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Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Heubach” und “Auf den Hund gekommen” aus dem Jahre 2004. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email "Heubach" vom 28.06.2004
Zahlreiche Grüße.
Also es gibt Namen, die gibt es gar nicht. Ich bin ja bekanntlich schon mit einem für viele Leute erheiternden Namen geschlagen und kenne inzwischen so ziemlich alle Verulkungsvarianten und Witze die man daraus ableiten kann, aber es erleichtert einen dann doch fast schon etwas, wenn man plötzlich andere Namen hört, die noch schlimmer sind. Ich glaubte es nicht, aber ein Bekannter von mir hat jüngst in einer Firma einen Hilfsjob angefangen, vorübergehend, und sein Vorgesetzter dort heißt tatsächlich Heinz Paukenbock. Ich frage mich als Betroffener ohnehin schon länger, wie eigentlich solche eigenartigen Namen überhaupt entstanden sein mögen. Auch gibt es unsereins offensichtlich kaum, so dass man sich dann auch fragt, wie sich diese Namen überhaupt fortpflanzen und erhalten konnten. Ich bin mir zum Beispiel ziemlich sicher, dass ich im Raume Stuttgart weit und breit der einzige Lappenkeuler bin. Ob es mehrere Paukenbocks - oder müsste man sagen Paukenböcke? - gibt, ist mir nicht bekannt, aber ich glaube wohl kaum. Als mein Bekannter den Namen öfters erwähnte, glaubte ich zuerst immer, das sei ein Spitzname für diesen Vorgesetzten, der vielleicht irgendwann auf einer Betriebsfete oder bei ähnlichen Anlässen durch eine kuriose Begebenheit entstanden sei, aber nein, der heißt wirklich so, so wie ich mit dem Namen Lappenkeuler geschlagen bin.
Wie ich Ihnen berichtet hatte, verbringt Kayla nun die größte Zeit der Woche in Heubach bei einem Qualifizierungsseminar. Sie findet die bislang gebotenen Unterrichtsstoffe allerdings wenig sinnvoll. Laufend würden Dinge erklärt, die absolut selbstverständlich sind und die jeder längst weiß. Sie sagt, es fehlt nur noch, dass man uns beibringen möchte, wie man beim Essen Messer und Gabel zu halten hat und dass man sich dabei das Essen in den Mund einführt und es nicht an die Wand spritzt oder dem Sitznachbarn in die Haare schmiert. Sie und auch andere Seminarteilnehmer kommen sich, man muss es so sagen, verarscht vor. Auf diesbezügliche Einwände wurde überhaupt nicht reagiert, der Unterricht wurde auf gleich niederem Niveau weitergeführt. Kayla mutmaßt schon, dass es daran liegen könnte, dass die Lehrkräfte nicht mehr zu bieten haben und selbst nichts können. Auch für dumm verkauft kam man sich vor, als beim Erlernen bestimmter Vorgänge alle Teilnehmer im Chor bestimmte vorgekaute Sätze ständig wie Kleinkinder wiederholen sollten. Vielleicht ist dieses Seminar nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Lehrkräfte selbst, damit hat man dann wenigstens die von der Straße weg. Die Landschaft um Heubach ist zwar sehr reizvoll, aber die Unterbringung hat schon für einigen Ärger gesorgt. Von Montag bis Donnerstag soll sie auch dort vor Ort übernachten. Die Seminarleitung wollte Kayla später in einem engen Zimmer zusammen mit zwei weiteren Teilnehmerinnen aus Schwarzafrika zusammenpferchen. Damit man das nicht falsch versteht, sie hat überhaupt nichts gegen Afrika oder Leute von dort, aber sie hat etwas gegen eine derartige Unterbringung und gegen restlos ungepflegte Menschen. Diese beiden Damen müssen, wie Kayla sagte, gestunken haben, wie ein verfaulter Fisch, als hätten sie sich in den letzten 10 Jahren nicht gewaschen, mieften sie 100 Meter gegen den Wind. Außerdem verlangte sie eine zumutbare Unterbringung in Einzelzimmern und nicht wie auf einer Klassenfahrt. Das gab Ärger. Wie es heute so geht, wurde dies gleich zum Anlass genommen, ihr Feindlichkeit gegenüber schwarzhäutigen Menschen vorzuwerfen, was völliger Quatsch ist, zumal sie als Asiatin in gewisser Weise ja auch eine, wenn auch nur geringfügig andere Hautfarbe hat, und die Leiterin der Zimmervergabe war gleich eingeschnappt und fragte Kayla, ob sie sich für etwas besseres halte. Schließlich wurden dann doch die Zimmerverteilungen umgeworfen und Kayla zusammen mit einer etwas eigenartigen jungen Frau aus der Ukraine auf einem anderen Zimmer platziert. Die Ukrainerin scheint psychische Probleme oder so was zu haben, denn zeitweise ist sie wohl sehr umgänglich und nett, aber plötzlich sitzt sie stundenlang wie eine Marmorfigur herum, bewegt sich überhaupt nicht, sagt keinen Ton, selbst dann nicht, wenn sie etwas gefragt wird. Sie registriert offensichtlich dann ihre ganze Umwelt ringsum nicht mehr. Dann wird sie plötzlich wieder ganz anders und quirlt wie ein aufgescheuchter Besen durchs Haus, wirft sich allen Männern an den Hals, die ihr über den Weg laufen. Also alles andere als zumutbare Zustände und ich kenne Kayla ja, sie hat bestimmt keine überzogenen Erwartungen. Überhaupt, eine bescheidenere Frau als Kayla habe ich noch nie gesehen, aber irgendwo hat natürlich alles seine Grenzen. Was die dort betreiben, das kratzt kräftig an der Privatsphäre und ist nicht hinnehmbar. Zwischenzeitlich war ich dort einmal zu Besuch und konnte mich selbst von dieser misslichen Lage überzeugen. Wäre es nicht so weit entfernt, so hätten wir beschlossen, dass ich sie täglich nach dem Seminar wieder nach Hause hole, aber das wären 140 bis 150 Kilometer pro Tag, hin und zurück zusammengerechnet, das können wir uns an Benzinkosten nicht leisten. Bei bis zu einem Drittel der Entfernung hätten wir das machen können. An einen Abbruch des Seminars hat Kayla auch schon gedacht, aber damit gingen Förderungs- und Bezuschussungsmöglichkeiten für ihr weiteres Fortkommen verloren, da diese zwingend an den erfolgreichen Abschluss dieses Seminars gekoppelt sind.
Eine komische Firma Pumpkin, die einen Rübenkopf auf ihrem Enblem hat, verteilt hier Werbung, die besagt, dass Sozialhilfeempfänger bei ihr erhebliche Einkaufsvergünstigungen von bis zu 60 % auf bestimmte Artikel des unteren Preissegmentes genießen würden. Um in den Genuß dieser Vergünstigungen zu kommen benötige man aber einen speziellen Mitgliedsausweis der Firma Pumpkin, den erhalte man aber nur, wenn man zuvor einen beigefügten Fragebogen ausfüllt und zurückschickt. Der Fragebogen ist ziemlich umfangreich und weitgehend, er besteht aus 10 Seiten mit Kreuzchen und Fragefeldern und dergleichen. Was die aber alles wissen wollen, das ist eine Zumutung und wenn ich das schon sehe, würde ich gleich jedem abraten, dort mitzumachen. Dahinter steckt bestimmt eine Betrugsfirma.
