LPK-i5

Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Zähne” und “Belgien” aus dem Jahre 2008. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

PDF - Datei ”Zähne” (94 KB) zum Download hier klicken

PDF - Datei ”Belgien” (84 KB) zum Download hier klicken

Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Zähne" vom 11.02.2008

Frische Erstjahresgrüße!

Zunächst rückwirkend noch vielen Dank für die vielen guten Wünsche
zu Weihnachten und Neujahr.

Zunächst etwas zum Thema Computer, weil das gleich kürzlich in
mehreren Emails und Briefen angesprochen wurde, die mich
erreichten. Das Speichern auf diese Sticks ist eine feine Sache, die
mich sehr begeistert. Die winzigen Dinger gibt's inzwischen ja zu
leicht erschwinglichen Preisen und die Handhabung ist
benutzerfreundlich. Auch hat man damit endlich ein Speichersystem,
bei dem man keine Sorgen um den Platzbedarf haben muss, wie es
früher immer bei den Disketten war, auf die nicht viele Daten drauf
passten, insbesondere, wenn man Bilder transportabel speichern
wollte. Früher die Disketten habe ich nie gerne benutzt, weil nur
wenig drauf passte und weil es so fürchterlich lange brauchte, bis die
Daten geschrieben oder gelesen hatten. Jetzt kann man mit den
Datensticks seine in Benutzung befindlichen Daten immer dabei
haben und sie an dem Computer einsetzen, wo man gerade will. Das
ist auch ideal, wenn man, wie wir, öfters zwischen Notebook und dem
normalen PC wechselt. Wir hatten uns im April 2007 einen einzigen 1
GB - Stick, damals noch für 17 Euro zugelegt, aber wo die jetzt im
Preis so verfallen sind, hatten wir uns zusätzlich im November jeweils
einen für Kayla und für mich mit je 2 GB aus einem Sonderangebot
für je 8,99 Euro gekauft. Da hat jeder seine Daten beisammen und
kann sie überall nutzen, egal welchen Rechner er gerade in Beschlag
nimmt. Es gibt wohl sehr große Unterschiede in der Schnelligkeit
beim Speichern. Der oben genannte 1 GB - Stick speichert so schnell,
als würde man die Datei nur auf der Festplatte hin und her schieben,
während jetzt die beiden 2 GB - Sticks in der Datenübertragung doch
merklich langsamer sind; allerdings in einem noch sehr gut
erträglichen Bereich.
Nochmals kurz zurück zum Internetbetrieb selbst. Wir plagen uns ja
immer noch, wie in der Internetsteinzeit, über ein normales Modem
ins Netz. Jeder weiß, dass dies nicht gerade eine sonderlich schnelle
Verbindung darstellt, aber ich habe den Eindruck, dass die Telekom in
den letzten Monaten größere Änderungen vorgenommen hat, weil die
Datenübertragungsgeschwindigkeit seit etwa September 2007 hier
ständig drastisch schwankt. Früher war das immer ungefähr gleich
langsam, man muss es so sagen; aber seit etwa diesem Zeitpunkt
kommt es manchmal vor, dass die Daten ganz erheblich schneller
übertragen werden, als vorher. Kein wenn ohne aber, denn im
Gegenzug rasselt die Übertragungsrate hier zuweilen gelegentlich seit
dem gleichen Zeitpunkt unendlich in den Keller. Das geht manchmal
sogar so weit, dass man glaubt, die Verbindung sei total
zusammengebrochen. Das Blöde dabei ist, man kann überhaupt nicht
kalkulieren, wann es schnell oder langsam geht. Früher konnte man
meist pauschal sagen, dass es spät nachts meist etwas schneller ging,
weil dann weniger andere Surfer die Leitungen blockieren, aber die
nun aktuellen Effekte streuen total unterschiedlich, mal geht es
Nachmittags rasant schnell, wo es früher immer stockte und dafür
nachts fast gar nicht und mal umgekehrt. Ärgerlich dabei ist, das diese
wechselnden Phasen oft sporadisch hin und her springen, also dass
man vielleicht gerade noch eine superschnelle Verbindung hatte, und
fast im gleichen Augenblick wechselt es zu kriechend langsam und
bleibt dann für vielleicht etliche Minuten so, um dann wieder plötzlich
zur rasanteren Art zurück zu kehren. Da kann man manchmal schon
die Krise bekommen, weil die Phasen, in denen es langsam geht, dann
wirklich extrem nervend langsam sind, dafür entschädigen auch die
gegenüber früher deutlich schnelleren Phasen nicht wirklich. Nun ja,
ich hatte Ihnen damals schon mal etwas über unser sparsames
Surfverhalten geschrieben und dieses unkalkulierbare Wechselbad hat
uns zu noch sparsameren Surfern gemacht, als wir es vorher schon
waren. Es ist nicht so, dass wir die Zeit im Internet stoppen, aber Pi
mal Daumen würde ich sagen, dass wir beide zusammen pro Woche
höchstens noch 20 Minuten im Internet aktiv sind, eher noch deutlich
weniger. Emails rein und raus, vielleicht mal ganz kurz irgendwo
nachsehen und fertig! Alle Emails, die wir schreiben wollen, erstellen
wir während der Woche im Textprogramm und sammeln die
sozusagen, bis zu unserem „Internettag" und dann werden die auf
einen Schlag rausgehauen.

Da hat es uns nun schon fest im Griff, das neue Jahr. Schon wieder ist
mit einem Paukenschlag das größte Festgebilde des Jahres,
Weihnachten kombiniert mit Silvester und Neujahr, längst vorbei und
Geschichte. Sogar die Fasnet ist schon vergessen. Wieder schreiben
wir ein neues Jahr und wenn man so will, kann man sagen, dass selbst
davon schon wieder ein Zehntel vorbei ist.

Wie Sie sicher noch wissen, sind wir keine Weihnachtsfans. Vor
allem, weil ich Weihnachten in der heutigen Zeit doch in erster Linie
als eine klug aufgebauschte Angelegenheit zur Geschäftsbelebung
ansehe. Es ist längst vorbei und ich möchte nicht viele Zeilen mit
diesem Thema verschleißen, da ich mich vor Jahren schon öfters
diesem Thema gewidmet hatte. Und doch war letztes Weihnachten bei
uns anders, als in den Jahren davor. Ein winziger Hauch der früheren
Weihnachtsstimmung, wie man sie vor vielleicht 25 Jahren noch
kannte, war diesmal wieder dabei. Die recht trübsinnige Stimmung
des Weihnachtsfestes 2006 wiederholte sich nicht, was auch viel daran
lag, dass Kayla nicht, wie damals, ins Krankenhaus musste. Aber auch
die ganze Stimmung, die in der Luft lag, war anders. Sie werden
lachen und mich jetzt für einen sentimentalen Schwachkopf halten,
aber wir hatten dieses Jahr sogar einen kleinen Weihnachtsbaum
aufgestellt. Das hat es bei mir sicher schon 5 bis 10 Jahre nicht mehr
gegeben. Sonst stellte ich immer solch ein winziges, 30 cm hohes,
zusammenklappbares Kunststoffweihnachtsbäumchen auf, wo schon
die Lichterkette und der Baumschmuck fertig eingearbeitet sind, das
reichte mir völlig. Kayla kannte das mit echtem Baum gar nicht und
da hier Bäume genug in den umliegenden Waldbereichen zum
Nulltarif zu haben sind, kam uns 2 Tage vor Weihnachten spontan die
Idee, doch noch mal einen echten Baum aufzustellen. Kayla war
neugierig wie das ist, das war der eigentliche Grund dafür. Wie Sie
wissen, haben wir in den letzten Jahren einige Umzüge durchlitten
und so gestaltete sich vor allem die Suche nach den 2 Kartons mit dem
alten Christbaumschmuck sehr schwierig. Ich wusste genau, dass ich
sie nicht weggeworfen hatte und sie bei jedem Umzug irgendwie noch
mitschleppte, obwohl ich manchmal kurz davor stand, sie in den Müll
zu werfen, weil man beim Umzug mehr nüchtern an so etwas heran
geht und das als unnötigen Ballast ansieht, insbesondere wenn man
diese Sachen eigentlich nicht mehr braucht, weil man normalerweise
ohnehin keinen Weihnachtsbaum mehr aufstellt. Aber irgendwie ist da
doch noch eine letzte Hemmschwelle so etwas wegzuwerfen, zumal
nahezu der ganze Baumschmuck noch von meiner Mutter stammt, der
bereits in meiner Kindheit die Bäume schmückte, wenn man mal von
einer der beiden Lichterketten absieht, die vielleicht vor 15 Jahren mal
nachgekauft wurde. Aber die alte Lichterkette, die noch über so große
elektrische Schraubgewindekerzen verfügt, stammt noch aus meiner
Kindheit, dürfte also mittlerweile gut 50 Jahre auf dem Buckel haben,
ebenso diese ganzen Kugeln. Die Ersatzkerzen dafür kosten heute
mehr, als eine komplette neue Lichterkette. Nur das Lametta ist
jüngeren Datums, vielleicht vor 10 Jahren mal in einer
Vorratspackung gekauft, die für 100 Bäume ausreicht. Nun hieß es in
den letzten Jahren, dass Lametta nicht mehr „in" sei und man nur noch
Bäume ohne Lametta aufstelle, aber aus der Kindheit bin ich daran
gewöhnt. Für mich ist ein Weihnachtsbaum ohne Lametta kein
richtiger Weihnachtsbaum. Das ist wie ein Auto ohne Räder. Und ich
denke, mit dieser geschmacklichen Ansicht liege ich gar nicht mal so
falsch, denn im jetzt gerade zurück liegenden Weihnachten habe ich
wieder eindeutig mehr Bäume mit Lametta gesehen, als in den letzten
5 Jahren zusammen. Egal, um das eigentlich schon verstrichene
Thema noch schnell zu ende zu bringen, wir haben es uns hier an
Weihnachten so richtig gemütlich und kuschelig gemacht. Kayla fand
diese Stimmung toll und wenn man das zu zweit im kleinen Kreis
gemütlich begeht, hat es durchaus was. Aber für mich alleine würde
ich das nicht machen, denn da kommt diese Stimmung trotz Baum erst
gar nicht auf.
Was Silvester betrifft, das ist hier bei uns in der Siedlung ja schon ein
Sonderfall. Im letzten Jahr beschrieb ich da ja schon kurz etwas. Ich
meine, zu beschreiben gibt es da eigentlich nichts, aber wenn man
noch Silvester aus Stuttgart gewohnt ist, dann kommt einem das hier
fast schon unheimlich vor. Ich beschreibe Ihnen mal kurz in
Stichworten, was hier Silvester los war:
23.58 Uhr im Fernsehen kommt eine Sonderschaltung nach Berlin
zum dortigen Feuerwerk. Hier bei uns draußen: Totenstille und Nebel.
0.00 Uhr im Fernsehen Trara und Feuerwerk, wir schalten aus,
wünschen uns Prosit Neujahr und gehen mal nach draußen. Hier
draußen: Totenstille und Nebel. 0.05 Uhr wir wandern draußen etwas
herum, weiter Totenstille und Nebel, aber immerhin mit extremer 
Gehöranstrengung kann man einige Knallgeräusche aus sehr weiter
Ferne erahnen, aber mehr auch nicht. Ende der Beschreibung.
So einen ruhigen Jahreswechsel habe ich noch nie erlebt. Hier in der
Siedlung hat diesmal kein einziger auch nur einen winzigen Knaller
gezündet, schon gleich gar keine Rakete. In mancher normalen Nacht
während der Woche geht es hier lauter zu, obwohl es dann auch
nahezu totenstill ist, aber da hört man im Hintergrund aus der Ferne so
ein wenig Rauschen, Zischen und Brummeln von der
Regenwasserbehälter - Fabrik. Die hatten von Weihnachten bis
Neujahr den Betrieb ganz dicht gemacht. Der Chef von der Firma war
ohnehin gar nicht hier, der hat ein Chalet in der Schweiz, wo der im
Wintersport die ganze Zeit von kurz vor Weihnachten bis kurz nach
Neujahr verbracht hat. Das erzählte mir der Rentner, der es von ihm
höchstpersönlich erfahren hatte. Die Geschäfte scheinen also gut zu
laufen, sonst könnte der sich das nicht alles leisten. Wie gesagt, ein
derart ruhiger Jahreswechsel, das ist schon beinahe unheimlich. Wir
selbst kaufen ohnehin kein Feuerwerk, dazu ist uns das Geld zu
schade. Einfach anzünden, dann knallt, leuchtet oder fliegt es und
dann ist das schöne Geld futsch, sinnlos verheizt, wenn man so will,
nur für einen optischen und akustischen Effekt, eigentlich idiotisch.

Ausgerechnet am Silvesterabend hatte ein Ehepaar aus Malsch hier
ziemliches Pech, allerdings selbst verschuldet. Die kamen am frühen
Nachmittag mit ihrem Wohnmobil her und stellten es ein Stück
südlich seitlich in der Einfahrt zur alten Fabrik ab. Wir kannten die
nicht. Die stiegen aus, um auf dem Weg zu den Mühlen etwas zu
spazieren. Nach einer knappen Stunde kamen die zurück und wollten
wieder nach Hause fahren. Der Spaziergang war sozusagen zum
Sammeln der Kräfte gedacht, weil sie am Abend mit vielen Bekannten
eine große Silvesterparty bei sich zuhause in Malsch feiern wollten,
das sagte die Frau mir später. Nach dem Spaziergang bestiegen sie
wieder ihr Wohnmobil und wollten losfahren. Aus welchem Grund
auch immer, geriet der Fahrer beim Einbiegen auf die kleine Straße
hier über den rechten Fahrbahnrand hinaus, so dass der Wagen mit
dem rechten Vorderrad relativ weit über den Straßenrand hinaus fuhr.
Nun ist dieser Seitenstreifen an solch kleinen Nebenstraßen ja nicht
befestigt und ein Wohnmobil hat ordentlich Gewicht, zumal es eine
größere Ausführung war, so kam, was kommen musste, das
Wohnmobil sank vorne im Seitenstreifen ein. Der Mann schien auch
als Fahrer dieses Kolosses nicht sehr geübt, denn wie ich sah, hatte
das Fahrzeug Heckantrieb, wodurch er in dem Fall nur hätte den
Rückwärtsgang einlegen müssen und vorsichtig sich so wieder selbst
aus dem Schlamassel hätte ziehen können, da die rückwärtigen Räder
alle noch einwandfreien Kontakt zur Straße hatten. Aber nein, der
Blödmann legte einen Vorwärtsgang ein und glaubte wohl, so in
einem Bogen weiter nach vorne fahren zu können und dann wieder da
raus zu kommen. Das einzige was dann natürlich passierte war, dass
die hintere Zwillingsbereifung der rechten Seite auch noch auf den
Seitenstreifen geriet und auch rechts einsackte. Dann gab er noch
immer mehr Gas, wodurch sich diese Seite so richtig schön im Matsch
eingrub. Damit aber noch nicht genug, denn durch das sehr hohe
Gewicht des Fahrzeugs presste sich der Untergrund an dieser
Straßenrandseite immer mehr zusammen und der Wagen sackte schräg
ab. Er stand nach vielleicht 10 Minuten schon bedrohlich schief und
da es dort zu den östlich gelegenen Wiesen schräg nach unten geht,
weil die vielleicht 1,5 m tiefer liegen als das Straßenniveau, drohte zu
allem Überfluss die Karre auch noch umzukippen. Nervös zappelte
der Fahrer an seinem Lenkrad, während die Frau schon aus
Angstgründen ausgestiegen war und versuchte, ihren Mann von
weiteren Aktionen jeglicher Art abzuhalten. Der wollte sich natürlich
nicht so einfach geschlagen geben und geriet in zusätzliche Hektik,
weil ihm die immer näher rückende Silvesterparty einfiel. Dann fragte
der Wahnsinnige uns doch ernsthaft, ob wir nicht einfach unseren
Wagen mit einem Abschleppseil vorspannen könnten, um so zu
versuchen, sein havariertes Straßenschiff wieder auf die sichere
Fahrbahn zu ziehen. Wissen Sie, bei aller Hilfsbereitschaft, aber das
ist wahrhaftig eine hirnrissige Idee, mit einem kleinen Opel - Corsa,
der vielleicht 900 kg wiegt, einen 4 - Tonnen - Blechberg von
Wohnmobil herausziehen zu wollen, der überdies auch noch felsenfest
im Erdreich eingesunken ist. Das lehnten wir natürlich kategorisch ab,
wodurch er dann recht unfreundlich wurde und ausgerechnet er uns als
unfähige Schwachköpfe betitelte. Ein widerlicher, aufbrausender Kerl!
Seine Frau versuchte ihn zu beruhigen und von weiteren
beleidigenden Äußerungen abzuhalten, worauf sie sich dann anhören
musste, dass sie eine primitive blöde Kuh sei, die nur immer mit ihrem
faulen Arsch gemütlich daneben sitzen und sich chauffieren lassen
bräuchte, aber wehe, wenn es dann mal nicht so klappe, wie sie sich
das wünsche, dann sei er der Buhmann. Also die Stimmung bei denen
war nicht nur auf dem Nullpunkt, sondern noch weit darunter. Da ich
es nicht nötig habe, mich von solch einem Idioten beleidigen zu
lassen, sind wir im Haus verschwunden und haben jede weitere Hilfe
abgelehnt. Die arme Frau tat mir zwar leid, aber soll sie halt diesen
Idioten verlassen, wenn der das immer so macht. So murkste vor
allem der Mann vielleicht noch eine Stunde weiter, mit dem Erfolg,
dass sich am Aufbau des Wohnmobils hinten schon Risse in der
Verkleidung zeigten, vermutlich wegen der andauernden Schieflage
und der damit einhergehenden Verspannung im Material. Ich bekam
noch mit, wie die Frau ihn lauthals anflehte, aufzuhören und einen
Abschleppdienst per Handy anzurufen, bevor es alles noch schlimmer
würde. Er brüllte dann nur in einer enormen Lautstärke, sie sei eine
Scheißkuh und soll eben zusehen, dass sie zu Fuß nach Hause gehe.
Nun liegt Malsch nicht gerade um die Ecke, das sind schon ungefähr
knapp 30 km von hier, was zeigt, auf welch verrückte Ideen dieser
Knilch kam. Als alles murksen nichts half, inzwischen war es schon
dunkel und etwa 17.30 Uhr, kam dann doch ein herbeigerufener
Abschleppwagen, der auch mit solch größeren Kalibern fertig wird.
Der Abschleppwagenfahrer fügte so eine Art Eisenbügel aus dickem
4- Kantrohr unter das Wohnmobil, mit denen er das dann mit Hilfe
des angebauten Krans anheben und aus dem Matsch ziehen konnte.
Kaum standen die wieder auf der Straße, hatte es der Mann wieder
sehr eilig und wollte wegen der Silvesterparty schleunigst nach Hause
fahren, was aber nicht ging, weil sich am Wohnmobil die Kardanwelle
verzogen hatte und es dadurch nicht mehr fahrbereit war. So konnte
der wohl seine Party ganz vergessen und der Abschleppwagen nahm
ihn dann im Schlepp mit. Wir waren froh, als dieser Verrückte endlich
weg war. Ich weiß nicht, wie die Frau es mit diesem Dauercholeriker
aushalten kann.

