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Lappenkeuler - Brief / Email “Hotel” vom 22.10.2007:
Zerstülpte Grüße!
Das schlägt ja dem Fass den Boden aus! So etwas hatte mir wirklich noch gefehlt und es ist schon eine ganz schöne Unverschämtheit. Doch der Reihe nach. Meine frühere Frau, Sie entsinnen sich vielleicht, ich hatte vor einigen Jahren gelegentlich dieses unschöne Kapitel meiner Vergangenheit erwähnt; kam jetzt plötzlich hier an. Weiß der Geier woher die erfahren hat, wo wir jetzt wohnen, jedenfalls hat sie es herausbekommen. Es ist ja nicht so, dass ich auf der Flucht vor der wäre, unsere Wege hatten sich bereits vor, ich weiß es gar nicht mehr genau, vielleicht 17 Jahren mit einer erfolgreichen Scheidung ein für allemal getrennt. Festhalten muss man auch, dass sie im Prinzip damals die treibende Kraft dabei war, jedenfalls am Anfang, weil sie bei mir nicht mehr genug ihr Wohlstandsleben und ihre verrückten, kostenintensiven Vorstellungen ausleben konnte. Zweifellos habe ich damals nicht lange überlegt und war mehr als froh, als sie selbst unsere Beziehung aufkündigte, weil ich diesen Schritt auch schon längst tun wollte. Ich möchte diese ganzen Details von damals jetzt nicht wieder erneut aufwärmen, Fakt ist nur, dass ich ihr hohles Gehabe, die grenzenlose Zickigkeit und ihre nicht zu bändigenden finanziellen Ansprüche damals nicht mehr ertragen konnte. Sie entwickelte sich ständig mehr zu einer konsumsüchtigen, dümmlichen Zicke, anders kann man es nicht sagen und mit dieser Formulierung ist man, im Vergleich zum wirklichen Zustand, noch sehr zuvorkommend. So lange es ihr nach unserer Trennung einigermaßen gut erging, habe ich nichts mehr von ihr gehört und ich glaubte schon, dass sie längst weit weg woanders hin gezogen wäre. Vor vielleicht knapp 2 Jahren hatte ich sie dann mal kurz zufällig in Stuttgart getroffen, als ich meinem Umzugsbekannten half und erst dadurch erfahren, dass sie doch noch in Stuttgart lebt, nur dass sie wohl inzwischen keinen Dummen mehr gefunden hat, der ihr dümmliches, sinnloses und ausschweifendes Konsumverhalten bezahlt. Sie wirkte zu dem Zeitpunkt bereits ziemlich niedergeschlagen, weil sie selbst gerade einen Umzug in eine (A)Sozialwohnung hinter sich hatte. Zu dem Zeitpunkt waren ihre eigenen Finanzmittel bereits gleich Null, da sie sich selbst ohnehin stets für jede Arbeit zu fein hielt und nur vorne und hinten bedient werden wollte. Wir haben bei diesem zufälligen Aufeinandertreffen nicht viel miteinander geredet, weil es mir einfach scheißegal ist, wie es ihr heute geht. Das war beileibe nicht immer so, aber dafür hat sie sich damals auch zu sehr über mich lustig gemacht und mich bei jeder passenden Gelegenheit auf eine eklig hochnäsige Weise durch den Dreck gezogen und bei ähnlichen Hohlkörpern, mit denen sie verkehrte, sich stets darüber abfällig geäußert, was ich doch für ein elender Versager wäre, der noch nicht mal 5000 Mark im Monat nach Hause brächte u.s.w. Wie gesagt, ich will den ganzen alten Kleister nicht wieder auf die Tapete bringen. Wir haben uns erfolgreich getrennt, diese Scheidung war, neben der Heilung von meiner späteren, schweren Krankheit, mit das Beste, was mir in meinem Leben passieren konnte. Beim zufälligen Wiedersehen in Stuttgart, wurde schon klar, dass es ihr wirtschaftlich sehr schlecht ging und sie brachte das so vor, als ob sie von mir erwarte, dass ich sie aus alter Verbundenheit ein wenig unterstütze. Da habe ich ihr gleich klar gemacht, dass das so nicht funktioniere und sie könne sich ja wieder einen Dummen unter ihres Gleichen suchen, der sie finanziert, so, wie sie es auch damals immer gemacht hat. Nur es ist klar, dass sie unter ihres Gleichen eben keinen mehr findet, weil sie ja auch älter geworden ist und diese drittklassigen Hilfsplayboys, von denen sie sich früher aushalten ließ, die holen sich heute lieber etwas Jüngeres. Damals, vor rund 2 Jahren, hatte sie auch gleich bedenkenlos akzeptiert, dass bei mir nichts zu holen ist, weil ich zu dem Zeitpunkt ja selbst noch so gut wie mittellos war, nur mit dem Unterschied, dass ich mittellos aber unverschuldet war, sie hingegen, war mittellos und zusätzlich noch mit horrenden Beträgen verschuldet. Wir haben uns dann auch nicht wieder gesehen, ich hatte ihr damals nicht gesagt, wo ich in Stuttgart wohne. Nun sind Kayla und ich ja vor einem guten Jahr hierher gezogen und damit war für mich ohnehin die Stuttgarter Zeit weitgehend Geschichte. Aber jetzt kommt der Hammer! In der letzten Woche klingelt es hier an der Haustür, ich gehe nichts schlimmes ahnend öffnen und wer steht da? Richtig! Meine frühere Frau, diese Konsumzicke, die früher keine Gelegenheit ausgelassen hat, mich in aller Öffentlichkeit nieder zumachen und ihren geballten Hass über mir auszuschütten. Gut, man konnte sie noch erkennen, aber sie ist sichtlich gealtert. Ich meine das sind wir alle, aber sie besonders. Sie sah jetzt noch 10 Jahre älter aus, als vor 2 Jahren. Kaum sah sie mich, begann sie zu flennen, alles nur Schauspiel, das kenne ich. Das erste was sie sagte war, wie schlecht es ihr gehe, dass sie arm wie eine Kirchenmaus wäre und dass es ein großer Fehler gewesen sei, sich damals von mir zu trennen. Sie wollte mir dabei sogar noch in die Arme fallen, was ich aber nicht zuließ. Dann änderte sich ihre Stimmungslage schlagartig ins Sachliche und sie verlangte wortwörtlich von mir, dass ich sie unterstütze und ob sie für eine Weile bei mir wohnen könne, weil sie ihre Mietwohnung in Stuttgart verloren habe. Hier wohnen wollte sie natürlich kostenlos, das ist klar. Da habe ich sie mal gefragt, ob sie noch alle Tassen im Schrank habe, wie man so sagt. Sie befand jedoch, dass ich sogar rechtlich gesehen dazu verpflichtet sei, ihr in solch einer Notlage zu helfen. Ich habe ihr dann klar gesagt, dass uns nicht nur rund 17 Jahre trennen, sondern vor allem dass uns unser Wesen und unsere innere Einstellung trennt und sie sich da überhaupt keinerlei Hoffnungen machen bräuchte. Jetzt wo sie erfahren hat, dass wir ein eigenes Haus haben und es mir wirtschaftlich wieder auf kleinem Level gut geht, will sie davon mit partizipieren und kommt angekrochen, wo ihr eigener Level bei Null oder sogar noch darunter liegt. Man muss sich das einmal vorstellen, nach 17 Jahren! Aber so läuft das nicht. Die Krönung folgte noch, denn das war ein Montag. Wie Sie wissen, arbeitet Kayla montags morgens befristet als Aushilfe in einer Karlsruher Papierfabrik und meine Ex war ungefähr gegen Mittag hier. Kayla kam dann mit unserem Wagen gerade von dieser Frühschicht nach Hause und spazierte gemütlich hier zum Hauseingang und ich stellte Kayla kurz meine Ex vor und sagte dann auch gleich, weshalb die hier sei. Kayla lachte nur und meinte, da sei sie wohl ein Jahrzehnt zu spät gekommen. Da explodierte meine Ex und schimpfte draußen vor der Tür, dass sei ja wohl die Höhe, dass ich mir jetzt eine asiatische Junghure hier zulege und zugleich die eigene Frau verstoßen würde. Da habe ich ihr aber ordentlich den Kopf gewaschen und von wegen eigene Frau, das war mal vor 17 Jahren und wenn sie denjenigen sehen möchte, der damals immer rumgehurt hat, dann