LPK-B6

Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Heubach” und “Auf den Hund gekommen” aus dem Jahre 2004. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email "Heubach" vom 28.06.2004

Zahlreiche Grüße.

Also es gibt Namen, die gibt es gar nicht. Ich bin ja bekanntlich schon mit
einem für viele Leute erheiternden Namen geschlagen und kenne
inzwischen so ziemlich alle Verulkungsvarianten und Witze die man
daraus ableiten kann, aber es erleichtert einen dann doch fast schon etwas,
wenn man plötzlich andere Namen hört, die noch schlimmer sind. Ich
glaubte es nicht, aber ein Bekannter von mir hat jüngst in einer Firma einen
Hilfsjob angefangen, vorübergehend, und sein Vorgesetzter dort heißt
tatsächlich Heinz Paukenbock. Ich frage mich als Betroffener ohnehin
schon länger, wie eigentlich solche eigenartigen Namen überhaupt
entstanden sein mögen. Auch gibt es unsereins offensichtlich kaum, so dass
man sich dann auch fragt, wie sich diese Namen überhaupt fortpflanzen
und erhalten konnten. Ich bin mir zum Beispiel ziemlich sicher, dass ich im
Raume Stuttgart weit und breit der einzige Lappenkeuler bin. Ob es
mehrere Paukenbocks - oder müsste man sagen Paukenböcke? - gibt, ist
mir nicht bekannt, aber ich glaube wohl kaum. Als mein Bekannter den
Namen öfters erwähnte, glaubte ich zuerst immer, das sei ein Spitzname für
diesen Vorgesetzten, der vielleicht irgendwann auf einer Betriebsfete oder
bei ähnlichen Anlässen durch eine kuriose Begebenheit entstanden sei, aber
nein, der heißt wirklich so, so wie ich mit dem Namen Lappenkeuler
geschlagen bin.

Wie ich Ihnen berichtet hatte, verbringt Kayla nun die größte Zeit der
Woche in Heubach bei einem Qualifizierungsseminar. Sie findet die
bislang gebotenen Unterrichtsstoffe allerdings wenig sinnvoll. Laufend
würden Dinge erklärt, die absolut selbstverständlich sind und die jeder
längst weiß. Sie sagt, es fehlt nur noch, dass man uns beibringen möchte,
wie man beim Essen Messer und Gabel zu halten hat und dass man sich
dabei das Essen in den Mund einführt und es nicht an die Wand spritzt oder
dem Sitznachbarn in die Haare schmiert. Sie und auch andere
Seminarteilnehmer kommen sich, man muss es so sagen, verarscht vor.
Auf diesbezügliche Einwände wurde überhaupt nicht reagiert, der
Unterricht wurde auf gleich niederem Niveau weitergeführt. Kayla
mutmaßt schon, dass es daran liegen könnte, dass die Lehrkräfte nicht mehr
zu bieten haben und selbst nichts können. Auch für dumm verkauft kam
man sich vor, als beim Erlernen bestimmter Vorgänge alle Teilnehmer im
Chor bestimmte vorgekaute Sätze ständig wie Kleinkinder wiederholen
sollten. Vielleicht ist dieses Seminar nur eine
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Lehrkräfte selbst, damit hat man
dann wenigstens die von der Straße weg. Die Landschaft um Heubach ist
zwar sehr reizvoll, aber die Unterbringung hat schon für einigen Ärger
gesorgt. Von Montag bis Donnerstag soll sie auch dort vor Ort
übernachten. Die Seminarleitung wollte Kayla später in einem engen
Zimmer zusammen mit zwei weiteren Teilnehmerinnen aus Schwarzafrika
zusammenpferchen. Damit man das nicht falsch versteht, sie hat überhaupt
nichts gegen Afrika oder Leute von dort, aber sie hat etwas gegen eine
derartige Unterbringung und gegen restlos ungepflegte Menschen. Diese 
beiden Damen müssen, wie Kayla sagte, gestunken haben, wie ein
verfaulter Fisch, als hätten sie sich in den letzten 10 Jahren nicht
gewaschen, mieften sie 100 Meter gegen den Wind. Außerdem verlangte
sie eine zumutbare Unterbringung in Einzelzimmern und nicht wie auf
einer Klassenfahrt. Das gab Ärger. Wie es heute so geht, wurde dies gleich
zum Anlass genommen, ihr Feindlichkeit gegenüber schwarzhäutigen
Menschen vorzuwerfen, was völliger Quatsch ist, zumal sie als Asiatin in
gewisser Weise ja auch eine, wenn auch nur geringfügig andere Hautfarbe
hat, und die Leiterin der Zimmervergabe war gleich eingeschnappt und
fragte Kayla, ob sie sich für etwas besseres halte. Schließlich wurden dann
doch die Zimmerverteilungen umgeworfen und Kayla zusammen mit einer
etwas eigenartigen jungen Frau aus der Ukraine auf einem anderen Zimmer
platziert. Die Ukrainerin scheint psychische Probleme oder so was zu
haben, denn zeitweise ist sie wohl sehr umgänglich und nett, aber plötzlich
sitzt sie stundenlang wie eine Marmorfigur herum, bewegt sich überhaupt
nicht, sagt keinen Ton, selbst dann nicht, wenn sie etwas gefragt wird. Sie
registriert offensichtlich dann ihre ganze Umwelt ringsum nicht mehr.
Dann wird sie plötzlich wieder ganz anders und quirlt wie ein
aufgescheuchter Besen durchs Haus, wirft sich allen Männern an den Hals,
die ihr über den Weg laufen. Also alles andere als zumutbare Zustände und
ich kenne Kayla ja, sie hat bestimmt keine überzogenen Erwartungen.
Überhaupt, eine bescheidenere Frau als Kayla habe ich noch nie gesehen,
aber irgendwo hat natürlich alles seine Grenzen. Was die dort betreiben,
das kratzt kräftig an der Privatsphäre und ist nicht hinnehmbar.
Zwischenzeitlich war ich dort einmal zu Besuch und konnte mich selbst
von dieser misslichen Lage überzeugen. Wäre es nicht so weit entfernt, so
hätten wir beschlossen, dass ich sie täglich nach dem Seminar wieder nach
Hause hole, aber das wären 140 bis 150 Kilometer pro Tag, hin und zurück
zusammengerechnet, das können wir uns an Benzinkosten nicht leisten.
Bei bis zu einem Drittel der Entfernung hätten wir das machen können. An
einen Abbruch des Seminars hat Kayla auch schon gedacht, aber damit
gingen Förderungs- und Bezuschussungsmöglichkeiten für ihr weiteres
Fortkommen verloren, da diese zwingend an den erfolgreichen Abschluss
dieses Seminars gekoppelt sind.

Eine komische Firma Pumpkin, die einen Rübenkopf auf ihrem Enblem
hat, verteilt hier Werbung, die besagt, dass Sozialhilfeempfänger bei ihr
erhebliche Einkaufsvergünstigungen von bis zu 60 % auf bestimmte
Artikel des unteren Preissegmentes genießen würden. Um in den Genuß
dieser Vergünstigungen zu kommen benötige man aber einen speziellen
Mitgliedsausweis der Firma Pumpkin, den erhalte man aber nur, wenn man
zuvor einen beigefügten Fragebogen ausfüllt und zurückschickt. Der
Fragebogen ist ziemlich umfangreich und weitgehend, er besteht aus 10
Seiten mit Kreuzchen und Fragefeldern und dergleichen. Was die aber alles
wissen wollen, das ist eine Zumutung und wenn ich das schon sehe, würde
ich gleich jedem abraten, dort mitzumachen. Dahinter steckt bestimmt eine
Betrugsfirma.

