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Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Nebenverdienst” und “Bahnreise nach Schorndorf” aus dem Jahre 2004. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email "Nebenverdienst" vom 23.09.2004
Wohligfröhliches Hallo!
Es bereitet mir Freude, wenn meine Berichte Ihnen Freude bereiten. Es ist aber auch immer etwas los und man weiß manchmal nicht, ob man sich die Zeit nehmen soll, das Erlebte niederzuschreiben oder ob man dann während des Niederschreibens schon wieder wichtige andere Dinge verpasst, über die man ansonsten auch noch hätte berichten können.
Die Gelegenheiten zu aushilfsmäßigen Verdienstmöglichkeiten sind hier in wirklich sehr gut. Man sucht selten länger als 2 Tage. Es sind oft nur extreme Kurzzeitjobs, manchmal sogar nur für einige Stunden. Unterdessen, darf ich offen reden? Ich habe mich immer bemüht, Arbeiten bei denen man, im übertragenen Sinne, Dreck einfressen muss zu vermeiden. Nicht immer hat es geklappt, aber man muss da sicher selbst irgendwo die Grenze finden und entscheiden, was man noch macht und was nicht. Es hängt auch sehr stark vom Einsatzumfeld ab. So gibt es sicher Arbeiten, die man normalerweise nicht annehmen würde, die jedoch dann, je nach Umfeld wo und mit wem man das machen soll, doch angenommen werden und auch trotzdem Freude bereiten. Man kann halt nicht alles über einen Kamm scheren. Um noch einmal auf die Suchmöglichkeiten zu solchen Kurzzeitjobs hier einzugehen. Es gibt einige bestimmte Plätze, wenn man dort morgens um halb 7 Uhr hingeht, trifft man dort immer auf Leute, die einen Job zu vergeben haben oder einen suchen. Ich selbst, ich glaube ich hatte schon davon berichtet, helfe zuweilen öfters bei Umzügen, weil ich da jemanden persönlich kenne, der so etwas macht. Der hat selbst einen etwas betagen, aber geräumigen Ford-Transit-Kleinlastwagen und es kommt vor, dass er größere Umzüge an Land zieht, bei denen man in der gewünschten Zeitspanne nicht mit einem Fahrzeug auskommt. Dann wird bei einer Autovermietung ein zweiter Wagen dieser Art hinzugemietet und den fahre ich dann oder helfe zumindest. Ich fahre diese großen Wagen eher nur ungern, weil ich mich mit den Abmessungen schwer tue und dann übervorsichtig fahre und so mehr zu einem Verkehrshindernis werde. Helfen tu ich dort trotzdem gerne, auch weil es relativ gut bezahlt wird und weil die Atmosphäre zwischen uns einfach stimmt, keineswegs weil mir derartige Arbeit übermäßige Freude bereitet, da könnte ich mir durchaus besseres vorstellen.
So manche heutige Arbeit ruft bei mir eine lang zurück liegende Erinnerung wach. Am Ende meiner Jugend, ich nenne das einfach mal so, ich war damals vielleicht 19 oder 20 Jahre alt, war ich eine zeitlang beim THW, beim Technischen Hilfswerk. Jemand hatte mir dort erklärt, wie ich mit einem bestimmten Mörtelgemisch sogenannte Wandanker setzen musste. Das waren kurze Gewindestangen, die in einer Betonwand befestigt werden mussten, um daran ein schweres Klimagerät zu befestigen, welches einen Unfallbunker belüftete. Ein Kollege hatte in den zähen Beton die Löcher für diese Anker gebohrt und ich sollte sie nun mit diesem Mörtel eingipsen. Dieser Mörtel war zu mischen aus zwei Komponenten, eine Art Zement und ein fertiges Gemisch aus Feinsand und auch einem zementartigen Pulver, dann natürlich noch etwas Wasser in genau definierter Menge mit Messbecher hinzu. Nun sollte die Handhabung so sein, dass man dieses Mörtelgemisch anrührt, dann damit eines der Löcher ganz fest voll stopft und dann schnell und fest den Wandanker nachschiebt und mit einem Hammer zusätzlich einklopft. Überzähliger Mörtel trat dabei dann wieder aus und konnte weggeputzt werden. Man ist ja bequem und will sich für unnötig befundene Arbeitsgänge einsparen. So mischte ich gleich die vierfache Menge Mörtel an, stopfte alle 4 Wandankerlöcher damit zu und wollte dann die Wandanker einführen und festklopfen. Das ging aber nicht mehr, weil der Mörtel durch die längere Einfüllzeit für die jeweils anderen 3 Löcher schon zu hart geworden war. Man bekam keinen Anker mehr hinein und der Kollege mit der Bohrmaschine konnte 4 neue Löcher bohren, was uns aber nicht wirklich weiterbrachte, weil wir für die neuen Löcher nicht mehr genügend Zutaten für weiteren Mörtel hatten. Diese Zutaten für den besonders festen Mörtel müssen wohl recht teuer gewesen sein, denn der Gruppenleiter vom THW hat sich ziemlich zickig angestellt, als er neue ausgeben musste. Meine Fähigkeiten auf dem Bau sind somit nie besonders gewesen und ich habe mich auch nie bemüht, diesen Zustand zu ändern, weil mir derartige Arbeiten eigentlich nicht liegen, außer gewissen Tätigkeiten im Trockenbau mit Gipskartonplatten, die gehen mir gut von der Hand. Noch weniger liegen mir allerdings Metzgertätigkeiten. Ich mag Wurst zwar heiß und begehrlich, aber selbst welche herstellen, nie und nimmer! Aus sonstigen typischen Fleischgerichten, wie Braten und dergleichen mache ich mir allerdings eher wenig.
Herr Smelka hatte mir vor einiger Zeit gesagt, dass die frühzeitig eingereichten Hartzer-Anträge den Amtspersonen ein wenig als Übungsmaterial dienen würden. Frühzeitig ist jetzt aber schon vorbei und eine gezielt späte Abgabe kann, laut Herrn Smelka, auch zu Nachteilen führen, da die Behördenakrobaten Anweisung hätten, zwar alle Anträge durchzuarbeiten, aber wegen der Eile nur kurz geprüfte Anträge würden gekennzeichnet und später nochmals genauer nachgeprüft, wenn wieder etwas Luft im Verwaltungsalltag eingekehrt ist. Ich bin von dieser ganzen Zumutung keineswegs begeistert, habe diesen Käse aber bereits vor einigen Wochen abgegeben. Diese ganze Formulierung, von wegen Arbeitslosengeld 2 finde ich ja irreführend. Als bekäme man dann zwei verschiedene Arbeitslosengelder, 1 und 2, haha, das wäre schön, aber am Schluss soll's doch ein Sparpaket für den Staat werden, daran zweifelt doch wohl keiner mehr. Mein Eindruck, dass die Behörden sich mit diesem Antragswirrwarr selbst ein Bein stellen, verstärkt sich immer mehr. Kamen anfangs komplette Musterbögen und dann die eigentlich auszufüllenden Bögen in ihrer kompletten Sammlung hier an, so schickt man mir nun laufend nochmals einzelne Bestandteile dieser Formulare zu. Ich habe die einzelnen Schmierblätter nicht angefordert und auf telefonische Anfrage wusste bei denen keiner, weshalb man mir diese sogenannten Zusatzblätter in einzelnen Posten mehrfach nochmals zuschickt. Erst am letzten Donnerstag lag wieder so ein großes braunes Couvert in meinem Briefkasten, diesmal enthielt es gleich 4 Exemplare des Zusatzblattes zur Feststellung der angemessenen Kosten für Unterkunft und