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Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Zähne” und “Belgien” aus dem Jahre 2008. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Zähne" vom 11.02.2008
Frische Erstjahresgrüße!
Zunächst rückwirkend noch vielen Dank für die vielen guten Wünsche zu Weihnachten und Neujahr.
Zunächst etwas zum Thema Computer, weil das gleich kürzlich in mehreren Emails und Briefen angesprochen wurde, die mich erreichten. Das Speichern auf diese Sticks ist eine feine Sache, die mich sehr begeistert. Die winzigen Dinger gibt's inzwischen ja zu leicht erschwinglichen Preisen und die Handhabung ist benutzerfreundlich. Auch hat man damit endlich ein Speichersystem, bei dem man keine Sorgen um den Platzbedarf haben muss, wie es früher immer bei den Disketten war, auf die nicht viele Daten drauf passten, insbesondere, wenn man Bilder transportabel speichern wollte. Früher die Disketten habe ich nie gerne benutzt, weil nur wenig drauf passte und weil es so fürchterlich lange brauchte, bis die Daten geschrieben oder gelesen hatten. Jetzt kann man mit den Datensticks seine in Benutzung befindlichen Daten immer dabei haben und sie an dem Computer einsetzen, wo man gerade will. Das ist auch ideal, wenn man, wie wir, öfters zwischen Notebook und dem normalen PC wechselt. Wir hatten uns im April 2007 einen einzigen 1 GB - Stick, damals noch für 17 Euro zugelegt, aber wo die jetzt im Preis so verfallen sind, hatten wir uns zusätzlich im November jeweils einen für Kayla und für mich mit je 2 GB aus einem Sonderangebot für je 8,99 Euro gekauft. Da hat jeder seine Daten beisammen und kann sie überall nutzen, egal welchen Rechner er gerade in Beschlag nimmt. Es gibt wohl sehr große Unterschiede in der Schnelligkeit beim Speichern. Der oben genannte 1 GB - Stick speichert so schnell, als würde man die Datei nur auf der Festplatte hin und her schieben, während jetzt die beiden 2 GB - Sticks in der Datenübertragung doch merklich langsamer sind; allerdings in einem noch sehr gut erträglichen Bereich. Nochmals kurz zurück zum Internetbetrieb selbst. Wir plagen uns ja immer noch, wie in der Internetsteinzeit, über ein normales Modem ins Netz. Jeder weiß, dass dies nicht gerade eine sonderlich schnelle Verbindung darstellt, aber ich habe den Eindruck, dass die Telekom in den letzten Monaten größere Änderungen vorgenommen hat, weil die Datenübertragungsgeschwindigkeit seit etwa September 2007 hier ständig drastisch schwankt. Früher war das immer ungefähr gleich langsam, man muss es so sagen; aber seit etwa diesem Zeitpunkt kommt es manchmal vor, dass die Daten ganz erheblich schneller übertragen werden, als vorher. Kein wenn ohne aber, denn im Gegenzug rasselt die Übertragungsrate hier zuweilen gelegentlich seit dem gleichen Zeitpunkt unendlich in den Keller. Das geht manchmal sogar so weit, dass man glaubt, die Verbindung sei total zusammengebrochen. Das Blöde dabei ist, man kann überhaupt nicht kalkulieren, wann es schnell oder langsam geht. Früher konnte man meist pauschal sagen, dass es spät nachts meist etwas schneller ging, weil dann weniger andere Surfer die Leitungen blockieren, aber die nun aktuellen Effekte streuen total unterschiedlich, mal geht es Nachmittags rasant schnell, wo es früher immer stockte und dafür nachts fast gar nicht und mal umgekehrt. Ärgerlich dabei ist, das diese wechselnden Phasen oft sporadisch hin und her springen, also dass man vielleicht gerade noch eine superschnelle Verbindung hatte, und fast im gleichen Augenblick wechselt es zu kriechend langsam und bleibt dann für vielleicht etliche Minuten so, um dann wieder plötzlich zur rasanteren Art zurück zu kehren. Da kann man manchmal schon die Krise bekommen, weil die Phasen, in denen es langsam geht, dann wirklich extrem nervend langsam sind, dafür entschädigen auch die gegenüber früher deutlich schnelleren Phasen nicht wirklich. Nun ja, ich hatte Ihnen damals schon mal etwas über unser sparsames Surfverhalten geschrieben und dieses unkalkulierbare Wechselbad hat uns zu noch sparsameren Surfern gemacht, als wir es vorher schon waren. Es ist nicht so, dass wir die Zeit im Internet stoppen, aber Pi mal Daumen würde ich sagen, dass wir beide zusammen pro Woche höchstens noch 20 Minuten im Internet aktiv sind, eher noch deutlich weniger. Emails rein und raus, vielleicht mal ganz kurz irgendwo nachsehen und fertig! Alle Emails, die wir schreiben wollen, erstellen wir während der Woche im Textprogramm und sammeln die sozusagen, bis zu unserem „Internettag" und dann werden die auf einen Schlag rausgehauen.
Da hat es uns nun schon fest im Griff, das neue Jahr. Schon wieder ist mit einem Paukenschlag das größte Festgebilde des Jahres, Weihnachten kombiniert mit Silvester und Neujahr, längst vorbei und Geschichte. Sogar die Fasnet ist schon vergessen. Wieder schreiben wir ein neues Jahr und wenn man so will, kann man sagen, dass selbst davon schon wieder ein Zehntel vorbei ist.
Wie Sie sicher noch wissen, sind wir keine Weihnachtsfans. Vor allem, weil ich Weihnachten in der heutigen Zeit doch in erster Linie als eine klug aufgebauschte Angelegenheit zur Geschäftsbelebung ansehe. Es ist längst vorbei und ich möchte nicht viele Zeilen mit diesem Thema verschleißen, da ich mich vor Jahren schon öfters diesem Thema gewidmet hatte. Und doch war letztes Weihnachten bei uns anders, als in den Jahren davor. Ein winziger Hauch der früheren Weihnachtsstimmung, wie man sie vor vielleicht 25 Jahren noch kannte, war diesmal wieder dabei. Die recht trübsinnige Stimmung des Weihnachtsfestes 2006 wiederholte sich nicht, was auch viel daran lag, dass Kayla nicht, wie damals, ins Krankenhaus musste. Aber auch die ganze Stimmung, die in der Luft lag, war anders. Sie werden lachen und mich jetzt für einen sentimentalen Schwachkopf halten, aber wir hatten dieses Jahr sogar einen kleinen Weihnachtsbaum aufgestellt. Das hat es bei mir sicher schon 5 bis 10 Jahre nicht mehr gegeben. Sonst stellte ich immer solch ein winziges, 30 cm hohes, zusammenklappbares Kunststoffweihnachtsbäumchen auf, wo schon die Lichterkette und der Baumschmuck fertig eingearbeitet sind, das reichte mir völlig. Kayla kannte das mit echtem Baum gar nicht und da hier Bäume genug in den umliegenden Waldbereichen zum Nulltarif zu haben sind, kam uns 2 Tage vor Weihnachten spontan die Idee, doch noch mal einen echten Baum aufzustellen. Kayla war neugierig wie das ist, das war der eigentliche Grund dafür. Wie Sie wissen, haben wir in den letzten Jahren einige Umzüge durchlitten und so gestaltete sich vor allem die Suche nach den 2 Kartons mit dem alten Christbaumschmuck sehr schwierig. Ich wusste genau, dass ich sie nicht weggeworfen hatte und sie bei jedem Umzug irgendwie noch mitschleppte, obwohl ich manchmal kurz davor stand, sie in den Müll zu werfen, weil man beim Umzug mehr nüchtern an so etwas heran geht und das als unnötigen Ballast ansieht, insbesondere wenn man diese Sachen eigentlich nicht mehr braucht, weil man normalerweise ohnehin keinen Weihnachtsbaum mehr aufstellt. Aber irgendwie ist da doch noch eine letzte Hemmschwelle so etwas wegzuwerfen, zumal nahezu der ganze Baumschmuck noch von meiner Mutter stammt, der bereits in meiner Kindheit die Bäume schmückte, wenn man mal von einer der beiden Lichterketten absieht, die vielleicht vor 15 Jahren mal nachgekauft wurde. Aber die alte Lichterkette, die noch über so große elektrische Schraubgewindekerzen verfügt, stammt noch aus meiner Kindheit, dürfte also mittlerweile gut 50 Jahre auf dem Buckel haben, ebenso diese ganzen Kugeln. Die Ersatzkerzen dafür kosten heute mehr, als eine komplette neue Lichterkette. Nur das Lametta ist jüngeren Datums, vielleicht vor 10 Jahren mal in einer Vorratspackung gekauft, die für 100 Bäume ausreicht. Nun hieß es in den letzten Jahren, dass Lametta nicht mehr „in" sei und man nur noch Bäume ohne Lametta aufstelle, aber aus der Kindheit bin ich daran gewöhnt. Für mich ist ein Weihnachtsbaum ohne Lametta kein richtiger Weihnachtsbaum. Das ist wie ein Auto ohne Räder. Und ich denke, mit dieser geschmacklichen Ansicht liege ich gar nicht mal so falsch, denn im jetzt gerade zurück liegenden Weihnachten habe ich wieder eindeutig mehr Bäume mit Lametta gesehen, als in den letzten 5 Jahren zusammen. Egal, um das eigentlich schon verstrichene Thema noch schnell zu ende zu bringen, wir haben es uns hier an Weihnachten so richtig gemütlich und kuschelig gemacht. Kayla fand diese Stimmung toll und wenn man das zu zweit im kleinen Kreis gemütlich begeht, hat es durchaus was. Aber für mich alleine würde ich das nicht machen, denn da kommt diese Stimmung trotz Baum erst gar nicht auf. Was Silvester betrifft, das ist hier bei uns in der Siedlung ja schon ein Sonderfall. Im letzten Jahr beschrieb ich da ja schon kurz etwas. Ich meine, zu beschreiben gibt es da eigentlich nichts, aber wenn man noch Silvester aus Stuttgart gewohnt ist, dann kommt einem das hier fast schon unheimlich vor. Ich beschreibe Ihnen mal kurz in Stichworten, was hier Silvester los war: 23.58 Uhr im Fernsehen kommt eine Sonderschaltung nach Berlin zum dortigen Feuerwerk. Hier bei uns draußen: Totenstille und Nebel. 0.00 Uhr im Fernsehen Trara und Feuerwerk, wir schalten aus, wünschen uns Prosit Neujahr und gehen mal nach draußen. Hier draußen: Totenstille und Nebel. 0.05 Uhr wir wandern draußen etwas herum, weiter Totenstille und Nebel, aber immerhin mit extremer Gehöranstrengung kann man einige Knallgeräusche aus sehr weiter Ferne erahnen, aber mehr auch nicht. Ende der Beschreibung. So einen ruhigen Jahreswechsel habe ich noch nie erlebt. Hier in der Siedlung hat diesmal kein einziger auch nur einen winzigen Knaller gezündet, schon gleich gar keine Rakete. In mancher normalen Nacht während der Woche geht es hier lauter zu, obwohl es dann auch nahezu totenstill ist, aber da hört man im Hintergrund aus der Ferne so ein wenig Rauschen, Zischen und Brummeln von der Regenwasserbehälter - Fabrik. Die hatten von Weihnachten bis Neujahr den Betrieb ganz dicht gemacht. Der Chef von der Firma war ohnehin gar nicht hier, der hat ein Chalet in der Schweiz, wo der im Wintersport die ganze Zeit von kurz vor Weihnachten bis kurz nach Neujahr verbracht hat. Das erzählte mir der Rentner, der es von ihm höchstpersönlich erfahren hatte. Die Geschäfte scheinen also gut zu laufen, sonst könnte der sich das nicht alles leisten. Wie gesagt, ein derart ruhiger Jahreswechsel, das ist schon beinahe unheimlich. Wir selbst kaufen ohnehin kein Feuerwerk, dazu ist uns das Geld zu schade. Einfach anzünden, dann knallt, leuchtet oder fliegt es und dann ist das schöne Geld futsch, sinnlos verheizt, wenn man so will, nur für einen optischen und akustischen Effekt, eigentlich idiotisch.
Ausgerechnet am Silvesterabend hatte ein Ehepaar aus Malsch hier ziemliches Pech, allerdings selbst verschuldet. Die kamen am frühen Nachmittag mit ihrem Wohnmobil her und stellten es ein Stück südlich seitlich in der Einfahrt zur alten Fabrik ab. Wir kannten die nicht. Die stiegen aus, um auf dem Weg zu den Mühlen etwas zu spazieren. Nach einer knappen Stunde kamen die zurück und wollten wieder nach Hause fahren. Der Spaziergang war sozusagen zum Sammeln der Kräfte gedacht, weil sie am Abend mit vielen Bekannten eine große Silvesterparty bei sich zuhause in Malsch feiern wollten, das sagte die Frau mir später. Nach dem Spaziergang bestiegen sie wieder ihr Wohnmobil und wollten losfahren. Aus welchem Grund auch immer, geriet der Fahrer beim Einbiegen auf die kleine Straße hier über den rechten Fahrbahnrand hinaus, so dass der Wagen mit dem rechten Vorderrad relativ weit über den Straßenrand hinaus fuhr. Nun ist dieser Seitenstreifen an solch kleinen Nebenstraßen ja nicht befestigt und ein Wohnmobil hat ordentlich Gewicht, zumal es eine größere Ausführung war, so kam, was kommen musste, das Wohnmobil sank vorne im Seitenstreifen ein. Der Mann schien auch als Fahrer dieses Kolosses nicht sehr geübt, denn wie ich sah, hatte das Fahrzeug Heckantrieb, wodurch er in dem Fall nur hätte den Rückwärtsgang einlegen müssen und vorsichtig sich so wieder selbst aus dem Schlamassel hätte ziehen können, da die rückwärtigen Räder alle noch einwandfreien Kontakt zur Straße hatten. Aber nein, der Blödmann legte einen Vorwärtsgang ein und glaubte wohl, so in einem Bogen weiter nach vorne fahren zu können und dann wieder da raus zu kommen. Das einzige was dann natürlich passierte war, dass die hintere Zwillingsbereifung der rechten Seite auch noch auf den Seitenstreifen geriet und auch rechts einsackte. Dann gab er noch immer mehr Gas, wodurch sich diese Seite so richtig schön im Matsch eingrub. Damit aber noch nicht genug, denn durch das sehr hohe Gewicht des Fahrzeugs presste sich der Untergrund an dieser Straßenrandseite immer mehr zusammen und der Wagen sackte schräg ab. Er stand nach vielleicht 10 Minuten schon bedrohlich schief und da es dort zu den östlich gelegenen Wiesen schräg nach unten geht, weil die vielleicht 1,5 m tiefer liegen als das Straßenniveau, drohte zu allem Überfluss die Karre auch noch umzukippen. Nervös zappelte der Fahrer an seinem Lenkrad, während die Frau schon aus Angstgründen ausgestiegen war und versuchte, ihren Mann von weiteren Aktionen jeglicher Art abzuhalten. Der wollte sich natürlich nicht so einfach geschlagen geben und geriet in zusätzliche Hektik, weil ihm die immer näher rückende Silvesterparty einfiel. Dann fragte der Wahnsinnige uns doch ernsthaft, ob wir nicht einfach unseren Wagen mit einem Abschleppseil vorspannen könnten, um so zu versuchen, sein havariertes Straßenschiff wieder auf die sichere Fahrbahn zu ziehen. Wissen Sie, bei aller Hilfsbereitschaft, aber das ist wahrhaftig eine hirnrissige Idee, mit einem kleinen Opel - Corsa, der vielleicht 900 kg wiegt, einen 4 - Tonnen - Blechberg von Wohnmobil herausziehen zu wollen, der überdies auch noch felsenfest im Erdreich eingesunken ist. Das lehnten wir natürlich kategorisch ab, wodurch er dann recht unfreundlich wurde und ausgerechnet er uns als unfähige Schwachköpfe betitelte. Ein widerlicher, aufbrausender Kerl! Seine Frau versuchte ihn zu beruhigen und von weiteren beleidigenden Äußerungen abzuhalten, worauf sie sich dann anhören musste, dass sie eine primitive blöde Kuh sei, die nur immer mit ihrem faulen Arsch gemütlich daneben sitzen und sich chauffieren lassen bräuchte, aber wehe, wenn es dann mal nicht so klappe, wie sie sich das wünsche, dann sei er der Buhmann. Also die Stimmung bei denen war nicht nur auf dem Nullpunkt, sondern noch weit darunter. Da ich es nicht nötig habe, mich von solch einem Idioten beleidigen zu lassen, sind wir im Haus verschwunden und haben jede weitere Hilfe abgelehnt. Die arme Frau tat mir zwar leid, aber soll sie halt diesen Idioten verlassen, wenn der das immer so macht. So murkste vor allem der Mann vielleicht noch eine Stunde weiter, mit dem Erfolg, dass sich am Aufbau des Wohnmobils hinten schon Risse in der Verkleidung zeigten, vermutlich wegen der andauernden Schieflage und der damit einhergehenden Verspannung im Material. Ich bekam noch mit, wie die Frau ihn lauthals anflehte, aufzuhören und einen Abschleppdienst per Handy anzurufen, bevor es alles noch schlimmer würde. Er brüllte dann nur in einer enormen Lautstärke, sie sei eine Scheißkuh und soll eben zusehen, dass sie zu Fuß nach Hause gehe. Nun liegt Malsch nicht gerade um die Ecke, das sind schon ungefähr knapp 30 km von hier, was zeigt, auf welch verrückte Ideen dieser Knilch kam. Als alles murksen nichts half, inzwischen war es schon dunkel und etwa 17.30 Uhr, kam dann doch ein herbeigerufener Abschleppwagen, der auch mit solch größeren Kalibern fertig wird. Der Abschleppwagenfahrer fügte so eine Art Eisenbügel aus dickem 4- Kantrohr unter das Wohnmobil, mit denen er das dann mit Hilfe des angebauten Krans anheben und aus dem Matsch ziehen konnte. Kaum standen die wieder auf der Straße, hatte es der Mann wieder sehr eilig und wollte wegen der Silvesterparty schleunigst nach Hause fahren, was aber nicht ging, weil sich am Wohnmobil die Kardanwelle verzogen hatte und es dadurch nicht mehr fahrbereit war. So konnte der wohl seine Party ganz vergessen und der Abschleppwagen nahm ihn dann im Schlepp mit. Wir waren froh, als dieser Verrückte endlich weg war. Ich weiß nicht, wie die Frau es mit diesem Dauercholeriker aushalten kann.