Kunst ist nicht jedem zugänglich und nicht jede Kunst ist jedem erklärlich.
Ebenso ist nicht wirklich alles Kunst, was sich da Kunst nennt oder was
man den Leuten als Kunst andrehen möchte. Wie Sie sich vorstellen
können, bin ich nicht gerade ein eifriger Besucher von Kunstausstellungen.
Solche Besuche sind meist nur Zufallsprodukte und wenn, dann auch nur
wenn der Eintritt kostenlos ist. Meine Finanzlage sollte nicht davon
belastet werden, weil man auch ohne die Besichtigung von Bildern,
Figuren und Klapparatismen leben kann. Ganz uninteressiert bin ich
deshalb nicht, aber Geld darf es keinesfalls kosten. Weshalb ich das hier
erwähne hat natürlich einen Grund. Gestern schlenderte ich durch einige
Straßen in der weiteren Umgebung meines Viertels. Irgendwie hatte ich
etwas Langeweile, obwohl ich eigentlich das Wort Langeweile nicht kenne.
Es lag wohl mehr daran, dass ich zwar genug Pläne hatte, dies oder das zu
tun, aber es sich an diesem Tag nicht mehr lohnte, damit anzufangen. An
einer Galerie hing eine große Blechtafel, die zum kostenlosen Besuch einer
gerade stattfindenden Sonderausstellung einlud. Spontan bin ich
reingegangen, in der Hoffnung, damit etwas gegen meine aufkommende
Langeweile zu tun. Vorwiegend recht große Gemälde gab es zu sehen. Bei
einem konnte ich mir dann lauthals herausplatzendes Lachen nicht mehr
verkneifen. Ein Ölgemälde zeigte ein Pferd mit Hundekopf, der die Zähne
fletschte. Das Pferd und auch der Hundekopf waren für sich genommen
sehr gut und originalgetreu nachgemalt, nur in einem unnatürlichen grünen
Farbton. Die Größe des Hundekopfes war an den Korpus des Pferdes
angepasst, wodurch es schon so wirkte, als wenn das Tier nie anders
ausgesehen hätte, wenn man es aufgrund der menschlichen Erfahrung nicht
anders wüsste. Das Hundpferd kläffte offensichtlich mit bissigem Blick
einer Gruppe von 5 blauen Frauen nach, die an der Pferdehundekoppel
vorbeigingen. Die Landschaft umher wirkte gut getroffen, nur wieder
waren es auch hier die Farben, die völlig unnatürlich wirkten. Ein fast
violetter Himmel und Wiesen in eigenartigen Farben, eine eigentlich
beklemmende Szene. Aber die Gesamtheit wirkte dann absolut belustigend,
jedenfalls auf mich. Nach meiner Lachsalve rückte ich dann mehr ins
Interesse der Besucher, als die Bilder. Ein komischer Herr mit einem noch
komischeren silbergrauen Bart, der nur ein schmaler Streifen von Ohr zu
Ohr darstellte, ohne Schnauzbart und ohne seitlichen Bartanteil, der Bart
wirkte fast wie ein Hut-Kinnband, welches sichern soll, dass der Hut bei
Wind nicht wegfliegt, jedenfalls dieser komische Herr wandte sich mir zu.
Er hatte ein Sektglas in der Hand, schnippte mit dem Finger, worauf eine
hübsche Dame mit einem Tablett mit weiteren Gläsern voller Sekt und
Orangensaft herbeieilte und mir ebenfalls derartiges anbot. Da ich später
noch Autofahren wollte, nahm ich mir einen Orangensaft. Dann blickte
mich der Herr ernst an und fragte: "Wieso lachen Sie bei der Betrachtung
des Bildes?" Ich bekam damit keine Erklärungsnot und erzählte ihm alles
Mögliche, was mich daran zum Lachen bewegte. Dann hielt er mir einen
gediegenen Vortrag, u.a. darüber dass nicht am Schluss in jedem von uns
auch noch ein anderes Wesen stecken würde, als das was man sieht und
dass die Welt doch nur mit unseren Augen in den Farben erscheine, die wir
für zutreffend hielten. Tiere würden sie vielleicht völlig anders erleben. So
entwickelte sich zwischen uns eine leichte Diskussion über Sinn und
Zweck von Entfremdungen in künstlerischen Darstellungen, die
keineswegs streithaft war, sondern mehr in ein Aufzählen des Für und
Widers solcher Darstellungsweisen auslief. Schließlich gesellten sich
immer mehr Besucher zu unserer Diskussion hinzu und beteiligten sich
lebhaft daran. Obwohl ich alles andere als ein Kunstkenner bin, fand ich
die sich so ergebende Diskussion sehr interessant und sie bestärkte mich
mit jeder Minute ihrer Fortdauer darin, dass eigentlich die anderen auch
keine Ahnung von Kunst haben, sondern dies nur vortäuschen. Es stellte
sich am Schluss heraus, dass dieser komische Bartträger der Maler dieser
Bilder war und er bedankte sich ausdrücklich bei mir, dass ich an seiner
Diskussion mit meinem Standpunkt teilgenommen habe und nicht, wie
viele andere der Anwesenden, einfach stets seinen Standpunkt
übernommen hätte. So war es aber auch wirklich. Die wussten wer das war,
ich nicht und so war es schon witzig. Wenn der Bartträger sagte, der
Hundekopf in dem Bild sei ein Ausdruck der überall lauernden,
potenziellen Gefahr, so nickten diese Leute und sagten das Gleiche. Sagte
er eine Minute später aber das krasse Gegenteil, dass der Hundekopf auf
gar keinen Fall Gefahr verkörpere, dann sagten die gleichen Leute, die
zuvor die Gefahr unterstrichen bejaht hatten, dass ein Hundekopf in gar
keinem Falle Gefahr bedeuten könne. Nur ich ließ mich davon nicht
beeindrucken und blieb bei meinem Standpunkt, dass es vor allem in seiner
Gesamtheit belustigend und fast schon witzig wirken würde.

