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Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Scharfe Soße?” und “Kalte Nasen” aus dem Jahre 2004. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email "Scharfe Soße?" vom 14.11.2004
Entspannte Grüße.
Die Wogen haben sich etwas geglättet. Ich habe inzwischen Rat eingeholt, bezüglich einer vorsorglichen Heirat mit Kayla, jedoch wurde mir Entwarnung gegeben. Es hieß, dazu wäre selbst dann noch Zeit, wenn die Behörden eine Abschiebung konkret einleiten wollten. Sobald ich spätestens dann schriftlich erkläre, Kayla sei meine Verlobte und wir wollten frühestmöglich heiraten, würde sofort die Abschiebung ausgesetzt. Somit haben wir wieder etwas Ruhe in das Ungewisse gebracht.
Essen Sie gerne scharf? Ich schon, Kayla auch, und wir sind da gewiss schon einiges gewöhnt, aber in der Lebensmittelabteilung eines Supermarktes war nun ein Sonderstand mit einer neuartigen Würzsoße für superscharfe Gerichte. Ich war aus Gewohnheit solchen Äußerungen gegenüber skeptisch, man kennt das ja. Kaufen sie eine Currysoße im Laden, die als besonders scharf bezeichnet ist und was bekommen sie? Etwas, was vorwiegend süßlich schmeckt, mit einer leichten Schärfe im Hintergrund, wenn man Glück hat. So verulkte ich gleich den Propagandisten an seinem Stand, von wegen scharf und lachhaft u.s.w. Dann reichte er mir grinsend ein kleines Plastiklöffelchen mit diesem Zeug drauf, nur vorne auf einem Drittel der Löffelspitze und ein Stück trocknes Toastbrot dazu. Ich kann Ihnen sagen, da wurde mir aber anders und ich glaubte, der Hund hätte mir reine Schwefelsäure zum Kosten gegeben. Ich hatte Mühe, überhaupt noch Atemluft zu bekommen und sage Ihnen, für das Zeug braucht man einen Waffenschein. Es ist in dieser Form, um es einfach an Lebensmitteln aufzutragen absolut ungenießbar. Man glaubt, es fallen einem die Ohren ab, wenn man das isst. Lecker und ideal ist es aber, wenn man eine schöne Soße selbst zubereitet und dann in diese Gesamtmenge einen kleinen Spritzer davon einträufelt. Ein herrliches und scharfes Aroma breitet sich aus und so angewandt ist es eine tolle Sache. Wenn man so möchte, ist es also ein hochdosiertes Würzkonzentrat, mit dem man ebenso lecker gewürzte Speisen im Nu hinbekommt, wie auch extrem scharf gewürzte Sachen im Schnellverfahren zusammenzaubern kann. Wenn Sie sich vielleicht auch gelegentlich etwas mit der Kunst des Kochens beschäftigt haben, dann werden Sie mir beipflichten, dass es erheblich schwieriger ist, eine leckere Soße hinzubekommen, die lecker und richtig scharf zugleich ist, als eine süßlich- schmackhafte Soße. Entweder ist sie lecker, aber nicht richtig scharf oder sie ist so scharf, dass man vom "Lecker" nichts mehr mitbekommt, weil die Schärfe alles überdeckt. Die Kunst ist also, scharf und lecker zugleich schmeckbar zu machen. Mit dieser Würze geht es jedenfalls auch für den leicht ambitionierten Laienkoch recht leicht, sofern man das richtige Augenmaß, oder besser gesagt Zungenmaß, walten lässt. Das Fläschchen mit dem Zeug war nicht gerade ein Sonderangebot, obwohl es so bepriesen wurde, immerhin stattliche 9,49 Euro wollte er haben, aber dank der hohen Konzentration wird es gewiss über 2 Jahre reichen und daher geht der Preis in Ordnung und ich habe eines erworben.
Fahre ich doch vor wenigen Tagen des Nachts, vielleicht gegen 0 Uhr, mit dem Suzuki über die Autobahn von Langensteinbach, das liegt zwischen Karlsruhe und Pforzheim, nach Stuttgart, da geht am Wagen plötzlich während der Fahrt in Höhe von Heimsheim das gesamte Licht aus. Alle Lampen einschließlich der Armaturen schlagartig stockfinster. Ansonsten fuhr der Wagen normal weiter. Ich hatte noch halbwegs Glück, weil stellenweise an dieser Autobahn die Randstreifen fehlen, aber an dieser Stelle waren welche mit Ausbuchtungen. So blieb ich dort ziemlich ratlos stehen. Was macht man Nachts gegen 0 Uhr im Dunklen auf der Autobahn. Handy habe ich keines, ich hätte aber auch nicht gewusst, wenn ich da so anrufen sollte. Und das mit meinem bislang absolut zuverlässigen Suzuki! Ich bin auch nicht ADAC-Mitglied, aber die helfen ja jedem, so überlegte ich schon, zur nächsten Notrufsäule zu wandern und mir von dort aus Hilfe schicken zu lassen. Kurz bevor ich entnervt losgehen wollte, kam mir die Idee, es zuerst doch noch einmal zu versuchen. Bumms, alles funktionierte wieder, als wäre nie etwas gewesen. Mir fiel ein Riesenstein innerlich vom Herzen und so setzte ich mit einem Rest Unbehagen meine Fahrt nach Hause fort. Ich war verunsichert, weil kein Fehler gefunden oder beseitigt wurde und ich befürchten musste, nach einigen Kilometern erneut im Dunkeln zu tappen. Natürlich fuhr ich trotzdem weiter und wegen der Verunsicherung sogar etwas schneller als sonst, weil ich dachte, solange noch alles leuchtet muss man das ausnutzen. Der Rest der Fahrt bis nach Hause verlief problemlos und ich entschloss mich, den Fachmann aus meinem Bekanntenkreis am nächsten Tag einmal mit dieser Sache zu behelligen. Der hat alle nach seiner Meinung in Frage kommenden Teile und Leitungen überprüft, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen. Schlussendlich meinte er, vielleicht kündigt sich so eine verschlissene Batterie an, das könne schon mal vorkommen, wenn die altersbedingt zuerst zeitweise einen, wie er das bezeichnete, Schluss innen drin bekäme. Er meinte, ich solle es im Auge behalten und falls der Fehler noch einmal auftritt, könne er mir zum Prüfen eine andere gebrauchte Batterie ausleihen. Wenn damit dann der Fehler nicht mehr auftritt, kann ich diese von ihm günstig für nur 25 Euro erwerben, weil sie gebraucht ist. Seither ist der Fehler aber auch mit der ursprünglichen Batterie nicht wieder aufgetreten, obwohl ich in der letzten Woche sehr viele Nachtfahrten unternommen hatte.