„Alles billig" ist sicher ein zwiespältiger Begriff. In Karlsruhe ist uns ein Laden aufgefallen, der sich so oder so ähnlich nennt und der Name soll selbstverständlich Programm sein. Nun ist die Frage, ob der Begriff „billig" hier im Sinne von preiswert oder eher im Sinne von qualitätslos zu verstehen ist. Es ist ein sogenannter Restposten- Verwerter, dessen gesamter Warenbestand aus Restposten und ähnlichen Dingen bestehen soll. Wie Sie wissen, schauen wir meist so ziemlich auf jeden Cent, wenn auch nicht mehr ganz so drastisch, wie noch vor knapp 2 Jahren, trotzdem üben preiswerte Läden daher einen besonderen Reiz aus. Zumal wir ohnehin in der Gegend waren und an diesem Tag Zeit genug hatten, sind wir mal gemütlich durch den Laden spaziert. Direkte Kaufabsichten hatten wir nicht, auch weil wir im Voraus überhaupt nicht wussten, was die so alles haben. Man lässt sich in solchen Billigläden halt vom Angebot inspirieren oder auch nicht. Auffällig war gleich hinter dem Eingangsbereich eine riesige Abteilung die überquoll mit zig tausend Süßigkeiten, darunter viele Weihnachtssachen, die natürlich Ende Januar gewiss als Restposten bezeichnet werden dürfen. Vor allem hat der Laden unzählige kleine technische Geräte im Angebot von völlig sinnlos bis durchaus interessant. In erstgenannte Rubrik passt wohl ein kleines elektronisches Plastikgerät, welches nichts anderes macht, als in undefinierbaren Zeitabständen komische Quietschgeräusche abzusondern. Fragen Sie mich nicht, wozu das gut sein soll. Kayla meinte zuerst, es soll vielleicht eine Art Warngerät sein, um Einbrecher abzuhalten, wenn man mal für längere Zeit nicht in der Wohnung ist, dass die glauben mögen, es wäre doch einer da, wenn die das hören. Aber dazu waren die Geräusche viel zu leise und vor allem von solchem Kitschgequieke lässt sich kein Einbrecher dieser Welt abhalten, selbst wenn er es hören würde. Nun gut, das Teil kostete auch nur 1 Euro, wir haben es trotzdem nicht gekauft. Wie schon gesagt, viel unnutzes Zeug, aber auch durchaus Sinnvolles, wie z.B. Taschenradios, Arbeitshandleuchten, Rauchmelder oder solche Infrarot - Bewegungsmelder, die das Licht automatisch einschalten. Nun trafen wir auf ein Gerät, das unser Interesse weckte, wie Sie es sicher auch kennen. Es ist eine elektronische Temperatur - und Wetterstation mit zusätzlich 3 funkgesteuerten Außenfühlern, die man draußen oder in anderen Räumen, Nebengebäuden u.s.w. anbringen kann, damit man vom Wohnzimmer aus sieht, wie kalt oder warm es dort ist. Dieses Komplettset sollte nur 7,99 Euro kosten. Solche Dinger kosten selbst beim Discounter, wenn der die einmal im Jahr anbietet, meist zwischen 20 und 30 Euro und die haben dann nur einen einzigen Außenfühler mit Funkübertragung. Es sah auch gut verarbeitet aus, nicht gleich billig, und so wurden die 7,99 Euro investiert. Die böse Überraschung folgte dann am nächsten Tag beim Aufbau zuhause. Die eigentliche Station, die man z.B. im Wohnzimmer aufstellt oder an die Wand hängt, funktionierte zunächst schon mal gut. Sie zeigte die Temperatur im Wohnzimmer, die Luftfeuchte und den Luftdruck mit Wettertendenz auf einem großen LCD - Display schön an. Nur von den 3 mitgelieferten Funk - Außenfühlern die eingehenden Daten über deren Temperatur wurde bei keinem einzigen angezeigt. Auf der Station sind dafür extra 3 unterteilte Felder für Außenfühler 1 bis 3, worin dann ebenfalls in LCD - Zahlen groß die jeweilige Temperatur angezeigt werden soll, jedoch anstatt Zahlen erschienen dort nur 4 Bindestriche, weiter nichts. In der Beschreibung hieß es, wenn dort Bindestriche erscheinen, dann sendet entweder der jeweilige Außenfühler nicht, dessen Knopfzelle könnte leer sein oder das Grundgerät, also diese Station, und die Außenfühler hätten sich nicht synchronisiert. Dieses Synchronisieren sollte man nach der ersten Inbetriebnahme machen, indem man am Grundgerät hinten eine winzige Reset - Taste drückt und danach müsse man bis zu 3 Minuten warten und der Rest ginge automatisch. Dann würden nach und nach die unterschiedlichen Temperaturwerte der Außenfühler eintreffen und angezeigt. Doch Pustekuchen, selbst nach 15 Minuten tat sich nichts. So lag die Vermutung nahe, dass die Knopfzellen in den Außenfühlern schon leer sind, weil die Geräte vielleicht schon irgendwo ein paar Jahre im Laden vergeblich auf Käufer warteten und Batterien halten ja nicht ewig. Nun bin ich kein Elektrotechniker und wollte auch nicht riskieren, die Dinger selbst kaputt zu machen. So bin ich mit den Außenfühlern zu dem Elektriker aus dem Ort, den ich ja schon kenne, da er hier bereits mal gearbeitet hatte, mit der Bitte, ob er überprüfen könne, ob diese Knopfzellen in den Außenfühlern noch Saft haben. Das hat ein Geselle von ihm dann auch im Handumdrehen mit einem Messgerät überprüft, mit dem Ergebnis, dass eine leer war und die anderen beiden noch gut waren. Somit hätten die beiden Außenfühler mit den guten Batterien ja funktionieren müssen, taten sie aber nicht. Wieder zuhause habe ich dann noch mehrmals wieder diese Resettaste gedrückt und gewartet, in der Hoffnung, dass es wenigstens von zwei Fühlern noch irgendwann klappt, aber es kam noch schlimmer. Nach einem der Reset-Versuche funktionierte dann diese Station selbst auch nicht mehr und zeigte dauernd auf allen Anzeigen nur noch die Zahl 8 an und das dauernd. So hätten wir demnach im Wohnzimmer 88,8 Grad gehabt, was gewiss ungesund gewesen wäre, ebensolches wurde nun auf allen Außenfühlerkanälen angezeigt. Auch die anderen Anzeigen zeigten nur noch alles Achten. Kayla meinte, vielleicht beruhigt sich das Grundgerät wieder, wenn man dort mal kurz die Batterien rausnimmt. So haben wir das versucht. Es beinhaltet 4 solche schmalen Micro - Batterien, wie sie oft in Fernseh- Fernbedienungen sind, so konnte man das selbst noch schnell machen. Aber das brachte ebenso wenig, wie der Tausch dieser Micro - Batterien gegen neue. So sind wir entzürnt diese Tage wieder mit dem Schrott in den Laden und wollten unser Geld zurück. Die Verkäuferin, eine sehr resolute, extrem schlanke Frau, vielleicht um die 50 Jahre alt, lehnte jedoch auf alle Produkte generell jede Gewährleistung ab und verwies darauf, dass dies auch in deren Geschäftsbedingungen stünde, die gleich am Eingang in einem Rahmen hängen. Die hängen dort wirklich, aber welcher Kunde liest sich beim Betreten eines Geschäftes zuerst mal eine halbe Stunde lang deren kleingedruckte Geschäftsbedingungen durch? Es entstand eine nicht lautstarke, aber dennoch relativ intensive Diskussion zwischen der Frau und uns und es wirkte so, als ob wir wohl mit dem Schrott wieder von dannen ziehen müssten. Dann kam ein Mann aus einer Seitentüre zu einem Büro, vielleicht um die 40 Jahre alt, der sich als Eigentümer des Ladens entpuppte. Er fragte die energische Verkäuferin, was denn los sei. Diese erläuterte ihm kurz unseren Fall und verwies darauf, dass wir eben wegen der Geschäftsbedingungen kein Anrecht auf einen Ersatz oder die Herausgabe des Kaufpreises hätten. Der Mann schwankte dann von einem Bein aufs andere und meinte mit einem langgezogenen „Jaaaaaa....." beginnend, eigentlich ist das so, aber wir wollen zufriedene Kunden und er beschied, dass wir uns aus dem Regal ein anderes Exemplar des gleichen Geräts holen könnten. Das machten wir dann und er selbst schlug vor, es in seinem Beisein gleich auszuprobieren. Er höchstpersönlich trennte mit einem Teppichmesser die harte durchsichtige Kunststoffverpackung auf, die Geräte wurden eingeschaltet und siehe da, alles funktionierte perfekt. Damit waren wir natürlich zufrieden, dieser Chef auch und die resolute Verkäuferin dann auch, mit der Zusatzbemerkung: „Wenn der Chef das sagt, ist das gut so!" Zuhause haben wir dann alles angebracht und können nun vom Wohnzimmer aus sehen, wie viel Grad es draußen im Garten hat, wie viel Grad in der Werkstattgarage sowie in deren Anbau aktuell herrschen, da wir die 3 Temperatursensorsender dort jeweils installiert haben. Da haben wir also noch Glück gehabt, dass der Chef dieses Ladens gerade herbei kam, denn sonst säßen wir jetzt auf dem defekten Ding.
Es gibt offensichtlich auch heute noch Leute, die Asiaten generell nicht ausstehen können. Diese Tage waren wir in einem Baumarkt in Pforzheim, um dort etliche Kleinteile und Dispersions - Farbe für unsere Renovierungsarbeiten im Anbau der Werkstattgarage zu kaufen. An dem Tag war es ziemlich voll dort, obwohl wir nicht damit gerechnet hätten, da es ein normaler Werktagmorgen war. Wir hatten weitgehend auch alle Teile zusammen, außer gelber Abtönfarbe, die wir zum Mischen der Dispersions - Farbe benötigten, damit die den gewünschten Farbton erhält. Wir wollen die Wände in dem Raum des Anbaus nicht einfach nur weiß, sondern in einem dezenten aber hellen Gelbton streichen, also eine leichte Gelbtönung ähnlich wie Zitronengelb aber wesentlich weniger intensiv, wenn man so will. So befragte ich eine Verkäuferin, die dort Regale mit Ware bestückte, ob die noch irgendwo die gelbe Abtönfarbe vorrätig hätten? Die hatte aber keine Ahnung und sagte, dass sie nur eine Aushilfskraft sei, ich möchte doch bitte am Informationsstand für die Lackabteilung nachfragen. Die haben, verteilt auf den Laden, vielleicht 5 verschiedene Informationsstände stehen, wo meist jemand an einem Computer sitzt, der über gesuchte Waren oder auch zu fachlichen Fragen Auskunft geben kann. Da ist beispielsweise ein Stand eben für die Farb-, Tapeten- und Teppichabteilung zuständig, ein weiterer für die Sanitärsachen und Fliesen, einer für Werkzeuge, einer für Elektroartikel und einer für Holz. Wir also an den Stand für diese Lackabteilung, dort war aber keiner, der Stand war verwaist. Daher begaben wir uns zum nächsten Stand, der eigentlich für Holzsachen zuständig ist, dort saß aber eine Frau vor dem Computer. So befragten wir die. Die verzog missmutig die Miene und war genervt, weil wir sie aus ihrer Computerarbeit gerissen hatten. Ihre Blicke versteiften sich gleich stechend giftig auf Kayla, obwohl ich die Frage gestellt hatte. Wenn Blicke töten könnten, wäre Kayla in diesem Moment tot umgefallen. In einem schon sehr barschen Ton sagte sie krächzend, in dem sie zugleich auf das über dem Stand hängende große Schild „Holz, Holzzuschnitte und Zubehör" zeigte, dass sie nicht die Lackabteilung sei und wir dort fragen müssten. Dann vertiefte sie sich wieder in ihre Computerarbeit. Ich schob nach, dass wir dort schon waren und dass dieser Stand nicht besetzt sei. Dann krächzte sie wütend nach, dass wir dann eben an diesem Lackstand warten sollten, bis einer käme. Kayla meinte dann ruhig und gelassen, dass könne ja vielleicht lange dauern, denn wir wüssten ja nicht, ob da heute überhaupt noch einer kommt, ob ihr Kollege von dieser Abteilung nicht vielleicht heute frei hat und gar nicht kommt. Da sprang diese Ziege aber auf und beschimpfte Kayla gleich, dass wir hier schließlich nicht in China wären, wo es wahrscheinlich nach dem Motto gehe: Kommste heut nicht, kommste morgen..... Also soll sie sich gefälligst dort ein paar Minuten gedulden. Eine solch unfreundliche Behandlung lässt Kayla sich natürlich auch nicht gefallen und sie sagte so etwas ähnliches wie: Oha, so eine superfreundliche Bedienung hier, solch einen Laden kann man ja nur weiter empfehlen.... Da hätten Sie diese Giftziege aber mal sehen müssen. Der quollen fast die Augen vor Wut aus dem Kopf und sie tobte wörtlich, dass Kayla wohl eine chinesische Pappnase sei, die nicht fähig wäre, fachliche Unterschiede zwischen einer Farb- und Holzabteilung auszumachen, weil das wohl in China alles ein und der selbe Einheitsbrei wäre. Dann fügte sie noch mit etwas leiserer Stimme hinter her: „So ist das wohl auch zuhaus bei dieser Pappchinesin, alles ein kommunistischer Einheitsbrei und dann sich hier noch aufspielen und meckern." Dabei schaut Kayla gar nicht mal so sehr asiatisch aus. Gut, man erkennt es, dass sie aus dem asiatischen Raum stammt, keine Frage, aber ich würde mal sagen, dass sie schon gleich gar nicht nach einer Chinesin aussieht, vielleicht eher wie ein Gemisch aus einem leicht asiatischen Elternteil und einem europäischen Elternteil. Wie dem auch sei, ich habe diese Zimtzicke von Verkäuferin dann mal gefragt, ob sie noch alle Tassen im Schrank hätte oder ob sie sich zu Silvester vielleicht ihren Verstand kaputtgesoffen hätte. Hihi, diese Reaktion die dann kam, kann man nicht beschreiben, die hätte man filmen müssen. Die Frau sprang hinter ihrem Computer auf wie von der Tarantel gestochen, wurde kreidebleich im Gesicht, sagte keinen einzigen Ton mehr und zischte davon. Kam natürlich auch nicht wieder, womit uns in der Sache nicht geholfen war. Wir beschlossen daher, ohne die gelbe Abtönfarbe zur Kasse zu gehen und haben nur die anderen Sachen gekauft. Bei der Rückfahrt haben wir dann einen Umweg über Bretten gemacht, weil ich da ohnehin noch wegen einer anderen Sache hin wollte, und dort in einem kleinen Baumarkt die fehlende gelbe Abtönfarbe gekauft. Normalerweise hätte man diese komische Asiatenhasserin ja bei ihrem Chef anschwärzen müssen, aber dazu war uns an diesem Tag einfach die Zeit zu schade, weil das ja alles noch mehr hinaus gezögert hätte.