Heizung. Bei der bereits erfolgten Abgabe hatte ich denen schon ein ordentlich und korrekt ausgefüllte Exemplar davon zugeschickt, trotzdem schicken die mir jetzt immer wieder solche Ausgaben verschiedenster Zusatzblätter zu und wissen selbst nichts davon. Erst wenige Tage zuvor hatte man mir auf ähnliche Weise gleich 7 Exemplare des Zusatzblattes über die Feststellung des zu berücksichtigenden Vermögens zugeschickt. Langsam zweifle ich daran, dass überhaupt gesteuerte Abläufe hinter dem ganzen Unfug stecken, sondern befürchte, dass einige desorientierte Behördenhengste wahllos die Dinger unters Sohi-Volk streuen, bis dass alle Vordrucke aufgebraucht sind. Sie werden es ja selbst gesehen haben, dass besonders dieser zuletzt genannte Vordruck einen erniedrigenden Charakter hat. Mancher wird sich beim Ausfüllen nackt vorkommen, man solle jeden Cent offenbaren den man selbst oder eine vermeintliche Partnerin in den gemeinsamen Haushalt einbringt oder den man als Vermögenswert betrachten könnte. Immerhin zwickt dieser Vordruck auch in unser Lieblingsthema Auto, denn dort fragt man unter Punkt 7 böswillig auch nach dem Wert eines möglicherweise vorhandenen Autos. Da kommen die Zahlen ins Spiel, die ich Ihnen in meinem letzten Bericht nannte, die mir Herr Smelka zukommen ließ. Solange Sie die damals genannten Wertigkeiten nicht grob überschreiten, brauchen Sie ab 2005 nichts zu befürchten, auch wenn diese Passage in dem Formblatt anders wirken mag. Mit anderen Worten, einen gebrauchten VW-Golf, Ford-Escort oder Focus oder Opel-Astra, der vielleicht 3 oder mehr Jahre alt ist, den können Sie ohne jegliche Angst behalten und weiterfahren. Ebenso hunderte ähnlicher oder billigerer Autos. Immerhin ist man schon auf den alten Trick vorbereitet, dass das verwendete Auto auf einen anderen Halter angemeldet ist, denn man fragt, ob Fahrzeuge vorhanden sind, nicht gleich ob man eines besitzt; es wird erst in zweiter Reihe verlangt, den offiziellen Halter anzugeben. Ich selbst habe ordnungsgemäß und ohne Tricks meine kleine Susi dort eingetragen, und zwar mit einem Zeitwert von 700 Euro. Falls man nachfragt, wieso ich auf nur 700 Euro komme, werde ich sagen, dass ich das Wägelchen für 850 Euro gekauft habe und es nun schon einige Zeit fahre, wodurch der Wert nach aller Logik weiter gesunken ist, also angenommen auf 700 Euro. Frech finde ich diese ganzen Fragen nach Sparkonten und anderen Anlageformen, aber dort kann ich ohne schlechtes Gewissen weiße Flächen zurücklassen. Die Überprüfbarkeit der Angaben auf diesem Formblatt lässt sich aber ohne jede Kunst leicht aushebeln. Ich kenne jemanden, der ist ebenso Sohi und der macht sich nichts daraus, in aller Öffentlichkeit laut zu sagen, dass er zahlreiche Sparkonten in der Schweiz unterhält, an die Meister Hartz nicht herankommt. Die Schweiz ist von Stuttgart nicht übermäßig weit entfernt und ich kann jeden verstehen, der so seine letzten Notgroschen in Sicherheit bringen will. Die Zinsen, die die Schweizer Eckis geben, sind gewiss nicht berauschend, dafür lohnt kein Weg dorthin, aber die Sicherheit der Unantastbarkeit überzeugt und die Schweizer werden gewiss nicht so dumm sein, sich ihre Geschäftsgrundlage selbst zu zerstören, indem sie Kontrollmitteilungen an deutsche Behörden aussenden. Natürlich werden heute viele Kontrollen gemacht, ob Leute nicht höhere Barbeträge im Grenzgebiet mit sich herumschleppen, jedoch gibt es auch hier relativ sichere Methoden, diese Kontrollmechanismen kalt zu stellen. Wie gesagt, bei mir gibt es da nichts zu holen oder zu entdecken, somit erspare ich mir auch die Ängste darum.
Fremde Mann, nix wissen! Genauso antwortet ein entfernter Bekannter von mir, der finanziell erfolgreich als Schwarzarbeiter auf etlichen Großbaustellen im Raum Stuttgart arbeitet. Er macht das schon länger und ohne Scheu. Inzwischen wurde er dabei schon von Kontrolltruppen der Arbeitsagenturen aufgefischt. Er hat dann vorgegeben Ausländer zu sein und mit absichtlich gestammelter Antwort: Ich fremde Mann, nix wissen! die Kontrolleure ins Bockshorn gejagt. Er hat dann auch nie einen Personalausweis oder sonstige Papiere dabei, einmal wurde er zur Feststellung der Personalien sogar mit auf eine Polizeiwache gebracht. Er hat sich immer nur dumm gestellt, und nach spätestens ein paar Stunden war alles vorbei und am nächsten Tag war er wieder als der Fremde Mann vom Dienst auf der Baustelle. Manche Behörden setzen die Leute auch solange fest, bis dass ihre Personalien eindeutig feststehen, das ist ihm jedoch nicht passiert. Er ist Deutscher, aber sein leicht südländisches Aussehen kommt ihm bei dieser Nummer zur Hilfe. Er hat sich im allgemeinen Gerangel immer verdünnisiert und war dann für die spurlos verschwunden. Ich hätte für so etwas wirklich keine Nerven, aber man muss neidlos zugestehen, dass er auf diese Weise einen Lebensstandard erreicht, von dem unsereins nur in den schönsten Träumen schlummern kann. Er wohnt in einer offiziellen Wohnung, das ist eine anderthalb Zimmer Kleinwohnung, ähnlich meiner, sogar noch etwas kleiner und dann hat er eine richtige Wohnung, mit fetten 180 m² Wohnfläche im Vorort Schönberg. Die dortige Wohnung oder es ist sogar ein richtiges Haus, gehört sogar eigentlich ihm, aber offiziell ist seine Cousine als Eigentümerin eingetragen, da verlaufen mögliche Nachforschungen der Sohi-Behörden im Sande. Wie gesagt, er ist da clever, aber vor allem waghalsig, wozu mir jeder Mut in diesem Ausmaß fehlen würde. Kleine Waghalsigkeiten, o.k., dafür bin ich vielleicht noch zu haben, wenn sie im Dunst eines Missverständnisses oder einer falsch verstandenen Auslegung verlaufen oder auch wenn Möglichkeiten bestehen die Weite der Bestimmungen dehnbar auszunutzen, aber solche gezielten Übertretungen der Bestimmungen oder gezielte Verstöße in großem Ausmaß, dafür fehlt mir eindeutig der Mut. Dann hätte ich keine ruhige Minute mehr und was nützt mir der schönste verborgene Reichtum, wenn ich jeden Moment damit rechnen muss, ertappt zu werden und alles Erzielte würde hinfällig? Unter solchen Bedingungen könnte ich mich an dem Reichtum erst gar nicht erfreuen. Ihn lässt das kalt. Offiziell fährt er gar kein Auto, in Schönberg hat er dafür einen dicken Mercedes vor der Türe stehen, knapp ein halbes Jahr alt. Dafür zerfetzt er sich allerdings auch und steckt bis zum Hals in Aufträgen, so dass er mehr arbeitet, als die meisten offiziell Vollbeschäftigten. Wie sagt man doch so? Arbeit macht das Leben froh, Faulheit stärkt die Glieder, da wir alle stark sein woll'n, legen wir uns nieder. Ich werde es ihm nicht nachtun, damit dürften die Sohi-Behörden an mir wenigstens in diesem Punkt mehr Freude haben.