Es gibt mehrere Wege zum billigen Auto, nicht nur den von mir gewählten.
So traf ich Herrn Bense nach langer Zeit wieder. Herr Bense war früher
einmal selbstständiger Unternehmer und importierte irgendwelche
Maschinenteile aus Frankreich nach Deutschland und verkaufte die dann
hier wieder. Ich kenne mich damit nicht genau aus. Dann wurde er sehr
krank und musste lange Zeit ins Krankenhaus, dann in die Reha - Klinik,
wo ich ihn übrigens vor knapp 2 Jahren kennen gelernt habe. Er war
dadurch lange Zeit aus seinem Betrieb gerissen und wenn bei einem 4-
Mann-Betrieb der Chef persönlich für fast 1 Jahr fehlt, so ist es meistens
das Ende für den Laden, so auch bei ihm. Die verbliebenen Leute hatten
den Betrieb innerhalb von nur 2 Monaten schon gegen die Wand gefahren,
weil ihnen die Kontakte zu den Lieferanten in Frankreich fehlten. Herr
Bense war damals reich, vielleicht über eine Million Euro. Da er aber auch
seine Krankenhausrechnungen und all diese Krankheitsfolgen aus eigener
Tasche bezahlen musste, war es mit dem Reichtum schnell vorbei. Am
Schluss stand er genauso da, wie ich. Im Prinzip hat sich daran bis heute
bei ihm auch nicht viel geändert. Da auch Herr Bense Auto fahren möchte
und da er pfiffig ist, hat er lange überlegt, wie man billig an ein Auto
kommt, welches man sich von geringen Einkünften leisten kann. Bei ihm
endete diese Überlegung nicht im gleichen Ergebnis, wie bei mir, sondern
er fand im Internet einen Autohändler, der raue Mengen von
Behördenfahrzeugen verwertet. Der ersteigert die postenweise zu 20 Stück
und mehr, richtet sie, falls nötig, wieder etwas her und verkauft sie dann
wieder. Herr Bense hat sich dort umgesehen und entdeckt, dass dieser
Händler über 40 Ford - Fiesta - Courier von der Post da stehen hatte. Das
sind solche Kleinwagen, die hinten so einen viereckigen Kasten ohne
Fenster dran haben, vielleicht für Paketzustellung und ähnliche Zwecke.
Vorne ist's ein relativ normaler Ford-Fiesta und hinter dem Fahrersitz
beginnt dann die Ausbuchtung mit dem fast quadratisch wirkenden Kasten,
also es gibt keine hinteren Sitze. Und das Ding verfügt über einen relativ
kräftigen 60 PS - Dieselmotor der auch noch sehr sparsam im Verbrauch
ist. Weil derzeit so viele davon auf dem Markt sind, vermutlich weil die
Post auf einen Schlag in ganz Deutschland mehrere tausend davon
versteigert hat und weil viele normale Autokäufer keine Verwendung für
so ein nicht unbedingt schön aussehendes Auto haben, sind die Preise am
Boden. Ich weiß, was ein normaler gebrauchter Ford-Fiesta von Baujahr
1999 kostet, er wäre für unsereins als völlig unerschwinglich zu betrachten!
Nun aber zum Herrn Bense. Herr Bense hat sich dort umgetan und es
waren ausschließlich Baujahre von 1996 bis 2001 darunter, mit Kilometer-
Laufleistungen zwischen nur 19.000 und 75.000 km, was ja für den
immerhin 1,8 Liter großen Dieselmotor nicht viel sein dürfte. Sogar ABS
haben die schon. Zu Preisen zwischen 1.350 und 3.500 Euro wurden sie
angeboten. Dazu kommt noch, dass diese Autos trotz ihrer eigentlichen
Kleinwagenabstammung als LKW eingetragen sind, wodurch man trotz des
im Vergleich zu meinem Suzuki hohen Hubraums weniger als 150 Euro
Steuern pro Jahr zahlen braucht. Also der Bense hat lange überlegt und mit
dem Händler diskutiert, probegefahren und gefeilscht, dann hat er sich für
sage und schreibe 1.950 Euro einen solchen Wagen mit gerade mal
gelaufenen 39.000 km gekauft. Gewiss ist das immer noch viel mehr, als
ich für den Suzuki ausgegeben habe und ich hätte mir auch das nicht leisten
können, aber Herr Bense steht vielleicht ein wenig besser da, als ich, wenn
auch nicht viel, und man muss neidlos zugestehen, dass sein Auto
qualitativ das bessere ist. Niemals würde ich meinen Suzuki schlecht
machen, der ist und bleibt toll, aber sagen wir es einmal so, für das, was
Herr Bense mehr bezahlt hat, hat er auch eindeutig mehr bekommen. Der
Fiesta - Courier ist deutlich größer, bietet Unmengen Platz für Ladung,
man könnte in dem Kasten fast ein kleines Zimmer einrichten, die Sitze
sind bequemer, man kann damit auch problemlos lange Strecken fahren
und der Wagen zieht recht gut, dagegen ist mein Suzuki schon 2 Nummern
lahmer, das muss man neidlos zugestehen. Beim Verbrauch liegt Herr
Bense damit ähnlich günstig wie ich, nur dass er Diesel verbraucht, der ja
doch deutlich billiger ist, als mein Benzin. Sein Wagen hat keinen Rost,
keine Beule und selbst die Reifen sehen aus, als wären sie kurz zuvor noch
neu drauf gekommen. Es sind aber beim genauen Hinsehen Runderneuerte,
aber das ist egal, da man mit diesem Wagen wohl keine Rennen abhalten
will und laut ADAC-Bericht Runderneuerte Reifen heutzutage nur noch bei
hohen Geschwindigkeiten über 150 km/h Nachteile gegenüber Neureifen
aufweisen würden. Als Nachteil könnte man vielleicht werten, dass Herr
Bense dafür extra ins Ruhrgebiet nach Bochum fahren musste, weil der
Händler, der die in Massen verwertet dort ansässig ist. Der Lack ist
vielleicht ein wenig matt, aber wen stört das schon? Gut, es ist sicherlich
nicht jedermanns Sache mit einem postgelben Gefährt durch die Lande zu
brummen und ständig mit der Post verwechselt zu werden, aber ich sehe so
etwas nicht als hinderlich an. Herr Bense hat einen guten Kauf damit
getätigt und bewiesen, dass es wohl noch viele Möglichkeiten gibt,
wirklich preiswert ein vernünftiges Auto fahren zu können. Zweifellos ist
auch das nichts für Leute, die mit einem Auto Eindruck schinden wollen
oder sich als nobler Pimpf geben möchten, aber solche Leute sind mir
ohnehin generell suspekt und auf deren Meinung gebe ich keinen Cent.
Die beliebte Spritpreisdiskussion flammte in den letzten beiden Monaten
ständig wieder auf und auch der Herr Bense griff das auf. Er fand den
schönen Vergleich, dass er froh ist, so ein sparsames Auto zu haben und in
seinem Fall noch dazu ein Diesel. Er sagte, wenn er jetzt noch sein früheres
Auto hätte, was Superbenzin verbrauchte, dann käme es billiger Maggi
anstatt Benzin zu tanken. Ob die Reichweite damit hoch wäre, wage ich
natürlich ein wenig zu bezweifeln, vielleicht gibt das dem Auspuffqualm
die richtige Würze.

Kann ich vielleicht froh sein, aus den städtischen Diensten heraus zu sein!
Ich habe mit meinem ehemaligen städtischen Arbeitskumpel Tschirdewan,
den ich immer Tschibo nannte, ausgiebig gesprochen. Sie ahnen nicht, zu
welch blöden Aufgaben man ihn und etliche andere verdonnert hat. Zuerst
hätte er noch etwa einen Monat nach meinem Abgang in städtischen
Diensten bleiben sollen und dann wären im Rahmen des Rotationsprinzips
andere Sohis an der Reihe gewesen. Die Sozialbehörden grübeln aber stets
über neue Spitzfindigkeiten nach und leider kommen denen dabei unschöne
Einfälle. So wurde der alte Trupp zwar durch neue, nachrückende und
bislang unbelastete Sohis ersetzt, aber die alten, so auch der Tschibo,
konnten keineswegs dann wieder zu Hause bleiben, wie es zuerst lautete.
Eine Frechheit! Man hat sie wegen außergewöhnlichem Arbeitsbedarf
vorübergehend in einen anderen städtischen Trupp eingegliedert, der einen
anderen Stützpunkt hat. Sie ahnen kaum, welche verrückten und auch
gefährlichen Aufgaben man denen dort aufs Auge drückt. Die müssen nun
an hunderten von städtischen Gebäuden die Dachrinnen reinigen. Man hat
festgestellt, dass vielerorts seit vielen Jahren die Dachrinnen mit Dreck,
Laub und ähnlichem Unrat verstopft und zugelagert sind. Das führt dazu,
dass sie bei starken Regengüssen überquellen oder gar nicht mehr ablaufen
und dass sie schneller durchrosten, weil die Rückstände von verfaulendem
Laub recht aggressive Säuren entstehen lassen, wodurch Löcher in den
Rinnen entstehen. So wurden mehrere Vierertrupps gebildet, zwei Leute
hangeln sich mit einer Leine gesichert von Dachluken bis zu den
Dachrinnen herab oder sie klettern mit hohen Leitern von außen heran, die
andern beiden Leute sichern dann die Sache, damit keiner runter fällt. Ein
echtes Himmelfahrtskommando und man könnte vermuten, dass dahinter
schon die böse Absicht steckt, ruhig darauf zu warten, dass der eine oder
andere herunterstürzt und sich das Genick bricht, um so dessen Sohi-
Gelder einzusparen. Die Kämmerer haben natürlich vorgerechnet, dass
früher Privatfirmen, wie beispielsweise Dachdeckereien, mit solchen
Arbeiten beauftragt wurden, was bei dem jetzt festgestellten hohen Bedarf
eine Kostenlawine von 1,5 Millionen Euro ins Rollen gebracht hätte, nur
um die Dachrinnen aller betroffenen städtischen Häuser zu reinigen. So
rechnet man, dass die Sohis ja kein zusätzliches Geld kosten und
höchstenfalls nur ein paar Euro für die Anfahrt und etwas Hilfswerkzeug 
anfallen. Sind dann eines Tages alle Dachrinnen sauber, dann können diese
Sohis nach heutiger Vorhersage endlich wieder zu Hause bleiben. Ein
Kalkulator hat vorgerechnet, dass diese Arbeiten frühestens Ende
September fertig sind, wenn es so weitergeht, wie derzeit. Tschibo
befürchtet schon, dass denen bis dahin längst wieder ein anderes
Ungemach eingefallen ist, was man abverlangen wird. Mich würde beinahe
schon interessieren, was die mit jemandem machen, der nicht schwindelfrei
ist. Ob man diese Leute trotzdem dazu zwingt, mit dem altbekannten
Argument, andernfalls die Sozialleistungen zu kürzen oder ganz
auszusetzen? Wie schon angedeutet, da tut es einem richtig wohl, nicht
mehr in diesen Diensten zu sein.