Kayla hat unterdessen in gewisser Hinsicht wieder eine Arbeit an Land gezogen. Eine rund 300 Seiten starke Übersetzung von Thai in Deutsch für eine winzige Firma mit gerade einmal 3 Beschäftigten aus unserer früheren Heimatstadt Stuttgart. Um das alles ordnungsgemäß bewältigen zu können, haben wir uns mit einen Haufen Büromaterial eingedeckt, welches es in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr beim Aldi günstig gab. Da es keine engen Termingrenzen für diese Angelegenheit gibt, so lange sie es schafft, diese Übersetzung bis etwa Mitte März 2008 fertig zu bekommen, kann sie locker und gelassen an diese Arbeit herangehen. Derzeit verhackstückt sie etwa 10 bis 12 Seiten täglich, was ihr locker von der Hand geht, wenn sie pro Tag dafür rund 3 bis 5 Stunden Zeit einsetzt. Zuhause arbeiten ist natürlich immer etwas anderes, als noch lästig irgendwohin fahren zu müssen und es ist bei höherer Effizienz auch entspannteres Arbeiten, weil man nicht aus der gewohnten Umgebung heraus gerissen wird und weil man besonders hier seine Ruhe hat. Die kleine Firma bezahlt nicht schlecht, da staunt man nur. Übrigens geht es bei dem Text um eine Abhandlung über gewisse Naturphänomene in einem bestimmten Gebiet Thailands. Das liegt ihr in diesem speziellen Fall besonders, weil sie dieses Gebiet selbst sehr gut kennt, da sie nur unweit davon ihre Kindheit größtenteils verbracht hatte. Das wusste sie vorher aber noch gar nicht, als sie diesen Auftrag annahm. Den Kontakt zu dieser Firma hat sie auf Umwegen über die Frau von unserem Autobekannten bekommen, dieser Griechin, die kannte die Inhaberin der kleinen Firma irgendwo her.
In anderer Hinsicht hat sich hier allerdings auch etwas getan. Zum Glück jedoch nicht in direkter Nähe, sondern etwa 4 km von hier entfernt. Da ist, zwischen einigen Hügeln ein Hochplateau. Darauf befinden sich kilometerweit nur Felder, die von den hier typischen kleinen Waldhainen begrenzt werden. Hinter diesen Hainen endet das Hochplateau und es fallen die Hügel wieder ab. Im Oktober 2007 hat man auf diesem Hochplateau mit dem Bau von 6 Wind- Energieanlagen begonnen. Die findet man ja heute fast überall, nur unsere direkte Umgebung war bis dahin noch ziemlich verschont davon. Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass die Dinger nicht gleich in unserer Sichtweite gebaut wurden. Man sieht sie, sobald man die Siedlung über die Zufahrtsstraße verlässt, da die Zufahrtsstraße ansteigt und man dann ab einem gewissen Punkt eine gute Übersicht über das Umland hat. Man sagt, 4 km sind ja noch weit weg, aber ich habe schon oft festgestellt, dass man solche Windräder selbst über Distanzen von fast 10 km sehr gut sehen kann und die einem ins Auge springen. Eine optische Bereicherung der Landschaft sind die in meinen Augen nicht gerade. Wie ich mal von einigen Anliegern gehört habe, sollen die beim Betrieb sogar einen ziemlichen Lärm machen, der zwar mehr unterschwellig im Hintergrund dröhnt, aber das dauernd. Solche Dinger sollte man den Ökofritzen direkt vor die eigene Haustüre setzen, aber dann wären gerade das die ersten, die dagegen zu Felde zögen. Zurück zu diesen 6 Windmühlen der Neuzeit. Deren Erbauer haben beim Aufbau ein enormes Tempo vorgelegt und alle Anlagen laufen bereits seit Anfang Dezember 2007. In unserer inzwischen obligatorischen Fotoecke habe ich Ihnen davon mal ein Bildchen unter dem Titel windraeder1 beigesteuert. Es entstand kurz nach Neujahr und zeigt 5 der 6 neuen Anlagen auf diesem Hochplateau.
Ansonsten komme ich mit beigesteuerten aktuellen Fotos derzeit etwas ins Hintertreffen, weil bei meiner eigenen Digitalkamera der Akku sich nicht mehr laden lässt. Das heißt, man kann ihn zwar noch laden und gleich unmittelbar nach dem Laden kann man noch exakt 1 Foto damit schießen, sofern man dies ohne Blitz tut, aber dann ist er auch schon wieder leer. Wartet man nach dem Laden aber auch nur eine Viertelstunde bevor man ein Foto schießt, geht auch das schon nicht mehr. Der Akku hält keine Energie mehr. Mit Blitz geht gar nichts mehr. Da meine Kamera ohnehin ja den Fehler hat, öfters Bilder nur in schwarzweiß zu speichern und auch einige andere Macken die Freude seit längerem einschränken, überlege ich derzeit noch, ob ich überhaupt noch einen neuen Akku dafür beschaffen soll. Ich bin nicht darüber informiert, was solch ein Akku kosten wird, aber vermutlich sind die nicht billig und beispielsweise 20 Euro würde ich in die Kamera schon nicht mehr investieren. Ich glaube meine Schmerzgrenze läge bei 12 vielleicht auch noch knapp 15 Euro, die mir das allerhöchstens noch wert wäre. Ausgerechnet fast zum gleichen Zeitpunkt gibt's auch bei Kaylas teurer und wirklich sehr lobenswert guten Minolta ein ähnliches Problem. Man kann deren Akku auch nicht mehr laden, hierbei liegt es aber nicht am Akku, sondern an einem Zuleitungsdraht vom Ladegerät. Da ist so ein ganz winziges Ladegerät bei, wo man den Akku einlegen muss. Das Ladegerät selbst ist vielleicht nur 50 % größer als der Akku. An dieses Ladegerät muss man zuvor ein ganz spezielles Netzkabel stecken, als Verbindung zur Steckdose. Da Kayla das Kabel nach jedem Laden immer ordentlich zusammengerollt und in eine Tasche gesteckt hat, hat sich an dem flachen Steckerlein des Netzkabels, der in das winzige Ladegerät gesteckt wird, eine Drahtverbindung durch die ewige Aufrollerei gelöst. Da es vergossen ist, kann man es nicht aufschrauben und wieder anklemmen, sondern muss dieses spezielle Netzkabel im Fachhandel neu bestellen. Aber dazu haben wir im Moment keine Lust, weil es wieder eine Lauferei ins Fachgeschäft ist u.s.w. Somit sind wir derzeit vorübergehend fotomäßig schachmatt gesetzt. Wenn man auch nicht jeden Tag knipst, aber sogleich fehlt einem die Kamera sehr.
Fasenet oder Fasnet, je nachdem, wo man sich hier genau aufhält, ein paar Kilometer weiter entscheiden über die eine oder die andere Variante, war ja nun auch gerade schon wieder und von hier kann man dazu nur ungefähr das Gleiche schreiben, wie zu Silvester. Man merkt nicht einmal, dass es Fasnet überhaupt gibt, sofern man Fernseher und Radio ausgeschaltet lässt. Ich finde das herrlich, dass es heute noch Fleckchen hierzulande gibt, an denen man von diesen ansonsten immer mehr um sich greifenden Auswüchsen so rein gar nichts spürt. Das wurde zwar immer schon gefeiert, aber ich finde, dass man so an jedem Tag überall mit der Nase darauf gestoßen wird, das hat es früher nicht gegeben. An jedem Tag in den letzten paar Wochen vor Fasnet kommen mehrere Sendungen im Fernsehen und Radio über diesen ganzen langweiligen Käse, der inhaltlich doch immer gleich ist. Das kommt heutzutage aber auch wirklich an jedem Tag und das noch auf mehreren Kanälen. Keine Tageszeitung, die nicht jeden Tag auf mehreren Seiten über das ganze Gehabe berichtet. Ich finde es schlicht und ergreifend zum kotzen und verstehe nicht so recht, wie man sich jahrein jahraus an den selben abgetragenen Witzen mit kilometerlangem Bart, an etwas dilettantischem Gehopse und vor allem den absolut schwachsinnigen Fratzenmasken erfreuen kann. Ich glaube, man muss entweder einen Sprung in der Schüssel haben oder besoffen sein oder am besten sogar beides, um das gut zu finden. So was nennt man dann wohl Tradition, na ja, arme Schweine, würde ich da sagen, die so etwas brauchen, um sich daran hoch zu ziehen. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn an Rosenmontag diese Umzüge im Fernsehen übertragen werden und von mir aus einige Tage vorher noch jeweils eine dieser Sitzungen aus Mainz und Köln, aber das muss dann auch genügen. Aber heute werden schon Sitzungen im Fernsehen aus Orten übertragen, von deren Existenz man vor ein paar Jahren kaum wusste, geschweige denn, dass dort auch Fasnet gefeiert wird. Ich vermute ja immer, dass das Fernsehen froh ist, damit die Sendezeit mit relativ wenig Aufwand füllen zu können. Das ist dann schon ein Programmpunkt, um den man sich keine Sorgen oder lange Gedanken machen muss.
Es steht uns bald eine Reise ins Ausland bevor. Ich hatte Ihnen vor längerem mal darüber berichtet, dass wir einen etwa 1 bis 2 wöchigen Urlaub in einem alten Schlösschen in Belgien bei dem Besitzer des Militärautoschrottplatzes verbringen können, wo wir dann als Gegenleistung dem einige Tage bei Renovierungsarbeiten helfen sollen. Das rückt jetzt langsam näher. So wie es aussieht, werden wir Anfang März dort hin fahren. Es hängt allerdings vom Wetter ab. Wenn es dort in Belgien im März noch sehr winterlich sein sollte oder sehr regnerisch, dann möchte der Schrottplatzinhaber, dass wir das so weit verschieben, bis dass schöneres Wetter herrscht. Das wäre natürlich auch in unserem Sinne, denn man will ja auch etwas die Gegend erkunden und das macht bei miesem Wetter sicher keine rechte Laune. Kayla freut sich schon wie ein kleines Kind auf diese etwas außergewöhnliche Reise. Ich natürlich auch. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, in einem alten Schloss zu wohnen? Allerdings sollte man sich keine falschen Vorstellungen machen, denn wir werden dort gewiss nicht im Luxus wohnen, da die wenigen schon bewohnbaren Zimmer laut Auskunft des Besitzers in einem sehr einfachen Standard gehalten sind. Überhaupt muss ich sagen, mit dem Militärauto - Schrottplatzbesitzer verstehen wir uns inzwischen prächtig. Ich habe den Eindruck, dass es ein sehr umgänglicher Gemütsmensch ist, der sich aber trotzdem auf der anderen Seite nichts gefallen lässt. Mit irgendwelchen Behörden hängt der laufend im Clinch, was aber bei solch einem Schrottplatz heute wohl in der Natur der Sache liegt, da ständig die Gefahr besteht, mit mindestens einer der zigtausend Umweltvorschriften, die es heute gibt, auf Kollisionskurs zu sein. Eigentlich muss man ja Abstellplatz sagen, denn er selbst sieht das keineswegs als Schrottplatz und verzieht immer die Mundwinkel, wenn man diesen Begriff für sein Areal verwendet.
