LPK-C3

Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Eifelreise” und “Zwangsheirat?” aus dem Jahre 2004. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email "Eifelreise" vom 05.10.2004

Einen nachhaltigen Gruß!

Fangen wir damit gleich an. Nachhaltig, Nachhaltigkeit, ein Wort, welches
es zwar früher auch schon gab, welches aber soweit meine Entsinnung es
zulässt, kaum, ja fast gar keine Verwendung fand. Bis auf einmal haben
Anfang des Jahres irgendwelche Politiker dieses Wort für sich entdeckt
und seither ziert es fast jede Ansprache oder Bekanntgebung von
Politikern, egal welcher Partei sie auch angehören. Dabei wird es zu
verschiedenen Zwecken eingesetzt, also Nachhaltigkeit ist nicht gleich
Nachhaltigkeit, aber weil Nachhaltigkeit modern klingt und in ist, muss
man dieses Wort verwenden und glaubt, damit habe man schon so gut wie
gewonnen. Besonders gerne genutzt im Zusammenhang mit irgendwelchen
Umweltprogrammen, aber auch alle anderen Bereiche werden solange
verdreht, bis das Wort sich dort einfügen lässt. Nachhaltiger, geistiger
Dünnpfiff! Vielleicht liegt es auch nur daran, dass alle Politiker möglichst
nachhaltig ihren guten Job behalten wollen.

Letzten Samstag waren wir in der Eifel, in Prüm, wie ich schon andeutete.
Die Hinfahrt war sehr angenehm, da über große Strecken kaum Verkehr
herrschte und der Busfahrer einfach dahinrollen lassen konnte. Die
Pferdeveranstaltung ließ sich in großen Teilen sogar ohne Eintritt
besuchen, vielleicht hatte man auch nur versäumt die Kassenhäuschen zu
besetzen, denn später sah ich dort Leute, die Karten kontrollierten und
verkauften, die waren bei unserem Eintreffen nicht da. So sind wir also
zuerst doch über den Pferdemarkt gegangen. Wir waren erschlagen, was es
alles für teils eigenartige Angebote für Pferde und Pferdefreunde gibt. Vor
allem wurden aber dort unzählige Pferde zum Kauf angeboten. Da dies
aber nun doch nicht unser Interessensgebiet ist, haben wir den Pferdemarkt
nach einer halben Stunde desinteressiert verlassen. Zuerst sind wir von dem
etwas abseits gelegenen Gelände in die Stadt gegangen. Aber hier scheint
mir Prüm doch ein sehr langweiliges Nest zu sein. Das Wetter war
wenigstens trocken, wenn auch grau und Prüm selbst war mindestens eben
so grau. Ein relativ tristes Dorf ohne jeden Charme, finde ich. So
beschlossen wir die benachbarten Wälder etwas zu durchwandern, was
auch durchweg sehr schön war, zumal es dort wirklich herrliche Wälder
gibt. An einem kleinen See mitten in einem großen Waldgebiet machten
wir Mittagspause und haben einige mitgebrachte Speisen und Getränke
verzehrt. Danach haben wir uns dann im Wald total verfranst und wussten
nicht mehr wo oben, unten, rechts oder links ist. Zum Glück kamen einige
erfahrene Eifelwaldwanderer, die haben wir befragt und die haben uns
dann wieder auf den richtigen Weg gewiesen. Als wir nach über 2 Stunden
des Herumirrens wieder an dem kleinen See auskamen, sind wir uns vor
Freude in die Arme gefallen. Den Weg ab dort konnte man sich gut
merken, da er nicht, wie viele andere Wege gleichartig aussah. So sind wir
dann schnellen Schrittes wieder runter nach Prüm und waren nachmittags
um 10 vor 6 wieder im Bus, gerade noch rechtzeitig, denn um 18 Uhr ging
es wieder ab. Gerne hätten wir die Rückreise am Fenster verfolgt, aber ich
kann mich nur noch an ein Dorf kurz hinter Prüm erinnern, Elwenrat oder
so ähnlich und ab dann weiß ich nichts mehr, weil zuerst Kayla und dann
ich tief eingeschlafen bin auf unserem Bussitz. Wir waren von dem vielen
Wandern total kaputt und als ich in meinem Sitz aufwachte, parkte der Bus
schon in Stuttgart gerade am Endpunkt ein. Kayla schlief zu diesem
Zeitpunkt immer noch und war nur mit Mühen wach zu kriegen.
Rückblickend verlief diese Busfahrt in die Eifel völlig anders, als wir
erwartet hatten, besonders wegen der Sache mit der Verirrung im Wald.
 