Kayla möchte den deutschen Führerschein machen, was aber auf Grund ihres derzeitigen Status nicht ganz so einfach ist, wie es klingt. Sie möchte ja die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, was sich aber quälend hinzieht und auch wieder nur durch eine Heirat mit mir nennenswert beschleunigt und vereinfacht werden könnte. Mit der thailändischen Staatsbürgerschaft kann man in Deutschland nicht so ohne weiteres eine gültige Fahrerlaubnis erwerben, es sei denn, sie könnte einen thailändischen Führerschein vorweisen. Sie sagt zwar, dass sie schon einen hatte, der sei aber in ihrer Heimat geblieben, das lässt sich für hiesige Behörden alles nicht nachprüfen. Außerdem fehlt ihr jegliche Fahrpraxis, ganz zu schweigen von der Kenntnis der hier gültigen Verkehrsregeln. Sie sagte, in Thailand gebe es ganze 32 Verkehrsregeln und vielleicht ähnlich viele verschiedene Verkehrsschilder, mehr nicht. Sie wissen selbst, wie viele hundert verschiedene Schilder und tausend Regeln es hier gibt. Auf einem Platz habe ich sie mal fahren lassen, das geht ganz gut, daran sieht man, dass sie schon mal Auto gefahren ist. Das genügt bekanntlich alles nicht. Klar ist jedenfalls, dass Kayla den Führerschein möglichst innerhalb des nächsten halben Jahres machen möchte, was ich durchaus befürworte. So könnte sie alleine zum Einkaufen fahren, da sie fast alle Lebensmitteleinkäufe erledigt und ich dann nicht immer extra dafür meine Dinge unterbrechen muss, nur um sie zum Laden zu fahren. Bei nähergelegenen Einkäufen verwendet sie das Fahrrad, aber das macht beim Besuch von Geschäften, die über 5 Kilometer entfernt liegen keine Freude mehr, bestimmt nicht jetzt im Herbst oder im nahenden Winter. Wir haben dazu extra vorne einen Korb am Fahrrad installiert, in dem die Einkäufe besser und sicherer Platz finden, als auf der Gepäckklammer am Hinterrad.
Ausgerechnet hier bei uns vor der Haupteingangstüre des Hauses hockte in letzter Zeit ein Bettler auf die Tour mit der milden Gabe. Wir haben selbst nicht viel und da sehe ich es nicht ein, von dem wenigen auch noch irgendwelchen Bettlern abzugeben, die es dann gleich versaufen. Hartnäckig drängelte er nach einem Obolus und ich habe ihm gesagt, er soll sich schleunigst aus dem Staub machen, er habe dort nichts zu suchen. Er blieb. Sogar in den darauf folgenden Tagen kam er immer wieder. Gewiss habe ich ein kleines Maß an Mitgefühl für Leute, die unverschuldet in missliche Situationen geraten sind, die sie in ein Leben auf der Strasse zwingen, aber kein bisschen für penetrante Alkoholiker. So wurde mir das zu lästig und ein Telefonat mit dem Hauseigentümer brachte zutage, dass ich zuerst vielleicht einmal in Eigenregie probieren soll, den Penner wegzukriegen. Nun bin ich niemand, der sich mit solchem Volk herumschlägt. Also wurde darüber nachgesonnen, wie man weiter verfahren möge. Überredungskünste, selbst mit dem Hinweis auf Polizei und solche Dinge, beeindruckten den Kerl gar nicht. Irgendwann riss mir der Geduldsfaden und ich bin in den Keller gegangen, dorthin, wo meine Gartenutensilien stehen. Habe den 25 m langen Wasserschlauch angeschlossen und dem ungebetenen Gast aus sicherer Distanz ein schöne Abkühlung verpasst. Das hat binnen Sekunden gewirkt, er raffte sich blitzartig auf und verschwand. Wiedergekommen ist er seither auch nicht mehr. Diese Sache hat durchschlagend geholfen und ich hätte auch keine Sekunde davor zurückgescheut, ihm bei Wiederkehr eine erneute Abkühlung zukommen zu lassen.
Das Wetter bietet in den letzten Tagen wenig Anlass zur Freude. Bei einem Spaziergang habe ich neulich mitten im Gehen die Lust am Spazieren verloren. Ob es am Wetter lag, vermutlich. Trotzdem musste ich den begonnenen Weg ja wieder zurück zum Auto gehen, und dass obwohl ich dafür überhaupt keine Lust mehr hatte. So etwas hatte ich in der Form noch nie, dass die Lust zu Wandern schlagartig während des Gehens entfällt und in tiefe Unlust umschlägt. Jeden Meter, den ich zum Auto zurückgehen musste ärgerte mich mehr. Im Auto angekommen war ich so müde, das ich noch auf dem Parkplatz auf dem Fahrersitz eingeschlafen bin, bevor ich das Auto auch nur starten konnte. Als ich wach wurde, war es fast schon dunkel, was aber zu dieser Jahreszeit bekanntlich nicht viel heissen will, ich glaube es war gegen 17 Uhr. Ins Auto eingestiegen war ich aber gegen 14 Uhr, das sagt dann schon eher was. Nun überraschte uns dazu noch der Winter. Viel Schnee und ich bin innerlich noch überhaupt nicht auf Winter eingestellt. Meine innere Uhr ist nicht dazu bereit, dieses Wetter zu akzeptieren, ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Frischer Schnee sieht eigentlich ja ganz schön aus, aber im Moment kann ich das Zeug nicht ab. Es geht mir auf die Nerven und ich rege mich innerlich darüber auf. Obwohl es mir ja eigentlich wenig Kummer bereiten braucht, denn ich habe keinerlei Verpflichtungen, die mich derzeit dazu nötigen würden, bei solchem Scheißwetter das Haus zu verlassen. Bestenfalls notwendige Einkäufe könnten anfallen, aber die zum Leben nötigen Dinge gibt es auch hier im Umkreis von einigen hundert Metern noch mühelos zu kaufen, weshalb man da zu Fuß locker alles wirklich Wichtige erledigen kann. Diese Lagevorteile sind übrigens ein erheblicher Grund für mich, niemals hinaus auf Land ziehen zu wollen, obwohl es sich ansonsten dort laut der Aussage von Bekannten etwas billiger lebt. Trotz alledem legt sich dieses Winterwetter wie ein Klos in meinem Magen fest. Nicht unerträglich oder gar bedrohlich, aber halt störend. Wenn Winterzeit ist, habe ich eigentlich auch immer Winterwetter erwartet und mich fast sogar etwas darüber gefreut, jedoch derzeit klappt das nicht. Kayla sagte gegen schlechtes Wetter benutze man in ihrer Heimat ein eigentlich einfaches Hausrezept, was bestens wirken soll, welches sich aus 2 Grundelementen zusammensetzt. Grundelement 1 ist Licht und davon möglichst viel. Früher habe man dann dazu in einem gemütlich eingerichteten, kleinen Raum unzählige Kerzen oder heute natürlich Lampen aufgestellt. Inzwischen gebe es sogar schon Speziallampen zu diesem Zweck, die meist aus einer großen Platte bestehen, auf die vielleicht 30 helle Leuchtstofflampen montiert sind. Es kursiert für den freudigen Hobbybastler gar eine Anleitung zum Selbstbau einer solchen Lampe im Internet. Diese habe ich auch mal geladen. Dabei muss immer abwechselnd eine Leuchtstoffröhre mit normalweissem Licht und eine in diesem beigen Warmton montiert werden. Der Mensch solle sich dann pro Tag mindestens 20 Minuten in diesen superhellen Raum mit diesem Licht setzen. Grundelement 2 wäre, Verzeihung aber es ist so, extrem viel Sex, am besten in fast jeder freien Stunde, oder sogar tagelanger Dauersex und ideal wäre, das dann noch bei diesem hellem Licht. Nun ja, es mag etwas frivol klingen, aber es hilft tatsächlich. Nun wäre es vermessen und auf Dauer sicher dann auch wieder langweilig, wenn man auf diese Weise den ganzen Winter permanent sextreibend in einem hell erleuchteten Raum verbringen wollte. Immerhin ein Hausrezept, welches mehr als einen Versuch wert ist und welches eigentlich nur angenehme Seiten hat. Also bei deutschen Hausrezepten habe ich so etwas noch nie gehört. Ich glaube dafür war die Mentalität früherer Generationen auch viel zu ausgetrocknet, um derartige Therapien auch nur öffentlich zu benennen, selbst wenn sie noch so wirksam gewesen wären. Da leben wir heute schon merkbar in einer freieren Zeit, was gewiss nicht nur gute Seiten hat, aber hier diese gefällt mir dann doch ausgesprochen gut.