Vor wenigen Monaten berichtete ich Ihnen, dass der Computer- und Internetfritze, der drunten die alte Mühle gekauft und als Computerzentrum umgebaut hatte, bereits pleite sei. Nun habe ich den innerhalb des letzten halben Jahres etwas näher kennen gelernt, weil der fast jedes mal hier anhielt, um ein kleines Schwätzchen zu halten, wenn er mich draußen sah. Man kann gewiss nicht sagen, dass sich eine Art leichter Freundschaft entwickelt hat, dazu ist der Kerl mir viel zu überheblich, aber man könnte es vielleicht als gegenseitiges, interessiertes Akzeptieren bezeichnen. Durch diese recht häufigen Kurzgespräche gewinnt man auch eine Einschätzung, was für ein Typ Mensch der ist und ich habe von ihm ganz stark den Eindruck, der sieht sich selbst generell als über allen Dingen stehend an, als grundsätzlich wichtiger als alle anderen Menschen auf dieser Welt und vor allem als wesentlich besser als anderen. Dabei räumt er anderen Leuten aber durchaus auch ihre Qualitäten ein, er geht nicht so weit, dass er von sich behauptet, der einzig wahre Kerl zu sein und alle anderen wären Idioten. Ein Satz, der von ihm stammen könnte und der seine Einstellung gut beschreibt ist der: „Du bist so gut, über dir ist keiner mehr, außer mir." Wissen Sie, ohne blasphemisch zu sein, aber der ist genau der Typ, der sich sonntags bei einer Messe in die Kirche setzt und wenn vorne der Pfarrer in seiner Predigt sagt: „Gott hat gesagt....", dann meldet er sich zu Wort und fragt: „Was soll ich gesagt haben?" Der leidet unter grenzenloser Selbstüberschätzung und Größenwahn. Das sind natürlich 2 Dinge, die fast schon zusammen gehören und bei denen sich das Eine mit dem Anderen ergibt. Früher fuhr der ja einen 80.000 - Euro - Audi, seit der Pleite kommt er immer mit einem mindestens 15 Jahre alten VW - Golf - Diesel vorbei gefahren, der vielleicht noch einen Zeitwert von 700 Euro hat. Immerhin oder vielleicht auch gerade zum Trotz, hat der nichts von seiner geistigen Haltung verloren und plant, obwohl jetzt nahezu mittellos, einen Neuanfang mit seinem Konzept. Angeblich habe er amerikanische Investoren ausfindig gemacht, die sein Konzept gut fanden und die seine Firma in der Mühle bald übernehmen wollen, und zwar unter seiner Führung. Er wäre dann sozusagen ein Angestellter in seinem eigenen ehemaligen Betrieb. Dann erzählte er großspurig, dass seine Idee so großartig gewesen wäre, aber dass die deutschen Banken und Investoren nur zu dumm und rückständig gewesen wären, um das darin schlummernde Potenzial auch nur halbwegs zu erkennen. Bei den weiteren Äußerungen lobte er sich ständig selbst als den einzigen wahren Computer- und Internetpionier, den es heute aktuell noch in ganz Deutschland gebe, der sich nicht nur einfach und primitiv auf bereits erfolgreich funktionierende Geschäftsmodelle einlasse, sondern der wirklich selbst noch ganz neue Geschäftsmodelle entwickeln würde und genau da wären die Deutschen nach seiner Meinung heute nicht mehr fähig, so etwas zu erkennen. Dann lobte er diese amerikanischen Investoren in den höchsten Tönen, die nach seiner Meinung in solchen Dingen einen deutlich besseren Durchblick hätten, als die verkrusteten deutschen Geldgeber. Er sagte, die deutschen Geldgeber fragen heute immer nur noch: „Was kannst Du für Sicherheiten bieten?", während die Amerikaner fragen würden: „Was kannst Du für ein Konzept bieten?" und dann selbst entscheiden würden, ob sie diesem Konzept eine Zukunft zutrauen. Na ja, ich gönne ihm den Erfolg, falls er ihn nun mit den Amis hat, warum auch nicht, aber mir kommt das alles sehr komisch und aufgetragen vor. Wenn er nämlich von seinem angeblich so umwerfenden Konzept redet, dann kommt da nicht viel. Er macht daraus eine geheimnisumwobene Sache, in dem er mit vielen Worten wenig sagt und das was er da sagt, klingt nach einer Sache, die ich als Kunde jedenfalls nicht haben möchte. Im Prinzip läuft alles wieder aufs ausspionieren der Computernutzer hinaus, wobei sein Konzept das aber rein geschäftlich ausnutzt. Vereinfacht gesagt, mit angeblich von ihm selbst entwickelten Programmen werden von den Leuten extrem genau die Vorlieben vollautomatisch im Laufe der Zeit zusammengetragen und dann ebenfalls automatisch dazu passende Angebote ständig den Leuten per Email, Bannereinblendungen beim Surfen oder sonstiger Werbung zugeschickt. Das soll sich dann aber nicht nur auf das reine Kaufverhalten beziehen, sondern sehr weit ins Privatleben reinragen, z.B. wenn so festgestellt wird, welche sexuellen Vorlieben jemand hat, dass dem dann von Erotikanbietern und gar von Bordellen und dergleichen „günstige Sonderangebote" oder sogar Haubesuche von entsprechenden Diensten punktgenau auf dessen Vorlieben zugeschnitten unterbreitet werden. Sicher, hinter diesem Hintergrund stecken wahrscheinlich finanzielle Interessen, die noch weit über das hinaus gehen, was man von „normalen" Waren kennt. Aber ich weiß nicht recht, ob ich seine Ausführungen da nicht mehr nur als eine Art Selbstbeweihräucherung einstufen soll oder ob das ernst zu nehmen ist. Fakt ist derzeit, dass sein ganzer Betrieb in der Mühle ruht. Kein einziger Beschäftigter, wenn man mal von ihm selbst absieht, arbeitet dort mehr, er wohnt halt noch in der Wohnung, die er sich ja auch in einem Teil der Mühle selbst eingerichtet hat. Der meist gut informierte Rentner hingegen sagte mir, er habe gehört, dass das ganze Mühlenanwesen im April von der Bank versteigert würde, wogegen er ja die Geschichte mit dem Amerikanern erzählt, die sein Konzept für so gut befunden hätten, dass sie sogar eine deutliche Vergrößerung finanzieren wollten und dass ab danach dann angeblich der Betrieb erst wirklich richtig los gehen würde. Angeblich sogar mit dann über 40 neuen Computer - Arbeitsplätzen. Na ich bin mal gespannt, wie das dort unten in der Mühle weiter geht.
In der Bekanntmachungszeitung der Ortsverwaltung hier, die bei uns ungefähr einmal monatlich in den Briefkasten schneit, manchmal kommt sie auch 2 mal im Monat, stand neulich ein Artikel in dem ein Ortsverband der Grünen angeregt hat, dass hier die brach liegende Eisenbahnstrecke, die hinter dem Fabrikgelände entlang verläuft, wieder hergerichtet und in Betrieb genommen werden soll. Nun muss man dazu sagen, dass die eigentlichen Ortsteile selbst ja an einer funktionsfähigen Eisenbahnstrecke liegen. Dort verkehren von Karlsruhe aus meist nur solche Straßenbahn - Fahrzeuge, also keine richtigen Züge, das ist die Strecke Karlsruhe - Bretten. Ich könnte Ihnen aber nicht sagen, wie oft die fahren, darum habe ich mich noch nie gekümmert. Vielleicht an Werktagen jede Stunde, aber ich weiß es nicht. Hingegen diese verrottete Strecke hier an der Siedlung vorbei, die war früher wohl mal so eine Art Abkürzung, die ihrerseits wieder von oben genannter Strecke abging und nach meiner Vermutung diese Strecke mit einer anderen Strecke verband, die oberhalb von Bretten nach Bruchsal verläuft, vielleicht ging die aber auch gleich nach Bruchsal selbst rauf, so weit sind wir der alten Strecke noch nicht gefolgt. Ich hatte mal den Eindruck, dass diese Strecke heute vielleicht 7 km von hier im Nichts endet, vorher folgen aber noch 2 alte Bahnhöfe. Ich weiß es aber nicht ganz genau, weil wir hinter diesem zweiten Bahnhof bislang nicht mehr weiter erkundet haben, ob sie noch in ihrer gesamten Länge besteht oder ob schon Zwischenstücke abgetragen wurden. Jedenfalls hier hinter der alten Fabrik liegt die Strecke ja noch und ich hatte Ihnen vor längerer Zeit mal ein paar Fotos davon geschickt, u.a. von einem verfallenen Stellwerk und einigen leer stehenden Bahnhöfen. Der Hauptzweck dieser Strecke war aber früher die Fabrik hier anzubinden. Als die Fabrik noch arbeitete, war auch diese Strecke noch in Betrieb und sorgte damals für fast alle Transporte zu und von der Fabrik und diente auch den Beschäftigten als Hauptverkehrsmittel, um zur Arbeitsstelle zu gelangen. Mit dem Niedergang der Fabrik folgte praktisch zugleich der Niedergang dieser Bahnstrecke, weil laut Rentner, damit schlagartig die Nutzung der Züge auf fast 0 zurück fiel und die umfangreichen Gütertransporte sofort ganz weg fielen. Nun haben die Grünen mitbekommen, dass vor allem die Regenwasserbehälter - Fabrik inzwischen ein ansehnliches Frachtaufkommen hat sowie dass sich in dem Bereich langsam wieder einige weitere Betriebe ansiedeln wollen. Der Besitzer der Regenwasserbehälter - Fabrik hatte schon mehrmals bei der Verwaltungsspitze nachgehakt, ob nicht bald mal das Verbindungsstück zwischen dem Anfang der neu gebauten Stichstraße zur Fabrik neben der Siedlung und der Haupt - Bundesstraße, also diese eigentliche Zufahrtstraße zur Siedlung, in einer vernünftigen Weise ausgebaut werden soll. Das ist ja ein rund 4 bis 5 km langes Nadelöhr und wirkt recht kurios. Da zweigt von der Bundesstraße ein besserer asphaltierter Feldweg ab, wesentlich mehr ist das nicht, der dann am Anfang der Siedlung hier nach rechts in westliche Richtung auf die breite und hervorragend ausgebaute neue Stichstraße zu der Fabrik mündet. Wissen Sie, das wirkt ein wenig so, als würde man einen schmalen engen Waldweg, der zugleich als Sackgasse mitten im Wald endet, auf seinen letzten 100 m zu einer fein asphaltierten Hauptstraße ausbauen, aber alles davor im engen Waldwegzustand belassen. Da für dieses, über 4 km lange Zufahrtsstück, ganz offensichtlich die Gemeinde zuständig wäre, wollen die das nicht finanzieren, weil es etliche Millionen Euro verschlingen würde und einem völligen Neubau einer breiten Straße nach heutigen Kunstregeln des Straßenbaus gleich käme. Das haben die Grünen natürlich mitbekommen und lehnen sowieso erst einmal gleich kategorisch jeden Straßenneubau ab, vorgeschoben mit der Begründung, dass sei ja auch alles Landschaftsschutzgebiet und es würden seltene Tiere gefährdet. Zugleich schlagen die aber vor, soll halt diese tote Bahnlinie zumindest so wieder hergerichtet werden, dass man gleich von Karlsruhe bis hierher an diese Regenwasserbehälter - Fabrik beziehungsweise bis an das alte Industriegebiet mit der Bahn fahren kann. Die Materialtransporte und auch die Leute sollen dann halt wieder mit der Bahn fahren, wenn sie hierher wollen. Im Gegenzug soll dafür dann auf jeglichen Ausbau der Verbindungsstraße verzichtet werden. An diesem Vorschlag hat natürlich der Inhaber der Regenwasserfirma seine Freude und fasst sich an den Kopf, weil er sagt, man könne heute den Lieferanten und auch den Kunden nicht vorschreiben, dass sie alles per Bahn transportieren zumal das viel zu umständlich, zu teuer und zu zeitaufwändig sei. Es wäre vielleicht möglich, einen kleinen Teil seiner Lieferungen auf die Bahn zu verlagern, aber für mehr als 10 % aller Transporte wäre dies nicht machbar und so müsse man auch bei einer Bahnnutzung trotzdem zusätzlich die vernünftige Straße unbedingt haben. So scheint bei denen eine heftige Diskussion entbrannt zu sein und ich bin mal gespannt, was am Schluss dabei raus kommt.
Im Mai wird es bei der Regenwasserbehälter - Fabrik wieder einen Tag der offenen Tür geben, wo den Leuten vor allem gezeigt werden soll, wie stark die Firma in kurzer Zeit expandiert ist. Selbstverständlich werden wir es uns nicht nehmen lassen, daran teilzunehmen.
Am letzten Samstag in der Frühe, bereits gegen 7 Uhr, kam hier ein großer LKW mit einem Tieflader, auf dem sich ein großer Bagger befand. Der Bagger fuhr dann runter aufs alte Fabrikgelände. Eigentlich kein gutes Zeichen, ich hoffe, dass die nicht damit beginnen wollen, die alte Fabrik abzureißen. Meine Vermutung tendiert allerdings eher in eine andere Richtung, nämlich dass der Bagger für größere Umbauarbeiten im Umfeld einer Halle gebraucht wird, die vermutlich kürzlich aus dem Ganzen herausgetrennt und an neue Eigentümer verkauft wurde. Was die aber genau machen, weiß ich noch nicht. Der Bagger wurde am Samstag nur vom LKW- Tieflader gefahren und aufs alte Fabrikgelände geschützt in einer der alten Hallen geparkt. Die Leute sind dann sofort wieder verschwunden. Wir werden die Augen offen halten und vielleicht kann ich Ihnen beim nächsten mal da schon ausgiebig drüber berichten.
Ich weiß nicht, ob es Sie auch so furchtbar nervt, aber in der letzten Zeit vergeht ja keine Nachrichtensendung, in der nicht ausgiebig über die bevorstehenden Wahlen in den USA berichtet wird. Was hingegen im eigenen Land und insbesondere im eigenen Umfeld passiert, darüber erfährt man nichts, das wird alles zugunsten von diesem künstlich aufgeblähten Zeug rausgelassen. Ich will damit keineswegs die Bedeutung von Wahlen in den USA schmälern, es ist auch richtig, dass hier darüber berichtet wird, aber doch nicht über wochen- und monatelange Vorwahlen oder Werbefeldzüge der Kandidaten. Das ist doch einfach lächerlich, da gibt es für uns nun weiß Gott wichtigere Dinge, die uns wirklich betreffen. Glauben Sie vielleicht, in den USA käme auch nur ein Radiosender auf die Idee, wochenlang in jeder Nachrichtensendung über den Wahlkampf in Deutschland zu berichten? Mit Sicherheit wohl nicht. Mir geht diese Berichterstattung in wirklich jeder Nachrichtensendung furchtbar auf die Nerven und es interessiert mich nicht die Bohne. Man soll darüber berichten, wenn die Wahl als solche wirklich ist, aber doch nicht hier fast schon eine Live-Berichterstattung über deren kitschige Wahl-Werbefeldzüge veranstalten. Ich finde das alles irgendwie komisch, wie das dort läuft. Wenn man sich alleine schon die teils kurios anmutenden Kandidatenlisten dort ansieht. Könnten Sie sich vorstellen, dass hier Wanderprediger oder ähnliche Leute als Bundespräsident oder als Kanzler kandidieren? Ich nicht und ich möchte mir so was lieber auch gar nicht vorstellen. Andererseits hat ein Prediger sicherlich in vielen Situationen mit einem Politiker einiges gemeinsam, aber ich denke das sind dann Qualitäten, die ein Land mit Sicherheit nicht vorwärts bringen. Des weiteren stellen Sie sich vor, jetzt würde bei den nächsten Wahlen die Frau vom ex-Kanzler Schröder als Kandidatin antreten, alles sehr seltsam.