Foto: Waldwiese im Wald bei Prüm

Trotzdem war es schön, wenn man das unbehagliche Gefühl der
Unsicherheit bei der Umherirrung im Wald einmal ausklammert. Die
Geschichte mit dem Pferdemarkt ist für unsereins wirklich uninteressant
und ich kann nur staunen, wie viel Geld dafür ausgegeben wird. Mehr am
Rande habe ich dort und im Bus bei der Hinfahrt mitbekommen, wie
extrem teuer die Haltung eines Pferdes sein kann. Ich rede jetzt nicht von
einem Rennpferd oder einer Edelzüchtung, sondern von einem ganz
normalen Gaul zum Spazierreiten. Vor uns saß bei der Hinfahrt eine Frau,
die wohl noch relativ neu in dem Pferdemetier war und sie redete ausgiebig
mit ihrer Sitznachbarin über die immensen Kosten, so dass ich das alles
mitverfolgen konnte. Ihr Tier hatte wohl häufiger Magenbeschwerden und
dann musste immer der Tierarzt kommen, der dann mit irgendwelchen
Aktionen und Medikationen die Leiden beseitigte. Sie sagte, alleine dies
würde pro Tierarztbesuch über 450 Euro kosten und im Schnitt müsse der
zweimal monatlich kommen. Dann müsse sie eine Pferdesteuer begleichen,
um bestimmte Reitwege in ihrem Heimatrevier überhaupt bereiten zu
dürfen, diese würde ab 2005 auf 320 Euro pro Jahr angehoben. Die
Unterstellung in einem Mietstall bei Weinstadt würde monatlich 240 Euro
kosten bei täglicher Eigenpflege und Versorgung des Viechs und wenn sie
selbst mal keine Zeit dazu hat, kostet es pro Tag gleich 35 Euro mehr. Sie
hätte diesen entfernten Stall gewählt, weil die Unterbringung näher an
Stuttgart noch wesentlich teurer gewesen wäre. So muss sie aber täglich
von Stuttgart nach Weinstadt fahren, um den Gaul zu versorgen und zu
pflegen oder halt die 35 Euro für jeden Tag, an dem sie selbst nicht kann
zuschießen. Dann habe sie extra noch einen gebrauchten
Pferdetransportanhänger gekauft, um mit dem Tier auch schon mal in
entferntere, andere Gegenden zu Ausritten fahren zu können. Der habe
selbst gebraucht noch über 3000 Euro gekostet und sie hat extra dafür ihren
PKW abgeschafft und sich einen teuren, wenn auch gebrauchten
Geländewagen mit Anhängerkupplung gekauft, der so was besser ziehen
kann. Solche Leute müssen doch Geld zuviel haben, sonst käme man nie
auf die Idee, derartige Beträge für ein Pferd auszugeben. Der Kaufpreis des
Tieres ist wohl dabei noch der kleinste Kostenfaktor, denn wie ich in Prüm
gesehen hatte, wurden dort schon normal aussehende Pferde ab 2.000 Euro
angeboten. Ich habe mir dann noch den Scherz erlaubt, einen Verkäufer zu
fragen, ob denn ein gebrauchtes Pferd billiger zu haben sei, als ein
Neupferd. Der hat dann schlagfertig gesagt, ja aber nur, wenn ich es selbst
polieren und einen neuen Haferwechsel vornehmen würde. Na mir fehlt der
Draht zum Pferdenarr. Ich kann die große Begeisterung für diese Tiere
nicht verstehen und finde nichts daran. Ein Gegner bin ich davon aber auch
nicht, ich sag das nur, denn sonst heißt es nachher gleich wieder, ja der
Lappenkeuler ist ein Pferdefeind oder gleich ein kompletter Tierfeind.
Wissen Sie, Tiere und Menschen, da sollte man nach meiner Meinung
schon noch unterscheiden und eine ganz klare Grenze ziehen. Welche
abstruse Einstellung viele vermeintliche Tierfreunde haben, das finde ich
schon reif für eine Irrenanstalt. Soll aber jeder nach seiner Fasson glücklich
werden. Ich selbst habe kein übermäßiges Interesse an der Tierwelt, schon
gar nicht soweit, dass ich auf die Idee käme, selbst ein Tier zu halten. Wie
schon gesagt, ich habe aber überhaupt nichts gegen Tiere, hassen tue ich
nur richtig abgrundtief Insekten, und zwar ausnahmslos alle Insekten. Ich
mag diese Dinger einfach nicht leiden, egal ob das jetzt Mücken, Fliegen,
Bienen, Käfer, Heuschrecken, Spinnentiere oder sonstiges Ungeziefer sind.
Es ist aber nicht so, dass ich Angst vor solchem Krabbelzeug habe, damit
habe ich kein Problem. Ich finde, es gibt viel zu viele davon. Aber ich
schweife zu weit ab, zumal ich keine Lust habe, mich jetzt darüber zu
unterhalten.

Eine Sache, die ich vor wenigen Wochen erst nebenbei erwähnte, wurde
nun im Radio fast wörtlich bestätigt. Die besten deutschen Kunden der
Schweizer Banken sind nicht mehr, wie man glauben möchte, die
Großindustrie, Millionäre und reiche Goldnasen, sondern deutsche
Sozialhilfeempfänger, die so die Finger beim OE heben konnten, ohne rot
zu werden und mit dem ruhigen Gewissen, dass die Finanzämter ihre
Spürnasen getrost tief in das deutsche Bankenwesen stecken können, ohne
dabei auf Geldspuren dieser Sohis zu treffen. Inzwischen kommen laut
diesem Bericht auf 2 deutsche Bankkunden aus dem Reichenmilieu heute
satte 14 aus dem Sohimilieu oder vergleichbaren Randbereichen. Gewiss
sind dabei auch tüchtige Schwarzarbeiter in diesen Werten enthalten. Die
Schweizer werden das Geld der einen Gruppe genauso gerne annehmen,
wie das der anderen. Ich kenne die Schweizer, solange das eigene Konto
davon profitiert, ist denen alles recht, es darf dabei nur kein schwarzes
Pünktchen an ihrer eigenen weißen Weste hängen bleiben. Wenn es um
Geld geht, kennen die Schweizer nichts und niemanden. Und die sind sehr
pfiffig und geschickt, auch wenn manche das denen nicht auf Anhieb
zutrauen.

Flugreisen für nur 49 Euro gibt's das? Man mag es nicht glauben, aber eine
mir völlig unbekannte Fluggesellschaft bietet ab sofort solche
gelegentlichen Flüge an. Die Zielorte sind dabei aber nicht die großen
bekannten Städte im Ausland, wie vielleicht Paris, Rom oder dergleichen,
sondern ihrerseits auch wieder winzige Flugplätze, oft sogar irgendwo in
der Provinz. 49 Euro sind zwar günstig, aber mir immer noch zuviel. Das
kann und will ich mir nicht leisten, so dicke habe ich es nicht, dass ich mal
eben nur so 49 Euro verprasse, nur um zu einem Ziel zu gelangen, wohin
ich noch nie wollte, nur weil es gerade billig ist. Mit den Busreisen ist das
was anderes. Erstens liegen die Preise nur zwischen 5 und 10 Euro pro
Kopf und zweitens weiß ich davor schon, dass ich am Zielort irgend etwas
anfangen kann. Würde man mich in Frankreich oder Italien irgendwo aufs
Land werfen, ich wüsste mir dort gar nicht zu helfen, weil ich weder
französisch noch italienisch spreche. Schon beim Lösen des Rückfluges
bekäme ich Probleme. Gut, solange Kayla dabei ist, mag das noch
halbwegs gehen. Sie spricht ein wenig Französisch und Italienisch. Wenn
ich Italienisch und Französisch höre, kann ich mir zwar nicht vorstellen,
dass es da Ähnlichkeiten geben soll, aber Kayla sagt das. Die 49 - Euro -
Flüge stehen nicht immer zur Verfügung, nur an bestimmten Tagen und in
bestimmten, begrenzten Mengen.