brauche sie nur in den Spiegel zu schauen. Danach änderte sich ihre scheinbare Stimmungslage wieder schlagartig und sie begann lauthals zu flennen. Alles Schau, ich kenne das noch von früher. Sie kalkuliert das Mitleid anderer Menschen gezielt in ihre eigene Lebensplanung mit ein, das ist bei ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Etwas was mich dann aber doch verwunderte, sie entschuldigte sich bei Kayla für das soeben Gesagte und behauptete, dass sie zutiefst bedaure, das aus Frustration gesagt zu haben. Ich dachte mir, Mensch, der muss es jetzt wirklich dreckig gehen und sie muss tief gesunken sein, denn das war das aller erste mal, dass ich aus ihrem Mund eine Entschuldigung hörte und das noch freiwillig, ohne dass ein anderer sie dazu angetrieben hatte. Nie im Leben hätte sich meine Ex früher für irgend etwas entschuldigt, selbst dann nicht, wenn sie selbst 100 % wusste, dass sie an einer Sache die Schuld trug, da hätte sie immer eine Mitschuld bei einem anderen aufgetischt, die im Prinzip die eigene Schuld dann damit rechtfertigt. Sie jammerte dann, indem sie mehr Kayla als mich ansprach, dass wir sie wenigstens hier irgendwie für eine kurze Zeit von vielleicht 1 bis 2 Wochen in einem kleinen Zimmerchen oder auch auf dem Dachboden oder im Keller übernachten lassen sollten, sie würde uns auch ganz bestimmt nicht auf den Wecker gehen und uns sogar im Haushalt helfen. Haha! Die und im Haushalt helfen, ein Witz! Ich bin bestimmt kein Perfektionist im Haushalt, eher alles andere, aber die haushaltlichen Fähigkeiten meiner Ex liegen nahe beim Elefanten im Porzellanladen. Ich bemerkte schon, wie Kayla erste Zweifel bekam, ob man ihr nicht wenigstens aus reiner Menschlichkeit für ein paar Tage einen Raum im Werkstattgaragenanbau zur Verfügung stellen sollte. Da habe ich Kayla zur Seite genommen und ihr erklärt, dass ich diese Frau von grund auf kenne und das sei alles nur berechnende Taktik und wenn wir da einmal nachgeben, würden wir die so lange nicht wieder los, bis sie wirklich anderswo eine lukrativere Unterkunft gefunden hätte, was ihr heute sicher ungleich schwerer fallen dürfte, als früher, als sie noch zugegebenermaßen richtig „knackig" aussah, wie man so sagt. Kayla überlegte kurz und meinte dann, dass sie sich nun ganz aus dieser Debatte rausziehe und in ihren eigenen Raum gehe, ich soll das so mit meiner Ex regeln und handhaben, wie ich es für richtig halte, da ich der einzige von uns beiden sei, der sie wirklich kennen würde und der ja auch, wenn überhaupt, irgendwie mal eine Verbindung zu ihr hatte. Das sah meine Ex überhaupt nicht gerne, weil es ihr gewohntes Konzept kaputt machte, denn die hatte sich erhofft, bei Kayla auf die Mitleidstour mehr erreichen zu können, als bei mir, weil sie ja genau weiß, dass ich sie wirklich kenne. Wissen Sie, man sagt, alte Wunden verheilen doch, wenn auch langsam und dann kann man mit ihnen leben und soll nicht immer alte Geschichten den Leuten nachtragen; das ist sicher richtig, aber es ist wie mit einer heißen Herdplatte, wenn ich mich daran einmal verbrannt habe, werde ich nicht so dumm sein, trotz Abheilung der alten Wunden erneut darauf zu fassen. Ich sagte dann zu meiner Ex nur, dass sie meine Entscheidung kenne und dass ich ihr für ihren weiteren Weg alles Gute wünsche, dass der aber mit Sicherheit nicht an meiner Seite oder auch nur in meiner Nähe stattfinden würde. Ich weiß nicht recht, erwartet hätte ich in diesem Moment, dass sie wieder schlagartig einen ihrer berüchtigten Wutausbrüche bekommt und mich lauthals als den ewigen Versager oder dergleichen beschimpft, aber ich glaube, die hat da zum ersten mal in ihrem Leben richtig begriffen, dass sie es sich mit ihrer Art wirklich endgültig mit mir verscherzt hat, obwohl das ja im Prinzip schon vor 17 Jahren so war. Wahrscheinlich glaubte sie damals in ihrer grenzenlosen Hochnäsigkeit noch, och, zu dem Arschloch von Lappenkeuler kannst du immer noch zurück, falls dich kein anderer mehr will. Sie verharrte ein wenig nachdenklich, dann schaute sie missmutig und fragte doch allen Ernstes, ob ich ihr denn wenigstens 200 Euro borgen könne, damit sie davon einige Wochen über die Runden kommt. Dazu muss man wissen, borgen heißt bei ihr generell schenken, an ein Wiedersehen mit geliehenem Geld ist bei ihr nicht zu denken. Ich erläuterte ihr, dass ich mir das nicht leisten könne, aber als einzige Goodwill - Aktion spendierte ich ihr dann 10 Euro und machte ihr klar, dass das einmalig und alles ist, was sie von mir erhält. Das muss man bei ihr so hart sagen, denn würde man es nicht tun, könnte man darauf wetten, dass sie spätestens nach 2 Tagen wieder hier aufgetaucht wäre und um die nächsten 10 Euro gebettelt hätte, bis es schließlich zu einer Dauergewohnheit geworden wäre. Fast schon mitleidig sah sie den 10 Euro - Schein an, drehte sich sehr träge mit einer versteinerten Miene ab, die mehr einen Ausdruck der Ratlosigkeit in sich barg und ging dann sehr träge, fast wie schlafwandelnd von unserem Grundstück weg. Ein etwas kurioser Zusatzeffekt folgt noch, denn etwa 2 Tage später habe ich sie am Stadtrand von Karlsruhe aus einiger Distanz aus dem Autofenster heraus noch mal gesehen, als ich an einer roten Ampel anhalten musste. Dort saß sie bei schönstem Ausnahme-Herbstwetter am Tisch eines Straßencafes, hatte ein Tässchen Kaffee vor sich stehen und paffte eine Zigarette. Also so ganz schlecht schien es ihr dort gar nicht mehr zu gehen. Es saß zwar niemand anders mit an dem Tisch, aber ich hatte den Eindruck, dass sie vermutlich doch wieder irgend einen Dummen gefunden hat, der ihr anspruchsvolles Dasein sponsert. Sie hat von dieser rein zufälligen Beobachtung aber nichts mitbekommen. Ehrlich gesagt, würde es mich keineswegs wundern, wenn die trotz meiner eindeutigen Ablehnung in Zukunft hier noch öfters auftaucht und sei es nur, um zu sticheln und zu versuchen, zwischen Kayla und mir einen Keil zu treiben. Kayla und Keil, das klingt ja irgendwie komisch, aber das nur am Rande. Es würde mich sogar fast schon mehr wundern, wenn es nicht so wäre und wir tatsächlich nichts mehr von ihr hören und sehen. Jetzt wo die unten ist und weiß, dass ich derzeit besser da stehe, als sie selbst, wird sie vermutlich noch häufiger probieren, das für sich auszunutzen und sich an dem blöden Lappenkeuler wieder aus dem selbst verursachten Sumpf zu ziehen. Ich habe Kayla diesbezüglich schon einhellig vorgewarnt und auf alles mögliche eingestimmt, was da dem Naturell meiner Ex entsprechen würde. Wenn das alles so ein völlig Außenstehender mitbekommen hätte, der die frühere Vorgeschichte nicht kennt, der hätte doch garantiert gesagt, was ist dieser Lappenkeuler nur für ein widerlicher, herzloser Mensch, die arme Frau, mit der er immerhin mal verheiratet war, einfach so ihrem Unglücksschicksal zu überlassen und ihr noch nicht einmal ein Mindestmaß an Hilfe zu gewähren. Genau auf solche Effekte hofft meine Ex dabei aber, dass sie mich damit gleich bei anderen in ein schlechtes Licht rücken kann, nur damit ich, um dies zu vermeiden, ihren Forderungen nachgebe. Aber dieses System hat sich überholt, das funktioniert mit mir nicht mehr!