Die Behandlung bei Zahnärzten birgt doch immer wieder kleine Überraschungen. Kayla hatte vor einigen Wochen eine Zahnfüllung verloren und dabei brach ihr dann zu allem Überfluss auch noch die Hälfte des betroffenen Zahns ab, weil ihm durch die entschwundene Füllung jeder Halt bei Belastung durch Kauen fehlte. So befürchtete man schon das Schlimmste, also dass dieser Zahn gezogen werden muss. Da wir deswegen ohnehin zum Zahnarzt mussten, dachte ich, dann kann ich meine Beißerchen bei der Gelegenheit auch gleich kontrollieren lassen, allerdings mit der inneren Gewissheit, dass bei mir alles o.k. ist und es sich auf die reine Kontrolle beschränken wird und ich daher schnell durch bin. Doch es kam alles ganz anders. Zuerst einmal waren wir nicht schlecht erstaunt, als der Zahnarzt eröffnete, dass man Kaylas „Halbzahn" noch retten könne. Es gibt jetzt eine relativ neue Methode, dabei wird das fehlende Abbruchstück vereinfacht gesagt aus Plastik neu modelliert und auf dem verbliebenen Rest und der Zahnwurzel neu aufgebaut. Das klingt langwierig und nach etlichen Zusatzterminen, ist aber nicht so. Zufällig war dieser Zahnarzt auch noch ein Spezialist für diese noch relativ neue Methode, was wir vorher gar nicht wussten, und die gesamte Behandlung dauerte bei Kayla so vielleicht 40 Minuten und prompt hat sie wieder einen ordentlich beißfähigen Zahn. Der einzige Haken dabei ist, dass die Krankenkasse diese neue Methode nicht vollständig bezahlt. Rund 60 Euro mussten wir aus eigener Tasche drauflegen. Die einzige andere Alternative ohne Zuzahlung wäre die sogenannte Extraktion gewesen, also das Ziehen des Restzahnes. Aufgrund der wichtigen Lage dieses Backenzahns war die Rettung in jedem Fall wichtiger, als 60 Euro. Danach kam ich dran und lehnte mich entspannt einer kurzen Abfertigung harrend zurück im Behandlungsstuhl. Etwas nachdenklich wurde ich aber schon, als der Zahnarzt bei der Betrachtung meiner Beißwerkzeuge diverse Zahnnummern seiner Helferin vorlas, wonach er jeweils irgendwelche mir fremden lateinischen Begriffe anhängte. Als er mit der Bestandsaufnahme dann durch war, eröffnete er mir, dass sich bei mir im vorderen Mundbereich gleich 4 wichtige Füllungen verschoben hätten. Mir war da nichts aufgefallen, aber Sie glauben gar nicht, was die heute für moderne Apparaturen haben. Der hatte unter seinen Bohrern einen Stift, der eine Vergrößerungskamera beinhaltete. Die führte er dann in meinen Mund und auf einem großen LCD - Monitor, der seitlich am Behandlungsstuhl montiert war, konnte ich meine Zähne im Breitbild - Großformat sehen und das von allen Seiten. Von vorne sah man an den betroffenen Zähnen eigentlich nichts, aber von hinten hatten sich tatsächlich die Füllungen verschoben. Das führte dazu, dass es dort überstehende Ränder gab und zudem, dass man davon ausgehen muss, dass diese Füllungen innerhalb von wenigen Monaten auch rausfallen würden. Also hieß es, diese Füllungen müssen alle ausgebohrt und durch neue ersetzt werden. Normalerweise kein Problem, aber die lagen von vorne alle im Sichtbereich, dann ist das heute doch schon aufwändiger, weil die Optik auch halbwegs stimmen muss. So erhielt ich weitere 3 Termine, die alle ziemlich lange dauerten, vor allem der letzte hatte alleine eine Behandlungsdauer von über 90 Minuten. Ich war danach wirklich fix und fertig, trotz Betäubung oder vielleicht auch gerade wegen der Betäubung. Na ja, jetzt bin ich aber froh, dass ich das hinter mir habe. Erstaunlich ist der technische Fortschritt. Noch vor einem Jahr wurden neue Füllungen bei denen immer mit ultraviolettem Licht gehärtet, aber auch für diese Frontfüllungen haben die jetzt Kunststofffüllungen, nicht mehr Keramik wie bisher, und dieses Kunststoffzeug wird mit Laserstrahlen gehärtet. Dann wird vorher extra am Behandlungszimmer ein Schild an die Tür gehangen, damit keiner unbedacht da rein läuft, der dabei versehentlich in die Laserstrahlen gucken könnte, was für die Augen schädlich wäre. Der Vorteil dieser Laserhärtung ist wohl der, dass die Füllungen präziser angeglichen werden können und dass diese Füllungen sofort nach Verlassen der Zahnarztpraxis voll belastet werden können. Man kann also gleich danach wieder kauen. Früher musste man die neuen Füllungen erst einige Stunden aushärten lassen, bevor sie belastbar waren.
Das war für jetzt im Wesentlich alles, was es von hier an Aktuellem zu berichten gab. So wünsche ich Ihnen einen entspannten Winterausklang. Ich gehe nämlich davon aus, dass wir nicht mehr sonderlich viel Schnee bekommen werden. Vielleicht irre ich mich ja, aber ich meine es wäre schon der Frühling in der Luft.
Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Belgien" vom 26.03.2008
Taufrische Nach - Urlaubsgrüße!
Zunächst einmal nachträglich noch frohe Ostergrüße von Kayla und mir. Dieses Eierfest liegt nun ja auch schon wieder hinter uns. Keine weiße Weihnacht, dafür aber weiße Ostern hatten wir hier, das ist doch auch was. Es war zu Ostern wirklich sehr unbehaglich hier, jedenfalls draußen. Am unangenehmsten war der feuchte Matsch dabei, weniger der Schnee selbst. Immerhin hat es an einem Tag hier binnen vielleicht einer Stunde so viel geschneit, dass an einer der alten Fabrikhallen auf dem Gelände nebenan das Dach teilweise eingestürzt ist. Das war allerdings an einem der schon sehr maroden Gebäude weiter hinten im südwestlichen Bereich des Areals. Trotzdem finde ich es schade, weil jetzt die darunter liegenden Etagen bei jedem Regen gleich durchnässt werden und die dortigen Überreste dann wohl in kürzester Zeit vollends vernichtet werden. Wir haben natürlich drinnen auch bei Sauwetter keine Langeweile und haben die Heizung aufgedreht und es uns hier gemütlich gemacht. Die Leute werden immer kitschiger. Jetzt wird sogar schon zu Ostern wie wild geschenkt und das ist doch nur vom Handel künstlich angezettelt. Ich halte diese Entwicklung für idiotisch und warum soll man so dumm sein, sich vom Handel vorschreiben zu lassen, zu welchen Gelegenheiten man Geschenke verteilt? Es geht doch nur um den Verdienst dabei. Eiertechnisch haben wir uns diesmal ziemlich ins Zeug gelegt, was vornehmlich daran lag, dass Kayla ihre enorme Vorliebe für weich gekochte Eier entdeckt hat. So hatten wir sage und schreibe zu Ostern 50 weich gekochte Eier angefertigt. Doch zurück zu den sicherlich interessanteren Dingen.
Man könnte sagen, den ersten Urlaub für dieses Jahr haben wir schon hinter uns. Nun wird man vergeblich in 2008 bislang eine urlaubstaugliche Wetterperiode suchen und richtiger Urlaub war es auch nicht. Wie ich Ihnen in meiner letzten Email schon ankündigte, stand ja die Reise nach Belgien in das Schlösschen von dem Militärauto-Schrottplatzbesitzer bevor. Soeben haben wir diese Reise hinter uns. Es war mal etwas völlig anderes, als man sonst so gewohnt ist. Nun muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich zuvor noch nie in Belgien gewesen war und so gut wie nichts über dieses Land wusste. Es führt zu Unrecht ein wenig ein Schattendasein, obwohl es auf der anderen Seite das Europaland schlechthin ist. Ich weiß nicht, ob Sie sich in Belgien auskennen, vielleicht eher, weil die Entfernung dorthin von Ihnen vermutlich deutlich geringer ist, als von hier. Der Schrottplatzinhaber hatte uns zwar angeboten, dass wir einfach bei ihm im Wagen mitfahren könnten, aber wir wollten lieber mit dem eigenen Auto dorthin, weil man dann vor Ort unabhängiger ist für weitere Erkundungen in der Freizeit. Dann hatte er angeboten, mit seinem Wagen gemütlich voraus zu fahren, so dass wir ihm nur folgen brauchten. Das klingt einfacher, als es ist, denn er hat einen sehr schnellen großen Mercedes mit 224 PS, bei dem gemütlich fahren im Vergleich für unseren kleinen, mit 75 PS eher schwach motorisierten Opel - Corsa zumindest auf geraden Streckenstücken schon in Rasen ausartet. Aber er hat das dann immer erkannt und seine Geschwindigkeit weiter abgesenkt, damit wir mühelos folgen konnten. In engen Kurven, die es dort auch zur Genüge gibt, waren wir dann mehr im Vorteil, denn sein behäbiges Schlachtschiff tat sich dort schwerer, als unser wendiger Corsa, wo wir schon oft meinten, dass er dort ruhig hätte zügiger durchfahren können. Diese Art der Reise haben wir aber nur auf der Hinfahrt praktiziert, bei der Rückfahrt ist er dort geblieben und wir haben uns alleine den Weg gesucht, wobei wir größtenteils eine völlig andere Route nutzten. Ich muss sagen, die Rückroute auf eigene Kappe hat uns bedeutend mehr Spaß gemacht. Aber zunächst wieder zurück zur Hinreise. Die Reise führte u.a. quer durch Luxemburg, weil das die kürzeste Route war. Luxemburg kannten wir natürlich ebenso wenig und es ist ein sehr schönes kleines Land, ich hatte zuvor davon überhaupt keine richtige Vorstellung. Ich habe mir die Ortsnamen nicht gemerkt, wo wir überall durchkamen, aber den größten Teil der Fahrt legten wir auf Landstraßen zurück. Der Schrottplatzinhaber meinte, das sei landschaftlich wesentlich schöner und vor allem gäbe es derzeit viele Baustellen auf der einzig möglichen Autobahnverbindung, wodurch die Fahrzeit dort nicht geringer sei. Es würde keinen wirklichen Sinn machen, wenn ich Ihnen die einzelnen Unterwegs-Etappen aufliste, da es dort zahlreiche Varianten an kleinen und kleinsten Landsträßchen gibt, aus denen man sich die Route zusammenstellen kann. Ich weiß jetzt nicht, ob Sie sich in Belgien etwas auskennen, aber vielleicht sagt Ihnen der etwas kuriose Ortsnamen Huy etwas? Wenn nicht, das ist ein kleines Städtchen in der Nähe der relativ großen Stadt Liege oder auch Lüttich genannt. Es liegt genauer gesagt an einer Hauptverbindungsstraße die die größeren Städte Liege, Namur und Charleroi miteinander verbindet. Wobei Liege näher zu Deutschland hin liegt und dann folgt nach vielleicht 25 km Huy und weiter der Reihe nach die oben genannten anderen größeren Städte. Nicht das Städtchen Huy selbst war unser Ziel, sondern ein ganz kleines Dorf dort in der Nähe. Eine solche Dorfstruktur habe ich zuvor noch nie gesehen. Stellen Sie sich bitte vor, man würde an einer langgezogenen Straße, die 5 km lang über Hügel und durch Täler führt, hier und da versprengt in unterschiedlichem Abstand von mal 50 m, mal 150 m, aber auch öfters über 300 m, einzelne Häuser errichten, die dort wie an einer stark lückenhaften Perlenschnur aufgereiht stehen, und das Ganze dann zu einem Dorf erklären. So ungefähr sah der eigentliche Ort aus. Nur dass dann daneben noch ein paar kleine Seitentäler kamen, wo auch noch versprengt einige Siedlungen oder Einzelhäuser standen, die ebenfalls zu diesem kleinen Dorf gehörten. Eigentlich hätte man gesagt, die Häuser haben miteinander gar nichts zu tun, die sind halt irgendwann mal so verstreut in der Landschaft gebaut worden; ähnlich wie man auf dem Land gelegentlich Aussiedlerhöfe findet, nur dass es dort oft ganze Dorfstrukturen nach diesem Aussiedlerschema gibt. Ich glaube, in Deutschland würde eine solch verstreute, zersiedelte Bauweise gleich von den Amtsschimmeln unterbunden, weil das nicht in die Bürokratenhirne passt. Was in Deutschland bei einigen wenigen Aussiedlerhöfen vielleicht als Ausnahme gelegentlich mal möglich ist, wird in manchen Orten Belgiens scheinbar zur Regel, denn man sah solche Ortsstrukturen dort häufiger. Ich finde diese Art zu wohnen wesentlich schöner, als das dichte Gedränge in deutschen Orten, was es in Belgien natürlich an anderen Orten auch gibt, so ist es nicht. Wir haben zuhause in unserem Domizil neben der alten Fabrik für deutsche Verhältnisse ja das ausgesprochene Glück, im Prinzip ähnlich zu wohnen, aber in Deutschland ist es eine Ausnahme und bei uns nur wegen der besonderen Siedlungslage so. In einem der kleinen Seitentäler tat sich dann eine, man muss es so sagen, sehr unscheinbare wiesenartige Fläche auf und genau dort steht das alte Schlösschen von dem Schrottplatzbesitzer. Schlösschen und Schlösschen ist zweierlei. Es hat etwas schlossartiges, aber es ist mehr eine schön nostalgische Villa, würde man bei uns wohl sagen. Aber das Bauwerk hat Geschichte und es war wirklich mal ein Graf von Sambre-Cockerill oder so ähnlich, der dort ganz früher mal gehaust hat. Das heißt, er hatte das ungefähr 1770 oder um den Dreh herum wohl als „Drittschloss" errichten lassen, für wenn er dort auf Jagd war und um sich in Ruhe und Abgeschiedenheit mal zu entspannen. Es war nicht sein Hauptwohnsitz. Für den Begriff Schloss mag es eher klein sein, für Leute, die an normale Wohnverhältnisse gewöhnt sind, bedeuten stolze 550 m² Wohnfläche im Haupthaus aber gewiss eine ungeheure Größe. Es gibt zusätzlich noch ein Nebenhaus, welches mit zusätzlichen 180 m² Wohnfläche aufwartet. Doch dazu später mehr. Der Schrottplatzbesitzer hat in akribischen Suchaktionen in Behörden, Museen, Kirchenverwaltungen sowie bei privaten Geschichtsforschern Unmengen alter Unterlagen über das Schloss zusammentragen können, teils echte, teils Kopien aus Archiven. Man glaubt kaum, welch wechselvolle Geschichte diese ganze Gegend in den vergangenen 300 Jahren hatte. Heute ist das ein fast vergessener Fleck, der eigentlich nur noch den Einheimischen bekannt ist. Die Landschaft dort ist sehr abwechslungsreich. Wissen Sie, ich liebe Landschaften, die so eine gewisse Melancholie, gepaart mit Ruhe ausstrahlen und genau dieses richtige Mischungsverhältnis aus beidem hat man dort. Touristisch ist diese Ecke völlig unbekannt, trotz der stellenweise schönen Landschaft und obwohl einige Sehenswürdigkeiten im weiteren Umkreis angepriesen werden, wie z.B. mit einem Schiff befahrbare Höhlenwelten. Letztere haben wir leider nicht besichtigt, weil dazu die Aufenthaltszeit zu gering war, das holen wir sicher später einmal nach, wenn wir noch mal in diese Gegend kommen. Im Bereich der benachbarten Städte hingegen gibt es unerwartet viel Großindustrie. Wissen Sie, beim Begriff Belgien denkt man vielleicht an Felder, Nordseebäder, Weidelandschaften, Schokolade, Pralinen, Fritten, schöne alte Städtchen und gutes Essen, Atomium und EU-Verwaltung, vielleicht auch noch an See- und Binnenhäfen, aber mit Sicherheit nicht an endlos große Fabriken, die sich vor deutschen Großbetrieben nicht verstecken brauchen. Genau solche riesengroße Industrieanlagen fanden wir in vielfacher Form im Bereich von