteinpark auffällt. Wenn der
Täter aber gute Ortskenntnisse hat und wahrscheinlich bei Nacht die
Viecher dort versenkt hat, dann sehe ich darin kein wirkliches Problem für
ihn, denn diese Gegend ist nachts total tot. Auch weitere Tiere, meist
Hunde, hatten zu leiden. Alle diese Tiere wurden ihren Haltern entweder
gestohlen oder eingesammelt, wenn sie umherstreunten. Der jüngste,
eingangs geschilderte Vorfall hier in der Klopstockstraße war schon eher
etwas ungewöhnlich, weil er somit etwa 2-3 Kilometer weiter südlich
stattfand. Aber 2 Kilometer sind heute ja wirklich keine Entfernung mehr.
Vielleicht will der Täter damit auch die inzwischen aufmerksam
gewordene Polizei mehr auf Distanz halten. Ich bin aber davon überzeugt,
dass die Polizei diesen Tiersadisten innerhalb der nächsten Zeit fassen
wird. Wer so etwas so häufig macht, der hinterlässt auch immer häufiger
Spuren und folglich zieht sich die Schlinge um seinen Hals immer enger.
Nur bei einem einmaligen Einzelvorfall, da hätte er sicherlich gute
Chancen unerkannt zu bleiben. Einerseits wird Tieren heute viel zu viel
Bedeutung zugemessen, das ist meine Meinung, andererseits eskalieren
dann viel häufiger als früher solche Auswüchse. Beides muss nicht sein,
die Verhätschelung von Tieren, die von manchen Zeitgenossen in einem
total verklärten Bild dargestellt werden, ebenso wenig, wie solche
Tierquälereien und vergleichbare Dinge.

Neulich fand hier eine kleine Demonstration von Studenten gegen geplante
Studiengebühren statt. Die ganze Debatte um solche Gebühren finde ich
eine Unverschämtheit von den Studenten. Studiengebühren waren längst
überfällig. Wieso soll die Allgemeinheit deren Studium bezahlen? Das
finde ich nicht richtig. Wenn jemand studieren will, soll er dies tun, aber
gefälligst auch selbst bezahlen. Oft und gerne wird über fehlende
Einnahmen in den Sozialkassen gejammert, aber wenn jemand nicht
studiert und einen normalen Beruf ergreift, dann zahlt er vielleicht von
seinem 16 oder 18 Lebensjahr an Rentenbeiträge, Krankenkassenbeiträge,
Lohnsteuern u.s.w. in unsere Staatskassen ein. In der gleichen Zeit lassen
sich Studenten ihr Studium finanzieren und zahlen auch nichts in diese
Kassen ein. Erst wenn sie dann nach ihrem Studium einen Beruf ergreifen,
zahlen sie in obengenannte Sozialkassen ein, dann sind die aber schon
ungefähr 30 Jahre alt. Da ihr Berufsleben ebenso mit spätestens 65 Jahren
endet, bleiben ständig die Rückstandsjahre als Mindereinnahmenloch in
den Kassen zurück. Also was wollen diese Heinis denn überhaupt? Sie
zahlen eh schon weniger ein und dann sollen andere auch noch ihr Studium
bezahlen? Das kann ich nur als bodenlose Unverschämtheit bezeichnen.
Nun bin ich nicht jemand, der in einer Lage ist, sich schnell über die
Inanspruchnahme von Sozialtöpfen aufzuregen, da ich selbst schon lange
derartige Leistungen genieße. So ist mein Protest auch nicht ganz
uneigennützig, denn wenn die Studis so weitermachen, dann bleibt immer
weniger für Leute übrig, die wirklich aus beispielsweise gesundheitlichen
Gründen gar nicht mehr arbeiten gehen können und auf Mittel aus
Sozialkassen angewiesen sind.

Irgendwann in meinen letzten Zusendungen an Sie bemerkte ich, dass ein
Beamter von der Sohi-Behörde wegen einer Wohnungskontrolle hier war,
der das Angebot unterbreitete, dass ich mit Kayla zusammen in eine
größere Wohnung hier im Hause ziehen könnte. Nun bekam ich einen
Schriftsatz von der Behörde, in der mir genau dies schriftlich bestätigt
beziehungsweise vorgeschlagen wird. Der Haken, den ich befürchte, dass
man anschließend sagen möchte, Kayla und Egbert bilden eine
Gemeinschaft und so kriegt auch nur noch einer von denen Geld, weil der
dann den anderen mit durchschleppen muss, wird sogar schon ausdrücklich
schriftlich mit einem gesonderten Passus ausgeklammert. Wirtschaftlich
blieben wir dann jeder für sich eigenständig. Das mag fast wie ein Novum
klingen, aber die Stadtverwaltung hat auch erkannt, dass sie so wenigstens
in etlichen Fällen die Kosten für zwei Wohnungen sparen könnte, was sich
unter dem Strich für die ja dann in jedem Fall rechnen würde. So überlegen
wir nun sehr intensiv, ob wir das dann vielleicht doch machen sollten. Wir
haben sogar schon eine spezielle Wohnung hier im Haus vorgeschlagen
bekommen, die dann die unsere werden könnte. Eine übrigens sehr schön
gelegene Wohnung, wohl im vierten Stockwerk und wieder eine
Eckwohnung, dann aber mit Fenstern nach Osten und Süden hin. Ich
glaube, diese Wohnung ist auch noch deutlich ruhiger innen, obwohl wir
uns auch derzeit nicht über Verkehrslärm zu beklagen haben. Hier meine
jetzige liegt an der anderen Hauskante mit Fenstern nach Norden und
Osten. Kayla wohnt derzeit in einer Wohnung mehr zur Hausmitte hin mit
Fenstern nach Westen. Diese denkbare künftige Wohnung hat sogar 2
Zimmer mehr, als jeweils unsere bisherigen. Die genaue Quadratmeterzahl
weiß ich jetzt gar nicht, aber sie dürfte mindestens 20 m² mehr aufweisen,
als unsere jetzigen Wohnungen. Daraus ließe sich bei kluger Nutzung und
Aufteilung der Zimmer einiges machen. Nun möchte ich hier nicht zuviel
in dieser Geschichte schwelgen. Man muss die Sache erst auf sämtliche
Risiken abklopfen und dann ohne Drang entscheiden, was wir machen.

Das Wetter irritiert mich derzeit und man kann sich gar nicht recht darauf
einstellen. Heute früh sonnig, eisigkalt mit scharfem Wind vom
Schwarzwald herüberwehend, jetzt dunkel grau, ebenfalls eisigkalt, aber
mit konstantem Wind mehr aus Norden. Paar Stunden später sicher wieder
anders und solche Stoßwechsel mag ich eigentlich nicht, aber im Moment
macht es mir nichts aus.

Ihr

Egbert Lappenkeuler