Genug der Worte über meine Ex! Es ist immer wieder lustig, über was sich kleinkarierte Bürger intensiv aufregen können. Gelegentlich fahren wir mal nach Pforzheim zum Einkaufen, wandern und erkunden. Das liegt ungefähr 25 km südöstlich von hier. In einem großen Supermarkt hatten wir noch etwas eingekauft. Im Vorkassenbereich dieses Supermarktes befinden sich etliche kleinere Geschäfte, die von dem eigentlichen Supermarkt unabhängig sind, sowie ein großes Imbisslokal. Letzteres hatte in dieser Woche sehr niedrige Sonderpreise, weil man das 5jährige Bestehen feierte. Nun muss man sich das so vorstellen, dass dieser Imbissbereich nicht richtig räumlich von dem Vorkassenbereich und den benachbarten kleineren Geschäften getrennt ist. Es ist alles unter einem Dach in einem Großraum, die Trennung erfolgt lediglich durch die Art der Aufstellung von Tischen, ein paar simplen Trennwänden und Blumenkübeln. Da wir schon ziemlichen Kohldampf hatten, beschlossen wir, gleich vor Ort für den günstigen Preis ein Essen zu uns zu nehmen. Kayla bestellte sich ein Jägerschnitzel mit Pommes und Salat, während ich Spaghetti - Napoli mit Krautsalat und Bratwurst bevorzugte, da ich Pommes seit längerem nicht mehr gut vertrage. Ich mag die zwar gerne, bekomme aber eine Weile nach dem Verzehr ziemliche Bauchschmerzen und allgemeine Übelkeit. Während wir aßen, schallte vom benachbarten Reisebürostand, der nur 2 m entfernt von unserem Tisch gelegen war, ein heftiger Streit zwischen einem vielleicht 70jährigen Herrn und der Beschäftigten des Reisebüros. Der Mann wollte eine Reise mit einem Autoreisezug durch die Schweiz buchen und regte sich tierisch darüber auf, dass er für seinen kleinen Smart genau so viel an Fahrpreis zahlen sollte, wie jemand mit einem großen Auto. Die Dame betonte mehrmals, dass sie die Preise nicht mache, da müsse er sich vor allem mit den Schweizer Bahnen auseinandersetzen, weil die diese Preise festlegen. Doch immer wieder begann der Mann mit der gleichen Leier, er schimpfte das sei mangelnder Service, eine Ungerechtigkeit, Abzocke und eine Unverschämtheit ohne Beispiel und dass sein Smart ja quasi noch in eine Lücke passen würde, die sonst von einem normalen Auto ohnehin nicht gefüllt werden könne. Da meinte die Dame nur, das könne man vielleicht auch anders sehen, in dem man sagt, dass dieser, wenn auch kleine, Smart genau so einen Stellplatz beansprucht, wie halt eben ein großes Auto und dass dadurch kein anderes Auto zusätzlich auf dem Autoreisezug Platz finden würde, nur weil er mit seinem kleinen Smart dazwischen stünde. Dann begann der Mann wieder von vorne mit seiner Leier. Die Dame schob nach, dass er schon mit einem Motorrad ankommen müsse, um billiger mit dem Autoreisezug zu fahren, die zahlten nur etwa 60 % des Autotarifs. Das griff er dann gerne auf und schimpfte intensiv über Motorradfahrer, dass dies nach seiner Meinung alles Rüpel und Raser wären und zusätzlich scharfe Umweltverschmutzer, weil die keiner nach einem Kat fragt. Es war schon lustig und als wir bereits alles aufgegessen hatten, saß der noch immer da und wiederholte zum vielleicht 40igsten mal die gleiche Leier. Ich habe die Dame vom Reisebüro in dem Moment wirklich bedauert, weil die den einfach nicht los wurde. Wissen Sie, wenn ich mich über etwas so aufrege, wie dieser Mann über die Preisgestaltung der schweizer Autoreisezüge, nur weil die keine Unterschiede im Preis zwischen kleinen und großen Autos machen, dann würde ich an seiner Stelle doch einfach auf die Nutzung des Autoreisezugs verzichten, anstatt stundenlang eine völlig sinnlose Diskussion darüber mit jemandem zu führen, der überhaupt nichts daran ändern kann.
Am letzten Sonntag war hier vielleicht ein Theater. Gelegentlich, vor allem an Wochenenden, nutzen Fremde den Weg an unserem Haus vorbei in Richtung der Mühlen als Wanderweg. So hatte am besagten Sonntag nachmittags eine Familie aus Pfinztal, das liegt etwa 15 km südlich von hier, ihren Wagen weit vor der eigentlichen Siedlung geparkt und war mit ihrem Dackel hier vorbei diesen Weg in Richtung der Mühlen gegangen. Soweit alles nichts besonderes. Später kam der Mann abgehastet hier bei uns ans Haus gelaufen und klingelte Sturm. Aufgeregt zappelte er mit den Händen und erklärte in hektischem Ton etwas, was ich aber nicht verstand. Erst nachdem wir ihn ein wenig beruhigt hatten, konnte er uns verständlich erklären, was überhaupt los war. Er fragte, ob wir Telefon hätten, ein dringender Notfall. Er habe kein Handy, gut, damit steht er nicht alleine da, haben wir auch nach wie vor nicht, und sein Dackel Jonas sei irgendwo rein gestürzt und nicht mehr auffindbar. Seine Frau halte sich weiter dort auf, wo der Dackel vermeintlich neben einem alten Bauwerk in ein Loch gefallen und verschwunden sei. Ich war mit dieser Beschreibung selbst ein wenig ratlos und dieser Fremde erwartete doch wohl nicht allen ernstes von mir, dass ich mich nun mit auf die Suche nach seinem blöden Köter begebe. Gewiss, das mag zunächst herzlos klingen, aber wenn sein Hund verschwindet, wird man ja wohl von mir als völlig Außenstehendem nicht erwarten, seine Kläfftöle zu suchen. Aber erst dann besann er sich auf sein eigentliches Ansinnen, denn er wollte die Feuerwehr anrufen, die würden bei solchen Notfällen auch helfen. Nun mochte ich ihm das selbstverständlich nicht verwehren, telefonieren konnte er, allerdings unter der Auflage, dass er klar und deutlich bei dem Anruf seinen genauen Namen der Feuerwehr mitteilt, sonst meinen die nachher noch, wir wären der Auslöser, weil der Anruf von unserem Telefon kam. So hat er das dann gemacht und ehrlich gesagt, ich hätte erwartet, dass die Feuerwehrzentrale dem etwas anderes erzählt, als ob die nichts besseres zu tun hätten, wie für solch einen Kokolores auszurücken. Aber nein, die rückten tatsächlich mit einem Fahrzeug und 6 Leuten hier an und waren sogar schon nach höchstens 15 Minuten vor Ort. Dann fuhren sie gemeinsam mit dem Feuerwehrwagen zu der Stelle, wo der Dackel in einem Loch verschwunden war. Aus Neugierde und auch weil wir zumindest am Rande durch das Telefonat von unserem Apparat aus auch ein wenig in die Sache einbezogen waren, sind wir dann mit unseren Fahrrädern auch dorthin gefahren. Der genaue Verschwindeort vom Dackel war exakt neben dem Gebäude, welches sich neben dem sogenannten Wald-Trichter befindet, von dem ich Ihnen vor vielleicht einem halben oder dreiviertel Jahr mal ein Foto schickte. Der Rentner hatte uns damals ja schon vor dem Betreten des näheren Areals dieses Gebäudes gewarnt, da dieser Wald-Trichter und die Anlage noch echt eine Verbindung zu den alten Schächten der ehemaligen Kali-Mine haben, beziehungsweise - wie ich inzwischen weiß - ist dieser Trichter exakt das Ende eines der alten Schächte. Wer da reinfällt, der ist wohl für immer endlos weg. Natürlich kann man da eigentlich gar nicht reinfallen, weil der Trichter ja etwa 12 m hoch ist und auch durch seine glatte Form ist ein Überklettern daran eigentlich unmöglich. Aber der Rentner sagte ja damals auch, dass es auf dem Grundstück wohl auch noch schlecht abgedeckte andere alte Schachtöffnungen geben würde. Immerhin konnte die Familie exakt die Stelle benennen, wo das Loch sei, in welches ihr Jonas-Dackel nach etwas beschnuppern reingestürzt und nicht mehr zu sehen und zu hören war. Normalerweise sind Dackel ja furchtbare Kläffer, aber man hörte rein gar nichts. Die Frau habe noch aus vielleicht 25 m Distanz beobachtet, wie der Hund an einer Mulde geschnüffelt hätte und dann plötzlich kopfüber nach unten in ein Loch fiel, wie vom Erdboden verschluckt und alles ohne jedes Geräusch. So sagte ich schon zu Kayla, hätte die den Hund, wie gefordert, an der Leine geführt, wäre das sicher nicht passiert, dann hätte sie ihn wenigstens an der Leine zurück ziehen können. Also