Liege, Charleroi und Anderlues. Ein riesiges Stahlwerk und andere Fabriken bilden regelrecht eine Kette um den Ort. Der Schrottplatzinhaber sagte, dass wohl der Graf, der sein Schloss einst erbaute, mit einer der Gründer der ersten Eisenhütten dort war. Wie gesagt, landschaftlich waren wir sehr positiv überrascht von der Gegend und dann noch diese großen Kontraste, das hat schon was. Hier die schönste liebliche Landschaft, die man sich vorstellen kann und nur vielleicht 10 km weiter riesige Industrieanlagen, wie man sie vielleicht in der Form vor 50 Jahren nur mit dem Ruhrgebiet in Deutschland in Verbindung gebracht hätte. Das Schlösschen liegt einsam auf einer Wiese. Nicht mittig auf der Wiese, sondern etwas mehr zum nordwestlichen Rand hin, wo die Wiese im Hintergrund durch einen leichten Damm begrenzt wird, der ein wenig an einen alten hochgelegten Bahndamm erinnert. Direkte Nachbarschaft gibt es zum Schloss noch weniger, als bei uns zuhause in der Siedlung. Das nächste Wohnhaus liegt etwa 1,5 km entfernt und wirkt etwas unbewohnt, aber der Schrottplatzinhaber meinte, dass dieses Haus von 2 Fotomodellen bewohnt würde, deren Spezialität gewagte Sexfotos wären. Diese seien aber meist nicht da, sondern reisten für ihre Aufnahmen in der ganzen Welt herum. Also eine etwas illustre Nachbarschaft, sofern man bei 1,5 km Distanz überhaupt noch von Nachbarschaft sprechen will. Früher soll es einen Park gegeben haben, auf der Wiese, von dem aus sich eine schöne Baumallee direkt in südöstliche Richtung in ein Waldgebiet erstreckte, wo der Erbauer des Anwesens dann gleich zur Jagd in den Wald reiten konnte. Da der Unterhalt dieser Parkanlage aber den späteren Eigentümern zu teuer und zu lästig war, hat sich darum keiner mehr gekümmert und es verfiel und wurde dann vor vielleicht 30 Jahren zum Teil sogar einfach planiert. Einige Reste von ehemaligen Springbrunnen und Treppen sowie von einem seeartigen, eckigen Teich mit Stufen am Anfang drin kann man aber heute noch zwischen diversem Unkraut ausmachen. Wenn man von der obersten Etage des Schlosses den Blick über diese Wiese streifen lässt, kann man von oben auch noch den genauen ehemaligen Verlauf der Allee erkennen, weil das Unkraut dort eine andere Farbe hat und irgendwie anders wächst. Wenn man hingegen unten am Boden steht, fällt einem das überhaupt nicht auf. Genaue Zahlen weiß ich nicht, aber er muss dass Schloss zu einem erstaunlich günstigen Preis bekommen haben. Es war mal die Rede von 51.000 Euro, aber ob das die wirkliche Gesamtzahl ist, weiß ich nicht ganz sicher. An solch einem historischen Gemäuer wollte sich wohl keiner die Finger verbrennen und er meinte, die Leute bauen heute lieber neu, anstatt sich die endlose Mühe mit solch einem Altbau zu machen. Nun würden sich gestandene deutsche Denkmalbehördenbeamte bei der Betrachtung des Hauptgebäudes sicherlich nicht sehr wohl fühlen, denn es ist im Inneren ein Mischmasch aus allen Bauperioden. In manchen Bereichen sind noch die uralten Holz - Zwischendecken von 1780, aber genauso gut finden sie dort auch Bereiche mit massiven Beton - Zwischendecken, mit denen man einerseits teils Kriegsschäden in der Zeit um ca. 1950 ausgebessert hatte sowie in den 70iger Jahren wurde mal ein Gebäudetrakt saniert und das hat man im Innenbereich auch alles mit massivem Beton gemacht. Die Außenmauern sind so stabil und dick, dass die auch mühelos die Last von den Betondecken tragen. Man hat auch stellenweise an solchen „Verbundstellen" einfach, aber äußerst stabil, große Löcher in die dicken Steinmauern getrieben und in diese dann enorm dicke Doppel -T-Träger aus Eisen eingelegt, die ihrerseits dann wieder die Betondecken tragen. Solch ein Verbund von unterschiedlichsten Materialien und Bauweisen habe ich zuvor noch nie in einem einzigen Gebäude vereint gesehen. Aber gerade dieser Verbund von allem Möglichen und dieser endlose Mischmasch ist dann auch wieder ein wahrer Quell von unzähligen Bauproblemen, mit denen man heute zu kämpfen hat. Wo die Betondecken sind, dort kann man nicht mal einfach so ein paar Löcher bohren, um schnell Kabel oder Rohre zu verlegen, weil man damals den Beton so hart und dick gemacht hat, noch mit vielen Eisenmatten und Unmengen Zement drin, dass man mit normalen Steinbetonbohrern auf normalen Bohrmaschinen da gar nicht durchkommt. Ich hatte den Eindruck, als wenn die nach dem zweiten Weltkrieg aus dem Schloss einen Bunker machen wollten. Für ein einziges, lächerliches Loch haben wir teils bis zu 5 teure Steinbohrer verschlissen. Deren Bohrköpfe sind in dem Sauzeug wie Butter geschmolzen und das Metall des Bohrkopfes hing in Tropfen am Bohrer herunter. So etwas habe ich in diesem Ausmaß zuvor noch nie gesehen. Gewiss kommt es immer mal vor, dass ein Steinbohrer blau anläuft und dann auch unbrauchbar ist oder sehr gelegentlich oben aufschmilzt, besonders bei der Billigsorte aus dem Baumarktswühlregal, aber so wie dort, das ist schon ein Sonderfall, zumal wir ausschließlich teures und gutes Qualitätswerkzeug verwendeten. Da sorgte schon der Schrottplatzbesitzer für, denn sein Grundsatz lautet: Billiges Werkzeug ist teures Werkzeug, weil wer am Werkzeug spart, der spart am falschen Ende, da billiges Werkzeug so schnell verschleißt, dass man laufend neues kaufen muss. Zusätzlich kommt noch der ganze Frust über die sinnlos vertane Arbeit und Zeit hinzu. Unser Haus ist auch schon aus stabilem Beton und die gleiche, gute Bohrersorte hatte dort nirgendwo Probleme. Wir verwenden zuhause von diesen Bohrern einen einzigen Bohrer zum Anfertigen von vielleicht 15 Löchern, bevor der nachlässt, wie gesagt, hier brauchte man 5 derartiger Bohrer für ein einziges Loch. Am Ende waren wir es so leid, dass der Schrottplatzinhaber in einem Spezialgeschäft in Liege einen pneumatischen Spezialbohrhammer für 1.100 Euro gekauft hat, zusätzlich noch spezielle Bohrer und Aufsatz - Bohrköpfe dafür, für nochmals weitere 400 Euro und damit ging's dann wirklich sehr gut. Wie Sie daraus entnehmen, sind wir schon mitten in der Arbeit. Ich habe da im Erklärungseifer etwas vorgegriffen, denn wir waren ja nicht nur zum Entdecken und Entspannen dort, sondern auch um beim Renovieren zu helfen.
Also unser erster Eindruck vor Ort war, dass Belgien ein sehr schönes Land ist, welches sehr viel Abwechslung in seiner Landschaft bietet und das alles in kurzer Distanz. 4 verschiedenste Landschaftsformen finden Sie in einem Umkreis von vielleicht nur 50 km. Der Ort dieses kleinen Schlösschens war mindestens so tot wie unsere Siedlung zuhause, eher noch doppelt so tot, das muss man ganz klar sagen, aber gerade das hat ja auch wieder seinen Reiz. Es kommt darauf an, welcher Typ von Mensch man ist. Ich habe zwar Jahrzehnte in der Großstadt Stuttgart gelebt, und ich habe immer gerne dort gelebt, aber das Leben in solch abgeschiedener Lage ist mindestens genau so reizvoll. Am ersten Tag dort, es war vielleicht 14 Uhr, als wir in dem Schloss eintrafen, stand erst einmal eine Kurzbesichtigung des Gebäudes auf dem Plan. Davor gab es ein Mittagessen. Da der Schrottplatzbesitzer selbst ja voraus gefahren war, konnte er sich auch nicht um ein Mittagessen kümmern. So fuhren wir in einem Bogen über ein paar sehr kleine Dörfer einige Kilometer zurück in das Städtchen Huy. Dort kehrten wir in einem urgemütlichen Restaurant ein. Der Wirt kannte den Schrottplatzbesitzer, die waren per Du und sprachen sogar deutsch miteinander. Es gab innerhalb kürzester Zeit eine leckere Mahlzeit auf Kosten unseres Gastgebers. Eigentlich hätte es Pommes Frittes gegeben mit einer Spezialität, einer gebratenen Leberwurst und Wirsing mit gebundener Milchsoße und ein Pistazien- Eis als Nachtisch. Da ich aber Pommes Frittes seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr vertragen kann, zu meinem eigenen Bedauern, ich mag die nämlich sehr gerne, war das kein Problem und ich bekam Nudeln anstelle der Fritten. Nach dem Essen wurde noch gemütlich etwas geplaudert und dann gings zurück ins Schloss. Es folgte die Besichtigung aller Etagen. Das war schon irgendwie beeindruckend. Fast schon etwas barbarisch wirkten da die rein zweckorientierten Renovierungen früherer Jahre, wie oben angedeutet, wo wirklich alles mit allem kombiniert wurde, Hauptsache das Anwesen ist wieder nutzbar. Man hatte sich dabei auch keinerlei Mühe gegeben, diese Mischbauweisen wenigstens ansatzweise zu verdecken. Da fand man mitten im Flur des ersten und zweiten Stockwerks hier und da sichtbare graue Fertig - Betonstürze über den Türöffnungen, oder wo mal gerundete Fensteröffnungen waren, hatte man ebenfalls fertige, eckige Betonumrandungen eingesetzt, frei sichtbar, darin dann ein eckiges Fenster, wie sie Anfang der 70iger Jahre sehr modern waren, mit asymmetrischen Fensterteilungen, solche Lappen von Fenstern mit einem riesig breiten Fensterelement und einem weiteren kleinen Element. Das wirkte schon befremdlich. In der Westseite hingegen waren vorwiegend noch alle originalen alten Fenster erhalten, weil die im Krieg nichts abbekommen hatten. Dann hatte wohl Anfang der 90iger Jahre schon mal jemand damit begonnen, einige dieser Bausünden auszubügeln, das aber dann auch nur halbherzig verfolgt. Also sind wir mal ehrlich, wenn man diese Bausünden für sich genommen alle beheben wollte, jetzt mal ohne den Nutzaspekt der Räume zu beachten, dann müsste man alleine dafür schon mindestens 3 Jahre Zeit investieren, wenn man das alles in Eigenleistung ändern wollte. Aber zum Glück will der Schrottplatzbesitzer das gar nicht alles ändern. Er sieht das pragmatischer. Nutzwert geht ihm vor irgendwelchen Denkmalaspekten. Ich fand es stellenweise schon ein wenig störend, wenn es einem gleich so ins Auge springt, dass in einem ehemaligen Rundbogen für ein oben abgerundetes Fenster, ein modernes eckiges Fenster eingebaut ist, aber nur zu gut kenne ich auch die finanziellen Aspekte solcher Änderungen. Wollte man auf korrekte Weise vorgehen, dann müsste man schließlich alle Fenster, die falsch sind ändern und das wiederum würde man dann ja auch mit modernen Isolierfenstern tun wollen, die eine gute Wärmedämmung bieten, was bedeutet, dass alle zu tauschenden Fenster einzeln angefertigt werden müssten. Die müssten dann optisch wie maßhaltig exakt den alten Fenstern nachgebaut werden, nur mit neuzeitlichen Materialien und wärmedämmend, denn dort passt rein gar nichts, was es vielleicht irgendwo im Bauhandel von der Stange gibt. Das würde bei solchen Fenstern mit Sicherheit noch viel teurer, als neue Fenster ohnehin schon sind. Also hat der „Bauherr" beschlossen, alle Fenster, die in ihrer Funktion noch brauchbar sind, bleiben so wie sie sind. Dort, wo oben über eckigen Fenstern in ehemaligen Rundbogen- Fensternischen hässlich beigemauerte Rundlücken der oberen Rundbögen sind, werden diese kunstvoll mit einer eigens von einem Fachmann aus Liege angemischten Farbe überlackiert, die ganz exakt dem Farbton der alten Originalsteine des Außenmauerwerks entspricht. Dadurch fällt dieser etwas schräge Lapsus nachher kaum noch auf, weil es so wirkt, als sei es schon immer so gewesen. Nun möchte ich Sie nicht mit weiteren Details zu den Arbeitsphasen langweilen, die wir bei unserem Aufenthalt abgeleistet haben, aber es ist schon eine etwas schwierige Baustelle. Nun muss man sagen, dass keineswegs das gesamte Schloss heftig renoviert werden muss. Ungefähr 40 % aller Räume sind gut in Schuss, vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß für alle heutigen Ansprüche an Wärmedämmung und Komfort, aber trotzdem gut und so, dass es sinnlos rausgeworfenes Geld wäre, diese Räumlichkeiten auch alle zu renovieren. Vor allem ist es der oben angesprochene Gebäudeteil, der im zweiten Weltkrieg ziemlich gelitten hatte und in vielen Jahren danach immer wieder in Teilabschnitten von ganzen Herscharen an unterschiedlichsten Handwerkern ausgebessert wurde, von denen jeder seinen eigenen Stil hatte, mit solchen Kriegsschäden umzugehen. Mit etwas Sorge muss auch ein anderer Teil betrachtet werden, der nie irgendwelche Schäden erlitten hatte und genau deshalb bei allen zwischenzeitlichen Renovierungsmaßnahmen nie Beachtung fand. Da sind Bereiche, wo dicke Holzbalken von Feuchtigkeit und Schimmel zersetzt sind, wie eine poröse und matschige Masse. Nun waren wir ja nicht die Helden der Arbeit dort, das war in der kurzen Zeit auch weder möglich noch angedacht, wir sollten ja nur im kleineren Rahmen helfen. Von den rund 10 Tagen, die wir dort verbrachten, haben wir an 4 Tagen beim Renovieren geholfen. So verblieb der überwiegende Teil zum Entspannen und Erkunden der Landschaft, wobei wir uns ausschließlich auf das nähere Umfeld im Umkreis von vielleicht 50 km beschränkt haben. Mit Sicherheit war es nicht unser letzter Arbeits- und Erholungsurlaub dort gewesen. Vielleicht in ein paar Monaten noch mal für 1 bis 3 Wochen sowie später in unterschiedlichen Abständen auch noch öfters. Er hat dort einen Elektriker als Hilfskraft, der die teils maroden Leitungen instand setzt und ich sage Ihnen, der hat eine Arbeitsweise, da würden sich in Deutschland alle im Grab liegenden Elektro - Handwerksmeister aus den letzten 50 Jahren im Grabe herumdrehen und dort rotieren wie ein Hähnchen am Grillspieß, wenn die das sehen könnten. Es gibt im Schloss noch etliche Räumlichkeiten, deren Stromversorgung über steinalte Leitungen ohne Schutzleiter geschieht. Normal wäre es ja nun, dass man die alle raus reißt und durch neue Leitungen und Verteiler mit Schutzleiter ersetzt. Für diesen Sparelektriker ist das aber nicht notwendig. Der prüft nur, ob die alten Drähte noch funktionieren und zieht nur einfach eine einzelne dritte Schutzleiterader in die alten Verteildosen ein. Wenn in den alten Rohren dafür kein Platz mehr ist oder wenn diese verstopft sind, was fast die Regel ist, dann zwängt er die Schutzleiterader zur Not auch einfach einzeln unter die Viertelstäbe der Fußleisten oder hinter Decken- und Vorhangverkleidungen. Kein Wunder, dass seine Arbeitsleistung dann nur ein Fünftel der üblichen Kosten verursacht, wie mir der Schrottplatzbesitzer mitteilte. Die einzige Stelle, wo der einigermaßen sauber arbeitet, das ist im Bereich der Stromzähler, weil da wohl irgendwann mal einer vom Stromversorger kontrollieren kommt, wenn der Umbau fertig ist.