Sind Sie leidenschaftlicher Kartoffelesser? Man hört ja viel darüber, wie gesund Kartoffeln sein sollen und ähnliche Verlautbarungen. Ich selbst habe ein gespaltenes Verhältnis zur Kartoffel. In ihrer typischen Urform der Zubereitung, also einfach gekocht als klassische Salzkartoffel, mag ich sie eigentlich eher nicht so doll. Noch weniger mache ich mir aus Pellkartoffeln. Regelrecht widerlich finde ich Kartoffelpüree, das Zeug sollte nach meiner Meinung verboten werden, ähnlich sieht es mit diesen komischen Kroketten aus, was ja nur frittierte Püreehütchen sind, pfui Teufel. Dann folgen aber die Sonderformen der Kartoffel. Ob Pommes Frites in verschiedenen Varianten, Chips, Curlys, Sticks o.ä., da bin ich ein eifriger Verehrer von, vertrage allerdings die fettigeren Sorten davon nicht wirklich gut, will heißen nur in kleinen Mengen. Auch die in der Kölner Gegend immer gerne beworbenen Kartoffel-Pfannenkuchen, also ich meine diese Kartoffelpuffer oder dort meist als Reibekuchen bezeichnet, sind echt etwas, wofür ich fast mein letztes Hemd hergeben würde, wenn sie gut gemacht sind. Die habe ich vor vielen Jahren in Köln erstmals erschmecken dürfen. Mit Bekannten war ich damals dorthin gefahren und wir hatten ziemlichen Kohldampf, als wir ankamen. Aber das einzige was dort geöffnet hatte, war eine Bude mit Reibekuchen und Würsten. Würste gibt's überall, aber diese Reibekuchen rochen so verlockend und wie sich herausstellte, das völlig zurecht. Also ich war sofort begeistert von den Plattmännern, weniger von ihrem hohen Preis. Ich habe mich schon öfters selbst daran versucht, aber irgendwie scheinen die mir vorliegenden Rezepte vom Original sehr abzuweichen. In einem Supermarkt fand ich auch schon Fertigmischungen für Kartoffelpuffer. Das Zeug wird, ähnlich wie bei den Fertigknödeln, als Pulver mit Wasser angerührt, ziehen lassen und dann gebacken. Schmeckt auch nicht schlecht, hat aber mit den Reibekuchen, wie ich sie damals in Köln gegessen hatte, bestenfalls nur am Rande etwas zu tun. Irgend eine wichtige Zutat fehlt oder ich weiß nicht woran es liegen mag. Neulich habe ich schon das Internet bemüht, um dort vielleicht Originalrezepte zu finden. Es gab zwar einige spärliche, aber es war dann doch nicht das wahre. Vielleicht ist es auch ein großes Geheimnis, was einen guten echten Reibekuchen ausmacht, welches am Schluss kein guter Reibekuchenbäcker verraten wird.
Soweit sind wir sicher ganz froh, das Internet zu haben, wenngleich bei mir die Anzahl der Benutzungen in den letzten Monaten deutlich gesunken ist und zwar auf weniger als ein Drittel gegenüber früher. Selbst dieser, im Vergleich niedrige Wert, befindet sich noch weiter im Sinkflug. Ich gehe davon aus, dass sich meine Internetaktivitäten ungefähr bei einem Viertel der bis noch vor drei Monaten üblichen Werte einpendeln wird. Und ich bin schon froh, nicht selber Seiten ins Netz hochgeladen zu haben, denn ich wüsste gar nicht, was ich dort breit treten sollte und hätte auch nicht die geringste Lust dazu, ständig Seiten überarbeiten zu müssen. Seiten dort einmal abzulegen und sich dann gar nicht mehr darum zu kümmern, das findet man nur allzu häufig und es erscheint mir absolut witzlos. Hin und wieder eine Email unter Freunden und Bekannten, wie wir das hier machen, das ist wunderbar, aber das genügt dann auch. Ich vergleiche es inzwischen ein wenig mit dem normalen Briefkasten, den man so hat. Ein normaler Privatmensch mietet sich schließlich auch kein Postfach oder hebt gleich eine eigene Poststelle aus der Taufe, hier genügt der einfache Briefkasten und so sehe ich es auch ein wenig im Internet. Emailadresse ja, aber alles andere ist für den Privatmann sinnlose Zeitverschwendung, ausgenommen vielleicht für Leute, deren Hobby das Internet selbst ist. Was glauben Sie, wen es wirklich interessiert, ob ein Herr X aus Y in seiner Freizeit mit seinem blöden Köter spazieren geht, oder ähnliche Websites? Genau solch einen belanglosen Müll findet man aber meist auf privaten Internetseiten zu Hauf. Wenn man da sieht, wie viele normale Privatleute dort eine Riesenschaubude aufmachen, nur um ihr kleines Umfeld mit Frau, Kinder, Hund und Hobby in künstlich aufgeblasener Form wichtigtuerisch in alle Welt hinaus zu posaunen, dann finde ich das bestenfalls lächerlich und meist auch extrem langweilig, weil es mich nicht die Bohne interessiert. Ich habe mir seit längerem schon angewöhnt, wenn ich erkenne, dass es sich wieder einmal um eine solche Seite handelt, den Besuch dort sofort abzubrechen. Dazu ist jede weitere Lebensminute einfach zu kostbar, sie damit zu verschwenden. Wie alles Neue, schleift sich das Internet