auch wieder irgendwo ein Fall von selbst schuld. Die Feuerwehrmänner waren aufgrund der Schilderung sehr vorsichtig und tasteten sich durch Leinen abgesichert zunächst einmal zu der leichten Mulde, die eigentlich völlig harmlos aussieht. Man meint, es sei eine Stelle, an der vielleicht bei einem starken Regen eine große Pfütze gestanden hätte, eine seichte ovale Vertiefung im Abmaß von vielleicht 8 bis 10 m Durchmesser. Aber tatsächlich, gleich am Anfang der Mulde war hinter einem modrigen Gebüsch ein Erdloch, fast kreisrund und etwa im Durchmesser von immerhin einem halben Meter. Ein Feuerwehrmann tastete sich bis an den Rand und leuchtete dann mit einer Taschenlampe dort rein und rief noch nach dem Hund. Er meinte nur, dass es aus dem Loch eklig stinken würde, aber man könne nichts sehen und auch nichts hören. Mit Schaufeln wurde dann der Rand des Loches vergrößert und die Feuerwehrleute staunten nicht schlecht, als die abgedrückten Erdränder in das Loch nach innen fielen und man deren Fall ins dunkle nach unten nicht weiter verfolgen konnte, weil es sehr tief nach unten ging. Ein anderer Feuerwehrmann kam dann mit einer starken Speziallampe, die mittels Kabel mit dem Feuerwehrwagen verbunden war, und leuchtete das Loch aus. Der meinte, es sei wohl entweder ein alter Brunnenschacht oder tatsächlich noch ein alter Restschacht der Kalimine. Trotz kräftiger Beleuchtung gelang es denen nicht, das Ende des Schachtes zu sehen und schon gleich gar nicht den Hund. Man bemerkte eindeutig, dass die Feuerwehrmänner deutlichen Respekt vor diesem alten Schacht hatten, denn so richtig traute sich trotz mehrfacher Seilsicherung keiner da rein. So suchten die sicher noch 3 Stunden vom Rand aus, teils auch indem sie dicke Lampen an einem Seil hinab in den Schacht ließen, um damit von oben besser sehen zu können, was unten folgt, aber alles ohne jeden Erfolg. Der Einsatzleiter, oder wie man den Chef der Truppe nennt, kam bald zur Erkenntnis, dass dieser Schacht halt sehr tief sein müsse, er vermutete weit über 100 m, da man trotz Lampe, die man mit einem 30 m langen Seil abgelassen hätte, noch nicht mal den Hauch eines Endes erkennen könne. Dann wurde die Suche mit dem Ergebnis abgebrochen, dass der Hund keinesfalls einen Sturz in diesen Schacht überlebt haben könne. Die Frau der Familie heulte entsetzlich über den Verlust ihres Dackels und dann brach sie immer wieder in Schimpf-Kanonaden aus, weil sie der Ansicht war, dass man sich mehr hätte bemühen müssen, den Hund dort unten noch heraus zu holen. Der Rentner war inzwischen auch hinzu gekommen und berichtete, dass diese Mine immerhin Schächte hatte, die teils zwischen 300 und 600 m tief waren. Wenn der Dackel da wirklich reingefallen ist, und davon muss man wohl ausgehen, sind seine Überlebenschancen gleich 0, weil es in dem Schacht zumindest im sichtbaren Bereich auch keinerlei Zwischenpodeste gab, wo er hätte auftreffen und verweilen können. Bei einem Sturz über vielleicht 100 oder mehr Meter in die Tiefe konnte der nur tot sein und ich denke, man kann wohl unter Abwägung aller Gefahren und auch Kosten von keiner Feuerwehr dieser Welt erwarten, dass sie zur theoretischen Bergung eines Hundekadavers einen solchen Aufwand betreibt. Zudem wäre es unwahrscheinlich, dass man den Hund überhaupt da hätte rausholen können, denn solche Schächte stehen unten meist über zig Meter voll Wasser, worin der Hund dann beim Auftreffen versunken wäre. Der Bereich des Lochs und der Mulde wurde dann mit Pfählen und Absperrbaken weiträumig abgesperrt und gleich am Montag kam ein LKW mit Bauarbeitern, die haben dann in mehrtägiger Arbeit eine Art Betoneinfassung um dieses Loch gegossen und darauf eine dicke Eisenplatte befestigt. Jetzt will man demnächst diesen ganzen Bereich noch umzäunen.
Kunst ist immer wieder für eine kontroverse Diskussion gut. An einem Sonntag vor einigen Wochen gab es in Karlsruhe eine Kunstausstellung kostenlos bei einem Tag der offenen Tür zu bewundern. Da wir an diesem Tag ohnehin in Karlsruhe waren, haben wir das sozusagen auf dem Rückweg in einem Aufwasch mitgenommen. Ich bin mir meist nicht so ganz sicher, ob es interessanter ist, die Kunstwerke zu betrachten oder die Leute, die sich die Kunstwerke ansehen. Die Geschmäcker und Ansichten sind verschieden, soviel ist klar, ebenso das Verständnis von und für Kunst. Die Ausstellung befasste sich ausnahmslos mit Gemälden, Grafiken und Drucken moderner, zeitgenössischer Künstler. Natürlich machte es keinen Sinn, wenn ich Ihnen jetzt hier die ganzen dort dargebotenen Werke beschreiben würde, aber einige haben mich doch beeindruckt, oft sogar, ohne dass ich genau sagen könnte, warum das so ist. Da war zum Beispiel ein Bild, welches von weitem gleich durch sein ungewöhnliches Format ins Auge sprang. Das Bild war hochkant rechteckig, ungefähr 1,80 m hoch und vielleicht 70 cm breit und es begann direkt ab dem Boden. Es zeigte einen stehenden Mann in echt - Lebensgröße, der an und für sich völlig unauffällig wirkte, vom Outfit her wie ein kleiner Bank- oder Versicherungsangestellter sah der aus. Jedoch das Abstruse dabei, der Mann hatte halb seitlich eine große dicke Holzschraube im Kopf, die dort weit herausragte und der Hintergrund sah aus, wie in einer Stadtstraße abfotografiert und dann in einem komisch gedämpften, geradezu bedrohlich wirkenden dunklen grau-rosa-orange - Farbton eingefärbt. Na und? - Werden Sie vielleicht fragen, aber es ist komisch, da hat man dort vielleicht 150 Bilder gesehen, aber ausgerechnet dieses, mit dem Mann mit der Schraube im Kopf, geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Mehrmals am Tag fällt mir dieses Bild ein. Sogar ohne dass ich überhaupt gezielt an diese Ausstellung denke. Nun fragt man sich, was ist das Besondere an diesem Bild, was sich so bei mir festsetzt? Erklären könnte ich es selbst nicht. Worüber ich mich bei solchen Ausstellungen ja immer freuen kann, wie ein kleines Kind, dass sind die vermeintlich lehrreichen Ausführungen, die manche Betrachter vor Ort ablassen. Ein Mann, der gleich schon aussah, wie ein Lehrer, erläuterte an einem Bild, auf dem ich nur einige gelbe und orange Querstriche auf einem dunkelbraunen Hintergrund erkennen konnte, dass man in diesem meisterhaften Werk die tiefe Symbolik der frühchristlichen Zeitphase erkennen könne, in die sich der Maler bei der Entstehung dieses Bildes zurück versetzt habe. Na sagen Sie selbst, das ist doch geschwollener Käse, solch eine Aussage. Wenn man die Inhalte dieses Satzes wirklich einmal vom Sinn her auseinander nimmt und sich dann dazu dieses Bild betrachtet, dann wird man sich doch fragen müssen, was haben gelbe und orange Querstriche mit irgend einer frühchristlichen Zeit zu tun? Die gleiche Aussage hätte man genauso gut neben einem Bild mit blauen Punkten auf gelbem Hintergrund loslassen können und der Inhalt des Satzes hätte hier wie dort genauso wenig Bedeutung und Sinn gehabt. Unterdessen fand Kayla schnell ihr Lieblingsbild. Nicht weil es ihr wirklich gefiel, sondern weil es sie endlos belustigte und sie über dieses Bild noch Stunden später zuhause lachte. Zu sehen war ein Aquarell, auf dem eine Katze an einem Zaun vorbei lief. Die Katze verfügte jedoch über einen immens langen Hals, der dazu führte, dass der Kopf des Tieres dem Rumpf um mindestens eine ganze Körperlänge voraus eilte. Als Beschreibung stand auf dem Schildchen unter dem Bild einfach nur „K---atze" und irgendwie passte das. Auch sehr lustig fand ich ein Bild mit dem Namen „Der schwarze Papagei". Man ist gerade bei Papageien daran gewöhnt, dass sie schön bunt sind, aber hier war es dem Maler gelungen, einen Papagei sehr gut zu malen, fast schon fotorealistisch würde man sagen, nur sein Gefieder war schwarz wie ein Rabe und Sie glauben gar nicht, wie komisch das an einem Papagei wirkt.