Was man in manchen Lokalen vorgesetzt bekommt, spottet jeder
Beschreibung. Ich bin bestimmt kein Gourmet und habe keine überzogenen
Erwartungen. An sich gehen wir sehr selten in Gasthäusern essen, weil es
unnötige, vermeidbare Geldausgaben bedeutet. Neulich war aber ein
hektischer Tag, wir hatte keine Zeit und noch weniger Lust uns selbst
etwas zum Essen herzurichten. Das sind wir kurzentschlossen in ein neues
Lokal gegangen, welches ungefähr 600 Meter von hier neu eröffnet hatte.
Die Preiskarte wirkte selbst für uns akzeptabel, sonst hätten wir uns lieber
zu Hause nur ein Butterbrot gemacht. Eigentlich liegt mir nicht viel an
Fleisch, aber ein kleines Stück Schweine-Rollbratten mit reichlich Pommes
und Erbsen war als Tagesgericht für 4,50 Euro pro Portion im Angebot. So
orderte ich das, Kayla bestellte sich gefüllte Ravioli mit Senfsoße und
einem Frischsalat für 5,60 Euro. Da die Räumlichkeiten dort relativ beengt
sind, kann man teils bei der Zubereitung der Speisen zuschauen. Da wurde
mir aber anders. Mein Rollbraten war vorgefertigt und wurde nur in einer
Mikrowelle erhitzt. So war dann auch der Geschmack, wässrig, wie
lauwarmes Spülwasser mit einem leicht fauligen Beigeschmack. Das Zeug
habe ich zurückgehen lassen und sogleich begann ein Streit mit der
resoluten Bedienung, einer sehr hässlichen Frau, die etwas dieser Kölner
Komikerin Hella von Sinnen ähnelte. Die Bedienung maulte, dass es kein
Geld zurück dafür geben würde, wenn ich das halt nicht mag. Ich habe ihr
dann erklärt, dass garantiert tausende Keime in dieser als Fleisch
bezeichneten Matsche enthalten sind und dass ich es einpacken würde und
der Gewerbeaufsicht bringen würde, wenn ich das Geld nicht zurück
bekäme. Da schimpfte sie lauthals und wollte uns des Lokals verweisen,
natürlich zuvor noch kassieren. Jetzt war Kayla angespornt, die sich zuvor
noch passiv verhalten hatte. Aber die Kuh von Bedienung sagte nur, dass
Kayla sich da raus halten soll und es sie nichts angehe. Nun ist Kayla
irgendwie zuweilen sehr  raffiniert und machte etwas, worauf ich nie im
Leben gekommen wäre. Als wir zur Kasse an der Theke gehen, um zu
bezahlen, zog Kayla an der Kasse hinten einen flachen Computerstecker
heraus, aber so unauffällig, dass es die Bedienung nicht bemerkte. Spontan
begann die Kasse verrückt zu spielen und an Kassieren war gar nicht mehr
zu denken. Das Geldfach blieb zu und weitere Bedienversuche blieben
erfolglos. Darauf wurde die Furie noch verrückter und tobte durch die
Lokalität, worauf einige andere Gäste es auch vorzogen, zu gehen, deren
Abkassieren klappte aber ja dann auch nicht und sie sollten warten,
wodurch die Stimmung noch mieser wurde. Sie telefonierte dann mit
jemandem, vermutlich dem Inhaber, dann verlangte sie, dass alle so zahlen
und sie das nur auf einem internen Zettel notiert, um es später in die
irgendwann wieder funktionierende Kasse einzugeben. Das habe ich dann
abgelehnt, weil ich einen Beleg haben wollte, um bei der Gewerbeaufsicht
nachweisen zu können, dass ich die mitgebrachte Mahlzeit dort auch
erworben hatte. Irgendwann versank die blöde Dreckschleuder im dort
herrschenden Tohuwabohu und gab klein bei. Sie orderte, dass wir einfach
nur unsere Getränke bezahlen und dann verschwinden sollen. Das haben
wir dann auch gemacht.

Nun möchte ich noch eine Eigenheit des Computerwesens ansprechen und
es wäre interessant zu erfahren, ob das folgend Geschilderte nur eine
persönliche Empfindung von mir ist oder ob es nicht mehrfach diese
unangenehmen Probleme gibt.
Viele Seiten, die man im Internet besucht oder auch einfache Textseiten
unter Word und vergleichbaren Programmen, benutzen ja, wie beim Papier,
einen schneeweißen Hintergrund. Nun erlebe ich immer wieder den Effekt,
dass ich das nicht aushalten kann. Wenn ich auf diesem leuchtend grell
hellen Hintergrund länger als 10 Minuten lese, dann zerplatzt mir der
Schädel und ich bekomme starke Kopfschmerzen, vor allem in der rechten
Kopfhälfte im Schläfenbereich. Bei Word kann man ja die Einstellungen
des Bildschirmhintergrundes von den Windowseinstellungen übernehmen,
das habe ich gemacht und dann auf ein gedämpftes blaugrau eingestellt und
damit kann ich mühelos ohne Beschwerden stundenlang vom Bildschirm
lesen. Bei Internetseiten geht das leider nicht. Wenn die Hersteller der
Seiten auf weiß eingestellt haben, dann ist und bleibt das weiß. Es spielt
bei mir auch keine Rolle dabei, ob ich mit meinem alten Computer und
dessen normalem Monitor arbeite oder mit dem schönen Notebook von
Toshiba, diese Kopfschmerzen kommen immer bei den weißen
Hintergründen. Kayla hat gesagt, dass sie zwar keine Kopfschmerzen
bekommt, aber es auch nach wenigen Minuten als sehr unangenehm
empfindet, auf diese grellen Flächen zu starren. Schaut sie länger, dann
bekommt sie Augenflimmern. Es ist meines Erachtens nicht das Gleiche,
ob ich eine schneeweiße Papierseite lese oder einen weiß leuchtenden
Monitor. Die Papierseite ist weiß ohne selbst zu leuchten und daher
angenehm zu lesen, aber die Bildschirme leuchten selbst und dann ist das
etwas anderes. Es ist so ähnlich, als ob man direkt in eine grellweiß
leuchtenden Neonlampe guckt, das macht ja auch keiner. Die Lampe
beleuchtet ja die Umgebung und dient nicht dazu, dass ich längere Zeit
direkt in die Lampe blicke, beim Computerbildschirm bin ich aber zum
lesen gezwungen, länger in diese grellweiße Lichtquelle zu blicken. Ich
habe schon mit mehreren Leuten über diesen Effekt gesprochen und dabei
wurden mir nicht immer, aber doch überwiegend meine eigenen
unangenehmen Erfahrungen bestätigt. Wie ergeht es Ihnen dabei? Und
wenn so viele Leute das als unangenehm oder gar kopfschmerzerzeugend
empfinden, dann verstehe ich nicht, weshalb das nicht mehr bekannt
gemacht wird und vor allem warum nicht mehr Seitenbetreiber hingehen
und augenschonendere Farb- oder besser gesagt Lichtkontraste auswählen.
Es macht einen einfach wahnsinnig, wenn man beispielsweise auf den
Seiten von Zeitungen lange Artikel auf schneeweißem Hintergrund lesen
soll. Ich finde heute wird doch soviel erforscht, und für ein solch weit
verbreitetes Medium müssten sich darüber doch längst kluge Köpfe mehr
Gedanken gemacht haben. So sollte es wenigstens möglich gemacht
werden, dass der Benutzer der dies nicht verträgt, die Einstellung des
Hintergrundes an seine Bedürfnisse anpassen kann. Mit einfachem Heller-
oder Dunklerstellen am Monitor ist es jedenfalls nicht getan, das bringt
nichts, weil damit das Bild bestenfalls flauschiger wirkt, was diesen
Kopfschmerz-Effekt noch mehr schürt, da sich dann die Augen noch mehr
anstrengen müssen. Anstatt dessen plagen sich die Forscher damit, ob die
Magnetstrahlung von Monitoren unter ohnehin nicht mehr messbare Werte
zu treiben ist, was aber kein Mensch direkt wahrnehmen kann. Hier bei
meinem Problem wäre ein echter Nutzen spürbar, wenn man da etwas
fände, die Grellheit zu reduzieren.