In einer Halle in einem Industriegebiet in Fellbach war für Samstag eine
große Versteigerung von Fundgegenständen, Pfandstücken und
ausgemusterten Gegenständen bestimmter öffentlicher Stellen angesetzt.
Da ich ohnehin wegen Kayla, die ja Freitag, Samstag und Sonntag
seminarfrei hat, etwas in Fellbach zu erledigen hatte, fuhren wir dort vorbei
und haben uns das einmal angesehen. Man muss das erlebt haben, auch
wenn man gar nichts ersteigern möchte, so ist es doch sehr interessant zu
sehen. Besonders die Reaktionen mancher Kunden sind witzig. Irgendwann
wurde ein riesiger Posten von gebrauchten Werkzeugen einer Schlosserei
aufgerufen. Einer der Interessenten dafür war ein Russe. Anfangs begann
der Auktionator mit nur 150 Euro für alle diese Schlossereiwerkzeuge
zusammen. Es waren diverse Sachen wie Winkelschleifer, Eisenklammern,
verbeulte Schweißgeräte und alles mögliche darunter. Aber alle Sachen
sahen sehr mitgenommen und stark gebraucht aus, als hätten sie schon zu
Adolfs Zeiten ihren Dienst getan. Die Sache verlief anfänglich nur sehr
träge und nur mit großer Mühe gelangte man schließlich bis 250 Euro
zugunsten des Russen. Kurz bevor der Auktionator beim klassischen
Abzählen zum Ersten, zum Zweiten und zum Dr.... sagen konnte, stieg ein
struppig aussehender Deutscher mit ins Gebot ein, der sich bis zu diesem
Zeitpunkt scheinbar überhaupt nicht für die Sachen interessiert hatte.
Vielleicht war das auch nur Taktik, um zu vermeiden, mit zu viel
Durchblickenlassen von Interesse, selbst den Preis hochzutreiben oder es
war nur aus Antipathie dem Russen gegenüber. Jedenfalls bot er 260 Euro,
was dem Auktionator schon missfiel, weil er lieber Gebote in Schritten von
50 Euro gehabt hätte. Aber das hatte er beim ersten Aufruf nicht
ausdrücklich gesagt und somit waren auch kleinere Schritte zulässig. Der
Russe schaute etwas missmutig und legte auf 270 Euro hoch. So begann
ein Katz- und Mausspiel ständig in Zehnerschritten bis irgendwann 810
Euro erreicht waren, für die der Russe dann wieder den endgültigen
Zuschlag bekam. Zwischen der Abgabe der einzelnen Gebote schauten sich
beide, der Russe und der Struppige tieffeindlich in die Augen, richtig nach
dem Motto: so jetzt zeig ich es dir! Als am Schluss der Russe mit 810 Euro
den Zuschlag in der Tasche hatte, wandelte sich das Bild schlagartig und
der Struppige lachte sich halbtot, und johlte lauthals, dass er ja Leute vom
Schlage des Russen kennen würde. Die könnten einfach nicht verlieren und
er habe nie Interesse an dem Schrottzeug gehabt, aber er würde sich jetzt
maßlos darüber freuen, dass dieser (wörtlich) sibirische Eisbär viel zu viel
für dem Müll bezahlt habe, der bestenfalls 300 Euro wert gewesen wäre.
Der Auktionator hatte das mitbekommen und drohte den Struppigen
entfernen und von der weiteren Teilnahme ausschließen zu lassen, wegen
Störung und Beeinflussung des ordnungsgemäßen Ablaufs, wenn er nicht
sofort den Mund halte. Der Russe hatte nun natürlich auch das Ansinnen
des Struppigen mitbekommen und winkte ihm ein Zeichen mit dem
Daumen am Hals zu, als wolle er ihm die Kehle durchschneiden. Darauf
grinste der Struppige nur hämisch und rief zu dem Russen: "Du nicht, mein
Freund, du nicht!" Später kam der Russe dann näher auf den Struppigen zu
und schubste an ihm herum, worauf dieser zurückschubste und eine kleine
Rangelei entstand. Der Auktionator drohte sofort die Polizei zu rufen,
darauf beendeten die ihr Gerangel und der Russe meinte zu dem Struppigen
so was wie: "Du kommst heute nicht mehr nach Hause!" Die Auktion
wurde dann weiter ungestört fortgesetzt und als sich der Russe wieder mehr
auf die noch folgenden Aufrufe konzentrierte, machte sich der Struppige
dann wohl vorsichtshalber aus dem Staub und verließ durch eine Seitentür
die Halle.

Das soll für heute erst einmal genügen. Soeben kam ich von einer Fahrt
nach Heubach zurück, wo ich heute früh Kayla wieder hingebracht hatte.
Die meisten Autofahrer nutzen montags morgens die Strecke in
entgegengesetzter Richtung, daher war es rauf nach Heubach relativ leer
auf den Straßen.

Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email "Auf den Hund gekommen" vom 05.07.2004