Kunst ist nicht jedem zugänglich und nicht jede Kunst ist jedem erklärlich. Ebenso ist nicht wirklich alles Kunst, was sich da Kunst nennt oder was man den Leuten als Kunst andrehen möchte. Wie Sie sich vorstellen können, bin ich nicht gerade ein eifriger Besucher von Kunstausstellungen. Solche Besuche sind meist nur Zufallsprodukte und wenn, dann auch nur wenn der Eintritt kostenlos ist. Meine Finanzlage sollte nicht davon belastet werden, weil man auch ohne die Besichtigung von Bildern, Figuren und Klapparatismen leben kann. Ganz uninteressiert bin ich deshalb nicht, aber Geld darf es keinesfalls kosten. Weshalb ich das hier erwähne hat natürlich einen Grund. Gestern schlenderte ich durch einige Straßen in der weiteren Umgebung meines Viertels. Irgendwie hatte ich etwas Langeweile, obwohl ich eigentlich das Wort Langeweile nicht kenne. Es lag wohl mehr daran, dass ich zwar genug Pläne hatte, dies oder das zu tun, aber es sich an diesem Tag nicht mehr lohnte, damit anzufangen. An einer Galerie hing eine große Blechtafel, die zum kostenlosen Besuch einer gerade stattfindenden Sonderausstellung einlud. Spontan bin ich reingegangen, in der Hoffnung, damit etwas gegen meine aufkommende Langeweile zu tun. Vorwiegend recht große Gemälde gab es zu sehen. Bei einem konnte ich mir dann lauthals herausplatzendes Lachen nicht mehr verkneifen. Ein Ölgemälde zeigte ein Pferd mit Hundekopf, der die Zähne fletschte. Das Pferd und auch der Hundekopf waren für sich genommen sehr gut und originalgetreu nachgemalt, nur in einem unnatürlichen grünen Farbton. Die Größe des Hundekopfes war an den Korpus des Pferdes angepasst, wodurch es schon so wirkte, als wenn das Tier nie anders ausgesehen hätte, wenn man es aufgrund der menschlichen Erfahrung nicht anders wüsste. Das Hundpferd kläffte offensichtlich mit bissigem Blick einer Gruppe von 5 blauen Frauen nach, die an der Pferdehundekoppel vorbeigingen. Die Landschaft umher wirkte gut getroffen, nur wieder waren es auch hier die Farben, die völlig unnatürlich wirkten. Ein fast violetter Himmel und Wiesen in eigenartigen Farben, eine eigentlich beklemmende Szene. Aber die Gesamtheit wirkte dann absolut belustigend, jedenfalls auf mich. Nach meiner Lachsalve rückte ich dann mehr ins Interesse der Besucher, als die Bilder. Ein komischer Herr mit einem noch komischeren silbergrauen Bart, der nur ein schmaler Streifen von Ohr zu Ohr darstellte, ohne Schnauzbart und ohne seitlichen Bartanteil, der Bart wirkte fast wie ein Hut-Kinnband, welches sichern soll, dass der Hut bei Wind nicht wegfliegt, jedenfalls dieser komische Herr wandte sich mir zu. Er hatte ein Sektglas in der Hand, schnippte mit dem Finger, worauf eine hübsche Dame mit einem Tablett mit weiteren Gläsern voller Sekt und Orangensaft herbeieilte und mir ebenfalls derartiges anbot. Da ich später noch Autofahren wollte, nahm ich mir einen Orangensaft. Dann blickte mich der Herr ernst an und fragte: "Wieso lachen Sie bei der Betrachtung des Bildes?" Ich bekam damit keine Erklärungsnot und erzählte ihm alles Mögliche, was mich daran zum Lachen bewegte. Dann hielt er mir einen gediegenen Vortrag, u.a. darüber dass nicht am Schluss in jedem von uns auch noch ein anderes Wesen stecken würde, als das was man sieht und dass die Welt doch nur mit unseren Augen in den Farben erscheine, die wir für zutreffend hielten. Tiere würden sie vielleicht völlig anders erleben. So entwickelte sich zwischen uns eine leichte Diskussion über Sinn und Zweck von Entfremdungen in künstlerischen Darstellungen, die keineswegs streithaft war, sondern mehr in ein Aufzählen des Für und Widers solcher Darstellungsweisen auslief. Schließlich gesellten sich immer mehr Besucher zu unserer Diskussion hinzu und beteiligten sich lebhaft daran. Obwohl ich alles andere als ein Kunstkenner bin, fand ich die sich so ergebende Diskussion sehr interessant und sie bestärkte mich mit jeder Minute ihrer Fortdauer darin, dass eigentlich die anderen auch keine Ahnung von Kunst haben, sondern dies nur vortäuschen. Es stellte sich am Schluss heraus, dass dieser komische Bartträger der Maler dieser Bilder war und er bedankte sich ausdrücklich bei mir, dass ich an seiner Diskussion mit meinem Standpunkt teilgenommen habe und nicht, wie viele andere der Anwesenden, einfach stets seinen Standpunkt übernommen hätte. So war es aber auch wirklich. Die wussten wer das war, ich nicht und so war es schon witzig. Wenn der Bartträger sagte, der Hundekopf in dem Bild sei ein Ausdruck der überall lauernden, potenziellen Gefahr, so nickten diese Leute und sagten das Gleiche. Sagte er eine Minute später aber das krasse Gegenteil, dass der Hundekopf auf gar keinen Fall Gefahr verkörpere, dann sagten die gleichen Leute, die zuvor die Gefahr unterstrichen bejaht hatten, dass ein Hundekopf in gar keinem Falle Gefahr bedeuten könne. Nur ich ließ mich davon nicht beeindrucken und blieb bei meinem Standpunkt, dass es vor allem in seiner Gesamtheit belustigend und fast schon witzig wirken würde.