In Kornwestheim hatte ein neuer Möbeldiscountmarkt eröffnet. In der
Reklame wurde kräftig getönt, dass jeder zehnte Besucher am
Eröffnungstag ein Kleinmöbelstück geschenkt bekommen würde. Nun
kenne ich mich in Kornwestheim nicht aus. Das liegt weit oben im Norden,
vielleicht 15 Kilometer von hier weg. Aber finden Sie mal die
Friedenstraße dort. Ich hatte ja keinen Stadtplan und keinen Schimmer,
vermutlich gibt es von Kornwestheim auch gar keinen Stadtplan. So groß
ist das ja nicht, aber immerhin groß genug, um stundenlang umherzuirren.
Ich weiß nicht, wie viele Einwohner es dort gibt, vielleicht 20.000. Nach
einer halben Stunde entnervten Suchens ohne überhaupt die Straße
gefunden zu haben, habe ich dann einen Passanten gefragt. Der beteuerte
zwar, dass er aus Kornwestheim stamme, aber der Name Friedenstraße
sagte ihm gar nichts; gibt es nicht, meinte er sogar. Dann habe ich eine
Frau an einem belebten Platz gefragt. Die hat mir dann einen Weg erklärt,
der auch nicht zum Ziel führte. Erst beim dritten Anlauf hat es dann
geklappt, ein befragter Herr meinte, es sei in einem neuen Industriegebiet,
welches nur über die Holzgrundstraße und dann unter der gesamten
Rangierbahnhofssache her zu erreichen sei. Eine komische Ecke. In
Kornwestheim vergammelt ein Riesengelände der Bahn, teils wird es wohl
auch noch genutzt, aber der meiste Rest sieht verwüstet aus. Das ist so weit
außerhalb, dass man es eigentlich schon gar nicht mehr Kornwestheim
zuordnen würde. Diese Bahnanlagen trennen diese Ecke völlig von der
eigentlichen Stadt ab und es lässt sich dadurch sauschlecht finden. Der
Möbelmarkt war dann selbst deutlich kleiner, als erwartet, aber das Glück
war uns hold. Kayla war eine zehnte Besucherin und erhielt spontan einen
kleinen, neuen Schuhschrank geschenkt. Der war aber schon fertig
zusammengebaut und so entstand ein Transportproblem, denn in meinen
kleinen Suzuki wollte er so absolut nicht reinpassen, obwohl der
Schuhschrank auch nicht der größte war. Wir haben bestimmt eine halbe
Stunde lang alle nur denkbaren Möglichkeiten versucht, das Ding in der
Susi unterzubringen, aber entweder war er zu breit oder zu hoch, passen
wollte er nie. Ein Herr vom Möbelmarkt sah unsere verzweifelten
Bemühungen und bot an, gegen 20 Euro Gebühr das Teil zu uns nach
Hause zu liefern. Das lehnten wir aber freundlich ab. So rief ich meinen
Kumpel an, dem ich bei seinem Mini - Umzugsunternehmen öfters helfe,
ob er nicht entweder mit seinem Ford-Transit vorbeikommen kann oder ob
ich den Transit nicht mal leihen könne. Das wäre aber frühestens in der
nächsten Woche möglich gewesen, da er bis zum Hals in Aufträgen steckt.
So beschloss ich eine andere Taktik anzuwenden. Ich ließ Kayla mit dem
Möbel dort zurück und fuhr nach Hause, um einige Werkzeuge zu holen.
Dann bin ich wieder hin und habe auf dem Parkplatz des Möbelmarktes
den Schuhschrank in seine Einzelteile zerlegt und die passten dann mit
Mühe und Not bei geöffnetem Kofferraumdeckel in den Suzuki, ragten
aber noch ein Stück hinten heraus. So haben wir uns dann nach Hause
gezittert und das Ding in Kaylas Wohnung wieder zusammengeschraubt.
Die Schuhfächer habe ich aber rausgebrochen und so kann man ihn nun als
normalen, kleinen Kommodenschrank benutzen. Für kostenlos ist das Teil
ganz gut, es wirkt relativ stabil. Optisch entspricht es sicherlich nicht
gerade dem letzten Schrei, aber wen interessiert das schon? Wissen Sie, ich
bekomme es auch fertiggebracht und stelle mir 5 völlig verschiedene,
zusammengewürfelte Möbel ins Zimmer, wo andere sagen, das passt gar
nicht zusammen. Die Zweckmäßigkeit geht mir vor jedem vermeintlichen
Ambiente oder ähnlichen Anfällen eingebildeter Schönheit. Kayla sieht es
ähnlich.