Unweit von hier, vielleicht in 4 km Entfernung, steht an der Rückseite eines Hügels, größtenteils im Wald versteckt, ein quadratförmiges Gebäude mit einer weißen Kuppel oben drauf. Ich hatte vor einiger Zeit bereits zu Kayla gesagt, das schaut aus, wie ein Observatorium. Wie nun zu vernehmen war, ist es wohl eine ehemalige Militäranlage, die ihren militärischen Zweck jedoch schon gleich nach der Wende verloren hatte und geschlossen wurde. Dann stand das Ding wohl jahrelang ungenutzt herum und vor einigen Jahren wurde es von einem privaten Verband von Hobby - Weltraumforschern übernommen und zu einem Hobby - Weltraum - Observatorium umgebaut. Der Umbau soll seit Anfang des Jahres fertig sein und in 2 Wochen haben die hier für interessierte Bürger einen Tag der offenen Tür. Da werden wir selbstverständlich mal hingehen und uns das mal etwas genauer ansehen.
Natürlich habe ich erneut einige Fotos beigesteuert. Beginnen möchte ich mit einem Foto, welches nicht von uns geschossen wurde und welches vor allem auch gar nicht aus unserer Zeit stammt. Der Rentner hat ja schon längst mitbekommen, dass wir diese alten Fabrikanlagen und überhaupt solche Sachen sehr faszinierend finden und gerne fotografieren. So hat er aus seinem eigenen Bestand einige alte Fotos leihweise mal vorbei gebracht, die er hier in der Gegend in der Zeit zwischen etwa 1965 und 1975 selbst geknipst hat. Er sagte, dass er seinerzeit eine ganz einfache Kamera hatte und vorwiegend Schwarzweißfilme benutzte, da ihm die Entwicklung der Farbfilme damals zu teuer war. Die Farbentwicklung kostete zu der Zeit das Drei- bis Fünffache. So habe ich aus seinen bislang gebrachten 35 Fotos einige ausgewählt und eingescannt. Im Laufe der Zeit werde ich Ihnen davon auch schon mal welche beifügen. Heute beginne ich mit einem davon, es heißt altfoto-kalimine1. altfoto-kalimine1: so sah es 1968 an der Stelle aus, wo hier heute der Militärautoschrottplatz und der südöstliche Wald ist. Eine erstaunliche Wandlung.
Die Kalimine war bekanntlich dort, wo heute der Militärautoschrottplatz ist sowie in dem direkten Umfeld südlich und östlich daneben. Das genannte Foto zeigt den Hauptschacht mit einem Förderturm dieser Kalimine im Zustand des Jahres 1968. Heute ist von alledem, was auf diesem Foto zu sehen ist, überhaupt nichts mehr übrig. Es gibt zwar hier und da auch heute noch Reste, Sie entsinnen sich vielleicht, u.a. der schon legendäre Wald - Trichter oder die Ruine einer Backsteinhalle, die der Besitzer des Schrottplatzes vielleicht irgendwann provisorisch wieder herrichten will, aber diese Dinge sind in einem anderen Bereich und nicht auf diesem Foto. Dort wo dieses Bild damals von dem Rentner geschossen wurde, ist heute nur noch Wald und dazwischen etliche Schrottautos. Solche Gebäude, wie diesen Förderturm, verbindet man immer gleich mit Kohlenbergbau und erwartet man vielleicht im Ruhrgebiet, aber nicht unbedingt wenn man hier von der Gegend spricht. Dabei ist es klar, dass auch der Kalibergbau in die Tiefe muss und so waren dazu ebensolche Einrichtungen erforderlich, nur diese Art von Bergbau war nicht gerade so dreckig, wie der Kohlenbergbau. Laut dem Rentner gab es hier früher gleichsam 4 solcher Fördertürme im Umkreis von etwa 20 km, davon 2 gleich hier in diesem Bereich des heutigen verwilderten Militärauto-Schrottplatzes. Nun wieder zu Fotos aus der heutigen Zeit. Sie entsinnen sich, in meiner letzten Email hatte ich davon berichtet, dass wir hier auf dem Fabrikgelände eine Gruppe von Fotografen getroffen und kennen gelernt haben, deren Hobby es ist, solche alte Fabriken und leerstehende Gebäude und Anlagen aller Art von außen und innen zu fotografieren. Die gehören sogar einem lockeren Verband an, der sich nur mit diesem Thema befasst und sie hatten uns ja eingeladen, bei einigen ihrer Erkundungen, die hier im näheren Umkreis stattfinden, mal völlig unverbindlich teilzunehmen. Da wir grundsätzliches Interesse daran bekundet hatten, meldeten die sich schon eine Woche später bei uns. Es galt, eine leerstehende Hotelanlage am Rande des Schwarzwaldes zu erkunden und zu fotografieren, also mal keine Fabrik. Uns war diese Hotelanlage zuvor vollkommen unbekannt, obwohl sie von hier nur etwa 25 km entfernt liegt. An einem Sonntag war für alle Teilnahmewilligen Treffpunkt punkt 8 Uhr in der Frühe am Bahnhofsparkplatz in Bad Herrenalb als Startpunkt angesagt. In der jetzigen Jahreszeit ist es um diese Zeit noch dämmrig, fast dunkel, so mussten wir im Dunkeln anreisen, da wir ja noch zuerst die etwa 25 km bis Bad Herrenalb zurücklegen mussten. Pünktlich waren wir am vereinbarten Treffpunkt. Einer kannte nur den genauen Weg ab dort. Es wäre zwecklos, jetzt den genauen Weg zu beschreiben, nur so viel, es ging zuerst über kleinere, aber dennoch relativ gut ausgebaute Landstraßen, durch kleine Dörfer, die nach meinem Gefühl sogar wieder etwas zurück in unsere Richtung lagen, nur etwas mehr östlich mit leichtem Hang in Richtung Pforzheim. Dann wurde auf eine Straße abgebogen, die mittels eines großen Schildes als Privatweg bezeichnet war. Die befuhren wir etwa 2 km weit und dann folgte zuerst ein recht moderner Hotelbau rechts von dieser Privatstraße, der fast ein wenig wie eine Pyramide mit einigen Seitentrakten wirkt. Das ist der Teil des Hotels, der sogar schon mal in Betrieb gewesen ist, ungefähr von 1991 bis etwa 1998, so genau habe ich die Daten nicht behalten. Sie sehen diese Anlage auf dem Foto hotel_teil1.
hotel_teil1: Millionengrab 1, fast pyramidenförmiges modernes Hotel, jedoch schon seit vielen Jahren geschlossen, aber noch mit kompletter Inneneinrichtung
Dann rund 500 m weiter auf der linken Seite von der Privatstraße ein riesiger doppelzügiger Hotelkomplex, der nie ganz fertig gestellt wurde, dessen Zustand aber von weitem noch recht moderat aussieht, so als könne man jederzeit damit beginnen, ihn fertig zu bauen. Bei näherer Betrachtung stellt man aber fest, dass bereits hohe Bäume und Wälder von Unkraut auf dem Baustellengelände sprießen. Sie sehen das geradezu gigantische Gebäudeensemble auf dem Bild hotel_teil2. hotel_teil2: Millionengrab 2, geradezu gigantischer Hotelkomplex aus 2 gleichartigen Großgebäuden, die unten (hier nicht sichtbar) durch einen flachen Querbau verbunden sind, nie fertiggestellt, nie für irgend etwas genutzt.