Sie kennen ja den Wetter-Kachelmann, der sich mehr und mehr zum Universalunterhalter entwickelt, da er in den ostdeutschen Fernsehsendern oft als Moderator von Talkshows auftritt und auch an anderen Sendungen mitwirkt, die alle gar nichts mehr mit Wetter zu tun haben. Nun drängt er noch ins schreibende Fach vor, denn in einer Großbücherei hier in Stuttgart hatte er vorige Woche eine Autorenlesung veranstaltet. Ich hätte aus einem Kontingent sogar einige Freikarten dafür haben können, aber an diesem Abend hatte ich keine Zeit. Ich erzählte Ihnen bereits vor längerem von einem anderen Bekannten, den ich öfters mit dem Auto chauffiere, mit dem ich auch die Benzinpanne hatte, weil ich vergaß zu tanken. Nun hat sich die Bekanntschaft zu ihm nach einigen Gewitterwolken, die inzwischen verzogen sind, wieder gebessert. Dafür will er nun öfters abends gefahren werden und zahlt dafür besser, als für die Tagfahrten und ich wäre dumm, wenn ich mir das entgehen ließe. Daher war mit Kachelmanns Lesung für mich nichts. Aber so wichtig war mir das ohnehin nicht, ich weiß noch nicht einmal, ob ich wirklich hingegangen wäre, trotz kostenlosem Eintritt und kurzem Weg. Bei den Nachtfahrten wurde ich neulich von der Polizei gestoppt. Mein linkes Abblendlicht war wohl entzwei, ich hatte davon zuvor nichts bemerkt. Der Beamte war anfangs recht muffig und tönte vom hohen Thron herablassend. Er schien prinzipiell nichts von Leuten zu halten, die in solch billigen Autos herumkurven. Wie es denn mit der AU, dieser blöden Abgasuntersuchung, aussehen würde, wollte er noch wissen. Ich erklärte ihm, dass alles gültig und in Ordnung sei, da höhnte er noch, ob denn so ein Autochen überhaupt einen Auspuff habe. Ich wollte nicht unfreundlich reagieren, weil er bis zu diesem Zeitpunkt nur die defekte Birne im Abblendlicht bemängelt hatte, aber nichts von einer gebührenpflichtigen Verwarnung dafür sagte. Ich zog es deshalb vor, in sein Hohnlied einzustimmen und bemerkte, dass man bei den wenigen Abgasen, die dieses winzige Autochen produzieren würde, auch eigentlich wirklich auf den Auspuff verzichten könne. Dann drehte er mäßigen Schrittes noch zwei Runden um meinen Suzuki und fragte, wann ich denn die defekte Birne zu wechseln gedenke. Ich sagte ihm, dass ich nun sofort nach Hause fahre und das trotz der vorgerückten Stunde heute noch erledigen würde, damit morgen früh wieder alles in Ordnung ist. Dann drückte er mir die Papiere wieder in die Hand und meinte, dass ich vorsichtig auf dem kürzesten Weg sofort nach Hause fahren soll und es auch wie gesagt tun soll. Er betonte, wenn ich nun geantwortet hätte, dass ich die Birne erst morgen wechseln würde, dann hätte er mir 15 Euro Verwarngeld abgeknöpft, aber so diene es der Verkehrssicherheit mehr, wenn ich das gleich mache. Er bemerkte dann noch grinsend, für die eingesparten 15 Euro solle ich mir paar Birnen als Ersatzbevorratung kaufen. Wissen Sie, ich hasse es, für derartige Dinge wie Verwarnungen und solches noch sinnlos Geld ausgeben zu müssen, daher reiße ich mich eigentlich immer am Riemen, um Übertretungen zu vermeiden, aber die defekte Birne hatte ich wirklich nicht bemerkt. Man schaut ja auch nicht vor jeder Nachtfahrt vor dem Auto, ob alle Lampen ordnungsgemäß leuchten. Aber halten Sie sich heute mal halbwegs an die Verkehrsregeln, da werden sie fast pausenlos überholt, selbst von großen LKW und selbst im absoluten Überholverbot. Die Autos von heute sind nach meiner Meinung auch einfach völlig übermotorisiert. Wenn man einen Neuwagen in der einfachsten Grundausstattung erwerben will, so begann früher die Motorisierung vielleicht mit 40 PS, aber heute haben die Einstiegsmodelle schon oft 80, 90 und mehr PS und mit so etwas kurven dann auch schon die Fahranfänger und die jugendlichen Halbstarken herum. Ich empfinde es als eine gefährliche Entwicklung. Selbst die neue Ausführung von meinem winzigen Suzuki Alto, den es ja immer noch als Neuwagen gibt, der heute aber etwas runder aussieht, hat jetzt schon 63 PS. 63 PS in einem solch leichten Auto, das ist doch, als hätte man in einem VW-Golf 110 PS. Alle reden vom Spritsparen und die neuen Wagen benötigen mit der hohen PS- Zahl so wenig Sprit, wie die alten mit der halben Leistung. Aber hätte man mit gleichem Technologiefortschritt die PS-Zahl gleich gelassen, dann müsste sich demnach im Umkehrschluss der Benzindurst halbieren, aber auf diese Idee kommt wohl keiner. Jeder muss scheinbar rasen, als säße der Teufel persönlich mit der Peitsche auf dem Rücksitz und triebe den Fahrer zur ewigen Eile an. Besonders negativ fallen mir immer wieder die Audi- und BMW - Fahrer auf, aber auch sehr viele VW-Golf - Fahrer hasten ständig jeder Sekunde Fahrzeit nach. Ich fahre gerne konstante Geschwindigkeiten, aber das ist heute gar nicht mehr möglich durch die Raserei der anderen. Gemütlich entspannt mal einige Kilometer mit vielleicht 60 km/h oder auf Landstraßen mit 80 km/h dahingleiten das ist doch schön, aber nein, man wird dann kolonnenweise überholt und kurz danach stauen sich die Überholer zurück und auch ich muss dann abbremsen, weil ich diese Idioten alle wieder vor mir habe, da sie zu früh alle zugleich an der nächsten Ampel oder Kreuzung eintreffen. Ich rege mich nicht schnell auf im Straßenverkehr, nehme eher alles gelassen, selbst wenn mich mal einer schneidet oder mich wegen seines Fehlverhaltens zum Abbremsen zwingt, aber manchmal denkt man doch darüber nach, wie schön es wäre, wenn man eine große Kanone im Kühlergrill hätte, mit der man diese motorisierten Wildsäue von der Fahrbahn schießen könnte.
Um zurück zu unserem Eingangsthema zu finden. Eine neue Möglichkeit einige Euro nebenher zu verdienen zeichnet sich bei mir nun auch noch ab. Eine Familie Burk in Schmiden will ihre straßenseitige Hausfassade verkleiden lassen mit selbstdämmenden Zierwänden. Das ist so ein neues Zeug, mit dem man in einem Arbeitsgang die Wand von außen verkleiden kann und zugleich eine gute Wärmedämmung erreicht und auch eine optische Aufwertung und Verschönerung springt dabei ab, wofür man sonst mindestens 3 Arbeitsgänge braucht. Ich habe keine Ahnung davon, aber der Bekannte von mir, der sonst Möbeltransporte macht, hat sich hier erstmals ein zusätzliches Betätigungsfeld im Sub-Auftrag eines anderen Unternehmers an Land gezogen. Es soll recht leicht von der Hand gehen, und da die Burks nur die straßenseitige Fassade verkleiden lassen wollen und ihr Haus nur aus dem Erdgeschoss mit aufgesetztem Spitzdach besteht, wurde ausgerechnet, das die Sache innerhalb von maximal 2 Tagen erledigt sein müsste. Der Bekannte von mir hat sich bei dem anderen Unternehmer vor Ort einmal etwas angeeignet, was den korrekten Anbau dieser Sachen betrifft und möchte mich nun als Helfer dabei haben. Die Fassadenelemente sind einfache Platten, die auf einer Seite die optisch aufwertende Ziergestaltung haben, hier wie Backsteine, die auch reliefartig eingeprägt und eingefärbt sind und auf der Rückseite ist eine weiche, fast gummiartige, porige Wärmedämmbeschichtung. Jede Platte wird mit nur 4 Dübeln an der Außenwand befestigt, obwohl sie ungefähr 2 x 2,5 m groß ist. Da sie mit den nebenliegenden Platten zusammengesteckt wird erhöht sich aber die gemeinsame Haltewirkung und die paar Schräuble in Dübeln reichen aus. Knifflig wird nur die Anfertigung der Aussparungen für Fenster und Türen. Für 2 Tage Hilfe bei der Sache winken mir immerhin auf sein Angebot 150 Euro, und ich denke, dass ich dabei mitmache und wenn er 150 Euro aus sich heraus anbietet, dann schaffe ich es nach meiner Erfahrung meist, ihn noch auf 170 Euro hochzutreiben. Ich habe mir das einmal flüchtig angesehen und denke, dass es nicht allzu schwierig sein dürfte. Neben den schon erwähnten Fenster- und Türeinschnitten sehe ich ansonsten das größte Problem in schlechten Wetterbedingungen. Das zu verkleidende Häuschen ist so klein, dass ich aus dem Bauch heraus schon sagen würde, die Arbeit müsste sogar in nur einem Tag zu schaffen sein, wenn man zeitig um 7 Uhr beginnt, zumal die Herstellerfirma die oberen und unteren Platten schon ab Werk fertig auf die Sockel- und Traufmaße konfektioniert. Seitlich passende Stoßkanten brauchen wir auch keine zu beachten oder zu fertigen, weil ja nur alleine die Frontwand des Hauses damit versehen wird. Die Leute, diese Burks, das ist ein älteres Ehepaar und der Mann hätte früher so was alles selbst gemacht, aber mit 78 Jahren geht das dann doch nicht mehr so und deshalb hat er den Auftrag vergeben. 