im Laufe der Zeit ab und man findet das Besuchen vieler Seiten inzwischen sehr langweilig und weiß besseres mit dieser Zeit anzufangen. Zudem spart es Gebühren, wenn man wenig Gebrauch davon macht. Auf 95 % aller privaten Internetseiten liest man ohnehin das gleiche nichtssagende Blabla und bei geschäftlichen Seiten findet man vorwiegend Dinge, die man ohnehin schon wusste oder aber Sachen, die so speziell sind, dass man nichts damit anzufangen weiß. Aber seit ungefähr 2 Wochen mobbt eine Frau mich auf eine schon lästige Weise mit Bombardements von Email-Schreiben. Seit exakt dem 26. Oktober, das war ein Dienstag, vergeht kein Tag, an dem ich nicht mindestens 25 Emailgeschichten von dieser Jenni erhalte. Dabei sind die auch noch so vertraulich geschrieben, als würde ich die Dame schon seit Jahren kennen und intim mit ihr verkehren. Kayla schaute anfangs schon etwas skeptisch, als sie das sah, hat aber schnell begriffen, dass es barer Unfug ist. Es ist halt schon recht nervig, wenn man unter einem derartigen Berg von Mist dann stets die echten Sachen herauspicken muss. Verzweifeln wird man sicherlich nicht darüber, aber ich habe schon in Erwägung gezogen, ob ich nicht meine Emailbezeichnung verändern soll. Bei GMX soll das ja recht einfach gehen. Dann müsste ich jedoch allen Leuten, mit denen man manchmal Emailschreiben austauscht, das mitteilen, um dort nicht den Kontakt zu verlieren. Das gefällt mir dann auch nicht so recht, so habe ich alles gelassen. Dann schreibt diese Jenni zuerst mal recht harmlos, dass sie mal mit mir zusammen in Urlaub fahren möchte oder ich ihr raten soll, welches T-Shirt sie anziehen soll. Eine halbe Stunde später schildert sie mir in einer Email dann, dass sie gerade splitternackt auf dem Sofa liege und sich vorstelle, dass ich diverse Sachen mit ihr anstelle, die sie dann vollmundig in mehrseitigen Texten ausmalt. Die Krone kommt aber noch, denn die wird dadurch aufgesetzt, dass sie sich dann einen Tag später mit bunten Glückwunschbildchen an einer Email dafür bedankt, dass ich es ihr in der vergangenen Nacht mehrmals prächtig besorgt hätte und ähnlicher Schmarren. Würde nun eine nichts Schlimmes ahnende Ehefrau von ihrem Mann so etwas lesen und dem Unfug Glauben schenken, so könnten an solchen Scherzen ganze Ehen zugrunde gehen. Im meinem Fall erübrigen sich solche Auswirkungen, zumal ich in der von dieser Jenni vorgetäuschten Nacht definitiv mit Kayla zusammen war. Dadurch war Kayla sofort klar, dass diese Jenni einen Sprung in der Schüssel hat. Kayla hat ihr darauf hin sogar schon ein Antwortschreiben hingeschickt, in dem sie, sozusagen als Gegenfrust, dieser Jenni beschreibt, wie schön ich es in Wahrheit mit ihr getrieben hätte, während Jenni ja nur davon träumen dürfe. Kayla dachte, das wäre eine Art Schocktherapie für diese blöde Jenni, aber es hat nichts bewirkt, im Gegenteil, ich habe den Eindruck, seither kommen noch mehr Emails von ihr. Erst heute früh habe ich wieder exakt 28 Email von ihr im Eingang gehabt. Natürlich kann man diesen Schrott auch einfach ungelesen löschen, was ich zum größten Teil inzwischen auch tue.
Manche Leute ängstigen sich übermäßig vor den Auswirkungen der Hartz- 4-Arbeitslosengeld-2-Geschichten. So fand neulich eine spontan organisierte kleine Demo zwischen dem Neckarstadion und der Hans- Martin-Schleyerhalle gegen Hartz und seine Folgen statt. Den Ort hatte man wohl absichtlich so gewählt, weil von dort die Mercedes-Benz-Werke nur einen doppelten Steinwurf entfernt liegen und man solche Zeichen gerne in Richtung der Großindustrie absendet. Nicht dass ich daran teilgenommen hätte, bei weitem nicht, ich kam nur zufällig mit meinem Suzuki dort vorbei, als etwa 50 Leute gerade ihre Transparente entrollten und in ein gemeinsames Protestgerufe einstimmten. Sicher ist viel Ungewisses dabei, aber ich mache mich nicht mehr verrückt wegen diesem ganzen aufgebauschten Käse. Für Kabarettisten ist Hartz inzwischen schon zu einem Pflichtprogramm geworden. Mathias Richling, der Stuttgarter Paradekabarettist, so kann man ihn inzwischen sicherlich nennen, hat sogar sein aktuelles Programm erheblich umgekrempelt, nur um diesen Geschichten mehr Raum zu widmen. Nun hatte er ja schon lange über diese Dinge seine denkwürdigen Scherze gemacht, schon lange bevor andere nur im Traum daran gedacht hätten. Sein Umkrempeln war nun lediglich eine erhebliche Erweiterung dieses Themas, sozusagen aus aktuellem Anlass. Ein Auslöser für die jetzigen Spontandemos war sicherlich die Nachricht Anfang der Woche, wonach kluge Köpfe berechnet haben, dass ungefähr 30 bis gar 50 % möglicherweise aus dem Geldempfang ganz herausfallen werden.