Beide Hotelanlagen gehörten der gleichen Betreibergesellschaft. Hier wurden wirklich unbeschreibliche Summen Geldes in den Sand gesetzt und vernichtet. Das kleinere Gebäudeensemble auf dem Bild hotel_teil1 war ja wenigstens einige Jahre in Betrieb und sollte laut den Informationen des Fotogruppenleiters noch komplett mit seiner Inneneinrichtung versehen sein. Selbstverständlich lag da der Wunsch nahe, die Gebäude auch von innen zu besichtigen und dort zu knipsen. Nun muss man dazu sagen, dass die Absicherung der Anlage nur stellenweise durch solche Baustellen - Gitterzäune auf Betonfüßen erfolgt, aber dazwischen klaffen immer wieder große Lücken, wo auf Längen von vielleicht 20 m dieser Bauzaun komplett fehlt. Es ist also einfaches Hingehen möglich und die ganze Anlage erweckt auch nicht den Eindruck, als wolle man vermeiden, dass Interessenten hier einen Besuch abstatten. Möglicherweise war es damals den ehemals Verantwortlichen ohnehin egal, weil die pleite waren und danach nichts mehr damit zu tun hatten und die, die heute dort verantwortlich sind, nehmen es locker, weil es für Uninformierte recht abgelegen liegt. Es ist die einzige Bebauung in dem Bereich und die ganze Straße wurde wohl nur zur Erschließung des damals neuen Hotelkomplexes gebaut. Heute wird sie nur noch von ein paar Bauern als Zufahrt zu ihren Feldern genutzt, die teils direkt neben der Hotelbebauung liegen. Als das alles noch aktuell war, war laut Auskunft des Fotogruppenleiters, einmal vorgesehen auf den Äckern daneben noch Schwimmbäder und diverse Attraktionen für Urlaubsgäste zu errichten, wozu es aber nicht mehr kam und die Landwirte, von denen man sie abgekauft hatte, diese Flächen wieder zurück erhielten. Doch zurück zum Innenleben der Hotelanlage. Wie erwähnt, ist es völlig problemlos möglich, an dem ersten Hotelteil, der mit dem pyramidenähnlichen Mittelbau, dicht an die Gebäude zu gehen. So ging unsere Fotogruppe, die inzwischen auf immerhin stolze 14 Leute angewachsen war, weil noch einige hinzugestoßen waren, die den Ausgangstermin am Bahnhof in Bad Herrenalb verpennt hatten, entlang dem Gemäuer und jede Tür wurde einfach probiert, ob sie vielleicht auf war. Und tatsächlich, die vielleicht 8 oder 9 Tür, auf die wir trafen, ging auf, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, dass jeder da rein kann. Diese Tür führt direkt in eine Art ehemaligen Konferenzraum, wo einiges an Mobiliar wie Gerümpel herumsteht, aber im Prinzip befindet sich der Raum noch in einem sehr guten Zustand. Es wirkt so, als sei er vor allem für Schulungs- oder Lehrgangszwecke verwendet worden, zumal auch Tische herumstehen, die an Schulbänke erinnern. Der Raum kann durch Faltwände in mehrere Bereiche unterteilt werden, die man bei kleinerem Raumbedarf durch einfaches ausziehen derselben, weil die an der Decke in einer Schiene hängen, abtrennen kann. Zu den Fotos selbst muss ich noch anmerken, dass Kaylas schöne Minolta dort ihren Dienst versagte, weil wir vergessen hatten, deren Akkus zu laden. So musste mit meiner primitiveren Digitalkamera Vorlieb genommen werden, was zeitweise wieder den alten Fehler vorbrachte, dass einige Aufnahmen nur in Schwarzweiß gespeichert wurden. Hinter diesem vorderen Konferenzraum schließt sich ein kleiner Flur an, wonach eine Art Empfangsbereich folgt, der mit einem kleinen Schild an einer Flurtür als Lounge Kategorie 2 beschriftet ist. Eigentlich ist es aber das, was man im allgemeinen so als Rezeption bezeichnet, übrigens wie sich später herausstellte die Rezeption für Gäste zweiter Klasse, wenn man so will. Das sehen Sie auf dem Foto hotel_1innen2. hotel_1innen2: die Rezeption für Gäste „zweiter Klasse", zwar leicht verwüstet aber noch weitgehend komplett
Eigentlich führt dorthin auch eine sehr breite Eingangstüre direkt von einem seitlichen Parkplatz, der aber schon längst mit viel Unkraut zugewuchert ist, so dass er auf Anhieb gar nicht mehr als Parkplatz auszumachen ist. Diese besagte große Außentür ist aber fest verschlossen und zusätzlich noch beidseitig, also von außen und innen, fest mit dicken Holzplatten beschraubt, wohl damit keine Vandalen die Tür eintreten können. Wenn man den Raum auf dem Foto nach rechts durch eine Tür verlässt, deren Türblatt schon jemand ausgehangen und gegen die Wand gestellt hatte, folgt erst ein langer, dunkler kleiner Flur, in dem man immer Obacht geben musste, damit man nicht über diverses Gerümpel stürzte, was dort mal von Vandalen herumgeworfen worden war. Das waren alte Aktenordner, Stuhlbeine, aber auch noch recht neu aussehende Elektro- und Küchengeräte, wie Kaffeemaschinen, Töpfe u.s.w., die vermutlich von den Vandalen aus der Küche geholt und hier herumgeschmissen worden waren. Dieser dunkle Flur endet dann an einer doppelten Drahtglastüre, die noch mit dem Begriff „Brandabschnittstür" bezeichnet ist, von der wir annahmen, dass sie verschlossen sein würde. Sie ließ sich aber problemlos ganz normal öffnen. Hinter dieser Tür änderte sich die Hotelwelt gleich schlagartig. Aus dem dunklen, langen, schmalen Flur wird hinter dieser Tür ein heller, sehr sauberer Flur, der so aussieht, als hätte noch vor wenigen Tagen jemand geputzt. Der Boden ist mit feinstem blauen Teppich ausgelegt, es riecht angenehm und an den Wänden stehen stabile Metallschränke, die fast schon etwas an Tresore oder Waffenschränke erinnern. Nach vielleicht 10 m wird der Raum breiter und teils folgen dann Holzregale und Holzschränke, aber dieses ganze Mobiliar hat eines gemeinsam, es wirkt so, als habe es noch nicht so recht seinen endgültigen Platz gefunden und als sei es zunächst mal probehalber oder aus Bequemlichkeit einfach so abgestellt worden. Diesen schönen Flur sehen Sie auf dem Foto hotel_1innen3. hotel_innen3: piksauberer Flur im Bereich für „gehobene Gäste", sehr aufgeräumt, angenehmer Geruch und ungewöhnlich für ein leerstehendes Gebäude
Bei genauer Betrachtung sieht man auf dem Bild hinten rechts an einer Wand einen Feuerlöscher hängen, gleich dahinter zweigt einmal ein weiterer Flur nach rechts ab und gegenüber ein ebensolcher nach links. Der Linke Abzweigflur scheint zu früheren Hotelzimmern zu führen. Alle Türen, die dort in dem linken Flur folgen, sind aber abgeschlossen und hier muss ich den Leiter dieser Exkursion loben, auch diese Leute vertreten unseren eigenen Grundsatz, niemals verschlossene Türen, Fenster, Räume etc. aufzubrechen. Was auf ist, ist auf und kann begangen werden, aber wir wollen und wir werden keinen Sachschaden anrichten, den man uns später vielleicht ungünstig anlasten könnte, wodurch alles Verschlossene automatisch tabu ist. So verließen wir gleich den linken Abzweigflur wieder und wandten uns dem rechten zu, der geradlinig auf eine große, prächtige Glastüre zuläuft, die mit wunderbaren Ornamentgläsern versehen ist. Alles sehr modern, aber sichtlich edel und das war mit Sicherheit mal schweineteuer. Diese Edelglas-Tür war zu unserer eigenen Überraschung offen und dahinter öffnet sich ein prächtiger, edler, hallenartiger Raum, der neben der Tür auf einem kleinen Schild mit Lounge Kategorie 1 beschriftet ist. Hier verbirgt sich im Prinzip die Rezeption für die noblen, besseren und zahlungskräftigeren Gäste. Das sehen Sie auf dem Foto hotel_1innen4. hotel_1innen4: total menschenleer und nobel geht hier zwar nicht die Welt aber ein Hotel zugrunde, könnte man sagen, aber es scheint sich etwas zu tun....