Also es gibt Verrückte, die gibt es gar nicht. Hat man hier im Haus diese
Tage einen ungefähr 30jährigen Mann ins Krankenhaus gefahren, weil er
zusammengeklappt war. Zusammengeklappt war er wegen einer
Blutvergiftung, die Blutvergiftung hatte er, weil er sich ständig an einem
Ohr selbst Verletzungen mit einem Teppichmesser beigebracht hatte. Diese
Wunde hielt er immer frisch, indem er ständig dort mit dem Teppichmesser
"nachschnitzte", weil er angeblich das schöne juckende Gefühl bei der
Heilung dieser Wunde genoss. Das Teppichmesser war aber dann auch mit
Keimen besetzt und so gab's eine Blutvergiftung, sozusagen als kostenlose
Beigabe. Er soll wohl noch viel Glück gehabt haben, denn an einer
Blutvergiftung kann man ja auch sterben. Eine juckende Wunde als Sucht,
urkomisch wenn's nicht so ernst wäre. Man muss sich immer mehr
wundern, auf welch abstruse Ideen viele Leute kommen.
Ähnlich aber doch anders gab es früher, vor vielleicht 100 Jahren, bei
vielen Studenten die alte Sitte, sich den sogenannten Studentenschmiss
beizubringen, mit einem Degen, einem Dolch oder ähnlichem ein kurzer
Hieb ins Gesicht. Dieser blieb auch später nach der Verheilung noch
sichtbar und kennzeichnete seinen Träger in Öffentlichkeit als studierten
Menschen. Oft ist dabei dann auch einiges schief gelaufen und der so
Gezierte konnte durch die Backen pfeifen oder verlor ein Auge. Und so
was unter vermeintlich gebildeten Leuten, einfach lächerlich.

Von einem Bekannten aus dem Stadtteil Gaisburg hörte ich, dass er Zeuge
bei einem etwas unbehaglichen Vorfall wurde. In seiner Wohngegend
streifen seit Monaten unerzogene Jugendliche herum, die Dinge
beschädigen, Wände beschmieren und Leute anpöbeln. Wie so oft,
gehorchen die Jugendlichen alle einem Anführer, der sich durch besondere
Taten in dieser Richtung ständig hervortun und behaupten will. Nun kam
es so, dass dieser Anführer wieder einmal einen vorbeigehenden Passanten
beleidigte und ihm sogar in den Rücken spuckte. Dieser Passant wohnt
auch in dieser Gegend, wirkt etwas schmächtig, also ein typischer
Opfertyp, der hatte schon öfters mit den Rotznasen Ärger, sich aber meist
nichts daraus gemacht und war weiter gegangen. Die Rückenspuckerei war
dann aber doch zu viel und brachte für ihn das Maß zum Überlaufen. Er ist
zu diesem Rotzjungen hin und als er ihn zur Rede stellen wollte, bespuckte
der ihn erneut. Daraufhin hat dieser Passant dem Rotzjungen einen derart
kräftigen Schlag mitten auf die Nase verpasst, dass der Rotzjunge mit stark
blutender Nase zu Boden sank. Man könnte sagen, ko. in der ersten Runde.
Die Sache zog natürlich Kreise und die Polizei wurde eingeschaltet, und es
hieß, wie kann ein Erwachsener, wenn auch ein schmächtiger Erwachsener,
sich an Jugendlichen vergreifen. Der Bekannte von mir, der nun als Zeuge
dienen sollte, sagte zu mir, dass auch er dermaßen die Schnauze von den
Attacken dieses Rotzjungen voll hatte, dass er keinesfalls bereit ist, auch
noch zugunsten des Rotzjungen als Zeuge auszusagen. So beschloss er, der
Polizei zu sagen, dass der schmächtige Mann nicht dem Bengel den Haken
verpasst hat und er nicht wisse wer das war. Ich glaube im vorliegenden
Fall hätte ich ähnlich reagiert und die Abreibung hatte dieses ungezogene
Miststück schon lange verdient. Vielleicht lernt er daraus ja langsam, dass
andere sich nicht alles gefallen lassen, nur weil man Angst haben muss,
noch einen schlechten Namen zu bekommen, wenn man solche
Jugendliche zur Raison ruft.

Viele Stuttgarter Grüße

Ihr

Egbert Lappenkeuler


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email "Zwangsheirat?" vom 22.10.2004

Freudige Grüße!