Im grauen Wintermantel
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email "Kalte Nasen" vom 20.11.2004
Kaltnasige Grüße! Dieser Winter, der offiziell ja noch gar nicht begonnen hat, sägt schon gewaltig an unseren Nerven. Diese Tage wurde es ab 11 Uhr zusehends frisch, um nicht zu sagen eisig in der Wohnung. Die komplette Heizungsanlage des Wohnblocks war ausgefallen. Ein Heizungsbauer aus der Nähe rückte gleich mit 4 Installateuren an, um den Schaden zu suchen und zu beheben. Ich habe den Herrschaften dabei ein wenig über die Schulter geschaut. Der eigentliche Fehler lag wohl im Hauptkessel. Irgendwie war der wohl innerlich gerissen, wodurch dann Heizungswasser in den Feuerraum des Brenners drang und dort sogleich verdampfte. Da ist aber eine Schutzautomatik drin, wie mir einer der Monteure erklärte, und die schaltete dann automatisch die ganze Anlage aus Sicherheitsgründen ab. Würde das nicht geschehen, so der Fachmann, würde in kürzester Zeit das gesamte Heizungswasser, welches sich in dem Umlauf befindet, dort verdampfen, es wäre dann bald zu wenig Wasser in dem Umlauf und der Kessel liefe zudem trocken und würde ganz zerstört und im schlimmsten Fall könne dann sogar ein Brand oder eine Explosion entstehen. Ein neuer Heizungskessel dieser Dimensionen konnte aber am gleichen Tag nicht mehr beschafft und eingebaut werden. So mussten wir weiter frieren und wir behalfen uns mit einem kleinen Elektro-Gebläseöfchen, welches ich noch von früher habe. Die relativ kleine Wohnung ließ sich damit binnen etwa 2 Stunden immerhin auf 17 Grad bringen, wodurch man es mit etwas dicker Kleidung dann doch einigermaßen aushalten konnte. Weniger Glück hatten etliche Bewohner der nordwestlichen Hausteile. Dort hatten viele eine ähnliche Idee und heizten mit den Stromdingern, was das Zeug hielt. Zum Dank brannte im Flur eine Hauptstromleitung oder ein Verteiler durch, der solche Belastungen nicht mehr ertragen konnte. So war für diese Leute jegliches Heizen unmöglich und zugleich auch alles was mit Strom lief, wie Licht und Fernseher, schachmatt gesetzt. Später wurde dort teils mit abenteuerlichen Kabelrollen provisorisch Abhilfe geschaffen. Am Folgetag wurde bereits um halb 8 bei der Frühe der neue Kessel mit einem LKW angeliefert. Die Mannen vom Heizungsbauer hurteten wie die Wiesel und kurz nach Mittag wurde die Heizung dann wieder warm. Jetzt mussten aber noch in jeder Wohnung alle Heizkörper neu entlüftet werden. Nun sind es aber wieder wohlige 22 Grad in der Bude und wenn man will, kann man auch noch 25 Grad schaffen, mehr geht nicht, aber wer braucht das auch schon?
Ich hasse diesen Winterscheiß von Jahr zu Jahr mehr und man sollte das Klima beeinflussen können, so dass vielleicht + 10 Grad nicht unterschritten werden. Die Insekten, die dann durch die fehlende Kälte nicht eingehen, was ja im Folgejahr zu einer Plage führen könnte, sollte man dann dafür frühzeitig chemisch abtöten.
Nach einem solchen Vorfall mit der Heizung braucht man eine Stärkung, dachte sich Kayla und hatte ein Menü zusammengezaubert, dass ich fast unter den Tisch gefallen bin. Jeder Boceuse, Lafer, Witzigmann, Bioleck, Schubek oder wie diese Edelkochs alles heißen mögen, wären vor Neid grün angelaufen. Man entdeckt immer neue Qualitäten an dieser Frau. Ich meine, mir war ja schon lange bekannt, dass sie von der guten Küche viel versteht, was man einer solch schlanken Person und dann noch Asiatin nicht wirklich zutrauen möchte, aber jetzt das war fernsehreif. Ach was sage ich, viel zu schade fürs Fernsehen. Ich will Sie da jetzt nicht mit Details langweilen, aber das war eines der wenigen Essen, wie man sie im Leben so selten erlebt, dass man sich mit Gewissheit in 50 Jahren noch gerne mit leuchtenden Augen und Wasser unter der Zunge daran erinnern wird, sofern man dann noch auf diesem Planeten weilt. Und das mit Zutaten, die zusammengerechnet weniger als 20 Euro gekostet haben. Diese Edelkochs schöpfen ja ständig aus dem Vollen, nur teure beste Zutaten. Bei denen kostet alleine das Speiseöl mehr, als bei uns die ganze Mahlzeit. Mit deren erstklassigen und schweineteuren Produkten kann ja im Vergleich fast jeder etwas Gutes machen, aber so etwas aus billigen Zutaten auf den Tisch zu zaubern, da ist die Leistung um ein Vielfaches höher zu bewerten.
Die Batterie von meinem Suzuki hatte wohl wirklich einen Schaden. Nachdem der Fehler zunächst von selbst wieder entschwunden war, mit dem ausgegangenen Licht, wovon ich ihnen neulich berichtete, schien zunächst die Welt wieder in Ordnung zu sein. Gestern früh kam dann jedoch das dicke Ende. Es war recht kalt hier und ich wollte den Wagen starten, aber außer einem zittrigen Knack kam nichts und sogar die Kontrolllampe im Armaturenbrett wurde dunkel. Ich habe dann das Angebot von meinem Bekannten angenommen und seine gebrauchte Autobatterie für 25 Euro abgekauft, dass heißt, ich habe noch etwas gefeilscht und sie am Schluss für 20 Euro bekommen. Die ist noch nicht sehr alt, aber er ist ja Automechaniker und hatte sich die eigentlich vor knapp einem Jahr für einen Gebrauchtwagen gekauft, den er weiterverkaufen wollte. Dann hat er diesen Wagen im Sommer weiterverkauft und zu dieser warmen Zeit sprang der auch mit seiner alten Batterie noch an, so wäre es Verschwendung gewesen, die neue drin zu lassen. Jetzt hatte er aber, außer zu Testzwecken, keine Verwendung mehr dafür und mir kam sie gelegen. Sie ist zwar ein wenig größer als die Suzuki-Originalbatterie und hat auch etwas andere Anschlüsse, aber der Bekannte hat das schnell für ein paar Euro geändert und so kann ich diese Batterie nun verwenden. Die echte Suzuki-Batterie hatte nur 26 Ampere und flache Anschlüsse mit einem Loch drin. So etwas gab es nur bei Suzuki oder bei einigen Händlern für japanische Teile und sollte erschreckende 103 Euro kosten. Hier die gebrauchte Batterie von dem hat normale runde Anschlüsse und 36 Ampere, also 10 mehr, wodurch sie länger den Strom hält und mehr Strom abgeben kann, wie der Bekannte sagte, das ist gerade im Winter besonders gut und hat mich so summasumarum 20 Euro für die gebrauchte Batterie und 6 Euro für die Umrüstung der Anschlüsse, also 26 Euro gekostet. Der weitere Vorteil ist, dass ich zukünftig dann immer diese billigere und zugleich stärkere Batterie verwenden kann, falls diese hier in ein paar Jahren auch verschlissen sein sollte. Schlussendlich springt die Susi nun wieder an wie ein munterer Fisch im Wasser, selbst bei der Kälte.