Es gibt mehrere Wege zum billigen Auto, nicht nur den von mir gewählten. So traf ich Herrn Bense nach langer Zeit wieder. Herr Bense war früher einmal selbstständiger Unternehmer und importierte irgendwelche Maschinenteile aus Frankreich nach Deutschland und verkaufte die dann hier wieder. Ich kenne mich damit nicht genau aus. Dann wurde er sehr krank und musste lange Zeit ins Krankenhaus, dann in die Reha - Klinik, wo ich ihn übrigens vor knapp 2 Jahren kennen gelernt habe. Er war dadurch lange Zeit aus seinem Betrieb gerissen und wenn bei einem 4- Mann-Betrieb der Chef persönlich für fast 1 Jahr fehlt, so ist es meistens das Ende für den Laden, so auch bei ihm. Die verbliebenen Leute hatten den Betrieb innerhalb von nur 2 Monaten schon gegen die Wand gefahren, weil ihnen die Kontakte zu den Lieferanten in Frankreich fehlten. Herr Bense war damals reich, vielleicht über eine Million Euro. Da er aber auch seine Krankenhausrechnungen und all diese Krankheitsfolgen aus eigener Tasche bezahlen musste, war es mit dem Reichtum schnell vorbei. Am Schluss stand er genauso da, wie ich. Im Prinzip hat sich daran bis heute bei ihm auch nicht viel geändert. Da auch Herr Bense Auto fahren möchte und da er pfiffig ist, hat er lange überlegt, wie man billig an ein Auto kommt, welches man sich von geringen Einkünften leisten kann. Bei ihm endete diese Überlegung nicht im gleichen Ergebnis, wie bei mir, sondern er fand im Internet einen Autohändler, der raue Mengen von Behördenfahrzeugen verwertet. Der ersteigert die postenweise zu 20 Stück und mehr, richtet sie, falls nötig, wieder etwas her und verkauft sie dann wieder. Herr Bense hat sich dort umgesehen und entdeckt, dass dieser Händler über 40 Ford - Fiesta - Courier von der Post da stehen hatte. Das sind solche Kleinwagen, die hinten so einen viereckigen Kasten ohne Fenster dran haben, vielleicht für Paketzustellung und ähnliche Zwecke. Vorne ist's ein relativ normaler Ford-Fiesta und hinter dem Fahrersitz beginnt dann die Ausbuchtung mit dem fast quadratisch wirkenden Kasten, also es gibt keine hinteren Sitze. Und das Ding verfügt über einen relativ kräftigen 60 PS - Dieselmotor der auch noch sehr sparsam im Verbrauch ist. Weil derzeit so viele davon auf dem Markt sind, vermutlich weil die Post auf einen Schlag in ganz Deutschland mehrere tausend davon versteigert hat und weil viele normale Autokäufer keine Verwendung für so ein nicht unbedingt schön aussehendes Auto haben, sind die Preise am Boden. Ich weiß, was ein normaler gebrauchter Ford-Fiesta von Baujahr 1999 kostet, er wäre für unsereins als völlig unerschwinglich zu betrachten! Nun aber zum Herrn Bense. Herr Bense hat sich dort umgetan und es waren ausschließlich Baujahre von 1996 bis 2001 darunter, mit Kilometer- Laufleistungen zwischen nur 19.000 und 75.000 km, was ja für den immerhin 1,8 Liter großen Dieselmotor nicht viel sein dürfte. Sogar ABS haben die schon. Zu Preisen zwischen 1.350 und 3.500 Euro wurden sie angeboten. Dazu kommt noch, dass diese Autos trotz ihrer eigentlichen Kleinwagenabstammung als LKW eingetragen sind, wodurch man trotz des im Vergleich zu meinem Suzuki hohen Hubraums weniger als 150 Euro Steuern pro Jahr zahlen braucht. Also der Bense hat lange überlegt und mit dem Händler diskutiert, probegefahren und gefeilscht, dann hat er sich für sage und schreibe 1.950 Euro einen solchen Wagen mit gerade mal gelaufenen 39.000 km gekauft. Gewiss ist das immer noch viel mehr, als ich für den Suzuki ausgegeben habe und ich hätte mir auch das nicht leisten können, aber Herr Bense steht vielleicht ein wenig besser da, als ich, wenn auch nicht viel, und man muss neidlos zugestehen, dass sein Auto qualitativ das bessere ist. Niemals würde ich meinen Suzuki schlecht machen, der ist und bleibt toll, aber sagen wir es einmal so, für das, was Herr Bense mehr bezahlt hat, hat er auch eindeutig mehr bekommen. Der Fiesta - Courier ist deutlich größer, bietet Unmengen Platz für Ladung, man könnte in dem Kasten fast ein kleines Zimmer einrichten, die Sitze sind bequemer, man kann damit auch problemlos lange Strecken fahren und der Wagen zieht recht gut, dagegen ist mein Suzuki schon 2 Nummern lahmer, das muss man neidlos zugestehen. Beim Verbrauch liegt Herr Bense damit ähnlich günstig wie ich, nur dass er Diesel verbraucht, der ja doch deutlich billiger ist, als mein Benzin. Sein Wagen hat keinen Rost, keine Beule und selbst die Reifen sehen aus, als wären sie kurz zuvor noch neu drauf gekommen. Es sind aber beim genauen Hinsehen Runderneuerte, aber das ist egal, da man mit diesem Wagen wohl keine Rennen abhalten will und laut ADAC-Bericht Runderneuerte Reifen heutzutage nur noch bei hohen Geschwindigkeiten über 150 km/h Nachteile gegenüber Neureifen aufweisen würden. Als Nachteil könnte man vielleicht werten, dass Herr Bense dafür extra ins Ruhrgebiet nach Bochum fahren musste, weil der Händler, der die in Massen verwertet dort ansässig ist. Der Lack ist vielleicht ein wenig matt, aber wen stört das schon? Gut, es ist sicherlich nicht jedermanns Sache mit einem postgelben Gefährt durch die Lande zu brummen und ständig mit der Post verwechselt zu werden, aber ich sehe so etwas nicht als hinderlich an. Herr Bense hat einen guten Kauf damit getätigt und bewiesen, dass es wohl noch viele Möglichkeiten gibt, wirklich preiswert ein vernünftiges Auto fahren zu können. Zweifellos ist auch das nichts für Leute, die mit einem Auto Eindruck schinden wollen oder sich als nobler Pimpf geben möchten, aber solche Leute sind mir ohnehin generell suspekt und auf deren Meinung gebe ich keinen Cent. Die beliebte Spritpreisdiskussion flammte in den letzten beiden Monaten ständig wieder auf und auch der Herr Bense griff das auf. Er fand den schönen Vergleich, dass er froh ist, so ein sparsames Auto zu haben und in seinem Fall noch dazu ein Diesel. Er sagte, wenn er jetzt noch sein früheres Auto hätte, was Superbenzin verbrauchte, dann käme es billiger Maggi anstatt Benzin zu tanken. Ob die Reichweite damit hoch wäre, wage ich natürlich ein wenig zu bezweifeln, vielleicht gibt das dem Auspuffqualm die richtige Würze.
Kann ich vielleicht froh sein, aus den städtischen Diensten heraus zu sein! Ich habe mit meinem ehemaligen städtischen Arbeitskumpel Tschirdewan, den ich immer Tschibo nannte, ausgiebig gesprochen. Sie ahnen nicht, zu welch blöden Aufgaben man ihn und etliche andere verdonnert hat. Zuerst hätte er noch etwa einen Monat nach meinem Abgang in städtischen Diensten bleiben sollen und dann wären im Rahmen des Rotationsprinzips andere Sohis an der Reihe gewesen. Die Sozialbehörden grübeln aber stets über neue Spitzfindigkeiten nach und leider kommen denen dabei unschöne Einfälle. So wurde der alte Trupp zwar durch neue, nachrückende und bislang unbelastete Sohis ersetzt, aber die alten, so auch der Tschibo, konnten keineswegs dann wieder zu Hause bleiben, wie es zuerst lautete. Eine Frechheit! Man hat sie wegen außergewöhnlichem Arbeitsbedarf vorübergehend in einen anderen städtischen Trupp eingegliedert, der einen anderen Stützpunkt hat. Sie ahnen kaum, welche verrückten und auch gefährlichen Aufgaben man denen dort aufs Auge drückt. Die müssen nun an hunderten von städtischen Gebäuden die Dachrinnen reinigen. Man hat festgestellt, dass vielerorts seit vielen Jahren die Dachrinnen mit Dreck, Laub und ähnlichem Unrat verstopft und zugelagert sind. Das führt dazu, dass sie bei starken Regengüssen überquellen oder gar nicht mehr ablaufen und dass sie schneller durchrosten, weil die Rückstände von verfaulendem Laub recht aggressive Säuren entstehen lassen, wodurch Löcher in den Rinnen entstehen. So wurden mehrere Vierertrupps gebildet, zwei Leute hangeln sich mit einer Leine gesichert von Dachluken bis zu den Dachrinnen herab oder sie klettern mit hohen Leitern von außen heran, die andern beiden Leute sichern dann die Sache, damit keiner runter fällt. Ein echtes Himmelfahrtskommando und man könnte vermuten, dass dahinter schon die böse Absicht steckt, ruhig darauf zu warten, dass der eine oder andere herunterstürzt und sich das Genick bricht, um so dessen Sohi- Gelder einzusparen. Die Kämmerer haben natürlich vorgerechnet, dass früher Privatfirmen, wie beispielsweise Dachdeckereien, mit solchen Arbeiten beauftragt wurden, was bei dem jetzt festgestellten hohen Bedarf eine Kostenlawine von 1,5 Millionen Euro ins Rollen gebracht hätte, nur um die Dachrinnen aller betroffenen städtischen Häuser zu reinigen. So rechnet man, dass die Sohis ja kein zusätzliches Geld kosten und höchstenfalls nur ein paar Euro für die Anfahrt und etwas Hilfswerkzeug anfallen. Sind dann eines Tages alle Dachrinnen sauber, dann können diese Sohis nach heutiger Vorhersage endlich wieder zu Hause bleiben. Ein Kalkulator hat vorgerechnet, dass diese Arbeiten frühestens Ende September fertig sind, wenn es so weitergeht, wie derzeit. Tschibo befürchtet schon, dass denen bis dahin längst wieder ein anderes Ungemach eingefallen ist, was man abverlangen wird. Mich würde beinahe schon interessieren, was die mit jemandem machen, der nicht schwindelfrei ist. Ob man diese Leute trotzdem dazu zwingt, mit dem altbekannten Argument, andernfalls die Sozialleistungen zu kürzen oder ganz auszusetzen? Wie schon angedeutet, da tut es einem richtig wohl, nicht mehr in diesen Diensten zu sein.