Wie dem auch sei, wir haben dort einiges geholfen und nicht zuletzt dank unserer Erfahrungen im eigenen Haus ging uns das zügig von der Hand. In etlichen Räumen war besonders der Innenputz von Außenwänden stark beschädigt. Größere Fehlstellen und extrem viele dicke Narben im Putz verhießen nichts Gutes und man hätte alleine in einem der so geschädigten Räume mehrere Tage einen Verputz - Spezialisten beschäftigen müssen. Wissen Sie, leichte Verputzarbeiten kriege ich inzwischen selbst erledigt, sofern diese keinen besonderen Schwierigkeitsgrad aufweisen, aber was dort fällig war, hätte eines echten Fachmanns bedurft. Nun wäre ich nicht ich, wenn mir nicht eine leichtere Lösung einfiele. So schlug ich dem „Schlossherrn" vor, in den schlimmen Räumen die Außenwände einfach mit dick gedämmten Gipskartonplatten zu verkleiden. Wissen Sie, es gibt heute solche schönen Kombiplatten, da ist vorne diese superglatte Gipskartonseite und die Rückseite gibt's mit verschieden stark beschichtetem Styropor oder Styrodur. Styropor kennt jeder, brauche ich wohl nicht zu erklären und Styrodur ist so ähnliches Zeug, nur stabiler, fester und bröckelt nicht so. Oft ist letzteres in violett, hellgelb oder grün, warum weiß ich nicht, während Styropor ja meist einfach in weiß gehalten ist. Die Vorteile dieser Lösung liegen auf der Hand und hängen an der Wand, könnte man sagen. Eine superglatte Wandfläche, sehr gute Wärmedämmung und man braucht nur noch die Übergangsnähte zwischen den einzelnen Platten und die Schraublöcher mit Spachtelmasse beizuputzen. Die Materialkosten sind natürlich etwas höher, als beim Nur - Verputzen, aber dafür spart man sich den Lohn für einen Könner des Verputzens, der ansonsten dort fällig gewesen wäre. Weiterhin spart man danach merklich Heizenergie, denn gerade das großflächige Dämmen der Außenwände bringt viel. Der Besitzer war von der Idee mehr als begeistert, weil er so gleich in den Genuss der Wärmedämmung in einem Arbeitsschritt gelangt. Er bestellte dann gleich entsprechende Mengen solcher beschichteter Gipskartonplatten und die haben wir dann in unserer Zeit dort in immerhin 3 Räumen an den Außenwänden eingebaut und beigeputzt. Das ging recht zügig und damit war unser Arbeitspart für den jetzigen Aufenthalt im Wesentlichen schon erledigt.
So stand Erkundungen der Gegend nichts mehr im Wege. Wie schon eingangs erwähnt, eine unerwartet abwechslungsreiche Gegend ist das. Mit teilweisem Mittelgebirgscharakter und durchaus erheblichen Steigungsabschnitten in den Straßen, die jedoch, beispielsweise im Unterschied zu solchen Steigungsstrecken im Schwarzwald, nicht so lange anhielten und meist nach höchstens 500 m wieder in seichtere Streckenstücke übergehen. Dann fährt man so gemütlich daher und vielleicht nach nur 10 km befindet man sich plötzlich in einer großen ebenen Weidelandschaft, nur noch Flachland, Wiesen und vereinzelt ein paar Baumgruppen. Ich hatte mir in meiner Theorie ganz Belgien immer so vorgestellt, wie die letztgenannte Landschaft war. Dass es dort auch wunderschöne Mittelgebirgszüge gibt, war mir völlig neu. Auch diese Flachlandregionen sind sehr schön, sofern man dafür einen Sinn hat. Es gibt ja Leute, die können mit Flachland generell nicht viel anfangen, ich liebe hingegen einen ausgeprägten Flachlandcharakter sehr, mag aber halt auch Mittelgebirge. Nur mit alpinen Hochgebirgs- Landschaften habe ich es nicht so sehr, wo ansonsten viele Leute besonders von schwärmen. Ich finde solche extrem hohen Berge, wie in den Alpen, total erdrückend, fast schon bedrohlich und ungemütlich. Also Belgien ist ein Land, wo es, außer alpinen Gebirgsformen, sonst alles auf kleinstem Raum gibt, was man sich so an Landschaftsformen vorstellen kann. Somit ein Land ganz nach meinem Geschmack, zumal es dort, zumindest nach meinen Beobachtungen in dieser kurzen Zeit, einen deutlichen Schlag gemütlicher zugeht, als bei uns in Deutschland, wo generell alles von einer unerklärbaren Hektik geprägt ist. Von wegen deutsche Gemütlichkeit, belgische Gemütlichkeit, das klappt! Es mag Zufall sein, aber mit einem Punkt in Belgien tat ich mich allerdings etwas schwer, der Stil, wie die meisten dort autofahren war für mich gewöhnungsbedürftig. Dort gilt zwar auf normalen Landstraßen nur Tempo 90, also nicht wie hier Tempo 100, aber eigentlich fährt gerade dort in der kurvigen Mittelgebirgsregion kaum einer langsamer als 120 km/h und das, obwohl die Strafen für Geschwindigkeitsübertretungen dort wesentlich höher liegen, als bei uns. Soweit ich weiß, haben die allerdings kein Punktsystem, das ist nur so eine typisch deutsche Bürokraten - Verwaltungs- und Reglementierungserfindung, aber die Geldstrafen für derartige Übertretungen sind schon sehr heftig. Da musste schon manch einer einen Kleinkredit aufnehmen, um sein Strafmandat zu bezahlen. Wer dort seinen Strafzettel nicht bezahlt, der kriegt kurzerhand das Auto konfisziert, bis er bezahlt hat, da kennen die gar nichts. Andererseits erzählte mir der Schrottplatzbesitzer, dass es dort wesentlich seltener Geschwindigkeitskontrollen gäbe, als in Deutschland, vielleicht höchstens ein Zehntel. Das schließt natürlich nicht aus, dass man doch mal das Pech hat, da rein zu geraten. Wir hatten in der Hinsicht aber keine Probleme. Im Ausland ist man ja immer besonders bemüht, die örtlichen Regeln einzuhalten und gerade deshalb wirkt man dort wie ein Fremdkörper auf den Straßen, der da nur mit 90, vielleicht mal knapp 100 daher kriecht. Andererseits sind die meisten Straßen vom Zustand her schlechter als bei uns. Schlaglöcher werden, wenn überhaupt, oft wohl nur provisorisch beigeflickt, und um so mehr wundert es einen, wie die ihren Autos besonders auf den teils wirklich ungemütlich holprigen Straßen noch hohe Geschwindigkeiten abverlangen. Die müssten dort eigentlich einen enormen Absatz an Stoßdämpfern haben, denn dort merkt man sofort, wenn die verschlissen sind.
Das Wetter spielte zu der Zeit insgesamt nicht so richtig mit, es war vorwiegend nasskalt, teils sogar winterlich, aber das war im gleichen Zeitraum wohl in Deutschland nicht anders. Diese Wetterkapriolen waren somit kein belgisches Phänomen. An einem frischkühlen Morgen waren wir zu neuen Erkundungen aufgebrochen und entdeckten dabei, vielleicht 40 km entfernt, einen verlassenen und vergessenen Vergnügungspark. Sie kennen solche Parks sicher auch, wo es vor allem für Kinder und Jugendliche zahlreiche Vergnügungsattraktionen gibt, so in der Art von Achterbahnen, Autoskootern, Märchenbühnen, Puppenspielern, Schwimmbecken, Karussells, Süßigkeiten - Ständen, mehrstufigen Rutschbahnen, Park - Eisenbahnen und Tiergehegen sowie ähnlichem Zeug. Dort vegetiert ein solcher ehemaliger Vergnügungspark offensichtlich schon seit Jahren ungenutzt vor sich hin. Hoch bewachsen mit Unkraut von 5 bis 10 Jahrgängen stehen alle Anlagen still, Eisenteile rosten bereits, Holzteile klappern im Wind und verfaulen. Es ist eine gespenstische Atmosphäre, so etwas habe ich zuvor noch nie gesehen. Wir kennen uns mit Ruinen ja gut aus, aufgrund der Fabrik - Erkundungen, aber das hier ist wieder etwas völlig anderes. Weil das alles ja eine Parkstruktur hat, wo überall früher schön gepflegte Blumenbeete dazwischen waren, wächst heute in Verwahrlosung das Unkraut um ein Vielfaches mehr und schneller alles zu, als beispielsweise in einer alten Fabrik, wo sich das Grünzeugs zuerst wieder seine Lebensräume schaffen muss. Selbst das geht ja schon erstaunlich schnell, aber hier in solch einer Anlage passiert das praktisch innerhalb von einem Jahr aufs nächste. Gerne hätte ich Ihnen davon Fotos beigesteuert, jedoch wegen den nach wie vor ungelösten Kameraproblemen konnten wir nicht knipsen. Das werde ich mit Sicherheit bei einem späteren Besuch nachholen, der ja in absehbarer Zeit folgen wird.
Nun, es mag kitschig klingen, aber eine treffendere Formulierung fällt mir im Moment nicht ein, aber diese belgische Landschaft strahlt eine ungeheure Melancholie aus, das aber auf eine sehr angenehme Weise. Oftmals verbindet man Melancholie mit einer Art Trauerstimmung, Wehmut oder etwas ähnlichem, dort aber würde ich den Begriff mehr mit einer gewissen Melancholie der Gemütlichkeit oder der Behaglichkeit deuten. Diese Landschaft strahlt, zumindest auf uns, ungefähr die gleiche Art von Behaglichkeit aus, wie im tiefsten Winter ein warmer Ofen neben den man sich zurück kuschelt. Klingt alles irgendwie komisch, weiß ich, aber so empfand ich das. Eine Landschaft dieser Art ist natürlich keine Landschaft der Schlagzeilen und der besonderen Vorfälle. So gab es eigentlich ansonsten von dort auch weiter nichts zu berichten, außer dem, was ich Ihnen oben schon geschrieben habe.
Neben dem geschilderten, überschaubaren Arbeitspensum sind wir dort sehr viel mit dem Auto spazieren gefahren und gewandert oder haben uns zeitweise die Fahrräder vom „Schlossherrn" geliehen. Damit sind wir oft stundenlang durch die Landschaft geradelt. Es befreit so schön die Seele, wenn man dort radelt. Sämtlicher Stress und alle anderen Gedanken fallen dabei so schön von einem ab, ohne dass man selbst etwas dazu tun muss, außer zu radeln und die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Wir wären gerne noch ein paar Tage weiter dort geradelt, aber ein drastischer Wetterumschwung mit argen Minustemperaturen bei Nacht und selbst nur rund 2 Grad bei Tag, teils sogar mit Schnee und Hagel, vermieste uns diese Absichten. Da auch keine kurzfristige Wetterbesserung in Aussicht war, haben wir nach diesen Dingen unsere Sachen zusammen gepackt und sind nach Hause gefahren. Die Rückfahrt empfand ich wesentlich schöner, als die Hinfahrt, weil man dabei nicht mehr auf den Vordermann achten brauchte. Zurück sind wir ja völlig in Eigenregie, weil der Schrottplatzbesitzer dort geblieben ist. Wir sind dabei völlig andere Wege gefahren, dadurch hat die Rückfahrt auch doppelt so lange gedauert, wie die Hinfahrt, aber sie war auch mindestens doppelt, eher dreimal so schön. Im gut geheizten Wagen gemütlich durch die schöne und unbekannte Landschaft zu fahren, das machte trotz des grauen Wetters viel Spaß. Ab und zu haben wir uns beim Fahren abgelöst, so dass es für niemanden monoton wurde. Am liebsten wären wir in fast jedem Ort zum fotografieren mal ausgestiegen, weil jedes kleine Nest dort seinen völlig eigenen Charakter hat. Das haben wir natürlich nicht gemacht, erstens wegen der bereits genannten Kameraprobleme und zweitens, weil wir dann jetzt noch nicht zurück wären. Einerseits wären wir gerne noch tagelang so weiter gefahren, aber andererseits strebten wir auch wieder nach Hause in unser eigenes Heim.