Einkaufen verlangt immer mehr nach scharfer Beobachtung und Prüfung. Bei meinem Einkommen hat man nichts zu verschenken und teure Läden werden von mir vielleicht durchaus schon mal besucht, nur kaufen tue ich dort nichts. Wie Sie wissen, sind die bekannten Discounter, wie Plus, Aldi, Lidl, Penny, Norma u.s.w. meine Stammadressen für Einkäufe. Diese Läden ähneln sich sehr, aber dennoch schwankt die Qualität der Produkte immer häufiger. Besonders im Kernbereich Lebensmittel hat, wie ich des öfteren feststellen musste, die Qualität des "Marktführers" drastisch nachgelassen. Häufig schlecht schmeckende, faulige Wurst, faule, ungenießbare Eier, verdorbene Sahne-Heringe, matschige Tomaten, nach Jauche stinkende Paprika, saurer Joghurt, schimmeliges Mehrkorn-Brot, stinkende Kartoffeln, faule Zwiebeln und noch etliche andere Dinge, die ich keineswegs als Einzelfall sondern innerhalb des letzten halben Jahres sehr häufig in verschiedenen Filialen erleben musste. Der Preisdruck und Preiskampf scheint nun in einer Phase angekommen zu sein, wo es erheblich auf die Qualität durchschlägt. Billig um jeden Preis, im wahrsten Sinne des Wortes, kann ab einer bestimmten Grenze nur noch zulasten der Qualität erreicht werden.
Ein Bekannter von mir klagte mir sein Leid. Er ist ebenfalls Sohi, allerdings nicht so lange wie ich, sondern erst seit letztem Jahr. Der hat nun eine Vorladung für gleich 4 Vorstellungsgespräche erhalten. Angeblich weil er sich selbst nicht inständig genug um Arbeit bemüht habe, gehe man nun diesen ungewöhnlichen Weg und lade ihn schriftlich ganz konkret zum Antritt bei 3 Firmen und sogar bei einer Behörde mit genauer Terminvereinbarung zwecks Vorstellungsgespräch. Immerhin wird sogar beschrieben, um welche Tätigkeiten es sich bei den einzelnen Jobs handelt. Bei einer Firma soll er als Aushilfsarbeiter im Lager arbeiten, wobei das eine ungenaue Umschreibung ist, das kann viel bedeuten. Bei einer anderen Firma soll er tatsächlich die Toiletten putzen, die andere bescheißen und vollurinieren, das finde ich eine Frechheit. Bei der dritten Firma soll er an einem Brennofen beim Abstechen desselben helfen. Ein Job, der zwar wohl relativ gut bezahlt wird, der aber mehr als dreckig und anstrengend ist und man muss auch gewisse gesundheitliche Voraussetzungen erfüllen, was er bestimmt nicht schafft. Der Behördenjob schließlich ist eine Art Hilfsarbeiter bei einem Landschaftsgärtner, vielleicht noch der beste Job von den vieren, der Lagerjob könnte vielleicht auch noch halbwegs erträglich sein. Man mag eine gewisse Notwendigkeit zum Handeln sehen, um möglichst viele Leute wieder in Arbeit zu bringen, aber ich finde, das hier geht zu weit. Demnächst fährt morgens in aller Frühe noch ein Wagen vor, man wird ins Auto gezerrt und zu einer von der Behörde verfügten Arbeitsstelle gefahren und dort erst wieder weggelassen, wenn man eine Mindeststundenzahl abgeleistet hat. Das Klima wird härter und das ist nichts neues, aber nun finden gleich Quantensprünge in der Verhärtung statt. Ich befürchte, wenn das so weitergeht, gibt es bald einen Volksaufstand in Deutschland. Auch wenn man sich unter anderen Sohis einmal so umhört, dann rumort es gewaltig im Keller des Sozialgefüges und mein Eindruck ist, dass bald ein winziger Funke genügt, um dieses Gasgemisch zur Explosion zu bringen. Die Wirtschaftssprecher von Arbeitgeberverbänden und dergleichen haben aber auch nicht besseres zu tun, als in der Öffentlichkeit täglich neues entzündliches Gas dazuzuleiten und Öl ins Feuer zu gießen, mit ihren teils sehr hirnrissigen Vorschlägen. Die hauen immer noch mehr drauf, weil sie selbst restlos unfähig sind und nur von dieser Unfähigkeit ablenken wollen. Damit basteln sie sich ihre eigene Entlastung, wenn die Wirtschaft weiterhin nicht in Gang kommt, schiebt man es später darauf, dass nicht all ihre abstrusen Forderungen umgesetzt wurden. Als Beispiel für die Unfähigkeit der Manager kann man doch auch hier stellvertretend für viele andere Industriezweige wieder die Autoindustrie hervorkramen. Wenn es den Menschen schlecht geht und sie nur geringe Einkommen zur Verfügung haben, dann würde ich mich als Autobauer dem doch anpassen und vor allem wirklich billige Automodelle auf den Markt werfen, die sich die Leute noch leisten können. Aber was geschieht? Das genaue Gegenteil wird gemacht. Die Autos werden auf unverschämte Weise immer teurer, so dass sich schon ein Normalverdiener diese Kisten nicht mehr leisten kann, geschweige denn Leute, die ohnehin mit jedem Cent rechnen müssen. Muss denn heute jedes deutsche Auto 100 PS und mehr haben, braucht jeder Luxusausstattungen und Klimaanlagen, tolle Designpolster, Sportsitze, getönte Scheiben, Stereoanlage, Alufelgen, Airbag, CD-Player, Navigationsautomat, Verkleidungen hier und da, ABS, EZB und was weiß ich nicht noch was für einen Firlefanz? Ein Auto muss zuerst mal fahren und normal bremsen können und ein Auto mit 30 bis 50 PS tut's auch völlig, um die grundlegenden Fahrbedürfnisse zu befriedigen. Aber nein, aus diesem großen Markt hat sich die deutsche Autoindustrie doch freiwillig selbst verabschiedet, weil die Manager es so angeordnet haben. Nur teure Kisten und dass die teuer sind, schiebt man dann immer auf die Lohnkosten, dass es aber vor allem auch an der Überfrachtung der Wagen mit sinnlosem Mist liegt, auf die Idee kommen diese Intelligenzbestien erst gar nicht. Ich verlange ja nicht, dass nur solche Billigautos gebaut werden, aber wenn die Zeiten dementsprechend sind, dann muss ich auch so etwas anbieten können, um auch an diesem Markt noch etwas absetzen und verdienen zu können, aber auf diese Idee kommen die erst gar nicht. Anstatt dessen legt man am Sonntag bei Frau Christiansen oder bei hochstachelnden Veranstaltungen unter gleichgesinnten, überbezahlten Hohlköpfen lieber die Hände in den Schoss und wartet mit dem Ruf nach ständigen Forderungen und Peinigungen für die arbeitende Bevölkerung auf. Solche Manager braucht Deutschland nun wirklich nicht und man sollte sie mit kräftigen Tritten in den Hintern aus dem Land jagen oder sie wenigstens aus diesen Posten entfernen, in denen sie nur Schaden anrichten.