Die Zeit vergeht wie im Fluge und ich weiß nicht, wo sie geblieben ist.
Kayla ist nun in den Blickpunkt der lästigen Behörden geraten. Sie erhielt
vor Wochen einige harmlos wirkende Fragebögen. Die hatte sie sofort
ordnungsgemäß ausgefüllt und den Behörden zurück geschickt. Nun
keimte Unmut bei den Behörden auf, Kayla könne nicht so einfach weiter
in Deutschland bleiben, heißt es. Gewisse Zeitspannen wären abgelaufen
und daher müsse sie wieder zurück in ihre Heimat. Der Herr Smelka kann
jetzt auch nicht mehr viel helfen, da er inzwischen vollständig pensioniert
ist. Er kann bestenfalls ehemalige Kollegen anrufen und versuchen deren
Entscheidungen zu beeinflussen und zu lenken, aber die werden sich nicht
mehr viel von ihm sagen lassen. So könnte es eng werden für Kayla, wenn
die Betonschädel ihre harten Bandagen anziehen. Sie möchte eine
dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten, zumal sie eigene Einkünfte
vorweisen kann, aber das wollen die nicht anerkennen, weil es noch kein
richtiger Dauerjob ist. Sie verweist auf den damaligen Kurs und die
Erfüllung zahlreicher Auflagen, die ihr bereits vor längerem gemacht
wurden, um in den Genuss einer Einbürgerung zu kommen. Man zeigt sich
spröde und will alles nicht so richtig gelten lassen. Wenn das so weiter
geht, dann stehen die Zeichen stark auf Sturm und die letzte Konsequenz
wäre, dass wir beiden dann doch offiziell standesamtlich heiraten, denn
dann könnte sie natürlich bleiben. Wie schon damals gesagt, ich bin nicht
unbedingt scharf auf eine neue Ehe, wenngleich wir uns bestens verstehen.
Wenn die Wahl besteht, zwischen nicht verheiratet und Kayla weg oder
verheiratet und Kayla kann bleiben, dann würde ich mich ohne Zögern
sofort für letztere Möglichkeit entscheiden. Ich will Kayla nicht verlieren,
das sage ich ganz offen. Trotz des großen Alters- und Kulturunterschiedes
haben wir uns so optimal aneinander angepasst, dass alles perfekt läuft. Es
ist mir, als ob ich Kayla schon einige Jahrhunderte kennen würde und ihr
geht es ähnlich mit mir. Jetzt komme ich aber auch für die Behörden ins
Spiel und so kam diese Tage schon ein widerlicher Typ zu mir, um
Nachforschungen anzustellen, in welchem Verhältnis ich denn wohl zu
Kayla stehen würde. Der stellte penetrante Fragen, bei denen man
eigentlich grundsätzlich sagen würde, das geht sie gar nichts an! Ich habe
den Eindruck, dass einige zuständige Behördenleuchten von dem
Verhältnis zwischen Kayla und mir etwas mitbekommen haben und so
schon wieder einen Schritt weiter denken, denn wenn wir ohnehin
zusammen sind, dann sollten wir in eine gemeinsame Wohnung, was ja
billiger ist, als zwei getrennte, und je nach dem gibt es dann auch nur noch
einen einzigen Sohi-Satz für uns beide zusammen als Lebensgemeinschaft.
Der Spareffekt wäre es vielleicht, auf den man es dort abgesehen hätte. So
will man uns möglicherweise unter Druck setzen, dass wir gezwungen sind
zu heiraten, wodurch sich die ganzen Unterstützungssätze in ihrer Summe
drastisch verkleinern und zusätzlich eine Wohnung wegfallen könnte.
Natürlich stünde uns dann eine größere Wohnung zu, als jedem Einzelnen
von uns, aber die wäre viel billiger, als zwei kleine. Das könnte aber
wieder schwierig werden, denn ich will nicht hier aus dem Haus weg,
Kayla auch nicht, aber hier im Haus gibt es derzeit meines Wissens keine
freie größere Wohnung. Ich kenne viele andere Sohi-Burgen, wie ich diese
Häuser des asozialen Wohnungsbaus hier einmal nenne und die sind mit
dem Haus hier nicht vergleichbar. Dagegen sind das verkommene Kästen,
unbehaglich, zugig, überall nur asoziales Rattenpack, vergammelt, nichts
funktioniert. Hier das ist im Vergleich ein solides, gepflegtes Haus, wie bei
ganz normalen Mietern nur mit weniger Pomp und ohne neumodischen,
optischen Schnickschnack, wie man ihn heute oft findet. Hier finden sie
innen auch keine beschmierten Wände oder besoffene Streitigkeiten auf
den Fluren oder gar fickende Paare mitten im Treppenhaus. Alles das habe
ich schon in anderen Sohi-Hochburgen erlebt. Ganz ohne Streit geht es
heute sicherlich in keinem Mietshaus ab, aber hier ist es so, wenn das
wirklich irgendwo einmal vorkommt, dann ist das eine Sache für fünf
Minuten und dann ist wieder Ruhe, aber nicht für Stunden oder Tage. Ich
kann aber zum heutigen Zeitpunkt auch noch nicht sagen, wie ernst die
Lage bezüglich Kayla wirklich ist, weil diese Knülche die Katze nicht so
richtig aus dem Sack lassen. Daher grübeln wir, ob es aus
Sicherheitsgründen nicht besser wäre, vorsorglich schon jetzt zu heiraten
und nicht weiter hinfort zu warten, unter der Gefahr, dass die auf einmal in
einer Nacht- und Nebelaktion hier auftauchen und Kayla ausweisen wollen
und man dann nicht mehr rechtzeitig reagieren kann. Der Herr Smelka hat
viele Erfahrungen und so habe ich ihn schon um Rat gebeten, wenngleich
er nicht mehr viel ausrichten kann. Er konnte leider auch keine festen
Aussagen zu einer bestimmten Vorgehensweise der Behörden machen,
weil in solchen Dingen unter Umständen zu viele verschiedene Behörden
involviert sind und man nicht weiß, wer von denen die treibende Kraft ist.
Für seinen früheren Bereich hätte er bestimmte Verfahrensmuster
vorhersagen können, so leider nicht. Daher rät Herr Smelka auch fast zu
dem Schritt der baldigen Heirat. Er sagte dazu auch den sachlich schönen
Satz, dass diese Frage jetzt nicht nach Geld und Gut, sondern nur nach uns,
ob wir uns selbst unbedingt wichtiger sind, entschieden wird. Im Klartext
soll das heißen, entweder riskieren wir, nachher finanziell deutlich
schlechter als jetzt gestellt zu werden, bleiben uns aber erhalten oder
zumindest ich behalte ohne Abstriche meinen finanziellen und wohnlichen
Status, riskiere aber den Verlust Kaylas. So in die Enge getrieben, würde
ich spontan sagen, dass ich selbst in der Not auf 2 Millionen Euro
verzichten würde, wenn Kayla mir dafür erhalten bliebe. Wobei ich über
die 2 Millionen Euro natürlich nicht wirklich nachdenken brauche. Herr
Smelka hat mir noch die Privatadresse von einem wichtigen, heute noch
aktiven Kollegen gegeben. Ich soll dort vielleicht am frühen Abend einmal
vorstellig werden und ohne Verzierungen einmal ganz klar meine
Problemstellung dem Mann erläutern. Der wäre sehr erfahren und kein
Unmensch und könne in Stuttgart viel bewegen. Selbst hochrangige
Politiker würden oft auf seinen Rat hören. Andererseits solle ich mir davon
auch wieder nicht zuviel versprechen, weil dieser Mann generell keine
halbseidenen Vorschläge oder Möglichkeiten akzeptieren würde. Aber es
gibt ja vielleicht auch Tricks, die vollkommen im legalen Bereich sind, die
unsereins nicht kennt. Sollte dieser Mann die sofortige Heirat ebenso als
einzig sicheren Ausweg aus dieser fragwürdigen Lage ansehen, dann
werden wir diesen Schritt wohl in den nächsten Wochen tun. Sie werden
sicher lachen und sich an meine Worte von vor vielleicht einem Jahr
erinnern, als ich Kayla noch gar nicht kannte, in denen ich felsenfest sagte,
dass eine Heirat für mich nie wieder in Frage käme. Partnerschaft ja, Heirat
nein, aber Sie sehen, wie man in Handlungsweisen vom Staat
hineingedrängt wird, die man eigentlich nicht unbedingt wollte. Wenn man
nur die Wahl zwischen zwei Dingen hat, dann muss man sich wohl oder
übel für eines entscheiden, auch wenn keines davon das ersehnte Optimum
ist. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, eine bessere Frau als Kayla kann ich
gar nicht finden, ich meine, kann es speziell für mich gar nicht mehr geben.
Daher sehe ich diesen halbwegs erzwungenen Schritt in diesem Fall eher
gelassen. Und noch ist es ja auch nicht so weit, vielleicht entpuppen sich
alle Damoklesschwerter am Schluss noch als ein Gummischwert von der
Fasnet oder dergleichen.