150 oder 170 Euro kann man immer gebrauchen und für höchstens 2 Tage Hilfsarbeit geht das in Ordnung. Ich kenne meinen Kumpel ja auch von den Umzügen und weiß, wie der arbeitet. Wissen Sie, es gibt Leute, mit denen würde ich nie zusammenarbeiten, weil die immer nur antreiben und jagen, jede Sekunde muss bei denen mit handwerklichem Erfolg gekrönt sein und es wird schon gemault, wenn man einmal den Rücken gerade reckt oder zwischendurch mal Wasser lassen muss. Mit derartigen Sklaventreibern arbeite ich selbst für 500 Euro nicht zusammen. Hier bei meinem Bekannten, da weiß ich, dass dessen Belastungsgrenzen ähnlich den meinen liegen und pro Stunde mal 5 bis 10 Minuten Pause, das muss einfach drin sein. Er nimmt auch normalerweise erst gar keine Aufträge an, bei denen zu erwarten ist, dass sie einen übermäßigen Aufwand bedeuten, er hat dafür ein gutes Näschen und das schützt vor unliebsamen Überraschungen. Es wäre zudem sehr peinlich, wenn man vor dem Auftraggeber steht und eingestehen muss, dass man mit der gesetzten Aufgabe überfordert ist. Sie wissen ja selbst, wie grau die wirtschaftliche Zeitlage ist und so muss auch mein Bekannter sehen wo er bleibt. Deshalb verdingt er sich mit seinem eigentlichen kleinen Möbeltransport- und Umzugsunternehmen immer häufiger auch für völlig andere Arbeiten. Erst letzte Woche hatte er in einer kleinen Mühle im Schwarzwald einen Auftrag angenommen, 200 üppige Mehlsäcke dort zu befüllen, abzusacken und mit seinem Ford-Transit zu verschiedenen Demeter-Bäckereien im Umland zu fahren. Das war gekommen, weil die Mühle ein kleiner 2- Leute-Familienbetrieb ist. Eine junge Frau und ihr Bruder betreiben die Mühle und der Bruder war wegen Krankheit ausgefallen, sonst war es dessen Aufgabe abzusacken und auszufahren. Das ist ja eine Tätigkeit, an die sich fast jeder leicht anlernen lässt und über Umwege und Mundpropaganda kam die junge Frau dann auf meinen Bekannten als Ersatzmann. Der hat das gerne gemacht, aber am Abend wusste er auch wo sein Kreuz ist. Ein Supermarkt sucht jetzt schon Kräfte, die bei einer Inventur kurz vor Sylvester Waren abzählen. Für rund einen Tag Arbeit bieten die pro Helfer 70 Euro plus freies Frühstück und Mittagessen. Ich weiß noch nicht, ob ich mich dafür melden soll, es wäre einmal etwas anderes. Ebenso sucht ein Lebensmittelgrossist, der vorwiegend Gaststuben, Hotels und dergleichen mit Gemüse beliefert, sehr oft Aushilfskräfte für einen halben Tag. Dort heißt es dann vornehmlich Kartoffelsäcke schleppen oder abwiegen und diese dann auf Lastwagen verladen. Einmal hatte ich dort geholfen, das mache ich aber nicht mehr, weil die sagen zuvor, man erhalte dafür 50 Euro pro Tag und erst im Nachhinein, wenn man dann nur 20 Euro nach der Arbeit in die Hand gedrückt bekommt, kriegt man gesagt, dass die 50 Euro nur für eine normale Tagesmenge gezahlt würden, da aber an diesem Tag weniger als die Hälfte an Kartoffelmenge zu verladen war, gebe es auch entsprechend der Mindermenge weniger Geld. Diese angebliche Mindermenge kam mir schon reichlich vor und wir Idioten haben daran mindestens 7 Stunden geladen. Ich möchte nicht sehen, wie viele Stunden man dann für die 50 Euro laden müsste. Aber solche Übertölpelungen macht man mit mir kein zweites Mal und ich habe das diesen Gaunern auch mehrfach heimgezahlt. Wenn man vor Arbeitsbeginn klare Fronten schafft und gesagt hätte, wie das mit der Bezahlung dort läuft, dann wäre es ja o.k. gewesen und ich hätte auf dem Absatz gewendet und wäre heim gegangen, aber so die Leute auszunutzen, das ruft nach Rache, wenn man selbst davon betroffen ist. Nur soviel, die haben mich zwar vielleicht beim Verladen um 30 Euro geprellt, dafür war ihr Folgeschaden aber mindestens zehn mal so hoch. Diese Kalkulation dürfte für die nicht aufgegangen sein.
Regenschirme sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. In den letzten Tagen hat es kräftig geregnet und so kam es, dass ich erstmals einen bereits im Frühling erworbenen neuen Regenschirm ausprobierte. Schon die erste Benutzung war eine Enttäuschung. Er sieht zwar schön aus, verfügt aber gleich über 2 undichte Stellen und das Drahtgerippe neigt schon bei geringem Wind zum Verbiegen und Umklappen. Er hatte zwar nur 4 Euro gekostet, aber selbst die war er nicht wert. Meine zwei alten Regenschirme konnte ich nicht mehr verwenden, weil den einen hatte ich im letzten Winter irgendwo verloren und der andere ist im Stab durchgebrochen. Kayla sieht das alles etwas anders. Sie benutzt generell keine Regenschirme, so wie das Wetter ist, so ist es halt und sie sagt, der Mensch ist ja weitgehend wetterfest. So rennt sie unbekümmert durch die dicksten Schauern, als wären sie gar nicht da. Bestenfalls eine Kappe setzt sie auf. Gerade bei Frauen ist ein solcher wettermäßiger Wagemut sehr selten. Um die Zerstörung einer aufwändigen Haartracht braucht sie sich ohnehin keine großen Sorgen machen, da sie meist unempfindliche Kurzhaarfrisuren trägt. Manche Frauen investieren in ihre Lockenpracht ja ein Vermögen, damit hat Kayla jedoch keinen Vertrag. Mit einem eigenartigen Schneideapparat stutzt sie jede zweite Woche selbst ihr Haar in die gewünschte Form und sieht dann wieder perfekt aus, jedenfalls nach meiner Meinung. Ich könnte das gar nicht, mit diesem Apparat umgehen, man muss sich schon gewagt verrenken um damit an die hinteren Kopfpartien zu kommen. Die doppelte Kunst besteht aber dann darin, auf diese Weise im hinteren Kopfbereich die Haare auch noch so zu stutzen, dass es gut aussieht, ich meine ohne Stufen und ausgefransten Ränder. Aber sie erledigt das in 10 Minuten. Wenn man sich heute manche teure Friseurfrisur ansieht, scheint das aber dort auch mittlerweile alles egal zu sein, denn welche Struwwelköpfe heute die Salons verlassen, das sieht aus, als habe man eine Katze in einer Regentonne versenkt und kostet dann noch sehr viel Geld. So finde ich und Kayla übrigens auch, sollte man sich jedes Geld für den Friseur einsparen, weil deren Ergebnisse heute oft kein Geld mehr wert sind. Interessant finde ich, wie Kayla erwähnte, sei der Beruf des Friseurs in Thailand so gut wie unbekannt, ausgenommen einmal vielleicht in größeren Städten.
Es gibt Leute, die ständig nach dem Motto leben, hoppla, jetzt komm ich! So kaufte ich neulich in einem Warenhaus ein neues Portemonnaie, das alte war zerfetzt, am vielen Geld kann's aber nicht gelegen haben. Personalengpässe führten dazu, dass die Hälfte aller Kassen nicht besetzt war und man musste an einer weiter entfernt liegenden Kasse bezahlen. Dort war die Warteschlange entsprechend groß, es standen vielleicht 12 Leute vor mir und so reihte ich mich ein. Als ich nach über 10 Minuten nun bald an der Reihe war, drängelte sich ohne zu fragen ein Mann einfach vor mich, der mit einem riesigen Stapel Zeitschriften beladen war, die er ebenfalls dort bezahlen wollte. Ich sagte ihm, dass es so nicht gehe, ich würde schon über 10 Minuten warten, dann könne er das auch und er solle sich hinten anstellen. Er meinte aber nur, nun stehe er halt einmal dort und er habe keine Zeit zu warten, weil er berufstätig sei. Darauf sagte ich ihm, das sind wir alle und wir haben nicht mehr Zeit als sie. Er kümmerte sich nicht weiter darum und blieb einfach dort stehen. Die Kassiererin hatte das aber zum Glück mitbekommen und als er an der Reihe war, überging sie ihn einfach und wandte sich mir zu. Daraufhin begann er natürlich zu toben, worauf die Kassendame einfach sachlich, aber bestimmend sagte, dass es hier der Reihe nach gehe und das gelte für jeden. Er tobte noch mehr und verschwand mit den Zeitschriften suchend zu einer anderen Kasse, die noch wesentlich weiter entfernt lag. Als ich aus dem Warenhaus ging, sah ich ihn dort an letzter Stelle in einer Schlange von sicherlich über 25 Leuten stehen und das ging mir wie Öl runter.
Herbstlich farbenfrohe Grüße
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email "Bahnreise nach Schorndorf" vom 30.09.2004
Einen herbstlichfrischen guten Tag!