Immer häufiger verfalle ich gezwungenermaßen auf das Thema Computer, obwohl ich bekanntlich den Computer nur als Zweckmaschine betrachte und mich gar nicht weiter mit der Technik, die dahinter steht, beschäftigen will. Mal klappt hier etwas nicht, mal dort, dann hakt es hinten oder vorne, so wird man gezwungen, sich dann doch mit der Materie zu beschäftigen. Aktueller Anlass sind Probleme beim Hochfahren und beim Runterfahren des Notebooks. Nichts weltbewegendes, aber doch störend. Schalte ich das Notebook ein, so läuft es normalerweise ohne mein weiteres Zutun innerhalb von 20 bis 30 Sekunden bis zur Betriebsbereitschaft hoch. Habe ich genug damit gearbeitet, dann klicke ich in der Leiste unten auf Start / Herunterfahren und binnen höchstens 5 bis 10 Sekunden geht es dann aus; jedenfalls normalerweise. Nun häuften sich aber nervige Effekte seit etwa zwei Wochen. Beim Hochfahren erscheint zwar das übliche Desktopbild und der Mauszeiger, aber egal was man macht, der Rechner reagiert nicht darauf. Der Mauszeiger wird zwar entsprechend der Maus bewegt, aber anklicken kann man nichts b.z.w. es bleibt ohne jede Wirkung und auch die Tastatur spielt keine Rolle. Runterfahren ist nicht, weil ja alle Mausklicks nicht beachtet werden. Also hilft zum Abschalten nur die rabiate Methode, wie man sie früher nur kannte, den Stromschalter an der Geräteseite ausknipsen. Dann wieder anknipsen, hat man jetzt Glück, läuft er dann ordnungsgemäß hoch, will aber zuerst die Festplatte überprüfen, weil er behauptet, man habe das Gerät nicht ordnungsgemäß runtergefahren - ja wie denn auch??? Diesen Punkt leiert er dann in einer Minute ab, wobei einige bunte Balken übers Bild zappeln und es immer mit dem Ergebnis endet, dass die Festplatte in Ordnung sei. Seither klicke ich dann auf überspringen / abbrechen, wenn dieser unsinnige Vorgang beginnt. Danach läuft er dann meistens weiter hoch und lässt sich auch gut und störungsfrei benutzen. Manchmal benötige ich aber auch 3 oder 4 solcher gleichartiger Anläufe, bevor alles richtig klappt. Irgendwann hat man genug gewerkelt und klickt auf runterfahren. Wie oben beschrieben, ging das bislang sehr schnell. Doch seit einigen Tagen dauert es sehr lange, man bemerkt auch nicht, dass in dieser Zeit irgend etwas passiert oder vom Rechner gemacht wird, nur nach dem Klick auf Herunterfahren wird das Bild schwarz und es dauert vielleicht fast 2 Minuten, bevor er dann tatsächlich ausgeht. Nun nervte mich das doch so sehr, dass ich nach möglichen Ursachen suchen wollte. Dabei war ich mit meinem Latein aber sehr schnell am Ende ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein. Mit etwas Frust im Bauch habe ich das Notebook dann geschnappt und bin damit zu einem sehr kleinen Computerladen gefahren, der ungefähr 3 Kilometer von hier entfernt am Stadtrand liegt. Der ist als sehr kulant und preiswert bekannt und gehört auch keiner Vertriebskette an, die nur Umsatz machen will. Der Ladenbesitzer selbst war da und hat sich meines Problems angenommen. Er sagte, das sei ein sehr häufiger Fehler unter Windows XP und Me. Dann erläuterte er weiterhin, dass es eigentlich eine unzumutbare Frechheit wäre, was Microsoft für halbfertige, unausgereifte Produkte auf den Markt werfe. In Betrieben hätte es früher mit solchem Schund Regressforderungen gegeben, die selbst Riesenunternehmen wie Microsoft schnell an den Rand des Ruins gebracht hätten. Aber die hätten mit ihrem Imperium soviel Einfluss und die Welt so fest im Griff, dass das nicht geschieht und man weiterhin sich solche Patzer leisten kann. Er verstand nicht, weshalb nicht schon längst mehr Leute auf bessere Systeme umgestiegen wären, die es ja geben würde. Nun ich kenne keine, aber woher auch? Er erläuterte beim Suchen nach meiner speziellen Fehlerursache, dass jedes neue Programm Einträge im Betriebssystem hinterlassen würde, egal ob die wirklich gebraucht würden oder nicht und egal, ob das Betriebssystem aufgrund seiner eigenen Konfiguration damit zurecht kommt oder nicht. Auch manche Internetseiten können diese Einstellungen beeinflussen, obwohl das eigentlich nicht sein sollte. Durch die Vielzahl solcher Beeinflussungsmöglichkeiten kann man in aller Regel später nicht mehr nachvollziehen, was oder wer der wirkliche Urheber dieser Verdrehungen von Systemeinträgen war. Andererseits sei das Betriebssystem von Microsoft so kundenunfreundlich konstruiert, dass der normale Benutzer normalerweise gar keinen Zugang zu diesen Einträgen hat und auch keine Möglichkeit, fehlerhafte Einträge rückgängig zu machen. Es sei ein komplexes System, welches selbst Fachleute kaum durchschauen könnten, weil es über Teile davon und ihre Auswirkungen keine öffentlich zugänglichen Dokumentationen geben würde. Er hat dann aber eine Spezial-CD hervorgezogen und deren Programm auf meinem Notebook laufen gelassen. Es wurden irgendwie 639 fehlerhafte Einträge gefunden, was ja schon eine beeindruckende Zahl ist. Ich hätte von keinem einzigen fehlerhaften Eintrag gewusst und auch gar nicht gewusst, wo ich danach hätte suchen sollen. Danach benötigte er die genaue Versionsnummer des Windows-XP-Systems, die man aber irgendwo im Computer herausfinden kann. Die hat er dann in das Programm eingetragen und auf einen Button "Soll-Zustand wiederherstellen" geklickt. Dann dauerte das vielleicht 10 Minuten und er sagte, das Notebook müsste nun wieder einwandfrei laufen. Eine kurze Überprüfung im Laden bestätigte, dass meine bemängelten Fehler weg waren. 17,99 Euro kostete seine Arbeit, ich habe ihm 20 gegeben und bin frohen Mutes wieder nach Hause und tatsächlich, wie in alten Tagen, klappt alles wieder bestens.