„Alles billig" ist sicher ein zwiespältiger Begriff. In Karlsruhe ist uns
ein Laden aufgefallen, der sich so oder so ähnlich nennt und der Name
soll selbstverständlich Programm sein. Nun ist die Frage, ob der
Begriff „billig" hier im Sinne von preiswert oder eher im Sinne von
qualitätslos zu verstehen ist. Es ist ein sogenannter Restposten-
Verwerter, dessen gesamter Warenbestand aus Restposten und
ähnlichen Dingen bestehen soll. Wie Sie wissen, schauen wir meist so
ziemlich auf jeden Cent, wenn auch nicht mehr ganz so drastisch, wie
noch vor knapp 2 Jahren, trotzdem üben preiswerte Läden daher einen
besonderen Reiz aus. Zumal wir ohnehin in der Gegend waren und an
diesem Tag Zeit genug hatten, sind wir mal gemütlich durch den
Laden spaziert. Direkte Kaufabsichten hatten wir nicht, auch weil wir
im Voraus überhaupt nicht wussten, was die so alles haben. Man lässt
sich in solchen Billigläden halt vom Angebot inspirieren oder auch
nicht. Auffällig war gleich hinter dem Eingangsbereich eine riesige
Abteilung die überquoll mit zig tausend Süßigkeiten, darunter viele 
Weihnachtssachen, die natürlich Ende Januar gewiss als Restposten
bezeichnet werden dürfen. Vor allem hat der Laden unzählige kleine
technische Geräte im Angebot von völlig sinnlos bis durchaus
interessant. In erstgenannte Rubrik passt wohl ein kleines
elektronisches Plastikgerät, welches nichts anderes macht, als in
undefinierbaren Zeitabständen komische Quietschgeräusche
abzusondern. Fragen Sie mich nicht, wozu das gut sein soll. Kayla
meinte zuerst, es soll vielleicht eine Art Warngerät sein, um
Einbrecher abzuhalten, wenn man mal für längere Zeit nicht in der
Wohnung ist, dass die glauben mögen, es wäre doch einer da, wenn
die das hören. Aber dazu waren die Geräusche viel zu leise und vor
allem von solchem Kitschgequieke lässt sich kein Einbrecher dieser
Welt abhalten, selbst wenn er es hören würde. Nun gut, das Teil
kostete auch nur 1 Euro, wir haben es trotzdem nicht gekauft. Wie
schon gesagt, viel unnutzes Zeug, aber auch durchaus Sinnvolles, wie
z.B. Taschenradios, Arbeitshandleuchten, Rauchmelder oder solche
Infrarot - Bewegungsmelder, die das Licht automatisch einschalten.
Nun trafen wir auf ein Gerät, das unser Interesse weckte, wie Sie es
sicher auch kennen. Es ist eine elektronische Temperatur - und
Wetterstation mit zusätzlich 3 funkgesteuerten Außenfühlern, die man
draußen oder in anderen Räumen, Nebengebäuden u.s.w. anbringen
kann, damit man vom Wohnzimmer aus sieht, wie kalt oder warm es
dort ist. Dieses Komplettset sollte nur 7,99 Euro kosten. Solche
Dinger kosten selbst beim Discounter, wenn der die einmal im Jahr
anbietet, meist zwischen 20 und 30 Euro und die haben dann nur einen
einzigen Außenfühler mit Funkübertragung. Es sah auch gut
verarbeitet aus, nicht gleich billig, und so wurden die 7,99 Euro
investiert. Die böse Überraschung folgte dann am nächsten Tag beim
Aufbau zuhause. Die eigentliche Station, die man z.B. im
Wohnzimmer aufstellt oder an die Wand hängt, funktionierte zunächst
schon mal gut. Sie zeigte die Temperatur im Wohnzimmer, die
Luftfeuchte und den Luftdruck mit Wettertendenz auf einem großen
LCD - Display schön an. Nur von den 3 mitgelieferten Funk -
Außenfühlern die eingehenden Daten über deren Temperatur wurde
bei keinem einzigen angezeigt. Auf der Station sind dafür extra 3
unterteilte Felder für Außenfühler 1 bis 3, worin dann ebenfalls in
LCD - Zahlen groß die jeweilige Temperatur angezeigt werden soll,
jedoch anstatt Zahlen erschienen dort nur 4 Bindestriche, weiter
nichts. In der Beschreibung hieß es, wenn dort Bindestriche
erscheinen, dann sendet entweder der jeweilige Außenfühler nicht,
dessen Knopfzelle könnte leer sein oder das Grundgerät, also diese
Station, und die Außenfühler hätten sich nicht synchronisiert. Dieses
Synchronisieren sollte man nach der ersten Inbetriebnahme machen,
indem man am Grundgerät hinten eine winzige Reset - Taste drückt
und danach müsse man bis zu 3 Minuten warten und der Rest ginge
automatisch. Dann würden nach und nach die unterschiedlichen
Temperaturwerte der Außenfühler eintreffen und angezeigt. Doch
Pustekuchen, selbst nach 15 Minuten tat sich nichts. So lag die
Vermutung nahe, dass die Knopfzellen in den Außenfühlern schon
leer sind, weil die Geräte vielleicht schon irgendwo ein paar Jahre im
Laden vergeblich auf Käufer warteten und Batterien halten ja nicht
ewig. Nun bin ich kein Elektrotechniker und wollte auch nicht
riskieren, die Dinger selbst kaputt zu machen. So bin ich mit den
Außenfühlern zu dem Elektriker aus dem Ort, den ich ja schon kenne,
da er hier bereits mal gearbeitet hatte, mit der Bitte, ob er überprüfen
könne, ob diese Knopfzellen in den Außenfühlern noch Saft haben.
Das hat ein Geselle von ihm dann auch im Handumdrehen mit einem
Messgerät überprüft, mit dem Ergebnis, dass eine leer war und die
anderen beiden noch gut waren. Somit hätten die beiden Außenfühler
mit den guten Batterien ja funktionieren müssen, taten sie aber nicht.
Wieder zuhause habe ich dann noch mehrmals wieder diese Resettaste
gedrückt und gewartet, in der Hoffnung, dass es wenigstens von zwei
Fühlern noch irgendwann klappt, aber es kam noch schlimmer. Nach
einem der Reset-Versuche funktionierte dann diese Station selbst auch
nicht mehr und zeigte dauernd auf allen Anzeigen nur noch die Zahl 8
an und das dauernd. So hätten wir demnach im Wohnzimmer 88,8
Grad gehabt, was gewiss ungesund gewesen wäre, ebensolches wurde
nun auf allen Außenfühlerkanälen angezeigt. Auch die anderen
Anzeigen zeigten nur noch alles Achten. Kayla meinte, vielleicht
beruhigt sich das Grundgerät wieder, wenn man dort mal kurz die
Batterien rausnimmt. So haben wir das versucht. Es beinhaltet 4
solche schmalen Micro - Batterien, wie sie oft in Fernseh-
Fernbedienungen sind, so konnte man das selbst noch schnell machen.
Aber das brachte ebenso wenig, wie der Tausch dieser Micro -
Batterien gegen neue. So sind wir entzürnt diese Tage wieder mit dem
Schrott in den Laden und wollten unser Geld zurück. Die Verkäuferin,
eine sehr resolute, extrem schlanke Frau, vielleicht um die 50 Jahre
alt, lehnte jedoch auf alle Produkte generell jede Gewährleistung ab
und verwies darauf, dass dies auch in deren Geschäftsbedingungen
stünde, die gleich am Eingang in einem Rahmen hängen. Die hängen
dort wirklich, aber welcher Kunde liest sich beim Betreten eines
Geschäftes zuerst mal eine halbe Stunde lang deren kleingedruckte
Geschäftsbedingungen durch? Es entstand eine nicht lautstarke, aber
dennoch relativ intensive Diskussion zwischen der Frau und uns und
es wirkte so, als ob wir wohl mit dem Schrott wieder von dannen
ziehen müssten. Dann kam ein Mann aus einer Seitentüre zu einem
Büro, vielleicht um die 40 Jahre alt, der sich als Eigentümer des
Ladens entpuppte. Er fragte die energische Verkäuferin, was denn los
sei. Diese erläuterte ihm kurz unseren Fall und verwies darauf, dass
wir eben wegen der Geschäftsbedingungen kein Anrecht auf einen
Ersatz oder die Herausgabe des Kaufpreises hätten. Der Mann
schwankte dann von einem Bein aufs andere und meinte mit einem
langgezogenen „Jaaaaaa....." beginnend, eigentlich ist das so, aber wir
wollen zufriedene Kunden und er beschied, dass wir uns aus dem
Regal ein anderes Exemplar des gleichen Geräts holen könnten. Das
machten wir dann und er selbst schlug vor, es in seinem Beisein gleich
auszuprobieren. Er höchstpersönlich trennte mit einem Teppichmesser 
die harte durchsichtige Kunststoffverpackung auf, die Geräte wurden
eingeschaltet und siehe da, alles funktionierte perfekt. Damit waren
wir natürlich zufrieden, dieser Chef auch und die resolute Verkäuferin
dann auch, mit der Zusatzbemerkung: „Wenn der Chef das sagt, ist
das gut so!" Zuhause haben wir dann alles angebracht und können
nun vom Wohnzimmer aus sehen, wie viel Grad es draußen im Garten
hat, wie viel Grad in der Werkstattgarage sowie in deren Anbau
aktuell herrschen, da wir die 3 Temperatursensorsender dort jeweils
installiert haben. Da haben wir also noch Glück gehabt, dass der Chef
dieses Ladens gerade herbei kam, denn sonst säßen wir jetzt auf dem
defekten Ding.

Es gibt offensichtlich auch heute noch Leute, die Asiaten generell
nicht ausstehen können. Diese Tage waren wir in einem Baumarkt in
Pforzheim, um dort etliche Kleinteile und Dispersions - Farbe für
unsere Renovierungsarbeiten im Anbau der Werkstattgarage zu
kaufen. An dem Tag war es ziemlich voll dort, obwohl wir nicht damit
gerechnet hätten, da es ein normaler Werktagmorgen war. Wir hatten
weitgehend auch alle Teile zusammen, außer gelber Abtönfarbe, die
wir zum Mischen der Dispersions - Farbe benötigten, damit die den
gewünschten Farbton erhält. Wir wollen die Wände in dem Raum des
Anbaus nicht einfach nur weiß, sondern in einem dezenten aber hellen
Gelbton streichen, also eine leichte Gelbtönung ähnlich wie
Zitronengelb aber wesentlich weniger intensiv, wenn man so will. So
befragte ich eine Verkäuferin, die dort Regale mit Ware bestückte, ob
die noch irgendwo die gelbe Abtönfarbe vorrätig hätten? Die hatte
aber keine Ahnung und sagte, dass sie nur eine Aushilfskraft sei, ich
möchte doch bitte am Informationsstand für die Lackabteilung
nachfragen. Die haben, verteilt auf den Laden, vielleicht 5
verschiedene Informationsstände stehen, wo meist jemand an einem
Computer sitzt, der über gesuchte Waren oder auch zu fachlichen
Fragen Auskunft geben kann. Da ist beispielsweise ein Stand eben für
die Farb-, Tapeten- und Teppichabteilung zuständig, ein weiterer für
die Sanitärsachen und Fliesen, einer für Werkzeuge, einer für
Elektroartikel und einer für Holz. Wir also an den Stand für diese
Lackabteilung, dort war aber keiner, der Stand war verwaist. Daher
begaben wir uns zum nächsten Stand, der eigentlich für Holzsachen
zuständig ist, dort saß aber eine Frau vor dem Computer. So befragten
wir die. Die verzog missmutig die Miene und war genervt, weil wir sie
aus ihrer Computerarbeit gerissen hatten. Ihre Blicke versteiften sich
gleich stechend giftig auf Kayla, obwohl ich die Frage gestellt hatte.
Wenn Blicke töten könnten, wäre Kayla in diesem Moment tot
umgefallen. In einem schon sehr barschen Ton sagte sie krächzend, in
dem sie zugleich auf das über dem Stand hängende große Schild
„Holz, Holzzuschnitte und Zubehör" zeigte, dass sie nicht die
Lackabteilung sei und wir dort fragen müssten. Dann vertiefte sie sich
wieder in ihre Computerarbeit. Ich schob nach, dass wir dort schon
waren und dass dieser Stand nicht besetzt sei. Dann krächzte sie
wütend nach, dass wir dann eben an diesem Lackstand warten sollten,
bis einer käme. Kayla meinte dann ruhig und gelassen, dass könne ja
vielleicht lange dauern, denn wir wüssten ja nicht, ob da heute
überhaupt noch einer kommt, ob ihr Kollege von dieser Abteilung
nicht vielleicht heute frei hat und gar nicht kommt. Da sprang diese
Ziege aber auf und beschimpfte Kayla gleich, dass wir hier schließlich
nicht in China wären, wo es wahrscheinlich nach dem Motto gehe:
Kommste heut nicht, kommste morgen..... Also soll sie sich gefälligst
dort ein paar Minuten gedulden. Eine solch unfreundliche Behandlung
lässt Kayla sich natürlich auch nicht gefallen und sie sagte so etwas
ähnliches wie: Oha, so eine superfreundliche Bedienung hier, solch
einen Laden kann man ja nur weiter empfehlen.... Da hätten Sie diese
Giftziege aber mal sehen müssen. Der quollen fast die Augen vor Wut
aus dem Kopf und sie tobte wörtlich, dass Kayla wohl eine
chinesische Pappnase sei, die nicht fähig wäre, fachliche Unterschiede
zwischen einer Farb- und Holzabteilung auszumachen, weil das wohl
in China alles ein und der selbe Einheitsbrei wäre. Dann fügte sie
noch mit etwas leiserer Stimme hinter her: „So ist das wohl auch
zuhaus bei dieser  Pappchinesin, alles ein kommunistischer
Einheitsbrei und dann sich hier noch aufspielen und meckern." Dabei
schaut Kayla gar nicht mal so sehr asiatisch aus. Gut, man erkennt es,
dass sie aus dem asiatischen Raum stammt, keine Frage, aber ich
würde mal sagen, dass sie schon gleich gar nicht nach einer Chinesin
aussieht, vielleicht eher wie ein Gemisch aus einem leicht asiatischen
Elternteil und einem europäischen Elternteil. Wie dem auch sei, ich
habe diese Zimtzicke von Verkäuferin dann mal gefragt, ob sie noch
alle Tassen im Schrank hätte oder ob sie sich zu Silvester vielleicht
ihren Verstand kaputtgesoffen hätte. Hihi, diese Reaktion die dann
kam, kann man nicht beschreiben, die hätte man filmen müssen. Die
Frau sprang hinter ihrem Computer auf wie von der Tarantel
gestochen, wurde kreidebleich im Gesicht, sagte keinen einzigen Ton
mehr und zischte davon. Kam natürlich auch nicht wieder, womit uns
in der Sache nicht geholfen war. Wir beschlossen daher, ohne die
gelbe Abtönfarbe zur Kasse zu gehen und haben nur die anderen
Sachen gekauft. Bei der Rückfahrt haben wir dann einen Umweg über
Bretten gemacht, weil ich da ohnehin noch wegen einer anderen Sache
hin wollte, und dort in einem kleinen Baumarkt die fehlende gelbe
Abtönfarbe gekauft. Normalerweise hätte man diese komische
Asiatenhasserin ja bei ihrem Chef anschwärzen müssen, aber dazu war
uns an diesem Tag einfach die Zeit zu schade, weil das ja alles noch
mehr hinaus gezögert hätte.