Wissen Sie, eigentlich war ich nie ein großer Freund des Herbstes, weil es dann wieder auf die Schmuddelwetterzeit zugeht. Doch diese Tage habe ich die herbstlichen Nebelschwaden am frühen Morgen sichtlich genossen. Ich bin mit dem Suzuki in aller Frühe an etlichen Tagen weit aufs Land rausgefahren und gewandert. Mal alleine, mal mit Kayla. Die Totenstille an einem kleinen See morgens um halb 8 während der Woche, im Dunstnebel sieht man kaum etwas von dem See, eher gar nichts, außer dem Streifen, der sich zwischen den eigenen Füssen und dem Uferrand befindet. In der Ferne ist schwach eine vereinsamte Krähe zu hören, die vermutlich gerade aufgewacht ist. Das sind eigentlich Voraussetzungen, die mehr für eine bleierne Stimmung gut sind, die ähnlich trüb wie dieser Nebel ist, aber nein, in meinem Inneren bin ich hochheiter gestimmt. Dieser ganze Anblick des Nebels erheitert mich noch mehr und verhilft mir regelrecht zu innerer Freude. Wundern Sie sich nur, ich tue es selbst, denn wirklich erklären kann ich mir das Stimmungshoch angesichts dieses Wetters nicht. Früher lag mir eine solche Wetterkonfiguration wie ein dicker Kloß im Magen, jetzt auf einmal nicht mehr. Ich kann gar nicht genug davon bekommen und fahre seit zwei Wochen häufig in der Frühe aufs Land, um diese Stimmungen zu genießen. Kayla fährt an manchen Tagen gerne mit, an anderen bleibt sie lieber noch im Bett liegen oder lernt aus schlauen Büchern für ihre Dolmetschertätigkeit. Sie ist überhaupt sehr lern- und wissbegierig. Um spätestens um halb 8 dort draußen zu sein, muss ich gegen halb 7 losfahren. Nun fahre ich nicht übermäßig weit, etwa 20 bis 40 Kilometer und die legen sich morgens stadtauswärts relativ gut zurück, weil die meisten Leute um diese Zeit stadteinwärts zur Arbeit drängen. Manchmal fahre ich auch nachts gegen 23 Uhr ähnlich raus, aber nicht ganz so weit, ungefähr 10 oder 15 Kilometer vor die Tore Stuttgarts. Es macht Freude, von einer bestimmten Erhöhung aus der Ferne auf die Umrisse der erleuchteten Stadt zu blicken. Eine komische Stimmung kommt dann auf, die mir gefällt. Ich hatte schon versucht, dieses Nachtpanorama mit der Digitalkamera einzufangen, aber es geht nicht. Mit dem Auge sieht man zwar die wimmernden Lichtschweife weit weit weg, aber die Kamera zeigt nachher ein völlig schwarzes Bild, dafür ist die Intensität aus dieser Distanz doch einfach viel zu gering. Ein Bekannter sagte, er hätte keinen Mut dazu, ausgerechnet nachts von dieser Stelle auf die Stadt zu blicken. Verstand ich nicht ganz, dann holte er etwas aus. Der ist früher in dieser Gegend aufgewachsen und als er noch klein war, wurde fast genau an dieser Stelle jemand ermordet oder zumindest ein Mordopfer abgelegt oder so was. Seither traut sich kaum noch jemand nachts zu dieser Stelle, die nur über einige mehrere Kilometer lange geteerte Feldwege erreichbar ist, die unter anderem dazwischen auch noch an einem kleinen Hain vorbei führen. Man stellt sich dann gottweiswas vor, wenn man so etwas erzählt bekommt, aber meine Nachforschungen haben ergeben, dass dieser grässliche Vorfall schon so lange her ist, dass es schon fast nicht mehr wahr ist. 40 Jahre oder so was muss das her sein. Lasst die Toten ruhen, aber lasst uns Lebendenden dann auch die Ruhe. Warum sollte man nach solch einer langen Zeit nur aus Angst oder Ehrfurcht den schönen nächtlichen Blick auf Stuttgart nicht genießen? Das arme Mordopfer von damals würde sich gewiss nicht daran stören. Die meisten Lebenden, die damals in Kontakt mit dem Opfer standen und heute zu einem großen Teil durch den natürlichen Lauf der Dinge wahrscheinlich selbst schon tot sind, wird es ebenso wenig verärgern. Also, was soll eine solche Selbstblockade bringen? Ich lasse mir das nicht nehmen. Ich fahre ja nicht jeden Tag dorthin, aber es wurde schon, ähnlich wie der Gang im Morgennebel, zu einer kleinen Marotte von mir. Die Nachtbeschaulichkeit genieße ich höchstens 2 mal pro Woche. Mag man sagen, der Lappenkeuler hat eine neue Meise, so viele Kilometer zu verfahren, nur um diese Stimmungen zu genießen, aber ich denke, es ist kein Zustand auf Dauer. Irgendwann gerät alles in eine Gewohnheitsphase und verliert zunehmend an Reiz. Dann werde ich die Anzahl reduzieren.
Ein großes Polizeiaufgebot versammelte sich diese Tage an einem Mietshaus einige hundert Meter weiter stadtauswärts. Zunächst wusste ich nicht worum es ging. Später hörte ich dann, dass Verrückte oder vielleicht auch gezielte Täter bei einem Mieter durchs Fenster geschossen hatten. Es ist aber keinem etwas passiert. Der Mieter wohnt im ersten Stockwerk und man hatte unten vom Gehsteig durchs Fenster in die Wohnung mehrere Schüsse abgefeuert. Jemanden gezielt zu treffen war eigentlich wegen des Höhenunterschiedes unmöglich. Die Schüsse durchschlugen die Fensterscheiben und gingen dann in die Decke der Wohnung. Natürlich ist eine Schießerei immer ein Anlass für erhebliche Untersuchungen, zumal auf diese Weise. Viele Polizeibeamten durchkämmten sämtliche Wege und Wiesen im Umkreis von über einem Kilometer, um eventuelle Spuren zu finden. An etlichen Stellen wurden kleine Täfelchen mit Buchstaben und Zahlen aufgespickt, das war dann dort, wo man mögliche Spuren oder Sachen gefunden hatte. Es hieß, dass der Mieter der betroffenen Wohnung zu dem Zeitpunkt gerade im Bad war und nur die Schüsse hörte und dann erschrocken auf den Flur gerannt sei. Wäre er im Wohnzimmer gewesen, dann hätte er wahrscheinlich immerhin Splitter vom Glas und den abplatzenden Deckenverkleidungen abbekommen, was unter ungünstigen Umständen ja auch schon gefährlich genug sein kann. Der Mieter soll sich keinen Reim darauf machen können und er wisse nicht, wer es speziell auf ihn abgesehen haben könnte. Andererseits wurden alle Schüsse gezielt nur in die Wohnzimmerscheibe seiner Wohnung gesetzt, kein Schuss in Fenster anderer Wohnungen, wie man es bei einem wahllosen Spaßschützen hätte vermuten können. Wir als Anwohner waren vor allem von dem immensen Ausmaß an unzähligen Polizisten beeindruckt, die mit sicherlich über 15 Kleinbussen binnen kürzester Zeit hier einfielen. Bei mir wurde auch geklingelt, aber nicht wegen mir oder meiner Wohnung, sondern weil die den Schlüssel vom Keller haben wollten, um zu sehen, ob sich dort möglicherweise jemand versteckt hat oder zuvor aufgehalten hatte, während der Tatvorbereitung. Man meinte, es sei eine großkalibrige Waffe gewesen, die man nicht leicht unter dem Hemd verstecken könne, weshalb der oder die Täter sich zuvor in der Nähe einsatzfertig aufrüsten mussten. Hier im Keller wurde aber nichts gefunden; das wäre ja auch noch schöner. Der geschädigte Mieter zählt auch auf Anhieb nicht zu einer Volks- oder Menschengruppe, die man als gefährdeter bezeichnen würde. Er ist kein Ausländer, kein Israeli, kein Moslem, Mohammedaner oder so was, ein Deutscher aus einfachen Verhältnissen. Man sagte, er sei Busfahrer. Verheiratet ist er auch nicht, ebenso wenig geschieden, also dürfte aus einem solchen Umfeld auch nicht unbedingt ein Täter auszumachen sein. Manchmal gibt es Verrückte, die suchen sich wahllos aus einem Haufen von Menschen einen einzelnen heraus, den sie zu ihrem Opfer machen und an den sie sich dann ständig wie eine Klette heften und ihre ganzen Attacken und ihren Hass auslassen, ohne das jemand einen halbwegs plausiblen Grund ausmachen kann, warum ausgerechnet diese Person das Opfer wurde. Eine alte Dame aus unserem dritten Stockwerk war nach bekannt werden dieser Sache völlig fertig. Die befürchtet jetzt, dass ihr ähnliches drohen könnte und hält sich seit dem nur noch in den hinteren Zimmern ihrer Wohnung auf. Die bewohnt eine der größeren Wohnungen hier im Haus, die ungefähr dreimal so groß ist, wie meine. Dafür muss sie auch die ganze Miete selbst zahlen und bekommt nichts von der Sohi-Behörde.