Allwettergrüße!
Ein erbitterter Kampf zwischen einem Mieter und dem Hausbesitzer ist nun
hier im Hause entstanden. Erbittert betreibt vor allem der Mieter diesen
Kampf. Der Herr Jeske aus dem zweiten Stock hatte sich im März einfach
einen Hund gekauft, obwohl hier im Hause Hundehaltung strikt untersagt
ist, das steht im Mietvertrag sogar drin und war immer so. Wem das nicht
passt, der braucht hier ja nicht einzuziehen, weil es von Anfang an bekannt
war. Ich verstehe das Problem auch nicht so recht. Der Jeske wohnt schon
über 10 Jahre in dem Haus, viel länger als ich. Über 10 Jahre hat er es
mietvertragsgetreu ohne Hund ausgehalten und nun plötzlich muss er
unbedingt einen haben. Dann kläfft dieses blöde Vieh auch noch häufig
herum und so dauerte es nur kurz, bis dass der Hausbesitzer davon erfuhr.
Mehrere Abmahnungen waren die Folge, mit der Auflage, das Tier binnen
Kürze abzuschaffen oder irgendwo auswärts zu halten. Jeske will nicht,
behält das Tier, dann bekam er deswegen nach mehreren erfolglosen
Abmahnungen und Fristsetzungen die Kündigung und sollte raus. Er zieht
aber nicht aus, sondern brüstet sich mit seiner Mitgliedschaft in einem
örtlichen Mieterschutzbund und dass der Ausschluss der Haustierhaltung
nach heutiger Gesetzeslage unzulässig sei. So beginnt ein zermarternder
Kampf, der immer eigenartigere Formen annimmt. Erklären kann man es
nicht unbedingt. Sieht man den Hund, so kann man es noch weniger
erklären. Der schaut aus, wie ein alter, verschlissener und verklebter,
hellbraun  gefärbter Wischmopp, dem man zwei Rosinen als Augen und
eine schwarz angefaulte Kartoffel als Nase auf die Querseite gedrückt hat.
Seine Stimme, ein ächzendes, schrilles und sehr unangenehmes Organ, von
dem er zu allem Übel auch noch reichlich Gebrauch macht. Ich habe den
Eindruck, dass der Jeske die Töle mit jedem Schreiben was er vom
Eigentümer des Hauses gegen die Hundehaltung erhält, dieses Viech noch
inniger liebt und sich noch mehr an das kläffende Etwas klammert. Mag
man meinen, jede Kreatur hat das Recht darauf, von irgendwem geliebt zu
werden, so käme man normalerweise bei der Betrachtung dieses Hundes
schnell von diesem Glauben ab. Aber was ist schon normal? Der Jeske
erhebt den Köter inzwischen zum Halbgott und brüllt durch den Flur, dass
er lieber zusammen mit seinem Ronny, so heißt das Gebilde wohl, auf die
Straße geworfen würde und dort den Rest seines Daseins mit ihm fristen
würde, anstatt sich von ihm zu trennen. Ich möchte keinem seine Freude
nehmen und gönne jedem sein Glück, aber nach meiner Auffassung ist die
Regel im Mietvertrag ein weiser Entschluss gewesen, denn ohne Ronny
war es hier deutlich ruhiger im Haus. Würde er ab und zu einmal Wau
machen, würde ich es vielleicht noch hinnehmen, aber dieses eklatante
Kläffgeräusch hat mehr mit einer zerrenden Kreissäge gemein, als mit
Hundegebell. Nun habe ich es noch gut, meine Wohnung liegt so weit von
der Jeske - Wohnung weg, dass ich die Geräuschentwicklung von dem
Ding was sich da Hund nennt, nur zweimal am Tag mitbekomme, wenn er
unten im Flur damit zur Tür läuft. Aber Sie können sich lebhaft vorstellen,
wie es den direkten Wohnungsnachbarn vom Jeske ergeht. Die liegen
inzwischen mit dem Jeske im Dauerstreit und dem Hausbesitzer natürlich
in den Ohren, dass sie sogar die Miete mindern wollen, wenn er nicht dafür
sorgt, das dass Gekläffe abgestellt wird. Zudem wäre es unzumutbar, wenn
der Hausbesitzer dem Jeske die Haltung des Mistviechs ausnahmsweise
erlauben würde, denn dann würde es nicht lange dauern und jeder will eine
Ausnahme für sich in Anspruch nehmen und einen Hund oder wer weiß
was sonst noch für ausgefallenere Tiere halten. Dann könnte man gleich in
den zoologischen Garten umziehen. Ich habe den Eindruck, dass der Eigner
des Hauses von dieser Auseinandersetzung nicht sonderlich berührt wird.
Einerseits muss er diesen Disput zwar führen, andererseits sind solche
Vorfälle für ihn doch mit Sicherheit kleine Fische. Bei einem Besuch des
Eigentümers hier im Hause standen beide, er und der Jeske diskutierend im
Eingangsbereich im Erdgeschoss. Während der Jeske laut gestikulierend
und nervös argumentierend dort herumzappelte, hörte der Hauseigentümer
sich dessen Argumente lässig und sogar noch recht freundlich an, brachte
in ruhigem, fast schon gleichgültigen Ton seine Gegenargumente vor, das
aber dann so, dass eigentlich keinerlei Auslegungsspielraum blieb, sondern
die Konsequenz unmissverständlich lautet: hier weiter wohnen ohne Hund
oder weiter mit Hund und ausziehen. Je ruhiger der Hauseigentümer
argumentierte, um so lauter und giftiger wurde der Jeske. Jedes zweite
Wort hieß Mieterschutzbund oder Prozess, wobei sich der Jeske jedes Mal
aufbrüstete wie ein Pfau. Er gab zu verstehen, dass er sich mit dem
Mieterschutzbund und der heutigen Rechtsprechung im Rücken
siegessicher und dem Eigentümer haushoch überlegen fühlte. Nach einiger
Zeit hatte der Hauseigentümer keine Lust mehr, die nervige Diskussion
fortzusetzen, da sich alles nur wiederholte, wie in einem endlosen Prozess
des Wiederkäuens und sagte zum Abschluss zu dem Jeske nur ganz ruhig
und gelassen: "Sie haben die Wahl zwischen zwei Dingen, den Hund
behalten oder weiter dieses Haus bewohnen, denn am Schluss wird es nur
diese beiden Konsequenzen für sie geben, egal wie viel sie auch
lamentieren und egal, was ihr Mieterschutzverein sagt. Darin besteht kein
Millimeter Spielraum! Im Gegensatz zu ihnen weiß ich jetzt schon, wie die
Sache am Schluss ausgeht, egal ob mit oder ohne Prozess. Mit Hund gibt
es für sie in diesem Haus keine Zukunft." Dann ging der Eigentümer raus,
stieg in sein Auto und fuhr weg. Der ließ sich überhaupt nicht von dem
Jeske aufregen oder provozieren, nahm das Theater so locker hin, wie man
sich ein Taschentuch aus der Hosentasche zieht, um sich gerade mal eben
die Nase zu schnäuzen. Als der Hausbesitzer schon lange weg war, stand
der nun schon fast im Wahn erblühte Jeske immer noch seine Argumente
für den Hund wiederholend im Flur, genau so, als stünde der
Hauseigentümer ihm dort noch immer gegenüber. Sie werden vielleicht
über derartige kleine Gegebenheiten schmunzeln, aber was mich daran so
verwundert ist, dass ich den Jeske nun ja auch schon einige Jahre flüchtig
hier aus dem Haus kenne und das immer nur als zurückhaltenden, ruhigen
und absolut unauffälligen Menschen. Ein solcher Rundumschlag zum
wahngetriebenen Revoluzzer nur wegen einer solch blöden Töle, das geht
mir einfach nicht in den Kopf. Das ist nicht mehr der Jeske, den ich kannte.
Hätte er sich eine Freundin zugelegt und der Hausbesitzer wollte die
rausekeln, dann könnte ich ein solches Gehabe verstehen, aber so? Bei
einer Freundin hätte es hier aber mit Sicherheit keinen Ärger gegeben,
selbst dann nicht, wenn diese nackt über die Flure gelaufen wäre, denn
moralische Regeln gibt es in der Hausordnung nicht. In einigen
Wohnungen bieten sogar leichte Mädchen ihre Dienste an, mehr nur
hobbymäßig, dagegen gibt es aber keine Einwendungen, es stört ja auch
keinen, im Gegensatz zu dieser Kläffmaschine. Auch verliert der Hund
überall Haarbüschel, die dann im Bereich des zweiten Stockes von jedem
Windzug im Flur herumgetrieben werden. Neulich hat der Drecksköter
sogar auf den Rasen geschissen und an die Hauswand gepinkelt. Wenn ich
dann den Rasen mähen muss, fliegen die Krümel von seiner Notdurft durch
die Gegend, das will ich auch nicht hinnehmen. Für mich sieht es mehr so
aus, als ob der Jeske durch den Köter langsam aber sicher immer mehr zu
einem Fall für den Psychiater wird. Es ist doch realitätsfremd, für einen
solchen frolicfressenden Wischmopp seine schöne Wohnung aufs Spiel zu
setzen. Kann man sich wirklich so abgöttisch zu einem derartigen Vieh
hingezogen fühlen? Das geht mir nicht in den Schädel.

Am Donnerstag war ein müder Tag. Ich finde keinen Grund dafür.
Morgens nach dem Aufstehen war ich zuerst frisch und hätte Bäume
ausreißen können, aber schon ab 11 Uhr war nichts mehr mit mir los. Im
Gehen hätte ich einschlafen können, beim Einkauf im Plus-Markt sind mir
im Laden die Augen zugefallen und ein Glas Marmelade in meiner Hand
wäre fast zu Boden gestürzt. Das hätte eine schöne Schweinerei gegeben.
Im letzten Moment konnte ich es aber noch durch Anpressen an mein
Hosenbein retten. Donnerstags ist ja auch der Tag, an dem ich Kayla
wieder aus Heubach abholen fahre. Meine Müdigkeit und Erschlaffung war
so groß, dass ich schon vor Fahrtantritt große Angst vor dieser Fahrt hatte,
weil ich befürchtete, unterwegs einzuschlafen. Mit Mühe und Not habe ich
es dann aber bis Heubach geschafft und Kayla wunderte sich auch schon
über meinen kaputten Zustand. Schade, dass sie keinen hier gültigen
Führerschein hat, sonst hätte sie die Rückfahrt bewältigen können. Ich habe
dann zuerst eine halbe Stunde auf einem kleinen Waldparkplatz geschlafen,
danach war ich zuerst noch niedergeschlagener als zuvor, aber nach
ungefähr 10 Minuten berappelte sich mein Zustand etwas und dann sind
wir nach Hause gefahren. Den Rest des Tages habe ich zu Hause nur noch
geschlafen. Einen Grund dafür haben wir nicht finden können, eine
Infektion oder ähnliches kann man wohl ausschließen, weil am Tag danach
war alles wie weg geblasen.