Auch dort ist alles blitzeblank, wie frisch geputzt und der Gruppenleiter erläuterte, dass sich dieser Raum und auch diese edleren Räumlichkeiten alle in dem mittleren Gebäudeteil befinden, der von außen ein wenig wie eine Pyramide aussieht. Auf der Rückseite endet dieser Pyramidenteil mit großen Fensterflächen zu einem Innenhof hin. Es ist schon komisch, wenn man solche großen Hotelräumlichkeiten sieht und es ist alles menschenleer. Normalerweise sieht man solche Räume nie menschenleer, aber das wirkt dann ohne jede Menschenseele ganz seltsam. Aber der Exkursionsleiter winkte uns zurück, mahnte zur Ruhe und Vorsicht und meinte, dass da irgendwas nicht stimmen würde. Er sagte, dass es dort so sehr aufgeräumt aussehe sei nicht normal für ein leerstehendes Objekt, unsere Rede von vorhin. Ein Teilnehmer aus der Gruppe lästerte noch, dass vielleicht ein unbekannter Geist unser Kommen erwartet hätte und deshalb alles sauber hergerichtet hätte, um uns einen würdigen Empfang zu bereiten. Der Leiter meinte darauf, es sei keine Zeit zum Scherzen, er befürchte, dass hier irgendwo im Haus Leute am arbeiten wären und da wir denen lieber nicht begegnen wollten, sollten wir, so schade es auch ist, das Anwesen lieber zur Vorsicht verlassen. Ein Murren ging durch die Fototruppe, zumal man ja weit und breit niemanden sah. Die hätten alle lieber weiter erkundet, aber wir hatten schon länger ein flaues Gefühl im Magen. Wissen Sie, wo es so aufgeräumt aussieht, da sind auch Menschen oder es halten sich zumindest oft welche dort auf und das hat dann ja auch einen Zweck, dass es dort so sauber ist, das macht man ja nicht, damit sich die Mäuse dort wohler fühlen. Wir waren, neben einem anderen Fotofreund die einzigen, die dem Exkursionsleiter beipflichteten und es für sinnvoller hielten, nun möglichst schnell und vor allem unauffällig das Gebäude zu verlassen. Es gab eine kleine Diskussion, bei der sich dann aber alle Teilnehmer von der Rückkehr überzeugen ließen. Das hatten wir aber auch noch nicht ganz zuende geklärt, da vernahmen wir von weiter her Stimmen und Schritte, die durch einen Flur hallten, der auf diese Edel - Lounge - Rezeption von der hinteren linken Seite zu führt. So eilten wir den gleichen Weg zurück, den wir gekommen waren. Als wir bereits wieder auf sicherem Terrain draußen am Straßenrand waren und zu unseren Autos gingen, sahen wir von weitem dass einige Sicherheitskräfte, sogenannte „Schwarze Sheriffs", von einem privaten Sicherheitsdienst aus einer seitlichen Tür des Gebäudes nach außen gelaufen kamen und vermutlich Ausschau nach (uns) ungebetenen Gästen hielten. Zu dem Zeitpunkt hatten wir aber schon so viel Abstand zu den Gebäuden, dass wir sicherlich unverdächtig wirkten und bei denen als normale Wanderer durchgingen. Wir setzten uns nun alle in die Autos und fuhren noch die vielleicht 500 m bis zu den unfertigen Großhotelbauten auf der anderen Straßenseite schräg gegenüber. Schon von weitem erkannten wir aber, dass dort draußen einige Kleintransporter sowie landwirtschaftliche Fahrzeuge herumstanden, um die einige Leute in Arbeitskleidung herumliefen. Mittels eines Traktors wurde mit Anhängern Bauschutt fortgefahren und an der linken Nebenseite des ersten Gebäudes stand ein großer Bagger und war in Aktion. Daher war an eine Innen - Exkursion dieser Beton - Neubauruinen nicht zu denken. Es blieb bei einigen Außenfotos aus sicherer Distanz. Das sehen Sie auf dem oben schon erwähnten und gezeigten Bild hotel_teil2. Dieses unfertige Hotelanwesen hat schier exorbitante Dimensionen, wie man sie eigentlich vom Schwarzwald kaum kennt. Es wirkt vor allem recht befremdlich, wenn solche Riesenkomplexe wie im Galopp verloren in einer ansonsten einsamen Landschaft liegen, in der es zuvor außer Feldern und Wäldern nichts gab. Das Fazit unseres Besuchs dort scheint zu sein, dass diese Hotels möglicherweise kürzlich doch einen neuen Käufer gefunden haben und nun wieder hergerichtet werden, denn alles wirkt so. Der Exkursionsleiter erzählte, dass er zusammen mit einer anderen Fotografentruppe Ende Mai schon mal dort gewesen sei und da wäre dieser edlere Teil in dem Pyramidenhotel gar nicht zu begehen gewesen, weil dort alles verbarrikadiert war, dafür hätte man aber in dem größeren, unfertigen zweiten Hotelkomplex innen etliches begehen können, wohin wir dieses mal erst gar nicht mehr gekommen waren. Obwohl unsere Fotoerkundung verfrüht abgebrochen wurde, war der Tag aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Ich fand das gut organisiert und man bemerkte sofort, dass diese Leute das nicht zum ersten mal machten. Ebenso schön ist, dass die zuvor diverse sachliche Informationen zu dem besichtigten Objekt zusammentragen, damit man etwas über die Hintergründe und die näheren Zusammenhänge erfährt. Das war zwar das erste, aber ganz bestimmt nicht das letzte mal, dass wir uns den Exkursionen dieser Fotofreunde angeschlossen haben. Wir werden allerdings nicht, wie die meisten von denen, zum Erhaschen von derartigen Aufnahmen quer durch Deutschland oder gar ganz Europa reisen, wir werden nur an Exkursionen teilnehmen, die hier in einem Umkreis von maximal 100 km liegen. Selbst da ist schon in der nächsten Woche wieder was, dann wird eine ehemalige Nerven - Heilstätte erkundet, die schon seit Jahren verfällt. Sie soll in weniger als 20 km Entfernung von unserem Wohnort liegen. In der übernächsten Woche haben die sogar eine Exkursion in Schweden, wo eine riesengroße Textilfabrik besichtigt wird, die schon seit 1985 verfällt und in der innen noch restlos alles vorhanden sein soll. Vor ein paar Wochen gab es ein ähnliches Besichtigungsobjekt in Italien, eine Fabrik für Viscose - Textilien, also wohl Kunstfaser - Textilien. So sieht man, dass jetzt schon die Betriebe zumachen und verfallen, die vor vielleicht 30 - 40 Jahren dafür gesorgt haben, dass hier unsere traditionellen Textilfabriken in Deutschland größtenteils schließen mussten. Es zeigt, wie ernst und wichtig diese Fotoleute ihr Hobby nehmen, dass sie so weite Anreisen in Kauf nehmen, nur um vielleicht 100 gute Fotos von alten Betrieben zu machen. Dabei ist wichtig zu bemerken, dass die Anreisen nie von denen mit organisiert werden, das ist Sache der Fotografen selbst. Sicherlich werden sich dabei oft welche zusammentun, die sich inzwischen schon länger kennen, damit nicht jeder die ganze Strecke beispielsweise von Deutschland nach Italien oder Schweden fahren muss. Anreisende mit der Bahn gibt es dabei eigentlich gar nicht, weil man muss ja vor Ort mobil sein, da die zu fotografierenden Betriebe ja selten in der Nähe eines erreichbaren Bahnhofs liegen, sondern oftmals in abgelegenen Industriegebieten. Hinzu kommt, dass viele Besichtigungstermine sonntags sind, wo die Bahnverbindungen meist schlechter sind. Wie dem auch sei, wir freuen uns schon erwartungsvoll auf den Termin in der nächsten Woche bezüglich der verfallenden Nervenklinik, der an einem Sonntag statt findet.