In einer Halle in einem Industriegebiet in Fellbach war für Samstag eine große Versteigerung von Fundgegenständen, Pfandstücken und ausgemusterten Gegenständen bestimmter öffentlicher Stellen angesetzt. Da ich ohnehin wegen Kayla, die ja Freitag, Samstag und Sonntag seminarfrei hat, etwas in Fellbach zu erledigen hatte, fuhren wir dort vorbei und haben uns das einmal angesehen. Man muss das erlebt haben, auch wenn man gar nichts ersteigern möchte, so ist es doch sehr interessant zu sehen. Besonders die Reaktionen mancher Kunden sind witzig. Irgendwann wurde ein riesiger Posten von gebrauchten Werkzeugen einer Schlosserei aufgerufen. Einer der Interessenten dafür war ein Russe. Anfangs begann der Auktionator mit nur 150 Euro für alle diese Schlossereiwerkzeuge zusammen. Es waren diverse Sachen wie Winkelschleifer, Eisenklammern, verbeulte Schweißgeräte und alles mögliche darunter. Aber alle Sachen sahen sehr mitgenommen und stark gebraucht aus, als hätten sie schon zu Adolfs Zeiten ihren Dienst getan. Die Sache verlief anfänglich nur sehr träge und nur mit großer Mühe gelangte man schließlich bis 250 Euro zugunsten des Russen. Kurz bevor der Auktionator beim klassischen Abzählen zum Ersten, zum Zweiten und zum Dr.... sagen konnte, stieg ein struppig aussehender Deutscher mit ins Gebot ein, der sich bis zu diesem Zeitpunkt scheinbar überhaupt nicht für die Sachen interessiert hatte. Vielleicht war das auch nur Taktik, um zu vermeiden, mit zu viel Durchblickenlassen von Interesse, selbst den Preis hochzutreiben oder es war nur aus Antipathie dem Russen gegenüber. Jedenfalls bot er 260 Euro, was dem Auktionator schon missfiel, weil er lieber Gebote in Schritten von 50 Euro gehabt hätte. Aber das hatte er beim ersten Aufruf nicht ausdrücklich gesagt und somit waren auch kleinere Schritte zulässig. Der Russe schaute etwas missmutig und legte auf 270 Euro hoch. So begann ein Katz- und Mausspiel ständig in Zehnerschritten bis irgendwann 810 Euro erreicht waren, für die der Russe dann wieder den endgültigen Zuschlag bekam. Zwischen der Abgabe der einzelnen Gebote schauten sich beide, der Russe und der Struppige tieffeindlich in die Augen, richtig nach dem Motto: so jetzt zeig ich es dir! Als am Schluss der Russe mit 810 Euro den Zuschlag in der Tasche hatte, wandelte sich das Bild schlagartig und der Struppige lachte sich halbtot, und johlte lauthals, dass er ja Leute vom Schlage des Russen kennen würde. Die könnten einfach nicht verlieren und er habe nie Interesse an dem Schrottzeug gehabt, aber er würde sich jetzt maßlos darüber freuen, dass dieser (wörtlich) sibirische Eisbär viel zu viel für dem Müll bezahlt habe, der bestenfalls 300 Euro wert gewesen wäre. Der Auktionator hatte das mitbekommen und drohte den Struppigen entfernen und von der weiteren Teilnahme ausschließen zu lassen, wegen Störung und Beeinflussung des ordnungsgemäßen Ablaufs, wenn er nicht sofort den Mund halte. Der Russe hatte nun natürlich auch das Ansinnen des Struppigen mitbekommen und winkte ihm ein Zeichen mit dem Daumen am Hals zu, als wolle er ihm die Kehle durchschneiden. Darauf grinste der Struppige nur hämisch und rief zu dem Russen: "Du nicht, mein Freund, du nicht!" Später kam der Russe dann näher auf den Struppigen zu und schubste an ihm herum, worauf dieser zurückschubste und eine kleine Rangelei entstand. Der Auktionator drohte sofort die Polizei zu rufen, darauf beendeten die ihr Gerangel und der Russe meinte zu dem Struppigen so was wie: "Du kommst heute nicht mehr nach Hause!" Die Auktion wurde dann weiter ungestört fortgesetzt und als sich der Russe wieder mehr auf die noch folgenden Aufrufe konzentrierte, machte sich der Struppige dann wohl vorsichtshalber aus dem Staub und verließ durch eine Seitentür die Halle.
Das soll für heute erst einmal genügen. Soeben kam ich von einer Fahrt nach Heubach zurück, wo ich heute früh Kayla wieder hingebracht hatte. Die meisten Autofahrer nutzen montags morgens die Strecke in entgegengesetzter Richtung, daher war es rauf nach Heubach relativ leer auf den Straßen.