Kayla hat unterdessen in gewisser Hinsicht wieder eine Arbeit an
Land gezogen. Eine rund 300 Seiten starke Übersetzung von Thai in
Deutsch für eine winzige Firma mit gerade einmal 3 Beschäftigten aus
unserer früheren Heimatstadt Stuttgart. Um das alles ordnungsgemäß
bewältigen zu können, haben wir uns mit einen Haufen Büromaterial
eingedeckt, welches es in den Tagen zwischen Weihnachten und
Neujahr beim Aldi günstig gab. Da es keine engen Termingrenzen für
diese Angelegenheit gibt, so lange sie es schafft, diese Übersetzung
bis etwa Mitte März 2008 fertig zu bekommen, kann sie locker und
gelassen an diese Arbeit herangehen. Derzeit verhackstückt sie etwa
10 bis 12 Seiten täglich, was ihr locker von der Hand geht, wenn sie
pro Tag dafür rund 3 bis 5 Stunden Zeit einsetzt. Zuhause arbeiten ist
natürlich immer etwas anderes, als noch lästig irgendwohin fahren zu
müssen und es ist bei höherer Effizienz auch entspannteres Arbeiten,
weil man nicht aus der gewohnten Umgebung heraus gerissen wird
und weil man besonders hier seine Ruhe hat. Die kleine Firma bezahlt
nicht schlecht, da staunt man nur. Übrigens geht es bei dem Text um
eine Abhandlung über gewisse Naturphänomene in einem bestimmten
Gebiet Thailands. Das liegt ihr in diesem speziellen Fall besonders,
weil sie dieses Gebiet selbst sehr gut kennt, da sie nur unweit davon
ihre Kindheit größtenteils verbracht hatte. Das wusste sie vorher aber
noch gar nicht, als sie diesen Auftrag annahm. Den Kontakt zu dieser
Firma hat sie auf Umwegen über die Frau von unserem
Autobekannten bekommen, dieser Griechin, die kannte die Inhaberin
der kleinen Firma irgendwo her.

In anderer Hinsicht hat sich hier allerdings auch etwas getan. Zum
Glück jedoch nicht in direkter Nähe, sondern etwa 4 km von hier
entfernt. Da ist, zwischen einigen Hügeln ein Hochplateau. Darauf 
befinden sich kilometerweit nur Felder, die von den hier typischen
kleinen Waldhainen begrenzt werden. Hinter diesen Hainen endet das
Hochplateau und es fallen die Hügel wieder ab. Im Oktober 2007 hat
man auf diesem Hochplateau mit dem Bau von 6 Wind-
Energieanlagen begonnen. Die findet man ja heute fast überall, nur
unsere direkte Umgebung war bis dahin noch ziemlich verschont
davon. Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass die Dinger nicht gleich in
unserer Sichtweite gebaut wurden. Man sieht sie, sobald man die
Siedlung über die Zufahrtsstraße verlässt, da die Zufahrtsstraße
ansteigt und man dann ab einem gewissen Punkt eine gute Übersicht
über das Umland hat. Man sagt, 4 km sind ja noch weit weg, aber ich
habe schon oft festgestellt, dass man solche Windräder selbst über
Distanzen von fast 10 km sehr gut sehen kann und die einem ins Auge
springen. Eine optische Bereicherung der Landschaft sind die in
meinen Augen nicht gerade. Wie ich mal von einigen Anliegern
gehört habe, sollen die beim Betrieb sogar einen ziemlichen Lärm
machen, der zwar mehr unterschwellig im Hintergrund dröhnt, aber
das dauernd. Solche Dinger sollte man den Ökofritzen direkt vor die
eigene Haustüre setzen, aber dann wären gerade das die ersten, die
dagegen zu Felde zögen. Zurück zu diesen 6 Windmühlen der
Neuzeit. Deren Erbauer haben beim Aufbau ein enormes Tempo
vorgelegt und alle Anlagen laufen bereits seit Anfang Dezember 2007.
In unserer inzwischen obligatorischen Fotoecke habe ich Ihnen davon
mal ein Bildchen unter dem Titel windraeder1 beigesteuert. Es
entstand kurz nach Neujahr und zeigt 5 der 6 neuen Anlagen auf
diesem Hochplateau.

Ansonsten komme ich mit beigesteuerten aktuellen Fotos derzeit
etwas ins Hintertreffen, weil bei meiner eigenen Digitalkamera der
Akku sich nicht mehr laden lässt. Das heißt, man kann ihn zwar noch
laden und gleich unmittelbar nach dem Laden kann man noch exakt 1
Foto damit schießen, sofern man dies ohne Blitz tut, aber dann ist er
auch schon wieder leer. Wartet man nach dem Laden aber auch nur
eine Viertelstunde bevor man ein Foto schießt, geht auch das schon
nicht mehr. Der Akku hält keine Energie mehr. Mit Blitz geht gar
nichts mehr. Da meine Kamera ohnehin ja den Fehler hat, öfters
Bilder nur in schwarzweiß zu speichern und auch einige andere
Macken die Freude seit längerem einschränken, überlege ich derzeit
noch, ob ich überhaupt noch einen neuen Akku dafür beschaffen soll.
Ich bin nicht darüber informiert, was solch ein Akku kosten wird, aber
vermutlich sind die nicht billig und beispielsweise 20 Euro würde ich
in die Kamera schon nicht mehr investieren. Ich glaube meine
Schmerzgrenze läge bei 12 vielleicht auch noch knapp 15 Euro, die
mir das allerhöchstens noch wert wäre.
Ausgerechnet fast zum gleichen Zeitpunkt gibt's auch bei Kaylas
teurer und wirklich sehr lobenswert guten Minolta ein ähnliches
Problem. Man kann deren Akku auch nicht mehr laden, hierbei liegt
es aber nicht am Akku, sondern an einem Zuleitungsdraht vom
Ladegerät. Da ist so ein ganz winziges Ladegerät bei, wo man den
Akku einlegen muss. Das Ladegerät selbst ist vielleicht nur 50 %
größer als der Akku. An dieses Ladegerät muss man zuvor ein ganz
spezielles Netzkabel stecken, als Verbindung zur Steckdose. Da Kayla
das Kabel nach jedem Laden immer ordentlich zusammengerollt und
in eine Tasche gesteckt hat, hat sich an dem flachen Steckerlein des
Netzkabels, der in das winzige Ladegerät gesteckt wird, eine
Drahtverbindung durch die ewige Aufrollerei gelöst. Da es vergossen
ist, kann man es nicht aufschrauben und wieder anklemmen, sondern
muss dieses spezielle Netzkabel im Fachhandel neu bestellen. Aber
dazu haben wir im Moment keine Lust, weil es wieder eine Lauferei
ins Fachgeschäft ist u.s.w. Somit sind wir derzeit vorübergehend
fotomäßig schachmatt gesetzt. Wenn man auch nicht jeden Tag knipst,
aber sogleich fehlt einem die Kamera sehr.

Fasenet oder Fasnet, je nachdem, wo man sich hier genau aufhält, ein
paar Kilometer weiter entscheiden über die eine oder die andere
Variante, war ja nun auch gerade schon wieder und von hier kann man
dazu nur ungefähr das Gleiche schreiben, wie zu Silvester. Man merkt
nicht einmal, dass es Fasnet überhaupt gibt, sofern man Fernseher und
Radio ausgeschaltet lässt. Ich finde das herrlich, dass es heute noch
Fleckchen hierzulande gibt, an denen man von diesen ansonsten
immer mehr um sich greifenden Auswüchsen so rein gar nichts spürt.
Das wurde zwar immer schon gefeiert, aber ich finde, dass man so an
jedem Tag überall mit der Nase darauf gestoßen wird, das hat es
früher nicht gegeben. An jedem Tag in den letzten paar Wochen vor
Fasnet kommen mehrere Sendungen im Fernsehen und Radio über
diesen ganzen langweiligen Käse, der inhaltlich doch immer gleich ist.
Das kommt heutzutage aber auch wirklich an jedem Tag und das noch
auf mehreren Kanälen. Keine Tageszeitung, die nicht jeden Tag auf
mehreren Seiten über das ganze Gehabe berichtet. Ich finde es schlicht
und ergreifend zum kotzen und verstehe nicht so recht, wie man sich
jahrein jahraus an den selben abgetragenen Witzen mit
kilometerlangem Bart, an etwas dilettantischem Gehopse und vor
allem den absolut schwachsinnigen Fratzenmasken erfreuen kann. Ich
glaube, man muss entweder einen Sprung in der Schüssel haben oder
besoffen sein oder am besten sogar beides, um das gut zu finden. So
was nennt man dann wohl Tradition, na ja, arme Schweine, würde ich
da sagen, die so etwas brauchen, um sich daran hoch zu ziehen. Ich
habe überhaupt nichts dagegen, wenn an Rosenmontag diese Umzüge
im Fernsehen übertragen werden und von mir aus einige Tage vorher
noch jeweils eine dieser Sitzungen aus Mainz und Köln, aber das muss
dann auch genügen. Aber heute werden schon Sitzungen im Fernsehen
aus Orten übertragen, von deren Existenz man vor ein paar Jahren
kaum wusste, geschweige denn, dass dort auch Fasnet gefeiert wird.
Ich vermute ja immer, dass das Fernsehen froh ist, damit die Sendezeit
mit relativ wenig Aufwand füllen zu können. Das ist dann schon ein
Programmpunkt, um den man sich keine Sorgen oder lange Gedanken
machen muss.

Es steht uns bald eine Reise ins Ausland bevor. Ich hatte Ihnen vor
längerem mal darüber berichtet, dass wir einen etwa 1 bis 2 wöchigen
Urlaub in einem alten Schlösschen in Belgien bei dem Besitzer des
Militärautoschrottplatzes verbringen können, wo wir dann als
Gegenleistung dem einige Tage bei Renovierungsarbeiten helfen
sollen. Das rückt jetzt langsam näher. So wie es aussieht, werden wir
Anfang März dort hin fahren. Es hängt allerdings vom Wetter ab.
Wenn es dort in Belgien im März noch sehr winterlich sein sollte oder
sehr regnerisch, dann möchte der Schrottplatzinhaber, dass wir das so
weit verschieben, bis dass schöneres Wetter herrscht. Das wäre
natürlich auch in unserem Sinne, denn man will ja auch etwas die
Gegend erkunden und das macht bei miesem Wetter sicher keine
rechte Laune. Kayla freut sich schon wie ein kleines Kind auf diese
etwas außergewöhnliche Reise. Ich natürlich auch. Wann hat man
schon mal die Gelegenheit, in einem alten Schloss zu wohnen?
Allerdings sollte man sich keine falschen Vorstellungen machen, denn
wir werden dort gewiss nicht im Luxus wohnen, da die wenigen schon
bewohnbaren Zimmer laut Auskunft des Besitzers in einem sehr
einfachen Standard gehalten sind.
Überhaupt muss ich sagen, mit dem Militärauto - Schrottplatzbesitzer
verstehen wir uns inzwischen prächtig. Ich habe den Eindruck, dass es
ein sehr umgänglicher Gemütsmensch ist, der sich aber trotzdem auf
der anderen Seite nichts gefallen lässt. Mit irgendwelchen Behörden
hängt der laufend im Clinch, was aber bei solch einem Schrottplatz
heute wohl in der Natur der Sache liegt, da ständig die Gefahr besteht,
mit mindestens einer der zigtausend Umweltvorschriften, die es heute
gibt, auf Kollisionskurs zu sein. Eigentlich muss man ja Abstellplatz
sagen, denn er selbst sieht das keineswegs als Schrottplatz und
verzieht immer die Mundwinkel, wenn man diesen Begriff für sein
Areal verwendet.