Haben Sie ein Schwein? Auf dem Lande halten sich viele Leute noch
essbare Haustiere wie Schweine, Ziegen, Kühe und solches. Mir hat
neulich jemand erzählt, dass man damit beachtliche Beträge an
Lebensmittelkosten einsparen könne. Ich halte es in unserer heutigen Zeit
aber für Unsinn. Man muss sich sicherlich viel um die Tiere kümmern und
die Fütterung und Tierarztrechnungen kosten auch viel Geld, ganz zu
schweigen von dem unangenehmen Arbeitsaufwand, den die Haltung
solcher Tierarten hervorruft. Wenn man diesen Aufwand in Relation zu den
günstigeren Fleischpreisen bei Hausschlachtung setzt, ist das auf diese
Weise erzeugte Fleisch sicherlich viel teurer, als das aus dem Supermarkt.
Pferde werden heute auch wieder viel gehalten, natürlich nicht zum essen,
sondern mehr zum reiten. Ein Bekannter von mir hat eine Tochter, die
absolute Pferdenärrin ist und die hält sich ein eigenes Pferd. Das steht aber
weitab in Heiligenzimmern in einem Mietstall bei einem Großbauern. Ein
teures Vergnügen, das Pferd kostet mehr, als ich im Monat bekomme. Der
Bekannte hat allerdings auch ein gutes Einkommen, daher stört ihn das
wohl so sehr nicht.

Was ich bei einem Spaziergang vor wenigen Tagen beobachtet habe, das
könnte einem Ulkfilm entstammen und wirkt fast unglaublich ist aber so.
Gehe ich an der Karlshöhe vorbei, über die Willy-Reichert-Staffel, da sehe
ich, wie an einem Haus im Obergeschoss seitlich ein Fenster geöffnet wird
und jemand einen Computer mitsamt Monitor, Kasten und Tasten
rauswirft. Mit lautem Getöse zerschellt der Apparat am Boden einer
nebenliegenden Garageneinfahrt. Die Splitter von den Teilen flogen noch
bis auf die Straße und wären Passanten vorbei gekommen, so hätten die
auch noch etwas abbekommen. Der Computerwerfer reckt noch den Kopf
aus dem Fenster und ruft: "Desch hat gutgetan, desch hascht du Schwein
nun davon!"  Vermutlich hatte der Computer durch Versagen den Mann so
zur Weißglut gebracht, dass er sich zu diesem endgültigen Schritt
entschloss. Der Werfer erblickte mich dann und brüllte noch runter, dass
ich nicht so blöd schauen soll und weitergehen soll. Der kochte innerlich
wohl immer noch.

Extremsportarten finden immer mehr Anhänger und fast wöchentlich
werden neue erfunden. Es scheint mir idiotisch, auf was für Ideen die
waghalsigen Betreiber so kommen. Ich warte nur noch auf den Tag, an
dem es zum Sport wird, einen Kopfsprung vom Zehnmetersprungbrett in
ein Schwimmbecken ohne Wasser zu machen. Erst neulich ist auf einer
Festveranstaltung hier in Stuttgart ein Bunjee - Springer schwer verletzt
worden, weil der Veranstalter die Seillänge für sein Gewicht falsch
berechnet hatte. Dann wird immer von dem tollen Kick gesprochen, den
solche Sachen einem bringen sollen. Blödes Zeug für geistig verkümmerte
Gestalten! Nach meiner Meinung ist es so, die wollen sich und anderen
irgendwas beweisen, was für tolle Kerle sie sind, weil sie vermutlich keine
wirklichen Qualitäten vorzuweisen haben. Ich finde es lächerlich und kann
solche Leute nur zutiefst bedauern, arme Wichte sind das.

Die Rüpelhaftigkeit mancher LKW-Fahrer nimmt auch ständig zu. Wie Sie
wissen, kann mein kleines Auto nicht mit irren PS-Zahlen protzen, aber da
es relativ leicht und der Motor spritzig ist, reicht es in jeder normalen
Alltagssituation völlig, um auch mit den nur 39 PS ganz problemlos im
Verkehr mitzuschwimmen und sogar für gelegentlich recht zügiges
Vorankommen. Ich hatte einem Bekannten der gar kein Auto hat
versprochen, ihn von Malmsheim bei Renningen, wo er heute wohnt, nach
Stuttgart zu fahren. Normalerweise kommt man dort gut voran, einige
Steigungen gibt es, aber auch die sind für meine Susi kein Problem. So
fuhren wir dann und bis zur ersten längeren Steigungsstrecke war auch
alles gemütlich und beschaulich. An dieser Steigung, die ich immerhin mit
rund 75 km/h noch bewältigte, was dort auch sicherlich schnell genug ist,
näherte sich von hinten bedrohlich schnell ein Lastwagen und fuhr sehr
dicht auf. Es war solch ein moderner Kleintransporter mit geschlossenem
Laderaum. Überholen konnte er dort nicht, da vereinzelt aber ständig
Gegenverkehr kam. Mehr als 75 km/h gab meine Susi dort auch nicht her,
was ich aber auch für mehr als genug hielt. Ohne den im Rücken wäre ich
dort sogar nur 60 km/h gefahren. Trotzdem hätte man aus meiner
Heckklappe bei der Fahrt mühelos auf seine Stoßstange umsteigen können,
so nah war der. Irgendwann folgt dann dort ein Überholverbot, jedoch an
dieser Stelle kam gerade kein Gegenverkehr, also überholte der mich mit
seinem Laster und das machte ihm auch überhaupt keine Mühe. Der zog
vorbei wie ein halber Rennwagen und ich weiß nicht was die heute für
Motoren in den Lastern haben. Das ängstigt einen, weil es natürlich
bedrückend aussieht, wenn solch ein, im Vergleich zum Suzuki, riesiger
Blechkasten mit derartiger Geschwindigkeit an einem vorbeizischt. Gut,
der war aber dann ja weg und ich war ihn los, was mir nur recht sein
konnte. Die Steigung dauerte aber noch an, aber da es nun keinen Grund
mehr gab, schneller als gewollt zu hasten, lies ich meine Geschwindigkeit
langsam auf etwa 65 km/h absinken, um den Motor und den
Benzinverbrauch zu schonen. Im Rückspiegel erblickte ich nun erneut
einen heranrasenden Laster dieser Art, der erste war weiß, hier der
dunkelblau. Der kümmerte sich erst gar nicht um geltenden Regeln, zog
über die durchgezogene Linie, trotz Überholverbot und Gegenverkehr aus
einiger Distanz, preschte er vorbei. Es kam aber zu keiner gefährlichen
Situation, weil der entgegenkommende PKW das zeitig bemerkt und seine
Geschwindigkeit gedrosselt hatte. Trotzdem war es eine Unverschämtheit.
Aber die härteste Nuss kommt noch! Kurz vor dem Ende der Steigung
kommt eine Art unübersichtliche Spitzkehre, wenn man den Streckenteil
wählt, um  Leonberg südlich zu umfahren, wie wir es getan hatten. Erneut
brauste ein weißer Laster ähnlichen Typs heran, der Fahrer muss wohl total
verrückt gewesen sein. Schon von weitem erkannte er, das wir deutlich
langsamer fuhren als er, es war mir hier auch nicht mehr möglich, die
Geschwindigkeit von den 65 auf 75 km/h zu erhöhen, einmal auf 65 km/h
abgefallen schaffte die Susi das hier nicht mehr und ich war schon heilfroh,
diese 65 km/h wenigstens halten zu können. Trotzdem oder vielleicht
gerade deshalb, weil er erkannte, dass wir gar nicht schneller können,
beleuchtete er uns von weitem schon dauernd mit seiner blöden Lichthupe
und hüpfte sichtlich hinter seinem Lenkrad, zeigte uns von hinten einen
Vogel und ruderte mit seinen Händen hinter der Scheibe herum, als wolle
er uns wegfegen. Dann in der oberen Kehrtkurve der Spitzkehre überholte
er uns, obwohl dort bestenfalls ein Stück von 30 Metern einsehbar ist.
Jeder Gegenverkehr wäre zwangsweise sofort mit ihm zusammen gestoßen,
bevor er hätte erkannt werden können. Dann im Überholen hupte er noch
mit der richtigen Hupe und zeigte uns erneut einen Vogel und lamentierte
hinter seinem Steuer herum. Der sah aus wie ein Ausländer, hatte aber ein
Stuttgarter Nummernschild, welches ich mir aus Wut sogar notiert hatte.
Ich hatte schon überlegt, ob ich dieses Mistschwein nicht anzeigen soll,
aber auf den ganzen damit verbundenen Behördenaufwand hatte ich keine
Lust. Früher waren es oft gerade die LKW-Fahrer, die faires Verhalten auf
unseren Straßen noch halbwegs hoch hielten, aber heute scheinen dort
vorwiegend Kamikazeflieger Einzug gehalten zu haben. Ich glaube, wenn
ich eine Pistole gehabt hätte, dann hätte ich dem die Reifen zerschossen.
Mein Mitfahrer tobte und schäumte vor Wut auf dem Beifahrersitz und
schimpfte über diese Rüpel des Asphalts. Ich selbst finde das wirklich nicht
schön, aber aufregen tu ich mich nicht lange über solche Begebenheiten.
Man wundert sich darüber, aber mein Adrenalinspiegel erhöht sich dadurch
nur kurzzeitig und man kann nicht wirklich sagen, dass ich mich heute
noch darüber ärgere. Ich glaube, das kann man auch im heutigen
Straßenverkehr nicht mehr, sich lange über solche Vorfälle ärgern, sonst
ließe man am besten den Wagen gleich stehen, da man beinahe jeden Tag
irgend etwas verrücktes auf unseren Straßen durchleiden muss.