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email "Auf den Hund gekommen" vom 05.07.2004
Allwettergrüße! Ein erbitterter Kampf zwischen einem Mieter und dem Hausbesitzer ist nun hier im Hause entstanden. Erbittert betreibt vor allem der Mieter diesen Kampf. Der Herr Jeske aus dem zweiten Stock hatte sich im März einfach einen Hund gekauft, obwohl hier im Hause Hundehaltung strikt untersagt ist, das steht im Mietvertrag sogar drin und war immer so. Wem das nicht passt, der braucht hier ja nicht einzuziehen, weil es von Anfang an bekannt war. Ich verstehe das Problem auch nicht so recht. Der Jeske wohnt schon über 10 Jahre in dem Haus, viel länger als ich. Über 10 Jahre hat er es mietvertragsgetreu ohne Hund ausgehalten und nun plötzlich muss er unbedingt einen haben. Dann kläfft dieses blöde Vieh auch noch häufig herum und so dauerte es nur kurz, bis dass der Hausbesitzer davon erfuhr. Mehrere Abmahnungen waren die Folge, mit der Auflage, das Tier binnen Kürze abzuschaffen oder irgendwo auswärts zu halten. Jeske will nicht, behält das Tier, dann bekam er deswegen nach mehreren erfolglosen Abmahnungen und Fristsetzungen die Kündigung und sollte raus. Er zieht aber nicht aus, sondern brüstet sich mit seiner Mitgliedschaft in einem örtlichen Mieterschutzbund und dass der Ausschluss der Haustierhaltung nach heutiger Gesetzeslage unzulässig sei. So beginnt ein zermarternder Kampf, der immer eigenartigere Formen annimmt. Erklären kann man es nicht unbedingt. Sieht man den Hund, so kann man es noch weniger erklären. Der schaut aus, wie ein alter, verschlissener und verklebter, hellbraun gefärbter Wischmopp, dem man zwei Rosinen als Augen und eine schwarz angefaulte Kartoffel als Nase auf die Querseite gedrückt hat. Seine Stimme, ein ächzendes, schrilles und sehr unangenehmes Organ, von dem er zu allem Übel auch noch reichlich Gebrauch macht. Ich habe den Eindruck, dass der Jeske die Töle mit jedem Schreiben was er vom Eigentümer des Hauses gegen die Hundehaltung erhält, dieses Viech noch inniger liebt und sich noch mehr an das kläffende Etwas klammert. Mag man meinen, jede Kreatur hat das Recht darauf, von irgendwem geliebt zu werden, so käme man normalerweise bei der Betrachtung dieses Hundes schnell von diesem Glauben ab. Aber was ist schon normal? Der Jeske erhebt den Köter inzwischen zum Halbgott und brüllt durch den Flur, dass er lieber zusammen mit seinem Ronny, so heißt das Gebilde wohl, auf die Straße geworfen würde und dort den Rest seines Daseins mit ihm fristen würde, anstatt sich von ihm zu trennen. Ich möchte keinem seine Freude nehmen und gönne jedem sein Glück, aber nach meiner Auffassung ist die Regel im Mietvertrag ein weiser Entschluss gewesen, denn ohne Ronny war es hier deutlich ruhiger im Haus. Würde er ab und zu einmal Wau machen, würde ich es vielleicht noch hinnehmen, aber dieses eklatante Kläffgeräusch hat mehr mit einer zerrenden Kreissäge gemein, als mit Hundegebell. Nun habe ich es noch gut, meine Wohnung liegt so weit von der Jeske - Wohnung weg, dass ich die Geräuschentwicklung von dem Ding was sich da Hund nennt, nur zweimal am Tag mitbekomme, wenn er unten im Flur damit zur Tür läuft. Aber Sie können sich lebhaft vorstellen, wie es den direkten Wohnungsnachbarn vom Jeske ergeht. Die liegen inzwischen mit dem Jeske im Dauerstreit und dem Hausbesitzer natürlich in den Ohren, dass sie sogar die Miete mindern wollen, wenn er nicht dafür sorgt, das dass Gekläffe abgestellt wird. Zudem wäre es unzumutbar, wenn der Hausbesitzer dem Jeske die Haltung des Mistviechs ausnahmsweise erlauben würde, denn dann würde es nicht lange dauern und jeder will eine Ausnahme für sich in Anspruch nehmen und einen Hund oder wer weiß was sonst noch für ausgefallenere Tiere halten. Dann könnte man gleich in den zoologischen Garten umziehen. Ich habe den Eindruck, dass der Eigner des Hauses von dieser Auseinandersetzung nicht sonderlich berührt wird. Einerseits muss er diesen Disput zwar führen, andererseits sind solche Vorfälle für ihn doch mit Sicherheit kleine Fische. Bei einem Besuch des Eigentümers hier im Hause standen beide, er und der Jeske diskutierend im Eingangsbereich im Erdgeschoss. Während der Jeske laut gestikulierend und nervös argumentierend dort herumzappelte, hörte der Hauseigentümer sich dessen Argumente lässig und sogar noch recht freundlich an, brachte in ruhigem, fast schon gleichgültigen Ton seine Gegenargumente vor, das aber dann so, dass eigentlich keinerlei Auslegungsspielraum blieb, sondern die Konsequenz unmissverständlich lautet: hier weiter wohnen ohne Hund oder weiter mit Hund und ausziehen. Je ruhiger der Hauseigentümer argumentierte, um so lauter und giftiger wurde der Jeske. Jedes zweite Wort hieß Mieterschutzbund oder Prozess, wobei sich der Jeske jedes Mal aufbrüstete wie ein Pfau. Er gab zu verstehen, dass er sich mit dem Mieterschutzbund und der heutigen Rechtsprechung im Rücken siegessicher und dem Eigentümer haushoch überlegen fühlte. Nach einiger Zeit hatte der Hauseigentümer keine Lust mehr, die nervige Diskussion fortzusetzen, da sich alles nur wiederholte, wie in einem endlosen Prozess des Wiederkäuens und sagte zum Abschluss zu dem Jeske nur ganz ruhig und gelassen: "Sie haben die Wahl zwischen zwei Dingen, den Hund behalten oder weiter dieses Haus bewohnen, denn am Schluss wird es nur diese beiden Konsequenzen für sie geben, egal wie viel sie auch lamentieren und egal, was ihr Mieterschutzverein sagt. Darin besteht kein Millimeter Spielraum! Im Gegensatz zu ihnen weiß ich jetzt schon, wie die Sache am Schluss ausgeht, egal ob mit oder ohne Prozess. Mit Hund gibt es für sie in diesem Haus keine Zukunft." Dann ging der Eigentümer raus, stieg in sein Auto und fuhr weg. Der ließ sich überhaupt nicht von dem Jeske aufregen oder provozieren, nahm das Theater so locker hin, wie man sich ein Taschentuch aus der Hosentasche zieht, um sich gerade mal eben die Nase zu schnäuzen. Als der Hausbesitzer schon lange weg war, stand der nun schon fast im Wahn erblühte Jeske immer noch seine Argumente für den Hund wiederholend im Flur, genau so, als stünde der Hauseigentümer ihm dort noch immer gegenüber. Sie werden vielleicht über derartige kleine Gegebenheiten schmunzeln, aber was mich daran so verwundert ist, dass ich den Jeske nun ja auch schon einige Jahre flüchtig hier aus dem Haus kenne und das immer nur als zurückhaltenden, ruhigen und absolut unauffälligen Menschen. Ein solcher Rundumschlag zum wahngetriebenen Revoluzzer nur wegen einer solch blöden Töle, das geht mir einfach nicht in den Kopf. Das ist nicht mehr der Jeske, den ich kannte. Hätte er sich eine Freundin zugelegt und der Hausbesitzer wollte die rausekeln, dann könnte ich ein solches Gehabe verstehen, aber so? Bei einer Freundin hätte es hier aber mit Sicherheit keinen Ärger gegeben, selbst dann nicht, wenn diese nackt über die Flure gelaufen wäre, denn moralische Regeln gibt es in der Hausordnung nicht. In einigen Wohnungen bieten sogar leichte Mädchen ihre Dienste an, mehr nur hobbymäßig, dagegen gibt es aber keine Einwendungen, es stört ja auch keinen, im Gegensatz zu dieser Kläffmaschine. Auch verliert der Hund überall Haarbüschel, die dann im Bereich des zweiten Stockes von jedem Windzug im Flur herumgetrieben werden. Neulich hat der Drecksköter sogar auf den Rasen geschissen und an die Hauswand gepinkelt. Wenn ich dann den Rasen mähen muss, fliegen die Krümel von seiner Notdurft durch die Gegend, das will ich auch nicht hinnehmen. Für mich sieht es mehr so aus, als ob der Jeske durch den Köter langsam aber sicher immer mehr zu einem Fall für den Psychiater wird. Es ist doch realitätsfremd, für einen solchen frolicfressenden Wischmopp seine schöne Wohnung aufs Spiel zu setzen. Kann man sich wirklich so abgöttisch zu einem derartigen Vieh hingezogen fühlen? Das geht mir nicht in den Schädel.
Am Donnerstag war ein müder Tag. Ich finde keinen Grund dafür. Morgens nach dem Aufstehen war ich zuerst frisch und hätte Bäume ausreißen können, aber schon ab 11 Uhr war nichts mehr mit mir los. Im Gehen hätte ich einschlafen können, beim Einkauf im Plus-Markt sind mir im Laden die Augen zugefallen und ein Glas Marmelade in meiner Hand wäre fast zu Boden gestürzt. Das hätte eine schöne Schweinerei gegeben. Im letzten Moment konnte ich es aber noch durch Anpressen an mein Hosenbein retten. Donnerstags ist ja auch der Tag, an dem ich Kayla wieder aus Heubach abholen fahre. Meine Müdigkeit und Erschlaffung war so groß, dass ich schon vor Fahrtantritt große Angst vor dieser Fahrt hatte, weil ich befürchtete, unterwegs einzuschlafen. Mit Mühe und Not habe ich es dann aber bis Heubach geschafft und Kayla wunderte sich auch schon über meinen kaputten Zustand. Schade, dass sie keinen hier gültigen Führerschein hat, sonst hätte sie die Rückfahrt bewältigen können. Ich habe dann zuerst eine halbe Stunde auf einem kleinen Waldparkplatz geschlafen, danach war ich zuerst noch niedergeschlagener als zuvor, aber nach ungefähr 10 Minuten berappelte sich mein Zustand etwas und dann sind wir nach Hause gefahren. Den Rest des Tages habe ich zu Hause nur noch geschlafen. Einen Grund dafür haben wir nicht finden können, eine Infektion oder ähnliches kann man wohl ausschließen, weil am Tag danach war alles wie weg geblasen.