Vor wenigen Monaten berichtete ich Ihnen, dass der Computer- und
Internetfritze, der drunten die alte Mühle gekauft und als
Computerzentrum umgebaut hatte, bereits pleite sei. Nun habe ich den
innerhalb des letzten halben Jahres etwas näher kennen gelernt, weil
der fast jedes mal hier anhielt, um ein kleines Schwätzchen zu halten,
wenn er mich draußen sah. Man kann gewiss nicht sagen, dass sich
eine Art leichter Freundschaft entwickelt hat, dazu ist der Kerl mir
viel zu überheblich, aber man könnte es vielleicht als gegenseitiges,
interessiertes Akzeptieren bezeichnen. Durch diese recht häufigen
Kurzgespräche gewinnt man auch eine Einschätzung, was für ein Typ
Mensch der ist und ich habe von ihm ganz stark den Eindruck, der
sieht sich selbst generell als über allen Dingen stehend an, als
grundsätzlich wichtiger als alle anderen Menschen auf dieser Welt
und vor allem als wesentlich besser als anderen. Dabei räumt er
anderen Leuten aber durchaus auch ihre Qualitäten ein, er geht nicht
so weit, dass er von sich behauptet, der einzig wahre Kerl zu sein und
alle anderen wären Idioten. Ein Satz, der von ihm stammen könnte
und der seine Einstellung gut beschreibt ist der: „Du bist so gut, über
dir ist keiner mehr, außer mir." Wissen Sie, ohne blasphemisch zu
sein, aber der ist genau der Typ, der sich sonntags bei einer Messe in
die Kirche setzt und wenn vorne der Pfarrer in seiner Predigt sagt:
„Gott hat gesagt....", dann meldet er sich zu Wort und fragt: „Was soll
ich gesagt haben?" Der leidet unter grenzenloser Selbstüberschätzung
und Größenwahn. Das sind natürlich 2 Dinge, die fast schon
zusammen gehören und bei denen sich das Eine mit dem Anderen
ergibt. Früher fuhr der ja einen 80.000 - Euro - Audi, seit der Pleite
kommt er immer mit einem mindestens 15 Jahre alten VW - Golf -
Diesel vorbei gefahren, der vielleicht noch einen Zeitwert von 700
Euro hat. Immerhin oder vielleicht auch gerade zum Trotz, hat der
nichts von seiner geistigen Haltung verloren und plant, obwohl jetzt
nahezu mittellos, einen Neuanfang mit seinem Konzept. Angeblich
habe er amerikanische Investoren ausfindig gemacht, die sein Konzept
gut fanden und die seine Firma in der Mühle bald übernehmen wollen,
und zwar unter seiner Führung. Er wäre dann sozusagen ein
Angestellter in seinem eigenen ehemaligen Betrieb. Dann erzählte er
großspurig, dass seine Idee so großartig gewesen wäre, aber dass die
deutschen Banken und Investoren nur zu dumm und rückständig
gewesen wären, um das darin schlummernde Potenzial auch nur
halbwegs zu erkennen. Bei den weiteren Äußerungen lobte er sich
ständig selbst als den einzigen wahren Computer- und Internetpionier,
den es heute aktuell noch in ganz Deutschland gebe, der sich nicht nur
einfach und primitiv auf bereits erfolgreich funktionierende
Geschäftsmodelle einlasse, sondern der wirklich selbst noch ganz
neue Geschäftsmodelle entwickeln würde und genau da wären die
Deutschen nach seiner Meinung heute nicht mehr fähig, so etwas zu
erkennen. Dann lobte er diese amerikanischen Investoren in den
höchsten Tönen, die nach seiner Meinung in solchen Dingen einen
deutlich besseren Durchblick hätten, als die verkrusteten deutschen
Geldgeber. Er sagte, die deutschen Geldgeber fragen heute immer nur
noch: „Was kannst Du für Sicherheiten bieten?", während die
Amerikaner fragen würden: „Was kannst Du für ein Konzept bieten?"
und dann selbst entscheiden würden, ob sie diesem Konzept eine
Zukunft zutrauen. Na ja, ich gönne ihm den Erfolg, falls er ihn nun
mit den Amis hat, warum auch nicht, aber mir kommt das alles sehr
komisch und aufgetragen vor. Wenn er nämlich von seinem angeblich
so umwerfenden Konzept redet, dann kommt da nicht viel. Er macht
daraus eine geheimnisumwobene Sache, in dem er mit vielen Worten
wenig sagt und das was er da sagt, klingt nach einer Sache, die ich als
Kunde jedenfalls nicht haben möchte. Im Prinzip läuft alles wieder
aufs ausspionieren der Computernutzer hinaus, wobei sein Konzept
das aber rein geschäftlich ausnutzt. Vereinfacht gesagt, mit angeblich
von ihm selbst entwickelten Programmen werden von den Leuten
extrem genau die Vorlieben vollautomatisch im Laufe der Zeit
zusammengetragen und dann ebenfalls automatisch dazu passende
Angebote ständig den Leuten per Email, Bannereinblendungen beim
Surfen oder sonstiger Werbung zugeschickt. Das soll sich dann aber
nicht nur auf das reine Kaufverhalten beziehen, sondern sehr weit ins
Privatleben reinragen, z.B. wenn so festgestellt wird, welche sexuellen
Vorlieben jemand hat, dass dem dann von Erotikanbietern und gar von
Bordellen und dergleichen „günstige Sonderangebote" oder sogar
Haubesuche von entsprechenden Diensten punktgenau auf dessen
Vorlieben zugeschnitten unterbreitet werden. Sicher, hinter diesem
Hintergrund stecken wahrscheinlich finanzielle Interessen, die noch
weit über das hinaus gehen, was man von „normalen" Waren kennt.
Aber ich weiß nicht recht, ob ich seine Ausführungen da nicht mehr
nur als eine Art Selbstbeweihräucherung einstufen soll oder ob das
ernst zu nehmen ist. Fakt ist derzeit, dass sein ganzer Betrieb in der
Mühle ruht. Kein einziger Beschäftigter, wenn man mal von ihm
selbst absieht, arbeitet dort mehr, er wohnt halt noch in der Wohnung,
die er sich ja auch in einem Teil der Mühle selbst eingerichtet hat. Der
meist gut informierte Rentner hingegen sagte mir, er habe gehört, dass
das ganze Mühlenanwesen im April von der Bank versteigert würde,
wogegen er ja die Geschichte mit dem Amerikanern erzählt, die sein
Konzept für so gut befunden hätten, dass sie sogar eine deutliche
Vergrößerung finanzieren wollten und dass ab danach dann angeblich
der Betrieb erst wirklich richtig los gehen würde. Angeblich sogar mit
dann über 40 neuen Computer - Arbeitsplätzen. Na ich bin mal
gespannt, wie das dort unten in der Mühle weiter geht.

In der Bekanntmachungszeitung der Ortsverwaltung hier, die bei uns
ungefähr einmal monatlich in den Briefkasten schneit, manchmal
kommt sie auch 2 mal im Monat, stand neulich ein Artikel in dem ein
Ortsverband der Grünen angeregt hat, dass hier die brach liegende
Eisenbahnstrecke, die hinter dem Fabrikgelände entlang verläuft,
wieder hergerichtet und in Betrieb genommen werden soll. Nun muss
man dazu sagen, dass die eigentlichen Ortsteile selbst ja an einer
funktionsfähigen Eisenbahnstrecke liegen. Dort verkehren von
Karlsruhe aus meist nur solche Straßenbahn - Fahrzeuge, also keine
richtigen Züge, das ist die Strecke Karlsruhe - Bretten. Ich könnte
Ihnen aber nicht sagen, wie oft die fahren, darum habe ich mich noch
nie gekümmert. Vielleicht an Werktagen jede Stunde, aber ich weiß es
nicht. Hingegen diese verrottete Strecke hier an der Siedlung vorbei,
die war früher wohl mal so eine Art Abkürzung, die ihrerseits wieder
von oben genannter Strecke abging und nach meiner Vermutung diese
Strecke mit einer anderen Strecke verband, die oberhalb von Bretten
nach Bruchsal verläuft, vielleicht ging die aber auch gleich nach
Bruchsal selbst rauf, so weit sind wir der alten Strecke noch nicht
gefolgt. Ich hatte mal den Eindruck, dass diese Strecke heute vielleicht
7 km von hier im Nichts endet, vorher folgen aber noch 2 alte
Bahnhöfe. Ich weiß es aber nicht ganz genau, weil wir hinter diesem
zweiten Bahnhof bislang nicht mehr weiter erkundet haben, ob sie
noch in ihrer gesamten Länge besteht oder ob schon Zwischenstücke
abgetragen wurden. Jedenfalls hier hinter der alten Fabrik liegt die
Strecke ja noch und ich hatte Ihnen vor längerer Zeit mal ein paar
Fotos davon geschickt, u.a. von einem verfallenen Stellwerk und
einigen leer stehenden Bahnhöfen. Der Hauptzweck dieser Strecke
war aber früher die Fabrik hier anzubinden. Als die Fabrik noch
arbeitete, war auch diese Strecke noch in Betrieb und sorgte damals
für fast alle Transporte zu und von der Fabrik und diente auch den
Beschäftigten als Hauptverkehrsmittel, um zur Arbeitsstelle zu
gelangen. Mit dem Niedergang der Fabrik folgte praktisch zugleich
der Niedergang dieser Bahnstrecke, weil laut Rentner, damit
schlagartig die Nutzung der Züge auf fast 0 zurück fiel und die
umfangreichen Gütertransporte sofort ganz weg fielen. Nun haben die
Grünen mitbekommen, dass vor allem die Regenwasserbehälter -
Fabrik inzwischen ein ansehnliches Frachtaufkommen hat sowie dass
sich in dem Bereich langsam wieder einige weitere Betriebe ansiedeln
wollen. Der Besitzer der Regenwasserbehälter - Fabrik hatte schon
mehrmals bei der Verwaltungsspitze nachgehakt, ob nicht bald mal
das Verbindungsstück zwischen dem Anfang der neu gebauten
Stichstraße zur Fabrik neben der Siedlung und der Haupt -
Bundesstraße, also diese eigentliche Zufahrtstraße zur Siedlung, in
einer vernünftigen Weise ausgebaut werden soll. Das ist ja ein rund 4
bis 5 km langes Nadelöhr und wirkt recht kurios. Da zweigt von der
Bundesstraße ein besserer asphaltierter Feldweg ab, wesentlich mehr
ist das nicht, der dann am Anfang der Siedlung hier nach rechts in
westliche Richtung auf die breite und hervorragend ausgebaute neue
Stichstraße zu der Fabrik mündet. Wissen Sie, das wirkt ein wenig so,
als würde man einen schmalen engen Waldweg, der zugleich als
Sackgasse mitten im Wald endet, auf seinen letzten 100 m zu einer
fein asphaltierten Hauptstraße ausbauen, aber alles davor im engen
Waldwegzustand belassen. Da für dieses, über 4 km lange
Zufahrtsstück, ganz offensichtlich die Gemeinde zuständig wäre,
wollen die das nicht finanzieren, weil es etliche Millionen Euro
verschlingen würde und einem völligen Neubau einer breiten Straße
nach heutigen Kunstregeln des Straßenbaus gleich käme. Das haben
die Grünen natürlich mitbekommen und lehnen sowieso erst einmal
gleich kategorisch jeden Straßenneubau ab, vorgeschoben mit der
Begründung, dass sei ja auch alles Landschaftsschutzgebiet und es
würden seltene Tiere gefährdet. Zugleich schlagen die aber vor, soll
halt diese tote Bahnlinie zumindest so wieder hergerichtet werden,
dass man gleich von Karlsruhe bis hierher an diese
Regenwasserbehälter - Fabrik beziehungsweise bis an das alte
Industriegebiet mit der Bahn fahren kann. Die Materialtransporte und
auch die Leute sollen dann halt wieder mit der Bahn fahren, wenn sie
hierher wollen. Im Gegenzug soll dafür dann auf jeglichen Ausbau der
Verbindungsstraße verzichtet werden. An diesem Vorschlag hat
natürlich der Inhaber der Regenwasserfirma seine Freude und fasst
sich an den Kopf, weil er sagt, man könne heute den Lieferanten und
auch den Kunden nicht vorschreiben, dass sie alles per Bahn
transportieren zumal das viel zu umständlich, zu teuer und zu
zeitaufwändig sei. Es wäre vielleicht möglich, einen kleinen Teil
seiner Lieferungen auf die Bahn zu verlagern, aber für mehr als 10 %
aller Transporte wäre dies nicht machbar und so müsse man auch bei
einer Bahnnutzung trotzdem zusätzlich die vernünftige Straße
unbedingt haben. So scheint bei denen eine heftige Diskussion
entbrannt zu sein und ich bin mal gespannt, was am Schluss dabei raus
kommt.

Im Mai wird es bei der Regenwasserbehälter - Fabrik wieder einen
Tag der offenen Tür geben, wo den Leuten vor allem gezeigt werden
soll, wie stark die Firma in kurzer Zeit expandiert ist.
Selbstverständlich werden wir es uns nicht nehmen lassen, daran
teilzunehmen.

Am letzten Samstag in der Frühe, bereits gegen 7 Uhr, kam hier ein
großer LKW mit einem Tieflader, auf dem sich ein großer Bagger
befand. Der Bagger fuhr dann runter aufs alte Fabrikgelände.
Eigentlich kein gutes Zeichen, ich hoffe, dass die nicht damit
beginnen wollen, die alte Fabrik abzureißen. Meine Vermutung
tendiert allerdings eher in eine andere Richtung, nämlich dass der
Bagger für größere Umbauarbeiten im Umfeld einer Halle gebraucht
wird, die vermutlich kürzlich aus dem Ganzen herausgetrennt und an
neue Eigentümer verkauft wurde. Was die aber genau machen, weiß
ich noch nicht. Der Bagger wurde am Samstag nur vom LKW-
Tieflader gefahren und aufs alte Fabrikgelände geschützt in einer der
alten Hallen geparkt. Die Leute sind dann sofort wieder
verschwunden. Wir werden die Augen offen halten und vielleicht
kann ich Ihnen beim nächsten mal da schon ausgiebig drüber
berichten.

Ich weiß nicht, ob es Sie auch so furchtbar nervt, aber in der letzten
Zeit vergeht ja keine Nachrichtensendung, in der nicht ausgiebig über
die bevorstehenden Wahlen in den USA berichtet wird. Was hingegen
im eigenen Land und insbesondere im eigenen Umfeld passiert,
darüber erfährt man nichts, das wird alles zugunsten von diesem
künstlich aufgeblähten Zeug rausgelassen. Ich will damit keineswegs
die Bedeutung von Wahlen in den USA schmälern, es ist auch richtig,
dass hier darüber berichtet wird, aber doch nicht über wochen- und
monatelange Vorwahlen oder Werbefeldzüge der Kandidaten. Das ist
doch einfach lächerlich, da gibt es für uns nun weiß Gott wichtigere
Dinge, die uns wirklich betreffen. Glauben Sie vielleicht, in den USA
käme auch nur ein Radiosender auf die Idee, wochenlang in jeder
Nachrichtensendung über den Wahlkampf in Deutschland zu
berichten? Mit Sicherheit wohl nicht. Mir geht diese Berichterstattung
in wirklich jeder Nachrichtensendung furchtbar auf die Nerven und es
interessiert mich nicht die Bohne. Man soll darüber berichten, wenn
die Wahl als solche wirklich ist, aber doch nicht hier fast schon eine
Live-Berichterstattung über deren kitschige Wahl-Werbefeldzüge
veranstalten. Ich finde das alles irgendwie komisch, wie das dort läuft.
Wenn man sich alleine schon die teils kurios anmutenden
Kandidatenlisten dort ansieht. Könnten Sie sich vorstellen, dass hier
Wanderprediger oder ähnliche Leute als Bundespräsident oder als
Kanzler kandidieren? Ich nicht und ich möchte mir so was lieber auch
gar nicht vorstellen. Andererseits hat ein Prediger sicherlich in vielen
Situationen mit einem Politiker einiges gemeinsam, aber ich denke das
sind dann Qualitäten, die ein Land mit Sicherheit nicht vorwärts
bringen. Des weiteren stellen Sie sich vor, jetzt würde bei den
nächsten Wahlen die Frau vom ex-Kanzler Schröder als Kandidatin
antreten, alles sehr seltsam.