Die Geschäftemacher werden auch immer lästiger und unverschämter. Diese Tage lag im Briefkasten eine Karte von einem Feuerlöscherservice, der schreibt, dass er am 26. November um 18 Uhr bei uns vorbei käme, um entweder bereits vorhandene Feuerlöscher der gesetzlich vorgeschriebenen Prüfung zu unterziehen oder falls noch keine vorhanden sind, einen im Eingangsbereich der Wohnung zu installieren. Dies sei angeblich ab Januar 2005 für jede Wohnung vorgeschrieben und bei Wohnhäusern, die nur von dem Eigentümer bewohnt würden, müsse sich in jeder Etage mindestens ein 6 kg - Löscher mit Wandhalterung befinden. Bei der Neuinstallation soll man gleich 125 Euro bereit halten, da sofort in bar die Rechnung zu begleichen sei. Das sei, weil es nur dann zu einem Sonderpreis möglich wäre, da die Firma so nur eine einmalige Anreise hier zum Haus habe, um gleich alle Wohnungen zu betreuen. Falls man jetzt nicht zuschlage, würde es in einigen Wochen fast doppelt so teuer, da der Fachmann dann extra nur für uns rauskommen müsste. Ich habe sofort mit dem Hausbesitzer gesprochen, denn solch eine Aktion fürs ganze Haus müsste mit dem ja dann auch vereinbart sein, der wusste aber davon nichts und er will von seiner Seite aus schon die Polizei einschalten. So stellte sich jetzt schon mal heraus, dass in allen Wohnungsbriefkästen die gleiche Karte lag und die darauf vermerkte Feuerlöscher-Kundendienstfirma, angeblich aus Burghausen in Bayern, an der deutsch-österreichischen Grenze, gibt es dort gar nicht. Es wurde zwar von Leuten hier ein Lieferwagen, mit der Aufschrift Feuerlöscher-Kundendienst gesehen, aber solche Beschriftungen kann ja jeder anfertigen lassen. Durch diese Sache war mein Blick für Feuerlöscher geschärft und als ich gestern wegen etwas anderem im Baumarkt weilte, habe ich spaßeshalber mal geguckt, was dort solche Feuerlöscher kosten. Ein einfacher 2 kg - Löscher wurde für rund 21 Euro angeboten und ein guter Marken - Feuerlöscher mit 6 kg von der bekannten Marke Gloria war gerade sogar im Sonderangebot für nur 55,99 Euro anstatt 69 Euro und das einschließlich der Wandhalterung. Ein Noname - Produkt gleicher Größe gab's sogar schon für 25 Euro. Nun weiß man noch nicht einmal, was diese Betrügerfirma im Ernstfall hier angeschraubt hätte, wahrscheinlich so ein Billigding und dann zum Eindrehen von 2 Schrauben 125 Euro als Sonderpreis, das ist eine gute Gewinnspanne, 100 Euro! Ich weiß nicht, ob sich die Polizisten nun am 26. November hier in Erwartung dieser Feuerlöschbetrüger auf die Lauer legen werden, aber der Hausbesitzer meinte ja, weil die schon andernorts unangenehm aufgefallen wären, nur da habe man das Malheur erst bemerkt, nachdem die zig Leuten diese Dinger auf diese Tour angedreht hatten.
Die Frage ist, wie hält man sich frisch, wie bleibt man jung. Zumindest scheint einer dafür ein Patentrezept gefunden zu haben. Ein immerhin 80 Jahre alter Mann aus Stuttgart hat diese Tage den Neckar quer durchschwommen und Sie wissen, die Temperaturen sind jetzt nicht unbedingt für ein solches Flussbad angetan. Auch hat der Neckar hier stellenweise eine ziemlich wilde Strömung, ich jedenfalls würde es selbst im Sommer nicht wagen. Der Mann war in einer örtlichen Fernsehsendung zu sehen und er wirkte auch eher wie ein Anfangsechziger, darauf dass der schon 80 ist, wäre ich bei seinem Anblick nie gekommen. Beim ersten Blick hätte ich ihn auf höchstens 60 bis allerhöchstens 62 Jahre eingeschätzt. Manche Menschen altern, zumindest äußerlich, sehr unterschiedlich. Das sehe ich schon an mir selbst. Man kann sich selbst zwar nur sehr schlecht beurteilen, ob man alt aussieht, weil der eigene Verstand ja langsam mitaltert und man sieht sich jeden Tag im Spiegel, da ist man immer mit sich eins und weil es ein stetig langsamer Vorgang ist, bemerkt man es nur wenig. Aber ich behaupte mal von mir, dass ich mich zwischen meinem zwanzigsten und vierzigsten Lebensjahr äußerlich so gut wie überhaupt nicht verändert habe. Ungefähr ab meinem einundvierzigsten Lebensjahr ging es dann dafür schlagartig nach unten. Haarausfall, graue Haare, Falten im Gesicht, unnötige Haare aus den Ohren und der Nase und das ganze Programm fielen über mich her. Innerlich fühle ich mich heute mit über 50 aber besser und jünger, als vor 10 Jahren. Dann noch die junge Frau dazu, das macht schon was aus, glaube ich jedenfalls. Noch vor Jahren hätte ich selbst gesagt, dass ein alter Bock durch ein junges Geißlein auch nicht mehr jünger wird, aber das sehe ich heute etwas anders, zumindest was das eigene Befinden angeht. Nun, so hat dieser Neckarschwimmer halt sein Rezept gefunden, um sich jung zu halten. Wenn ich heute manche zwanzig- und dreißigjährige reden höre, dann komme ich mir im Vergleich zu deren Geisteshaltung jünger und frischer vor. Aber sei es drum.
Heute morgen war Autofahren in Stuttgart nahezu unmöglich. Eine Großdemonstration gab es, gegen alles Mögliche im Zusammenhang mit Hartz, gegen Lohn- und Weihnachtsgeldkürzungen, und diese ganzen Geschichten, von denen man ständig hört. Gewerkschaften wie Verdi und andere hatte dazu gerufen und die Beteiligung war durchaus ansehnlich. Nun ist Stuttgart eigentlich keine demonstrationsgewohnte Stadt, vielleicht fehlt einem dadurch auch ein wenig die Relation zu dem was bei einer Demo groß oder klein heißt, aber die Sache war nach meiner Meinung durchaus als groß zu bezeichnen. Auf fast allen Straßen, die irgendwie zum Zentrum führten, und das sind in Stuttgart fast alle, war kein Durchkommen mehr. Sogar Straßen, die eigentlich hätten frei bleiben sollen, waren dicht. Ich finde diese Demos im aktuellen Fall durchaus angebracht, obwohl ich eigentlich ganz und gar kein Freund von Demonstrationen im Allgemeinen bin. Die Organisatoren und Demonstranten werden aber auch immer angepasster. Bedenken Sie, heute war Samstag und eine Demo auf den meist noch freien Samstag zu legen, auf die Idee wäre noch vor 5 Jahren keiner gekommen. Da hätte so etwas mitten in der Woche stattgefunden und die Arbeiter hätten Job Job sein lassen, um zur Demo zu gehen. Ich selbst habe mich aber nicht zu den Demonstranten gesellt, etliche konnte man hier aber vom Fenster aus sehen, die auf dem Weg zur Demo waren. Transparente und schimpfende Fußgruppen gab es daher auch hier schon zuhauf. Die Lage nähert sich immer mehr der von mir weiter vorne schon angedeuteten Befürchtung in Richtung eines drohenden Volksaufstandes. Wenn schon im traditionell friedlichen Stuttgart mit einem solchen Ausmaß demonstriert wird, das will schon was heißen, das zählt gleich doppelt.
Mit kalten Fingern aber guter Dinge, Ihr Egbert Lappenkeuler
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