Haben Sie ein Schwein? Auf dem Lande halten sich viele Leute noch essbare Haustiere wie Schweine, Ziegen, Kühe und solches. Mir hat neulich jemand erzählt, dass man damit beachtliche Beträge an Lebensmittelkosten einsparen könne. Ich halte es in unserer heutigen Zeit aber für Unsinn. Man muss sich sicherlich viel um die Tiere kümmern und die Fütterung und Tierarztrechnungen kosten auch viel Geld, ganz zu schweigen von dem unangenehmen Arbeitsaufwand, den die Haltung solcher Tierarten hervorruft. Wenn man diesen Aufwand in Relation zu den günstigeren Fleischpreisen bei Hausschlachtung setzt, ist das auf diese Weise erzeugte Fleisch sicherlich viel teurer, als das aus dem Supermarkt. Pferde werden heute auch wieder viel gehalten, natürlich nicht zum essen, sondern mehr zum reiten. Ein Bekannter von mir hat eine Tochter, die absolute Pferdenärrin ist und die hält sich ein eigenes Pferd. Das steht aber weitab in Heiligenzimmern in einem Mietstall bei einem Großbauern. Ein teures Vergnügen, das Pferd kostet mehr, als ich im Monat bekomme. Der Bekannte hat allerdings auch ein gutes Einkommen, daher stört ihn das wohl so sehr nicht.
Was ich bei einem Spaziergang vor wenigen Tagen beobachtet habe, das könnte einem Ulkfilm entstammen und wirkt fast unglaublich ist aber so. Gehe ich an der Karlshöhe vorbei, über die Willy-Reichert-Staffel, da sehe ich, wie an einem Haus im Obergeschoss seitlich ein Fenster geöffnet wird und jemand einen Computer mitsamt Monitor, Kasten und Tasten rauswirft. Mit lautem Getöse zerschellt der Apparat am Boden einer nebenliegenden Garageneinfahrt. Die Splitter von den Teilen flogen noch bis auf die Straße und wären Passanten vorbei gekommen, so hätten die auch noch etwas abbekommen. Der Computerwerfer reckt noch den Kopf aus dem Fenster und ruft: "Desch hat gutgetan, desch hascht du Schwein nun davon!" Vermutlich hatte der Computer durch Versagen den Mann so zur Weißglut gebracht, dass er sich zu diesem endgültigen Schritt entschloss. Der Werfer erblickte mich dann und brüllte noch runter, dass ich nicht so blöd schauen soll und weitergehen soll. Der kochte innerlich wohl immer noch.
Extremsportarten finden immer mehr Anhänger und fast wöchentlich werden neue erfunden. Es scheint mir idiotisch, auf was für Ideen die waghalsigen Betreiber so kommen. Ich warte nur noch auf den Tag, an dem es zum Sport wird, einen Kopfsprung vom Zehnmetersprungbrett in ein Schwimmbecken ohne Wasser zu machen. Erst neulich ist auf einer Festveranstaltung hier in Stuttgart ein Bunjee - Springer schwer verletzt worden, weil der Veranstalter die Seillänge für sein Gewicht falsch berechnet hatte. Dann wird immer von dem tollen Kick gesprochen, den solche Sachen einem bringen sollen. Blödes Zeug für geistig verkümmerte Gestalten! Nach meiner Meinung ist es so, die wollen sich und anderen irgendwas beweisen, was für tolle Kerle sie sind, weil sie vermutlich keine wirklichen Qualitäten vorzuweisen haben. Ich finde es lächerlich und kann solche Leute nur zutiefst bedauern, arme Wichte sind das.
Die Rüpelhaftigkeit mancher LKW-Fahrer nimmt auch ständig zu. Wie Sie wissen, kann mein kleines Auto nicht mit irren PS-Zahlen protzen, aber da es relativ leicht und der Motor spritzig ist, reicht es in jeder normalen Alltagssituation völlig, um auch mit den nur 39 PS ganz problemlos im Verkehr mitzuschwimmen und sogar für gelegentlich recht zügiges Vorankommen. Ich hatte einem Bekannten der gar kein Auto hat versprochen, ihn von Malmsheim bei Renningen, wo er heute wohnt, nach Stuttgart zu fahren. Normalerweise kommt man dort gut voran, einige Steigungen gibt es, aber auch die sind für meine Susi kein Problem. So fuhren wir dann und bis zur ersten längeren Steigungsstrecke war auch alles gemütlich und beschaulich. An dieser Steigung, die ich immerhin mit rund 75 km/h noch bewältigte, was dort auch sicherlich schnell genug ist, näherte sich von hinten bedrohlich schnell ein Lastwagen und fuhr sehr dicht auf. Es war solch ein moderner Kleintransporter mit geschlossenem Laderaum. Überholen konnte er dort nicht, da vereinzelt aber ständig Gegenverkehr kam. Mehr als 75 km/h gab meine Susi dort auch nicht her, was ich aber auch für mehr als genug hielt. Ohne den im Rücken wäre ich dort sogar nur 60 km/h gefahren. Trotzdem hätte man aus meiner Heckklappe bei der Fahrt mühelos auf seine Stoßstange umsteigen können, so nah war der. Irgendwann folgt dann dort ein Überholverbot, jedoch an dieser Stelle kam gerade kein Gegenverkehr, also überholte der mich mit seinem Laster und das machte ihm auch überhaupt keine Mühe. Der zog vorbei wie ein halber Rennwagen und ich weiß nicht was die heute für Motoren in den Lastern haben. Das ängstigt einen, weil es natürlich bedrückend aussieht, wenn solch ein, im Vergleich zum Suzuki, riesiger Blechkasten mit derartiger Geschwindigkeit an einem vorbeizischt. Gut, der war aber dann ja weg und ich war ihn los, was mir nur recht sein konnte. Die Steigung dauerte aber noch an, aber da es nun keinen Grund mehr gab, schneller als gewollt zu hasten, lies ich meine Geschwindigkeit langsam auf etwa 65 km/h absinken, um den Motor und den Benzinverbrauch zu schonen. Im Rückspiegel erblickte ich nun erneut einen heranrasenden Laster dieser Art, der erste war weiß, hier der dunkelblau. Der kümmerte sich erst gar nicht um geltenden Regeln, zog über die durchgezogene Linie, trotz Überholverbot und Gegenverkehr aus einiger Distanz, preschte er vorbei. Es kam aber zu keiner gefährlichen Situation, weil der entgegenkommende PKW das zeitig bemerkt und seine Geschwindigkeit gedrosselt hatte. Trotzdem war es eine Unverschämtheit. Aber die härteste Nuss kommt noch! Kurz vor dem Ende der Steigung kommt eine Art unübersichtliche Spitzkehre, wenn man den Streckenteil wählt, um Leonberg südlich zu umfahren, wie wir es getan hatten. Erneut brauste ein weißer Laster ähnlichen Typs heran, der Fahrer muss wohl total verrückt gewesen sein. Schon von weitem erkannte er, das wir deutlich langsamer fuhren als er, es war mir hier auch nicht mehr möglich, die Geschwindigkeit von den 65 auf 75 km/h zu erhöhen, einmal auf 65 km/h abgefallen schaffte die Susi das hier nicht mehr und ich war schon heilfroh, diese 65 km/h wenigstens halten zu können. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, weil er erkannte, dass wir gar nicht schneller können, beleuchtete er uns von weitem schon dauernd mit seiner blöden Lichthupe und hüpfte sichtlich hinter seinem Lenkrad, zeigte uns von hinten einen Vogel und ruderte mit seinen Händen hinter der Scheibe herum, als wolle er uns wegfegen. Dann in der oberen Kehrtkurve der Spitzkehre überholte er uns, obwohl dort bestenfalls ein Stück von 30 Metern einsehbar ist. Jeder Gegenverkehr wäre zwangsweise sofort mit ihm zusammen gestoßen, bevor er hätte erkannt werden können. Dann im Überholen hupte er noch mit der richtigen Hupe und zeigte uns erneut einen Vogel und lamentierte hinter seinem Steuer herum. Der sah aus wie ein Ausländer, hatte aber ein Stuttgarter Nummernschild, welches ich mir aus Wut sogar notiert hatte. Ich hatte schon überlegt, ob ich dieses Mistschwein nicht anzeigen soll, aber auf den ganzen damit verbundenen Behördenaufwand hatte ich keine Lust. Früher waren es oft gerade die LKW-Fahrer, die faires Verhalten auf unseren Straßen noch halbwegs hoch hielten, aber heute scheinen dort vorwiegend Kamikazeflieger Einzug gehalten zu haben. Ich glaube, wenn ich eine Pistole gehabt hätte, dann hätte ich dem die Reifen zerschossen. Mein Mitfahrer tobte und schäumte vor Wut auf dem Beifahrersitz und schimpfte über diese Rüpel des Asphalts. Ich selbst finde das wirklich nicht schön, aber aufregen tu ich mich nicht lange über solche Begebenheiten. Man wundert sich darüber, aber mein Adrenalinspiegel erhöht sich dadurch nur kurzzeitig und man kann nicht wirklich sagen, dass ich mich heute noch darüber ärgere. Ich glaube, das kann man auch im heutigen Straßenverkehr nicht mehr, sich lange über solche Vorfälle ärgern, sonst ließe man am besten den Wagen gleich stehen, da man beinahe jeden Tag irgend etwas verrücktes auf unseren Straßen durchleiden muss.
Technisch gesehen war ich diese Woche wieder ein wenig vom Pech verfolgt. Meine Hifi - Anlage versagte ihren Dienst. Ich höre jeden Tag morgens um 8 Uhr die Nachrichten. Diese Tage auch und in den Lautsprechern kam plötzlich ein Plopp und dann gar nichts mehr. Die Skalenlichter glühten zwar noch, aber man hörte nichts mehr. Auch CD geht nicht mehr, man kann die CD noch reinlegen und sie dreht sich wohl auch, aber man hört nichts. Es ist nicht so, dass es eine teure Anlage ist, die hat vor vielleicht 7 Jahren knapp 400 Mark gekostet, für mich heute viel Geld und meine Absicht war, sie mindestens noch weitere 7 Jahre oder länger zu benutzen. Solche Dinge kaufe ich nur selten neu, eigentlich nur dann, wenn die alten verschlissen sind. Verschlissen nach 7 Jahren, das wäre zu früh, viel zu früh, selbst für eine Anlage, die nur 400 Mark gekostet hatte. Soweit man selbst etwas überprüfen kann, habe ich das gemacht, aber es brachte nichts. Alle Kabel waren eingesteckt. Einen Radioservice zu rufen war mir zu teuer, denn die nehmen doch nur fürs Guten Tag-Sagen schon 100 Euro. An dem Kiosk, wo ich manchmal eine Tasse Kaffee trinke und etwas schwätze, riet mir die Inhaberin, es mal bei einem kleinen Radioladen in der Scheffelstraße zu versuchen. Das ist noch so ein richtig kleiner alter Laden, wie man ihn früher kannte. Der Inhaber soll auch noch mehr nebenbei ohne große Rechnung Geräte billig reparieren. Dahin bin ich gegangen. Das Personal dort besteht aus dem Inhaber, der ist vielleicht 60 Jahre alt und seiner Tochter, die vielleicht 30 Jahre alt ist, die das Fach aber auch gelernt hat. Ich habe dem Inhaber die Sache erklärt und vor allem auf meine spärliche Finanzlage hingewiesen, damit er gleich wusste, dass ich mir keine kostspielige Reparatur oder Fehlersuche leisten kann. Der sagte dann, wenn ich es nicht eilig hätte, dann käme er in 2 Tagen mal bei mir vorbei, weil er dann ohnehin einen regulären Reparatureinsatz in meiner Nähe hätte. So kam er dann und hat sich meine Anlage mal angesehen. Etwas aufgeschraubt und mit einem Zahlenmesswerk irgendwas gemessen oder wie er sagte, eben nichts gemessen, wo etwas hätte sein sollen. Nach rund 20 Minuten Arbeit fand er einen Fehler und ein Transformator für den Verstärker in dem Apparat sei durchgebrannt. Es wäre sehr schwierig das gleiche Teil als Ersatz zu bekommen, er könne aber einen Universaltransformator dafür etwas abändern und dann ginge das auch wieder, aber selbst der kostet als Ersatzteil schon 60 Euro. Wenn er auch billig war, aber 15 Euro Arbeitskosten sollten (ohne Rechnung) noch hinzu kommen, worüber man heute gewiss nicht meckern kann. 75 Euro, das war nicht drin. Für die Fehlersuche ohne Reparatur berechnete er für die 20 Minuten nur 5 Euro, auch darüber kann man gewiss nicht schimpfen. Jetzt wusste ich zwar, was kaputt war, aber eine Reparatur ist zumindest innerhalb der nächsten 4-5 Monate nicht drin, es sei denn, ich hätte aufs Tanken für den Suzuki verzichtet, das wollte ich aber nicht. So hätte ich meine Nachrichten natürlich im Autoradio im Suzuki hören können, aber das ist auch etwas umständlich, dort jeden morgen um 8 Uhr nur zum Nachrichtenhören reinzukrabbeln. Jetzt war ein Flohmarkt und dort standen bei einem Händler gleich 8 alte Radios herum, wie man sie früher hatte, die noch eine Minute benötigen, bevor man überhaupt etwas hört. Darunter waren ein paar Geräte, die im Gehäuse etwas verschlissen aussahen, wo der Händler aber beschwor, dass sie trotzdem noch gut funktionieren. Das billigste Gerät davon sollte nur 35 Euro kosten und ich habe mit dem wie ein Araber gehandelt und es dann für 20 Euro bekommen. Noch am gleichen Tag habe ich es schnell zu Hause ausprobiert, damit ich es noch hätte umtauschen können, wenn es kaputt gewesen wäre. Aber es funktioniert tatsächlich noch. Ein Radio wie früher bei Muttern und im Klang bald noch schöner als meine Hifi - Anlage aus Plastikzeug. Die Wartezeit nach dem Einschalten stört mich nicht, das Gehäuse ist noch aus richtigem Holz und ein grünes Auge zeigt wenn der Sender stark ist, davon sieht man aber leider nicht mehr viel, weil die grüne Farbe darin wohl schon altersschwach ist, aber das ist für die eigentliche Funktion eher unwichtig. So was gibt es heute also noch und die gute alte Technik funktioniert noch, wo der moderne Kram längst die Segel gestreckt hat. Das Gerät soll wohl von 1957 sein und heißt Nordmende - Carmen. Sogar ferne Länder empfängt man noch damit auf Kurzwelle und Langwelle, das ging mit meiner Hifi - Anlage gar nicht, da war nur UKW und Mittelwelle aber sonst hört man ja auch meistens UKW oder Mittelwelle. Das Gehäuse ist leicht zerkratzt und die Lackschicht zerschlissen, ich habe mit Polyboy mal drübergemacht und das hat schon viel Verschönerung gebracht. Kayla hat gestaunt, weil sie so etwas zuvor noch nie gesehen hatte. Die defekte Hifi - Anlage habe ich aber nicht weggeworfen, vielleicht lege ich die 75 Euro später einmal dran, sie zu reparieren, wenn ich einmal mehr Geld übrig haben sollte. Mit den 20 Euro für das funktionsfähige Altgerät und den 5 Euro fürs Nachprüfen waren ohnehin schon wieder 25 Euro weg, die nicht eingeplant waren und damit ist mein Budget für Juli schon wieder so ziemlich ausgereizt, wenn ich die Ausgaben vorhersehe, die für Lebensmittel und Benzin im Rest des Monats noch anfallen werden. Aber was soll's, lieber halbwegs glücklich und kein Geld übrig, als umgekehrt.