Die Behandlung bei Zahnärzten birgt doch immer wieder kleine
Überraschungen. Kayla hatte vor einigen Wochen eine Zahnfüllung
verloren und dabei brach ihr dann zu allem Überfluss auch noch die
Hälfte des betroffenen Zahns ab, weil ihm durch die entschwundene
Füllung jeder Halt bei Belastung durch Kauen fehlte. So befürchtete
man schon das Schlimmste, also dass dieser Zahn gezogen werden
muss. Da wir deswegen ohnehin zum Zahnarzt mussten, dachte ich,
dann kann ich meine Beißerchen bei der Gelegenheit auch gleich
kontrollieren lassen, allerdings mit der inneren Gewissheit, dass bei
mir alles o.k. ist und es sich auf die reine Kontrolle beschränken wird
und ich daher schnell durch bin. Doch es kam alles ganz anders.
Zuerst einmal waren wir nicht schlecht erstaunt, als der Zahnarzt
eröffnete, dass man Kaylas „Halbzahn" noch retten könne. Es gibt
jetzt eine relativ neue Methode, dabei wird das fehlende Abbruchstück
vereinfacht gesagt aus Plastik neu modelliert und auf dem
verbliebenen Rest und der Zahnwurzel neu aufgebaut. Das klingt
langwierig und nach etlichen Zusatzterminen, ist aber nicht so.
Zufällig war dieser Zahnarzt auch noch ein Spezialist für diese noch
relativ neue Methode, was wir vorher gar nicht wussten, und die
gesamte Behandlung dauerte bei Kayla so vielleicht 40 Minuten und
prompt hat sie wieder einen ordentlich beißfähigen Zahn. Der einzige
Haken dabei ist, dass die Krankenkasse diese neue Methode nicht
vollständig bezahlt. Rund 60 Euro mussten wir aus eigener Tasche
drauflegen. Die einzige andere Alternative ohne Zuzahlung wäre die
sogenannte Extraktion gewesen, also das Ziehen des Restzahnes.
Aufgrund der wichtigen Lage dieses Backenzahns war die Rettung in
jedem Fall wichtiger, als 60 Euro.
Danach kam ich dran und lehnte mich entspannt einer kurzen
Abfertigung harrend zurück im Behandlungsstuhl. Etwas
nachdenklich wurde ich aber schon, als der Zahnarzt bei der
Betrachtung meiner Beißwerkzeuge diverse Zahnnummern seiner
Helferin vorlas, wonach er jeweils irgendwelche mir fremden
lateinischen Begriffe anhängte. Als er mit der Bestandsaufnahme dann
durch war, eröffnete er mir, dass sich bei mir im vorderen
Mundbereich gleich 4 wichtige Füllungen verschoben hätten. Mir war
da nichts aufgefallen, aber Sie glauben gar nicht, was die heute für
moderne Apparaturen haben. Der hatte unter seinen Bohrern einen
Stift, der eine Vergrößerungskamera beinhaltete. Die führte er dann in
meinen Mund und auf einem großen LCD - Monitor, der seitlich am
Behandlungsstuhl montiert war, konnte ich meine Zähne im Breitbild
- Großformat sehen und das von allen Seiten. Von vorne sah man an
den betroffenen Zähnen eigentlich nichts, aber von hinten hatten sich
tatsächlich die Füllungen verschoben. Das führte dazu, dass es dort
überstehende Ränder gab und zudem, dass man davon ausgehen muss,
dass diese Füllungen innerhalb von wenigen Monaten auch rausfallen
würden. Also hieß es, diese Füllungen müssen alle ausgebohrt und
durch neue ersetzt werden. Normalerweise kein Problem, aber die
lagen von vorne alle im Sichtbereich, dann ist das heute doch schon
aufwändiger, weil die Optik auch halbwegs stimmen muss. So erhielt
ich weitere 3 Termine, die alle ziemlich lange dauerten, vor allem der
letzte hatte alleine eine Behandlungsdauer von über 90 Minuten. Ich
war danach wirklich fix und fertig, trotz Betäubung oder vielleicht
auch gerade wegen der Betäubung. Na ja, jetzt bin ich aber froh, dass
ich das hinter mir habe. Erstaunlich ist der technische Fortschritt.
Noch vor einem Jahr wurden neue Füllungen bei denen immer mit
ultraviolettem Licht gehärtet, aber auch für diese Frontfüllungen
haben die jetzt Kunststofffüllungen, nicht mehr Keramik wie bisher,
und dieses Kunststoffzeug wird mit Laserstrahlen gehärtet. Dann wird
vorher extra am Behandlungszimmer ein Schild an die Tür gehangen,
damit keiner unbedacht da rein läuft, der dabei versehentlich in die
Laserstrahlen gucken könnte, was für die Augen schädlich wäre. Der
Vorteil dieser Laserhärtung ist wohl der, dass die Füllungen präziser
angeglichen werden können und dass diese Füllungen sofort nach
Verlassen der Zahnarztpraxis voll belastet werden können. Man kann
also gleich danach wieder kauen. Früher musste man die neuen
Füllungen erst einige Stunden aushärten lassen, bevor sie belastbar
waren.

Das war für jetzt im Wesentlich alles, was es von hier an Aktuellem
zu berichten gab. So wünsche ich Ihnen einen entspannten
Winterausklang. Ich gehe nämlich davon aus, dass wir nicht mehr
sonderlich viel Schnee bekommen werden. Vielleicht irre ich mich ja,
aber ich meine es wäre schon der Frühling in der Luft.

Ihr

Egbert Lappenkeuler.
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Belgien" vom 26.03.2008

Taufrische Nach - Urlaubsgrüße!

Zunächst einmal nachträglich noch frohe Ostergrüße von Kayla und
mir. Dieses Eierfest liegt nun ja auch schon wieder hinter uns. Keine
weiße Weihnacht, dafür aber weiße Ostern hatten wir hier, das ist
doch auch was. Es war zu Ostern wirklich sehr unbehaglich hier,
jedenfalls draußen. Am unangenehmsten war der feuchte Matsch
dabei, weniger der Schnee selbst. Immerhin hat es an einem Tag hier
binnen vielleicht einer Stunde so viel geschneit, dass an einer der alten
Fabrikhallen auf dem Gelände nebenan das Dach teilweise eingestürzt
ist. Das war allerdings an einem der schon sehr maroden Gebäude
weiter hinten im südwestlichen Bereich des Areals. Trotzdem finde
ich es schade, weil jetzt die darunter liegenden Etagen bei jedem
Regen gleich durchnässt werden und die dortigen Überreste dann
wohl in kürzester Zeit vollends vernichtet werden. Wir haben
natürlich drinnen auch bei Sauwetter keine Langeweile und haben die
Heizung aufgedreht und es uns hier gemütlich gemacht. Die Leute
werden immer kitschiger. Jetzt wird sogar schon zu Ostern wie wild
geschenkt und das ist doch nur vom Handel künstlich angezettelt. Ich
halte diese Entwicklung für idiotisch und warum soll man so dumm
sein, sich vom Handel vorschreiben zu lassen, zu welchen
Gelegenheiten man Geschenke verteilt? Es geht doch nur um den
Verdienst dabei.
Eiertechnisch haben wir uns diesmal ziemlich ins Zeug gelegt, was
vornehmlich daran lag, dass Kayla ihre enorme Vorliebe für weich
gekochte Eier entdeckt hat. So hatten wir sage und schreibe zu Ostern
50 weich gekochte Eier angefertigt. Doch zurück zu den sicherlich
interessanteren Dingen.

Man könnte sagen, den ersten Urlaub für dieses Jahr haben wir schon
hinter uns. Nun wird man vergeblich in 2008 bislang eine
urlaubstaugliche Wetterperiode suchen und richtiger Urlaub war es
auch nicht. Wie ich Ihnen in meiner letzten Email schon ankündigte,
stand ja die Reise nach Belgien in das Schlösschen von dem
Militärauto-Schrottplatzbesitzer bevor. Soeben haben wir diese Reise
hinter uns. Es war mal etwas völlig anderes, als man sonst so gewohnt
ist. Nun muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich zuvor noch
nie in Belgien gewesen war und so gut wie nichts über dieses Land
wusste. Es führt zu Unrecht ein wenig ein Schattendasein, obwohl es
auf der anderen Seite das Europaland schlechthin ist. Ich weiß nicht,
ob Sie sich in Belgien auskennen, vielleicht eher, weil die Entfernung
dorthin von Ihnen vermutlich deutlich geringer ist, als von hier. Der
Schrottplatzinhaber hatte uns zwar angeboten, dass wir einfach bei
ihm im Wagen mitfahren könnten, aber wir wollten lieber mit dem
eigenen Auto dorthin, weil man dann vor Ort unabhängiger ist für
weitere Erkundungen in der Freizeit. Dann hatte er angeboten, mit
seinem Wagen gemütlich voraus zu fahren, so dass wir ihm nur folgen
brauchten. Das klingt einfacher, als es ist, denn er hat einen sehr
schnellen großen Mercedes mit 224 PS, bei dem gemütlich fahren im
Vergleich für unseren kleinen, mit 75 PS eher schwach motorisierten
Opel - Corsa zumindest auf geraden Streckenstücken schon in Rasen
ausartet. Aber er hat das dann immer erkannt und seine
Geschwindigkeit weiter abgesenkt, damit wir mühelos folgen konnten.
In engen Kurven, die es dort auch zur Genüge gibt, waren wir dann
mehr im Vorteil, denn sein behäbiges Schlachtschiff tat sich dort
schwerer, als unser wendiger Corsa, wo wir schon oft meinten, dass er
dort ruhig hätte zügiger durchfahren können. Diese Art der Reise
haben wir aber nur auf der Hinfahrt praktiziert, bei der Rückfahrt ist er
dort geblieben und wir haben uns alleine den Weg gesucht, wobei wir
größtenteils eine völlig andere Route nutzten. Ich muss sagen, die
Rückroute auf eigene Kappe hat uns bedeutend mehr Spaß gemacht.
Aber zunächst wieder zurück zur Hinreise. Die Reise führte u.a. quer
durch Luxemburg, weil das die kürzeste Route war. Luxemburg
kannten wir natürlich ebenso wenig und es ist ein sehr schönes kleines
Land, ich hatte zuvor davon überhaupt keine richtige Vorstellung. Ich
habe mir die Ortsnamen nicht gemerkt, wo wir überall durchkamen,
aber den größten Teil der Fahrt legten wir auf Landstraßen zurück.
Der Schrottplatzinhaber meinte, das sei landschaftlich wesentlich
schöner und vor allem gäbe es derzeit viele Baustellen auf der einzig
möglichen Autobahnverbindung, wodurch die Fahrzeit dort nicht
geringer sei. Es würde keinen wirklichen Sinn machen, wenn ich
Ihnen die einzelnen Unterwegs-Etappen aufliste, da es dort zahlreiche
Varianten an kleinen und kleinsten Landsträßchen gibt, aus denen man
sich die Route zusammenstellen kann. Ich weiß jetzt nicht, ob Sie sich
in Belgien etwas auskennen, aber vielleicht sagt Ihnen der etwas
kuriose Ortsnamen Huy etwas? Wenn nicht, das ist ein kleines
Städtchen in der Nähe der relativ großen Stadt Liege oder auch
Lüttich genannt. Es liegt genauer gesagt an einer
Hauptverbindungsstraße die die größeren Städte Liege, Namur und
Charleroi miteinander verbindet. Wobei Liege näher zu Deutschland
hin liegt und dann folgt nach vielleicht 25 km Huy und weiter der
Reihe nach die oben genannten anderen größeren Städte. Nicht das
Städtchen Huy selbst war unser Ziel, sondern ein ganz kleines Dorf
dort in der Nähe. Eine solche Dorfstruktur habe ich zuvor noch nie
gesehen. Stellen Sie sich bitte vor, man würde an einer langgezogenen
Straße, die 5 km lang über Hügel und durch Täler führt, hier und da
versprengt in unterschiedlichem Abstand von mal 50 m, mal 150 m,
aber auch öfters über 300 m, einzelne Häuser errichten, die dort wie
an einer stark lückenhaften Perlenschnur aufgereiht stehen,  und das
Ganze dann zu einem Dorf erklären. So ungefähr sah der eigentliche
Ort aus. Nur dass dann daneben noch ein paar kleine Seitentäler
kamen, wo auch noch versprengt einige Siedlungen oder Einzelhäuser
standen, die ebenfalls zu diesem kleinen Dorf gehörten. Eigentlich
hätte man gesagt, die Häuser haben miteinander gar nichts zu tun, die
sind halt irgendwann mal so verstreut in der Landschaft gebaut
worden; ähnlich wie man auf dem Land gelegentlich Aussiedlerhöfe
findet, nur dass es dort oft ganze Dorfstrukturen nach diesem
Aussiedlerschema gibt. Ich glaube, in Deutschland würde eine solch
verstreute, zersiedelte Bauweise gleich von den Amtsschimmeln
unterbunden, weil das nicht in die Bürokratenhirne passt. Was in
Deutschland bei einigen wenigen Aussiedlerhöfen vielleicht als
Ausnahme gelegentlich mal möglich ist, wird in manchen Orten
Belgiens scheinbar zur Regel, denn man sah solche Ortsstrukturen
dort häufiger. Ich finde diese Art zu wohnen wesentlich schöner, als
das dichte Gedränge in deutschen Orten, was es in Belgien natürlich
an anderen Orten auch gibt, so ist es nicht. Wir haben zuhause in
unserem Domizil neben der alten Fabrik für deutsche Verhältnisse ja
das ausgesprochene Glück, im Prinzip ähnlich zu wohnen, aber in
Deutschland ist es eine Ausnahme und bei uns nur wegen der
besonderen Siedlungslage so.
In einem der kleinen Seitentäler tat sich dann eine, man muss es so
sagen, sehr unscheinbare wiesenartige Fläche auf und genau dort steht
das alte Schlösschen von dem Schrottplatzbesitzer. Schlösschen und
Schlösschen ist zweierlei. Es hat etwas schlossartiges, aber es ist mehr
eine schön nostalgische Villa, würde man bei uns wohl sagen. Aber
das Bauwerk hat Geschichte und es war wirklich mal ein Graf von
Sambre-Cockerill oder so ähnlich, der dort ganz früher mal gehaust
hat. Das heißt, er hatte das ungefähr 1770 oder um den Dreh herum
wohl als „Drittschloss" errichten lassen, für wenn er dort auf Jagd war
und um sich in Ruhe und Abgeschiedenheit mal zu entspannen. Es
war nicht sein Hauptwohnsitz. Für den Begriff Schloss mag es eher
klein sein, für Leute, die an normale Wohnverhältnisse gewöhnt sind,
bedeuten stolze 550 m² Wohnfläche im Haupthaus aber gewiss eine
ungeheure Größe. Es gibt zusätzlich noch ein Nebenhaus, welches mit
zusätzlichen 180 m² Wohnfläche aufwartet. Doch dazu später mehr.
Der Schrottplatzbesitzer hat in akribischen Suchaktionen in Behörden,
Museen, Kirchenverwaltungen sowie bei privaten Geschichtsforschern
Unmengen alter Unterlagen über das Schloss zusammentragen
können, teils echte, teils Kopien aus Archiven. Man glaubt kaum,
welch wechselvolle Geschichte diese ganze Gegend in den
vergangenen 300 Jahren hatte. Heute ist das ein fast vergessener
Fleck, der eigentlich nur noch den Einheimischen bekannt ist. Die
Landschaft dort ist sehr abwechslungsreich. Wissen Sie, ich liebe
Landschaften, die so eine gewisse Melancholie, gepaart mit Ruhe
ausstrahlen und genau dieses richtige Mischungsverhältnis aus beidem
hat man dort. Touristisch ist diese Ecke völlig unbekannt, trotz der
stellenweise schönen Landschaft und obwohl einige
Sehenswürdigkeiten im weiteren Umkreis angepriesen werden, wie
z.B. mit einem Schiff befahrbare Höhlenwelten. Letztere haben wir
leider nicht besichtigt, weil dazu die Aufenthaltszeit zu gering war,
das holen wir sicher später einmal nach, wenn wir noch mal in diese
Gegend kommen. Im Bereich der benachbarten Städte hingegen gibt
es unerwartet viel Großindustrie. Wissen Sie, beim Begriff Belgien
denkt man vielleicht an Felder, Nordseebäder, Weidelandschaften,
Schokolade, Pralinen, Fritten, schöne alte Städtchen und gutes Essen,
Atomium und EU-Verwaltung, vielleicht auch noch an See- und
Binnenhäfen, aber mit Sicherheit nicht an endlos große Fabriken, die
sich vor deutschen Großbetrieben nicht verstecken brauchen. Genau
solche riesengroße Industrieanlagen fanden wir in vielfacher Form im
Bereich von Liege, Charleroi und Anderlues. Ein riesiges Stahlwerk
und andere Fabriken bilden regelrecht eine Kette um den Ort. Der
Schrottplatzinhaber sagte, dass wohl der Graf, der sein Schloss einst
erbaute, mit einer der Gründer der ersten Eisenhütten dort war. Wie
gesagt, landschaftlich waren wir sehr positiv überrascht von der
Gegend und dann noch diese großen Kontraste, das hat schon was.
Hier die schönste liebliche Landschaft, die man sich vorstellen kann
und nur vielleicht 10 km weiter riesige Industrieanlagen, wie man sie
vielleicht in der Form vor 50 Jahren nur mit dem Ruhrgebiet in
Deutschland in Verbindung gebracht hätte. Das Schlösschen liegt
einsam auf einer Wiese. Nicht mittig auf der Wiese, sondern etwas
mehr zum nordwestlichen Rand hin, wo die Wiese im Hintergrund
durch einen leichten Damm begrenzt wird, der ein wenig an einen
alten hochgelegten Bahndamm erinnert. Direkte Nachbarschaft gibt es
zum Schloss noch weniger, als bei uns zuhause in der Siedlung. Das
nächste Wohnhaus liegt etwa 1,5 km entfernt und wirkt etwas
unbewohnt, aber der Schrottplatzinhaber meinte, dass dieses Haus von
2 Fotomodellen bewohnt würde, deren Spezialität gewagte Sexfotos
wären. Diese seien aber meist nicht da, sondern reisten für ihre
Aufnahmen in der ganzen Welt herum. Also eine etwas illustre
Nachbarschaft, sofern man bei 1,5 km Distanz überhaupt noch von
Nachbarschaft sprechen will. Früher soll es einen Park gegeben haben,
auf der Wiese, von dem aus sich eine schöne Baumallee direkt in
südöstliche Richtung in ein Waldgebiet erstreckte, wo der Erbauer des
Anwesens dann gleich zur Jagd in den Wald reiten konnte. Da der
Unterhalt dieser Parkanlage aber den späteren Eigentümern zu teuer
und zu lästig war, hat sich darum keiner mehr gekümmert und es
verfiel und wurde dann vor vielleicht 30 Jahren zum Teil sogar
einfach planiert. Einige Reste von ehemaligen Springbrunnen und
Treppen sowie von einem seeartigen, eckigen Teich mit Stufen am
Anfang drin kann man aber heute noch zwischen diversem Unkraut
ausmachen. Wenn man von der obersten Etage des Schlosses den
Blick über diese Wiese streifen lässt, kann man von oben auch noch
den genauen ehemaligen Verlauf der Allee erkennen, weil das
Unkraut dort eine andere Farbe hat und irgendwie anders wächst.
Wenn man hingegen unten am Boden steht, fällt einem das überhaupt
nicht auf.
Genaue Zahlen weiß ich nicht, aber er muss dass Schloss zu einem
erstaunlich günstigen Preis bekommen haben. Es war mal die Rede
von 51.000 Euro, aber ob das die wirkliche Gesamtzahl ist, weiß ich
nicht ganz sicher. An solch einem historischen Gemäuer wollte sich
wohl keiner die Finger verbrennen und er meinte, die Leute bauen
heute lieber neu, anstatt sich die endlose Mühe mit solch einem Altbau
zu machen. Nun würden sich gestandene deutsche
Denkmalbehördenbeamte bei der Betrachtung des Hauptgebäudes
sicherlich nicht sehr wohl fühlen, denn es ist im Inneren ein
Mischmasch aus allen Bauperioden. In manchen Bereichen sind noch
die uralten Holz - Zwischendecken von 1780, aber genauso gut finden
sie dort auch Bereiche mit massiven Beton - Zwischendecken, mit
denen man einerseits teils Kriegsschäden in der Zeit um ca. 1950
ausgebessert hatte sowie in den 70iger Jahren wurde mal ein
Gebäudetrakt saniert und das hat man im Innenbereich auch alles mit
massivem Beton gemacht. Die Außenmauern sind so stabil und dick,
dass die auch mühelos die Last von den Betondecken tragen. Man hat
auch stellenweise an solchen „Verbundstellen" einfach, aber äußerst
stabil, große Löcher in die dicken Steinmauern getrieben und in diese
dann enorm dicke Doppel -T-Träger aus Eisen eingelegt, die ihrerseits
dann wieder die Betondecken tragen. Solch ein Verbund von
unterschiedlichsten Materialien und Bauweisen habe ich zuvor noch
nie in einem einzigen Gebäude vereint gesehen. Aber gerade dieser
Verbund von allem Möglichen und dieser endlose Mischmasch ist
dann auch wieder ein wahrer Quell von unzähligen Bauproblemen,
mit denen man heute zu kämpfen hat. Wo die Betondecken sind, dort
kann man nicht mal einfach so ein paar Löcher bohren, um schnell
Kabel oder Rohre zu verlegen, weil man damals den Beton so hart und
dick gemacht hat, noch mit vielen Eisenmatten und Unmengen
Zement drin, dass man mit normalen Steinbetonbohrern auf normalen
Bohrmaschinen da gar nicht durchkommt. Ich hatte den Eindruck, als
wenn die nach dem zweiten Weltkrieg aus dem Schloss einen Bunker
machen wollten. Für ein einziges, lächerliches Loch haben wir teils
bis zu 5 teure Steinbohrer verschlissen. Deren Bohrköpfe sind in dem
Sauzeug wie Butter geschmolzen und das Metall des Bohrkopfes hing
in Tropfen am Bohrer herunter. So etwas habe ich in diesem Ausmaß
zuvor noch nie gesehen. Gewiss kommt es immer mal vor, dass ein
Steinbohrer blau anläuft und dann auch unbrauchbar ist oder sehr
gelegentlich oben aufschmilzt, besonders bei der Billigsorte aus dem
Baumarktswühlregal, aber so wie dort, das ist schon ein Sonderfall,
zumal wir ausschließlich teures und gutes Qualitätswerkzeug
verwendeten. Da sorgte schon der Schrottplatzbesitzer für, denn sein
Grundsatz lautet: Billiges Werkzeug ist teures Werkzeug, weil wer am
Werkzeug spart, der spart am falschen Ende, da billiges Werkzeug so
schnell verschleißt, dass man laufend neues kaufen muss. Zusätzlich
kommt noch der ganze Frust über die sinnlos vertane Arbeit und Zeit
hinzu. Unser Haus ist auch schon aus stabilem Beton und die gleiche,
gute Bohrersorte hatte dort nirgendwo Probleme. Wir verwenden
zuhause von diesen Bohrern einen einzigen Bohrer zum Anfertigen
von vielleicht 15 Löchern, bevor der nachlässt, wie gesagt, hier
brauchte man 5 derartiger Bohrer für ein einziges Loch. Am Ende
waren wir es so leid, dass der Schrottplatzinhaber in einem
Spezialgeschäft in Liege einen pneumatischen Spezialbohrhammer für
1.100 Euro gekauft hat, zusätzlich noch spezielle Bohrer und Aufsatz -
Bohrköpfe dafür, für nochmals weitere 400 Euro und damit ging's
dann wirklich sehr gut. Wie Sie daraus entnehmen, sind wir schon
mitten in der Arbeit. Ich habe da im Erklärungseifer etwas
vorgegriffen, denn wir waren ja nicht nur zum Entdecken und
Entspannen dort, sondern auch um beim Renovieren zu helfen.