Seit sehr langer Zeit bin ich jüngst noch einmal mit der Deutschen Bundesbahn in einem Zug gefahren. Sie werden sich wundern und fragen, ob mein Suzuki kaputt ist. Ist er nicht, keine Angst, aber ich sollte zu einer Auswerte-Behörde oder Auswertestelle der Sohi-Behörde, irgend so ein Mist. Rationalisierung durch Zusammenlegung von Behörden heißt bei denen heute oft die Devise und genau das führt dazu, das diese Auswertestelle nicht mehr in Stuttgart selbst ansässig ist, sondern in Schorndorf. Etwa 40 Kilometer südöstlich von hier. Da der Behördengang behördlich angeordnet war, durften die auch Fahrgeld spendieren. Machen die aber nicht mehr, anstatt dessen sollte ich mir hier eine gültige Fahrkarte für Hin- und Rückfahrt abholen. Es würden keine Ausnahmen gemacht, hieß es. Geld für Benzin gibt's keins und bevor ich denen die Fahrt schenke, habe ich dann die Bahnfahrt nebst Fahrkarten genommen. Es begann schon lästig. Zuerst zum Hauptbahnhof, der seit langem wegen Bauarbeiten im Chaos versinkt, dann kam der gewünschte Zug 10 Minuten zu spät und das, obwohl er hier in Stuttgart begann, zusätzlich fuhr er noch von einem anderen Bahnsteig als geplant ab. Eine höchst unfreundliche, fettdicke Frau als Schaffner murrte jeden Zuginsassen mit einem zackigen, befehlsartigen Ton an: "Zugstiege?!!!!" Jede Karte wurde misstrauisch in Augenschein genommen, meine besonders. Mit einem Blick der Verachtung strafte sie mich, warum weiß ich nicht, aber es wirkte so, und sie gab mir träge mit ablehnender Haltung die Karte zurück, so als wolle sie sagen, die Karte sei für mich eigentlich viel zu schade. Sie hatte schwarzdunkelrotviolett gefärbte Haare, ein widerlicher Farbton, abstoßend wie die ganze Frau, eigentlich kein auffälliger Farbton, von weitem wirkten die Haare schwarz, erst bei näherer Betrachtung sieht man, dass es eine schwarzrotviolette Färbung ist. Frauen, die diese Haarfarbe tragen, sind offensichtlich genauso widerlich, wie diese Farbe selbst, die Erfahrung habe ich schon oft gemacht. Die feiste Schaffnerin barst bald aus ihrer dunkelblauen Jacke, die ihr schon längst zu eng geworden war. Der Zug war nicht gut besetzt, in meinem Wagon gab es etwa 5 andere Reisende. Mit einem davon geriet die Gschwellte gleich in Streit, weil der sagte, er habe die Karte vor der Fahrt am Automaten gezogen und die behauptete das könne aus irgend einem Grund nicht sein. Der Streit war heftig aber kurz, irgendwie blieb alles offen und sie zog weiter. An einem alten Bahnhofsgebäude stoppte der Zug ziemlich heftig und blieb dort über 20 Minuten stehen. Der Grund dafür blieb unbekannt, einige andere Reisende überlegten schon auszusteigen und etwas spazieren zu gehen. Kurz nach der Weiterfahrt belastete mich ein menschliches Bedürfnis sehr und ich suchte die Toilette auf. Die erste, die ich fand, war zugesperrt wegen eines Schadens, die zweite war schon besetzt und eine dritte war nicht zu finden. Nach ein paar Minuten war die zweite Toilette frei und ich nutze sie, aber es war ein Dreckstall, den man nicht mit vollem Magen benutzen sollte, weil dann garantiert das Essen zurückkehrt. Der Boden schwamm vor Urin, dort hatte wohl einer wild umhergepisst, anstatt die Schüssel zu benutzen, Scheiße klebte an den Wänden und Papier gab es keins. Ein Virentempel und das in unserer heutigen Zeit. Kurz vor Schorndorf kam die aufgedunsene Schaffnerin wieder und musterte mich gezielt mit einem bitterbösen Blick. So angespornt teilte ich ihr mit, wie verschmutzt das Klo sei. "Braucht's net benutze!!!", kam zackig als einzige Antwort. Die hätte besser eigenhändig die Scheiße dort weggemacht, solch ein Job hätte zu der gepasst. Es kam dann, wie es kommen musste. Der Zug traf mit insgesamt 35 Minuten Verspätung in Schorndorf ein, er fuhr dann noch weiter bis Schwäbisch Gmünd. Ich kam dadurch 15 Minuten zu spät zu dieser komischen Stelle und die Behördenbeamten dort waren gerade in der Frühstückspause. So musste ich noch über 45 Minuten warten, bis ich an die Reihe kam. Dort hatte man einen Auswertebogen von mir, der nach deren Meinung fragwürdige Angaben enthielt. Anstatt man zuerst einmal versucht, die Leute telefonisch oder schriftlich dazu zu befragen, wird man gleich dorthin zitiert. Ein komischer Kerl rief mich zu einer persönlichen Befragung in ein kahles Büro. Er trug eine dicke eckige Brille mit Thermopane-Verglasung, wie man so sagt, also ein extrem dickes Glas mit doppelten oder dreifachen Linsen. Er blinzelte aber nur durch die Gläser und das wirkte dann schon sehr komisch. Je komischer der aussah, um so giftiger stellte er seine Fragen, wobei er ständig mit einem uralten blau- schwarzen Bleistift in einer Schatulle stocherte. Er wollte wissen, ob meine Wohnung wirklich nur so wenige Quadratmeter habe oder ob nicht doch noch irgendwo ein verstecktes Zimmer wäre, welches ich rein zufällig vergessen hätte anzugeben. Darauf antwortete ich ihm, dass ich in meinem Palast bislang noch keine weiteren Gemächer entdeckt habe, aber vielleicht finde ich sie ja irgendwann bei einem ausgedehnten Rundgang noch. Das sollte ein Scherz sein und ich hatte es auch so angelegt, dass er das sofort hätte mitbekommen müssen. Aber nein, diese Art Humor lag im gar nicht. Seine Miene verfinsterte sich sehr, er sah richtig sauer aus und forderte mich inständig auf, sachlich zu antworten und diese Sache nicht als Feixtanz anzusehen. Dann kramte er einen anderen Bogen hervor und stellte bohrende Fragen, ob nicht doch noch irgendwo entfernte Verwandte von mir wohnen würden, die ich alle mit nein beantworten konnte. Dann stellte er die Behauptung auf, ihm sei zu Ohren gekommen, dass doch irgendwo noch eine Schwester von mir in der Nähe von München leben soll. Ich habe nie eine Schwester gehabt. Ich legte ihm die Sache dar und er starrte mich dann lange ungläubig an. Immer wieder sagte er: "Überlegen Sie ganz genau, bevor Sie antworten! Gibt es nicht doch noch irgendwo Verwandte oder ehemalige Lebensgefährtinnen oder -gefährten?" Immer antwortete ich freundlich, dass es da nichts geben würde. Als er die gleiche Frage dann aber zum vielleicht 7 oder 8 Mal stellte, wurde es mir zu dumm. Ich fragte ihn, ob sein Kurzzeitgedächtnis ausgefallen sei oder er eine Schraube locker habe. Damit hatte er sichtlich nicht gerechnet. Diese plötzlich ruppige Antwort von mir drückte ihn regelrecht nach hinten und er rang nach Luft. Ich soll nicht frech werden, blökte er dann, schließlich ginge es um meine Angaben, die nach seiner Meinung fehlerhaft oder unvollständig wären. Dann verlor er die Lust weiter zu fragen und beorderte mich in den Flur auf eine Wartebank. Nach über einer Stunde des Wartens kam eine gehbehinderte Frau angehumpelt und bat mich in ein helles, kleines Nachbarbüro. Die Frau sah uneinheitlich aus. Wunderschöne, lange, glatt herunterfallende mittelblonde Haare, relativ zierliche Figur, aber dann beim Zuwenden des Kopfes ein Gesicht, was zu dem Rest des Körpers überhaupt nicht passen mochte. Das Gesicht sah aus, wie die weibliche Reinkarnation des Klöckner von Notre Dames beziehungsweise von Charles Laughton, diesem Schauspieler. Der Körper zierlich und schlank, aber groß gewachsen, auch die Haare dazu passend, von hinten fast wie man sich eine blonde Rapunzel vorstellt, und dann von vorne ein aufgequollenes Gesicht, schräg, ungleichmäßig mit dicker Stupsnase und riesigen runden Augen, wie Glasmurmeln, mit