Technisch gesehen war ich diese Woche wieder ein wenig vom Pech
verfolgt. Meine Hifi - Anlage versagte ihren Dienst. Ich höre jeden Tag
morgens um 8 Uhr die Nachrichten. Diese Tage auch und in den
Lautsprechern kam plötzlich ein Plopp und dann gar nichts mehr. Die
Skalenlichter glühten zwar noch, aber man hörte nichts mehr. Auch CD
geht nicht mehr, man kann die CD noch reinlegen und sie dreht sich wohl
auch, aber man hört nichts. Es ist nicht so, dass es eine teure Anlage ist, die
hat vor vielleicht 7 Jahren knapp 400 Mark gekostet, für mich heute viel
Geld und meine Absicht war, sie mindestens noch weitere 7 Jahre oder
länger zu benutzen. Solche Dinge kaufe ich nur selten neu, eigentlich nur
dann, wenn die alten verschlissen sind. Verschlissen nach 7 Jahren, das
wäre zu früh, viel zu früh, selbst für eine Anlage, die nur 400 Mark
gekostet hatte. Soweit man selbst etwas überprüfen kann, habe ich das
gemacht, aber es brachte nichts. Alle Kabel waren eingesteckt. Einen
Radioservice zu rufen war mir zu teuer, denn die nehmen doch nur fürs
Guten Tag-Sagen schon 100 Euro. An dem Kiosk, wo ich manchmal eine
Tasse Kaffee trinke und etwas schwätze, riet mir die Inhaberin, es mal bei
einem kleinen Radioladen in der Scheffelstraße zu versuchen. Das ist noch
so ein richtig kleiner alter Laden, wie man ihn früher kannte. Der Inhaber
soll auch noch mehr nebenbei ohne große Rechnung Geräte billig
reparieren. Dahin bin ich gegangen. Das Personal dort besteht aus dem
Inhaber, der ist vielleicht 60 Jahre alt und seiner Tochter, die vielleicht 30
Jahre alt ist, die das Fach aber auch gelernt hat. Ich habe dem Inhaber die
Sache erklärt und vor allem auf meine spärliche Finanzlage hingewiesen,
damit er gleich wusste, dass ich mir keine kostspielige Reparatur oder
Fehlersuche leisten kann. Der sagte dann, wenn ich es nicht eilig hätte,
dann käme er in 2 Tagen mal bei mir vorbei, weil er dann ohnehin einen
regulären Reparatureinsatz in meiner Nähe hätte. So kam er dann und hat
sich meine Anlage mal angesehen. Etwas aufgeschraubt und mit einem
Zahlenmesswerk irgendwas gemessen oder wie er sagte, eben nichts
gemessen, wo etwas hätte sein sollen. Nach rund 20 Minuten Arbeit fand er
einen Fehler und ein Transformator für den Verstärker in dem Apparat sei
durchgebrannt. Es wäre sehr schwierig das gleiche Teil als Ersatz zu
bekommen, er könne aber einen Universaltransformator dafür etwas
abändern und dann ginge das auch wieder, aber selbst der kostet als
Ersatzteil schon 60 Euro. Wenn er auch billig war, aber 15 Euro
Arbeitskosten sollten (ohne Rechnung) noch hinzu kommen, worüber man
heute gewiss nicht meckern kann. 75 Euro, das war nicht drin. Für die
Fehlersuche ohne Reparatur berechnete er für die 20 Minuten nur 5 Euro,
auch darüber kann man gewiss nicht schimpfen. Jetzt wusste ich zwar, was
kaputt war, aber eine Reparatur ist zumindest innerhalb der nächsten 4-5
Monate nicht drin, es sei denn, ich hätte aufs Tanken für den Suzuki
verzichtet, das wollte ich aber nicht. So hätte ich meine Nachrichten
natürlich im Autoradio im Suzuki hören können, aber das ist auch etwas
umständlich, dort jeden morgen um 8 Uhr nur zum Nachrichtenhören
reinzukrabbeln. Jetzt war ein Flohmarkt und dort standen bei einem
Händler gleich 8 alte Radios herum, wie man sie früher hatte, die noch eine
Minute benötigen, bevor man überhaupt etwas hört. Darunter waren ein
paar Geräte, die im Gehäuse etwas verschlissen aussahen, wo der Händler
aber beschwor, dass sie trotzdem noch gut funktionieren. Das billigste
Gerät davon sollte nur 35 Euro kosten und ich habe mit dem wie ein
Araber gehandelt und es dann für 20 Euro bekommen. Noch am gleichen
Tag habe ich es schnell zu Hause ausprobiert, damit ich es noch hätte
umtauschen können, wenn es kaputt gewesen wäre. Aber es funktioniert
tatsächlich noch. Ein Radio wie früher bei Muttern und im Klang bald noch
schöner als meine Hifi - Anlage aus Plastikzeug. Die Wartezeit nach dem
Einschalten stört mich nicht, das Gehäuse ist noch aus richtigem Holz und
ein grünes Auge zeigt wenn der Sender stark ist, davon sieht man aber
leider nicht mehr viel, weil die grüne Farbe darin wohl schon
altersschwach ist, aber das ist für die eigentliche Funktion eher unwichtig.
So was gibt es heute also noch und die gute alte Technik funktioniert noch,
wo der moderne Kram längst die Segel gestreckt hat. Das Gerät soll wohl
von 1957 sein und heißt Nordmende - Carmen. Sogar ferne Länder
empfängt man noch damit auf Kurzwelle und Langwelle, das ging mit
meiner Hifi - Anlage gar nicht, da war nur UKW und Mittelwelle aber
sonst hört man ja auch meistens UKW oder Mittelwelle. Das Gehäuse ist
leicht zerkratzt und die Lackschicht zerschlissen, ich habe mit Polyboy mal
drübergemacht und das hat schon viel Verschönerung gebracht. Kayla hat
gestaunt, weil sie so etwas zuvor noch nie gesehen hatte. Die defekte Hifi -
Anlage habe ich aber nicht weggeworfen, vielleicht lege ich die 75 Euro
später einmal dran, sie zu reparieren, wenn ich einmal mehr Geld übrig
haben sollte. Mit den 20 Euro für das funktionsfähige Altgerät und den 5
Euro fürs Nachprüfen waren ohnehin schon wieder 25 Euro weg, die nicht
eingeplant waren und damit ist mein Budget für Juli schon wieder so
ziemlich ausgereizt, wenn ich die Ausgaben vorhersehe, die für
Lebensmittel und Benzin im Rest des Monats noch anfallen werden. Aber
was soll's, lieber halbwegs glücklich und kein Geld übrig, als umgekehrt.