Also unser erster Eindruck vor Ort war, dass Belgien ein sehr schönes
Land ist, welches sehr viel Abwechslung in seiner Landschaft bietet
und das alles in kurzer Distanz. 4 verschiedenste Landschaftsformen
finden Sie in einem Umkreis von vielleicht nur 50 km. Der Ort dieses
kleinen Schlösschens war mindestens so tot wie unsere Siedlung
zuhause, eher noch doppelt so tot, das muss man ganz klar sagen, aber
gerade das hat ja auch wieder seinen Reiz. Es kommt darauf an,
welcher Typ von Mensch man ist. Ich habe zwar Jahrzehnte in der
Großstadt Stuttgart gelebt, und ich habe immer gerne dort gelebt, aber
das Leben in solch abgeschiedener Lage ist mindestens genau so
reizvoll. Am ersten Tag dort, es war vielleicht 14 Uhr, als wir in dem
Schloss eintrafen, stand erst einmal eine Kurzbesichtigung des
Gebäudes auf dem Plan. Davor gab es ein Mittagessen. Da der
Schrottplatzbesitzer selbst ja voraus gefahren war, konnte er sich auch
nicht um ein Mittagessen kümmern. So fuhren wir in einem Bogen
über ein paar sehr kleine Dörfer einige Kilometer zurück in das
Städtchen Huy. Dort kehrten wir in einem urgemütlichen Restaurant 
ein. Der Wirt kannte den Schrottplatzbesitzer, die waren per Du und
sprachen sogar deutsch miteinander. Es gab innerhalb kürzester Zeit
eine leckere Mahlzeit auf Kosten unseres Gastgebers. Eigentlich hätte
es Pommes Frittes gegeben mit einer Spezialität, einer gebratenen
Leberwurst und Wirsing mit gebundener Milchsoße und ein Pistazien-
Eis als Nachtisch. Da ich aber Pommes Frittes seit einiger Zeit
überhaupt nicht mehr vertragen kann, zu meinem eigenen Bedauern,
ich mag die nämlich sehr gerne, war das kein Problem und ich bekam
Nudeln anstelle der Fritten. Nach dem Essen wurde noch gemütlich
etwas geplaudert und dann gings zurück ins Schloss. Es folgte die
Besichtigung aller Etagen. Das war schon irgendwie beeindruckend.
Fast schon etwas barbarisch wirkten da die rein zweckorientierten
Renovierungen früherer Jahre, wie oben angedeutet, wo wirklich alles
mit allem kombiniert wurde, Hauptsache das Anwesen ist wieder
nutzbar. Man hatte sich dabei auch keinerlei Mühe gegeben, diese
Mischbauweisen wenigstens ansatzweise zu verdecken. Da fand man
mitten im Flur des ersten und zweiten Stockwerks hier und da
sichtbare graue Fertig - Betonstürze über den Türöffnungen, oder wo
mal gerundete Fensteröffnungen waren, hatte man ebenfalls fertige,
eckige Betonumrandungen eingesetzt, frei sichtbar, darin dann ein
eckiges Fenster, wie sie Anfang der 70iger Jahre sehr modern waren,
mit asymmetrischen Fensterteilungen, solche Lappen von Fenstern mit
einem riesig breiten Fensterelement und einem weiteren kleinen
Element. Das wirkte schon befremdlich. In der Westseite hingegen
waren vorwiegend noch alle originalen alten Fenster erhalten, weil die
im Krieg nichts abbekommen hatten. Dann hatte wohl Anfang der
90iger Jahre schon mal jemand damit begonnen, einige dieser
Bausünden auszubügeln, das aber dann auch nur halbherzig verfolgt.
Also sind wir mal ehrlich, wenn man diese Bausünden für sich
genommen alle beheben wollte, jetzt mal ohne den Nutzaspekt der
Räume zu beachten, dann müsste man alleine dafür schon mindestens
3 Jahre Zeit investieren, wenn man das alles in Eigenleistung ändern
wollte. Aber zum Glück will der Schrottplatzbesitzer das gar nicht
alles ändern. Er sieht das pragmatischer. Nutzwert geht ihm vor
irgendwelchen Denkmalaspekten. Ich fand es stellenweise schon ein
wenig störend, wenn es einem gleich so ins Auge springt, dass in
einem ehemaligen Rundbogen für ein oben abgerundetes Fenster, ein
modernes eckiges Fenster eingebaut ist, aber nur zu gut kenne ich
auch die finanziellen Aspekte solcher Änderungen. Wollte man auf
korrekte Weise vorgehen, dann müsste man schließlich alle Fenster,
die falsch sind ändern und das wiederum würde man dann ja auch mit
modernen Isolierfenstern tun wollen, die eine gute Wärmedämmung
bieten, was bedeutet, dass alle zu tauschenden Fenster einzeln
angefertigt werden müssten. Die müssten dann optisch wie maßhaltig
exakt den alten Fenstern nachgebaut werden, nur mit neuzeitlichen
Materialien und wärmedämmend, denn dort passt rein gar nichts, was
es vielleicht irgendwo im Bauhandel von der Stange gibt. Das würde
bei solchen Fenstern mit Sicherheit noch viel teurer, als neue Fenster
ohnehin schon sind. Also hat der „Bauherr" beschlossen, alle Fenster,
die in ihrer Funktion noch brauchbar sind, bleiben so wie sie sind.
Dort, wo oben über eckigen Fenstern in ehemaligen Rundbogen-
Fensternischen hässlich beigemauerte Rundlücken der oberen
Rundbögen sind, werden diese kunstvoll mit einer eigens von einem
Fachmann aus Liege angemischten Farbe überlackiert, die ganz exakt
dem Farbton der alten Originalsteine des Außenmauerwerks
entspricht. Dadurch fällt dieser etwas schräge Lapsus nachher kaum
noch auf, weil es so wirkt, als sei es schon immer so gewesen.
Nun möchte ich Sie nicht mit weiteren Details zu den Arbeitsphasen
langweilen, die wir bei unserem Aufenthalt abgeleistet haben, aber es
ist schon eine etwas schwierige Baustelle. Nun muss man sagen, dass
keineswegs das gesamte Schloss heftig renoviert werden muss.
Ungefähr 40 % aller Räume sind gut in Schuss, vielleicht nicht mehr
ganz zeitgemäß für alle heutigen Ansprüche an Wärmedämmung und
Komfort, aber trotzdem gut und so, dass es sinnlos rausgeworfenes
Geld wäre, diese Räumlichkeiten auch alle zu renovieren. Vor allem
ist es der oben angesprochene Gebäudeteil, der im zweiten Weltkrieg
ziemlich gelitten hatte und in vielen Jahren danach immer wieder in
Teilabschnitten von ganzen Herscharen an unterschiedlichsten
Handwerkern ausgebessert wurde, von denen jeder seinen eigenen Stil
hatte, mit solchen Kriegsschäden umzugehen. Mit etwas Sorge muss
auch ein anderer Teil betrachtet werden, der nie irgendwelche
Schäden erlitten hatte und genau deshalb bei allen zwischenzeitlichen
Renovierungsmaßnahmen nie Beachtung fand. Da sind Bereiche, wo
dicke Holzbalken von Feuchtigkeit und Schimmel zersetzt sind, wie
eine poröse und matschige Masse. Nun waren wir ja nicht die Helden
der Arbeit dort, das war in der kurzen Zeit auch weder möglich noch
angedacht, wir sollten ja nur im kleineren Rahmen helfen. Von den
rund 10 Tagen, die wir dort verbrachten, haben wir an 4 Tagen beim
Renovieren geholfen. So verblieb der überwiegende Teil zum
Entspannen und Erkunden der Landschaft, wobei wir uns
ausschließlich auf das nähere Umfeld im Umkreis von vielleicht 50
km beschränkt haben. Mit Sicherheit war es nicht unser letzter
Arbeits- und Erholungsurlaub dort gewesen. Vielleicht in ein paar
Monaten noch mal für 1 bis 3 Wochen sowie später in
unterschiedlichen Abständen auch noch öfters.
Er hat dort einen Elektriker als Hilfskraft, der die teils maroden
Leitungen instand setzt und ich sage Ihnen, der hat eine Arbeitsweise,
da würden sich in Deutschland alle im Grab liegenden Elektro -
Handwerksmeister aus den letzten 50 Jahren im Grabe herumdrehen
und dort rotieren wie ein Hähnchen am Grillspieß, wenn die das sehen
könnten. Es gibt im Schloss noch etliche Räumlichkeiten, deren
Stromversorgung über steinalte Leitungen ohne Schutzleiter
geschieht. Normal wäre es ja nun, dass man die alle raus reißt und
durch neue Leitungen und Verteiler mit Schutzleiter ersetzt. Für
diesen Sparelektriker ist das aber nicht notwendig. Der prüft nur, ob
die alten Drähte noch funktionieren und zieht nur einfach eine
einzelne dritte Schutzleiterader in die alten Verteildosen ein. Wenn in
den alten Rohren dafür kein Platz mehr ist oder wenn diese verstopft
sind, was fast die Regel ist, dann zwängt er die Schutzleiterader zur
Not auch einfach einzeln unter die Viertelstäbe der Fußleisten oder
hinter Decken- und Vorhangverkleidungen. Kein Wunder, dass seine
Arbeitsleistung dann nur ein Fünftel der üblichen Kosten verursacht,
wie mir der Schrottplatzbesitzer mitteilte. Die einzige Stelle, wo der
einigermaßen sauber arbeitet, das ist im Bereich der Stromzähler, weil
da wohl irgendwann mal einer vom Stromversorger kontrollieren
kommt, wenn der Umbau fertig ist.