noch riesigeren Augdeckeln und dicke Backen. Dazu noch eine ständig leichte Schräghaltung des ganzen Körpers nach rechts, die vermutlich mit der Gehbehinderung zu tun hatte. Es schien mir unmöglich, das ungefähre Alter der Frau zu schätzen. Sie hätte 25, aber ebenso gut 52 Jahre alt sein können. Sehr gepflegte Hände hatte sie, mit endlos langen, schlanken Fingern. Naja, keiner hat sich selbst gemacht und ich will deswegen über keinen herziehen, zumal ich finde, dass fast jeder Mensch irgendwie seinen Reiz hat, gerade durch seine vielleicht ungewöhnlichen Besonderheiten. Zuerst wurden Formalien ausgetauscht. Mit sehr leiser Stimme stellte die Frau dann einige Fragen, die äußerst belanglos waren und die ich in keinem Zusammenhang mit irgendwelchen Sohi-Aktionen einordnen würde. Plötzlich mitten drin fragte sie dann im gleichen leisen Ton, wie es denn meiner Frau so gehen würde. Nun, offiziell habe ich ja nur meine seit langem geschiedene Frau vorzuweisen. Fast hätte ich mich verplappert und gefragt, ob die damit gemeint wäre. Aber hätte ich so gefragt, dann hätte ich im Ansatz damit auch die Möglichkeit in den Raum gestellt, dass es da noch eine andere gibt. So antwortete ich nur, dass ich seit ungefähr 10 Jahren oder sogar noch länger, geschieden sei und nach meinem Wissensstand meine Ex heute total verarmt irgendwo auf Sohikassenkosten leben würde, obwohl sie damals bei der Scheidung fast alles zugesprochen bekam. Ich fügte noch an, dass ich sie seit Jahren nicht mehr gesehen hätte. Die Behördenfrau verzog die Mundwinkel stark nach unten und holte tief Luft. Dann behauptete sie, der Behörde lägen andere Erkenntnisse vor. Zudem habe ich falsche Angaben zu meiner beruflichen Vergangenheit gemacht, ich hätte ja eine zeitlang einen selbstständigen Betrieb gehabt, was die Anspruchslage ja wieder völlig verändern würde. Als ich zu einer tiefgehenden Debatte ausholen wollte, blickte sie gezielt auf eine große Wanduhr und brach mich im ersten Satz schon ab, indem sie sagte, dass sie nun keine Zeit mehr habe und zu einer wichtigen Konferenz müsse. Sie reichte mir einen Umschlag, der wieder einige neue, leere Zusatzbögen enthielt, diese sollte ich zu Hause erneut gewissenhaft ausfüllen und dann zuschicken. Das war's dann, ich könne nun nach Hause fahren. Nun war es schon dreiviertel 4 am Nachmittag und gerade war ein Zug nach Stuttgart weg. So musste ich im Bahnhof Schorndorf noch recht lange warten. Ich ließ mir auf dem Bahnsteig die ganze Angelegenheit noch einmal durch den Kopf gehen. Und ich sage Ihnen, das Ganze hat System, dahinter steckt gezielt ein Konzept zur Einschüchterung künftiger Sohi-Geldempfänger, damit die auf möglichst viele Ansprüche gleich freiwillig verzichten, um sich weitere Befragungen der härteren Gangart zu ersparen. Aber nicht mit mir! Und wenn ich jeden Tag nach Schorndorf fahren muss, das ist eine Frechheit! Die eisenbahnmässige Rückfahrt nach Stuttgart verlief insoweit problemlos, dieser Zug war fast menschenleer und nahezu nur für mich gefahren. Gut, um diese Uhrzeit fahren die meisten wieder aus Stuttgart raus und nicht rein. Ein angenehmes Erlebnis war diese Bahnreise zweifellos nicht, schon gar nicht, wenn man bedenkt zu welchem Zweck sie mich nach Schorndorf beförderte.
Die Segnungen der modernen Technik erfreuen längst nicht jeden, selbst dann nicht immer, wenn man sich ihr selbst freiwillig aussetzt. Vor längerem erwähnte ich bereits, dass ich kein Handy besitze und auch auf keinen Fall eines haben möchte. Dabei sind die unnötigen Kosten nur ein Ablehnungsfaktor für mich. 60 % der Handybesitzer sind nach meiner Meinung Wichtigtuer, die in der geistigen Entwicklung auf einer Stufe mit einem Kleinkind stehen. Der Rest teilt sich auf in verschiedene Gruppen. Aber das soll mir egal sein, ich berichte Ihnen nun von einem lustigen Vorfall eines genervten Handynutzers. Gehe ich letzten Mittwoch ohne Ziel in der Stadt spazieren, auf der Gaußstraße in Richtung Hauptmannsreute, da muss ich an der Abzweigung wo es unter der Bahn hergeht zur Fichtestraße stehen bleiben, weil vorne ein Lastwagen entladen wird. Aus dem Lastwagen steigt ein mittels Handy telefonierender Fahrer aus, der lauthals schimpft. Dann schaltet er sein Handy ab und steckt es in die obere Jackentasche. Ich stehe noch vorne am Abzweig zu der Bahnunterführung, da klingelt sein Handy in der Tasche. Darüber gerät er so in Rage, dass er das Gerät wütend aus der Tasche zerrt und mit voller Wucht gegen eine benachbarte Hauswand schmeißt und dabei brüllend schimpft. Das Handy überlebt diesen Vorfall natürlich nicht und zerspringt in tausend bunte Plastikteile und es klingelt auch nicht mehr. Abschalten wäre sicherlich die einfachere Lösung gewesen, denn soweit ich weiß, kann man ein Handy doch im Gegensatz zum normalen Telefon einfach abschalten. Nun habe ich keine Vorstellung, was ein solches Handy wert ist, aber seine Reaktion bestätigt auch einen meiner Hauptgründe, sich kein Handy zuzulegen. Ich will einfach nicht dauernd erreichbar sein, auf gar keinen Fall! Gewiss gibt es Berufe und Positionen, in denen dauernde Erreichbarkeit wichtig und sinnvoll ist, aber schauen Sie sich doch einmal die Mehrzahl der heutigen Handybesitzer an. Die meisten Handys werden von Schülern benutzt und wer will mir erzählen, dass Schüler in so wichtiger Position sind, dass sie dauerhaft erreichbar sein müssen? Ähnlich setzt es sich aber bei den anderen Leuten fort. Jeder Idiot glaubt, solch ein Ding haben zu müssen. Hinzu kommen natürlich noch die überzogenen Kosten. Ich bleibe dabei, ich brauche kein Handy und ich will kein Handy, auch in den nächsten 5 Jahren nicht. Ich würde selbst dann kein Handy wollen, wenn ich 10 Millionen Euro auf dem Konto hätte und mit dem Geld nichts anzufangen wüsste.
Ein furchtbares Getöse entstand diese Tage hier im rechten Treppenhaus, welches unweit meiner Wohnung liegt. Es waren an der Decke verankerte Blumentöpfe abgestürzt und mit entsprechendem Lärm und Dreck weiter die Treppenstufen heruntergedonnert. Vor einiger Zeit wurden die Treppenhäuser und Flure einer Verschönerungsaktion unterzogen, ich glaube irgendwann hatte ich Ihnen schon davon kurz berichtet. Dabei wurden auch ein paar Blumenampeln und ähnliche Hängetöpfe an der Decke des Treppenhauses in der Nähe der Zwischenpodeste befestigt. Das sah frisch aus und war eigentlich keine schlechte Idee. Da die Firma, die diese Sachen dort aufgehangen hatte, keine passenden Befestigungsanker oder dergleichen mitführte, haben die in die Deckendübel einfach eine normale Schraube eingedreht, daran eine Schelle befestigt und in die Schelle eine Schlaufe aus einem solchen modernen Kabelbinder aus Nylon gezogen, der dann den jeweiligen Hänge-Blumentopf hält. Das klappt so eigentlich auch ganz gut, diese Kabelbinder sind sehr stabil, aber wenn sie lange direkter Sonnenbestrahlung ausgesetzt sind, dann wird der Nylonkunststoff spröde und brüchig. So auch hier. Nach einem guten halben Jahr in dieser Position zerriss deshalb ein solches Teil und der daran befestigte Topf stürzte in die Tiefe. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn gerade jemand die Treppe heraufgekommen wäre. Gekrönten Hauptes wäre der mit abgestützt. Eigentlich sollte diese Befestigungsart nur eine kurzfristige Notlösung sein und nach wenigen Tagen durch ordentliche Metallhalter ersetzt werden. Das wurde dann aber vergessen.