Ein Computergeschäft hatte vor der Tür ein Schild "Schnäppchen und
Restposten um bis zu 95 % reduziert!"  Dank trüber Finanzlage wollte ich
zuerst nicht in den Laden, aber eine innere Stimme sagte, ich soll doch
reingehen. Vieles war stark reduziert, aber zuerst sah ich nichts, was für
mich auch nur annähernd in Frage gekommen wäre. Beim Rausgehen fiel
mein Blick auf einen Stapel CDS mit der Aufschrift Routenatlas
Deutschland. Eine CD davon sollte für 50 Cent zu haben sein, weil das
Programm noch aus dem Jahre 1999 stammte. Vom Kleingeld habe ich die
50 Cent dann zusammengekratzt und diese CD gekauft. Ich bin begeistert,
noch nie hat man soviel Programm für so wenig Geld bekommen!
Straßenführungen, mit Kilometer und Fahrzeitberechnungen egal wohin
man will. Sogar kleine Orte sind enthalten und die Straßenkarten sehen
übersichtlich aus. Ich wusste gar nicht, dass es das heute so weitgehend
schon gibt. Man kann einfach eingeben ich möchte von Stuttgart nach
Hintertupfingen fahren und bekommt 3 schöne Strecken zur Auswahl, mit
genauer Wegbeschreibung, wie lang jede Strecke ist und wie lange man
fahren muss, sofern keine unvorhergesehenen Ereignisse wie Unfälle oder
Stürme die Fahrt behindern. Sogar ausdrucken kann man diese Sachen und
noch viel mehr. Ich habe immer geglaubt so etwas ginge nur wenn man
solche teuren GPS-Apparate hat, die sich per Satellit zurechtfinden.

Reichtum, Reichtum, überall hört man nur noch von Reichtum.
Lottogewinne werden als Maßstab des einfachen Einkommens
vorgegaukelt, die Gesellschaft hebt sich auf ein Einkommensniveau,
welches sie bei weitem nicht hat, einmal abgesehen von einer kleinen
Minderheit der Bevölkerung. Schauen Sie sich doch nur einmal
Fernsehserien an, ich tue dies selten, am liebsten gar nicht, aber zuweilen
bekommt man so ein paar Happen davon mit. Dort fährt fast jeder
mindestens einen 30.000 - Euro BMW, wenn nicht gleich einen 50.000 -
Euro - Mercedes. Haben Sie in einer der Fernsehhandlungen der letzten 10
Jahre schon mal einen der Agitatoren mit einem Suzuki - Alto oder auch
nur einem Ford - Fiesta, VW-Polo oder einem kleinen Fiat fahren gesehen?
Mit Sicherheit nicht. Jeder fährt eine Protzkiste, jeder wohnt in einem
mindestens 1 Million Euro teuren Luxusbungalow oder gleich in einer
Villa. Das färbt ein ganz falsches Bild von den Durchschnittsdeutschen bei
den Durchschnittsdeutschen und vor allem auch im Ausland. Vielleicht hat
auch dieses falsche Bild durch zuviel Westfernsehen damals die Bürger im
Osten glauben gemacht, dass hier jeder pro Monat mindestens das Geld für
eine Luxuskarosse nach Hause bringt ohne viel dafür zu tun. Wäre dieses
falsche Bild bei denen nicht im Kopf herumgegeistert, wer weiß, ob es
dann jemals eine Wiedervereinigung gegeben hätte. Doch darüber möchte
ich jetzt gar nicht spekulieren. Ich verstehe diesen ständigen Drang nach
Reichtum nicht. Früher hatte ich zugegebenermaßen zwar auch diesen
Drang, zumindest in einer gewissen Stärke, aber seit meiner Krankheit hat
sich soviel für mich verändert, dass vor allem dieser ständige Drang nach
mehr mir weitgehend abhanden gekommen ist. Gewiss will ich meinen
jetzigen Standard halten und nicht tiefer abrutschen, das ist gar keine
Frage, aber wenn ich diesen Standard halten kann, dann bin ich schon
restlos zufrieden und jeder Hang nach mehr Einkommen, nach dickerem
Auto, nach den eigenen vier Wänden oder wenigstens nach einer größeren
Mietwohnung existiert für mich nicht. Ich sehe kein erstrebenswertes Ziel
darin, im nächsten Monat Millionär zu werden, das kratzt mich gar nicht,
weil ich weiß, dass daraus nichts wird. Weshalb soll ich dann mein
Gedankenwerk mit solchen Traumvorstellungen voll stopfen? Da
bescheide ich mich lieber mit dem Wunsch, ab nächstem Monat 100 oder
vielleicht auch wenigstens nur 20 Euro mehr an Einnahmen oder
Rücklagen zu haben, das ist dann wenigstens ein Wunsch, der in einer
halbwegs greifbaren Entfernung liegt und der wirklich eine gewisse
Chance auf Erfüllung hat. Ein Bekannter von mir bessert seine
Haushaltslage damit auf, dass er an Wochenenden häufig Flohmärkte mit
Gebrauchtwaren beschickt. Das kann ich nicht, weil ich nichts derartiges
anzubieten habe. Er sagt, er verdient in guten Monaten damit schon mal bis
zu 500 Euro hinzu und in schlechten sind es auch schon mal nur 50 Euro.
Wenn jemand das regelmäßig macht, müsste er eigentlich sogar ein
Gewerbe anmelden, aber das macht er nicht. Er beschickt so auch nicht
kurz hintereinander Flohmärkte im gleichen Gebiet, wenn er diese Woche
in Stuttgart-Vaihingen den Flohmarkt beschickt, dann ist er nächste Woche
vielleicht auf einem Flohmarkt in Heidenheim oder in Dinkelsbühl. Dann
fällt das nicht auf, weil mögliche Kontrolleure immer nur in einer Region
verbleiben und die Kontrollettis aus Dinkelsbühl sind völlig andere, als die
in Stuttgart. Man kann die Gefahr damit aufzufallen sicherlich als beinahe
0 bezeichnen. So habe ich ihn einmal gefragt, woher er denn seine Waren
bekommt. Das ist so simpel, dass man sich fast schon schämt, es zu sagen.
Er sammelt 95 % seiner Waren auf den Sperrmüllabfuhren im Umkreis von
250 Kilometern ein. Die restlichen 5 % kauft er von Gelegenheitsposten
hinzu. Uninteressant finde ich das nicht, weil es in einem realisierbaren
Bereich ist und nicht, wie ein imaginärer Lottogewinn, einem ständig vor
die Nase gehalten wird, obwohl die Wahrscheinlichkeit weit unter 0,001 %
liegt, diesen fetten Gewinn zu machen.

Ich hätte noch manches zu schreiben, muss jetzt aber noch weg, daher soll
dies für heute genügen,

Ihr

Egbert Lappenkeuler