Ein Computergeschäft hatte vor der Tür ein Schild "Schnäppchen und Restposten um bis zu 95 % reduziert!" Dank trüber Finanzlage wollte ich zuerst nicht in den Laden, aber eine innere Stimme sagte, ich soll doch reingehen. Vieles war stark reduziert, aber zuerst sah ich nichts, was für mich auch nur annähernd in Frage gekommen wäre. Beim Rausgehen fiel mein Blick auf einen Stapel CDS mit der Aufschrift Routenatlas Deutschland. Eine CD davon sollte für 50 Cent zu haben sein, weil das Programm noch aus dem Jahre 1999 stammte. Vom Kleingeld habe ich die 50 Cent dann zusammengekratzt und diese CD gekauft. Ich bin begeistert, noch nie hat man soviel Programm für so wenig Geld bekommen! Straßenführungen, mit Kilometer und Fahrzeitberechnungen egal wohin man will. Sogar kleine Orte sind enthalten und die Straßenkarten sehen übersichtlich aus. Ich wusste gar nicht, dass es das heute so weitgehend schon gibt. Man kann einfach eingeben ich möchte von Stuttgart nach Hintertupfingen fahren und bekommt 3 schöne Strecken zur Auswahl, mit genauer Wegbeschreibung, wie lang jede Strecke ist und wie lange man fahren muss, sofern keine unvorhergesehenen Ereignisse wie Unfälle oder Stürme die Fahrt behindern. Sogar ausdrucken kann man diese Sachen und noch viel mehr. Ich habe immer geglaubt so etwas ginge nur wenn man solche teuren GPS-Apparate hat, die sich per Satellit zurechtfinden.
Reichtum, Reichtum, überall hört man nur noch von Reichtum. Lottogewinne werden als Maßstab des einfachen Einkommens vorgegaukelt, die Gesellschaft hebt sich auf ein Einkommensniveau, welches sie bei weitem nicht hat, einmal abgesehen von einer kleinen Minderheit der Bevölkerung. Schauen Sie sich doch nur einmal Fernsehserien an, ich tue dies selten, am liebsten gar nicht, aber zuweilen bekommt man so ein paar Happen davon mit. Dort fährt fast jeder mindestens einen 30.000 - Euro BMW, wenn nicht gleich einen 50.000 - Euro - Mercedes. Haben Sie in einer der Fernsehhandlungen der letzten 10 Jahre schon mal einen der Agitatoren mit einem Suzuki - Alto oder auch nur einem Ford - Fiesta, VW-Polo oder einem kleinen Fiat fahren gesehen? Mit Sicherheit nicht. Jeder fährt eine Protzkiste, jeder wohnt in einem mindestens 1 Million Euro teuren Luxusbungalow oder gleich in einer Villa. Das färbt ein ganz falsches Bild von den Durchschnittsdeutschen bei den Durchschnittsdeutschen und vor allem auch im Ausland. Vielleicht hat auch dieses falsche Bild durch zuviel Westfernsehen damals die Bürger im Osten glauben gemacht, dass hier jeder pro Monat mindestens das Geld für eine Luxuskarosse nach Hause bringt ohne viel dafür zu tun. Wäre dieses falsche Bild bei denen nicht im Kopf herumgegeistert, wer weiß, ob es dann jemals eine Wiedervereinigung gegeben hätte. Doch darüber möchte ich jetzt gar nicht spekulieren. Ich verstehe diesen ständigen Drang nach Reichtum nicht. Früher hatte ich zugegebenermaßen zwar auch diesen Drang, zumindest in einer gewissen Stärke, aber seit meiner Krankheit hat sich soviel für mich verändert, dass vor allem dieser ständige Drang nach mehr mir weitgehend abhanden gekommen ist. Gewiss will ich meinen jetzigen Standard halten und nicht tiefer abrutschen, das ist gar keine Frage, aber wenn ich diesen Standard halten kann, dann bin ich schon restlos zufrieden und jeder Hang nach mehr Einkommen, nach dickerem Auto, nach den eigenen vier Wänden oder wenigstens nach einer größeren Mietwohnung existiert für mich nicht. Ich sehe kein erstrebenswertes Ziel darin, im nächsten Monat Millionär zu werden, das kratzt mich gar nicht, weil ich weiß, dass daraus nichts wird. Weshalb soll ich dann mein Gedankenwerk mit solchen Traumvorstellungen voll stopfen? Da bescheide ich mich lieber mit dem Wunsch, ab nächstem Monat 100 oder vielleicht auch wenigstens nur 20 Euro mehr an Einnahmen oder Rücklagen zu haben, das ist dann wenigstens ein Wunsch, der in einer halbwegs greifbaren Entfernung liegt und der wirklich eine gewisse Chance auf Erfüllung hat. Ein Bekannter von mir bessert seine Haushaltslage damit auf, dass er an Wochenenden häufig Flohmärkte mit Gebrauchtwaren beschickt. Das kann ich nicht, weil ich nichts derartiges anzubieten habe. Er sagt, er verdient in guten Monaten damit schon mal bis zu 500 Euro hinzu und in schlechten sind es auch schon mal nur 50 Euro. Wenn jemand das regelmäßig macht, müsste er eigentlich sogar ein Gewerbe anmelden, aber das macht er nicht. Er beschickt so auch nicht kurz hintereinander Flohmärkte im gleichen Gebiet, wenn er diese Woche in Stuttgart-Vaihingen den Flohmarkt beschickt, dann ist er nächste Woche vielleicht auf einem Flohmarkt in Heidenheim oder in Dinkelsbühl. Dann fällt das nicht auf, weil mögliche Kontrolleure immer nur in einer Region verbleiben und die Kontrollettis aus Dinkelsbühl sind völlig andere, als die in Stuttgart. Man kann die Gefahr damit aufzufallen sicherlich als beinahe 0 bezeichnen. So habe ich ihn einmal gefragt, woher er denn seine Waren bekommt. Das ist so simpel, dass man sich fast schon schämt, es zu sagen. Er sammelt 95 % seiner Waren auf den Sperrmüllabfuhren im Umkreis von 250 Kilometern ein. Die restlichen 5 % kauft er von Gelegenheitsposten hinzu. Uninteressant finde ich das nicht, weil es in einem realisierbaren Bereich ist und nicht, wie ein imaginärer Lottogewinn, einem ständig vor die Nase gehalten wird, obwohl die Wahrscheinlichkeit weit unter 0,001 % liegt, diesen fetten Gewinn zu machen.
Ich hätte noch manches zu schreiben, muss jetzt aber noch weg, daher soll dies für heute genügen,
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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