Manche Leute eignen sich im Laufe von Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, teils fragwürdige Gewohnheiten an. Diese Tage sah ich den Rentner von hier mit seinem älteren Mercedes nach hause kommen. Er öffnete den Kofferraum und trug eine dicke Kiste ins Haus, die voll war mit schätzungsweise 30 Dosen Insektenspray. Ich fragte ihn, ob er derzeit unter einer Insektenplage leide. Er verneinte das jedoch und erklärte mir, dass er schon seit 40 Jahren die Angewohnheit habe, sein Haus innen absolut insektenfrei zu halten. Das erreiche er dadurch, dass er in allen Räumen jeden zweiten Tag einige Sprühstöße von diesem Insektenspray abzischt, außer im Winter, dann nur einmal pro Woche. Er bedauerte, dass die Insektensprays in den letzten 15 Jahren immer schlechter und zugleich immer teurer geworden wären und schimpfte dabei auf gewisse Umweltvorschriften. Er meinte früher habe ein winziger Sprühstoß aus dieser Dose gelangt, um sämtliche Insekten im Raum innerhalb von wenigen Minuten sozusagen zum Absturz zu bringen und ins Jenseits zu befördern, heute müsse man ein Drittel der Dose leer sprühen, um überhaupt eine Wirkung zu erzielen und wenn man dann nicht hinter her ist, um die umgefallenen Viecher platt zu treten und einzusammeln, dann würden die nach einer Stunde wieder wach und brausen munter davon. Er habe zwecks dieses Problems sogar schon mal mit einem Hersteller telefoniert und die hätten ihm die Auskunft gegeben, dass die heutigen scharfen Umweltvorschriften den Einsatz der früheren chemischen Keulen verbieten würden, die aktuellen Mittel sind also milder, sprich weniger wirksam, wodurch dieser genannte Effekt eintrete. Jedenfalls dieser Rentner hasst nichts mehr auf dieser Welt, als Insekten und er beklagt, der Mensch habe es weit gebracht. Die ganze Forschung sei jedoch wenig sinnvoll, denn man habe es erreicht zum Mond zu fliegen, was bis heute keinem normalen Menschen etwas nützt, man habe auch erreicht, dass fast jeder Mensch heute einen Computer hat, aber man habe nicht erreicht, dass der Planet frei von Ungeziefer wäre, was seines Erachtens viel wichtiger gewesen wäre. Ich entgegnete darauf, das manche Insekten ja auch durchaus ihre nützlichen Seiten hätten. Das war ihm auch klar und darauf meinte er, im Haus nützen einem Insekten aber generell nichts und man müsste es doch bei der vielen Forschung bis heute längst geschafft haben, etwas zu entwickeln, wo jemand auf Knopfdruck erreichen könne, dass wenigstens der Innenbereich seines ganzen Hauses dauerhaft und restlos insektenfrei würde; aber nein, so etwas wichtiges gäbe es noch immer nicht. Nun bin ich auch alles andere als ein Freund von Insekten, ich mag dieses Zeug auch nicht und fände schon die Vorstellung toll, dass man einen Apparat hat, mit dem man es erreicht, dass sozusagen nach dessen Einschalten auf Knopfdruck das gesamte Haus innen insektenfrei würde. Es wäre ja schon genug damit erreicht, wenn diese blöden und lästigen Viecher dann einen weiten Bogen um das Haus machen und erst gar nicht rein kommen, es brauchte ja gar nichts zu sein, was diese nervigen Dinger tausendfach tötet. Solche Gedanken hatte ich mir bislang über dieses Thema noch nie gemacht und je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr muss ich sagen, der Rentner hat recht. Allerdings ob ich mir, wie er, ständig vorsorglich die Bude mit Insektensprays voll zischen würde, das wage ich zu bezweifeln.
In der letzten Woche hat sich der Besitzer des Militärauto- Schrottplatzes, mit dem wir uns inzwischen blendend verstehen, wieder länger hier aufgehalten. Wir haben uns länger unterhalten und dabei bot er uns an, dass wir mal für eine Woche kostenlos bei ihm an seinem Hauptwohnsitz in Belgien Urlaub machen könnten, wenn wir ihm dafür an 3 Tagen dort in Belgien helfen. Zunächst fragte ich, wie er das meint, wie sollen ausgerechnet wir ihm in Belgien helfen? Er hat sich kürzlich ein altes Schlösschen in Belgien gekauft, welches seit 10 Jahren leer stand und darin könnten wir gelegentlich kostenlos ein paar Tage Urlaub machen, wenn wir ihm dazwischen ein wenig bei den wichtigsten Renovierungsarbeiten zur Hand gehen. So gesehen wäre das dann nicht ganz kostenlos, würde uns aber trotzdem nichts kosten, außer der Hilfsarbeit beim Renovieren. Diese Idee von ihm ist also nicht ganz uneigennützig, denn er hat mitbekommen, wie wir hier selbst das Haus und die Werkstattgarage wieder hergerichtet haben und so kam ihm der Gedanke, dass wir für solch ein Angebot auf Gegenseitigkeit wohl gut geeignet wären. Er meinte, dass er uns keinesfalls arbeitsmäßig auslaugen wolle, er stellt sich das so vor, dass wir eine Woche dort verbringen, mit kostenloser Unterkunft und Verpflegung und dass wir an 3 Tagen dieser Woche beim Renovieren innerhalb dieses Anwesens helfen. Die anderen Tage hätten wir dann völlig zur freien Verfügung. Gewohnt würde gleich in dem Schlösschen, er selbst wohnt auch schon darin. Das hat wohl 32 Zimmer plus diverse Küchen, Bäder usw., der Zustand sei aber stellenweise etwas marode und die bewohnbaren Räume sind innen in einem Zustand, wie er Anfang der 70iger Jahre modern war. Letzteres würde uns gewiss nicht stören. Er möchte die Räume im Laufe der Zeit alle herrichten und dann in einer Hälfte des Gebäudes spezielle Ferienwohnungen oder so was ähnliches einrichten, während er die andere Hälfte nur für sich als Wohnung nutzt. Schlossbesitzer, das klingt gewaltig, aber er sagte, dass das ganze Anwesen für einen Spottpreis von 51.000 Euro zu haben war, einschließlich 24.000 m² Umland, allerdings mit der Auflage einer Art belgischen Denkmalbehörde, es im Verlauf von 15 Jahren zu renovieren. Es gäbe dort aber keine Vorschriften, dass die Renovierung nur von speziellen Fachleuten gemacht werden dürfe, dass läge weitestgehend alles in seiner Hand. Es gibt geringe Auflagen, diese wären aber nicht mit den sehr einengenden Regeln des deutschen Denkmalschutzes zu vergleichen. Innen habe er völlig freie Hand, nur das äußere Erscheinungsbild dürfe nicht zu sehr verändert werden. Da ihm das Gebäude gleich sehr gut gefiel, hätte er zu diesem Preis nicht mehr lange überlegt. So haben wir nicht lange überlegt und zugesagt, denn wann kann man schon mal kostenlos Urlaub in Belgien und dann noch in einem Schloss machen? 3 Tage Restaurationshilfe, ich denke, das klingt fair. Wir hatten eher Bedenken wegen der lästigen Anfahrt von hier, doch da hat er erfolgreich alle Bedenken zerstreut. Er selbst ist inzwischen fast jede Woche mal kurz hier und meinte, dass man aus dem Raum Karlsruhe in einer bequemen Fahrzeit von knapp 4 Stunden dort sei, wenn man gemütlich fährt. Die kürzeste Route führe über Luxemburg, man könne aber auch über Frankreich oder ausschließlich über Deutschland dorthin reisen, wobei letztgenannte am längsten dauert. Falls es uns selbst zu lästig sei, könnten wir auch einfach mit ihm fahren und er würde uns dann in der Folgewoche auch wieder mit zurück hierher bringen. Aber ich sage, wenn wir das machen, dann mit dem eigenen Wagen, weil man dann in den freien Tagen dort unabhängiger ist und die Gegend besser erkunden kann. Falls es uns zusagt, kann man das des öfteren tun, da die Renovierung ja ein Aufwand von Jahren sein wird, den er aber Stückchen für Stückchen gemächlich angehen will. Er möchte keine Kolonnen teurer Handwerker antanzen lassen, die das Ganze in einem Aufwasch durchziehen, denn das kann er sich nicht leisten. Zuerst sollen mal etwa 4 Räume im linken Gebäudeteil so hergerichtet werden, dass sie über einen separaten Ausgang als Ferienwohnung vermietet werden können, damit er daraus Einnahmen erzielen kann. Trotz dieser Sparwünsche beim Renovieren scheint er nicht gerade mittellos zu sein, denn wie ich hörte, hat er durch Erbschaft eine Fabrik im Raume Aachen erlangt, wo übrigens auch seine Lebensgefährtin herkommt. Er hat diese Fabrik aber verpachtet und erhält dafür einen Mietzins. Genaueres weiß ich aber nicht.
Somit wird uns die nächste Zeit noch sehr viel Abwechslung bringen, da müssen wir uns diese schon einteilen, damit wir überhaupt noch bei der Renovierung des Werkstattgaragen-Anbaus weiterkommen. Soweit für nun, alles Gute bis zum nächsten mal,
Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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