Viel Vergnügen und zugleich eine Art innere Genugtuung hatte ich, als ich
von einem Vorfall hörte, der nun bei einer Organisation einer
Veranstaltung hier passierte. Wissen Sie, es ist doch heute so, in ganz
Deutschland herrscht so eine komische Manie, dass alles was aus dem
Ausland kommt, als etwas Besonderes im Sinne von besonderer Qualität
angesehen wird. Besonders bei Kunst und allem, was sich in deren Umfeld
abspielt, zählen selbst Ausländer, von denen zuvor noch niemand etwas
gehört hat, gleich als gute Kräfte, während hiesige Leute sich redlich
abmühen können wie die Idioten, ohne auf einen grünen Zweig zu
kommen. Warum das besonders hier in Deutschland so zur Unsitte
geworden ist, alles Ausländische mit positivem Vorschußlorbeer zu
bedenken, während man qualitativ höherwertiges Inländisches links liegen
lässt, das ist mir unbegreiflich. Ich bin bestimmt nicht nationalistisch
eingestellt, was man bei solchen Bemängelungen gerne unterstellt
bekommt, aber man sollte doch öfters das Hirn einschalten und wirklich
bewerten, was dargeboten wird, bevor man gänzlich unbekannte Kräfte nur
aufgrund der Tatsache, dass sie aus dem Ausland kommen, als gut
bezeichnet. Konkreter Vorfall war eine Veranstaltung, bei der diverse
Kunstsparten in einer Art Show einzelne Parts präsentieren konnten.
Natürlich hatten die Organisatoren wieder einmal voll getreu dem hier
bezeichneten Motto gehandelt und vorwiegend ausländische Künstler
engagiert. Es begann mit einer seltsamen Trommlergruppe aus Afrika. Ein
abscheuliches und unmelodiöses Gerappel und Geklapper mehr war das
nicht. Hätte eine deutsche Gruppe derartiges dargeboten, hätte man kräftig
Buh gerufen und die Leute mit faulen Eiern beworfen, so aber gab es für
diesen Müll Beifall. Dann wurde ein irischer Autor zitiert, auch hier wurde
er alleine dadurch zum Gutmenschen, nur weil er aus dem Ausland kam.
Seine Biografie zeichnete lachhaft die Züge eines verwahrlosten
Alkoholikers, der nebenbei in seinen lichten Momenten ein paar Zeilen zu
Papier bringt. Ich garantiere Ihnen, ein Hiesiger mit gleicher
Vorgehensweise hätte außer Spott nichts geerntet, so aber war es etwas
Besonderes und hohe Kunst, weil es ja ein Ausländer war. Ganz besonders
neigt sich die Verliebtheit vieler Deutschen in ungeprüfte
Hochbewertungen, wenn die betroffenen Ausländer dann noch aus
Amerika kommen. Dann glauben manche, die Götter stiegen persönlich
vom Olymp herunter und wenn sie dann oft sehen würden, um welche
Vögel es sich dabei handelt, dann sind das Leute, die hier keiner mit der
Kneifzange anfassen würde. So trat bei jener Veranstaltung ein
amerikanischer Tänzer auf, also ich weiß nicht. Was der darbot hätte selbst
ich noch hinbekommen und dazu sollte man wissen, dass ich tänzerisch
gänzlich unbegabt bin. Davon könnte Ihnen meine damalige, erste Ehefrau
noch ein zumindest kurzes, aber schmerzvolles Lied singen. Kurz deshalb,
weil sie es schon früh aufgegeben hatte, mich zu weiteren Versuchen mit
ihr Tanzen zu gehen zu bewegen, alleine schon ihrer Füße zu liebe. Früher,
als wir sozusagen noch frisch verliebt waren, habe ich den Käse ein paar
mal notgedrungen mitgemacht, aber na ja. Trotzdem behaupte ich steif und
fest, was dieser Amerikaner dort auf der Bühne vortanzte, dass hätte selbst
ich heute noch besser hinbekommen. Meine Freude war um so größer, als
nach vielleicht 20 Minuten schon 80 % der Zuschauer gelangweilt
abgezogen waren und die ersten Minuten haben die auch nur deshalb
ausgehalten, weil der Eintritt kostenlos war.

Unterdessen kann ich meine Schadenfreude nicht ganz verbergen über die
hier teils missglückte Datenerfassung mit den verhassten Hartz-Alo-2-
Fragebögen. Ich berichtete Ihnen schon mehrfach über meinen Ärger
damit. Nun stellt sich hier heraus, dass einige Größen auf den
Verwaltungsstühlen besonders schlau sein wollten, indem sie die Angaben
der schon eingegangenen Erfassungsbögen ihren Computern einfütterten.
Zunächst hatte das augenscheinlich funktioniert, aber jetzt stellt sich
heraus, dass die Programme der Erfassungscomputer defekt sind und dass
zudem erst ab dieser Woche die Eingabe offiziell zulässig und
freigeschaltet ist. Dadurch wurden alle bislang vorbearbeiteten Eingaben
automatisch wieder herausgeschmissen und sind weg. Das bedeutet, die
Erfassungsbeamten können ganz von vorne bei 0 beginnen und man hat
berechtigten Grund zu der Hoffnung, dass in diesem Stress dann eine
übergenaue Prüfung unterbleibt. Das wird jetzt zusätzlich verschärft, weil
alle bereits vorliegenden Daten bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erfasst
sein müssen, damit man die verbesserten Programme damit zugleich testen
kann. Ein heute noch tätiger Kollege vom Herrn Smelka hätte schon
schwitzend gesagt, dass eine miese Stimmung in der Behörde herrsche,
weil einige fachlich unbewandte Vorgesetzte ständig, entgegen allem
Zuraten von Fachleuten der EDV-Abteilung, darauf bestanden hatten, die
Eingaben so frühzeitig zu erfassen. Nun sind diese Vorgesetzten sehr
kleinlaut und ernten den Spott und die Wut ihrer Untergebenen, die nun
alles doppelt und dreifach noch mal machen müssen. So ist das ja oft.
Früher hörte man oft den Spruch: Was du nicht im Kopf hast, das musst du
in den Beinen haben; aber in solchen Fällen heißt es dann eher: Was dein
Chef nicht im Kopf hat, das musst du in den Beinen haben. Es muss dort
schon ein gewaltiges Durcheinander deswegen geben, denn ganze
Abteilungen, die sonst Publikumsverkehr hatten, wurden für diesen Zweck
geschlossen, weil dort alle Beschäftigten damit gebunden sind, alle
Eingaben nun neu von den Fragebögen und den vielen Ergänzungsblättern
in den Computer zu übertragen. Andere Stellen erledigen dafür nun
konzentriert Publikumsaufgaben der anderen Amtsteile mit. Das führt dort
ebenfalls wieder zu Chaos, weil diese Leute sich in den zusätzlich
bearbeiteten Bereichen nicht auskennen. So bin ich nun sehr froh, derzeit
keine Behördentermine wahrnehmen zu müssen. Ich werde mich, soweit es
geht, aus den Behördengängen in den nächsten Wochen fern halten.