Wie dem auch sei, wir haben dort einiges geholfen und nicht zuletzt
dank unserer Erfahrungen im eigenen Haus ging uns das zügig von
der Hand. In etlichen Räumen war besonders der Innenputz von
Außenwänden stark beschädigt. Größere Fehlstellen und extrem viele
dicke Narben im Putz verhießen nichts Gutes und man hätte alleine in
einem der so geschädigten Räume mehrere Tage einen Verputz -
Spezialisten beschäftigen müssen. Wissen Sie, leichte Verputzarbeiten
kriege ich inzwischen selbst erledigt, sofern diese keinen besonderen
Schwierigkeitsgrad aufweisen, aber was dort fällig war, hätte eines
echten Fachmanns bedurft. Nun wäre ich nicht ich, wenn mir nicht
eine leichtere Lösung einfiele. So schlug ich dem „Schlossherrn" vor,
in den schlimmen Räumen die Außenwände einfach mit dick
gedämmten Gipskartonplatten zu verkleiden. Wissen Sie, es gibt heute
solche schönen Kombiplatten, da ist vorne diese superglatte
Gipskartonseite und die Rückseite gibt's mit verschieden stark
beschichtetem Styropor oder Styrodur. Styropor kennt jeder, brauche
ich wohl nicht zu erklären und Styrodur ist so ähnliches Zeug, nur
stabiler, fester und bröckelt nicht so. Oft ist letzteres in violett,
hellgelb oder grün, warum weiß ich nicht, während Styropor ja meist
einfach in weiß gehalten ist. Die Vorteile dieser Lösung liegen auf der
Hand und hängen an der Wand, könnte man sagen. Eine superglatte
Wandfläche, sehr gute Wärmedämmung und man braucht nur noch
die Übergangsnähte zwischen den einzelnen Platten und die
Schraublöcher mit Spachtelmasse beizuputzen. Die Materialkosten
sind natürlich etwas höher, als beim Nur - Verputzen, aber dafür spart
man sich den Lohn für einen Könner des Verputzens, der ansonsten
dort fällig gewesen wäre. Weiterhin spart man danach merklich
Heizenergie, denn gerade das großflächige Dämmen der Außenwände
bringt viel. Der Besitzer war von der Idee mehr als begeistert, weil er
so gleich in den Genuss der Wärmedämmung in einem Arbeitsschritt
gelangt. Er bestellte dann gleich entsprechende Mengen solcher
beschichteter Gipskartonplatten und die haben wir dann in unserer
Zeit dort in immerhin 3 Räumen an den Außenwänden eingebaut und
beigeputzt. Das ging recht zügig und damit war unser Arbeitspart für
den jetzigen Aufenthalt im Wesentlichen schon erledigt.

So stand Erkundungen der Gegend nichts mehr im Wege. Wie schon
eingangs erwähnt, eine unerwartet abwechslungsreiche Gegend ist
das. Mit teilweisem Mittelgebirgscharakter und durchaus erheblichen
Steigungsabschnitten in den Straßen, die jedoch, beispielsweise im
Unterschied zu solchen Steigungsstrecken im Schwarzwald, nicht so
lange anhielten und meist nach höchstens 500 m wieder in seichtere
Streckenstücke übergehen. Dann fährt man so gemütlich daher und
vielleicht nach nur 10 km befindet man sich plötzlich in einer großen
ebenen Weidelandschaft, nur noch Flachland, Wiesen und vereinzelt
ein paar Baumgruppen. Ich hatte mir in meiner Theorie ganz Belgien
immer so vorgestellt, wie die letztgenannte Landschaft war. Dass es
dort auch wunderschöne Mittelgebirgszüge gibt, war mir völlig neu.
Auch diese Flachlandregionen sind sehr schön, sofern man dafür einen
Sinn hat. Es gibt ja Leute, die können mit Flachland generell nicht viel
anfangen, ich liebe hingegen einen ausgeprägten Flachlandcharakter
sehr, mag aber halt auch Mittelgebirge. Nur mit alpinen Hochgebirgs-
Landschaften habe ich es nicht so sehr, wo ansonsten viele Leute
besonders von schwärmen. Ich finde solche extrem hohen Berge, wie
in den Alpen, total erdrückend, fast schon bedrohlich und
ungemütlich. Also Belgien ist ein Land, wo es, außer alpinen
Gebirgsformen, sonst alles auf kleinstem Raum gibt, was man sich so
an Landschaftsformen vorstellen kann. Somit ein Land ganz nach
meinem Geschmack, zumal es dort, zumindest nach meinen
Beobachtungen in dieser kurzen Zeit, einen deutlichen Schlag
gemütlicher zugeht, als bei uns in Deutschland, wo generell alles von
einer unerklärbaren Hektik geprägt ist. Von wegen deutsche
Gemütlichkeit, belgische Gemütlichkeit, das klappt! Es mag Zufall
sein, aber mit einem Punkt in Belgien tat ich mich allerdings etwas
schwer, der Stil, wie die meisten dort autofahren war für mich
gewöhnungsbedürftig. Dort gilt zwar auf normalen Landstraßen nur
Tempo 90, also nicht wie hier Tempo 100, aber eigentlich fährt gerade
dort in der kurvigen Mittelgebirgsregion kaum einer langsamer als
120 km/h und das, obwohl die Strafen für
Geschwindigkeitsübertretungen dort wesentlich höher liegen, als bei
uns. Soweit ich weiß, haben die allerdings kein Punktsystem, das ist
nur so eine typisch deutsche Bürokraten - Verwaltungs- und
Reglementierungserfindung, aber die Geldstrafen für derartige
Übertretungen sind schon sehr heftig. Da musste schon manch einer
einen Kleinkredit aufnehmen, um sein Strafmandat zu bezahlen. Wer
dort seinen Strafzettel nicht bezahlt, der kriegt kurzerhand das Auto
konfisziert, bis er bezahlt hat, da kennen die gar nichts. Andererseits
erzählte mir der Schrottplatzbesitzer, dass es dort wesentlich seltener
Geschwindigkeitskontrollen gäbe, als in Deutschland, vielleicht
höchstens ein Zehntel. Das schließt natürlich nicht aus, dass man doch
mal das Pech hat, da rein zu geraten. Wir hatten in der Hinsicht aber
keine Probleme. Im Ausland ist man ja immer besonders bemüht, die
örtlichen Regeln einzuhalten und gerade deshalb wirkt man dort wie
ein Fremdkörper auf den Straßen, der da nur mit 90, vielleicht mal
knapp 100 daher kriecht. Andererseits sind die meisten Straßen vom
Zustand her schlechter als bei uns. Schlaglöcher werden, wenn
überhaupt, oft wohl nur provisorisch beigeflickt, und um so mehr
wundert es einen, wie die ihren Autos besonders auf den teils wirklich
ungemütlich holprigen Straßen noch hohe Geschwindigkeiten
abverlangen. Die müssten dort eigentlich einen enormen Absatz an
Stoßdämpfern haben, denn dort merkt man sofort, wenn die
verschlissen sind.

Das Wetter spielte zu der Zeit insgesamt nicht so richtig mit, es war
vorwiegend nasskalt, teils sogar winterlich, aber das war im gleichen
Zeitraum wohl in Deutschland nicht anders. Diese Wetterkapriolen
waren somit kein belgisches Phänomen. An einem frischkühlen
Morgen waren wir zu neuen Erkundungen aufgebrochen und
entdeckten dabei, vielleicht 40 km entfernt, einen verlassenen und
vergessenen Vergnügungspark. Sie kennen solche Parks sicher auch,
wo es vor allem für Kinder und Jugendliche zahlreiche
Vergnügungsattraktionen gibt, so in der Art von Achterbahnen,
Autoskootern, Märchenbühnen, Puppenspielern, Schwimmbecken,
Karussells, Süßigkeiten - Ständen, mehrstufigen Rutschbahnen, Park -
Eisenbahnen und Tiergehegen sowie ähnlichem Zeug. Dort vegetiert
ein solcher ehemaliger Vergnügungspark offensichtlich schon seit
Jahren ungenutzt vor sich hin. Hoch bewachsen mit Unkraut von 5 bis
10 Jahrgängen stehen alle Anlagen still, Eisenteile rosten bereits,
Holzteile klappern im Wind und verfaulen. Es ist eine gespenstische
Atmosphäre, so etwas habe ich zuvor noch nie gesehen. Wir kennen
uns mit Ruinen ja gut aus, aufgrund der Fabrik - Erkundungen, aber
das hier ist wieder etwas völlig anderes. Weil das alles ja eine
Parkstruktur hat, wo überall früher schön gepflegte Blumenbeete
dazwischen waren, wächst heute in Verwahrlosung das Unkraut um
ein Vielfaches mehr und schneller alles zu, als beispielsweise in einer
alten Fabrik, wo sich das Grünzeugs zuerst wieder seine Lebensräume
schaffen muss. Selbst das geht ja schon erstaunlich schnell, aber hier
in solch einer Anlage passiert das praktisch innerhalb von einem Jahr
aufs nächste. Gerne hätte ich Ihnen davon Fotos beigesteuert, jedoch
wegen den nach wie vor ungelösten Kameraproblemen konnten wir
nicht knipsen. Das werde ich mit Sicherheit bei einem späteren
Besuch nachholen, der ja in absehbarer Zeit folgen wird.

Nun, es mag kitschig klingen, aber eine treffendere Formulierung fällt
mir im Moment nicht ein, aber diese belgische Landschaft strahlt eine
ungeheure Melancholie aus, das aber auf eine sehr angenehme Weise.
Oftmals verbindet man Melancholie mit einer Art Trauerstimmung,
Wehmut oder etwas ähnlichem, dort aber würde ich den Begriff mehr
mit einer gewissen Melancholie der Gemütlichkeit oder der
Behaglichkeit deuten. Diese Landschaft strahlt, zumindest auf uns,
ungefähr die gleiche Art von Behaglichkeit aus, wie im tiefsten
Winter ein warmer Ofen neben den man sich zurück kuschelt. Klingt
alles irgendwie komisch, weiß ich, aber so empfand ich das. Eine
Landschaft dieser Art ist natürlich keine Landschaft der Schlagzeilen
und der besonderen Vorfälle. So gab es eigentlich ansonsten von dort
auch weiter nichts zu berichten, außer dem, was ich Ihnen oben schon
geschrieben habe.

Neben dem geschilderten, überschaubaren Arbeitspensum sind wir
dort sehr viel mit dem Auto spazieren gefahren und gewandert oder
haben uns zeitweise die Fahrräder vom „Schlossherrn" geliehen.
Damit sind wir oft stundenlang durch die Landschaft geradelt. Es
befreit so schön die Seele, wenn man dort radelt. Sämtlicher Stress
und alle anderen Gedanken fallen dabei so schön von einem ab, ohne
dass man selbst etwas dazu tun muss, außer zu radeln und die
Landschaft auf sich wirken zu lassen. Wir wären gerne noch ein paar
Tage weiter dort geradelt, aber ein drastischer Wetterumschwung mit
argen Minustemperaturen bei Nacht und selbst nur rund 2 Grad bei
Tag, teils sogar mit Schnee und Hagel, vermieste uns diese Absichten.
Da auch keine kurzfristige Wetterbesserung in Aussicht war, haben
wir nach diesen Dingen unsere Sachen zusammen gepackt und sind
nach Hause gefahren. Die Rückfahrt empfand ich wesentlich schöner,
als die Hinfahrt, weil man dabei nicht mehr auf den Vordermann
achten brauchte. Zurück sind wir ja völlig in Eigenregie, weil der
Schrottplatzbesitzer dort geblieben ist. Wir sind dabei völlig andere
Wege gefahren, dadurch hat die Rückfahrt auch doppelt so lange
gedauert, wie die Hinfahrt, aber sie war auch mindestens doppelt, eher
dreimal so schön. Im gut geheizten Wagen gemütlich durch die
schöne und unbekannte Landschaft zu fahren, das machte trotz des
grauen Wetters viel Spaß. Ab und zu haben wir uns beim Fahren
abgelöst, so dass es für niemanden monoton wurde. Am liebsten
wären wir in fast jedem Ort zum fotografieren mal ausgestiegen, weil
jedes kleine Nest dort seinen völlig eigenen Charakter hat. Das haben
wir natürlich nicht gemacht, erstens wegen der bereits genannten
Kameraprobleme und zweitens, weil wir dann jetzt noch nicht zurück
wären. Einerseits wären wir gerne noch tagelang so weiter gefahren,
aber andererseits strebten wir auch wieder nach Hause in unser
eigenes Heim.