Vandalismus ist eine weitere Plage unserer Zeit. Etliche hundert Meter weiter wurden im Wiesenbereich eines Mietshauses nun Bäume das Opfer von hirnkranken Vandalen. Meist sagt man, dass Vandalen nur das zerstören, was sich mit wenig Arbeit schnell schädigen lässt, hier nicht. Die haben sich richtig Mühe gemacht, denn die Bäume wurden angesägt, einer so weit, bis er abgebrochen ist, etliche andere nur so weit, dass sie eingehen werden. Eigentlich hätte das beobachtet oder gehört werden müssen, denn man sägt nicht geräuschlos. Ein Polizist meinte, vermutlich hätten die genug Dreistigkeit besessen, am helllichten Werktage mit einer Motorsäge ihr Werk anzurichten. Denn dann herrscht auf der vorbeiführenden Straße soviel Verkehrslärm, dass das Geräusch einer Motorsäge weniger auffällt, als wie wenn jemand eine halbe Stunde lang mit einer Handsäge herumfummelt. Mit einer Motorsäge hat man diese Schäden zweifellos innerhalb weniger Minuten in die Tat umgesetzt.
Ein Geschäft für Computer verschenkt nun Sachen. So bekommt jeder Kunde, der zu bestimmten Tageszeiten dort einkaufen geht, beispielsweise morgens, eine Zehnerpackung mit Disketten geschenkt. Nun ist mir bei dieser Angelegenheit erst richtig bewusst geworden, dass diese normalen Disketten heute eigentlich überhaupt nicht mehr gebraucht werden. Früher, bei meinem alten Computer hatte ich immer 5 Disketten griffbereit auf dem Tisch liegen, um ab und zu wichtige Dinge zu sichern. Aber seit dem ich fast nur noch mit dem Toshiba-Notebook zugange bin, habe ich keine Diskette mehr angefasst. Alle 3 Monate brenne ich angesammelte Daten auf eine CD, weil das mit dem Gerät ja geht. Selbst der Discounter um die Ecke hat CDS oft sehr billig und es geht viel darauf. Eigentlich ist es eine Schande, dass man es gar nicht ausnutzt jede CD voll zu bekommen, aber würde ich das tun, dann müsste ich ein Jahr lang warten, bevor ich eine CD brenne. Mit der Handhabung des Brennsoftwareprogramms habe ich so meine Schwierigkeiten. Ich glaube, es liegt an mangelnder Erfahrung, weil ich es nur alle 3 Monate einmal benutze. Zu Anbeginn der Notebookzeit hatte ich mal eine Packung mit 10 rohen CDS erworben, davon zehre ich heute noch.
Vielleicht komme ich am Samstag wieder zu einer Busreise. Ich erzählte Ihnen vor einigen Wochen von der Fast-Zum-Nulltarif - Busfahrt nach Dortmund. Gleiches Busunternehmen, anderer Zielort! Die haben nun am Samstag einen Bus an den Stuttgarter Reit- und Fahrverein vermietet. Die Reise geht von Stuttgart-Hohenheim in die Eifel. Prüm heißt der Ort, wohin es dort genau geht. Dort gibt es eine Großveranstaltung für Pferdefreunde und die ist das Ziel der Buspächter. Es kommt ein Bus mit 36 Sitzplätzen zum Einsatz, dieser Verein belegt aber mangels reisewilliger Mitglieder davon nur 24, der Rest wird wieder zu einer reinen Versicherungssumme an beliebige Interessenten vergeben. Der Versicherungsanteil beträgt diesmal pro Mitreisendem 7,29 Euro und die Fahrt beginnt sehr früh, nämlich um 4.50 Uhr in Stuttgart-Hohenheim. Für die Pferdefreunde aus dem Reit- und Fahrverein ist im Buspreis auch schon der Eintritt in diese Pferdemarkt-Veranstaltung enthalten, die zahlen aber auch über 70 Euro pro Kopf. Wir indessen reisen nur mit bis vor die Pforten der Veranstaltung und haben dann bis nachmittags etwa 16 Uhr Zeit, uns den Tag dort selbst einzuteilen. Es wäre auch möglich, diese Veranstaltung zu besuchen, dann müssten wir vor Ort dafür sicherlich eine Karte lösen. Nun interessiere ich mich nicht für Pferde und Kayla nur ein bisschen, jedenfalls nicht genug, um mehrere Stunden damit zu verbringen. Wir haben uns aber vorgenommen, diese Busfahrt mitzumachen. Ich habe uns schon angemeldet und die 14,58 Euro für uns beide beim Busunternehmen bezahlt. Ich weiß nicht, was es in Prüm sonst noch zu sehen gibt, aber ich vermute, dass es in der Eifel zur Not viel Natur gibt, die man durchwandern kann. Vor Jahren war ich schon ein paar mal in der Eifel aufgrund eines Therapieprogramms wegen meiner Erkrankung. Das waren aber jedes Mal nur ein paar Tage an verschiedenen Orten. Wir wurden mittels eines Kleinbusses zu verschiedenen Orten gefahren. Die meisten davon könnte ich Ihnen heute gar nicht mehr namentlich benennen, aber soweit ich mich entsinne, sind wir dabei auch kurz in Prüm gewesen und von dort ging es eine länger dauernde Fahrt an die Mosel. Irgendwo kurz hinter oder vor Dockweiler, je nachdem von welcher Seite man das betrachtet, hatten wir noch eine Pinkelpause eingelegt. Man konnte von dieser Stelle auf ein Ortschild mit dem Namen Dockweiler schauen, daher habe ich diesen etwas eigenartigen Namen noch im Gedächtnis. Hoffentlich regnet es am Samstag dort in der Eifel nicht.
In der nächsten Woche habe ich wieder einen Umzugs-Helfertermin für Dienstag, zusammen mit meinem Bekannten, der diese winzige Umzugsfirma gegründet hat. Sonst sind es meist relativ nahe Umzüge, vorwiegend sogar innerhalb des Stadtbereiches, die er an Land zieht, aber dieses mal haben wir deutlich mehr zu fahren. Ein älterer Herr zieht von der Stuttgarter Innenstadt nach Frickenhausen, in ein Haus welches direkt 20 m neben der Eisenbahn liegt. Aber viel Eisenbahnverkehr ist dort nicht mehr, es ist eine Museumseisenbahn. Ich weiß nicht ob überhaupt noch regelmäßiger Museumsbahnverkehr stattfindet. Der Mann ist noch sehr rüstig, obwohl er schon 83 Jahre alt ist. Er hat viele Sachen, die mit umzuziehen haben, denn nach den Berechnungen meines Bekannten, der sich das Umzugsvolumen schon einmal angesehen hat, werden wir mit zwei Ford-Transit-Kastenwagen mindestens 8 mal fahren müssen. Daher gehe ich davon aus, dass wir das gar nicht am Dienstag alleine schaffen werden. Dafür geht mindestens der ganze Mittwoch und vielleicht noch ein Stück Donnerstag mit drauf. Dafür gibt es ordentlich Knete und das ist ja auch schön. Es gibt ja Namen, die gibt es gar nicht, würde man sagen, aber der rüstige alte Herr heißt mit Nachnamen Zickendraht und somit ist er in gewisser Weise ein Leidensgenosse von mir, da auch mit einem Namen ausgestattet, der meist bei den Leuten für Belustigung sorgt, sobald er genannt wird. Aber im Laufe der Zeit kennt man alle Witze, die sich über diesen Namen machen lassen und man findet's langweilig. Wenn mich zum Beispiel einer mit der Frage begrüßt, wie viele Lappen ich denn heute schon gekeult hätte, reagiere ich schon gar nicht mehr darauf. Mein Vorname ist auch nicht gerade einer der häufigsten und so wurde ich stets mit derartigen Bemerkungen eingedeckt, besonders in der Schulzeit.
Wenn ich schweißen könnte, dann hätte ich diese Woche einen guten Nebenverdienst einheimsen können. Aber das kann ich nicht. Ein kleiner Metallbaubetrieb hier in der Nähe suchte Handlanger, die gut schweißen können, um an Eisentürrahmen irgendwelche Haltebleche anzuschweißen. Die eigenen Kräfte waren alle mit Außenaufträgen gebunden und konnten das dadurch nicht erledigen. Von jemandem hörte ich, dass die pro Tag mit jeweils 8 Stunden Arbeit 250 Euro gezahlt haben, weil es so dringend war. Das war aber eine Sache für insgesamt nur 4 Tage, aber immerhin 1.000 Euro in 4 Tagen, dafür kann man sich gerne 8 Stunden ans schweißen geben, wenn man's kann.
Graubunte Grüße
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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