Vor einigen Tagen hatte ich seltsame Halsschmerzen und bekam kaum
einen Ton gesagt, es kam nur ein mickeriges Piepsen zustande. Kayla
dachte zuerst, ich wolle sie auf den Arm nehmen, als beim Sprechen nur
dieses Wimmern folgte. Plötzlich waren diese Beschwerden morgens nach
dem Aufstehen da. Am Abend zuvor hatte ich noch gar nichts gespürt.
Zum Arzt gehe ich nach Möglichkeit nicht, weil es immer mit Kosten und
langen Wartezeiten verbunden ist. Es gibt ja durchaus wirksame
Medikamente, die ohne Krankenkassenbegleichung billiger sind, als würde
man den Pauschalteil zuzahlen. So habe ich zur kostenlosen Beratung erst
einmal 3 verschiedene Apotheken aufgesucht. Die Apothekerin in der
ersten meinte, ich solle in jedem Fall zuvor den Arzt aufsuchen. In der
zweiten wollte man mir türkisgrüne Tabletten verkaufen, aber als ich hörte,
dass eine Packung davon, mit nur 10 Tabletten gleich 18,90 Euro kostet,
hatte ich keinen Bedarf mehr. In der dritten wollte man mir dann eine
seltsame Kräutertinktur mit auf den Weg geben, mit der ich nach jeder
Mahlzeit und vor dem Schlafengehen kräftig gurgeln sollte. Aber die war
ähnlich teuer und so suchte ich das Weite. Am Schluss sagte Kayla, dass
sie ein altes Hausmittel aus ihrer Heimat kenne, welches nicht immer, aber
meistens gegen solche und viele andere Beschwerden helfen könne. Ich
werde mich hüten, Ihnen das hier zu sagen, weil Sie danach vielleicht vor
Ekel vom Stuhl fallen, jedenfalls haben wir das gemacht und mir war
schon ein wenig komisch zumute, aber nach einem Tag waren alle
Beschwerden wirklich weg. Das kann natürlich auch Zufall sein oder
vielleicht genügt auch nur der Glaube an die Sache, aber für mich wirkte es
so, als habe Kaylas intimes Hausrezept geholfen, die Beschwerden sind zu
100 % weg.

Mein Notebook beginnt mich in letzter Zeit zu zanken. Mitten in einem
Programm, wie vielleicht dem Internetbrowser oder auch bei Word und
Textfile-open-s, schließt das Programm, verschwindet, ohne jede
Vorankündigung. Das heißt, das Programm schaltet sich einfach aus, als
habe man es beendet. Aber das geht noch schneller, als würde man es
richtig über die Maus oder die Tastatur beenden. Der Programmbildschirm
wird schlagartig geschlossen wenn man so will und es kommt auch kein
Hinweis auf noch zu speichernde Daten, die sind selbstverständlich weg.
Wenn ich zum Beispiel einen Text bearbeitet habe und will dann das
Programm ordnungsgemäß schließen, dann folgt normalerweise eine
Fehlermeldung, mit der Frage, ob ich den Text speichern möchte, damit die
Veränderungen übernommen werden und erhalten bleiben. Das geschieht
bei dem Fehler nicht. So habe ich mich schon viel darüber geärgert. Es ist
aber auch nicht so, dass der ganze Computer dabei abstürzt, wie man
vielleicht meinen möchte. Es wird nur das gerade aktuelle Programm von
selbst ohne mein Zutun geschlossen. Danach ist dann der normale
Leerlaufbildschirm des Computers zu sehen und man kann auch mühelos
weitere neue Programme starten oder auch das gleiche Programm sofort
wieder starten. Nur die davor eingegebenen Texte oder Daten sind
unwiederbringlich verloren, weil sie ja nicht gesichert wurden. Man findet
auch keine Regel dahinter, unter welchen Umständen es zu diesen
Selbstschließungen der Programme kommt. Es geschieht generell ohne
jede Vorwarnung und die Zeitabstände sind auch völlig unkontrollierbar.
Manchmal passiert das 2 Tage gar nicht, dann mal wieder jede halbe
Stunde, dann vielleicht 2 mal am Tag u.s.w., man wird immer davon
überrascht und meistens passiert es natürlich dann, wenn man schon nicht
mehr daran denkt. Mit einem Bekannten, der in einem Computerladen
arbeitet, hatte ich schon darüber gesprochen. Er überlegte nicht lange und
hat mir empfohlen, um auf der sicheren Seite zu sein, solle ich das ganze
Betriebssystem Windows neu installieren. Er sagte, dass man bei seinem
Arbeitgeber bei solchen Fehlern generell so vorgehe, bevor man noch lange
Versuche mit Einzelkomponenten, Fehlersuche oder Programmteilen
unternimmt. Er wies allerdings auch darauf hin, dass es besonders bei
Notebooks zuweilen bei solchen Neuinstallationen gerne zu
Komplikationen käme. Davon solle man sich aber nicht abschrecken lassen
und zunächst generell so vorgehen, dass bei Komplikationen bei einer
Windows-Neuinstallation einfach die ganze Installation noch mal von
vorne gemacht werden soll. In der Regel würde es dann in 98 % aller Fälle
funktionieren. Er machte mich auch darauf aufmerksam, dass solch eine
Installation locker einen Tag verschlingen kann, je nach dem wie viele
Komponenten installiert sind. Sie ahnen sicher, das mir das gar nicht
gefällt.

Von ganz tollem Sonnenschein begleitet, der einen recht tiefen
Sonnenstand mit sich bringt, man ist geblendet und sieht beim Autofahren
die Schilder nicht mehr richtig, sende ich Ihnen erbauliche Herbstgrüße,

Ihr

Egbert Lappenkeuler