Ein leicht atemberaubendes Ereignis hat uns vor wenigen Tagen in die
Realität des früheren Industriegeschehens auf unserem Grundstück
zurück geholt. Ich hatte Ihnen ja schon mehrmals ausführlich darüber
berichtet, welche Fabrikanlagen sich früher mal hier auch auf unserem
Grundstück befanden. Davon sieht man äußerlich heute nahezu nichts
mehr, lediglich die Werkstattgarage, die uns ja vornehmlich als
normale Autogarage dient, erinnert durch ihren Baustil und einige
Reste im Inneren noch an diese Zeit. Auch berichtete ich Ihnen schon
darüber, dass Teile unseres „Gartens" noch von Resten der
Fabrikanlagen unterkellert sind, den man alleine deswegen schon
nicht wirklich als Garten bezeichnen kann. Wir haben niemals
Aufhebens um mögliche Umweltprobleme gemacht, die da vielleicht
noch unter unseren Füssen schlummern. Es wäre ja auch schön blöd
von uns, denn schlafende Hunde soll man bekanntlich nicht wecken.
Wir gehen mit diesen theoretischen Problemen allerdings völlig
entspannt um. Hier gibt es keinen Grund zur Besorgnis, solange von
uns keiner aus eigenem Antrieb diese Thematik in der Öffentlichkeit
anstößt. Ich gehe davon aus, dass die Behörden gar nicht mehr wissen,
was auf unserem Grundstück vor über 40 oder noch mehr Jahren mal
war. Die Leute, die sich daran nach so langer Zeit noch aus eigenem
Miterleben erinnern, die sind heute schon so alt, dass sie nicht mehr
aktiv in den Behörden arbeiten, sondern schon lange pensioniert oder
gar tot sind. Die Aktiven hingegen wissen es gar nicht oder für die
sieht es so aus, als ob seit je her die Fabrik erst hinter der Mauer am
Ende unseres Grundstück angefangen hätte, weil ja auch diese Mauer
schon 40 Jahre alt ist und daher heute nicht mehr wie nachträglich
errichtet wirkt. Es gibt also gar keinen Anhaltspunkt, irgendwelche
Altlasten auf unserem Grundstück zu vermuten. Wir selbst wurden
unterdessen am vergangenen Freitag genau mit diesen Altlasten etwas
unschön konfrontiert. Natürlich werden wir das nicht an die große
Glocke hängen. Ich muss zum besseren Verständnis etwas weiter
ausholen. Westlich endet unser Grundstück ja an besagter Mauer zur
Fabrik. Östlich wird es durch die kleine Straße begrenzt, die dann an
unserem Haus vorbei läuft und weiter in Richtung Süden durch den
Waldhain am Militärauto - Schrottplatz vorbei zu den Mühlen führt.
Gleich südlich neben unserem Grundstück zweigt von eben dieser
Straße die ehemalige Haupt-Einfahrt zur alten Fabrik ab, unser
Grundstück ist in diese Richtung größtenteils von altem
Heckengebüsch begrenzt, welches wir auch alleine schon aus
Sichtschutzgründen so stehen lassen. Nur nördlich hatte unser
Grundstück keine richtige Begrenzung. Da steht ein Stück
Maschendrahtzaun, aber eben nur ein Stück, dann eine unterbrochene
kleine Mauer und eine Art kleiner Wassergraben, um dann im
weiteren Verlauf auf benachbarte wiesenähnliche Grundstücke
auszuufern, wo noch etliche alte Bäume drauf stehen. Rund weitere
150 m nördlich beginnt dann die eigentliche Siedlung, wo die Häuser
der anderen Siedlungsbewohner stehen. Auf diese nördlich
benachbarten Grundstücke gelangt man mit wenig Aufwand von der
vorderen kleinen Straße, so dass im Prinzip jeder, der will, von dieser
Seite über diese nördlichen Nachbargrundstücke ohne größeres
Hindernis auf unser Grundstück laufen könnte. Das gefiel uns
natürlich nicht so recht. So beschlossen wir, die Lücken in dieser
Einfriedung durch Reste von Maschendrahtzaun zu schließen. Bei
unseren Fabrikerkundungen gleich nebenan hatten wir schon vor
längerer Zeit einige Rollen fast neuwertigen Maschendrahtzauns
sowie ungefähr 30 dazu passende Eisenrohrpfähle vom Fabrikgelände
mitgebracht. Das Zeug lag gleich vorne an, man könnte sagen auf der
anderen Seite der Mauer. So wie das aussieht, waren das Reste, die
mal bei der Errichtung eines Zaunes an anderer Stelle des
Fabrikgeländes vor vielleicht 30 Jahren übrig geblieben waren. Es ist
also alter Zaun, der aber noch ungebraucht ist und der nie aufgestellt
war. Obwohl das so alt zu sein scheint, ist es schon die Sorte mit der
grünen Kunststoffbeschichtung. Aufgrund des Alters blättert die
allerdings an den Pfählen schon stellenweise etwas ab. Das
beeinträchtigt die Funktion jedoch nicht. Wir haben schnell mit einer
Schaufel in den jeweiligen Lücken, wo noch kein Zaun war, einige
Löcher im Abstand von ungefähr 2,5 m gemacht, selbst gemischten
Beton rein und die Pfähle da rein, etwas mit Holzlatten abstützen und
härten lassen. Später kommt dann der Maschendrahtzaun an diese
Pfähle. So weit, so gut. Das Gelände ist dort hinten nicht ganz eben,
so dass sich, sobald man im Regen ein Loch gräbt, darin gleich
Wasser ansammelt, da es durch die leichte Grundstücksschräge
automatisch dorthin läuft. Ein Pfahlloch, welches aus Zeitmangel
nicht am gleichen Tag mit Beton befüllt werden konnte, lief so am
Folgetag hoch voll Wasser, als es zu regnen begann. Alles nichts
besonderes. Etwas nachdenklich wurde ich allerdings, als ich sah, dass
sich das Wasser in dieser Pfütze blubbernd gelb verfärbte und zu
qualmen begann. Sie werden sagen, der Lappenkeuler spinnt jetzt
vollends, aber es war genau so. Das Regenwasser in der Pfütze wurde
kräftig gelb, blubberte, oder man muss schon mehr sagen brodelte,
und wo die Bläschen vom Brodeln platzten rauchte es. Zugleich stank
es wie faule Eier, allerdings ergänzt um eine stechend ätzende
Geruchsnote. Kayla war entsetzt und meinte, dass man sich ja wohl
nicht mehr in den Garten trauen könne, wer weiss, was da noch alles
drunter schlummert, wo man sich vielleicht noch Verätzungen an den
Füssen einhandelt, wenn man da rein tritt. Es war wirklich
beunruhigend, würde ich etwas anders behaupten, müsste man mich
für abgestumpft erklären. Aber was macht man in solch einer
Situation? Ich habe mit der Schaufel das Regenwasser aus dem Loch
gehoben, wonach der Effekt nachließ. Unterhalb des Lochs entdeckte
ich eine gelblich-weiße, leicht schleimige Lehmschicht, die wohl für
dieses Malheur verantwortlich war. Es sind irgendwelche alten
Überreste aus einem Gemisch von Erdreich, chemischen
Altsubstanzen, Bauschutt und sonstigem Müll, die wohl noch von dem
Abrissmaterial stammen, welches entstanden war, als vor vielleicht 40
Jahren die Reste der Fabrikanlagen, die auf unserem Grundstück mal
standen, platt gemacht wurden. An Entsorgung hat damals keiner
gedacht, die chemischen Überreste wurden einfach gleich behandelt
wie Erdreich und mit untergebuddelt. So haben wir eiligst dieses Loch
mit Unmengen von selbst gemischtem Beton verfüllt, Zaunpfahl rein,
fertig! Kayla hatte schon die Befürchtung, dass der Beton wegen der
Chemikalien nicht abbinden würde, aber das krasse Gegenteil war der
Fall, der Beton wirkte fast wie Schnellzement und war binnen einer
halben Stunde steinhart. Etwas kurios sieht es dennoch aus, weil der
Beton sich ebenfalls hellgelb marmoriert verfärbt hat. Das stört uns
aber nicht, wenn im Frühling das Wetter mal besser ist, dann wird
dieser Betonsockel einfach grau angestrichen und es fällt nicht mehr
auf. Mittlerweile haben wir den ganzen Zaun auf der nördlichen
Grundstücksseite fertig, so dass nun das Betreten von Unbefugten
nicht mehr so leicht möglich ist. Im Prinzip muss man bei unserem
Grundstück wohl immer gespannt sein, welche Überraschung oder
welche Altlast als nächstes auf einen wartet. Grün angehauchte
Umweltpäpste oder ähnlich eingestellte Personen hätten hier
sicherlich keine ruhige Minute mehr und hätten wahrscheinlich schon
längst eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Verkäufer
angeleiert, um das Anwesen wieder los zu werden. Wir jedoch
überhaupt nicht. Wissen Sie, ich weiß genau, dass ein vergleichbares
Anwesen heute unter normalen Umständen nie und nimmer für diesen
Preis, den wir gezahlt haben, in solch einer exzellent ruhigen
Einzellage zu bekommen wäre. Was würde es mir nützen, wenn ich
dann vielleicht nach einem Prozess das Geld zurück bekäme, dann
aber auch hier das Haus los wäre und wir uns wieder woanders etwas
suchen müssten? Zu einem solchen Preis kriegt man heute nichts
wirklich brauchbares mehr, was uns so zusagen würde, wie das hier.
Also halten wir lieber schön den Mund, genießen die einzigartige
Lage und die räumlichen Möglichkeiten und nehmen dafür im
Gegenzug die gelegentlichen Unannehmlichkeiten von entdeckten
Altlasten in Kauf. Wie ich schon öfters erwähnte, da wir ohnehin im
Garten kein Gemüse oder dergleichen anbauen wollen, spielt das für
uns doch gar keine wirkliche Rolle. Unser Leben wird dadurch nicht
eingeschränkt und wenn wir mal viel Zeit haben und alles andere
erledigt ist, dann könnten wir sicher auf dieser unterlagerten
Gartenfläche einfachen Rasen sähen, dafür wird's wohl immer noch
reichen. Dort stellen wir dann im Sommer ein paar Liegestühle auf
und können das als Entspannungswiese nutzen. Gewiss wird man
sagen, dass der Makler oder der Verkäufer uns eigentlich auf die
Altlasten hätte hinweisen müssen, aber die haben uns ja sogar
schriftlich und notariell beglaubigt gegeben, dass hier keine Altlasten
vorhanden wären, was eindeutig nicht stimmt, aber was würden wir
damit erreichen, wenn wir deswegen nun Sturm laufen würden? Die
einzigen, die Nachteile davon hätten, das wären wir selber. Selbst
dann, wenn das dann alles auf Kosten des Verkäufers geräumt würde
und wir ansonsten hier wohnen bleiben könnten. Würde das nämlich
geräumt, dann wäre hier wohnen auf sicherlich 2 Jahre lang
unmöglich, bis das alles ausgebaggert wäre und wer weiß, was dabei
noch alles zum Vorschein käme. Der Rentner, der sich ja nun wirklich
auch von früher her hier gut auskennt, der vermutet nämlich auch,
dass dort noch ganz schön giftige Dinge lauern, die man besser
unangetastet lässt. Wie schon gesagt, uns beunruhigt das alles nicht
wirklich, so lange keine offiziellen Stellen oder irgendwelche blöden
Umweltheinis davon Wind bekommen. Wenn man das als
Außenstehender zum ersten mal hört, erschrickt man gewiss, aber es
ist alles halb so schlimm oder noch nicht mal das. Entscheidend ist
doch, dass man hier gut lebt und als Bewohner keine wirklichen
Beeinträchtigungen durch diese Angelegenheit hat. Wie schon oben
erläutert, ohne diesen mehr theoretischen, weil nicht wirklich
spürbaren Nachteil auf der einen Seite, wäre das alles hier niemals zu
einem solch günstigen und für uns erschwinglichen Preis zu haben
gewesen.

Am Ostersamstag war hier eine Truppe von Studenten, die ja oft für
neue Ideen gut sind, und die haben im vorderen Bereich das Gelände
der alten Fabrik besichtigt. Zusammen mit einigen älteren Herren
wurde vor allem hier der vordere Bereich, unweit des alten
Haupteingangs und der großen Halle mit dem großen Kamin, also
auch unweit von unserem Haus, unter die Lupe genommen. Einige
kletterten sogar an den leichten Eisenstufen des Kamins ein Stückchen
hoch, allerdings keiner wagte sich höher als etwa 4 m. Der Kamin soll
insgesamt 36 m hoch sein, sagte der Rentner mal. Sie werden lachen,
das ist ernst gemeint, die haben die Idee, diesen hohen nostalgischen
Kamin, der offensichtlich in seiner Bausubstanz noch recht gut
erhalten ist, nachts mit farbigen Scheinwerfern anzustrahlen sowie an
dem selbst auch noch ganz oben irgendwelche Scheinwerfer und eine
sogenannte Laserkanone anzubringen, die dann nachts für eine
besondere Beleuchtungsstimmung sorgen. Ich habe mit einigen von
denen gesprochen und diese Idee ist denen bei einer nächtlichen Reise
durchs Ruhrgebiet gekommen, wo man ähnliches an einigen Stellen
mit alten Kaminen und Fabrikanlagen macht. Ich kann mir zwar
durchaus vorstellen, dass das seinen optischen Reiz hat, aber ich
denke, man kann das Ruhrgebiet nicht mit hier unserer Siedlung
vergleichen, denn wenn man das bei uns wirklich machen würde, wer
würde das schon sehen, außer uns Siedlungsbewohnern und den
Arbeitern in der Regenwasserbehälterfabrik? Ich hoffe ja nicht, dass
die auf die Idee kommen, hier zusätzlich noch irgendwas zu machen,
was Heerscharen von Leuten herlockt, die das dann bewundern. Wie
mir einer der Studenten sagte, ist es vor allem, wie so oft, ein
Geldproblem, denn die Studenten werden das ja nicht aus ihrer Tasche
bezahlen, sondern suchen jetzt Sponsoren oder gar die Verwaltungen
als Geldgeber. Firmen als Sponsoren machen das aber nur, wenn dabei
für sie auch ein Werbeeffekt heraus springt und das dürfte hier in der
einsamen Lage wohl schwierig werden. Die Kommunalverwaltungen
haben ohnehin kein Geld übrig und werden da wahrscheinlich eher
nichts für ausgeben. So schön das optisch auch sein mag, aber ich
hoffe inständig, dass die mit ihrem Projekt scheitern, denn es wäre
eine Schande, wenn nur deshalb Menschenmassen hergelockt würden
und es mit unserer abgeschiedenen Ruhe vorbei wäre.

Von meinem Autobekannten erfuhr ich, dass vor einigen Wochen in
Stuttgart eine kleine Demonstration gegen ein Kopftuchverbot an
einem Bereich der Uni war. Alleine schon diese Diskussion ist in
meinen Augen der größte Schwachsinn, den es gibt. Für mich sind
diese Kopftücher vor allem ein Zeichen von religiösem Fanatismus
und Fanatismus ist generell immer schlecht, egal wofür oder wogegen
er sich einsetzt. Da habe ich ganz unbewusst und auch unbeabsichtigt
ein großes Gehabe angestoßen. Ich hatte im Verkaufsraum vom
Autohaus meines Autobekannten meine Ansicht geäußert, dass eine
Religion, die von den Leuten unbedingt äußere Zeichen wie ein
Kopftuch abverlangt, für mich lächerlich sei. Um zu verdeutlichen,
wie ich das meine, sagte ich dann, dass es im Prinzip das Gleiche
wäre, wenn morgen eine Religion daher käme, die von all ihren
Anhängern verlangen würde, dass sie ständig eine rote Pappnase
tragen. Dann würde sicherlich sofort jeder sagen, wie lächerlich
solche aufgezwungenen Zeichen sind und im übertragenen Sinne sehe
ich das mit dem Kopftuch ähnlich. Nun waren wir in diesem
Verkaufsraum zu dem Zeitpunkt nicht ganz alleine. Hinten in einer
Ecke stand ein Mann, der sich ein ausgestelltes Fahrzeug ansah. Da
ich aber nur in normaler Zimmerlautstärke gesprochen hatte, wäre ich
nie auf die Idee gekommen, dass der dahinten das überhaupt hört. Er
hatte es aber gehört und zu allem Überfluss war das auch noch ein
Türke, der dem muslimischen Glauben anhing. Wogegen ich ja auch
überhaupt nichts habe, jeder kann ja glauben, was er will, aber der
hatte meine Wortfetzen noch nicht ganz aufgeschnappt, da kam der
wie ein Wildschwein nach vorne zu uns gehastet und brüllte mich an,
dass ich ein elendes Lästermaul sei und dass Allah mich bestrafen
würde. Mit diesen Äußerungen hätte ich angeblich die Lehre des
Propheten in Frage gestellt. Das ist ja schon für sich genommen
völliger Unsinn, weil ich nichts in Frage stellen kann, was ich
überhaupt nicht kenne. Mir ist die Lehre des Propheten nicht bekannt.
Weitere Wallungen von mittelalterlichem, religiösen Fanatismus
schüttete er über uns aus. Mein Autobekannter versuchte zuerst die
Stimmung zu besänftigen, aber dieser aufbrausende Kerl wollte sich
gar nicht besänftigen lassen. Im Gegenteil, der steigerte sich immer
weiter da hinein. Von dem Getobe wurde schon die Frau meines
Autobekannten aufmerksam, die nebenan im Büro saß, und kam
herüber. Dann hat mein Autobekannter ihn raus geworfen, weil der
absolut keine Ruhe geben wollte. Zuerst hat der meinem
Autobekannten dann noch Prügel angedroht, aber da kennt er den
schlecht. Mein Autobekannter ist ein sehr ruhiger und gelassener
Mensch, aber alles hat seine Grenzen und wenn die bei ihm
überschritten sind, wie in dem Fall, wo er sich in seinem eigenen Haus
von einem fanatischen Idioten angreifen lassen soll, dann wird der
sehr ungemütlich. Er hat den Kerl zuerst mit einem
Schraubenschlüssel traktiert und ihn dann am Kragen gepackt und vor
die Tür geworfen. Mit dieser Geschichte war ja wieder erneut
bewiesen, wie verrückt diese Burschen sind. Das hat doch in dieser
Form nichts mehr mit Religion zu tun, so ein Verhalten kann ich nur
als absolut krank bezeichnen. Nach meiner Meinung sollten Leute mit
solch einer fanatischen Einstellung gleich aus Deutschland
rausgeworfen werden. Wenn die das so ausleben wollen, sollen die zu
haus bleiben, wo sie hingehören, aber nicht ihren festsitzenden,
chronischen Hass in die ganze Welt tragen.

Nun ja, solche Ereignisse verwundern einen und stimmen einen
nachdenklich. Andererseits sollte man sich davon nicht zu sehr
beeindrucken und schon gleich gar nicht vereinnahmen lassen. Sich
nach Leuten zu richten, deren Horizont allerspätestens an der eigenen
Nasenspitze endet und deren Zukunft ausschließlich in der
Vergangenheit von vor Jahrtausenden liegt, das war noch nie mein
Ding. Beeindrucken können mich solche Figuren schon gleich gar
nicht, eher im völligen Gegenteil.
Nun, weg von solchen eigentlich sinnlosen Gedanken, denn die
grauen Zellen des Hirns sind zu schade dafür, um sie damit zu
belasten.
Am nächsten Wochenende müssen wir schon wieder diese irrwitzige
Sommeruhrzeitumstellung absolvieren, an diesem Tag freut man sich
am meisten über alle funkgesteuerten Uhren, die das automatisch
machen. Ich finde, das ist der größte Vorteil dieser Art von Uhren.

So ende ich nun, Kayla und ich wünschen Ihnen einen schönen
Frühling, der hoffentlich auch bald wettermäßig in Aktion tritt.

Ihr

Egbert Lappenkeuler.