Ein leicht atemberaubendes Ereignis hat uns vor wenigen Tagen in die Realität des früheren Industriegeschehens auf unserem Grundstück zurück geholt. Ich hatte Ihnen ja schon mehrmals ausführlich darüber berichtet, welche Fabrikanlagen sich früher mal hier auch auf unserem Grundstück befanden. Davon sieht man äußerlich heute nahezu nichts mehr, lediglich die Werkstattgarage, die uns ja vornehmlich als normale Autogarage dient, erinnert durch ihren Baustil und einige Reste im Inneren noch an diese Zeit. Auch berichtete ich Ihnen schon darüber, dass Teile unseres „Gartens" noch von Resten der Fabrikanlagen unterkellert sind, den man alleine deswegen schon nicht wirklich als Garten bezeichnen kann. Wir haben niemals Aufhebens um mögliche Umweltprobleme gemacht, die da vielleicht noch unter unseren Füssen schlummern. Es wäre ja auch schön blöd von uns, denn schlafende Hunde soll man bekanntlich nicht wecken. Wir gehen mit diesen theoretischen Problemen allerdings völlig entspannt um. Hier gibt es keinen Grund zur Besorgnis, solange von uns keiner aus eigenem Antrieb diese Thematik in der Öffentlichkeit anstößt. Ich gehe davon aus, dass die Behörden gar nicht mehr wissen, was auf unserem Grundstück vor über 40 oder noch mehr Jahren mal war. Die Leute, die sich daran nach so langer Zeit noch aus eigenem Miterleben erinnern, die sind heute schon so alt, dass sie nicht mehr aktiv in den Behörden arbeiten, sondern schon lange pensioniert oder gar tot sind. Die Aktiven hingegen wissen es gar nicht oder für die sieht es so aus, als ob seit je her die Fabrik erst hinter der Mauer am Ende unseres Grundstück angefangen hätte, weil ja auch diese Mauer schon 40 Jahre alt ist und daher heute nicht mehr wie nachträglich errichtet wirkt. Es gibt also gar keinen Anhaltspunkt, irgendwelche Altlasten auf unserem Grundstück zu vermuten. Wir selbst wurden unterdessen am vergangenen Freitag genau mit diesen Altlasten etwas unschön konfrontiert. Natürlich werden wir das nicht an die große Glocke hängen. Ich muss zum besseren Verständnis etwas weiter ausholen. Westlich endet unser Grundstück ja an besagter Mauer zur Fabrik. Östlich wird es durch die kleine Straße begrenzt, die dann an unserem Haus vorbei läuft und weiter in Richtung Süden durch den Waldhain am Militärauto - Schrottplatz vorbei zu den Mühlen führt. Gleich südlich neben unserem Grundstück zweigt von eben dieser Straße die ehemalige Haupt-Einfahrt zur alten Fabrik ab, unser Grundstück ist in diese Richtung größtenteils von altem Heckengebüsch begrenzt, welches wir auch alleine schon aus Sichtschutzgründen so stehen lassen. Nur nördlich hatte unser Grundstück keine richtige Begrenzung. Da steht ein Stück Maschendrahtzaun, aber eben nur ein Stück, dann eine unterbrochene kleine Mauer und eine Art kleiner Wassergraben, um dann im weiteren Verlauf auf benachbarte wiesenähnliche Grundstücke auszuufern, wo noch etliche alte Bäume drauf stehen. Rund weitere 150 m nördlich beginnt dann die eigentliche Siedlung, wo die Häuser der anderen Siedlungsbewohner stehen. Auf diese nördlich benachbarten Grundstücke gelangt man mit wenig Aufwand von der vorderen kleinen Straße, so dass im Prinzip jeder, der will, von dieser Seite über diese nördlichen Nachbargrundstücke ohne größeres Hindernis auf unser Grundstück laufen könnte. Das gefiel uns natürlich nicht so recht. So beschlossen wir, die Lücken in dieser Einfriedung durch Reste von Maschendrahtzaun zu schließen. Bei unseren Fabrikerkundungen gleich nebenan hatten wir schon vor längerer Zeit einige Rollen fast neuwertigen Maschendrahtzauns sowie ungefähr 30 dazu passende Eisenrohrpfähle vom Fabrikgelände mitgebracht. Das Zeug lag gleich vorne an, man könnte sagen auf der anderen Seite der Mauer. So wie das aussieht, waren das Reste, die mal bei der Errichtung eines Zaunes an anderer Stelle des Fabrikgeländes vor vielleicht 30 Jahren übrig geblieben waren. Es ist also alter Zaun, der aber noch ungebraucht ist und der nie aufgestellt war. Obwohl das so alt zu sein scheint, ist es schon die Sorte mit der grünen Kunststoffbeschichtung. Aufgrund des Alters blättert die allerdings an den Pfählen schon stellenweise etwas ab. Das beeinträchtigt die Funktion jedoch nicht. Wir haben schnell mit einer Schaufel in den jeweiligen Lücken, wo noch kein Zaun war, einige Löcher im Abstand von ungefähr 2,5 m gemacht, selbst gemischten Beton rein und die Pfähle da rein, etwas mit Holzlatten abstützen und härten lassen. Später kommt dann der Maschendrahtzaun an diese Pfähle. So weit, so gut. Das Gelände ist dort hinten nicht ganz eben, so dass sich, sobald man im Regen ein Loch gräbt, darin gleich Wasser ansammelt, da es durch die leichte Grundstücksschräge automatisch dorthin läuft. Ein Pfahlloch, welches aus Zeitmangel nicht am gleichen Tag mit Beton befüllt werden konnte, lief so am Folgetag hoch voll Wasser, als es zu regnen begann. Alles nichts besonderes. Etwas nachdenklich wurde ich allerdings, als ich sah, dass sich das Wasser in dieser Pfütze blubbernd gelb verfärbte und zu qualmen begann. Sie werden sagen, der Lappenkeuler spinnt jetzt vollends, aber es war genau so. Das Regenwasser in der Pfütze wurde kräftig gelb, blubberte, oder man muss schon mehr sagen brodelte, und wo die Bläschen vom Brodeln platzten rauchte es. Zugleich stank es wie faule Eier, allerdings ergänzt um eine stechend ätzende Geruchsnote. Kayla war entsetzt und meinte, dass man sich ja wohl nicht mehr in den Garten trauen könne, wer weiss, was da noch alles drunter schlummert, wo man sich vielleicht noch Verätzungen an den Füssen einhandelt, wenn man da rein tritt. Es war wirklich beunruhigend, würde ich etwas anders behaupten, müsste man mich für abgestumpft erklären. Aber was macht man in solch einer Situation? Ich habe mit der Schaufel das Regenwasser aus dem Loch gehoben, wonach der Effekt nachließ. Unterhalb des Lochs entdeckte ich eine gelblich-weiße, leicht schleimige Lehmschicht, die wohl für dieses Malheur verantwortlich war. Es sind irgendwelche alten Überreste aus einem Gemisch von Erdreich, chemischen Altsubstanzen, Bauschutt und sonstigem Müll, die wohl noch von dem Abrissmaterial stammen, welches entstanden war, als vor vielleicht 40 Jahren die Reste der Fabrikanlagen, die auf unserem Grundstück mal standen, platt gemacht wurden. An Entsorgung hat damals keiner gedacht, die chemischen Überreste wurden einfach gleich behandelt wie Erdreich und mit untergebuddelt. So haben wir eiligst dieses Loch mit Unmengen von selbst gemischtem Beton verfüllt, Zaunpfahl rein, fertig! Kayla hatte schon die Befürchtung, dass der Beton wegen der Chemikalien nicht abbinden würde, aber das krasse Gegenteil war der Fall, der Beton wirkte fast wie Schnellzement und war binnen einer halben Stunde steinhart. Etwas kurios sieht es dennoch aus, weil der Beton sich ebenfalls hellgelb marmoriert verfärbt hat. Das stört uns aber nicht, wenn im Frühling das Wetter mal besser ist, dann wird dieser Betonsockel einfach grau angestrichen und es fällt nicht mehr auf. Mittlerweile haben wir den ganzen Zaun auf der nördlichen Grundstücksseite fertig, so dass nun das Betreten von Unbefugten nicht mehr so leicht möglich ist. Im Prinzip muss man bei unserem Grundstück wohl immer gespannt sein, welche Überraschung oder welche Altlast als nächstes auf einen wartet. Grün angehauchte Umweltpäpste oder ähnlich eingestellte Personen hätten hier sicherlich keine ruhige Minute mehr und hätten wahrscheinlich schon längst eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Verkäufer angeleiert, um das Anwesen wieder los zu werden. Wir jedoch überhaupt nicht. Wissen Sie, ich weiß genau, dass ein vergleichbares Anwesen heute unter normalen Umständen nie und nimmer für diesen Preis, den wir gezahlt haben, in solch einer exzellent ruhigen Einzellage zu bekommen wäre. Was würde es mir nützen, wenn ich dann vielleicht nach einem Prozess das Geld zurück bekäme, dann aber auch hier das Haus los wäre und wir uns wieder woanders etwas suchen müssten? Zu einem solchen Preis kriegt man heute nichts wirklich brauchbares mehr, was uns so zusagen würde, wie das hier. Also halten wir lieber schön den Mund, genießen die einzigartige Lage und die räumlichen Möglichkeiten und nehmen dafür im Gegenzug die gelegentlichen Unannehmlichkeiten von entdeckten Altlasten in Kauf. Wie ich schon öfters erwähnte, da wir ohnehin im Garten kein Gemüse oder dergleichen anbauen wollen, spielt das für uns doch gar keine wirkliche Rolle. Unser Leben wird dadurch nicht eingeschränkt und wenn wir mal viel Zeit haben und alles andere erledigt ist, dann könnten wir sicher auf dieser unterlagerten Gartenfläche einfachen Rasen sähen, dafür wird's wohl immer noch reichen. Dort stellen wir dann im Sommer ein paar Liegestühle auf und können das als Entspannungswiese nutzen. Gewiss wird man sagen, dass der Makler oder der Verkäufer uns eigentlich auf die Altlasten hätte hinweisen müssen, aber die haben uns ja sogar schriftlich und notariell beglaubigt gegeben, dass hier keine Altlasten vorhanden wären, was eindeutig nicht stimmt, aber was würden wir damit erreichen, wenn wir deswegen nun Sturm laufen würden? Die einzigen, die Nachteile davon hätten, das wären wir selber. Selbst dann, wenn das dann alles auf Kosten des Verkäufers geräumt würde und wir ansonsten hier wohnen bleiben könnten. Würde das nämlich geräumt, dann wäre hier wohnen auf sicherlich 2 Jahre lang unmöglich, bis das alles ausgebaggert wäre und wer weiß, was dabei noch alles zum Vorschein käme. Der Rentner, der sich ja nun wirklich auch von früher her hier gut auskennt, der vermutet nämlich auch, dass dort noch ganz schön giftige Dinge lauern, die man besser unangetastet lässt. Wie schon gesagt, uns beunruhigt das alles nicht wirklich, so lange keine offiziellen Stellen oder irgendwelche blöden Umweltheinis davon Wind bekommen. Wenn man das als Außenstehender zum ersten mal hört, erschrickt man gewiss, aber es ist alles halb so schlimm oder noch nicht mal das. Entscheidend ist doch, dass man hier gut lebt und als Bewohner keine wirklichen Beeinträchtigungen durch diese Angelegenheit hat. Wie schon oben erläutert, ohne diesen mehr theoretischen, weil nicht wirklich spürbaren Nachteil auf der einen Seite, wäre das alles hier niemals zu einem solch günstigen und für uns erschwinglichen Preis zu haben gewesen.
Am Ostersamstag war hier eine Truppe von Studenten, die ja oft für neue Ideen gut sind, und die haben im vorderen Bereich das Gelände der alten Fabrik besichtigt. Zusammen mit einigen älteren Herren wurde vor allem hier der vordere Bereich, unweit des alten Haupteingangs und der großen Halle mit dem großen Kamin, also auch unweit von unserem Haus, unter die Lupe genommen. Einige kletterten sogar an den leichten Eisenstufen des Kamins ein Stückchen hoch, allerdings keiner wagte sich höher als etwa 4 m. Der Kamin soll insgesamt 36 m hoch sein, sagte der Rentner mal. Sie werden lachen, das ist ernst gemeint, die haben die Idee, diesen hohen nostalgischen Kamin, der offensichtlich in seiner Bausubstanz noch recht gut erhalten ist, nachts mit farbigen Scheinwerfern anzustrahlen sowie an dem selbst auch noch ganz oben irgendwelche Scheinwerfer und eine sogenannte Laserkanone anzubringen, die dann nachts für eine besondere Beleuchtungsstimmung sorgen. Ich habe mit einigen von denen gesprochen und diese Idee ist denen bei einer nächtlichen Reise durchs Ruhrgebiet gekommen, wo man ähnliches an einigen Stellen mit alten Kaminen und Fabrikanlagen macht. Ich kann mir zwar durchaus vorstellen, dass das seinen optischen Reiz hat, aber ich denke, man kann das Ruhrgebiet nicht mit hier unserer Siedlung vergleichen, denn wenn man das bei uns wirklich machen würde, wer würde das schon sehen, außer uns Siedlungsbewohnern und den Arbeitern in der Regenwasserbehälterfabrik? Ich hoffe ja nicht, dass die auf die Idee kommen, hier zusätzlich noch irgendwas zu machen, was Heerscharen von Leuten herlockt, die das dann bewundern. Wie mir einer der Studenten sagte, ist es vor allem, wie so oft, ein Geldproblem, denn die Studenten werden das ja nicht aus ihrer Tasche bezahlen, sondern suchen jetzt Sponsoren oder gar die Verwaltungen als Geldgeber. Firmen als Sponsoren machen das aber nur, wenn dabei für sie auch ein Werbeeffekt heraus springt und das dürfte hier in der einsamen Lage wohl schwierig werden. Die Kommunalverwaltungen haben ohnehin kein Geld übrig und werden da wahrscheinlich eher nichts für ausgeben. So schön das optisch auch sein mag, aber ich hoffe inständig, dass die mit ihrem Projekt scheitern, denn es wäre eine Schande, wenn nur deshalb Menschenmassen hergelockt würden und es mit unserer abgeschiedenen Ruhe vorbei wäre.
Von meinem Autobekannten erfuhr ich, dass vor einigen Wochen in Stuttgart eine kleine Demonstration gegen ein Kopftuchverbot an einem Bereich der Uni war. Alleine schon diese Diskussion ist in meinen Augen der größte Schwachsinn, den es gibt. Für mich sind diese Kopftücher vor allem ein Zeichen von religiösem Fanatismus und Fanatismus ist generell immer schlecht, egal wofür oder wogegen er sich einsetzt. Da habe ich ganz unbewusst und auch unbeabsichtigt ein großes Gehabe angestoßen. Ich hatte im Verkaufsraum vom Autohaus meines Autobekannten meine Ansicht geäußert, dass eine Religion, die von den Leuten unbedingt äußere Zeichen wie ein Kopftuch abverlangt, für mich lächerlich sei. Um zu verdeutlichen, wie ich das meine, sagte ich dann, dass es im Prinzip das Gleiche wäre, wenn morgen eine Religion daher käme, die von all ihren Anhängern verlangen würde, dass sie ständig eine rote Pappnase tragen. Dann würde sicherlich sofort jeder sagen, wie lächerlich solche aufgezwungenen Zeichen sind und im übertragenen Sinne sehe ich das mit dem Kopftuch ähnlich. Nun waren wir in diesem Verkaufsraum zu dem Zeitpunkt nicht ganz alleine. Hinten in einer Ecke stand ein Mann, der sich ein ausgestelltes Fahrzeug ansah. Da ich aber nur in normaler Zimmerlautstärke gesprochen hatte, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass der dahinten das überhaupt hört. Er hatte es aber gehört und zu allem Überfluss war das auch noch ein Türke, der dem muslimischen Glauben anhing. Wogegen ich ja auch überhaupt nichts habe, jeder kann ja glauben, was er will, aber der hatte meine Wortfetzen noch nicht ganz aufgeschnappt, da kam der wie ein Wildschwein nach vorne zu uns gehastet und brüllte mich an, dass ich ein elendes Lästermaul sei und dass Allah mich bestrafen würde. Mit diesen Äußerungen hätte ich angeblich die Lehre des Propheten in Frage gestellt. Das ist ja schon für sich genommen völliger Unsinn, weil ich nichts in Frage stellen kann, was ich überhaupt nicht kenne. Mir ist die Lehre des Propheten nicht bekannt. Weitere Wallungen von mittelalterlichem, religiösen Fanatismus schüttete er über uns aus. Mein Autobekannter versuchte zuerst die Stimmung zu besänftigen, aber dieser aufbrausende Kerl wollte sich gar nicht besänftigen lassen. Im Gegenteil, der steigerte sich immer weiter da hinein. Von dem Getobe wurde schon die Frau meines Autobekannten aufmerksam, die nebenan im Büro saß, und kam herüber. Dann hat mein Autobekannter ihn raus geworfen, weil der absolut keine Ruhe geben wollte. Zuerst hat der meinem Autobekannten dann noch Prügel angedroht, aber da kennt er den schlecht. Mein Autobekannter ist ein sehr ruhiger und gelassener Mensch, aber alles hat seine Grenzen und wenn die bei ihm überschritten sind, wie in dem Fall, wo er sich in seinem eigenen Haus von einem fanatischen Idioten angreifen lassen soll, dann wird der sehr ungemütlich. Er hat den Kerl zuerst mit einem Schraubenschlüssel traktiert und ihn dann am Kragen gepackt und vor die Tür geworfen. Mit dieser Geschichte war ja wieder erneut bewiesen, wie verrückt diese Burschen sind. Das hat doch in dieser Form nichts mehr mit Religion zu tun, so ein Verhalten kann ich nur als absolut krank bezeichnen. Nach meiner Meinung sollten Leute mit solch einer fanatischen Einstellung gleich aus Deutschland rausgeworfen werden. Wenn die das so ausleben wollen, sollen die zu haus bleiben, wo sie hingehören, aber nicht ihren festsitzenden, chronischen Hass in die ganze Welt tragen.
Nun ja, solche Ereignisse verwundern einen und stimmen einen nachdenklich. Andererseits sollte man sich davon nicht zu sehr beeindrucken und schon gleich gar nicht vereinnahmen lassen. Sich nach Leuten zu richten, deren Horizont allerspätestens an der eigenen Nasenspitze endet und deren Zukunft ausschließlich in der Vergangenheit von vor Jahrtausenden liegt, das war noch nie mein Ding. Beeindrucken können mich solche Figuren schon gleich gar nicht, eher im völligen Gegenteil. Nun, weg von solchen eigentlich sinnlosen Gedanken, denn die grauen Zellen des Hirns sind zu schade dafür, um sie damit zu belasten. Am nächsten Wochenende müssen wir schon wieder diese irrwitzige Sommeruhrzeitumstellung absolvieren, an diesem Tag freut man sich am meisten über alle funkgesteuerten Uhren, die das automatisch machen. Ich finde, das ist der größte Vorteil dieser Art von Uhren.
So ende ich nun, Kayla und ich wünschen Ihnen einen schönen Frühling, der hoffentlich auch bald wettermäßig in Aktion tritt.
Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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